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Bekanntmachung

der Satzung über die Feststellung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 des Landkreises

Gemäß § 8 (4) des Niedersächsischen Gesetzes über Raumordnung und Landesplanung (NROG) in der Fassung vom 27.04.1994 (Nds. GVBl. S. 211) in Verbindung mit § 7 (2) der Verordnung über das Verfahren zur Aufstellung und über die Darstellung der Regionalen Raumordnungsprogramme (VerfVO-RROP) vom 26.07.1995 (Nds. GVBl. S. 260) ist das am 03.07.2000 vom Kreistag des Landkreises Holzminden durch Satzung festgestellte Regio- nale Raumordnungsprogramm von der Bezirksregierung Hannover mit Verfügung vom 27.11.2000 – Aktenzeichen: 201.2 – 20303/5/00 – unter Maßgaben und Nebenbestimmun- gen genehmigt worden. Der Kreistag des Landkreises Holzminden ist den Maßgaben und Nebenbestimmungen durch Beschluss vom 19.02.2001 beigetreten.

Eine Verletzung von Verfahrensvorschriften bei der Aufstellung des Regionalen Raumord- nungsprogramms ist unbeachtlich, wenn sie nicht schriftlich innerhalb eines Jahres nach der öffentlichen Bekanntmachung bei der Aufsichtsbehörde geltend gemacht worden ist. (§ 9 (1) NROG).

gez. Kempa Oberkreisdirektor

Satzung

über die Feststellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes für den Landkreis Holzminden

Auf Grund des § 8 des Niedersächsischen Gesetzes über Raumordnung und Landesplanung (NROG) i. d. F. vom 27. April 1994 (Nds. GVBl. Seite 211) in Verbindung mit § 7 der Nds. Landkreisordnung (NLO) hat der Kreistag des Landkreises Holzminden in seiner Sitzung am 03.07.2000 die folgende Satzung beschlossen:

§ 1

Das Regionale Raumordnungsprogramm 2000 für den Landkreis Holzminden (Anlage), be- stehend aus

− der Beschreibenden Darstellung und

− der Zeichnerischen Darstellung (Maßstab 1 : 50.000) wird hiermit festgestellt.

Dem Regionalen Raumordnungsprogramm 2000 für den Landkreis Holzminden ist eine Bei- karte im Maßstab 1: 100 000 sowie eine Erläuterung beigegeben.

§ 2

Diese Satzung tritt am Tage nach ihrer Bekanntmachung im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden in Kraft.

Holzminden, den 03.07.2000

Landkreis Holzminden

gez. Sassin gez. Kempa Landrat Oberkreisdirektor

Das Programm liegt im Kreishaus in Holzminden, Amt für Planung, Naturschutz und Bauauf- sicht, für jedermann während der Dienststunden kostenlos zur Einsicht aus.

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 für den Landkreis Holzminden

Beschreibende und zeichnerische Darstellung mit Erläuterungen

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 für den Landkreis Holzminden

Inhalt

Verfahrensschritte und Geltungsbereich I

Hinweise III

I Leitlinien IV

II Ziele der Raumordnung

Beschreibende Darstellung

1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes 1 1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes 1 1.2 Entwicklung der Region 2 1.3 Ländlicher Raum 3 1.4 Ordnungsräume 4 1.5 Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schutz siedlungsbezogener Freiräume 4 1.6 Zentrale Orte, zentralörtliche Funktionen, Standorte mit besonderen Funktionen 7 1.7 Naturräume 8 1.8 Vorranggebiete und Vorrangstandorte 9 1.9 Vorsorgegebiete 10

2 Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen, der Kulturlandschaften und der kulturellen Sachgüter 11 2.0 Umweltschutz allgemein 11 2.1 Naturschutz und Landschaftspflege 12 2.2 Bodenschutz 16 2.3 Gewässerschutz 17 2.4 Luftreinhaltung, Lärm- und Strahlenschutz 18 2.5 Schutz der Erdatmosphäre, Klima 19 2.6 Schutz der Kulturlandschaften und der kulturellen Sachgüter 20

3 Nutzung und Entwicklung natürlicher und raumstruktureller Standort- voraussetzungen 21 3.0 Umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung der Wirtschaft und der Infrastruktur 21 3.1 Gewerbliche Wirtschaft und Fremdenverkehr 22 3.2 Landwirtschaft 26 3.3 Forstwirtschaft 29 3.4 Rohstoffgewinnung 32 3.5 Energie 35

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

6.0 Verkehr allgemein 38 3.6.1 öffentlicher Personennahverkehr 39 3.6.2 Schienenverkehr 41 3.6.3 Straßenverkehr 42 3.6.4 Schifffahrt 45 3.6.5 Luftfahrt 46 3.6.6 Fußgänger- und Fahrradverkehr 46 3.6.7 Information und Kommunikation 47 3.7 Bildung, Kultur und Soziales 48 3.8 Erholung, Freizeit, Sport 50 3.9 Wasserwirtschaft 54 3.9.0 Wasserwirtschaft allgemein 54 3.9.1 Wasserversorgung 56 3.9.2 Abwasserbehandlung 58 3.9.3 Küsten- und Hochwasserschutz 59 3.10 Abfallwirtschaft 60 3.10.0 Abfallwirtschaft allgemein 60 3.10.1 Siedlungsabfall, Sonderabfall 61 3.10.2 Altlasten 62 3.11 Katastrophenschutz, Verteidigung 63 3.11.1 Katastrophenschutz, zivile Verteidigung 63 3.11.2 Militärische Verteidigung 63

III Erläuterungen

Allgemeine Einführung 1 Zu den Grundzügen der Planungskonzeption 2

1 Entwicklung der räumlichen Struktur 3 1.2 Entwicklung der Regionen 14 1.3 Ländliche Räume 17 1.4 Ordnungsräume 18 1.5 Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schutz siedlungsbezogener Freiräume 18 1.6 Zentrale Orte 29 1.7 Naturräume 33 1.8 Vorranggebiete und Vorrangstandorte 39 1.9 Vorsorgegebiete 43

2 Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen 45 2.0 Umweltschutz allgemein 46 2.1 Naturschutz und Landespflege 47 2.2 Bodenschutz 58 2.3 Gewässerschutz 59 2.4 Luftreinhaltung, Lärm- und Strahlenschutz 60 2.5 Schutz der Erdatmosphäre, Klima 61 2.6 Schutz der Kulturlandschaft 62

3 Nutzung und Entwicklung natürlicher und raumstruktureller Standort- voraussetzungen 64 3.0 Umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung der Wirtschaft 64 3.1 Gewerbliche Wirtschaft 74 3.2 Landwirtschaft 82 3.3 Forstwirtschaft 89

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

3.4 Rohstoffgewinnung 100 3.5 Energie 111 3.6 Verkehr und Kommunikation 123 3.6.0 Verkehr allgemein 125 3.6.1 Öffentlicher Personennahverkehr 126 3.6.2 Schienenverkehr 132 3.6.3 Straßenverkehr 134 3.6.4 Schifffahrt 143 3.6.5 Luftfahrt 145 3.6.6 Fußgänger- und Fahrradverkehr 146 3.6.7 Information und Kommunikation 148 3.7 Bildung, Kultur und Soziales 149 3.8 Erholung, Freizeit, Fremdenverkehr 153 3.9 Wasserwirtschaft 159 3.9.0 Wasserwirtschaft allgemein 163 3.9.1 Wasserversorgung 168 3.9.2 Abwasserbehandlung 175 3.9.3 Küsten- und Hochwasserschutz 176 3.10 Abfallwirtschaft 181 3.10.0 Abfallwirtschaft allgemein 183 3.10.1 Siedlungsabfälle, Sonderabfall 185 3.10.2 Altlasten 186 3.11 Katastrophenschutz/Verteidigung 187 3.11.1 Katastrophenschutz/Zivile Verteidigung 187 3.11.2 Militärische Verteidigung 187

IV Zeichnerische Darstellung

V Beikarte

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

Verfahrensschritte und Geltungsbereich

1. Der Landkreis Holzminden hat gemäß § 8 Abs. 1 NROG unter dem 15.08.1996 seine Allgemeinen Planungsabsichten für die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes für den Landkreis Holzminden (RROP 2000) for- muliert und im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden Nr. 15/1996 vom 15.08.1996, Seite 281 ff., bekannt gemacht.

2. Das RROP 2000 wurde aus dem Landesraumordnungsprogramm Niedersach- sen 1994 (LROP 94) entwickelt.

3. Der Entwurf des RROP 2000 für den Landkreis Holzminden (Beschreibende Darstellung und Zeichnerische Darstellung) wurde mit den Erläuterungen allen zu beteiligenden Institutionen mit Datum vom 10.12.1998 zur Stellungnahme zugeleitet.

4. Die von den Beteiligten nach § 8 Abs. 3 Satz 1, Nrn. 1, 2 und 4 in Verbindung mit Ziffern 1.3.3 und 1.3.4 der Verwaltungsvorschriften zum Niedersächsischen Gesetz über Raumordnung und Landesplanung (VV zum NROG - RdErl. d. MI vom 28.12.1995; Nds. MBl. 1996, Seite 209) vorgebrachten Anregungen und Bedenken wurden am 28.10.1999 (benachbarte Träger der Regionalplanung) und am 03.11.1999 (andere Träger öffentlicher Belange) mit ihnen erörtert, so- weit sie sich auf wesentliche Teile des Programmes bezogen haben.

5. Der Kreistag des Landkreises Holzminden hat am 03.07.2000 das RROP 2000 für den Landkreis Holzminden als Satzung festgestellt unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens.

6. Das RROP 2000 für den Landkreis Holzminden ist gemäß § 8 Abs. NROG i.d.F. vom 27.04.1994 von der Bezirksregierung Hannover am 27.11.2000 ge- nehmigt worden.

7. Das RROP 2000 wurde am 09.03.2001 im Amtsblatt für den Landkreis Holz- minden Nr. 5/2001 öffentlich bekannt gemacht.

8. Das RROP 2000 tritt an die Stelle des Regionalen Raumordnungsprogrammes 1990 für den Landkreis Holzminden (genehmigt bis 31.10.1998, verlängert von der Bezirksregierung Hannover bis 31.10.2000). Das RROP 2000 tritt gemäß § 8 Abs. 5 NROG sieben Jahre nach seiner Wirk- samkeit außer Kraft, sofern es nicht vorher neu festgestellt oder die Frist von der Aufsichtsbehörde verlängert worden ist.

I

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

9. Das RROP 2000 bildet die Grundlage für die Koordinierung aller raumbean- spruchenden, raumbedeutsamen und raumbeeinflussenden Fachplanungen und -maßnahmen, die für die Entwicklung des regionalen Planungsraumes von Bedeutung sind. Seine Umsetzung und die Sicherung der Raumordnungsziele erfordern überfachliche und übergemeindliche Kooperation.

Die Ziele der Raumordnung sind von öffentlichen Stellen gemäß § 10 Abs. 1 und 2 NROG in Verbindung mit § 4 Abs. 1 und 3 Raumordnungsgesetz (ROG) bei ihren raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten. Dies gilt auch bei

− Genehmigungen, Planfeststellungen und sonstigen behördlichen Entschei- dungen über die Zulässigkeit raumbedeutsamer Maßnahmen öffentlicher Stellen sowie

− Planfeststellungen und Genehmigungen mit Rechtswirkung bei Planfeststel- lung über die Zulässigkeit raumbedeutsamer Maßnahmen von Personen des Privatrechtes.

Weitergehende Bindungswirkungen der Erfordernisse der Raumordnung auf Grund von Fachgesetzen bleiben unberührt.

10. Die Grundsätze und Ziele der Raumordnung haben dem Einzelnen gegenüber keine Rechtswirkung (§ 10. Abs. 3 NROG), abgesehen von der o.g. Ziffer 9 - raumrelevante Vorhaben von Personen des Privatrechtes und ausgewählte Vorhaben nach § 35 Abs. 1 und 3 Baugesetzbuch (Beispiele: Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung oder Vorrangstandorte für Windenergiegewinnung).

II

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

Hinweise

1. Alle zeichnerischen Darstellungen sind nicht parzellenscharf. Eine Übertragung in andere Maßstäbe muss zudem die Generalisierung der jeweiligen Karten- grundlagen beachten.

2. Das RROP 2000 ist in der Nummerierung (normal) identisch mit den Vorgaben des Landes. Zur Vereinfachung im Umgang mit den Zielen in der täglichen Arbeit ist eine fortlaufende Nummerierung vorgesetzt. Die fortlaufende Numme- rierung entspricht dem Entwurf. Wegfallende Ziele sind daher durch „-----“ ge- kennzeichnet.

3. Übernommene Ziele des Landesraumordnungsprogrammes 1 in das Regionale Raumordnungsprogramm 2000 für den Landkreis Holzminden sind an ihrem Ziffernbuchstaben „C“ im RROP 2000 erkennbar.

4. Die spezifischen regionalen Ziele sind am Ziffernbuchstaben „R“ erkennbar. Diese Ziele sind teilweise aus dem geltenden RROP 90 fortgeschrieben oder auch aus den Erläuterungen des RROP 90 für den Landkreis Holzminden ent- wickelt.

5. Dem RROP 2000 für den Landkreis Holzminden ist eine Beikarte beigegeben. In ihr sind Hinweise auf sonstige planerische Erfordernisse aufgenommen, die sich einer Festsetzung in der zeichnerischen Darstellung entziehen, deren Überarbeitung noch nicht abgeschlossen (z.B. in Bezug auf Hochwasser- schutzgebiete) oder deren Darstellung durch das Land nicht vorgesehen, im Sinn einer frühzeitigen Auseinandersetzung mit möglichen Einzelvorgängen aber regional bedeutsam ist (z.B. in Bezug auf untertägige Rohstoffvor- kommen).

6. In der Zeichnerischen Darstellung sind die außerhalb Niedersachsens liegen- den Symbole und Flächensignaturen aus den dortigen Plänen und nach der Abstimmung mit benachbarten Trägern der Regionalplanung sinngemäß in nie- dersächsische Planzeichen übertragen. Sie stellen lediglich nachrichtlich wich- tige Zusammenhänge zwischen Festlegungen im Landkreisgebiet und in den westfälischen Nachbarkreisen dar.

1 Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen 1994: Gesetz über das LROP - Teil I vom 2.3.94 (Nds. GVBl., Seite 130. ff.); Verordnung über das LROP Teil II vom 18.7.1994 (Nds. GVBl., Seite 317 ff.)

III

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Leitlinien

Leitlinien

∗ Der regionale Planungsraum gehört nach dem Landesraumordnungsprogramm Nie- dersachsen 1994 zum ländlichen Raum. Untergliedert man, entsprechend neueren Überlegungen des Nds. Innenministeriums, diesen ländlichen Raum weiter, so könnte der regionale Planungsraum zur Kategorie "geringverdichtet mit industriellen Wachs- tumstendenzen" zählen. Nach der Typisierung der Bundesanstalt für Bauwesen und Raumordnung zählt Holzminden zur "Region mit Verdichtungsansätzen - ländliches Umland" (Raumordnungsbericht 1990). Eine analoge Zuordnung gegenüber dem Land Niedersachsen erfolgt dann schon im Bundesraumordnungsbericht 1993. Mit dieser Einstufung im Rahmen bundesweiter Analysen gehört der regionale Planungsraum nicht zu besonders strukturschwachen und nicht zu peripheren ländlichen Räumen.

Der ländliche Raum hat Funktionen als Siedlungs-, Wirtschafts-, Erholungs- und Frei- zeit- wie Kulturraum und in gewissem Maß auch als Ausgleichsraum gegenüber Bal- lungsräumen. In seinen Grenzen verändern sich Bevölkerungs-, Wohn- und Arbeits- platzstrukturen. Ziel muss es sein, die Wettbewerbsfähigkeit des regionalen Planungs- raumes zu verbessern und die Qualitäten, Chancen und Potentiale zur Bewahrung und Weiterentwicklung der Eigenständigkeit zu nutzen und auszubauen, um zu einer nach- haltigen Entwicklung zu kommen. Hierzu gehört auch die Stärkung der zentralen Orte als Versorgungsschwerpunkt und Impulsgeber sowie die Verbesserung der Verkehrs- wege.

Der landwirtschaftliche Strukturwandel fordert neue Ideen für Renaturierung, Erhal- tungs-, Pflege- und Entwicklungskonzepte im Planungsraum heraus, um die Erhaltung der gegliederten offenen Landschaft neben den großen Waldgebieten für die kommen- den Generationen und für einen sanften Tourismus weiter zu ermöglichen.

Strukturumbrüche in Industrie- und in eher ländlich orientierten Wirtschaftsbereichen, wie Handwerk, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, zunehmende betriebliche Kon- zentrationen im Zuge oder als Folge von Generationswechseln, Globalisierung und Verschlankung sowie Veränderungen in der Produktivität sind durch neue, langfristig zukunftsfähige Lösungen, besonders im Umgang mit Siedlungsflächen, im Aus- und Weiterbildungsbereich und in den Beschäftigungsstrukturen möglichst aufzufangen.

Der sach- und zeitgerechten Informationsbeschaffung und -bewertung wird besonderes Augenmerk zu widmen sein.

∗ Drittkleinster Kreis in Niedersachsen, im Bundesgebiet von 67 Kreisen unter 100.000 Einwohnern der 29kleinste Kreis.

IV

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Leitlinien

Für die Arbeitsplatzstruktur wird ein zweiter oder gar dritter Arbeitsmarkt weniger nach- haltige, sondern nur kurzfristige Erfolge bringen. Es müssen deshalb die sich in vielfäl- tiger Hinsicht bietenden Chancen und Möglichkeiten der Region in eigener Verantwor- tung genutzt werden. Der aufgeklärte, langfristige Eigennutz muss sich gegenüber dem Kurzsichtigen plausibel und erfahrbar machen, heißt es im Buch "Zukunftsfähiges Deutschland", 1996, herausgegeben von BUND und Misereor.

Im Rahmen dieser Gedanken tragen Kreistag und Verwaltung des Landkreises und die Gemeinden als Träger der Flächennutzungsplanung gemeinsam Verantwortung für die räumliche Entwicklung und die langfristige Lebensqualität im Regionalen Planungs- raum. Ein Ausgleich zwischen dem Gemeinwohl und den Individualinteressen ist in partnerschaftlicher Zusammenarbeit von Politik, Verwaltungen und Bürgerinnen und Bürgern anzustreben. Konstruktive Kritik, die sich am Gemeinwohl orientiert, sollte den Prozess begleiten.

Leitlinien sollten dabei die Grundsätze sein, die die Ministerkonferenz für Raumordnung in ihrer Entschließung vom 03. Juli 1997 folgende Handlungsfelder für den Ländlichen Raum beschrieben hat.

Eine nachhaltige Entwicklung strukturschwacher Ländlicher Räume erfordert integrierte und koordinierte Politik in folgenden Handlungsfeldern: − Stärkung der zentralen Orte als Versorgungsschwerpunkte und Impulsgeber für die regionale Entwicklung − Verbesserung der verkehrlichen Anbindung der strukturschwachen ländlichen Räume an die Verdichtungsräume und ihrer Zentren untereinander − Sicherung der Grundversorgung der Bewohner in den Nahbereichen − Stärkung und Wiederbelebung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe zur Aus- schöpfung regionaler Ressourcen − Schaffung und Stabilisierung funktionsfähiger Arbeitsmärkte − Aufbau von Leistungen für den Ressourcenschutz − Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit − Sammlung und Auswertung modellhafter Ansätze aus dem In- und Ausland

Effektive Kooperationsprozesse werden durch neue Handlungs- und Management- formen gefördert. Wesentliche Bestandteile innovativer räumlicher Management- prozesse sind:

− Unterstützung und Intensivierung von Moderations-, Beratungs- und Betreuungs- leistungen − Aufbau von Entwicklungsagenturen und Regionalforen − Integrierte regionale Entwicklungsprozesse − Kooperation von Gemeinden und Fachplanern mit privaten Akteuren bei konkreten Projekten − Entwicklung von Netzen zwischen den privaten Akteuren, insbesondere Unter- nehmen

V

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Leitlinien

In umfangreichen Berichten der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Schutz der Menschen und der Umwelt" wie der Kommission "Schutz der Erdatmo- sphäre" sind detailliert Themen aufbereitet und Vorschläge enthalten, die aufgegriffen werden könnten. Die Agenda 21 fordert darüber hinaus nicht nur öffentliche Einrichtun- gen zum Dialog auf, sondern müsste von diesen und von jedem Einzelnen auch als Appell für das eigene Verhalten verstanden werden.

Das Regionale Raumordnungsprogramm wird als Satzung vom Kreistag beschlossen. Damit erlangen die Zielsetzungen gegenüber Behörden und Trägern öffentlicher Be- lange sowie Organisationen, deren Mehrheit in der öffentlichen Hand liegt, Rechtskraft. Sie sind bei allen behördlichen Maßnahmen im Rahmen des Raumordnungsgesetzes und der jeweils geltenden Fachgesetze zu beachten.

VI

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

1. Entwicklung der räumlichen Struktur im Regionalen Planungsraum

1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur

1 C 1.1 02 Bei allen Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes sind die wesentlichen Entwicklungskomponenten der Bevölkerungsstruktur und räumlichen Bevölkerungsverteilung sowie die Auswirkungen auf den Wohn- raumbedarf zu berücksichtigen.

1a R 1.1 02 0 Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen sollen auf ihre geschlechts- spezifische Wirkung überprüft werden.

2 R 1.1 02 1 Bei allen raumbedeutsamen Maßnahmen sollte mit einem weiteren Rückgang der Gesamtzahl der Einwohnerinnen und Einwohner und der Änderung der Altersstruktur gerechnet werden.

3 R 1.1 02 2 Bei Entwicklungsmaßnahmen und raumbedeutsamen Vorhaben zur Stabili- sierung oder Umstrukturierung einzelner Aufgabenbereiche sind ungünstige Altersstrukturen im Regionalen Planungsprogramm besonders zu berück- sichtigen.

4 R 1.1 02 3 Bei Bauleitplanungen und Infrastrukturmaßnahmen sind nicht nur örtliche Einschätzungen zur Entwicklung, sondern Gesamtzusammenhänge und Trends regionaler und überregionaler Art zu berücksichtigen. Neuaufstellun- gen und Änderungen in der Bauleitplanung sind an das jeweils aktuelle Recht anzupassen.

5 R 1.1 02 4 Abwanderungen, soweit sie durch fehlende oder ungünstig erreichbare Aus- bildungs- und Arbeitsplätze oder von Versorgungseinrichtungen (zentrale Einrichtungen) ausgelöst werden, ist durch geeignete Maßnahmen zur Regi- onalentwicklung entgegenzuwirken.

6 R 1.1 02 5 Die Abwanderung aus Mittelzentren sollte unter den gegenwärtigen Rahmen- bedingungen der Bevölkerungsentwicklung nicht durch gezielte Planungen und Maßnahmen im übrigen Planungsraum begünstigt oder gefördert wer- den.

7 R 1.1 02 6 Bei der Zuwanderung in den Regionalen Planungsraum ist den entsprechen- den Altersstrukturen - insbesondere bei der Begründung von Alters- ruhesitzen - in allen möglicherweise betroffenen Bereichen der Daseinsvor- sorge besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

8 R 1.1 02 7 Bauleitpläne sind entsprechend der erkennbaren und beabsichtigten nach- haltigen Entwicklung ganzheitlich und ökologisch zukunftsfähig, unter Ver- meidung unkoordinierbarer Einzeländerungen, an Ziele der Raumordnung anzupassen. Standortvorteile für Wohnen oder Arbeitsplätze sind gezielt in Zentralen Orten zu nutzen.

1

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

9 C 1.1 03 Mit den Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes sind die Voraussetzungen zu schaffen für dessen wirtschaftliche und öko- logische Umgestaltung. Sie sollen dazu dienen, − die vorhandene Raum- und Siedlungsstruktur zu sichern und ihr Wirkungsgefü- ge zu verbessern, − den Ausbau der Infrastruktur vorrangig auf eine qualitative Verbesserung auszu- richten, − die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern und Umweltbeeinträchtigungen zu beseitigen oder zu mindern, − die Raumansprüche bedarfsorientiert, funktionsgerecht und umweltverträglich zu befriedigen, − die regionalen Besonderheiten und die endogenen Entwicklungspotentiale für den strukturellen Wandel zu nutzen und zu fördern.

10 R 1.1 03 Planungen und Maßnahmen im Regionalen Planungsraum sollen die behut- same Entwicklung und Pflege der durch Wälder und Täler geprägten Land- schaft nicht beeinträchtigen. Sie sollen die kleinteilige, vielfältig gestaltete Landschaft des Regionalen Planungsraums auch im Zuge der Entwicklung von Arbeitsplätzen im landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Be- reich attraktiv erhalten.

1.2 Entwicklung der Region

11 C 1.2 01 Im Interesse einer ausgewogenen Entwicklung des Landes sollen durch eine inten- sive regionale Kooperation die Voraussetzungen für eine differenzierte, regional angepasste und insgesamt effizientere Strukturpolitik geschaffen werden, die die Standortattraktivität, die Lebens- und Umweltqualität und die wirtschaftliche Wett- bewerbsfähigkeit der Teilräume des Landes sichert und weiterentwickelt.

12 C 1.2 02 Wesentliche Aufgabe der regionalen Zusammenarbeit ist es, die spezifischen Ent- wicklungschancen zu nutzen, die strukturellen Probleme zu erkennen, Leitbilder und Zielvorstellungen zu entwickeln und die Umsetzung von entwicklungsbestim- menden Planungen und Maßnahmen von regionaler Bedeutung koordinierend vor- zubereiten und zu befördern.

13 C 1.2 03 Regionale Zusammenarbeit soll dazu beitragen, noch in einzelnen Landesteilen bestehende Strukturschwächen, insbesondere in ländlichen Teilräumen, abzu- bauen.

14 C 1.2 04 Die kreisgrenzenübergreifende Zusammenarbeit, die von den kommunalen Ge- bietskörperschaften unter Beteiligung der regionalen gesellschaftlichen Kräfte ge- tragen wird, soll sich in ihrem räumlichen Zuschnitt an wirtschaftlichen, sozialen und historisch gewachsenen Verflechtungen orientieren. Eine Ausgrenzung insbe- sondere von strukturschwachen und peripheren Teilräumen ist zu vermeiden.

15 R 1.2 04 Die Zusammenarbeit im Regionalverband Südniedersachsen e.V. soll fortge- setzt werden, auch wenn dabei die Zugehörigkeit zum Regierungsbezirk Hannover und zu seinem Wirtschaftraum besondere Anstrengungen zur Sicherung und Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich machen.

16 C 1.2 05 Eine regionale landesgrenzenübergreifende Zusammenarbeit, vor allem mit den neuen Ländern, soll durch die Schaffung und Wiederherstellung vielfältiger wirt- schaftlicher, sozialer und kultureller Bindungen die sozio-ökonomischen Strukturen der Grenzräume stärken.

2

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

17 C 1.2 06 Raum- und strukturwirksame Planungen und Maßnahmen der Fachpolitikbereiche, einschließlich des Einsatzes raumwirksamer Mittel, sollen auf regionsspezifische Ziele und Erfordernisse ausgerichtet und koordiniert werden.

1.3 Ländlicher Raum

18 C 1.3 01 In den Ländlichen Räumen sind insbesondere solche Maßnahmen vorrangig durchzuführen, die ihnen eine eigenständige Entwicklung ermöglichen und die be- sonderen Standortvorteile für das Wohnen und die Wirtschaft nutzen. Die hohe Be- deutung der Ländlichen Räume für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist bei allen Entwicklungsmaßnahmen zu berücksichtigen.

19 R 1.3 01 1 Zur Schonung der Ressourcen und zur Vermeidung von PKW-Fahrten sollte bei weiterem Konzentrationsprozess von Arbeitsplätzen in Ballungsgebieten oder in der Kreisstadt eine stärkere Konzentration von neuen Wohnflächen- entwicklungen in den Zentralen Orten des Regionalen Planungsraumes ver- folgt werden. Erweiterungen der Siedlungsgebiete müssen mit den erforderli- chen Wohnfolgeeinrichtungen (Kindergarten, Grundschule, Begegnungs- räume, Einkaufsräume etc.) abgeglichen sein.

20 R 1.3 01 2 Außerhalb von im Zusammenhang bebauten Ortslagen ist bei allen Vorhaben zur Verlegung und Erneuerung von Ver- und Entsorgungsleitungen (Elt., Gas, Wasser, Abwasser) auf die Belange von Boden-, Wasser-, Natur- und Baum- wie Landschaftsschutz Rücksicht zu nehmen. Aushubmaterial ist in größt- möglichem Umfang beim Verfüllen der offenen Gräben wieder zu verwenden.

21 C 1.3 02 Für die Ländlichen Räume sind folgende Maßnahmen vorrangig durchzu- führen: − Erhaltung und Schaffung außerlandwirtschaftlicher Erwerbsmöglichkeiten durch Erschließung und Förderung des vorhandenen Entwicklungspotentials und Schaffung neuer Entwicklungsmöglichkeiten durch eine aktive Regional- politik, − Stärkung der Zentralen Orte durch Sicherung und Ausbau einer den regionalen Gegebenheiten entsprechenden und leistungsfähigen Infrastruktur, − Verbesserung der Erwerbsmöglichkeiten für Frauen, − Sicherung, Angebotsverbesserung und Ausbau des öffentlichen Personennah- verkehrs (ÖPNV), − Bodenordnung zur Steuerung des Flächenumwidmungsprozesses und Umges- taltung der Agrarstrukturen zur Stärkung einer leistungsfähigen bäuerlich struk- turierten Landwirtschaft und Förderung der Wirtschaftsbereiche, die der Land- wirtschaft vor- oder nachgelagert sind, − Erhaltung und Entwicklung des ländlichen und landschaftstypischen Charakters, des Gemeinwesens und der sozio-kulturellen Eigenart der Dörfer und Siedlun- gen. Hierzu sollen Maßnahmen der Dorferneuerung und städtebaulichen Sanie- rung beitragen, u.a. zur Sicherung bestehender bzw. zur Folgenutzung leerste- hender landwirtschaftlicher Bausubstanz, − Erhaltung und Wiederherstellung der Kultur- und Erholungslandschaft durch eine umweltschonende Landbewirtschaftung, − Erhaltung und Entwicklung eines funktional und räumlich zusammenhängenden Systems naturnaher Flächen in ausreichender Ausdehnung, − Verbesserung der Waldstruktur zur Sicherung einer nachhaltigen Forstwirt- schaft.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

22 R 1.3 02 Der Wirtschaftsförderung, insbesondere in den Bereichen sanfter Tourismus, dem Handwerk und den wirtschaftsnahen Dienstleistungen ist im Regionalen Planungsraum verstärkt Aufmerksamkeit zuzuwenden, um neben der Sicherung von Standorten und Einkommensquellen auch Beschäfti- gungsmöglichkeiten für die zurzeit wachsende Zahl von Langzeitarbeitslosen und Menschen ohne abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung zu schaf- fen. Frauen sind dabei besonders betroffen.

23 C 1.3 03 In Ländlichen Räumen sind durch eine am Eigentums- und Mietwohnungsbau- bedarf orientierte, geordnete Bauleitplanung Wohnbauflächen zu schaffen.

1.4 Ordnungsräume

------(Der Landkreis Holzminden gehört zum Ländlichen Raum)

1.5 Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schutz siedlungsbezogener Freiräume

24 C 1.5 01 Die Siedlungsentwicklung der Städte und Gemeinden 1 ist so zu gestalten, dass ihre besondere Eigenart erhalten bleibt. Insbesondere gewachsene, das Orts- und Landschaftsbild oder die Lebensweise der Einwohner prägende Strukturen sind zu erhalten und unter Berücksichtigung der städtebaulichen Erfordernisse weiterzu- entwickeln.

25 R 1.5 01 1 Bei der Bauleitplanung, vor allem in den ursprünglich stark landwirtschaftlich geprägten Siedlungskernen im Leine-, Lenne- und Wesertalteilbereich, auf der Ottensteiner Hochebene und in der Ithbörde sowie nördlich des , ist bei der bedarfsorientierten Planung neuer Wohn- und/oder Gewer- beflächen auf die Entwicklungs- und Sicherungsmöglichkeiten der alten Ortskerne Rücksicht zu nehmen .

26 R 1.5 01 2 Die Entwicklung neuer Siedlungsbereiche in dem Regionalen Planungsraum - vor allem in den o.g. noch überwiegend landwirtschaftlich geprägten Sied- lungsbereichen - sollte die kosten- und energiesparende verkehrliche An- bindung an Infrastrukturen und Dienstleistungen berücksichtigen und dazu beitragen, Infrastrukturen in den Zentralen Orten in der Auslastbarkeit zu stärken, um sie zu erhalten. Bei der Entwicklung ist auf die Grundversorgung zu achten.

27 R 1.5 01 3 Die Entwicklung von Wohnsiedlungsbereichen - vor allem in den o.g. ur- sprünglich stark landwirtschaftlich geprägten Siedlungskernen - ist in der Nähe von emittierenden Betrieben (der Landwirtschaft, des Gewerbes und der Industrie) so abzustimmen, dass mit Hilfe technisch machbarer und an- gemessener Immissionsverminderung möglichst keine Betriebseinschrän- kungen oder -einstellungen erforderlich werden.

28 R 1.5 01 4 Kompensationsmaßnahmen sind nicht auf bisher noch unberührten, aber be- sonders geeigneten Standorten oder in Gebieten für Wohn-, Freizeit- und Ar- beitsplätze oder in bisher unberührten Vorrang- und Vorsorgegebieten für Rohstoffgewinnung vorzusehen.

1 Unter dem Begriff Gemeinden werden hier die Träger der Flächennutzungsplanung verstanden (s. LROP 94, Begründung B III. 4, Seite 90).

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

29 C 1.5 02 Die Umweltqualität in den Städten und Gemeinden ist durch eine ökologisch orientierte Innenentwicklung und Attraktivitätssteigerung zu verbessern, insbeson- dere durch Sicherung von Grünflächen mit Übergang zur freien Landschaft.

30 R 1.5 02 1 Orts- und landschaftsbildprägende Bauten, Grün- und Freiflächen, Bach- und Wasserläufe sowie Straßenräume und Wiesentäler, innerörtliche Waldflä- chen, Einzelbäume und Baum- und Strauchgruppen in der Feldflur der nicht bewaldeten Teilräume des Regionalen Planungsraums sowie besonders Al- leen im Hils, im Solling, auf der Ottensteiner Hochebene, im Sollingvorland und der Ith-/Hilsbörde sind überörtlich zu erhalten, zu sichern und, wo mög- lich, neu zu begründen und weiterzuentwickeln.

31 R 1.5 02 2 Bei der Standortwahl für neue Bauobjekte aller Art sollte die Verbauung von topographisch bedeutsamen Ein- und Ausblicken sowie von Altablagerungen vermieden und auf eine standortgerechte Eingrünung - vor allem am Orts- rand - Wert gelegt werden.

32 R 1.5 02 3 Randbereiche von ökologisch wertvollen Gebieten (Vorrang- und Vorsorge- gebiete für Natur und Landschaft), herausragende topographische Land- schaftsteile sowie grundsätzlich 100 m Abstand zu Waldrändern sind von Bebauung (einschließlich der flächenhaft zu entwickelnden Anlagen für Frei- zeitanlagen aller Art) freizuhalten.

33 C 1.5 04 Einem dringenden Wohnbedarf der Bevölkerung soll besonders Rechnung getra- gen werden. Bei der Ausweisung von Gebieten, in denen viele Arbeitsplätze ge- schaffen werden sollen, ist der Wohnbedarf der dort voraussichtlich arbeitenden Bevölkerung zu beachten; dabei ist auf eine funktional sinnvolle Zuordnung dieser Gebiete zu den Wohngebieten hinzuwirken.

34 R 1.5 04 1 Bei der Ausweisung von Flächen für den Wohnbedarf sind die langfristigen Perspektiven der Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung sowie die Finanzierbarkeit von öffentlichen wie privaten Infrastruktureinrichtungen zu berücksichtigen und darzulegen. Die Wohnstättenplanung soll mit der Ar- beitsstättenstandortplanung, der Planung der sozialen und kulturellen Infra- struktur abgestimmt werden.

35 R 1.5 04 2 Die Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten über die Eigenentwicklung hinaus soll auf das Mittelzentrum Holzminden und die Grundzentren konzent- riert werden. Ergänzend können in Ortsteilen, die Tageseinrichtungen für Kinder und min- destens einen Einzelhandelsbetrieb und/oder andere Einrichtungen zur De- ckung des täglichen Bedarfs aufweisen, Ansiedlungen von Wohnstätten über die Eigenentwicklung hinaus ausgewiesen werden.

36 R 1.5 04 3 Die Eigenentwicklung der Gemeinden bei der Wohnraumversorgung ihrer Bevölkerung ist im Rahmen des Zieles 34 und des landwirtschaftlichen Wan- dels im Regionalen Planungsraum zu gewährleisten.

37 C 1.5 06 Vor der Ausweisung neuer gewerblicher Bauflächen sollen verfügbare Altgewerbe- und Altindustriegebiete vorrangig in Anspruch genommen werden.

38 C 1.5 07 Den unterschiedlichen Erfordernissen der räumlichen Struktur des Landes und sei- ner Teilräume entsprechend sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen festzulegen: − Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe "Erholung" innerhalb von Gemeinden, wenn die natürliche Eignung der umgebenden Landschaft für Er- holung und Freizeit, die Umweltqualität, die Ausstattung mit Erholungsinfra- struktur sowie das kulturelle Angebot vorhanden und zu sichern sowie weiter- zuentwickeln sind.

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− Erholungsstandorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe "Fremdenver- kehr" innerhalb von Gemeinden mit herausragender Fremdenverkehrsbedeu- tung, wenn Einrichtungen des Fremdenverkehrs besonders gesichert, räumlich konzentriert und entwickelt werden sollen. An diesen Standorten sollen andere Nutzungen frühzeitig mit dem Fremdenverkehr so in Einklang gebracht wer- den, dass sie langfristig die Sicherung und Entwicklung des Fremdenverkehrs unterstützen. − "Vorranggebiete für Siedlungsentwicklung", soweit sich diese auf innerhalb von Ordnungsräumen gelegene zentralörtliche und/oder schienenerschlossene Siedlungsbereiche oder auf Mittelzentren der Ländlichen Räume beziehen. − ...

39 R 1.5 07 1 Die besondere Entwicklungsaufgabe "Erholung" wird den Ortsteilen Derental Lichtenhagen Ottenstein Golmbach Reileifzen Grünenplan Rühle Hellental Deensen Holenberg Stadtoldendorf Kaierde zugeordnet.

40 R 1.5 07 2 Die besondere Entwicklungsaufgabe "Fremdenverkehr" wird den Ortsteilen Fürstenberg Neuhaus Silberborn Polle zugewiesen.

41 R 1.5 07 3 Bei der Weiter- und Neuentwicklung von Freizeitbereichen (auch mit Wohn- möglichkeiten) ist zu berücksichtigen, dass eine Beeinträchtigung von land- schafts- und naturschutzwürdigen Gebieten sowie Wohngebieten vermieden, aber eine angemessene räumliche und versorgungstechnische Integration und eine landschaftsgerechte Grünein- und -anbindung erreicht wird.

42 R 1.5 07 4 In Siedlungsbereichen sollte der Naherholungswert dort gefördert werden, wo hinreichend belastbare innerstädtische Biotope, z.B. entlang von Wasser- läufen, gesichert oder entwickelt werden können.

43 R 1.5 07 5 Naherholungsgebiete für die Bevölkerung des Planungsraumes sind so zu entwickeln, dass sie möglichst in annehmbarer Fuß- oder Radwegent- fernung, d.h. in der Regel ohne Auto, zu erreichen sind.

44 R 1.5 07 6 Besonders für die Erholung und Freizeit geeignete Teilräume des Regionalen Planungsraumes und die Vorranggebiete für Erholung mit starker Inan- spruchnahme durch die Bevölkerung sind vor − erholungsmindernden Nutzungsansprüchen, − dem Zuwachsen interessanter, noch festzulegender landschaftlicher und technischer Aussichtspunkte oder ausgewählter Wegestrecken mit Ein- blickmöglichkeiten in weite Landschaftsräume, − Einschränkungen der Zugänglichkeit sowie − Beeinträchtigungen durch Immissionen (vor allem Lärm, Abgase, Staub) zu sichern.

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45 R 1.5 07 7 Campingplätze, große Freizeitanlagen und Gebiete für das Freizeitwohnen mit übergemeindlicher Bedeutung sind, soweit die übrigen Voraussetzungen eingehalten werden, nur außerhalb von Vorsorgegebieten für Forstwirtschaft und für Natur und Landschaft anzulegen. Sie haben grundsätzlich einen Abstand von 100 m von Waldrändern einzuhalten. Freizeitwohnungen sollten bei Bedarf vorrangig in ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäu- den geschaffen werden.

46 R 1.5 07 8 Vor der Ausweisung neuer Bauflächen in den Flächennutzungsplänen sollten die bebauten und unbebauten Flächen auf ihre langfristige Weiternutzung - vor allem im Ortskern einschl. z.B. der Umnutzung nicht mehr genutzter ge- werblicher und landwirtschaftlicher Betriebs- und Bausubstanzen - unter- sucht und gewertet werden.

47 R 1.5 07 9 Im Mittelzentrum Holzminden wird in der Zeichnerischen Darstellung ein Vor- ranggebiet für die Siedlungsentwicklung festgelegt.

1.6 Zentrale Orte, zentralörtliche Funktionen, Standorte mit besonderen Funktionen

48 C 1.6 01 Mittelzentren sind (Anm.: Auswahl im Planungsraum und der Umgebung):

... Alfeld (Leine), ... Bad Gandersheim, ... Bad Pyrmont, ... Einbeck, ... Hameln, Hann. Münden, ... Holzminden, ... Northeim, ... Seesen ... Uslar.

49 C 1.6 03 Die Standorte der Mittelzentren, Mittelzentren mit oberzentralen Teilfunktionen und Oberzentren sind in der Zeichnerischen Darstellung (Anm.: zum LROP 1994 ) fest- gelegt. Die Standorte der Grundzentren sind in den Regionalen Raumordnungspro- grammen festzulegen.

50 R 1.6 03 1 Im Regionalen Planungsraum nehmen die folgenden Kern-Siedlungs- bereiche die zentralörtliche Funktion von Grundzentren wahr: − Ortsteil Bevern des Fleckens Bevern − Ortsteile Bodenwerder und Kemnade der Stadt Bodenwerder − Gemeinden Boffzen und Lauenförde − Ortsteil Delligsen des Fleckens Delligsen − Stadt Eschershausen − Flecken Polle − Stadt Stadtoldendorf

51 R 1.6 03 2 Im Regionalen Planungsraum sind die Verbindungen der Räume Bodenwer- der zum Mittelzentrum Hameln, Delligsen zum Mittelzentrum Alfeld sowie Boffzen zu den nordrhein-westfälischen Mittelzentren Höxter und Beverun- gen bei raumbedeutsamen Vorhaben zu berücksichtigen; dies gilt auch für die Ottensteiner Hochebene in ihren Verflechtungen mit Bad Pyrmont und Hameln.

52 R 1.6 03 3 Zwischen der Samtgemeinde Bevern und dem Mittelzentrum Holzminden, dem Flecken Delligsen und dem Mittelzentrum Alfeld sowie zwischen der Samtgemeinde Boffzen und den nordrhein-westfälischen Mittelzentren Höxter und Beverungen ist eine Aufgabenabstimmung in der Ausstattung mit Einrichtungen zur Deckung des allgemeinen täglichen Grundbedarfs anzu- streben.

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53 R 1.6 03 4 Im Rahmen von Vorsorgeaufgaben kommunaler Träger sollte als raum- bedeutsamer und sozialverträglicher Aspekt auch eine ausreichend abge- stimmte, wohnortnahe und an den bevölkerungsstrukturellen Gegebenheiten orientierte Entwicklung im außerschulischen Jugendhilfebereich und im Ge- sundheits- und Sozialwesen beachtet werden. Im Rahmen der Jugend- hilfeplanung sollte möglichst eine bedarfsgerechte, wohnortnahe und ge- schlechtsspezifische offene Jugendarbeit sichergestellt werden .

54 C 1.6 04 Umfang und Zweckbestimmung von Einzelhandelsgroßprojekten haben der jeweili- gen Stufe der Zentralen Orte zu entsprechen. Durch solche Projekte dürfen ausge- glichene Versorgungsstrukturen nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

55 R 1.6 04 1 In den Grundzentren des Landkreises Holzminden und im Mittelzentrum Holzminden sind Einzelhandelsgroßprojekte bei beabsichtigter Neuansied- lung, Erweiterung oder der Zusammenführung von Einzelobjekten aus Grün- den der zentralörtlichen Funktion zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt ge- meinsam mit der Regionalplanung, der Industrie- und Handelskammer, dem Handwerk und dem Einzelhandelsverband vor Ort unter Berücksichtigung der vorhandenen Versorgungsstruktur, der möglichen überörtlichen Auswir- kungen und die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr zu prü- fen. Die Zentralen Orte sollten zur Absicherung von Entwicklungen Einzel- handelskonzepte aufstellen.

56 R 1.6 04 2 Die noch geschlossen wirkenden Einzelhandelsstandorte in traditionellen Kern-Siedlungsbereichen, insbesondere von Holzminden, Bodenwerder, E- schershausen, Stadtoldendorf sowie Delligsen, sollten vorrangig weiter ent- wickelt werden. Eine weitere Verlagerung bzw. Neuansiedlung von Einzel- handelsbetrieben mit typischen Innenstadtsortimenten in Siedlungsrand- bereiche sollte außerhalb von Kernstadtbereichen oder Sondergebieten mög- lichst vermieden werden.

1.7 Naturräume

57 C 1.7 01 In den Naturräumen sind die typischen, naturbetonten Ökosysteme in einer solchen Größenordnung, Verteilung im Raum und Vernetzung zu sichern, dass darin die charakteristischen Pflanzen- und Tierarten und –gesellschaften in langfristig über- lebensfähiger Population bestehen können und die Eigenart und volle natürliche Leistungskraft des Naturraumes gewahrt bleiben oder wiederhergestellt werden.

58 C 1.7 02 In Naturräumen mit intensiver Fremdenverkehrsnutzung ist im Hinblick auf die be- grenzte Belastbarkeit der Ökosysteme eine stärkere Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes erforderlich; dieses gilt insbesondere für Teilbereiche der Räume - ... - - und Leinebergland - ...

59 C 1.7 03 Für die Naturräume gelten folgende Ziele:

60 C 1.7 03 9 Naturraum "Weser- und Leinebergland" Im Weser- und Leinebergland sind die Sicherung und Entwicklung der naturraum- typischen Wälder vorrangiges Ziel. Weiterhin sind hier vorrangig schützenswert und entwicklungsbedürftig − Quellen und nährstoffarme Rieder und Sümpfe, − Bäche und kleine Flüsse, ... − Felsfluren, vor allem auf Kalk und Gips, und Kalk-Halbtrockenrasen.

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61 R 1.7 03 9.1 Im Naturraum "Weser-Leinebergland" mit intensiver Fremdenverkehrs- nutzung haben die Untereinheiten Weserengtal bei Bodenwerder und Holz- mindener Wesertal mit der Weser, den Fernradwanderwegen und den Haupt- erschließungsstraßen eine besondere Zugangsfunktion zur Fremdenver- kehrsregion Holzminden. Diese Bereiche sind vor besonderen Belastungen des Landschaftsbildes und des Naturhaushaltes zu schützen.

62 R 1.7 03 9.2 In den Untereinheiten des Naturraumes − Senken an den Rändern von Ith und Hils (der Einheit Alfelder Bergland) − Ottensteiner Hochebene mit den Ottensteiner Platten und Randbereichen des Lipper Berglandes ist aufgrund der derzeit teilweise schon ausgeräumten Landschaften eine großräumige Verbesserung der Landschaftsstruktur, insbesondere von Ver- netzungsstrukturen, anzustreben. Entsprechende Gebiete sind in der Bei- karte im Maßstab 1:100.000 aufgezeigt.

63 R 1.7 03 9.3 Im Regionalen Planungsraum sind neben den naturräumlichen Einheiten fol- gende Landschaftstypen zu berücksichtigen: – Großflächig waldbedecktes Berg- und Hügelland – Aufgelockerte Wald- und Agrarlandschaft des Berg- und Hügellandes – Offene Landschaften – Wesertal – Siedlungen

1.8 Vorranggebiete und Vorrangstandorte

64 C 1.8 01 Die Vorranggebiete für − Rohstoffgewinnung − Natur und Landschaft − Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung − Trinkwassergewinnung − hafenorientierte industrielle Anlagen sind in der Zeichnerischen Darstellung generalisiert festgelegt. Sie sind in den Re- gionalen Raumordnungsprogrammen räumlich näher festzulegen und um weitere für die Entwicklung des Landes bzw. für die Entwicklung der regionalen Planungs- räume bedeutsame Vorranggebiete nach Ziffer B 8.01 des Landes-Raum- ordnungsprogramms Niedersachsen - Teil I - (LROP I) zu ergänzen.

65 R 1.8 01 In der Zeichnerischen Darstellung sind Vorranggebiete und -standorte räum- lich näher festgelegt.

66 C 1.8 03 Vorrangstandorte für Siedlungsabfalldeponien bzw. Vorranggebiete für die Siche- rung von Standorten für Siedlungsabfalldeponien sind nach Maßgabe des Ab- schnitts C 3.10.1 in den Regionalen Raumordnungsprogrammen festzulegen.

67 R 1.8 03 Ein Vorrangstandort für eine Siedlungsabfall-Deponie ist weiter am Standort Wickensen ausgewiesen.

68 C 1.8 04 Weitere für die Entwicklung der regionalen Planungsräume bedeutsame Vorrang- gebiete und -standorte nach Ziffer B 8.01 LROP I (s. auch Planzeichen) sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen festzulegen.

69 R 1.8 02 1 Vorrangstandorte für Windenergienutzung In der Zeichnerischen Darstellung sind Vorrangstandorte für die Nutzung von Windenergie festgelegt.

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70 R 1.8 07 Mit der Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergiegewinnung sind entsprechende Nutzungen außerhalb der festgelegten Vorrangstandorte aus- geschlossen.

71 R 1.8 02 2 Zur Sicherung von Fremdenverkehrsfunktionen sind zusätzlich Vorrangge- biete für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung auf- genommen.

72 C 1.8 05 Überlagern sich in der Zeichnerischen Darstellung ganz oder teilweise mehrere Vorranggebiete untereinander oder mit Vorrangstandorten oder Verkehrswegen, so sind diese Festlegungen im Regionalen Raumordnungsprogramm räumlich zu ent- flechten.

Eine Überlagerung von Vorranggebieten für Trinkwassergewinnung mit anderen Vorranggebieten, Vorrangstandorten oder Verkehrswegen ist nur dann möglich, wenn der Vorrang der Trinkwassergewinnung dadurch nicht beeinträchtigt wird.

Vorranggebiete und Vorrangstandorte können sich mit Vorsorgegebieten in der Zeichnerischen Darstellung der Regionalen Raumordnungsprogramme überlagern, wenn dies mit der festgelegten Vorrangnutzung vereinbar ist.

73 R 1.8 05 Vorranggebiete können sich in der Zeichnerischen Darstellung in ausgewähl- ten, besonderen Fällen mit Vorranggebieten für Wassergewinnung überla- gern; ihre Überlagerung mit Vorsorgegebieten soll die Folgenutzung im Sinne der überlagerten Vorsorgefunktionen sichern.

74 C 1.8 06 Mit der Festlegung von Vorranggebieten für Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung wird keine raumordnerische Vorentscheidung über Art und Intensität der Nutzung im Rahmen der ordnungsgemäßen Landwirtschaft getroffen. In den Fördergebieten nach dem Grünlandschutzkonzept, das ein Angebot an die Landwirtschaft ist, soll das Ziel der Grünlanderhaltung auf der Grundlage freiwilliger Vereinbarungen mit den Landwirten erreicht werden.

1.9 Vorsorgegebiete

75 C 1.9 01 In den Regionalen Raumordnungsprogrammen sind festzulegen:

− Vorsorgegebiete für Landwirtschaft − Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft − Vorsorgegebiete für Rohstoffgewinnung − Vorsorgegebiete für Erholung − Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft − Vorsorgegebiete für Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung − Vorsorgegebiete für Trinkwassergewinnung

Es sind Gebiete festzulegen, die für die räumliche und strukturelle Entwicklung des Landes und der regionalen Planungsräume besonders bedeutsam sind.

76 R 1.9 01 In der Zeichnerischen Darstellung sind Vorsorgegebiete und -standorte räum- lich näher festgelegt.

77 C 1.9 03 Überlagerungen verschiedener Vorsorgegebiete sind zu vermeiden, wenn die Arten des Schutzes und der Nutzung nicht miteinander in Einklang stehen oder zu bringen sind.

78 R 1.9 03 In Vorsorgegebieten sind bei geringen Auswirkungen entgegenstehende Funktionen möglich, sie können sich in der Zeichnerischen Darstellung über- lagern; kurzfristig gestalt- und nutzbare raumbeanspruchende Planungen

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und Maßnahmen erhalten bei der Abwägung ein besonderes Gewicht, wäh- rend in der Regel die längerfristigen Ansprüche die Beeinflussung von zeit- lich aufeinanderfolgenden Nutzungen sichern sollen.

2. Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen, der Kulturlandschaften und der kulturellen Sachgüter

2.0 Umweltschutz allgemein

79 C 2.0 01 Ökologische und ökonomische Erfordernisse sind unter Berücksichtigung auch mit- tel- und langfristiger Gesichtspunkte zum Ausgleich zu bringen. Bei fortbe- stehenden Zielkonflikten ist den Erfordernissen des Umweltschutzes Vorrang ein- zuräumen, wenn Gefährdungen für die Gesundheit der Bevölkerung oder für die dauerhafte Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen anzunehmen sind.

80 R 2.0 01 1 Die unter C 2.0 bis C 2.5 genannten Ziele des allgemeinen Umweltschutzes sollten von Gemeinden und anderen Trägern öffentlicher Belange eigenver- antwortlich aufgegriffen und umgesetzt werden. Zielsetzungen der AGENDA 21 sollten gemeinsam von Trägern öffentlicher Belange umgesetzt werden.

81 R 2.0 01 2 Zur Beurteilung der Umweltsituation im Regionalen Planungsraum sind ge- eignete Dokumentationen und Wertungen als Grundlage für Planungen und Maßnahmen aufzubauen und fortzuschreiben.

82 C 2.0 02 Für Naturgüter und Funktionen, denen wegen ihrer besonderen Qualität, Gefähr- dung und großen ökologischen Bedeutung in der Abwägung mit anderen Nut- zungsansprüchen Vorrang einzuräumen ist, sind Vorranggebiete festzulegen.

83 C 2.0 03 Sind bei Vorhaben trotz der Nutzung technischer Möglichkeiten zur Minderung von Emissionen erhebliche Immissionen vorhanden oder zu erwarten, ist insbesondere durch räumliche Ordnung der Nutzungen sicherzustellen, dass schädliche Umwelt- einwirkungen auf Wohngebiete und auf Vorranggebiete für Natur und Landschaft sowie für Erholung vermieden werden. Einem Heranwachsen von Wohngebieten an emittierende Anlagen ist entgegenzuwirken.

84 R 2.0 03 Die Entwicklung von Wohnsiedlungsbereichen - vor allem in den o.g. ur- sprünglich stark landwirtschaftlich geprägten Siedlungskernen - sollte in der Nähe von emittierenden Betrieben (der Landwirtschaft, des Gewerbes und der Industrie) so abgestimmt werden, dass mit Hilfe technisch machbarer und angemessener Immissionsverminderung möglichst keine Betriebsein- schränkungen oder -einstellungen erforderlich werden.

85 C 2.04 Im Interesse einer wirksamen Umweltvorsorge sind bei allen Planungen und Maß- nahmen schädliche Umwelteinwirkungen zu vermeiden, zu vermindern oder aus- zugleichen.

86 R 2.0 04 Aus Gründen des Umweltschutzes sind im Regionalen Planungsraum über- gemeindlich wirkende Planungen, Maßnahmen und Pläne auf Umwelt- wirkungen, auch in Grenznähe, zu bewerten, auf nachhaltige und umweltver- trägliche Entwicklung einzurichten sowie mit Nachbarn abzustimmen und in der Umsetzung zu verfolgen.

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2.1 Naturschutz und Landschaftspflege

87 C 2.1 01 Für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild beson- ders wertvolle Gebiete und Landschaftsbestandteile sind durch Abwendung von Beeinträchtigungen, ggf. naturschutzrechtliche Sicherung und, soweit erforderlich, durch Pflege zu erhalten, zu entwickeln oder zu nutzen.

88 R 2.1 01 1 Natur und Landschaft im Regionalen Planungsraum sind in besiedelten und unbesiedelten Bereichen zu schützen, zu pflegen, weiter zu entwickeln und ggf. neu zu gestalten. Grundsätzlich soll die Erhaltung ökologisch wert- voller Flächen Vorrang vor der Biotop-Gestaltung haben.

89 C 2.1 02 Zur langfristigen Sicherung der Überlebensbedingungen der Pflanzen- und Tierwelt in ausreichender Artenvielfalt und Individuenzahl ist ein landesweiter Biotopverbund aufzubauen. Darin sind wertvolle - insbesondere akut in ihrem Bestand bedrohte - naturbetonte Gebiete in ausreichender Größe und Verteilung zu erhalten, zu schüt- zen und zu entwickeln sowie untereinander durch ein System nicht oder nur exten- siv genutzter Flächen zu verbinden.

90 R 2.1 02 1 Maßnahmen, die auf den vorhandenen und entwicklungsfähigen, schützens- werten Bestand von Natur und Landschaft - vor allem in den Vorsorge- und Vorranggebieten für Natur und Landschaft - einwirken können, sind zur Sicherung und Entwicklung abzustimmen, damit eine Leistungs- und Rege- nerationsfähigkeit des Natur- und Bodenhaushalts, das Kleinklima, die topo- graphische, geologische, natürliche, pflanzliche und tierische sowie visuelle Vielfalt erhalten bleiben und gefördert werden.

91 R 2.1 02 2 Die Agrarlandschaft ist im Regionalen Planungsraum als Bestandteil der landschaftlichen Vielfalt soweit wie möglich ökologisch funktionsfähig zu bewirtschaften. Kleinkammerige Flächen sind zu erhalten oder wiederherzu- stellen. In Pflegekonzepte der Landschaftspflege ist auch die traditionelle Landwirtschaft einzubinden.

92 R 2.1 02 3 Standortgerechte und -heimische Vegetationsformen sind in den Freiräumen und in den Siedlungsgebieten zu erhalten und zu fördern; ggf. sollten nicht- heimische in standortgerechte und -heimische Vegetationsformen umge- wandelt werden.

93 C 2.1 03 Extensive Nutzungsformen, ungenutzte Flächen und besondere Landschafts- bestandteile sowie kleinräumige Differenzierungen des Landschaftsbildes sind auch im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirtschaft zu erhalten oder zu entwickeln.

94 R 2.1 03 1 Der Bodenerosion in hängigem Gelände und Überschwemmungsbereichen ist durch geeignete Maßnahmen und Bewirtschaftungsform entgegenzu- wirken, so sollte die Umwandlung von Grünland in Acker unterbleiben bzw. die Umwandlung rückgängig gemacht werden, wo immer möglich.

95 R 2.1 03 2 Im gesamten Regionalen Planungsraum, insbesondere in Vorsorgegebieten und Vorranggebieten für Natur und Landschaft, die gleichzeitig Vorsorge- und Vorranggebiete für Wassergewinnung sind, ist der Einsatz von chemi- schen Mitteln zum Pflanzen- bzw. Holzschutz, zur Pflanzen- bzw. Schäd- lingsbekämpfung und der Einsatz von Mitteln zur künstlichen Beeinflussung von Boden und Gewässern weitestgehend zu vermeiden und dort, wo er bis- her üblich war, zunehmend zu reduzieren.

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96 C 2.1 04 Bei der Planung von wesentlichen raumbeanspruchenden Nutzungen - insbesonde- re von Verkehrswegen, größeren Siedlungsgebieten, gewerblichen und Energie- versorgungsanlagen - im Außenbereich sind − möglichst große unzerschnittene und von Lärm unbeeinträchtigte Räume zu er- halten, − naturbetonte Bereiche auszusparen und − die Flächenansprüche und die über die direkt beanspruchte Fläche hinausge- henden Auswirkungen der Nutzung zu minimieren.

97 R 2.1 04 1 Landschaftsprägende und orientierende Elemente in der offenen Landschaft, Baumgruppen, Einzelbäume, Hecken, Buschstrukturen, Trockenmauern, Ter- rassenkanten im Wesertal sowie natürliche oder naturnahe Wasserläufe etc. sind besonders zu schützen bzw. neu zu schaffen, besonders dort, wo sie der Vernetzung von Lebensräumen dienen oder im Regionalen Planungs- raum unterrepräsentiert sind.

98 R 2.1 04 2 Zwischen baulichen Anlagen, Siedlungen, Einzelgehöften etc. und freier Landschaft ist grundsätzlich eine landschafts- und standortgerechte, stand- ortheimische Eingrünung anzustreben bzw. zu erhalten.

99 R 2.1 04 3 Folgende wertvolle Landschaftsteile sind grundsätzlich, einschließlich des Zuganges zu ihnen und ihren Randzonen, von Besiedlung, Material- und Bo- denablagerung und von Einzelbauwerken freizuhalten, soweit nicht dadurch besondere Ziele von Kompensationsmaßnahmen erreicht werden sollen: − Landschaftsbestimmende Bergkuppen, Hügel, Höhenrücken, Steilhänge − Natur- und Bodendenkmäler − Landschaftsbestimmende Fluss- und Bachtäler (einschl. Quellbereich), Talsohlen und natürliche Überschwemmungsgebiete − die nähere Umgebung von Naturschutzgebieten, Vorranggebieten für Natur und Landschaft sowie Randbereichen von 28 a- und b- Biotopen (Pufferzonen) − Wiesentäler und -hänge im Mittelgebirgsraum − Uferbereiche von Gewässern, Kiesteichen und anderen offenen Wasser- flächen − Klimatische Austauschzonen − Grünverbindungen zwischen Siedlungsbereichen mit zentralörtlichen Funktionen und den ortsnahen Erholungsbereichen − in der Sukzession befindliche, aus der Nutzung genommene Steinbrüche

100 R 2.1 04 4 Freiräume, die der Durchlüftung von Siedlungen dienen, sollten von bau- lichen Anlagen, dichten Pflanzungen, mauerartigen Abgrenzungen und Auf- forstungen freigehalten werden.

101 C 2.1 05 Geschädigte und an naturnaher Substanz verarmte Gebiete und ausgeräumte Landschaften sind zu gestalten und so zu entwickeln, dass ihr Naturhaushalt wie- der funktionsfähig wird. Entsprechende Gebiete sind in den Regionalen Raumord- nungsprogrammen festzulegen. In Gebieten mit Biotop- und Artenarmut ist im Interesse der Artenvielfalt auf eine besondere Pflege und Entwicklung der Landschaft hinzuwirken. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür sind die Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und die Sicherung bzw. Wiederherstellung eines Systems miteinander in Verbindung stehender Biotope.

102 R 2.1 05 Gebiete zur Verbesserung der Landschaftsstruktur und des Naturhaus- haltes nach der Beikarte im Maßstab 1:100.000 sind bei Kompensationsmaß- nahmen vorrangig heranzuziehen und möglichst mit vorhandenen Strukturen zu verbinden, um zu großräumigen Biotopvernetzungen zu gelangen.

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103 C 2.1 06 Für den Naturschutz wertvolle Bereiche sind insbesondere dort zu entwickeln, wo sich Möglichkeiten dafür im Zusammenhang mit Nutzungsänderungen und land- schaftsverändernden Maßnahmen bieten.

104 R 2.1 06 1 Die rechtliche Absicherung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten sollte durch die gestalterische Ausformung von Randzonen, Wegenetzen oder Ab- schirmung gegen den freien Zugang, besonders in den Teilräumen, Vorsor- gegebieten für Erholung und Vorranggebieten für Erholung mit starker Inan- spruchnahme durch die Bevölkerung, besonders begleitet werden.

105 R 2.1 06 2 Über die gegenwärtigen Ausweisungen von Vorsorgegebieten und Vorrang- gebieten für Natur und Landschaft hinaus ist ein integriertes Biotop-Ver- bundnetz zur Sicherung ökologischer sowie wissenschaftlich und naturge- schichtlich bedeutsamer Räume im Regionalen Planungsraum, ggf. auch über die Grenzen des Planungsraumes hinaus, zu schaffen.

106 C 2.1 07 Sofern Gebiete nicht mehr landwirtschaftlich, durch Bodenabbau oder sonstige In- anspruchnahme genutzt werden, ist sicherzustellen, dass darin Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt geschaffen werden. Dies gilt insbesondere für die Bodenabbaugebiete und Truppenübungsplätze. Die Schaffung entsprechender Lebensräume schließt eine extensive Bewirtschaftung nicht aus.

107 R 2.1 07 1 Bei der Abwägung von Auflagen für die Rekultivierung von Rohstoffabbauten nach den verschiedenen rechtlichen Bestimmungen und bei der Wiederher- stellung ausgeräumter Landschaftsteile oder alter Landschaftsschäden ist der natürlichen Sukzession in angemessenem Umfang Raum zu lassen. Vor- schläge dazu sind dem Landschaftsrahmenplan zu entnehmen.

108 R 2.1 07 2 Extensive Nutzungsformen auf heutigen Grünlandbereichen sind im gesam- ten Planungsraum, insbesondere im "Naturpark Solling-" und in übri- gen Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft sowie im Bereich der natürli- chen Überschwemmungsgebiete, zu erhalten und an geeigneten Standorten neu anzustreben; dabei ist die Anlage von Auewaldbereichen zu prüfen.

109 R 2.1 07 3 Die Entwicklung von Feuchtbiotopen in geeigneten Landschaftsteilen, mit entsprechender Landschaftseinpassung und gleichzeitiger Abgrenzung ge- genüber der Erholungsnutzung, ist in allen geeigneten Höhenlagen des Regi- onalen Planungsraumes zu unterstützen.

110 R 2.1 07 4 Vorhandene Feuchtbereiche mit natürlichen Strukturen (besonders Tümpel, ausgewählte Teiche, Feucht- und Streuwiesen sowie Moore) sind mit ihren schützenswerten Beständen und Randbereichen (Pufferzonen) zu sichern.

111 R 2.1 07 5 Seltene geologische Aufschlüsse und Randbereiche von Abbaugebieten soll- ten, soweit dies aus besonderen Gründen nicht ausgeschlossen ist, zumin- dest teilweise für Forschung, Lehre und ggf. als Beobachtungsraum für Feld- versuche zur Sukzession in der Natur besonders gestaltet, offengehalten und ggf. unter Schutz gestellt werden.

112 C 2.1 08 Für halbnatürliche, durch extensive, standortabhängige Bewirtschaftungsformen entstandene Bereiche sind, soweit es für ihre Erhaltung erforderlich ist, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchzuführen, die die natürlichen Abläufe sichern sol- len. Dazu gehören Maßnahmen der Erstinstandsetzung, der Dauerpflege und der Kontrolle der Schutzgebiete und Objekte.

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113 C 2.1 10 Die Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind in den Regionalen Raum- ordnungsprogrammen räumlich zu konkretisieren und um die jeweils notwendigen Pufferzonen zu ergänzen. Sie sind um die aus regionaler Sicht bedeutsamen Vor- ranggebiete zu ergänzen. ...

114 R 2.1 10 1 Für den Naturschutz besonders wertvolle Gebiete sind in der Zeichnerischen Darstellung als Vorranggebiete für Natur und Landschaft festgelegt. Als groß- flächigere Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind dies: − Hellentaler Graben − Torfhausgebiet − Ith − Burgberg − Weserschleife bei Brille − − Täler vom Hasselbach, Holzminde von Dürre Holzminde, Lonaubach, Beverbach, der Lenne und des Hooptales − Steilabhänge im Muschelkalk, Sandstein (Breitenstein, Steinmühle, Fürstenberg) − Idtberg (Delligsen)

115 R 2.1 10 2 Für die Vorranggebiete für Natur und Landschaft sollte, soweit eine Schutz- bedürftigkeit vorliegt und nicht eine unmittelbare Gefährdung des Gebietes auszuschließen ist, baldmöglichst eine rechtliche Unterschutzstellung oder der Vertragsnaturschutz und parallel dazu eine gestalterische Sicherung der Biotope eingeleitet werden.

116 R 2.1 11 1 Als Vorranggebiete sind in der Zeichnerischen Darstellung solche Gebiete und Landschaftsteile näher festgesetzt, die für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild wertvoll und größer als etwa 1 bis 2 ha sind.

117 R 2.1 11 2 Die Anlage von Sonderkulturen (u.a. Weihnachtsbaumkulturen, Fischteiche) sowie die privilegierte Nutzung von Parzellen (auch Waldparzellen) durch Einzäunung ist insbesondere im "Naturpark Solling-Vogler" grundsätzlich zu vermeiden.

118 R 2.1 11 3 Die Anlage von Fischteichen oder von sog. Bachverbauungsteichen ist im gesamten Regionalen Planungsraum, insbesondere in den von Aufforstung freizuhaltenden Tälern des Regionalen Planungsraumes, grundsätzlich zu vermeiden; dort vorhandene Anlagen sind mittelfristig möglichst naturnah zurückzubauen.

119 R 2.1 11 4 Die von Aufforstungen freizuhaltenden Flächen sind in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt.

120 R 2.1 11 5 Das bestehende Landschaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler" ist vor allem in den Randbereichen der Weser und zum bestehenden Landschafts- schutzgebiet "Wesertal" sowie anderen LSG-Gebieten und gegenüber Sied- lungsbereichen in seinem Grenzverlauf unabhängig von der Grenze eines Na- turpark-Gebietes zu überprüfen und ggf. anzupassen.

121 R 2.1 11 6 Die Grenze eines neu abzugrenzenden "Naturparks Solling-Vogler" sollte so festgelegt werden, dass sie rechts (östlich) der Weser, links (westlich) der Lenne und der B 64 südöstlich von Lenne sowie weiter an der Kreisgrenze zu Northeim verläuft.

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122 R 2.1 11 7 Eine Abstimmung der Landschaftsschutzgebiete im Grenzbereich zu allen anderen Gebieten am Rande des Regionalen Planungsraumes ist anzu- streben.

123 R 2.1 12 1 Die regionalen Ziele sind in der Zeichnerischen Darstellung in den Abgren- zungen verschiedener Planzeichen durch differenziertere Stellungnahmen nach dem Landschaftsrahmenplan auszuformen.

124 R 2.1 12 2 Bei der Festlegung von Kompensationsmaßnahmen sind die verbindlichen Vorgaben zu Vorranggebieten zu beachten.

2.2 Bodenschutz

125 C 2.2 01 Der Boden ist als − Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, − Teil des Naturhaushalts, − prägendes Element von Natur und Landschaft zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln.

126 R 2.2 01 1 Außerhalb des "großflächig waldbedeckten Berg- und Hügellandes" sollten Böden, die durch starke Verdichtung, übermäßige Versiegelung, Erosions- gefährdung oder andere Schädigungen erheblich beeinträchtigt sind, in ihren natürlichen Zustand zurückgeführt werden. Der Flächenerosion ist durch geeignete Bewirtschaftungs- und Nutzungsformen entgegenzuwirken.

127 C 2.2 02 Stoffliche Belastungen durch Eintrag von festen, gelösten oder gasförmigen Schadstoffen sind zu verhindern oder zu vermindern. Eingetretene Belastungen sind möglichst zu beseitigen.

128 C 2.2 03 In Gebieten mit erheblichen Bodenbelastungen sind weitere bodenbelastende Nut- zungen und der Eintrag problematischer Stoffe zu vermeiden oder zu vermindern.

129 C 2.2 04 Böden mit geringer Filter- und Pufferkapazität sind grundsätzlich nur in Anspruch zu nehmen, wenn vertretbare Alternativen nicht zur Verfügung stehen.

130 R 2.2 04 Bei Planungen und Maßnahmen ist die Ausweisung von Bodenplanungs- gebieten und die Bodeninformation über das Schutzpotential der Grundwas- serüberdeckung zu berücksichtigen. Eingriffe sind sorgfältig im Sinne der Umweltgeeignetheit zu dokumentieren.

131 C 2.2 05 Die Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Infrastruktur ist auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken und nach Möglichkeit durch geeignete Maßnah- men der Entsiegelung auszugleichen.

132 C 2.2 06 Schäden an der Struktur des Bodens durch Verdichtung oder Erosion sind mög- lichst zu vermeiden. Bodenabgrabungen sind auf das unvermeidbare Maß zu be- schränken.

133 C 2.2 07 Beeinträchtigungen oder Veränderungen des Bodenwasserhaushalts sind mög- lichst zu vermeiden.

134 C 2.2 08 Böden mit einer hohen natürlichen Ertragsfähigkeit sind vor weiterer Inanspruch- nahme zu schützen und möglichst für eine werterhaltende landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung zu sichern.

135 R 2.2 08 In der Zeichnerischen Darstellung sind die Vorsorgegebiete für Landwirt- schaft festgelegt.

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136 C 2.2 09 Bei der Waldbewirtschaftung sind die günstigen Wirkungen des Waldes auf Klima, Boden und Wasserhaushalt zu sichern und zu fördern. Bei unumgänglicher Inan- spruchnahme von Waldflächen sind Ersatzaufforstungen in funktionsgleichem Wert im engeren räumlichen Bereich durchzuführen.

2.3 Gewässerschutz

137 C 2.3 01 Zur Erhaltung ihrer ökologischen Funktionen sind ober- und unterirdische Ge- wässer insbesondere als Lebensgrundlage für den Menschen und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als klimatischer Ausgleichsfaktor und als prägender Land- schaftsbestandteil nachhaltig zu schützen.

137a R 2.3 01 Für die unterhaltspflichtigen Gewässer des Regionalen Planungsraumes sind Gewässerentwicklungspläne anzustreben.

138 R 2.3 01 Die Weser mit ihren Ufern ist als Verbindungsgewässer im Fließgewässer- system mit den Hauptgewässern länder- und kreisgrenzenübergreifend wie ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft zu behandeln.

139 C 2.3 02 Der Eintrag von Fremd- und Schadstoffen in die Gewässer ist zu vermeiden oder soweit wie möglich zu verringern.

140 C 2.3 03 Die weitgehend natürlichen oder naturnahen Gewässer sind so zu schützen, dass ihre Gewässergüte sich nicht verschlechtert. In den übrigen Gewässern ist die Ge- wässergüte so zu verbessern, dass eine Annäherung an die ursprünglich vorhan- denen Gegebenheiten, wie sie vor nachhaltiger menschlicher Beeinflussung herrschten, stattfindet. Das entspricht überwiegend der Gewässergüteklasse II (ge- ring belastet).

141 C 2.3 04 Die biologischen, speziell die ökologischen, Funktionen der Gewässer mit ihren Wechselbeziehungen zum terrestrischen Bereich der Aue sind wiederherzustellen. Dazu sind als Pufferzone gegen die angrenzenden Nutzungen und als gewässer- abhängiger Lebensraum nichtbewirtschaftete Gewässerrandstreifen mit standortge- rechtem Bewuchs anzulegen; vorhandene naturnahe Gewässerrandstreifen sind zu erhalten. Natürliche Rückstau- und Überschwemmungsbereiche sind zu erhalten oder wie- derherzustellen und zu entwickeln. Auf eine Rücknahme der Ackernutzung in die- sen Bereichen ist hinzuwirken. Bei der Gewässerunterhaltung wie auch bei der Nutzung der Gewässer durch den Wassersport sind die Belange des Umwelt- und Naturschutzes zu berücksichtigen.

142 C 2.3 05 ... Kultivierte oder entwässerte Hochmoore sollen soweit wie möglich vernässt wer- den.

143 C 2.3 06 Im Hinblick auf die besondere Schutzwürdigkeit der Nordsee und des Watten- meeres sind insbesondere die Einträge von Nährstoffen und Schadstoffen auf direktem Wege, über die Flüsse und die Luft erheblich zu verringern. Belastetes Baggergut ist schadlos abzulagern.

144 C 2.3 07 Die Versalzung von Werra und Weser sowie die Belastung der Elbe mit sauerstoff- zehrenden Substanzen, Schwermetallen und chlororganischen Verbindungen sind unverzüglich zu verringern und sobald wie möglich zu beheben; vordringlich sind Belastungsspitzen abzubauen.

145 R 2.3 07 Die Gewässergüte der Lenne, Wispe, Glesse und des Forstbaches ist weiter zu verbessern.

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146 C 2.3 08 Das Grundwasser ist unabhängig von der Nutzung flächendeckend vor nachteiliger Veränderung der Beschaffenheit zu schützen; die Grundwasserneubildung ist zu fördern.

147 C 2.3 09 Flächenhafte Belastungen des Grundwassers infolge einer intensiven Landwirt- schaft sind durch standortgerechte landwirtschaftliche Nutzung bei pflanzen- bedarfsgerechter Düngung zu reduzieren. Insbesondere sind die Belastungen des Grundwassers infolge Ammoniakemissionen aus der Güllelagerung und der Gülle- ausbringung zu vermeiden.

148 C 2.3 10 Punktförmige Grundwasserschadensfälle sind zu erfassen, zu bewerten und nach Möglichkeit zu sanieren.

2.4 Luftreinhaltung, Lärm- und Strahlenschutz

149 C 2.4 01 Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, die Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sachgüter und die Atmosphäre sind vor schädlichen Luftverunreinigungen zu schützen. Dem Entstehen von Luftverunreinigungen ist entgegenzuwirken. Vor- handene Luftverunreinigungen sind abzubauen.

150 C 2.4 02 Zur Verminderung von Luftverunreinigungen sind − vorrangig emissionsfreie oder emissionsarme Verkehrsmittel, insbesondere in Ordnungsräumen, einzusetzen, − schadstofffreie oder schadstoffarme Energieträger zu verwenden, − Wohngebiete größeren Umfanges verstärkt an Fernheizanlagen anzuschließen.

151 R 2.4 02 Die Luftverunreinigung in den Räumen Bevern, Boffzen, Grünenplan, Holz- minden und Stadtoldendorf ist auf geeigneten Wegen weiterhin zu vermin- dern.

152 C 2.4 03 Nachteile oder Belästigungen für die Bevölkerung durch Luftverunreinigungen sind auch durch räumliche Ordnung der Siedlungsstruktur zu vermeiden.

153 C 2.4 04 Die Schadstoffbelastung der Luft ist in besonders belasteten Regionen laufend zu überwachen. Die Ergebnisse gebietsbezogener Immissionsuntersuchungen von Luftverunreinigungen sind bei raumbedeutsamen Planungen zu berücksichtigen.

154 R 2.4 04 Besonders in Wohngebieten der zentralen Siedlungsbereiche von Grundzent- ren, im Bereich großer Sportanlagen und von den Erholungsorten im Regio- nalen Planungsraum ist die Immissionsbelastung aus Autoabgasen durch verkehrsbeschränkende und -lenkende Maßnahmen soweit wie möglich zu verringern.

155 C 2.4 05 Die Bevölkerung ist vor schädlichem Lärm zu schützen. Einem weiteren Anwach- sen der Lärmbelästigung ist entgegenzuwirken, bestehende Lärmbelastungen sind zu vermindern. Hierzu sind Lärmminderungspläne von den Gemeinden - soweit er- forderlich - aufzustellen und bei den weiteren Planungen zu berücksichtigen.

156 C 2.4 06 Die Lärmminderung an der Lärmquelle (aktiver Lärmschutz) hat grundsätzlich Vor- rang vor anderen Lärmschutzmaßnahmen (passiver Lärmschutz). Reichen Lärm- schutzmaßnahmen nicht aus, sind Lärmquellen, soweit möglich, zu bündeln und die Belastungen auf möglichst wenige Bereiche zu reduzieren. Zwischen Lärmquel- len und lärmempfindlicher Nutzung sind ausreichende Abstände einzuhalten. In den Siedlungszentren, insbesondere in Ordnungsräumen, sind Zonen geringer Lärmbe- lastung anzustreben.

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157 C 2.4 07 Verkehrswege und andere lärmerzeugende Anlagen sind so zu planen, dass davon ausgehende Lärmbelastungen, insbesondere der Wohnbereiche und der Bereiche mit besonderer Erholungsfunktion, weitgehend vermieden werden. Wo im Bereich vorhandener Anlagen die Anforderungen an gesunde Wohnverhältnisse durch lärmmindernde Maßnahmen nicht gewahrt werden können, ist der Bau neuer Wohnungen oder anderer lärmempfindlicher Einrichtungen zu verhindern.

158 R 2.4 07 Zufahrtswege und Parkplätze für den ruhenden Verkehr sind in Vorsorge- gebieten für Natur und Landschaft möglichst nicht in Waldgebieten anzu- legen, sondern mit entsprechender Eingrünung auf Randbereiche zu kon- zentrieren.

159 C 2.4 08 Vorhandene Belastungen der Bevölkerung durch Verkehrslärm sollen durch techni- sche Maßnahmen an Fahrzeugen bzw. Fluggeräten und durch verkehrslenkende bzw. verkehrsbeschränkende Maßnahmen gesenkt werden. An stark lärmbelaste- ten Verkehrswegen sind Maßnahmen zur Lärmsanierung anzustreben.

160 R 2.4 08 In Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft und für Erholung sowie in den Vorranggebieten beider Flächenkategorien ist der besonders durch Fahrzeu- ge, Flugzeuge und Maschinen erzeugte Lärm für die Umgebung auf ein tech- nisch mögliches Mindestmaß zu vermindern und zu beschränken.

161 C 2.4 09 Zur wirksamen Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit den Belangen lärm- erzeugender Nutzungen, darunter insbesondere der Verteidigung, sowie zur Len- kung der Bauleitplanung sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen Lärmbereiche und Siedlungsbeschränkungsbereiche festzulegen. Lärmbereiche umfassen die Gebiete mit störenden Wirkungen vorhandener Lärmemissionen. Siedlungsbeschränkungsbereiche umfassen diejenigen Gebiete, in denen eine wei- tere Wohnbebauung auszuschließen ist.

Lärmbereiche oder Siedlungsbeschränkungsbereiche sind insbesondere festzu- legen – an stark lärmbelasteten Straßen und Schienenwegen – ... – um lärmemittierende militärische Anlagen, wenn deren dauerhafte Nutzung erhalten bleibt.

Von der Festlegung als Siedlungsbeschränkungsbereich können gewachsene Siedlungsbereiche ausgenommen werden, wenn die weitere bauliche Entwicklung innerhalb der Gemeinde nur dort möglich ist.

162 C 2.4 12 Bevölkerung und Umwelt sind vor schädigenden Einwirkungen ionisierender Strah- len zu schützen.

163 C 2.4 13 Zum Schutz vor nichtionisierenden Strahlen sind Standorte für leistungs starke Sendeanlagen und hochenergetische Freileitungen so zu planen, dass die Belas- tung von Menschen durch elektromagnetische Felder möglichst gering gehalten wird.

2.5 Schutz der Erdatmosphäre, Klima

164 C 2.5 01 Klimarelevante Emissionen im Verkehrsbereich sind insbesondere durch − Verlagerung von Verkehrsleistungen im Straßen- und Flugverkehr auf Schiene und Wasserstraße, − Verlagerung des individuellen auf den öffentlichen Personenverkehr, − Herabsetzung der Verkehrsleistungen durch Verkehrsvermeidung, − technische Energieeinsparungen an Verkehrsmitteln zu vermindern.

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165 C 2.5 02 Die energiebedingten Emissionen von klimarelevanten Gasen sind durch − rationelle Energienutzung und -umwandlung, − Energieeinsparung, − Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien, − technische Maßnahmen zur Entschwefelung und Entstickung von Rauchgasen bei Kohlekraftwerken zu vermindern.

Eine Erhöhung des Anteils von Erdgas an der Energieversorgung gegenüber dem Anteil von Kohle und Erdöl ist anzustreben.

166 C 2.5 03 Klimarelevante Emissionen durch landwirtschaftliche Aktivitäten - z.B. durch An- wendung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, Lagerung und Ausbringung von Gülle - sind zu vermindern.

167 C 2.5 04 Der Wald ist im Hinblick auf seine Klimaschutzfunktion (Bindung von CO 2) zu erhal- ten, an geeigneten Standorten zu vermehren und nachhaltig zu nutzen.

168 C 2.5 05 In dicht besiedelten Gebieten sind Freiräume zur Aufrechterhaltung des vertikalen und horizontalen Frischluftaustausches und eines gesunden Stadtklimas zu erhal- ten. In windreichen Regionen soll die Schutzfunktion des Waldes zur Verbesserung des Kleinklimas besiedelter Gebiete beitragen.

169 C 2.5 06 Bei der Errichtung von Deponien ist eine weitestgehende Gasfassung und -nutzung vorzusehen, um die klimarelevanten Emissionen von Methangasen zu re- duzieren.

2.6 Schutz der Kulturlandschaften und der kulturellen Sachgüter

170 C 2.6 01 Kulturlandschaften sind so zu erhalten und zu pflegen, dass historische Land- nutzungsformen und Siedlungsstrukturen sowie prägende Landschaftsstrukturen und Naturdenkmale dauerhaft erhalten bleiben. Gestaltungs-, Nutzungs- und Pfle- gemaßnahmen sollen dem Erhalt der Kulturlandschaften dienen.

171 C 2.6 02 Kulturelle Sachgüter, dazu zählen u.a. historische Bausubstanz, historische Gärten und Parkanlagen, einzelne Kultur- und Bodendenkmale sowie historisch wertvolle Gegenstände, sind nach Möglichkeit im Ensemble, an ihrem ursprünglichen Stand- ort und in ihrem Kulturzusammenhang zu sichern und zu erhalten.

172 R 2.6 02 1 Die sichtbaren und unsichtbaren kulturhistorischen Denkmale sind zu schüt- zen und, soweit bisher nicht als Denkmal inventarisiert, in der Zeichnerischen Darstellung als kulturelles Sachgut vorsorgend festgelegt.

173 R 2.6 02 2 Auf landschaftsbestimmende, herausragende Baudenkmale ist bei der Pla- nung von technischen Bauwerken Rücksicht zu nehmen.

174 C 2.6 03 Die Siedlungsstruktur ist so weiterzuentwickeln, dass sie sich in die historisch ge- wachsene Kulturlandschaft einpasst und kulturelle Sachgüter erhalten werden. Notwendige Erneuerungen und Umstrukturierungen im Siedlungsbestand sind be- hutsam so durchzuführen, dass historische Bausubstanz und historische Sied- lungsstrukturen in ihren Funktionen möglichst gesichert und die Lebensbedingun- gen der Bewohner verbessert werden.

175 R 2.6 03 1 Ortsbildprägende Bauten, Grün- und Freiflächen sowie Straßenräume sollten in ihrem Gesamtzusammenhang erhalten und unter Berücksichtigung der städtebaulichen, insbesondere der denkmal- und landespflegerischen Erfor- dernisse, gepflegt und entwickelt werden.

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176 R 2.6 03 2 Im Rahmen gemeindlicher Planungen sollten Gestaltungs-, Erhaltungs-, Baumschutz- oder Sanierungssatzungen angestrebt werden. Hierzu gehört auch die frühzeitige Beschäftigung der planenden Gemeinde mit der Nut- zung/Umnutzung genutzter oder leerstehender Bausubstanz und ent- sprechender Freiflächen im Innenbereich, vor allem in ehemals stark land- wirtschaftlich geprägten Siedlungen des Regionalen Planungsraumes.

177 C 2.6 04 Historische und besonders wertvolle Teile der Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter sollen flächendeckend erfasst, erforscht und der Öffentlichkeit zugäng- lich gemacht werden.

178 R 2.6 04 Als bedeutsame Teile der Kulturlandschaft sollen ohne Rücksicht auf ihre Denkmaleigenschaft insbesondere erhalten werden: − Burgruinen − Trockenmauern − Treidelpfade entlang der Weser − Jüdische Friedhöfe − Relikte der ehemaligen Zwangsarbeitslager am Hilsrand − Alte Produktionsbereiche wie Mühlen, Brennöfen, Kühlteiche − Optische Telegraphenanlage im Burgberg − Straßen in der Rühler Schweiz und die − Serpentinen zur Ottensteiner Hochebene von Brevörde − bauliche und strukturelle Relikte (z.B. Grabenreste) des früheren, Wiesenbewässerungssystems in Solling und Umgebung sowie − Wölbäcker − Kummerberge" (alte Abraumhalden historischen Sandsteinabbaus) − Hechtgräben

178 a R 3.7 12 In der Zeichnerischen Darstellung sind bekannte, besonders bedeutsame Bodendenkmale in Vorranggebiete für Natur und Landschaft oder in Vorsor- gegebiete für Natur und Landschaft einbezogen.

178 b R 3.7 13 Boden- und Baudenkmale sowie kulturell bedeutsame Bauensembles sind weiter zu erkunden, zu pflegen und vor Gefährdung zu schützen sowie der Öffentlichkeit nach Möglichkeit zugänglich und bekannt zu machen.

3 Nutzung und Entwicklung natürlicher und raum- struktureller Standortvoraussetzungen

3.0 Umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung der Wirtschaft und der Infrastruktur

179 C 3.0 01 Die wirtschaftlichen Nutzungen sind in allen Landesteilen klein- und großräumig so mit den sozialen und ökologischen Erfordernissen abzustimmen und, soweit not- wendig, umzugestalten, dass sie dem Wohl der regionalen Gesamtentwicklung dienen, die natürlichen Lebensgrundlagen möglichst wenig beeinträchtigen und auch für künftige Generationen Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung offen halten.

180 R 3.0 01 Um eine ausreichende Entwicklung gewerblicher Flächen an geeigneten Standorten zu ermöglichen, sollten Gemeinden in eine interkommunale Zu- sammenarbeit - auch über die Landesgrenzen hinaus - eintreten und eine gewisse Bodenvorratspolitik betreiben.

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181 C 3.0 02 Um eine umwelt- und sozialverträgliche Raumnutzung sicherzustellen und weiter- zuentwickeln, sind die unterschiedlichen Nutzungsansprüche an den Raum und ihre wechselseitigen Auswirkungen so abzustimmen, dass − Nutzungen in Natur und Landschaft nur im unabweisbaren Umfang eingreifen, − Nutzungskonflikte durch vorausschauende Planung verhindert werden, − sich gegenseitig beeinträchtigende Nutzungen in Art und Intensität so aufeinan- der abgestimmt werden, dass Beeinträchtigungen minimiert und ggf. zusätzlich durch technische Möglichkeiten verträglich gemacht werden, − sich gegenseitig ausschließende Nutzungen räumlich entflochten werden, − bei nicht lösbaren Nutzungskonflikten den Erfordernissen des Umweltschutzes Vorrang eingeräumt wird, wenn Gefährdungen für die Gesundheit der Bevölke- rung oder für die dauerhafte Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen anzu- nehmen sind.

182 R 3.0 02 1 Die Träger der Flächennutzungsplanung im Regionalen Planungsraum soll- ten bei der Überarbeitung der vorbereitenden Bauleitplanung eine vorsor- gende Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung in Verbindung mit der loka- len AGENDA 21 verfolgen, um frühzeitig geeignete Standorte für Industrie- und Gewerbeflächen zu sichern.

183 C 3.0 03 Die Infrastruktur ist - vorrangig in den Teilbereichen Verkehr, Energie, Wasser- versorgung und Entsorgung - strukturell, technisch, organisatorisch und mit Hilfe flankierender ordnungspolitischer Maßnahmen so zu entwickeln und auszuge- stalten, dass sie den ökologischen Umbau der Wirtschaft fördert und für alle Nut- zungsarten und Nutzergruppen Anreiz schafft für einen sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und für umweltverträgliche Nutzungsformen.

3.1 Gewerbliche Wirtschaft und Fremdenverkehr

184 C 3.1 01 In allen Landesteilen ist darauf hinzuwirken, dass die vorhandenen Arbeitsstätten im produzierenden Gewerbe sowie im privaten und öffentlichen Dienstleistungs- bereich gesichert, weiterentwickelt und durch neue ergänzt werden. Die betrieblichen Arbeitsplatz-, Ausbildungs- und Weiterbildungsstrukturen sind zu sichern und weiter zu entwickeln. Der Qualifikationsstand ist weiter zu erhöhen. In den Betrieben sind familien- und frauengerechte Arbeitsplatz- und Arbeitszeit- strukturen besonders zu fördern. Durch geeignete Maßnahmen soll auf eine Erwei- terung des Berufsspektrums von Frauen hingewirkt werden.

185 R 3.1 01 1 Zur Erweiterung der Branchenvielfalt und zur Schaffung zukunftssicherer Strukturen ist die Sicherung und Erweiterung der vorhandenen und die Schaffung neuer Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Fortbildungsmöglichkeiten - gezielt auch für Frauen - sowie von Betriebsstandorten zu fördern. Dabei ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders zu berücksichtigen.

186 R 3.1 01 2 Als vorrangige Ziele wirtschaftsfördernder Maßnahmen sind anzustreben und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten zu fördern:

187 R 3.1 01 2 (1) Herrichtung alter, brachliegender Industrie- und Gewerbeflächen in den Sied- lungskernen der Stadt Holzminden, des Fleckens Delligsen, der Samt- gemeinden Bevern, Bodenwerder, Boffzen, Eschershausen und Stadtolden- dorf, soweit sie bereits erschlossen sind und dies von der Umweltverträg- lichkeit her möglich ist.

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188 R 3.1 01 2 (2) Bereitstellung neuer Industrie- und Gewerbeflächen in den Siedlungsberei- chen, deren wirtschaftsnahe infrastrukturelle Standortbedingungen bereits günstig sind oder kurzfristig hergestellt werden können, soweit sie nicht un- günstig zu vorhandenen Wohnsiedlungsbereichen liegen oder landschafts- und naturschutzwürdige Gebiete beanspruchen und außerhalb der Flächen mit der besonderen Aufgabe "Erholung" liegen.

189 R 3.1 01 2 (3) Verbesserung der beruflichen Qualifikation und der Fort- und Weiterbil- dungsangebote durch auszubauende Kooperation vorhandener Träger solcher Maßnahmen (einschl. des beruflichen Schulwesens, der Fachhoch- schule u. a.) mit Anbietern von Arbeitsplätzen und deren überörtlichen Orga- nisationen.

190 R 3.1 01 2 (4) Verbesserung der Infrastruktur in wirtschaftlich nutzbaren multimedialen Vernetzungen (Glasfaser und Funktechnik) - auch der Strukturen der Zukunft.

191 C 3.1 02 Auf den Abbau wirtschaftsstruktureller und standortbedingter Schwächen der Wirt- schaft ist - insbesondere in den Ländlichen Räumen - hinzuwirken. Wirtschafts- strukturdefizite sind durch Ansiedlung neuer und ergänzender Betriebe zu mindern. Standortdefizite sind soweit wie möglich durch standortspezifische Bündelung leis- tungsfähiger, wirtschaftsnaher Infrastruktur, insbesondere der Informations-, Kom- munikations-, Transport- und Umwelttechnik, auszugleichen.

