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05/2013

Tipps zur Datenmigration bei Groupware Titelthema Umzugsplaner Groupware-Migration

20 Microsofts Produktpolitik treibt kontinuierlich viele Anwender vom Windows Small Business auf eine freie Groupware. Aber auch so manche funktionsarme Cloudlösung legt einen Umstieg nahe. Bei der Migration

der Daten gibt es jedoch einiges zu sortieren, das über die bloße Technik hinausgeht. Tim Schürmann, Markus Feilner www.-magazin.de

25 Prozent Ähnlichkeiten mit früheren Projekten auf“, warnt Michael Kromer (Abbildung 1) vom Groupwarehersteller (Abbildung 2, [1]). Er mahnt zur Geduld: „Während der Mi- gration sollten alle Beteiligten Ruhe be- wahren, gerade wenn unvorhergesehene Probleme auftreten. Das Unter- oder gar Abbrechen einer laufenden Migration auf- grund von Ungeduld zählt zu den absolut typischen Migrationsfehlern.“ Auch Cornelius Weiss (Abbildung 3), Entwicklungsleiter bei Metaways, der Firma hinter Tine 2.0 (Abbildung 4, [2]) preist Ruhe, Geduld und Beharr- lichkeit als die obersten Tugenden: „Ich habe kaum eine Migration erlebt, wo es

© Jean-Marie Guyon , 123RF.com Guyon © Jean-Marie nicht auch zwischendurch mal Zweifel am Gesamtprojekt gab.“ Sie gehören zu den komplexesten He- durch deren Hersteller – und genau das Und FSFE-Urgestein Georg Greve (Abbil- rausforderungen, die sich in der Unter- geschieht in dieser Branche derzeit: Mehr dung 5), Mitgründer der Systems nehmens-IT finden: Groupwaremaschi- und mehr wandern Kunden vom lokalen AG (Abbildung 6, [3]) sagt: „Die Technik nen. Meist werkelt Microsofts Exchange Server in die Cloud und – nicht selten ist immer lösbar, das ist nie das wahre auf den kombinierten Mail-, Adressbuch- gleichzeitig – von proprietären Produkten Problem. Aber deutlich leichter tut sich, und Kalenderservern. Zu den ohnehin zu Open-Source- oder zumindest OSS- wer von vornherein auf Open Source und schon ausreichend komplizierten drei Ba- basierten Angeboten. offene Protokolle gesetzt hat.“ sisdiensten kommen fast in jeder Firma Die Migration der Allrounder ist jedoch Erweiterungen wie Verzeichnisdienste, oft ein langwieriger Prozess, in dem die Schritt 1: Einarbeiten CRM, ERP und Dokumentenmanagement, Technik (für viele Admins überraschen- was die Server zu den zentralen Daten- derweise) nicht die Hauptrolle spielt. Die Arbeit für die Admins fängt jedoch schleudern im Unternehmen macht. Das Linux-Magazin hat für diesen Artikel schon lange vor der eigentlichen Mig- deutsche Groupwarespezialisten (Consul- ration an – bei der Bestandsaufnahme. Handle with care! tants und Hersteller) nach ihren besten Hierzu muss sich die für die Migration Tipps, Tricks und Best Practices gefragt – Mancher Admin ist schon froh, wenn und einige teils überraschende, aber stets DELUG-DVD das System dauerhaft so läuft wie ge- hilfreiche Antworten bekommen. Auf der Delug-DVD finden Sie DELUG-DVD wünscht, und handelt eher nach dem zum 25. Jubiläum der ältesten noch exis- Motto „Never touch a running system“. Jedes Mal anders tierenden Open-Source-Groupware Citadel Eine Groupwaremigration­ ist schnell [11] ein VMware-Image mit der aus den als ein kostspieliges Mammutprojekt „Das ist ein Feld, in dem es extrem indivi- Bulletin Boards der 80er Jahre gewachse- bekannt, das Unternehmen nur ungern duell zugeht. Von den zahlreichen Group- nen, vollständig unter Open-Source-Lizenzen angehen. Ist aber proprietäre Software waremigrationen, die ich in den letzten stehenden und mit vielen offenen Standards im Spiel, entsteht der Zwang nicht selten Jahren betreut habe, wiesen maximal kompatiblen Groupware. 05/2013 Titelthema Groupware-Migration

