Neues fürs Ohr / Longplayer FAZEmag / 014 / April 2013

Traversable Wormhole Volume 6 - 10 (CLR) Techno. Kunst. Konzept. Wissenschaft. Ein Ding der Unmöglichkeit, das alles zu vereinen? Nein! Traversable Wormhole tritt wieder aus dem Nebel der galak- tischen Unendlichkeit heraus und schreitet nach vorn auf die Technobühne, um die hoch energetische Fusion dieser Zutaten zu präsentieren. Zwei Jahre nach „Vol. 01 - 05“ erscheint auf CLR die nächste Zusammenfassung der bisherigen EPs. „Volume 6 - 10“ ist ein konsistentes Werk voller Logik und Eleganz. Der intensive musikalische Spannungsbogen startet locker-rhythmisch, wird dann von hartem Industrial durchsetzt und hat seinen Höhepunkt schließlich mit purem Techno. Abgeschlossen wird das durch ekstatische Soundsphären. Die zehn Tracks reißen u.a. Themen wie „Negative Energy Density“, „Present Hypersurface“ und „Universal Time“ an. Einmal in die Welt von Traversable Wormhole eingetaucht, eröffnet sich ein ganz eigener Klangkosmos, den eine sensationelle Tiefe und überraschende Soundinnovationen ausmachen. Und da das Werk sowohl an sonnendurchfluteten Tagen als auch in der tiefsten Nacht funktioniert, zeigt sich die Ausnahmestellung dieses Artists.  TobiQ

Asem Shama bekommt Schmidt von Bassekou Kouyate & Ngoni North Borders“ hat sich Chris Carrier & Hector MNDCTRL (Sportclub) Gefährten wie Jamie Lidell, Ba intensiv mit Glockenklängen Moralez Alva Noto, Marc Behrens, Jama Ko (Outhere Records) auseinander gesetzt. Wie Lotus S7ven (Apollonia) Jorge Gonzalez und Jean- ein roter Faden ziehen sich Charles Vandermynsbrugge. Glocken als Verzierung durch Eine Coverversion von „My die Lieder, um bei „Cirrus“ Generation“ ist ebenso mit dann sogar im Vordergrund zu von der Partie wie „Stop stehen. Es ist beachtlich, wie (Imperialist Pop), ein starker Bonobo es schafft, aus diesen Track gegen die Konzerne Sounds so vielfältige Lieder Nach zwei Dekaden kreativer und Majors dieser Welt. Den zu erschaffen. „Cirrus“ steht Aktivität im elektronischen Abschluss markiert das super- Mali also. Land reichhaltiger mit seinem vergleichsweise Ein Hauch von Oldschool Musikzirkus erscheint mit be „Ich bin meine Maschine“. Musiktradition, der Griots und flotten Charakter im Kontrast verinnerlicht das Album von „MNDCTRL” das erste Album Damit ist alles gesagt. eines extrem liberalen Islam, zu allen anderen Stücken, fällt Chris Carrier und Hector von Asem Shama. Es wird BS der – vermischt und beein- aber nicht heraus, die gleiche Moralez. Bauchige Kickdrums ein Bogen zwischen lockeren flusst durch schwarzafrika- Klangsprache verbindet. Ein sprechen von verschwitzten Grooves und kraftvollem Bachar Mar-Khalifé nische Wurzeln - Musik befür- weiteres Highlight des Nächten in Kellerclubs. Die Drive gespannt, alles unter Who’s Gonna Get The Ball wortet und sie zum Lobe des ist „Sapphire“, ein Song, der Beiden verbinden gekonnt Hip- dem Diktat der 4/4-Rhythmik. From Behind The Wall Of Propheten einsetzt, anstatt sie einen mit dezenten Vocals zum Hop-Elemente mit typischen Von Anfang bis Ende durch- The Garden Today? (InFiné per se zu verteufeln. Soweit die Tagträumen einlädt. Für das Housegrooves. Generell ist gehört ergibt sich ein rundes Music) Fakten, auch wenn die Klänge Album hat Bonobo mit einer das Album sehr stimmig, nach Gesamtpaket, das die ganze der dortigen Musik hierzulan- Reihe von Künstlern gearbei- einer Weile stellt sich jedoch Erfahrung Shamas erkennen de nur kleinen Zirkeln soge- tet. Neben Grey Reverend im ein wenig die Monotonie ein. lässt. Die Tracks, egal ob sanft nannter Weltmusikliebhaber Introsong, treten auch Erykah Die Verzierungen der Tracks oder knackig, sind klug arran- wirklich bekannt sind, denen Badu, Szjerdene und Cornelia gestalten sich meist passiver giert. Jede Bassdrum sitzt, üblicherweise Klischees von auf. „Heaven For The Sinners“ Natur. Der namensgebende jede Hook ergänzt das vor- Birkenstock und selbstge- stellt Erykahs markante Track „Lotus Seven“ hat eine handene Soundprofil. Einzig