192 R 3.1 02 1 Bei der Entwicklung überörtlicher, nicht nur zentralisierter bezirks- oder lan- desweiter Einrichtungen zur Schulung, Fort- und Weiterbildung für berufsbe- zogene und indirekte berufsbezogene Qualifikationen (z.B. Fremdenverkehr, Biologie, Umweltschutz etc.) sollte auch der Regionale Planungsraum als po- tentieller Standort mehr und stärker berücksichtigt werden.

193 R 3.1 02 2 Zur Unterstützung der Standortbedingungen im Regionalen Planungsraum, vor allem an der Grenze zu anderen Bundesländern, sollten die Abgrenzun- gen und Förderpräferenzen der Gemeinschaftsaufgaben "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" und "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" und der Dienstleistungsförderung sowie der benachtei- ligten Gebiete oder der landwirtschaftlichen Fördergebiete wegen der unter- schiedlichen Zuordnung einzelner Teilräume des Regionalen Planungsrau- mes und seiner benachbarten Gebiete besser überörtlich abgestimmt und weiter verfolgt werden.

194 R 3.1 02 3 Möglichkeiten zum Ausbau des Tourismus sind kundenorientiert, insbe- sondere z.B. für Rad- und Wasserwandern und andere geeignete Sportarten, weiterzuentwickeln.

195 C 3.1 03 Regions- und standortspezifische Vorteile, wie − ... − Lage an Schnittstellen überregionaler Verkehrssysteme − Nähe zu Großbetrieben mit umfangreichem und differenziertem Zulieferbedarf − Nähe zu Forschungseinrichtungen, sind gezielt zu nutzen und zu sichern.

196 R 3.1 03 1 Die gute Situation im Regionalen Planungsraum für sekundäre und tertiäre Ausbildung sowie Erwachsenenbildung sollte stärker mit den Belangen der hier arbeitenden und entscheidenden Unternehmen abgestimmt, aber auch hinsichtlich der Probleme hier vorhandener Betriebe und Berufe früh genug in den Bildungsbereichen besprochen werden. Hierbei ist im tertiären Be- reich die Verbindung in Südniedersachsen mit dem Verbund von Hochschu- len weiter zu verfolgen.

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197 R 3.1 03 2 Die vorhandenen Knotenpunkte überregionaler Verkehrssysteme müssen auch außerhalb des Regionalen Planungsraums für die Einbindung des Kreisgebietes nachhaltig gesichert und, soweit möglich, ausgebaut werden.

198 C 3.1 04 Lage und Umfang zusätzlicher gewerblicher Nutzungen sind an der Immissionsvor- belastung, den absehbaren und unvermeidbaren zusätzlichen Immissionsbe- lastungen sowie den Bedingungen der Emissionsausbreitung auszurichten. Aus Gründen des vorsorgenden Umweltschutzes und der Konfliktvermeidung können Nutzungsabstufungen oder Nutzungsbeschränkungen festgelegt werden. Die Wie- derverwendung von Industrie- und Gewerbeflächen soll Vorrang vor der Erschlie- ßung neuer Gewerbe- und Industrieflächen haben.

199 R 3.1 04 1 Die Bauleitplanung sollte unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftsförderung günstige Standorte nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für die Verla- gerung und die Erweiterung von Betrieben, die am bisherigen Standort nicht entwicklungsfähig sind, ausweisen. Dabei sind die Folgewirkungen auf die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen zu berücksichtigen.

200 R 3.1 04 2 Die Sicherung und Entwicklung vorhandener Betriebe sollte soweit wie mög- lich durch Entzerrung konkurrierender Nutzungen zwischen Betrieben und Wohngebieten unterstützt werden.

201 C 3.1 05 Für die Ansiedlung neuer, die Erweiterung, Umstrukturierung und Verlagerung be- stehender Arbeitsstätten im produzierenden Bereich sind geeignete Flächen vor- rangig in den Zentralen Orten der in Ziffer B 6.07 LROP I benannten Schwerpunkte bedarfsgerecht zu sichern. 2 Bei der Ausweisung von Flächen für gewerbliche Nutzungen ist die ökologische Be- lastbarkeit des jeweiligen Standortes und seines Umfeldes zu berücksichtigen. Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung des Dienstleistungsbereichs sind dafür besonders geeignete Standorte und Flächen zu sichern.

202 R 3.1 05 1 Bei der Ausweisung von Gewerbeflächen sollte der Wiederverwendung ge- eigneter Standortflächen der Vorrang vor Neuerschließung am Ortsrand oder außerhalb gegeben werden. Ausnahmen gelten für interkommunal vereinbar- te Entwicklungen.

203 R 3.1 05 2 Bei der Entwicklung neuer Formen des Einzelhandels sind die Hierarchie der Zentralen Orte und die Verkehrsbelastung zu beachten. Industriell nutzbare Flächen sollten im Regionalen Planungsraum in der Regel nicht für Einzel- handelsentwicklungen umgewidmet werden.

2 Schwerpunktaufgaben für die Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten haben − Gemeinden mit ober- und mittelzentraler Funktion, − Gemeinden mit grundzentraler Funktion in der Nachbarschaft von Ober- und Mittelzentren, soweit beson- dere Standortvorteile vorhanden sind, − Gemeinden mit grundzentraler Funktion, die aufgrund einer regionalen Sondersituation geeignet sind. In ihnen ist durch Bereitstellung von Flächen für Industrie- und Gewerbeansiedlung sowie durch geeignete Maß- nahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, der wirtschaftsnahen Infrastruktur und der beruflichen Aus- und Fortbildung für ein entsprechend umfangreiches, möglichst vielfältiges Angebot an Arbeitsplätzen zu sorgen. Zugleich ist durch geeignete städtebauliche Maßnahmen, insbesondere durch Bereitstellung ausreichender Wohnbaulandflächen, eine bedarfsgerechte Wohnraumversorgung für die dort voraussichtlich arbeitende Bevöl- kerung sicherzustellen (LROP 94, Teil I, B 6.07).

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204 C 3.1 07 Der Fremdenverkehr ist in seiner regionalwirtschaftlichen Bedeutung zu erhalten und in den Teilräumen zu stärken, die besondere Voraussetzungen für eine um- welt- und sozialverträgliche Intensivierung des Fremdenverkehrs bieten. In den Teilräumen, in denen bereits Überlastungserscheinungen und Beeinträchti- gungen der natürlichen Lebensgrundlagen und wertvoller Landschaftsteile be- stehen oder zu befürchten sind, ist der Fremdenverkehr im Sinne eines "sanften Tourismus" so umweltverträglich umzustrukturieren, dass er als wirtschaftliche Er- werbsgrundlage und Einkommenserzielung für die Bevölkerung in der Region er- halten werden kann und der Schutz und die Entwicklung der natürlichen Lebens- grundlagen berücksichtigt werden.

205 R 3.1 07 1 Die großräumige Erschließung der Vorsorgegebiete für Erholung und damit für den Fremdenverkehr sowie der zentralen Sportanlagen ist zu verbessern.

206 R 3.1 07 2 Das Angebot für Naherholung und Fremdenverkehr ist vorrangig in den Ge- bieten des "Naturparks Solling-Vogler", des Hils und der Ottensteiner Hoch- ebene in Orten mit der besonderen Entwicklungsaufgabe “Erholung” im Rahmen des sanften Tourismus zu entwickeln und mit auf den Bedarf von Frauen auszurichten.

207 C 3.1 08 Für Standorte mit Fremdenverkehrsbedeutung, an denen Einrichtungen des Frem- denverkehrs schwerpunktmäßig gesichert und entwickelt werden sollen, ist gemäß Ziffer C 1.5 07 die besondere Entwicklungsaufgabe “Fremdenverkehr” in den Regi- onalen Raumordnungsprogrammen festzulegen.

208 R 3.1 08 1 Für die Ortsteile Neuhaus, Silberborn, Fürstenberg, Bodenwerder und Polle ist die besondere Entwicklungsaufgabe Fremdenverkehr festgelegt; siehe auch Ziel 40.

209 C 3.1 09 Fremdenverkehrseinrichtungen und sonstige fremdenverkehrsbezogene Freizeit- projekte sollen dazu beitragen, die Lebens- und Erwerbsbedingungen der ansässi- gen Bevölkerung zu verbessern, den Fremdenverkehr einer Region zu stärken und die traditionellen Formen des Fremdenverkehrs und des Städtetourismus zu ergän- zen und zu beleben. Durch ihre Realisierung dürfen Landschaften nicht zersiedelt, historisch wertvolle Kulturlandschaften nicht beeinträchtigt, gewachsene Siedlungs- und Nutzungsstrukturen nicht wesentlich beeinträchtigt und der Erhalt der natürli- chen Lebensgrundlagen und des Erholungswertes der Landschaft nicht gefährdet werden. Ihre räumliche und infrastrukturelle Anbindung an entsprechend leistungs- fähige Zentrale Orte ist anzustreben.

210 R 3.1 09 1 Das Angebot für den Fremdenverkehr ist zur Stärkung der Wettbewerbsposi- tion besonders im Gebiet des "Naturparks Solling-Vogler" unter Beachtung ökologischer Belange gemeinsam mit dem Landkreis Northeim für den "Na- turpark Solling-Vogler" weiter zu entwickeln. Dabei ist der Entwicklungsplan "Naturpark Solling-Vogler" zu berücksichtigen.

211 R 3.1 09 2 Vorsorgegebiete für Erholung bzw. Vorranggebiete mit starker Inanspruch- nahme durch die Bevölkerung sind in den Mittelgebirgsbereichen des Regio- nalen Planungsraumes gegenüber Vorsorgegebieten und Vorranggebieten für Natur- und Landschaft durch geeignete Puffer oder Wegeführung zu ent- flechten.

212 R 3.1 09 3 Verschiedene Formen der Gewässernutzung (z.B. auch mit Surfbrett, Paddel- boot, Motorboot etc.) sind untereinander, mit der Schutzwürdigkeit von Frei- zeit– und Erholungsanlagen, mit natur- und landschaftspflegerischen Belan- gen und der Grundwassersicherung in Einklang zu bringen.

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213 R 3.2 09 4 Fremdenverkehrsbezogene Freizeitprojekte, ggf. in Verbindung mit Kompen- sationsflächen, sollten nur in unmittelbarer Nähe zu besiedelten Bereichen unter Beachtung sonstiger Ziele der Raumordnung und des Städtebaus ver- folgt werden.

214 R 3.1 09 5 Bootsanleger auf der Weser für den muskelbetriebenen und den motor- gestützten Wassersport (Wasserwandern) sollten unter ökologisch verträg- licher Umgestaltung von Uferabschnitten nur im unmittelbaren Vorbereich genehmigter Campingplätze mit kurzer Anbindung an öffentliche Straßen und Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie geringer Immissionsbelastung für die Anlieger errichtet werden.

215 R 3.1 09 6 Wasserskistrecken sind nur außerhalb von Uferbereichen auszuweisen, die nicht als Vorranggebiete oder Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft festgelegt sind. Sie sind zu begrenzen und ggf. zurückzunehmen.

216 R 3.1 09 7 In der Zeichnerischen Darstellung sind die Vorsorgegebiete für Erholung festgesetzt.

217 R 3.1 09 8 Im Regionalen Planungsraum sind Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung festgelegt.

218 R 3.1 09 9 Der Segelflugplatz Ith ist als regional besonders bedeutsame Sportanlage zu sichern.

219 R 3.1 09 10 Radwanderwege sind als Rundstrecken aus den größeren Siedlungsgebieten heraus und als Teilstücke von Fernwegen im Rahmen der Fortschreibung entsprechender Programme baulich zu verbessern. Führung und Ausbau sind in besonderer Weise umweltverträglich zu gestalten.

220 R 3.1 09 11 Das Netz der Radfern- und -wanderwege ist zu verbessern durch geeignete Fahrbahnbeläge, Ausschilderung und Informationsmaterial, Schutzhütten und Hygieneeinrichtungen.

221 R 3.1 09 12 Für das Reiten und das Fahren mit Mountainbikes sind geeignete Weg- strecken auszuweisen.

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223 a C 3.1 10 Touristische Großprojekte sind frühzeitig auf ihre Raum- und Umweltverträglichkeit zu prüfen und gegenüber örtlichen und regionalen Belangen der räumlichen Ent- wicklung abzuwägen. ...

223 b R 3.1 10 Touristische Großprojekte vertragen sich im Regionalen Planungsraum nur an sehr wenigen verkehrlich- und siedlungsorientierten Standorten. Sie sind im Einzelfall umfassend zu beurteilen und durch Raumordnungsverfahren zu prüfen.

3.2 Landwirtschaft

224 C 3.2 01 Die Landwirtschaft ist in allen Landesteilen als raumbedeutsamer und die Kultur- landschaft prägender Wirtschaftszweig zu erhalten und in ihrer sozio-ökonomi- schen Funktion zu sichern. Dabei ist eine flächengebundene, bäuerlich strukturierte Landwirtschaft, die wirtschaftlich effektiv und umweltgerecht produziert und eine artgerechte Nutztierhaltung betreibt, in besonderem Maße zu fördern. Sie hat Vor- rang vor in anderen Formen ausgeübter Landwirtschaft.

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225 R 3.2 01 1 Die vom starken Wandel betroffene Landwirtschaft des Regionalen Pla- nungsraumes ist bei ihrer Funktion zur Erhaltung der nicht bewaldeten Kul- turlandschaft zu fördern und in Verbindung mit den landespflegerischen Zie- len weiterzuentwickeln.

226 R 3.2 01 2 Die ortsnahe fachliche Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe ist unter wirtschaftlichen und umweltschonenden Gesichtspunkten, auch denen des Biotop- und Artenschutzes, des Bodenschutzes und des Gewässerschutzes (Dünge- und Pflanzenbehandlungsmittel u.a.) zu fördern.

227 R 3.2 01 3 Großräumige Straßenbauvorhaben, die zur Verbesserung der Anbindung des Regionalen Planungsraumes an wirtschaftliche Schwerpunkträume und das Autobahnnetz wichtig sind, sollten frühzeitig durch Flurneuordnungsverfah- ren begleitet werden.

228 C 3.2 02 Gebiete mit einer relativ hohen natürlichen Ertragsqualität des Bodens sind als Grundlage einer gesunden landwirtschaftlichen Produktion zu sichern. Sie sollen in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. In den Regionalen Raumordnungsprogrammen sind diese Gebiete als Vorsorge- gebiete für Landwirtschaft festzulegen. Grundlage für die Festlegung derjenigen Gebiete, die für die räumliche und strukturelle Entwicklung des Landes besondere Bedeutung haben, ist die Beikarte 2 (Anm.: des LROP 1994). In den Regionalen Raumordnungsprogrammen können weitere für den regionalen Planungsraum bedeutsame Gebiete festgelegt werden.

229 R 3.2 02 Beanspruchen Maßnahmen Dritter in Vorsorgegebieten für Landwirtschaft Flächen mit mittlerer bis hoher Produktivität, so sind vorrangig solche Gebie- te für eine Inanspruchnahme vorzusehen, in denen geringwertige Böden be- troffen und weniger Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe zu erwarten sind.

230 C 3.2 03 In Gebieten, in denen die Landwirtschaft besondere Funktionen für den Naturhaus- halt, die Landschaftspflege, die Erholung und die Gestaltung und Erhaltung des Ländlichen Raumes hat, sind diese landwirtschaftlichen Funktionen bei allen raum- beanspruchenden Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen, wenn möglich zu unterstützen und langfristig zu sichern. Dies gilt insbesondere für die Grünlandwirtschaft in den Vorranggebieten und Vor- sorgegebieten für Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung und für die landwirtschaftliche Nutzung im Randbereich von Ober- und Mittelzentren.

231 R 3.2 03 Zu den zu schonenden Vorsorgegebieten für Landwirtschaft gehören auch die Gebiete, in denen die Landwirtschaft besondere Funktionen für die Land- schaftspflege, die Gestaltung und Erhaltung des ländlichen Raumes hat; an- dere raumbeanspruchende Planungen haben hierauf Rücksicht zu nehmen. Landwirtschaftliche Betriebe, die Bodenschutz betreiben, sind zu fördern, weil sie Lebensgrundlagen erhalten.

232 C 3.2 04 Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte soll möglichst unmittelbar in den Schwerpunkten der landwirtschaftlichen Erzeugung erfolgen, die überregionale Vermarktung niedersächsischer Erzeugnisse ist zu unterstützen. Die Vermarktung von Produkten aus umwelt- und tiergerechter Erzeugung soll verstärkt gefördert werden.

233 C 3.2 05 Agrarstrukturelle Neuordnungsmaßnahmen sollen die Wirtschaftlichkeit und Leis- tungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe stärken und dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der in der Landwirtschaft beschäftigten bzw. von ihr abhängi- gen Bevölkerung zu verbessern, Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Wohnen zu entflechten sowie die Umstellung auf eine standortgerechte und um-

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weltverträgliche Landbewirtschaftung zu unterstützen. Darüber hinaus sollen Maß- nahmen der Flurneuordnung, der Dorfsanierung und der regionalen Strukturförde- rung einen Beitrag zur Entwicklung der gemeindlichen Infrastruktur im Interesse ei- ner funktionsgerechten Ausstattung der ländlichen Gemeinden leisten.

234 R 3.2 05 1 Sofern Bodenmeliorationen, z.B. zur Regelung der Bodenwasserhaushalte in Vorsorgegebieten für Landwirtschaft, außerhalb von Vorranggebieten für Na- tur und Landschaft geplant werden sollen, sind sie mit wasserwirtschaft- lichen und ökologischen Zielsetzungen abzustimmen.

235 R 3.2 05 2 Die Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe, vor allem aus ehemals rein landwirtschaftlich geprägten Siedlungsbereichen, sollte nur in besonders begründeten Fällen in Erwägung gezogen werden. Grundsätzlich sind bau- liche Entwicklungsmaßnahmen auf den innerörtlichen Hofstellen vorrangig anzustreben.

236 R 3.2 05 3 Landwirtschaftlichen Betrieben, vor allem im Leine-, Lenne- und Wesertal, auf der Ottensteiner Hochebene und in der Ithbörde, sowie nördlich des Elfas, sollte durch konkrete Zielkonzepte im Rahmen der Bauleitplanung die umweltverträgliche Marktanpassung innerörtlich nicht unnötig durch konkur- rierende Nutzung oder sich verstärkende Ansprüche seitens anderer Interes- sentengruppen erschwert werden.

237 R 3.2 05 4 Um die Funktionsfähigkeit des Ländlichen Raumes zu sichern und zu ver- bessern sowie städtebauliche Missstände in landwirtschaftlich geprägten Siedlungsbereichen zu beseitigen, sind bauliche Erneuerungsmaßnahmen auch ohne Bindung an Flurbereinigungsvorgänge anzustreben. Dabei sind neue Möglichkeiten nach dem Baugesetzbuch zu nutzen.

238 R 3.2 05 5 Agrarstrukturelle Neuordnungen außerhalb der Waldgebiete sollen auf integ- rierbare, traditionell und ökologisch bedeutsame landschaftliche Gliede- rungselemente des Planungsraumes Rücksicht nehmen und ihre Vernetzung fördern.

239 R 3.2 05 6 Feldraine, andere Saumbiotope und Feldgehölze sind für die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung von Flächen, für die Verbesserung des Biotop- und Artenschutzes und für die Wahrung eines abwechslungsreichen Land- schaftsbildes zu sichern, zu pflegen und zu entwickeln bzw. wiederherzustel- len. Ihre Neuanlage einschließlich abgegrenzter und nicht zu belastender Acker- und Uferrandstreifen ist als Beitrag zur Vernetzung von Lebensräu- men zu fördern.

240 R 3.2 05 7 In den ländlichen Erholungsorten sollte ein qualitativ hochwertiges und ver- netztes Angebot von Urlaubsbetten "Ferien auf dem Bauernhof" gefördert werden.

241 R 3.2 05 8 Das Wegenetz in Feld, Flur und im Wald sollte in begründeten Einzelfällen für den Fuß- und Radwanderer sowie für die Landwirtschaft zur Vernetzung (Lü- ckenschluss) verbessert werden. Der Ausbau ist auf das notwendige Maß zu beschränken. Die Befestigung ist entsprechend der Belastung auszuwählen.

242 R 3.2 05 9 Die Umwandlung von Grünland in der Nähe und in Überschwemmungsbe- reichen von Fließgewässern sowie in erosionsgefährdeten Bereichen der Ackerflächen sollte aus Gründen des Bodenschutzes ausgeschlossen wer- den. Besonders in den waldreichen Tälern des Regionalen Planungsraumes sollte weiterhin eine offene Wiesen- und Weidewirtschaft angestrebt werden.

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243 C 3.2 06 Um die Fischerei weiterhin zu erhalten, sind ihre Belange bei allen raumbedeutsa- men Maßnahmen ... zu beachten.

3.3 Forstwirtschaft

244 C 3.3 01 Der Wald ist zu erhalten; seine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen sind durch nachhaltige Forstwirtschaft zu sichern und weiter zu entwickeln.

245 R 3.3 01 1 Wald ist in seiner Ausdehnung - bis auf die Freihaltung bestimmter Flächen - und in seiner räumlichen Verteilung im Regionalen Planungsraum auf Dauer zu erhalten.

246 R 3.3 01 2 Die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion wie die ökologische Gesamtbedeu- tung von Wald, einschließlich Gehölz- und Buschflächen, sind durch ord- nungsgemäße Forstwirtschaft zu sichern und weiter zu entwickeln. Deshalb sind Grundwasserabsenkungen, Immissionen verschiedenster Her-kunft, Schneisenaufhieb für technische Vorhaben und andere Einwirkungen zu vermeiden.

247 R 3.3 01 3 Wälder auf alten Waldstandorten sind besonders wertvolle Ökosysteme. Sie sollen erhalten und von äußeren Eingriffen und Beeinträchtigungen ver- schont werden.

248 R 3.3 01 4 Zur Minderung und Beseitigung von immissionsbedingten Waldschäden sind Kompensationskalkungen wünschenswert, dabei sind generell sonstige öko- logische Belange zu berücksichtigen.

249 C 3.3 02 Auf die Erhaltung und Förderung der natürlichen Artenvielfalt und eine Vermehrung stabiler, standortgerechter Mischwaldbestände ist hinzuwirken. Die Wildhege hat sich diesen Zielen unterzuordnen. Waldränder sollen von störenden Nutzungen und von Bebauung grundsätzlich freigehalten werden.

250 R 3.3 02 1 Die Erhaltung und Förderung der natürlichen Baumartenvielfalt, unter Bevor- zugung von Arten der potentiellen, natürlichen Waldgesellschaften, sowie ei- nes vielgestaltigen Waldaufbaues mit entsprechender Waldpflege und -erneuerung sollen zu einem dauerhaften, stabilen, vorratsreichen, gesunden und gegen äußere Belastungen widerstandsfähigen Wald beitragen.

251 R 3.3 02 2 Den naturnahen Waldbeständen sollte im Rahmen forstlicher Bewirtschaf- tung und Pflege besondere Aufmerksamkeit zugewandt werden.

252 R 3.3 02 3 Waldränder von Vorsorgegebieten für die Forstwirtschaft sind grundsätzlich in einem Abstand von mindestens 100 m von beeinträchtigenden Nutzungen und Bebauungen freizuhalten.

253 C 3.3 03 Besonders in unterdurchschnittlich bewaldeten Gebieten, in der Umgebung der Mit- tel- und Oberzentren, in Ordnungsräumen und in Vorsorgegebieten für Erholung bzw. für Trinkwassergewinnung sind unter Beachtung der ökologischen Standort- bedingungen in Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft unter Beachtung der jeweiligen Zielsetzung Möglichkeiten zur Vergrößerung der Waldflächen, zur Ver- besserung ihrer räumlichen Verteilung und zur Erhöhung des Laubwaldanteils durch forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen zu nutzen.

254 R 3.3 03 In Bereichen mit geringem Waldanteil (Ottensteiner Hochebene) und großflä- chig landwirtschaftlich genutzten Gebieten, Wesertal, Ithbörde (oder Eschershäuser Senke), Odfeld, Sollingvorland, wie auch an und in Siedlun-

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gen, sollten Waldbestände (auch Auewald) standortgemäß, einschließlich wasserbegleitender Gehölze und Bewuchsformen, Einzelbäume und Baum- gruppen, erhalten und, soweit erforderlich, neu geschaffen werden, ausge- nommen sind Flächen mit besonderen Pflanzengesellschaften (Feucht- wiesen, Kalkmagerrasen u.a.) und die für den Hochwasserabfluss bedeutsa- men Teile der Aue.

255 C 3.3 04 Besonders in waldreichen Gebieten sind die für die Erhaltung der landschaftlichen Vielfalt bedeutsamen Freiflächen, z.B. Wiesentäler oder Heideflächen, grundsätz- lich von Aufforstungen freizuhalten.

256 R 3.3 04 1 Von Aufforstungen und künstlichen Bestockungsumwandlungen naturnaher Wälder sollten darüber hinaus grundsätzlich ausgenommen werden: Talauen (mit Ausnahme geeigneter Auewaldstandorte), Feucht- und Quellgebiete, Moore, Halbtrocken- und Magerrasen, in der Regel Steinbrüche mit wertvol- len Sekundärbiotopen nach Abschluss der Ausbeutung, Bereiche von be- kannten oder vermuteten Bodendenkmalen und hervorragende landschaftli- che Aussichtspunkte sowie Waldwiesen und Flächen, deren Aufforstung eine wesentliche Verringerung der Waldsaumlänge erbringen würde.

257 R 3.3 04 2 Innerhalb solcher Flächen, die nach der Zeichnerischen Darstellung mit dem Ziel "von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet" ausgewiesen sind, ist im Rah- men von naturschutzrechtlichen Planungen die ökologische Aufwertung oder die Waldumwandlung in Wiesentälern des Sollings - vorrangig in der Nähe der Solling-Erholungsorte und auf ökologisch bedeutsamen Bereichen - zu prüfen.

258 C 3.3 05 Die Neuanlage, die Bewirtschaftung und die Gestaltung des Waldes sind so vorzu- nehmen, dass in den unterschiedlichen Wuchsgebieten Wälder mit standort- gemäßen Baumarten entwickelt bzw. erhalten und nach den Grundsätzen ord- nungsgemäßer Forstwirtschaft gepflegt werden. Der Wald im Besitz des Landes Niedersachsen ist zum höchsten Nutzen für die Allgemeinheit zu bewirtschaften.

259 R 3.3 05 1 In Wäldern ist wegen ihrer Naturnähe und ihrer großräumigen Schutzaufgabe, z.B. Erosionsverhütung, Naturschutz, Wassergewinnung, auf die Erhaltung natürlicher Bodenstrukturen und Feuchtigkeitsverhältnisse besonders zu achten. Die Anwendung von Bioziden und Düngern ist nur in begründeten Ausnahmefällen zuzulassen. Im Umgang mit Betriebsstoffen ist besondere Zurückhaltung und Behutsamkeit zu üben.

260 R 3.3 05 2 Standortgemäße, naturnahe Waldbestände sollen regional repräsentativ für den Naturschutz und in ihrer sonstigen charakteristischen Bedeutung erhal- ten, besonders seltene und gefährdete Waldgesellschaften als Naturschutz- gebiete festgesetzt werden.

261 R 3.3 05 3 In der Umgebung der forstlichen Samenplantagen des Niedersächsischen Forstamtes Grohnde ist die Baumartenwahl bei Aufforstung und Einzelmaß- nahmen im Benehmen mit diesem Forstamt vorzunehmen.

262 R 3.3 05 4 Bei Pflanzungen ist vorrangig die Verwendung von standortheimischen Ge- hölzarten geeigneter genetischer Herkunft sicherzustellen.

263 R 3.3 05 5 Die Erschließung der Wälder und der forstwirtschaftliche Wegebau sollen nur schonend und im unbedingt erforderlichen Maß weitergeführt werden. In Na- turschutzgebieten, im Bereich von Natur- und Kulturdenkmälern, bei stö- rungsempfindlichen Biotopen und an erosionsgefährdeten Hängen sollen keine neuen Wege angelegt werden, soweit sie den Schutzzwecken zuwider- laufen.

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264 R 3.3 05 6 In Altholzbeständen, besonders in Vorsorgegebieten für Natur und Land- schaft, sind liegende und stehende Totholzbäume möglichst im Bestand zu belassen, soweit keine Gefährdung des übrigen Bestandes durch Schäd- linge etc. zu besorgen ist.

265 R 3.3 05 7 Einzelne Altholzbestände sind zu erhalten oder sollten ungestört entstehen können. Bei der Bewirtschaftung vorhandener Altholzbestände sollte eine einzelstamm- bis gruppenweise Nutzung unter Verzicht auf Kahlflächen ge- prüft werden.

266 R 3.3 05 8 Historische Nutzungsformen in Wäldern, Hudewäldern oder Wölbäcker sind angemessen als Zeugen historischer Entwicklung zu schützen und zu pfle- gen.

267 C 3.3 06 Unvermeidbare Eingriffe sind durch gleichwertige Ersatzaufforstungen auszu- gleichen. Wald soll durch Verkehrs- und Versorgungstrassen möglichst nicht zer- schnitten werden.

268 R 3.3 06 1 Ersatz- und Erstaufforstungen sind bei größeren Erschließungs- und Ent- wicklungsmaßnahmen in landespflegerischen Begleitplänen festzulegen. Er- satzaufforstungen sollen mit standortgemäßen Baumarten, unter Bevorzu- gung von Arten der potentiellen, natürlichen Waldgesellschaften, umgesetzt werden und nachhaltig nach Menge und Wert gleiche Holzproduktion erwar- ten lassen. Nach Lage, Größe und Zuschnitt sollen die Ersatzaufforstungen gleichwertige ökologische oder zu verlagernde andere Funktionen überneh- men können.

269 R 3.3 06 2 In den Landschaftsschutzgebieten "Naturpark Solling-Vogler", "Wesertal" und anderen stark bewaldeten Teilräumen wie dem Ith-Hils sollen Versor- gungsleitungen, insbesondere oberirdische Leitungen, auf das unabdingbare Maß reduziert und, soweit möglich, in bestehenden Leitungs- und Verkehrs- wegen geführt werden, um Zerschneidungen geschlossener Waldgebiete zu vermeiden.

270 R 3.3 06 3 Bei der Fortführung und Anlage von Tagebauen in den Randzonen oder in Vorsorgegebieten für die Forstwirtschaft ist in landespflegerischen Begleit- plänen zur Rekultivierung eine im Einzelfall sorgfältige Abwägung zwischen Aufforstung und der natürlichen Sukzession oder dem Erhalt als geologi- sches Bodendenkmal vorzunehmen.

271 R 3.3 06 4 Verkehrswege sollen möglichst nicht zu weiteren Zerschneidungen von Waldflächen führen.

272 a C 3.3 07 In der Beikarte 3 (Anm.: des LROP 1994) sind diejenigen Waldgebiete dargestellt, die nach Abwägung mit anderen Belangen in den Regionalen Raumordnungspro- grammen als Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft räumlich näher festzulegen sind. Darüber hinaus vorhandene Waldgebiete können in den Regionalen Raumord- nungsprogrammen ebenfalls als Vorsorgegebiete gesichert werden.

272 b R 3.3 07 In der Zeichnerischen Darstellung sind Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft sowie Flächen, die von Aufforstung freizuhalten sind, und Waldflächen mit Sonderschutzfunktion festgelegt. Die von Aufforstung freizuhaltenden Gebie- te sind vor allem die Talbereiche von Lenne, Brevörderbach (Glesse), Solling- täler, Randbereiche im inneren Hils.

273 C 3.3 08 In Vorsorgegebieten für Forstwirtschaft sind die Voraussetzungen zur Stärkung der Leistungsfähigkeit forstwirtschaftlicher Betriebe zu erhalten und zu verbessern.

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Der Waldanteil im Lande ist zu erhöhen. Insbesondere in den Landesteilen mit einem Waldanteil unter 15 v. H. ist die Waldneuanlage vordringlich. Auf Vernetzung und Integration in ein landesweit zu entwickelndes Biotopverbundsystem ist hinzu- wirken. Gebiete zur Vergrößerung des Waldanteils sind in den Regionalen Raum- ordnungsprogrammen festzulegen.

274 R 3.3 08 1 Zur Sicherung und Stärkung der Leistungsfähigkeit des Waldbestandes und seiner Funktionen sowie leistungsfähiger Forstbetriebe sind im Privat-, Ge- nossenschafts- und Körperschaftswald forstliche Standortkartierungen und regelmäßige Waldinventuren mit Waldbiotopkartierung zu fördern und zu un- terstützen. Insbesondere im Privatwald sind forstliche Zusammenschlüsse zur Strukturverbesserung anzustreben.

275 R 3.3 08 2 Im Rahmen der strukturellen Verbesserung und der verstärkt notwendigen Beachtung der verschiedenen Waldfunktionen ist ein Ausgleich zwischen den Interessen der Allgemeinheit (Erholungsnutzung, Naturschutz, Erosions- und Wasserschutz und anderes mehr) und der wirtschaftlichen Nutzung be- sonders auch der privaten Waldbesitzer anzustreben.

276 R 3.3 08 3 In der Zeichnerischen Darstellung sind, u.a. aufgrund des hohen Waldanteils, wenige Gebiete zur Vergrößerung des Waldanteils festgelegt. Ihre tatsächli- che kleinräumige Abgrenzung sollte durch eine Standortkartierung zur Er- mittlung des Standorttyps abgesichert werden.

277 R 3.3 08 4 Grenzertragsböden, die bei der Entlassung aus der landwirtschaftlichen Nut- zung forstwirtschaftlich unbefriedigende Waldstandorte ergeben würden, sollten der natürlichen Sukzession und der Biotoppflege überlassen bleiben.

3.4 Rohstoffgewinnung

278 C 3.4 01 Oberflächennahe und tiefliegende Rohstoffvorkommen sind entsprechend ihrer ak- tuellen und künftigen Bedeutung als Produktionsfaktor der Wirtschaft und als Le- bens- und wirtschaftliche Produktionsgrundlage nachwachsender Generationen zu erforschen. Ihre bedarfsgerechte Erschließung und umweltgerechte Nutzung sind zu sichern.

279 R 3.4 01 1 Die Erforschung von gewinnbaren Rohstoffen im Regionalen Planungsraum ist frühzeitig mit den Gebietskörperschaften und Fachverwaltungen zu koor- dinieren.

280 R 3.4 01 2 Die Erschließung von qualitativ wertvollen Rohstofflagern hat die Bedeutung des Landschaftsbildes für die Kulturlandschaft, die Verkehrsbelastung von Landschaftsräumen und Siedlungsgebieten, die archäologischen Boden- denkmäler, die Vorsorgegebiete und Vorranggebiete für Natur und Land- schaft sowie für Wassergewinnung und im Hochwasserbereich der Weser die Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss zu berücksichtigen.

281 R 3.4 01 3 Im Rahmen der jeweiligen Rohstoffverwendung sollen hochwertige Rohstoffe nur für qualitativ anspruchsvolle Verwendungen eingesetzt werden, während geringerwertige Rohstoffe immer dort Verwendung finden sollen, wo beson- dere Qualitäten nicht gefordert sind. Eine weitgehende Nutzung des jeweils möglichen Einsatzes von Sekundärrohstoffen ist dabei einzubeziehen.

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282 R 3.4 01 4 Betrachtungen zu regionalem und überregionalem Bedarf verschiedener Rohstoffe sind laufend zu aktualisieren. Sie müssen unter Einbezug von sicheren, tragfähigen Bestandserkundungen und von Sekundärrohstoff- einsätzen in Verbindung mit der Kreislaufwirtschaft erstellt werden.

283 R 3.4 01 5 Abbauanträge und -maßnahmen, einschließlich der Anlage von Abraum- und Zwischenlagern, sollen frühzeitig den Zusammenhang mit Folgenutzungen beachten, wie sie in der Zeichnerischen Darstellung des RROP festgelegt sind. Wassergebundene Freizeitkonzeptionen sollen sich als Folgenutzung in Siedlungsnähe, vor allem nördlich von Bodenwerder, südlich von Heinsen, südlich von Holzminden und südlich von Lauenförde, entwickeln.

284 C 3.4 02 Auf eine umweltverträgliche und effiziente Ausnutzung der Rohstoffvorkommen sowie auf eine Verringerung des Bedarfs an natürlichen mineralischen Rohstoffen durch Substitution, Recycling und qualitätsgerechte Verwendung ist hinzuwirken. ...

285 R 3.4 02 1 Rohstoffe sind unter Beachtung des Gesamtvorkommens, der anstehenden Mächtigkeiten, der technischen Abbaumöglichkeiten und der Sicherung lang- fristig stabiler Randzonen des Abbaugebietes wirtschaftlich und abschnitts- weise abzubauen.

286 R 3.4 02 2 Rohstoffe sollen primär aus Vorranggebieten in der zeitlichen Abfolge der Stufen I und II gewonnen werden. Vorsorgegebiete und sonstige Lagerstätten sollen grundsätzlich erst nachrangig herangezogen werden.

287 R 3.4 02 3 Für eine sparsame Verwendung von Rohstoffen ist der Wiederverwendung von Rohstoffen verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.

288 R 3.4 02 4 Für den umweltgerechten Einsatz von Rohstoffen bei Bauvorhaben im Regi- onalen Planungsraum sollten Fachverwaltungen und Dritte, deren Mehrheit im Besitz öffentlicher Hände ist, sich vorbildlich für die Einbeziehung von Substituten (auch Holz als Baustoff und Konstruktionselement) und Sekun- därrohstoffen einsetzen und eine entsprechende Verbreitung durch Beratung anstreben.

289 R 3.4 02 5 Mineralische Abraumbestandteile, die insbesondere bei der Naturwerkstein- Gewinnung aktuell anfallen, sollten in der Region als Füllmaterial und als Mi- neralgemisch zum Wegebau, wo möglich aber auch für den qualifizierten Straßenbau oder als Betonzuschlag verstärkt genutzt werden.

290 R 3.4 02 6 Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft, der nachhaltige Umgang mit nicht nachwachsenden, im Regionalen Planungsraum endlichen mineralischen Rohstoffen und die Entstehung von Recycling-Märkten sollten zur Überprü- fung von Normen und anderen Bestimmungen führen, die den entsprechen- den Umgang mit Primär- und Sekundärrohstoffen beeinflussen.

291 R 3.4 02 7 Grundsätzlich sind Rohstofflagerstätten unter Einsatz entsprechender Tech- niken vollständig abzubauen, wenn nicht unterschiedliche Rohstoffqualitäten verschiedener, gleichzeitig zu betreibender Lagerstätten zur nachhaltigeren Bewirtschaftung der Rohstoffe beitragen. Es ist rechtzeitig vor Ende des Ab- baus ein entsprechender Nachweis über den erfolgten Abbau oder die Be- gründung notwendiger paralleler Abbaubereiche aus Gründen einer nachhal- tigeren Bewirtschaftung zu erbringen, bevor weitere Genehmigungen für neue Abbauflächen erteilt werden.

292 C 3.4 03 Großflächige Rohstoffgewinnungsgebiete von überregionaler volkswirtschaftlicher Bedeutung, die aus landesweiter Sicht für einen Abbau in Frage kommen, sind im Landes-Raumordnungsprogramm als Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung fest-

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gelegt. In den Regionalen Raumordnungsprogrammen können, soweit erforderlich und aufgrund der Gegebenheiten vor Ort auch umsetzbar, nähere Festlegungen hinsichtlich einer zeitlich gestaffelten Inanspruchnahme der Lagerstätten getroffen werden. Die zeitliche Staffelung soll insbesondere die Belange des Naturschutzes berücksichtigen. In Teilen einiger regionaler Planungsräume im Land, die durch Rohstoffgewinnung erheblich belastet sind, kann die Festlegung von Vorrang- gebieten für Rohstoffgewinnung mit dem Ausschluss dieser Nutzung an anderer Stelle in diesen Teilräumen verbunden werden. Die Teilräume sind gemeindegren- zenscharf festzulegen. ...

Kleinflächige Lagerstätten (kleiner als 20 ha), die aus landesweiter Sicht heraus- ragende Bedeutung für die Rohstoffgewinnung haben und in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorranggebiete festzulegen sind, sind in der An- lage bestimmt. Sie sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen räumlich so zu konkretisieren und zu ergänzen, dass entgegenstehende Nutzungen zumindest zeitlich entflochten werden können und die Möglichkeit des Abbaus langfristig gesi- chert bleibt. Nachfolgenutzungen sind in den Regionalen Raumordnungsprogram- men zu bestimmen.

KIeinflächige Rohstofflagerstätten, die in den Regionalen Raumordnungs- programmen als Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung festzulegen sind:

Lage/Landkreis Gemeinde/Ort TK 25 Rohstoff Holzminden Boffzen/Lauenförde 4322 Kies Holzminden Bevern/Negenborn 3423 Kies-Sand Holzminden Bodenwerder/Linse 4023 Sandstein Holzminden Holzminden 4123 Sandstein (aus Anlage zum Ziel C 3.4.03)

293 R 3.4 03 1 In der Zeichnerischen Darstellung sind unabhängig von der räumlichen Er- schließung die Vorranggebiete für den Abbau von Kies und Sand entspre- chend dem "Bodenabbauleitplan Weser" und für übrige Rohstoffe allgemein konkretisiert.

294 R 3.4 03 2 Im Einzelgenehmigungsverfahren sind die in den Grenzbereichen überlager- ten Nutzungen, vor allem die Folgenutzung, räumlich unter der Beachtung von landespflegerischen Zielen und ggf. zeitlich weiter zu entzerren.

295 R 3.4 03 3 Bei der Planung des Abbaues unterirdischer Rohstoffe (Gebiet siehe Bei- karte) sind nicht nur die oberirdischen Zugangs-/Werksflächen, sondern alle Auswirkungen aus der gesamten ermittelten Rohstofflagerstätte im Verhält- nis zur oberflächenbezogenen Nutzung aufzuzeigen.

296 C 3.4 05 Grundlage für die Festlegung von Vorsorgegebieten für die Rohstoffgewinnung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen ist die Beikarte 4 (Anm.: des LROP 1994). Die Vorsorgegebiete sind in einem Umfang räumlich festzulegen, der eine längerfristige regionale Bedarfsdeckung sichert und mit den Belangen des Natur-, Boden- und Wasserschutzes in Einklang gebracht werden kann. ...

297 R 3.4 05 In der Zeichnerischen Darstellung sind als Vorsorgegebiete für Rohstoffge- winnung insbesondere festgelegt: für den Gipsabbau nordöstlich Stadt- oldendorf, für den Tonabbau im Raum Hohenbüchen und für den Naturstein nördlich Meiborssen.

298 C 3.4 06 Bereiche für übertägige Anlagen zur Förderung, Aufbereitung und Lagerung tieflie- gender Rohstoffe können in Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorrang- standorte gesichert werden.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

299 C 3.4 07 Der Abbau von Lagerstätten soll grundsätzlich dort erfolgen, wo Nutzungskonkur- renzen am geringsten sind.

300 R 3.4 07 1 Für die Gewinnung von Rohstoffen - außer Kies und Sand (Bodenabbau- leitplan für das Wesertal vorhanden) - soll ein Bodenabbauleitplan aufgestellt werden. In Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Nutzungsberechtigten soll dabei die möglichst vollständige Nutzung der Rohstoffe erreicht werden. Die Ausgestaltung von Folgenutzungen ist z.B. für Naturschutz und/oder Freizeitnutzung differenziert zu entwickeln, wobei Nutzungsansprüche auf unterer Ebene möglichst weitgehend zu entzerren sind.

301 R 3.4 07 2 Bei Abbauanträgen sind insbesondere Vorranggebiete für Natur und Land- schaft (vorhandene/geplante Naturschutzgebiete), Biotope nach § 28a und b, soweit nicht im Vorrang erfasst, Naturdenkmale, Siedlungen, Infrastrukturen und archäologische Denkmäler von hoher Bedeutung auszunehmen.

302 C 3.4 08 Auf einen planvollen, sparsamen und räumlich konzentrierten Abbau mit nach- folgender Wiedereingliederung der Abbaubereiche in die Landschaft mit dem Ziel der Renaturierung naturnaher Ökosysteme ist hinzuwirken, sofern nicht eine an- derweitige Folgenutzung vordringlich ist.

303 R 3.4 08 1 In Trockenabbauvorhaben sollen Teilbereiche im Rahmen der Rekultivierung als Anschauungsobjekte für Ausbildung und Forschung oder als potentieller Brutplatz erhalten werden, wenn die Standsicherheit gegeben ist und die Wirtschaftlichkeit des übrigen Abbaues nicht wesentlich beeinträchtigt wird.

304 R 3.4 08 2 Möglichkeiten zur Bereicherung der Landschaft im Zuge der Rekultivierung und Herrichtung für die Folgenutzung sind standortgemäß zu nutzen. Der na- türlichen Sukzession ist Raum zu lassen. Im Einzelfall sollen besondere Bio- tope gestaltet, entwickelt und durch Schutzmaßnahmen gesichert werden.

305 R 3.4 08 3 Ist als Folgenutzung von Kiesabbauflächen im Wesertal auch ein qualifizier- tes Gebiet für Natur und Landschaft vorgesehen, soll die Regeneration einer Auendynamik des Flusses und die Entwicklung von Auewäldern vorrangig dort vorgesehen werden, wo nach Abbau der Kiesvorkommen und Abschluss der Ufergestaltung, entsprechend den erfolgten Auflagen, nicht mehr als fünf Meter Wassertiefe besteht.

3.5 Energie

306 C 3.5 01 Die Energieversorgung ist regionsspezifisch so auszugestalten, dass die Möglich- keiten der Energieeinsparung, der rationellen Energieverwendung sowie der wirt- schaftlichen und umweltverträglichen Energiegewinnung und -verteilung ausge- schöpft werden.

306a R 3.5 01 Im Regionalen Planungsraum ist insbesondere die Erzeugung von Energie durch regenerative Materie (auch durch Biomasse) und durch entsprechende Anlagen zu stärken.

307 R 3.5 01 1 Auf die Entwicklung und Durchführung energiesparender Siedlungs- und Bauformen, die verstärkte Verwendung regenerativer Energien, die Erhaltung von energiesparenden Verkehrsmitteln und die Auswahl energie- sparender Siedlungsstandorte ist hinzuwirken.

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308 R 3.5 01 2 Die Entwicklung örtlicher und teilregionaler, wirtschaftlicher Energieversor- gungskonzepte, z.B. Gasversorgung im Raum Polle, und Wärmeversor- gungskonzepte sollte unter Beibehaltung freier Wahl der Energieart mittelfris- tig weiter verfolgt werden.

309 C 3.5 02 Maßnahmen der Energieeinsparung und rationellen Energieverwendung haben Vorrang vor dem Ausbau der Erzeugungskapazitäten. Notwendige neue Er- zeugungskapazitäten sollen möglichst in Kraft-Wärme-Kopplung und auf der Basis erneuerbarer Energien geschaffen werden. Die Möglichkeiten des Einsatzes von Windenergie sind dabei voll auszuschöpfen.

310 C 3.5 03 Die Energieversorgung ist mit den regionalen Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen in Einklang zu bringen. Die energetischen Vorteile der siedlungsstrukturellen Ver- dichtung und Nutzungskonzentration und ggf. die Möglichkeiten dezentraler Ver- sorgungssysteme auf der Grundlage örtlicher Energiepotentiale sind auszuschöp- fen. Grundlage dafür sollen örtliche und regionale Energieversorgungskonzepte sein.

311 C 3.5 05 In den für die Nutzung von Windenergie besonders geeigneten Landesteilen sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen Vorrangstandorte für Windenergie- nutzung mindestens in einem Umfang festzulegen, der folgende Leistung ermög- licht: - Landkreis Aurich 250 MW - Landkreis Cuxhaven 300 MW - Landkreis Friesland 100 MW - Landkreis Leer 200 MW - Landkreis Osterholz 50 MW - Landkreis Stade 150 MW - Landkreis Wesermarsch 150 MW - Landkreis Wittmund 100 MW - Stadt Emden 30 MW - Stadt Wilhelmshaven 30 MW

... In den übrigen Regionalen Raumordnungsprogrammen sollen darüber hinaus wei- tere Vorrangstandorte für Windenergienutzung festgelegt werden.

Die Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung kann mit dem Aus- schluss dieser Nutzung an anderer Stelle im Planungsraum verbunden werden.

312 R 3.5 05 1 Die Ausweisung von Vorrangstandort für Windenergiegewinnung im Mittel- gebirgsraum soll dem Ziel der Stärkung regenerativer Energiegewinnung dienen. Dabei ist der notwendige Schutz des Freiraumes, der Wohn- bevölkerung und Siedlungsentwicklung vor Immissionen des allgemein emp- findlichen Landschaftsbildes im Naturraum "Weserbergland" besonders in Tälern und auf weithin sichtbaren Höhen zu berücksichtigen; im Detail auch die geologische Untergrundsituation.

313 R 3.5 05 2 Die naturräumlichen Einheiten nach den Karten in der Erläuterung zu Ziel 60/61 “Weserengtal von Bodenwerder” und “Holzmindener Wesertal” -soweit beide zum Regionalen Planungsraum gehören - sind auf Grund der topogra- phischen Situation grundsätzlich von jeder Art von Anlagen zur Windener- gienutzung und weiteren Hochspannungsleitungen sowie Sendeanlagen frei- zuhalten. In allen übrigen naturräumlichen Untereinheiten in den o.g. Karten sind Vorrangstandorte für Windenergiegewinnung in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt.

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Die ausgewiesenen Vorranggebiete für raumbedeutsame Anlagen zur Wind- energienutzung schließen, entsprechend der kreisweiten Untersuchung, die Inanspruchnahme von Flächen für die Anlagen zur Windenergienutzung an anderer Stelle im Regionalen Planungsraum aus.

314 R 3.5 05 3 Im gesamten Naturraum "Weserbergland" - soweit zum Regionalen Pla- nungsraum gehörend - ist bei Entscheidungsverfahren über Anlagen zur Windenergienutzung von mehr als 50 m Spitzenhöhe die Regionalplanung zu beteiligen, damit die Raumbedeutsamkeit sowie die Raumbeeinflussung we- gen der vom LROP 94 festgestellten geringen Belastbarkeit des Naturraumes und seiner vorhandenen Ökosysteme geprüft werden kann; wegen der Be- deutung als Tieffluggebiet ist jeweils die Wehrbereichsverwaltung zu beteili- gen.

315 R 3.5 05 4 Raumverträgliche Standorte, die eine Auslastung der Anlagen zur Windener- gienutzung wegen der Windpotentiale von mehr als 1300 Voll-Laststunden ermöglichen, müssen über geeignete Möglichkeiten der Einspeisung in Stromnetze verfügen, die mit sonstigen Zielen der Raumordnung vereinbar sind.

316 R 3.5 05 5 Die Erschließung derartiger Standorte muss flächensparend, die Bodenver- siegelung auf das notwendige Maß begrenzt und schonend vorgenommen werden. Für den ggf. erforderlichen Rückbau von Anlagen und Erschließun- gen ist Vorsorge zu treffen.

317 R 3.5 05 6 Die Vorrang-Standorte für raumbedeutsame Windkraftnutzung dürfen mar- kante, landschaftsprägende oder kulturhistorisch bedeutsame Strukturen oder historisch bedeutsame Bau- und Ortsbilder im Regionalen Planungs- raum nicht beeinträchtigen.

318 R 3.5 05 7 Die in der Erläuterung eingefügten Übersichten über Ausschlusskriterien und Abstände zu verschiedenen Nutzungen sind bei der Konkretisierung auf der Bauleitplanebene zu berücksichtigen.

319 C 3.5 06 Zur Sicherheit der Gasversorgung ist darauf hinzuwirken, dass - ... - das bestehende Verbundsystem weiter ausgebaut wird.

320 R 3.5 06 1 Die Versorgung des Raumes Polle mit Gas ist ggf. im Zusammenhang mit der Erschließung des Raumes Lügde weiter zu verfolgen.

321 C 3.5 07 Standorte und Flächen, die zur Sicherung und Entwicklung der regionalen Energie- versorgung erforderlich sind oder in Frage kommen, sowie Leitungstrassen sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen zu sichern.

322 R 3.5 07 1 Regional bedeutsame Elektrizitäts- und Gasleitungen sowie Verteilerstatio- nen sind in der Zeichnerischen Darstellung generalisiert festgesetzt.

323 C 3.5 08 Der Ausbau der Energietransportsysteme ist mit der angestrebten Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung und mit den Zielen des Umweltschutzes in Einklang zu brin- gen. Transportleitungen sollen Natur und Landschaft möglichst wenig beeinträchti- gen.

324 R 3.5 08 1 Energietrassen (einschl. Gasleitungen) sollen Vorranggebiete für Natur und Landschaft sowie für Rohstoffgewinnung umgehen. Sie sollten Vorrangge- biete für Erholung grundsätzlich nicht beeinträchtigen. Zerschneidungen großflächig zusammenhängender Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft in Ith, Hils, Vogler und Solling sind zu vermeiden.

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In landschaftsbestimmenden Tälern und bei der Querung von prägenden Hö- henrücken sind Trassen für unterirdische Verlegungen von Infrastrukturen frühzeitig und sorgfältig mit den Belangen des Naturschutzes abzustimmen.

325 R 3.5 08 2 In Randgebieten von Vorranggebieten für Natur und Landschaft und in Vor- sorgegebieten für Natur und Landschaft, Rohstoffgewinnung und für Erho- lung müssen neue Versorgungsleitungen nach dem Stand der Technik und nach der Qualität des schutzwürdigen Gebietes bevorzugt auf unterirdische Führung geprüft werden.

326 R 3.5 08 3 Energietrassen sind frühzeitig mit anderen Fachbelangen abzustimmen.

327 C 3.5 09 Hochspannungsfreileitungen sind möglichst auf gemeinsamer Trasse zu führen. Sie sind, soweit technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar, zu verkabeln.

328 R 3.5 09 1 Neue Freileitungen sind, wenn Verkabelungen nicht möglich, nicht durch landschaftsbestimmende Täler und über die das Landschaftsbild prägenden Höhenrücken zu führen. Landschaftsschutzgebiete, insbesondere das Land- schaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler", sollten von neuen oberirdi- schen Freileitungen möglichst freigehalten werden. Im Weserengtal von Bo- denwerder und im Holzmindener Wesertal sollten vorhandene Freileitungen im Zuge der Aueentwicklung möglichst verkabelt werden.

329 R 3.5 09 2 Neue Freileitungen im Hoch- und Mittelspannungsbereich sind so zu planen, dass Großvögel nicht gefährdet werden.

3.6 Verkehr und Kommunikation

3.6.0 Verkehr allgemein

330 C 3.6.0 01 Niedersachsen ist durch ein leistungsfähiges Verkehrsnetz an die großen deut- schen und europäischen Wirtschaftsräume anzubinden.

Durch räumliche Planungen sollen die Raumfunktionen so zugeordnet werden, dass der Verkehrsbedarf minimiert wird. Eine Entkoppelung von Wirtschafts- und Verkehrswachstum ist anzustreben.

Bei der räumlichen Entwicklung der Regionen ist auf eine Begrenzung des Ver- kehrswachstums hinzuwirken. Die innerregionale Verkehrsentwicklung soll durch wohnortnahe Befriedigung der Alltagsbedürfnisse der Menschen auf Verkehrsmittel hingelenkt werden, die die Umwelt am wenigsten belasten. Die Siedlungsentwick- lung ist darauf auszurichten, unnötige Verkehre zu vermeiden und damit den We- geaufwand zu verringern.

331 R 3.6.0 01 Die Ausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen ist möglichst auf die Kerne der Zentralen Orte zu konzentrieren, um öffentliche Verkehrssysteme stärker zu nutzen und unnötige Verkehre zu vermeiden.

332 C 3.6.0 02 Bei der Verkehrsbedienung der einzelnen Teilräume des Landes ist eine sach- gerechte und umweltschonende Aufgabenteilung und Verknüpfung der verschiede- nen Verkehrssysteme anzustreben. Auf den Schienenverkehr und den ÖPNV ist besonderes Gewicht zu legen.

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333 R 3.6.0 02 1 Der Ausbau der Verkehrswege (Straße, Schiene, Schifffahrtsweg) ist so abzu- stimmen, dass die Verbindung zu und von den großen Wirtschaftszentren Hannover, Hildesheim, Göttingen, Kassel, Paderborn, Detmold und Bielefeld gesichert und verbessert wird sowie im Schienen-, Nah- und Fernverkehr er- halten bleibt. Dabei ist dem Ausbau vorhandener Teilstrecken der Vorrang vor neuen Trassen zu geben

334 R 3.6.0 02 2 Bei der Planung und dem Ausbau von Straßen und Schienenwegen ist die Bedeutung der militärischen Standorte und ihre Erreichbarkeit zu berücksich- tigen.

335 C 3.6.0 03 Der insbesondere durch die Liberalisierung des westeuropäischen und die Öffnung des osteuropäischen Marktes weiterhin wachsende Güterverkehr ist in verstärktem Umfang auf Schiene und Wasserstraße zu verlagern, um einer Überlastung der Straßenverkehrsinfrastruktur und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt zu begegnen. Güterverkehrszentren sind als Schnittstellen zwischen Fern- und Nahverkehr sowie zwischen den einzelnen Verkehrsträgern zu sichern und zu entwickeln, um einen schnellen und reibungslosen Übergang von einem Verkehrsträger auf den anderen zu ermöglichen. Sie sind vordringlich in den Räumen mit hohem Güterver- kehrsaufkommen zu schaffen......

336 C 3.6.0 05 Die Zentralen Orte sind ihrer Funktion entsprechend an den regionalen bzw. über- regionalen Verkehr anzubinden. Dazu ist ein leistungsfähiges, koordiniertes Ver- kehrsnetz zu erhalten und zu entwickeln. Grundlage hierfür sollen regionale Ge- samtverkehrspläne sein.

337 R 3.6.0 05 1 Arbeits- und Ausbildungsstätten sowie zentrale Einrichtungen im Mittelzent- rum Holzminden und den Mittelzentren, deren Nahbereiche sich auf den Re- gionalen Planungsraum erstrecken, sowie Halte-/Umsteigepunkte im Fern- verkehr sollten zeitsparend und energiesparend und mit möglichst geringen Warte- und Umsteigezeiten erreicht werden können.

338 C 3.6.0 06 Die Verkehrsinfrastruktur ist vorrangig in Ländlichen Räumen mit Struktur- schwächen, insbesondere im Grenzbereich zu den neuen Bundesländern, zu ver- bessern. Dabei sollen umweltfreundliche Verkehrsträger Vorrang erhalten.

339 C 3.6.0 07 Das in der Zeichnerischen Darstellung generalisiert dargestellte überregionale Ver- kehrsnetz ist - unter Berücksichtigung der fachplanerischen Erfordernisse - in den Regionalen Raumordnungsprogrammen räumlich näher festzulegen und durch re- gional bedeutsame Verkehrswege zu ergänzen.

340 R 3.6.0 07 Überregional und regional bedeutsame Verkehrslinien für den Straßen-, Was- ser- und Schienenverkehr sind in der Zeichnerischen Darstellung näher fest- gelegt.

3.6.1 Öffentlicher Personennahverkehr

341 C 3.6.1 01 Der ÖPNV ist zu einer attraktiven Alternative zum Individualverkehr auszugestalten. Die Verkehrsbedienung und die vorhandene und angestrebte Siedlungsstruktur sind hierauf abzustimmen. Die Verkehrsbedienung durch den öffentlichen Verkehr soll vor dem Individualverkehr Vorrang erhalten. In allen Teilräumen des Landes ist die Zusammenfassung der Träger des ÖPNV zu verkehrlichen und tariflichen Einheiten anzustreben. Auf den Zusammenschluss zu Verkehrsgemeinschaften oder Verkehrsverbünden ist - auch grenzüberschreitend - hinzuwirken. Die Schülerbeförderung ist in den ÖPNV zu integrieren.

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342 R 3.6.1 01 1 Der ÖPNV im Regionalen Planungsraum ist in seiner zeitlichen Raum- erschließung, der Bedienungshäufigkeit und -sicherheit, der zeitlichen und tariflichen Verknüpfung verschiedener Leistungsangebote und entsprechend regionaler verkehrswirtschaftlicher Bilanz nach den Zielen des Nahverkehrs- planes zu sichern und zu verbessern. Die Angebote sollten gebündelt und werbewirksam der Öffentlichkeit präsentiert werden.

343 R 3.6.1 01 2 Der Verflechtung mit den Nachbarregionen ist im Rahmen der jeweiligen Nahverkehrspläne durch Kooperation im Liniennetz wie in Tarifsystemen Rechnung zu tragen. Das gilt insbesondere für den Zweckverband Verkehrs- verbund Südniedersachsen.

344 R 3.6.1 01 3 Die Leitlinien und die Vorschläge des Nahverkehrsplans für den Landkreis Holzminden sind in Verbindung mit den Zielen zur Fortentwicklung der Bau- leitplanung zu berücksichtigen und entsprechend umzusetzen.

345 R 3.6.1 01 4 Die Anbindung des Mittelzentrums Holzminden sowie der Fremdenverkehrs- region über den Schienenweg an das Eisenbahnfernnetz mit den IC-/ICE- Haltepunkten Göttingen, Kassel, (Altenbeken/Paderborn)/Hamm und Hanno- ver sowie den jetzigen IR-Systemhalten oder vergleichbar schnellen, komfor- tablen Angeboten ist nachhaltig zu sichern und durch möglichst umsteige- freie Verbindungen und günstige Fahrzeiten im Ein-Stunden-Takt sowie kurze Übergangs- und Reisezeiten weiter zu entwickeln.

346 R 3.6.1 01 5 Bei der Weiterentwicklung des ÖPNV-Netzes im Regionalen Planungsraum und seinen Randgebieten ist die Führung von Schnellbuslinien aus den grö- ßeren Siedlungsgebieten der Grundzentren (regionale Umsteigestellen) zu den Mittelzentren ihres Einzugsbereiches und zur Kreisstadt sowie zu wichti- gen Bahnhöfen entsprechend den Vorschlägen des Nahverkehrsplanes wei- ter zu verfolgen. Parallelverkehre auf der Straße zur Schiene sollten, wenn möglich, vermieden werden.

347 C 3.6.1 04 Den spezifischen Mobilitäts- und Sicherheitsbedürfnissen der verschiedenen Be- völkerungsgruppen, insbesondere der Kinder, der Frauen, der Behinderten und der älteren Menschen, ist Rechnung zu tragen.

348 C 3.6.1 05 In den Ländlichen Räumen ist der ÖPNV zu sichern, zu verbessern und aus- zubauen. Eine qualitativ angemessene Verkehrsbedienung sowie eine bedarfsge- rechte Linienführung und Fahrplangestaltung sind sicherzustellen; dies gilt auch für die Flächenerschließung dünn besiedelter Teilräume. Ein auf den Schienenverkehr abgestimmtes und auf die Siedlungsstruktur ausgerichtetes Bussystem ist vorzu- halten. Dabei ist auf die Erschließung siedlungsnaher Erholungsgebiete zu achten.

349 R 3.6.1 05 1 Das Schienennetz ist durch abgestimmte Nutzung für Personen- und Güter- verkehre auf den Strecken Ottbergen-Holzminden-Kreiensen und Ottbergen- Lauenförde-Beverungen-Bodenfelde langfristig zu sichern und weiterzuent- wickeln. Für den ÖPNV auf der Straße sind sichere und zügig befahrbare Straßen vorzuhalten und zu sichern. Vorrechte und Sonderspurregelungen für Busse und Taxen sind zu prüfen.

350 R 3.6.1 05 2 In den Fahrzeugen des ÖPNV ist für Möglichkeiten einer angemessenen, möglichst einfachen und unkomplizierten Transportmitnahme von Gepäck, Fahrrädern, Kinderwagen, Sportgeräten und Rollstühlen zu sorgen. Verbes- serungen und auch neue Produkte sind bedarfsorientiert zu verfolgen. Bus- verkehrssysteme und Haltestellengeometrie sind aufeinander abzustimmen.

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351 C 3.6.1 06 Die Anbindung von Erholungsgebieten sowie Sport- und Freizeitanlagen ist durch den ÖPNV zu sichern und nach Möglichkeit zu verbessern.

352 R 3.6.1 06 Die Erreichbarkeit der Region für Touristen - einschließlich Solling, Vogler, Ith und Hils - ist besonders durch gute Fernverkehrsanschlüsse auf der Schiene aus Richtung nordischer Länder, Benelux-Länder, östlicher Bundes- länder oder Nordrhein-Westfalen zu verfolgen.

3.6.2 Schienenverkehr

353 C 3.6.2 01 Der Schienenverkehr ist sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr zu verbessern und so zu entwickeln, dass er erheblich größere Anteile am Verkehrs- aufkommen als bisher übernehmen kann.

Das Eisenbahnnetz ist in allen Teilen des Landes zu erhalten und auf ein sicheres, leistungsfähiges, dem Stand der Technik entsprechendes und den Dienst- leistungsanforderungen gerecht werdendes Niveau zu bringen. Gleichfalls sind Ausbau- und Neubaumaßnahmen im Netz dort erforderlich, wo Strecken elektrifi- ziert werden sollen. Durch den Bau zusätzlicher Gleise sind der schnelle und lang- same Verkehr nach Möglichkeit zu entmischen.

Höhengleiche Bahnübergänge sind möglichst zu beseitigen.

354 R 3.6.2 01 1 Die Ziele des Nahverkehrsplanes für den Landkreis Holzminden zum Schie- nenverkehr sind aus regionalpolitischen und -strukturellen Gründen in Ver- bindung mit Ziel 345 bei den relevanten Planungen und Maßnahmen im Schienennetz zu berücksichtigen.

355 R 3.6.2 01 2 Das vorhandene Schienennetz im Regionalen Planungsraum und seine Ver- knüpfung mit wichtigen Anschlusspunkten/Haltepunkten für den Fernverkehr auch außerhalb des Planungsraumes ist für den Güter- und Personenverkehr mit allen Schienenverkehre beeinflussenden Institutionen und dem Land Nie- dersachsen zu sichern und abgestimmt weiterzuentwickeln.

356 R 3.6.2 01 3 Zur Verbesserung des Verkehrsangebotes für die Mittelzentren an der Weser und zur Abrundung des elektrisch betriebenen Netzes sollen die Strecken Kreiensen-Holzminden-Höxter-Altenbeken und Ottbergen-Bad Karlshafen in Richtung Göttingen einschl. der Haltepunkte gesichert und, soweit möglich, ausgebaut sowie elektrifiziert werden.

357 R 3.6.2 01 4 Zur Sicherung der Wirtschaft im Regionalen Planungsraum durch Gleisan- schlüsse und Verknüpfung von Schiene und Bus sind das Schienennetz und die Haltepunkte zu sichern und zu verbessern. Dabei sind Entwicklungen au- ßerhalb des Regionalen Planungsraums zu berücksichtigen.

358 R 3.6.2 01 5 Zur Erhaltung der vorhandenen Schienenstruktur kann im Einzelfall auf höhenungleiche Kreuzungen verzichtet werden.

359 C 3.6.2 02 Belange des Umweltschutzes, insbesondere des Lärmschutzes der Bevölkerung in der Nähe von Schienenwegen, sind nicht nur beim Neubau, sondern auch bei der Leistungssteigerung des bestehenden Streckennetzes zu berücksichtigen.

360 C 3.6.2 03 Die Qualität der Bedienung im Personenverkehr ist weiter zu erhöhen. Die Erreich- barkeit der Oberzentren, der Mittel- und Grundzentren mit hohem Fahrgastauf- kommen sowie die Anschlüsse in den Umsteigebahnhöfen sind zu verbessern. Der Personenverkehr ist durchgängig auf ein abgestuftes und aufeinander abge- stimmtes System von ICE-, EC/IC-, IR-, RB- und RSB-Zügen umzustellen. Dieses System ist zu vertakten.

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361 C 3.6.2 04 Die Bedienungsqualität und Kapazität im Güterverkehr sind weiter zu erhöhen. Zur Verlagerung von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene sind Güterver- kehrszentren und weitere Anlagen des kombinierten Güterverkehrs zu schaffen.

362 R 3.6.2 04 Um den Güterverkehr im Ländlichen Raum zu sichern, sollten Entwicklungen für Transportgefäße unterstützt werden, die den kombinierten Ladungsver- kehr für alle Transportwege und -arten erleichtern.

363 C 3.6.2 06 Folgende Eisenbahnstrecken - neben den Schienenprojekten der Deutschen Ein- heit - sind neu- bzw. auszubauen und - soweit noch nicht geschehen - zu elektrifi- zieren:

− ... − Holzminden-Scherfede (-Ruhrgebiet) − Eichenberger Nordkurve − Löhne-Hameln-Elze-Hildesheim − Altenbeken-Northeim-Nordhausen − ...

...

364 C 3.6.2 07 Im weiteren Netz ist die EIektrifizierung vordringlich. Dieses gilt insbesondere für die folgenden Strecken: − ... − Braunschweig-Broistedt-Salzgitter/Lebenstedt-Salzgitter/Ringelheim-Seesen- Holzminden-Altenbeken − ...

365 R 3.6.2 07 Die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten regional bedeutsamen Ei- senbahnstrecken sollen erhalten und langfristig elektrifiziert werden.

3.6.3 Straßenverkehr

366 C 3.6.3 01 Die überregionale Erschließung des Landes durch das vorhandene Netz der Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen ist grundsätzlich ausreichend. Die Auto- bahnen haben insbesondere die Aufgabe, das nachgeordnete Straßennetz vom Fernverkehr zu entlasten. Erforderlich sind qualitative Verbesserungen − zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, − zur Verkehrsberuhigung in den Siedlungsbereichen durch den Bau von Ortsum- gehungen, − zum Abbau von Verkehrsengpässen in Einzelfällen, − in den Ländlichen Räumen, insbesondere zur Sicherstellung der Verkehrsbe- dienung durch den straßengebundenen ÖPNV.

...

367 R 3.6.3 01 Auf den überregional bedeutsamen Hauptverkehrsstraßen ist, wenn ein mehrspuriger Ausbau nicht möglich ist, statt eines Mehrzweckstreifens auch die Lösung "2+1" zu prüfen und, wo es geht, einzuführen. Dies gilt besonders für die B 64 zwischen Eschershausen und Negenborn.

368 C 3.6.3 04 In den verdichteten Wohnsiedlungsbereichen ist einer verkehrsbedingten hohen Umweltbelastung durch geeignete Planungen und Maßnahmen entgegenzuwirken.

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Dazu gehören: − Reduzierung der Verkehrsmengen im Individualverkehr zugunsten des ÖPNV − Bündelung von Verkehrsmengen und -wegen zur Schaffung verkehrs- und lärmberuhigter Zonen − Rückbaumaßnahmen von Straßen − Schallschutzmaßnahmen an Fahrzeugen, Verkehrswegen und Gebäuden − Abstandsflächen zu Wohnbebauung und deren lärmmindernde Flächengestal- tung

369 C 3.6.3 05 Im Rahmen der näheren Festlegung sind erforderliche Ortsumgehungen, Teil- verlegungen und Beseitigungen höhengleicher Kreuzungen sowie regional bedeut- same Straßen in den Regionalen Raumordnungsprogrammen zu ergänzen.

370 R 3.6.3 05 1 Die überregional bedeutsame Hauptverkehrsstraße B 64 durch das Kreisge- biet in Ost-West-Richtung (Ersatzmaßnahme für die aufgegebene Nord- wie Südharzautobahn) sollte als besonders leistungsfähiges Stück der Ost- West- Verbindung für den Regionalen Planungsraum und seine Nachbarn mit An- schluss nach Hannover (heutige B 64/B 240) und die Autobahn bei Seesen (als B 64n/B 82n) weiter ausgebaut werden.

371 R 3.6.3 05 2 Die überregional bedeutsame Hauptverkehrsstraße B 240 (Holzminden)- Eschershausen-Eime (Landkreis Hildesheim) sollte im Abschnitt Eschers- hausen bis Anschluss B 3 als besonders leistungsfähige und wintersichere Verbindung zur Landeshauptstadt Hannover, zum Autobahnanschluss Laat- zen und zum Oberzentrum Hildesheim ausgebaut werden. Dabei ist lang- fristig die Anlage eines Tunnelabschnittes im Ithbereich als wintersichere Verbindung zu sichern.

372 R 3.6.3 05 3 Die überregional bedeutsame Hauptverkehrsstraße Holzminden-Stadtolden- dorf-Einbeck-Bad Gandersheim-Seesen bedarf unter Einbezug vorhandener Straßen weiterer Konkretisierung. Im Raum Lauenförde, Beverungen, Bad Karlshafen sind alternative Trassie- rungen der Hauptverkehrsstraßen B 241 und B 83/B 80 im Raumordnungsver- fahren zu untersuchen.

373 R 3.6.3 05 4 Die Verbesserung oder Entlastung folgender Ortsdurchfahrten im Zuge über- regional bedeutsamer Hauptverkehrsstraßen ist zur Erhöhung der Verkehrs- sicherheit, zur Verbesserung des Verkehrsflusses und der Erreichbarkeit von Zentralen Orten sowie zur Verbesserung der Wohnsituation in den jeweiligen Siedlungsbereichen nachhaltig anzustreben: − Ortsdurchfahrt Negenborn (B 64) − Ortsdurchfahrt Eschershausen (B 240/B 64) (Raumordnungsverfahren 1997/98) − Ortsdurchfahrt Ammensen (B 3) − Ortsdurchfahrt Halle (B 240) Dies gilt auch für die Ortsdurchfahrten von Stadtoldendorf, Lenne und Arholzen.

374 R 3.6.3 05 5 Bei Maßnahmen nach Ziel 373 sind die verkehrlichen und straßenbautech- nischen Erfordernisse nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse mit den städtebaulichen, denkmalpflegerischen und ökologischen Belangen in Ein- klang zu bringen.

375 R 3.6.3 05 6 Unterhaltung und Ausbau der Hauptverkehrsstraßen sind unter Berücksich- tigung der Verkehrsferne des Regionalen Planungsraumes, des Manöver- verkehrs und der besonderen Aspekte des Fremdenverkehrs wie ihrer Funk-

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tion als Grundlage für den ÖPNV mit dem Bus vorzunehmen und in den Be- darfsplanungen vorrangig zu berücksichtigen.

376 R 3.6.3 05 7 Der Aus-, Um- und Neubau von Hauptverkehrsstraßen ist umweltverträglich und mit möglichst geringen Eingriffen in Vorsorgegebiete sowie in Sied- lungsgebiete vorzunehmen. Bei Abstufungen sind Rückbau, Nutzung als Rad- und Fußweg oder als Teilfläche im Verbund von Landschaftsteilen zu prüfen.

377 R 3.6.3 05 8 Bei Baumaßnahmen an Verkehrsstraßen ist die Anlage von Rad- und Fußwe- gen, ggf. auch besonderer Randzonen, vorzusehen, soweit die Sicherheit und der Bedarf dies rechtfertigen und geeignete land- und forstwirtschaft- liche Wege für diesen Zweck nicht mit genutzt werden können.

378 R 3.6.3 05 9 Die Auto- und Personenfähren bei Polle und Daspe sind aus regionalem Be- darf zu sichern und entsprechend zu betreiben. Die saisonbetriebenen Per- sonenfähren zwischen Fürstenberg und Wehrden sind für den Ausflugsver- kehr zu erhalten.

379 R 3.6.3 05 10 In der Zeichnerischen Darstellung sind festgelegt:

− Hauptverkehrsstraßen von überregionaler Bedeutung gemäß Landes- Raumordnungsprogramm sowie aus regionaler Sicht nach vordring- lichem und langfristigem Bedarf

Als Hauptverkehrsstraßen mit überregionaler Bedeutung sind zu sichern, neu- und auszubauen: B 3: (Delligsen/Ammensen) Ausbau ist erforderlich, bedarf weiterer Abstimmung B 64: Fertigstellung Ortsumgehung Bevern-Lobach und Verbindung mit der Ortsumgehung Eschershausen im Zuge der B 240 B 83: Im Zusammenhang mit einer leistungsfähigen Nord-Süd-Wesertal- erschließung (Anbindung Raum Hameln und Kassel) erforderlich, bedarf weiterer Abstimmung im Raum Lauenförde/Beverun- gen/Bad Karlshafen B 82n: Nach Fernstraßenbedarfsplan im Zuge der L 583 zur B 64 bei Lenne (verbesserte Anbindung des Planungsraumes an den Autobahnanschluss Seesen und Anbindung Stadtoldendorf an das Fernstraßennetz) B 240: Eschershausen-Eime (östliche Anbindung Oberzentrum Hannover, Hildesheim, Autobahnanschluss Laatzen, westliche Anbindung für Paderborn): Ausbau erforderlich, vordringlicher Bedarf B 240: Bodenwerder/Eschershausen (Anbindung Mittelzentrum Hameln an Autobahnanschluss Seesen) B 241: Verbindung Raum Northeim, Lauenförde/Beverungen, Warburg (Anschluss Autobahn A 44) B 497: Holzminden-Uslar; Sollingerschließung

− Hauptverkehrsstraßen von regionaler Bedeutung (einschließlich Planung) nach vordringlichem und langfristigem Bedarf

Als Hauptverkehrsstraßen von regionaler Bedeutung sind weiter zu sichern, neu- und auszubauen:

L 424: Halle-Heyen (Anschluss B 240) L 426: Polle-Bad Pyrmont (Anschluss B 83) L 427: Polle-Falkenhagen (Anschluss B 83) L 428: Ottenstein-B 83

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L 462/L 589: Anschluss B 3 Delligsen-Duingen L 484: Eschershausen-Grünenplan-Alfeld L 546: (Stadtoldendorf)- L 549: Höxter-Boffzen-Neuhaus (Anschluss B 64/B 83, im Kreis Höxter L 755) L 550: Holzminden-Lauenförde-Bad Karlshafen L 580/K 18: bei Linse Anschluss B 240: Bodenwerder-Dassel (Vogler-Erschließung) L 581/K 81: Odfeld (Anschluss B 64) - Stadtoldendorf-Dassel L 586: Hehlen-Ottenstein (B 240/B 83) L 588: Bisperode-Halle K 32/L 584: Polle-Forst-Bevern (Weserübergang) K 35/K 59: Rühle-Kreuzgrund-Forst (östliche Wesertalerschließung) K 51: Verbindung Höxter-Holzminden (im Kreis Höxter K 46) K 60: Erschließung Solling (Anschluss B 497)

Die Entlastung der Ortsdurchfahrt Stahle, Stadt Höxter, in Nordrhein- Westfalen durch eine Verbindung von der B 83 südlich Heinsen zur B 64 - Nordumgehung Holzminden (Verbesserung der Wesertalerschließung) sollte länderübergreifend geprüft werden.

380 R 3.6.3 05 11 Die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten regionalen Hauptver- kehrsstraßen sollten bei Bedarfsplanungen, vor allem auch zur Verbesserung der Sicherheit für verschiedene Verkehrsteilnehmer, vorrangig beachtet wer- den.

3.6.4 Schifffahrt

381 C 3.6.4 01 Die Funktionsfähigkeit der wirtschaftlich bedeutenden Binnenversorgungshäfen ist zu sichern. Die Binnenwasserstraßen sind bedarfsgerecht zu unterhalten und ent- sprechend ihrer verkehrlichen Bedeutung auszubauen, soweit dies umweltverträg- lich möglich ist. Damit wird angestrebt, Güter auf den umweltverträglicheren Ver- kehrsträger Schifffahrt zu verlagern.

382 R 3.6.4 01 1 An der Oberweser im Regionalen Planungsraum sind die Möglichkeiten einer bedarfsgerecht und wirtschaftlich betriebenen, überregionalen Güter- bzw. Personen- und Ausflugsschifffahrt, Sportschifffahrt und des Schiffs- baus nachhaltig zu sichern. Dazu gehört auch die Erhaltung der Schleuse in Hameln, der Bau und Unterhalt von Umschlagsanlagen und Anlegern sowie die Wasserzugabe aus den hessischen Talsperren, mindestens in der Frem- denverkehrssaison im Weserbergland.

383 R 3.6.4 01 2 Die Verbesserung der Wassermengensituation (Niedrigwasseranreicherung, Hochwasserschutz) durch Integration aller vorhandenen Bewirtschaftungs- pläne von Speicheranlagen und die Planung neuer Speicheranlagen ist durch fach- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit (in der Handhabung sowie in der Planung) zu fördern.

384 R 3.6.4 01 3 Die seit Jahrzehnten in der Bauleitplanung berücksichtigte Trasse für eine Weserregulierung zwischen Holzminden (Niedersachsen) und Lüchtringen (Nordrhein-Westfalen) ist als Option für die folgenden Generationen freizu- halten. Der Abbau von Kies in diesem Gebiet sollte unkontrollierte Durchbrü- che der Weser vermeiden

385 R 3.6.4 01 4 Die Anlage von Sportboothäfen ist nur an ausgewählten Abbauflächen im Wesertal und bei Erholungsschwerpunkten möglich. Im Landkreis Holzmin-

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Ziele der Raumordnung - Beschreibende Darstellung

den sollten die vorhandenen Sportboothäfen Bodenwerder, Holzminden und Lauenförde mit wassersportbezogener Infrastruktur (Ver- und Entsorgung, bautechnische Anlagen zum Zuwasserbringen etc.) weiterentwickelt werden.

386 C 3.6.4 05 ... Alle in der Zeichnerischen Darstellung (Anm.: des LROP) enthaltenen Binnenschiff- fahrtsstraßen sind in ihrem Ausbauzustand zu sichern.

387 C 3.6.4 06 Mit dem Ausbau der Binnenwasserstraßen unvermeidbar verbundene Eingriffe in für den Naturschutz wertvolle Bereiche sind grundsätzlich nur zuIässig, soweit ein Ausgleich möglich ist. Bei Vorrang der Belange der Schifffahrt sind die zerstörten Funktionen oder Werte des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes an anderer Stelle des von dem Eingriff betroffenen Raumes in ähnlicher Art und Weise wieder- herzustellen. Insbesondere innerhalb besiedelter Gebiete sind Eingriffe in stadtöko- logisch wertvolle Bereiche durch entsprechende Gestaltung auszu- gleichen.

3.6.5 Luftfahrt

388 C 3.6.5 03 ... Landeplätze mit regionaler Bedeutung für den Geschäftsreiseverkehr und den ge- werblichen Luftverkehr sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen zu be- stimmen und räumlich festzulegen.

389 R 3.6.5 03 1 Der Verkehrslandeplatz Klasse 2 Höxter/Holzminden auf dem Räuschenberg im Kreis Höxter soll wegen seiner Bedeutung für den Regionalen Planungs- raum unterstützt werden.

390 R 3.6.5 03 2 Der Luftsportplatz auf dem Ith ist zu sichern und im notwendigen Umfang weiterzuentwickeln, soweit dem landeskulturelle Belange nicht entgegenste- hen.

391 R 3.6.5 03 3 Für den Modellflugzeugsport sind bei Bedarf geeignete Flächen außerhalb von Vorsorgegebieten und Vorranggebieten für Natur und Landschaft, Vor- sorgegebieten für Erholung sowie in ausreichender Distanz (einschließlich der Flugradien, dem Flugraum) zu Wohn-, Freizeit- und Freizeitwohngebieten vorzusehen.

392 C 3.6.5 04 Die An- und Abflugrouten für den Luftverkehr sind unter Lärmschutz- und Sicher- heitsgesichtspunkten mit der Siedlungsstruktur so abzustimmen, dass die Lärmbe- lastung für die Bevölkerung minimiert wird.

3.6.6 Fußgänger- und Fahrradverkehr

393 C 3.6.6 01 Bei der räumlichen Entwicklung sind die Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger sowie der Radfahrerinnen und Radfahrer insbesondere durch den Aus- bau eigener, zusammenhängender Fuß- und Radwegenetze zu berücksichtigen.

394 C 3.6.6 02 Die vorhandenen Radwege und Radewegenetze sind weiter auszubauen und mit- einander zu verknüpfen. Dabei ist auf eine zügige, weitgehend umwegfreie, ver- kehrssichere und gefahrlose Wegeführung hinzuwirken. Dieses gilt auch für die Radwege an Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen sowie für die Rad- wanderwege.

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395 R 3.6.6 02 1 Für den Fußgänger- und Fahrradverkehr sind in geeigneten Teilräumen zu- sammenhängende Wegenetze unter Einbeziehung der Haltepunkte des ÖPNV zu entwickeln.

396 R 3.6.6 02 2 Geeignete land- und forstwirtschaftliche Wege sowie gesonderte Wege an stark befahrenen Straßen sollten für ein vom motorisierten Verkehr getrenn- tes Fuß- und Radwegenetz unter Beachtung der Siedlungs- und Erholungs- gebiete übergemeindlich weiter aufeinander abgestimmt, ausgebaut und ausgeschildert werden.

397 R 3.6.6 02 3 Dem Fahrradverkehr in Siedlungsgebieten des Regionalen Planungsraumes ist unter Berücksichtigung von Schulen, Sport- und Freizeitanlagen und sonstigen zentralen Einrichtungen verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen. Einzelheiten sollten in örtlichen Bedarfsplänen festgelegt werden.

398 R 3.6.6 02 4 Für den Rad- und Fußverkehr ist die Saison-Fähre bei Wehrden zur Verknüp- fung der beiderseitigen Radwanderwege zu sichern.

399 C 3.6.6 03 Die Radwege sind mit den Haltestellen des Schienenverkehrs und des ÖPNV zu verknüpfen.

400 C 3.6.6 04 Die Möglichkeiten für die Mitnahme von Fahrrädern im Schienenverkehr und ÖPNV sind zu verbessern.

401 C 3.6.6 05 Regional bedeutsame Radwege sowie Reit- und Wanderwege sind in den Regiona- len Raumordnungsprogrammen festzulegen.

402 R 3.6.6 05 Überregional bedeutsame Rad-, Reit- und Wanderwege, besonders die Rad- fernwege entlang der Weser und Richtung Berlin/Polen (R 1), sind weiterzu- entwickeln und mit entsprechenden Infrastrukturen und relevanten touristi- schen Zielen zu verbinden. Sie sind in die Beikarte aufgenommen.

3.6.7 Information und Kommunikation

403 C 3.6.7 01 Die Telekommunikation hat den ständig steigenden Anforderungen der Bevölke- rung und der Wirtschaft an den Austausch von Nachrichten und Informationen Rechnung zu tragen.

404 R 3.6.7 01 1 Der Regionale Planungsraum ist frühzeitig beim Ausbau der Netze mit neuen, multimedialen, dienstintegrierenden Angeboten auszustatten.

405 C 3.6.7 02 Sowohl das Kabelnetz als auch das Richtfunknetz sind als Übertragungswege für Telekommunikationsdienste in allen Teilen des Landes zu sichern und auszu- bauen. Richtfunkverbindungen und -sendemasten sind so zu planen, dass Beeinträchti- gungen für Siedlungsbereiche vermieden werden können. Mehrfachnutzungen der Sendemasten sind - auch bei verschiedenen Systemen - anzustreben.

406 R 3.6.7 02 1 Die Richtfunktrassen mit Bauhöhenbeschränkung sind in der Beikarte aus- gewiesen.

407 R 3.6.7 02 2 Richtfunktrassen, einschließlich der Sende- und Empfangsanlagen sowie ihrer Schutzbereiche und Bauhöhenbeschränkungen, sind bei raumbedeut- samen Planungen, insbesondere der Bauleit- und Bauplanung, zu berück- sichtigen.

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408 R 3.6.7 02 3 Bei Anträgen zur Verlegung von Kommunikationskabeln sowie für Anlagen zugehöriger technischer Anlagen sind, bei beabsichtigter Querung von Vor- ranggebieten und Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft oder bei der Standortsuche in diesen Gebieten, die Auswirkungen auf die Schutzzwecke aufzuzeigen.

409 R 3.6.7 02 4 Die Empfangsmöglichkeiten von Radio- und Fernsehsendern, vor allem der Landesprogramme sowie von neueren Kommunikationsdiensten, sind im Planungsraum ständig durch geeignete Maßnahmen und Versorgungs- modelle zu verbessern.

410 R 3.6.7 02 5 Bei der Planung neuer Standorte für Rund- und Fernsehfunkempfangsstellen und andere technische Empfangsmöglichkeiten sind die Ziele der Raum- ordnung und Landesplanung, der Landespflege und des Städtebaus beson- ders zu berücksichtigen.

411 C 3.6.7 03 Es ist sicherzustellen, dass neben der Versorgung in den verdichteten Bereichen auch eine ausreichende Versorgung der ländlichen Siedlungen und dörflichen Ortsteile in den Ländlichen Räumen erhalten bzw. entwickelt wird.

412 C 3.6.7 04 Es ist anzustreben, die fernsprechtechnischen Nahbereiche mit den Einzugsberei- chen der Zentralen Orte in Einklang zu bringen.

3.7 Bildung, Kultur und Soziales

413 C 3.7 01 In allen Teilräumen des Landes soll der Bevölkerung in zumutbarer Entfernung ein vielfältiges und möglichst hochwertiges Angebot an Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen zur Verfügung stehen. ...

414 R 3.7 01 Das Angebot an unterschiedlich großen, bedarfsgerechten Veranstaltungs- räumen mit mehrfach nutzbarer Funktion, z.B. für Theater-, Musik- und Bil- dungsveranstaltungen, sollte im Mittelzentrum Holzminden und in den Orten mit grundzentraler Funktion gepflegt und fortentwickelt werden.

415 C 3.7 02 Standorte allgemeiner und berufsbezogener Bildungseinrichtungen und -angebote sind zentralörtlich so zu lokalisieren, dass sie die besonderen Mobilitätsbedürfnisse der Nutzer, insbesondere der Kinder und Jugendlichen, berücksichtigen und in zu- mutbarer Zeit und sicher mit öffentlichen und nicht motorisierten Verkehrs- mitteln zu erreichen sind.

415a R 3.7 02 Im Mittelzentrum Holzminden sind möglichst viele Fachangebote des S II- Bereiches - auch in Kooperation mit benachbarten Kreisen – vorzuhalten.

416 C 3.7 03 Einrichtungen der Weiterbildung sollen ein bedarfsgerechtes, dem Bildungs- bedürfnis der Erwachsenen, insbesondere der Frauen und ihren spezifischen Be- langen, entsprechendes Angebot in zumutbarer Entfernung sichern. Sie sollen flächendeckend zur Verfügung stehen. Überörtliche Jugendbildungs- und Tages- stätten sollen neu geschaffen und, soweit vorhanden, erhalten werden.

417 R 3.7 03 1 Einrichtungen der Weiterbildung, zu denen heute auch die Jugendherbergen zugerechnet werden müssen, überörtliche Jugendbildungs- und Tagesstät- ten sind, soweit nicht ausreichend vorhanden, in Zentralen Orten zu sichern und weiterzuentwickeln. Sie sollen ihre Angebote stärker als bisher auf die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen ausrichten.

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418 R 3.7 03 2 Das Jugendwaldheim "25 Eichen" und die Jugendbildungsstätte Fürstenberg sollen gesichert werden.

419 C 3.7 04 Innerhalb des Landes ist eine großräumig ausgewogene Hochschul- und insbeson- dere Studienplatzstruktur anzustreben. Die Hochschulentwicklungsplanung des Landes hat die Regionalisierung des Hochschulsystems zu berücksichtigen und weiterzuentwickeln. Die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft ist mit dem Ziel zu fördern, die auch regionalen Wirkungen der Hochschulen, insbesondere auf die Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur, als besonderen Standort- und Entwick- lungsvorteil zu stärken.

420 R 3.7 04 1 Der Standort Holzminden der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden ist langfristig zu sichern durch Anpassung und Fortentwicklung der Angebots- strukturen. Dabei ist die Kooperation mit Industrie, Handwerk und Verwal- tung bei Informations- und Technologietransfer, Forschung und Entwicklung zu fördern, der Einsatz neuer Informations- und Kommunikations-techniken besonders zu berücksichtigen.

421 R 3.7 04 2 Die Integration von Angeboten des international bedeutsamen Wissen- schaftsstandortes Göttingen sollte im Rahmen des Regionalverbandes Süd- niedersachsen e.V. besser genutzt werden.

422 R 3.7 04 3 Angebote des tertiären Bildungsbereiches sind auch grenzübergreifend vor- zuhalten und durch übergreifende Vermarktung zu fördern.

423 C 3.7 05 In allen Landesteilen sind die organisatorischen und institutionellen Voraussetzun- gen zu schaffen, um eine vielfältige Kulturarbeit zu entwickeln und zu unterhalten. Einrichtungen der Kunst- und Kulturpflege sind - vorrangig in Landesteilen mit ge- ringem Angebot -, insbesondere in Ober- und Mittelzentren, regional gebündelt be- reitzustellen.

424 R 3.7 05 1 Spielstätten für Theater und Musikaufführungen sollten in den Schulzentren vorgehalten und auf einen Mindeststandard hin ausgebaut werden, soweit keine anderen Räume verfügbar sind.

425 R 3.7 05 2 Private Initiativen zur Organisation von Aufführungen oder von Fahr- gelegenheiten zu auswärtigen Vorstellungen im kulturellen Bereich sollten gefördert werden.

426 C 3.7 06 Durch Zusammenwirken aller entscheidenden Kulturträger soll die Kulturarbeit in den Regionen so koordiniert werden, dass ein breites Spartenangebot erfolgen kann und alle Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden.

427 R 3.7 06 1 Die Abstimmung von kulturellen Aktivitäten und der rechtzeitige Austausch von entsprechenden Informationen zwischen Kulturträgern sollte gepflegt werden, um ausreichendes Publikum zu gewinnen.

428 R 3.7 06 2 Die Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. als einem bedeutsamen, regionalweiten und -übergreifenden Förderer der Kul- turarbeit ist besonders für die Grundzentren zu nutzen, zu sichern und zu fördern.

429 C 3.7 07 In der regionalen Kulturarbeit sind insbesondere die Ansätze zu fördern, die die lo- kale und regionale Identität der Bevölkerung stärken, soziale Kontakte und sozio- kulturelle Verständigung unterstützen und die der kulturellen Bildung und Nach- wuchsförderung in den Regionen dienen.

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430 C 3.7 08 Die Literaturversorgung der Bevölkerung durch öffentliche Bibliotheken soll durch zentrale Beratungs- und Dienstleistungsangebote sowie durch den Aufbau regiona- ler Bibliotheksdatennetze verbessert werden.

431 R 3.7 08 Attraktive Bibliotheksangebote sollten im Regionalen Planungsraum erhalten und der Ausbau im erforderlichen Umfang ggf. mobil gefördert werden.

432 C 3.7 09 Museen, die die Landesnatur, Geschichte und Kultur der Regionen Niedersachsens widerspiegeln, sollen in allen Teilräumen zur Verfügung stehen und angemessen erreichbar sein.