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Abbildung 1: Michael Kromer ist IT-Consultant bei Zarafa und hat dort bereits zahlreiche Migrationen betreut. Seine Erfahrung zeigt: Jede ist anders. Abbildung 2: Gute Outlook-Unterstützung, Anbindung mobiler Geräte und ein modernes Webinterface bietet zuständige Person möglichst gut mit der Zarafa. Mapi und Active Sync machen das möglich, die Daten landen in einer SQL-Datenbank. bestehenden, aber auch mit der Ziel- Umgebung auskennen. Wer später, also als unnötig oder der Zugriff auf die Daten ist mehr als nur eine Datenablage, sie beim eigentlichen Umzug, nicht von Pro- ist über allzu lange Zeit nicht möglich, bildet Unternehmensstrukturen ab, durch blemen überrascht werden will, muss die weil die Methode in den Planungen ein- Rechte und Prozesse, aber auch durch die typischen Limits beider Systeme kennen fach nicht vorgesehen war.“ Art, wie die jeweilige Groupware tickt. und die potenziellen Schwachstellen be- Um das zu verhindern, muss die für die Da sind jeweils ganz andere Prinzipien, reits erahnen. Migration zuständige Person viel und re- Denkansätze und Arbeitsweisen im Spiel, gelmäßig mit den betroffenen Anwendern die Unternehmen umsetzen müssen.“ Bestandsaufnahme der Groupware kommunizieren. „Es sollte aus jedem Bereich der Gesamtumgebung Groupware-Psychologie Als Nächstes ist zu klären, welche Funk- eine im Projekt verantwortlich eingebun- tionen die Anwender in der alten Group- dene Person geben, die einschätzt, ob das Bereits die Frage nach dem richtigen ware überhaupt genutzt haben. Nur die Migrationsverfahren und das Zielsystem ­programm spricht nach seiner Mei- muss der Admin dann auch tatsächlich richtig sind.“ nung Bände: „Wir bei Tine 2.0 empfehlen bei einem Umzug berücksichtigen. Al- Dem stimmt auch Cornelius Weiss voll keine Clients. Zarafa unterstützt Outlook lerdings warnt hier Ingo Steuwer (Ab- und ganz zu: „Einfach nur zu fragen, sehr gut, Kolab bietet auch Support für bildung 7) von Univention (Abbildung welche Groupwarelösung die richtige KDEs . Ein modernes Webinter- 8, [4]): „Ein häufiger Fehler ist es, den ist, Zarafa, OX, Kolab, Citadel, Tine oder face ist unserer Meinung nach heute das tatsächlichen Bedarf der Endanwender , das greift zu kurz. Groupware Wichtigste.“ falsch einzuschätzen. Dann gelten Alt- daten oder Funktionen des alten Systems

Abbildung 3: Cornelius Weiss ist einer der Kern­ entwickler von Tine 2.0 und Entwicklungsleiter bei Abbildung 4: Tine 2.0 ist aus Egroupware hervorgegangen, hat aber nichts mehr mit diesem zu tun. Gemein- der Metaways GmbH. sam mit Kolab haben die Entwickler das Open-Source-Active-Sync-Modul Synchotron zusammengestellt. 05/2013 Titelthema Groupware-Migration

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Abbildung 5: Hat die FSFE und Kolab geprägt: Georg Greve, CEO von Kolab Systems.

