Die 1970er Jahre: Filmverlag der Autoren

Es war eine verwegene Generation. Das gilt schon für bare Zusammenschlüsse in oder Berlin zeigt, die Verfasser des Oberhausener Manifests von 1962. dass der Filmverlag nicht die Heimat von Experimental- Aber mit Bescheidenheit wären sie damals schwerlich oder Dokumentarfilmen sein wollte, mit alternativen Ab - weitergekommen. Auch die Gründer des Filmverlags spielstätten wenig im Sinn hatte und mit seinen Filmen der Autoren haben sich 1971 einiges zugetraut – viel - von Anfang an ins Kino zu drängen versuchte – gegen leicht zu viel, wie aus heutiger Sicht zu befürchten ist. die beharrende Macht der etablierten Verleiher und Die genossenschaftliche Basis (Vorbild: der Verlag der Produzenten, die noch zurückhaltend als »Altbranche« Autoren) bestand zunächst aus 13 Gesellschaftern, al - oder aggressiver als »Schnulzenkartell« etikettiert lesamt Filmemacher oder solche, die es gerne ge - wurde und auch in den 1970er Jahren mit ihren Se - wesen wären. Ursprünglich sollte der Filmverlag als rienproduktionen, von den Simmel- und Lümmelfilmen eine Art Produktionsgemeinschaft funktionieren; die bis hin zu den »Schulmädchen-Reports«, noch ver - PIFDA 1 (Produktion 1 im Filmverlag der Autoren) reali - gleichsweise hohe Einnahmen erzielten. Was keiner n e sierte bis 1974 – vorwiegend im Auftrag des Fern - damals wirklich zugeben wollte: Die Alten waren film - r o t sehens – 25 Produktionen und brachte sie teilweise wirtschaftliche Profis, die Jungen enthusiastische Ama - u A

vor der TV-Ausstrahlung ins Kino. Die Verleihtätigkeit teure und allesamt autodidaktische Seiteneinsteiger, r e d wurde ab 1972 intensiviert. Ende 1974 wurde daraus die sich irgendwie durchzuwursteln verstanden. g a eine »GmbH & Co. KG«, die sich fortan mehr auf den Dass die 1970er Jahre die beste Zeit des Filmverlags l r e

Verleih als auf die Produktion konzentrieren sollte. Im waren, hat seine Logik: Die Aufbruchsstimmung war v m l

Februar 1977 rettete Rudolf i Augstein den Filmverlag vor F dem drohenden Konkurs, aber 35 langfristig eben nicht vor der Abhängigkeit von einigen Hits im Programm, die die anfallen - r e l

den Flops ausgleichen mussten. e g o

Wer damals wen gerettet oder v

r e k verraten hat, darüber streiten l o v sie noch heute. Auf jeden Fall : d n e

war es das Ende einer schönen g e i l

Utopie, die manchmal sogar d n u funktioniert hat, aber auf Dauer r g r e d

zum Scheitern verurteilt war. r o v Witterten die größeren Verlei - m I

. her, vor allem die amerikani - i n o schen, bei einem Projekt ein m a h c

Geschäft, war der Film für den S

s Filmverlag verloren – schon a m o h

wegen der hohen Verleihgaran - t

, l tien, die in die Produktion ein - e d e i r flossen. Es war früh abzusehen, F

n a i dass die wenigen wirklich er - t s i r folgreichen Filmemacher damit h c

, e auf Dauer nicht zufrieden sein t s u wollten und konnten. Solidarität p a K

e hin oder her. t a n

Von Anfang an lag folglich ein e r

,

enormer Druck auf dem Unter - m h o nehmen. Ein Blick auf vergleich - B Hintere reihe: Klaus Brücher-Herpol, michael Fengler, laurens Straub, Harry Baer. mittlere reihe: Hark n i e t s g u a