433 R 3.7 09 1 Die meist ehrenamtlich organisierten Museen im Regionalen Planungsraum sollten mit fachlicher Unterstützung in regionaler und thematischer Arbeits- teilung und -gemeinschaft sowie ausstellungstechnischer Förderung fort- entwickelt werden.

434 R 3.7 09 2 Das Schloss Bevern ist als national bedeutendes Kulturdenkmal durch ge- eignete Nutzungskonzeptionen zu erhalten und nachhaltig weiterzuent- wickeln.

435 C 3.7 10 Die räumliche Ausstattung mit Einrichtungen und Leistungen des Sozialwesens ist den strukturellen und bedarfsspezifischen Veränderungen der Bevölkerung so an- zupassen, dass in allen Teilräumen die soziale Versorgung in zumutbarer Ent- fernung gesichert werden kann.

436 R 3.7 10 1 Die Krankenhäuser des Regionalen Planungsraumes sind zu sichern und den Bestrebungen der Gesundheitsreform sowie den Veränderungen in der Be- völkerungsstruktur und -entwicklung anzupassen.

437 R 3.7 10 2 Nach Möglichkeit sollten zeitweise besetzte stationäre und mobile Gesund- heits- und Sozial-Dienste den spezifischen Bedarf der älteren und damit im- mobileren Bevölkerungsgruppen wohnortnah decken. Dies kann auch in Ko- operation mit verschiedensten öffentlichen Einrichtungen geschehen.

438 C 3.7 11 Das Netz der sozialen Einrichtungen ist in dem Maße an den Zentralen Orten zu bündeln, wie sich daraus günstige Erreichbarkeitsbedingungen und tragfähige Leistungsstrukturen für ein möglichst viele Bevölkerungsgruppen erreichendes und vielseitiges Angebot ergeben. Dezentrale Versorgungsstrukturen sind in den Berei- chen zu schaffen, ggf. durch mobile Einrichtungen und Dienste, in denen soziale Versorgung möglichst wohnortbezogen oder wohnungsnah erfolgen soll. Dies be- trifft vor allem Einrichtungen der Familien-, Alten- und Behindertenpflege, Kinderta- gesstätten und die ärztliche Grundversorgung.

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3.8 Erholung, Freizeit, Sport

441 C 3.8 01 In den Siedlungsbereichen sind Freiflächen und Einrichtungen, die für die woh- nungsnahe Erholungs- und Sportnutzung geeignet sind oder entwickelt werden können, grundsätzlich zu erhalten, vor Beeinträchtigungen zu schützen und, soweit erforderlich, zu verbessern. Dabei ist den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen der Erholung als eher passiver, beschaulicher Freizeitgestaltung und des Sports als aktiver Freizeitgestaltung Rechnung zu tragen.

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442 R 3.8 01 In den Siedlungsbereichen sollte der Naherholungswert dort gefördert wer- den, wo hinreichend belastbare innerstädtische Biotope, z.B. entlang von Wasserläufen, gesichert oder entwickelt werden können.

443 C 3.8 02 Siedlungsbezogene Erholungsflächen sind möglichst mit überörtlichen Erholungs- gebieten zu vernetzen, durch in Grünzonen eingebundene Fuß- und Radwege zu erschließen und zu verbinden. Sie sind vom motorisierten Individualverkehr mög- lichst freizuhalten und an das Netz des öffentlichen Nahverkehrs anzubinden.

444 R 3.8 02 1 Naherholungsgebiete für die Bevölkerung des Planungsraumes sollten so entwickelt werden, dass sie möglichst in annehmbarer Fuß- oder Radweg- Entfernung, d.h. in der Regel ohne Auto, zu erreichen sind.

445 R 3.8 02 2 Radwanderwege sind als Rundstrecken aus den größeren Siedlungsgebieten heraus und als Teilstücke von Fernwegen auszuweisen. Führung, Ausbau und Ausschilderung sind umweltverträglich zu gestalten.

446 C 3.8 03 Im Umland von Siedlungsbereichen, insbesondere im Umland der Ober- und Mit- telzentren, sind die natürlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für Nah- erholung und naturgebundene Sportarten so zu sichern und, soweit erforderlich, umweltverträglich so zu entwickeln, dass sie die Lebensbedingungen der Bevölke- rung in den Regionen verbessern, die ökologischen Funktionen des Naturhaushalts und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen und den Erholungs- und Erlebniswert der Kulturlandschaft erhalten.

447 R 3.8 03 Der "Naturpark Solling-Vogler" ist entsprechend Ziel 121 weiterzuent- wickeln.

448 C 3.8 04 Die für Erholungsnutzungen geeigneten Räume sind als Vorranggebiete oder als Vorsorgegebiete für Erholung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen fest- zulegen. ... Als Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölke- rung kommen Bereiche in Betracht, die für die Aufnahme einer größeren Zahl von Erholungssuchenden geeignet sind oder entsprechend entwickelt werden sollen. Sie sollen durch ÖPNV gut erreichbar sein. ... In den Vorsorgegebieten für Erholung hat sich die landschaftsgebundene Infra- struktur nach Art, Erscheinungsbild, Umfang und Nutzungsintensität den land- schaftlichen Gegebenheiten anzupassen. ...

449 R 3.8 04 1 Im Regionalen Planungsraum sind Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung festgelegt.

450 R 3.8 04 2 Die Ausübung verschiedener Erholungsaktivitäten soll gesichert und weiter- entwickelt werden.

451 R 3.8 04 3 In der Zeichnerischen Darstellung sind die Vorsorgegebiete für Erholung festgesetzt.

452 R 3.8 04 4 Besonders für die Erholung und Freizeit geeignete Teilräume des Regionalen Planungsraumes und die Vorranggebiete für Erholung mit starker Inan- spruchnahme durch die Bevölkerung sind vor − erholungsmindernden Nutzungsansprüchen, − dem Zuwachsen interessanter landschaftlicher und technischer Aus- sichtspunkte oder ausgewählter Wegstrecken mit Einblickmöglichkeiten in weite Landschaftsräume,

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− Einschränkungen der Zugänglichkeit sowie − Beeinträchtigungen durch Immissionen (vor allem Lärm, Abgase, Staub) zu sichern.

453 R 3.8 04 5 Die kleinräumige Erschließung, vor allem des Sollings, des Voglers und des Hilsbereiches, ist durch behutsame Besucherlenkung zu gestalten und wei- terzuentwickeln, so dass die von Besucherinnen und Besuchern ausgehende Beunruhigung von Landschaftsräumen gering gehalten wird.

454 R 3.8 04 6 Die Erschließung weiterer Erholungsgebiete des Landkreises ist im Hinblick auf die begrenzte Belastbarkeit der bestehenden Flächen zu untersuchen und zu fördern.

455 C 3.8 05 Standorte, die sich für intensive Erholungsnutzung oder für bestimmte Sportarten besonders eignen, können, soweit erforderlich und umwelt- und sozialverträglich, für die in Frage kommenden und für bereits bestehende Erholungs- und Sport- nutzungen gesichert und entwickelt werden. Sie können als regional bedeutsame Erholungsschwerpunkte und Freizeitanlagen oder als regional bedeutsame An- lagen für die Ausübung besonderer Sportarten im Regionalen Raumordnungs- programm festgelegt werden. ...

456 R 3.8 05 1 Erholungseinrichtungen in der freien Landschaft sollten möglichst ortsnah außerhalb exponierter oder ökologisch empfindlicher Standorte an Haupt- wegen, ggf. in der Nähe von interessanten Landschaftsausblicken oder be- stehender Betriebe oder auch an abgeschirmten Plätzen, z.B. in Teilbe- reichen von ehemaligen Steinbrüchen, angelegt werden.

457 R 3.8 05 2 Campingplätze und zugehörige Einrichtungen, große Freizeitanlagen und Gebiete für das Freizeitwohnen mit übergemeindlicher Bedeutung sind, so- weit die übrigen Voraussetzungen eingehalten werden, nur außerhalb von Vorsorgegebieten für Forstwirtschaft und für Natur und Landschaft sowie außerhalb von Überschwemmungsgebieten anzulegen. Sie haben grundsätz- lich einen Abstand von 100 m von Waldrändern einzuhalten. Freizeitwohnun- gen sollten bei Bedarf, z.B. in Verbindung mit "Ferien auf dem Bauernhof", vorrangig in ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden geschaffen werden.

458 R 3.8 05 3 Der Segelflugplatz Ith ist als regional besonders bedeutsame Sportanlage zu sichern.

459 R 3.8 05 4 In der Zeichnerischen Darstellung sind Standorte und -flächen für über- regional bedeutsame Sportanlagen festgelegt: − Golfplatz Polle/Hummersen − Bezirkssportanlage Holzminden − Segelflugplatz Ith − Segelflugplatz Bremke Für den Segelflugbetrieb sind zur Konfliktbegrenzung nur Windenstarts in den beiden genannten Standorten zulässig.

460 C 3.8 06 In Gemeinden, in denen die Erholung besondere Bedeutung hat, können nach Maßgabe des Abschnittes C 1.5 Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufga- be Erholung oder Fremdenverkehr in den Regionalen Raumordnungsprogrammen festgelegt werden.

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461 R 3.8 06 Die besondere Entwicklungsaufgabe "E" wird den Orten Derental Lichtenhagen Eschershausen Ottenstein Golmbach Reileifzen Grünenplan Rühle Hellental Deensen Holenberg Stadtoldendorf Kaierde

zugewiesen. Entwicklungsaufgabe “F” siehe Ziel 40.

462 C 3.8 07 Alle Planungen und Maßnahmen der Erholungs- und Sportnutzung sind nach Art, Umfang und Kombination von Erholungs- und Sportnutzung untereinander und mit den übrigen Belangen der Raumnutzung so abzustimmen, dass die von der Erho- lungs- und Sportnutzung ausgehenden Belastungen im Sinne der Umwelt- und So- zialverträglichkeit vermindert oder vermieden werden können.

463 C 3.8 08 Anlagen und Einrichtungen für Sport- und kulturelle Freizeitveranstaltungen mit re- gionaler und überregionaler Bedeutung sind möglichst vielseitig nutzbar zu machen und standörtlich so zu lokalisieren, zu gestalten und verkehrlich zu er- schließen, dass Umweltbelastungen, insbesondere Lärmbelastungen, minimiert werden.

464 R 3.8 08 1 Größere Tourismusprojekte sind im Naturraum Weser-/Leinebergland durch eine raumordnerische Stellungnahme oder ein Raumordnungsverfahren frühzeitig auf ihre Zulässigkeit zu prüfen.

465 R 3.8 08 2 Besondere infrastrukturelle Projekte im Zusammenhang mit Truppenunter- künften sollten auf ihre Mitbenutzung durch die Zivilbevölkerung geprüft werden.

466 C 3.8 09 Gewässer und ihre Randbereiche, die sich für die Erholungs- und Wassersport- nutzung eignen, sind zu sichern und den Belangen des Naturschutzes entspre- chend und sozialverträglich zu entwickeln.

467 R 3.8 09 1 Nutzungen des Weserufers und der Uferzone für Zwecke von Freizeit, Er- holung und Sport sowie von Wasserflächen von Kiesteichgebieten, deren Ausbeutung abgeschlossen ist, sind auf ausgewählte Teilstrecken und Teil- flächen zu beschränken. Dabei ist die Zugänglichkeit für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Fahrzeuge zu berücksichtigen.

468 R 3.8 09 2 Der Wassersport auf Fließgewässern ist auch mit muskelbetriebenen Booten im Regionalen Planungsraum nur auf der Weser zulässig.

469 R 3.8 09 3 Die Weser ist trotz ihrer Verbindungsfunktion im Fließgewässersystem als überregional bedeutsamer Wasserwanderweg mit entsprechenden Anlege- stellen (bei Campingplätzen oder besiedelten Ufern und Sportboothäfen) zu sichern und zu pflegen.

470 R 3.8 10 Überregionale Radwander-, Wander- und Reitwege sind in der Beikarte aus- gewiesen. Ihre kleinräumige Führung richtet sich nach den lokalen Erforder- nissen.

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3.9 Wasserwirtschaft

3.9.0 Wasserwirtschaft allgemein

471 C 3.9.0 01 Die Gewässer sind umweltverträglich so zu nutzen und zu bewirtschaften, dass das Wasser seine vielfältigen Funktionen nachhaltig erfüllen kann. Maßgeblich für die Art und Intensität der Bewirtschaftung ist der jeweils empfindlichste Teil der Ge- wässersysteme (...).

472 R 3.9.0 01 1 Für den Regionalen Planungsraum und die anschließenden Randbereiche, auch in Nordrhein-Westfalen und Hessen, sollte für die Oberweser und ihre Zuflüsse weiterhin ein länderübergreifender wasserwirtschaftlicher Rahmen- plan - einschließlich Erkundung und Abschluss einer Wasserbilanz und einer Hochwasserabflusssteuerung - angestrebt werden.

473 R 3.9.0 01 2 Die wasserwirtschaftliche Rahmenplanung und die Siedlungsentwicklung hat die Abfall-Altablagerungen, unter Beachtung der geologischen Rahmenbe- dingungen, zu berücksichtigen.

474 R 3.9.0 01 3 Bei der Anlage von künstlichen Gewässern und der Festlegung von Folge- nutzungen sind nachhaltige, ökologisch tragfähige Konzepte auch mit den Fischereiberechtigten anzustreben.

475 C 3.9.0 02 Wasserbauliche Maßnahmen und die Unterhaltung und Pflege der Gewässer sind im Einklang mit dem Naturhaushalt und den Belangen der Landespflege durchzu- führen.

476 R 3.9.0 02 1 Oberirdische Fließgewässer innerhalb und außerhalb der Siedlungsgebiete sollten in naturnahem Zustand erhalten oder in diesen zurückgeführt werden. Wasserwirtschaftliche Baumaßnahmen, einschließlich der anzustrebenden Aufhebung ökologischer Sperren, sollten vor allem in den Mittelgebirgstälern bei Ausbau und Erhaltung den Erfordernissen von aquatischen Lebensgemeinschaften und von standortgemäßem Bewuchs der Uferzonen angemessen Rechnung tragen. Die Anlage von Gewässerrandstreifen ist über den gesetzlich festgeschriebenen Bereich hinaus anzustreben.

477 R 3.9.0 02 2 Fließgewässer des Regionalen Planungsraumes mit ständiger Wasser- führung sollten durchgängig und funktionstüchtig für aquatische Organis- men bleiben oder wieder hergestellt werden, soweit möglich. Eine den natür- lichen Verhältnissen des Gewässers entsprechende, ausreichende Wasser- führung ist, soweit möglich, sicherzustellen.

478 C 3.9.0 03 Auf eine für den Wasserhaushalt und die Gewässergüte günstige Bodennutzung ist hinzuwirken.

479 R 3.9.0 03 1 Zur Verbesserung der Grundwassererneuerung und zur Verminderung ober- irdischer Wasserabflüsse sollte der Versiegelungsgrad vor allem bei Wegen, Garten- und Hofflächen nicht weiter ausgedehnt, sondern nach Möglichkeit gestoppt oder reduziert werden.

480 R 3.9.0 03 2 Die Grundwasserspeicherwirkung, ein ausreichend stabiler Grundwasser- spiegel und ausreichende Grundwasserneubildungsraten sind besonders in den Teilräumen des Regionalen Planungsraumes, die gleichzeitig Vorsorge- gebiete und Vorranggebiete für Wassergewinnung, Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft und Vorsorge- und Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind, langfristig - vor allem auch in Trockenperioden - zu sichern und, soweit erforderlich und möglich, zu verbessern.

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481 R 3.9.0 03 3 Zur Wahrung einer nachhaltig sicheren Wasserbewirtschaftung und eines ausgeglichenen Naturhaushaltes in den Locker- und Festgesteinsbereichen des Regionalen Planungsraumes sind das Grundwasser und die oberirdisch fließenden und stehenden Gewässer in ihrer Qualität und Quantität vor einer Überbeanspruchung zu bewahren. Bestehende Überbeanspruchungen sind baldmöglichst zu reduzieren. Beim Trinkwasserschutz sind die Wasserbe- schaffungsverbände beim Abschluss privatrechtlicher Nutzungsverträge in Wasserschutzgebieten zu unterstützen.

482 R 3.9.0 03 4 Bei der großflächigen Freilegung von Grundwasserhorizonten oder der Ver- größerung bereits freigelegter Horizonte - vor allem bei Abgrabungen im We- serengtal - müssen die mögliche Gefährdung des Grundwasserstromes, die klimatischen Auswirkungen im Niederschlagsgebiet und die Auswirkung von Hochwasser möglichst frühzeitig abgeschätzt und beim Formulieren von Auf- lagen für den Abbau berücksichtigt werden.

483 R 3.9.0 03 5 Beregnungssysteme für Land- und Forstwirtschaft sind in ihrer Steuerung mit dem Wasserangebot und der Grundwassersituation sowie anderen öko- logischen und ökonomischen Rahmenbedingungen abzustimmen.

484 R 3.9.0 03 6 Durch geeignete land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftungsformen sind Gewässer aller Art vor Einschwemmungen von Dünge- und Pflanzenschutz- mitteln u.a. zu schützen.

485 R 3.9.0 03 7 Die Nährstoffanreicherung der oberirdischen Gewässer, vor allem durch Ein- leitung belasteter Wässer oder Düngemittelabschwemmung in hängigem Ge- lände, ist zu vermeiden.

486 R 3.9.0 03 8 In den Gewässern des Regionalen Planungsraumes ist ein biologisch und hygienisch einwandfreier Zustand anzustreben, der die Entwicklung typi- scher Lebensgemeinschaften und den Erholungswert fördert und an geeig- neten Stellen, z.B. südlich von Holzminden, nördlich von Bodenwerder und südlich von Lauenförde, auch die Freizeitnutzung des Gewässers ermöglicht (Badequalität).

487 R 3.9.0 03 9 Bei kritischer Lage von Wassergewinnungsanlagen zu früheren Müllablage- rungen oder anderen schädlichen Emissionsquellen sind geeignete Vor- sorgen gegen Verunreinigungen und zur frühzeitigen Erkennung von Ver- änderungen der Wasserqualität zu treffen.

488 R 3.9.0 03 10 Wo der Untergrund für eine Versickerung nicht geeignet ist, ist das anfallen- de Oberflächenwasser durch geeignete Maßnahmen (z.B. Rückhaltung) so dem Vorfluter zuzuleiten, dass ihm nach der Bebauung pro Zeiteinheit nicht mehr Wasser zugeführt wird als aus der ursprünglich unbebauten Fläche. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, so ist ein hydraulischer Nachweis des benutzten Vorfluters zu führen.

489 C 3.9.0 04 Im anlagenbezogenen Umgang mit wassergefährdenden Stoffen sind Stoffkreisläu- fe zu schließen; dem jeweiligen Gefährdungspotential ist ein adäquates Sicher- heitssystem gegenüberzustellen, so dass ein Übergang von Stoffen aus techni- schen Systemen in die Umwelt nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden kann.

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3.9.1 Wasserversorgung

490 C 3.9.1 01 Die Deckung des gegenwärtigen und künftigen Bedarfs an Trinkwasser und Be- triebswasser ist in allen Landesteilen sicherzustellen. Die erschlossenen Grund- wasservorkommen (...) sind für die Trinkwasserversorgung zu sichern.

491 R 3.9.1 01 Die Versorgung des Regionalen Planungsraumes mit Trinkwasser ist in ge- nügender Qualität, ausreichender Menge und günstigem Preis auch mit Ver- bünden über die Grenzen des Planungsraumes hinaus sicherzustellen.

492 C 3.9.1 02 Bei Wasserentnahmen ist sicherzustellen, dass der Naturhaushalt leistungsfähig bleibt. Insbesondere ist zu verhindern, dass für den Naturschutz wertvolle Gebiete beeinträchtigt werden. Bestehende Entnahmerechte, die zu wesentlichen und nicht nur vorübergehenden ökologischen Beeinträchtigungen geführt haben, sollen lang- fristig grundsätzlich nur in dem ökologisch vertretbaren Umfang weiter genutzt wer- den.

493 R 3.9.1 02 1 Der Bedarf an Brauch- und Kühlwasser von Industrie, Gewerbe und anderen Großabnehmern ist unter Berücksichtigung anderer öffentlicher und privater wasserwirtschaftlicher Belange unter Einschluss einer möglichst umfassen- den betrieblichen Mehrfachverwendung des Wassers sicherzustellen.

494 R 3.9.1 02 2 Die Auswirkungen nasser und trockener Depositionen - aus Luft- und Nieder- schlagsverunreinigungen - auf die Grundwasserspeicher und damit auf die Wasserversorgung im Regionalen Planungsraum sind verstärkt zu untersu- chen.

495 C 3.9.1 03 Die Wasserentnahme ist grundsätzlich nicht über die bewilligte Entnahmemenge auszuweiten. Neue Grundwasservorkommen sind nur in dem Umfange zu er- schließen, wie dies insbesondere für den Ausgleich ökologisch begründeter Redu- zierung der Wasserförderung in bestehenden Gewinnungsanlagen oder infolge qualitätsbedingter Aufgabe von Rohwasserbrunnen notwendig ist.

496 R 3.9.1 03 1 Bei Genehmigung von Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern ist aus ökologischen Gründen eine Mindestwasserführung des Gewässers in Verbindung mit dem Gesamtwassersystem sicherzustellen, um Schädigun- gen der im und am Wasser liegenden Lebensräume zu vermeiden.

497 R 3.9.1 03 2 Wasservorkommen im Vorsorgegebiet für Wassergewinnung, die für die zentrale Versorgung nicht mehr beansprucht werden, sind z.B. für Zwecke, die keine Trinkwasserqualität erfordern, sowie für eine Notversorgung zu si- chern.

498 R 3.9.1 03 3 Um die Wärmebelastung der Gewässer des Regionalen Planungsraumes im Hochsommer bei Niedrigwasserabfluss wenigstens in Teilbereichen mög- lichst einzugrenzen, sind wasserwirtschaftliche und landespflegerische Kon- zepte unter Berücksichtigung fremdenverkehrlicher Aspekte weiterzuentwi- ckeln.

499 C 3.9.1 04 Auf eine sparsame Verwendung von Wasser ist hinzuwirken. Industrie und Gewer- be sollen ihren Wasserbedarf durch Kreislaufwasserführung mindern und verstärkt Oberflächen- und Regenwasser nutzen.

500 R 3.9.1 04 1 In geeigneten Teilbereichen des Regionalen Planungsraumes ist die Samm- lung von Regenwasser zur Verwendung als Brauchwasser zu verfolgen.

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501 R 3.9.1 04 2 Niederschlagwasser geringer Belastung von Verkehrsflächen und ähn- lichen Anlagen sollte besonders von wohnhausnahen versiegelten Flächen, wo dies technisch möglich ist, auch zur Versickerung verwandt und nicht durch die Kanalisation abgeführt werden. Dies gilt auch bei Pumpver- suchen.

502 R 3.9.1 04 3 Die Versorgungsträger im Regionalen Planungsraum sollen die Wasser- förderung und die Wasserabgabe an die Verbraucher kontrollieren. Evtl. be- stehende oder auftretende Wasserverluste in den Leitungsnetzen sind bald- möglichst zu verringern.

503 C 3.9.1 05 Der Wasserbedarf ist vorrangig aus regionalen Wasservorkommen zu decken. Die Versorgung der Einwohner des Landes ist grundsätzlich durch zentrale Wasserver- sorgungsanlagen zu gewährleisten. Funktionstüchtige kleine Wasserwerke sollen erhalten bleiben.

504 R 3.9.1 05 1 Leistungsfähige und übergemeindliche Wasserversorgungssysteme sind auf der Grundlage entsprechender Rahmenentwürfe aufzuzeigen, zu sichern und fortzuentwickeln.

505 R 3.9.1 05 2 Aus den Grundwasservorkommen im Regionalen Planungsraum und seinen Randbereichen ist vorrangig die Versorgung der im Regionalen Planungs- raum lebenden und arbeitenden Bevölkerung zu sichern.

506 R 3.9.1 05 3 Bei großräumiger Wasserentnahme auch außerhalb des Regionalen Pla- nungsraumes sind die Einflussbereiche der Wasserentnahme rechtzeitig zu untersuchen, abzustimmen und für Nass- wie Trockenjahre zu klären.

507 R 3.9.1 05 4 Im Regionalen Planungsraum ist die Trinkwassernotversorgung besonders auch im weitgehend einseitig versorgten Raum Bodenwerder zu regeln.

508 R 3.9.1 05 5 Für die regionalen Wasserversorgungssysteme ist ein Verbundsystem weiter auszubauen.

509 R 3.9.1 05 6 Als regionale und überregional bedeutsame öffentliche Wasserwerke sind folgende Quellen/Brunnen festgelegt: Pegestorf, Brevörde/Grave, Hainbuchenbusch, Rühle, Gläserkeborn, Winter- bergsgrund, Negenborn, Burgweg, Winterberg, Wabachtal, Stadtoldendorf II, Bodenwerder II und III, Krümmecke, Bevern, Wellenspringtal, Rumortal, Stadtoldendorf I, Rumortal neu, Pipping, Wispenborn, Meiborssen, Manns- bergscher Brunnen, Eimen Als erforderliche Wasserwerke sind folgende Quellen/Brunnen festgelegt: Ahlequelle, Tannengrund

510 R 3.9.1 05 7 Als Fernwasserleitung sind übergemeindliche Leitungen in der Zeichne- rischen Darstellung festgelegt.

511 C 3.9.1 06 Dem Wasserbezug aus Gebieten mit nicht ausgeschöpften Entnahmerechten ist Vorrang vor einer Neuerschließung zu geben. Die Sicherheit der Wasserversor- gung ist insbesondere durch Verbindung einzelner Versorgungssysteme zu er- höhen.

512 C 3.9.1 07 Als Vorranggebiete für Trinkwassergewinnung sind die Einzugsgebiete bestehen- der oder geplanter Trinkwassergewinnungsanlagen, unabhängig davon, ob bereits ein Wasserschutzgebiet festgesetzt werden konnte, die Heilquellenschutzgebiete sowie sonstige für die langfristige Sicherung der Trinkwasserversorgung bedeut- same Wasservorkommen in der Zeichnerischen Darstellung generalisiert festge-

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legt. Sie sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen näher festzulegen und um weitere, für die Entwicklung der Regionalen Planungsräume bedeutsame Vor- ranggebiete für Trinkwassergewinnung zu ergänzen.

513 R 3.9.1 07 1 Regional, übergemeindlich und grenzüberschreitend bedeutsame notwendi- ge (für größere Privatbrunnen), bestehende und geplante Wasserschutzge- biete sind als Vorranggebiete für Trinkwassergewinnung in der Zeichneri- schen Darstellung näher festgelegt.

514 R 3.9.1 07 2 Im Regionalen Planungsraum ist das erweiterte Heilquellenschutzgebiet "Bad Pyrmont V" zu beachten. Für Bodenwerder ist die Ausweisung als Heilquell- schutzgebiet zu betreiben.

515 C 3.9.1 08 Vorsorgegebiete für Trinkwassergewinnung sind in den Regionalen Raumord- nungsprogrammen auf der Grundlage der Beikarte 6 festzulegen und um regional bedeutsame Vorsorgegebiete für Trinkwassergewinnung zu ergänzen; sie erfassen Wasservorkommen, die im Interesse der Sicherung der Trinkwasserversorgung für kommende Generationen gegenüber unvorhersehbaren Entwicklungen vorsorglich zu schützen sind.

516 R 3.9.1 08 In der Zeichnerischen Darstellung sind die Vorsorgegebiete für Trinkwasser- gewinnung näher festgelegt.

3.9.2 Abwasserbehandlung

517 C 3.9.2 01 Abwässer sind mindestens entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu reinigen. Gefährliche lnhaltsstoffe sind möglichst zu vermeiden. Soweit dies nicht möglich ist, sind sie am Anfallort vor Vermischung mit anderen Abwas- serströmen zu verringern. Dies gilt gleichermaßen für Direkt- wie für Indirekteinlei- ter. Abwasserbehandlungsanlagen sind möglichst schnell so auszubauen, dass die Abwassereinleitungen den gesetzlichen Anforderungen genügen. ...

518 R 3.9.2 01 1 Im Bereich der Kläranlagen des Regionalen Planungsraumes sind die je- weiligen Vorflutverhältnisse für die Selbstreinigung zu sichern und bei der Einleitung geklärter Abwässer zu berücksichtigen.

519 R 3.9.2 01 2 In dünn besiedelten Gebieten mit geringen Einwohnerzahlen in den Rand- bereichen des Regionalen Planungsraumes außerhalb von Wasserschutzge- bieten sollten kleinräumig angepasste und anerkannte Abwassertechnolo- gien in Verbindung mit bereits vorhandenen Kläranlagen und der Belastbar- keit von Boden und Vorflutern auf ihre Anwendbarkeit untersucht werden.

520 R 3.9.2 01 3 In der Nähe von Vorranggebieten für Wassergewinnung und in diesen selbst ist die Aufbringung von Gülle, Jauche, Silosickersaft oder Sekundärdünger (Oberbegriff) und Klärschlamm entsprechend den Bestimmungen und der Empfindlichkeit der geologischen Bodenstrukturen weitgehendst einzu- schränken; dies gilt auch für Vorranggebiete für Natur und Landschaft.

521 C 3.9.2 02 Klärschlämme kommunaler Kläranlagen sind möglichst stofflich zu verwerten. So- weit dies nicht möglich ist, sind sie - nach Vorbehandlung - unschädlich für die Umwelt abzulagern.

522 R 3.9.2 02 1 Für die Beseitigung des Klärschlamms ist grundsätzlich eine landwirtschaft- liche Verwertung unter Beachtung der Grenzwerte für Schwermetalle anzu- streben. Parallel sind alternative Konzepte der Klärschlammentsorgung mit dem Ziel der Reduktion der Klärschlammmengen und -belastungen zu prüfen und ggf. zu realisieren.

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523 R 3.9.2 02 2 Um die Belastung des landwirtschaftlichen Klärschlamms mit Schadstoffen, insbesondere mit Schwermetallen, gering zu halten, ist das Abwasser aus Gewerbe und Industrie vor der Einleitung in die Kanalisation dem Stand der Technik entsprechend vorzubehandeln.

524 C 3.9 2 03 Öffentliche Kanalnetze und private Grundstücksleitungen sind regelmäßig darauf- hin zu prüfen, ob sie bestimmungsgemäß dicht sind.

524a R 3.9.2 03 Im Regionalen Planungsraum sind zur Sicherung der Trinkwassergewinnung undichte Kanalnetze von allen Entsorgungsunternehmen baldmöglichst zu sanieren.

525 C 3.9.2 04 Bei der Ansiedlung oder Erweiterung von Industrie- und Gewerbebetrieben sowie bei der Neuerschließung von Industrie- und Gewerbestandorten sind die Erforder- nisse des Gewässerschutzes zu beachten.

526 C 3.9.2 05 Regenwasser ist möglichst getrennt vom allgemeinen Schmutzwasser abzuleiten; Möglichkeiten der Versickerung sind, soweit der Grundwasserschutz dem nicht entgegensteht, vorrangig zu nutzen.

527 R 3.9.2 06 Überregionale und regional bedeutsame Kläranlagen und Abwassertransport- leitungen sind in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt.

3.9.3 Küsten- und Hochwasserschutz

528 C 3.9.3 02 Hochwasserschutzmaßnahmen sind vordringlich (...) an der Weser (...). Dabei sind in den Flussgebieten insbesondere Wasserrückhaltemaßnahmen vorzusehen und die natürliche Hochwasserrückhaltung zu fördern. Im Siedlungsbereich sind Regen- rückhaltebecken anzustreben.

529 R 3.9.3 02 1 Bei der Entwicklung von Siedlungen, Nutz- und Verkehrsflächen oder Was- serführungen und anderen Eingriffen, wie Aufschüttungen oder Abgrabun- gen, sind Einschränkungen des schadlosen Hochwasserabflusses oder die Gefährdung von Objekten durch Hochwasser auch unabhängig von den zur- zeit bestehenden, ausgewiesenen natürlichen Überschwemmungsgebieten besonders in der Weseraue, an der Lenne, dem Forstbach und dem Bever- bach - entsprechend dem Stand der wasserwirtschaftlichen und ökologi- schen Erkenntnisse - zu vermeiden oder durch neue, zusätzlich wirksame, naturnahe Retentionsräume auszugleichen.

530 R 3.9.3 02 2 Für die Weser und ihre Zuflüsse ist zur Sicherung und Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Situation im Regionalen Planungsraum eine län- derübergreifende Konzeption einer wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung anzustreben, mit Berücksichtigung von Hochwasserschutz, Wassermengen- situation und Bewirtschaftung wie Wassergüte.

531 R 3.9.3 02 3 Im Regionalen Planungsraum sind kleinräumig besonders im Lenne-, Forst- bach-, Eberbach- und Wispetal der Bedarf und die Möglichkeit zur Anlage von periodisch in Anspruch zu nehmenden Rückstauflächen zum Abflussaus- gleich oder auch zur Anlage von Auelandschaftsbiotopen zu prüfen.

532 C 3.9.3 03 Bei Maßnahmen des Hochwasserschutzes sind insbesondere die Belange der Siedlungsentwicklung, des Fremdenverkehrs und der Erholung sowie des Natur- schutzes und der Landschaftspflege soweit wie möglich zu berücksichtigen und die Entwicklung naturnaher Gewässer zu fördern.

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533 R 3.9.3 03 Bei Maßnahmen zum Erhalt der naturnahen Fließgewässer, der Ufersicherung und zum Hochwasserschutz sind, besonders in Vorsorgegebieten und Vor- ranggebieten für Natur und Landschaft, frühzeitig landespflegerische Ge- sichtspunkte für die Gestaltung der Maßnahmen und ihre Umweltverträglich- keit zu erörtern.

534 C 3.9.3 04 Der weiteren Einengung der natürlichen Überschwemmungsgebiete ist entgegen- zuwirken. Abflussverschärfungen sind zu vermeiden; die Bedingungen für das Ver- sickern der Niederschläge sind soweit wie möglich zu verbessern.

535 R 3.9.3 04 1 Auf der Oberweser ist ein ausreichender Wasserstand aus Gründen der Schifffahrt und des Tourismus zu sichern.

536 R 3.9.3 04 2 Grenzen von gesetzlichen und natürlichen Überschwemmungsgebieten der Weser, von Teilbereichen von Lenne, Spüligbach (Halle) und Forstbach soll- ten zum Schutz der Allgemeinheit baldmöglichst neu festgesetzt bzw. darge- legt werden.

537 R 3.9.3 04 3 Bei beabsichtigten, nicht vermeidbaren Einengungen von natürlichen Ab- flussgebieten sind Ersatzräume zu schaffen.

538 R 3.9.3 04 4 In Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft sind Maßnahmen zur Verände- rung des Boden-Wasserhaushaltes oder ihrer Auswirkung in Randbereichen nur im Einvernehmen von Wasserwirtschafts-, Naturschutzbehörden und Gemeinden durchzuführen. In bestehenden und geplanten Vorrang- gebieten für Natur und Landschaft sind sie grundsätzlich zu vermeiden.

539 R 3.9.3 04 5 Aus Gründen der Ufersicherung und zur Erhaltung und Förderung der ökolo- gischen Funktion der Wasser-Uferbereiche sind künstliche Einfassungen, vor allem an Fließgewässern, und Einengungen von Abflusstälern nur unter ge- meinsamer Berücksichtigung von umweltverträglichen wasserbaulichen und landespflegerischen Maßnahmen zuzulassen (einschl. standortgerechter Be- pflanzung). Ein Rückbau sollte geprüft werden. Die Festlegungen gelten nicht für die Bundeswasserstraße Weser.

540 R 3.9.3 04 6 Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen an Weser, Forstbach, Lenne und Wispe sind von jeder baulichen Veränderung möglichst freizuhalten. Ei- ne Inanspruchnahme kommt nur bei Nachweis von neu geschaffenen Reten- tionsflächen in Betracht.

541 R 3.9.3 04 7 Die bestehenden, aber in Überarbeitung befindlichen, Überschwemmungsge- bietsgrenzen sind als vorübergehendes Vorsorgegebiet in der Beikarte 1:100.000 kenntlich gemacht und zu berücksichtigen sowie nach Abschluss der grundstücksbezogenen Festlegungsverfahren als Vorsorgegebiet ent- sprechend anzupassen.

3.10 Abfallwirtschaft

3.10.0 Abfallwirtschaft allgemein

542 C 3.10.0 01 Abfälle sind zu vermeiden. Abfälle, die nicht vermieden, vermindert oder verwertet werden können, sind nach dem Stand der Technik möglichst schadlos zu behan- deln und möglichst gefahrlos abzulagern.

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543 R 3.10.0 01 2 Möglichkeiten der Rohstoffrückgewinnung aus Abfällen sind den Abfallgrup- pen entsprechend laufend auf ihre Anwendung bei der Sammlung und Ver- wertung im Regionalen Planungsraum zu prüfen und ggf. zu fördern, um die zu entsorgenden Mengen zu reduzieren.

544 R 3.10.0 01 3 Möglichkeiten der Abfallverwertung sind vor allem im überwiegend landwirt- schaftlich orientierten Bereich zu fördern.

545 C 3.10.0 02 Anlagen zur Verwertung, Behandlung und Ablagerung von Abfällen sind im Rah- men integrierter Entsorgungskonzepte, ggf. über den Zuständigkeitsbereich ent- sorgungspflichtiger Körperschaften hinaus, zu planen; sie sollen sich zur Minimie- rung der Transportwege an Anfallschwerpunkten orientieren.

546 R 3.10.0 02 1 Für den Umschlag von Abfällen ist ein Standort möglichst im Müllschwer- punkt zu verfolgen.

547 C 3.10.0 03 In allen Teilen des Landes ist nach Art und Menge des anfallenden Abfalls aus- reichende Standortvorsorge für Abfallentsorgungsanlagen zu treffen.

Günstige natürliche, überwiegend hydrogeologische Standortvoraussetzungen für Anlagen zur Ablagerung von Abfällen - Deponien - sind bei allen raumbedeut- samen Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen.

Im Hinblick auf die erforderliche artspezifische Entsorgung sind sowohl obertägige als auch untertägige Ablagerungsmöglichkeiten zu schaffen. Für die obertägige Ab- lagerung sowohl für Siedlungsabfall als auch für Sonderabfall sind insbesondere Tongesteinsformationen mit geringer Gebirgsdurchlässigkeit, für die untertägige Ablagerung von Sonderabfällen insbesondere Hohlräume im Salzgestein (aufge- lassene Salzbergwerke, Aussolung von Kavernen) zu nutzen.

548 R 3.10.0 03 1 Zur langfristigen Absicherung der Restabfallentsorgung im Regionalen Pla- nungsraum sind im Bedarfsfall technische Verfahren und flächenbezogene Untersuchungen für jeweils umweltverträgliche, geeignete Standorte, ggf. auch gebietsübergreifend, zu verfolgen.

549 R 3.10.0 03 2 Bauschutt und Bodenaushub sind vorrangig wiederzuverwerten. Die nicht verwertbaren Mengen sind an den festgelegten Standorten unter Beachtung der Umweltverträglichkeit fortlaufend kontrolliert abzulagern.

550 R 3.10.0 03 3 Als Bauabfalldeponien werden gegenwärtig betrieben und sind damit festge- stellt: Bodenwerder-Kemnade, Delligsen, Derental. In Holzminden und künftig bei Lobach werden Bodendeponien betrieben. Eine Reduzierung der Standortzahl ist aus betriebswirtschaftlichen und tech- nischen Gründen vorgesehen.

551 C 3.10.0 04 Standorte der Abfallentsorgung sind an das regionale Verkehrsnetz anzubinden.

552 R 3.10.0 04 Beim Abfalltransport sind Emissionsbelastungen in Siedlungsbereichen durch geeignete Transportwegewahl und technische Maßnahmen möglichst gering zu halten.

553 C 3.10.0 05 Deponien sind landschaftsgerecht einzubinden; hierzu gehören insbesondere ein ausreichender Sichtschutz und die abschnittsweise Beschickung der Deponie.

554 C 3.10.0 06 ... In den Häfen sind Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Entsorgung zu schaffen.

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3.10.1 Siedlungsabfall, Sonderabfall

556 C 3.10.1 01 Vorrangstandorte für Siedlungsabfalldeponien sind in ausreichender Zahl und Grö- ße in den Regionalen Raumordnungsprogrammen festzulegen.

557 R 3.10.1 01 1 Zur langfristigen Absicherung ist Wickensen (nach einem Raumordnungsver- fahren) als Vorrangstandort für Siedlungsabfall und Stadtoldendorf als Klär- schlamm-Zwischenlager weiterhin festgelegt. Vor der Deponierung von Bio- abfällen ist vorrangig deren Verwertung zur Gewinnung regenerativer Ener- gien anzustreben, ggf. in Kombination mit der Landwirtschaft (z.B. Gülle) oder mit Abwasserreingungsanlagen (z.B. über einen Faulturm).

558 C 3.10.1 02 Für Siedlungsabfalldeponien geeignete Standorte in Gebieten mit dafür geeigneten Standortvoraussetzungen sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorrangstandorte zu sichern. ...

559 C 3.10.1 03 ... Für die untertägige Ablagerung von Sonderabfällen sind Kavernen und aufgelasse- ne Bergwerke im Salzgestein vorzusehen. Für Massenabfälle, die nicht gemeinsam mit Siedlungsabfällen entsorgt werden können, sind obertägige Deponien auf dafür geeigneten geologischen Formationen einzurichten oder ebenfalls aufgelassene Bergwerke zu nutzen.

560 R 3.10.1 03 Die Nutzung von überwiegend unterirdischen Hohlräumen im Regionalen Planungsraum für mögliche Ablagerungen ist nach den geologischen Be- sonderheiten zu erkunden und auf Gefahren bzw. Risiken gegenüber einer Wassergefährdung hin zu prüfen.

3.10.2 Altlasten

561 C 3.10.2 01 Altlasten, die sowohl aus Altablagerungen als auch aus Altstandorten entstanden sein können - einschließlich militärischer Altlasten - sind zu erfassen, hinsichtlich ih- res Gefährdungspotentials zu bewerten und gegen Gefährdung der Umwelt dauer- haft zu sichern oder - soweit technisch möglich und vertretbar - zu sanieren.

562 R 3.10.2 01 Die Untersuchung erkannter Altablagerungen auf ihr Gefährdungspotential ist über die zurzeit laufenden Untersuchungen weiterzuführen, wenn Vorsor- gegebiete oder Vorranggebiete für Trinkwassergewinnung betroffen sein können (dies gilt auch für Bahngelände etc.).

563 C 3.10.2 02 Definierte regional bedeutsame Altlastfälle, die sich auf die raumstrukturelle Ent- wicklung auswirken, sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen darzustel- len.

564 R 3.10.2 02 Bei der Bauleitplanung sind Gebiete mit flächenhaft schädlichen Boden- veränderungen nach Ausweisung von Bodenplanungsgebieten von Bebau- ungen freizuhalten. Über die Bebaubarkeit von einzelnen altlastenverdäch- tigen Flächen ist im Einzelfall zu entscheiden.

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3.11 Katastrophenschutz, Verteidigung

3.11.1 Katastrophenschutz, zivile Verteidigung

565 C 3.11.1 01 Für Katastrophenfälle und für den Verteidigungsfall sind wirksame Vorsorgemaß- nahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt zu treffen.

566 R 3.11.1 01 Die Kooperation des Katastrophenschutzes der angrenzenden Landkreise sollte auch über Landesgrenzen hinweg weiter verbessert werden. Sonder- abwehrpläne sollten für die besonderen Gefahren im Grenzbereich dreier Länder, die durch Hochwasser, Waldbrand und die Ereignisse bei Kernkraft- werken, auf grenznahen klassifizierten Straßen und Eisenbahn-Strecken ent- stehen können, aufgestellt werden.

567 C 3.11.1 02 Zur Sicherung der Trinkwasser- und Energieversorgung sind Verbundnetze zu stärken. Für die lokale Wasserversorgung sind Brunnen zur unabhängigen Notver- sorgung zu sichern.

568 R 3.11.1 02 Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit in der allgemeinen öffent-lichen Trinkwasserversorgung ist eine flächendeckende Notversorgung durch be- sondere Verbundmaßnahmen der Träger der Wasserversorgung anzustreben.

569 C 3.11.1 03 Anlagen und Nutzungen, von denen Gefahren für die Gesundheit der Menschen und für das Gleichgewicht des Naturhaushalts ausgehen können, sind so zu lokali- sieren und mit technischen Maßnahmen zu sichern, dass das Restrisiko auf den geringstmöglichen Stand abgesenkt wird. Entsprechende Katastrophenschutzmaß- nahmen sind zu treffen. Ausreichende Abstandsflächen zu Siedlungsbereichen, insbesondere zu Wohngebieten und öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Kran- kenhäuser, Altenheime, sind zu schaffen und zu erhalten.

Soweit auf Tiefflugübungen bestanden wird, sind die Fluggebiete so zu wählen, dass Anlagen mit hohem Gefahrenpotential und größere Siedlungsbereiche davon ausgenommen sind.

570 C 3.11.1 04 Der Transport gefährlicher Güter ist möglichst auf die Schiene zu verlagern. Sied- lungsbereiche sind möglichst zu meiden.

571 R 3.11.1 04 1 Dafür sind die notwendigen Anschlussgleise im Regionalen Planungsraum zu sichern.

572 R 3.11.1 04 2 Soweit der Transport über die Schiene nicht möglich ist, sind Straßen nach der Allgemeinverfügung zur Fahrwegbestimmung für die Beförderung gefähr- licher Güter zu nutzen.

3.11.2 Militärische Verteidigung

573 C 3.11.2 01 Die Belange der militärischen Verteidigung sollen mit den Zielen zur Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes und seiner Teilräume in Einklang gebracht werden.

573a R 3.11.2 01 Die Standorte der Bundeswehr in Holzminden und Stadtoldendorf sollten er- halten werden.

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574 R 3.11.2 01 Besondere infrastrukturelle Projekte im Zusammenhang mit Truppenunter- künften sollten auf ihre Mitbenutzung durch die Zivilbevölkerung geprüft werden.

575 C 3.11.2 02 Die Nutzung militärischer Flächen soll im Zusammenhang mit dem Abrüstungspro- zess und der Truppenkonversion im Hinblick auf raumstrukturell verträgliche und entwicklungsfördernde Folgenutzungen überprüft werden. Dies gilt auch im Hinblick auf den Rückbau nicht mehr für Verteidigungszwecke benötigter militärischer Anla- gen. Die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Nachteile der Truppenreduzierung und des Abrüstungsprozesses sind durch geeignete Maßnahmen auszugleichen. Flächenbedarf für Verteidigungszwecke ist vorrangig mit vorhandenen militärisch genutzten Liegenschaften abzudecken.

576 R 3.11.2 02 In geeigneter Form sollte auch die Konversion aufgegebener oder noch auf- zugebender Sonderbauten und -flächen außerhalb von Standorten betrieben werden (Depots etc.).

577 C 3.11.2 03 Durch militärischen Flug-, Übungs- und Manöverbetrieb bedingte Belastungen der Bevölkerung und der Umwelt sind möglichst gering zu halten. Lärmbelastungen sol- len sich auf die festgelegten Lärmbereiche um militärische AnIagen beschränken und die übrigen Siedlungsbereiche sowie empfindliche Natur- und Landschaftsteile nicht beeinträchtigen. Bei bestehenden Anlagen und vorhandenen Geräten sind die technisch möglichen Lärmschutzmaßnahmen umgehend zu installieren.

578 R 3.11.2 03 1 Die Lärmbelastungen durch Tiefflüge über dem Regionalen Planungsraum und Siedlungs- und Kurbereichen sowie anderen wesentlichen Erholungsge- bieten sind so gering wie möglich zu halten.

579 R 3.11.2 03 2 Bei der Planung und Durchführung von Manövern im Vorsorgegebiet für Trinkwassergewinnung und im Vorranggebiet für Trinkwassergewinnung des Regionalen Planungsraumes ist dem Schutz des Grundwassers besondere Bedeutung zuzumessen.

580 R 3.11.2 03 3 Im Regionalen Planungsraum sind eine Reihe militärischer Anlagen mit und ohne Schutzbereich vorhanden, durch die teilweise auch die Nutzung der Umgebung eingeschränkt wird. Diese Anlagen sowie solche geplanten militä- rischen Anlagen, zu denen die Landesregierung bereits abschließend Stel- lung genommen hat, sind den Planungsbehörden im Einzelnen bekannt und müssen bei raumbeanspruchenden und raumbeeinflussenden Maßnahmen berücksichtigt werden, auch wenn sie in der Zeichnerischen Darstellung nicht enthalten sind.

581 R 3.11.2 03 4 Bei der Vorbereitung und Durchführung von Manövern sollten die Vorsorge- gebiete für Natur und Landschaft und Vorsorgegebiete für Erholung ge- schont werden. Die Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind grundsätz- lich auszusparen.

582 R 3.11.2 03 5 Für den Transport von Manöverfahrzeugen sollte vorrangig der Schienenweg genutzt werden.

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Erläuterungen

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden

Inhalt

Allgemeine Einführung 1 Zu den Grundzügen der Planungskonzeption 2

1 Entwicklung der räumlichen Struktur 3 1.2 Entwicklung der Regionen 14 1.3 Ländliche Räume 17 1.4 Ordnungsräume 18 1.5 Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schutz siedlungsbezogener Freiräume 18 1.6 Zentrale Orte 29 1.7 Naturräume 33 1.8 Vorranggebiete und Vorrangstandorte 39 1.9 Vorsorgegebiete 43

2 Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen 45 2.0 Umweltschutz allgemein 46 2.1 Naturschutz und Landespflege 47 2.2 Bodenschutz 58 2.3 Gewässerschutz 59 2.4 Luftreinhaltung, Lärm- und Strahlenschutz 60 2.5 Schutz der Erdatmosphäre, Klima 61 2.6 Schutz der Kulturlandschaft 62

3 Nutzung und Entwicklung natürlicher und raumstruktureller Standort- voraussetzungen 64 3.0 Umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung der Wirtschaft 64 3.1 Gewerbliche Wirtschaft 74 3.2 Landwirtschaft 82 3.3 Forstwirtschaft 89 3.4 Rohstoffgewinnung 100 3.5 Energie 111 3.6 Verkehr und Kommunikation 123 3.6.0 Verkehr allgemein 125 3.6.1 Öffentlicher Personennahverkehr 126 3.6.2 Schienenverkehr 132 3.6.3 Straßenverkehr 134 3.6.4 Schifffahrt 143 3.6.5 Luftfahrt 145 3.6.6 Fußgänger- und Fahrradverkehr 146 3.6.7 Information und Kommunikation 148 3.7 Bildung, Kultur und Soziales 149 3.8 Erholung, Freizeit, Fremdenverkehr 153 3.9 Wasserwirtschaft 159 3.9.0 Wasserwirtschaft allgemein 163 3.9.1 Wasserversorgung 168 3.9.2 Abwasserbehandlung 175 3.9.3 Küsten- und Hochwasserschutz 176 3.10 Abfallwirtschaft 181 3.10.0 Abfallwirtschaft allgemein 183 3.10.1 Siedlungsabfälle, Sonderabfall 185 3.10.2 Altlasten 186 3.11 Katastrophenschutz/Verteidigung 187 3.11.1 Katastrophenschutz/Zivile Verteidigung 187 3.11.2 Militärische Verteidigung 187

Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Allgemeine Einführung

Der Übergang zu einer dauerhaften existenzfähigen Gesellschaft erfordert den sorgfältigen Ausgleich zwischen langfristigen und kurzfristigen Zielvorstellungen; der Nachdruck muss auf ausreichende Versorgung, gerechte Verteilung und Le- bensqualität und weniger auf Produktionsausstoß gelegt werden. Gefragt sind Rei- fe, partnerschaftliches Teilen und Weisheit, wie es bei Meadows u.a. "Neue Gren- zen", S. 13 heißt, zitiert von E.U. von Weizsäcker u.a. in "Faktor vier", Knaur 77286, München, Dezember 1997 t. Dies wird als eine an Bedingungen gebundene War- nung zu verstehen sein.

Im Rahmen der Ziele des Weltumweltgipfels in Rio de Janeiro 1992 wurde festge- legt, dass Bedürfnisse und Spielräume jeder Generation, besonders der zukünfti- gen, gestaltbar sein sollen. Nähert man sich aber der Frage, wie die Bedürfnisse der heute agierenden Interessengruppen befriedigt werden können, ohne die Be- friedigung der Bedürfnisse späterer Generationen zu gefährden, sollte bedacht werden, dass unsere heutigen Bedürfnisse nur schwer transparent zu machen sind im komplexen Netz des Lebensraumes Welt und dass wir uns hüten sollten, mit unseren Maßstäben alle Bedürfnisse künftiger Zeiten abklären zu wollen (z.B. bei Rohstoffbedarf, bei Wirkung von Klimaveränderungen, dem Wert natürlicher Vielfalt etc.). Zudem dürfen dann insbesondere die Themenbereiche Bevölkerungszahl, - dichte und -struktur sowie Lebensstile der Bevölkerung nicht ausgeklammert wer- den.

Das RROP für den Landkreis Holzminden muss den veränderten gesellschaft- lichen, wirtschaftlichen und räumlichen Rahmenbedingungen der regionalen Ent- wicklung angepasst werden. Die Folgen der deutschen Wiedervereinigung, der Prozess der europäischen Integration, die freiwillige Zusammenarbeit in Süd- niedersachsen, die Finanzsituation, die Auswirkungen der Regionalisierung im Ver- kehrsbereich, der Rückzug der Landwirtschaft, die Fertigstellung und Anwendung des Landschaftsrahmenplanes für den Landkreis Holzminden (LRP), die zuneh- mende Konzentration öffentlicher und privater Einrichtungen in den Ballungsgebie- ten - außerhalb der ländlichen Räume wie die Veränderungen in den Standards bei Infrastrukturen aller Art - beeinflussen die Entwicklung der Region in starkem Maße. Die Neuaufstellung des RROP hat insbesondere die Veränderung folgender Rah- menbedingungen mit Auswirkung auf die Region zu beachten:

− die Bevölkerungs- und Haushaltsstrukturentwicklung sowie die Veränderung der Altersstruktur, − den wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Strukturwandel, − die Mobilitätsentwicklung von Personen und Gütern, − die Neuorganisation vieler staatlicher, kommunaler und privatisierter Aufgaben- felder, − den Umgang mit verschiedenen Rohstoffen in der Region, − die Veränderungen von Standortanforderungen und beim Fremdenverkehr, − die Sicherung von Handlungs- und Entscheidungsspielräumen für die nach- folgenden Generationen, − die Auswirkungen der Regionalisierungsdiskussion, die einerseits von oben nach unten zur Verschiebung von Lasten und Pflichten ohne gleichzeitige Be- trachtung von dazugehörigen Rechten erfolgt und andererseits von unten nach oben immer mehr Abstimmungsbedarf und konfliktregelnde Mechanismen her- ausfordert,

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

− die Einführung eines regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) als Basis der Förderung nach der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur" wird Teilaspekte des RROP beinhalten und sich auf die inhaltli- che Ausgestaltung des RROP mehr oder weniger stark auswirken. Der Regionalverband Südniedersachsen wird an einem derartigen Konzept ar- beiten, − die Belastung und Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Zu den Grundzügen der Planungskonzeption

Auf der Grundlage des LROP 94, des gültigen RROP 90 und unter Berücksichti- gung veränderter Rahmenbedingungen ergeben sich folgende allgemeine Pla- nungsabsichten:

"Ordnungsräume" und "ländliche Räume", zu letzteren gehört der Landkreis Holz- minden, sollen gleichrangig zur Entwicklung des ganzen Landes beitragen. Die Ver- flechtung zwischen diesen Teilräumen soll verbessert und gefördert werden. Die Landesregierung will mit der Neuaufstellung des LROP die Voraussetzungen für die nachhaltige Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie einen umwelt- und sozialverträglichen Strukturwandel schaffen. Unter Beibehaltung der bisherigen Grundkonzeptionen sollen die ökologischen Zielsetzungen sachlich differenziert und mit stärkerem Gewicht versehen werden. Wirtschaftliche und soziale Zielset- zungen sollen unter Beachtung arbeitsmarktorientierter infrastruktureller Gesichts- punkte mit ökologischen Erfordernissen ausgewogen verknüpft werden.

Nach den Vorgaben des LROP 94 ist ein RROP für das Kreisgebiet Holzminden aufzustellen, das Voraussetzungen für eine umweltgerechte und zukunftsgerichte- te, nachhaltige Entwicklung erhalten und ermöglichen soll. Dabei sollen strukturell verflochtene Räume grenzübergreifend begriffen und in geeignete Formen der Kooperation einbezogen werden können.

Der wirtschaftliche Strukturwandel, die Wiedervereinigung, die EU-Integration und die zurzeit erkennbare Konzentrationstendenz in Ballungsgebieten stellen Heraus- forderungen dar, auf die die Region mit der Weiterentwicklung und Profilierung ihrer Standortqualitäten reagieren muss. Dazu gehören einerseits die Berücksichtigung der veränderten Anforderungen der Wirtschaft an Flächen- und Infrastrukturange- bote, andererseits die enge Verknüpfung von Wirtschaftsförderung, Forschungs- und Entwicklungsangeboten, Qualifizierungsangeboten sowie der standortgerech- ten Wohnstätten- und Naherholungsplanung im Sinne sogenannter weicher Stand- ortfaktoren. Ziel ist die Sicherung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Region einschließlich der Beschäftigungssituation von Frauen und Männern ver- schiedener Arbeitsgruppen.

Die Weiterentwicklung der Raum- und Siedlungsstruktur ist wichtiger Bestandteil einer Verbesserung der Standortqualität der Region. Die schwerpunktmäßige Sied- lungsentwicklung soll auf die zentralörtlichen Standorte ausgerichtet werden. Ne- ben dem Oberzentrum und den Mittelzentren können und sollen auch Gemeinden mit grundzentraler Funktion unter bestimmten Voraussetzungen (Lage, Erschlie- ßung, Infrastrukturausstattung etc.) Schwerpunktaufgaben für die Sicherung und Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten übernehmen.

In ländlichen Räumen sind Siedlungsstrukturen und Infrastrukturen bedarfsgerecht zu gestalten und weiter zu entwickeln. Dabei spielt der anhaltende Strukturwandel eine wesentliche Rolle. Die Stärkung der zentralörtlichen Funktionen wird hier vor- rangig zu beachten sein.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Für eine zukunftsorientierte Region sind das Bildungs- und Ausbildungswesen, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie eine angemessene Angebots- qualität im kulturellen und sozialen Bereich von besonderer Bedeutung.

Sicherung und Verbesserung der Lebensbedingungen, Schutz der Ressourcen und Erhaltung von Entscheidungsspielräumen für spätere Generationen werden Ziel bleiben.

Eine stärkere Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben soll, wo mit Mitteln der Raumordnung möglich, gefördert werden. Regionalplanerische Mittel, beispielswei- se zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Arbeits-, Wohn-, Freizeit- und Versor- gungsstandorten, können in diesem Sinne eingesetzt werden. Frauenspezifische Aspekte sind bislang noch nicht in geschlossenen Planungsansätzen auf allen Ebenen entwickelt. Die Landesregierung wird diesen Aspekt so lange pointiert als Zielsetzung verfolgen, bis die Integration gelungen ist.

Angesichts des wachsenden Verkehrsaufkommens - insbesondere im Straßenver- kehr - mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt, in Beobach- tung der schwieriger werdenden Sicherung und Unterhaltung verschiedenster Inf- rastrukturen in dünn besiedelten, ländlichen Räumen, ist im Sinn einer vorsorgen- den und koordinierenden Raumplanung besonderes Gewicht auf die Steuerung der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung zu legen.

Dies bedeutet insbesondere, dass der Zusammenhang zwischen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung auch in ländlichen Räumen von Bedeutung mit der Umset- zungsmöglichkeit "kurzer Weg" zu prüfen ist.

1. Entwicklung der räumlichen Struktur

Zu 2 Bevölkerungsentwicklung

Im Erläuterungsbericht des Regionalen Raumordnungsprogrammes 1990 (RROP 90) war davon auszugehen, dass die Bevölkerungszahl im Landkreis Holzminden zurückgehen wird. Die glückliche Wende zur Einheit Deutschlands und die Verän- derungen in den Beziehungen zu den osteuropäischen Ländern hat diesen zeitwei- ligen Trend teilweise umgekehrt. Neue Zahlen lassen eine erneute Wendung er- kennen. Die Entwicklung der Bevölkerungszahl wird im Landkreis Holzminden überdeutlich durch die Altersstruktur beeinflusst. Zwischen Ende 1988 und Ende 1997 wuchs die Zahl der Einwohner um rd. 3.900 oder 4,9% in 9 Jahren auf 83.008 (1939 lebten im gleichen Gebiet 61.100; 1950 105.000 ; 1961 - 90.200 Einwohner); hierzu gesonder- ter Tabellenband. Die Entwicklung im Land Niedersachsen lag für den gleichen Zeitraum dagegen bei plus 9,1 %.

Natürliche Entwicklungen und Altersstruktur In diesen 9 Jahren wurden im Landkreis Holzminden rd. 6.600 Kinder geboren. Es starben aber im Kreisgebiet 8.900 Menschen aller Altersgruppen; hierzu Tabelle 2 und 3. Hier liegt ein wesentlicher Aspekt der Bevölkerungsentwicklung. Die Einstel- lung zur Familie und zum Kind hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, stark verändert und stagniert seit Jahren im Bundesgebiet. Wenn jetzt die Zahl der Geborenen steigt, ist dies weitgehend abhängig von dem heutigen Elternjahrgang, der um 1961 geboren wurde. Im Vergleich: 1961 wurden max. im Landkreis 1.537 Geborene gezählt, dieses sind fast doppelt so viel Gebo- rene wie 1997 mit 879 - rd. 57 %; hierzu gesonderter Tabellenband.

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Die Zahl der Geborenen reicht nicht aus, um die Bevölkerungszahl im Regionalen Planungsraum oder im Bundesgebiet zu stabilisieren. Trotz der steigenden allge- meinen Lebenserwartung wird weiterhin mit einer relativ anhaltend hohen Zahl von Sterbefällen zu rechnen sein, da die Geburtsjahrgänge, die besonders stark unter den Kriegswirren der Weltkriege gelitten haben, nun in der Alterspyramide durch ih- re starken Kinderjahrgänge, die Eltern der heutigen Elterngeneration, abgelöst wer- den. Die Geburtenfreudigkeit, die sich in unterschiedlich starken Geburtsjahrgän- gen im Laufe eines Lebensbaumes widerspiegelt, hat einen grundsätzlich durch- schlagenden Einschluss auf Erhalt, Stabilisierung, Rückgang oder Wachstum einer Bevölkerung in einem bestimmten Gebiet. Im Landkreis Holzminden wurden 1961 (heutiger Gebietsstand) 17 Geborene je 1.000 Einwohner erfasst, 1989 = 9 Gebo- rene je 1.000 Einwohner erreicht. Diese Zahl stieg 1997 auf 11. Beide Werte rei- chen nicht für ein Wachstum der Bevölkerung ohne Zuwanderung. Die entspre- chenden Landeswerte liegen jedoch bei 11 Geborenen je 1.000 Einwohnern für beide Zeitabschnitte.

Die jetzt für einen begrenzten Zeitraum vorhandenen und zu erwartenden stärkeren Geburtsjahrgänge machen sich in der Altersgliederung der unter 5-Jährigen sowohl in der Zunahme wie in der Abnahme bemerkbar. Dennoch liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung unter dem Landesdurchschnitt. Weit über dem Landesschnitt liegen die Anteile der über 65-jährigen Einwohner beider Geschlechter. Bei der weitgehend voll im Berufsleben stehenden Altersgruppe der 20 bis unter 60 Jahre alten Einwohner werden zurzeit die Zahlen geringer, da die starken Geburtsjahr- gänge der 30er Jahre langsam aus dieser Altersgruppe herauswachsen; hierzu Ta- bellenband.

Vor mehr als 140 Jahren lag der Anteil der Jugend unter 20 Jahren an einer, wenn auch wesentlich kleineren Bevölkerung von rd. 38.840 Einwohnern, bei fast 1/3 der Bevölkerung. Zudem waren eine hohe Säuglingssterblichkeit und eine geringe Le- benserwartung zu berücksichtigen. 1996 ist dieser Anteil bei einer sehr viel geringe- rer Säuglingssterblichkeit und der gewachsenen Lebenserwartung für alle auf fast 1/5 der Bevölkerung zurückgegangen.

Wanderungen Eine andere Entwicklung gibt es bei den Wanderungen; s. hierzu gesonderter Ta- bellenband. Von Ende 1988 bis Ende 1997 Jahren zog es 40.338 Menschen über die Kreisgrenze in den Landkreis Holzminden. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl En- de 1997 wären dies fast 49 % oder bald jeder zweite Einwohner! Im gleichen Zeit- raum verließen jedoch auch 40.305 Menschen das Kreisgebiet. Den Gründen hier- für kann nicht weiter nachgegangen werden. Im gleichen Zeitraum hat sich auch ei- ne Veränderung für die Gemeinden ergeben. Mehr als 10.000 Menschen sind im Kreisgebiet umgezogen (setzt man hier Wanderungsfälle mit Personen gleich). In Verbindung mit diesen Zahlen sind der Rückgang der Wohnungsbelegung und ein unterschiedliches Wachstum der einzelnen Gemeinden im Landkreisgebiet ver- ständlicher zu machen.

Rechnet man Zu- und Fortzüge als Kennzeichnung der räumlichen Mobilität auf 10.000 Einwohner als vergleichbaren Kennwert zur Geburtensituation, so liegt die- se Quote 1989 im Landkreis Holzminden bei 1.239 und 1997 bei 1.196 Mobilitäts- fällen (Landeswert für den vergleichbaren Zeitraum 1.603 bzw. 1.453 (1996)). Vor der Wende lagen diese Zahlen unter 1.000 Umzügen über die Gemeinden bzw. Landesgrenzen.

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Hohe Zu- und Fortzugswerte beinhalten nur relativ kleine Gewinne oder Verluste. Die zahlenmäßig stärksten Zu- und Fortzüge sind den Altersgruppen der 20- bis un- ter 30-Jährigen zuzuordnen Leider ist in diesem Bereich der Phase von Aus- bildungsabschluss und Arbeitsaufnahme im Landkreis die Bilanz der Zu- und Fort- züge seit Jahren eher negativ.

Sowohl in der "Elterngruppe" der 25- bis unter 45-Jährigen und der zugehörigen "Kindergruppe" der unter 17-Jährigen zeigte sich 1989 bis 1990 in der deutschen Bevölkerung ein inzwischen wieder zurückgegangener Einfluss aus den neuen Bundesländern. Wanderungsgewinne entstehen überwiegend durch Nicht- erwerbstätige. Zu bedenken ist, dass neben Einzelpersonen auch Familien an der Wanderung beteiligt sind.

Wanderungen stellen einen Austausch von Menschen aus dem Landkreis Holzmin- den und der Umgebung sowie der übrigen Welt dar. Diese Bewegungen sind durch persönliche Gründe, unterschiedlich attraktive Wohnlagen, durch die Verteilung und Verfügbarkeit der Arbeitsplätze, aber auch durch geschichtliche Ereignisse 1 als Auslösefaktoren beeinflusst. Im Zeitablauf der letzten Jahre hat sich dabei folgen- des Bild der wichtigsten Austauschräume entwickelt: Im Nahbereich besteht der in- tensivste Austausch mit dem Kreis Höxter. Hier deutet sich die enge Verflechtung um die Mittelzentren Holzminden und Höxter mit den jeweilig grenzüberschreiten- den Einzugsbereichen im anderen Bundesland an. Aus der Darstellung der Bilan- zen ist zu entnehmen, dass bei eigentlich hohen Zu- und Fortzugswerten in der Re- gel nur geringe Bilanzergebnisse auftreten. Dies gilt jedoch nicht für den Austausch mit dem Ausland (für die Jahre 1994 und 1995 dürfte die in Tabellen hohe Zahl von Umzügen gegenüber dem Landkreis Göttingen durch die Bedeutung des Lagers Friedland zu erklären sein). Bei den Wanderungen mit dem Ausland zeigen sich die Veränderungen im Asylbereich auch in den Zahlen der Zuzüge sowie in der Bilanz. Die nüchterne Darstellung von Zahlen kann jedoch nicht im Geringsten die Verän- derungen der Sozialstruktur in der Bevölkerung aufzeigen oder den dahinter ste- henden Menschenschicksalen nachgehen.

Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung im Kreisgebiet ist von 3,7 % im Jahre 1988 auf 5,4 % im Jahre 1996 gestiegen. Die Verteilung in den Gemeinden stellt sich stark unterschiedlich dar. Wenngleich in der Ausländerstatistik sehr viele Aus- länder aufzuzeigen wären, stellen Einwohner mit türkischer Nationalität den größten Teil von 1988 mit 45,3 % bis 1996 mit 42,0 %.

Bevölkerungsprognosen

Die Bevölkerung im Landkreis Holzminden wird künftig wohl zurückgehen.

Im Land Niedersachsen und im Bundesgebiet wird immer wieder versucht, aus dem Bestand umfangreicher Daten der Bevölkerungsentwicklung auf die Zukunft zu schließen. Zurzeit ist Basis immer noch die sog. 7. koordinierte Bevölkerungsprog- nose mit verschiedenen Variationen in Niedersachsen. Dabei ist die Entwicklung der Geburtenfreudigkeit nach wie vor allenfalls stabil, aber nicht ausreichend für den Erhalt des Bevölkerungsbestandes aufgrund der natürlichen Entwicklung. Die Sterblichkeit dagegen ist durch vielerlei Erfolge im Gesundheitswesen eher rückläu- fig, d.h. die Lebenserwartung steigt, wenngleich mit steigendem Lebensalter Prob- leme im dritten Lebensalter zunehmen (Gebrechlichkeit im höheren Alter).

1 hierzu gehören die Folgen der Deutschen Einheit, Zuzugsmöglichkeiten aus östlichen Ländern, Asylgesuche, etc.

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Unklar sind dagegen die Verläufe von Zu- und Fortzügen, wie dies besonders drastisch die Wende und die Entwicklung außerhalb von Deutschland zeigen, Deutschland ist kein ausgesprochenes Einwanderungsland.

Im Rahmen derartiger Annahmen ergibt sich in der Prognose für den Landkreis Holzminden auf der Basis der Bevölkerung vom 01.01.1992 ein Bevölkerungsrück- gang bis zum Jahre 2010 auf 77.068 Einwohner, d.h. ein rechnerischer Rückgang um 6 % (Niedersachsen minus 1,4 %). In dieser Entwicklung reduziert sich der durch die Kriegswirren noch vorhandene Frauenüberschuss von 8 % auf 3,5 % im Jahr 2.010 (Niedersachsen von 5,6 auf 2,0 %).

Die weitere Entwicklung der Bevölkerung - die heute Geborenen werden 2077 erst 80 Jahre alt! - wurde auf der Basis der 8. koordinierten Bevölkerungsprognose in Niedersachsen nicht für die Landkreise weitergerechnet. Sie basiert im gesamten Land auf den Daten des 31.12.1993. Hier werden 2010 in Niedersachsen Werte zwischen einem Wachstum von plus 2,9 % (Variante 1) und plus 5,6 % (Variante 3) errechnet. Bis zum Jahr 2040 erfolgt jedoch nach Variante 1 ein Rückgang um 15 % und nach Variante 3 um 5,1 %. Darin ist u.a. ein Rückgang der Geborenenzah- len zwischen 28 % bis zum Jahre 2010 oder 47 % bis zum Jahre 2040 zu erwarten (Variante 1) oder nach Variante 3 von 25,2 % bis 39,6 %. Dieser Geburtenrückgang ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass - wie oben erwähnt - die geburtenstar- ken Jahrgänge durch immer schwächer werdende Jahrgänge mit kleiner werden- den Wellenbewegungen aus unterschiedlich starken Geburtsjahrgängen abgelöst werden.

· Variante 1 stellt eine pessimistische Variante, die Variante 3 eine optimistische dar. In beiden Varianten wird von gleichbleibendem Rückgang der Binnenwanderung und der Außenwanderung von Deutschen ausgegangen. Die Varianten unterschei- den sich lediglich in der Annahme über die Außenwanderung der Ausländer.

Im gesonderten Tabellenband zeigt sich in ausgewählten Altersgruppen-Werten, wie sich die Prognose des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik auf der Basis 1992 für den Landkreis Holzminden gegenüber dem tatsächlichen Ablauf entwickelt. Im zurzeit verfügbaren "fünften Prognosejahr" zeigen sich je nach Grup- pe unterschiedliche Abweichungen. Die stärkste Abweichung ergibt sich in der jüngsten Altersgruppe. Im Rahmen von Prognosen ist dies mit 2 % Abweichung über fünf Jahre in der komplexen Verflechtung von natürlicher Bevölkerungsbewe- gung und -wanderung jedoch ein sehr kleiner Wert. Um sich dies zu verdeutlichen, eine kleine "theoretische" Rechnung: Im Jahrgangsdurchschnitt wären bei einer durchschnittlichen Jahrgangsbesetzung und knapp 900 "Menschen" 39 "Personen" fehlgerechnet worden; verteilt über alle 32 Gemeinden wohl kein umfassend zu dis- kutierendes Thema. Im Einzelfall kann dieses natürlich anders aussehen. Mit den geringeren Abweichungen in den anderen Altersgruppen und der o.g. Beispielrech- nung sollte eines nur verdeutlicht werden: Mit dem gegenwärtigen Altersaufbau und in der gesellschaftspolitischen wie wirtschaftspolitischen Situation des Kreisgebie- tes muss bei gleichbleibenden außen- und innenpolitischen Rahmenbedingungen mit einem erneuten Rückgang der Bevölkerung gerechnet werden.

Wie sich diese Entwicklung für die Gemeinden des Landkreises im Einzelnen dar- stellen könnte, ist nicht vorhersehbar. Im Zuge der Entwicklung verschiedener Märkte und der unterschiedlichen Altersstrukturen, aber auch von Wohn- und Arbeitsplatzstrukturen, kann dies die kleineren Gemeinden und Ortsteile - ohne be- sondere Attraktivität oder Aktivität - stärker treffen als größere Gemeinden. Hiermit sind Auswirkungen auf die Tragfähigkeit verschiedenster Infrastruktureinrichtungen zu erwarten.

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Die Wandlung des ehemaligen Postamtes, der späteren Postfiliale, im Ortsteil Be- vern - viertgrößter Siedlungsbereich im Landkreis - nun zu einer Postagentur im Jahre 1997 mag ein aktuelles Schlaglicht auf ähnliche Zusammenhänge werfen.

Zur Bevölkerungsentwicklung lassen sich keine gemeindebezogenen Prognosen erstellen. Es lassen sich Trendentwicklungen für den Kreis mit und ohne Einbezug von Wanderungen aufzeigen. Die Einflussmöglichkeiten auf eine Trendveränderung sind hinsichtlich der bevölkerungsstrukturellen Komponente allen Planungsträgern im regionalen Planungsraum weitgehend verschlossen. Wesentliche Basis der regionalen Entwicklung liegt neben den Schätzen und Gü- tern der Landschaft, der Natur und der Topographie in den Lebensperspektiven der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es sollte bewusst sein, dass die Lebenserwartungen zurzeit zwischen 70 und 80 Jahren liegt. Heute geborene Men- schen und deren Nachkommen werden folglich die folgenden rd. drei Generationen weiter mit dem umzugehen verstehen müssen, was die jetzt entscheidenden Gene- rationen ihnen hinterlassen werden. Eine ausgewogene Bevölkerungsverteilung sollte angestrebt werden, um zur Ver- wirklichung der Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen beizutragen. Hierzu ge- hören nicht nur die Auswahl optimal langfristig für alle Altersgruppen nutzbarer, auch kinder-, familien- und umweltfreundlicher Wohnstandorte einschl. des geeig- neten Wohnumfeldes und erreichbarer Arbeits-, Ausbildungs- wie Freizeitbereiche. Auch die Frage der langfristigen Auslastungsmöglichkeiten und Funktionsfähigkei- ten von öffentlichen und privaten Infrastrukturen, Versorgungseinrichtungen und - leistungen spielt eine Rolle - von der täglichen Grundversorgung über Bildungs- und Kulturangebote bis zum öffentlichen Personennahverkehr.

Der Träger der Bauleitplanung wird u.a. diese Faktoren unter Beachtung der Ent- scheidungsfreiheit des Bürgers hinsichtlich der Wohn- und Arbeitsplatzwahl sorgfäl- tig bei der Ausweitung weiterer Bauflächen abwägen müssen und dies in der Be- gründung verdeutlichen.

Eine entsprechende Bodenvorratspolitik der Gemeinden scheint in diesem Zusam- menhang besonders bedeutsam.

Regionale Aussagen zur Entwicklung der Bevölkerung werden im Sinne eines Orientierungsrahmens mit beratender Funktion für notwendig erachtet. Sie stellen eine gezielte Aufforderung dar, sich deutlich mit den Veränderungsvorgängen der Wohnbevölkerung im jeweiligen Planungsraum - als Bestandteil bundesweiter Ent- wicklungen und unter Zugrundelegung der jetzigen überschaubaren Situation im regionalen Planungsraum auseinander zu setzen. Damit sollen die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung und der strukturellen Veränderung (wie z.B. Verände- rungen der Alters- und Haushaltsstrukturen, Tendenzen einer gewissen Überalte- rung) auf verschiedene Politik- und Lebensbereiche aufgearbeitet werden. Die Auswirkungen werden in unterschiedlicher Zeitfolge, räumlicher Wirkung und Inten- sität zu berücksichtigen sein.

Zu 3 Es handelt sich hier besonders um die Entwicklung von Einwohnerzahlen, Woh- nungen, wohnungsnahe Infrastrukturen und Arbeitsplätze oder Mobilitätsbedürfnis- se sowie sozio-kulturelle Zusammenhänge.

Zu 4 Das Land fordert eine Berücksichtigung des Bedarfs. In vielen gesellschaftlichen Bereichen hat sich das reine Fortschreiben von Daten, Entwicklungs- und Wachs- tumszielen als sehr problematisch erwiesen. Qualitative und zeitliche Aspekte (Le- bensdauer) oder Wiederherstell-/Weiternutzbarkeit, in Verbindung mit Stoffströmen, Aspekte finanzierbarer Mobilitätswünsche müssen deutlich stärker berücksichtigt werden.

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Gefragt sind Neu- und Umdenken, Ausgestalten und Umleiten in Verbindung der vorhandenen historischen Wurzeln zur Freihaltung für Bedürfnisse der nachfolgen- den Generationen. Insofern sind historische Wurzeln, wie z.B. das Konzept der Allmende, wieder in das Denken einzuführen, um lebenswerte Ortsteile in Verbin- dung mit Wandel der Arbeitswelt und Veränderung der Strukturen im Zusammenle- ben von Menschen und dem Kinderwunsch nicht aus den Augen zu verlieren. Das Erreichen von persönlichem Reichtum bei knappem Boden sollte nicht zu viele Kos- ten und Erwartungen auf andere oder die öffentliche Hand abschieben wollen. Im Mittelalter gab es Wüstungen im regionalen Planungsraum. Anschließend wurde neu begonnen, bei ständig steigenden Einwohnerzahlen. In Europa ist ein drasti- scher Bevölkerungsrückgang seit Anfang des Jahrtausends zu registrieren, über- wiegend aus veränderten Vorstellungen zur Zahl der Kinder. Im erreichten Wohl- stand und beim Stand der rechtlichen Bestimmungen sind äußerst komplexe Zu- sammenhänge entstanden. Sie können nicht dadurch beseitigt werden, dass kurz- fristige Betrachtung und schnelle Entscheidung Vorrang haben sollen, weil man die Verhältnisse in diesem komplexen System nicht durchschauen kann.

Im Rahmen der Siedlungsentwicklung ist so auch langfristig einer ausreichenden, bedarfsgerechten Versorgung mit Wohn-, Arbeits- und Freizeitflächen sowie Ver- kehrswegen in Form der dezentralen Konzentration Rechnung zu tragen. Dazu ist eine sparsame Rauminanspruchnahme nötig, die bei der Siedlungsentwicklung ei- ne Zersiedlung verbietet. Die Ausrichtung der Siedlungsstruktur auf das zentralörtli- che System muss angesichts der zunehmend knapper werdenden Mittel, der euro- päischen Bevölkerungsentwicklung und der Arbeitsmarktentwicklung im Interesse der öffentlichen Hände von Staat und Kommunen liegen. Bevölkerungsentwicklun- gen sind dort zu unterstützen, wo die aufwendige Infrastruktur in angemessener Er- reichbarkeit zur Verfügung gestellt wird, auch um deren optimale Nutzung und Aus- lastung zu gewährleisten. Dies schließt behutsame Veränderungen in allen anderen Gebieten nicht völlig aus, erfordert aber im Sinn der Zielsetzung eine offene Ausei- nandersetzung zu Vor- und Nachteilen von Entwicklungsabsichten im regionalen Planungsraum.

Das Raumordnungsgesetz des Bundes in der Fassung vom 25.08.1997 fordert in §1 Abs. 2 Nr. 1, dass nach dem Leitziel einer nachhaltigen Raumentwicklung die freie Entfaltung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft und in der Verantwortung gegenüber künftigen Generationen zu gewährleisten ist. In diesem Sinn ist auch der Wiedernutzung brachfallender Siedlungsflächen der Vorrang vor der Inan- spruchnahme von unverbrauchten Freiflächen zu geben.

Die Anpassung von Bebauungsplänen kann besonders zur Steuerung von gewerb- lichen Ansiedlungsmöglichkeiten oder Einzelhandelsbetrieben in Frage kommen.

Zu 5 Im regionalen Planungsraum ist gegenüber den Ballungsgebieten und Oberzentren der Umgebung (Hannover, Hildesheim, Göttingen, Kassel, Paderborn, Bielefeld) die Nachfrage nach Arbeitskräften auf wenige Berufe ausgerichtet. Dies wirkt sich auch auf das Angebot von Ausbildungsplätzen in der fachlichen Breite aus. Von rd. 400 anerkannten Ausbildungsberufen werden im Kreisgebiet nur rd. 100 angeboten. Das fachlich enge Angebot dürfte eine Ursache für die relativ hohe Wanderungsra- te der 20- bis unter 30-Jährigen im regionalen Planungsraum darstellen.

Das Mittelzentrum Holzminden und die gewerblichen übrigen Schwerpunkte im regionalen Planungsraum sind durch ihre Randlage zu den Oberzentren/Absatz- gebieten, Fernverkehrswege-Netzen, Schwerpunkten des technischen Know-hows oder des größeren Technologietransfers erheblich benachteiligt, so dass der indus- trielle und gewerbliche Strukturwandel - der ehemals an vorhandene Bodengüter

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gebundenen Wirtschaft (Holz, Steine, Asphalt etc.) - insgesamt in engeren Bahnen und wohl generell verlangsamt verläuft oder sich sehr plötzlich ändert. Einerseits können teilweise überalterte Arbeitsplatzstrukturen nicht rechtzeitig veränderten Marktbedingungen angepasst werden; andererseits fehlt oft eine enge Verbindung der mittelständischen Betriebe mit der Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig be- hindert die topographische und die gegenwärtige verkehrliche Situation des regio- nalen Planungsraumes die Neuansiedlung transportabhängiger und -gebundener Branchen. Hinzu kommt die noch immer anhaltende Veränderung der stark landwirtschaftlich orientierten Siedlungsbereiche des regionalen Planungsraumes. Insofern kommt der übergreifenden und beratenden Unterstützung der Selbstverwaltungsorgane mittelständischer Betriebe und der Kommunen bei der Ansiedlungspolitik eine er- hebliche Bedeutung zu, über deren Form hier nicht zu entscheiden ist.

Zu 6 Hierbei sind vor allem die über den lokalen Bedarf aus der vorhandenen Bevölke- rungsstruktur hinausgehenden Wohnbaulandangebote angesprochen. Unter der Bedingung der seit Jahren eher zurückgehenden Gesamtbevölkerungszahl im regi- onalen Planungsraum und einer zurückgegangenen Mobilität lösen Wanderungs- ströme über die Mittelzentren hinweg lediglich eine gewisse Umverteilung aus; vermeintliche Vorteile in einer Gemeinde durch große Baulandausweisung in den Randgebieten können selbst und in der Nachbargemeinde zu erheblichen Nachtei- len führen, sei es bei Auslastung von Infrastrukturen oder durch die Zunahme leer- stehender, vor allem älterer Wohnungen im jeweiligen Ortskern. Bei der gebotenen Beachtung der Wahlfreiheit des Bürgers für den Wohn-, Ausbildungs- und Arbeits- ort gerät die sich verringernde Auslastung von öffentlichen und privaten Infrastruk- turangeboten in den Mittelzentren wie auch die Möglichkeit, an neuen Standorten etwas aufzubauen, an die Grenze des Existenzminimums. Bevölkerung und Anbie- ter von Leistungen hätten langfristig in gleicher Weise darunter zu leiden.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Verkehrsleistungen weder energie- sparend noch unter möglichst hohem Anteil von öffentlichen Personennahverkehrs- leistungen erbracht werden können. Hierbei spielt sicher auch die Diskussion über den Flächenverbrauch für ruhenden und fließenden Verkehr eine Rolle.

Die weitgehend kleinräumige Wanderung innerhalb des regionalen Planungs- raumes, die auf dem Wunsch nach Eigentumsbildung oder Verbesserung der Wohn- und Umweltbedingungen beruht, sollte bei den gegenwärtigen o.g. Rah- menbedingungen sehr sorgfältig beobachtet werden, um Fehlinvestitionen zu ver- mindern oder gar zu verhindern (beispielsweise verlaufen rd. 10 % des Wande- rungsaustausches mit dem Kreisgebiet Höxter). In der Begründung zur Bauleitplanung sollte eine Gemeinde die hier angedeuteten Zusammenhänge aus eigenem Interesse besonders differenziert aufarbeiten.

Zu 7 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die heute vorhandene überalterte Be- völkerung auch bereits die verstärkte - durch Altersruhesitz bedingte - Zuwande- rung aus der Vergangenheit widerspiegelt. Die damit verbundene Umstrukturierung von Bedürfnissen, speziell durch diese Altersgruppe, erfordert eine problem- orientierte Aufarbeitung entsprechender Leistungen (z.B. Gesundheitswesen, Altenhilfe) aller Kommunen und Angebotsträger. So muss sorgfältig analysiert wer- den, in welchem Umfang steigende Anteile älterer Menschen den Bedarf an ambu- lanten Diensten, an Hilfen für die Familien, die alte Menschen versorgen, an Ver- änderungen des Krankenstandes und seiner ärztlichen wie pflegerischen Versor- gungsmöglichkeit, an Plätzen in Altenwohnheimen, Altenkrankenhäu- sern/Altenpflegeheimen etc. im regionalen Planungsraum bei öffentlichen und pri- vaten Trägern im Zeitablauf beeinflussen.

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Zu 8 Die meisten Flächennutzungspläne im Regionalen Planungsraum stammen in der Entwicklungsphase aus den 70er Jahren und wurden bis Mitte der 80er Jahre ge- nehmigt. Sie werden den vom Landesraumordnungsprogramm 94 angestrebten Zielen einer bedarfsgerechten Entwicklung und einem ausreichenden Schutz der Ressourcen als den natürlichen Lebensgrundlagen nur selten gerecht. Zudem sind sie vom Wandel der Landwirtschaft überrollt worden. Dieser spielt sich in den Sied- lungsbereichen des Regionalen Planungsraumes in unterschiedlicher Schärfe ab. Hinzu kommen Probleme der städtebaulichen Entwicklung von Innenbereichen in Verbindung mit dem Einzelhandel.

Zu 10 Nach den Grundsätzen des Raumordnungsgesetzes vom 01.08.1997 soll die räum- liche Struktur der Gebiete mit gesunden Lebensbedingungen, insbesondere mit ausgewogenen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Verhältnis- sen gesichert und weiter entwickelt werden. In Gebieten, in denen eine solche Struktur nicht besteht, sollen Maßnahmen zur Strukturverbesserung ergriffen wer- den.

Die Funktionen dieser Räume als Standort der land- und forstwirtschaftlichen Pro- duktion, als Wohn- und Wirtschaftsstandort sowie als naturnahe Erholungs- und Feriengebiete sollen gesichert und verbessert werden. Für die Erhaltung und Stär- kung der ökologischen Funktionen ist Sorge zu tragen.

Zu berücksichtigen ist, dass der raumstrukturelle Wandel in Deutschland mit der Zunahme räumlicher Verflechtungen zu einer Lockerung des Gegensatzes von Stadt und Land und zu höchst unterschiedlichen Strukturen und Entwicklungs- bedingungen ländlicher Räume geführt hat. Aus dieser Vielfalt ländlicher Räume ergeben sich sehr unterschiedliche Probleme und Aufgaben für ihre weitere Ent- wicklung.

Der Regionale Planungsraum wird entsprechend C 1.7 02 und 03.9 als Naturraum “Weser-Leinebergland” mit begrenzter Belastbarkeit der Ökosysteme im LROP 94 beschrieben.

Insbesondere gering verdichtete ländliche Räume in peripherer Lage weisen Struk- tur- und Anpassungsprobleme auf, die von der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) in der Entschließung vom 03. Juni 1997 zur "nachhaltigen Entwicklung strukturschwacher ländlicher Räume" als politische Herausforderung gewertet wer- den.

Die MKRO wendet sich entschieden dagegen, strukturschwache periphere länd- liche Räume "passiv sanieren" zu wollen; stattdessen müssen diese Räume schrittweise in ihrer Wettbewerbsfähigkeit verbessert und ihre Qualitäten, Chancen und Potentiale zur Bewahrung und Weiterentwicklung ihrer Eigenständigkeit ge- nutzt und ausgebaut werden.

Eine nachhaltige Entwicklung strukturschwacher ländlicher Räume erfordert integ- rierte und koordinierte Politik in Handlungsfeldern.

Die geringen Entwicklungspotentiale und z.T. äußerst engen finanziellen Möglich- keiten der Gemeinden erfordern eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit sowohl im Stadt-Umland-Bereich als auch zwischen zentralen Orten (Städtenetze). Über die bisherige Praxis der Kooperation im Infrastruktur- und Versorgungsbereich hinaus sind neue Kooperationsfelder zu entwickeln.

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Effektive Kooperationsprozesse beruhen auf neuen Handlungs- und Management- formen. Wesentliche Bausteine innovativer räumlicher Managementprozesse sind: − Unterstützung und Intensivierung von Moderations-, Beratungs- und Betreuungsleistungen, − Aufbau von Entwicklungsagenturen und Regionalforen, − Integrierte regionale Entwicklungskonzepte, − Kooperation von Gemeinden und Fachplanungen mit privaten Akteuren bei kon- kreten Projekten, − Entwicklung von Netzen zwischen den privaten Akteuren, insbesondere Unter- nehmen.

Nach den Kriterien der ehemaligen Bundesanstalt für Landeskunde und Raum- forschung (heute Bundesamt für Bauwesen und Raumforschung) ist der Regionale Planungsraum im Bundesvergleich als "ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen" eingeordnet (so auch der Landkreis Northeim und der Kreis Höxter), während die Landkreise Göttingen, Northeim und Hildesheim sowie Kassel als verdichtete Landkreise mit Verdichtungsansätzen und der Kreis Lippe als verdichteter Kreis mit großen Verdichtungsräumen bezeichnet worden sind. Mit rd. 83.000 Einwohnern und einer Einwohnerdichte von 120 Einwohnern je km² liegt der regionale Pla- nungsraum in der übergeordneten Beurteilung eher am Rande. Dies kommt beson- ders deutlich im raumordnungspolitischen Orientierungsrahmen des Bundesminis- ters für Bauwesen und Städtebau von 1993 zum Ausdruck. Dort werden die Städ- tenetze der Verdichtungsbereiche und Oberzentren um den Landkreis Holzminden herausgestellt. Das Gebiet des regionalen Planungsraumes bleibt in den Leitbildern ohne besondere Funktionszuweisung.

Auf Bundesebene zählt der regionale Planungsraum zur Raumordnungsregion Hannover Nr. 14, Teilraum C, zusammen mit den Landkreisen Hildesheim und Ha- meln. Damit ist eine eigene Position des Landkreises Holzminden auf höherer Ebe- ne immer von besseren Durchschnittswerten aller drei einbezogenen Kreise oder der Gesamtregion erschwert.

Zur ausreichenden Lebensbedingung gehören angemessene Wohn- und Arbeits- möglichkeiten. Sie sollten sich aus Gründen der Überschaubarkeit und der kurzen Wege ganz besonders nur in zentralen Orten finden lassen. Nur so kann es gelin- gen, regionale Beiträge zum Klimaschutz und zur Schonung von Boden- inanspruchnahme und Verkehrsreduzierung zu leisten. Die Konzentration auf die zentralen Orte im regionalen Planungsraum ist als Vollzug einer dezentralen Kon- zentration (Ziel im Bundesgebiet) zu verstehen. Dies fordert das Raumordnungsge- setz in § 2 Abs. 2 Nr. 2.6. Die regionale Sicherung und Entwicklung wird nicht von allein ablaufen. Es bedarf unterschiedlicher Aktivitäten, um vom Wissen über das Verstehen zur Akzeptanz und zur Handlung zu gelangen. Nachhaltige Veränderun- gen und Anpassungen sind durch offene, verständlich aufbereitete und zugänglich gemachte Informationen und breite Beteiligung wünschenswert. Kommunikation ermöglicht gemeinsame Lernprozesse, die nicht an Grenzen halt machen sollten, sondern zu neuen unkonventionellen Lösungen vordringen könnten (z.B. gemein- same Gewerbe- und Wohnflächenerschließung mehrerer Gemeinden).

Die unterschiedlichen Teilräume des regionalen Planungsraumes, mit unterschied- lich weiten und engen landschaftlichen Einblicken, differenzierten Waldanteilen, Bodengüten und erfolgter Strukturanpassung der Landwirtschaft, sind ein wesentli- cher Wertfaktor der Ansätze im landschaftsorientierten Fremdenverkehr.

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Es wird darauf ankommen, insbesondere mit Forst- und Landwirtschaft, aber auch mit den Rohstoffproduzenten, Bauherren, und mit Entscheidungen zur Siedlungs- entwicklung für die Pflege eines zukunftsfähigen Zustandes geeignete Kooperatio- nen und Projekte zu erarbeiten, zu erproben und umzusetzen. Hierbei ist dem star- ken Anteil der mittelständisch produzierenden Wirtschaft angemessen Rechnung zu tragen und dem Ausgleich ökologischer mit ökonomischen Rahmenbedingungen durch ausreichenden Informationsaustausch und entsprechender Vernetzung zu höherer, gemeinsam tragbarer Akzeptanz zu verhelfen. Gemeinsam gilt es, die na- türlichen Lebensgrundlagen im regionalen Planungsraum für den Raum und seine Bevölkerung zu schützen, ohne die Entwicklungslinie in der Gesellschaft zu negie- ren oder zu übersehen.

