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re bei Vivaldi, der gleich drei Konzerte mit und vielen anderen in vielfältigster Weise war, als er selbst wahrhaben wollte – ich Night Stories dem Titel „La notte“ schrieb. entfaltet wurde. brauche nur an die Behandlung der Chro­ matik zu erinnern –, und manche harmo­ eit jeher gibt es kaum ein Ausdrucksfeld Die Klassiker haben uns mit Nachtmu­ Das Nachtstück für Klavier wurde zum nische Feinheit von ihm entlieh, hat viel­ Sin der Musik wie auch in der Dichtung, siken für Ensemble versorgt, die eher dem allgemeinen Begriff erst durch die atmo­ leicht auch beim Komponieren des II. Aktes das von solch zeitlosem Reiz wäre wie die gemütvollen Serenadenton verbunden sphärisch zarten, filigranen des des Tristan an seinen großen Vorgänger Nacht mit ihren nächsten Verwandten, sind und weniger mit nächtlicher Stim­ irischen Pioniers (1782–1832), gedacht. Andere Nocturnes, ich erinnere dem Traum und der Abend- und Mor­ mung als mit Belebung der nächtlichen der damit tatsächlich ein neues Genre nur an die allgemein bekannte Nr. 3 der gendämmerung. Die Nacht hat immer Stille durch Musikanten zu tun haben: Jo­ begründete. Frédéric Chopin griff die Lisztschen Liebesträume, erreichten zwar etwas Besonderes, Geheimnisvolles, und seph Haydns acht Notturni mit solistischer Fieldsche Errungenschaft auf und führte eine große Popularität, jedoch niemals das es mutet absurd an, würde so nachhalti­ Lira organizzata, Boccherinis La musica das Nocturne mit 19 Beiträgen zu seinem Niveau Chopins. – Und wo und von wem DEUTSCH ge künstlerische Aufmerksamkeit dem Tag notturna delle strade di Madrid, Salieris Ar- unübertroffenen Höhepunkt. So schreibt auch immer Chopins Werke gespielt wer­ zuteil. Die Nacht symbolisiert die Welt auf monia per un tempio della notte, und na­ Bronisław von Požniak in seinen wegwei­ den: Ein Nocturne darf dabei nicht fehlen. der anderen Seite, jenseits der Reichweite türlich Mozarts populäre Nachtmusiken, senden Praktischen Anmerkungen für das Man kann mit ruhigem Gewissen sagen, unseres Alltagsbewusstseins und damit unter welchen die Kleine Nachtmusik am Studium der Chopin-Werke: „Eigentlich dass gerade diese Form die bekannteste

auch jenseits der herkömmlichen Mittel berühmtesten geworden ist. kann man nur die ersten Nocturnes von der Chopinschen Schöpferkunst wurde.“ DEUTSCH der Beschreibung, zugänglich am ehesten ihm von der Form her als klassisch be­ der Poesie – und natürlich der Musik. Die orchestrale Huldigung an die Nacht zeichnen; denn allmählich sprengte er Die beiden hier vorgestellten Stücke fand ihre Fortsetzung bei den Romantikern diese Form. Die späteren Nocturnes haben Chopins, beide in melancholischem Moll,