Aber bei den Clients fangen die Fragen erst an, denn hier sind die Details wich- tig: Gibt es in der IT-Architektur des Un- Abbildung 6: Kolab 3.0 ist jüngst erschienen, bringt als Webmailer mit und will Outlook, Kontact, ternehmens Modelle für Benutzer-Rollen Thunderbird und Mobiltelefone unterstützen. und ‑Rechte oder Richtlinien für Geräte und Clients? „All das muss die Evaluati- Systems muss immer der User im Mittel- Projektplanung oder ‑leitung übersieht onsphase erfassen und mit der in Frage punkt stehen. Der Migrationsbeauftragte derart psychologisch-firmenpolitische kommenden Groupwarelösung in Ein- muss also regelmäßig Lieschen Müller Prozesse gerne. klang bringen.“ Dazu kommt, so Weiss fragen, was ihre Probleme sind.“ Der Auf- weiter, „die Frage: Was wird im Unter- wand lohnt sich, weil „ein frustrierter Logistik nehmen wirklich gelebt?“ Oft kämen in Benutzer immer teurer als die Dienstleis- Abteilungen – ohne Wissen der zentralen tung bei der Umstellung ist“. Doch auch logistisch erweist sich das als IT – Erweiterungen, Funktionen oder De- Die Rechnung gelte übrigens bei jeder eine große Herausforderung. „Trainings tails zum Einsatz, die die ganze Migra- Migration weg von Microsoft Exchange: planen, die Rollouts terminieren, die Mei- tion torpedieren, ganz ähnlich wie im „Man muss akzeptieren, dass auch Ex- nungsmacher vorab schulen, das sind Münchner Office-Migrationsprojekt. change Stärken hat, und wer seine Leute viele Parameter, die sehr unterschiedliche gegen deren Willen davon wegzwingt, Fähigkeiten verlangen“, erklärt Weiss. Negativ-Vorbild Limux hat ein Problem.“ Da sei es ganz wichtig, Sein Tipp: Wer eine Groupwaremigration den Menschen zu vermitteln, man helfe plant, soll den Projektplan fürs Einfüh- Dort hatten Admins bei der Bestandsauf- ihnen, ihre Aufgaben besser, schneller rungsprojekt mit allen Abteilungsleitern nahme plötzlich eine hohe fünfstellige und einfacher zu erledigen – eine absolut abstimmen, dabei genug Reserven ein- Zahl an wild gewachsenen, aber für den untechnische, aber aufwändige Arbeit. kalkulieren, aber den Plan detailliert und Betrieb zwingend notwendigen Format- vorlagen und Office-Makros gefunden. Einführungsprojekt „Hier ist es in der Bestandsaufnahme sehr, sehr wichtig, Ängste abzubauen Das gelingt dem leichter, der der Umstel- und Awareness für derlei Probleme zu lung ein Einführungsprojekt, also eine schaffen.“ In einer offenen Atmosphäre Art Pilotphase, voranstellt und dort die müssen die Migrationsbeauftragten die „kritischsten User reinnimmt. Die Mei- Mitarbeiter fragen: Wie arbeitet ihr, was nungsmacher sollen sich hier so richtig nutzt ihr, was braucht ihr? auskotzen“, erzählt Weiss. „Die Schu- Um das abzubilden, arbeitet Metaways lung und Begleitung, den Mitarbeitern mit Partnern wie Userprompt [5] zu- im Schneeballsystem den individuellen sammen, die mit psychologischen und Mehrwert der Umstellung zu vermitteln, didaktischen Methoden bei der neutralen das ist viel wichtiger und schwieriger Bestandsaufnahme helfen, etwa durch als die Migration technisch hinzubekom- Zufriedenheitsstudien oder Beratungs- men.“ Das sei angesichts so vieler nötiger leistungen rund um die Usability-Norm Soft Skills für die relativ technisch orien- Abbildung 7: Ingo Steuwer hat als Projektmanager ISO 9241-210 [6]. Am wichtigsten daran tierte Open-Source-Szene ein Problem. bei Univention schon zahlreiche Groupwaremigrati- sei, so Weiss: „Bei der Gestaltung des Und auch die in der Regel eher IT-lastige onen betreut. Tel. 0 64 32 / 91 39-749 Fax 0 64 32 / 91 39-711 [email protected] www.ico.de/linux SEIT 1982