1.2 Entwicklung der Regionen

Zu 15 Der "Regionalverband Südniedersachsen" wurde 1993 von den Landkreisen Göttingen, Holzminden, Northeim, Osterode und der Stadt Göttingen gegründet (eingetragener Verein). Neben Gemeinden dieses Gebietes sind Mitglieder oder arbeiten mit: Arbeitgeberverband Mitte, Bezirk Südniedersachsen der DAG; der DGB, Kreisverband Göttingen; Kreishandwerkerschaften Göttingen und Holz- minden, die Sparkasse Göttingen, die Kreissparkasse Northeim, die Nord/LB, die DLR, die Universität Göttingen, Verein zur Förderung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis (Wissprax) e.V.

Folgende Zielvorstellungen für die Entwicklung der Region Südniedersachsen sind beschlossen worden:

In Kenntnis, dass − die Entwicklung des europäischen Binnenmarktes diejenigen Verdichtungs- räume begünstigt, die bereits jetzt über ein differenziertes und hochwertiges Arbeitsplatzangebot und eine umfassende Infrastruktur verfügen sowie gut in das Verkehrsnetz eingebunden sind, − die niedersächsische Raumordnungs- und Strukturpolitik eine Entwicklung überörtlicher kommunaler Zusammenarbeit zum Ausgleich von Schwächen ver- folgt und die Herausbildung von Regionen unterstützt, − eine raumordnerische, überörtliche Sicherung von ökologischen Netzen, von Rohstoffabbau, Erholungsgebieten sowie Wohn- und Gewerbeflächen anzustre- ben ist, − die Erschließung der Landkreise und Gemeinden und anderer Träger öffent- licher Interessen zur Sicherung und zum Ausbau von Straßenverbindungen so- wie der Hauptverkehrsstrecken der Deutschen Bahn AG zu berücksichtigen sind, − die Verkehrsuntersuchung für Südniedersachsen noch umzusetzen ist, und in Sorge, dass − die Entwicklung der öffentlichen Finanzen das Leitbild der Raumordnung von gleichwertigen Lebensbedingungen in Frage stellen könnte und − die strukturschwachen Randgebiete der alten Bundesländer vernachlässigt werden und weiter zurückfallen könnten, verfolgt der Regionalverband Südnie- dersachsen e.V. für die Zukunftssicherung des Lebens- und Wirtschaftsstandor- tes Südniedersachsen folgende Entwicklungsziele: 1. Die regionale Wirtschaftsstruktur ist räumlich und branchenspezifisch unter Be- rücksichtigung der vorhandenen Stärken auszubauen und weiterzuentwickeln. Die Identität Südniedersachsens ist nach innen zu stärken und nach außen

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imagebildend einzusetzen und herauszustellen. Dazu gehört der Hinweis auf die großräumigen Erholungslandschaften des Harzes und des Weserberglandes, auf den kulturellen Reichtum sowie die historischen Stätten der Region. 2. Die Region Südniedersachsen und das Oberzentrum Göttingen müssen über Verkehrs- und Kommunikationsverbindungen zu allen nächstliegenden Ober- zentren in den Ländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen verfügen. Diese Verbindungen, die auch die Randge- biete der Region erschließen, müssen die gute Erreichbarkeit der wichtigsten Absatzmärkte sicherstellen. Diese Verbindungen sollen alle Kommunikations- möglichkeiten berücksichtigen, auch wenn dabei unterschiedliche technische Ausstattungsniveaus hingenommen werden müssen. Verknüpfungspunkte in- nerhalb der verschiedenen Netze in der Region und ihren Teilräumen (z.B. An- schluss- und Umsteigebahnhöfe, Güterverkehrszentren, Güterverteilzentren, Frachtzentren usw.) sind in geeigneter Weise auszubauen und in die überregio- nalen Infrastrukturen zu integrieren. 3. Die Region Südniedersachsen ist bereit, künftig Verantwortung für den öffentli- chen Personennahverkehr auf der Straße zu übernehmen, wenn die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geklärt sind. Das vorhandene Schienen- netz einschließlich der gewerblichen Schienenanschlüsse soll grundsätzlich un- abhängig von der Frage der Trägerschaft erhalten und ausgebaut werden. 4. Die Erholungslandschaften, insbesondere des Weserberglandes und des Har- zes, sind durch entsprechende Zubringerverkehre mit dem Fernverkehr zu ver- binden, um Feriengästen und Kurzurlaubern die Anreise mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln zu ermöglichen. 5. Die Region fordert, dass sie bei der Entscheidung über wichtige Infrastruktur- maßnahmen (wie z.B. der Postunternehmen, der Deutschen Bahn AG, der Paketdienste usw. zu Güterverteil-, Güterverkehrs- und Frachtzentren) früh- zeitig beteiligt wird. Dazu müssen die Planungen derartiger Vorhaben mit regio- naler und überregionaler Bedeutung frühzeitig in der Region bekannt gemacht werden, damit sie in ihren Auswirkungen sorgfältig geprüft werden können. 6. Die Abfallentsorgung, vor allem die Verwertung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen, setzt künftig in noch stärkerem Maße als bisher kapitalintensive Anlagen voraus. Sie können oft nur mit entsprechend großen Einzugsbereichen wirtschaftlich be- trieben werden. Die entsorgungspflichtigen Mitglieder des Regionalverbandes Südniedersachsen e.V. streben daher eine Zusammenarbeit bei der Abfallent- sorgung an. 7. Die Personen- und Güterschifffahrt auf der Oberweser sind zu erhalten und nach Möglichkeit auszubauen. Dazu sind die Zuflüsse der Oberweser, ein- schließlich der Talsperren, in den Oberläufen zu sichern und funktionsfähig zu erhalten.

Der Arbeitsausschuss "Regionalentwicklung" des Regionalverbandes Südnieder- sachsen e.V. (inzwischen aufgelöst) wird gebeten, zur Erreichung dieser Ziele Da- ten und Karten zu beschaffen und aufzubereiten, Zusammenhänge zu analysieren und für die Umsetzung der beschlossenen Forderungen einzutreten und Anregun- gen an die Regionalkonferenz, den Koordinierungsausschuss, die Arbeitsaus- schüsse und die Mitglieder zu geben.

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Analysiert werden sollen vor allem − Wirtschaftssektoren und -standorte, − Gewerbeflächen und ihre Verbindung zu den Verkehrsnetzen und Energiestruk- turen, − die notwendigen Verkehrswege und die Vernetzung der zentralen Orte, − die Bedeutung eines intraregionalen Schnellbus-Systems, − die Bedeutung regionaler Flugverkehre, − Ausbildungs-, Fortbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen des tertiären Bereichs, − Möglichkeiten alternativer Energiegewinnung in Südniedersachsen, − die Situation des Fremdenverkehrs in den Fremdenverkehrsorten, den Kur- und Heilbädern beim Städte- und beim Tagestourismus, − das System der Radfern- und Radwanderwege unter Nutzung vorhandener, verbundener Freiraumflächen und -funktionen, − landkreisübergreifende ökologische Verbundsysteme, − Wohn- und Siedlungsstandorte unter besonderer Berücksichtigung der Induzierung von Verkehr, − raumbedeutsame Einzelhandelsstandorte in Gewerbe- und/oder Sonder- bauflächen.

Die Zielvorstellungen wurden in der Regionalkonferenz am 17. Januar 1995 in Neuhaus/Solling einstimmig beschlossen. Ende 1997/Anfang 1998 ist eine erste Er- folgskritik der bisherigen Arbeit und der Finanzierung auf dem Prüfstand. Die Mit- gliedschaft des Landkreises Holzminden ergab sich aus der vielfältigen Kooperation und Vernetzung (Naturpark, Kulturförderung, Schienen- und Buslinien). Gleichwohl bekennt sich der Kreis Holzminden auch zu anderen Vernetzungen, wie dies die Verflechtungen der Gemeinden in den Randbereichen erkennen lassen.

Unter dem Aspekt der Regionalisierung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und der Neuorganisation von Bahn und Post sowie der Zurückstellung einer gemeinsamen Landesplanung zwischen Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen ist die Behandlung von Kooperationsbedarf eher stärker angewachsen, kann aber bei Knappheit finanzieller Ressourcen die in der Vergangenheit gepflegte überregionale Kooperationsform nicht immer und überall adäquat auf- fangen.

Hinzu kommt, dass der Wettbewerb der Gemeinden um Bevölkerungs- und Arbeitsplätze nicht immer grenzüberschreitende Absprachen ermöglicht, wie dies Diskussionen über Einzelhandelsgroßprojekte, Bildungseinrichtungen oder Tarife im öffentlichen Personennahverkehr beschreiben will.

Im Rahmen der Verflechtungsräume der umliegenden Mittelzentren ist jedoch auch dort eine überregionale Zusammenarbeit nicht aufzugeben.

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1.3 Ländliche Räume

Der regionale Planungsraum gehört vollständig zum ländlichen Raum nach den Festlegungen des Landesraumordnungsprogramms 1994.

Es ist zu bedauern, dass die hier vorgesehenen Zielsysteme nicht immer mit bun- des- und landespolitischen Förderprogrammen abgestimmt sind.

Gegenwärtig steht eine Harmonisierung verschiedener landes- und bundespoliti- scher Programme zur allgemeinen Förderung von Gebieten mit dem Zielsystem des Nds. Landes-Raumordnungsprogramms aus. Die Informationsaufbereitung zahlreicher Daten im Land und Bundesgebiet ist un- terschiedlich. So ist die Zuordnung von Daten der Arbeitsverwaltung auf den Be- reich des Trägers der Regionalplanung langsam verbessert worden. Die Darstellung von Indikatoren geht im Bund und Land unterschiedliche Wege und erschwert damit das Aufzeigen bestimmter Problemlagen für den regionalen Pla- nungsraum auf einzelnen Ebenen. So fassen Beobachtungsregionen des Bundes den Landkreis Holzminden mal mit dem Oberzentrum Göttingen, mal mit dem Oberzentrum Hannover oder Hildesheim zusammen.

Der regionale Planungsraum bildet seit kurzem eine eigene Arbeitsmarktregion Holzminden. Die alte Arbeitsmarktregion Holzminden-Höxter war mit den Teilen Landkreis Holzminden und den Gemeinden Beverungen, Höxter, Marienmünster des Kreises Höxter in den regionalen Aktionsprogrammen "Nds. Bergland" (Brilon- Höxter) im Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" erfasst. Allerdings ist im Landesvergleich der nordrhein- westfälische Teil Fördergebiet nach "Ziel 5 b" der EU, bei gleichen regionalen Kennzahlen der Landkreis Holzminden im niedersächsischen Vergleich nicht.

Zu 19 Die gegenwärtige Entwicklungslinie der Bevölkerung, der Baugrundstückspreise, der Arbeits- und Ausbildungsplätze, der erforderlichen Schonung von Ressourcen auch zum Schutz der Erdatmosphäre und der Versorgungsstrukturen zeigt unter- schiedliche Richtungen. In Verbindung mit der Zielsetzung einer ausreichenden, fi- nanzierbaren Versorgung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr ergeben sich dadurch erhebliche lokale Widersprüche zwi- schen Erfüllung von privaten Wünschen und Realität öffentlichen Handelns. Diese Widersprüche sind in größeren Siedlungsbereichen eher zu verhindern als in klei- nen Siedlungsbereichen. Wenn langfristig generell keine starke Entwicklung aus der Bevölkerung des regionalen Planungsraumes erkennbar ist (allenfalls aus Zu- wanderungsüberschüssen anderer kultureller Lebens- und Erfahrungsräume), dann kann auch die erwünschte Auslastung öffentlicher Infrastrukturelemente evtl. an langfristig nicht haltbaren Standorten kein Argument sein zur Ausweisung neuer Wohngebiete in kleineren Siedlungsbereichen. Es ist zudem verantwortlich immer neu prüfenswert, welche baulichen Entwicklungen in den ehemals stark landwirt- schaftlich geprägten kleineren Siedlungsgebieten durch fortschreitenden Wandel in der Landwirtschaft neue Bewertungen der Siedlungsflächen zulassen.

Es wird künftig verstärkt darauf ankommen, die persönlichen Entscheidungen im Rahmen der grundsätzlich garantierten freien Wohn-, Berufs- und Arbeitsplatzwahl verantwortlich unter Einbezug der Ressourcenschonung und der fehlenden öffentli- chen Finanzierbarkeit für jeden öffentlich beanspruchten Mobilitätsgrad abzuwägen. Die zurzeit vorherrschende Verwirklichung von Einzelinteressen in dünnbesiedelten Gebieten steht leider vielfach im Gegensatz zum Erfordernis, Infrastrukturen und Verkehrssysteme wirtschaftlich tragfähig zu führen.

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Das Landesraumordnungsprogramm 1994 verfolgt Siedlungsentwicklungen der kurzen Wege. Eine neue Form der Durchmischung verschiedener Flächennutzun- gen soll die bisher verfolgte räumliche Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten auflösen (wie sie die Charta von Athen empfohlen hatte).

Zu 20 Wesentliches Element von Planungen und Umsetzungsmaßnahmen muss der Ressourcenschutz sein. Hinzu kommt, dass Verlegungen mehr oder weniger in vorhandene Bodenstrukturen eingreifen. Entsprechend der Kreislaufwirtschaft und der Diskussion von Stoffströmen (auch im Sinn einer Agenda 21) muss jede unnö- tige Bodenablagerung aus Gräben und entsprechende Verfüllung mit wertvollen Rohstoffen (wie Kies, Splitt, Sand) weitmöglichst vermieden werden. Dazu ist der Markt sorgfältig zu beobachten, ggf. ist auch der Aushub im Seitenrand zu lagern, erneut einzubauen (Wegfall von Transportwegen) und nur im unbedingt erforderlichen Maß für die bessere Lagerung von Material auch Sand u.a. in mög- lichst dünner Schicht einzubringen (ob verschiedene Normen heute noch richtig sind, wäre dringend zu überprüfen). Da die öffentliche Hand zurzeit die Mehrheit der entsprechenden Aufträge zu ver- geben scheint, müsste sie selbst prüfen können, in welcher Form in diesem Zielfeld Ressourcen nicht verschwendet werden dürfen.

Zu 22 Der regionale Planungsraum bildet heute eine eigene Arbeitsmarktregion (kreis- scharf). Die Arbeitsverwaltung ist jedoch immer noch, und dies ist einerseits richtig, erschwert aber andererseits den Überblick, durch drei Nebenstellen in zwei Arbeitsämtern vertreten. Es sind dies das Arbeitsamt Hameln mit den Nebenstellen Bad Pyrmont (für Teile der Ottensteiner Hochebene) und Holzminden sowie das Arbeitsamt Hildesheim mit der Nebenstelle Alfeld für den Raum Flecken Delligsen. Im Geflecht von Maßnahmen der Arbeitsverwaltung, Beschäftigungsgesellschaften, Angeboten von Kreisvolkshochschulen, der IHK und Handwerkskammern bemüht sich auch das „Holzmindener Wirtschaftsgespräch“, Initiativen zur Verbesserung der regionalen Arbeitsmarktbedingungen einzubringen.

Die Infrastrukturanalyse des Fremdenverkehrsverbandes Weserbergland-Mittel- weser weist für den Landkreis Holzminden eine Fremdenverkehrsdichte von 0,07 Betten/Einwohner aus. Der Landkreis Holzminden steht damit am oberen Ende der Skala der Region, die einen Durchschnittswert von 0,05 aufweist. Im Hinblick auf den weltweit stetig wachsenden Freizeit- und Tourismusmarkt können für diesen Bereich erhebliche Entwicklungspotentiale prognostiziert werden, die es zu nutzen gilt. Die amtliche Statistik des Landes Niedersachsen weist für die Jahre 1990 bis 1993 einen Anstieg des Anteils der im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe sozial- versicherungspflichtig Beschäftigten von 3,54 auf 4,09 % im Landkreis Holzminden auf. Nicht enthalten sind in dieser Zahl die nicht unmittelbar dem Tourismus zuzu- ordnenden Beschäftigungszahlen im Einzelhandel, in Ausflugseinrichtungen (z.B. Weserschifffahrt), in Tankstellen, Touristik-Informationen usw.

1.4 Ordnungsräume ------

1.5 Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schutz siedlungsbezogener Freiräume

Eine Gemeinde sollte sich bei der Behandlung von neuen Bauflächen Gedanken über die langfristige Wirkung und mögliche Konsequenzen verschiedener Entwick- lungslinien machen können: z.B. Bevölkerungszahl, altersstrukturelle Entwicklung, Verhalten von Haushaltsstrukturen, Verhaltensweisen von verschiedenen Lebens- phasen von Menschen, Arbeitsplatzentwicklung, vorhandene bauliche Strukturen

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im Verhältnis zum beabsichtigten Neubau. Hierzu sind nicht überall wissenschaft- lich umfassend aufgearbeitete Gutachten erforderlich. Deutlich muss aber daran gedacht werden, Spielräume und Entwicklungsperspektiven für die nachfolgenden Generationen nicht zu übersehen. Sehr genau und laufend sollten die Veränderun- gen der sozialen und kulturellen Strukturen einer Gemeinde Gegenstand der Bera- tung, besonders in kleinen Siedlungsbereichen, werden. Langfristig ist heute davon auszugehen, dass die Müttergeneration nur zu zwei Drittel durch die von ihnen zur Welt gebrachten Kinder ersetzt werden dürften.

Eine untere Schwelle der Größenordnung von Ortsteilen für besondere Entwicklun- gen von Wohn- und Arbeitsstätten sollte zu sozial-, versorgungs- und umweltver- träglichen Entwicklungen zur Verhinderung der Zersiedlung beitragen können. Bei einer Schwelle von 1000 Einwohnern würde ein Viertel der Ortsteile als Entwick- lungspunkte gelten (siehe hierzu gesonderten Tabellenband).

In diesem Zusammenhang sollte auch daran gedacht werden, zwischen Nutzung neuer EDV-gestützter Techniken und entsprechenden Arbeitsplätzen zu unter- scheiden. Entwicklungen, z.B. im Bankenbereich, lassen erkennen, dass ein Mehr an EDV-Nutzung in Haushalten und Betrieben einen Abbau von Arbeitsplätzen in anderen Bereichen erkennbar werden lassen dürften. Mit veränderten Arbeitsplatz- strukturen und anderen Situationen zum Erzielen von Einkommen kann die Nut- zung von verschiedensten Dienstleistungen unter Umständen Weg-Kosten- Strukturen und -höhe in Frage stellen. Zudem muss deutlich gesehen werden, dass EDV-Arbeit zu Hause verschiedene Formen der sozial- und arbeitsbedingten Kon- takte zu den Zentralen erfordern dürfte, für deren Wegleistungen dann entspre- chende Möglichkeiten mit bedacht werden sollten.

Zu 25 Die Größenordnungen und räumliche Verteilung von neuen Wohn- und Gewerbe- flächen im regionalen Planungsraum und im Zusammenhang mit der ehemaligen gewerblichen und landwirtschaftlichen Siedlungsstruktur sollten die sozialen und kulturellen Kontakte der Bewohner fördern können und gegenüber der vorhande- nen, vor allem alten, Bebauung eine gewisse räumliche und bauliche Anpassung ermöglichen. Die erkennbaren Umstrukturierungsvorgänge im alten Siedlungsbe- reich (z.B. bei aufgegebenen Gewerbebereichen in Stadtoldendorf, Delligsen, Bo- denwerder und anderen Orten) mit ihrer langfristigen Auswirkung auf die Lebens- bedingungen des Siedlungsbereichs werden sonst mittelfristig bei zu großem Neu- baupotential am Ortsrande schwer aufzufangen sein. Hierdurch lässt sich auch ei- ne sparsame Rauminanspruchnahme bewirken und der Zersiedlung der Landschaft entgegenwirken.

Zu 26 Die verkehrliche Anbindung der Siedlungsbereiche ist gegenwärtig bereits im Kon- flikt mit verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Schülerbeförderung und der übrige ÖPNV können bei einer weiter fortschreitenden Dekonzentration der Wohn- und Arbeitsbereiche nicht mehr kosten- und energiesparend organisiert werden. Das Individualverkehrsmittel findet gleichzeitig wenig kleinteilig leistungsfähige Straßennetze mit guter überörtlicher Einbindung in das Fernstraßennetz. Damit werden Pendlermöglichkeiten (Ausdruck der Wahlfreiheit von Wohn- und Arbeits- standorten) erheblich tangiert und eine Verlagerung auf den ÖPNV erschwert. Die Konzentration in verschiedenen Lebens- und Aufgabenbereichen auf der einen Sei- te (z.B. aus Gründen einer sinnvollen ökonomischen, vertretbaren Auslastung, aus Gründen einer attraktiven Rendite oder zur Sicherung eines möglichst breiten An- gebots in einem Ort/einer Institution) und die evtl. zu stark dezentral und kleinräu- mig verteilte Wohnbauentwicklung im regionalen Planungsraum erfordern Anstren- gungen zur Überwindung des Raumes. Sie müssten weitgehend im Individualver- kehr erbracht werden, wenn der ÖPNV und mobile Dienste nicht, noch nicht oder nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Beide Fortbewegungsarten erfordern an sich schon ein leistungsfähiges Straßennetz.

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Zu 27 Die landwirtschaftlichen Betriebe, vor allem in den ehemals landwirtschaftlich ge- prägten Siedlungsbereichen, und gewerbliche Betriebe müssen Marktanpassungen durch betriebliche Entscheidungen realisieren können. Eine dicht an emittierende Betriebe heranreichende reine Wohnfläche mit entsprechend hohem Erwartungs- horizont der künftigen Bewohner - möglicherweise deutlich städtisch orientiert - kann erhebliche soziale, rechtliche und wirtschaftliche Konflikte auslösen. Sie gilt es möglichst gering zu halten. Langfristig muss über die Betriebsfähigkeit der landwirt- schaftlichen Betriebe auch das Naturraumpotential ökonomisch und ökologisch wie auch das Landschaftsbild für den Fremdenverkehrsbereich zu stabilisieren oder zu verbessern sein (mit welchen ökonomischen Modellen auch immer).

Die Arbeitsfähigkeit sollte daher nicht durch Auflagen (z.B. andere Nutzung hof- naher Flächen, Veränderung der Arbeitszeiten und -weisen) zerstört werden kön- nen. Tragfähige Kompromisse sind aus Gründen des raumbezogenen Allgemein- wohls hierfür dringend notwendig. Dies ist im weitesten Sinn des Wortes vergleichbar für gewerbliche Betriebe, deren Umgebung durch Wohnsiedlungsbereiche vermehrt umschlossen werden oder in der Vergangenheit worden sind.

Eine funktionsfähige Wirtschaft ist sicher nicht alles, aber je weniger sie funktionie- ren kann, um so weniger lassen sich damit verbundene politische Ziele auf Dauer realisieren, finanzieren.

Zu 28 In manchen Fällen werden Maßnahmen von Fachbehörden (durch Ausbau eigener Landschaftsschutzkompetenzen oder durch Landschaftsbehörden) vor Ort veran- lasst und ins Auge fallende Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen festge- legt. Dabei wird oftmals übersehen, dass Vorränge der Raumordnung oder beson- derer Eignungszustände überregional im Regionalen Raumordnungsprogramm festgelegt sind. So hat z.B. das Programm "Ökologische Gesamtplanung Weser" Modellgebiete zur Auewaldbegrünung in gesetzlich festgelegten Vorranggebieten für Rohstoffgewinnung beschlossen. Beide Maßnahmen widersprechen sich; je- doch hat der Vorrang für Rohstoffgewinnung eine höhere Bedeutung (Gesetzes- und Verordnungscharakter gegen Gutachtencharakter).

Wenngleich das Regionale Raumordnungsprogramm nicht überall Wohnflächen festlegen kann und soll, gibt es doch städtebaulich, ökonomisch und ökologisch besser oder schlechter geeignete Standorte für die Entwicklung von Wohn- und Ar- beitsstätten.

Es sollte nicht übersehen werden, dass eine derartige Beurteilung wohl eher städtebaulichen als landschaftsschutzorientierten Aspekten zuzuordnen wäre. Dem Menschen als Bestandteil der Natur dürften nicht im Einzelfall bessere Entwick- lungsmöglichkeiten verstellt werden durch unbedachte Flächenfestlegung für Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen allein aus naturschutzfachlicher Sicht oder durch zu kleinflächig und wenig nachhaltig gedachte Auswahl solcher Teilflächen.

Zu 30 Orts- und landschaftsbildprägende Elemente stellen ein wichtiges Potential für die attraktive aber empfindliche Ferien- und Fremdenverkehrslandschaft des regiona- len Planungsraumes dar. Sie gliedern sogar Landschaften, lassen Entfernungen und Räume abschätzen. Die Berücksichtigung verschiedener Erfordernisse bei ei- ner durchaus erforderlichen Veränderung oder Anpassung von Bausubstanzen an neue Gegebenheiten, z.B. durch Renovierung und Revitalisierung, in der Verkehrs- führung oder in der Wasserwirtschaft, zielt auf eine fachübergreifende intensive Be- ratung der Gemeinden und der einzelnen Bürger im Einzelfall hin. Für eine wir- kungsvolle Aufnahme dieser Zielvorstellungen ist ein entsprechendes Orts- und ausgeprägtes Fremdenverkehrsbewusstsein sicher noch weiter zu entwickeln.

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Eine entsprechende freiberufliche und gezielte handwerkliche Aus- wie Weiter- bildung wäre dafür sicher eine günstige Unterstützung. Fachwerkhäuser (mit Schmuckelementen) der sog. Weserrenaissance und der Sol- lingstein gehören zu den landschaftlich und historisch bedeutsamen Bau- elementen (ortsbildprägend). Im weiteren Rahmen bestimmen sie durch ihre dunk- le, erdige Farbe das gewachsene Erscheinungsbild einzelner Siedlungsbe- reiche. Ihre besondere ideelle und materielle Förderung dient dem anzustrebenden Erscheinungsbild der entwicklungsfähigen Fremdenverkehrslandschaft des regio- nalen Planungsraumes in besonderem Maße.

Im Planungsraum haben verschiedene Alleen eine weithin sichtbare Gliederungs- funktion, z.B. die Serpentinen von Brevörde nach Ottenstein; die freizuhaltenden Wiesentäler zählen ebenfalls zu den prägenden Elementen der Landschaft.

Zu 31 Die Siedlungsentwicklung vergangener Jahrzehnte hat oft die Standortkriterien der Siedlungsentwicklung vergangener Jahrhunderte im regionalen Planungsraum ver- nachlässigt (u.a. Bebauung von Nord- und Steilhängen, Bergrücken etc.). Eine Bebauung von Talauen schloss sich aus Hochwassergründen aus. Die Be- bauung von landschaftsprägenden Kuppen war klimatisch ungünstig; die enge Be- bauung von Waldrändern aus Brandgefahren und Sturmschäden wurde gemieden. Die Bepflanzung im Ort und am Ortsrand hatte kleinklimatische Bedeutung, oft Windschutzfunktion, Funktionen Schutz der Tiere und Wert als Merkzeichen (z.B. an Wegkreuzungen).

Das formulierte Ziel soll eine Rückbesinnung auf diese Elemente fördern helfen. Das Orts- und Landschaftsbild fördert sowohl das Ortsgemeinschaftsgefüge wie die Attraktivität für den fremden Gast in der Langzeiterholung oder im Kurzzeiturlaub.

Die Altlastproblematik, d.h. die im Boden verborgenen Abfälle ungewissen Schad- stoffgrades, hat eine zusätzliche Dimension bei der Standortentscheidung bekom- men. Eine Bebauung sollte vorsorglich ausscheiden. Eine Kartierung stellt Informa- tionen bereit.

Zu 32 In zunehmenden Maß wird eine Art Pufferzone zwischen allen Arten von Bebauun- gen und naturnahen Teilraumnutzungen als notwendig angesehen. Damit sollen Störungen von Tier- und Pflanzenwelt durch menschliche Tätigkeit im weitesten Sinne des Wortes gering gehalten werden.

In der teilweise durch Hanglagen geprägten Erholungslandschaft des regionalen Planungsraumes kann bei entsprechender Höhenlage von wichtigen Wander- wegen auch der Ausblick in die Landschaft weitgehend unverbaut erhalten bleiben. Der speziell auf den Waldrand bezogene Abstand ist auch durch Windwurf und Verschattungsmöglichkeit zu beschreiben.

Zu 35 Grundsätzlich ist die Entwicklung der Siedlungsstruktur auf das zentralörtliche Sys- tem auszurichten (vgl. LROP, B6 01). Langfristig wird der Leistungsfähigkeit der Grundzentren entgegengewirkt, wenn in Ortsteilen von Grundzentren, die nur über eine geringe Infrastruktur verfügen, Wohn- und Arbeitsstätten über die Eigenent- wicklung hinaus konzentriert werden sollen. Die Konzentration ist auf die zentralen Standortbereiche beschränkt und ermöglicht für geeignete Ortsteile eine Ergän- zungsfunktion.

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Zu 36 Die Behandlung des Bedarfs an Wohnraum ist vorgegeben. Grundsätzlich ist die Entwicklung der Siedlungsstruktur auf das zentralörtliche System auszurichten (LROP, B6 01). Ergänzend können in Ortsteilen, die über eine in Ziel 35 (R 1.5 04 2) definierte Infrastrukturausstattung verfügen Wohnbauflächen ausgewiesen wer- den. In Konkretisierung dieser Zielsetzung ist es geboten, eine Auswahl von Ortsteilen zu treffen, bei denen ein aufgezeigter Bedarf unter Einschluss der Um- nutzung im vorhandenen Bestand eher möglich erscheint, auch wenn es sich dann nicht allein um Zentrale Orte handelt.

In Ortsteilen, welche für umfangreiche Siedlungsflächenentwicklungen nicht geeig- net sind, aus raumordnerischer Sicht sind dies im allgemeinen Ortsteile unter 300 Einwohner, sollte die Dorferneuerung dazu beitragen, die allgemeinen Entwick- lungschancen aufzuzeigen, um sie gezielt im Einzelfall zu nutzen.

Zu 37 In den landwirtschaftlich geprägten Siedlungsbereichen des regionalen Planungs- raumes, das sind z.B. heute noch weitgehend alle Siedlungsbereiche außer den Kernsiedlungen Bodenwerder, Delligsen, Eschershausen, Holzminden, Polle, Stadtoldendorf, ist im Laufe der letzten Jahrzehnte eine unbekannte Menge an großvolumiger landwirtschaftlicher Gebäudesubstanz aus der tatsächlichen Nut- zung ausgeschieden. An vielen Stellen droht in den Siedlungsbereichen der Verfall. Es sollte überdacht werden, dass drei oder mehr Häuser am Ortsrand kleiner Sied- lungsbereiche später, gegenüber dem evtl. verfallenden Ortskern, eine sehr isolier- te Lage erhalten könnten. In früheren Geschichtsperioden der Wüstungen war funk- tionsfähiges Neues anstelle des nicht mehr nutzbaren oder zerstörten Alten gesetzt worden.

Aus Gründen der strukturellen und allgemeinen Bevölkerungsveränderung und der Sicherung attraktiver Wohnstandorte sowie gleichwertiger Lebensbedingungen soll- te die verantwortliche Wahrnehmung der gemeindlichen Planungshoheit diese Probleme sorgfältig in ihrer langfristigen Dimension durchleuchten. Die Möglichkei- ten einer gezielten kommunalen Bodenvorratspolitik sollten dabei nicht unbeachtet bleiben.

Hierin wird ein besonderer Denkanstoß gesehen, u.a. Genossenschaftsmodelle oder Erneuerungsprogramme für gewerbliche und andere brachgefallene Bau- komplexe zu durchdenken.

Zu 39/41 Bei der Festlegung dieser Entwicklungsaufgabe auf bestimmte Ortsbereiche sollten geeignete Landschaftsbereiche mit besonderer Umweltqualität sowie geeignete Einrichtungen für die Erholung durch bauleitplanerische Entscheidungen gesichert und entwickelt werden können.

Aufgrund früherer landesplanerischer Entwicklungsziele haben aus Gründen des Naturraumpotentials die genannten Orte im Landkreis Holzminden - als regionalem Planungsraum - die besondere Entwicklungsaufgabe "Erholung" zugewiesen erhal- ten. Verschiedene, damals noch genannte Orte sind heute für die Erholungsnut- zung nicht mehr so herausragend geeignet. Ferienwohnungen sind teilweise in Dauerwohnungen umgewandelt worden. Versorgung und Gastronomie existieren nicht mehr als wesentliches unterstützendes Element herausragender Erholungs- eignung. In anderen Teilbereichen werden dagegen neue Entwicklungsansätze ge- sehen, vorbereitet.

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Im regionalen Planungsraum haben die folgenden Orte eine staatliche An- erkennung. Sie ist im Zusammenhang mit der besonderen Entwicklungsaufgabe “Erholung” zu sehen:

Staatliche Anerkennung als

Erholungsort: Derental am: 23.06.1972 Eschershausen 10.09.1974 Fürstenberg 22.05.1975 Grünenplan 22.03.1976 Holenberg 10.03.1975 Lichtenhagen 04.07.1977 Rühle 06.04.1979 Hellental 20.02.1986 Polle 22.09.1989 Luftkurort: Bodenwerder am: 21.03.1972 Silberborn 20.12.1974 Heilklimatischer Kurort: Neuhaus am: 10.02.1972

Die heutige Festlegung berücksichtigt u.a.: − natürliche Eignung − Umweltqualität − Aufgabenteilung − Tourismusbewusstsein im Siedlungsgebiet − Erreichbarkeit von Freizeit- und Kulturangeboten − Vorrang der Erhaltung und Verbesserung bereits vorhandener Angebote an Fremdenverkehrseinrichtungen vor der Neuschaffung − sich ändernde Urlaubs- und Freizeitverhalten − bevölkerungsstrukturelle Veränderungen in der Planungsregion und den an- grenzenden Ballungsgebieten als Herkunftsgebiete für potentielle Gäste − Möglichkeiten für den sog. sanften Tourismus, wie er teilweise durch Rad- wandern, Wanderreiten, Birken oder Wandern in ökologisch weitgehend intakter Natur beschreibbar ist. − Die Bereiche links und rechts der Weser sind bereits in einem nicht unerheb- lichen Umfang touristisch erschlossen. Besonders der Weserradweg bietet mit seinen verknüpfenden Trassen ideale Voraussetzungen für Erholungszwecke. Um eine stärkere Profilierung mit dem Inhalt "Erholung" zu ermöglichen, ist ein flächendeckendes, durchgehendes Angebot entlang der Weser zu schaffen. Diese wesernahen Standorte sind in besonderem Maße geeignet, wasserorien- tierte Erholungsaufgaben zu erfüllen. Die Sicherung und Verbesserung der Funktionsfähigkeit gerade dieser Siedlungs- bereiche sollte beim Einsatz von Förderungen für städtebauliche Erneuerungs- und Entwicklungsmaßnahmen und bei der ressortbedingt noch isoliert zu betrachtenden Dorferneuerung vorrangig bedacht werden. Aufgrund des vorhandenen Potentials der Natur und der teilweise noch ausbaubaren Infrastruktur könnten in Bodenwer- der und Neuhaus besondere Anstrengungen bedacht werden. Die zurzeit wachsende Freizeit vieler Personengruppen und die notwendige Förde- rung des Fremdenverkehrs in allen Formen wird eine Erweiterung der Freizeit- angebote beinhalten. Ihre Entwicklung soll jedoch die Lebensbedingungen der Be- wohner eines Siedlungsbereiches, die naturschutzwürdigen Gebiete und Kulturgü- ter nicht negativ beeinflussen.

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Insofern gilt es, ausgewogene Verhältnisse zu erhalten oder zu schaffen, die gleichzeitig damit auch durch räumliche Nähe und Verbindung eine gewisse Schutzfunktion für die Freizeitbereiche beinhalten. Gerade Freizeitbereiche mit Wasserflächen werden bevorzugt in Siedlungsnähe verfolgt werden können, wäh- rend abgelegene Wasserflächen eher eine landespflegerische Bedeutung erhalten könnten.

Zu 42 Grünzonen auch in Kleinstsiedlungsbereichen verbessern das Wohnumfeld. Im regionalen Planungsraum durchziehen viele Wasserläufe meist mit ständiger Was- serführung die Siedlung. Das Ziel soll zu ihrer Wiederentdeckung, zur Be- reicherung des Ortsbildes auffordern, um den Erholungssuchenden und den Frem- den zum "Verweilen" aufzufordern.

Zu 43 Die Siedlungen, die Wasser- und Waldflächen sowie die freie Landschaft mit Erho- lungscharakter/-eignung sind durch Wege- und Stellflächen für den ruhenden Ver- kehr kleinräumig übererschlossen. Dies gefährdet die vorsorgende und geordnete Sicherung und verantwortungsbewusste Weiterentwicklung des Naturraumpotenti- als für die Erholung. Aus diesem Grunde sollten Einrichtungen für die Freizeitges- taltung der Bevölkerung möglichst ortsnah angelegt werden. Die Wege aus den Siedlungsbereichen zu derartigen Einrichtungen könnten durch ihre Bepflanzung oder bei einer notwendigen Neuanlage solcher Bepflanzungen besonders auf die damit verbundene Erholungsnutzung mit ausgerichtet werden.

Zu 44 Die Erholungseignung kann z.B. durch Bodenabbauten (Abbauhalden, Abraum- halden) und Autoverkehr beeinträchtigt werden. Im einzelnen Teilraum ist eine kleinräumige Lösung in diesem Ziel zwischen den verschiedenen Interessen abzu- stimmen.

In der Landschaft mindern eine zu dicht an Waldsäume heranwachsende Bebau- ung wie auch zu hohes Buschwerk oder Baumwuchs die Aus- und Einblicke und den Erholungswert. Für Ränder von Teilflächen ist die Zugänglichkeit vor allem für die Fußgänger/Wanderer besonders sorgfältig und gestalterisch zu entwickeln (z.B. einladende Wegeführung durch Wegdeckenwechsel, weit sichtbare Ruheplätze als Zielpunkt).

Neben Beeinträchtigungen durch belastete Luft und Niederschläge ist auch an sol- che durch lärmverursachende Einrichtungen und Anlässe (z.B. Grillplätze in freier Landschaft) zu denken.

In besonders empfindlichen Gebieten gehören auch Freileitungen und breite Schneisen für Holzablagerungen einschl. ihrer Schutzstreifen zu den störenden Ein- richtungen.

Zu 45 Wenngleich der Druck auf Gebietskörperschaften für die Anlage derartiger Einrich- tungen auch in Verbindung mit der wachsenden Freizeit und den sich ändernden Gestaltungswünschen der Fremdenverkehrsgäste zurzeit ständig zu wachsen scheint, sind die Begleiterscheinungen der Anlage für die jeweilige Gemeinde be- sonders zu untersuchen. Eine Abstimmung mit dem Allgemeinwohl ist in Verbin- dung mit den bauleitplanerischen Bestimmungen gegeben. Daneben ist die raum- ordnerische Beurteilung von touristischen Großprojekten zwischenzeitlich einge- führt.

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Zu 47 Vorranggebiete für Siedlungsentwicklungen sieht das LROP 94 nur für Mittel- zentren im ländlichen Raum als flächenhaftes Planzeichen vor. Im Sinn einer ge- sunden räumlichen Struktur dient dieses Instrument zur Umsetzung des Zieles “Sicherung einer schwerpunktmäßigen Siedlungsentwicklung” und entspricht einer Vorsorgeperspektive. Die Vorsorge war im Mittelzentrum Holzminden zu lange vernachlässigt. Vorrang- gebiete für Siedlungsentwicklungen sollen potentielle, geeignete Siedlungsflächen im Sinn der anzustrebenden Konzentration von Entwicklungen in zentralen Orten vor anderen Inanspruchnahmen schützen. Eine Bedarfsrechnung ist aus methodi- schen Gründen, der gesellschaftlichen Dynamik und der Lebensweisen in der Be- völkerung oder der fließenden Geldmittel nicht möglich.

In Grundzentren bestehen Möglichkeiten der Schließung von Baulücken und der Arrondierung sowie der Entwicklung dazu im Rahmen der Flächennutzungs- planung mit entsprechender Begründung zum Bedarf. Die Raumordnung kann und darf keine Zielzahlen zur Bevölkerungsentwicklung verfolgen. Bedarfsbegründun- gen müssen jedoch nachvollziehbar sein.

1.6 Zentrale Orte

Zu 50 Zentralörtliche Gliederung Die Verflechtungen sind verschiedentlich untersucht. 2

Das Zentrale-Orte-Konzept ist in der Diskussion. Künftig kann geprüft werden, ob einzelne Bereiche ggf. Grundzentren werden können oder darüber hinaus auch Grundzentren mittelzentrale Teil-Aufgaben wahrnehmen können.

Die Ausweisung Lauenfördes als Grundzentrum ist Ergebnis des Beteiligungsver- fahrens i.V.m. dem Beschluss des Kreistages vom 07.02.2000.

Das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 1994 (LROP 1994) be- stimmt, dass innerhalb der Gemeinden Standorte mit zentralörtlichen Funktionen festzulegen sind. Gemäß Ziffer B 6 01 LROP 1994 besteht für die Regionalplanung die Möglichkeit, in begründeten Fällen mehr als einen grundzentralen Standort in- nerhalb eines Gemeindegebietes festzulegen. Gemeinden im Sinne des LROP 1994 sind die für die Aufstellung des Flächennutzungsplanes zuständigen Gemein- den und Samtgemeinden.

Durch die Ausweisung Lauenfördes als Grundzentrum wird in der Samtgemeinde Boffzen ein zweiter grundzentraler Standort festgelegt, der wie folgt begründet wird:

Die Samtgemeinde Boffzen verfügt über zwei historisch gewachsene, voneinander getrennt (auch naturräumliche Barriere) liegende Versorgungskerne, Boffzen und Lauenförde, die über die Versorgung der eigenen Bevölkerung hinaus Versor- gungsaufgaben in einem grundzentralen Verflechtungsbereich wahrnehmen, deren Versorgungsbereiche im niedersächsischen Raum ca. 3.500 (Lauenförde) und ca. 4.500 (Boffzen) Einwohner umfassen.

2 Nach den Abgrenzungen der Ministerkonferenz für Raumordnung sind zentralörtliche Verflechtungsbe- reiche mittlerer Stufe (Stand: Juli 1979) überarbeitet. Hameln und Alfeld sind niedersächsische Mittelzentren. Da die Mittelbereiche sich an Landesgrenzen orientieren, ist die Samtgemeinde Boffzen dem Mittelzentrum Holzminden zugeordnet, obwohl ihre Beziehungen zu den Mittelzentren Höxter und Beverungen nicht unbedeutend sind (z.B. gemeinsame Ferienzeit)

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Aufgrund der besonderen räumlichen Situation der Samtgemeinde gehen die Ver- flechtungsbereiche der beiden Standorte über den niedersächsischen Raum hin- aus, insbesondere auch nach Nordrhein-Westfalen, so dass die tatsächlichen Ver- sorgungsbereiche größer sind.

Neben der grundzentralen Ausstattung (u.a. auch ein Kino mit überregionalem Ein- zugsbereich) und der Wahrnehmung von grundzentralen Versorgungsaufgaben im Nahbereich begründen zwei weitere Faktoren die Ausweisung Lauenfördes als zweites Grundzentrum in der Samtgemeinde Boffzen und die Ergänzung um ein weiteres Grundzentrum im Landkreis Holzminden:

1. Neben Holzminden und Stadtoldendorf verfügt nur Lauenförde über einen Schienenanschluss, dem im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Raum- entwicklung des Kreises ein hoher regionalplanerischer Stellenwert eingeräumt wird.

2. Lauenförde ist ein regional bedeutender Standort der Glas-, Maschinenbau- und Holzindustrie sowie der Möbelfabrikation. Traditionelle Unternehmen und High-Tech-Betriebe, auch mit überregionaler bis weltweiter Ausstrahlung (z.B. Interpane/Glasveredelung und Kverneland/Landmaschinenproduktion), haben ihren Standort in Lauenförde. In diesem Kontext ist Lauenförde mit ca. 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ein bedeutender regio- naler Schwerpunkt der Wirtschaft und der Arbeitsstättenkonzentration im Land- kreis Holzminden.

Zu 51 Es muss mit folgenden Überschneidungen von Einzugsbereichen für grundzentrale Funktionen gerechnet werden: − Bodenwerder: Randbereich von Hameln, Polle, Eschershausen − Eschershausen: Randlage von Bodenwerder, Stadtoldendorf, teilweise Einbeck − Stadtoldendorf: Randlage von Eschershausen, Einbeck, Bevern − Delligsen: Randlage von Duingen, Alfeld, Einbeck − Boffzen: Randlage von Höxter, Beverungen, Bad Karlshafen − Polle: Randbereich von Bodenwerder, Holzminden, Bad Pyrmont − Bevern: Randlage von Stadtoldendorf, Eschershausen, Bodenwerder (s. hierzu besonderen Tabellenband) In Teilen erfolgt auch eine Mitversorgung nordrhein-westfälischer Gemeinden, z.B. in Holzminden ( u.a. Kläranlage).

Zu 52 Die Gebiets- und Verwaltungsreform hat die Verwaltungseinheiten im regionalen Planungsraum gestärkt. Den Verwaltungseinheiten kommt die Verantwortung für die Lokalisierung zentraler Einrichtungen zur Deckung des allgemeinen täglichen Grundbedarfs in guter Bürgernähe zu. Die landesplanerischen Gesichtspunkte (Zu- sammenfassung, Erreichbarkeit und Auslastung) sind dabei in eigener verantwortli- cher Entscheidung zu berücksichtigen.

Im dünn besiedelten regionalen Planungsraum mit seinen 32 Gemeinden und 78 Siedlungsbereichen der ehemals selbständigen Gemeinden werden zentrale Ein- richtungen mit zentralörtlicher Bedeutung 3 in einem Ortsteil zusammenzufassen sein.

3 Rein theoretisch ist der hier weiterverwendete, alte Begriff "zentraler Ort" nach den Zielen der Gebiets- und Verwaltungsreform und bei der Ausdehnung des Begriffs auf "zentralörtliche Funktionen eines Trägers der Flächennutzungsplanung" dringend auf Bundes- und Landesebene zu überprüfen.

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Dies hat sich in der Vergangenheit bei einer Mehrzahl der Flächennutzungsplanträ- ger bereits herausgebildet. Ein sog. Zentralitätseffekt, der gleichzeitig auch struk- turpolitische Bedeutung hat, ergibt sich bei verschiedenen, dicht benachbarten zentralörtlichen Einrichtungen in enger räumlicher Nähe durch sog. Fühlungsvortei- le und Mitnahmeeffekte der Bürger. Sie finden auf einem Weg gleichzeitig Kontakt zu vielen zentralörtlichen Einrichtungen (Wegvorteile). Bei einer gewissen Bündelung lässt sich auch besser ein Mindeststandard des ÖPNV zur Anbindung an die Wohnsiedlungsbereiche erhalten. Dies ist vor allem bei der Bevölkerungsveränderung bedeutsam.

Für die übrigen Ortsteile müsste die Schaffung beweglicher Versorgungs-Angebote gestützt werden (mobile Bücherei, fahrender Supermarkt, örtliche Verwaltungs- sprechstunden etc.). Der Begriff "zentraler Ort" ist in den verschiedensten Landesförderungsprogram- men (z.B. Fremdenverkehr) oder Entwicklungsplanungswerken (Schulplanung) mit dem im Regionalen Raumordnungsprogramm verwendeten Begriff identisch. Die Darstellung des Zentrale-Orte-Zeichens ist in der zeichnerischen Darstellung für den jeweiligen Siedlungskernbereich festgelegt.

Die siedlungsstrukturelle Verbindung der Siedlungsbereiche hat sich historisch un- abhängig von Verwaltungsgrenzen entwickelt. Die Erreichbarkeit des jeweils ande- ren Siedlungsbereiches liegt unter 5 km (= 1 Stunde Fußweg oder 20 Min. Rad- fahrt). Auch die ÖPNV-Linien sind als enge Verbindung werktags weitgehend gut ausgelegt.

Zwischen Pendlererhebungen zur Volkszählung und neuen Daten aus der Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigen sich wenig Verschiebungen in den wichtigen Pendlerrichtungen.

Eine grenzüberschreitende Abstimmung kann selbstverständlich nicht für alle Auf- gabenbereiche gelten. Jedoch wird unter den bevölkerungsstrukturellen Rahmen- bedingungen der Zukunft eine stärkere Kooperation unter Wahrung der Eigenver- antwortlichkeit der Gemeinden zu günstigeren volkswirtschaftlichen und bürgerna- hen Problemlösungen führen müssen (Gesundheitsversorgung, kultureller Bereich, z.B. Gastspiele).

Im größeren Rahmen gilt die Abstimmung sicher auch großräumiger für die beiden 7 km entfernt liegenden Mittelzentren Holzminden und Höxter untereinander. Sie sollten, vor allem auch im kulturellen Bereich, wie bei den Bemühungen zur besse- ren Einbindung in das Fernverkehrsnetz auf der Schiene und der Straße als einem Bestandteil guter wirtschaftlicher Standortbedingungen, zur Ost-West-Einbindung und zur verbesserten Nord-Süd-Erschließung, verstärkt zusammenarbeiten kön- nen.

Es müsste künftig versucht werden, durch eine verbesserte Kooperation weitere Benachteiligungen und damit die Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbe- dingungen der beiden Arbeitsmarktregionen großräumig zu verhindern.

Zu 53 Bevölkerungsrückgang, Veränderung der Altersstrukturen, Veränderungen in den Haushaltsstrukturen, im Rettungswesen, die Folgen der Neustrukturierung im Ge- sundheitswesen, Leistungsangebote in außerschulischer Jugendhilfe nach dem Jugendwohlfahrtsgesetz sowie nach dem Pflegegesetz sind teilweise gemeindlich und teilweise insgesamt im regionalen Planungsraum mittelfristig stärker miteinan- der im Zusammenhang und in wechselseitigen Abhängigkeit zu untersuchen. Um- fassende Untersuchungen und Konzeptentwicklungen können dafür nur gemein- sam mit den jeweiligen Interessentengruppen erarbeitet werden.

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Zu 55 In vielen Siedlungsbereichen des weitgehend dünn besiedelten regionalen Pla- nungsraumes, fern der Oberzentren, wird die Versorgung des allgemeinen und täg- lichen Grundbedarfs hinsichtlich der Breite und Tiefe des Angebots – Mittel- zentrum auch für den gehobenen Bedarf - weitgehend von klein- und mittelstän- dischen Betrieben getragen. Sie haben grundsätzlich einen anderen Grad der Flexibilität gegenüber Marktveränderungen auf der Einkaufs- oder Verkaufsseite als große Betriebe. Insofern sollten großflächige Einzelhandelsbetriebe nur nach sorgfältiger Untersu- chung unter Einschaltung der Standesvertretungen als neutralem Ratgeber zuge- lassen werden. Mögliche Impulswirkungen auf evtl. notwendige positive Struktur- veränderungen sind gesondert zu betrachten. Einzelhandelsgroßprojekte bieten vorwiegend dem Endverbraucher an und sind i.d.R. nur bei Erfassung größerer Einwohnerzahlen (d.h. meist überörtlich) rentabel zu führen. Zudem müssen Ver- drängungsfolgen besonders auch in historischen Standortlagen im Innenbereich berücksichtigt werden.

Die Regionalplanung will dabei nicht in Wettbewerbsfragen eingreifen, sondern nur mitberaten und darauf achten, dass für die vorhandenen Einrichtungen zur Versor- gung der Bevölkerung, für die vorhandenen Arbeitsstätten und die gegebene Infra- struktur verkehrlich, technisch, wirtschaftlich und sozial ausgewogene Verhältnisse erhalten oder geschaffen werden, die die Zusammenhänge und Erfordernisse für die Sicherung und Weiterentwicklung bestmöglicher Lebens-, Arbeits- und Versor- gungsbedingungen sowie gleichwertiger Lebensverhältnisse in zumutbarer Erreich- barkeit für Gruppen unterschiedlichster Mobilität beachten.

Zu 56 Hier gilt es, eine Vielzahl widerstreitender Interessen von Betreibern, Wettbewer- bern, Bauwirtschaft, Finanzierungsinstitutionen und städtebaulichen Erwartungen der Gemeinden wie preislichen Erwartungen der Bevölkerung, auch auf dem Hin- tergrund weiter oben beschriebener Veränderungen der Bevölkerungsstrukturen, zu bedenken. Verschiedene Branchen stellen aus Rationalisierungsgründen im Zu- sammenhang mit Konzentrationen im Handel immer neue Flächen- und Standort- forderungen. Damit entstehen vor allem an Rändern von zentralen Orten Attraktivi- tätspotentiale, denen vor allem kleinere innergemeindliche Handelsbetriebe nicht mehr gewachsen sein können. Der Gefahr der Verödung soll auch raumordnerisch entgegengesteuert werden (Ministerkonferenz für Raumordnung und Konferenz der für das Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Ministerien vom 21.06.1996/29.03.1996.) Die gemeinsame Entschließung fordert, die Innenstädte als Einzelhandelsstandorte zu erhalten.

Inwieweit die Festlegung von zulässigen, nicht innenstadtrelevanten Sortimenten oder Randsortimenten, auch entsprechende Flächenanteile, durchsetzbar ist, regelt sich nach dem Baugesetzbuch und dem Bauordnungsrecht.

Das hier formulierte Ziel will nicht den bauleitplanungs- und bauordnungsrecht- lichen Rahmen beeinflussen; auch nicht eine Beurteilung in Verbindung mit § 34 BauGB beinhalten. Vielmehr soll es dazu dienen, das LROP-Ziel hinsichtlich einer bestimmten zentralörtlichen Bedeutung eines Flächennutzungsplanträgers heraus- zuarbeiten.

Diese Grundzentren haben i.d.R. in ihren Randbereichen weitgehend überörtliche Wirkungsbereiche, so dass ein Einzelhandelsgroßobjekt sich sehr schnell überört- lich auswirken kann.

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Die Ziele stellen Anforderungen an die Darlegung der planerischen Notwendigkeit für ein bestimmtes Grundzentrum und dessen Infrastruktur und fordert zudem das Aufzeigen der damit verbundenen örtlichen und besonderen überörtlichen Folgen und den Auswirkungen auf die vorhandenen ausgeglichenen Versorgungsstruktu- ren bei Ansiedlung eines derartigen Betriebes in dem jeweiligen Grundzentrum auf.

Als wesentliche Beeinträchtigung der vorhandenen Versorgungsstrukturen sollte vorerst eine Umsatzerwartung eines neuen Vorhabens von 15 bis 20 % des im be- stehenden Grundzentrum insgesamt vorhandenen Umsatzes (nach der jeweils letz- ten Zählung) bzw., soweit bekannt, eines vergleichbaren Warenangebotes angese- hen werden.

Fehlentwicklungen durch Einzelhandelsgroßprojekte werden durch fehlende Über- planung von Innenbereichsstandorten, durch unterlassene Anpassung alter rechts- kräftiger Bebauungspläne an die jüngste Fassung der Baunutzungsverordnung so- wie durch fehlende interkommunal abgestimmte Konzepte der Städte und Gemein- den zur Entwicklung des Einzelhandels mit verursacht. Bebauungspläne alten Rechts sollten daher an die neueste Fassung der Baunut- zungsverordnung angepasst und darüber hinaus auf einzelhandelsrelevanten Standorten vorsorgende Bauleitplanung betrieben werden, um ausgeglichene Ver- sorgungsstrukturen langfristig wettbewerbsneutral sichern oder wiederherstellen zu können. Allein ein an städtebaulichen Kriterien ausgerichtetes, möglichst mit den Nachbargemeinden abzustimmendes Rahmenkonzept für die ausgewogene und möglichst verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung wäre daher sinnvoll.

Einzelhandelskonzepte für Zentrale Orte können helfen, die gewachsenen zentra- len Marktbereiche in den Ortszentren und Innenstädten zu sichern und zu stärken, Fehlentwicklungen in der kommunalen und regionalen Einzelhandelsstruktur vorzu- beugen sowie für den ansässigen Handel und für Investoren nachvollziehbare und verlässliche Entscheidungen über Bauanträge für Einzelhandelsvorhaben zu tref- fen.

1.7 Naturräume

Die naturräumliche Gliederung und die ausgewählten fünf Haupttypen sind im „Landschaftsrahmenplan des Landkreises Holzminden“, Kapitel 1.2, Seite 8 ff., nä- her erläutert. Sie werden zur Vervollständigung der Karten hier tabellarisch zu- sammengefasst. Es wird hier darauf aufmerksam gemacht, dass diese Untergliede- rungen im Kapitel "Energie" eine besondere Rolle für die Auswahl von Vorrangge- bieten für die Nutzung durch Windenergie spielen.

Naturräumliche Gliederung:

− Oberwälder Land (Gliederungsnr.: 361) − Fürstenauer Berge (361.01): − Lipper Bergland (364) − Schwalenberger Höhen − Grohnder Berge − Pyrmonter Bergland (365) − Ottensteiner Platten − Holzmindener Wesertal (367) − Weseraue − Weserterrassen

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− Weserengtal von Bodenwerder (368) − Bodenwerder Tal − Solling, Bramwald und Reinhardswald (370) − Nördlicher Solling − Sollingvorland (371) − Vogler − Golmbacher Berge − Stadtoldendorfer Hochfläche − Stadtoldendorfer Wald − − Elfas − Elfas-Umland − Alfelder Bergland (Ith und Hils) (377) − Eschershäuser Senke − Esperder Bergland − Bisperoder Senke − Eschershausener Triaskämme − Eschershausener Liassenke − Brunser Hochfläche − Ith-Hils-Bergland − Ith − Hils − Delligser Senke

Eine nähere Betrachtung des Landkreises Holzminden über die naturräumliche Gliederung hinaus läst fünf Haupteinheiten (hier: Landschaftstypen) erkennen, die sich in ihrer naturräumlichen Ausstattung d.h. Morphologie, teilweise Geologie und Pedologie sowie Vegetations- bzw. Nutzungsstruktur unterscheiden:

− großflächig waldbedecktes Berg- und Hügelland, − aufgelockerte Wald- und Agrarlandschaft des Berg- und Hügellandes, − offene Landschaften, − Wesertal und − Siedlungen.

Diese Raumgliederung weicht in größeren Bereichen deutlich, örtlich nur geringfü- gig (Wesertal) von der naturräumlichen Gliederung des Landkreises ab.

Im Landschaftsrahmenplan Holzminden wird zugunsten einer bewertungs- und zielorientierten, den regionalen Verhältnissen angepassten Unterteilung von den naturräumlichen Einheiten abgewichen.

Die im Landschaftsrahmenplan verwandte Untergliederung weicht teilweise erheb- lich von der kleinräumigen Gliederung der Karten ab.

Zu 61 Das Gebiet des Landkreises Holzminden ist von Nord nach Süd im Naturraum C1.7.03.9 "Weser- und Leinebergland" des LROP 94 enthalten.

Zu 62 Der Landschaftsrahmenplan sieht eine stärkere Vernetzung der waldbestockten Landschaftsbereiche entlang von Gräben und Gewässerstrukturen über die Tal- lagen vor. Aus der sog. Integrationskarte des LRP zum RROP 2000 sind die ent- sprechenden Vorschläge in die Beikarte übernommen. Eine Festsetzung als Gebiet zur Verbesserung der Landschaftsstruktur kann von der Raumordnung zurzeit nicht

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konkret genug verfolgt werden, da Vorstellungen und Wege zur öffentlich- rechtlichen Umsetzung, z.B. über Fragen der Kompensationsflächen, einzelfallbe- zogen sind. Sie regeln sich in Einzelfällen ohne raumordnerische Beteiligung durch naturschutz-, bau- oder wasserrechtliche Verfahren.

Zu 63 Während die ursprüngliche naturräumliche Gliederung unterschiedliche Nutzungen in einer räumlichen Einheit integrierte (geomorphologischer Ansatz), stellt die Vor- gehensweise des Landschaftsrahmenplanes die realen Nutzungsstrukturen in den Vordergrund und bildet so Räume gleicher Gesamtnutzungsstrukturen.

Insofern muss bei der Verwendung von Namen unter dem Aspekt "naturräumliche Gliederung"/"Landschaftstyp" bei Verwendung identischer Bezeichnungen sorgfältig auf den jeweils zugehörigen Betrachtungsaspekt geachtet werden.

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1.8 Vorranggebiete und Vorrangstandorte

Zu 64-74 Die zunehmende Flächenbeanspruchung, die Lebens- und Produktionsgewohnhei- ten, die Einstellungen zur Abfallbewertung (Wegwerfgesellschaft) und der anstei- gende Verbrauch natürlicher Ressourcen haben eine Verknappung von Wasser, Bodenschätzen und naturnahen Lebensräumen zur Folge. Es ist daher dringend geboten, Gebiete und Standorte, in denen solche Ressourcen geschützt, gesichert und ggf. entwickelt oder erschlossen werden sollen, als Vorranggebiete oder Vor- rangstandorte festzulegen. Dies gilt vor allem für solche Gebiete, die sonst ander- weitig genutzt werden könnten oder noch keinen speziellen rechtlichen Schutz ge- nießen. Im Sinne der gemeinsamen Verantwortung aller Planungsebenen für die Sicherung wichtiger Ressourcen/Flächen und Standorte im regionalen Planungs- raum erfordert das Gegenstromprinzip eine nachvollziehbare Konkretisierung auf der Fachplanebene, soweit nicht bereits durch andere fachgesetzliche Bestimmun- gen parzellenscharfe Festlegungen einen weiteren Sicherungsgrad bestimmen (z.B. bei Naturschutzgebieten, Wasserschutzgebieten etc.). Die Festlegung von VRG stellt so lange auch einen besonderen vorsorglichen Schutz gegenüber Fach- planungsmaßnahmen dar, bis spezielle fachplanerische Bestimmungen oder Ent- scheidungen greifen.

Die nach dem Landes-Raumordnungsprogramm im Maßstab 1:500.000 vorge- gebenen Vorranggebiete (VRG) und Vorrangstandorte (VRST) sind aus ent- wicklungs- und strukturpolitischer Sicht von besonderer, herausragender Bedeu- tung.

Sie sind im Regionalen Raumordnungsprogramm im Maßstab 1:50.000 - nicht par- zellenscharf - räumlich näher festgelegt. Sie sind ergänzt um solche Flächen und Standorte, die aus regionaler Sicht von herausragender Bedeutung sind. Die jewei- ligen Fachziele sind entsprechend begründet.

Die Begriffsbestimmungen erfolgen im jeweiligen Fachkapitel. Im regionalen Pla- nungsraum werden Vorranggebiete für die Grünlandbewirtschaftung weitgehend ausgeklammert. Dies erfolgt aus zwei Gründen: Im Naturraum Weser-Leinebergland sind nach dem Landschaftsrahmenplan (LRP) weitgehend alle Grünlandflächen außerhalb der Waldstrukturen als Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft eingeordnet. Im regionalen Planungsraum wäre im Vor- sorgegebiet somit für Grünlandbewirtschaftung eine Umsetzungs-Kategorie zu ver- folgen, da die höherrangige Schutzkategorie schon besteht. Für die Umsetzung ist jedoch nicht die Raumordnung zuständig, zumal sie auch in diesem Fall ein zusätz- liches Instrument "Freihaltung von Aufforstung" einsetzt. Als zweiter Grund wird im regionalen Planungsraum aus kartographischen Gründen auf eine gesonderte Festlegung verzichtet. Eine Karte soll lesbar bleiben. Wald, Natur und Landschaft, Erholung wie Grünlandbewirtschaftung sind alle durch grüne Farbsignaturen darzu- stellen. Dies wäre in den Wiesentälern des Sollings nicht verwirklichbar bzw. durch die oben dargestellten Möglichkeiten sehr viel besser aufzeigbar und in einem text- lichen Ziel der beschreibenden Darstellung zu fixieren. Die Umsetzung des Zieles liegt in der Hand der unteren Naturschutzbehörden, die direkt grundstücksbezogen handeln können. Gleichwohl bleibt es, unabhängig von der zeichnerischen Darstel- lung im Regionalen Raumordnungsprogramm, Ziel des Landkreises Holzminden, eine abgewogene Vielgestaltigkeit des Landschaftsbildes/-eindruckes zu erhalten. Dafür muss jedoch zwischen Verwaltung und Landwirtschaft noch sehr viel mehr über Aufgabenverteilung und Finanzierung beraten werden. Nachhaltige Verhal- tensänderungen auf beiden Seiten setzen stärkeren Informationsfluss und - austausch voraus. Nicht losgelöst davon darf die Behandlung von Landschafts- schutz und Naturpark, zwei getrennten Instrumentarien, gesehen werden.

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− Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung sind landesweit im Maßstab 1:25.000 abgestimmt worden und in 1:500.000 im LROP 94 festgesetzt. Der Boden- abbauleitplan Weser für Kies und Sande hat die Vorgaben bis auf die Ebene der Regionalplanung in Abwägungs- und Anhörungsverfahren konkretisiert.

Die geologisch abgestimmten Vorranggebiete speziell für den Rohstoff Gips wur- den in einem gesonderten Abstimmungsvorgang konkretisiert. Ein rein regionaler Bezug für den Gipsbereich im Regionalen Planungsraum ist auf Grund der Zu- lieferverflechtungen mit anderen Landkreisen und von REA-Gips aus Kohlekraft- werken außerhalb des Landkreises nicht möglich. Für die im Landkreis hergestell- ten Gipsprodukte bestehen überregionale Märkte.

Eine zeitliche Stufung soll bedarfsorientierten Abbau in bestimmter Reihenfolge festsetzen. Die Folgenutzungen sind in der Regel zeitlich versetzt zu verstehen. Sie sollen die Entscheidungen im Einzelfall für die Ausgestaltung der Abbauvorgänge regionalplanerisch vorgeben.

Flächen für untertägige Nutzung sind in einer Beikarte enthalten, da die ober- tägigen Zugänge nur wenig Platz beanspruchen und an Wegenetze angebunden sind (unterirdische Lager sind nach dem LROP nicht darzustellen), deren Dar- stellung als Zugang im Regionalen Raumordnungsprogramm keine Perspektiven aufzuzeigen vermag.

− Im regionalen Planungsraum gibt es eine Reihe von Orten mit der Funktion "Erholung", jedoch keine regional bedeutsamen Erholungsschwerpunkte. Um einen besonderen Gebietsschutz vor allem im Naturpark Solling-Vogler zu errei- chen, sind ortsnahe Vorranggebiete für Erholung festgelegt. − VRG für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung schöpft die Darstellungsmöglichkeiten der "Planzeichenverordnung" für VR "Ruhige Er- holung in Natur und Landschaft" nicht aus. Maßnahmen der touristischen- fremdenverkehrlichen Belastung sollten sich im regionalen Planungsraum (z.B. im Naturpark Solling-Vogler) auf ausgewählte Gebiete oder Linien konzentrie- ren.

Im regionalen Planungsraum sind diese ausgesparten Bereiche in der Regel gleichzeitig VRG für Wassergewinnung; sie genießen insofern besonderen zusätz- lichen und weitergehenden Schutz. Alle übrigen Bereiche sind vor allem der ruhigen Erholung des Rucksacktouristen, bei Beachtung von Bestimmungen der Natur- schutz- und Waldgesetze, nicht verschlossen. Sie stellen aber gleichzeitig Ruhege- biete für die Tier- und Pflanzenwelt dar; eine Kategorie, die sich nicht als Vorrang für ruhige Erholung beschreiben lässt, sondern darüber hinaus geht. Dieser Bereich ist somit primär eher für die ständige, weitgehend ungestörte Erneuerung auch des Potentials an Tier- und Pflanzenarten und -populationen vorbehalten. Die Gesamt- erschließung der Flächen sollte abgestufte, unterschiedlich gute und einladende Wegenetze anstreben. Die wirtschaftliche Freiflächennutzung und ökologische Be- deutung müssen davon nicht beeinträchtigt werden, wenn ausreichende Gestal- tungselemente, z.B. bei der Wegeführung, berücksichtigt werden.

− VRG für Natur und Landschaft Hier sind aufgenommen die festgesetzten Naturschutzgebiete sowie Gebiete, für die bereits das Regionale Raumordnungsprogramm des Bezirks Hildesheim von 19977 Untersuchungen des Landesverwaltungsamtes oder lokale Erwägungen eine besondere Schutzwürdigkeit feststellen lassen sowie die Konzepte des LRP.

Im Einzelfall können VRG für Natur und Landschaft auch die Funktion "Klimawirkung" erhalten, um eine ausreichende Durchlüftung von Siedlungsbereichen zu ermöglichen.

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Zu dieser Kategorie der Vorranggebiete können von der Sache her die freizuhaltenden Wiesentäler im Mittelgebirge zählen. Als unverwechselbares, auch topographisch glie- derndes Element der Erholungs- und Waldfunktion genießen sie seitens verschiedener Planvorstellungen erheblichen Vorrang.

− VRG Wassergewinnung erfasst die bedeutsamen Wassergewinnungsanlagen mit abgegrenzten oder vorgesehenen Schutzbereichen, deren langfristige Nut- zung nach fachlichen Untersuchungen gesichert erscheint und zur Bedarfsde- ckung auch unter Einschaltung von Verbundleitungssystemen langfristig erfor- derlich ist.

− VRST für Ver- und Entsorgungsanlagen schützt Gebiete, die langfristig vor allem für Entsorgungsvorhaben freigehalten werden müssen. Die Kartierung al- ter Ablagerungen bietet wertvolle Beurteilungshilfen.

Nach langen und aufwendigen Untersuchungen wurde im Raum Wickensen ein Standort für eine Hausmülldeponie erkundet und durch eine landesplanerische Feststellung verankert. Im Rahmen noch anhaltender Veränderungen im Abfall- bereich wird dieser Standort nicht aufgegeben, sondern vorrangig gegenüber ande- ren Nutzungsansprüchen aufrechterhalten.

− Vorranggebiete für Anlagen zur Windenergienutzung sind nach einem mehr- stufigen Auswahlverfahren unter Einbezug eines Gebietsgutachtens zur Wind- energie ("Windatlas", im Auftrag herausgegeben vom Elektrizitätswerk Wesertal- GmbH, Bearbeitung vom westf. Umweltzentrum, Uni Gesamthochschule Pader- born) bearbeitet. Aus Gründen des teilweise differenzierten geologischen Unter- grundes sind Fragen der Standsicherheit von Anlagen zur Windenergieerzeu- gung im Einzelfall auch in VR gesondert zu klären.

Die Vorranggebiete sind im Regionalen Raumordnungsprogramm gegenüber dem Landes-Raumordnungsprogramm räumlich entflochten. In der Regel liegen VRG nebeneinander. Die Darstellungen im Landes-Raumordnungsprogramm sind somit nur scheinbare Überlagerungen. In manchen Teilbereichen der zeichnerischen Darstellung für den regionalen Planungsraum ist eine Entflechtung verschiedener Signaturen in Steilhanglagen des Mittelgebirges nicht vollständig richtig darzustel- len (z.B. Straße und VRG Natur und Landschaft).

Im Einzelfall ist die Überlagerung wie die Inanspruchnahme von VRG zu prüfen. Ei- ne Überlagerung ist z.B. mit gewissen Konsequenzen denkbar:

Dies gilt z.B. bei VRG "Wassergewinnung" unter Einbezug technischer Vorkehrun- gen (z.B. bei bestimmten Straßenplanungen). Ein VRG "Rohstoffgewinnung" kann von VRG "Erholung" mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung und "Na- tur und Landschaft" durchaus überlagert werden. Dadurch wird in diesem Fall die zeitlich nachfolgende Nutzung deutlicher zum Ausdruck gebracht. Es wird dabei im Einzelfall darauf ankommen, ob die Folgefunktionen bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt dargestellt werden müssen. Aus langfristiger Vorsorge und zur Sicherung eines Gesamtabbaukonzeptes wie zur Abstimmung von Abbauauflagen kann dies in Teilbereichen durchaus notwendig sein und wird für die VR Erholung gezielt ein- gesetzt in Siedlungsnähe.

Dagegen schließen sich im regionalen Planungsraum wegen der empfindlichen geologischen Strukturen grundsätzlich aus:

- VRG Rohstoffgewinnung und VRG Wassergewinnung oder VRG Natur und Landschaft mit VRG Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölke- rung oder auch VRST Entsorgung und Wassergewinnung.

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Da nach § 2 Abs. 2 Nr. 15 des Raumordnungsgesetzes (ROG) vom 18.08.1997 den Erfordernissen der militärischen und zivilen Verteidigung Rechnung zu tragen ist, ist bei den Ansprüchen aus diesem Fachbelang an VRG im regionalen Pla- nungsraum ein sehr sorgfältiges Abwägen zwischen den Erfordernissen der Vertei- digung und den Zielen der Landesplanung/regionalen Raumordnung im Sinne einer bestmöglichen Entwicklung des regionalen Planungsraumes geboten. Ver- teidigungsanlagen können sich sowohl entwicklungsfördernd wie -hemmend aus- wirken. Ihre Bedeutung ist insbesondere bei Anlage von Windenergienutzung her- auszustellen.

Eine Überlagerung von Vorranggebieten ist i.d.R. ausgeschlossen, da hier alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit dem vorrangigen Nutzungs- zweck vereinbar sein müssen. Vorranggebiete für die Wassergewinnung können durch andere Vorränge überlagert werden, wenn eine Gefährdung des Wasservor- kommens ausgeschlossen werden kann oder durch vorsorgliche technische Maß- nahmen zu verhindern ist.

Vorranggebiete können sich mit Vorsorgegebieten überlagern, wenn dies mit der festgelegten Vorrangnutzung vereinbar ist, es sei denn, die vorrangige Nutzung wird mit Sicherheit in absehbarer Zeit eingestellt (z.B. erschöpfter Abbau), und es liegt im Interesse der Raumordnung (z.B. aus Gründen des Natur- und Land- schaftsschutzes oder der Erholung), die mit besonderer Bedeutung versehene Nachfolgenutzung raumordnerisch zu sichern.

Besonders bei der linienförmigen Ausgestaltung von Vorranggebieten für Natur und Landschaft, z.B. in Bachläufen, ist eine vollständige Entzerrung im RROP nicht möglich, sondern erst auf anderer Maßstabsebene vorzunehmen. Für diesen Fall ist die Flächensignatur des Vorranggebietes für Natur und Landschaft ohne Um- grenzung angewendet worden (eine Darstellung von Rauten als Kette wäre karto- grafisch besser).

Die nähere Festlegung von Vorrang- und Vorsorgegebieten mit regionalen, maßvol- len Erweiterungen, Zurücknahmen oder Aufgliederungen in mehrere getrennt lie- gende Gebiete - ohne Parzellenschärfe - erfordert eine fachliche und landesplane- rische, raumordnerische Abgrenzung unter Wahrung regionaler und teilweise auch lokaler Abwägungskriterien. Bei der Übernahme der landesplanerischen und regio- nalplanerischen Ziele in die Bauleitpläne ermöglicht sie eine übergeordnete, be- gründbare Konkretisierung der Flächenabgrenzung bis auf Grundstücksebene. Im Sinne der Verantwortung aller Planungsträger für die Bodennutzung und den Bo- denschutz sowie für eine nachhaltige Entwicklung des Raumes und seiner Bewoh- ner erfordert das Gegenstromprinzip eine nachvollziehbare Begründung weiterer Konkretisierungsschritte. Damit wird eine gewisse Kontinuität angestrebt und eine Fortschreibung des RROP vorbereitet.

Die untergliederten gebietlichen Festsetzungen sollen bei Beachtung der Knappheit des verfügbaren Bodens die jeweiligen Eignungen am ehesten regional zu bevor- zugender Nutzungen sichern helfen, vor allem dann, wenn diese Gebiete noch kei- nem anderen rechtlichen Schutz unterliegen. In der Regel enthalten Vorsorgegebie- te auch Übergangszonen (Puffer) im Randbereich des Vorranggebietes (VRG). Der Regionalplanung sind durch die Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogramms unterschiedlich begründete Gebietsdarstellungen vorgegeben, die z.Z. nicht immer eine sach- und problemgerechte Diskussion ermöglichen. Im Beispiel Vorrangge- biet für Rohstoffgewinnung ist ein praktikabler Weg in Form von Entwurf und Dis- kussion einer Bodenabbauleitlinie entlang der Weser beschritten worden.

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Mit Gesetz vom 23.02.1998 ist das Landesraumordnungsprogramm 94 mit sofor- tiger Wirkung im Abschnitt B 8 "Vorranggebiete und Vorrangstandorte" um eine weitere Zielsetzung erweitert worden:

"03 Werden Vorranggebiete oder -standorte für bestimmte raum- bedeutsame Nutzungen festgelegt, die städtebaulich nach § 35 Abs. 1 Nr. 3 bis 6 des Baugesetzbuches zu beurteilen sind, so kann zugleich bestimmt werden, dass diese Nutzun- gen an anderer Stelle im Planungsraum in der Regel ausge- schlossen sind."

Die Zielsetzung ermöglicht in Verbindung mit dem geänderten Baugesetzbuch auf der Basis flächendeckender Untersuchungen für bestimmte privilegierte Vorhaben, Vorranggebiete festzulegen. Mit diesem Ziel soll der Ausschluss entsprechender Vorhaben an anderer Stelle festgelegt werden. Im regionalen Planungsraum trifft die Zielsetzung für das Thema „Windenergie“ zu. Für den Abbau von Sand und Kies im Wesertal fehlt nach Lage des LROP 94 ein Gemeindebezug; die Untersu- chung eines Naturraumes oder die Festlegung auf Gemarkungen in einer Gemein- de reichen für die Begründung eines Ausschlusses nicht aus.

1.9 Vorsorgegebiete

Für die einzelnen Vorsorgebereiche (VSG) sind folgende Vorlagen verwendet worden: − Vorsorgegebiet Landwirtschaft Für den regionalen Planungsraum wurde in der Vergangenheit intensiv über den Wandel in der Landwirtschaft nachgedacht und gehandelt (s. auch Sozio- ökonomische Untersuchung in der Landwirtschaft in Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammer und Landkreis Holzminden). Für das Regionale Raum ordnungsprogramm wurde auf der Bodenschätzung des Nds. Landesamtes für Bodenforschung aufgebaut, eine gemarkungsbezogene Auswertung von Vor- sorgegebieten vorgenommen und durch die Landwirtschaftskammer bewertet (s. dort). − Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft Nach dem Landes-Raumordnungsprogramm umfassen diese Gebiete alle vor- handenen Waldflächen. Flächenschutz hat aber in einer waldarmen Gegend ei- ne andere Bedeutung als in einem regionalen Planungsraum mit mehr als 45 % Waldanteil. Im Rahmen der anzustrebenden Freihaltung von wichtigen Mittelge- birgstälern und Randzonen, wesentlichen Ausblickspunkten und -wegen ist eine regionale und lokale Überprüfung unabdingbar (Hilfsmittel u.a. auch die Wald- funktionskarte). In Verbindung von landespflegerischen Aspekten mit dem land- wirtschaftlichen Wandel ist die Darstellung von Gebieten zur Vergrößerung des Waldanteils gegenüber vorangegangenen Konzepten reduziert. Ein forstlicher Beitrag konnte herangezogen werden. − Vorsorgegebiet für Rohstoffgewinnung Die Gebiete sind aus den Rohstoffsicherungskarten des Nds. Landesamtes für Bodenforschung zu übernehmen. Dabei handelt es sich um Rohstoffgebiete un- terschiedlicher Eignung, bei denen teilweise auch die volkswirtschaftliche Be- deutung noch näher zu prüfen ist. In der zeichnerischen Darstellung ist die Ab- wägung mit anderen öffentlichen Belangen erfolgt. Dabei sind nicht alle Gebiete übernommen worden.

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Für den Rohstoffsektor Kies und Sand sind die Flächen des Landkreises Holz- minden in Verbindung mit Behandlung von Vorranggebieten im Wesertal durch den Bodenabbauleitplan für den Weserraum in Kooperation mit der Bezirksre- gierung Hannover und den Nachbarkreisen erarbeitet und abgestimmt worden.

Ein wichtiger Aspekt für Vorsorgebereiche wäre

− Verhältnis Abraum zu Lagerstättenmächtigkeit − Rohstoffqualität − Möglichkeit wirtschaftlicher Gewinnung − Siedlungsentwicklung − Landschaftsbild im Wesertal

Zur Sicherung sparsamer Gewinnung und Verwendung von Rohstoffen ist bei Abbauvorhaben eine enge Fühlungnahme zwischen Genehmigungsbehörde und NLfB bedeutsam. Zur vorsorglichen Sicherung verschiedener weiterer Flächeneignungen sollten ein Bodenabbauleitplan für Naturstein sowie ein Folgekonzept für ausgebeutete Gebiete, auch im Rahmen der Landschaftsrahmenpläne, mit allen Auswirkun- gen auf die flächenwirksame Erholungsplanung - vor allem im Grenzbereich zu Nordrhein-Westfalen - aufgestellt werden (dabei müsste eine Vorranggebiets- überlagerung in ihren weitergehenden Einflüssen zwischen Kiesabbau und der Folgenutzung "Erholung" besonders bewertet werden). − Vorsorgegebiete für die Wassergewinnung sind nach den jährlich möglichen Förderungsmöglichkeiten in ihrer Bedeutung für die Versorgung des regionalen Planungsgebietes abgegrenzt. Im regionalen Planungsraum gehen jedoch noch großräumige Wassererkundungsmaßnahmen um, sind Bohrungen fündig ge- worden und alte Wassergewinnungsanlagen in der Diskussion. Erst im Rahmen einer immer noch ausstehenden wasserwirtschaftlichen Bilanz für Trink- und Brauchwasser im regionalen Planungsraum ist eine bessere Entscheidungs- grundlage zu erwarten. − Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft sowie Erholung Eine endgültige Ausformung folgt dem Landschaftsrahmenplan nach §5 NNatG. Die festgesetzten Landschaftsschutzgebiete sind aufgenommen. Darüber hin- aus sind solche Gebiete aufgenommen, denen eine Schutzwürdigkeit bereits durch das Regionale Raumordnungsprogramm für den Regierungs-bezirk Hil- desheim von 1977 oder andere Untersuchungen zugesprochen wird, ohne dass entsprechende Unterschutzstellungsverfahren eingeleitet sind.

Die vom Landes-Raumordnungsprogramm im Maßstab 1:500.000 vorgegebenen Vorsorgegebiete (VSG) eignen sich für die konkrete Darstellung der räumlichen und strukturellen Entwicklung des regionalen Planungsraumes nur bedingt. Für sie gilt die Erläuterung zu den Vorranggebieten im gleichen Maß.

Beeinträchtigungen sind generell nicht zu erwarten bei der gegenseitigen Überlage- rung von Vorsorgegebieten für Erholung, Natur und Landschaft bzw. Wasserge- winnung. Auch deren Überlagerung mit Vorsorgegebieten für Landwirtschaft oder Forstwirtschaft wird im allgemeinen unbedenklich sein, ist jedoch im Einzelfall ge- prüft bzw. in anderen Planungsebenen differenzierter auszugestalten. Gebiete klei- ner als 1 ha sind nur im beschreibenden Teil und in der zeichnerischen Darstellung soweit möglich ohne Randbegrenzung dargestellt.

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2. Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrund- lagen

Das Landes-Raumordnungsprogramm 94 erläutert dieses Ziel mit folgenden Aus- führungen: Umweltschutz darf sich nicht in der Abwehr drohender Gefahren und der Beseiti- gung bestehender Umweltbeeinträchtigungen erschöpfen. Er verlangt eine lang- fristig angelegte Planung der Raumnutzung, um von vornherein Umweltschäden auszuschließen oder auf ein Mindestmaß zu begrenzen (Umweltvorsorge). Trotz stagnierender Bevölkerungsentwicklung und abgeschwächten wirtschaftlichen Wachstums steigen die Ansprüche an den Raum weiterhin. Aufgabe einer umwelt- gerechten Raumnutzung ist es daher, Konflikte zwischen den Ressourcen- beanspruchungen und der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen frühzeitig zu lösen und zum Ausgleich zu bringen. Nutzungskonflikte sind dann als nicht lösbar einzustufen, wenn die Nutzungsan- sprüche unter Berücksichtigung von sachlichen und räumlichen Alternativen nicht realisierbar sind. Eine Gefährdung ist dann anzunehmen, wenn eine erhebliches bzw. konkretes Risiko besteht, dass die entgegenstehende Nutzung die Gesundheit der Bevölkerung oder die Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts erheblich beein- trächtigen kann.

Die Raumordnung legt in ihren Programmen Vorranggebiete (VRG) und Vorsorge- gebiete (VSG) für natürliche Ressourcen und Funktionen fest, denen eine besonde- re Qualität und ökologische Wirksamkeit zukommen, um sie vor schädigenden oder beeinträchtigenden Nutzungen zu schützen.

In der gemeindlichen Bauleitplanung ist durch räumliche Gliederung der für Sied- lung, Industrie und Gewerbe, Verkehr und sonstige Infrastruktureinrichtungen not- wendigen Flächen sicherzustellen, dass gegenseitige Beeinträchtigungen vermie- den oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden. Dabei ist insbesondere dar- auf zu achten, dass Wohnbebauung nicht an emittierende Anlagen (Industriebetrie- be, Massentierhaltungen, Flughäfen u.ä.) heranwachsen kann.

Bei umweltrelevanten Einzelvorhaben wird im Rahmen von Raumordnungsverfah- ren deren Umweltverträglichkeit geprüft. Dabei sind alle Auswirkungen auf Men- schen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft einschließ- lich der Wechselwirkungen zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Es sind Aussagen darüber zu treffen, wie mögliche schädliche Umweltauswirkungen ver- mieden, vermindert oder ausgeglichen werden können.

Auch künftig werden im Einzelfall Planungen und Maßnahmen unvermeidbar sein, die mit Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes verbunden sind und die am Ort des Eingriffs nicht ausgeglichen werden können.

Für die dann notwendig werdenden Ersatzmaßnahmen können in den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) künftig vorsorgend Bereiche benannt werden, die hierfür besonders geeignet sind (z.B. durch Vernetzung von Biotopen).

Hierbei sind auch nach dem neuen Bundesbaugesetz von 1998 übergemeindliche Kooperationen zur Regelung von Ausgleich und Ersatz möglich; Kompensationsmit- tel können so gebündelt und ggf. effektiver eingesetzt werden. Das regionale Ziel soll besonders im Grenzbereich zu einer höheren Sensibilität führen. Bei knapper werdenden Ressourcen, entsprechendem Schutz der Landschaft und zurückge- henden finanziellen Spielräumen sollte frühzeitig bedacht werden, dass im Eindruck

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von Bürgerinnen und Bürgern Landschaftsräume Vorrang vor Grenzen haben. Dies gilt z.B. bei der Rohstoffgewinnung einschließlich des Transportes oder der Wie- dereingliederung sowie auch für Windkraftanlagen, die aufgrund physikalischer Ge- setzmäßigkeiten sich im Mittelgebirge nicht die Windernte streitig machen sollten. Im Rahmen einer entwicklungsbedürftigen Beteiligungskultur sollte verstärkt auch von neuen Instrumenten der Raumordnung und des Städtebaurechtes Gebrauch gemacht werden (gemeinsame grenzüberschreitende Planung).

2.0 Umweltschutz allgemein

Zu 80 Die hier genannten Ziele sind in Fachkapiteln des Regionalen Raumordnungs- programms spezieller auf regionalen Maßstab konkretisiert. Sie fassen in Teilen schon Inhalte der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung vom Juni 1992 in Rio de Janeiro zusammen, bekannt unter dem Namen "AGENDA 21". Gleichzeitig sind darin Aufforderungen an jeden Einzelnen in seinem berufli- chen und privaten Tun ausgesprochen. Nur ein sich langsam veränderndes Umweltbewusstsein jedes Einzelnen schafft den notwendigen Raum für wirkungsvolles öffentliches Handeln. Es wird darauf an- kommen, ob Menschen, trotz allseits geäußerten Umweltbewusstseins und ihrer Kenntnis über Möglichkeiten eines umweltgerechten Verhaltens, ihr tatsächliches, umweltschädigendes Verhalten ändern können und wollen.

Das Regionale Raumordnungsprogramm hat jedoch keine allgemeinen Instrumen- te, diese Forderung zu beeinflussen, außer in einzelnen Fachkapiteln. Eine Wie- derholung der dort festgelegten Ziele an dieser Stelle würde den Gesamtzusam- menhang unnötig erweitern.

Angemerkt sei, dass die Diskussion über Standards und Normen (u.a. über Schad- stoffkonzentration, Stoffkreisläufe, Recycling-Anteile etc.) noch nicht einmal fachin- tern, geschweige denn fachübergreifend abgeschlossen ist (s. hierzu auch Entwick- lung der Umweltmedizin oder das Thema Allergien).

Ein weiteres Argument für das hier gewählte Vorgehen ist darin zu sehen, dass umweltgerechte Entwicklungen ökologische, ökonomische, soziale und humane Komponenten enthalten, die ebenfalls nur teilweise über fachliche Rahmen- vorgaben berührt, aber nicht direkt aus der Raumordnung gestaltend beeinflusst werden können. Die unterschiedlichen Zeitdimensionen müssen hier ausge- klammert bleiben.

Agenda 21-Prozesse sollten entscheidungsnah nach Informationsaufbereitung zu konkreten Umsetzungen in Gemeinden und bei Bürgerinnen und Bürgern führen.

Zu 81 Das Ziel nachhaltiger Entwicklung setzt laufende Raumbeobachtungen voraus, um korrigierend eingreifen zu können. Im Vergleich zur Diskussion von Verwaltungsre- formen ist hier an das "Controlling-System" zu denken. In diesem Rahmen sind so- wohl kartographische wie tabellarische Aufrechnungen und deren Fortschreibung in angemessenem Rahmen unabdingbar. Zur Bestimmung der Ziele von morgen sind Kontinuität, Zeitablauf und der bereits erfolgte Grad einer Ziel- erreichung erforderlich. Insofern sind auch für regionale Planungen und Maß- nahmen Aspekte kontinuierlicher Fortschreibung sehr bedeutsam, wenn sie glaub- würdig vermittelt und langfristig wirksam bleiben sollen. Sie dienen gleich- zeitig der Information der Bürgerinnen und Bürger im Regionalen Planungsraum (z.B. zur Umsetzung einer sogenannten AGENDA 21) und als Grundlage für Pla- nungen und Maßnahmen.

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Der auseinanderstrebenden Entwicklung von Umweltinformationssystemen sollte nicht gefolgt werden, wenn der Komplexität von Entwicklungen mit ihren nach Um- weltverträglichkeitsprüfung erforderlichen Betrachtungen der Wechselwirkungen sinnvoll nachgegangen werden soll. Die Gesetze über Umwelthaftung, Umweltver- träglichkeitsprüfung und Umweltinformation, entsprechend den jeweiligen EU- Richtlinien, zeigen hier Zusammenhänge auf.

Zu 84 Die landwirtschaftlichen Betriebe, vor allem in den ehemals landwirtschaftlich ge- prägten Siedlungsbereichen, und gewerbliche Betriebe müssen Marktanpassungen durch betriebliche Entscheidungen realisieren können. Eine dicht an emittierende Betriebe heranreichende reine Wohnbaufläche mit entsprechend hohem Erwar- tungshorizont der künftigen Bewohner - möglicherweise deutlich städtisch orientiert - kann erhebliche soziale, rechtliche und wirtschaftliche Konflikte auslösen. Sie gilt es möglichst gering zu halten. Langfristig muss über die Betriebsfähigkeit der land- wirtschaftlichen Betriebe auch die Pflege der Landschaft ermöglicht werden, um das Naturraumpotential ökonomisch und ökologisch wie auch das Landschaftsbild für den Fremdenverkehrsbereich zu stabilisieren oder zu verbessern (mit welchen ökonomischen Modellen auch immer). Die Arbeitsfähigkeit sollte daher nicht durch Auflagen (z.B. andere Nutzung hof- naher Flächen, Veränderung der Arbeitszeiten und -weisen) zerstört werden kön- nen. Tragfähige Kompromisse sind aus Gründen des raumbezogenen Allgemein- wohls hierfür dringend notwendig. Dies gilt im weitesten Sinn des Wortes vergleich- bar für gewerbliche Betriebe, deren Umgebung durch Wohnsiedlungsbereiche ver- mehrt umschlossen wird oder dies in der Vergangenheit worden sind.

Zu 86 Die Nähe benachbarter Gemeinden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, das gemeinsame Flussufer und die Landschaftsräume fordern weitere Abstimmun- gen heraus.

2.1 Naturschutz und Landespflege

Die Existenz des Menschen ist abhängig von den natürlichen Grundlagen, die ihm sein Lebensraum zur Verfügung stellt. Diese existentielle Bedeutung, die begrenzte Ersetzbarkeit und Regenerationsfähigkeit der natürlichen Grundlagen erfordern ei- nen schonenden Umgang − aus ökologischen Gründen (Sicherung der Funktionsfähigkeit des Naturhaus- halts), − aus wirtschaftlichen Gründen (Erhaltung des Genpotentials für eine evtl. spätere Nutzung), − aus ethischen Gründen (Erhaltung der Schöpfungsvielfalt) und − aus ästhetischen Gründen (Bewahrung der Eigenart und Schönheit der Land- schaft). Niedersachsen ist mit ca. 47.500 km² das zweitgrößte Land der Bundesrepublik Deutschland. Es weist eine große landschaftliche Vielfalt auf, in der allerdings nur noch wenige, weitgehend unbeeinflusste naturbetonte Landschaftsteile erhalten geblieben sind. Der Mensch hat seine natürliche Umwelt geprägt und durch die von ihm bewirkten Veränderungen eine Kulturlandschaft entstehen lassen. Der Regio- nale Planungsraum ist mit knapp 700 km² der nach Fläche siebtkleinste Kreis in Niedersachsen. Die Quote von 46 % Waldanteil bringt ihn auf den 3. Platz, obgleich er mit gut 83.000 Einwohnern und 120 Einwohnern je km² der drittkleinste Land- kreis bleibt. Seine Lage im Mittelgebirgsraum und im Naturraum Weser- Leinebergland ist durch hohe Empfindlichkeit der Landschaft gekennzeichnet, in der jeweils rund 4 % der Fläche für Wohn- und Betriebsflächen sowie Verkehrsflä- chen verbraucht werden (Landesdurchschnitt 7 % bzw. 4,8 %). Insofern wird der regionale Planungsraum oftmals als großräumiger "Ausgleichsraum" gegenüber

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Ballungsgebieten eingeordnet. Eine nachhaltige umweltverträgliche Entwicklung ist somit für die hier lebenden Menschen wie hier einkehrende Gäste geboten. Naturschutz und Landschaftspflege gehen hier nicht von der unberührten Natur aus, sondern von der Kulturlandschaft, die von Resten mehr oder minder unverän- derter Natur durchsetzt ist. Ziel ist es, durch eine an ökologischen Maßstäben aus- gerichtete Nutzung der Kulturlandschaft und eine Erhaltung der verbliebenen natur- betonten Landschaftsteile die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, die Pflan- zen- und Tierwelt sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig zu sichern, zu pflegen und zu entwickeln. Natur und Landschaft stehen unter dem Druck vielfältiger Ansprüche. Während der Flächenanspruch anderer Planungen sich ständig auszuweiten scheint, geht die Vielfalt der Naturerscheinungen in der niedersächsischen Landschaft zurück. Dies wird besonders daran deutlich, dass der Fortbestand von 40 bis 70 % des Arten- spektrums der heimischen Pflanzen- und Tierarten bedroht ist. Ursache hierfür ist vorrangig die Veränderung der Lebensräume dieser Arten durch die Auswirkungen von Ausbeutung, Verdichtung und Intensivierung der verschiedenen Flächennut- zungen. Dabei wirken sich in erster Linie Änderungen des Wasserhaushalts, der Oberflächenbeschaffenheit, der Erschließung und damit einhergehenden Beunruhi- gung sowie des Nährstoffhaushaltes und des Erlebnisraumes aus.