f l o d u r

, i k c i W

d r a h n r e B

, r e d n i b s s n a F e

r r e o n t r u e A W

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g , a m l h r o e B

v k r a m l H i F noch nicht verbraucht, aber es herrschte auch nicht inzwischen gar nicht so sehr verändert haben. Das 36 mehr der unbedingte Zorn der Sechziger, man begann, komödiantische Roadmovie THEO GEGEN DEN REST sich mit dem ökonomischen Druck zu beschäftigen, DER WELT zählte ebenfalls zu den Arbeiten, die den und Filme nur für sich selbst wollten die Filmemacher, Filmverlag kurzfristig vor dem Untergang retteten. Nur wenngleich ihnen das oft nachgesagt wurde, auch BOMBER UND PAGANINI traf mit dem rabenschwarzen nicht drehen – und erst recht wollten das die TV-Re - Humor seiner böse gehandicapten Helden (ein Lahmer dakteure nicht, von denen die Produktionen der jungen und ein Blinder, beide Ganoven und im Kopf auch nicht Filmemacher ökonomisch abhängig waren. Ein Blick so ganz klar) wohl nicht so recht in die Herzen der deut - auf die Stab- und Besetzungslisten zeigt ebenfalls den schen Zuschauer, die von einer Komödie auch ein an - Willen, endlich ein größeres Publikum zu erreichen. Da ständiges Happy-End erwarteten und darin eher ent - tauchten etablierte Darsteller wie Lina Carstens und täuscht wurden. Fritz Rasp (LINA BRAAKE) oder Ivan Desny (DIE EROBE - Wirklich versöhnlich endeten die Filme des Filmverlags RUNG DER ZITADELLE) oder (BOMBER ohnehin nur in Ausnahmefällen. Aus heutiger Sicht UND PAGANINI) auf, populäre Größen wie Brigitte Mira möchte man fast glauben, dass das Happy-End als (ANGST ESSEN SEELE AUF) und Jungstars wie Bruno Standard der »Altbranche« per se zutiefst abgelehnt Ganz (DER AMERIKANISCHE FREUND, MESSER IM wurde. Und dafür waren auch die Zweifel an dieser Ge - KOPF), der Popstar Marius Müller-Westernhagen sellschaft vital genug, um die Geschichten nicht in ba - (THEO GEGEN DEN REST DER WELT) oder auch Ingmar naler Versöhnlichkeit enden zu lassen. Aufschlussreich Bergmans Kameramann Sven Nykvist (STROHFEUER). ist das Finale von EIN UNHEIMLICH STARKER ABGANG: Man begann, auf production values zu setzen, die man Michael Verhoevens Heldin Sonja sitzt wegen eines in den 1960er Jahren noch verachtet hatte. Mordes vor Gericht und hat ein hartes Urteil zu erwar - Dennoch, die Zahl der Komödien, die es mutmaßlich ten. Da stürzt die Wand hinter dem Richter ein, in einer am einfachsten gehabt hätten beim Publikum, hielt lächerlichen Apotheose erscheint ihr großer Schwarm, sich in Grenzen, aber sie sorgten meist für Erfolge: In der Eislauf- und Schlagerstar Hans-Jürgen Bäumler, LINA BRAAKE hauen zwei alte Menschen eine Bank um sie zu retten; er fliegt mit ihr wie Batman durch die übers Ohr, weil sie sich zu Recht von ihr betrogen füh - Lüfte, das Happy-End mag die rettende Kraft einer pri - len – eine in ihrer entwaffnenden Einfachheit auch vaten Utopie beinhalten und ist doch eine Verhöhnung heute noch aktuelle subversive Freude für den Zu - der Wirklichkeit auf der Grundlage der Naivität Sonjas. schauer, der feststellen wird, dass sich die Banken Nur wenige wichtige Filmemacher fehlen, aus unter - schiedlichen Gründen, in dieser Reihe: etwa Edgar einzige Film, der mit seinen Drehorten, luxuriöse Villen Reitz, Herbert Achternbusch, Werner Schroeter, Jean- und Hotels an einem oberitalienischen See, einfach Marie Straub. Wenn damals im In- und auch im Aus - eine zusätzliche, damals fast noch exotische Attraktion land über den »Neuen deutschen Film« geschrieben suchte – was ihm dann einige Kollegen und Kritiker an - wurde, so pries man ihn weniger wegen einiger inzwi - schließend durchaus übel nahmen. schen weltweit anerkannter Regisseure wie Fassbinder, Eine Ausnahme macht nur Peter Lilienthal, der in ES Herzog oder Wenders, sondern wegen seiner Vielfalt. HERRSCHT RUHE IM LAND von Putsch und Diktatur in Auch diese gehört, aus heutiger Sicht, zu den Vorzügen Chile erzählt, ohne das Land je beim Namen zu nennen. der Produktion und des Verleihs im Filmverlag . Man Dass sich die Zentrifugalkräfte im deutschen Film erst mag das auch als Mangel an verbindenden und ver - ein Jahrzehnt später auswirkten, mag an den Budgets bindlichen Konzepten abtun, doch der Vergleich mit ebenso gelegen haben wie am Bewusstsein der inlän - den heutigen, vor allem vom Fernsehen regulierten dischen Autoren und Regisseure, dass noch längst oder auch domestizierten Arbeiten, die sich seit einer nicht alle Geschichten über dieses Land erzählt sind. Reihe von Jahren ästhetisch nur in Ausnahmefällen Fassbinder war dafür das beste und überzeugendste n

voneinander unterscheiden, offenbart: Damals wehte, Beispiel. Außerdem gab es damals in München das e r o ungeachtet allen äußeren Drucks, wenigstens ein Lüft - Gefühl eines größeren Zusammenhalts, der eigentlich t u chen von Mut und Freiheit, das spätestens seit der erst 1979 mit dem ersten Exodus der Filmemacher A

r

Jahrtausendwende eingeschlafen ist – oder einge - zum Hamburger Filmfest endete (nachdem das Kon - e d

schläfert wurde. Die gemeinsame Basis der Filme - zept eines Münchner Filmfests kläglich gescheitert g a l macher damals waren die Zweifel an der real existie - war). Vorher traf man sich regelmäßig zum Fußballspie - r e renden Gesellschaft und, jedenfalls in den meisten Fäl - len, manchmal waren sogar Kritiker dabei. Es war ein v m l i