Die Nacht, Mond und Sterne, Träu­ in zum großen Teil programmatisch inspi­ formal meist nichts mehr mit den von Field repräsentieren die frühe Zeit in der Innig­ Höhe: 120 mm mereien werden mutmaßlich besungen, rierten Stücken von Mendelssohn, Glinka, ersonnenen Liebesduetten gemeinsam. Es keit des klar umrissenen ersten Nocturnes seit der Mensch musiziert. Instrumenta­ Berlioz, Liszt oder Raff; und in der späten sind oft die Schreie einer verwundeten (1832) und den machtvollen Spannungs­ le Nachtmusiken waren seit der Zeit des Romantik und den folgenden Stilepochen Seele oder Ausbrüche der Sehnsucht nach bogen des ausgereiften Meisters im 13. Barock in unterschiedlichster Form sehr hatte sich die Nacht als orchestrales Aus­ der verlorenen Heimat. Durch Chopin Nocturne (1841). Wir können anhand die­ beliebt. Eine besondere Rolle spielten die druckselement weithin etabliert, wie es wurde die Form der Nocturnes geradezu ser Musik leicht nachvollziehen, was Nico­ pastoral-feierlichen „Concerti per la notte in Werken zahlreicher Komponisten von eine Mode. Keiner der großen und kleinen las Slonimsky vorschwebte, der das Noc­ di natale“, also die Weihnachtskonzerte Saint-Saëns, Mussorgsky, Dvorˇák über Nachfahren Chopins erreichte jedoch die­ turne als typisch romantisches Genre „voll der Italiener wie Corelli, Torelli, Locatel­ Humperdinck, Mahler, Debussy, Sibelius, se Vollendung. Als eine Art von wundervol­ träumerischer Melodien, die in euphoni­ li, Manfredini oder Giuseppe Sammartini. bis hin zu Schönberg, Ives, Ravel, de Falla, ler Feinheit muss aber das Liebesduett im schen Harmonien gebettet sind“ beschrieb, Aber auch das mehr tondichterisch inspi­ Hindemith, Copland, Britten, Schostako­ II. Akt des Tristan genannt werden. Wag­ wenn er bemerkt: „Obgleich die Nocturnes rierte Element kam zum Zuge, insbesonde­ witsch sowie von Einem, Piazzolla, Henze ner, der von Chopin stärker beeindruckt Geschöpfe der Nacht sind, finden sich

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 2-3 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 dramatische Turbulenzen in den Mittel­ entfernt und nimmt vieles voraus, was bei mus, komponierte 13 Nocturnes, die von Pjotr Tschaikowskys Nocturne, ein An­ teilen mancher Chopinschen Nocturnes. Wagner seinen vollendeten Niederschlag der glühenden Romantik des 30-Jährigen dante cantabile in F-Dur op. 10 Nr. 1 von Schumann schrieb auch Nocturnes, jedoch finden sollte. Die drei Liebestraum-Noc­ bis zur Altersweisheit des Opus 119 (1921) 1871, ist in melodieselig ornamentierter, gab er ihnen, in Übereinstimmung mit dem turnes wurden 1850 publiziert und sind sein gesamtes Schaffen durchziehen und vollendeter Stilisierung mit einem fast bal­ überwiegend nationalistischen Gefühl der allesamt instrumentale Parallelfassungen neben den 13 Barcarolles den gewichtigs­ letthaft kontrastierenden Gegensatz „con Zeit, einen deutschen Namen: Nachtstück.“ von gleichzeitig erschienenen Liedern. ten Teil seines Klavierschaffens ausmachen. grazia e sentimento“ auszuführen – ein Mit Abstand am beliebtesten ist der dritte Zwar sind die ersten drei seiner Nocturnes Zeugnis höchst verfeinerter Genrekunst. Zwei Jahre bevor Schumann 1837 seine Liebestraum in As-Dur, eigentlich eine Ver­ als Opus 33 zusammengefasst, entstanden Russische Wurzeln begegnen französischer Nachtstücke op. 23 komponierte, findet tonung von Ferdinand Freiligraths O lieb, jedoch über einen Zeitraum von einem Lebensart – eine Haltung, die auch für sich bereits als Auftakt des zweiten Hefts so lang du lieben kannst. Es ist das so ein­ knappen Jahrzehnt verteilt. Das dritte Noc­ andere Nocturne-Schöpfungen russischer der populären Fantasiestücke op. 12 von fache wie suggestive Wechselspiel von in turne in As-Dur vom Mai 1883 spricht fein Meister prägend ist, sei es nun für Michail DEUTSCH 1837 in dunklem f-Moll das bewegte In der sich kreisender Melodik und teils einen ein­ nuanciert und schlank gesetzt in freundli­ Glinkas Nocturne La séparation, Alexander Nacht, welches ausdrücklich „mit Leiden­ zigen Ton umspinnender Harmonik, sowie cher Beschaulichkeit und wurde vom zehn Glasunovs Etüde La nuit oder auch Arthur schaft“ vorzutragen ist. Gemeinsam ist den die scheinbar virtuose Faktur, was diesem Jahre älteren Komponistenfreund Camille Louriés A Phoenix Park Nocturne. hier zu hörenden Nachtstücken Chopins Stück zu seinem anhaltenden Erfolg ver­ Saint-Saëns zur Uraufführung gebracht. Glinkas vom Trennungsschmerz durch­