Landespflegerisches Ziel ist daher die naturgemäße Erhaltung, Pflege und Gestal- tung des Landes. Sie sollen die Landschaft als wesentlichen Bestandteil der menschlichen Umwelt gesund, nachhaltig leistungsfähig, abwechslungsreich und ökologisch ausgewogen erhalten und entwickeln. Nur so können auch für die Zu- kunft die wachsenden Anforderungen an die Landschaft befriedigt werden. Deshalb haben die vom NNatG geforderten landespflegerischen Begleitpläne besondere Bedeutung.

Die nachfolgende Liste führt die Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete auf.

Naturschutzgebiete im Landkreis Holzminden Ende 1999

Kennzeichen (NSG) / Name / Anzahl der Gebiete Größe (ha) / % des Kreises* HA 48 Mühlenberg bei Pegestorf 8,0 HA 49 Mecklenbruch 63,0 HA 68 Pöttcher Grund 13,5 HA 95 Heinsener Klippen 120,0 HA 99 Torfmoor 44,0 HA 104 Kleyberg 14,0 HA 106 Amphibienbiotope Hohenbüchen 6,4 HA 107 Weinberg bei Rühle 13,0 HA 111 Kathagenberg 18,0 HA 116 Vogelherd 61,0 HA 118 Osterberg 25,5 HA 119 Tuchtberg 21,0 HA 126 Weinberg bei Holenberg 42,0 HA 131 Stuckenstein-Eichen 20,0 HA 139 Unter dem Idtberg 19,0 HA 143 Delligser Steinbruch ** 5,3 + 0,7 in HI HA 149 Hellental 128,0 + 54 in NOM HA 150 Holzbergwiesen 375,0 HA 164 Ahlewiesen 110,0 + 109 in NOM HA 166 Südliche Burgberghänge 83,0 HA 170 In den Eichen 110,0 HA 171 Emmertal ** 100,0 + 576 in HM HA 180 Heukenberg 14,3 + 28,2 in NOM 1.414,0 / 2,04 * = Fläche des Kreises/der Stadt mit Jahresabschluß 1994 = 69.248 ha ** = kreis- bzw. stadtübergreifend

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Nach dem Landschaftsrahmenplan würden weitere knapp 150 Gebiete die Voraus- setzung zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes erfüllen.

Mitte 1987 sind im regionalen Planungsraum 12 Naturschutzgebiete mit rd. 400 ha Fläche festgesetzt, das sind rd. 0,6 % des Kreisgebietes. 1997 sind es 21 Gebiete mit insgesamt 1.400 ha oder 2 % der Kreisfläche. Für neue Gebiete sind Verfahren von der Bezirksregierung eingeleitet. Rd. 28.000 ha stehen unter Landschafts- schutz (LSG), das sind 40 %. Die Verschiebung ergibt sich durch Umwandlung von Landschaftsschutzgebieten in Naturschutzgebiete.

Diese Zahlen beinhalten u.a. auch das LSG "Wesertal" in den ehemals zu Hameln- Pyrmont gehörenden Gemeinden (nach Gemeindegrenzen festgelegt) und das LSG "Naturpark Solling-Vogler". Im Vergleich der beiden Jahre ergeben sich somit deutliche Verschiebungen zugunsten von Naturschutzgebieten.

Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Holzminden (Stand: 31.12.1997)

Kennzeichen Name des LSG Anzahl Fläche in ha HOL 001 Kuppe der Großen Homburg 1 1,3 HOL 005 Bärenbrink 1 3,1 HOL 007 Buchenbrink 1 0,9 HOL 011 Nordwestlicher Holzberg 1 122,0 HOL 012 Kellberg 1 78,0 HOL 013 Hooptal 1 20,0 HOL 014 Wesertal 1 5.249,0 HOL 015 Naturpark Solling-Vogler 1 21.790,9 8 27.265,2

Weitere 23 Gebiete würden nach dem Landschaftsrahmenplan die Voraussetzun- gen zur Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes erfüllen. Nach wie vor ist der seit mehreren Jahren verfolgte Gedanke eines LSG "Ith-Hils" gebietsmäßig nicht einbezogen. Ein Verfahren ist auch nicht eingeleitet.

Der derzeit mögliche Lebensraumverbund wird durch die natürlichen Standort- bedingungen, die landschaftstypische Nutzungssituation und den geschichtlich ge- wachsenen Landschaftscharakter bestimmt.

Grundsätze und allgemeine Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege werden in den Zielvorstellungen zur Naturschutz- und Landschaftspflege für den Landkreis Holzminden durch Leitlinien und Zielkonzepte des Landschaftsrahmenplanes ent- wickelt. Einer nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes kann mittel- bis langfristig nur dann nachgekommen werden, wenn über kurzfristig angelegte technische Lösungen hinausgehende Beeinträchtigungen des Natur- haushaltes abgebaut werden und die Funktionen/Eigenschaften der ökologischen Systeme reaktiviert werden. Dabei müssen Leitlinien und Zielkonzepte vor dem Hintergrund einer unterschiedlich weiter steigenden Inanspruchnahme von Natur und Landschaft durch den Menschen entwickelt werden. Einen rein historisch be- gründeten Landschaftszustand zu erarbeiten hieße, die realen sozio-ökonomischen Strukturen als auch die Tatsache, dass viele Beeinträchtigungen irreversibel sind, zu vernachlässigen.

Vorrangiger Handlungsgrundsatz ist so ein vorsorgeorientiertes Vermeidungsprin- zip, welches sich aufgrund der Komplexität einzelner Ökosysteme - und erst recht des Naturhaushalts - nicht nur auf aktuelle, nachweisbare Beeinträchtigungen be- ziehen darf, sondern auch bereits bei Beeinträchtigungsrisiken zur Ergreifung von

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Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen führt. Besonders sind hierbei irre- versible oder nur in sehr langen Zeiträumen reversible Schädigungen der Ökosys- teme zu betrachten.

Im Einzelnen bedeutet dies:

− Naturgüter wie z.B. Boden, die sich nicht oder nur in langen Zeiträumen re- generieren können, sind so schonend und sparsam wie möglich zu beanspru- chen. − Naturgüter wie z.B. Wasser, die in gewissem Umfang regenerierbar sind, sind nur soweit zu beanspruchen, dass ihre Regenerations- und Regulationsfähigkei- ten erhalten bleiben. − Bereiche, die derzeit oder zukünftig wenig in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträch- tigt sind, gilt es, innerhalb eines ökologisch orientierten, die Identität des Rau- mes wahrenden Nutzungsmusters zu erhalten. Die natur- und kulturraumtypi- sche Diversität von Lebensräumen, Lebensgemeinschaften, morphologischen und kulturlandschaftlichen Elementen weiter Teile des Landkreises Holzminden soll gewährleistet und weiterentwickelt werden. − Für Teilbereiche des Landkreises, in denen der Zustand von Bereichen als kri- tisch anzusprechen ist, sollen Verschlechterungen vermieden werden. Sie sind durch eine geänderte, den standörtlichen Verhältnissen angepasste Wirt- schaftsweise (abgestufte Intensität) sowie die Beachtung von Belastungsgren- zen bei der Inanspruchnahme von Naturgütern (z.B. Bodenabbau, Emissionen) zu verbessern. Aktuelle Beeinträchtigungen/Beeinträchtigungsrisiken sind durch gezielte Maßnahmen zu minimieren, wobei eine Zustandsverbesserung stattfin- den kann durch: − Sanierung mittels Minderung/Beseitigung von Beeinträchtigungen/Beein- trächtigungsrisiken − Entwicklung durch gezielte Unterstützung bzw. Einleitung natürlicher Entwick- lungsabläufe zu einem angestrebten Zustand als vom Menschen geplante und ausgeführte Maßnahme oder eigendynamische, natürliche Entwicklung (Suk- zession).

Sanierung ist dabei oftmals die Voraussetzung für Entwicklung.

Der Landschaftsrahmenplan verfolgt im Zielkonzept vier Zieltypen:

− Erhalt − Erhalt/Verbesserung − Verbesserung/Erhalt − Verbesserung

Neben dem Erhalt sind Verbesserungen insbesondere durch die Beseitigung/Ver- minderung von Beeinträchtigung/Beeinträchtigungsrisiken erforderlich. Zukünftige Beeinträchtigungen sind zu vermeiden. Die Doppelbezeichnungen sollen der Opti- mierung der Leistungsfähigkeit dienen, je nach örtlichen Gegebenheiten und Beein- trächtigungen zusätzlich vermindern. Bei der Verbesserung sind vor allem aktuelle oder künftige Beeinträchtigungen oder Risiken zu vermindern, wo immer es geht.

Nach den vier Raumtypen des Landschaftsrahmenplans geht es bei großflächig weit bedecktem Berg- und Hügelland um den Erhalt der Strukturen von Wald, Grünland und der Übergangsbereiche Wald - Flur sowie der Freiflächen innerhalb der Wälder. Darin einbezogen sind auch historische Waldnutzungen.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

In der aufgelockerten Wald- und Agrarlandschaft sollen besonders die ausgepräg- ten, vielfältigen (Kultur-) landschaftlichen charakteristischen Gebiete unter Einbe- zug möglichst auch extensiver, traditioneller Bodennutzungsform verfolgt werden. Darin einbezogen sind Mittelgebirgsbäche, Hecken, Baumreihen, Obstgehölze, Magerrasen, Grünland, Säume etc. Die Strukturvielfalt liefert gleichzeitig Beiträge zur Klimafunktion im Kreisgebiet.

In der offenen Landschaft ist besonders die Integration der Landwirtschaft zum schonenden Umgang mit dem Boden zu verfolgen. Im Wesertal verfolgen die Emp- fehlungen des Landschaftsrahmenplanes besonders den Aufbau niederungs typischer Strukturen und Vegetationsformen unter Einbezug der Reaktivierung und Neubegründung von Retentionsräumen.

Für die Siedlungsbereiche steht neben dem Erhalt von regionstypischen Orts- bildern, Ortsbauteilen sowie Ortsgrundrissen die Ortsrandgestaltung und die Ver- meidung wachsender Zersiedelung im Vordergrund.

Gutachterlich werden für die Landschaftstypen im Landkreis Holzminden weitere sehr detaillierte und umfangreich empfohlene Ziele entwickelt. Sie sind, soweit es sich um überregionale, übergemeindliche Aspekte handelt, weitgehend im Ziel- system des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 enthalten. Eine Übernah- me der umfangreichen Texte des Landschaftsrahmenplanes in die Erläuterung der Einzelziele des Regionalen Raumordnungsprogramms würde eine Konkretisierung bis auf Grundstücksebene beinhalten. Dies ist nicht Gegenstand der Raumord- nung. Die Ausarbeitung des Landschaftsrahmenplanes für den Landkreis Holzmin- den geht tief in raumordnerische und städtebauliche Details ein, oftmals jedoch oh- ne deren Zielsystem und rechtliche Bindung einzubeziehen. Insofern sind nicht im- mer Konflikte zu vermeiden. Es ist zum Ausgleich ein langer Atem und ein behut- sames Miteinander erforderlich. Dies gilt auch für die zeichnerischen Empfehlun- gen, denen raumordnerisch nach einer speziellen Ausarbeitung weitgehend gefolgt werden kann. Allerdings sind hier auch nicht philosophische Gegenpositionen zwi- schen Raumordnung und Landespflege übersehbar, wenn die Landespflege Identi- tät von Landschaftsschutz und Naturpark fordert, die Regionalplanung aber die Zweistufigkeit herausstellt und das Etikett "Naturpark" eher als Beitrag zur Förde- rung der Erholung einordnet und dabei eine Abgrenzung verfolgt, die alle daran zu beteiligenden Gemeinden voll einbezieht. Ein Naturpark soll nur zur Mehrheit aus Landschaftsschutzgebiet bestehen (das wären z.B. 51 – 60 %), nicht aber de- ckungsgleich sein mit einem Landschaftsschutzgebiet, sonst braucht man nicht zwei Gebietskategorien.

Die Zahl der Naturdenkmale liegt über 100. Ihre Größe liegt unterhalb der im Regi- onalen Raumordnungsprogramm darstellbaren Flächen. Ihre Lage und Bedeutung sind dem LRP zu entnehmen.

Zu 88 Aus ökologischen, kleinklimatischen, das Wohnumfeld bestimmenden und frem- denverkehrlichen Aspekten ist die Durchführung und teilweise Offenhaltung von Fließgewässern bzw. Vorflutsystemen - z.B. durch Schaffung von Saumbiotopen - in besiedelten Gebieten und die Sicherung einer abwechslungsreichen freien Land- schaft durch Hecken- und Baumgruppen- oder Gebüschstrukturen für den regiona- len Planungsraum von besonderer Bedeutung. Ihnen sollte eine besondere Förde- rung zukommen. Dabei ist die Sicherung von besonders trockenen oder besonders feuchten Flächen und von natürlichen und fließenden Gewässern vor- rangig zu sehen. Die Gestaltung von neuen oder Ersatzbiotopen wird nur die zweit- beste Lösung sein.

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Zu 90 Die weitere Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung wird trotz besonders spar- samen Umgehens mit dem Boden im Einzelfall Eingriffe in den Bestand von Natur und Landschaft notwendig werden lassen. Das Ziel soll den Abstimmungs- bzw. Ersatzrahmen ansprechen und zugleich den Beurteilungsrahmen und den Begrün- dungsaufwand für Eingriffe andeuten.

Zu 91 Die Landwirtschaft hat den regionalen Planungsraum über Jahrhunderte hinweg wesentlich gestaltet und gleichzeitig verändert. Dabei sind teilweise auch alte Er- kenntnisse über klimatische Einflüsse (Windschutz etc.) verlorengegangen.

Der drastische Rückzug der Landwirtschaft, d.h. die Verringerung der Zahl der Be- triebe, darf nicht mit einem Brachfallen von landwirtschaftlichen Flächen verbunden sein. Allerdings ist der Anteil von unterdurchschnittlich bonitierten und stärker ge- neigten Hangflächen im regionalen Planungsraum - vor allem kleinräumlich - relativ groß und der Wunsch nach Aufforstung verständlich.

Weitere Agrarmarktveränderungen könnten z.B. dazu führen, dass eines Tages die Bewirtschaftung großer Flächen aufgegeben wird oder werden muss. Das werden dann vor allem Flächen sein, die als leichtere Hänge am Waldrand, in Tal situationen liegen, die durch den Wechsel von offenen Landschaften der Wiesen und Felder zu geschlossenen Waldflächen mit kurzen Waldsaum, durch ihre Vielfalt der Horizontbegrenzung auch einen hohen Erlebniswert darstellen.

Es wird verstärkt davon abhängen, ob die Landwirtschaft als unternehmerische Aufgabe für die Pflege der Kulturlandschaft eintritt und die finanziellen Möglichkei- ten des Arbeitsaspektes abgedeckt werden können. Betriebe sind bei der Über- nahme von landespflegerischen Dienstleistungen zu fördern und zu unterstützen. Dazu kann die Einrichtung eines Landschaftspflegeverbandes auf Grundlage vor- handener Strukturen (z.B. Zweckverband Naturpark Solling-Vogler) eine sinnvolle Maßnahme sein. In Deutschland existieren zurzeit. ca. 120 solcher Verbände.

Zu 92 Die Forderung nach standortgerechter Behandlung von Freiräumen hat neben lan- despflegerischer und grünordnerischer Dimension auch eine architektonisch gestal- tende, auf das Ortsbild wirkende Komponente. Standortgerecht ist eine Vegetation, die am Standort gute Lebensbedingungen vorfindet, ohne den Boden negativ zu verändern. Haus und Pflanze sollten im Siedlungsgebiet durch Gegensätze oder Gleichklang harmonisch ansprechende Ortsbilder formen. Hierbei ist z.B. auch an die "Schutzdachfunktion" kroniger Bäume zu denken. Auch die Funktion des Merk- zeichens von tiefgezogenen Dächern landwirtschaftlicher Gebäude in Kombination mit "kugeligen" Baumstrukturen ist abwägend gegenüber Flachdach und schlanken Fichten etc. zu prüfen. Bevorzugt sollten Bäume werden, die der potentiellen, natür- lichen Vegetation entsprechen, bodenständig und standortgemäß sind.

Auch sollte der Reiz von Laubbäumen im Ablauf der Jahreszeiten gegenüber dem Dauergrün (Vermeidung des Laubfalls) abgewogen werden. Das Laub übernimmt auch wichtige Funktionen der Bodenneubildung und der natürlichen Düngung. Boden- und standortgerechte Bäume und Sträucher stellen nicht nur Lebens- und Nahrungsräume für einheimische Tiere dar, sie sind in der Regel auch ein Doku- ment jahrzehntausend alter Anpassungsvorgänge der Gattungen sowie der kultu- rellen Einbindung in die traditionellen Bauformen, Sagen, Märchen, Lieder etc. (z.B. Flurnamen, in Hauseingangsbereichen, im Vorbau am Haus, bei der Platzgestal- tung, bei Gasthausbezeichnungen).

Zu 94 Erosionen und Abtragungen guten Mutterbodens bedeuten unter dem Aspekt der Waldbewirtschaftung, der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung (Sicherung der Bodenkrume nicht nur im hängigen Gelände) und der Ausformung von Hochwas-

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serrinnen erhebliche Verluste an der Ressource "Boden" und führen gleichzeitig zu Ablagerungen an ungeeigneten Stellen, z.B. Bächen und Flüssen). U.a. durch die zusätzliche erhöhte Bodenverdichtung, die Begradigung von Gewässerläufen mit evtl. erhöhter Fließgeschwindigkeit, die Anlage von Monokulturen und die Boden- bewirtschaftung senkrecht zur Höhenlinie gehen jährlich erhebliche Mengen wert- voller Bodensubstanzen verloren. Dabei werden gleichzeitig durch erhöhte Abströ- mung tiefere Erosionsrinnen gegraben. Die Abschwemmung führt außerdem dazu, dass Vorfluter einschl. der Weser verlanden und letzthin dort die Tauchtiefe, d.h. die Schiffbarkeit, beeinträchtigt wird.

Hierunter sind nicht solche Erosionserscheinungen zu verstehen, die aufgrund der natürlichen Dynamik vor allem kleinerer Wasserläufe zu Bachbettveränderungen etc. führen, ohne andere Zielsetzungen zu berühren.

Zu 95 Weitere Teile des regionalen Planungsraumes haben neben ihrer Bedeutung aus landespflegerischer Sicht die wichtige Funktion, die Trinkwasserregeneration bzw. - gewinnung zu sichern. Diese zweifache Funktion erfordert bei der geologisch unterschiedlich leichten Durchlässigkeit von Deckschichten einen besonders sorgfältigen Umgang mit che- mischen Mitteln in freier Landschaft und Wald. Besondere Aufmerksamkeit muss der Vermeidung von Nutzungskonflikten in den Gebieten gelten, die auch Vorsor- gegebiete für Landwirtschaft sind.

Zu 97 Alleen, Hecken, Feldgehölze, Bachläufe mit Begleitgrün, Baumgruppen, Einzel- bäume, auch Feldscheunen und Mauern/Trockenmauern gehörten immer schon zur Landschaft des regionalen Planungsraumes. Sie bieten Orientierungspunkte, Merkzeichen in der freien Landschaft außerhalb des Waldes, gliedern die Land- schaft, ermöglichen Abschätzungen von Entfernungen und Räumen. In alten Reise- und Wanderwegbeschreibungen spielen diese Merkzeichen eine große Rol- le. Im Zuge der gesundheitsbewussten und ökologischen Freizeitgestaltung wird der erwanderte oder mit dem Rad befahrene Erholungsraum wieder wichtiger. Er- holungsnutzungen in dieser Form unterstützen damit gleichzeitig ökologische Fak- toren der Landschaftsformung.

Zu 98 Ältere Siedlungsbereiche zeichnen sich noch heute durch größere Nutzgarten- und Obstbaumanlagen aus. Diese Flächen stellen einen natürlichen Pufferraum zwischen Bebauung und freier Landschaft und einen speziellen Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt dar. Neuere Siedlungen verzichten oft auf Nutzgarten- flächen um das Haus (dieses auch aus Gründen einer sparsameren Bodenverwen- dung). Sie stellen, vor allem bei ungünstiger Materialwahl für Bau- und Pflanzmate- rialien, einen härteren Übergang in die freie Landschaft dar. Zur besseren Einbin- dung der Siedlungsbereiche in die freie Landschaft, auch zur Steigerung der Attrak- tivität des Landschaftsbildes für den Fremdenverkehr, sollte der Eingrünung des Ortsrandbereichs mehr Beachtung geschenkt werden, wie auch der wegebeglei- tenden Grünanbindung der Siedlungen an Erholungsräume.

Zu 99 Die Zielformulierung verfolgt für den regionalen Planungsraum die Kontinuität des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Regierungsbezirk Hildesheim von 1977 und für den Landkreis Holzminden 1990. Als allgemeine Begründung sind je nach Darstellung Kriterien des Kleinklimas, der Energiesteuerung, der witterungsu- nabhängigen Erreichbarkeit, der visuellen Bedeutung von Landschaftsteilen im Fremdenverkehr, der Pufferung/Standsicherheit unterschiedlicher Nutzungsformen zu kombinieren.

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Für ihre nachhaltige Pflege in der vorhandenen Nutzungsform werden besondere Maßnahmen nicht auszuschließen sein. Die vorliegende Kartierung der natur- schutzwürdigen Bereiche erfasst sehr viele Biotoptypen (z.B. Trocken- und Halb- trockenrasen, Quellenbereiche, Feuchtwiesen, Bruchwasser). Über die Breite von schutzwürdigen Ufern muss im Einzelnen argumentiert werden.

Zu 100 Den kleinklimatischen Bedingungen im Siedlungsbereich ist auch in ländlichen Räumen des Mittelgebirges entsprechende Aufmerksamkeit zuzuwenden. Jeder Einbau in besonders ausgeprägten klimatischen Austauschzonen stellt Barrieren für den Luftabstrom dar und blockiert zuweilen die Luftaustauschprozesse. Wohnen in einem Kaltluftstrom, wie er zurzeit vom Wald in die freie Ebene hang- abwärts entsteht, führt zu erhöhtem Energieverbrauch oder erfordert höheren Ab- dämmaufwand und bedeutet Veränderung der Pflanz- und Erntezeiten. Vor allem im Mittelgebirge hat der Klimafaktor "Wald" einen leicht unterschätzten Einfluss auf die dicht heranwachsenden Siedlungen. Die Vernachlässigung derartiger Wohn- standortbedingungen kann sich auch auf die langfristige Weiterverwendbarkeit von Wohngebäuden auswirken.

Zu 102 Zwar gibt es ein gesondertes Planzeichen für die zeichnerische Darstellung, aber die bereits vorne dargelegte kartographische Betrachtungsweise und die in der Raumordnung und unteren Naturschutzbehörde nicht direkt verfügbaren In- strumente zur Umsetzung eines entsprechenden Zieles (außer Suchraum für Kom- pensation) haben zur Aufnahme in der Beikarte (ohne Verbindlichkeit) Anlass ge- geben.

Die Beikarte ist zu nutzen, wenn die räumliche Festlegung - auch gemeinde- grenzenübergreifend - für Kompensationsmaßnahmen erforderlich wird. Allerdings stehen die so dargestellten Flächen im Regionalen Raumordnungsprogramm in Verbindung mit erkennbaren Entwicklungen zum Flächenbedarf sicher nicht so im Verhältnis, dass eine umfangreiche Inanspruchnahme der Gebiete für Kompensati- onen notwendig ist. Eine Fortschreibung des Landschaftsrahmenplanes sollte die- ses Problem unter dem Aspekt des neuen Städtebaurechtes verstärkt nachgehen. Die Darstellung von Gebieten zur Verbesserung der Raumstruktur in der Beikarte gibt Hinweise an die Bauleitplanung, wo naturräumliche Flächen besondere Be- rücksichtigung finden müssen und diese eine erstrebenswerte Ergänzung erfahren können, soweit dies z.B. in Verbindung mit vorhandenen, erhaltenswerten oder neuen Strukturen sinnvoll ist.

Zu 104 Das rechtliche Instrumentarium des Natur- und Landschaftsschutzes ermöglicht Auflagen zur Sicherung und Sanktionen bei Schädigung. Unabdingbar dafür wäre jedoch ein ausreichendes Kontrollsystem, um Auflagen nachprüfen oder Verstöße ahnden zu können. Der vorbeugende Schutz erhält dadurch eine wichtige Rolle.

Vorbeugung im Natur- und Landschaftsschutz kann der Zaun ebenso sein, wie eine undurchdringlich werdende, standortgerechte Heckenstruktur oder ein zielge- recht am zu schützenden Bereich vorbeigeführter Weg; dieses sind Beispiele für planerische, vorsorgende Gestaltung der Umfelder/Pufferzonen von schützenswür- digen Gebieten. Die Einzugsgebiete von natürlichen Fließgewässern können so mit entsprechend breitem Begleitstreifen zur Entwicklung und Sicherung von Saumbio- topen erhalten oder gestaltet werden, soweit dies in wasserrechtlichen Verfahren regelbar wird; Ähnliches ist auch für Feldraine und -wege/Straßenführungen zu übertragen.

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Zu 105 Analyse und Planung im regionalen Planungsraum sind ein dynamischer Prozess. Neue Erkenntnisse, Reaktionen auf nicht oder gerade wünschenswerte Entwick- lung und Veränderung der allgemeinen fachlichen oder gesellschaftlichen Ziele zum Umweltschutz und besonders zum Mindestschutz von Natur, Landschaft, Boden sowie Oberflächengewässern im gesamten regionalen Planungsraum erfordern ei- ne laufende Fortschreibung. In diesem Sinne ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt oft nur eine weitgehend isolierte, inselartige Festlegung von schutzwürdigen und - bedürftigen Gebieten für Natur und Landschaft möglich. Das Ziel soll die langfristige Weiterentwicklung zu einem Netz von Schutzgebieten und integrierten Lebensräu- men mit entsprechenden Übergängen aus einzelnen "Trittsteinen" vorbereiten, z.B. im Verhältnis der Seltenheit einzelner Biotope, ihrer Randgebiete oder Umgebung, ihrer standortabhängigen Einbindung mit örtlich beschreibbaren Schutzzielen. Die Ausdehnung auf die Randgebiete berücksichtigt den Umstand einer möglichst gleichartigen Behandlung, z.B. der Weserufer, des Ithkammes etc. Es sind damit Flächen gemeint, die durch die Grenze des Planungsraumes in ihrer natürlichen Einheit zerschnitten werden. Insbesondere die hier durch Wanderschäferei entstandenen Kulturlandschaftsteile mit schutzwürdigen Kalkmagerrasen sind durch Biotop-Verbundnetze zu optimie- ren.

Zu 107 Die Entwicklung landespflegerischer Denkweisen lässt zunehmend Abstand erken- nen von im einzelnen durchgeplanten Rekultivierungen. Wissenschaftliche Er- kenntnisse zeigen, dass die Natur durchaus in der Lage ist, Regenerationsleistun- gen in geschädigten Bereichen zu erbringen. Diese Erkenntnis sollte sich bei der Abwägung von Auflagen, z.B. nach dem Gewerberecht, dem Bergrecht und dem Naturschutzrecht, wiederfinden und ggf. auch zu Veränderungen vorhandener Ge- nehmigungen führen. Dies gilt in vollem Sinne dann, wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorge- geben werden (z.B. Böschungsausbildung im Nassabbau über und unter Wasserli- nie oder im Trockenabbau; erweiterte Schutzstreifen an Wegen und Fließgewäs- sern etc.). Natürliche Sukzession ist ein besonderer Beitrag zur Wiederherstellung eines naturgegebenen Gleichgewichtes in der Kulturlandschaft.

Diese Zielsetzung verlagert möglicherweise Kosten der Rekultivierung teilweise von dem Aufwand für Pflanzen auf die Sicherung der Pflanzbedingungen und der Standsicherheit verschiedener Höhenstufensprünge.

Geschädigte großflächige Gebiete sind in der zeichnerischen Darstellung als wiederherzustellende Landschaftsteile nicht festgelegt. I.d.R. handelt es sich um al- te, trockene Bodenabbauten in freier Landschaft oder Siedlungsnähe. Hier sind die ursprünglichen und natürlichen Gegebenheiten nachhaltig zerstört worden.

Zu 108 Die Freihaltung der Wiesentäler und -hänge im waldreichen regionalen Planungs- raum und die Sicherung der Hochwasserabflussräume sind nur mit Grünland zu bewirken.

Wo eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr gegeben ist, müssen andere extensive Formen der Bewirtschaftung und Pflege gesucht werden (z.B. auch in Verbindung mit Streuobstwiesen oder Halbtrockenrasenflächen). Hierzu werden geeignete Fi- nanzierungskonzepte zu entwickeln sein (z.B. im Sinn Anerkennung einer Dienst- leistung).

Auewälder müssten in der Vergangenheit sicher eine große Verbreitung im regiona- len Planungsraum gehabt haben; heute sind sie ausgestorben. Für Fließgewässer und ihre Randgebiete mit allgemein hohem Wasserstand, die zudem periodisch

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überflutet werden, scheint die Anlage neuer Auewaldbestände überprüfenswert. Dabei sind jedoch jeweilige Vorrangflächen (z.B. für Rohstoffgewinnung) zu be- rücksichtigen.

Zu 109 Wasserflächen sind im regionalen Planungsraum außerhalb des Wesertals äußerst selten. Die Neuanlage von Gewässern, auch kleinsten Tümpeln, sollte nur nach ei- ner Standortprüfung erfolgen. Sie kann z.B. als Kompensationsmaßnahme in frühe- ren Moorflächen oder staunassen Bodenpartien gesehen werden.

Zu 110 Die Frage der Wasserflächen in Kiesteichen, Bächen und Flüssen ist in anderen Zielabschnitten ausreichend abgedeckt. Dieses Ziel soll mehr auf kleinteiligere Be- reiche hinweisen. Beeinträchtigungen, vor allem bestehender natürlicher Strukturen - nicht solcher, die spontan gebildet werden können wegen Niederschlag in Tro- ckenabbauen oder falsch bzw. hoch verdichteten Untergrundböden -, sind durch Entwässerung, Verschüttung, Grundwasserabsenkung, Schadstoffeintrag oder Eu- trophierung zu beschreiben.

Zu 111 Rohstoffabbau und Einschnitte in den gewachsenen Boden sind Eingriffe in die Na- tur, ggf. in das Landschaftsbild. Gleichzeitig eröffnen sie stellenweise Einblicke in den Untergrund, der sonst verschlossen bleibt. Daraus können neue Erkenntnisse entstehen und folgende Generationen Einblicke in die Erdkruste gewinnen.

Eine besonders zielgerichtete Herrichtung im Zusammenhang von Abbau und Si- cherheit erscheint im Einzelfall verfolgbar. Gerade Hochschulbereiche in der Um- gebung des regionalen Planungsraumes könnten durch Untersuchungen auch Hinweise geben, wie und in welcher Form Kompensationen für Eingriffe in Natur und Landschaft in Verbindung mit der natürlichen Wiederbesiedlung (Sukzession) von sog. Landschaftsschäden möglich werden könnten. Auflagen für die Abbaue könnten dabei neue Entwicklungen nehmen, eine bessere Abstimmung der ver- schiedenen Interessen erfahren.

Zu 114 Nach der überarbeiteten Biotopkartierung (1985) des Niedersächsischen Landes- verwaltungsamtes und dem Landschaftsrahmenplan sind landes- und regionsweit bedeutsame landespflegerische und naturwissenschaftlich bedeutsame Gebiete größer als 1-2 ha als Vorranggebiete für Natur und Landschaft in die zeichnerische Darstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes übernommen. Kleine punkt- oder linienförmige Naturschutzgebiete z.B. unter 1 ha entziehen sich weitge- hend einer deutlichen textlichen und zeichnerischen Bearbeitung im Maßstab 1:50.000. In der zeichnerischen Darstellung wird daher eine nicht begrenzte Flä- chenschraffur für VRG Natur und Landschaft verwendet. Die Darstellung hat den Charakter von Signalwirkung, nicht jedoch den einer flächenbeschreibenden Fest- setzung (s. Parzellenunschärfe des RROP).

Zu 115 Die Festlegung eines Vorranggebietes für Natur und Landschaft im regionalen Raumordnungsprogramm entwickelt eine Behördenverbindlichkeit. Überall dort, wo akute Gefährdungen von Biotopen in diesen Flächenkategorien zu befürchten sind, müsste der grundstücks-/eigentümerbezogene Schutz aus Gründen der Ökologie eingeleitet werden. Daneben ist, soweit erforderlich und sinnvoll, die Frage der Zu- gänglichkeit, die Ver- oder Aufschließung durch Wege zu klären. In diesen Rahmen gehört auch ein aktualisiertes Verzeichnis der Naturdenkmale einschließlich der Neuaufnahme geeigneter weiterer Objekte, z.B. auch geologi- scher Bedeutung.

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Zu 116 Ein großer Anteil der Fläche des Landkreises Holzminden ist im Landesraumord- nungsprogramm großräumig als Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft ausge- wiesen.

Zu 117 Sonderkulturen stören oft aufgrund ihrer Monotonie das Landschaftsbild und den Naturgenuss für Erholung im Naturraum. Sie können auch die ökologische Funk- tion eines Landschaftsteilraumes weit über ihre eigentliche Fläche hinaus empfind- lich beeinträchtigen. Zäune und Verbauung können die gleiche Wirkung erzeugen. Negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt müssen jedoch aus einer Vielzahl von Gründen des Allgemeinwohls (einschl. der Erholung) vermieden werden.

Zu 118 Gewässer müssen für die aquatischen Lebensgemeinschaften auf Dauer durch- gängig erhalten werden. Gerade Fließgewässer, vor allem die mehr mäandrieren- den Bachläufe der Mittelgebirgsbereiche, stellen interessante Teil-Ökosysteme dar und bereichern das Landschaftsbild und die Erholungsfunktion der Landschaft. Fischteiche, oft seitlich der Gewässer angelegt, aber mit ihnen verbunden, können bei entsprechender Größe eine Aufwärmung des Wassers, Verringerung der Sau- erstoffversorgung, Einbringung von Krankheitskeimen oder unerwünschter Nähr- stoffe bewirken. Insofern werden Fischteiche in den gesamten Bereichen des regi- onalen Planungsraumes nur noch dann gesichert oder neu zugelassen, wenn keine negativen Beeinträchtigungen der gewässereigenen Flora und Fauna zu besorgen sind und die Wasserversorgung und -führung des Fließgewässers auf dieses sai- sonspezifisch abgesichert ist.

Zu 119 Die Darstellung ist nach Abwägung mit anderen Interessen auf Vorschlägen des Landschaftsrahmenplanes und des forstlichen Beitrages zum RROP sowie den An- regungen und Bedenken der im Verfahren zur Aufstellung des RROP beteiligten In- stitutionen aufgebaut. Mit dem Ziel wird keine generelle Freihaltung zu betreiben sein. Sie ist nicht überall sinnvoll oder aus anderen landeskulturellen Erwägungen abzulehnen (z.B. der Einzel-Baum als Merkzeichen, Nistplatz).

Zu 120-122 Rund 35 Jahre nach Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes "Naturpark Sol- ling-Vogler" und des später festgestellten LSG "Wesertal" ist eine Überprüfung dringend geboten. Hierauf geht auch der Landschaftsrahmenplan ein. Seit 1963/1966 haben sich die Vorstellungen, Einschätzungen und Instrumentarien des Landschaftsschutzes geändert. Vor allem in den Randbereichen benachbarter LSG oder auf den verschiedenen Weserufern ist eine naturräumliche Abstimmung dringend erforderlich. Das bestehende Landschaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler" ist Teil des Vorsorgegebietes für Natur und Landschaft. Die Ausdehnung dieser Festlegung kennzeichnet die zur Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes vorgeschlagenen Teilflächen.

Zum Naturpark "Solling-Vogler" Im Wesertal treffen drei verschiedene Naturschutz-Landesrechte zusammen, die den angemessenen, vergleichbaren Schutz von Teilabschnitten des Weserufers noch nicht ermöglichen. Hier ist in weiteren Diskussionen länderübergreifend ein entsprechendes Bewertungs- und Vollzugskonzept anzustreben.

Es wird dringend empfohlen, die Diskussion über die Grenzen des Naturparks "Sol- ling-Vogler" in den beiden Landkreisen Holzminden und Northeim, einschließlich ei- ner merkbaren Grenzziehung, von der Diskussion und Entscheidung zu Abgren- zungen der Landschaftsschutzgebieten zu trennen. Der Naturpark sollte nicht iden- tisch mit einem Landschaftsschutzgebiet sein, sondern nur um 55 % aus Land- schaftsschutzgebieten bestehen. Eine Abgrenzung nach geltenden Flächennut- zungsplanflächen, und damit unterstellt, ohne weitestgehend landespflegerische

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Bezüge, sollte nicht verfolgt werden. Der Naturpark kann aus unterschiedlichsten Landschaftsschutzgebieten bestehen, wenngleich eine inhaltliche Abstimmung in Verbindung mit unterschiedlichen topographischen, geologischen und ökologischen Gesichtspunkten verfolgt werden sollte. Mit der Trennung wäre auch die Betroffen- heit wie die Akzeptanz für Landschaftsschutzgebiete in kleineren, überschaubaren Bereichen gewährleistet. Die Naturpark-Konzeption sollte eine Brückenfunktion zwischen Erholung/Tourismus und Landschafts- wie Naturschutz bieten.

Im Rahmen dieser Diskussion muss daran erinnert werden, dass das Fachgesetz zwei Stufen für die Qualität von Gebieten vorsieht: Naturpark und/oder Land- schaftsschutz. Beide sind so mit einander verbunden, dass der Naturpark lediglich überwiegend aus Landschaftsschutzgebieten gebildet werden soll. Bereits in der Vergangenheit gab es viel Verwirrungen dadurch, dass das Landschaftsschutzge- biet den Namen "Naturpark Solling-Vogler" führte und gleichzeitig ein Naturpark Solling-Vogler abgegrenzt war. Landschaftsschutz nach landespflegerischen Krite- rien abgegrenzt und nicht aus der Flächennutzungsplanung entwickelt (sachfrem- de Argumentation?), umfasst heute vielfältig gegliederte und von der Besitzstruktur zu differenzierende Bereiche. Bei einem dreiseitig begrenzten Naturpark können mehrere sachlich differenzierbare Landschaftsschutzgebiete auch ohne identische Überdeckung der Grenzen entwickelt werden (z.B. Vogler, Solling-Staatswald, Holzberg/Elfas).

Das nach dem LROP im regionalen Planungsraum zugewiesene großflächige Ge- biet mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft ist in seinem Ostteil, um Ith und Hils, noch nicht in landschaftsschutzgesetzlichen Bestimmungen umgesetzt. Seit mehreren Jahren liegen Vorschläge, Konzepte und Detailarbeiten zur Diskus- sion vor, um den Hilsbereich in ein Landschaftsschutzgebiet weiter zu entwickeln. Der Bereich würde Teile des Landkreises Hildesheim und des Landkreises Nort- heim tangieren.

Zu 123 Der Landschaftsrahmenplan ist eine gutachterliche Betrachtung von Landschaft und Umwelt. Eine Verbindlichkeit erhalten seine Vorstellungen dann, wenn sie Be- standteil des Regionalen Raumordnungsprogrammes werden. Soweit eine verbind- liche Übernahme erfolgt, ist sie wegen der fehlenden Parzellenschärfe im Regiona- len Raumordnungsprogramm und des vorhandenen Maßstabes des Landschafts- rahmenplanes von 1:5.000 bzw. 1:10.000 oder 1:25.000 sowie der fehlenden Grundstücksbezogenheit und Drittwirkung im Einzelfall entsprechend Landschafts- rahmenplan weiter zu konkretisieren. Dabei darf der rahmensetzende Charakter der Ziele des Regionalen Raumordnungsprogramms nicht ins Gegenteil verkehrt wer- den.

Zu 124 Das Regionale Raumordnungsprogramm ergeht als Satzung. Seine Aussagen, Festlegungen, Ziele etc. sind zu sichern. Insofern sind flächenbezogene Kompen- sationsmaßnahmen in Kenntnis der regionalen Vorgaben möglich (z.B. keine Über- lagerung mit Rohstoffgewinnung - außer bei der Folgenutzung).

2.2 Bodenschutz

Die jeweiligen bodenschutzorientierten Ziele sind in den Fachkapiteln eingebaut. Daher erübrigt sich hier eine Wiederholung. Es erscheint aber bei hohem Wald- anteil und dem großflächigen Schutzbedarf für die Trinkwasserversorgung im regi- onalen Planungsraum und den stark schwankenden Bodenschutzpotentialen erfor- derlich, jeden Einzelfall im Umgang mit Boden zu untersuchen und auf das damit verbundene Ergebnis zu reagieren.

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Boden dient natürlich auch als Standort für Wohn- und Arbeitsstätten, Infrastruktur- anlagen aller Art, als Grundwasserspeicher, Lagerstätte von Rohstoffen, als Archiv für Natur- und Kulturgeschichte sowie als Bestandteil von Erholungsräumen.

Die Menge der laufend isoliert entstehenden bodenbezogenen Informationssyste- me erfordern im regionalen Planungsraum eine bedarfsbezogene Beschaffung in Verbindung mit Geoinformationssystemen und entsprechenden Möglichkeiten der gezielten, integrierten Auswertung (kommunales Infosystem vor Ort). Damit könn- ten Mehrerfassungen, -vorhaltungen sowie einseitige, evtl. sich widersprechende Auswertungen je nach Fachbereich vermieden werden. Zurzeit sind solche Infor- mationssysteme bei Naturschutz-, Wasser-, Landwirtschafts-, Forst- und Geologie- oder Gesundheitsbehörden sowie in der Militärgeographie bekannt und leider wenig koordinierbar.

Boden bietet mehrere Funktionen. Der Landschaftsrahmenplan differenziert:

Regelungsfunktionen: - Ab- und Umbauprozesse, - Festlegung und Filterung von Stoffen, - Regelung von Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt, - Kompensationsfähigkeit bei mechanischer Belastung. Produktionsfunktion: - Erzeugung von Biomasse je nach Bodenfruchtbarkeit.

Lebensraumfunktion: - Raum für Bodenleben, Wurzelraum, natur- und kulturhistorisch geprägte Bodengestaltung.

Zu 126 Ein besonderes Problem stellen auch Flächenerosionen dar. Um sie zu vermeiden oder zu verringern, ist zu denken an:

- hanggeeignete Bewirtschaftung - Extensivierung - Umwandlung von Acker in Grünland - Anbau von Zwischenfrüchten - Aufforstung, wo sie nicht ausdrücklich ausgeschlossen ist - Nutzungsvereinbarungen zum nachhaltigen Bodenschutz mit Flächen- eigentümern.

Zu 130 Eine Karte über das Schutzpotential der Grundwasserüberdeckung ist im Land- schaftsrahmenplan neu aufgenommen und besser dargestellt als in der ersten Aussageform der 80er Jahre im RROP 90 für den Landkreis Holzminden. Bodeninformationssysteme werden zurzeit laufend weiterentwickelt, siehe z.B. "NIBIS" beim Landesamt für Bodenforschung etc., und sind entsprechend heranzu- ziehen.

2.3 Gewässerschutz

Unbeeinträchtigte ober- und unterirdische Gewässer sind wesentlich für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Lebensbedingungen der Menschen im regionalen Planungsraum. Sie sind zudem ein wichtiger Standortfaktor. Vielfälti- ge Ansprüche und Einwirkungen der Gesellschaft haben die Bedingungen für die Nutzung erheblich beeinflusst. Die Gefahr wächst, dass qualitative und quantitative

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Erwartungen oft nur unter großem Aufwand erfüllt werden können (Frage auch von Grenzwerten). In Verbindung mit den fachlichen Lesegewohnheiten eines Pro- grammes und der erforderlichen Kontinuität von Zielsystemen der Raumordnung werden die meisten auch hier passenden Raumordnungsziele unter Kapitel 3.9 “Wasserwirtschaft” belassen.

Zur Sicherung der Lebensraumansprüche des Artenbestandes in Fließgewässern ist aufgrund der Einzigartigkeit eines jeden Gewässers dieses in einem naturnahen Zustand zu halten und schrittweise zu vernetzen (Biotopverbund). Gewässer einer naturräumlichen Region ähneln sich in wesentlichen Eigenschaften (Abflussge- schehen, Strukturen des Gewässerbettes, Gewässergüte etc.).

Für die Weser stellt sich durch ihre Länge und die durchflossenen Regionen eine besondere Situation dar.

Fließgewässer sind im Verhältnis zum Stoffkreislauf in Stillgewässern ständig von einem Gewässer abwärts gerichteten Stoffdurchlauf einschließlich eines ständigen auf- und abwärts gerichteten Individuenaustausches geprägt.

Niedersachsens Hauptgewässer erster Priorität im regionalen Planungsraum sind die Lenne und die Ahle (hier im Oberlauf). Die Wispe gehört nicht zu diesen Priori- täten. Der Weser zulaufende Gewässer in Nordrhein-Westfalen werden hier nicht mitverfolgt.

In der Lenne übernimmt der Heidelbach, östlich Wangelnstedt, die Funktion eines Oberlaufes. Teilweise ist das Gewässerbett durch naturferne Strukturen, Wehre, Verrohrungen und Uferausbauten zu kennzeichnen. In der Lenneumflut bei Kirch- brak und Osterbrak ist ein Modell der Renaturierung umgesetzt.

Als wichtige Nebengewässer zur Lenne zählt das niedersächsische. Fließgewäs- serschutzsystem u.a. den Angerbach, die Ruthe, den Reichenbach, den Wabach und den Niedererbach.

Anteilige Förderungen aus Landesmitteln zur Beseitigung anthropogener Störungen im und am Gewässerlauf, zur Förderung der Eigendynamik, zur Schaffung von Gewässerrandstreifen sind je nach Stand der Programme des Landes zu erkunden und nach Möglichkeit einzusetzen.

2.4 Luftreinhaltung, Lärm- und Strahlenschutz

Zu 151 Bereits das Regionale Raumordnungsprogramm für den Regierungsbezirk Hildes- heim von 1977 hat für die industrielle Belastung in den genannten Gebieten bei Planung größerer Bauvorhaben besondere Untersuchungen vorgeschlagen (be- sonders Staub- und Geruchsbelastung). Andere Ziele können die Datenlage verbessern, um auch Möglichkeiten zur Ver- minderung evtl. bestehender Luftbelastungen nach den Bestimmungen des Bundesimmissionsschutzrechtes aus regionalen Quellen zu klären.

Zu 154 Im Zusammenhang mit der Erneuerung und Verbesserung von Siedlungsgebieten sowie mit Straßenbauvorhaben sind alle Möglichkeiten zur allgemeinen Verkehrs- beruhigung, zur Anpassung der Geschwindigkeit an die bauliche Umgebung und damit zur Verbesserung der Wohnqualität zu prüfen. Dies gilt vor allem in Vorsor- gegebieten für die Erholung.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Zu 158 Vor allem im "Naturpark Solling-Vogler" sind eine Reihe von Parkplätzen im Wald angelegt. Damit wird zusätzlicher Verkehr tiefer in Waldflächen gezogen. Dem Er- holungsaspekt, dem größeren Schutz der Waldsäume und der Luftreinhaltung sollte hier Vorrang gegeben werden. Die Anpassung von Parkmöglichkeiten an den Stra- ßen beeinträchtigt zwar die Durchfahrtseindrücke eines Erholungsuchenden, bringt aber mehr Landschaftsschutz und für die abgestellten Pkw. gleichzeitig eine besse- re Sicherheit gegen Aufbruch etc. Neuere Konzepte für den ruhenden Verkehr im Vorsorgegebiet für Erholung und für Natur und Landschaft wären denkbar und mit- tel- bis langfristig auch aus Gründen der Luftverbesserung zu verfolgen.

Zu 160 Lärmverminderung im Siedlungsgebiet wird an verschiedenen Stellen des Regiona- len Raumordnungsprogrammes bereits in Verknüpfung mit anderen Zielen ange- strebt. Eine Untersuchung und Beobachtung lärmbelasteter Siedlungs- und Pla- nungsflächen wird weiterhin zu verfolgen sein.

Die Einschränkung des Lärmes in Erholungsbereichen ist jedoch von speziellem In- teresse für die Erholungsqualität und die Attraktivität der Fremdenverkehrsland- schaft. Dies kann zu besonders zu prüfenden maschinentechnischen Auflagen im Bergbau und Bodenabbau führen, wie zur Ausscheidung lärmempfindlicher Berei- che gegenüber der Anlage von Wegen, Radwander- und Wanderwegen, Parkplät- zen, Modellflugplätzen, Loipen, Liftanlagen, Aussichtspunkten, Wasserskistrecken, Motorbootshafen und -anlegern etc. Es sollte mehr selbstverständlich werden, dass dafür auch der Stand der Technik umgesetzt wird.

2.5 Schutz der Erdatmosphäre, Klima

Schutz der Erdatmosphäre und des Klimas wird umfassend durch die Enquête- Kommission des Deutschen Bundestages "Schutz der Erdatmosphäre" in mehreren Arbeitsschwerpunkten behandelt. Die verschiedensten Zwischen- und End- berichte zeigen Stand, Entwicklungsperspektiven und Handlungsempfehlungen (teilweise veröffentlicht im Economica Verlag, Bonn). Die Umsetzung derartiger Empfehlungen kann in vielen Einzelbereichen erfolgen. Analog dazu ist die Agen- da 21 des Umweltgipfels in Rio de Janeiro 1992 zu sehen. Im Rahmen der Verant- wortung des Landkreises Holzminden für ein Regionales Raumordnungs- programm erscheint es geboten, darauf hinzuweisen, dass die Umsetzung der Thesen der Agenda eher auf gemeindlicher Ebene erfolgen sollte. Da der Landkreis eher interne direkte Umsetzungsmöglichkeiten hat, sollte er durch entsprechende Einbeziehung der Mitarbeiter auf die Beurteilungsmaßstäbe und die Ermessens- spielräume der Mitarbeiter im Hause im Rahmen des Agenda-Prozesses eingehen. Ein Schwergewicht müsste darin liegen, die eigene, persönliche Mit- und Gestal- tungskraft des Einzelnen aufzuzeigen. Dies gilt z.B. hinsichtlich der Veränderung der Konsumgewohnheiten, der Förderung nachhaltiger Siedlungsentwicklung, einschl. der Verkehrsdiskussion, Integration von Umwelt- und Entwicklungszielen in die Entscheidungsfindung, Leitliniendiskussion, Erhaltung und Bewirtschaftung der vor allem nicht erneuerbaren Ressourcen, Förderung der nachhaltigen Landwirt- schaft oder des umweltverträglichen Umganges mit toxischen Chemikalien (u.a. Entsorgung oder Beeinträchtigung von Menschen, Pflanzen, Boden, Luft und Was- ser), Bedeutung benachteiligter Gruppen der Bevölkerung, um nur einige Beispiele zu nennen.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

2.6 Schutz der Kulturlandschaft

Kulturlandschaften sind geprägt von Menschen, technischen Arbeits- und Fortbe- wegungsmitteln verschiedenster Zeitepochen. Noch erkennbare historische Land- nutzungsformen (z.B. Hohlwege, alte Abraumhalden historischen Sandsteinabbaus - Kummerberge, Grabenreste des früheren Wiesenbewässerungssystems im Sol- ling und der Umgebung, Ackerterrassen, Köhlerplätze, historische Grenzsteine, Triftwege, Hute-, Mittel- und Niederwälder), Siedlungs- und Infrastrukturen oder Landschaftsbestandteile und sonstige kultur-archäologische Sachgüter/-denkmäler haben unabhängig von ihrem aktuellen Schutz einen hohen Informationswert für die Forschung und einen hohen Identifikationswert für die in dem regionalen Planungs- raum lebenden Menschen. Nachhaltige Entwicklung beinhaltet Spielräume und In- formationsweitergabe an nachwachsende Generationen.

Kulturelle Sachgüter - hier ganz besonders die Relikte der Weserrenaissance - und kulturlandschaftliche Bezüge haben einen zeitgeschichtlichen Wert und einen Kunstwert. Für viele Bürgerinnen und Bürger sind sie bewahrende Elemente in ei- ner von Verlusterfahrungen und schnellen Veränderungen geprägten Wahr- nehmung der Umwelt. Nicht zuletzt deshalb nimmt das Interesse breiter Bevölke- rungskreise an Heimatforschung und Heimatpflege, an Stadt- und Dorfgestaltung, an der Pflege von Brauchtümern und Einzelobjekten zu und erstreckt sich auf immer mehr Bereiche der Alltagswelt und Gegenwartskultur (s. auch umfangreiche- re Literaturhinweise u.a. beim Heimat- und Geschichtsverein Holzminden e.V.). Diese Entwicklung bietet gute Voraussetzungen, um vor Ort historisch und gesell- schaftlich Wertvolles in seinem geschichtlichen und räumlich-gesellschaftlichen Kontext so aufzuarbeiten und zu pflegen, dass es zur kulturellen Stabilität von Re- gionen beiträgt und eine vom regionalen Kulturbewusstsein und Gegenwartsbezug getragene ausgeglichene Weiterentwicklung in den Städten und Gemeinden för- dert. Es ist daher dringend geboten, erhaltenswerte Teile der Kulturlandschaft, vor allem die, die noch keinem anderen oder ausreichendem rechtlichem Schutz unterliegen, mit den Möglichkeiten der Raumordnung und Landesplanung zu sichern. In Regio- nalen Raumordnungsprogrammen können sie flächig als Bodendenkmale, als groß- flächige archäologische Kulturdenkmale oder als vor beeinträchtigenden Nutzungen zu schützende Vorranggebiete und Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft aus- gewiesen und durch verbale Zielaussagen in ihren Beständen geschützt werden.

Bei den Zielen muss bedacht werden, dass bestimmte Teile dieses Zielkomplexes viel stärker gemeindlich orientiert sind. Deshalb tauchen auch hier nicht die Denk- mäler vergangener Kunstepochen auf, die weitgehend in Orte integriert sind, wie Kirchen oder Schlösser. Das Regionale Raumordnungsprogramm kann auch nicht ein Denkmalskataster aufbauen oder übernehmen (Bestandsdarstellung).

Ziele sollen hier auf die Quellen besserer Informationen hinweisen. Dies erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt, dass bestimmte archäologische Denkmäler gerade nicht gezielt aufgezeigt werden sollen, um sachgerechte Erforschung nicht durch unkontrollierbare Raubgrabungen zu verhindern.

Bodendenkmäler sind im Landkreis mehr oder weniger gut erforscht. Die Gefähr- dung bekannter und die Entdeckung unerkannter Fundorte kann z.B. durch die Ver- legung von Rohren und Kabeln oder dem Bodenabbau erfolgen. Von besonderer Bedeutung als regionale Kultur- und Sachgüter sind vor allem vor- und frühgeschichtliche Siedlungsplätze, herausgehobene mittelalterliche Wüstun- gen, alte Burganlagen, Fluchtburgen, Wallanlagen, Landwehren, Gräberfelder,

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Wölbäcker Systeme, besondere historisch bedeutsame Glashüttenstandorte sowie besondere kultisch genutzte Höhlen im Ith-Hang zu zählen. Die zahlreichen, geschützten Baudenkmäler im Regionalen Planungsraum sind in der Zeichnerischen Darstellung nicht besonders herausgestellt.

Auch die Inanspruchnahme von ehemaligen Schutzwällen, Gräben und Resten von Befestigungsanlagen durch Abgrabungen (Siedlungsfunde), Ausbaggerungen der Weser (Bootsfunde!) oder Gesteinsabbau (vorgeschichtliche Fauna) oder durch besonders tiefes Pflügen stellt Gefahrenmomente dar. Baudenkmäler stellen über ihren kulturgeschichtlichen Wert hinaus ein belebendes Element des Fremdenverkehrs dar.

Für die Forderung nach Visualisierung von Wirkungen technischer Bauwerke im Umkreis von Baudenkmälern in einem vielgestaltigen Planungsraum durch die im- mer stärkere und immer größere Bedeutung von Anlagen zur Nutzung von Wind- energie, während im Gegenzug hier gegenwärtig Hochspannungsleitungen aus vie- lerlei Gründen durch Erdkabel ersetzt werden.

Von besonderer Bedeutung für den Erhalt der Kulturlandschaft ist die Siedlungs- entwicklung, insbesondere in den ländlichen Räumen und Dörfern. Dörfliche Sied- lungen unterliegen im Zuge des Funktionswandels in der Landwirtschaft und der Aufgabe vieler kleiner landwirtschaftlicher Betriebe und fehlender Ersatzarbeitsplät- ze vor Ort einem starken Veränderungsdruck.

Es besteht nicht nur die Gefahr, dass historisch wertvolle Strukturen und Zeitzeug- nisse verloren gehen, sondern auch die Gefahr, dass Ortsbilder vereinheitlicht wer- den und Dörfer ihr unverwechselbares Profil und ihre kulturelle Identität einbüßen, wie z.B. die historische Bebauung der Spiegelglashütte in Grünenplan durch einen frühen städtebaulichen Entwurf oder die Insellage von Bodenwerder.

Die Verbindung entsprechender Landschaftsteile und Sachgüter kann auch durch die Ausweisung von Radwegerouten öffentlich bekannter gemacht werden. So wird der Weserfernradweg von Einwohnern und Touristen stark frequentiert. Dieses Potential bietet die Möglichkeit, auch andere Ziele im Landkreis touristisch besser zu erschließen. Die im Fremdenverkehrsverband Weserbergland- Mittelweser e.V. organisierten Gemeinden anderer Bereiche haben eine Auswei- sung von Radwegen unter diesem Aspekt bereits als Ziel formuliert, das auf beste- hende Radwege aufbaut und die Vernetzung der verschiedenen Landschaftsteile und Sachgüter sicherstellen soll.

Zu 175/176 In den niedersächsischen Dörfern und Siedlungen mit dörflichem Charakter liegen zwischen den Höfen und sonstigen Häusern oft Freiflächen, wie Wiesen, Gärten usw. Hierzu stellt die "Rote Mappe" des Nds. Heimatbundes richtig fest: Sollen die dörflichen Siedlungsstrukturen und das überkommene Ortsbild bewahrt bleiben, so dürfen diese Flächen auch in Zukunft nicht bebaut oder als Lager-, Abstell- bzw. Parkplätze benutzt werden. Dieses Anliegen lässt sich aber kaum verwirklichen, wenn die Eigentümer für diese Flächen hohe Abgaben - insbesondere Erschlie- ßungs-, Straßenausbau- und Kanalbaubeiträge - entrichten müssen und sich da- durch zu einer wirtschaftlicheren Nutzung der Flächen oder zum Verkauf als Bau- land gedrängt sehen. Es ist daher wichtig, diese Flächen nach Möglichkeit nicht mit fühlbaren kommunalen Abgaben zu belasten, solange sie in dem erwünschten Zu- stand erhalten werden. Selbstverständlich ist dabei der Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) einzuhalten. Überlegenswert sind die weiteren Vorschläge des Heimat- bundes zu einer vermehrten Öffentlichkeitsarbeit im Interesse der Dorferneuerung und, hier zu erweitern, der regionalen Entwicklung.

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Aus Sicht des Heimatbundes kann Dorferneuerung nur dann als Instrument für die Entwicklung des ländlichen Raumes erfolgreich eingesetzt werden, wenn alle daran Beteiligten laufend informiert und motiviert werden.

Zur Erreichung dieses Zieles wird die Einrichtung von "Dorferneuerungsschulen" vorgeschlagen. Sie dienen der Aus- und Fortbildung nicht nur interessierter Dorf- bewohner, sondern auch aller mit der Erhaltung und Gestaltung des Dorfes beauf- tragten Personen. Denkbar sind Grund-, Aufbau- und Fachseminare, in denen die Grundlagen der Dorferneuerungsplanung wie der Bauleitplanung, Landschaftsent- wicklung und Denkmalpflege von Fachleuten dargestellt werden. In den Akademien für Städtebau, Raumordnung oder für den ländlichen Raum sowie in den Kreis- volkshochschulen wären gezielte Umsetzungsangebote dieses Gedankens durch- aus vorstellbar. Dabei könnte dann auch die Problematik angemessener und örtlich angepasster Umnutzung aufgegebener landwirtschaftlicher Bausubstanz behandelt werden.

3. Nutzung und Entwicklung natürlicher und raumstruktureller Standortvoraussetzungen

3.0 Umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung der Wirtschaft

Wirtschaftsstruktur Eine Wirtschaftsentwicklung, die der erwerbsfähigen Bevölkerung eine aus- reichende Erwerbsmöglichkeit sichert, ist Voraussetzung für die Sicherung der Lebensverhältnisse und für die Erreichung gleichwertiger Lebensbedingungen.

Rahmenbedingungen dafür sind u.a. − eine möglichst vielfältige Wirtschaftsstruktur, um bei Rückgang einzelner Be- reiche infolge der Überwindung teilweise überalterter Strukturen eine drastische Verschlechterung der Gesamtsituation zu vermeiden, − anpassungsfähige Betriebe, die zur Aufnahme neuer technologischer Entwick- lungen bereit und damit langfristig wettbewerbsfähig sind, − regionaler Zugang zu neuen Informationstechnologien und Mediennetzen (Tele- kommunikation), − gut vor-, aus- und fortgebildete Arbeitskräfte, − gezielte Förderkonzepte finanzieller und beratender Art zum Anreiz von Entwick- lungen (Anwerbung), − das Angebot im beruflichen Schulwesen in erreichbarer, zumutbarer Entfernung für Betriebe und Auszubildende, − eine gute Infrastrukturausstattung (Energie, Wasser, Abwasser) und eine gute Einbindung in übergeordnete Verkehrsnetze aller Art, − ein vielfältiges und preisgünstiges Energieangebot, − ein anziehendes und attraktives Kultur- und Freizeitangebot, − geeignete Industrie- und Gewerbeflächen (s. hierzu Gewerbeatlas des Land- kreises Holzminden).

Die einzige übersichtliche Beschreibung von Arbeitsplatzangeboten und –nach- fragen kann mit Ausnahme des Bereiches Landwirtschaft heute noch nur durch Auswertung der Daten aus der Volkszählung 1987 im Überblick erfolgen (s. beson- deren Tabellenband).

Hieraus können gewisse Rückschlüsse auf aktuelle Situationen gezogen werden, obgleich nur in geringem Maße annähernd vergleichbare aktuelle Daten aus der

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Statistik der Sozialversicherungspflichtigen (SVB) zur Verfügung stehen. Arbeits- stätten und Erwerbstätige werden in der Arbeitsstättenzählung 1987 am um- fassendsten abgebildet. Auf diese Daten bauen anschließend Schätzungen der Zahl der Erwerbstätigen auf. Einblicke in die Situation der Arbeitsstätten (d.h. des Arbeitsplatzangebotes) entzie- hen sich in der Folge allerdings Gesamtüberblicken. Lfd. stehen nur Daten über größere Gewerbebetriebe oder Personal im öffentlichen Bereich zur Ver- fügung.

Sehr differenziert und kontinuierlich steht seit einigen Jahren das Datenmaterial aus der Sozialversicherung und aus der Arbeitsverwaltung (Arbeitslose) zur Ver- fügung. Es handelt sich hierbei um die Arbeitsplatz-Nachfrageseite. Dadurch wird ein neuer Schwerpunkt der statistischen Beurteilung möglich.

Für den Bereich der Landwirtschaft hat die sozio-ökonomische Untersuchung des Landkreises Holzminden, gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer, 1988/90 drastisch verdeutlicht, welche weiteren Rückgänge in der Landwirtschaft für die Zu- kunft zu erwarten sind.

Zur Volkszählung 1987 waren 29.586 Personen im Landkreis außerhalb der Land- wirtschaft tätig, davon waren 88,9 % Arbeitnehmer und 11,1 % Selbständige und unbezahlte Mithelfende. Insgesamt waren dies 36,95 % der Bevölkerung in einer Gesamtzahl von 80.070 Einwohnern. Diese sog. Erwerbsquote liegt für männliche Einwohner bei 46,6 % (38.119 männliche Einwohner) und 28,2 % bei den weibli- chen Einwohnern (41.961). Diese Erwerbsquoten verändern sich besonders bei der weiblichen Einwohnerschaft. Je nachdem in welcher gesellschaftlichen Situation ih- re Ausbildungsphase durchlaufen wurde, ändert sich hier auch die altersspezifische Erwerbsquote. Die 1961 Geborenen können ganz andere Chancen in der Arbeits- welt nutzen als die weibliche Einwohnerschaft, die in den 20er und 30er Jahren dieses Jahrhunderts geboren worden ist (Rolle der Frau in der Gesellschaft).

Leider sind die Systematik der Arbeitsstättenzählung und die Systematik der Bundesanstalt für Arbeit nach der Sozialversicherungsstatistik im Zusammenhang mit Wirtschaftseinheiten nicht voll kompatibel. Auch ein direkter Vergleich der Volkszählungsdaten mit der Zahl des Bestandes an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am 30.06.1987 entzieht sich, trotz gleicher Wortwahl, einer Interpre- tation.

Ein Vergleich der Arbeitsstättenzählung 1987 und der Zahl der sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten 1987 zeigt zwar Unterschiede, in der Reihenfolge blei- ben die Wirtschaftsbereiche jedoch gleich. Stärkster Bereich in der Arbeitsstätten- zählung 1987 wie bei den SVB 96 ist im Landkreis die Wirtschaftseinheit "verarbei- tendes Gewerbe" mit 48 bzw. 49 % (s. besonderen Tabellenband). Die entspre- chenden Landeswerte liegen 1987 in der Arbeitsstättenzählung nur bei 32 % bzw. 1996 bei 31 % (Tabelle 14, Spalte 4 u. 10). Zweitstärkster Bereich im Landkreis ist bei der Arbeitsstättenzählung 1987 der Bereich "Dienstleistungen von Unterneh- men" mit 13 % oder 18 % 1996. Die Landeswerte liegen hier bei 16 bzw. 26 %. Auch hier große Abstände zwischen den Daten des Kreises und des Landes oder gleichzeitig mögliche Ansatzpunkte für Umstrukturierung. Im dritten Bereich, dem Handel, sieht es ähnlich aus: 12 % im Kreis und 16 % 1996 (Landeswerte 11 bzw. 15 %). Im Vergleich der Daten von 1987 und 1996 sind jedoch geringfügige Ab- nahmen im Bereich "verarbeitendes Gewerbe" und deutliche Zunahmen im Bereich "Dienstleistungen" mit plus 34 % sowie im Handel mit plus 24 % festzustellen.

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In der ganz langen Zeitreihe zwischen 1987 und 1996 (s. besonderen Tabellen- band) der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) zeigen die Wirtschafts- einheiten unterschiedliche maximale Werte: So liegt der Wert "Dienstleistungen von Unternehmen erbracht" 1996 deutlich über allen Werten der Vorjahre.

Im Bereich Verarbeitendes Gewerbe ist dagegen 1992 - also bald nach der Wende - der maximale Wert erreicht. Bedingt durch den hohen Anteil dieses Aufgabenbe- reiches im Landkreis Holzminden sinken möglicherweise die hier ausgewiesenen Zahlen im Zusammenhang mit den Veränderungen des Nachholbedarfes in den neuen Bundesländern. Eine Reihe von anderen Wirtschaftsbereichen zeigt aber auch, dass nach einer Kumulation im Jahr 1995 jetzt erstmalig die Zahlen zurück- gehen, so im Handel. Hierbei ist die Problematik der in dieser Statistik nicht erfass- ten geringfügig Beschäftigten (unter 610/630 DM je Monat) unberücksichtigt. Die sich hier abspielenden Verlagerungen können nicht aufgezeigt werden.

Der Teilarbeitsmarkt der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten veranlasst 1995 rund 59,5 % der hier wohnenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Auspendeln aus dem Wohnort (s. besonderer Tabellenband). Von ihnen bleiben nur 48,3 % in anderen kreisangehörigen Gemeinden (d.h. 28,7 % wohnen und ar- beiten im Kreisgebiet). 71,3 % suchen andere Gemeinden außerhalb des Landkrei- ses auf. Hierbei sind die engen Verflechtungen und die nahe räumliche Lage (Er- reichbarkeit) zu den Mittelzentren Alfeld, Hameln und Höxter mit zu berücksichti- gen. Nur 40,5 % der SVB wohnen und arbeiten in der gleichen Gemeinde.

Die Zahl der Arbeitsplätze für Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB) von 24.181 reicht allein nicht aus für die 26.745 im Kreis wohnenden SVB. Auf der an- deren Seite werden jedoch 55,2 % der in den Gemeinden verfügbaren Arbeitsplät- ze für SVB nur durch einpendelnde Personen besetzt. Hier entsteht viel Verkehr. Die über die Gemeindegrenzen verlaufenden Verkehrsströme müssen jedoch in Verbindung auch mit der Qualifikation in Bildung oder Beruf der Einwohner gese- hen werden im Verhältnis zu den Anforderungen an Qualifikationen und Berufsaus- bildungen auf der anderen Seite der angebotenen Arbeitsplätze.

Generell sind hier deutliche Unterschiede als Folge der geringen Zahl und der ge- ringen Dichte im Landkreis Holzminden im Verhältnis zu Ballungsgebieten zu be- rücksichtigen.

Betrachtet man die Situation der weiblichen SVB gesondert, so ist ihre Chance, in Wohngemeinden auch zu arbeiten mit 45,3 % größer als bei den Männern mit 37,3 %. Insofern sind 62,7 % der Männer; aber nur 54,7 % der Frauen auf dem Weg zur Arbeit in einer anderen Gemeinde. Mehr als die Hälfte der SBV verlassen den Wohnort!

In Verbindung mit der Verteilung der Arbeitsplätze im Kreisgebiet ist nicht verwun- derlich, wenn Beschäftigungsmöglichkeiten in der Wohngemeinde nur in den grö- ßeren Gemeinden, besonders für Frauen, günstiger sind als in kleinen Gemeinden.

4,1 % der im Landkreis wohnenden SVB zählen zu den Ausländern (s. Tabelle 18). Die 1.091 SVB ausländischer Staatsangehörigkeit stellen 25 % der 1995 insgesamt hier lebenden Ausländer dar (Erwerbsquote somit 37 %). Ihre Verteilung über die Gemeinden als Wohnort 1995 zeigt, Schwerpunkte der Tätigkeit für Ausländer lie- gen in Holzminden, Boffzen, Hehlen, Lauenförde und Bodenwerder.

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Im Verhältnis der Bevölkerungsverteilung im Landkreis nimmt die Stadt Holzminden mit 27 % an der Gesamtbevölkerung eine dem Mittelzentrum nicht ganz gerecht werdende Stellung ein. In dieser Funktion bindet sie aber 49 % der für SVB ange- botenen Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich eine quasi Arbeitsplatzdichte von 52 SVB je 100 Einwohner. Nach dem Anteil der Einwohner wird Bodenwerder mit 16 %, aber nur 11 % der SBV folgen. Dies ergibt eine deutlich geringere Arbeitsdichte von 20 je 100 Einwohner (s. besonderen Tabellenband).

Erstaunlich stark stellt sich die Samtgemeinde Boffzen dar. Sowohl der Anteil der Einwohner wie der SVB erreicht 9 %. Daraus ergibt sich eine Arbeitsplatzdichte von 27 je 100 Einwohner. Darunter liegt der Flecken Delligsen mit einer Dichte von 25 %.

Untergliedert man nach den verschiedenen Wirtschaftseinheiten, steht in allen Wirtschaftseinheiten die Stadt Holzminden hinsichtlich der SVB an der Spitze. Die Unterschiede werden für die Hauptverwaltungseinheiten deutlich, wenn man an der zweiten Stelle z.B. in Delligsen das verarbeitende Gewerbe, in Bodenwerder das Baugewerbe, in Boffzen den Handel in vergleichbare Größenordnungen mit Bo- denwerder und Stadtoldendorf sieht oder in Bodenwerder die "Dienste von Unter- nehmen" hier einzuordnen sind. In Holzminden dominiert der Bereich "Berg- bau/verarbeitendes Gewerbe" nach der Zahl der SVB vor dem Dienstleistungsbe- reich allgemein, einschließlich Kredit, wie dies fast überall der Fall ist, jedoch steht in Bodenwerder die Dienstleistung an erster Stelle. In Stadtoldendorf halten sich Bergbau verarbeitendes Gewerbe und andere Dienstleistungen sogar die Waage.

Nicht uninteressant ist die Besetzung der Berufsabschnitte der SVB (ausgeübter Beruf nach der Sozialversicherungsstatistik). Die 13 im Landkreis Holzminden am häufigsten ausgewiesenen Berufsabschnitte stellen 77,4 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 1996 dar (1986 waren das 74,5 %). Die Reihenfolge im Landkreis ist im Großen und Ganzen auf den ersten Plätzen re- lativ nah an der Struktur des Landes Niedersachsen nach Berufsabschnitten. Die Berufsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der ange- botenen Ausbildungsberufe ist im regionalen Planungsraum weniger differenziert als im Bundesdurchschnitt.

Am 30.06.1996 ergibt sich unter 37 Berufsabschnitten folgende Rangskala im Landkreis Holzminden:

Nr. Berufsabschnitte Struktur Struktur Rangplatz in 1986 1996 Niedersachsen

1. org. Verwaltung Büroberufe 3.466 4.054 Rang 1 2. Warenkaufleute 1.536 1.917 - 3. Schlosser, Mechaniker 1.685 1.578 Rang 2 4. Gesundheitsberufe 934 1.432 Rang 4 5. allgem. Dienstleistungsberufe 1.436 1.389 - 6. Verkehrsberufe 1.410 1.387 Rang 3 7. Techniker, Sonderfachkräfte 987 1.297 Rang 6 8. Bauberufe 1.251 1.236 Rang 5 9. Keramiker, Glasmacher 1.257 964 - 10. Chemiearbeiter, Kunststoff 777 849 - 11. Sozial-, Erziehungsberufe 511 792 - 12. Montierer, Metall a.n.g. 733 637 - 13. Ernährungsberufe 569 637 - 16.552 18.169

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Damit sind deutliche Schwierigkeiten verbunden, Arbeitsplatz-/Ausbildungsplatz- wunsch und -angebot im regionalen Planungsraum zur Deckung zu bringen. Ab- wanderungen oder erhebliche Schwierigkeiten bei der Besetzung von Plätzen in Betrieben des regionalen Planungsraumes sind die Folge und sollten durch geeig- nete Initiativen überwunden werden. Hierbei sind die wachsende Zahl der erwerbs- fähigen Personen aus der Bevölkerungsentwicklung des Planungsraumes und die überdurchschnittliche hohe Arbeitslosenquote (s. besonderen Tabellenband) mit zu berücksichtigen, in der sich die Probleme der Branchenstrukturen und der Firmen- zusammenbrüche oder Abwanderungen von Betrieben mit markieren.

Zur Sicherung und Verbesserung der Wirtschafts- und Produktionsmöglichkeiten gehört die Überwindung der Transporthemmnisse für Personen und Güter sowie der Beratungs- und Kontaktschwierigkeiten für den Technologietransfer aus den Forschungs- und Entwicklungszentren (Nähe von Hochschulen).

Zur regionalen Standortverteilung wird aufgrund der Standortkriterien bei Betriebs- gründungen und der zurzeit stagnierenden Wirtschaftsentwicklung empfohlen, Be- triebe des produzierenden Gewerbes - außer im Mittelzentrum Holzminden - nur an solchen Bereichen mit zentralörtlicher Funktion anzusiedeln, die bereits hinreichend erschlossene Standorte vorhalten. Damit können Fühlungsvorteile zwischen Betrie- ben genutzt und Multiplikatorwirkungen für den weiteren Zuzug und auf vorhandene Infrastrukturen oder Arbeitskraftpotentiale zurückgegriffen werden. Auch wenn zur- zeit keine regionalen Untersuchungen zur Problematik von Betriebsverlagerungen vorliegen, sei erwähnt, dass im süddeutschen Raum nur 15 % Fernverlagerungen, aber 63 % Verlagerungen im regionalen Bezugsraum registriert wurden.

Die Entwicklung im ländlichen Raum lässt es angeraten sein, dieses Ziel unter Ko- operation aller Interessentengruppen und Entscheidungsebenen zu verfolgen. Dies ist auch erforderlich, um den geänderten und sich ständig weiter ändernden Rah- menbedingungen in der Konkurrenzsituation zu Ballungsgebieten verstärkt Gewicht für den ländlichen Raum verleihen zu können.

Im Bereich Handel/Verkehr/Dienstleistungen - ohne Gebietskörperschaften - sind im regionalen Planungsraum anteilsmäßig rd. ein Drittel weniger sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte als im Landesdurchschnitt tätig (21 % zu 33 %). Sie sind in rd. der Hälfte aller Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst.

Der geringe Anteilswert zeigt, dass das im Randbereich des regionalen Planungs- raumes liegende Mittelzentrum Holzminden nur einen Teil der Kaufkraft hier leben- der Haushalte binden kann. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass eine Standort- untersuchung für das Mittelzentrum Holzminden eine weitere Bindung von Kaufkraft aus der Region im Dienstleistungsbereich für wahrscheinlich hält; sind doch für die Deckung des gehobenen Bedarfs, wie er im Oberzentrum vorgehalten wird, Entfer- nungen von rd. 1 bis 1,5 Stunden Fahrzeit als Hemmschwelle wirksam. Eine Unter- suchung der Sparraten im regionalen Planungsraum könnte in Verfolgung der Aus- sagen des Standortgutachtens evtl. überdurchschnittlich hohe Werte im regionalen Planungsraum belegen.

56 % der angebotenen Arbeitsplätze für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich Dienstleistungen - ohne öffentliche Körperschaften - werden in Holzmin- den angeboten; d.h. ein Viertel aller Arbeitsplätze für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Holzminden.

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In Stadtoldendorf liegt ein weiterer Schwerpunkt; dort sind - bedingt durch das Kreiskrankenhaus – 27 % der am Ort sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im tertiären Bereich tätig. Sie stellen 14 % der im regionalen Planungsraum tätigen Menschen dieses Tätigkeitsbereichs. Der Anteil ist allerdings nur scheinbar hoch, da in den letzten Jahren erhebliche Einbrüche in die Zahl der Arbeitsplätze in Stadtoldendorf erfolgt sind.

Die vermuteten Marktlücken innerhalb des dünn besiedelten Planungsraumes mit mittelständischer Betriebsstruktur und wenigen Einzelhandelsgroßbetrieben sollten behutsam im gleichartigen Rahmen geschlossen werden, um die sozialen, wirt- schaftlichen, kulturellen und städtebaulichen Gegebenheiten im besonderen Maße zu wahren. Einzelhandelsgroßprojekte würden erheblich größere Einzugsbereiche erfordern als sie von der Bevölkerungsdichte und der verkehrlichen Erreichbarkeit in anderen Landesteilen vorgefunden werden.

Eine zu breite Streuung von neuen Betrieben über die Siedlungsbereiche des regi- onalen Planungsraumes würde jedoch auch für kleinere Betriebe Probleme der ökonomischen Auslastung mit sich bringen.

Im ländlichen Raum sollte man sich daher recht- und gleichzeitig auf gewisse Kon- zentrationstendenzen des tertiären Sektors einstellen und als Ausgleich dafür mobi- le Leistungssysteme diskutieren. Diese Überlegungen könnten dazu bei- tragen, die Deckung des täglichen Grundbedarfs für alle Altersgruppen und Sozial- schichten in Wohnungsnähe zu sichern.

Gebiete des regionalen Planungsraumes gehörten großräumig der Arbeitsmarkt- region Holzminden/Höxter an (ab 1998 nur noch Arbeitsmarktregion Holzminden). Die Arbeitsverwaltung ist in dieser Region vertreten durch die Arbeitsämter Hildes- heim und Hameln. Für den nordrhein-westfälischen Teil der ehemalig gemein- samen Arbeitsmarktregion ist das Arbeitsamt Paderborn zuständig. Die räumliche Distanz zu Oberzentren und die fehlende eindeutige Zuordnung des Mittelzentrums Holzminden (wie auch des Mittelzentrums Höxter) zu einem einzigen Oberzentrum hat eine starke Autarkie der beiden, durch die Landesgrenze getrennten Mittelzent- ren entstehen lassen.

In den zurückliegenden Jahren wurde vom Landkreis erfolgreich Wirtschaftsförde- rung betrieben. In den Jahren 1990 bis 1997 wurden für betriebliche und kommuna- le Investitionsmaßnahmen in Höhe von rd. 451 Mio. DM an öffentlichen Mitteln (hauptsächlich GA-Mitteln) Zuschüsse von insgesamt 49.655.000 DM bewilligt. Hiervon flossen ca. 5 Mio. DM an die kreisangehörigen Gemeinden für die getätig- ten Infrastrukturmaßnahmen. Mit den Zuschüssen konnten in diesem Zeitraum 4.441 gesicherte und 500 neue Dauerarbeitsplätze gefördert werden.

Die Lage im Mittelgebirge hat in der Vergangenheit vielfach zu unabgestimmten Entwicklungen geführt (z.B. Kraftwerke, Campingplätze, Industriestandorte, groß- flächige Einzelhandelsstandorte, allgemeine Handelsstandorte), die selten alle gleichzeitig stabil und langfristig tragfähig sein dürften; oft nur dem Verdrängungs- wettbewerb im Handel zuordbar.

Auch die Konkurrenz um gewerbliche Ansiedlungen sollte möglicherweise durch neue Modelle von Gemeindenetzen abgelöst werden, um die Mittelzentren und die damit von den Menschen verlangte Mobilität zwischen den Wohn- und Arbeitsplät- zen möglichst kleinräumig gestalten zu können.

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Im Umkreis der Ballungsgebiete bestehen eine Reihe von Kooperationsmodellen gemeinsamer Erschließung und Verteilung von Kosten und Erträgen. Eine Abstim- mung der Flächennutzungspläne nach dem Baugesetzbuch ist hier nicht als ausrei- chend zu betrachten.

Über die Sicherung oder Neuansiedlung von Betrieben aller Art entscheiden die Marktzugängigkeit, Infrastruktur, die Standortqualität der gewerblichen Flächen, das Arbeitskräfteangebot und das "Image" der Region (auch Bekanntheitsgrad). Damit sind u.a. weiche Standortfaktoren: Kunst, Sport und kultureller Rahmen in ihrer je- weiligen Bedeutung nicht unerheblich für die Standortentscheidung. Es wird dabei besonders darauf ankommen, geeignete, kompetente, ortskundige Ansprechpartner (kommunikative Menschen) auch als geeignete Bestandteile wei- terer Standortfaktoren zu begreifen. Werbung allein scheint in der heutigen Me- dienvielfalt nicht ausreichend genug.

Zu 182 Umweltverträglichkeitsprüfungen von größeren Einzelobjekten, und künftig wohl auch von Plänen, dürften in Verbindung mit den Zielsetzungen zu öffentlichen In- formationsverflechtungen der Europäischen Union entsprechende Sensibilität der Bevölkerung hervorgerufen haben. Die AGENDA 21 appelliert an Verantwortungs- träger, d.h. auch an jeden Einzelnen, die öffentlichen Entscheidungsträger, die Un- ternehmen in allen Tätigkeitsbereichen, sich für die nachhaltigen Lebensbedingun- gen der nachfolgenden Generationen einzusetzen. Dies muss so weit gehen, dass nicht nur darüber geredet, sondern aktuell die Rede in Handeln umgesetzt wird. Auch der Grund und Boden, seine fehlende Vermehrbarkeit, sind Bestandteile ei- nes sorgsamen Umgehens mit Zukunftsrichtung. Privateigentum kann in einer Ge- meinschaft nicht uneingeschränkt gewährleistet oder verbraucht werden. Die Sozi- albindung des Eigentums an Grund und Boden muss auch dort deutlich sein, wo es um den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen insgesamt geht (Bundesjustizmi- nister 1998). In diesem Sinn ist ein Ausgleich über Gemeindegrenzen hinweg sinn- voll. Hierbei muss gesehen werden, dass die Raumordnung nicht parzellenscharf agieren will und kann.

Zu 183 Wenn die Verbesserung der Infrastruktur zu einer immer weiter auseinander- klaffenden Schere mit wachsenden Mobilitätserfordernissen führt, muss deutlich gemacht werden, dass die verschiedenen Freiheiten und die Sozialpflichtigkeit des Eigentums nicht so ausgenutzt werden können, dass entstehende Lücken durch Forderungen an die öffentlichen Hände geschlossen werden sollen. Dies ist finan- ziell nicht leistbar, aber auch nicht erstrebenswert, wenn privat entstehende gewoll- te Nachteile öffentlich aufgehoben werden sollen. Dies gilt z.B. zu Fragen öffentli- cher Transportsysteme (Schülerbeförderung) oder mobiler, handelsorientierter Ver- sorgung. In diesem Zusammenhang ist nicht unerheblich darauf hinzuweisen, dass nach dem Landesraumordnungsprogramm 1994, Teil 1, unter B 6.07 eine Schwer- punktaufgabe für die Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten den Gemeinden mit mittelzentraler Funktion, den Gemeinden mit grundzentraler Funktion in der Nachbarschaft zu Mittelzentren, soweit sie Entlastungs- und Ergänzungsfunktionen übernehmen, zugewiesen ist. Nur in diesen Bereichen ist durch jeweils geeignete Maßnahmen des Städtebaus - insbesondere durch Bereitstellung von Wohnraum- flächen -, durch geeignete Maßnahmen des Verkehrs und des Umweltschutzes für ein entsprechend umfangreiches Angebot an Wohnungen zu sorgen.

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3.1 Gewerbliche Wirtschaft

Zu 185/186 Unter wirtschaftsfördernden Maßnahmen werden hier alle der Kreisverwaltung und den Entscheidungsgremien in Kooperation mit anderen Institutionen und Verant- wortungsebenen möglichen Aktivitäten verstanden. Dazu gehören beratende, zu- sammenarbeitende oder finanzielle Leistungen oder politische Forderungen an die Fach-, Landes- oder Bundesebene.

Bei den Transportketten kann es so z.B. um den Einsatz von Schienenfahrzeugen zur Einbindung der Region in das Fernnetz oder von bedarfsgerechten Busgrößen im ÖPNV gehen; bei der Schifffahrt um Auslotung von Möglichkeiten, den Binnen- schiffsverkehr auf der Weser neu zu beleben (z.B. durch neue Transportarten).

Für die brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen im ländlichen Raum kann deren Wiedernutzbarmachung nicht allein zu Lasten der i.d.R. im regionalen Pla- nungsraum finanzschwachen Gemeinden gehen. Ihre Wettbewerbsnachteile ge- genüber anderen Teilen im Bundesgebiet und im Land Niedersachsen mit entspre- chenden Revitalisierungsprogrammen für abgängige Industrie- und Gewerbebau- substanzen sind erheblich. Hier ist aus raumordnerischer Sicht ein Landespro- gramm wenigstens für Kerne der Grundzentren zu entwickeln. Im regionalen Pla- nungsraum trifft dies derzeit besonders für die von Firmenveränderungen größeren Ausmaßes betroffenen Grundzentren Bodenwerder, Delligsen und Stadtoldendorf zu.

Für neue Gewerbe- und Industrieflächen muss im regionalen Zusammenhang jeder Konflikt zwischen Schaffung von Arbeitsplätzen und den Erfordernissen der Stabili- sierung geeigneter Erholungsräume möglichst vermieden werden.

Für die Zukunft wird verstärkt die ständige Anpassung der Bildungs- und Berufs- qualifikation im Zusammenhang mit dem technologischen Wandel und der wach- senden überörtlichen Vermarktung unabdingbar werden. Möglicherweise können spezielle Weiterbildungsverbünde hier eine Unterstützung beinhalten. Ihre räum- liche Integration, z.B. auch mit Aufbau von Internatsbetrieben, wäre durchaus in Verbindung mit Veränderungen im Schul- und Berufsschulraumbedarf zu prüfen und ggf. dezentralisiert zu realisieren.

Im Kommunikationsbereich wird es vornehmlich darum gehen, seitens der Geräte und Leitungsanbieter verstärkt auf potentielle Kunden zuzugehen. In diesem Sinn könnten regionale wirtschaftsfördernde Aspekte gerade im ländlichen Raum durch Bundesinstitutionen erbracht werden, wobei Standards für den ländlichen Raum ggf. andere kalkulatorischen Komponenten beinhalten müssten als solche in Bal- lungsgebieten/Oberzentren und deren Randbereiche. Hierzu wären die entspre- chenden Beschlüsse der Ministerkonferenz für Raumordnung oder Empfehlungen des Beirates für Raumordnung gerade für den ländlichen Raum oder die weitge- hend isoliert liegenden Mittelzentren, wie Stadt Holzminden, konsequenter zu über- tragen: − unter Vorleistung der jeweiligen Anbieter − unter der potentiellen Nachfrage, deren möglicherweise vorhandenen Informationsdefizite abgebaut werden müssen.

Die häufig enge Verflechtung von Wohn- und Arbeitsbereichen in vielen Grundzent- ren und in der Stadt Holzminden sollte vorausschauend und in Verbindung mit en- gerer Kontaktpflege zwischen kommunaler Ebene und Betrieb (gleich welcher Grö- ße) zu klareren bauleitplanerischen Entscheidungen weiterentwickelt werden, um den Betrieben die entsprechenden Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen.

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Durch derartige Vorsorge könnten eventuelle Betriebsverlagerungen abgewendet werden. Die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen im regionalen Planungsraum macht in der Regel erheblichste Schwierigkeiten. Dennoch sollte versucht werden, familien- und frauengerechte Arbeitsplatz- und Arbeitszeitstrukturen (z B. stufenlose Teilzeitarbeit, Teilzeitarbeit in Führungspositionen, Jahresarbeitszeitkonto etc.) auch durch öffentliche Förderung zu schaffen. Als Frauenarbeitsplätze sind im länd- lichen Bereich z.B. denkbar solche in der Direktvermarktung, im Dorfladen, in alter- nierender Telearbeit sowie im Bereich neuer Medien (Bereich Call-Zentren). Ent- sprechende qualifizierte Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind dazu insbeson- dere für Frauen unabdingbar.

Zu 192 In der letzten Zeit sind einige überörtliche Institutionen oder Einrichtungen am regi- onalen Planungsraum "vorbeigegangen": z.B. Ausbildungsstätte Entsorger, Solarin- stitut, Akademie für Fremdenverkehr u.a. In Verbindung mit Landesförderungen sollte der regionale Planungsraum in seiner Grenzlage zu anderen Bundesländern unterstützt werden bei dezentralen Aufbau von Qualifikationseinrichtungen z.B. im Bereich Umweltschutz, Fremdenverkehr oder Naturschutz oder bei der Sicherung eines Fachhochschulangebotes wegen der Möglichkeit entsprechender Erfor- schungs- oder Erkenntnisteilräume oder -probleme. Im regionalen Planungsraum sind verschiedene staatliche oder öffentlich-rechtliche großvolumige Gebäude möglicherweise für obige Nutzungen gezielt zu erschließen.

Zu 193 Aus der vielfältigen Zuordnung von Teilräumen des regionalen Planungsraumes zu unterschiedlichen Förderungsmöglichkeiten wird der Wettbewerb für regionale Fir- men stark erschwert, die Förderungsberatung für den interessierten Unternehmer nicht mehr durchschaubar, vermittelbar, Wirtschaftsförderung erheblich kompliziert. Als Beispiel sei erwähnt, dass die Ortsteile Delligsen, Kaierde, Ammensen und Var- rigsen in der Einheitsgemeinde Delligsen, Silberborn in der Stadt Holzminden und Lauenförde in der Samtgemeinde Boffzen früher zum Zonenrandgebiet zählten. Jetzt sind derartige Förderinstrumente abgeschafft und die Gemeinden müssen nun, wie alle anderen im regionalen Planungsraum, alleine agieren.

Zu 194 Im Zuge des Strukturwandels im ländlichen Planungsraum kann der Tourismus versuchen, Defizite auszugleichen, die durch den Wegfall von Arbeitsplätzen in an- deren Bereichen entstehen. Hier ist ein entsprechend kundenorientiertes Angebot notwendig, das auch versucht, z.B. Konsequenzen aus dem Radwandern zu ziehen (eintägige Übernachtung, evtl. Pkw-Transport und Unterstellung von Fahrrädern, weil am Radweg nicht genug Platz für spontane Übernachtungswünsche besteht, entsprechende Vermittlungspunkte an interessanten Orten).

Im Tourismusbereich können auch Sportarten wie Golf, Segelfliegen, Fallschirm- springen Gäste in die Region bringen. Allerdings entscheidet der Markt über den Wettbewerb zwischen neuen gewerblichen Anbietern und bestehenden Vereins- angeboten. Hinzu kommt auch die übergemeindliche Vermarktung der Angebote.

Zu 196 Im regionalen Planungsraum bestehen hervorragende Angebote im Sekundar- bereich II sowie in der Kreisvolkshochschule mit entsprechenden Zweigstellen und in der Wirtschaftsakademie Höxter-Holzminden (Volkshochschule im Kreis Holz- minden und den Städten Höxter und Marienmünster, 1994 gegründet in Verbindung mit der IHK Hannover-Hildesheim). Darüber hinaus sind vielfältige Angebote ande- rer Träger vorhanden. Eine Übersicht gibt die erstmalig im Regionalverband Süd- niedersachsen e.V. herausgegebene Broschüre "Ein Wegweiser des Regionalver- bandes Südniedersachsen e.V." Weiterbildung in Niederachsen 1994. In diesem Feld sind die Angebote der Universität Göttingen und der Fachhochschule Hildes- heim/Holzminden mit den Standorten Göttingen und Holzminden einbezogen. Lei- der ist zurzeit keine Fortschreibung des Wegweisers zu erkennen.

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Zu 197 Überregional verbundene Verkehrssysteme bedeuten vor allem Straßen und Schienen. Regionalisierung, Verwaltungsreform, Verselbständigung und Ver- schlankung sowie fehlende Finanzen beinhalten die Gefahr, dass Teile der Ver- kehrswege im regionalen Planungsraum an den Rand der Zuständigkeitsgebiete und damit ins Hintertreffen geraten könnten.