len, ebenso die Zweifel an herkömmlichen Methoden, Jahrzehnt der Verbrüderung auf der Basis der gemein - F Geschichten zu erzählen. So kommt es, dass die meis - samen Abneigung gegen das »alte« deutsche Kino; ten jener Filme auch dem heutigen Betrachter nicht davon ist längst nichts mehr geblieben. Dass viele »Alt - 37 hoffnungslos veraltet und überholt erscheinen – ganz produzenten« gelegentlich Filme der jungen Generation anders als es zum Beispiel der damaligen Pseudo - mit finanzierten, hat man meist ignoriert. Und die Kriti - modernität der Simmel-Filme ergangen ist. ker fingen an, über die Filmemacher selbst Filme zu Abgesehen von den eher seltenen Versuchen jener Fil - drehen. Niemals war die gefährliche, aber auch span - memacher, die sich in den 1970er Jahren mit einem nende, gelegentlich vielleicht korrumpierende Nähe »linken« Heimatfilm versuchten, der meist in der Ver - zwischen den Machern und ihren Kritikern intensiver. gangenheit angesiedelt war, spielte die große Mehrzahl Die Dekade war hinreißend chaotisch. Der junge Brecht der Filme des Filmverlags in einem mehr oder minder hatte einst in München (am Ende seines Stücks »Im urbanen Raum; selbst Peter Fleischmanns DIE HAM - Dickicht der Städte«) geschrieben: »Das Chaos ist auf - BURGER KRANKHEIT, ein Roadmovie, das von Nord gebraucht. Es war die beste Zeit!« nach Süd durch die Republik führt, lässt sich auf die Hans Günther Pflaum Provinz weniger intensiv ein als auf die Großstadt. Dass man sich Ersatzschauplätze gesucht hätte (wie es die Die Filmreihe begleitet die Ausstellungen »Wem gehört die Karl-May-Filme im damaligen Jugoslawien getan Stadt?« und »Geschmacksache – Mode der 1970er Jahre« im Münchner Stadtmuseum, die bis zum September 2013 zu haben), war mehr oder minder undenkbar. Wenn die sehen sind. Daher beschränkt sich die Auswahl auf Filme, die Geschichten ins Ausland führten, dann meist als Fe - in der Gegenwart der 1970er Jahre spielen. rienreise der Figuren (EIN UNHEIMLICH STARKER AB - GANG oder STROHFEUER). stellt in DIE GEGENSCHUSS – AUFBRUCH DER FILMEMACHER – EROBERUNG DER ZITADELLE das Gastarbeiter-Motiv Deutschland 2008 – R: Dominik Wessely, Laurens auf den Kopf und schickt einen deutschen Schriftsteller Straub – B: Laurens Straub, Dominik Wessely, Rainer als Schwarzarbeiter auf eine Baustelle nach Italien. Für Kölmel – K: Knut Schmitz – M: Philipp F. Kölmel – Mit Wim Wenders müssen die Dreharbeiten in den USA Hark Bohm, Uwe Brandner, Michael Fengler, Veith von (ALICE IN DEN STÄDTEN und DER AMERIKANISCHE Fürstenberg, Hans W. Geißendörfer, Irm Hermann, FREUND) ohnehin die Erfüllung alter Wünsche gewesen Werner Herzog, Peter Lilienthal, Hans Noever, Thomas sein – und dennoch bleiben die Schauplätze, an denen Schamoni, Laurens Straub, Wim Wenders – 125 min – die Entscheidungen fallen, in Deutschland. Thomas Konzentriert und lebendig, vielleicht auch zu eng in Schamonis EIN GROSSER GRAUBLAUER VOGEL ist der ihrem auf den Filmverlag der Autoren begrenzten Fokus, berichtet die Dokumentation GEGENSCHUSS – der ein Jahr später mit Ingmar Bergman SZENEN AUFBRUCH DER FILMEMACHER von der Frühzeit des EINER EHE drehen wird, inszeniert Schlöndorff gleich Neuen deutschen Films . Die meisten unmittelbar Betei - Szenen zweier Ehen und das spannende Zwischenspiel ligten standen noch für Interviews zur Verfügung. Die eines aussichtslosen Aufbegehrens. Die Emanzipation vielen Ausschnitte machen tatsächlich Lust, diesen scheitert am Rollenspiel. Zeugnissen des Aufbruchs noch einmal auf der Kino - ▶ Sonntag, 7. April 2013, 18.30 Uhr leinwand zu begegnen. Am spannendsten ist diese Ar - beit, wenn sie aussieht wie ein von der Montage arran - GELEGENHEITSARBEIT EINER SKLAVIN – BRD 1973 giertes Veteranentreffen, bei dem die alten Kämpfer – R+B: – K: Thomas Mauch – D: Ale - von längst geschlagenen Schlachten, von Siegen und xandra Kluge, Bion Steinborn, Sylvia Gartmann, Trau - Niederlagen berichten und mitunter auch heftig überei - gott Buhre, Alfred Edel – 91 min – Roswitha Bronski, nander herziehen. Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, sucht nach Al - ▶ Freitag, 5. April 2013, 18.30 Uhr ternativen und Sinn für ihr Leben. Um sich selbst mehr Kinder leisten zu können, eröffnet sie eine Abtreibungs - n

e EIN GROSSER GRAUBLAUER VOGEL – BRD 1970 – praxis, beginnt, sich gesellschaftlich zu engagieren und r o

t R: Thomas Schamoni – B: Thomas Schamoni, Uwe erfährt dabei auch die Schwierigkeiten bei der Verbin - u