und Schumanns, dass die kontrastierenden holfen hat. tränktes, in urtümlicher Einfachheit wal­ DEUTSCH Mittelteile in langsamerem oder zumindest , Norwegens überragen­ zerndes, in seinem dunklen slawischen Me­ zurückhaltenderem Tempo zu spielen sind. Offene Bekenntnisse zum Genre des der Komponist von Klavierminiaturen, los für Tschaikowsky richtungsweisendes, Freilich knüpft Schumann in seiner ver­ Nocturnes in der Nachfolge Chopins sind hat – wie vor ihm Mendelssohn mit den aus f-Moll kommend über einer höchst

sponnenen, oftmals gespenstischen Fan­ die gleichnamigen Stücke von Pjotr Tschai­ „Liedern ohne Worte“ – seine eigenen, zu einprägsamen Gesangslinie sich aufbäu­ Höhe: 120 mm tastik an andere Geisteswelten an als der kowsky, Edvard Grieg, Gabriel Fauré, Ignaz äußerster Popularität gelangenden Gefilde mendes Nocturne von 1839 stand für die gleichaltrige Chopin, und der Titel der Paderewski und sogar, in seiner eigenarti­ eröffnet mit 66 Lyrischen Stücken, die er erstmals auf eigene Füße kommende rus­ „Nachtstücke“ bezieht sich auf die gleich­ gen Weise, Arthur Lourié. in regelmäßigen Abständen in insgesamt sische Musik. Auch Alexander Glasunovs namige Sammlung E.T.A. Hoffmanns. zehn Sammlungen von Opus 12 bis Opus bis auf die beruhigende Schlusswendung Gabriel Fauré, der introvertierte Meister 71 veröffentlichen ließ. Unter diesen findet mit durchgängigem Passagen- und Figu­ Liszt mag sich in seinen drei Liebes­ der Erforschung modaler Wirkungen, der sich 1891 eines, welches die italienische renwerk glitzernder dritten seiner „Trois traum-Nocturnes vielleicht auch auf John introvertierten Welt der Unterquint-Ver­ Bezeichnung „Notturno“ trägt und von études“ von 1889–91 liegt ein Walzerme­ Field bezogen haben. Seine Sprache ist in wandtschaften und der sanft fließenden versonnen träumerischem Charakter ist, trum zugrunde, und auch hier wird eine ihrer mehr Stimmungen reflektierenden Umgehung allzu zielgerichteter Domi­ zugleich die für Grieg so bezeichnende unverkennbar slawische Melodie rundher­ als ein zusammenhängendes Drama ent­ nantkadenzierungen, zugleich diskreter naturhafte Frische ausstrahlt und in zwei um ausgekostet. Ein langsamerer Mittelteil fachenden Psychologie weit von Chopin Vorbote des französischen Impressionis­ mächtigen Wellen aufschäumt. bildet den Kon­trast in der liedhaften Form

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 4-5 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 dieses wie stets bei Glasunov effektsiche­ Paderewskis Miscellanea op. 16, eine „Série (Nächtliche Silhouette) und A plena luz (Im Jenny Lin ren, nicht allzu tief gehenden, perfekt ge­ de morceaux“ von sieben Stücken, ent­ prallen Sonnenlicht). Turina kommentier­ stalteten Stücks. standen zwischen 1885 und 1896. Das an te, er habe „versucht, im ersten und drit­ enny Lin erhält regelmäßig sowohl für vierter Stelle stehende Nocturne in B-Dur ten Satz die Atmosphäre des Kastells und J ihre Recitals wie auch für ihre Leistungen Das erste und das letzte Stück dieser ist durchaus Chopin verpflichtet und ver­ der es umgebenden andalusischen Land­ als Konzertsolistin und Kammermusikerin Zusammenstellung sind am bekanntesten, bindet filigranen Satz mit verhaltener Lei­ schaft zu zwei verschiedenen Zeiten des große Anerkennung. Besonders erwähnt wobei Claude Debussys zauberhaftes Clair denschaft. Tages widerzuspiegeln“ – und auch hier werden auch ihre kühnen, wohl überlegten de lune aus der 1890 entstandenen und erweist sich Turina, der noch zwei weitere Programmgestaltungen. „Dass Ms. Lin eine 1905 revidierten Suite bergamasque heute Charles Tomlinson Griffes, Schüler Hum- programmatische Nachtstücke für Klavier Begabung für melodischen Fluss hat, wird vielleicht noch mehr Hörern vertraut ist als perdincks und zu jener Zeit Amerikas füh­ geschrieben hat, wieder als der neben man niemandem, der sie gehört hat, sagen Liszts in Film und Werbung allgegenwärti­ render Impressionist, komponierte seine bedeutendste spanische müssen“, meinte die New York Times, die DEUTSCH ger Liebestraum Nr. 3. Übrigens hat auch Three Tone Pictures op. 5 in den Jahren Meister seiner Generation. zugleich ihre „bemerkenswerte Beherr­ Debussys amerikanischer Zeitgenosse Ed­ 1911–12. Dem dritten Stück daraus, The schung der Technik“ hervorhob, während ward MacDowell ein Clair de lune für Kla­ Night Winds, das die Tempovorschrift Der jüdischstämmige gläubige Katho­ die Washington Post „Lins zuverlässige Fin­ vier geschrieben und Debussy hatte seinem „Presto fuggevole“ (Schnell und flüchtig) lik Arthur-Vincent Lourié zählte zu Beginn ger“ und „spektakuläre Technik“ lobte und