Zu 199 Die ausgewiesenen Flächen für gewerbliche Ansiedlungen aller Art in der Bauleit- planung des regionalen Planungsraumes betrugen 1979 nach einer Kartierung rd. 260 ha oder 10 % der vorhandenen Hof- und Gebäudefläche (Fläche für Wohnen und Arbeiten). Zum gleichen Zeitpunkt waren 340 ha Wohnbauland bereitgestellt. Die Flächen für Wohnbauland wie für Gewerbeansiedlungen sind durch Änderun- gen der Flächennutzungspläne in der Zwischenzeit teilweise erweitert worden (neue Erfassung der Daten konnte nicht vorgenommen werden).

Die Bauleitplanung sollte daher bei der relativ breiten, oft kleinteiligen Flächenver- teilung, auch unabhängig von gegebenen Infrastrukturen, die vorhandenen Pla- nungsabsichten der Kommune und der Wirtschaftsbetriebe auf die jeweiligen Standorteignungen prüfen und dabei die heutigen Rahmenbedingungen der wirt- schaftlichen Entwicklung und das Landes-Raumordnungsprogramm sowie das Re- gionale Raumordnungsprogramm berücksichtigen. Dabei wird für eine zügige Un- terstützung der Entwicklungsziele eine besondere, langfristige kommunale Boden- vorratspolitik und unterstützende Wirtschaftsförderung mit entsprechenden Ein- griffs- und Gestaltungsmöglichkeiten wichtig bleiben bzw. verstärkt zu über- legen sein.

Zu 200 Vorhandene Betriebe liegen oft mitten in Siedlungsbereichen, deren frühere Nut- zungsstruktur beim Stand der Technik weniger gegenseitige Beeinträchtigung aus- machten. Heute hat der Fortschritt und die Empfindlichkeit der Menschen mehr Konflikte aufgebaut. Vor allem die kleinen mittelständischen Betriebe sollten bei fehlender räumlicher Ausweichmöglichkeit oder eingeschränkter Erweiterungsmög- lichkeit gemeinsam mit der Gemeinde, der Wirtschaftsförderung und der Bevölke- rung im engeren Umfeld nach geeigneten Lösungen suchen können. Die so ent- standenen Beeinträchtigungen könnten durchleuchtet und geändert werden.

Zu 202 Im gewerblichen und dienstleistenden Bereichen vollziehen sich immer schnellere Veränderungen und die Einstellung zur Flächengröße und -form sowie Geschos- sigkeit verändert sich. War früher eine Fabrik häufig mehrgeschossig, werden jetzt ebenerdige, leicht zugängliche Geschossflächen angestrebt. Da entsprechende Gebäude auf Grund historischer Entwicklungsprozesse meistens bereits voll von Bebauung eingeengt worden sind, ist eine Verlagerung an Siedlungsränder oftmals die richtige Lösung, um Arbeitsplätze in der Region zu erhalten. Ähnlich wie im Verhältnis Alt- zu Neubau im Wohn- oder Landwirtschaftsbereich entstehen hier städtebauliche Handlungsbedürfnisse zur Sanierung und Wiedernutzbarmachung der aufgegebenen Flächen.

Zu 203 Im Einzelhandelsbetrieb ist eine Filialisierung, eine ständige Flächenvergrößerung, Sortimentsausweitung und Vergrößerung der geschäftsinternen Lagerflächen sowie ein erheblicher Verdrängungswettbewerb - einschließlich betrieblicher Konzentrati- on - in Verbindung mit negativen Auswirkungen auf die Attraktivität der Innenstädte zu beobachten. Die o.g. Entwicklungen sollten nicht dazu verleiten, Flächen außer- halb der zentralen Orte bereitzustellen und damit Beiträge zur Reduzierung

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der Attraktivitäten der zentralen Orte sowohl der Grundzentren wie auch eines Mit- telzentrums zu leisten. Andererseits sollte auch in zentralen Orten sehr sorgfältig auf die Beeinflussung der Hauptgeschäftsstraßen, der Qualität des dort vorhande- nen oder haltbaren Angebots geachtet werden. Innerstädtische, liebenswerte "Auf- enthaltsräume" sollten das Image der Stadt oder Gemeinde hochhalten oder wo immer möglich verbessern. Dies ist auch gemeinsames Ziel der Ministerkonferenz für Raumordnung und für Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen vom 29.03./21.06.1996 "Innenstädte als Einzelhandelsstandorte erhalten".

Zentrale Orte zeichnen sich in ihren Kernen durch Nutzungsvielfalt und Lebendig- keit aus und prägen auch die sie umgebenden Gebiete. Für sie sind bereits in der Vergangenheit erhebliche öffentliche Mittel eingesetzt worden. Ein Einsatz, der die Stadtentwicklung - eine langfristige Entwicklung - unterstützt hat (u.a. Sanierungs- mittel). Es muss daher weiterhin das Bemühen sein, die Kerne der zentralen Orte in ihrer Lebendigkeit zu erhalten und auszubauen, um eine Entmischung zu vermei- den. Ansiedlungen auf der "grünen Wiese" sind oft auf kurzfristige Erfolgserwartung und steuerliche Abschreibungszeiträume konzipiert. Insofern ist das Planungsrecht konsequent anzuwenden und alte Bebauungsplanrechte entsprechend umgehend zu aktualisieren. Hilfreich könnten gemeindliche Einzelhandelskonzepte werden, unter Einbezug von integrierten Förderkonzepten (u.a. Stadtmarketing, Verkehrs- beeinflussung, Wirtschaftsförderung etc.). Sie lassen Standorte und Entwicklungs- möglichkeiten erkennen und stellen so Planungs- und Investitionssicherheit für den Einzelhandel dar. Eine allein innerregionale Umverteilung von Flächen des Einzel- handels würde voraussichtlich die gesamte Region in ihrer Entwicklung treffen und Kundenabwanderungen in attraktivere zentrale Orte bedeuten können, obgleich nicht überall eine ÖPNV-Vernetzung nutzbar ist. Solche Wege würden dann ver- stärkt durch das Auto zurückgelegt werden.

Zu 204 Die Erhaltung und Gestaltung der Landschaft als Erlebnis-, Erholungs- und Rege- nerations- sowie Schutzraum ist dabei entsprechend zu berücksichtigen. Ggf. muss über eine saisonal begrenzte Zeit eine Überlastung einzelner Gebietsteile aus Gründen des gleichzeitigen Schutzes anderer Flächen in Kauf genommen werden. Möglichkeiten saisonal unterschiedlicher Besucherlenkungen sind dabei denkbar (z.B. im Winter).

Die Orte mit staatlicher Anerkennung sind in den Erläuterungen zu Ziele 39/41 auf- geführt.

Der Fremdenverkehr gewinnt als Wirtschaftszweig und Erwerbsgrundlage, auch als Zuerwerb, in zunehmendem Maße an Bedeutung. Die Voraussetzungen für die Ausübung und Steigerung des Fremdenverkehrs sind daher zu erhalten oder zu entwickeln. Dazu gehören sowohl der Schutz und die Pflege der Landschaft als auch das Angebot an Beherbergungsstätten und Einrichtungen der fremdenver- kehrs- bzw. erholungsrelevanten Infrastruktur.

Durch vielfältige Programmangebote und verbesserten Standard der Beherber- gungsstätten sind die Voraussetzungen für die Belebung des Fremdenverkehrs auch im Winterhalbjahr , eine längere Verweildauer und damit eine Erhöhung der Gäste- und Übernachtungszahlen anzustreben. Die gegenwärtigen Übernach- tungszahlen im Landkreis Holzminden zeigen, dass der Schwerpunkt der Über- nachtungen im Sommerhalbjahr liegt. Durch geeignete infrastrukturelle Maßnah- men ist auf eine Saisonausweitung hinzuarbeiten.

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Der regionale Planungsraum als Nah- und Kurzzeiterholungsraum liegt im Bereich von 50 km bis 100 km zu den oberzentralen Bereichen/Ballungsgebieten: Hanno- ver, Hildesheim, Göttingen, Kassel, Paderborn sowie teilweise Detmold und Biele- feld. Anderenorts, z.B. in der Umgebung der Zentren Hamburg, Frankfurt etc., wird diese Entfernung noch als "stadtnah" eingeordnet.

Der Einzugsbereich für Ferienerholung reicht über die nahen Ballungsgebiete und deren Randgebiete bis nach Holland, Dänemark, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und das Ruhrgebiet sowie teilweise in die neuen Bundesländer.

Das individuelle Freizeit- und Urlaubsverhalten ist durch ein Bündel von materiellen, institutionellen und persönlichen Voraussetzungen (u.a. der Arbeitszeit, wie auch der Arbeitslosigkeit, Einschätzung von Sicherheitslagen) bestimmt und kann vom Zeitablauf her erheblichen und schnellen Veränderungen unterworfen sein. Der ge- samte Reisebereich ist darüber hinaus von den Veränderungen der Haushalts- und Altersstrukturen der Bevölkerung beeinflusst (z.B. haben ältere Haushalte nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben andere finanzielle Möglich- keiten als jüngere Haushalte, die zurzeit nur allmählich finanzielle Spielräume er- werben können).

Um auf diese Vielfalt von Einflussfaktoren entsprechend angepasst reagieren zu können, ist ein reichhaltiges, vielfältiges und standörtlich abgestimmtes, qualitativ gutes Angebot an Dienstleistung für Freizeit und Erholung und an Ansatzpunkten für eigene, kreative Freizeitunterstützung im regionalen Planungsraum erforderlich. Dabei sind der Schutz, die behutsame Öffnung bzw. konsequente Verschließung, d.h. z.B. gestalterische Abriegelung schützenswerter, naturräumlich geeigneter Teilbereiche des regionalen Planungsraumes, die ökologische Belastbarkeit ver- schiedener Flächen, die Beobachtung der Verhaltensweisen von Nutzern der An- gebote (Freizeit, Urlaub etc.) wie auch eine ständige Verbesserung der Fremden- verkehrsfreundlichkeit und Aufgeschlossenheit von "Gastgebern" bedeutsam.

Zu 205 Hier ist die Bedeutung des Fernverkehrs auf der Schiene und der Straße auch für den Fremdenverkehr und die Erreichbarkeit des Naturraumpotentials und damit auch des "Naturparks Solling-Vogler" angesprochen. Besonderes Augenmerk muss einer sinnvollen Vernetzung gelten, um die "von Haustür - zu Haustür" entstehende Reisezeit zu optimieren.

Zu 206 Im Fremdenverkehrsmarkt ist - vor allem in traditionellen Fremdenverkehrsgebieten - eine starke Konzentration auf den Informationsaustausch zwischen Anbietern und Feriengästen zu beobachten. Die Arbeit mit attraktivem Werbeslogan dokumentiert dies ebenso wie der Zusammenschluss zu Werbegemeinschaften. Hierbei kann dem Instrument "Naturpark" eine besondere Impulsfunktion zugeschrieben werden, besonders, wenn der Naturpark möglichst viele Gemeinden mit Bedeutung für den Fremdenverkehr einbezieht.

Auf die sich ändernden Anforderungen der Gäste und Besucher der Region muss frühzeitig und flexibel reagiert werden, wozu entsprechende Kenntnisse der Aus- gangslagen (Befragungen und Übernachtungsstatistik unter Einbezug möglichst al- ler hier bedeutsamen Kleinanbieter auch unter 8 Betten), laufende Beobachtung der Entwicklungstendenzen sowie eine abgestimmte Fortbildung für alle Anbieter gehören. Die vielerorts praktizierten Angebote der Weiterbildungseinrichtungen des Fremdenverkehrsverbandes Weserbergland-Mittelweser e.V. sind entsprechend zu verstärken.

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Vor allem im Bereich von Vorsorgegebieten und Vorranggebieten für Natur und Landschaft ist die Wegeführung z.B. für Wanderer, Radwanderer, Reiter oder Ski- fahrer so zu gestalten, dass die Belastung des Naturhaushaltes so gering wie mög- lich gehalten wird. Spezielle Wegeausbauten (mit ortstypischem Material) für die Erholung sind nur in ausgewählten Einzelfällen denkbar; die verfügbaren, auszu- wählenden Wirtschaftswege dienen in der Regel auch für die Freizeitnutzung.

Die Platzierung von Einrichtungen wird sich z.B. im Naturpark am Erholungs- konzept für den Naturpark leitlinienmäßig orientieren. Im Einzelfall sind dann nicht nur bei Steinbrüchen ökologische, finanzielle oder wirtschaftliche Aspekte mit zu berücksichtigen. Der regionale Planungsraum ist arm an natürlich entstandenen, sauberen Gewässerflächen für die Freizeitnutzung. Wasserflächen stellen jedoch einen sehr hohen Freizeitwert dar. Insofern sind beim Bodenabbau entstehende Wasserflächen verstärkt der gesamten Bevölkerung nutzbar zu machen, aber nur in ausgewählten Uferbereichen der neu angelegten oder anzulegenden Gewässer, um auch andere Interessen und Ansprüche einordnen zu können, z.B. Interesse der Eigentümer, Bedürfnisse der Sportfischerei, Belange der Natur und des Land- schaftsschutzes, des Tierschutzes etc.

Zu 210 Eine permanente Diskussion der Fremdenverkehrsentwicklung, die Information über Veranstaltungen in einem größeren Umkreis, die Organisation von Fahrten zu besonders attraktiven Veranstaltungen im Umfeld der jeweiligen Fremdenver- kehrsorte (30 oder 50 km) sollten ebenso selbstverständlich werden wie ein offenes Gegenübertreten des Einheimischen dem Fremdenverkehrsgast gegenüber (das Touristik-Journal "Weg und Fähre" als Beispiel). Die Benutzung des anderenorts übergemeindlich und überfachlich werbewirksam eingesetzten Begriffs "Naturpark" sollte verstärkt werden.

Da zurzeit die Erarbeitung von Konzeptionen für die räumliche Erholung (einschl. Möblierung) weder wissenschaftlich noch praktisch greifbar verankert ist - die Fremdenverkehrskonzepte gehen verstärkt auf Werbung und betriebswirtschaft- liche Aspekte zu -, wird im Naturparkkonzept dieser Dimension eine besondere kreisübergreifende Rolle zufallen. Die Konzeption sollte eine Brückenfunktion erhal- ten zwischen Tourismus und Landschaftspflege.

Zu 211 In den kleinen Mittelgebirgstälern ist im Maßstab 1:50.000 eine zeichnerische Ent- flechtung nicht möglich. Sie muss in der technischen Durcharbeitung erreicht wer- den. Naturschutz und Erholung schließen sich nicht grundsätzlich aus. Die klein- räumliche Gestaltung bietet viele Lösungsansätze, um sowohl Aspekte der Erho- lungseignung und des Erholungsinteresses (Einblick, Überblick, Erlebnisse etc.) zu gewährleisten als auch den Schutz vor Betreten zu erwirken und damit Zerstörung zu vermeiden (Besucherlenkung).

Zu 212 Hier ist auf besondere Unfallgefahren hingewiesen. Die Uferausformung ist auf an- deren Planungsebenen zu verfolgen: z.B. muss die Uferzone für Badende und Sur- fer oder Segler in der Tiefe oder Böschungsausbildung unterschiedlich gestaltet werden, um die Sicherheit der Freizeittreibenden einerseits und die Verhinderung von Erosionen im Ufer- und Böschungsbereich andererseits zu erreichen. Motorbe- triebene Fahrzeuge, ihr Einsatz und ihre Betankung etc. sind darüber hinaus auch aus Gründen des Grundwasserschutzes nicht ohne Bedeutung bei der Abstim- mung.

Zu 214 Der Motorsport auf dem Wasser weitet sich zunehmend aus. Damit wird die Weser einschl. der ufernahen Lebensräume durch zunehmenden Lärm - vor allem an Wo- chenenden - belastet. Das Ziel soll eine abschnittsweise Be- bzw. Entlastung der Weser und der attraktiven, ruhigen Erholungslandschaft verfolgen. Als geeignete

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Standorte sind primär die Sportboothäfen Bodenwerder und Lauenförde anzuse- hen. Wasserwandern ist mit Muskel- oder Motorkraft eine beliebte Freizeitmöglichkeit. Auf nordrhein-westfälischem Ufer sind spezielle Anleger und Hygieneeinrichtungen verfolgt worden. Im regionalen Planungsraum wurde vorwiegend auf die existieren- den Jachthäfen Lauenförde und Bodenwerder verwiesen. Anleger sollten aber auch ortsnah, z.B. Boffzen, Holzminden oder Reileifzen, als freizugängliche Einrichtun- gen weiterentwickelt werden.

Bootsanleger sind vermarktungsfähige Anlagen der Campingplätze. Es gilt, hier einen Ausgleich zwischen Förderung des Fremdenverkehrs und dem Schutz der Weser und ihrer Ufer zu erreichen. Künftig müsste eine bessere Abstimmung von planungs- und bauordnungsrechtlichen, wasser- und binnenschifffahrtsrechtlichen Belangen und Verfahren angestrebt werden.

Für ökologische Belange können Flachwasserzonen oder in ausgewählten Fällen Steilufer bedeutsam werden. Sie sind von der Anlage neuer Bootsanleger auszu- klammern. Eventuell sind Langsam-Fahrstrecken auf der Weser zu überprüfen.

Zu 215 Auf der Weser sind als Höchstgeschwindigkeit gegenüber dem Ufer 35 km/h allge- mein zulässig. Nur bei Wasserskistrecken, die besonders freigegeben sein müs- sen, kann sie höher liegen. Wasserskistrecken sind kurzzeitig erheblichem Lärm - und entsprechendem Wel- lenschlag - ausgesetzt. Die Ausweisung in Nähe von wichtigen Brut- und Ruhezo- nen der Vogel- und Tierwelt ist daher abzulehnen. Eine Überprüfung der freigege- benen Strecken könnte unter Beteiligung der Wassersportverbände künftig sicher aufgenommen werden (z.B. westlich von Forst).

Zu 216 Im Rahmen der hier genannten Ziele soll eine Gesamtkonzeption für die Er- holungsnutzung, besonders den Naturpark und die übrigen vorhandenen und ge- planten Landschaftsschutzgebiete, die abgestimmte ökologische und ökonomische Entwicklung und Sicherung von Landschaftsvielfalt und Fremdenverkehr ermögli- chen. Kommunen, Grundbesitzer und Fremdenverkehrswirtschaft müssen dieses Konzept gemeinsam tragen und verfolgen können. Hierauf ist in Zukunft besonders Wert zu legen. Sicher wird dazu auch die Festlegung von Grenzen nach dem heuti- gen Erkenntnisstand dienen. Mit Runderlass vom 17.09.1984 hat der niedersächsische Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das seit 1966 bestehende Landschaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler" als Naturpark nach niedersächsischem Naturschutzge- setz festgestellt. Die damalige Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes richtete die Grenzziehung primär nach landschaftsbezogenen Faktoren aus. Sie erfolgte außerdem vor der Gebiets- und Verwaltungsreform. Da heute der Begriff "Natur- park" vor allem großräumig für die Erholung besonders geeignete Räume und da- mit Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Erholung umfassen soll, ist Abgren- zung zu überdenken. Sie könnte auf sichtbare natürliche oder künstliche Grenzli- nien abstellen, die in einzelnen Bereichen das alte Landschaftsschutzgebiet erwei- tern könnte.

Zu 217 Bei der großräumig geschlossenen Erholungslandschaft des regionalen Planungs- raumes ist nur zwischen Vorsorgegebiete für Erholung und Vorranggebiete für Er- holung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung unterschieden. Ver- gleiche mit hochbelasteten Gebietsteilen in Niedersachsen, z.B. am Steinhuder Meer oder Zwischenahner Meer, sind nicht möglich; gleichzeitig ist aber die Aus- sonderung von "Waldzonen als Wildruhe- oder Hegegebiet" erforderlich. Einzel- wanderer sind durch diese Festlegung nicht am Durchwandern dieser Gebiete ge- hindert. Diese Gebiete erhalten jedoch keine direkte Erholungsfunktion (Plan-

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zeichen) zugewiesen. In ihnen kann die ruhige Erholung in Form der Wanderung auf vorhandenen offenen Wegen erfolgen. Insofern ist in Einzelflächen des Sollings lediglich eine Bandstruktur als Vorsorgegebiet für Erholung in der zeichnerischen Darstellung erkennbar.

Eine Überbetonung der reinen forstwirtschaftlichen Nutzung oder des Einbruches anderer Nutzungsansprüche ist nicht zu erkennen, da das Gebiet von Solling und Hils großräumig mit einer Schutzfunktion VSG oder VRG Wassergewinnung belegt ist.

Zu 218 Während der Landeplatz Höxter-Holzminden im Kreis Höxter auf einem Hochpla- teau mit geringem Hangflächenanteil liegt, ist der Ith-Flugplatz seit alters her ein ideales Segelfluggelände mit entsprechenden Aufwindgegebenheiten. Der Lagevor- teil und die weitgehende Siedlungsferne bieten für diese Sportart geeignete Bedin- gungen.

Zu 219 Ein weit verzweigtes Wegenetz dient nicht nur der Naherholung und damit der Ver- besserung der Lebensqualität, sondern ist gleichzeitig eine wichtige infrastrukturelle Voraussetzung für den Tourismus. Die bestehende Vernetzung der Siedlungsberei- che mit den überörtlichen Wegenetzen ist aus touristischer Sicht nur in Teilberei- chen als befriedigend zu bezeichnen und wird den Ansprüchen an eine großräumi- ge, zeitgemäße Ausstattung zur Gewinnung und zur Bindung von Gästen nicht gerecht. Der Fremdenverkehrsverband Weserbergland-Mittelweser e.V. hat Empfehlungen für eine regionale Ausschilderung von Wanderwegen er- arbeitet, die eine Vernetzung der verschiedenen Landschaftsteile und Sachgüter si- cherstellen sollen. Das seit 1979/80 verfolgte Radwanderwegenetz im regionalen Planungsraum bezieht die Nutzung aller Weserübergänge und vieler vorhandener Feld-, Wald- und Flurwege ein. Als Folge der früheren Gemarkungsverhältnisse waren einige Teilstrecken jedoch noch nicht gut miteinander verbunden oder mit schlechter Oberfläche vorzufinden. Der "Lückenschluss" und die "Deckenverbesse- rungen" sind übergemeindlich aus Naherholungs- und Fremdenverkehrsgründen aufgenommen. Sehr sorgfältig und umweltverträglich sind die geeignete Decken- oberfläche und der Querschnitt festgelegt (z.B. in Verbindung mit oder ohne land- wirtschaftliche Nutzung oder in Abhängigkeit von der sich wandelnden Radtechnik).

Zudem sind die überregionalen Fernradwege R 1 von Holland über Holzminden, Berlin nach Polen und der Weserfernweg von der Werra zur Wesermündung in Sonderkarten und mit den übrigen Wegen in den Kartenwerken der ehemaligen Landesvermessung (heute Landesamt für Geobasisinformationen) in einem lan- desweiten Kartenwerk in mehrfacher Fortschreibung aufgelegt.

Zu 220 In Holzminden kreuzen sich die Radfernwege entlang der Weser mit dem ost-west- verlaufenden Fernweg von Holland nach Polen. Das Ziel soll dazu beitragen, die dynamischen Veränderungen im Marketing und in der technischen Ausgestaltung im Zuge der Gesamtlinie als ständige Aufgabe zu verankern. Die Benutzung dieser Fernwege, wie auch alle anderen Radwanderwege im regionalen Planungsraum, geschieht entsprechend der niedersächsischen Rechtslage hier in eigener Verant- wortung. Da die Wegstrecken sich immer noch lokal verändern, ist von einer Auf- nahme in die Zeichnerische Darstellung abgesehen worden. Die Beikarte enthält jedoch die Hauptwege ohne Differenzierung nach „Trägern“.

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Zu 221 Die vielgestaltige Landschaft des regionalen Planungsraumes ist für Reitertouren im Zuge eines europäischen Reitweges von Bedeutung. Zwischen-/Rast- und Übernachtungsstationen gliedern diesen Weg auch im regionalen Planungsraum. Der Unterhalt ist in Verbindung von Kreis- und Ortsreitervereinen mit der Forst- und Landwirtschaft gestaltet.

Mountainbiking/Querfeldeinfahren ist zu einer neuen Freizeitbeschäftigung, ähnlich wie Inline-Skating, geworden. Während Letzteres jedoch guten Untergrund oder lo- kale Einrichtungen benötigt, ist das Querfeldeinfahren möglicherweise eine Gefahr für hängige Gelände des regionalen Planungsraumes, wenn es massiert und ohne Berücksichtigung von Landschafts- und Naturschutzbelangen geschieht. Hier sind künftig in Verbindung mit dem Fremdenverkehr und den Tourismuseinrichtungen geeignete Gelände auszuwählen (dies ist im Solling-Marathon bereits praktiziert worden).

3.2 Landwirtschaft

Allgemeine Begründung Rd. 3.600 gewerblichen Betrieben unterschiedlicher Größe mit mehr oder weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stehen Mitte der 90er Jahre rd. 730 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 2 ha landwirtschaftlicher Fläche gegen- über (370 mit mehr als 20 ha).

Die Umstrukturierung ist europaweit noch nicht abgeschlossen. Somit sind weitere Probleme für die Bausubstanz der Siedlungsbereiche und die Nutzung vieler land- wirtschaftlicher Flächen nicht ausgeschlossen. Nach der sozio-ökonomischen Un- tersuchung 1988 war eine hohe weitere Betriebsaufgabe zu erwarten und ist in den letzten Jahren eingetreten.

Der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche am Kreisgebiet dürfte sich nur unwe- sentlich geändert haben (exakte Zahlenvergleiche sind wegen geänderter Definitio- nen der Flächenbegriffe bei der Katasterverwaltung zurzeit nicht möglich). 1983 bewirtschaften die Betriebe mit mehr als 5 ha rd. 29.000 ha landwirtschaftlich ge- nutzte Flächen. Rd. 125 Betriebe mit mehr als 50 ha bewirtschaften rd. 37 % dieser Fläche. Überschlägig ist das Verhältnis Acker zu Grünland 2,6:1 (Grünland ist zu- rückgegangen). Bevorzugt wird Getreide angebaut. Zuckerrüben und Kartoffeln spielen in der Agrarberichterstattung 1995 kaum eine Rolle. Die Bedeutung der Tierhaltung ist 1983 bei 26.000 Stück Rindvieh in rd. 800 Betrieben mit mehr als 60 Tieren (davon 114 Betriebe mit 81 Tieren), und 800 Betrieben mit Mastschweinen (davon 45 mit 270 Tieren) andeutungsweise zu kennzeichnen.

1995 bewirtschafteten 444 Betriebe mit mehr als 10 ha rd. 27.500 ha (durchschnitt- lich 62 ha) und 164 Betriebe mit 2 – 10 ha 943 ha (durchschnittlich 6 ha) Betriebs- fläche. Nach wie vor ist Getreideanbau mit 43 % stark ausgeprägt. Noch insgesamt rd. 600 Betriebe halten 19.500 Stück Rindvieh, gut 300 Betriebe rd. 21.500 Mastschweine. Die Mehrzahl der Tiere wird in Betrieben mit mehr als 50 ha gehalten.

Der große Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche und die Bedeutung des Natur- raumpotentials für die Erholung und den Fremdenverkehr zwingen dazu, das be- sondere Augenmerk auf die Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Flächen- und Produktionsbedürfnisse zu richten. Entsprechend diesen Werten gehört kein Teil des Regionalen Raumordnungs- programms bisher zu den benachteiligten Gebieten der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Landwirtschaftliche Vergleichszahlen liegen zwischen 15,3 in Silberborn, 17,3 in Emmerborn und 64,7 in Bevern. Örtlich starke Schwankungen sind dabei vernach- lässigt (s. sozio-ökonomische Untersuchung 1988).

Rd. 350 Betriebe wirtschaften überwiegend mit betrieblichem Einkommen, rd. 385 jedoch mit außerbetrieblichen Einkünften.

Rd. 190 forstwirtschaftliche Betriebe weist die Statistik 1995 aus. Insofern werden weitere Strukturveränderungen zu erwarten sein, vor allem, wenn die Hofnachfolge nicht gesichert werden kann.

Aus Gründen der Besitzverteilung und Bodenstruktur, der vorhandenen Baustruktur in den landwirtschaftlich geprägten Siedlungen, der historischen Familienbindung an die Landwirtschaft, der Erreichbarkeit von Flächen sowie aus Gründen zumutba- rer Entfernung erreichbarer Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftsbereichen wird die- se Betriebsstruktur bedeutsam bleiben.

Nach Feststellung der agrarstrukturellen Rahmenplanung von 1970 lassen günstige natürliche Bedingungen in den für die Landwirtschaft wichtigen Bereichen des regi- onalen Planungsraumes fast alle möglichen Nutzungsarten des Bodennutzungssys- tems und eine breite Fächerung möglicher Betriebsformen zu. Planerisch wird in Zukunft die Situation von Eigentums-/Pachtverhältnissen stärker zu berücksichtigen sein (z.B. bei Neuordnungen, Landinanspruchnahme), dies zeigt auch die sozio- ökonomische Untersuchung der vergangenen Jahre. Die Landwirtschaft erfüllt mit ihrer Bodennutzung auch besondere Wohlfahrtsfunktionen für die Allgemeinheit; sie sichert die natürlichen Lebensgrundlagen.

Einzelne Problembereiche sollten jedoch bewusst bleiben. Ein Teil der heutigen Landwirtschaft unterliegt durch rationalisierte und spezialisierte Landbewirtschaf- tung immer noch der Gefahr, künstliche und natürliche Mittel zur Ertragssteigerung und zur Arbeitserleichterung nicht nur im aktuellen Fall und damit gewissermaßen sparsam, sondern vorbeugend und damit oft großzügig einzusetzen. Dies kann zu Problemen, z.B. für Oberflächengewässer oder das Grundwasser, führen. Eine stärkere Schonung der Umwelt durch dosierte, ökologischere Verwendung von o.g. Mitteln, z.B. zum richtigen klimatischen Zeitpunkt, kann bei der im regionalen Pla- nungsraum nicht günstigen Trinkwassergewinnungssituation langfristige Vorteile und verstärkten Schutz verschiedener natürlicher Ressourcen bieten (Wasser- schutz, Erhalt von Bodenstrukturen, Aufrechterhaltung des natürlichen Gleichge- wichtes etc.). Der sich ausbreitende ökologische Landbau sowie besonders be- triebswirtschaftlich arbeitende Betriebe vermeiden derartige Probleme.

Umweltverträglicher, ökologischer Landbau vermeidet oder vermindert: Bodenver- dichtungen, Wassererosion auf hängigen Standorten und innerhalb der Über- schwemmungsgebiete, Schadstoffeintrag in den Boden, Dünger- und Pestizidein- trag in das Grund- und Oberflächenwasser sowie in benachbarte Lebensräume, Verlust naturnaher Landschaftsteile, insbesondere die Dränung feuchter Grünland- standorte, Umbruch von Grünland und Beeinträchtigung von Retentionsflächen in den Talniederungen, Verlust landschaftlicher kleinkammeriger Charakteristik und klimatischer Funktionen.

Weitere Bereiche zur Flurneuordnung können sich im Zusammenhang mit Ortsum- gehungen von Eschershausen und Lauenförde/Beverungen ergeben. 1996 wurde ein Verfahren für die Ortsumgehung Bevern-Lobach eingeleitet.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Zu 225 In der Vergangenheit ist zu den drei Säulen des traditionellen Handwerks (Lehrling, Geselle, Meister) eine vierte Säule, die des Unternehmers/Managers hinzugekom- men. Eine derartige Entwicklung ist auch für die Landwirtschaft vor allem bei der anhaltenden Umstrukturierung auch in den Betriebsgrößen zu erwarten oder gar zu entwickeln. Forderungen zur ökologischen und nachhaltigen, umweltgerechten Freihaltung auch landwirtschaftlich eher ungeeigneter Flächen außerhalb des Wal- des sollten aus Sicht der Landwirtschaft mit entsprechenden Konzepten und Kos- tenrechnungen entwickelt und vermarktet werden können. Erste Anzeichen dafür bestehen im regionalen Planungsraum bereits. Hierzu wäre auch zuzuordnen eine Entwicklung als Dienstleistungsunternehmen für die Allgemeinheit, wenn es z.B. um das Offenhalten der Freiräume in der Kulturlandschaft oder um die Pflege in Natur- und Landschaftsschutzgebieten geht. Dies setzt, wie im Handwerksbereich, zu- kunftsgerichtete Überlegungen zu einem neuen Selbstverständnis landwirtschaftli- chen Arbeitens an und sollte durch Beratung unterstützt werden.

Unter Berücksichtigung des hohen Stellenwertes von Natur und Landschaft sowie Fremdenverkehr und Erholung im regionalen Planungsraum sowie im Hinblick auf Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen sind ökologisch wirtschaftende land- wirtschaftliche Betriebe vorrangig unterstützenswert.

Zu 226 Die Selbstverwaltungskörperschaft der Landwirtschaft ist selbstverständlich für die Organisation von Beratung und Information und für die Beeinflussung des wirt- schaftlichen Verhaltens verantwortlich; in der planerischen Zuständigkeit sind u.a. das Amt für Agrarstruktur Hannover und die Landbauaußenstelle Hannover zu be- teiligen (vorher Landbauaußenstelle Northeim, dort nur noch forstl. Fragen). In Ver- bindung mit räumlichen Neuorganisationen der landwirtschaftlichen Vertretungen ist festzustellen, dass die Präsenz von Beratungskapazitäten im regionalen Planungs- raum oft erschwert ist und durch Reduktion der Betriebszahl verringert wird. Dies ist als wirtschaftlicher Nachteil für die Landwirtschaft anzusehen, vor allem unter Wür- digung der Verkehrsferne und dem damit zusammenhängenden Zeitaufwand zum Erreichen der Beratungsstellen außerhalb des Planungsraumes.

Eine engere Verknüpfung zwischen landwirtschaftlichen Fachinformationen und planerischen wie landespflegerischen Denkweisen wäre zum Schutz der Landwirt- schaft, des Bodens und der Landschaft durchaus aus planerischer Sicht wün- schenswert.

Die landwirtschaftlichen Beratungsstellen werden künftig bei ihrer Beratungstätig- keit die Grundsätze der fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung zur nachhaltigen Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bo- dens als natürlicher Ressource entsprechend dem Gesetz zum Schutz des Bodens vom 17.03.1998 vertiefen.

Zu den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gehören insbesondere, dass

1. die Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterung grundsätzlich standortangepasst zu erfolgen hat, 2. die Bodenstruktur erhalten oder verbessert wird, 3. Bodenverdichtung, insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, Boden- feuchtigkeit, durch den von den zur landwirtschaftlichen Bodennutzung einge- setzten Geräten verursachten Bodendruck, soweit wie möglich vermieden wer- den, 4. Bodenabträge durch eine standortangepasste Nutzung, insbesondere durch Be- rücksichtigung der Hangneigung, der Wasser- und Windverhältnisse sowie der Bodenbedeckung, möglichst vermieden werden,

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

5. die naturbetonten Strukturelemente der Feldflur, insbesondere Hecken, Feldge- hölze, Feldraine und Ackerterrassen, die zum Schutz des Bodens notwendig sind, erhalten werden, 6. die biologische Aktivität des Bodens durch entsprechende Fruchtfolgege- staltung erhalten oder gefördert wird und 7. der standorttypische Humusgehalt des Bodens, insbesondere durch eine aus- gleichende Zufuhr an organischer Substanz oder durch Reduzierung der Bear- beitungsintensität, erhalten wird.

Eine Reihe der regionalplanerischen Ziele wird hierdurch nunmehr in Gesetzesform verankert vorgefunden.

In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die bisherige betriebliche Be- ratung vor allem auf den Einzelbetrieb ausgerichtet war und offenbar bleibt.

Die Diskussion um den EU-Markt, die Veränderungen der Landwirtschaft, der Be- völkerungsstrukturen, die Bedürfnisse nach Nutzung von wohn- und landwirtschaft- licher Bausubstanz unter heutigen Aspekten, die Technisierung der Landwirtschaft, das städtebauliche Ziel eines geordneten, ansprechenden Ortsbildes könnten bei einer engeren Verknüpfung anregen, die Existenzsicherung einzelner Betriebe in der alten Ortslage oder in Abstimmung mehrerer Ortslagen neu zu überdenken und dabei aufgegebene Bausubstanzen sowie die Erreichbarkeit von Eigentums- und Pachtflächen einzubeziehen. Hierin sollten Chancen gesehen werden, Konflikte zwischen Landwirtschaft und mehr städtisch orientierten, neu zuziehenden und an- ders als rein landwirtschaftlich denkenden Bevölkerungsteilen zu mindern oder zu vermeiden.

Zu 229 Die Zielsetzung fordert zur Ausschöpfung von Planungsalternativen zugunsten der Sicherung gut geeigneter landwirtschaftlicher Flächen wie auch von Auelehmen und Lößböden in allen Siedlungsbereichen, d.h. unabhängig von der betriebswirt- schaftlichen Eignung vorhandener Standorte, auf. Die in der zeichnerischen Dar- stellung festgelegten Vorsorgegebiete für die Landwirtschaft basieren auf der NLfB- Karte "Standortgebundenes landwirtschaftliches Ertragspotential mit der Einstufung mittel und höher".

Darüber hinaus sind aufgrund regionaler teilräumlicher Betrachtung der Landwirt- schaft zusätzlich Gebiete mit niedrigerem Ertragspotential einbezogen worden. Da- bei handelt es sich im Wesentlichen um Flächen im Raum Ammensen, Delligsen, Kaierde, im Raum Meiborssen, Vahlbruch und im Raum Ottenstein. Hier stellt die Landwirtschaft in wirtschaftlicher und sozio-ökonomischer Sicht einen wichtigen raumbedeutsamen Faktor dar.

Im Bereich Emmerborn, Denkiehausen erfolgt die Bewirtschaftung seit langem überwiegend in NE-Betrieben. Hier hat die Landwirtschaft eine besondere Funktion für die Landschaftspflege und die Gestaltung und Erhaltung des ländlichen Rau- mes. Das Nds. Landesamt für Bodenforschung definiert das landwirtschaftliche Er- tragspotential wie folgt (Kapitel 8.1 der Methodendatenbank des. Nds. Landesam- tes für Bodenforschung).

Eingangsdaten sind: − Bodenkundliche Feuchtestufe (BKF) [Stufen 0-11] nach VKR 5.8 − Gewichteter Tongehalt im effektiven Wurzelraum (Tg) [Gew.%] nach VKR 1.5 − Effektive Durchwurzelungstiefe (We) [dm] nach VKR 1.6

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Die Berechnung der Ertragszahl wird anhand einer Regressionsgleichung vorge- nommen. Bei wechselfeuchten Standorten wird für die Berechnung der Ertragszahl aus Frühjahrs- und Sommerfeuchtezahl ein Wert gebildet, der die Sommerfeuchte- zahl um eine Potenz stärker berücksichtigt.

Die Ertragszahl wurde bei ortsüblicher Bewirtschaftung ohne Feldberegnung mit er- zielten Durchschnittserträgen für Wintergerste ermittelt. Wintergerste wurde als Grundlage der Erhebung gewählt, da es die einzige Frucht ist, die landesweit an- gebaut wird. Das Ergebnis ist eine relative Ertragszahl für den ackerbaulichen Wert eines Standortes in Bezug zu seinem Ertragspotential.

Soweit das Regionale Raumordnungsprogramm Flächen der Landwirtschaft nicht über oder an Ortslagen der Siedlungen darstellt, liegt darin keine Entscheidung für die bauleitplanerische Entwicklung der betreffenden Siedlungsbereiche.

Dies gilt im übertragenen Sinn auch für Fragen des Gewässerschutzes bei ange- messenem Einsatz von Dünge- und Pflanzenbehandlungsmitteln oder der Diskus- sion von neueren ökologischen Landbaumethoden.

Zu 234 In der Vergangenheit sind ca. 865 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche drainiert und, vor allem in Flusstälern, aus Grünland zu Ackerflächen umgewandelt worden. Staatliche Zuschüsse zu Meliorationen werden zurzeit nicht gewährt und spielen selten noch eine Rolle.

Die Zielsetzung soll aber daran erinnern, dass wasserwirtschaftliche Fragen bei derartigen Maßnahmen eine nicht unbedeutende Rolle spielen (z.B. Hochwasser- schutz, Absenkung von Wasserständen, Empfindlichkeit von Böden gegen Erosion wie als Deckschicht im Grundwasserschutz etc.). Auch ökologische Fragen werden berührt. In kritischen Fällen, z.B. in Vorranggebieten für Natur und Landschaft, kann die ökologische Unbedenklichkeit vorgesehener Maßnahmen außerordentliche Be- deutung erhalten. Allerdings sind dann wasserrechtliche Auflagen nicht zu umge- hen.

Zu 235 In der Vergangenheit sind wiederholt Einzelhöfe, vereinzelt auch Weiler aus zwei und mehr Höfen, in die freie Landschaft gesetzt worden. Ihre soziale, kulturelle, verkehrliche und versorgungstechnische Integration ist nicht unproblematisch. Gleichzeitig scheint ihre langfristige Existenz durch Ansprüche aus verschiedenen Fachplanungen an Grund und Boden nicht überall gesichert. Aussiedlung hat Neu- bauvolumen geschaffen und Altbauvolumen oft, ohne Folgenutzung, in den inneren Siedlungsbereichen freigesetzt. Zum besonders zu behandelnden Problem kann die Massentierhaltung und die dafür geeigneten Standorte werden.

Im Zusammenhang mit dem Rückgang und der Strukturveränderung der Bevölke- rung, der Neuorientierung von Werten zum Lebensbereich Wohnen und Wohnum- feld und der anhaltenden Veränderung in der Landwirtschaft (auch unter Aspekten der Hofaufgabe) ist die weitere, angepasste Nutzung der Siedlungsbereiche im Verhältnis zur Aussiedlung ein besonders bedeutsamer Prüfaspekt. Dabei sind auch Modelle denkbar, deren Ansätze evtl. noch unkonventionelle Vor- stellungen der Zusammenarbeit enthalten können (z.B. Hofzusammenlegung, - nutzung, Genossenschaftskonzepte neuer Prägung etc.).

Zu 236 Der noch anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft und der wachsende Konflikt in den ehemals rein landwirtschaftlich orientierten Siedlungsbereichen zwi- schen landwirtschaftlichen Betriebsformen und der verstärkt eindringenden reinen Wohnbebauung lassen es dringlich erscheinen, die Bedeutung der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft (für die Produktion von Gütern und ggf. auch für die besondere

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Pflege der Erholungslandschaft) in allen ländlich strukturierten Siedlungsbereichen neben anderen Arbeitsplätzen herauszustellen.

In den ländlich geprägten Siedlungen verstärkt sich der Konflikt zwischen Wohn- vorstellungen eher städtisch orientierter Einwohner oder solcher Einwohner, die sich von der Landwirtschaft völlig abgewandt haben auf der einen Seite und den Bedürfnissen aus der fortschreitenden Marktanpassung der vorhandenen landwirt- schaftlichen Betriebe (u.a. Umstellung der Produktionsweisen, größere Maschinen, Tierhaltung, eigene Vermarktung). Die weiterhin zu erwartende landwirtschaftliche Nutzungsänderung im ländlichen Bauvolumen und die Siedlungserweiterung in mehr städtisch orientierter Richtung müssen dort zu bauleitplanerischen Lösungen führen, die der landwirtschaftlichen Produktionsweise und Betriebsführung einen deutlichen Vorrang zubilligt, wo die Landwirtschaft ihre ureigensten Betriebsmög- lichkeiten gehabt hat und beibehalten können sollte. Eine langfristige Entwicklungs- konzeption und Zielvorstellungen zur "Dorferneuerung" könnten dazu wertvolle Hinweise geben. Zudem sollten die neuen Bestimmungen des Baugesetzbuches ab 01.01.1998 für die landwirtschaftliche Bausubstanz aufgegriffen werden.

Anfang 1997 waren die folgenden Orte im Dorferneuerungsprogramm registriert: Dorf Förderung von bis Lobach 1988 1996 Reileifzen 1988 1995 Lütgenade 1991 1999 Derental 1985 1991 Dielmissen 1996 2003 Eimen/Vorwohle/Mainzholzen 1990 1998 Scharfoldendorf 1995 2003 Dohnsen 1994 2001 Halle 1994 2001 Hellental 1994 2003 Heinsen beantragt 1990 Holenberg 1988 1997 1998 2004 Lauenförde 1986 1995 Lüerdissen 1991 1999 Ottenstein 1985 1999 Lichtenhagen/Glesse 1990 2002 Pegestorf 1988 1995 Deensen 1985 1991 Braak 1989 1996 Meiborssen/Vahlbruch 1994 2001 Heinsen steht auf der Warteliste. Die Dorferneuerung hat vielfältige Impulse vermittelt und Dörfer neu lebenswert gestaltet.

Zu 237 Die Mehrzahl der Siedlungsbereiche außerhalb der eigentlichen Wohn- Siedlungskerne gehört im Planungsraum zu den ländlich geprägten Siedlungen. In ihnen ist nach Einschätzung der Fachbehörden nur in einzelnen Bereichen eine Flurbereinigung notwendig.

Der Strukturwandel im ländlichen Siedlungsbereich erfasst jedoch die Bausubstanz insgesamt, sowohl bauplanerisch wie bauordnungsrechtlich weitgehend unabhän- gig von Flurbereinigungsüberlegungen. Bauliche und städtebauliche Anpassungs- maßnahmen mit Einfluss auf das Siedlungs-/Ortsbild (z.B. im Zusammenhang mit Straßenbaumaßnahmen) vollziehen sich überall. Oft geschieht dies ohne Ord- nungs- und Leitvorstellungen landschaftsangepassten Bauens. Vielfach ist Bera-

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tung für die Anpassung gerade bei vermeintlich kleinen Maßnahmen nicht erreich- bar oder wird nicht genutzt. Hier sollten Hilfen außerhalb der Flurbereinigung - mehr als heute das Verfahren "Dorferneuerung" ermöglicht - entwickelt werden, um den Wert des Ortsbildes, auch zur Unterstützung des wachsenden oder zu sichernden Fremdenverkehrs, bestmöglich zu berücksichtigen. Die Zielsetzung muss als Her- ausforderung der kommunalen Ebenen als Zukunftsinvestition verstanden und auf- gegriffen werden (Thema "runder Tisch"?).

Als sinnvolles Instrument kann hierfür die erprobte Dorferneuerung eingesetzt wer- den. Die Aufstellung von Dorfentwicklungsplänen kann wertvolle Dienste leisten, wenn es darum geht, − die überlieferten Siedlungsstrukturen zu bewahren, − die landwirtschaftlichen Betriebe im Dorf zu erhalten, − dorfgerechte Infrastruktureinrichtungen und Verkehrsverhältnisse zu schaffen, − den Dorfkern wiederherzustellen, − neue standortgerechte und umweltverträgliche Arbeitsplätze zu schaffen, − landschaftspflegerische Maßnahmen im öffentlichen und privaten Freibereich zu verwirklichen, − den Landschaftshaushalt zu ordnen, − einen nachhaltigen Identifikationsrahmen zu schaffen.

Zu 238 Bei Neuordnungen wurden in der Vergangenheit oft Schläge vergrößert, um einen rationelleren Maschineneinsatz zu erreichen. Dabei wurden Wirtschaftswege und auch Wasserläufe begradigt und verändert (z.B. vertieft). Diese Veränderungen wa- ren meist mit der Beseitigung landschaftsgliedernder Gehölze verbunden, ohne ihre Bedeutung für das Landschaftsbild, die Ökologie - Lebensgemeinschaften - oder auch für das Klima zu würdigen. Diese Entwicklung ist langfristig geeignet, den Wasserhaushalt, den Windschutz und die vielgestaltigen Lebensräume der Tierwelt oder den Erlebniswert einer Landschaft nachhaltig ungünstig zu beeinflussen. Auch die Erosionsgefahr durch Wind- und Wassereinwirkung ist vielerorts gestiegen. In Verbindung mit übrigen Zielen des Regionalen Raumordnungsprogramms sollten zum Schutze der Lebensgrundlagen, des Klimas und zum Erhalt der Kulturland- schaft mehr Feld- und Windschutzgehölze, flurbegleitende Feldrain-Strauchzonen sowie auch Einzelbäume als landschaftliche Merkzeichen angestrebt werden.

Zu 239 Flächendeckende Kartierungen im Landschaftsrahmenplan geben Hinweise über den heutigen Stand und die frühere Situation. Für die Zukunft könnten beispielhafte Lösungen durch Mittel der Landespflege neue Wege und Erfahrungen initiieren und fördern. Es muss gemeinsam mit den Grundeigentümern und den Gemeinden nach Kompromissen zwischen der Wirtschaftlichkeit bestimmter landwirtschaftlicher Nut- zungsformen und der Sicherung und Verbesserung der allgemeinen Lebensgrund- lage (Erhalt der natürlichen Bodenqualität des Wasserhaushaltes, der Vielgestaltig- keit von Pflanzen- und Tierwelt, der Klimabedeutung, des Erlebniswertes für die Er- holung etc.) gesucht werden. Dies gilt auch im Zusammenhang mit § 1 Abs. 3 des Nds. Naturschutzgesetzes in der jeweils gültigen Fassung, nach dem "eine ordnungsgemäße Land- und Forst- wirtschaft" i.d.R. den landespflegerischen Zielen dient. Zur großflächigen Vernet- zung von Biotopen kann u.a. auch der bodenordnerische Einsatz von Flurneuord- nungsverfahren in Frage kommen.

Zu 240 Auch wenn in Niedersachsen eine starke Schwankung der Nachfrage nach "Ferien auf dem Bauernhof" zu beobachten war, ist für manchen Städter dieses Angebot nach wie vor interessant, auch wenn zunehmend nach begleitenden Freizeit- angeboten gesucht wird. Es sollte im regionalen Planungsraum vor allem dort an- geboten werden, wo das Naturraumpotential, die Vielgliedrigkeit der Landschaft

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

und das Angebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gegeben sind. Da Anbieter von "Ferien auf dem Bauernhof" die Erfahrungen der Gäste in anderen Urlaubs- gebieten in Rechnung stellen und daher mit entsprechenden Erwartungen rechnen müssen, sollte das Angebot qualitativ einen besonderen Standard beachten und z.B. Dusche, WC, Aufenthaltsbereiche enthalten. Die Beratung durch Tourismus- experten sollte bei der Planung der Ausstattung, der Vermarktung und der Weiter- entwicklung des Bewusstseins über die Wünsche der Gäste gesucht werden (Be- legungstage im Durchschnitt 130).

Zu 241 Der regionale Planungsraum ist in Feld und Wald aus Gemarkungsflächen zusam- mengesetzt, die in der Vergangenheit oft unterschiedlichen Verwaltungsbereichen zugehört haben, z.B. Raum Polle und Bodenwerder zum früheren Königreich Han- nover (weitgehend als Enklaven) oder Teile des Sollings. Ihre Wegenetze sind da- her selten übergemeindlich verbunden. Im Zuge von erforderlichen Wegeausbau- maßnahmen sollte unter dem Aspekt der touristisch nutzbaren Landschaft der um- weltverträgliche Lückenschluss gesucht werden. Der Gast will die Landschaft erle- ben, er kennt kommunale Grenzen nicht. Für den Gast ist eine überörtliche Wege- beschilderung dabei von besonderer Bedeutung. Dieser Lückenschluss kann in manchen Gebieten auch eine verbesserte Zugänglichkeit der Felder bedeuten. Er wird dann besonders bedeutsam, wenn der Pachtanteil größer werden sollte und zu übergemeindlichen Bewirtschaftungen führt. Zu bedenken ist jedoch, dass einige dieser Grenzbereiche gleichzeitig ökologische Rückzugs- und Regenerationsberei- che im Gegensatz zu teilweise übererschlossenen anderen Landschaftsteilen dar- stellen.

Zu 242 Offene Ackerkrume unterliegt der Gefahr, bei Überschwemmungen oder starken Niederschlägen abgeschwemmt zu werden. Fruchtbarer Boden geht am Standort verloren, lagert sich in Fließgewässern und anderen ungeeigneten Stellen ab, bildet verschlammte oder verdichtete Bereiche und verändert damit die Struktur der Randzonen oder der Wasserläufe einschließlich der wasserorientierten Pflanzen und Tiere. Gerade im Bereich der Weser, dem sehr schnell fließenden Fluss, ohne Anschluss an Gletscherfelder, treten starke Schwankungen der zeitlichen Folge und der Höhe von wasserstandsmäßigen Entwicklungen auf. Eine saisonale Si- cherheit für Überschwemmung gibt es hier nicht, daher ist die Erhaltung von Grün- land ein außerordentlich wichtiges Ziel.

3.3 Forstwirtschaft

Der Wald − ist Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere und damit ein wichtiger Faktor beim Erhalt der biologischen Vielfalt, − ist Erwerbs- und Einkommensquelle für zahlreiche Menschen, insbesondere im ländlichen Raum, − liefert den umweltfreundlichen nachwachsenden Rohstoff Holz, − speichert Kohlendioxid, − reguliert den Wasserhaushalt und trägt zur Grundwasserneubildung bei, − schützt den Boden vor Erosion und verhindert Boden- und Geröll-Lawinen in steileren Lagen, − bietet dem Menschen vielfältige Möglichkeiten für Entspannung und Erholung.

45 % der Fläche des regionalen Planungsraumes bestehen aus Wald in weit- gehend großen, zusammenhängenden Gebieten. Der über dem Landes- und Bundesdurchschnitt liegende Waldanteil ist durch den Standort (Topographie, Höhenlage, Geologie) im Mittelgebirgsraum wesentlich mitbestimmt. Die Wald-

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

flächen gehören zu den Wuchsbezirken Unteres Weser-Leinebergland, Leine-Ilme- Senke, Solling-Vorland, Unterer Solling, Hoher Solling.

Besonders hohe Waldanteile besitzen die Gemeinden Polle, Heinsen und die Stadt Holzminden. Die gemeindefreien Gebiete sind bis zu 100 % mit Wald bedeckt. Die Waldfläche setzt sich aus 61 % Laub-, 30 % Nadel- und 9 % Laub-Nadel- Mischwald zusammen. Der Wald ist zu 74 % im Besitz des Landes, zu 22 % Privatwald und 4 % Wald des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds. Die Holzvorräte der Niedersächsischen Forstämter des Planungsraums liegen mit rd. 250 VFm/ha um rd. 50 VFm/ha über denen des Landes. Die Fichte ist mit fast 300 VFm/ha trotz der vielen Sturmkalamitäten die vorrats- reichste Baumart. Im Vergleich zu den übrigen Landesteilen zeigt die Buche mit 7,8 VFm/ha/Jahr im Weserbergland eine überdurchschnittliche, große Wuchskraft, während sie im raueren Solling immerhin noch 6,7 VFm/ha/Jahr erreicht.

Der größte Teil der Waldflächen von mehr als 300 km² ist im staatlichen Besitz (74 %). Er wird von den insgesamt vier Nds. Forstämtern: Neuhaus (Beratungsforst- amt), Grünenplan, Grohnde und Dassel verwaltet. Die forstfiskalische Aufsicht und Kontrolle wird von den Forstinspektionen Süd und Hannover beim Nds. Min. für Er- nährung, Landwirtschaft und Forsten wahrgenommen. Rd. 50 % der Waldflächen insgesamt gehören zum Landschaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler" und sind Bestandteil des Zweckverbandes Naturpark Solling-Vogler mit Sitz in Neuhaus (gegründet 1986 in der Trägerschaft der Landkreise Holzminden und Northeim so- wie des Landes Niedersachsen). Der Naturpark erstreckt sich auf das Landschafts- schutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler". Dieses wurde bereits 1984 als Naturpark anerkannt.

Zu dem Zielkonzept "Forstwirtschaft" konnte auf eine umfangreiche Zuarbeit aus der staatlichen Forstverwaltung zurückgegriffen werden.

Die vielfältigen ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes, einschließlich der Gehölz- und Buschflächen, sind besonders in Siedlungsnähe zu berücksichti- gen, wo der Wald Naherholungsraum ist, das Siedlungsklima stabilisiert, dem Grundwasserschutz dient, landschaftsökologische Funktionen erfüllt, vor Lärm- und Luftemission schützt sowie zur Freiraumsicherung beiträgt.

Die über den Luftweg eingetragenen Schadstoffe beeinträchtigen das Waldöko- system erheblich und führen zu schweren Schäden an Boden und Vegetation. Deshalb wird im Bundesgebiet insgesamt ein Umweltmonitoring u.a. mit jährlichen Waldschadenserhebungen seit 1984 vorgenommen, eine entsprechende Wald- forschung gefördert.

Die letzte Vollinventur der Waldschäden fand im Süd-Niedersächsischen Bergland 1994 mit folgenden Ergebnissen statt:

Schadstufe (59) 0 1 2 3 Fichte 39 43 17 1 Buche 10 51 38 1 Eiche 12 41 46 1 Summe Laubholz. 12 50 37 1 Summe Nadelholz 43 42 14 1 Summe alle 25 47 27 1

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Der Gesundheitszustand von Buche und Eiche hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verschlechtert. Die Fichte stagniert seit Jahren auf einem gleich- bleibend hohen Niveau.

Im Entwurf für ein Waldprogramm Niedersachsen vom Oktober 1997 wird u.a. fest- gestellt, dass nachhaltige niedersächsische Forstwirtschaft, vor 200 Jahren ent- standen aus den Trümmern jahrhundertelangen Raubbaus, ein zukunftsfähiges Konzept zur Versöhnung von Ökologie und Ökonomie hat. Sie will den Generatio- nenvertrag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfüllen.

Der nachhaltig bewirtschaftete niedersächsische Wald ist ökologischer Ausgleichs- raum für die Agrar- und Siedlungslandschaft. Er beherbergt die naturnächsten und artenreichsten Lebensgemeinschaften. Der niedersächsische Wald ist jedoch vie- len Gefahren ausgesetzt. Die immissionsbedingten Waldschäden, ausgelöst durch über den Luftweg eingetragene Schadstoffe, haben bedrohliche Ausmaße ange- nommen. Zusätzlich gefährden z.B. Siedlungs- und Verkehrsplanungen den Wald. Auch hat sich die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe in den letzten 10 Jahren erheblich verschlechtert und wird zunehmend defizitär. Holzpreisverfall, Sturmka- tastrophen und hohe Investitionen in den Waldumbau sind einige Ursachen. Aber nur Waldbesitzer, die auf lange Sicht Einkommen mit ihrem Wald erzielen, haben Interesse an seiner Erhaltung und nachhaltigen Pflege.

Nach wie vor sollen zur regionalen Ziel- und Maßnahmenfindung zügig wald- besitzübergreifende forstliche Rahmenpläne, allerdings vorrangig für Verdichtungs- räume und unterdurchschnittlich bewaldete Landesteile, erstellt werden. In solchen Forstlichen Rahmenplänen sind die Haupterholungszonen gegen Schutz- und Ru- hezonen im Wald abzugrenzen.

Feuchtwälder, Moore, Fließgewässer, Magerrasen, Feuchtwiesen im Wald, Höhlen-, Horst- und Altbäume, Totholz und seltene Arten wie z.B. Eibe, Elsbeere, Königsfarn, Kranich, Schwarzstorch, Uhu, Wildkatze, Fledermaus und Hirschkäfer sollen durch besondere Hilfsmaßnahmen und Zusammenarbeit zwischen Natur- schutz-, Forst- und Jagdbehörden gesichert und entwickelt werden. Eine flächen- deckende Waldbiotopkartierung sollte dafür wesentliche Grundlagen liefern.

Der Waldumbau ist ökologisch und ökonomisch nur mit angepassten Schalenwild- beständen zu verwirklichen. Haupt-, Misch- und Nebenbaumarten sollen in der Re- gel ohne technische Schutzvorkehrungen aus dem Verbiss herauswachsen.

Die vielen kleinen und mittleren privaten Waldbesitzer können ihre Wälder nur in forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen mit öffentlich gefördertem Forstfach- personal ordnungsgemäß und fachkundig bewirtschaften.

Über die Sozialbindung hinausgehende Leistungen, z.B. in Schutz- und Erholungs- gebieten, sind dem privaten Waldbesitzer entstehende Mehraufwendungen oder Mindererträge zu entgelten.

Die Forstbetriebe, einschl. der Landesforsten, müssen nach Ausschöpfung aller möglichen Ertragsverbesserungen und Kostensenkungen angemessene Geld- gewinne erwirtschaften können.

Der Öffentlichkeit muss bewusst gemacht werden, dass nachhaltige heimische Holznutzung dem Wald hilft und ökologisch vorteilhaft ist. Dazu sollte die Forst- wissenschaft und die Forst- und Holzwirtschaft in Bilanzen und Konzepten die um- weltfreundliche Produktion, Verwendung und Verwertung von Holz als nachhaltiger deutscher Forstwirtschaft herausstellen.

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Waldbesitzer und Forstleute müssen so gut ausgebildet sein, dass sie den vielfälti- gen und erschwerten Anforderungen von Betrieb, Wirtschaft und Gesellschaft ge- wachsen sind.

Neben den Jugendwaldheimen als Musterbeispiel forstlicher Umweltbildung wird der Wald als idealer Lernort in das Umweltbildungskonzept der Jugend- und Er- wachsenenbildung eingebracht, auch zur Unterstützung im Sinn der Agenda 21.

Zu 245 Wald braucht viele Jahrzehnte für Aufbau und Wachstum, Lebensabschnitte meh- rerer Generationen. Die heutigen Wälder im regionalen Planungsraum sind Ergeb- nis der Vorsorge früherer Generationen. Sie entsprechen dem damaligen Erkennt- nisstand der Waldwirtschaft. Das Waldbild ist vielen Veränderungen unterworfen gewesen. Waldgestaltung und Bestandserhaltung und -pflege gehören zur Vorsor- ge für jeweils nachfolgende Generationen.

Der Wald war und ist als Rohstofflieferant (Nutzfunktion) in seinen Schutzfunktio- nen für den Naturhaushalt, das Klima, den Wasserhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Bodenfruchtbarkeit, die Agrarstruktur und in seiner Erholungseignung (Landschaftsbild, die Abwechslung und Vielfalt der Bestockung) sowie seiner Lebensraumfunktion für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten unverzichtbar für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und der Sicherung des ökologischen Gleichgewichts, damit auch wesentlicher Bestandteil guter Lebensqualität. Dem Wald kommt dabei unter Berücksichtigung angemessener Verteilung, Pflege und Verbesserung (auch Erweiterung) dauerhaft eine außerordentliche Bedeutung zu.

Das Ziel soll raumordnerisch dazu beitragen, die aufgeführten Wohlfahrtswirkungen des Waldes für die Allgemeinheit, die Naherholung und den Fremdenverkehr sowie die Holzproduktion zu sichern. Das gilt generell auch für Restwaldflächen, die in der zeichnerischen Darstellung aus Maßstabsgründen (z.B. kleiner als 1 ha) nicht dar- gestellt werden können, aber aufgrund ihrer ökologischen Gesamtfunktion geson- dert zu berücksichtigen sind. In der zeichnerischen Darstellung sind jedoch vorhan- dene Waldflächen dann nicht als Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft dargestellt, wenn sie bestimmte Funktionen und Eignungen negativ beeinflussen oder mit ihrer Weiterentwicklung eine ungünstige Beeinflussung zu erwarten ist. Dies gilt z.B. in freizuhaltenden Wiesentälern.

Im Weserbergland mit seinen für das Baumwachstum sehr guten Standort- und Klimaverhältnissen befinden sich die leistungsfähigsten Bestände Niedersachsens im regionalen Planungsraum. Die Verwendung dieser hochwertigen Hölzer als nachwachsender Rohstoff und umweltfreundlicher Energieträger ist zu unterstützen und zu fördern, da die nachhaltige Produktion von Holz den Kohlenstoff in der Baumvegetation bindet und den Treibhauseffekt vermindert. Die Holzverarbeitung zu langlebigen Produkten (u.a. z. B. im Bau von Holzhäusern) bindet gleichfalls CO 2.

Im Falle geringer Bedeutung für die Holzproduktion kann der Wert der Bestockung in der Feldmark in der Wirkung auf klimatische Gegebenheiten bei der Bewirtschaf- tung, in der Vielfalt des Landschaftsbildes oder in der Bedeutung als Schutzraum für die Tier- und Pflanzenwelt liegen, was bei jeder Umwandlungsabsicht beachtet werden sollte. Eingriffe in Waldflächen, die aus besonderen Gründen unvermeidbar sind, laufen dem Ziel dann nicht entgegen, wenn Maßnahmen abgestimmt und Ausgleiche entwickelt werden können. Erst ein forstlicher Rahmenplan nach § 12 Landeswaldgesetz i.d.F. vom 29.07.1978 (Nds. Gesetz- und Verordnungsblatt S. 595) wird bei seiner Bestands- darstellung über alle Forstämter und Wuchsbereiche hinweg und bei den überge-

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ordneten Zielkonzepten weitere allgemeine Zielsetzungen und Erläuterungen im Rahmen des RROP ermöglichen. Deutlicher als bei der Addition heute vorhandener Forstbetriebswerke würde dabei auch die Vergrößerung des Laubholzanteils er- kennbar werden.

Zu 246 Zu einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft gehören nicht nur der Aufbau arten- reicher, stabiler Mischbestände, der Einsatz bestands- und bodenschützender Techniken, sondern auch der Schutz von Buschflächen im Sinn einer langfristigen ökologischen Waldentwicklung, die Vermeidung von großflächigen Kahlschlägen und eine auf den Einzelbaum ausgerichtete Bestandspflege sowie eine ökologisch verträgliche Wilddichte. Die Herkunft der Schadstoffe ist größtenteils überregional beeinflusst. Die Trink- wasserversorgung muss aus vielerlei Gründen verstärkt in Vorsorgegebieten für Forstwirtschaft vorgesehen werden, da siedlungsnahe Wassergewinnungsanlagen in verstärktem Maß kritisch zu betrachten sind. Insofern kommt der sorgfältigen Beobachtung bestehender und neuer Wassergewinnungsanlagen im Rahmen von Probebohrungen, Pumpversuchen, Modellvorstellungen und Berechnungswegen, z.B. für Trockenzeiten sowie als vorsorgliche Beweissicherung, eine herausragende Bedeutung zu. Sie hat stets die Sicherheit und Funktion der Waldbestände zu be- rücksichtigen.

Die Neuanlagen von Schneisen kann zu größerer Gefahr wegen fehlenden Wald- Mantelbewuchses werden. Schneisen zerschneiden jedoch auch Lebensräume von Pflanzen und Tieren, bilden in der Regel schlechte optische Landschaftseindrücke. Der dafür nötige Pflegeaufwand lässt sie häufig steril erscheinen.

Zu 247 Alle Waldbestände sind so zu bewirtschaften, dass die gewachsenen Boden- strukturen nicht gestört und die Waldstrukturen naturnah entwickelt werden.

Zu 248 Die Förderung aller Maßnahmen, die der Minderung und Beseitigung der immissi- onsbedingten Waldschäden dienen, sind aus forstlicher Sicht zwingend notwendig. Kompensationskalkungen sind als präventive Maßnahme der Forstwirtschaft zur Abpufferung der Säureeinträge weiterhin fortzuführen und zu fördern. Der Prüfungsansatz berücksichtigt die Belange von Vorranggebieten für Natur und Landschaft sowie für Wassergewinnung.

Zu 250 Der Rohstoff Holz wird weltweit zunehmend knapper. Die inländische Forstwirt- schaft ist davon berührt. Bei entsprechender Vermarktung ist ggf. mehr absetzbar. Dies hängt auch vom Verhältnis „Holz-Zuwachs“ gegenüber „Holz-Ernte“ ab. Der Druck auf die Nutzung von Waldflächen entsteht zurzeit durch Belastungen wie Wind- und Schneebruch, Baumsterben etc, im Rahmen der wachsender Freizeit der Bevölkerung sowie durch Umsetzung von erweiterten Naturschutzzielen.

Die standortgemäße Baumartenwahl kann einerseits eine Steigerung der Wider- standsfähigkeit gegen äußere Einflüsse bringen, andererseits kann sie aber auch zur Vielgestaltigkeit und damit zum gesteigerten Erlebniswert der Landschaft bei- tragen.

Die Baumartenwahl wird dort; wo es günstige Bedingungen gibt, Gehölze der po- tentiellen natürlichen Waldgesellschaften berücksichtigen. Das erfordert auch die Erhaltung der von Natur aus baumfreien Flächen und der angrenzenden Saumge- sellschaften. Auf die angemessene Waldpflege, vor allem zur Erhaltung und Förde- rung aller Mischbaumarten sowie zur Schaffung eines stufigen Waldaufbaus, kann nicht verzichtet werden. Die Waldverjüngung wird Rücksicht auf alle Mischbaumar- ten nehmen, kleinräumig erfolgen und natürliche Waldregeneration fördern müssen. Ein angemessener Altholzanteil muss dabei aus ökologischen Gründen übergehal-

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ten werden (5 Bäume/ha). In repräsentativer Verteilung können historische Wald- bewirtschaftungsformen dauerhaft erhalten und die jeweiligen Flächen ggf. als VRG für Natur und Landschaft eingestuft werden.

Die Gliederung der Waldmäntel erhöht die Widerstandsfähigkeit des gesamten, be- stockten Gebietes und wirkt sich mitbestimmend im Binnenklima wie im Luft- austausch gegenüber nähergelegenen Siedlungen aus.

Da ein nicht unerheblicher Teil des Waldbestandes besondere Schutzfunktionen gegen fortschreitende Erosionen hat, ist der Beobachtung der Zielsetzung und ihrer gestaltenden Umsetzung eine besondere Bedeutung und Verantwortung zu- zumessen. Die Veränderung des ph-Wertes im Boden, des Säurebindungsvermögens, die An- reicherung mit Nährstoffen sowie Schwermetallen sind in ihren Auswirkungen zur- zeit noch nicht zu beurteilen (Veränderungen der Bodenstabilität). Von einer mögli- chen Gefährdung seltener Pflanzengesellschaften, des allgemeinen Waldwachs- tums und der Qualität nutzbaren Grundwassers muss aber ausgegangen werden.

In diesem Zusammenhang werden Neueinrichtungen verstärkt darauf hinwirken müssen, dass Wälder ihre Funktionen auf ganzer Fläche möglichst umfassend er- füllen können.

Die Wildhege muss sich den landschaftsökologischen Zielen und denen ihr dienen- den Bewirtschaftungszielen unterordnen. Die Hauptbaumarten im Solling und Vogler, Buche und Fichte, sowie im übrigen Weserbergland zusätzlich Bergahorn und Esche, sollen sich ohne Zaunschutz in ausreichender Zahl und Qualität verjün- gen können. Weiterhin sollen die Nebenbaumarten Eberesche, Weide und Birke sowie standortgemäße Gräser und Kräuter auch außerhalb der Zäune zahlreich vertreten sein.

Zu 251 Naturnahe Waldbestände leisten allgemein aufgrund ihrer natürlichen Vielfalt einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts und sind ne- ben ihren positiven Wirkungen auf die Umwelt und für die allgemeine Landeskultur auch für die allgemeine Erholung in der Landschaft wichtig. Im Rahmen eines forst- lichen Rahmenplanes und dem forstlichen Ziel einer auf der gesamten forstlich ge- nutzten Fläche angestrebten standortgemäßen Bestockung werden künftig ver- stärkt Aussagen zu diesem Sachkomplex erwartet.

Zu 252 Waldränder sind zum Schutz des Waldes, der Erholungseignung und als Lebens- raum besonders wertvoll. Die Zielformulierung leitet sich einerseits aus den Forde- rungen des Nds. Naturschutzgesetzes § 2 (2) ab. Sie stellt dann keinen Eingriff in die Planungshoheit dar, wenn man sich darauf verständigt, dass der Aufbau und der Erhalt eines Waldsaumes, der Ausblick vom Waldrand für den Fremdenver- kehr, die Wirkung des Waldrandes als Bestandteil der topographischen Situation, des Landschaftsbildes, die Verschattungsmöglichkeit des Waldrandes für die Wohnstandorte an Nordhängen, die Wurfgefahr am Waldrand (höchste Fichten sind um 50 m hoch) 4 und der ungehinderte Klimaaustausch zwischen Wald- und Freiraum bzw. Siedlungsbereich selbstverständliche Kriterien für anderweitige Festsetzungen in Bauleitplänen sind. Aus der Sicht einer landwirtschaftlichen Nutzung kann der vorgesehene Streifen i.d.R. entsprechende bodenangepasste Wirtschaft fördern.

4 Bei einem Wintersonnenstand von 20° wirft eine 50 m hohe Fichte einen 240 m langen Schatten; eine 20 m hohe Fichte erreicht einen Schattenwurf von 100 m.

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Der Waldrand einschl. seiner Übergangszone zur freien Feldmark oder zu Wohn- und Freizeitbereichen dient zahlreichen Arten freilebender Tiere und wildwachsen- der Pflanzen als Lebensraum. Weder im Waldinnern noch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen allein findet sich eine solche Artenvielfalt. Dieser Lebensraum benötigt daher auch entsprechenden Schutz vor Beeinträchtigungen durch Bebau- ung, die sich auf Besonnung und Durchlüftung auswirken, sowie Schutz vor Abla- gerung von Abfällen und vor Eintrag von Pestiziden.

Zu 254 Der regionale Planungsraum ist durch einen kleinräumigen Wechsel der Bodengü- ten, Hangneigungen, Vorflutsysteme etc. gekennzeichnet.

Die heute vielfach von Baum und Strauch "befreite" schattenlose landwirtschaft- liche Fläche (aber auch die "dunklen" Fichtenaufforstungen im Waldgebiet) zeigt diese Differenzierung des Landschaftsbildes nicht mehr. Die Bedeutung von Einzelbäumen als Merkzeichen, Orientierungshilfe und Schat- tenspender sowie Schutz- und Brutplatz sollte wieder verstärkt berücksichtigt wer- den. Die Heckenstrukturen als Klima- und Schutzregulativ und Lebens- wie Gliede- rungsbereich in der freien Landschaft verdienen gleiche Beachtung, auch im Sinne der Pflege der Landschaft. Hierdurch kann auch ein Beitrag zur Vernetzung von Lebensräumen geleistet werden.

In gewissen Teilflächen sollte die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von sich aus unter Ausnutzung von Erkenntnissen über den ertragssteigernden Einfluss solcher Strukturen, z.B. Windschutz, zu neuen Vorstellungen für die Pflege und Neuanlage von standortmäßigen Feldgehölzen, Baumgruppen und Einzelbäumen vordringen; ggf. ist im öffentlichen Interesse zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrtsfunktion auch über besondere finanzielle Regelungen nachzudenken, um Ansprüchen einer naturnäheren Gestaltung der Lebensräume dieses Zieles (Wald, Gehölz, Bewuchs etc.) und den damit verbundenen Ansprüchen gewissermaßen Vorrang zuzubilli- gen.

Aufforstungen sollen der Vernetzung von isolierten Waldteilen und der Biotop- vernetzung dienen sowie ggf. einen Beitrag zum landwirtschaftlichen Wandel bie- ten. Auf eine gebietsweise Festlegung von Aufforstungen in der zeichnerischen Darstellung wird in weiteren Fortschreibungen zurückzukommen sein.

Neben Pflanzungen ist auch die natürliche Sukzession ein geeignetes Mittel zur Bewaldung von geeigneten Freiflächen.

Zu 256/257 Im Planungsraum sind die von Aufforstung freizuhalten Flächen vor allem die Sollingtäler, die Talbereiche der Lenne, die Randbereiche von Holz- und Burgberg sowie des inneren Hils und die Entwässerungstäler der Ottensteiner Hochebene zur Weser. Von Aufforstungen und künstlichen Bestockungsumwandlungen sind grundsätzlich die Biotope, die nach dem NNatG § 28a und § 28b geschützt sind, auszunehmen. Gleiches gilt für sonstige Flächen mit besonderer Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz, für forstliche Grenzertragsstandorte, Bereiche von vermu- teten oder bekannten Bodendenkmalen und hervorragenden Aussichtspunkten so- wie Flächen, die großräumig eine wesentliche Verringerung der Saumlänge erbrin- gen würden. Auch bei wegen ihrer Kleinflächigkeit nicht darstellbaren Freiflächen innerhalb des Waldes ist vor Aufforstung zu prüfen, ob sie nicht aufgrund ihrer ökologischen Be- deutung freizuhalten sind. Insbesondere in den Sollingtälern und den Talbereichen der Lenne sollte die Neuanpflanzung von Weihnachtsbaum- oder Schmuckreisig- kulturen sowie das Nachpflanzen einzelner oder mehrerer Nadelgehölze in beste- hende Weihnachtsbaumkulturen unterbleiben.

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Das Ziel konkretisiert solche Gebiete, die in waldreichem Gebiet grundsätzlich nicht aufzuforsten sind. Damit ist jedoch nicht angesprochen die allgemeine forstwirt- schaftliche Handlungsweise in Waldbereichen oder die Bestockungsumwandlung in standortgemäße und ökologisch wertvolle Bereiche, z.B. durch Forstneueinrichtun- gen.

Die bewegte Topographie des Planungsraumes mit unterschiedlich eingeschnitte- nen Tälern, flacher oder steiler ansteigenden Berghängen und großflächigen Plateaus bietet ein abwechslungsreiches, vielfältiges Landschaftsbild, dessen wechselnde Aus- und Einblicke in Landschaftsteilräume nicht durch eintönige Be- stockung verhindert oder gestört werden sollten. Die Vielfältigkeit der Landschaft, vor allem in den Tälern des Voglers, des Sollings und dem Hilsbereich wie in den Anstiegen zur Ottensteiner Hochebene, machen den regionalen Planungsraum als Tourismusgebiet schätzens-, empfehlens- und fördernswert.

Kleinklimatisch sind die Talbereiche auch für den Kaltluftabfluss bedeutsam (Luft- durchmischung) und daher freizuhalten. Über die wirtschaftliche Nutzung der so zu erhaltenden Freiflächen für die Sicherung von Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit der Landschaft sollte in der Zukunft sorgfältig nachgedacht werden. Dabei ist auch an die zweckdienliche Pflege oder die Bereitstellung von Flächen für natürliche Suk- zessionen zu denken (dies gilt z.B. für Steinbrüche).

Die genauere Abgrenzung der von Aufforstungen freizuhaltenden Gebiete ist in an- deren Fachplanungsebenen und -maßstäben vorzunehmen. Sollten in den so ge- kennzeichneten Gebieten Baumbestände vorkommen, so ist im überaus waldrei- chen regionalen Planungsraum im Rahmen der Möglichkeiten und der raumordne- rischen Zielsetzungen (vor allem der Landschaftsvielfalt und -öffnung) auch an die Entfernung derartiger Bestände zu denken.

Die Behandlung von bedeutsamen Bodendenkmälern im Gebiet mit besonderer Bedeutung für die Forstwirtschaft sollte einvernehmlich zwischen Grundbesitzern, Nutzern und der Bodendenkmalpflege abgestimmt werden. Dadurch kann der historischen Bedeutung wie auch der Öffnung für den Tourismus Rechnung ge- tragen werden. Entsprechend dieser Zielsetzung und ihren Gründen stellt die Be- seitigung der betroffenen Waldflächen keinen schädigenden Eingriff im Sinne der Zielsetzung des RROP dar. Voraussetzung ist, dass die Erhaltung und Öffnung des Bodendenkmals eine Entwaldung zwingend erforderlich macht.

Eine wesentliche Verkürzung der Waldsaumlänge (Begradigung) soll ausgeschlos- sen bleiben, um den Erlebniswert der Wald-/Freiflächengrenze mit wechselnden Landschaftsblicken, soweit möglich, umfangreich zu erhalten. Waldbauliche Über- legungen sollten dafür vielleicht neue Lösungsansätze entwickeln.

Zu 259 Die wachsenden Erkenntnisse über Schadstoffablagerungen und -wanderungen in Böden, mit vielfältigen, nicht übersehbaren Auswirkungen, machen auch im Wald- bereich eine besondere Vorsicht beim Umgang mit chemischen Mitteln und Be- triebsstoffen (einschl. Düngung) erforderlich. Eine Abstimmung (d.h. auch Unter- richtung) großflächiger Maßnahmen mit Fachbehörden bietet sich unter Vorsorge- aspekten an. Dies gilt besonders, weil im regionalen Planungsraum mehrere Vor- sorge- und Vorranggebiete für Wassergewinnung in Waldrevieren liegen, aus denen langfristig die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zu sichern ist. Im Einzelfall könnten ökologische Begutachtungen die Zusammenarbeit klären helfen oder den Ausschluss von Maßnahmen in besonderen Gebieten (z.B. Quellberei- chen, Bergbachoberläufen, Feuchtwäldern etc.) empfehlen.

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Zu 260 Ende 1997 liegen sowohl ein Landschaftsprogramm des Landes als auch der Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Holzminden vor. Forstliche Rahmen- pläne stehen noch aus. Die bestehende und fortgeschriebene Biotopkartierung hat gerade in Waldbereichen erhebliche Diskussionen eingeleitet. Sie berühren u.a. − die Grenze für bestimmte Schutzfunktionen (z.B. Vorsorge- und Vorranggebie- te für Natur und Landschaft) − oder die Übergangszonen und die räumliche Verbreitung gleicher oder ver- gleichbarer Waldbiotope im regionalen und überregionalen Raum. Das Ziel ist als Vorsorge vornehmlich an die Forsteinrichtungswerke und an Naturschutz- behörden gerichtet − oder den Umgang mit Bereichen einer Waldschutzfunktion.

Mehr als 1/5 des Waldgebietes steht im Privatbesitz. Es wird hier darauf ankom- men, finanzielle Härten bei der Schaffung ökologisch stabiler Bestände rechtzeitig zu erkennen und diese tunlichst zu vermeiden.

Zu 261 Forstliche Samenplantagen müssen an der Reinheit des Saatgutes interessiert sein. Da ein Forstamt damit zentral standortgebunden das Material für die Erneue- rung und die züchterische Verbesserung der Wälder auch über Niedersachsen hin- aus erzeugt, muss diesem besonderen Gebiet im nordwestlichen Teil des regiona- len Planungsraumes (Ottensteiner Hochebene) ein besonderer Schutz zugespro- chen werden.

Zu 262 Durch das Einbringen ungeeigneter genetischer Herkünfte standortheimischer Arten kann das genetische Spektrum der Folgegeneration autochthoner Gehölz- populationen nachteilig verändert werden (z.B. Frostresistenz, Austrieb und Blüten- bildung, Nutzbarkeit als Nahrungspflanze für Tierarten).

Zu 263 Die Nutz- und Erholungsfunktionen des Waldes sowie die Zugänglichkeit aus Brandschutzgründen erfordert eine differenzierte und gestaffelte Erschließung des Gebietes.

Ausbauintensität und Wegetrassenbreite sowie Wegeverknüpfungen können viel- fältig landschaftsangepasst gestaltet werden. Die gestaltende technische Erschlie- ßung sollte "einladende" und "sperrende" Wege für den Fußgänger/Wanderer und den Privat-Pkw umfassen. Wirtschafts- und Feuerlöschfahrzeuge können dagegen gewisse technische und natürliche "Barrieren" problemlos überwinden. Absprachen sind für derartige Konzepte erforderlich. Das Ziel soll die Aufforderung dazu be- schreiben. In diesem Sinne ist auch die Wegedeckenausbildung, forstlicher Wege und Materialwahl zu prüfen.

Wegen der besonderen Empfindlichkeit der im Ziel genannten Landschafts- elemente erfordert der Wegebau in der Nähe dieser Teilräume gezielten planeri- schen Ideeneinsatz und bewusste Zurückhaltung. Die zusätzliche Erschließung von Biotopschutzflächen sollte unterbleiben, ggf. sogar zurückgenommen oder umwelt- verträglicher gestaltet werden. Holzlagerflächen sollten nicht mit unnötigen Verbrei- terungen der Wegequerschnitte über lange Wegstrecken verbunden sein.

Bei der zukünftigen Wegepflege sollte bei der Regelung der Wasserführung in ver- stärktem Maß geprüft werden, ob das in Gräben gesammelte Oberflächenwasser nicht durch die Anlage von natürlichen Versickerungsgruben im Wasserkreislauf belassen werden kann. Alle Waldbesitzarten sind aufgefordert, ihr Wegenetz auf die Möglichkeiten von Rückbau, Stilllegung und Aussetzung (periodische Stillle- gung) zu überprüfen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Naturschutzflächen zu sehen.

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Zu 264/265 Im Rahmen der langfristigen ökologischen Waldentwicklung sind in Landesforsten und sollten in betreuten Forstbereichen Sonderbiotope und Waldschutzgebiete ausgewiesen werden. Diese Ziele sind besonders für die Kategorien Naturwälder, Naturwirtschaftswälder, kulturhistorische Wirtschaftswälder oder lichte Wirtschafts- wälder mit Habitatkontinuität u.a. (Runderlass ML 1998) denkbar. Inwieweit die vor- geschlagenen besonderen Schutzfunktionen des Waldes im forstlichen Beitrag zum Regionalen Raumordnungsprogramm diesen sog. Zielkategorien zuzuweisen sind, ist sicher Aufgabe der Forsteinrichtungswerke und sollte in enger Abstimmung mit den Vorrang- und Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft unter Einbezug der Naturschutzbehörden umgesetzt werden. Außerdem stehen für diese Untergliede- rungen keine Planzeichen zur Verfügung.

Alte und dimensionsstarke Bäume sind neben Totholz das Mangelhabitat in vielen Wäldern und Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. Ihr Anteil in den Wäldern ist daher zu erhöhen. Die im Landeswald angestrebte Zahl von mindestens fünf Bäu- men je ha Altholzbestand (nach LÖWE) kann als Richtschnur für alle Waldbesitzar- ten gelten.

Zu 268 Bei großräumigen Maßnahmen mit Eingriffen in die Waldsubstanz zugunsten ande- rer Nutzungsarten obliegt dem Träger der Maßnahme die Beschaffung, Entwicklung und Abstimmung von Kompensationsmaßnahmen mit den forstlich und landespfle- gerisch zuständigen Stellen. Mit dieser Zielsetzung wird die Bestandssicherung des Waldes und seiner vielfältigen Funktionen gestützt.

Zu 269 Die Waldgebiete im regionalen Planungsraum gehören zu den wenigen erhaltenen, großräumig zusammenhängenden Waldflächen im Bundesgebiet. Die Zerschnei- dung würde daher besonders große Beeinträchtigungen und Schädigungen bedeu- ten. Auch für die Bündelung oberirdischer Versorgungsleitungen besteht deshalb ein besonderes Bedürfnis. Da der Wald u.a. auch Gebiete deckt, in denen der Bergbau umgegangen ist oder umgeht, empfiehlt sich eine ständige Überprüfung auch vorhandener Leitungen.

Zu 270 Die Waldzonen oder ihre heutigen Randgebiete im regionalen Planungsraum sind vielfach durch Abgrabungen aller Art und Größe beeinträchtigt. Die Zielsetzung soll ökologisch orientierte, auf den Standort und seine Umgebung ausgerichtete Ent- scheidungen für Rekultivierungsmaßnahmen fördern (z.B. Erhalt von Steilwänden oder sehenswerter und für die Wissenschaft bedeutsamer geologischer Aufschlüs- se). Hierzu kann auch der Erhalt historischer Abbaustätten gezählt werden: Gips-, Stein- oder Asphaltabbau (historische Erz- und Kohleabbaue sind meist nicht mehr lokalisierbar).

Zu 272 b Der regionale Planungsraum ist bezogen auf Niedersachsen ein Schwerpunkt der Produktion hochwertiger Hölzer. Soweit zeichnerisch möglich, ist der vorhandene Wald dann dargestellt, wenn er den Zielen zur Freihaltung von Flächen nicht widerspricht. Wald in Gebieten, die vom Wald freizuhalten sind, ist bewusst nicht dargestellt, da er den Zielen widerspricht. In unklaren Einzelfällen und bei der klein- räumigen Abgrenzung wird das Beratungsforstamt für den Kreis zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde eine Detaillierung der Ziele vorzunehmen haben. Dies gilt auch für die von Aufforstung freizuhaltenden Flächen.

Kennzeichnend für Wälder mit "besonderer Schutzfunktion" sind ihre besondere Bedeutung für das Lokalklima, die Freiraumsicherung oder den Schutz vor Lärm- oder Luftemissionen; erfasst sind Flächen innerhalb der Landesforsten, für die ein Waldschutzgebietskonzept entwickelt worden ist, das für die verschiedenen aus- gewiesenen Waldformen jeweils spezielle forstliche Pflegekonzepte vorschreibt.

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Im RROP sind nicht immer dargestellt die gem. Punkten 2.1.1 und insbesondere 2.8 des Erlasses "Langfristige, ökologische Waldbauplanung für die Niedersächsi- schen Landesforsten" vom 05.05.1994 im Programm zum Schutz repräsentativer Flächen aller natürlicher Waldgesellschaften erfassten Bereiche − Naturwälder: Unbewirtschaftete Wälder mit der Zielsetzung einer eigendynami- schen Entwicklung. Sie dienen der Naturwaldforschung und dem Ökosystem- schutz. Ihre Ausweisung erfolgt durch die Nds. Forstl. Versuchsanstalt. − Naturwirtschaftswälder: Bewirtschaftete Wälder mit langfristig ausschließlicher Verwendung von Baumarten der jeweiligen potentiellen natürlichen Waldgesell- schaft. − Kulturhistorische Wälder: Kulturhistorisch zu bewirtschaftende Wälder (z.B. Hu- tewald), die aus forstgeschichtlichen, sowie aus Gründen des Biotop- und Ar- tenschutzes und/oder landschaftsgestalterischen Gründen erhalten oder entwi- ckelt werden sollen. − Lichte Wirtschaftswälder mit Habitatkontinuität: Bewirtschaftete (lichte) Eichenmischbestände, die unabhängig von ihrem Natürlichkeitsgrad besondere Bedeutung für Flora und Fauna haben und deshalb in bisheriger Weise weiter- bewirtschaftet werden sollen. − Generhaltungsbestände: Bewirtschaftete Wälder, in denen die genetischen In- formationen bestimmter Baum- und Straucharten gesichert werden sollen. − Sonderbiotope: Wald- und Nichtwaldbereiche, die aufgrund ihrer Struktur oder des Vorkommens gefährdeter Arten eine besondere Bedeutung für den Natur- und Artenschutz haben.

Zu 274/275 22 % des Waldgebietes im regionalen Planungsraum sind mehr oder weniger klein- teiliger Privat- und Genossenschaftswaldbesitz. Nach Aussagen der Forstverwal- tung sind gegenwärtig nur wenige Forstbetriebe in der Lage, einen positiven Ertrag aus der wirtschaftlichen Nutzung ihres Waldbesitzes zu ziehen. In- sofern sind die verschiedenen Ziele für die Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft im Sinne des Allgemeinwohls mit besonderen Problemen für den Privatwald verbun- den. Lösungen für diese Probleme müssen ausdiskutiert werden. Die Kooperation der Betriebe sollte vor allem zur Steigerung der Produktivität und des Absatzes so- wie für die Erholungsnutzung durch Standortkartierung und Forsteinrichtung, bei der Erst- und Wiederaufforstung, bei der Bestandspflege und -gestaltung verbes- sert oder weiterentwickelt werden. Entsprechende Forderungen nach geeigneten Förderungsmaßnahmen wird man in Diskussionen einbeziehen müssen.

Zu 276/277 Für die Gebiete zur Vergrößerung des Waldanteils sind wenige Flächen ausge- wählt, die gegenwärtig trotz geringer Bodenwerte überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden. Sie weisen Neigungen über 20 % aus, die den Einsatz landwirt- schaftlicher Maschinen erschweren und die Erosionsgefahr durch den Viehtritt und Bodenbearbeitung erhöhen. Die Flächen liegen unter 40 Bodenwertpunkten, an denen die Landwirtschaft wegen der schlechten Ertragslage und ungünstiger Flä- chenerreichbarkeit künftig kein Interesse haben wird.

Die meisten Gebiete im regionalen Planungsraum sind an vorhandene Waldbe- stände angelehnt. Die Erstaufforstung sollte aber in diesen Gebieten vorrangig be- trieben werden, vor allem, wenn öffentliche Förderungen zur Verfügung stehen. Die Festsetzung ersetzt keine anderweitigen Genehmigungen (z.B. nach dem Lan- deswald- oder dem Naturschutzgesetz). Im Einzelfall ist eine Abstimmung standort- angepasster Baumartenwahl erforderlich.

Auch die Anlage von Obstbaumplantagen kann weiter geprüft werden. Dies gilt vor allem für die Bereiche, in denen traditionell diese Bewirtschaftungsform sowie ge- eignete klimatische Bedingungen anzutreffen sind (z.B. "Golmbacher Schweiz", "Rühler Schweiz"); entsprechende Modellvorhaben wurden 1999 realisiert.

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Es sollte selbstverständlich sein, dass die ökologische Bedeutung und Vielfalt so- wie das Landschaftsbild, die Belange der Landwirtschaft und des Fremdenverkehrs einschl. der Erholung nicht beeinträchtigt werden.

3.4 Rohstoffgewinnung

Im regionalen Planungsraum liegen mehrere oberflächennahe und tiefliegende Rohstoffe. Es sind oberflächennah vor allem - soweit zurzeit bekannt - Steine und Erden, tiefliegend in geringerem Umfang Asphalt, Gipsgestein und in größeren Tie- fen vermutete Salzlagerstätten (zurzeit sind keine Abbauplanungen bekannt). Die Vorkommen und ihre Schwerpunkte sind regional verteilt. Sie bilden die Basis für einige regionale rohstoffverarbeitende Betriebe. Vornehmlich Sande und Kiese so- wie Gips werden auch überregional verteilt (Raum Nordrhein-Westfalen) und impor- tiert. Im Ith-Hils-Gebiet sind Ölschiefervorkommen bekannt.

Das Kreisgebiet war früher aufgeteilt in drei Erlaubnisgebiete: Südniedersachsen (Wintershal AG), Pyrmont (Mobil Oil AG) und Alfeld (Gewerkschaft Elverath). Die vom Oberbergamt erteilten Erlaubnisse nach § 7 Bundesberggesetz verpflichteten die Gesellschaften, die entsprechenden Gebiete auf das Vorkommen von Erdöl und Erdgas zu untersuchen. Zu einer weiteren Erschließung ist es nicht gekommen, so dass die Konzessionen nun ausgelaufen sind. Die Zielformulierung einer frühzeiti- gen Abstimmung hat sich in der Praxis auch aus Umweltschutzgründen bewährt. Für möglicherweise erforderliche Tiefbohrungen gilt dies in gleicher Weise.

Nach Unterlagen des Nds. Landesamtes für Bodenforschung sind rd. 8 % der Flä- che des regionalen Planungsraumes in irgendeiner Stufe als Rohstoffsicherungs- gebiete vorgeschlagen, das sind rd. 5.400 ha, mithin doppelt soviel wie die Gebäu- de- und Betriebsfläche im Kreisgebiet. Für den Bereich Kies und Sand im Wesertal wurde ein Bodenabbauleitplan Weser unter Federführung der Bezirksregierung Hannover, gemeinsam mit den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Schaumburg und Nienburg erarbeitet (Veröffentlichung 1998). Der Abbauleitplan erfasst den Abbau von Kies und Sand; der Abbau von Festgestein ist aufgrund seiner teilweise anders gearteten Problematik nicht Gegenstand der Untersuchung.