A Brandner, Hans Noever, Max Zihlmann – K: Dietrich dung von Theorie und Praxis. Alexander Kluge verzich -

r

e Lohmann, Bernd Fiedler – M: Irmin Schmidt – D: Klaus tet auf jede konventionelle Spielfilmdramaturgie und d

g Lemke, Sylvie Winter, Umberto Orsini, Rolf Becker, durchbricht seine Erzählung mit Zitaten, Kommentaren a l r Walter Ladengast, Sigi Graue – 92 min – Fünf Wissen - und Inserts; in der Summe entsteht eine scheinbar e v schaftler haben eine Formel zur Beherrschung der Welt chaotische Collage von Fragmenten. Die Realität er - m l i

F entwickelt und in einem Gedicht verschlüsselt. Einer scheint nicht als homogenes Ganzes, sondern als eine aus dem Quintett liegt bald tot am Straßenrand; der aus unzähligen Splittern zusammengefügte Welt. »Ein 38 Dichter Tom-x sucht nach den anderen vier, auch zahl - vergnüglicher Film, der auf mehreren Ebenen ›funktio - reiche Agenten suchen das Geheimnis der Formel zu niert‹ und dessen Widersprüche den Zuschauer nicht ergründen. »Schamoni fragt nach der Position des Film - mehr loslassen« (Ulrich Gregor) regisseurs, nach dem Wahrheitsgehalt gefilmter Reali - ▶ Freitag, 19. April 2013, 18.30 Uhr tät und nach deren immer schon fiktivem, durch eine bestimmte Perspektive ›imaginierten‹ Charakter; er ANGST ESSEN SEELE AUF – BRD 1974 – R+B: Rai - spielt Traum und Wirklichkeit, Vorstellung und Realität, ner Werner Fassbinder – K: Jürgen Jürges – D: Brigitte Vergangenheit und Gegenwart, Projektion und echte Mira, El Hedi Ben Salem, Barbara Valentin, Irm Her - Aktion gegeneinander aus. Er tut das in Bildern von un - mann, Elma Karlowa, Margit Symo, Liselotte Eder, widerstehlichem Reiz, in einem artifiziellen, intelligen - Walter Sedlmayr – 93 min – Von der Liebe und der Ehe ten und ironischen Vexierspiel, das unbekümmert alle einer deutschen Witwe mit einem um zwanzig Jahre Topoi eines guten Thrillers durcheinanderwirbelt.« jüngeren Gastarbeiter aus Marokko. Die gehässigen (Wolf Donner) Reaktionen aus der Umgebung des Paares ändern sich, ▶ Samstag, 6. April 2013, 18.30 Uhr als die Nachbarn sich die Vorzüge von Ali zunutze machen können. Befreit vom äußeren Druck müssen STROHFEUER – BRD 1972 – R: Volker Schlöndorff – sich Emmi und Ali nun mit den inneren Problemen ihrer B: Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta – K: Sven zweifellos schwierigen Beziehung befassen; auch dies Nykvist – M: Stanley Myers – D: Margarethe von Trotta, geht nicht ohne Wunden ab. Fassbinders Antwort auf Friedhelm Ptok, Martin Lüttge, Georg Marischka, Wal - ALL THAT HEAVEN ALLOWS (1955) von Douglas Sirk, ter Sedlmayr – 101 min – Elisabeth war mal Fremd - den er als Vorbild betrachtete. »Das Erstaunlichste an sprachenkorrespondentin, dann wurde sie Ehefrau, diesem lakonischen Film ist nicht nur Fassbinders Mut, sechs Jahre lang, bis sie genug hatte von ihrem Mann sich an das heikle Thema zu wagen, sondern auch und dem langweiligen Leben an seiner Seite. Ihre Ver - seine Fähigkeit, diese Liebesgeschichte und ihre suche, nach der Scheidung mit neuen Jobs Fuß zu fas - Schwierigkeiten ohne falsches Pathos, kühl fast, und sen, bringen die Frau nicht weiter. Dann heiratet sie er - doch voller Sympathie mit seinen beiden Hauptfiguren neut und kehrt zu den Problemen zurück, denen sie mit so zu erzählen, dass keine Unglaubwürdigkeit auf - ihrer Scheidung einst entkommen wollte. Das Stroh - kommt.« (Wolfram Schütte) feuer ist abgebrannt. Mit Kameramann Sven Nykvist, ▶ Samstag, 20. April 2013, 18.30 Uhr EIN UNHEIMLICH STARKER ABGANG – BRD 1973 – und unter denen sie leiden – bewegt, dass das Er - R+B: , nach einem Stück von Harald starrte sich auflöst.« (Peter Buchka) Sommer – K: Igor Luther – D: Katja Rupé, Elmar Wep - ▶ Samstag, 27. April 2013, 18.30 Uhr per, Ingold Platzer, Wolfgang Fischer, Edwin Noël, Gundi Schwöbel – 86 min – Sonja hat genug von ihrem ES HERRSCHT RUHE IM LAND – BRD 1975 – R: Freund und Liebhaber. Nach der ersten Abtreibung lan - Peter Lilienthal, Antonio Skármeta – K: Robby Müller, det sie als Minderjährige in einem Erziehungsheim, Abel Alboim – M: Angel Parra – D: Charles Vanel, nach der zweiten wird sie von Manfred verlassen. Sie Mario Pardo, Eduardo Durán, Zita Duarte, Antonio Skár - erschießt den Kerl. Vor Gericht bleibt sie weitgehend meta – 103 min – Eine Militärdiktatur in einem fiktiven stumm und verweigert sich. Der Film aber klärt die lateinamerikanischen Land: Kritik wird mit Knast be - lange Vorgeschichte, die zu dem Mord geführt hat. Am straft. Aber in einer Kleinstadt wollen sich die Bürger Ende erträumt sich Sonja eine abenteuerlich kitschige nicht länger unterwerfen; sie solidarisieren sich mit den Rettung aus ihrer Wirklichkeit. Michael Verhoeven in - politischen Gefangenen. Der Wahnsinn der Tyrannei szeniert den Stoff, der auch als Melodram vorstellbar fegt die Straßen leer; die Arbeiter, die das Land drin - n

gewesen wäre, als giftige Komödie in der bayerischen gend benötigt, sitzen im Gefängnis. Am Ende sind alle e r o