Innovative Computer GmbH • Zuckmayerstr. 15 • 65582 Diez zwingend für alle Abteilungen, Schulun- sich sonst oftmals nur die bekannten Pro- gen, Trainings und Rollouts festlegen. tokolle IMAP und Ical an“, so Michael ® Neueste Intel Ein „Das wird schon“ sei einfach nicht Kromer von Zarafa. Xeon® Prozes- akzeptabel, genauso dürfen Projektstress Auch Ingo Steuwer von Univention emp- soren. Jetzt mit bis zu 8 Kernen/16 oder das Tagesgeschäft Schulungen nicht fiehlt für den Datenaustausch offene Threads pro CPU verhindern. Standards: „Gute Erfahrungen haben wir und bis zu 80% mehr Leistung! mit der Kombination und LDAP Offen gewinnt bei der Verteilung von Mails zwischen mehreren Mailsystemen gemacht.“ Als BALIOS R25A 2HE SERVER Erst lange nach dem Organisatorischen Faustregel gilt: Je offener die Group­ kommt die Technik an die Reihe: Zu- warelösung und die von ihr unterstützten nächst ist zu klären, welche User aktuell Standards, desto einfacher gelingt der welche Ressourcen gemeinsam nutzen. Umzug der Daten. E-Mails lassen sich Diese lassen sich auch nur gemeinsam beispielsweise besonders einfach umsie- migrieren. Umgekehrt vereinfachen mög- deln, wenn sie auf einem IMAP-Server lichst kleine Einheiten den Umzug, bei- liegen. • Intel® Xeon® E3-1220 V2 3,1GHz S1155 spielsweise wenn der Admin ein Postfach Hier liefert Ingo Steuwer von Univention • 2x 4GB DDR3 RAM nach dem anderen in die neue Group- noch einen Tipp: „In der Praxis hat es • 2x 2TB 24x7 SATA-2 HDD • 2x Gigabit-LAN ware prügeln kann. sich bewährt, für Userkonten temporär Ingo Steuwer von Univention weiß aus ein zweites zulässiges Passwort zu setzen inkl. MwSt. exkl. MwSt. Erfahrung: „Unnötig sind vor allem pro- und darüber direkt den Zugriff auf die 81 jektspezifische Alles-auf-einmal-umstel- IMAP-Daten im Kontext des Users durch- 1188, 999,- Art.Nr. Bto-2992677 len-Migrationslösungen, die meist deut- zuführen (wenn es die Vereinbarungen lich mehr Vorbereitungszeit benötigen als der Umgebung ermöglichen). Nur so ist BALIOS R35A 3HE SERVER eine kurze, aufs Wesentliche beschränkte bei allen IMAP-Varianten gewährleistet, Migrations-Hilfestellung direkt beim An- dass der User genau seine Mails und wender.“ seine Mail-Attribute (zum Beispiel »gele- Steht fest, welche Daten umziehen müs- sen«- oder »wichtig«-Flags) im Zielsystem sen, gilt es, passende Konverter zu fin- wieder vorfindet.“ den. Die zu lizenzieren kann jedoch ins Geld gehen. Zudem geben insbesondere Importfilter und Sanity ® ® viele Cloudlösungen ihre Daten nicht • Intel Xeon E3-1220 V2 3,1GHz S1155 Checks • 2x 4GB DDR3 RAM ohne Weiteres heraus. „Clouddienste ten- • 4x 1TB 24x7 SATA-2 HDD dieren dazu, keine anderen Services ne- Automatisch Daten zu übernehmen ist • Adaptec 6405E ben sich zu akzeptieren. Allerdings gibt jedoch immer gefährlich, weiß Corne- • 2x Gigabit-LAN es spezialisierte Anbieter, die dem etwas lius Weiss: „Wir hatten mal einen Fall, inkl. MwSt. exkl. MwSt. entgegenwirken – wie etwa Migration wo ein Export-​Import-Filter bei manchen 81 Wiz [7] oder Audriga“ (siehe Kasten Objekten mit einer 40-stelligen ID einfach 1664, 1399,- „Zu Diensten“, Abbildung 9). „Für die die letzten beiden Ziffern abgeschnitten Art.Nr. Bto-2992678 Migration aus der Cloud heraus bieten hat. Bemerkt haben das die Admins erst BALIOS R45B 4HE STORAGE SERVER