wirkter Wolle anhaften. Lässt Stimme in den Vordergrund, dumpfe, acid-angehauchte eine gewisse Austauschbarkeit man sich aber vorurteilsfrei hier hat Bonobo ihr einen Melodie, die den Charme eines hinterlässt einen schalen Während sein älterer Bruder auf ein Album wie „Jama Ko“ musikalischen Raum geschaf- alten Nintendo-Spiels ver- Beigeschmack: so richtig heben Rami demnächst in Formation ein, entwickelt es auch ohne fen, in dem sie sich komplett sprüht. Bei „Rise Of The People“ sich die Stücke nicht von der (Aufgang) ein Album veröffent- weiteres Vorwissen und natür- frei entfalten kann. Das Album und „Phillies Titan“ werden die Masse ab. Trotzdem hat mich licht, gibt es ein paar Wochen lich der vorherrschenden ist vom gewaltigen Anfang Hip Hop-Bezüge deutlicher, der Longplayer gut unterhal- vorher das neue Album von Polyrhythmik eine durchaus bis zum hypnotischen Ende was dem Album eine besonde- ten. TobiQ Bachar Mar-Khalifé – sein spannende Sogwirkung, die mit „Pieces“ ein absoluter re Note verleiht. Im Ganzen ist zweites Werk nach dem 2010er zumindest den musikalischen Hörgenuss. BRNK die LP gelungen, spricht jedoch Atom TM Debüt „Oil Sick“. Bachar war Horizont des Einzelnen um ein spezielles Publikum an. HD (Raster Noton) wie sein Bruder auf einem eine weitere Facette erweitert. Cass. Für Fans von amerikanischen Konservatorium, was man baze.djunkiii Loops & Farewell Sketches Housesounds zu empfehlen, natürlich in seiner Musik auf- (Shhhh...) ansonsten hört man sich recht spüren kann. Der gebürtige Bonobo schnell satt an den Liedern. Libanese pendelt zwischen The North Borders BRNK klassischen musikalischen () Ansätzen, traditioneller Musik Christian Smith aus seiner weiteren Region Omakase (Tronic) und experimentellen (elek- „HD is a spiritual work / HD tronischen) Klängen. Das is a musical work / HD is a Album hat vor allem dann scientific work“. So fasst Uwe seine Höhepunkte, wenn das In den letzten Monaten des Schmidt die Quintessenz seines Tempo nach unten geht, sowie vergangenen Jahres, in der neuesten Albums unter seinem bei „Xerîbî“ oder „Machins Tiefe der Nächte, entstanden Atom TM Moniker kurz und Choses“, einem Duett mit Kid Bonobo zeigt sich mit seinem die Stücke des ersten Albums prägnant zusammen. Mit den A und Höhepunkt der Platte neuen Album einmal mehr von Cass. Man hört ihnen folgenden acht Stücken lässt er – fragil, emotional, melancho- von der entspannten Seite. die meditative Stimmung Christian Smith findet mit die Elektronik äußerst heftig lisch und warm. Aber die ande- Schon das erste Stück der LP an, die zu jener Zeit herr- seinem neuen Album zu sich mit Pop und vielleicht auch ren Momente demnach zu ver- vermag es, den angestauten schen kann. Schichten von selbst zurück. Das zeigt schon ein wenig mit R`n B flirten. nachlässigen, wird der Platte Stress des Alltags komplett zu Tönen, Umgebungsgeräusche, der erste Track „Dorian Gray“, Die Beats und Grooves lassen natürlich nicht gerecht, den entziehen, quasi eine akustisch Klangspielereien, alles fließt ein Club, der ihn maßgeb- dabei jeden Timbaland alt der in Frankreich wohnhafte übertragene Rückenmassage. mit hinein. Auffällig und lich auf die Technorichtung aussehen. Denn hier wird der Musiker schafft hier einen Die Vocals von Grey Reverend äußerst angenehm im Hören gebracht hat. Der Song hat Popgedanke kräftig abstra- sehr sprudelnden Kosmos, der schmiegen sich perfekt an ist, dass das Album eine durch- ein paar Discoeinflüsse und hiert und in irrsinnig coolen seinen diese verschiedenen die harmonische Melodie, wegs melodiöse, wohlklin- einen schönen Groove, ist Maschinenfunk übersetzt, Welten äußerst charmant und die sich wie bei allen Liedern gende Angelegenheit geworden also interessanterweise weni- der von Einfallsreichtum poetisch verbindet. der LP aus einer Vielzahl an ist. Musik, die wunderbar im ger technomäßig als die rest- 66 nur so strotzt. Unterstützung dr.nacht Instrumenten bildet. Für „The Raum schwebt. BS lichen Tracks. Die bewegen