Provinz. Am lächerlichsten dabei: die Herren von der Bürger des Orts inhaftiert. Die ruhige Intensität dieses t u

Justiz. Und niemand erscheint so trostlos wie die Gene - Films, der konsequent auf große Effekte verzichtet, A

r ration der Eltern. zieht den Zuschauer hinein in die permanente Be - e d

▶ Freitag, 26. April 2013, 18.30 Uhr (Zu Gast: Michael drohung. Lilienthal hat mit diesem Film viel bewiesen: g a l Verhoeven) dass sich seine fast intime, tatsächlich »schöne« r e Ästhetik mit einem bedingungslos politischen Kino ver - v m l i

ALICE IN DEN STÄDTEN – BRD 1974 – R+B: Wim binden lässt. Und dass die Bundesrepublik damals F Wenders – K: Robby Müller – D: Rüdiger Vogler, Yella über genügend Unruhe im Land verfügte, um auch Rottländer, Lisa Kreuzer, Edda Köchl, Hans Hirschmül - Filme wie diesen hervorzubringen. 39 ler – 110 min – Frustriert bricht Philip Winter seine Re - ▶ Sonntag, 28. April 2013, 18.30 Uhr (Zu Gast: Peter portagereise durch die USA ab und hat plötzlich eine Lilienthal)

IN DER FREMDE – BRD 1975 – R: Sohrab Shahid Saless – B: Sohrab Shahid Saless, Helga Houzer – K: Ramin Reza Molai – D: Parviz Sayyad, Anasal Cihan, Muhammet Temizkan, Hüsamettin Kaya, Sakibe Kaya – 91 min – Husseyin wohnt in Berlin-Kreuzberg und träumt von einem besseren Leben in der alten Heimat. Wenig geschieht, alles vollzieht sich sehr still, sehr langsam, denn die Barrieren der Sprache und sozialen Herkünfte sind zu hoch. Nur die privaten Utopien machen die Lage erträglich. Sohrab Shahid Saless, der Iraner, erzählte von Türken in Deutschland und meinte doch auch die eigene Verlorenheit in einem fremden Land. Er bezeichnete IN DER FREMDE als »Film über neunjährige Göre am Hals, die auch nach Europa zu - das Wort Elend , das ursprünglich einfach ›in einem rückreisen will. Durch die Formulierung ihrer Gefühle anderen Land leben‹ bedeutete«. Während manche und elementaren Lebensansprüche zwingt Alice den seiner deutschen Kollegen von einer neuen Sensibilität Mann in die Verantwortung – das ist seine Chance, im Kino geträumt haben, hat er sie realisiert. eine neue Identität zu finden. Momente zögernder, un - Freitag, 3. Mai 2013, 18.30 Uhr sicherer Hoffnung auf neue Anfänge prägen diesen Film, mit dem die Sensibilität von Wim Wenders ihr ei - BOMBER UND PAGANINI – BRD 1976 – R: Nikos Pe - gentliches Thema gefunden hat. Das scheinbar ziellose rakis – B: Nikos Perakis, Joe Hembus, Ulrich Greiwe – Herumreisen bekommt seinen Sinn. »Bewegung meint K: Dietrich Lohmann – M: Nikos Mamangakis – D: bei Wenders stets auch etwas Geistiges: dass sich Mario Adorf, Tilo Prückner, Barbara Valentin, Margot etwas – die Verhältnisse, in denen die Menschen leben Werner, Hannelore Schroth, Hark Bohm – 114 min – Weil sie zu hastig, zu gierig und zu dilettantisch sind, Schwabinger Bukowski. Seine kargen Schwarzweißbil - eskalieren die Handicaps der beiden Gauner Bomber der fangen das schimmelige Milieu der Gammler und und Paganini. Nach einem missglückten Einbruch Kneipendesperados, das es trotz Nepp und Beton noch muss sich der eine als Blinder, der andere als Lahmer immer gibt, präzis ein.« (Wolfgang Limmer) durch die unendlich trist aussehende Hauptstadt Öster - ▶ Freitag, 17. Mai 2013, 18.30 Uhr (Zu Gast: Uwe Brand - reichs kämpfen. So erweist sich auch der nächste ner) Coup des Duos als mindestens eine Nummer zu groß. Der Grieche Nikos Perakis entwickelt hier eine eigene, DIE EROBERUNG DER ZITADELLE – BRD 1977 – R: eigenwillige und sehr undeutsche Tonart, und wenn es Bernhard Wicki – B: Bernhard Wicki, Gunther Witte, um Behinderungen geht, ist er politisch ganz und gar nach der Novelle von Günter Herburger – K: Igor Luther nicht korrekt. So kommt es auch, dass die Rettung der – D: András Fricsay, Antonia Reininghaus, Armando beiden kriminellen Trottel ebenso lächerlich wie kurz - Brancia, Dieter Kirchlechner, Ivan Desny – 138 min – fristig bleibt. Hermann Brucker, Schriftsteller aus Deutschland, hat ▶ Samstag, 4. Mai 2013, 18.30 Uhr in Italien einen Autounfall. Seine Mutter kommt dabei n

e ums Leben. Der Sohn erklärt, er wolle nicht flüchten, r o

t LINA BRAAKE oder DIE INTERESSEN DER BANK bleibt im Land und verdingt sich als Schwarzarbeiter u