• Intel® Xeon® E3-1220 V2 3,1GHz S1155 • 2x 8GB DDR3 RAM • 8x 2TB 24x7 SATA-2 HDD • LSI 9280-16i4e + BBU • 2x Gigabit-LAN inkl. MwSt. exkl. MwSt. 81 Abbildung 8: Univention will mit seinem Corporate Server die „ideale Plattform“ für Groupwareserver sein 3687, 3099,- Art.Nr. Bto-2992679 und bietet Kolab, Zarafa und Open-Xchange als Lösung an.

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LM_5-13_AZ_1-3_BTO.indd 1 11.03.13 16:17 05/2013 Titelthema nach Monaten.“ Wer dann die Pflicht vergessen hat, die alte Groupware weiter- zubetreiben, idealerweise im Read-only- Modus, hat ein Problem und riskiert um- fangreichen Datenverlust. Tine 2.0 bringt für solche Importfilter Groupware-Migration eine eigene Skripting-Schnittstelle mit, 24 die mit Sanity Checks derlei Fehler zu verhindern sucht. „Bei uns muss dann alles durch unser API durch, das ist vor- gefiltert und sicher“, erklärt Weiss. www.linux-magazin.de Halsabschneider

Wer aber in den sauren Apfel beißen muss, weil es keine offenen Wege gibt (Caldav, Carddav, XML oder Ähnliches) oder wenn der Hersteller des Zielsystems Abbildung 9: Den E-Mail-Umzug in der oder in die Cloud leicht machen, das verspricht Audriga. Derzeit gibt’s keine Datenmigration vom Quellsystem fertige Angebote allerdings nur für Exchange-to-Exchange oder OX-to-OX-Umzüge. unterstützt (wie häufig bei Exchange), der muss immer mit Einbußen rechnen, oder CSV, wenn das beide Seiten unter- manchen Installationen umgehen Nutzer meint Ingo Steuwer: „Dann muss im stützen, Aufgaben und Notizen sind in damit Beschränkungen der Server-Kapa- Projekt eine konkrete Kosten-Nutzen- der Regel unlösbar.“ zität, ‑Software und ‑Performance. Für Relation entscheiden. Oft ist es einfa- die Migration ist das katastrophal, aber cher, einige Stunden in die manuellen Probleme mit der Ex auch für die Datensicherheit im Betrieb Im- oder Exporte der wenigen Poweruser und natürlich auch in Bezug auf Back- zu investieren und bei den restlichen An- Weitere Probleme bereiten laut den Ex- ups und die Auffindbarkeit von Daten“, wendern eine reine Mailmigration durch- perten auch Spezialitäten der diversen erklärt Greve. zuführen.“ proprietären Groupwaresysteme, etwa In solchen Fällen benötigen Unternehmen Ein weiteres Problem besteht in den mit- Kalender-Einträge bei Notes und Do- eine extra Strategie, die von „Wird nicht unter großen Datenmengen. Laut Karsten mino, aber auch Erweiterungen oder mit migriert“ über „Wird vor der Migra- Will (Abbildung 10) von Open-Xchange exotische Verfahren innerhalb von Out- tion auf den Server geschoben“ zu „Muss (Abbildung 11, [10]) sollte der Projekt- look, die versuchen die Bedienung der von Hand eingepflegt werden“ (zum Bei- leiter überlegen, „Daten nur aus einem Benutzeroberfläche nachzuahmen und spiel alte Mails per IMAP auf den neuen bestimmten Zeitraum zu migrieren und zu automatisieren. Server hochladen) reicht. Kolab-Partner Ordner wie »Spam« oder »Trash« projekt- Hinzu kommt bei Platzhirsch Exchange , Hersteller eines der beiden Out- weit auszuklammern“. Michael Kromer ein grundlegendes Problem. Der spei- look-Plugins, bietet für solche Szenarien von Zarafa ergänzt: „IMAP, also Mails chert eben mitunter nicht alles auf dem sogar spezielle Werkzeuge an. gehen immer. Kalender zu migrieren ist Server, sondern erlaubt es dem Anwen- Aber es scheint so, als sei die Turnschuh- schon schwieriger und geht oftmals nur der, Daten vom Server herunterzuladen Administration nicht vermeidbar, wenn per Ical, Kontakte höchstens per LDIF und nur lokal in Outlook abzulegen. „In Outlook und Exchange im Spiel sind.