Stück ursprünglich den Titel Promenade trägt, stellte Griffes ein Motto aus Edgar der kommunistischen Ära zu den promi­ das Magazin Gramophone sie als „außerge­ DEUTSCH sentimentale gegeben. Bereits hier, wo die Allan Poes The Lake voran: nentesten Komponisten des russischen wöhnlich sensible Künstlerin“ feierte. Harmonik noch etwas weniger kühn ist als Futurismus, doch wandte er sich schnell beim späteren Debussy, zeigt sich die ein­ “But when the night had thrown her pall enttäuscht ab, übersiedelte 1922 nach Jenny Lin wurde bei Noel Flores an der

malige schöpferische Freiheit des französi­ upon that spot, as upon all, Paris, wo er in schöpferische Wechselwir­ Hochschule für Musik in Wien, bei Julian Höhe: 120 mm schen Großmeisters, die alle Konventionen and the mystic wind went by kung mit Strawinsky kam, und emigrierte Martin am Peabody Conservatory von Bal­ hinter sich lässt und einen einzigartigen murmuring in melody – 1941 in die USA. Lourié schrieb zahlreiche timore und bei Dominique Weber in Genf neuen Geist der Freiheit atmet, dem sich then – ah then I would awake Klavierwerke. 1936/38 entstanden die Two ausgebildet. Darüber hinaus hat sie bei schon damals nicht entziehen konnte, wer to the terror of the lone lake.“ Compositions, unter welchen das Phoenix Richard Goode und Blanca Uribe in New offene Ohren hatte. Park Nocturne durch seine eigentümliche York sowie bei Dimitri Bashkirov und An­ Der Sevillaner Joaquín Turina kompo­ Mixtur nostalgischer und fast mechanis­ dreas Staier an der Fondazione Internazio­ Ignacy Paderewski, Chopins polnischer nierte seine dreisätzige Suite El Castillo de tisch anmutender motorischer Elemente nale per il pianoforte im italienischen Ca­ Landsmann und ein herausragender Kla­ Almodóvar 1931 für Klavier und orchestrier­ charakteristisch für die Vielseitigkeit, tech­ denabbia studiert. Sie hat einen Bachelor viervirtuose, war nach dem Ersten Weltkrieg te sie zwei Jahre später. Der Mittelsatz Evo- nische Meisterschaft, Eleganz und Verei­ in Deutscher Literatur der Johns Hopkins einige Zeit Ministerpräsident und Außen­ cación medieval (Mittelalterliche Beschwö­ nigung von extremen Gegensätzen im University und lebt derzeit in New York minister der Zweiten Polnischen Republik. rung) wird umrahmt von Silueta nocturna Schaffen Louriés ist. Christoph Schlüren City.