A beim Bau der Villa eines Neureichen, der zum Richtfest KÖNNEN NICHT DIE INTERESSEN SEIN, DIE LINA r

e BRAAKE HAT – BRD 1975 – R+B: Bernhard Sinkel – d

g K: Alf Brustellin – M: Joe Haider – D: Lina Carstens, a l r Fritz Rasp, Herbert Bötticher, Erika Schramm, Benno e v Hoffmann – 88 min – Die greise Heldin Lina Braake, m l i

F vital wie Bert Brechts »unwürdige Greisin«, nimmt Rache an einer Bank, die sie aus ihrer alten Wohnung 40 vertrieben und in ein Altenheim abgeschoben hat. Dort entwickelt sie, gemeinsam mit einem weiteren Senior, einem entmündigten Finanzfachmann, einen Plan, die Bank mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Sinkels Film ist ein Plädoyer für eine humane Anarchie und für eine Phantasie, die über legale Amoral der Besitzgier triumphieren. Ein Kinohit mit hinreißenden Hauptdar - stellern, die beide schon in Stummfilmzeiten vor der Ka - mera standen. LINA BRAAKE wäre eine aktualisierte eine Bonzenparty feiert. Das Fest gleitet ihm gründlich Fortsetzung zu wünschen – als märchenhaft listige und aus den Händen, die Arbeiter wehren sich gegen die subversive »Lehrkomödie«. Gäste. DIE EROBERUNG DER ZITADELLE erzählt von ▶ Sonntag, 5. Mai 2013, 18.30 Uhr (Zu Gast: Bernhard einem spontanen, unpolitischen und desorganisierten Sinkel) Aufstand, der von Anfang an keine Chance hat. Wicki war damals immerhin schon 56 Jahre alt – im Ver - HALBE-HALBE – BRD 1977 – R+B: Uwe Brandner – gleich zu den Kollegen im Filmverlag ein alter Herr, der K: Jürgen Jürges – M: Peer Raben, Peter Bischof – sich voller Wut, Zorn und spürbarer Unruhe noch ein - D: Hans Peter Hallwachs, Bernd Tauber, Agnes Dünn - mal an einem filmischen Kraftakt versucht, der heute eisen, Mascha Gonska, Ivan Desny, Adrian Hoven – wie ein erratischer Block in der jüngeren deutschen Zwei durchaus nicht chancenlose Männer, der eine Filmgeschichte herumliegt. knapp unter, der andere über 30 Jahre alt, verlieren ▶ Samstag, 18. Mai 2013, 18.30 Uhr ihren Job, erhalten eine Abfindung und haben plötzlich Geld in der Tasche. Sie freunden sich an und wollen STROSZEK – BRD 1977 – R+B: Werner Herzog – K: künftig halbe-halbe machen. Aber die Kohle ist bald Thomas Mauch – D: Bruno S., Eva Mattes, Clemens weg. Eine Geschichte zwischen Absturz und Aufbau: Scheitz, Norbert Grupe, Burkhard Driest, Alfred Edel – der eine schafft’s, der andere nicht. »Der spröde 108 min – Die Ballade von einem Außenseiter, der Charme des Films liegt in den kleinen Geschichten, die unter dem Druck der Verhältnisse und vor der Gewalt Brandner leichthändig nebenbei erzählt. In seinen zweier Zuhälter von Berlin in die USA flieht. Mit dabei besten Momenten ist Brandner so etwas wie ein auf Brunos abenteuerlicher Pioniertour: ein greiser Nachbar und eine Prostituierte. Für einen kurzen Moment deuten sich in Amerika die Erfüllungen aller Illusionen an, doch zu schnell schlägt die Gesellschaft zurück, vertreibt den naiven Mann aus dem kleinen ge - kauften Paradies, in dem er sein Glück einrichten wollte und nicht bezahlen konnte. Einst war Amerika das gelobte Land der Auswanderer, das angeblich jedem eine Chance bot. Stroszek hat keine. Weder in Berlin noch im Wilden Westen. Wunderbar, wie sen - sibel Herzog, der Oberbayer, die Verlorenheit des Hel - den und seiner Begleiter visualisiert – kein Ort auf der Welt würde sie davor bewahren. ▶ Sonntag, 19. Mai 2013, 18.30 Uhr hat Highsmiths Roman über Spekulanten und Geschäf - n

DER AMERIKANISCHE FREUND – BRD 1977 – R+B: temacher in den Bauboom von Frankfurt am Main ver - e r o

Wim Wenders, nach dem Roman »Ripley’s Game« von legt. Das passt! Der zarte hat gegen den t u

Patricia Highsmith – K: Robby Müller – M: Jürgen A chargierenden Dieter Laser in dieser Welt keine r