Abbildung 10: Der OX-Entwickler Karsten Will ist Abbildung 11: Die OX-App-Suite als neueste Errungenschaft von Open-Xchange konzentriert sich voll auf regelmäßig mit Datenim- und -export konfrontiert. Anwender, die mit dem Browser auf das Groupwareportal zugreifen. 05/2013 Titelthema freien Formaten, Ansätzen und Standards Zu Diensten zukommen, meint Georg Greve: „E-Mail Die Audriga GmbH aus Karlsruhe hat auf der Der Umzugsdienst kostete zum Redaktions- ist ja recht schmerzfrei, aber Kalender, Cebit 2013 einen Onlinedienst vorgestellt, der schluss rund 20 Euro pro Postfach. Interes- Adressbücher, Aufgaben kann man meist Daten zwischen verschiedenen Groupwaresys- senten können ihn zunächst kostenlos testen, nur über die entsprechenden Ical- und temen kopiert [8]. müssen dann aber mit Einschränkungen leben Der versprochene „Umzug per Selbstbe- – die Postfachgröße ist beispielsweise auf 20 Vcard-Standards abbilden, auch wenn es Groupware-Migration dienung“, also mit wenigen Mausklicks und MByte begrenzt [9]. da erhebliche Unterschiede zwischen den ohne Software-Installation, war zum Redak- Den Umstieg auf andere Groupwaresysteme Produkten gibt. Dann braucht es Skripte, 25 tionsschluss allerdings nur auf jeweils Open- bietet die Audriga GmbH nur auf Projektbasis die mit Field Mapping arbeiten und die Xchange 6 oder Microsoft Exchange möglich. an, möglich ist dabei eine Migration zu Google Daten verfügbar machen. Letztlich sollte Migrieren lassen sich dabei E-Mails, Kontakte, Apps, Kolab, Open-Xchange 6, Zarafa, Zimbra man sich seine Groupware aber auch Kalendereinträge und Aufgaben. und Caldav/​Carddav-kompatiblen Systemen.