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 6-7 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 Jenny Lin hat bereits in vielen renom­ Sanssouci und bei „Raritäten der Klavier­ are concerned less with quiet nocturnal mierten Veranstaltungsorten New Yorks musik“ im Schloss vor Husum, 2012 spielte Night Stories moods than with enlivening the evening konzertiert, u.a. in der Carnegie Recital sie beim Schleswig-Holstein Musik Festival. with a little light music: Joseph Haydn’s Hall, dem Kennedy Center, dem Museum he night – together with the dream, the eight Notturnos with solo lira organizzata, of Modern Art, dem Miller Theatre und Jenny Lins umfangreiche Diskographie T dusk and the dawn – has always been Boccherini’s La musica notturna delle strade dem Whitney Museum. Darüber hinaus beinhaltet Aufnahmen bei Koch Internatio­ an important element in music and poetry. di Madrid, Salieri’s Armonia per un tempio war sie bei zahlreichen renommierten nal Classics, hänssler CLASSIC, BIS Records The night has always been special and della notte, and naturally Mozart’s popu­ Festspielen zu hören: Archipel in Genf, und Steinway&Sons. Darunter befinden mysterious, and it would seem absurd if lar nocturnal pieces, of which Eine Kleine Festspiele in Flandern, Divonne, Spoleto/ sich CDs mit Werken von Schostakowitsch such enduring attention were given to the Nachtmusik is the most famous. USA sowie bei Ars Musica und Next Wave (24 Präludien und Fugen op. 87), Russi­ daylight hours. The night symbolizes the der Brooklyn Academy of Music. sche Klavier-Préludes aus der Zeit vor der world’s secret side, beyond normal con­ The orchestral homage to the night was DEUTSCH Revolution, „The 11th Finger“ mit Werken sciousness and thus beyond conventional continued by the Romantics in largely pro­ Als Solistin ist Jenny Lin u.a. aufgetreten von Ligeti, Tenney, Vivier; „InsomniMania“ descriptive means, being accessible only to grammatic pieces by Mendelssohn, Glinka, mit dem Winnipeg Symphony mit Werken von Bolcom, Cage, Musto, poetry – and naturally to music. Berlioz, Liszt and Raff. The late Romantic (Silvestrovs Metamusik), dem Orquesta Rzewski u.a.; die gesamte Klaviermusik period and more recent times saw the Sinfónica de Gijón (de Falla: Nächte in von ; Klavierwerke Reveries of the night, the moon and night firmly established as an expressive spanischen Gärten), dem SWR Rundfunkor­ von Valentin Silvestrov; Werke für Klavier the stars are probably as old as music it­ element in various ways in orchestral works chester, dem Sinfonica Nationale della und Orchester von Ernest Bloch und jüngst self. Nocturnal instrumental pieces have by numerous composers like Saint-Saëns, RAI, dem National Symphony Orchestra of „Get Happy“, mit Klavierarrangements von been very popular in various forms since Mussorgsky, Dvorˇák, Humperdinck, Mahler,

Taiwan. Sie hat ebenso mit der NDR Ra­ Broadway-Songs u.a. von Alexis Weis­ Baroque times. A special role was played Debussy, Sibelius, Schoenberg, Ives, Ravel, Höhe: 120 mm

diophilharmonie, dem Flämischen Radio­ senberg, Marc-André Hamelin, Stephen by the solemnly pastoral “Concerti per la de Falla, Hindemith, Copland, Britten, Shos­ ENGLISH orchester, den Nürnberger Symphonikern, Hough, George Gershwin, André Previn notte di natale” (Christmas concertos) by takovich, von Einem, Piazzolla and Henze. dem Spoleto Festival Orchestra gespielt und anderen). Italian composers like Corelli, Torelli, Lo- und mit Dirigenten wie Lothar Zagrosek, catelli, Manfredini and Giuseppe Sammar­ It was the atmospherically tender, deli­ James Bagwell, Jiri Starek, Urs Schneider, ] ] ] tini. The element of tone painting also cate works of the Irish pioneer John Field Alexander Mickelthwate, Peter Bay, Jac gave inspiration, especially to Vivaldi, he (1782–1837) that established the piano van Steen, Ovidiu Balan, Wen-Pin Chien, named three of his concertos “La Notte”. nocturne as a new genre. Frédéric Chopin Kek-Tjiang Lim, John Kennedy, Carlos took up Field’s work and wrote nineteen Amat, Oliver Diaz und Celso Antunes zu­ The Classical composers supplied us unsurpassed nocturnes. In his forward- sammengearbeitet. In Deutschland war sie with nocturnal ensemble pieces that tend looking practical study notes for Chopin’s zu Gast bei den Musikfestspielen Potsdam to have the soulful tone of a and works, Bronisław von Požniak wrote: “Only