Knieper – D: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Chance – es sei denn, er brächte ihn um. e d

Gérard Blain, Nicholas Ray, Samuel Fuller – 126 min – ▶ Samstag, 25. Mai 2013, 18.30 Uhr g a l »Wenn ich mir die ganze Literatur anschauen könnte r e und auswählen dürfte, was ich am liebsten verfilmen DEUTSCHLAND IM HERBST – BRD 1978 – R: Alexan - v m l i würde, dann wäre es die Highsmith« hatte Wenders der Kluge, Volker Schlöndorff, Alf Brustellin, Bernhard F schon Anfang 1975 erklärt. Mit DER AMERIKANISCHE Sinkel, , Katja Rupé, Hans FREUND konnte er sich seinen Wunsch erfüllen. Die Peter Cloos, , Maximiliane Mainka, Peter 41 Kriminalstory über einen Hamburger Rahmenmacher, Schubert – B: Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Alf der im Glauben, er sei todkrank, einen Mordauftrag Brustellin, Bernhard Sinkel, Rainer Werner Fassbinder, übernimmt, weil er sich von der Bezahlung die mate - Katja Rupé, Hans Peter Cloos, Edgar Reitz, Maximiliane rielle Sicherheit seiner Familie verspricht, ist von der Mainka, Peter Schubert, Peter F. Steinbach, Heinrich äußeren Handlung ins Innere der Figuren verlagert. Aus Böll – K: Rolf Gmöhling, Jürgen Jürges, Werner Lüring, ihrer Psyche heraus sind die Bilder zu sehen und zu Dietrich Lohmann, Colin Mounier, Bodo Kessler, Jörg verstehen, die Städte, die Objekte und die Aktionen. Schmidt-Reitwein, Günther Hörmann – D: Angela Wink - Der Film erzählt auch vom Zerbrechen einer Freund - ler, Vadim Glowna, Heinz Bennent, Helmut Griem, Ma - schaft, ist gegenüber jenen Filmen, deren Stoffe Wen - rio Adorf – 123 min – Eine Kollektivarbeit über die poli - ders selbst entwickelt hat, jedoch eine vergleichsweise tischen Ereignisse im Herbst 1977. Schlöndorff insze - kühle, distanzierte Arbeit. nierte, nach Heinrich Böll, die redaktionelle Abnah me ▶ Freitag, 24. Mai 2013, 18.30 Uhr einer Fernseh-Inszenierung von Sophokles’ »Antigone«, eine Farce, in der die Hilflosigkeit der TV-Verantwort - DIE GLÄSERNE ZELLE – BRD 1978 – R: Hans W. Gei - lichen gegenüber der plötzlich brandaktuell geworde - ßendörfer – B: Hans W. Geißendörfer, Klaus Bädekerl, nen Tragödie mit lächerlicher Deutlichkeit hervortritt. nach dem Roman von – K: Robby Ihren Sinn bekommt die Fiktion im Kontext mit den von Müller – M: Niels Janette Walen – D: Helmut Griem, Kluge und Schlöndorff dokumentarisch erfassten Ereig - Brigitte Fossey, Dieter Laser, Walter Kohut, Bernhard nissen: das Begräbnis des ermordeten Hanns Mar tin Wicki – 93 min – Der Architekt Phillip Braun wurde zu Schleyer, Trauerfeiern, und dann die Bestattung der fünf Jahren Haft verurteilt, weil beim Einsturz einer Toten von Stammheim. Mit verzweifelter Ehrlichkeit, Schultreppe ein Kind ums Leben kam. Der in Wahrheit Wut und Ratlosigkeit schildert Fassbinder seine eigene Schuldige, ein skrupelloser Bauunternehmer, geht Reaktion auf die sich überstürzenden Nachrichten. straffrei aus. Nach der Haft kehrt Phillip in eine Welt zu - ▶ Freitag, 14. Juni 2013, 18.30 Uhr rück, der er nicht mehr vertraut. Er findet heraus, dass seine Frau ein Verhältnis mit seinem Anwalt hatte. Phil - MESSER IM KOPF – BRD 1978 – R: Reinhard Hauff – lip reagiert mit Eifersucht und wird immer einsamer, bis B: Peter Schneider – K: Frank Brühne – M: Irmin ein Feind eine erfolgreiche Intrige spinnt. Geißendörfer Schmidt – D: Bruno Ganz, Angela Winkler, Hans-Chris - tian Blech, Heinz Hoenig, Hans Brenner, Udo Samel – schaftler und Politiker zu ziehen oder zu vermeiden be - 113 min – Der Wissenschaftler Berthold Hoffmann strebt sind. Sogar die Dramaturgie erzählt vom Chaos. wird während einer Terroristen-Fahndung in einem an - Fleischmanns erklärtes Ziel ist es, mit diesem Katastro - geblich konspirativen Jugendtreff von der Polizei ange - phenfilm »den festen Boden, auf dem man steht, in Er - schossen. Nach dem Kopfschuss findet er mühsam schütterung zu bringen« den Weg vom Krankenhaus ins Leben zurück, um trotz ▶ Samstag, 22. Juni 2013, 18.30 Uhr seines Gedächtnisverlustes den Schuldigen und die Ur - sachen für die Tat zu suchen. Für die einen bleibt er ein DIE LETZTEN JAHRE DER KINDHEIT – BRD 1979 – Terrorist, den anderen gilt er als Märtyrer. Eine finstere, R+B: Norbert Kückelmann – K: Jürgen Jürges – M: böse Geschichte, von Reinhard Hauff so leicht erzählt, Markus Urchs – D: Gerhard Gundel, Dieter Mustafoff, als wäre MESSER IM KOPF wirklich eine Komödie. Leopoldine Schwankel, Karl Obermaier, Ernst Hannna - Genau so ein Film hatte dem deutschen Kino damals wald, Jörg Hube – 105 min – Schon mit sieben Jahren gefehlt: erzählerische List statt Fanatismus, mit Bruno wird Martin Sonntag aus »Klein-Chicago« zum ersten Ganz in absoluter Hochform! Mal aktenkundig, als er einen Automaten aufbricht.