Im Planungsraum für den Kiesabbau des Landkreises Holzminden (41.018 ha) sind 186 ha als Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung in der 1. Zeitstufe und 632 ha in der 2. Zeitstufe zur Umsetzung im RROP 2000 enthalten (konkretisierte Vorgabe des LROP 94). Als Vorsorgegebiet werden 79 ha eingeordnet. Knapp 92 ha (ohne Beachtung der von Holzminden stadtnahen, aber nordrhein-westfälischen Abbau- bereiche) sind in Abbau; knapp 40 ha in Verfahren oder Planung. Vorranggebiete für Kies machen mit rd. 820 ha somit rd. 1,2 % des gesamten Kreisgebietes aus.

Die Ausweisung von Vorranggebieten und Vorsorgegebieten für Rohstoffgewin- nung im Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) ´94 und in den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) der Landkreise haben Auswirkungen auf den gesamten Weserraum, und zwar landkreisgrenzenübergreifend. Dies gilt u.a. für den Naturraum und die Hochwasserereignisse. Außerdem zeigt die "Rohstoffwirt- schaftliche Marktanalyse" (siehe Anhang I bzw. Abschnitt 2 des Bodenabbauleit- planes.), dass ein Großteil der abgebauten Kiese und Sande in Regionen außer- halb des Planungsraumes geliefert werden (u.a. Regionen Bremen, Hannover und NRW).

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Im Übrigen hat das Bodenabbaukonzept "Südliches Leinetal" für den Bereich des Kommunalverbandes Großraum Hannover und des Landkreises Hildesheim und des darin für die EXPO 2000 erkannten Mehrbedarfs an Kiesen und Sanden - we- gen der im Weserraum vorhandenen Abbaukapazitäten - Auswirkungen auf diesen Raum als Lieferregion.

Wegen dieser überregionalen Verflechtungen hat die Bezirksregierung Hannover - in Abstimmung mit den vier betroffenen Landkreisen - die Moderation für eine kon- kretisierende Festlegung von Vorrang- und Vorsorgegebieten für Rohstoffgewin- nung für den Bereich der Weser übernommen, ohne deren Zuständigkeit bei der Aufstellung des jeweiligen RROP und den bodenabbaubezogenen Einzelgenehmi- gungen damit in Frage zu stellen. Wesentliche Kriterien deutet die nachfolgende Tabelle an. Leider konnte der nordrhein-westfälische Raum im Westen des regionalen Pla- nungsraumes nicht integriert werden. Ziel des Abbauleitplanes war es, eine zwischen den vier Landkreisen abgestimmte Handlungshilfe zur raumordnerischen Steuerung des Bodenabbaus zu bekommen; er soll Grundlage für die Festlegung der o.g. Gebiete in den jeweiligen RROP sein. Deshalb liegt die abwägende Entscheidung in allen Fällen bei den Landkreisen.

Bei der Aufstellung des Fachplanes ist zu berücksichtigen, dass Unterschiede in der Raumstruktur und im Abbauvolumen sowie unterschiedliche Auswirkung auf den Flächenbedarf in den vier Landkreisen bestehen, die zu erheblichen Abwei- chungen in der regionalen Betroffenheit entlang der Weser führen. Diese Voraus- setzungen ergeben im Rahmen der Abwägung durch die Landkreise, die zwar auf Basis gleicher Abwägungskriterien durchgeführt wurde, Unterschiede im Umfang und der Darstellungen.

Durch den Abbauleitplan sind die im LROP ´94 festgelegten Vorranggebiete und die in den dortigen Beikarten als Abwägungsgrundlage für die Landkreise ausge- wiesenen Vorsorgegebiete konkretisiert. Er dient auch der Unterstützung bei Ge- nehmigungsverfahren zum Bodenabbau. Außerdem kann nach abgeschlossener Abbauleitplanung in der Regel auf Raumordnungsverfahren bei Anträgen, die in Vorranggebieten für Rohstoffgewinnung im Planungsraum liegen, verzichtet wer- den.

Ein vergleichbares Konzept für den Festgesteinsbereich ist mangels Personal- kapazität und wegen der geringen Rohstoffbedarfslage noch nicht zu verfolgen ge- wesen.

Für den Rohstoffbereich Gips haben Sonderabstimmungen mit Verbänden, Lan- desamt für Bodenforschung und der Industrie stattgefunden, um der besonderen Situation im Regionalen Planungsraum nachgehen zu können. Mehrere größere Unternehmen fördern Rohmaterialien und produzieren Produkte unter Einsatz von Gips. Firmen im Regionalen Planungsraum haben einen Rohstoffbedarf von jährlich mehr als 400.000 t. Zurzeit stehen demgegenüber nur bis 100 000 t/a REA-Gips zur Verfügung, d.h. bis zu schätzungsweise 25 % des Bedarfs könnten hierdurch maximal gedeckt werden. Mittel- bis langfristig muss jedoch damit gerechnet wer- den, dass z.B. durch die Kohlevergasungstechnik oder die sehr viel kostengünsti- gere Entschwefelung mit Meerwasser immer weniger REA-Gips verfügbar sein wird. "Nachhaltiges" Wirtschaften muss auch diese Zeiteffekte berücksichtigen. Je nach Produkt können darüber hinaus 0 % bis max. 30 % des Rohstoffes mit min- derwertigerem Gips aus dem Mittleren Muschelkalk (oder dem Röt) gedeckt wer- den. Dieser Gips ist generell stärker mit Salzen und Tonmineralen belastet und liegt im Reinheitsgrad nur zwischen 78 und 82 %.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

In den Untersuchungsrahmen wurden einbezogen:

Fachgebiet Untersuchungsgegenstand/Grundlage Bemerkungen Naturschutz/ − Vorranggebiet für Natur und Landschaft/Landes-Raumord- nur raumordnerische Landschafts- nungsprogramm 1994, zeichnerische Darstellung Zuordnung, Konkretisie- pflege M 1: 500 000 rung durch Fachkarte − Naturschutzgebiet; bestehend u. geplant (§ 24 NNatG) / Raumordnungskataster ROK), Planungsmeldeatlas Bez.Reg. Hannover, Dez. 201, beide M 1 : 25 000; Landschaftsrahmenplan M 1 : 50 000 − bes. geschütztes Biotop (§ 28a/b NNatG) mit Pufferzonen, soweit vorhanden (Einzelfallprüfung) Fachkarten der Landkrei- se − Naturdenkmal (§ 27 NNatG)/Fachkarten der LK, M 1 : 50 000 − für den Naturschutz wertvoller Bereich (soweit schutzwürdig nach § 24 NNatG)/Kartengrundlage des Nds. Landesamtes für Ökologie, M 1 : 50 000 − Fläche mit sehr hoher Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen z.B. Flora- und Fauna Habitate (FFH), Besonde- re Schutzgebiete (BSG) (soweit schutzwürdig nach § 24 NNatG) / NLÖ M 1 : 50 000 − Landschaftsschutzgebiete, vorhanden oder geplant (§ 26 NNatG)/ROK, Planungsmeldeatlas Bez.Reg., Dez. 201, beide M 1 : 25 00 und Landschaftsrahmenplan M 1 : 50 000 − geschützter Landschaftsbestandteil; vorhanden oder geplant (§ 28 NNatG)/Karte NLÖ M 1 : 50 000 − Fläche mit hoher und mittlerer Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen z.B. Weißstorchbrut- und Nahrungshabi- tat/Karte NLÖ M 1 : 50 000 Wasser − Trinkwasserschutzgebiet (festgesetzt/geplant) Zonen I bis III A nur raumordnerische (§§ 48, 50 NWG) Zuordnung, Konkretisie- − Heilquellenschutzgebiet (§ 142 NWG), im Plangebiet nur Zone rung durch Fachkarte V betroffen beides: Übersichtskarten der geplanten, im Verfahren und festgesetzten Gebiete Bez.Reg. Hannover, Dez. 502, M 1 : 50 000 − Vorranggebiete für (Trink-)Wassergewinnung/ LROP 1994, Karte M 1 : 500 000 − Gebiete mit besonderer Bedeutung bzw. Vorsorgegebiete für Trinkwassergewinnung/LROP 1994, Karte M 1 : 500 000 − gesetzliche Überschwemmungsgebiete 19 ROK, Bez.Reg. H., 201, M 1 : 25 000 Sied- − Wohnsiedlungsbereich, Gewerbe- und Industriesiedlungsbe- lung/Bebau-ung reich und öffentliche Grünfläche (F- und B-Plan Darstellung) und bebaute Bereiche / ROK, BezReg. H., 201 M. 1 : 25 000 Freizeit und Er- − Gebiet mit besonderer Bedeutung bzw. Vorsorgegebiet für nur raumordnerische holung Erholung/LROP Karte M. 1 : 500 000 Zuordnung, Konkretisie- rung durch Fachkarte Altlasten − Altdeponien − Altlasten einschl. Nah- und Einwirkungsbereich; beides: Fachkarten der LK, M. 1 : 25 000

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Der Grundgedanke des sorgsamen Umgangs mit volkswirtschaftlich bedeutenden Lagerstätten und deren möglichst vollständige Nutzung erfordert so auch das Zu- mischen von Gips aus dem Mittleren Muschelkalk im Sinne nachhaltigen Wirtschaf- tens (parallele Nutzung von Lagerstätten unterschiedlicher Qualität). Durch Recyc- ling kann im Gipsbereich nur ein sehr kleiner Beitrag zur Bedarfsdeckung erreicht werden. Nur etwa 2 % des Produktionsvolumens sind durch Aufarbeitung von Pro- duktionsrückständen, Plattenschnittabfällen usw. vor Ort zu decken; wenn aus an- deren Standorten zugefahren wird, auch mehr.

Erfolgversprechend im Sinn der Überlegungen zur vollständigen Nutzung von Roh- stoffen und zur Substitution im Rahmen von Stoffkreisläufen sind in der letzten Zeit der Umgang mit Abraum und die Anfassung von Halden geworden. Ein Einbezug derartiger Vorgänge als konkrete Zielsetzung des Regionalen Raumordnungspro- gramms ist zurzeit noch nicht möglich.

Zu 279/280 Die Ziele fordern auf, die Planung geophysikalischer Untersuchungen und die Fest- legung von Profillinien und Schuss- bzw. Bohrpunkten in Kenntnis besonderer raumordnerisch zu sichernder Flächenansprüche anzulegen und den Fachverwal- tungen der Kreisverwaltung mitzuteilen, entsprechend § 16 NROG in der Fassung vom 27.04.1994.

Die Vorsorgegebiete und Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung gehen auf die Rohstoffsicherungsgebiete des Nds. Landesamtes für Bodenforschung 1992 zu- rück. Bei der Konkretisierung der Landesvorgaben sind die regional notwendigen Erfordernisse aus Landwirtschaft, Landschaft und Naturschutz, von förderungswür- digen Freizeitfolgenutzungen, von den für den Fremdenverkehr attraktivsten Land- schaftsteilen und die denkbaren Verkehrsbelastungen im Zusammenhang mit ei- nem Abbau berücksichtigt.

Die vorsorgliche Einbeziehung von Verkehrsbelastungen resultiert aus der Er- kenntnis, dass die im regionalen Planungsraum zu erwartenden größeren Trans- portentfernungen zwischen Abbaugebiet und Verbrauchsregion mit Transportfahr- zeugen durchgeführt werden dürften, für die die Straßen aber nicht überall in aus- reichender Tragfähigkeit vorhanden sind. Auf die damit verbundenen u.a. wach- senden Achslasten sowie den Lärm und die Erschütterungen sind viele kleine Sied- lungsbereiche nicht eingerichtet. Ein Abbau, der zu unzumutbaren Belastungen füh- ren würde, muss daher vermieden oder in besonderer Form abgewickelt werden (z.B. bei der Transportmittelwahl).

Der Abbau von Kiesen im Wesertal wird aller Voraussicht nach Wasserflächen ent- stehen lassen. Die abgebauten Kieslager sind einerseits sicher nicht alle wieder verfüllbar und würden als offene Wasserfläche die Vielfalt des Landschaftsbildes von Weserschleifen, Steilufern und engen Tälern an einzelnen Punkten empfindlich stören, ja teilweise zerstören und damit das Landschaftspotential als Basis des Fremdenverkehrs beeinflussen.

Die Beobachtung von Abbaugebieten hinsichtlich archäologischer Bodenfunde wird eine besondere Rolle spielen müssen. Mit Bodenfunden ist besonders bei Flussab- baggerungen, Kiesausbeutung und Gesteinsabbau zu rechnen.

Zu 281 In der Vergangenheit sind im regionalen Planungsraum sehr viele kleine Rohstoff- abbauten angelegt worden. Sie stören das Landschaftsbild in unterschiedlichem Maß. Gleichzeitig ist die zu beobachtende Konzentration von Abbauunternehmen nicht sonderlich interessiert, kleine Bereiche in Angriff zu nehmen oder dort, wo es mit den eingesetzten Geräten schwierig wird, weiterzumachen und die Bereiche nach vorsorglichem Schürfen oder Abtrag des Oberbodens wieder liegen zu las-

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

sen. Darüber hinaus sind jedoch auch unterschiedliche Rohstoffqualitäten in ver- schiedenen Produktionswegen differenziert einsetzbar. Hier gilt es, wie probeweise in der Aufbereitung von Haldenmaterialien aufgegriffen, neue Ideen anzusteuern, um wertvolle Rohstoffe nicht unnötig zu früh aufzubrauchen.

Der empfindliche Naturraum "Weserbergland" kann derartige Eingriffe nur schwer- lich hinnehmen. Insofern ist bei der Auswahl von Vorrang- und Vorsorgegebieten nach der Rohstoffsicherungskarte manches Gelände unterschiedlich in Abhängig- keit von Interessenlagen zu bewerten, wenn es in den Vorsorgerang oder zurzeit überhaupt nicht zur Sicherung vorgeschlagen worden ist.

Zu 282 Raumordnung ist sowohl der Rohstoffgewinnung oder -sicherung (Vorsorge) als auch dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit im Umgang mit Rohstoffen ver- pflichtet. Es ist deshalb neben der planerischen Flächensicherung für die Rohstoff- gewinnung zu bedenken, auf welchen Wegen hochwertiger Kies bzw. Sand regi- onsnah den nachfolgenden Generationen zur Verfügung gestellt werden kann. Die Deponierung von nicht mehr genutzten Baustoffen oder angeblich nicht ver- wertbarem Abraum (insbesondere der aktiven Naturwerkstein-Gewinnungs- betriebe) muss, wo immer möglich, vermieden werden. Unnötige Inanspruchnah- men von neuen Abbau-Flächen werden so reduziert oder vermieden und möglicher Verschwendung wird begegnet.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit hat für jetzige und nachfolgende Generationen nicht nur Rohstoffe für "Wohnumfelder", sondern auch die Landschaft in ihrer Vielfalt und Eigenart, das "Natursystem", zu erhalten. In diesem Sinne müssen Lösungswege zu Substitution und Recycling gesucht und verfolgt und die Flächensicherung in ei- ner zeitlich auseinandergezogenen, damit gestaffelten und räumlich geordneten Abbaustrategie verbunden werden. Schonende Bewirtschaftung von Rohstoffen ermöglicht Spielraum für spätere Ge- nerationen. Wenn aber die Spielräume späterer Generationen uns bewegen, müs- sen wir heute schonender mit den Rohstoffen umgehen. Damit deutet sich ein Spannungsfeld an und es wird darauf ankommen, welcher der beiden Gedanken der Allgemeinheit bedeutsamer erscheint und wie schnell darüber Einigkeit ent- steht, ihn umzusetzen. Aus der Sicht der Raumordnung ist das Thema Substitution / Recycling unabhängig vom Aspekt entsprechender Mengen zu behandeln. Drei Teilaspekte sind fach- übergreifend von Bedeutung: − Veränderungen im Rohstoffbereich durch die Kreislaufwirtschaft, − Interessenlagen in den Marktbereichen von Primär- und/oder Sekundär- Rohstoffen, − Verhalten der Marktteilnehmer und deren Beeinflussungsmöglichkeiten. Für die bebaute Umwelt der Menschen werden Rohstoffe aller Art verwendet. Bau- herren, Entwurfsverfasser, Marketing-Konzepte der Bauwirtschaft, Verbraucherver- bände, aber auch Baumärkte beeinflussen die Materialwahl. Zur bebauten Umwelt gehört auch der weitgehend in öffentlicher Hand stattfindende Neu- und Ersatzbau von Infrastrukturen (u.a. Straßen, Kanalleitungen etc.). Diese Maßnahmen verbrau- chen teilweise mehr als die Hälfte der abgebauten Kiese und Sande in Niedersach- sen. Die öffentliche Hand hat somit erheblichen Einfluss auf Materialströme und damit auf den selbst geforderten sparsamen Rohstoffverbrauch. Bestehende, rohstoffverarbeitende Betriebe sind am Erhalt und ggf. Ausbau ihrer Marktposition interessiert. Verschiebungen zu betrieblichen Großstrukturen sind nicht zu übersehen.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Neue Industrie- und Gewerbebetriebe sowie vorhandene Betriebe der Steine- und Erden-Industrie, die den Markt ausreichend analysieren, haben sich dem öffnenden Markt der Rohstoffverwertung zugewandt.

Das Verhalten der am Rohstoffmarkt Beteiligten wird darüber hinaus nicht nur von deren räumlicher Position und der räumlichen Verteilung der Lager-, Liefer- oder Bearbeitungsstätten und damit dem Preis bestimmt. Es ist durch eine Vielzahl von Normen, Richtwerten und Verhaltensregeln, Ausschreibungspflichten sowie dem Kenntnisstand dazu oder dem Umgang mit verfügbaren Finanzvolumen (Anwen- dungsprobleme im öffentlichen Haushaltsrecht) beeinflusst.

Eine Reihe von sich widersprechenden Zielkomplexen zwischen den Bereichen der Primär- und Sekundärrohstoff-Betriebe, deren Verbände sowie der technischen Entwicklung im Baubereich und den Vorstellungen, z.B. für gesundes Wohnen, sind nicht zu übersehen. Es sollte zu einer ständigen Aufgabe aller Beteiligten der Rohstoffverwendung ge- hören, die unbedingte Notwendigkeit zum Einsatz von wertvollen Primärrohstoffen für verschiedene "Normfälle" zu überprüfen und ggf. entsprechend anzupassen. Es muss versucht werden, diese Normen und Standards den schwindenden Rohstoff- mengen und im Sinne einer nachhaltigen Rohstoffnutzung sowie dem wachsend zur Verfügung stehenden Recyclingmaterial anzupassen.

Für die Betrachtung der regionalen Situation ist auf den jeweils aktuellen Rohstoff- sicherungsbericht des Nds. Landesamtes für Bodenforschung zurückzugreifen. Dort ist z.B. der überregionale Bedarf an Gips nach regelmäßiger Unterrichtung des Umweltbundesamtes zu Gipsverbräuchen und Angeboten an REA-Gips (Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen) aufgenommen.

Zu 283 Potentielle Folgenutzungen sind in der zeichnerischen Darstellung enthalten und haben Auswirkungen auf die Abbaugenehmigungsauflagen, um die regionale Ge- samtentwicklung bestmöglichst zu fördern und sicherzustellen. Aufgrund der feh- lenden Parzellenschärfe und des kleinen Flächenmaßstabes des Regionalen Rau- mordnungsprogramms sind gestalterische Entscheidungen zur Folgenutzung in an- deren Fachplänen oder im Einzelfall zu entwickeln. In den Kapiteln 2., 3.8, 3.9. sind weitere Ziele der Raumordnung dargestellt, die sich auf den Bodenabbau auswir- ken können.

Eine über einem Rohstoffgebiet liegende Signatur VSG Natur und Landschaft zeigt Hinweise auf die primäre Folgenutzung außerhalb der Freizeitgestaltung. Die Sig- natur VSG für Erholung deutet gerade diese Nutzung an.

Wenn ein VRG Rohstoffgewinnung von einem VSG für Natur und Landschaft oder für Erholung überlagert ist, ist die Folgenutzung zeitversetzt, d.h. nachfolgend zu sehen. Sie wird bei der Ausarbeitung von Abbauauflagen heranzuziehen sein. Die Überlagerung mit einem VSG für Erholung ist auf die Bereiche südlich Lauenförde, südlich Holzminden und nördlich von Bodenwerder sowie auf einen Teilbereich südlich von Heinsen konzentriert. Die Überlagerung beinhaltet Schritte einer anzu- strebenden wassergebundenen Freizeitkonzeption für das Wesertal und dient des- sen langfristiger Entwicklung einschl. der Frage von Sportboot-Anlegern. Eine Überlagerung eines VRG Rohstoffgewinnung mit einem VRG für Erholung mit star- ker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung wäre aus dem Gesichtspunkteiner Steuerung der Folgenutzung wünschenswert, ist aber methodisch zurzeit nicht er- wünscht (LROP-Methode).

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Anmerkung: Die Bezirksregierung Hannover weist in ihrer Genehmigungsverfügung vom 27.11.2000 zum Regionalen Raumordnungsprogramm 2000 des Landkreises Holzminden auf folgendes hin: Der in der landesweiten Kartierung für den Natur- schutz als wertvoller Bereich eingestufte Steinbruch am Odfeld bei Eschershausen ist mit der Vorrangdarstellung Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung verträglich, so- lange die Belange des Amphibienschutzes in der Abbaugenehmigung Berücksichti- gung finden.

Zu 285 Eine sparsame Rohstoffgewinnung und -verwendung sowie eine dem regionalen Planungsraum dienende Folgenutzung erfordern eine nachvollziehbare und kontrol- lierbare Aufbereitung des Abwägungsmaterials; dabei sind die Bedingungen der beabsichtigten Folgenutzung vor allem in den Randzonen von Wasserflächen und Land abzustimmen.

Im engen Wesertal sollte der Rohstoffabbau überall dort, wo es fachtechnisch, ökonomisch und ökologisch verantwortbar ist, eher in die Tiefe als in die Fläche gehen (insbesondere in den vom Landesamt für Bodenforschung festgestellten Gebieten mit ungewöhnlich hoher Kiesmächtigkeit).

Sieht man den Bodenabbau im Wesertal unter Aspekten des Fremdenverkehrs und der Freizeitgestaltung, so sollten Abbau und gleichzeitig hineindrängende Freizeit- nutzung möglichst nur kurze Zeit parallel verlaufen. Dies kann besonders dadurch entzerrt werden, dass der Abbau möglichst konzentriert erfolgt und abschnittsweise gegliedert wird.

Bei der Gewinnung von Sandstein haben die vergangenen Generationen umfang- reiche Kleinst- und Großabbaue angelegt und oft später liegen lassen. Eine Ein- gliederung in die Landschaft ist meist erschwert. Gleichzeitig sind dabei Deck- schichten der Gebiete mit besonderer Bedeutung und Vorranggebiete für Wasser- gewinnung betroffen.

Der Abbau eines vorhandenen Rohstofflagers sollte nicht deshalb zu Rest- Rohstoffbeständen oder Restflächen führen, weil nicht angemessene Gewin- nungsmethoden eingesetzt, Teilgrundstücke nicht hinzugenommen werden können oder mehrere Unternehmen ein Abbauvorhaben betriebswirtschaftlich unterschied- lich vornehmen. Rohstoffsicherung sollte hierfür neue Überlegungen anstellen.

Besondere Aufmerksamkeit wird auf der weiter zu verbessernden qualitativen Er- kundung des Rohstoffvorkommens liegen müssen, um die Wirtschaftlichkeit nicht allein von einsetzbaren Abbaugeräten abhängig zu machen und die Vorräte für kommende Generationen zu klären.

Es wird für eine vernünftige ökologische Einpassung der Abbaue in die Landschaft auf einen mehr oder weniger schrittweisen und kleinteiligen Abbaufortschritt an- kommen. Er lässt ggf. bereits frühzeitige Eingliederung von Teilbereichen in wie auch immer geartete Nachnutzungen zu.

Zu 286 In Niedersachsen besitzen Vorranggebiete zurzeit immer noch kein konkretes Um- setzungsgebot in Fachbestimmungen. Nach der Neuordnung des Bundes- Raumordnungsgesetzes und des Baugesetzbuches sind jetzt allerdings explizit vorgegebene Vorranggebiete Hindernisse für den Abbau an anderer, nicht ausge- wiesener Stelle. Hierüber ist auch im Einzelfall neu nachzudenken.

Diese Zielsetzung des Regionalen Raumordnungsprogramms wollte die Entwick- lungsmöglichkeiten des regionalen Planungsraumes in der Weise fördern, die der Gesamtheit und dem Einzelnen am besten dient (§ 2 und § 1 NROG). Für die Be-

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

handlung von Abbau-Anträgen wäre damit eine Zielvorgabe für weitere Abwä- gungsvorgänge in fachlichen Genehmigungsverfahren aus Gründen des Allge- meinwohls gesetzt. Das LROP 94 mit seiner Ergänzung aus 98 will zurzeit jedoch nur dann einen Ausschluss zulassen, wenn alle Rohstoffe untersucht und gemein- degrenzenscharf festgelegt werden können. Der Bodenabbauleitplan Weser hatte sich nur auf Sand und Kies innerhalb des engen Naturraumes Wesertal konzent- riert, womit der erforderliche und angestrebte Ausschluss nicht ermöglicht worden ist.

Sand und Kiesabbau hat im Wesertal des regionalen Planungsraumes erheblichste Auswirkungen durch die Schaffung von Wasserflächen, Beeinträchtigung des Landschaftsbildes des Tales der mäandrierenden Weser auch unter Aspekten des Tourismus, der historischen Ackerflächen mit wirtschaftlicher und ökologischer Be- deutung und engt die Entwicklung von Gemeinden/Gemarkungen erheblich ein (hinzuzurechnen wären Abbauflächen jenseits der Landesgrenze auf dem anderen Weserufer). Ausschlusswirkungen müssen künftig auch für Gemarkungen und ein- zelne Rohstoffarten gelten. In diesem Rahmen war der Ausschluss für den Abbau von Kies und Sand außerhalb der Vorranggebiete für die folgenden Gebiete vorge- sehen: in der Samtgemeinde Bodenwerder für die Gemeinden Hehlen - ohne Ortsteile Hohe und Brökeln, für Pegestorf und Bodenwerder - ohne Ortsteile Linse, Buchhagen, in der Samtgemeinde Polle für die Gemeinden Polle und Brevörde, in der Samtgemeinde Bevern für die Gemeinden Bevern - ohne Ortsteile Dölme, Lüt- genade und Lobach sowie in der Samtgemeinde Boffzen für die Gemeinden Fürs- tenberg und Lauenförde. Er wäre künftig zu verfolgen. Diese Darlegungen gelten primär für Bodenabbauvorhaben nach § 17 ff. des NNatG, wogegen Abbau von Bodenschätzen nach dem Bergrecht, in vielen Fällen unterirdisch, oder nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz andere Frage- stellungen beinhaltet.

Zu 287 Viele Rohstoffe sind i.d.R. von Natur aus begrenzt, d.h. nicht regenerierbar und vermehrbar. Sie sind meist standortgebunden. Andere Rohstoffe werden im Zuge technischer Entwicklungen künstlich erzeugt, wobei eine Verlagerung auf andere Rohstoffe als Ausgangsmaterial vielschichtige neue Probleme (auch Marktverände- rungen, Verlagerung oder Aufgabe von Arbeitsplätzen, Normen und Standards, Ak- zeptanz) auslösen kann. So ist z.B. die Entstehung von Industriegips aus der Rauchgasentschwefelung in der Regel mit erhöhtem Kalkbedarf verbunden; dieses führt zu Abbauverlagerungen unter Inanspruchnahme von Natur und Landschaft.

Die Wiederverwendung bereits einmal genutzter Rohstoffe ist durch die Kreislauf- gesetzgebung, der Forderung nach Stoffkreisläufen und den Konsequenzen eines nachhaltigen Wirtschaftens in der öffentlichen Diskussion. Die Kreislaufwirtschaft und die Privatunternehmen im Planungsraum werden dabei für den ländlichen Raum angepasste Lösungen zu erproben haben. Für anfallenden Bauschutt oder bei Beseitigung vorhandener Straßendecken (Packlagen, Schotter etc.) gilt dieses Ziel ebenfalls. So könnte z.B. eine Ansprechstelle die Eignung des anfallenden Ma- terials und den Bedarf an anderen Orten im Sinne einer "Börse" zu klären suchen. Im Einzelfall wären Auflagen bei Genehmigungsverfahren denkbar.

Zu 288 Im Rahmen der AGENDA 21 und der Zielsetzung, nachkommenden Generationen eigene Spielräume auch für den Einsatz von primären Rohstoffen zu sichern, kommt dem Verhalten öffentlicher Aufgabenträger eine Vorbildrolle zu. Im Rahmen der verwaltungsmäßigen Handlungsspielräume bei der Genehmigung einzelner Rohstoffabbaue könnten auch Privatunternehmen im Rahmen ihrer Mög- lichkeiten zur Umsetzung des Zieles freiwillig beitragen. Dies wäre u.a. im Zusam- menhang mit dem sogenannten Öko-Audit zu verfolgen. Hierzu zählt die Differen- zierung von Ausschreibungen für Bauten genauso wie die schnelle Umsetzung von

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Forschungsergebnissen in die Praxis für den Baubereich oder die Diskussion von Normen und Standards bis zur Harmonisierung auf der EU-Ebene. Hierbei müssen die gesteinstechnischen Parameter den Einsatz zulassen oder die entsprechenden Bestimmungen Spielräume öffnen.

Aus Gründen des Bodenschutzes, des endlichen Verbrauchs von nicht nachwach- senden mineralischen Rohstoffen sind solche Ziele zu verfolgen. Sie sollen die Spielräume für nachwachsende Generationen möglichst auch regionsbezogen si- chern helfen. Dies fordert die Zielsetzung der Nachhaltigkeit entsprechend dem Weltgipfel in Rio de Janeiro von 1992.

Zu 289 Für dieses Ziel sind wirtschaftliche Entwicklung, wie Recyclingstätten oder neue Märkte für sonst nicht verwertete Halden-/Abraum-Materialien aus aktiven Be- trieben der Natursteingewinnung zu unterstützen. Es sollte jedoch im Bereich der roten Sandsteine bzw. im Bereich der grauen Kalksteine jeweils entsprechend "ge- färbtes" Material eingesetzt werden (Ortsbezogenheit).

Zu 290 Geht man den Problemen des Ansatzes von Substituten oder Ersatzstoffen nach, stößt man sehr bald auf Hinweise, dass Normen, Bestimmungen oder Ausschrei- bungsbedingungen Grenzen für den Einsatz setzen. Es ist zu fragen, wie alt diese sind, ob sie die Nachhaltigkeit, die Stoffströme etc. schon bedacht haben und schließlich, wer sie festgesetzt hat. In der Europäischen Union gibt es dazu bereits Begriffsabgrenzungen zu dem Themenkomplex "Raum".

In diesem Zusammenhang lässt sich analog zum Sachverständigenrat für Umwelt- fragen festhalten: − mangelnde Beteiligung von und mangelndes Bewusstsein in der Öffentlichkeit beim Thema und dem Nutzen einsetzbarer Primär und Sekundärrohstoffe, − fehlende Veröffentlichung über Zusammensetzungen von Entscheidungs gremien, zum Beispiel über statistische Erfassung oder Normenbildung, − unabgestimmte rechtliche Verbindlichkeiten, z.B. zwischen Kreislaufgesetz, Bodenschutz und Zulassungsverfahren für den Bodenabbau, − Kontrolle von Abbau, Wiederherrichtung und Stoffeinsatz; ein besonderes Thema, damit nicht eine unnötige Deponierung Platz greift.

Auch die Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum "Schutz der Erdatmosphäre" und "Schutz des Menschen und der Umwelt" haben verschiedent- lich auf diese Aspekte hingewiesen.

Die öffentliche Hand, als ein großer Abnehmer bei baustofforientierten Rohstoffen, müsste hier jede Gelegenheit nutzen, um dem Ziel der nachhaltigen Verwendung entsprechende Spielräume abzugewinnen.

Zu 291 Für verschiedene Rohstoffe, Lagerstättenstrukturen und Abbautiefen sind unter- schiedliche Geräte einzusetzen. Das Ziel soll eine Optimierung beim Abbau der La- gerstätten anstreben, d.h. bei Kies vor allem den Abbau in die Tiefe, um einen wei- teren Flächenverbrauch zu reduzieren. Entsprechende Nachweise durch vorherige Bohrungen (Beweissicherstellung) und Echolot oder andere Nachweisformen der erreichten Bodentiefe unter Wasser oder durch Vermessung in Tagebauen stellen die Einhaltung dieses Zieles sicher. Nach Abschluss des Abbaus müsste kontrol- liert werden können, um wilde Abfalldeponien zu vermeiden oder zu verhindern.

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Zu 294 Im Maßstab des Regionalen Raumordnungsprogramms kann nicht die Einzelfall- entscheidung im Genehmigungsverfahren mit Maßstäben 1:1.000 ausreichend klar dargestellt bzw. festgesetzt werden. Ist z.B. ein Vorrang-/Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft oder ein Vorsorgegebiet für Erholung gleichermaßen im Abbau- bereich vorhanden, sind geeignete Ufer- oder Wasserteilflächen der entsprechen- den Nutzungsweisung zuzuführen. Ein Ausblenden z.B. des Vorsorgegebietes für Erholung ist dann nicht möglich. Die Zulässigkeit der Sportfischerei durch aner- kannte Fischereivereine als Folgenutzung der Wasserkörper bei neu entstehenden Bodenabbaugewässern ist aus der Natur der Sache getrennt zu sehen von der da- zu notwendigen Ufernutzung. Diese muss im Sinn differenzierter flächenhafter Fol- genutzungen des Bodenabbaus auf Uferteilbereiche abstimmbar und einschränkbar sein.

Zu 295 In der Mittelgebirgslage des regionalen Planungsraumes kann es Rohstoffe geben, die nur unterirdisch erschlossen werden können. In der Regel sind jedoch darüber liegende Gesteinsformationen oft von geringer Mächtigkeit oder stehen unter Na- turschutz oder haben Probleme der Wasserhaltung/-führung. Dies kann zu erhebli- chen oberirdischen Problemen beim geplanten unterirdischen Abbau führen, wenn- gleich der tatsächliche Eingriff bei der Aufschließung des unterirdischen Abbauge- bietes oberirdisch unter 1 ha liegt und eigentlich im Rahmen des RROP nicht dar- stellbar ist. Das Ziel will die sachgerechte Auseinandersetzung zwischen Lagerstät- te und Zugang im Sinne der Empfindlichkeit des Naturraumes "Weserbergland" ver- folgen und darauf frühzeitig aufmerksam machen (siehe Beikarte).

Zu 297 Die Festlegung erfolgt auf der Basis der vom Nds. Landesamt für Bodenforschung bekannt gegebenen Rohstoffsicherungsgebiete oberflächennaher Rohstoffe und nach Prüfung der im LROP ´94 festgestellten Flächen sowie nach konkurrierenden, anderer Flächenansprüche oder Nutzungskonzepte im regionalen Planungsraum. Als Vorsorgegebiet sind - außer bei Kies - Rohstoffsicherungsgebiete mit volkswirt- schaftlicher Bedeutung (2. Ordnung) von mehr als etwa 1 - 2 ha ausgewählt, wenn nicht i.d.R. eine kürzere Entfernung als 300 m zur Wohnbebauung, eine Offenlegung von Grundwasserhorizonten, eine Beeinträchtigung des Landschafts- bildes und von Vorflutern, die Nähe von Aussiedlerhöfen, das Fehlen öffentlicher Straßen, bereits vorhandene, verfüllte ehemalige Abbaugebiete oder hohe Boden- güte der Landwirtschaft entgegenstehen.

Vorhandener Sandsteinabbau ist dabei als Trockenabbau auch in Vorsorgege- bieten und in Vorranggebieten für Wassergewinnung festgesetzt, da i.d.R. aus reichende Vorkehrungen zum Schutz der Wassergewinnung möglich sein werden.

Die Ausweisung im Wesertal geht auf die Vorhaben im nordrhein-westfälischen Be- reich ein und schont die Weserschleife bei Reileifzen ("Brille") aus landespflegeri- schen, besonders auf das Landschaftsbild bezogenen Gründen.

Tiefliegende Rohstoffe sind nur in der Beikarte dargestellt. Die Flächenschraffur umfasst nicht abzugrenzende unterirdische Rohstoff-Lagerstätten, besonders von Gips im Mittleren Muschelkalk, die jedoch mengen- und vor allem qualitätsbedingt nicht geeignet sind, hochwertigen Zechsteingips oder REA-Gips zu ersetzen. Diese Tatsache enthält keine Wertung der dort jeweils gewonnenen oder gewinnbaren Rohstoffe (z.B. Gipsabbau am Bützeberg; gilt auch für untertägigen Asphaltabbau bei Eschershausen). Die Beikarte enthält jedoch im Maßstab 1:100.000 eine Dar- stellung der vermuteten bzw. denkbaren Vorkommen.

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Zu 300 Die Forderung nach Abbauleitplänen ergibt sich u.a. aus dem jetzt vorliegenden Bodenabbauleitplan für den Kies im Wesertal. Die Forderung nach einem größer darzustellenden Gebiet, als dem reinen Abbau- und Grundflächenplan für ein Ein- zelvorhaben, soll zur Auseinandersetzung mit unmittelbar angrenzenden Flächen führen. Dabei sind Wegenetze, Lagerflächen, Abraum- und Mutterboden- Lagerstätten, Standsicherheit der Abbaurandgebiete etc. aufzuzeigen.

Mögliche Folgenutzungen für den Abbau verschiedener Rohstoffe im regionalen Planungsraum sind auch in anderen textlichen Zielen sowie den entsprechenden Festsetzungen der zeichnerischen Darstellung vorgegeben. Die Folgenutzungen berücksichtigen die unterschiedlichen Standortbedingungen, z.B. im Verhältnis zu den bewohnten Gebieten oder zu den Verkehrswegen. Im Detail wird eine im Ein- zelfall räumlich sorgfältige Trennung von unterschiedlichen Folgenutzungen zu be- rücksichtigen sein.

Im Abbaugenehmigungsverfahren ist ein Abwägungsprozess unter Einbezug der Ziele des regionalen Raumordnungsprogramms und des neuen Raumordnungs- gesetzes wie des Baugesetzbuches notwendig. Er dient dazu, die Entwicklung des regionalen Planungsraumes unter Beachtung der natürlichen Gegebenheiten und unter Berücksichtigung der sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Erfordernisse zu fördern und die sparsame und siedlungsstrukturell günstige Flä- cheninanspruchnahme, aber auch die möglichst umfassende Nutzung vorhandener Ressourcen zu erreichen. Eine möglichst frühzeitige Beteiligung der Eigentümer wäre bei der Erstellung des Konzeptes wünschenswert. Die Sportfischerei als Nutzungsberechtigter kann sicher auf bestimmte Uferzonen beschränkt werden, ohne ihre eigentlichen Rechte am Gewässer einzuschränken.

In den dargestellten Gebieten unterirdischer Abbaumöglichkeiten ist ggf. mit Ver- karstungen zu rechnen. Hierauf sollten Gutachten für schwere Baulichkeiten (z.B. Windkraftanlagen) eingehen. Die wichtigsten Kiesvorrangflächen sind um Bodenwerder, Heinsen, Holzmin- den/Lüchtringen, Meinbrexen, Lauenförde konzentriert. Im Raum Stadtoldendorf sind Vorranggebiete und Vorsorgegebiete für die Gipsgewinnung festgesetzt. Kalk- gewinnung ist im Raum der Ottensteiner Hochebene, Ton im nördlichen Bereich des Fleckens Delligsen von Bedeutung. Sandstein wird vor allem in kleineren Bo- denabbaugeländen gewonnen, die vom Maßstab des Regionalen Raumordnungs- programms her erst ab 1-2 ha. darstellbar sind.

Zu 301 Die genannten Gebiete lassen in der Regel keinen Abbau zu. Zudem ist auf die Regelung des Baugesetzbuches § 35 zu verweisen, da andere Flächen als Vorrang dargestellt sind. Im Rahmen des Bodenabbauleitplanes - Weser - sind sie bei der Konkretisierung berücksichtigt.

Zu 303 Vor allem geologische Aufschlüsse können im Mittelgebirgsraum von allgemeinem wissenschaftlichem und kulturellem Interesse oder als Brutplatz für Falken, Eulen, Uferschwalben u.Ä. von Bedeutung sein. Im Rahmen geologischer Wanderkarten sind es auch attraktive Zielpunkte für den Tourismus. Durch Genehmigungsaufla- gen in Verbindung mit den entsprechenden geologischen Vorkommen (Lehm, Ge- stein etc.) wird die gestalterische Ausbildung auch unter Standsicherheitsaspekten und allgemeiner Zugänglichkeit oder Unzugänglichkeit näher zu bestimmen sein.

Zu 304 Die Rekultivierung von Abbauen sollte nach allen Rechtsverfahren und durch Über- zeugungsarbeit sowie geeignete Beratung und Unterstützung Möglichkeiten zur Be- reicherung der Landschaft nutzen. Die Gestaltung von speziellen landschaftsge- rechten Biotopen, landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Bewirtschaftung oder die Überlassung der natürlichen Entwicklung sind als Elemente der Rekultivierung

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gleichwertig anzuerkennen. Dabei sind die Unterschiede in den teilweise bereits verarmten Bereichen Lauenförde, Holzminden, Bodenwerder und in den waldrei- chen Gebieten bei Gips-, Kalk- oder Sandsteinabbau bedeutsam. Es wird zu prüfen sein, wie unterschiedliche Rekultivierungsauflagen im regionalen Planungsraum ausgeglichen werden könnten.

Entsprechend den jeweiligen Standortbedingungen kann zur Bereicherung der Landschaft an folgende Lebensräume vorrangig gedacht werden: naturnahe Feuchtgebiete, Flachwasserbereiche und Stillgewässer, Steilwände und Böschun- gen, offene Kies-, Sand- und Schlammflächen, Gehölzstrukturen und Ruderalstan- dorte, Felsbiotope. In diesem Rahmen ist auch die Frage von zu sichernden Geo- topen aufzugreifen. Knapp 40 solcher Geotope sind beim Landesamt für Bodenfor- schung bereits bekannt.

Zu 305 Aus verschiedenen Sichtweisen gibt es Vorschläge zur Wiedereinführung von Aue- bewaldungen im Wesertal. Teilweise widersprechen die dort enthaltenen Vorschlä- ge zur Auewaldanlage generell den Vorranggebieten für den Rohstoffabbau und den gleichzeitig aus wasserrechtlicher Sicht gegebenen Möglichkeiten von Uferges- taltung. Es wird Geduld erfordern, hier an geeigneten Stellen sinnvolle Auflagen im Einzelfall bei Abbaugenehmigungen zugunsten des Auewaldes zu formulieren. Grundlage dafür ist u.a. die "ökologische Gesamtplanung von Werra und Weser". Zurzeit fordert der Naturschutz generell nur Abbautiefen von 5 m. Dieses wider- spricht den Zielen der vom Land festgesetzten möglichst umfassenden Rohstoff- ausbeutung.

3.5 Energie

Durch die topographische Lage und die historische Entwicklung bedingt, wird der regionale Planungsraum in jeder Energieart durch mehrere Unternehmen versorgt:

Stromversorgung: 1. Elektrizitätswerk Wesertal GmbH, Hameln 2. Hann.-Braunschw. Stromversorgungs AG, Hannover - Hastra -, für den südlichen Bereich Delligsen (neu:AVACON) 3. Paderborner Elektrizitätswerke und Straßenbahn AG (PESAG), Paderborn, für Boffzen (Mitte u. Nord), Derental, Meinbrexen, Lauenförde 4. Preußen Elektra, Netzbetrieb Hannover bzw. Netzbetrieb Kassel für den Südkreis 5. Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM), Göttingen, Raum Boffzen Süd.

Gasversorgung: 1. Elektrizitätswerke Wesertal GmbH 2. Gasversorgung Südhannover-Nordhessen GmbH, Kassel, für Boffzen Süd 3. Verbund der ehemals selbständigen Versorger: Landesgasversorgung Nieder- sachsen AG, Sarstedt, für den Raum Delligsen Süd und Ferngas Salzgitter GmbH als Vorlieferant und Versorger von Großabnehmern 4.. Stadtwerke Stadtoldendorf GmbH 5. Stadtwerke Holzminden

Diese Vielfalt signalisiert besondere Aufmerksamkeit für die Sicherstellung aus- reichender Energieangebote als Standortfaktor für die Wirtschaft, aber auch be- sonderes Engagement bei einer bürgernahen Energieberatung. Über eine unab- hängige Energieberatung unter Einbezug der Gemeinden, der Verbraucherbera-

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tung, der Wirtschaft und der Versorgungsunternehmen könnte in Zukunft weiter nachgedacht werden unter neuen rechtlichen Bedingungen zur Energiewirtschaft.

Die Vielfalt der Versorgungsunternehmen und die Bedeutung des Landschafts- bildes für den Fremdenverkehr machen sorgfältige Trassen- und Standortplanun- gen sowie Abstimmungen erforderlich. Aus diesem Gesichtspunkt bieten sich Raumordnungsverfahren oder landesplanerische Stellungnahmen für alle Arten von Leitungen an. Besondere Aufmerksamkeit wird künftig der Kraft-Wärmekoppelung zuzuwenden sein. Gegenüber Kraftwerken zur alleinigen Strom- oder Wärmeerzeugung nutzen diese Anlagen die Primärenergie um ca. 50 Prozent besser aus. Mit Heizkraftwer- ken auf Biomassebasis kann, bei einer guten Energieausnutzung und ohne zusätz- liche Kohlendioxid-Belastung, ein weiterer Beitrag zur Lösung der Energie- und Umweltprobleme geleistet werden. Die bei der Waldpflege zwangsläufig anfallen- den Mengen von Industrieholz sind nur schwer absetzbar. Ein zusätzliches Markt- segment im Energiebereich könnte die Forstwirtschaft im Planungsraum deutlich stärken. Der Regionale Planungsraum ist ausgesprochen waldreich und enthält enorme Reserven an Energieholz. Als Anhalt mag dienen, dass pro ha Laubwald- fläche jährlich mindestens 1 Rm Heizholz bereitgestellt werden kann.

Zu 307 In großen Teilbereichen des regionalen Planungsraumes ist die Wohnbausubstanz relativ alt. Heute noch vorhandene, großvolumige Gebäude der ehemaligen land- wirtschaftlichen Betriebe stellen auch ungenutzt noch einen wichtigen Beitrag zur möglichen energiesparenden Verdichtung eines Siedlungsgebietes dar.

Die ursprünglichen Siedlungen sind oft in geschützten Lagen zu finden. Neue Sied- lungsgebiete sollten vor allem Wohn-Standortbedingungen wählen, die durch gute Sonneneinstrahlung, Vermeidung von Kaltluftseen und von exponierten Hang- und Bergrückenlagen einen Beitrag aus der Standortsituation zur Energieeinsparung leisten.

Im ÖPNV ist der Schienenweg an sich energiesparender als der Einsatz von Bus- sen. Deswegen sollte ein Grundgerüst im Schienennetz langfristig erhalten und re- gional strukturpolitisch gesichert bleiben. Der Schienenweg erreicht jedoch nur we- nige Siedlungen im Landkreis Holzminden. Für Buslinien sind daher möglichst op- timale und betriebswirtschaftlich günstige Wege zu nutzen, denen eine weitere Siedlungsausdehnung entgegenstehen würde.

Zu 308 Eine Bestandsaufnahme des Energieversorgungszustandes und seiner kleinräumi- gen Verbesserungsmöglichkeiten, auch grenz- und versorgungsraumüberschrei- tend, kann in gemeinsamer Arbeit der Versorgungsträger und der kommunalen Ebene Teilschritte anstreben. Hierdurch könnten die Wahlfreiheit der Abnehmer wie die Vielfalt der Energieangebote verbessert werden. Günstige Abgabepreise kön- nen dann auch als Kriterium berücksichtigt werden.

Zu 312 Die Raumordnung kann in der zeichnerischen Darstellung sinnvoll nur Standort- flächen für Windenergienutzung in ein Raumordnungsprogramm integrieren. Die entsprechenden Anlagen stellen Eingriffe in Natur und Landschaft dar. Mit der zeichnerischen Darstellung von "Vorrang-Standorten" für Windenergienutzung wer- den Flächen verwendet, deren Nutzung von ausreichenden Windpotentialen mög- lich ist und deren andere Restriktionen minimiert sind. Fragen der Nutzung von Sonnenenergie oder Wasserkraft sind im Ziel enthalten, jedoch im Maßstab flächenhafter Festlegungen nicht einzusetzen. Es sollte aber nicht übersehen wer- den, dass im Sinn der Agenda 21 (Rio-Gipfel 1992) und eines nachhaltigen Um- ganges mit Energie der sparsame Energieverbrauch in Wirtschaft, Haushalt und beim Einzelnen nicht vernachlässigt werden darf.

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Zu 313 Die angestrebte Freihaltung des Wesertals soll der engen Talsituation im nörd- lichen Bereich und der nahen Landesgrenze im südlichen Teil im Rahmen der Ziel- vorgabe des Landes für den empfindlichen Naturraum "Weserbergland" und der begrenzten Belastbarkeit bei intensiver Fremdenverkehrsnutzung Rechnung tra- gen. Landschaftsnamen wie "die Brille" sollen unbeeinflusst nachvollziehbar blei- ben. In diesem Zusammenhang sind auch Entscheidungen zur Vorrangsituation in der Rohstoffgewinnung zu sehen. Die Zielformulierung ist auch gerechtfertigt, weil der gesamte Bereich unter 1.300 Stunden Voll-Last mit großen Anteilen auch unter 900 Stunden ausgewiesen ist und im Landschaftsbild der Tallage jedes höhere Bauwerk sich in den Vordergrund eines auch wohlgesonnenen Betrachters drängt. In den übrigen Untereinheiten sind große Waldflächen bereits Ausschlussgebiete für WEA. Aus der Untersuchung zu konfliktärmeren Gebieten für die Windenergie- nutzung ergeben sich Flächen zur vorrangigen Etablierung von Windenergie- anlagen (s. folgende Tabellen).

Das in Abschnitt B 8 LROP 94 Teil I festgelegte Instrument "Vorranggebiet oder -standort" ist durch Anpassung an das Bundesrecht entsprechend ergänzt. In den für Windenergienutzung besonders geeigneten Bereichen sollte das Instrument "Vorranggebiet/-standort" nicht nur zur vorsorglichen Sicherung und als Angebot von relativ konfliktarmen Flächen eingesetzt werden. Im Interesse einer land- schafts- und sozialverträglichen Entwicklung sollte es hier zur planvollen Steuerung der Windenergienutzung im Außenbereich im Sinne des § 35 Abs. 3 BauGB ge- nutzt werden. Dies setzt voraus, dass die räumlich konkrete Festlegung von Vor- rangstandorten für Windenergienutzung durch eine entsprechende textliche Ziel- aussage ("mit Ausschlusswirkung an andere Stelle des Planungsraumes") ergänzt wird. Im Einzelfall kann auch eine Einzelanlage - z.B. aufgrund der Höhe der Anlage oder des exponierten Standortes - raumbedeutsam sein. Mit der Festlegung von Vorrangstandorten ist eine schlüssige Darlegung der Auswahlgründe dieser Stand- orte verbunden und in einer gesonderten Dokumentation des Landkreises aufberei- tet. Die ausgewiesenen Vorrangflächen können durch Subrosionsereignisse betroffen werden (Folge der Verkarstung und ggf. unterirdischer Abbaue).

Zu 314 Im Gegensatz zur Küstenregion gibt das LROP 94 als Abwägungsgrundlage für große Teile des regionalen Planungsraumes ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft und für Erholung vor. In Verbindung mit der im Naturraum "Weserberg- land" landesseitig herausgestellten Empfindlichkeit und geringen Belastbarkeit der Ökosysteme ist, bei der im Mittelgebirge außerhalb der Höhen geringfügigen Wind- höffigkeit, eigentlich jede WEA, außer Nebenanlagen im Sinne der Baunutzungs- verordnung, unter 30 m Nabenhöhe als raumbedeutsam einzuordnen. Jeder Standort mit einer Anlage über 50 m Spitzenhöhe erzeugt durch Höhe, durch das Bewegungsmoment der Flügel und ggf. durch erforderliche Flugbefeuerung eine weitreichende Fernwirkung, die in der Regel auf mehrere Gemeindegebiete Aus- wirkungen im Landschaftsbild hat. Im Einzelfall können konkretere Visualisierungen bei der Beurteilung im Rahmen von Regionalplanung, Naturschutz und Baurecht weiterhelfen. Insofern scheint eine Visualisierung der räumlichen Zusammenhänge erforderlich.

Bei der Beurteilung von WEA unterschiedlicher Höhe muss bedacht werden, dass größere Anlagen generell eine bessere Ausnutzung der Winde ermöglichen. Ihre Flügel drehen sich langsamer, als dies bei kleineren Anlagen mit höherer Um- drehungszahl der Fall ist. Größere Anlagen sind so nicht nur effektiver im Leis- tungsbeitrag, sondern auch "ruhiger" im Bewegungseindruck (behäbiger), abgese- hen von Zweiflüglern.

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Einige Vorrangstandorte für Windkraftanlagen liegen innerhalb der Low Flying Area 3 (LFA 3) und unterhalb eines Streckenabschnitts des militärischen Nachttiefflug- systems mit der Mindestflughöhe von 2.500 Fuß über NN. An diesen Standorten werden daher für Windkraftanlagen mit Bauhöhen ab 75 m über Grund Tageskenn- zeichnungen erforderlich. Wegen der Nachttiefflugstrecke wird der Errichtung von Bauwerken mit Gesamthöhen von über 457 m über - NN an diesen Standorten nicht zugestimmt. Andere Vorrangstandorte liegen unterhalb eines Streckenab- schnitts des militärischen Nachttiefflugsystems mit Mindestflughöhen von 2.600 Fuß über NN. Daher kann der Errichtung von Bauwerken mit Gesamthöhen von über 487 m über NN an diesen Standorten nicht zugestimmt werden. Die Raumbe- deutsamkeit ist somit im Einzelfall auch durch diese Vorgaben zu überprüfen.

Zu 315 Eine durchschnittliche tragfähige Ausnutzung der Windpotentiale wird im regionalen Planungsraum entsprechend dem Windatlas dann angenommen, wenn nach der vierstufigen Klassifizierung mehr als 1.300 Stunden Voll-Last in 200 m-Raster bei 65 m-Masthöhe ausgewiesen werden. Geht man von nur 95 % realer Verfügbarkeit einer WEA aus, reduziert sich der Ertrag auf etwa 1.235 Voll-Laststunden oder 41 % gegenüber rd. 3.000 Voll-Laststunden im Küstenbereich. Je höher die durchschnittliche Nutzungsdauer in Voll-Last an der Küste wäre, um so geringer fällt die anteilsmäßige Nutzbarkeit in der hier gewählten Größenklasse im regionalen Planungsraum der Mittelgebirges aus. Nur diese Flächen werden hier als Vorrangstandorte behandelt.

In der Übergangskategorie von 900 bis 1.300 Voll-Laststunden wären die Gebiete als Vorsorgegebiet einzuordnen, die es jedoch in Niedersachsen nicht geben soll. In der Untersuchungsphase zur Findung von Vorrangstandorten für Windenergie- nutzung wurden sie als "evtl. Eignung" eingestuft. In ihnen könnten spezielle Standortfragen dann aufgegriffen werden, wenn die Landesvorgaben geändert oder weiter zurückgehende Anlagenpreise oder Subventionen andere betriebswirtschaft- liche Rechnungen im Einzelfall ermöglichen sollten.

Gebiete mit weniger als 900 Voll-Laststunden werden ausgeklammert, da ihre Er- tragsleistung in der Regel betriebswirtschaftlich zurzeit nicht ausreichend erscheint. Aus diesem Grunde wird volkswirtschaftlich und damit regionalplanerisch der Land- schaftsschutz im Naturraum des Landkreises Holzminden in der Abwägung höher bewertet, zumal Vorrangstandorte generell im Kreis vorhanden sind.

Da mit wachsender Nennleistung oder wachsender Anlagenzahl in einem Gebiet der Anschluss an Versorgungsleitungen immer differenzierter zu betrachten ist und ggf. bei evtl. erforderlicher Leitungsverlegung Naturschutzbelange erheblich beein- trächtigt werden können, ist frühzeitig mit den Versorgungsunternehmen die Sach- lage abzuklären.

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Zu 316 Mit wachsender Masthöhe und Leistungsstärke der WEA wächst der Einfluss von Fundament und tragfähiger Wegeerschließung für Montage und Wartung nicht un- wesentlich. Da einerseits die Anlagen eines Tages veralten oder aus fehlender Wirtschaftlichkeit im Mittelgebirge nicht weiter betreibbar sein könnten, sollte eine ausreichende Vorsorge für den Rückbau vorgesehen werden. Negative Einflüsse auf die Wirkung einer WEA können auch dadurch entstehen, dass der allgemein mit 20-facher Hindernishöhe 5 bekannte Verwirbelungsbereich hinter einem Hinder- nis (Leeseite) oder die Unterschreitung eines Abstandes in Form von achtfachem Rotordurchmesser in der Hauptwindrichtung oder vierfachem Durchmesserabstand senkrecht zur Hauptwindrichtung in Sektoren von rd. 45°, bei gleicher Nabenhöhe, vernachlässigt worden sind. Insofern sind Absprachen sowohl vor als hinter dem geplanten Standort in der Hauptwindrichtung in den genannten Größenordnungen prüfenswert.

Angemerkt sei, dass bei gesamt-ökologischer Betrachtung zur Materialwahl der Trägermasten ein Stahlmast einem Betonmast vorgezogen werden könnte (Frage des Recyclingweges).

Zu 317 Die Umsetzung dieses Zieles knüpft an Ziele im Bereich Natur und Landschaft an. Die Empfindlichkeit des Naturraumes einschließlich der landschaftsmarkierenden Höhen oder die isolierten Kulturdenkmäler, wie z.B. Amelungsborn, würden in ihrer räumlichen Wirkung durch Windkraftanlagen erheblich beeinträchtigt werden.

Zu 318 Die Untersuchung des gesamten regionalen Planungsraumes ist nach den vorher- gehenden Tabellenübersichten vorgenommen worden. Verbindliche Kriterien sind zurzeit weder im Bund noch im Land Niedersachsen festgelegt. Die Auswahl von Standortflächen erfordert jedoch Transparenz der verwendeten Kriterien. Unschär- fen aus dem jeweils verwendeten Maßstab und Übertragungsschwächen von Strichstärken bei einem Wechsel der Maßstäbe sowie die Grundstückbezogenheit der Bauleitplanung im Gegensatz zur Regionalplanung erfordern eine Konkretisie- rung der in der zeichnerischen Darstellung festgesetzten Vorranggebiete für Wind- energienutzung. Die Erarbeitung entsprechender Bauleitplanflächen/-gebiete sollte sich dabei am gleichen Vorgehen der Untersuchung im regionalen Planungsraum ausrichten. Hierbei ist anzumerken, dass die Aussage eines Abstandes in der Grö- ße von mindestens der Kipphöhe bis zur höchsten Flügelstellung erst im Einzelfall eine Festlegung im Baugenehmigungsverfahren erforderlich macht oder zulässt. Der in der Untersuchung verfolgte Abstand von 100 m entspricht in etwa der Kipp- höhe einer Anlage von rd. 60 bis 70 m Nabenhöhe und 27 bis 33 m Radius der Flü- gel.

Zu 320 Dieses Ziel könnte topographische Hemmnisse und Probleme der Anschlussdichte verschiedener Konzessionsgebiete für das Gas-Energieangebot zugunsten der Be- völkerung überwinden helfen, durch Entwicklung auch anderer Anschlusskonzepte als bisher überlegt (u.a. Frage der Liberalisierung des Energiemarktes).

Zu 322 Detailangaben für Schutzräume um die Leitungen sind bei den jeweiligen Versor- gungsträgern im Einzelfall zu klären. Für 380 kV-Leitungen gelten z.B. 40 m beider- seits der Achsen zwischen Hochspannungsmasten. Entsprechende Werte gibt es auch für Freihaltebereiche unterhalb der Leitungen. Ähnliches gilt für Ferngaslei- tungen.

5 In der Literatur gibt es unterschiedliche Hinweise auf den Abstand von Anlagen. Der Abstand sollte mindestens einem 5-fachen, besser aber einem 6- bis 8-fachen Rotor-Durchmesser entsprechen. Dieser höhere Abstand redu- ziert auch die Flügelbelastungen. Es entstehen geringere Turbulenzen.

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Aus regionaler Sicht sind Leitungen unter 110 kV auf ihre regionale Bedeutung ge- prüft, vor allem für das Landschaftsbild. Veränderungen der bestehenden Lei- tungswege werden nach Möglichkeit im Rahmen der Netzerneuerung von Energie- unternehmen vorgenommen und aus Sicht der Raumordnung begleitet (Koordinie- rungsaufgabe). Sie wären im Einzelfall auch durch ROV zu untersuchen, um eine Beeinträchtigung der angestrebten Raumnutzung und -eignung soweit wie möglich zu vermeiden. Alternative Trassen werden da Bedeutung erhalten müssen.

Zu 324/326 Der Wert des ökologisch intakten und sichtbaren sowie erlebbaren Landschaftspo- tentials ist für den Fremdenverkehr nicht zu unterschätzen. Neue Versorgungs- trassen sind sehr sorgfältig unter diesem Aspekt zu führen, um im großflächig zu- sammenhängenden Waldgebiet des "Naturparks Solling-Vogler", des Ith, Hils und Voglers sowie in freien Wiesentälern dem Fremdenverkehr entsprechende Priorität zuzugestehen. Eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden (u.a. Landwirtschaft, Naturschutz und Landespflege, Forst) sollte auch für die Ver- sorgungsträger künftig verstärkt zur Selbstverständlichkeit werden.

Die heutigen technischen Mittel müssten ökologisch anpassbare Lösungen bei Trassenführungen, Maststandorten oder bei der Teilverkabelung ermöglichen; ein frühzeitiger und aufgeschlossener Abstimmungsprozess kann hilfreich sein. Im Ein- zelfall könnte sicher alternativ abgewogen werden, ob ein "Schlitzgraben" oder eine Addition von Einzellöchern für Masten eher ökologisch vertretbar ist.

Zu 329 Das Wesertal gehört zu den bevorzugt aufgesuchten Flugwegen der großen Wan- dervögel (Kraniche, Gänse etc.). Eine weitere Verdichtung oberirdisch geführter Stromwege würde die Wege der Zugvögel ggf. stören oder einengen.

Das Wesertal ist als Leitlinie für den Vogelzug von besonderer Bedeutung. Durch die eingeleiteten Renaturierungsmaßnahmen in der Weseraue ist in Zukunft mit einer Steigerung der Attraktivität für Zugvögel zu rechnen. In diesem Zusammen- hang stellen alle Freileitungen besonders für ziehende Großvögel eine beträcht liche Gefahr dar.

3.6 Verkehr und Kommunikation

Verkehr bezeichnet allgemein Ortsveränderungen von Personen, Produkten und In- formationen. Ortsveränderung verläuft damit zwischen zwei Punkten unabhängig von evtl. notwendigen baulichen Maßnahmen. Für Maßnahmen sind die zuständi- gen oder späteren Finanzträger (Baulastträger) erst im Rahmen der Realisierung von Bedeutung. Verkehr ist als Raumüberwindung ein wesentliches Element der Lebensqualität. Er soll ökonomisch und ökologisch vereinbar gestaltet werden kön- nen. Dafür ist sicher viel Überzeugungsarbeit bei allen Menschen erforderlich. Die Gemeinden des regionalen Planungsraumes gehören zu verschiedenen Verkehrs- räumen um die entsprechenden Mittelzentren: Holzminden, Alfeld, Hameln, Höxter sowie Beverungen und Bad Karlshafen.

Der regionale Planungsraum ist durch die topographische Situation - verschiedene Höhenzüge - von den Haupt-Fernverkehrsnetzen getrennt. Die damit verbundenen Erschwernisse bei der Überwindung dieser Höhen, besonders im Winter, gilt es wenigstens schrittweise und zielstrebig weiter zu beseitigen.

Die attraktivsten Anschlusspunkte auf der Schiene für den Fernverkehr sind an der Nord-Süd-Schnellstrecke in Göttingen, Hannover oder Braunschweig (Berlin). An- schlüsse nach Osten über die Schnellstrecke hinweg sind nach der Fertigstellung

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der Ost-West-Verbindung zwischen Hannover und Berlin und nach Umzug der Bundesregierung in zunehmendem Maße zu verfolgen. Als Anschlusspunkt in west- licher Richtung ist Altenbeken von besonderer Bedeutung, da über Paderborn der IC-Haltepunkt in Hamm erreicht werden könnte (Reisezeit nach Köln/Bonn attrakti- ve Alternative zum PKW). Zu den Autobahnen sind neben Höhenzügen (Ith, Eggegebirge) vom Mittelzentrum Holzminden mehr als 50 km zu überwinden.

Zur Autobahn Hannover-Dortmund (BAB A 2) − Anschluss Bad Eilsen rd. 70 km − Anschluss Bielefeld rd. 70 km zur Autobahn Hannover-Kassel (BAB A 7) − Anschluss Seesen rd. 55 km − Anschluss Northeim Nord rd. 50 km über Nebenstraßen − Anschluss Lutterberg rd. 70 km − Anschluss Laatzen rd. 70 km − Anschluss Hildesheim rd. 70 km zur Autobahn Kassel-Dortmund (BAB A 44) − Anschluss Warburg rd. 55 km − Anschluss Scherfede rd. 55 km − Anschluss Geseke/Paderborn rd. 85 km zur Autobahn Osnabrück-Paderborn (BAB A 33) rd. 70 km

Die Entfernung bedeutet für den Pkw durchschnittlich mindestens 60 Minuten Fahr- zeit (für den Lkw entsprechend der Fahrzeugstärke eine längere Fahrzeit).

Die niedersächsischen Oberzentren Hannover und Hildesheim sind über Bundes- straßen, das Oberzentrum Göttingen weitgehend über Landesstraßen, zu errei- chen. Der Ausbau einer zügigen Ost-West-Straßenverbindung zwischen den neuen Bundesländern, dem Harz und Paderborn, über die Mittelzentren Holzminden (und Höxter) als großräumige Verbindung nach dem Bundes-Raumordnungsprogramm, ist in Teilabschnitten verbessert worden. Einige Teilbereiche fehlen, besonders im Landkreis Holzminden in Form von Ortsumgehungen.

Eine Verbesserung der Wassermengensituation in der Weser zum Ausgleich der stark schwankenden Wasserstände durch neue Speichermöglichkeiten ist wohl so lange nicht zu erwarten, als die Zählung des vorhandenen Verkehrs - ohne Berück- sichtigung von Energiesparaspekten und der möglicherweise heute noch oder wie- der attraktiv verschiffbaren Güter unter Einsatz von Containerformen auf Binnen- wasserstraßen - die Entscheidung für Veränderungen bestimmt. Möglicherweise könnten neu zu entwickelnde Schiffstypen oder andere Formen energetischer Be- trachtung eine erneute Bewertung für die Nutzbarkeit der Oberweser bedeuten.

Die Topographie und die bisherige Medienpolitik haben zu erheblichen Versor- gungsdefiziten hinsichtlich Empfangsquantitäten und -qualität geführt. Die Defizite werden nur schrittweise abgebaut werden können. Welche entscheidenden Ver- besserungen im Zusammenhang mit neuen Medien und Informationstechnologien für den regionalen Planungsraum erreicht werden können, muss noch offen blei- ben.

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3.6.0 Verkehr allgemein

Wenn der Verkehrsbedarf minimiert werden soll, um CO2-Emissionen zu verringern und damit die Umweltbelastung zu reduzieren, um wenigstens eine Klima- stabilisierung zu erreichen, muss auch die Bauleitplanung sich diesen Zielsetzun- gen stellen. Zurzeit wird, vor allem unter langfristigen Gesichtspunkten, die Wahl aus Wohnort-, Ausbildungs- und Arbeitsplatzangeboten nicht auf dieses Ziel ausge- richtet. Eine viel zu starke Rolle spielen die erheblichen Differenzen der Grund- stückspreise. Bei Auseinanderfallen der Wohnort- und Arbeitsplatzstandorte, wie dies im ländli- chen Raum immer stärker beobachtbar ist, wird die erforderliche Mobilität zwischen beiden Standorten - besonders in kleinen Siedlungsbereichen des regionalen Pla- nungsraumes unter 800 bis 1.000 Einwohnern - oft in alle Himmelsrichtungen ge- wünscht. So kann eine Bündelung von Mobilitätsströmen nicht mehr genutzt wer- den. Dieses Mobilitätsmuster kann nicht so rationell wie möglich gestaltet werden. Eine rationelle Gestaltung kann nur dann verfolgt werden, wenn die Flächenange- bote mit entsprechender Vorsorge sich auf die Kernbereiche der Träger der Flä- chennutzungsplanung in Fußweg- oder Radwegentfernung entwickeln lassen. Im Mittelgebirgsraum des regionalen Planungsraumes werden wohl nur an wenigen Siedlungsbereichen derartige Mobilitätsalternativen bündelbar sein. Zudem ist die Verkehrsnetzferne kleiner Siedlungsbereiche oft mit Umwegen und einer Lage in ökologisch weniger belastbaren Räumen verbunden.

Die Regionalisierung im öffentlichen Personennahverkehr hat kleinräumige und stark aufgesplitterte Zuständigkeiten geschaffen, die im ländlichen Raum oder im Grenzbereich größerer Verkehrsverbünde an den verschiedenen Grenzen zuneh- mend unterschiedliche Abstimmungserfordernisse mit differenzierten Einsatzme- dien, Material, Informationen, Tarifen oder Angebotsstrukturen grundsätzlicher Art entstehen lassen. Es steht zu befürchten, dass es nur bedingt gelingt, die Bevölke- rung in ihrer hohen zeitlichen und räumlichen Mobilitätserwartung zu erhöhter Ak- zeptanz der unter Finanzdruck stehenden Angebote zu beeinflussen. Als Alternati- ve könnte von ihnen im gegenwärtigen ordnungsrechtlichen Rahmen der Individu- alverkehr bevorzugt werden und der Abbau oder die Stellung z.B. von Schienen je- de Option späterer Generationen zunichte zu machen.

Zu 333 Angesichts der schwierigen Verkehrslage muss alles getan werden, um die Le- bensqualität des regionalen Planungsraumes im Hinblick auf Arbeitsplätze, auf die Erreichbarkeit für den Fremdenverkehr und die Tourismuswirtschaft, die gute Ver- bindung zu Absatzmärkten und Einkaufs- wie Freizeitanlagen zu günstigen Bedin- gungen zu erhalten und zu verbessern.

Vorhandene nutzbare Teilstrecken sind dabei in die Überlegungen mit einzube- ziehen. Nur dann erscheint eine zeitnahe Realisierung und eine landschaftliche Einbindung von Verkehrswegen ohne allzu viel neuen Landverbrauch erreichbar zu sein. Ein unabgestimmter Rückbau (z.B. im Schienenverkehr) ohne konstruktive, umsetzbare, der Sache dienende Ersatzlösungen, die auf heutige Bedürfnisse ein- gehen, würde die Lebensqualität und die Lebensbedingungen des regionalen Pla- nungsraumes gravierend beeinträchtigen.

Beispielhaft sei auf die unterschiedlichen Veränderungen beim ÖPNV-Angebot auf Schiene und Straße hingewiesen. Inwieweit Nahverkehrspläne im Rahmen der gel- tenden Bestimmungen deutliche Einflüsse ausüben können, muss zur Umsetzung offen bleiben.

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Beim Ausbau von Verkehrswegen ist an eine angemessene Verkehrswegebeschil- derung zu denken. So könnten Defizite in der Fernanbindung des regionalen Pla- nungsraumes durch Straßen, teilweise durch eine auf das Mittelzentrum Holzmin- den (Höxter) ausgerichtete Wegebeschilderung, abgebaut werden. Vergleichbares könnte auch in veränderten Fahrplaninformationen für den ÖPNV versucht werden. Dort könnten die Erreichbarkeit der Orte mit zentralörtlicher Funktion und die Er- reichbarkeit von Umsteigepunkten verschiedener Verkehrsnetze oder -angebote wie die Tarifinformation allgemein verständlicher und übersichtlicher dargestellt werden.

Zu 334 Zum regionalen Planungsraum gehören noch mehrere Standorte. Schwerlast- bewegungen treffen alle Straßennetze. Sie stellen besondere Anforderungen an die Tragfähigkeit von Randbereichen und Wegen in Feld und Flur und sollten Bahnan- schlüsse nutzen können. Sehr viele Straßen im regionalen Planungsraum sind nur auf die normale Straßen- benutzung abgestellt. Vor allem auf den überregional bedeutsamen Verkehrswegen können langsame Militärfahrzeuge Hindernisse und Gefahrenpunkte darstellen. Die Änderungen der Schienenstrecken und der Umbau in Tunnelstrecken sollten militä- rische Transporte erleichtern.

Zu 335 Zurzeit besteht die Gefahr, dass Güter- und Personennahverkehr auf der Schiene am Rand von Zuständigkeitsgebieten verschiedenster Eisenbahn-Aktien- gesellschaften nicht nur in Randlage geraten, sondern in der Ausnutzung mit unatt- raktiven Angeboten offeriert werden. Es muss daher im Landesinteresse liegen, auch den ländlichen Raum in Grenzlagen zu anderen Ländern mit einer Verkehrs- infrastruktur aus regionalstrukturpolitischen Gründen auszustatten. Alternativ würde die Verlagerung auf die Straße auch eine Verlagerung von Finanzierungsmitteln zugunsten der Straße erforderlich machen. Sicher wird man anhand der histori- schen Entwicklung verschiedener Netzkomponenten über Rückbau und Umstellung weiter nachdenken können. Dies dürfte jedoch nicht isoliert für ein System von Ver- kehrswegen vorgenommen werden (Zuständigkeitsfrage). Es müssten vielmehr alle Systeme in ihrer jeweiligen Entwicklung im regionalen Planungsraum durch weit entfernte Entscheidungsträger berücksichtigt werden.

Zu 336 Jedem der genannten Mittelzentren ist eine besondere Versorgungsfunktion zu eigen. Daher müssen die Standorte von Arbeitsstätten, Versorgungsbetrieben, Schulen, Freizeiteinrichtungen und kulturellen Veranstaltungen aus den benachbar- ten Wohnsiedlungsbereichen, insbesondere für Frauen, auch über ÖPNV- Anbindungen günstig zu erreichen sein (s. besonderen Tabellenband). Die Bevölkerung hat sich durch Arbeitsplatz- und Schulpendlerbeziehungen teilwei- se auf diese Situation eingestellt. Gegenüber den Ordnungs- und den Ballungsge- bieten wird aber bei geringerer Siedlungsdichte die Nutzung des Privat-Pkw. dann bevorzugt, wenn andere Transportmittel unattraktiv erscheinen oder sind. Dem Fahrrad kommt in der Mittelgebirgslage des regionalen Planungsraumes eine sehr unterschiedliche Rolle zu.

3.6.1 Öffentlicher Personennahverkehr

Der Nahverkehrsplan für den Landkreis Holzminden wurde am 29.06.1998 im Kreistag beschlossen.

Die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Nahverkehr legen fest: − Eisenbahnneuordnungsgesetz (Regionalisierung) vom 27.12.1993 − EG-Verordnung 1191/69 in der Fassung 1897/91 (eigen- oder gemeinwirtschaft- liche Leistungen) − Nds. Nahverkehrsgesetz vom 14.06.1995

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Seit dem 01.01.1996 ist der Landkreis Holzminden Träger des Öffentlichen Per- sonennahverkehrs auf der Straße und hat einen Nahverkehrsplan aufgestellt. Eine Übernahme des Schienenpersonennahverkehrs wäre zwar möglich nach Geset- zeslage, scheidet aber aus mehreren Gründen aus: − Knotenpunkte der Schiene liegen außerhalb der Zuständigkeit für den regiona- len Planungsraum (in Kreiensen, Northeim, Göttingen, Ottbergen/Altenbeken), − gegenüber zurzeit 5 Aktiengesellschaften mit rd. 200 Tochtergesellschaften schließen sich bereits größere Träger des Schienenpersonennahverkehrs wie- der zusammen, um entsprechende Verhandlungspositionen zu erreichen, − Bahntöchter verlagern zunehmend Güterverkehrsteile des ländlichen Raumes auf die Straße. Es lassen sich dann keine günstigen Preise für die Schienennut- zung durch den SPNV allein mehr erreichen.

Zu 342 Im regionalen Planungsraum sind 30 Buslinien mit unterschiedlicher Bedienungs- dichte und Streckenführung vorhanden (ohne Gesamtfahrpläne zu zählen). Kon- zessionäre nach dem Personenbeförderungsgesetz und Subunternehmen fahren die Linien und bedienen ca. 300 Bushaltestellen.

Der freigestellte Schülerverkehr ist seit Anfang der 80er Jahre größtenteils in den öffentlichen Personennahverkehr überführt. Einige Teilbereiche sind aus besonde- ren Gründen noch freigestellt. Detaillierte Sachinformationen stehen im Nahver- kehrsplan 1998 für den Landkreis Holzminden zur Verfügung.

Für die schienengebundenen Nahverkehre und die Einbindung in den Fernverkehr ist die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH in Hannover verant- wortlich. Für die Bereitstellung der Gleise sind jedoch die Bereiche "Netz-Nord" und "Netz-West" der DB AG (Grenzlage!) in Abhängigkeit von der erwirtschaftbaren Er- lössituation durch Bestellung im Personen- und Güterverkehr verantwortlich.

Im Schienenverkehr berühren die Kursbuchstrecken 356 (Lauenförde) und 355 (Holzminden-Stadtoldendorf) den regionalen Planungsraum direkt. Daneben sind aus Gründen der Verknüpfung weitere Kursbuchstrecken für die Nord-Süd- und Ost-West-Verkehre zu berücksichtigen.

Die Führung der Schienenwege ist durch topographische Bedingungen und eisen- bahnpolitische Entscheidungen der Gründungsjahre verschiedenster Streckenab- schnitte bestimmt. Ihre teilweise siedlungsferne Führung behindert heute noch ihre Eignung für den Nahverkehr (z.B. bei Bevern oder im Bereich Mainzholzen/Eimen).

Mit Nachdruck wird die struktur- und sozialpolitische Sicherung der Eisenbahnstre- cken im regionalen Planungsraum zu verfolgen sein. Dabei sind aber die Entwick- lungen der Vorwohle-Emmerthaler-Verkehrsbetriebe (VEV) bzw. deren Nachfolger besonders zu beobachten.

Während der Fremdenverkehrssaison fahren Personenschiffe verschiedene Teil- abschnitte oder Rundfahrten auf der Weser. Die Abstimmung mit Buslinien ist stän- diges Ziel.

In Zukunft muss weiter über differenzierte Bedienungsmodelle zu räumlich gestaf- felten Netzen und Ergänzungen nachgedacht werden. Dabei sind unterschiedliche Bedienungsfrequenzen diskutierbar. Sie müssten jedoch alle unter dem Logo "Nah- verkehr auf der Straße" in einer Hand gebündelt werden.

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Besonders wichtig ist dabei, dass die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit von Linien im ländlichen Raum nicht auf einzelne Linien- oder Teilstücke allein, sondern auf einen Versorgungsraum oder eine Versor- gungsfunktion (z.B. Fremdenverkehr im Solling) abgestellt wird.

Zu 343 In der allgemeinen Erläuterung sind bereits Ausführungen zu diesem Ziel aufge- nommen.

Zu 344 Bei der Umsetzung des Nahverkehrsplanes kommt es darauf an, die hohen Erwar- tungen in der Bevölkerung an den vor Ort zu bestimmenden Öffentlichen Perso- nennahverkehr (politisches Ziel der Regionalisierung) in die richtigen Verhältnisse zur verfügbaren Finanzmasse und den Prioritäten im Haushalt des Landkreises Holzminden zu bringen. Dies gilt besonders für den ländlichen, eher dünn besiedel- ten Raum, weil viele Überlegungen und Vorgaben in der Regionalisierungs- diskussion der Vergangenheit an großstädtischem Niveau orientiert waren.

Linienkonzessionen laufen über einen bestimmten Zeitraum und sichern zurzeit die Einsatzmöglichkeit von Konzessionären nach dem Personenförderungsgesetz. Die noch nicht abgeschlossene Umstrukturierung verschiedener ÖPNV-Unternehmen und möglicherweise bevorstehende Novellierungen des Konzessionsrechtes durch europäische Entwicklung könnten in den Grenzzonen des relativ kleinen Planungs- raumes zu Veränderungen führen. Um Nachteile vorsorglich abzuwenden, sind die Leitlinien des Nahverkehrsplanes auch Raumordnungsziel.

Folgende Leitlinien wurden den Planungen zugrunde gelegt und sollen auch bei der weiteren Gestaltung des ÖPNV beachtet werden:

1. Sicherung eines ausreichend, eigenwirtschaftlich zu betreibenden, finanzier- baren und akzeptablen Angebotes im öffentlichen Nahverkehr als Beitrag der Daseinsvorsorge für Ausbildungs- und Berufspendler, sonstige Personen, die den ÖPNV nutzen oder nutzen können sowie sonstige Gruppen, die nicht über eine eigene Fahrgelegenheit verfügen können oder wollen und als Bei- trag zur Reduzierung negativer Umweltbeeinflussungen. 2. Laufende Bearbeitung von Rationalisierungspotentialen im aktuellen Ver- kehrsangebot auf Schiene und Straße. 3. Sicherung der Schienenanbindung in den Knotenpunkten Kreiensen und Al- tenbeken für Tagespendler und Fernreisende mit möglichst kurzen Über- gangszeiten. Im Streitfall sind die Anschlüsse in Kreiensen nach Hannover vorrangig. Von Bedeutung ist ebenfalls der Anschluss in Braunschweig Rich- tung Berlin. 4. Verknüpfung von Schienen- und Busanschlüssen zumindest für Tagesrandla- gen ohne negative Beeinflussung der Schülerbeförderung. 5. Leicht les- und fassbare Darstellung aller sinnvollen Verbindungen und Ver- knüpfungen in den Fahrplänen für den Landkreis und wichtige Randverbin- dungen. 6. Einrichtung vernünftiger Angebote zur Hin- und Rückfahrt mit ausreichender Aufenthaltszeit in Grundzentren oder attraktiven Fremdenverkehrsorten (paarige Fahrangebote) auch an Wochenenden mit Differenzierung für Sams- tags- und Feiertagsbedienung. 7. Konzeptionelle Vorarbeit für den Aufbau differenzierter Bedienungsformen. Dabei sollten die Erfahrungen mit dem Diskobus in Höxter, dem Telebus in Eschershausen und den AST-Verkehren in benachbarten Gemeinden aufge- griffen werden.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

8. Sicherung einer ausreichenden Information der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Holzminden über die Angebote und Preise im ÖPNV. 9. Schaffung einer transparenten Tarifstruktur, einschließlich der Kooperation mit Nachbarregion und Integration in das Marketingkonzept. 10. Weitere Herausarbeitung geeigneter Umsteigepunkte und Verknüpfungen mit regionalen Verkehren sowie dem Individualverkehr, soweit wirtschaftlich und umlauftechnisch integrierbar. 11. Prüfung der technischen und finanziellen Möglichkeiten, um Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder im ÖPNV auf der Straße mitnehmen zu können und Haltestellen mit entsprechenden Zugangsvoraussetzungen unter Berücksich- tigung der besonderen Belange von Frauen zu gestalten. 12. Prüfung der Aufwendungen für eine haltestellenbezogene Fahrscheinauswer- tung und für eine innerregionale Funkverständigung über Anschlüsse. 13. Vermeidung von Übergangszeiten Bus/Bus und Zug/Bus, die mehr als 15 Mi- nuten betragen. 14. Vermeidung von Fahrplangestaltungen, die in den Schulferien keine sinn- vollen Angebote zur Erreichbarkeit zentraler Orte mit angemessener Aufent- haltszeit dort liefern. 15. Langfristige Schaffung eines einheitlichen Bildes des Angebotes, der Halte- stellen und der Buskennzeichnung im ÖPNV des Landkreises Holzminden. 16. Aufbau geeigneter Informations-Gesprächskreise zur Fortentwicklung des Nahverkehrsplanes mit Unternehmen, Subunternehmen, Genehmigungs- behörden, benachbarten Aufgabenträgern sowie Gruppen, die den ÖPNV nutzen oder nutzen könnten. 17. Intensivierung der Abstimmung und Benehmensherstellung zwischen stra- ßengebundenem ÖPNV und der LNVG.

Die Leitlinien gelten auch für die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes, da nach gegenwärtigem Stand der Dinge der erste Nahverkehrsplan im Landkreis Holzmin- den mit erheblichen Datenproblemen leben muss. Daneben ist die Satzung über die Schülerbeförderung im Landkreis Holzminden vom 24.06.1997 zu berücksichtigen.

Die Sicherstellung einer ausreichenden und wirtschaftlichen Bedienung der Bevöl- kerung könnte ggf. durch eine eigenständige Nahverkehrsgesellschaft erfolgen. Auch auf diesem Wege könnten Schülerinnen und Schüler mit bedarfsgerechten und finanziell tragbaren Verkehrsleistungen im straßengebundenen öffentlichen Personennahverkehr im Rahmen des Nahverkehrsplanes des Landkreises unter besonderer Berücksichtigung des Regionalisierungsgesetzes, des Niedersächsi- schen Nahverkehrsgesetzes (NNVG) und des Niedersächsischen Schulgesetzes (Schülerbeförderung) versorgt werden.

Zu 345 Der Bevölkerungsschwerpunkt des regionalen Planungsraumes muss mittelfristig, in Verbindung mit den entsprechenden ostwestfälischen Siedlungsgebieten, ge- meinsam mindestens einen attraktiven, möglichst umsteigefreien Schienenweg zur Anbindung an den Fernverkehr behalten.

Zu 346 Schnellbuslinien sind im Nahverkehrsplan einbezogen. Sie könnten aus Sicht der Raumordnung auch auf Veränderungen in der räumlichen Verteilung von Arbeits- plätzen und Wohnstandorten führen, wenn eine ausreichende Konzentration wirt- schaftliche Betriebe ermöglicht. Im Rahmen aktueller Fortschreibung des Nahver- kehrsplanes kann darauf reagiert werden.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Zu 347 Mobilitätsbedürfnisse können durch Wahl der Fahrzeitlagen und -tage in Angeboten des ÖPNV behandelt werden. Die zurzeit vorherrschende Verwirklichung von Ein- zelinteressen zur Wohn- und Arbeitsplatzwahl in dünn besiedelten Gebieten steht jedoch leider vielfach im Gegensatz zu Erfordernissen, Bahnen und Busse wirt- schaftlich, d.h. meist auf Bevölkerungsschwerpunkte ausgerichtet, tragbar einzu- setzen.

Sicherheitsbedürfnisse sind besonders für Haltestellenlagen und -ausstattung von Bedeutung. Generell wird die Berücksichtigung der besonderen Belange für Bevöl- kerungsgruppen wie Kindern, Frauen, behinderten oder älteren Menschen im Re- gelfall auch den übrigen Nutzern von öffentlichen Personennahverkehrsmitteln zu- gute kommen. Haltestellen werden in diesem Zusammenhang nach Lage und Si- cherheitsbedingungen zwischen Nahverkehrsunternehmen und Gemeinden in Ver- bindung mit der Entwicklung besonders von Wohn- und Arbeitsstätten gemeinsam zu prüfen sein.

Zu 349 Nach dem Konzept des Schienenpersonennahverkehrs der Niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft sind die nun schon weitgehend eingleisig zurück- gebauten Strecken im regionalen Planungsraum in die landesweite Kategorie III für die Strecke (Paderborn/Altenbeken/Ottbergen - NRW-Teil) - Höxter-Holzminden- Kreiensen und weiter nach Braunschweig und in die Kategorie IV für die Strecken Ottbergen-Lauenförde/Beverungen nach Northeim - weiter Herzberg-Walkenried- Halle (dort Kategorie III) und nach Göttingen eingestuft. Hinter dieser Einstufung ist die vorgefundene "Auslastung" erkennbar. Sie würde gesichert oder sogar gestei- gert werden, wenn entsprechendes Personenbeförderungsmarketing neue Gäste gewinnen kann, statt abzuschrecken und Güterverkehre als Besteller auftreten würden. Die gegenwärtige Abwendung der Firmen von der Schiene ist auf vielerlei Gründe zurückzuführen. Sie kann jedoch langfristig eine neue Bewertung erfahren.

Für den Bereich des straßengebundenen öffentlichen Personennahverkehrs sind aufgrund enger Straßenquerschnitte dem ländlichen Planungsraum nur an sehr wenigen Punkten besondere Verkehrsverteiler für den ÖPNV-Bus einzurichten. Wo immer dies jedoch erschwert ist, z.B. beim Umbau von Ortsdurchfahrten, Kreu- zungsanbindungen oder bekannten langsamen Strecken, auf denen der Überhol- vorgang des langsamen Schwerlastverkehrs (z.B. Odfeld) schwierig ist, sollten ent- sprechende Möglichkeiten geprüft werden.

Zu 350 Die Mitnahme der genannten Gegenstände ist je nach eingesetzten, bereits vor einer langen Zeit erworbenen Fahrzeugmaterialien unterschiedlich. Es wird noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, bis gerade im ländlichen Raum neue Gene- rationen von Fahrzeugen (Ersatz- und Neubeschaffung) hier größere Möglichkeiten bieten. Gegenwärtig bestehen recht unterschiedliche Gelegenheiten einer öffent- lichen Fahrzeugförderung. Der Verweis auf Haltestellengeometrie beinhaltet, dass verschiedene Bus- oder Schienensysteme unterschiedliche Einstieghöhen und Flä- chen benötigen. Diese müssen lokal, räumlich unterzubringen sein.

Zu 352 Einzugsgebiete des Fremdenverkehrs und Tourismus sind weitgehend im Ziel 3.1 beschrieben. Aufgrund der touristischen Ausstattung des regionalen Planungsrau- mes überwiegen zurzeit ältere Jahrgänge, die im Übrigen im Bundesgebiet stärker zunehmen als in den vergangenen Jahren. Eine wachsende ökologische Verhal- tensweise dieser Jahrgänge wird zunehmend nach der Erreichbarkeit von Frem- denverkehrsregionen durch öffentliche Verkehrsmittel fragen. Dies gilt es bei der auseinanderfallenden Zuständigkeit von Fern- und Nahverkehren ständig zu beo- bachten. Vor allem deswegen, weil die Schienenstrecken im regionalen Planungs- raum nur als Nahverkehrsstrecken eingestuft worden sind, obgleich die zugeordne- ten Oberzentren durch räumliche Distanz und Zeitentfernung erst über 50 km oder

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eine Stunde erreichbar sind. Direkte Nahverkehrsziele sind in der Strecke 355 Bra- kel, Höxter, Holzminden, Stadtoldendorf. Kreiensen ist historischer Knotenpunkt, heute ohne Attraktivität für Einpendler aus dem regionalen Planungsraum.

Es wäre wünschenswert, wenn die Organisatoren des Fremdenverkehrs ihre Dienstleistungsangebote auch im Rahmen dieses Zieles auf die Vermittlung von Fahrkarten, Fahrplanauskünften etc. ausdehnen könnten, um die Sicherung der Strecken mit im Auge zu behalten.

3.6.2 Schienenverkehr

Zu 354 Nach der gegenwärtigen Rechtslage ist die Erstellung von Schienenpersonennah- verkehrsplänen auf Landesebene ohne formale Beteiligung der für die Raumord- nung oder für den straßengebundenen Nahverkehr zuständigen Gebietskörper- schaften organisiert. Um außerhalb der niedersächsischen Zweckverbandslösung (Hannover und Braunschweig) regionale Positionen in den Schienenpersonennah- verkehrsplan des Landes zu verdeutlichen, muss die Erstellung eines Nahver- kehrsplanes die lokale Position zum Schienennetz enthalten und später Basis der Diskussion mit der Landesnahverkehrsgesellschaft werden.

Im Rahmen des neuen Raumordnungsgesetzes, dessen Übertragung und Anpas- sung auf das Niedersächsische Raumordnungsgesetz Ende 1999 noch aussteht, müssten alle Personen des Privatrechtes in Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben - und der Schienenpersonennahverkehr müsste dazugehören, zumal er öffentlich mitfinanziert wird - diese Zielsetzung mit berücksichtigen (§ 4 ROG).

Zu 355 Die möglichst weitgehende Erhaltung des bestehenden Schienennetzes im regio- nalen Planungsraum allein kann nicht Ziel des Regionalen Raumordnungspro- gramms für den Landkreis Holzminden sein, da die außerhalb liegenden Knoten- punkte Kreiensen, Altenbeken, Ottbergen/Wehrden, Northeim und Göttingen ihre Bedeutung verändern, was Auswirkungen auf den regionalen Planungsraum und sein Schienennetz haben wird. Dass die genannten Knotenpunkte außerhalb des Landkreises Holzminden liegen, hat zur Folge, dass die Veränderungen ohne Betei- ligung oder Benachrichtigung des regionalen Planungsraumes durchführbar sind und durchgeführt werden können. Dies will die regionale Zielsetzung vermeiden, da Adressat des RROP auch alle Eisenbahnunternehmen und benachbarten ÖPNV- Träger sind. Die allgemeinen Standortnachteile der Wirtschaft einschließlich des Fremdenverkehrs würden bei gravierenden negativen Änderungen der Schiene- netzstruktur verstärkt werden (Verschlechterung der Erreichbarkeit, Erhöhung der Transportkostenbelastung, Nachteile im Wettbewerb).

Zu 356 Die Zielsetzung entspricht den Zielsetzungen des Regionalen Raumordnungs- programms für den Regierungsbezirk Hildesheim von 1977 und der Zielsetzung des Regionalen Raumordnungsprogramms 1990 für den Landkreis Holzminden. Sie ist Bestandteil des Landesraumordnungsprogramms von 1994 und somit Vorgabe. Sie ist mindestens so lange weiterzuverfolgen, wie nicht neue, nachvollziehbare Ge- samtkonzeptionen für Anpassungen des Schienennetzes in Südniedersachsen vor- liegen, wenngleich eine Realisierung durch die Bahn AG so nicht zu erwarten ist.