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 8-9 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 his first nocturnes can actually be called master in the thirteenth (1841). This music Liszt may also have drawn from John tly flowing evasion of all too purposeful Classical in form; thereafter he gradu­ helps us understand what Nicolas Slonim­ Field’s work in his three Liebestraum noc­ dominant cadences, as well as a discreet ally discarded Classical precepts. Formally, sky, who described the nocturne as a typi­ turnes. In reflecting diverse moods rather forerunner of French , com­ most of the later nocturnes have nothing cal Romantic genre “full of dreamy mel­ than developing a coherent drama, their posed 13 Nocturnes. Together with the 13 in common with Field’s love duets. Often odies set in euphonious harmonies”, had language is a long way from that of Cho­ Barcarolles, they make up the major part of they are the cries of a wounded soul or out­ in mind when he remarked: “Even though pin and it anticipates much that Wagner his piano oeuvre and span his entire career, bursts of longing for a lost homeland. Cho­ nocturnes are creatures of the night, there would develop to a state of perfection. The from the impassioned Romanticism of the pin’s form of nocturne became fashionable, is dramatic turbulence in the middle sec­ three Liebestraum nocturnes were pub­ thirty-year-old to the wisdom of old age in but none of Chopin’s greater or lesser dis­ tions of some of Chopin’s nocturnes. lished in 1850 and represent parallel in­ his op. 119 (1921). The first three of his ciples attained his perfection. Nonetheless, Schumann also wrote nocturnes, but, in strumental versions of songs Wagner pub­ Nocturnes were published as op. 33, yet the love duet in Act Two of Tristan und Isol­ conformity with the prevalent nationalistic lished at the same time. By far the most they were written over a period of nearly a de is exquisite. Wagner, who was more im­ sentiment of the time, he assigned to them popular is the third Liebestraum in A flat decade. The third Nocturne in A flat Major pressed by Chopin than he cared to admit a German name, Nachtstück.” Major, which is actually a setting of Ferdi­ of May 1883 is finely nuanced and slender, (I need only mention his treatment of chro­ nand Freiligrath’s poem “O lieb, so lang du tranquil and friendly in mood; it was pre­ matics) and borrowed various harmonic Two years before Schumann composed lieben kannst” (Love just as long as you can miered by Camille Saint-Saëns, a composer refinements from him, was perhaps think­ his Nachtstücke op. 23 in 1839, these love). This piece’s enduring success derives friend who was ten years his senior.

ENGLISH ing of him when he composed the second “night pieces” were anticipated in the sec­ from the simple and suggestive device of act of Tristan. Other nocturnes, like Liszt’s ond volume of his popular Fantasiestücke alternating cyclic melody with harmony As Mendelssohn had done before him Liebestraum no. 3, became highly popular, op. 12 of 1837 by the agitated piece en­ that sometimes envelops a single note, as with his “Songs Without Words”, Norway’s

but never came up to those by Chopin. titled In der Nacht (In the night) in dark well as the ostensibly virtuosic writing. beloved composer of piano miniatures Ed­ Höhe: 120 mm

Wherever and by whomsoever Chopin’s F Minor, which is explicitly marked mit vard Grieg achieved enormous popularity ENGLISH works are performed, a nocturne is always Leidenschaft (with passion). The nocturnes Open declarations of fondness for the with his 66 Lyric Pieces, published at regu­ part of the programme. It is safe to say that of both Chopin and Schumann presented nocturne genre by Chopin’s successors are lar intervals in ten collections, beginning the nocturnes are the best known genre in here have contrasting middle sections in the nocturnes of Pyotr Tchaikovsky, Edvard with op. 12 and ending with op. 71. One Chopin’s oeuvre.” slower or at least more moderate tempo. Grieg, Gabriel Fauré, Ignacy Paderewski of them from 1891, bearing the Italian des­ Of course, in his eccentric and often and, in his idiosyncratic way, even Arthur ignation “Notturno” and characterized by The two Chopin pieces presented here, ghostly imaginings, Schumann enters a Lourié. pensive reverie, exudes the natural fresh­ both in melancholy minor mode, repre­ world that is quite different from that of ness so typical of Grieg and breaks in two sent his early style in the ardency of the his contemporary Chopin, and the title Gabriel Fauré, an introvert master of ex­ mighty waves. clearly outlined first Nocturne (1832) and Nachtstücke makes reference to E.T.A. perimenting with modal effects, the intro­ the powerful arch of tension of the mature Hoffmann’s similarly named anthology. vert world of the lower fifth and the gen­