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e Samstag, 15. Juni 2013, 18.30 Uhr (Zu Gast: Reinhard Entsprechend kann er noch nicht dafür belangt werden. r o

t Hauff) Mit dreizehn Jahren kommt er nach schwerem Dieb - u

A stahl in ein Erziehungsheim, aus dem er immer wieder

r

e DIE LINKSHÄNDIGE FRAU – BRD 1977 – R+B: Peter ausbricht. Martin quält sich in vielen Heimen durch d

g Handke, nach seiner Erzählung – K: Robby Müller – D: eine schmerzhafte Leidensgeschichte. Der Film folgt a l r Edith Clever, Bruno Ganz, Markus Mühleisen, Michel einem realen Fall, der die unaufhaltsame Zerstörung e v Lonsdale, Angela Winkler, Bernhard Minetti – 116 min eines Jugendlichen und die Arroganz der Behörden vor m l i

F – Eine Frau mag nicht mehr. Zehn Jahre war sie verhei - Augen führt. Martins Fluchten sind auch Rückzugs - ratet, jetzt fordert sie ihren Mann auf: »Lass mich al - bewegungen vor der Macht einer Justiz, der er mit 42 lein!« Auch wenn sie wieder in ihrem alten Beruf als allen Gefühlen und mit vollem Recht misstraut. Norbert Übersetzerin arbeiten kann – einfach ist Mariannes Kückelmann, im Hauptberuf Jurist, weiß sehr genau, Leben mit ihrem kleinen Sohn keineswegs, und die vie - wovon er erzählt. len Ratschläge von außen nerven mehr als dass sie hel - ▶ Sonntag, 23. Juni 2013, 18.30 Uhr fen würden. Das Ergebnis: Stillstand mit open end. Peter Handke hat in seinem von Wim Wenders produ - THEO GEGEN DEN REST DER WELT – BRD 1980 – R: zierten Film ziemlich wortgetreu seine eigene Erzäh - Peter F. Bringmann – B: Matthias Seelig – K: Helge lung adaptiert und den Schauplatz von der deutschen Weindler – M: Lothar Meid – D: Marius Müller-Wes - Provinz nach Paris verlegt. Gérard Depardieu spielt ternhagen, Guido Gagliardi, Claudia Demarmels, Peter eine Nebenrolle, Wim Wenders’ alte Mitstreiter Robby Berling, Carlheinz Heitmann – 105 min – Theos neuer Müller (Kamera) und Peter Przygodda (Schnitt) helfen LKW wird geklaut. Die Jagd nach dem Dieb und dem dem inszenierenden Dichter erkennbar. Laster führt durch halb Europa. Peter F. Bringmann ▶ Freitag, 21. Juni 2013, 18.30 Uhr gelang mit diesem Roadmovie ein überraschender Kinohit: »Niemand wollte Theo haben, das schmächtige DIE HAMBURGER KRANKHEIT – BRD 1979 – R: Peter Stehaufmännchen mit den großen Sprüchen und den Fleischmann – B: , Otto Jägersberg, zappeligen Bewegungen, den proletarischen Don Roland Topor – K: Colin Mounier – M: Jean Michel Quichotte aus dem Kohlenpott, den Überlebenskünstler Jarre – D: Carline Seiser, Helmut Griem, Ulrich Wild - wider alle Wahrscheinlichkeiten. Ein Filmverleih nach gruber, Fernando Arrabal, Tilo Prückner – 118 min – dem anderen winkte ab, bis sich der Filmverlag der Unheil über Deutschland: Ausgehend von Hamburg ver - Autoren endlich barmherzig zeigte und THEO GEGEN breitet sich eine ebenso rätselhafte wie tödliche Krank - DEN REST DER WELT in sein Programm nahm. Das heit von Nord nach Süd, von Hamburg bis in die Alpen. Schöne am Kino ist, dass alles immer ganz anders Der Film folgt den Fliehenden durch ein sterbendes kommt: Gerade neun Wochen nach dem Start haben Land: Ein Horrortrip mit allegorischen Dimensionen. schon knapp 1,2 Millionen Zuschauer über THEO (das Die Krankheit ist vor allem als Reaktion auf den Zu - heißt: mit Theo) gelacht, der Filmverlag zählt drei Millio - stand des Landes zu sehen und hat physische wie psy - nen Mark Verleih-Brutto-Einnahmen und sieht weiteren chische Ursachen. Nicht minder schockierend als das Millionen gefasst entgegen.« (Hans C. Blumenberg) große Sterben sind die Konsequenzen, die Wissen - ▶ Freitag, 28. Juni 2013, 18.30 Uhr