danach aussuchen, welches das interne www.linux-magazin.de Speicherformat ist. Offene Standards sind Das bestätigt auch Weiss: „Ohne die PST- Ingo Steuwer rät: „In größeren Umge- hier hoch zu bewerten, weil sie weitab Dateien von Outlook geht da nicht viel. bungen ist eine vollständige Migration von jedem Vendor-Lock-in arbeiten und Aber auch hier bleibt die zentrale Frage: in einem kurzen Zeitfenster meist nicht zukünftige Migrationen erleichtern.“ Wie viel Migration ist wirtschaftlich und realisierbar. Beim Projektverlauf hilft es, was rentiert sich nicht mehr?“ wenn ein neues System erst durch einen Stehende Ovationen kleinen Anwenderkreis pilotiert wird. Simulant Hier sollte sichergestellt bleiben, dass die Auch weil offene Standards in vielen Grundlagen im Zugriff (Benutzername, Unternehmen kaum präsent sind, son- Niemand sollte auf die Idee kommen, Passwort, Gruppen und ​Berechtigungen) dern proprietäre Produkte den Mitarbei- die Migration einfach an den produktiven identisch konfiguriert sind und dass es tern das Leben schwer machen, ist die Systemen vornehmen. Stattdessen emp- eine eindeutige Datenbank gibt, die fest- Groupwaremigration nicht selten ein Mi- fiehlt es sich, mit Testdaten oder sogar legt, welcher User auf welchem System nenfeld für Consultants, die in eigentlich einer Kopie der echten Daten den zu- beheimatet ist.“ willige Firmen kommen. In der Regel ist rechtgelegten Migrationsplan in virtuellen Michael Kromer ergänzt: „Ist die Migra- viel Überzeugungsarbeit und Motivation Maschinen einmal durchzuspielen. „Es tion gut geplant, so lässt sich eine Soft- zu leisten, stimmen alle Experte über- hilft immer, zunächst ein Postfach von A Migration durchführen, indem entweder ein. Aber es gibt Ansätze, die sich ins- bis Z zu migrieren, ohne den Mail­traffic eine transparente Mail-Weiterleitung trumentalisieren lassen: Cornelius Weiß gleich umzuleiten“, rät Kromer. (Forwarding) oder ein Queueing bei einer ist es „ein einziges Mal“ passiert, dass Karsten Will von Open-Xchange emp- vollen Umstellung dafür sorgen, dass die seine Truppe „mit stehenden Ovationen fiehlt, „zunächst testweise einige Objekte Anwender nichts mitbekommen.“ Eben- empfangen wurde“, als sie das erste Mal jedes Typs (E-Mails, Termine, Kontakte falls sollte man seiner Erfahrung nach zum Kunden kam. „Die waren heilfroh, und so weiter) in einen explizit angege- darauf achten, Daten nicht mehrfach zu dass sie endlich ihre skurrile Adressbuch- benen Unterordner zu migrieren“. Das importieren und das Routing zu testen. Kalender-Kombination los wurden. Das Ergebnis prüft dann ein Mitarbeiter in der waren wirklich dankbare Kunden.“ n neuen Groupware. Mit diesem Vorgehen Der große Plan kann man sich auch bei der richtigen Migration Schritt für Schritt vorantasten: Das A und O bei einer Migration bleibt Infos War der Umzug dieser Testordner erfolg- die Planung. Das gilt erst recht, wenn sie [1] Zarafa: [http://​­www.​­zarafaserver.​­de] reich, löscht man sie und führt dann die sich nur in mehreren Schritten durchfüh- [2] Tine20: [http://​­www.​­tine20.​­org] eigentliche Migration durch. Hier zeigt ren lässt beziehungsweise zwangsweise [3] Kolab: [http://​­www.​­kolab.​­org] sich wieder: Für die Tests und insbeson- über einen längeren Zeitraum hinzieht. [4] Univention: [http://​­www.​­univention.​­de] dere die Migration sollten Admins genü- Wer bei der Planung schlampt, rauscht [5] Userprompt: [http://​­user‑prompt.​­com] gend Zeit einplanen und den Aufwand während des eigentlichen Umzuges un- [6] ISO 9241: [http://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​ nicht unterschätzen. weigerlich in zahlreiche Probleme. Eine ­EN_ISO_9241] Ingo Steuwer von Univention ergänzt: Testmigration in virtuellen Maschinen [7] Migration Wiz: „Bei projektspezifischen Implementie- kann zudem versteckte Probleme aufde- [https://​­www.​­migrationwiz.​­com] rungen tauchen in der eigentlichen Mig- cken. Wenn möglich, sollte man sich auch [8] Audriga: [https://​­www.​­email‑umzug.​­de/​ ration fast immer Sonderfälle auf, die im immer noch den Rückweg offenhalten – ­de/​­groupware‑umzug.​­html] Test-Datenset nicht vorhanden waren.“ etwa mit einem Notfallplan und Backups. [9] Preisliste Audriga: [https://​­www.​­email‑ Gerade bei großen Systemen beziehungs- Denn gehen Daten verloren oder werden umzug.​­de/​­groupware‑umzug/​­preise.​­html] weise Datenbeständen muss der Umzug diese irreparabel beschädigt, ist der erlit- [10] Open-Xchange: in mehreren Schritten erfolgen. Während tene Schaden oft unbezahlbar. [http://​­www.​­open‑xchange.​­com] dieser Zeit müssen das alte und das neue Eine zentrale Rolle bei der Wahl der [11] Citadel-Groupware: Groupwaresystem parallel laufen. neuen Groupware sollte offenen und [http://​­uncensored.​­citadel.​­org]