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 10-11 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 Pyotr Tchaikovsky’s nocturne, the An­ This compilation begins and ends with and combines delicate writing with re­ two other programmatic night pieces for dante cantabile in F Major op. 10 no. 1 of the two best known pieces. Claude De­ strained passion. piano, again proves to be the most im­ 1871, is an attestation of highly refined bussy’s charming Clair de lune from the portant Spanish master of his generation genre art, melodiously ornamented and Suite bergamasque, written in 1890 and re­ Charles Tomlinson Griffes, a pupil of alongside Manuel de Falla. perfectly stylized, with a ballet-like con­ vised in 1905, is today perhaps even better Humperdinck and the leading Impres­ trasting section marked con grazia e sen- known to listeners than Liszt’s Liebestraum sionist in America at the time, composed Arthur-Vincent Lourié, a Catholic of Jew­ timento. Russian roots meet the French no. 3, which is ubiquitous in film and ad­ his Three Tone Pictures op. 5 in 1911–12. ish origins, was one of the most prominent way of life – something that is also true vertising. As it happens, Debussy’s Ameri­ Marked Presto fuggevole (fast and fleeting), Futurist composers in Russia in the early of nocturnes by other Russian composers, can contemporary Edward MacDowell the third piece, entitled The Night Winds, communist era, but was soon disillusioned be it ’s nocturne La sépara- also wrote a Clair de lune for piano, while is prefaced with the following lines from and in 1922 settled in Paris, where he tion, Alexander Glazunov’s étude La nuit or Debussy originally entitled his piece Prom- Edgar Allan Poe’s The Lake: became involved with Stravinsky; he emi­ A Phoenix Park Nocturne by Arthur Lourié. enade sentimentale. Though its harmony grated to the USA in 1941. Lourié wrote Saturated with the pain of separation, is not quite as bold as it would become “But when the night had thrown her pall numerous piano works, including the Two Glinka’s rebellious nocturne of 1839 repre­ in Debussy’s later works, it does show the upon that spot, as upon all, Compositions of 1936/38. One of them is sents Russian music beginning to stand on great French composer’s unique creative and the mystic wind went by entitled A Phoenix Park Nocturne, which its own feet, and strongly influenced Tchai­ freedom, leaving all conventions behind murmuring in melody – uses a strange mixture of nostalgic and

ENGLISH kovsky. It waltzes along in primitive sim­ it and breathing a unique new spirit of then – ah then I would awake almost mechanical kinetic elements; it is plicity, its darkly Slavonic, singing melodic liberty that has always been irresistible to to the terror of the lone lake.” characteristic of the versatility, technical flow in F Minor producing a most catchy those who have ears to hear. mastery, elegance and extreme contrasts

song line. Sparkling right up to its reassur­ The Sevillian Joaquín Turina composed that characterize Lourié’s oeuvre. Höhe: 120 mm

ing conclusion with unbroken passage and Ignacy Paderewski, Chopin’s Polish his three-movement suite El Castillo de Christoph Schlüren ENGLISH figure work, the third of Alexander Gla­ compatriot and an outstanding piano vir­ Almodóvar in 1931 for piano and or­ zunov’s Trois études of 1889–91 is also in tuoso, was for some time Prime Minister chestrated it two years later. The middle waltz time and luxuriates in unmistakably and Secretary of State for Foreign Affairs movement Evocación medieval is framed Slavonic melody. A slower middle section of the Second Polish Republic between the by Silueta nocturna and A plena luz (in full introduces contrast into the songlike form two World Wars. Paderewski’s Miscellanea sunlight). Commenting on the work, Tu­ of this piece which, as is always the case op. 16, a seven-part “série de morceaux”, rina said that in the first and third move­ with Glazunov, is highly effective, not un­ was written between 1885 and 1896. The ments he had attempted to mirror the at­ duly profound and perfectly conceived. fourth piece is a Nocturne in B flat Major mosphere of the castle and the surround­ which is altogether indebted to Chopin ing Andalusian countryside at two different times of the day. Here Turina, who wrote

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98.037_TS|Booklet_© 2.indd 12-13 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 28.02.14 09:25 Jenny Lin right now …” and Gramophone Magazine Her concerts have taken her to Carnegie has hailed her as “an exceptionally sensi­ Hall, Avery Fisher Hall, Kennedy Center, orn in Taiwan and raised in Austria, tive pianist”. Martha Argerich wrote: “Miss Miller Theatre, Whitney Museum et.al.; BJenny studied with Noel Flores at the Jenny Lin is a very gifted young musician as well as Festivals worldwide at Lincoln Hochschule für Musik in , with Ju­ and a brilliant pianist.” Center Mostly Mozart, BAM’s Next Wave, lian Martin at the Peabody Conservatory Spoleto and Portland International Piano in Baltimore, and with Dominique Weber Jenny’s orchestral engagements have Festivals in the USA, Chopin Festival in in . She has also worked with Leon included Beethoven’s Choral Fantasy with Austria, Flanders and Ars Musica Festivals Fleisher, Richard Goode, and Blanca Uribe, Collegiate Chorale and American Sym­ in Belgium, Shanghai New Music Festi­ and with Dimitri Bashkirov and Andreas phony, Valentin Silvestrov’s Metamusik val in China, Divonne Festival in France, Staier at the Fondazione Internazionale with Winnipeg Symphony Orchestra, Schleswig-Holstein Musik Festival, Pots­ per il pianoforte in Cadenabbia, Italy. She Manuel de Falla’s Nights in the Garden of dam and Husum Piano Rarities Festivals in Aufnahme/Recording: 17.–19.02.2014, holds a bachelor’s degree in German Lit­ Spain with La Orquesta Sinfónica de Gijón; Germany, Kings Place in London, Millen­ Sono Luminus Studios in Boyce, Virginia erature from The Johns Hopkins Univer­ Ernest Bloch’s Concerto Grosso No. 1 with nium Festival in Spain, Festival Archipel in Produzent/Producer: Dan Merceruio sity and currently resides in SWR Rundfunkorchester; world premiere of Switzerland, and Winnipeg New Music in Toningenieur/Sound engineer: Daniel Shores where she also serves on the faculty of the Stefano Gervasoni’s Piano Concerto with Canada. Piano: ENGLISH 92nd Street Y. Orchestra Sinfonica Nationale della RAI, Steinway Model D 590904 and Tchaikovsky’s Piano Concerto No. 1 Jenny’s extensive discography includes Klavierstimmung/Piano technician: John Veitch Jenny Lin is one of the most respected with National Symphony Orchestra of Tai­ critically acclaimed recordings on hänssler Einführungstext/Programme Notes:

young pianists today, admired for her ad­ wan. She has also worked with NDR Ra­ CLASSIC, Steinway & Sons, eOne Records, Christoph Schlüren Höhe: 120 mm

venturous programming and charismatic diophilharmonie, Flemish Radio Orchestra, BIS Records, and Sunrise Records. Since Redaktion/Editing: Katharina Fritz ENGLISH stage presence. Her ability to combine Nürnberger Symphoniker, Spoleto Festival 2000, she has over twenty albums to her English translation: M&J Berridges classical and contemporary literature has Orchestra, Chamber Orchestra of Philadel­ credit. Verlag/Publishing: Edition Durand (1, 2), brought her to the attention of interna­ phia, and performed with conductors such G. Schirmer (3, 9, 11), M. P. Belaieff (4), tional critics and audiences. She has been as Lothar Zagrosek, James Bagwell, Jiri ] ] ] C. F. Peters Edition (5, 15), Dover Edition (6, 13), acclaimed for her “remarkable technical Starek, Urs Schneider, Alexander Mickel­ Wiener Urtext (7, 8), Union Musical Ediciones S.L. command” and “a gift for melodic flow” thwate, Peter Bay, Jac van Steen, Ovidiu (10), Bote & Bock (12), Musica Obscura (14) by The New York Times. The Washington Balan, Wen-Pin Chien, Kek-Tjiang Lim, Foto/Photo: Jenny Lin Post praises “Lin’s confident fingers … John Kennedy, Carlos Amat, Oliver Diaz, Grafik/Coverdesign: Mayerle Werbung spectacular technique …”, “… surely one and Celso Antunes. Satz/Typeset: Wolfgang During of the most interesting pianists in America

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