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Zu 357 Den ständigen, durch die Regionalisierung beschleunigten, wenigen Anpassungs- vorgängen im Schienenverkehr muss ins Auge gesehen werden. Bedeutsam ist, dass die Anpassungsmaßnahmen die genannten Standortfaktoren aus der Sicht des Allgemeinwohls berücksichtigen müssen. Letzthin wäre dies strukturpolitisch Aufgabe des Landes Niedersachsen. Besonders wichtig sind die Erhaltung von Gewerbeflächen mit Gleisanschluss, gute und attraktive Umsteigemöglichkeiten für den Erholungs- und Pendlerverkehr, die Verbindung zu Fernnetzen und eine güns- tige Vernetzung von Schiene und Bus. Dabei muss bereits heute erkannt werden, dass erhebliche Konflikte durch Vorränge des Fernverkehrs gegenüber den Nah- verkehren auf der Schiene und im ländlichen Raum durch die Schülerbeförderung entstehen. Diese verschiedenen Konfliktebenen erschweren in zunehmendem Ma- ße eine günstige Vernetzung von Schiene und Bus.

Zurzeit steht zu befürchten, dass Anpassungen ständig strecken- oder gar ab- schnittsweise und unternehmerintern als unveröffentlichte Organisationsmaßnah- men im öffentlichen Raum verfolgt werden, was zur Vernachlässigung des Allge- meinwohls sowie flächenbezogener Ertragswirtschaftlichkeit führt. Vorausschauend wäre zu prüfen, inwieweit neuer Huckepack- und Containerverkehr aus dem ländli- chen Raum über die Schiene unter Einbezug der Speditionen vor Ort entwicklungs- fähig ist.

In diesem Zusammenhang sind auch die Strecken der VEV und die historischen Verbindungen Holzminden-Wehrden-Beverungen-Scherfede einzuordnen. Letztere Strecke ist im größten Teil auf nordrhein-westfälischem Gebiet geführt (4 Teilstü- cke; davon 2 in Niedersachsen und 2 in Nordrhein-Westfalen). Nordrhein- Westfalen hat einen Streckensicherungsvertrag mit der DB AG über 3 Jahre ge- schlossen, um den Wert der Strecke für ein isoliertes Güterverkehrsnetz unter- suchen lassen zu können. Gleichzeitig ist aber erkennbar, dass dieses Netzteil für den Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen wohl keine Bedeutung hat. Eine Teilstrecke Holzminden-Boffzen könnte vor allem der Glasindustrie An- schlussmöglichkeiten bieten.

Über den Wert der VEV laufen langwierige Entscheidungsprozesse, nachdem be- reits vor Jahrzehnten die ÖPNV-Konzession für Straße und Schiene aufgegeben worden ist und der Güterverkehr durch Verbund mit der DB AG nicht attraktiv auf- rechterhalten werden konnte. Optionen für die Zukunft dieser Strecke müssen be- rücksichtigen, dass auf direktem Weg weder leicht erreichbare Wohngebiete mit attraktiven Arbeitsplätzen verbindbar sind noch geeignete Industrie- oder Gewerbe- bereiche im empfindlichen Lennetal neu begründbar erscheinen, nachdem alte Rohstoffgewinnungsstätten und weiterverarbeitende Betriebe in Verbindung mit diesem Rohstofflager neu orientiert oder geschlossen worden sind.

Zu 358 Höhengleiche Bahnübergänge bei wichtigen Straßen sind in der Vergangenheit weitgehend umgestaltet oder geschlossen worden. Für eingleisige Strecken mit Ein- bis Zweistundentakt sind Veränderungen der Sicherheitsstandards für Nahver- kehrsstrecken in der Diskussion. Aufgrund der Finanzsituation und der unterschied- lichsten Zuständigkeiten im Eisenbahnbereich sind weitere Veränderungen eher schlechter zu beurteilen, soweit es sich um Kreuzungen mit Straßen handelt. Wenn somit bei den Schienenpersonennahverkehrs-Strecken beschrankte Übergänge im regionalen Planungsraum nicht auf höhenungleiche Lösungen umgebaut werden, ist dies auch für neue Straßenbaumaßnahmen gegenüber nur noch güterverkehr- lich genutzten Strecken im Einzelfall detaillierter zu prüfen.

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Zu 359 Die Aufteilung früherer Eisenbahnstrukturen und deren Verselbständigung be- inhaltet offenbar auch neue Transportgefäßstrukturen, die speziell für neue Schie- nenfahrzeuge und Lkw-Typen von Tochtergesellschaften der DB AG ausgerichtet werden. Dies kann einerseits erneute Konzentration auf wenige großflächige Li- nienstrukturen zum Nachteil für ländliche Räume oder für die gesamte Fläche be- wirken. Gleichzeitig wird mit dieser neuen Monopolstellung die Verbindung zwi- schen Schiene, lokaler/regionaler Industrie und entsprechenden Gewerben in Ver- bindung mit vor Ort für diese Unternehmen tätige Speditionen nicht auszuschließen sein. Auch damit würde ein Rückzug von schienenaffinen Güterverkehren und de- ren Verlagerung auf die Straße verbunden sein.

Zu 365 Die zeichnerische Darstellung kann nur auf den regionalen Planungsraum bezogen sein und stellt damit nur unselbständige Netzteilstrecken dar. Innerhalb dieses Ge- bietes sind die genannten Streckenteile hinsichtlich ihrer vorsorglichen Sicherung zur Erfüllung künftiger Funktionen eingetragen.

Inwieweit bei der unterschiedlichen Zuständigkeiten und den jetzt beobachtbaren Parametern der Einzelschienenunternehmen dieses vom Land nach dem Landes- Raumordnungsprogramm 94 vorgegebenen Ziel umsetzbar (und wenn, dann von wem) ist, muss offen bleiben. Der Regionalplanung, ohne Geld, wird es nicht gelin- gen, derartige Ziele durch Verträge nach dem neuen Raumordnungsgesetz § 13 bei entsprechend angespannter Finanzsituation aufzufangen.

3.6.3 Straßenverkehr

Im regionalen Planungsraum sind verschiedene Straßenneubauten und -umstu- fungen vorgenommen worden. 1997 bestehen 104 km Bundesstraßen, 160 km Landesstraßen und 203 km Kreisstraßen. Die Verkehrsfläche klassifizierter Straßen hat sich mit 0,2 % konstant gehalten.

Bei einer Kreisfläche von 692 km² oder 1,5 % der Fläche des Landes Niedersach- sen sind 470 km klassifizierter Straßen oberhalb der Gemeindestraßen rd. 1,75 % der entsprechenden Straßen im Land. Die Flächendichte von 0,65 km Straßenlän- ge je km² Fläche liegt über dem Landesdurchschnitt (0,58 km).

Der regionale Planungsraum erscheint von der bloßen Dichte der Straßen her gut erschlossen. Die topographischen und damit auch wetterabhängigen Gegeben- heiten erschweren jedoch die Benutzbarkeit dieses Netzes an vielen Punkten: Ith- Überquerung, Erreichbarkeit von Oberzentren, von Autobahnanschlusspunkten; die Lage von Eschershausen und Stadtoldendorf, Fürstenberg oder Derental oder der Ottensteiner Hochebene gegenüber dem Mittelzentrum Holzminden ist stark behin- dert. Im Wesertal folgen die Straßen den Flussschleifen und verlängern die tatsäch- lichen Entfernungen gegenüber der Luftlinienentfernung erheblich. Mängel des vor- handenen Netzes müssen allein zur Erhaltung der Lebensbedingungen schrittwei- se, wo immer möglich, weiter abgebaut werden. Die große Entfernung zu den Autobahnanschlüssen ist teilweise bereits zeitlich ver- ringert worden. Daran sind erledigte Baumaßnahmen der Bundesstraße 64 in Rich- tung A 33 (Osnabrück-Bielefeld-Paderborn), als Querspange zwischen der A 2 (Hannover-Dortmund) und der A 44 (Kassel-Dortmund) beteiligt. Lücken sind in der Ostrichtung zur A 7 mit Anschluss an die neuen Bundesländer zu schließen.

Für den Bundes- und Landesstraßenausbau im regionalen Planungsraum ist in erster Linie das Straßenbauamt Hameln zuständig; daneben arbeitet das Straßen- neubauamt Northeim für diesen Bereich (Umgehung Bevern/Lobach); großräumig wirken auch die Straßenbauämter Hildesheim (Anschluss nach Hannover) und

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Kassel (B 83/B 80) sowie der Landschaftsverband Westfalen (B 241/B 64/B 83) in das Gebiet hinein.

Einige der vorgesehenen Straßenbaumaßnahmen werden wegen schwerwiegen- der Eingriffe in die Agrarstruktur durch Flurbereinigungsverfahren zu begleiten sein. In den angrenzenden nordrhein-westfälischen und hessischen Räumen sind die aus der regionalen Sicht wichtigen Straßen weitgehend in ihrem Bestand über- nommen. Baulastfragen werden durch die Darstellungen im RROP nicht entschie- den oder berührt.

Zu 366 Die topographisch mitbedingte Verkehrsferne des regionalen Planungsraumes soll- te nicht weiter durch Reduzierung von Durchschnittsgeschwindigkeiten verschlech- tert werden, sondern eher so umgestaltet werden, dass bei ausreichenden Stra- ßenquerschnitten bestimmte Langsamfahrstrecken für eine Ummarkierung geprüft und Verknüpfungen zwischen verschiedenen Netzkomponenten durch verkehrs- übersichtlichere Knotenpunktgestaltungen in ihrer Verkehrssicherheit erhöht wer- den. Ein besonderes Problemfeld dabei ist die B 64 zwischen Negenborn und Eschershausen.

Zu 370/371 Der Fernstraßenausbauplan 1993 und das Nds. Landes-Raumordnungs- programm 1994 geben wesentliche Vorgaben.

Die Verkehrsferne des regionalen Planungsraumes muss in Richtung der Ober- zentren und Ballungsgebiete - den bedeutsamen wirtschaftlichen und erholungsbe- zogenen Austauschgebieten - möglichst unter Verwendung vorhandener Trassen und unter Abminderung der Bremswirkung vorhandener topographischer Barrieren abgebaut werden. Die Ost-West- und Fernverkehrsverbindung würde sich künftig östlich Lobach in den Zug der B 82n/L 583, B 64 alt und der B 64/B 240/Ithquerung teilen. Die Verwirklichung wird in deutlich selbständigen verkehrswirksamen Teilbe- reichen verfolgt werden können.

Für den Teilabschnitt über den Ith wird langfristig auch nach Lösungen der Ver- kehrsführung im unmittelbaren Siedlungsgebiet Eschershausen (1998/99 läuft ein Raumordnungsverfahren für eine Nord-Ost-Umgehung von Eschershausen) und der Realisierung eines Tunnelabschnittes zur wintersicheren Gestaltung der Ver- bindung nach Norden gesucht werden müssen. Durch neue Lösungen könnte die städtebauliche Entwicklung des Kernbereichs Eschershausen gefördert werden. In ähnlicher Form gilt dies auch für den Teilbereich Stadtoldendorf, wo möglicherwei- se eine kommunale Entlastungsstraße eine erste Teillösung bieten könnte.

Zu 372 Die Stadt Stadtoldendorf ist als zweitgrößter Siedlungsbereich des Planungs- raumes nicht an Bundesstraßen angeschlossen. Die bisherige Führung der B 64 über Eschershausen bis Lenne stellt in großräumiger Betrachtung einen Umweg mit drei gesondert zu überwindenden Höhensprüngen dar (Kratzeberg, Negen- born/Amelungsborn und Odfeld/Eschershausen). Eine langfristig neue Linienfüh- rung über Stadtoldendorf kann die Gesamtstrecke verkürzen und teilweise auch wintersicherer führen. Stadtoldendorf würde gleichzeitig besser an das Fernnetz angebunden.

Die in die zeichnerische Darstellung aufgenommene, noch nicht näher festzulegen- de Linie der B 82n im Zuge der L 583 ist in weiteren Fortschreibungen oder in ei- nem separaten Raumordnungsverfahren zu konkretisieren.

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Die Verkehrsplanung im Raum Lauenförde/Beverungen/Bad Karlshafen ist auf mindestens zwei Ebenen bedeutsam. Einerseits geht es um die Anbindung einer besseren Nord-Süd-Erschließung des Wesertals an den Ballungsraum Kassel, wo- bei die verbesserte Ost-West-Anbindung des Raumes und des südlichen Sollings im Zuge der B 241 vom Landkreis Northeim verfolgt wird. Andererseits sind notwendige Ortsumgehungen der Siedlungsbereiche Beverungen und Bad Karlsha- fen (B 83) nur länderübergreifend planbar. Seit 1997 wird auf niedersächsischer Seite ein Raumordnungsverfahren durch die Antragskonferenz angesteuert. Das hessische Raumordnungsverfahren zur Verlegung der B 83 im Raum Bad Karlsha- fen ist abgeschlossen und die entsprechende Trasse somit Ziel der hessischen Raumordnung.

Zu 373 Die im Ziel genannten Ortsdurchfahrten sind seit längerer Zeit in der Planung. Die Reihenfolge ergibt sich aus der Wichtigkeit der Maßnahmen. Sie ergeben sich u.a. aus den großräumigen Verkehrsnetzen. Die planfestgestellte Ortsumgehung Bevern/Lobach und die fertiggestellte Ostumgehung Holzminden sind nicht mehr gesondert genannt.

Die Baumaßnahmen sind alle im Zusammenhang mit überregional und regional be- deutsamen Verkehrsflüssen zu sehen. Es ist nicht Aufgabe des Regionalen Pla- nungsprogramms, die Straßenplanung auf der Gemeindeebene (Bebauungsplan- zuständigkeit) mit aufzunehmen.

Zu 374 Der ruhende und der zu beruhigende Verkehr wird im ländlichen Raum bei Stra- ßenbaumaßnahmen immer noch stiefmütterlich behandelt. Das Ziel soll zu einer stärkeren übergemeindlichen Auseinandersetzung mit einer regional angepassten, integrierten städtebaulichen, denkmalpflegerisch und landespflegerisch wie ökolo- gisch orientierten Verkehrsplanung auffordern. Besonders bedeutsam ist dabei die Aussage zur Ortsbildgestaltung, zur Fußgänger- und Radwegeführung, zur Folge- nutzung bei Objektsanierungen, zum ruhenden Verkehr, zur pflanzlichen Ausgestal- tung. Deshalb sollten Straßenplanungen möglichst mit gleichzeitigen Planungen der um- gebenden Straßenräume durchgeführt werden, damit auch die Wahrung der Orts- gestaltung gesichert wird. Dabei sind die Möglichkeiten verkehrsberuhigender Ele- mente bis hin zum Um- oder Rückbau überdimensionierter Straßenquerschnitte oder der Aufgabe ganzer Straßenabschnitte ständig überprüfenswert. Fragen des erforderlichen Rückbaus umzustufender Straßenabschnitte sind besonders im Zu- sammenhang mit verkehrlichen Entlastungsmaßnahmen in den Räumen Stadtol- dendorf, Eschershausen, Lauenförde und Negenborn aufzugreifen.

Zu 375 Die ungünstige Verkehrslage des regionalen Planungsraumes muss durch die not- wendigen Unterhaltungs- und Ausbaumaßnahmen ausgeglichen werden, um die Lebens-, Arbeits- und Erholungsmöglichkeiten zu sichern und zu verbessern. Dazu gehören unabdingbar Verbindungen zu den Ballungsgebieten und wirtschaftsstar- ken Räumen zum Austausch von Gütern und Leistungen. Dies gilt besonders dann, wenn es nicht gelingen sollte, die Eisenbahn in der Fläche nach der Regionalisie- rung und Privatisierung zu erhalten.

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Zu 376 Die Forderung nach begrenzten Eingriffen in Vorsorgegebiete verschiedener Funk- tionen dient besonders der Sicherung und Erhaltung des empfindlichen Land- schaftspotentials im Naturraum Weserbergland, des Biotop- und Artenschutzes, des Boden- und Wasserschutzes als Basis des Fremdenverkehrs und des Natur- haushaltes und -bildes wie der Sicherung der Wassergewinnung. Dabei ist zu be- rücksichtigen, dass die Maßnahmen der Verbesserung der Lebensbedingungen ei- nem Teilraum des Landes dienen, der großräumig zusammenhängende Land- schaftspotentiale aufweist. Notwendige technische Bauwerke sind mit besonderer Rücksicht einzupassen, um der Einordnung des Landes als ein besonders empfind- licher Naturraum nachzukommen und eine Verlagerung auf Schienen trotz Topo- graphie, Netz und Siedlungsverteilung sowie eher untere Wirtschaftlichkeit der Strecken, nicht wie in Ballungsgebieten, verfolgt werden kann.

Zu 377 Nicht nur zur Trennung der schnellen von langsamen Verkehrsarten, sondern auch zur Förderung des Radfahrens mit ausreichender Sicherheit für alle Altersgruppen ist die Entwicklung von Rad- und Fußwegen bedeutsam. Im Landkreis Holzminden besteht im Rahmen der Fortschreibung für Radwege eine Grunderhebung des Be- darfs. Der Bedarf ist teilweise auch in Radwanderwegekonzepte eingegangen und laufend verbessert worden. Die Nutzung vorhandener Forst- und Landwirtschafts- wege, nach rechtlichen Bestimmungen auf eigene Gefahr der Nutzer, vermindert die zusätzliche Inanspruchnahme neuer Flächen. Neue technische Normen und Einschätzungen der Verkehrssicherungspflicht soll- ten bei wachsendem Radverkehr auch vorhandene Flussquerungen, wie die neue Weserbrücke im Zuge der Nordumgehung, für Radfahrer umgestalten.

Zu 378 Zur Verknüpfung von Straßen- und Wegenetzen ist für die regionale Wirtschaft und Ver- und Entsorgung sowie den Fremdenverkehre - Anbindung des Voglers und des Burgberges - die Poller Fähre von besonderer Bedeutung. Bei Weser-km 92 stellt sie zwischen Holzminden (Weser-km 80) und Bodenwerder (Weser-km 111) die einzige Überquerungsmöglichkeit dar. Bei Weser-km 116,6 stellt die Weserfähre einen wichtigen Anschluss des OT Daspe (um 150 Einw.) an den Kern der Gemeinde Hehlen dar (knapp 2000 Einw.; Schule, Kindergarten, Geschäfte, öffentliche Einrichtungen). Die Konzeption einer Brücke als Ersatz der Fähre wird seit Jahren verfolgt, um bei Stillstand oder Hoch- wasser die Erreichbarkeit des anderen Ufers sicherzustellen.

Der Saisonbetrieb der Fähre Wehrden zwischen Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen erfreut sich vor allem bei Wanderern und Radwanderern steigender Be- liebtheit. Ihr Platz anstelle der alten Fährverbindung im Zuge der Kreisstraße K 55 ist zurzeit saisonal gesichert und durch Absicherung von Gemeinden im Betrieb abgedeckt.

Die Zahl der Weserfähren ist in den letzten Jahrzehnten erheblich geschrumpft. Bestimmte Fährkonstruktionen wurden dabei aufgegeben. Langsam ist an die Denkmalwürdigkeit einzelner Fähren zu denken, weil zwischen Hameln und Mün- den zurzeit nur noch folgende Fähren verkehren:

Daneben besteht eine Reihe von besonderer Ersatzübergangsstellen, sie werden auch oftmals als Einsatzmöglichkeit für den Sportbootverkehr genutzt.

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Fähre bei km Last in t zul. Auto-/ Personen- Saison- Gesamtgew. Personen- fähre betrieb schwerstes fähre Fahrzeug bei Normal- wasser Veckerhagen 11,37 20 X Ödelsheim 24,70 12 X X Lippoldsberg 31,25 20 X Wahmbeck 35,75 12 X Herstelle 47,14 -- X X Wehrden 60,16 -- X X Polle 92,23 42 X Daspe 116,63 9 X Hajen 119,92 Hajen und Grohnde werden im Wechsel betrieben Grohnde 122,22 12 X

Zu 379 Die Hauptverkehrsstraßen mit überregionaler Bedeutung dienen insbesondere der Verbindung der Mittel- und Oberzentren. Dabei entspricht der Verlauf der B 64 - Nordumgehung/B 82n/L 583 - in etwa einer großräumig bedeutsamen Achse zwi- schen Harz und Paderborn; sie ist als Ersatzlösung für die aufgegebenen Nord- und Südharz-Autobahnen zu sehen. Diese dürften auch nach der Wende nicht wei- ter verfolgt werden. Die B 240 Eschershausen-Gronau-B 3 verbessert die Anbin- dung des regionalen Planungsraumes an das Oberzentrum Hannover und den Au- tobahnanschluss Laatzen und ist ausbaubedürftig im Raum Marienhagen-Eime-B 3.

Die B 240 ist als überregional bedeutsame Hauptverkehrsstraße in das Regionale Raumordnungsprogramm eingestellt. Nach der Fertigstellung der Weserbrücke bei Bodenwerder und der Erschließung der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen hat das Mittelzentrum Hameln damit einen verbesserten südlichen Autobahnanschluss über die B 64 bei Seesen erhalten. Die Wirkung würde auch durch die Ortsumge- hung Eschershausen gesteigert.

Die Übernahme der B 497 als überregional bedeutsame Hauptverkehrsstraße soll der gewachsenen Bedeutung des Oberzentrums Göttingen (z.B. als Haltepunkt des schienengebundenen Fernverkehrs - aus dem Mittelzentrum Holzminden/Höxter) Rechnung tragen. Das Mittelzentrum Holzminden liegt dabei im Randbereich des Einzugsbereiches Göttingen, mit dem es durch den gemeinsam getragenen Regio- nalverband Südniedersachsen e.V. verbunden ist.

Die Hauptverkehrsstraßen mit regionaler Bedeutung dienen weitgehend der Ver- bindung von Grundzentren zu Mittelzentren und zwischen Grundzentren. Die frem- denverkehrliche Erschließungsfunktion gilt besonders für die Vorsorgegebiete für Erholung (dies gilt auch für Fähren).

Eine Vernetzung ist jeweils gegeben. Die Darstellung ist dem Maßstab entspre- chend nur grob möglich. Trassierungstechnisch bedingte Abweichungen sowie ge- ringfügige Änderungen aufgrund der Entwurfsabstimmung müssen vorbehalten bleiben. Die Detailtrassierung der Hauptverkehrsstraßen "langfristiger Bedarf" ist darüber hinaus noch gröber festgehalten. Die vorangestellten Tabellen geben wei- tere Hinweise für die Auswahl der Straßenabschnitte.

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3.6.4 Schifffahrt

Die Schifffahrt kann im regionalen Planungsraum nur die Oberweser nutzen. Bis Hann.Münden ist die Weser eine Bundeswasser- und Binnenschifffahrtsstraße. Ihre Ufer gehören zu Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Holzmin- den, bei Weser-km 80,2, ist öffentlicher, kommunaler Umschlagplatz ist auch Kem- nade bei Weser-km 111,9 (rechtes Ufer). Dieser Platz ist wegen abgängiger Ufer- mauer nicht nutzbar.

Bootshäfen bestehen in Lauenförde und Bodenwerder. Der Bootshafen Holzminden steht 1997/1998 zur Disposition. Seine Größe und Tiefe lässt heute - nach der his- torischen Verkleinerung des Beckens - für den Freizeitverkehr kaum Spielräume. Campingplätze am Wasser haben Bootsanleger für den Sportbootverkehr einge- richtet.

Die Weser hat ihre Attraktivität als Binnenschifffahrtsweg in den letzten Jahren vorwiegend für Getreide erhalten. Dies zeigt sich in der Standortwahl von Getreide- lagern und regem Schiffsverkehr bei ausreichenden Wasserständen (nicht zu hoch, nicht zu niedrig). So können Regelschiffe manchmal nur ein Drittel der Jahrestage 2 m tief abladen. An anderen Tagen geht nur eine geringere Tauchtiefe oder die We- ser ist gar nicht schiffbar. Andere Gütertransporte haben erhebliche Veränderungen erlebt. Nicht unwesentlich für den Transport auf der Weser ist jedoch auch die Ver- änderung der Schiffsgrößen in anderen Flusssystemen, ihre Ausrichtung auf schwierige Wasserstände, ihre Anpassungsfähigkeit an moderne Behältersysteme zur schnelleren Be-, Ent- und Umladung mit den damit verbundenen Auswirkungen auf die Schifffahrtsunternehmen. Die zusammenhängende Nutzung des Binnen- wasserstraßennetzes in Deutschland wird so für die Oberweser nur noch einge- schränkt möglich.

Als Angebot für die Bevölkerung und für Touristen ist die Ausflugsschifffahrt von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Besonders die Oberweserdampfschifffahrt sorgt für erhebliche touristische Impulse und stellt einen der Haupteckpfeiler im tou- ristischen Angebot dar. Durch die Schifffahrt wird ein wesentliches Unterschei- dungskriterium des Landkreises gegenüber anderen Landkreisen mit ähnlichem landschaftlichem Angebot geliefert.

Personenschifffahrt und Freizeitwassersport auf der Weser stellen Beiträge zum Fremdenverkehr dar. Eine Reise auf dem Strom vermittelt Freizeiterlebnisse be- sonderer Qualität.

Zu 382 Auch als Option in die Zukunft müssen der Schiffsbau und der Güterverkehr mög- lich bleiben, auch wenn heute Getreide die Hauptgüterart auf der Weser darstellt. Die Wasserschwankungen drücken sich u.a. in Umschlagsleistungen aus.

Für die Personenschifffahrt sind Wasserstand und Anlegemöglichkeit von erheb- licher Bedeutung. Für den Ausbau des Fremdenverkehrs im Planungsraum ist die Schifffahrt ein wesentliches Moment.

Der bedarfsgerechte Betrieb, je nach Wasserstand für Frachtschiffe mit bis zu 1.350 t, setzt eine enge Verbindung zwischen Wirtschaftsunternehmen und kom- munaler Ebene voraus, um gemeinsame Interessen bei der Wassermengensituati- on oder der Frage von Hafenanlagen (gleichzeitig des Hochwasserschutzes) weiter zu verfolgen.

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Der Weserbund ist als ein unabhängiger Interessenvertreter der Weseranlieger da- bei nicht außer Acht zu lassen. Viele Wirtschaftsunternehmen fördern seine Arbeit. Die Federführung des Weserbundes bei der Studie "Bestandsaufnahme - über Möglichkeiten zur Verbesserung der Wassermengensituation im Einzugsgebiet der Oberweser -" von Prof. Dr. Ing. W. Hartung, Braunschweig, 1981, hat einen gang- baren Weg zur Verbesserung der Wassermengensituation aufgezeigt. Diese Unter- lagen sind aus hiesiger Sicht zeitlich unabhängig gültig, auch wenn die Durchsetz- barkeit über Landesgrenzen zurzeit nicht verfolgt werden kann. Eine angemessene Freihaltung der Fahrrinne und die bisher praktizierte Wellen- zugabe aus den Talsperren entsprechend den Bewirtschaftungsplänen der Talsper- ren sind von besonderer Bedeutung. Eine Änderung zu Lasten der Unterlieger muss von allen Anrainergebietskörperschaften gemeinsam mit der Wasserstraßen- verwaltung einvernehmlich vermieden werden.

Im Schiffsbau könnte wohl auch heute noch die stärkere Ausrichtung auf spezielle Flachgänger (nutzbar auch in anderen Erdteilen) und die Aufnahme des Container- verkehrs eine Weiterentwicklung beinhalten.

Zu 383 In der "Bestandsaufnahme" von 1981 sind einige Problemaspekte aufgearbeitet worden. So kann bei der fern vom regionalen Planungsraum entstehenden Groß- niederschlagsmenge/Wasserflut der Hochwasserschutz des regionalen Planungs- raumes nicht am niedersächsischen Weserufer allein betrieben werden. Eine Ab- stimmung der nur grenzüberschreitend möglichen Maßnahmen ist somit deutlich.

Da der größte Teil des Niederschlagsgebietes der Oberweser in Hessen liegt, sind dort bereits frühzeitig Speicher gebaut und weitere Speicherwerk-Bauten vorge- sehen gewesen. Für diese ist nach Aussagen des o.g. Gutachters jedoch keine Ab- flusssteuerung vorgesehen. Dadurch ist nicht auszuschließen, dass ein zunächst verhindertes Hochwasser in einem Vorfluter später durch unkoordinierten Abfluss mehrerer Speicheranlagen doch noch entsteht.

Nach der damaligen Untersuchung von 145 Standorten für Speicheranlagen im Niederschlagsgebiet der Oberweser und ihrer Zuflüsse und eingehender, koordi- nierter Bewertung aller Standorte, ist allein im oberen Edergebiet die Anlage weite- rer, großräumig wirksamer Speicher mit günstigen Bedingungen in der weiteren Diskussion zu verfolgen. Ihr Bau würde dem gesamten Weserraum zugute kom- men. Die zwischenzeitlich nach der Sanierung der Edertalsperre geforderte Veränderung der Stauhaltung hat Auswirkungen - z.B. auch auf den Fremdenverkehr und die Ökologie - und darf nicht unabhängig von allen Anrainern durch den Baulastträger allein veranlasst werden.

Zu 384 Nach heutigen Erkenntnissen ist eine Kanalisierung der Oberweser in absehbarer Zeit nicht zu erwarten und damit zurzeit nicht zu verfolgen. Gleichzeitig erfolgt aber im genannten Teilraum des regionalen Planungsraumes beiderseits der Landes- grenze ständig verstärkte Aktivität im Bodenabbau. Das Ziel soll die langfristige Freihaltung der entsprechenden, nicht zu bebauenden Flächen sichern helfen, um Planungen kommender Generationen möglich zu machen. Die Strecke liegt teilwei- se in der natürlichen Überschwemmungszone, so dass sich eine Bebauung dort von selbst ausschließen sollte. Die Beachtung des Zieles kann jedoch für den ein- zelnen Bodenabbau in diesem Gebiet bedeutsam werden. Großflächige, ungehin- derte Bodenabbauten in diesem Teilraum könnten die Gefahr eines selbständigen Durchbruches der Weser an dieser Stelle beinhalten. Dabei würde von rd. 5km Weserlauflänge eine Verkürzung auf 1,75 km erfolgen mit einem Höhengefälle von rd. 2 m.

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Zu 385 Sportboothäfen dienen motor- und nichtmotorgetriebenen Wasserfahrzeugen. Von ihnen geht im gewissen Sinne Lärm aus oder sie sind Ausgangspunkte von lär- menden Fahrzeugen. Sie stellen auch eine Quelle vermeidbarer Verschmutzung bei der Ver- und Entsorgung dar. Ihre Standortverteilung im Weserrevier sollte da- her in Verbindung aller Überlegungen zur Freizeitnutzung im regionalen Planungs- raum und den Randgebieten geklärt werden, um ökologische Überlastungen des Stromes durch unkoordinierte Einzelentscheidungen zu vermeiden. Die Verteilung ist auch unter dem Aspekt des Umweltschutzes und der Landschaftspflege, des Schutzes von Brutplätzen und der Abschottung von Kiesgruben gegenüber der Weser zu sehen. Eine geordnete Verteilung ist erforderlich, weil der Wasserschutz vor Treibstoffen bedeutsam ist und zunehmend die vom Straßenverkehr erreichba- ren Ufer als Einsetzpunkt für mobile Fahrzeuggespanne (über Anhänger) belastet werden (z.B. auch alte Fährübergänge). Bootsanleger sind Bestandteile von Cam- pingplätzen an der Weser geworden. Ihre Entwicklung wird in Verbindung mit den Sportboothäfen gesehen. Steigender Komfort der Schiffe lässt neue Probleme er- warten. Lösungen sind in den genannten Sportbootbereichen zu suchen und zu lo- kalisieren. Unter diesem Aspekt und der touristischen Entwicklung ist auch die Fra- ge eines Anlegers/Sportboothafens in der Stadt Holzminden (Mittelzentrum !) nicht bedeutungslos.

3.6.5 Luftfahrt

Zu 389 Stadt und Landkreis Holzminden waren früher Mitgesellschafter des Verkehrs- landeplatzes Höxter/Holzminden, der auf nordrhein-westfälischem Gebiet liegt (Räuscheberg). Seine Zulassung umfasst den Sichtflugverkehr von Motor-, Segel- flugzeugen und Drachen, Fallschirmsprung. Eine räumliche Festlegung des Platzes ist im Gebietsentwicklungsplan für das Hochstift Paderborn erfolgt. Insofern kann er vom Regionalen Raumordnungsprogramm für den Landkreis Holzminden nicht festgelegt oder gesichert werden. Das Ziel soll aber seine weitere Unterstützung im Interesse der regionalen Wirtschaft beider Kreise beschreiben, auch nach dem Wechsel der Eigentümer. Ein weiterer Flugplatz im regionalen Planungsraum wäre allein nicht tragfähig; an- dere niedersächsische Landeplätze sind mehr als 50 km entfernt. Die Menge der Freizeitflüge, besonders für den Fallschirmsprung, steigt; damit nimmt der Lärm von aufsteigenden Maschinen zu. Dieser sollte durch Routenwahl besser im gesamten Planungsraum um den Landeplatz verteilt werden können.

Zu 390 Das Ziel soll den Platz in seinem Zustand sichern und eine bessere Ordnung und Einordnung des Geländes ermöglichen. Die Weiterentwicklung im notwendigen Maße für den Segelflugbetrieb soll gegeben bleiben. Ein Ausbau zu einem Verkehrslandeplatz kann nicht zur Diskussion stehen, da er zu abgelegen ist und außerdem eine zu starke Lärmbelastung der Erholungsbe- reiche Ith und Hils zu befürchten wäre. Neben dem Gelände auf dem Ith besteht, seit der Genehmigung 1978, ein weiteres Gelände südöstlich Bremke, das Segel- fluggelände "Wellenhagen". Seine Bedeutung ist wesentlich geringer als die des Ith-Platzes einzuschätzen (Lage, Ausstattung etc.).

Zu 391 Modellflugplätze wachsen auch im regionalen Planungsraum. Von ihnen geht eine Umweltbelastung durch Autozufahrten, lärmende Objekte und durch außer Kontrol- le geratene Flugobjekte aus; wichtige Funkverkehre können gestört werden.

Die Beschränkung der Richtfunktrassen dürfte bedeutsam sein. Ein weiterer Prob- lembereich könnte bei der Nähe von Flugplätzen aller Art und Drachenflieger- gebieten gesehen werden. Mit den Fluggeräten kann auch die Vogelwelt empfind- lich beeinträchtigt werden.

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Im Zusammenhang mit den Genehmigungsverfahren von derartigen Plätzen sind die sonstigen raumordnerischen Belange wie Verkehrsanbindung, Richtfunk- trassen, Gebiete mit besonderer Bedeutung und der Vorranggebiete für Natur und Landschaft wie für Erholung bei Standortentscheidung für Modellflugplätze von groß- und kleinräumiger Bedeutung.

Zu 392 Die Ausdehnung und Veränderung des Flugbetriebes auf dem Räuscheberg, u.a. durch den Fallschirmsprung, besonders am Wochenende, hat zu einer neuen Form von weitreichender Dauerbelastung dichter Siedlungsgebiete geführt. Die schwer- beladenen Maschinen erzeugen im spiralförmigen Steigungsflug, oft über Holzmin- den, Bevern, erhebliche Lärmbelastung. Es muss Ziel werden, diese Belastung, wenn man dann den Freizeitsport dieser Art unterstützt, über alle Bereiche rund um den Verkehrslandeplatz eher in dünn besiedelte Gebiete zu verteilen. Hierzu sind die Gesellschafter aufgefordert.

3.6.6 Fußgänger- und Fahrradverkehr

Zu 395 Die Verknüpfung verschiedener Transportmittel ist über Parkplatzangebot, kurze Umsteigezeiten, angepasste Anschlusszeiten (Zug/Zug; Zug/Bus; Bus/Zug; Bus/Bus; Bus/Schiff) und entsprechende angebotene Beförderungsleistungen, z.B. für Fahrräder und Kinderwagen oder Fahrkartenanerkennung, eingehend weiterzu- verfolgen. In Zukunft werden sich detaillierte Untersuchungen dieser Frage weiter zuwenden müssen, soll die Stärkung des ÖPNV Gewicht be- und erhalten. Ein energiesparendes Verhalten - freiwillig oder zwangsweise (Ölschock) - muss durch ein ständig attraktives ÖPNV-Angebot auch im ländlichen Raum einen höheren Stellenwert erreichen. Hierzu könnte auch eine gezielte Informationspolitik der Ver- kehrsträger beitragen.

Als umweltfreundliches Verkehrsmittel ist das Fahrrad von großer Bedeutung. Die Mittelgebirgslage zeigt jedoch sicher Grenzen für Wegestrukturen auf.

Im ländlichen Raum kann jedoch durchaus bei der Überprüfung von Straßenquer- schnitten vermehrt Spur und Netz für Radfahrer detaillierter in die gemeindliche Planungsarbeit einbezogen werden. Die Führung von Radwegen außerhalb der Or- te stellt sicher nur einen Teilbereich des möglichen Ausbaus dar.

Zu 396 Dem Radwege- und Radwanderwegenetz ist weiterhin verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen, auch wenn die unterschiedliche staatliche Beurteilung und Förderung der beiden Systeme dies erschweren. Eine multifunktionale Nutzung sollte bei Wege- netzen immer dann möglich sein und bleiben, wenn die Verkehrsbelastung eine Mi- schung aller Verkehre zulässt. Andernfalls sind nach Verkehrsarten getrennte We- genetze zu entwickeln, die entsprechend der Bedarfslage möglichst viele vorhan- dene Wege zum Radfahren nutzen (s. auch Bedarfspläne für Radwege an Bundes- und Landes- oder auch Kreisstraßen). Die Radwanderwegekonzeption des Land- kreises Holzminden ist auf diese Zielsetzung ausgerichtet. Verschiedene Karten- werke unterrichten über den Wegeverlauf. Künftig wird nicht nur unter touristischen Aspekten auch dem Cross-Country und dem Mountain-Bíking verstärkt Aufmerk- samkeit zu widmen sein.

Die Fernradwege werden von Einwohnern und Touristen stark frequentiert. Dieses Potential bietet die Möglichkeit, auch andere Ziele im Landkreis touristisch besser zu erschließen. Im Fremdenverkehrsbereich (Fremdenverkehrsverband Weser- bergland-Mittelweser e.V., Weserbund e.V. und Verlagen) erfolgt ihre Vermarktung in Karten und Texten.

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Während andere Gebiete mit einem ähnlichen landschaftlichen Angebot sehr gute touristische Erfolge mit dem Angebot "Wandern" erzielen, was aufgrund seiner Inf- rastruktur auch der Bevölkerung zugute kommt und außerdem als besonders um- weltfreundlich einzustufen ist, bestehen im Landkreis Holzminden in Teilen Defizite, die ausgeglichen werden müssen, indem neben einem weitverzweigten Netz mit einheitlicher Ausschilderung, Schutzhütten usw. eine Verbindung touristisch rele- vanter Ziele und Landschaftsteile über den Naturpark Solling-Vogler hinaus erfolgt. Der Fremdenverkehrsverband Weserbergland-Mittelweser e.V. hat Empfehlungen erarbeitet, die auf bestehenden Wegen aufbauen und die Vernetzung der verschie- denen Landschaftsteile und Sachgüter sicherstellen sollen.

Nach der zurzeit geltenden niedersächsischen Rechtslage gibt es eindeutige Regelungen bezüglich der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht bei der Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen Wegen: i.d.R. erfolgt die Nutzung auf eigene Ge- fahr.

Die bisher meistens vor Beginn der Siedlungsbereiche oft abrupt aufhörenden Rad- fahrwege sollten unter städtebaulichen Gesichtspunkten weitergeführt und für den Fremden verständlich ausgeschildert werden, vor allem, wenn es sich um Radwan- derwegerouten handelt.

Verkehrsberuhigung sollte in verstärktem Maße auch im ländlichen Raum als Ges- taltungselement erkannt und angewendet werden. Ihre Ausprägung ist Sache der Bauleitplanung.

Zu 397 Im Zusammenhang übergemeindlicher Radwegenetze ist hier das Engagement und die Kooperation der Gemeinden angesprochen. Dem wachsenden Radverkehr ist nicht nur außerorts besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Dass Lösungen klein- räumig durchaus mit Geduld verfolgbar sind, zeigt die Verbindung zwischen Warb- sen und Forst.

Zu 398 Die Fähre Wehrden ist gemeinsam von niedersächsischen und nordrhein- westfälischen Gemeinden aufrecht erhalten worden. Es gäbe auch andere Flussquerungen, die für Fußgänger und Radfahrer interes- sant sein könnten. So könnte der Rückzug der Eisenbahn aus der Fläche künftig auch Eisenbahnbrücken einer neuen Verwendung zuführen, wenn Unterhaltsauf- wand und Verkehrssicherheitspflicht tragfähig sind. In allen Fällen sollte die Erreichbarkeit zwischen Wohn- und Arbeitsplätzen/ Produktionstätten/-flächen sowie attraktiven Nah- und Erholungsurlaubsgebieten wesentliches Kriterium bei der Beurteilung zur Erhaltung und Verbesserung von Übergangsmöglichkeiten (auch bei Brückenneubauten) darstellen; ihre Verbin- dungsqualität ist entsprechend hoch zu bewerten. Dies gilt auch über Landesgren- zen hinweg (z.B. für die Eisenbahnbrücke Boffzen-Wehrden, die Nordumgehung Holzminden). Darüber hinaus ist an die Weiterverwendung alter Gleiskörper für überregionale Wander- und Radwanderwege zu denken (Nutzung geringer Steigungsverhältnis- se), wie dies in anderen Landesteilen mit Erfolg praktiziert wird. Eine intensive Ab- stimmung mit bisherigen Eigentümern und potentiellen Trägern von Nachfolge lösungen wird jedoch nicht problemlos zu erreichen sein.

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3.6.7 Information und Kommunikation

Zu 404 Der weitere Aufbau der neuen Telekommunikations- , Medien- und Datennetze ist entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft, der Auftrags- und Selbstverwaltung und der freien, vor allem beratenden Berufe oder Institutionen (einschl. Fachhochschule Hildesheim/Holzminden) und die Le- bensqualität modernerer Art allgemein. Ein flächendeckendes hochleistungsfähiges Medienkommunikationsnetz ist dafür unabdingbar, in dem nach Digitalisierung des Telefonverkehrs einheitliche Daten, Texte, Sprache und Bilder schneller und besser übertragen werden können.

Das vorhandene Netz leistet bereits viel. Eine ortsnahe Vermarktung der bestehen- den Angebote und die Unterrichtung über neue Angebotsstrukturen von verschie- denen Diensten müsste verstärkt ortsnah, kundenorientiert trotz vielfältiger Aufsplit- terung der Medienleistung anbietenden Unternehmen gerade unter dem Aspekt der wachsenden Konzentration von Endgeräteanbietern und auf der anderen Seite der Mitarbeitsituation eines mittelständischen Unternehmens ermöglicht werden. Darin sind Wettbewerbsvorteile enthalten, die gerade in verkehrsfernen regionalen Teil- bereichen des regionalen Planungsraumes in Teilen wenigstens einen Ausgleich ungünstiger Kostenstrukturen aufgrund der Verkehrssituation auffangen könnten (Logistik etc.).

Eine engere Informationsverbindung zwischen den mittelständischen Betrieben, kleinen Verwaltungen, der Wissenschaft und den Anbietern könnte ggf. schneller helfen, Unklarheiten der vielfältigen neuen Möglichkeiten in den Medienkommunika- tionsdiensten abzubauen. Hierzu gehört die Darstellung der Leistungsfähigkeit von vorhandenen Netzen wie auch die Übersicht über mögliche Entscheidungskriterien zur eigenen Vorbereitung für eine Diskussion wirksamer moderner Medienübertra- gungswege. Die betriebliche interne Vorbereitung müsste sich z.B. Überblicke zu schaffen suchen über die Datenmengen, die Kommunikationsbeziehungen, feste oder wechselnde Beziehungen, über die Übertragungsdauer, -zeit, -häufigkeit oder auch zum Datenschutz oder zur Entfernungssituation in In- und Auslandsbeziehungen etc.

Zu 407 Die Darstellungen in der Beikarte entsprechen den bestehenden Richtfunkstrecken nach Unterlagen des Raumordnungskatasters. Die sich bei den Richtfunkstrecken ergebenden Bauhöhenbeschränkungen sind bei den Telekommunikationsunter- nehmen im Detail zu klären.

Funkübertragungsstellen im regionalen Planungsraum sind Holzminden und Holz- minden/Neuhaus (Schrodhalbe). Das Gebiet des regionalen Planungsraumes wird zurzeit noch von 15 Richtfunktrassen überquert, dazu bestehen erhebliche Zahlen von Sendeanlagen (für Telefon, Radio, Fernsehen, Funktelefon....).

Richtfunktrassen: 1. 111 Lügde/Rischenau-Barsinghausen 2. 231 Lügde/Rischenau-Salzhemmendorf 3. 232 Sibbesse-Lügde/Rischenau 4. 247 Salzhemmendorf-Moringen/Fredelsloh 5. 1012 Lügde/Rischenau-Torfhaus (Harz) 6. 1108 Holzminden/Neuhaus-Göttingen 7. 1109 Holzminden/Neuhaus-Lügde/Rischenau 8. 1110 Holzminden/Neuhaus-Hann.Münden 9. 1111 Holzminden/Neuhaus-Salzhemmendorf 10. 1112 Hozminden-Lügde/Rischenau 11. 1113 Holzminden/Neuhaus-Uslar

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12. 1114 Holzminden/Neuhaus-Zierenberg (Habichtswald) 13. 1115 Sibbesse-Moringen/Fredelsloh 14. 281 Lügde-Rischenau, Hameln-Klüt 15. 1203 Salzhemmendorf/Ahrenfeld-Alfeld-Gerzen

Zu 408 Das Ziel soll die frühzeitige Abstimmung bei Arbeiten von Telekommunikations- diensten auf regionaler, vor allem unter übergeordneter landespflegerischer und allgemeiner städtebaulicher Sicht hinwirken. Dabei ist besonders bedeutsam, dass vorhandene und mögliche Rundfunkempfangsstellen und Zwischenverstärker etc. oder ihre Zuwegung und dauernde Zugänglichkeit in Vorsorgegebieten für Natur und Landschaft wie Vorranggebieten für Natur und Landschaft liegen können und entsprechend in die Umgebung einzupassen sind.

Die gemeinsame Prüfung, ob die Erstellung eines landespflegerischen Begleit- planes notwendig ist, soll im Sinne eines vorsorglichen und koordinierenden Ab- stimmungsprozesses ablaufen. Es wird erwartet, dass damit förmliche Verfahren regional besser vorbereitet und abgewickelt werden können.

Auch in der Zukunft werden kleinere Siedlungsbereiche vor allem in dünn besiedel- ten und gebirgigen Gegenden im Anschluss an neue Kommunikationstechniken benachteiligt sein (dies u.a. auch durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten der Unternehmen im Kommunikations- und Medienmarkt im regionalen Planungsraum). Während in der Vergangenheit erst ab 800 Einwohnern Fernsehversorgungen mit Umsetzern eingerichtet worden sind, wird bei der Kommunikationsvernetzung die- ser Raum voraussichtlich nicht genug Anschlusspotential erreichen. Insofern sind weitere Überlegungen voranzutreiben, die die Versorgung benachteiligter Gebiete im Solling, Vogler, Ith/Hils-Bereich u.a. kleinen Räumen besonders aus Gründen der Funktion des Zuganges zum Medienmarkt bei Katastrophenschutz und ziviler Verteidigung verbessern.

3.7 Bildung, Kultur und Soziales

Bildungsmöglichkeiten und kulturelle Angebote sind in hohem Maße mitbestimmend für die Qualität der Lebensverhältnisse des regionalen Planungsraumes und seiner Bevölkerungsgruppen. Die besondere Herausarbeitung dieses Abschnittes er- scheint aus folgenden Gründen gerechtfertigt:

− Mit wachsender Freizeit wird die Suche nach befriedigender interessanter Betä- tigung steigen. − Die Veränderungen der Altersstruktur i.V.m. der Entwicklung neuer Medien wer- den Auswirkungen auf die aktive und passive kulturelle Beteiligung der Men- schen bringen. − In dünner besiedelten Räumen in großer Entfernung zu den Ballungsgebieten und großen Städten wird es durch die Altersverschiebungen und Veränderun- gen des ÖPNV-Angebotes oder der individuellen Mobilität voraussichtlich noch schwieriger werden, Interessierte für gemeinsame aktive oder passive Teilnah- me an Veranstaltungen - auch solchen außerschulischer politischer, musischer und kultureller Art - zu gewinnen. − Der ÖPNV bedient zurzeit in den Abendstunden und am Wochenende Sied- lungsbereiche unterschiedlich günstig. Inwieweit eine ausreichende Bedienung in Zukunft finanzierbar wird, wird sich in der Umsetzung des Nahverkehrsplanes zeigen müssen. − Die Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs bedarf der Unterstützung durch attraktive kulturelle Veranstaltungen oder zumindest durch die Vermittlung von

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Informationen über erreichbare Veranstaltungen etwa im Umkreis von 30 bis 50 km, d.h. maximal eine Stunde Bus- oder Autofahrt. − Die Entwicklung der Museenlandschaft und ansprechender geordneter, gar wis- senschaftlich aufbereiteter musealer Darbietungen hat die Ballungsgebiete stark bevorzugt und die ländlichen Räume stark ins Hintertreffen geraten lassen. Da- durch ist auch der Erwartungshorizont vieler Feriengäste aus Ballungsgebieten nicht unbeeinflusst geblieben. Die Meßlatte für attraktive Darstellungen wird hö- her, wie dies auch beim erwarteten Komfort hinsichtlich der Übernachtungsmög- lichkeiten oder anderer Attraktivitäten zu beobachten ist.

Neben den besonderen Zielen werden organisatorische Aspekte besondere Bedeu- tung erlangen: z.B. Termin- und Programmabsprachen, Informationsbeschaffung für höherrangige Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Planungsraumes, Koppelung von Veranstaltungen mit speziellen Zubringerbussen.

Private und kommunale Initiativen sollten zur Verbesserung der Lebensqualität im regionalen Planungsraum vertretbare Formen der Unterstützung entwickeln kön- nen, da der Einzelne hierbei wenig Zugang haben dürfte. Aussagen zur schulischen Ausbildung sind in den Schulentwicklungsplänen für das allgemeine und für das be- rufliche Schulwesen festgelegt.

Die Standorte von Schulen, Versammlungsräumen, Dorfgemeinschaftshäusern und Gaststätten im regionalen Planungsraum haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Dies hat zum Verlust vieler Veranstaltungsräume gerade in kleine- ren Orten geführt. Den jetzigen Bestand gilt es zu halten, evtl. zu sanieren und in geeigneter Form vielfachen Nutzungen zu öffnen. Die Funktion von "Dorfgemein- schaftshäusern, Jugendräumen" ist dabei aus sozialen und kulturellen Aspekten in dünn besiedelten Räumen ähnlich wichtig wie in Ballungsgebieten, teilweise noch wichtiger, weil es oft an anderen öffentlichen Räumen fehlt.

Die Zielsetzung soll eine entsprechende gemeindeübergreifende Unterstützung und Beratung ermöglichen. Entsprechende ÖPNV-Abstimmung kann die Erreichbarkeit solcher Einrichtungen fördern helfen.

Zu 415a Zum Angebot im Mittelzentrum gehören die Berufsbildenden Schulen, Gymnasien, Fachgymnasien und das Landschulheim am Solling (Internat). Für diesen Bereich wäre auch eine Verflechtung mit dem Fachhochschulbereich der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden überprüfenswert.

Zu 417 Der Weiter- und Fortbildungsbedarf wächst ständig. Schulen, Hochschulen, über- betriebliche Ausbildungsstätten und auch Kreisvolkshochschulen leisten in diesem Sektor erhebliche, breit wirkende Arbeit. Die Veränderung der Altersstrukturen, der Freizeitaspekt, die Frage geeigneter auch internatsmäßig nutzbarer Räume, die künftige Nutzung von öffentlichen Gebäuden - ein Geflecht von vielen Faktoren - lässt es geraten erscheinen, Bedarf und Angebotsmöglichkeiten immer wieder neu zu überprüfen und zumindest regional abzustimmen, wie dies erstmalig im Regio- nalverband Südniedersachsen e.V. 1994 versucht worden ist und fortgeführt wer- den sollte.

Gerade im Bereich von Umweltschutz, lokale und persönliche Agenda 21, Landes- pflege, Fremdenverkehr, Ausbildung von ehrenamtlichen Stadt- und Landschafts- führern neben den offiziell eingesetzten Kräften deuten sich Entwicklungslinien an.

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Zu 418 Das einzige Jugendwaldheim "25 Eichen" in Stadtoldendorf, betreut vom Nds. Forstamt Grünenplan, hat in der Vergangenheit seit Jahrzehnten für die Unterrich- tung der Jugend im Rahmen von Schulbesuchen etc. viel erreicht. Im Interesse der kommenden Generationen sollte diese Einrichtung dauerhaft verfügbar bleiben oder gemacht werden. Die Jugendbildungsstätte Fürstenberg steht in der Träger- schaft des Landkreises Holzminden.

Zu 420 Der Einzugsbereich der Fachhochschule reicht bis in den nord-west-nieder- sächsischen und westfälischen Raum. Der FHS-Standort sichert höherwertige Ausbildungsplätze und stellt mit seinen Fachleuten und technischen Einrichtungen eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und Praxis dar. Durch den neuen Zweig "Bauchemie" ist eine sinnvolle Ergänzung erreicht worden. Eine Verstärkung der nur zentral in Hildesheim vorgehaltenen Technologieberatung sollte für mehr Kooperation im regionalen Planungsraum Sorge tragen.

Zu 421 In kleinen Ansätzen fördert der Kulturverein Holzminden den allgemeinverständ- lichen Wissenstransfer aus der Universität Göttingen in die Region. Diese Vernet- zung kann im Rahmen der Verbandsarbeit und der in Göttingen zwischenzeitlich etablierten Einrichtungen zur Kooperationen von Wissenschaft und Praxis für die Region stärker nutzbar gemacht werden.

Zu 422 Im Umkreis von 30 km um die bedeutenden Mittelzentren Holzminden und Höxter (Nordrhein-Westfalen) wohnen 1997 rd. 175.000 Menschen. Es dürfte die Trag- fähigkeit jeder größeren Veranstaltung dienlich sein, wenn dieses Potential ge- meinsam beworben werden könnte, zumal einige Veranstaltungsräume durchaus passende Bühnen etc. sowie Sitzplätze bieten könnten. Leider fehlt es immer noch an einer tatsächlich praktikablen Abstimmung und Informationsverbreitung, weil zu- viel Konkurrenzdenken eher mit kleineren Nutzerpotentialen umzugehen gewillt ist. Dies ist betriebswirtschaftlich ständig überprüfungsfähig. Wirtschaftliche Überle- gungen von Großkinos oder Discotheken sowie Fachmärkten gehen offensichtlich bei ihrer grenzüberschreitenden Betrachtung und Analyse weiter.

Zu 424 Geeignete Spielstätten sind im regionalen Planungsraum rar, weil tragfähige Zu- schauerzahlen und eine mindestens notwendige Bühnentechnik nicht immer vor- handen sind. Man sollte im Rahmen der Kulturförderung daher fortschreiten bei der Klärung und Regelung eines Mindeststandards bei der Bühnentechnik (Beleuch- tung, Vorhang ...). Die Schulbauten könnten auf ihre Eignung oder Anpassung hin weiter untersucht und gefördert werden.

Zu 425 Neben dem Angebot an Spielstätten und deren fachgerechter Ausstattungen wird auch die Organisation und Förderung von Vorführungen (z.B. Landesbühne, Land- schaftsverband Südniedersachsen, Theater und Musikvereine etc.) künftig eine stärkere Rolle spielen, vor allem unter dem Aspekt wachsender Freizeit. Ihre Veranstaltungen werden sich oft nur dadurch finanzieren lassen, dass ein mög- lichst großer Kreis Interessierter angesprochen, eingeladen und zum Veranstal- tungsort sowie zurück gebracht werden kann. Dieses Ziel will hierfür eine Basis zur Bewusstseinsbildung bieten. Ein besonderer Aspekt ist dem stärkeren Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zu widmen. Gleichzeitig kann damit jedoch auch Hilfe für die Erreichbarkeit von besonderen Veranstaltungen in umliegenden Großstädten bedacht werden.

Hinzuweisen ist auf Dabakus sowie auch auf den Kulturserver Niedersachsen. Für beide erscheint eine überregional deutlichere Vermarktung und Nutzung erstre- benswert. Problem bleibt die länderübergreifende Koordination und Information!

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Monatlich verschickt das Kulturressort des Landkreises den Veranstaltungskalen- der an über 35 Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunkanstalten und andere Institutio- nen!

Zu 427 Es gibt einige "Veranstaltungskalender", die bereits versuchen, einen rechtzeitigen Hinweis zu bringen. Es sollte dabei bedacht werden, dass die Ballungsgebiete Hannover, Hildesheim, Göttingen, Kassel, Paderborn, Detmold und Bielefeld den regionalen Planungsraum und die beiden nahe beieinander liegenden Mittelzentren Holzminden und Höxter jeweils in ihren Randbereichen, wenn überhaupt, sehen und qualitativ interessante Angebote nur bedingt vermitteln. Die mobile Gesell- schaft, durch Fernsehen beeinflusst, wäre interessiert, mehr über derartige Veran- staltungen zu erfahren. Für manche Sportarten gibt es sehr viel bessere Einzugs- bereiche.

Im anderen Sinn ist damit aber auch die Konzentration auf die eigenen Potentiale eigentlich stärker zu bündeln, um eine hohe Dichte interessierter Menschen im klei- neren, näheren Raum, unabhängig von Grenzen, ansprechen zu können. Größere Schritte und Initiativen sind dafür wohl noch erforderlich und mit Geduld weiter zu verfolgen.

Zu 428 Im Laufe der letzten Jahre hat sich in Northeim der Landschaftsverband Südnieder- sachsen e.V. - nicht zu verwechseln mit dem Regionalverband Südniedersachsen e.V. - etabliert. Er verfügt über kulturelle Fördermittel für Räume, zu denen auch der regionale Planungsraum gehört. Aus Gründen der jeweils erreichbaren Nutzerpo- tentiale sollten bedeutsame kulturelle Angebote auf besonders geeignete Räume in zentralen Orten oder hier auch auf überregional bekannte Einrichtungen, z.B. Schloss Bevern oder Schloss Fürstenberg, konzentriert werden.

Zu 433 Das Engagement der ehrenamtlichen Museumsleiter ist hoch einzuschätzen, be- darf aber noch breiterer Unterstützung, damit wertvolle Bestände (oft nur in Maga- zinen schlummernd) auch den durch Medien verwöhnten Besuchern aus nah und fern nähergebracht werden können. Räume für Sonderausstellungen sollten ver- stärkt gefördert werden können.

Zu 434 Im regionalen Planungsraum fehlen noch immer Ausstellungsräume mit klima- und ausstellungstechnischer Ausstattung sowie entsprechender personeller und techni- scher Überwachung. Die Übernahme von Ausstellungsmaterialien oder –konzepten aus der Landeshauptstadt oder von Stiftungen ist damit weitgehend ausgeschlos- sen. Die nächstgrößeren Räume stehen in Corvey zur Verfügung. Unter dem As- pekt der länderspezifischen Kulturpolitik kann es hier nicht darum gehen, Konkur- renzräumlichkeiten zu Corvey aufzubauen. Vielmehr sollen Möglichkeiten ange- steuert werden, die dem regionalen Planungsraum zusätzliche zeitweilige und wechselnde gemeinsame Attraktivitäten eröffnen helfen und länderspezifische Ver- gabemodalitäten von Leihgebern zu bündeln.

Schloss Bevern ist als ein Punkt einer regionalkulturpolitischen Achse des Weser- raumes anzusehen. Andere Punkte mit kultureller und baugeschichtlich wertvoller Bausubstanz sind in diesem Zusammenhang Schloss Fürstenberg, die Klöster Amelungsborn, Corvey und Brenkhausen (jetzt koptisches Kloster im Entstehen). Eine abgestimmte, sich ergänzende Entwicklung dieser Kulturstätten könnte ihre Bedeutung für die Region erhöhen. Daneben ist mit Schloss Hehlen ein weiteres bauliches Kulturdenkmal im regionalen Planungsraum vorhanden.

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Zu 436 Gegenwärtig werden im Landkreis Holzminden das Ev. Krankenhaus Holzminden (Stiftung 239 Betten) und das ehemalige Kreiskrankenhaus - heute Charlottenstift GmbH (120 Betten) unterhalten. In Spezialfällen sind umliegende Krankenhäuser erreichbar.

Gesundheitsreformen und Veränderungen der Bevölkerungsstrukturen und damit der Morbiditätsprofile erzeugen auch in der Zukunft erheblichen Anpassungsdruck. Dabei ist zunehmend die Etablierung von Pflegeheimen nicht zu vernachlässigen und in ihrer Wirkung zu verfolgen. Neue Kooperationsformen werden erforderlich werden. Hierzu sollte die Darstellung im Kapitel der Bevölkerungsentwicklung he- rangezogen werden.

Zu 437 Die starke Verteilung der Bevölkerung auf viele kleine Orte wird künftig verstärkt nur dann eine ausreichende Betreuung bestimmter Bevölkerungsgruppen sichern können, wenn andere Formen von Diensten Platz greifen. Bereits früher sind so Praxen und Behandlungsräume in dünn besiedelten Gebieten als kommunale Räume zur Verfügung gestellt worden. In diesen Räumen könnte wohnortnah ein zeitlich differenzierbares, abwechselndes Angebot von Diensten aufgebaut und un- terhalten werden (Emslandentwicklung der Vergangenheit).

Zu 440 Bodendenkmäler sind an vielen Stellen des Landkreises im Laufe der letzten 10 Jahre mehr oder weniger gut erforscht. Die Gefährdung bekannter und die Ent- deckung unerkannter Fundorte kann z.B. bei der Verlegung von Rohren und Kabeln erfolgen. Auch die Inanspruchnahme von ehemaligen Schutzwällen, Gräben und Resten von Befestigungsanlagen durch Abgrabungen (Siedlungsfunde), Ausbagge- rungen der Weser (Bootsfunde!) oder Gesteinsabbau (vorgeschichtliche Fauna) oder durch besonders tiefes Pflügen stellt Gefahrenmomente für die Kulturgüter dar. Baudenkmäler stellen über ihren kulturgeschichtlichen Wert hinaus ein belebendes Element des Fremdenverkehrs dar. Sie sollten in diesem Sinne mit allen Anstren- gungen aus übergemeindlichem Interesse gepflegt und geschützt werden.

3.8 Erholung, Freizeit, Fremdenverkehr

In den Zielen und in den Erläuterungen zu 3.1.07 sind grundlegende Ausführungen gemacht. Im Regionalen Planungsraum muss auf die sich ändernden Anforderun- gen der Gäste und Besucher der Region frühzeitig und flexibel reagiert werden, wozu entsprechende Kenntnisse der Ausgangslagen (Befragungen und Übernach- tungsstatistik unter Einbezug möglichst aller hier bedeutsamen Kleinanbieter auch unter 8 Betten), laufende Beobachtung der Entwicklungstendenzen sowie eine ab- gestimmte Fortbildung für alle Anbieter gehören.

Die Erhaltung und Gestaltung der Landschaft als Erlebnis-, Erholungs- und Rege- nerations- sowie Schutzraum ist dabei entsprechend zu berücksichtigen. Ggf. muss über eine saisonal begrenzte Zeit eine Überlastung einzelner Gebietsteile aus Gründen des gleichzeitigen Schutzes anderer Flächen in Kauf genommen werden. Möglichkeiten saisonal unterschiedlicher Besucherlenkungen sind dabei denkbar (z.B. im Winter).

Orte mit einer staatlichen Anerkennung sind unter Erläuterung zu Ziel 39/41 darge- stellt.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Zu 442 Grünzonen auch in Kleinsiedlungsbereichen verbessern das Wohnumfeld. Im regi- onalen Planungsraum durchziehen viele Wasserläufe meist mit ständiger Wasser- führung die Siedlung. Das Ziel soll zu ihrer Wiederentdeckung, zur Bereicherung des Ortsbildes auffordern, um den Erholungssuchenden und den Fremden zum "Verweilen" aufzufordern. Im Rahmen von Dorferneuerungsmaßnahmen sind schon Lösungen genutzt worden.

Zu 444 Die Siedlungen, die Wasser- und Waldflächen sowie die freie Landschaft mit Erho- lungscharakter/-eignung sind durch Wege- und Stellflächen für den ruhenden Ver- kehr kleinräumig übererschlossen. Dies gefährdet die vorsorgende und geordnete Sicherung und verantwortungsbewusste Weiterentwicklung des Naturraumpotenti- als für die Erholung. Aus diesem Grunde sollten Einrichtungen für die Freizeitges- taltung der Bevölkerung möglichst ortsnah angelegt werden. Die Wege aus den Siedlungsbereichen zu derartigen Einrichtungen könnten durch ihre Bepflanzung besonders auf die damit verbundene Erholungsnutzung mit ausgerichtet werden.

Das schon seit 1979/80 verfolgte Radwanderwegenetz im regionalen Planungs- raum bezieht die Nutzung aller Weserübergänge und vieler vorhandener Feld-, Wald- und Flurwege ein. Als Folge der früheren Gemarkungsverhältnisse sind eini- ge Teilstrecken jedoch noch nicht gut miteinander verbunden oder mit schlechter Oberfläche vorzufinden.

Der "Lückenschluss" und die "Deckenverbesserungen" sind übergemeindlich aus Naherholungs- und Fremdenverkehrsgründen aufgenommen. Sehr sorgfältig sind die geeignete Deckenoberfläche und der Querschnitt festzulegen (z.B. in Verbin- dung mit oder ohne landwirtschaftliche Nutzung oder in Abhängigkeit von der sich wandelnden Radtechnik). Künftig wird auch für Reitwege und Skiloipen ein regiona- les Ziel erforderlich werden.

Zu 447 Mit Runderlass vom 17.09.1984 hat der niedersächsische Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das seit 1966 bestehende Landschaftsschutzgebiet "Naturpark Solling-Vogler" als Naturpark nach niedersächsischem Naturschutzge- setz festgestellt. Die damalige Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes richtete die Grenzziehung primär nach landschaftsbezogenen Faktoren aus. Sie erfolgte vor der Gebiets- und Verwaltungsreform. Heute enthält der Landschaftsrahmenplan neue Vorschläge zur Abgrenzung.

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Naturpark Solling-Vogler

Flächenverteilung absolut relativ Insgesamt ~ 536 km² 100% 100% im LK Holzminden ~ 244 km² - 45,5 im LK Northeim ~ 292 km² - 54,5 Staatsforst insges. ~ 340 km² 63,4 100% im LK Holzminden ~ 127 km² - 37,4 im LK Northeim ~ 213 km² - 62,6 Privatwald insges. ~ 46 km² 8,6 100% im LK Holzminden ~ 27 km² - 58,7 im LK Northeim ~ 19 km² - 41,3 Klosterwald insges. ~ 6 km² 1,1 - nur im LK Holzminden vorh. ~ 6 km² 1,1 - Freifläche insges. ~ 144 km² 26,9 100% im LK Holzminden ~ 84 km² - 58,3 im LK Northeim ~ 60 km² - 41,7

Übersicht nach Kreisen zusammengefasst

Flächenart Gebietsfläche davon im Landkreis Insgesamt Holzminden Northeim Absolut absolut in v.H. absolut in v.H. Sp. 3 Sp. 2 Sp. 6 Sp. 2 1 2 3 4 5 6 7 8

insgesamt 536 244 100,0 45,5 292 100,0 54,5

davon: Wald 392 160 65,5 40,8 232 79,5 59,2

Nichtwald 144 84 34,4 58,3 60 20,5 41,7

Quelle: planimetriert im Maßstab 1 : 50.000 nach Forstamtskarten und Waldbesitzer- struktur (Unterlagen des Nds. Forstplanungsamtes, eigene Berechnungen)

Da heute der Begriff "Naturpark" vor allem großräumig für die Erholung besonders geeignete Räume und damit Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Erholung umfassen soll, ist mittelfristig an eine Überprüfung der alten Abgrenzung zu denken.

Zu 449 s. Erläuterungen zu 217

Zu 451 s. Erläuterungen zu 216

Zu 452 Die Erholungseignung kann z.B. durch Bodenabbauten (Abbauhalden, Abraum- halden) und Autoverkehr beeinträchtigt werden. Im einzelnen Teilraum ist eine kleinräumige Lösung in diesem Ziel zwischen den verschiedenen Interessen abzu- stimmen.

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In der Landschaft mindern eine zu dicht an Waldsäume heranwachsende Bebau- ung wie auch zu hohes Buschwerk oder Baumwuchs die Aus- und Einblicke und den Erholungswert. Für Ränder von Teilflächen ist die Zugänglichkeit vor allem für die Fußgänger/Wanderer besonders sorgfältig und gestalterisch zu entwickeln (z.B. einladende Wegeführung durch Wegdeckenwechsel, weit sichtbare Ruheplätze).

Neben Beeinträchtigung durch belastete Luft und Niederschläge ist auch an solche durch lärmverursachende Einrichtungen und Anlässe (z.B. Grillplätze in freier Landschaft) zu denken.

In besonders empfindlichen Gebieten gehören auch Freileitungen und breite Schneisen für Holzablagerungen einschl. ihrer Schutzstreifen zu den störenden Ein- richtungen.

Zu 453 Vor allem im Bereich von Vorsorgegebieten und Vorranggebieten für Natur und Landschaft ist die Wegeführung z.B. für Wanderer, Radwanderer, Biker, Reiter oder Skifahrer so zu gestalten, dass die Belastung des Naturhaushaltes so gering wie möglich gehalten wird. Spezielle Wegeausbauten für die Erholung sind nur in ausgewählten Einzelfällen denkbar; die verfügbaren, auszuwählenden Wirtschafts- wege dienen in der Regel auch für die Freizeitnutzung.

Zu 454 Während einzelne Landschaftsteile an bestimmten Tagen, meist sogar zu bestimm- ten Uhrzeiten, sehr stark belastet sind, besteht im unmittelbaren Umfeld der Sied- lungsbereiche oftmals ein nicht ausreichendes Angebot, was die anderen Teile wiederum zusätzlich belastet. Geeignete Projekte für Naherholung und naturge- bundene Sportarten (z.B. zusätzliche Wanderwege und Radwege) können diese Defizite ausgleichen.

Im Fremdenverkehrsmarkt ist - vor allem in traditionellen Fremdenverkehrsgebieten - eine starke Konzentration auf den Informationsaustausch zwischen Anbietern und Feriengästen zu beobachten. Die Arbeit mit attraktivem Werbeslogan dokumentiert dies ebenso wie der Zusammenschluss zu Werbegemeinschaften. Hierbei kann dem Instrument "Naturpark" eine besondere Impulsfunktion zugeschrieben werden.

Um die Attraktivität des regionalen Planungsraumes auf Dauer zu erhalten, sollten attraktive Angebote zur Freizeitgestaltung auf wenigen Plätzen konzentriert werden, um dazwischen entsprechende "Ruhezonen" zu erreichen, d.h. Zonen, die dem Fremdenverkehr weniger offen zugänglich sind. Dort kann der Einzelerholungssu- chende auch Ruhe und weitgehende Ungestörtheit genießen. Es entsteht so ein neues Werbeargument.

Ein wesentlicher Faktor des Fremdenverkehrspotentials sind die abwechslungsrei- chen, lichtdurchfluteten, schattigen oder auch dunklen Waldgebiete des regionalen Planungsraumes und die vielgestaltige Topographie. Insofern ist eine enge Ab- stimmung mit Landwirtschaft und den Waldbesitzern (z.B. im Rahmen forstwirt- schaftlicher Betriebspläne), ihren wirtschaftlichen und allgemeinen Planungen und den Zielen der Fremdverkehrsträger unabdingbar.

Zu 456 Die Platzierung von Einrichtungen orientiert sich z.B. im Naturpark am Erholungs- konzept leitlinienmäßig. Im Einzelfall sind dann nicht nur bei Steinbrüchen ökologi- sche, finanzielle oder wirtschaftliche Aspekte mit zu berücksichtigen.

Zu 457 Das LROP-Ziel C 3.8.05 legt die wichtigsten Kriterien fest, weitere ergeben sich aus den entsprechenden Fachkapiteln des RROP. Wenngleich der Druck auf Gebiets- körperschaften für die Anlage derartiger Einrichtungen auch in Verbindung mit der wachsenden Freizeit und den sich ändernden Gestaltungswünschen der Fremden-

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verkehrsgäste zurzeit ständig zu wachsen scheint, sind die Begleiterscheinungen der Anlage für die jeweilige Gemeinde besonders zu untersuchen. Eine Abstim- mung mit dem Allgemeinwohl ist in Verbindung mit den bauleitplanerischen Be- stimmungen gegeben. Daneben ist die raumordnerische Beurteilung von touristi- schen Großprojekten zwischenzeitlich eingeführt.

Zu 458 Während der Landeplatz Höxter-Holzminden im Kreis Höxter auf einem Hoch- plateau mit geringem Hangflächenanteil liegt, ist der Ith-Flugplatz seit alters her ein ideales Segelfluggelände mit entsprechenden Aufwindgegebenheiten. Der Lagevor- teil und die weitgehende Siedlungsferne bieten für diese Sportart geeignete Bedin- gungen. Der Platz in Bremke ist ebenfalls genehmigt, wenn auch andere Voraus- setzungen dort bestehen gegenüber dem Ith.

Zu 461 Die Schaffung und Weiterentwicklung von Erholungsmöglichkeiten stärkt die Funk- tion von Erholungs- und Fremdenverkehrsgebieten und trägt zu einer wesentlichen Steigerung ihrer Attraktivität bei. Erholungseinrichtungen können aber auch Beein- trächtigungen durch Einwirkung anderer Nutzungen ausgesetzt sein. Die Heraus- stellung dieser Funktion für Ortsteile soll geeignete Standorte für Erholungsflächen und Erholungseinrichtungen sichern und diese vorausschauend vor Beeinträchti- gungen durch konkurrierende Nutzungen schützen. Zu beachten ist, dass die regi- onalplanerische Verantwortung nicht nur in der bloßen Standortsicherung liegt, sondern dass die dazugehörenden Rahmenbedingungen regionalplanerisch eben- falls zu berücksichtigen sind. Häufig handelt es sich bei Gebieten mit hohem Erho- lungswert und entsprechend intensiver Erholungsnutzung und Landschaftsteile, die aus ökologischer Sicht nur gering oder bedingt belastbar sind, bei denen jedoch al- te Potentiale neu belebt werden oder belebbar sein können.

Um den ökologischen Wert und damit letztlich den Erholungswert zu erhalten, sind Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu beachten; ferner ist bei der Standortwahl auf genügend große Einzugsbereiche, auf gute Erreichbarkeit durch Erholungssuchende, auf Konzentration von Erholungseinrichtungen, auf gute Zugänglichkeit der Erholungslandschaft vom Standort mit der besonderen Entwick- lungsaufgabe Erholung aus, etc. zu achten.

Zu 464 Der Trend von Tourismusprojekten geht in immer größere Einrichtungen und der Forderung nach evtl. erzeugbarer künstlicher attraktiver Landschaften und bester Erreichbarkeit. Im Rahmen des empfindlichen Naturraumes einerseits und unter der Forderung des Tourismus soll dieses Ziel dazu beitragen, ähnlich wie bei Ein- zelhandelsgroßprojekten, durch frühzeitige Aufarbeitung von Vor- und Nachteilen eine raumordnerische Verträglichkeit abzuklären.

Zu 465 Die vorhandenen Infrastrukturmaßnahmen von Truppenunterkünften - gerade im ländlichen Raum - könnten in besonderen Einzelfällen während der Freizeit ein ver- stärktes Interesse der umwohnenden Bevölkerung gewinnen lassen und damit die Integration der Standorte mit erleichtern und sichern. In diesem Sinne soll das Ziel auffordern, anderweitige öffentliche Investitionen unter Aspekten des Bevölke- rungsrückganges und der strukturellen Bevölkerungsveränderung auch der Förde- rung des Allgemeinwohls zugänglich zu machen oder zu erhalten. Dies trifft vor al- lem für Sportanlagen zu. Andererseits wäre jedoch auch zu prüfen, ob solche Anla- gen nicht im öffentlichen Bereich bereits vorhanden und zusätzlich von militärischen Einrichtungen verstärkt genutzt werden könnten.

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Zu 467 Der regionale Planungsraum ist arm an natürlich entstandenen, sauberen Ge- wässern für die Freizeitnutzung. Wasserflächen stellen jedoch einen sehr hohen Freizeitwert dar. Insofern sind beim Bodenabbau entstehende Wasserflächen ver- stärkt der gesamten Bevölkerung nutzbar zu machen, aber nur in ausgewählten Teilbereichen, um auch andere Interessen und Ansprüche einordnen zu können, z.B. Interesse der Eigentümer, Bedürfnisse der Sportfischerei, Belange der Natur und des Landschaftsschutzes, des Tierschutzes etc. Die zeichnerische Darstellung enthält die regionalplanerische Abwägung als Leitlinie für die Entwicklung der Auf- lagen für Folgenutzung.

Zu 468 Das Fließgewässerschutzprogramm in Verbindung mit den unregelmäßigen Was- serständen der entsprechenden Fließgewässer, der Uferschutz sowie die Unter- schutzstellung von weiten Teilen der Lenne unter Naturschutz verbietet Wasser- wandern auf der Lenne. Die übrigen Fließgewässer sind zu klein, zu eng und füh- ren nicht immer Wasser. Eine Konzentration des Wasserwanderns im empfind- lichen Naturraum Weserbergland-Leine muss sich auf die Weser mit seinen inte- ressanten weiten oder engeren Talabschnitten ausrichten. Entsprechende Infra- strukturen werden mit anderen Zielen angestrebt.

Zu 469 Nachdem der Weserfernradweg sich großer Beliebtheit erfreut und jährlich Tau- sende von Wassersportlerinnen und -sportlern die Weser zur Erholung und zum Training nutzen, hat sich die Aktivität der für die Fremdenverkehrs- und Erholungs- förderung zuständigen Einrichtungen den Infrastrukturen der Weser (Anleger, Übernachtungen, Versorgung oder auch Toiletten) zugewandt. Für das Wasser- wandern müssen frei und sicher zugängliche Anleger verfolgt werden, die auch die Ver- und Entsorgung, Rastmöglichkeiten oder eine geordnete Verrichtung von Be- dürfnissen ermöglichen. Um die Weserufer insgesamt zu schützen, sollten derartige Landeplätze nur an bestimmten - im Ziel genannten - Stellen verfolgt werden dür- fen, auch wenn Ruderer und Kanuten je Stunde etwa 5 bis 10 km zurücklegen.

3. 9 Wasserwirtschaft

Die raumordnerische Zielsetzung, die natürliche Lebensgrundlage zu sichern und gleichwertige Lebensbedingungen zu erhalten und zu schaffen, beinhaltet auch den Schutz und die langfristige Sicherung der Ressource Wasser. Oberirdische und unterirdische Wasserströme und -ressourcen sind Bestandteile des Wasserkreislaufs (hydrologische Funktion). Beide sind vor Beeinträchtigungen zu schützen. Natürliche Funktionsfähigkeit der oberirdischen Gewässer ist darüber hinaus unter ökologischen Aspekten sowie ästhetischen Aspekten zu sehen. Letz- tere sind vor allem dann gewahrt, wenn das Fließgewässer als Bestandteil der Landschaft wahrgenommen werden kann und die Hydrologie wie die ökologische Funktion nicht gestört sind. Der subjektive Eindruck der ästhetischen Wirkung muss mit natürlicher Uferausbildung nicht unbedingt deckungsgleich sein ("sauber").

Da das Wasser bzw. der Wasserhaushalt quantitativ und qualitativ Gefährdungen ausgesetzt ist, vor allem durch Schadstoffeinträge (einschließlich solcher aus der Luft, Grundwasserentnahmen, Grundwasserabsenkungen, zunehmende Versiege- lung von Flächen etc.), ist dem Schutz des Wassers bzw. des Wasserhaushaltes eine größere Bedeutung beizumessen. Weil von verschiedenen Umweltmedien aus auf den Wasserhaushalt eingewirkt wird, sind spezifische Zielsetzungen in den Be- reichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewässerschutz, Bodenschutz, Natur und Landschaft und Siedlungsentwicklung zusätzlich erforderlich, um eine ganzheitli- che, fachübergreifende Betrachtung des "Wassers" und einen effektiveren Schutz zu erreichen.

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Neben den qualitativen Merkmalen ist auch den quantitativen Aspekten des Was- serschutzes Aufmerksamkeit zu widmen. Auch wenn davon ausgegangen wird, dass der Wasserverbrauch in den nächsten Jahren weiterhin stagnieren wird, ist aus raumordnerischer Sicht die Sicherung einer langfristig vorsorgenden Wasser- versorgung zu gewährleisten.

Die Nutzung eines Gewässers bedarf gem. Nds. Wassergesetz der behördlichen Genehmigung oder Erlaubnis. Als Bestandteil des Naturbaushalts sind Gewässer so zu bewirtschaften, dass sie dem Wohl der Allgemeinheit dienen und vermeid- bare Beeinträchtigungen unterbleiben. Grundlage für die wasserwirtschaftliche Ordnung stellen die wasserwirtschaftlichen Rahmenpläne dar. Sie sind jedoch kei- ne Ausführungspläne, sondern nur eine Vorstufe für wasserwirtschaftliche Einzel- pläne.

Der Regionale Planungsraum wird durch den wasserwirtschaftlichen Rahmenplan "Oberweser" (Entwurf) abgedeckt. Des Weiteren gilt der "Bewirtschaftungsplan" Leine von 1993 (Verordnung von 1994) für den Bereich der Wispe und Glene im Flecken Delligsen.

Die Gewässer werden rechtlich nach Ordnungsgraden klassifiziert. Als Gewässer I. Ordnung werden die schiffbaren Flüsse mit überregionaler Bedeutung eingestuft (Bundeswasserstraßen). Von II. Ordnung sind die Gewässer mit überörtlicher Bedeutung. Die Unterhaltung obliegt nach dem Wassergesetz den Unterhaltungsverbänden.

Der regionale Planungsraum gehört zum näheren Einzugsbereich der Weser und der Leine. Im regionalen Planungsraum betreuen vier Unterhaltungsverbände 39 Gewässer II. Ordnung. Die folgende Liste gibt einen Überblick (gem. Verordnung der Bezirksregierung Hannover vom 26.03.1982 bzw. vom 11.11.1983 für den Leineverband).

Im Landkreis Holzminden sind von den Unterhaltungsverbänden folgende Gewäs- ser II. Ordnung zu unterhalten:

Unterhaltungsverband Nr. 23 Schwülme − keine Gewässer II. Ordnung im Landkreis Holzminden

Unterhaltungsverband Nr. 24 Bever-Holzminde Nr. 1 Nr. 1.00 Beverbach Nr. 2 Nr. 1.01 Knickbach Nr. 3 Nr. 2.00 Hellegraben Nr. 4 Nr. 3.00 Holzminde Nr. 5 Nr. 3.01 Hasselbach Nr. 6 Nr. 3.02 Dürre Holzminde Nr. 7 Nr. 3.00 Rottmünde

Unterhaltungsverband Nr. 25 Lenne Nr. 1 Nr. 1.00 Lenne Nr. 2 Nr. 1.01 Spüligbach (Dohnser Bach) Nr. 3 Nr. 1.02 Taukebach Nr. 4 Nr. 1.03 Ruthe Nr. 5 Nr. 1.04 Vorwohle (Silberbach) Nr. 6 Nr. 1.05 Angerbach Nr. 7 Nr. 1.06 Niederer Bach Nr. 8 Nr. 2.00 Rühler Bach

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Nr. 9 Nr. 3.00 Forstbach Nr. 10 Nr. 3.01 Bremkebach Nr. 11 Nr. 3.02 Rauchbach Nr. 12 Nr. 3.03 Eberbach Nr. 13 Nr. 4.00 Lonaubach Nr. 14 Nr. 4.01 Spiekersiek Nr. 15 Nr. 4.02 Hünnicher Mühlbach Nr. 16 Nr. 5.00 Brevörder Bach (Glesse) Nr. 17 Nr. 6.00 Eichelbach (Eschenbach) Nr. 18 Nr. 7.00 Sievershagener Bach Nr. 19 Nr. 7.01 Daspe

Unterhaltungsverband Nr. 25 Ilse-Hamel Nr. 16 Nr. 2.00 Ilse Nr. 18 Nr. 2.02 Bremke Nr. 19 Nr. 2.03 Heyengraben

Unterhaltungsverband Nr. 27 Emmer-Humme − keine Gewässer II. Ordnung im Landkreis Holzminden

Unterhaltungsverband Nr. 51 Leine Nr. 63 Nr. 38.06 Spüligbach Nr. 66 Nr. 38.09 Krummes Wasser mit Hillebach Nr. 70 Nr. 40.00 Wispe Nr. 71 Nr. 40.01 Rheinbach Nr. 72 Nr. 40.02 Welle Nr. 73 Nr. 40.03 Glasebach Nr. 75 Nr. 42.00 Glene Nr. 76 Nr. 42.01 Rote Nr. 77 Nr. 42.02 Hille

Alle Fließgewässer im regionalen Planungsraum sind durch extreme Schwan- kungen zwischen Hoch- und Niedrigwasser zu charakterisieren (Weser, Pegel Intschede: 1901-1994 z.B. 115 - 1230 m³/s, das sind im Minimum 88 bzw. im Ma- ximum 2.250 m³/s). Dies wirkt sich auch auf die Nutzung von Brauchwasser aus.

Für die Unterhaltungsverbände werden Aufgaben durch die Festlegung von Vor- ranggebieten für Natur und Landschaft sowie den Zielen zur Gestaltung von Ufer- bereichen oder zur Unterhaltung von Gewässern etc. charakterisiert.

Gewässer der III. Ordnung sind alle übrigen oberirdischen Gewässer. Ihre Unter- haltung obliegt den Eigentümern. Während frühere Bestimmungen des Wasser- haushaltsgesetzes und der Unterhaltung der Gewässer nur die Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustandes für den Wasserabfluss verstanden, wurde die Unter- haltungspflicht derart neugestaltet, dass nunmehr die ökologischen Funktionen des Gewässers verstärkt ins Bild gerückt werden.

Großräumig gesehen gehört der regionale Planungsraum überwiegend zu den Ge- bieten mit weniger bedeutenden Grundwasservorkommen im Festgestein. Dies schließt lokal sehr ergiebige Brunnenanlagen nicht aus. Die gegenwärtig vorhande- ne Qualität des Grundwassers schwankt je nach geologischer Herkunft und Ver- schmutzungsempfindlichkeit, die von der Durchlässigkeit der Deckschichten ab- hängt. In Teilräumen hat die Veränderung von Grenzwerten zu technischen Auf- wendungen zur Minderung von Arsenbelastungen geführt.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

Das Schutzpotential der Grundwasserüberdeckung ist im gesamten Kreisgebiet eher gering. Wenngleich es schwierig ist, das Potential richtig abzuschätzen. Ent- sprechende Unterlagen enthält heute der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Holzminden. Ein großräumiger Verbund zentraler Versorgungssysteme ist daher schon frühzeitig diskutiert worden. Allerdings bestehen daneben eine Reihe privater und gewerblicher Wassergewinnungsanlagen, über die nach wie vor wenige Er- kenntnisse vorhanden sind, deren Bedeutung in der Wasserbilanz jedoch nicht ver- nachlässigt werden sollte (Frage der Schutzbedürftigkeit).

Die zentrale Wasserversorgung wird in der Regel von den Gemeinden bzw. Samt- gemeinden sichergestellt. Die Samtgemeinden Bodenwerder und Eschers-hausen haben früher den Wasserbeschaffungsverband "Ith-Börde" gebildet. Zwischenzeit- lich haben die beiden Samtgemeinden auch die Abwasserthematik übertragen und den Verband umbenannt in „Wasserverband Ithbörde“. Im Raum Stadtoldendorf bestehen die Stadtwerke sowie der Verbund von Mackensen und Merxhausen. Im Bereich der Samtgemeinde Polle werden die Ge- meinde Vahlbruch und der Ortsteil Glesse der Gemeinde Ottenstein seit dem 01.01.1982 von den Stadtwerken Bad Pyrmont (früher Gruppenwasserwerk Pyr- monter Berggemeinden) versorgt. Die Stadt Einbeck versorgt den Ortsteil Ammensen des Fleckens Delligsen. Am Rand des westlichen Kreisgebietes liegen Brunnen der Stadt Höxter (zuständig Bezirksregierung Detmold).

In die Analyse der Wassergewinnung im regionalen Planungsraum sind öffentliche Anlagen einbezogen, in denen Wasser gefördert und gemessen wird. Ihre Träger haben ihren Sitz im Kreisgebiet. Darüber hinaus haben 4 Wassergewinnungsanla- gen eine Zugehörigkeit zu Beschaffungsverbänden außerhalb des Kreises (Stadt Einbeck, Stadt Bad Pyrmont).

Daneben sind 60 mehr oder weniger private Trinkwassergewinnungsanlagen mit unterschiedlichem Verbrauch und verschiedene gewerbeeigene Förderanlagen für Brauchwasser im regionalen Planungsraum zu nennen. Diese große Menge lässt fragen, ob die Ausweisung von Vorrang- und Vorsorgegebiete für Wassergewin- nung ausreichend strukturiert ist. Es ist auch zu fragen, ob die Thematik der Altlas- ten gerade bei privaten Gewinnungsanlagen mit großem Wasserverbrauch und der Verbreitung an viele Menschen bereits ausreichend miteinander in Verbindung ge- bracht worden ist.

In der Wasserförderung ergeben sich etwa folgende Größenordnungen:

− Öffentliche Wasserförderung im Landkreis Holzminden 1983 rd. 4,5 Mill. m³ (oh- ne Förderung anderer Beschaffungsverbände im Landkreisgebiet). Im Jahr 1997 wurden entsprechend der Übersicht über die öffentlichen Trinkwasserver- sorgungsanlagen im Landkreis Holzminden insgesamt 4,5 Mill. m³ Trinkwasser gefördert. Bei rd. 83.200 Einwohnern in jedem Jahr ergibt dieses eine Summe von rd. 152 Liter pro Person und Tag unter Einschluss auch gewerblicher Ver- bräuche. − Private Förderung; die privaten Anlagen unterliegen der hygienischen Aufsicht. Ihre Fördermengen sind gegenwärtig nicht bekannt. − Industriewasserversorgung kann zurzeit nicht beziffert werden. − Die erfolgreichste Bohrung im Landkreis Holzminden "Tannengrund" befindet sich im wasserrechtlichen Verfahren. Dort ist eine Entnahmemenge von 1,1 Mill. m³ pro Jahr vorgesehen.

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41 öffentliche Gewinnungsanlagen im Landkreis Holzminden fördern weniger als 100.000 m³ pro Jahr, 12 Anlagen mehr als 100.000 m³.

Seit Mitte 1980 besteht in der Weser eine Gütemessstation bei Boffzen. Sie wird heute vom Nds. Landesamt für Ökologie betreut.

Im Gebiet des Landkreises Holzminden bestehen folgende Wasser- und Bodenver- bände: a) Wasserverband Arholzen b) Wasserverband Halle-Dohnsen c) Wasserverband Negenborn d) Wasserverband Oelkassen e) Wasserverband Polle f) Wasserverband Scharfoldendorf

Die vorgenannten Wasserverbände haben hauptsächlich die Aufgabe, auf landwirt- schaftlich genutzten Flächen Dränanlagen herzustellen und zu unterhalten. In den Gemarkungen Eschershausen und Lauenförde bestehen die Wasser- und Bodenverbände Wickensen und Lauenförde. Im Zuge der Flurbereinigung (Lauenförde) und des Rentengutverfahrens Wickensen sind landwirtschaftliche Wirtschaftswege, Gräben (Gewässer III. Ordnung) und Dränungen ausgebaut wor- den. Die Verbände haben die Aufgabe, die vorgenannten Anlagen auszubauen und zu unterhalten.

Für die wasserwirtschaftlichen Berechnungen von Grundwasserregenerationsraten werden auch extreme Situationen aus einzelnen und mehreren aufeinanderfolgen- den Trockenperioden bzw. -jahren zu berücksichtigen sein. Diese alternative Be- rechnung für Trockenperioden gegenüber den sonst üblichen 30jährigen Durch- schnittswerten erscheint dringend notwendig. Die Alternativrechnung kann Grenzen für die zeitlich begrenzte Überlastung von quantitativen Ansprüchen an das Grund- wasser aufzeigen helfen.

Für die Oberweser und ihre Zuflüsse ist festzuhalten, dass allein zwischen Lauen- förde und Heinsen die Landesgrenze siebenmal zwischen den Weserufern wech- selt. Das Hauptniederschlagsgebiet der Weser liegt hinsichtlich der Durchfluss- menge im regionalen Planungsraum überwiegend in Hessen. Wasserwirtschaftliche Maßnahmen im Weserbereich sind somit nur gemeinsam über die Landesgrenzen hinweg zu beraten. Ggf. muss eine Finanzierungskonstruktion, wie in der Entwick- lungszeit der Edertalsperre, gesucht werden. Das Land Bremen und der Bund als Träger der Bundeswasserstraße sind dabei unabdingbar zu beteiligen. Der Land- kreis Holzminden hat in diesem Zusammenhang den Weserbund e.V. Bremen tat- kräftig unterstützt. In einem ersten Schritt sind in der "Bestandsaufnahme über Möglichkeiten zur Verbesserung der Wassermengensituation im Einzugsgebiet der Oberweser", von Prof. Dr. Hartung, Braunschweig, 1981, angesprochen worden. Veränderungen des Einsatzes von wachsenden Schiffsgefäßen und die gewünsch- te Verlagerung von Güterverkehren auf den Wasserweg lassen die Untersuchung auch heute noch von Wert sein.

3.9 0 Wasserwirtschaft allgemein

Zu den Voraussetzungen für eine geordnete regionale Entwicklung gehören bei wasserwirtschaftlichen und wasserbaulichen Maßnahmen auch die Regelung von Abflussverhältnissen, die Erreichung und Sicherung guter Wasserqualitäten, ent- sprechende Abwasserentsorgung.

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Sie schaffen wichtige Standortvoraussetzungen und Beiträge zur Sicherung der Lebensqualität und der Arbeitsmöglichkeiten im regionalen Planungsraum.

Angesichts des nicht vermehrbaren natürlichen Wasserdargebotes, der regional stark schwankenden geologischen Schutzmöglichkeiten gegen Gefahren (z.B. Bruchzonen im Festgestein), der möglicherweise ernsteren, vielfältig denkbaren Gefährdung des Wasserpotentials durch Schadstoffe aller Art und des möglicher- weise weiter steigenden Pro-Kopf-Wasserbedarfs (1950 in Niedersachsen 85 l pro Person und Tag, 1970 = 123 l je Einw. und Tag, nach der vom Batelle-Institut 1981 durchgeführten Wasserbedarfsprognose Niedersachsen für das Jahr 2000 rd. 160 l/E. und Tag - weit mehr als die Hälfte davon für Toilettenspülung, Baden, Duschen; gefördert im Landkreis Holzminden durchschnittlich 160 bis 170 l je Einwohner im Jahr 1983 und 152 l je Einwohner im Jahr 1997 einschl. der Zulieferung an ver- schiedene Industriebetriebe sowie Leitungsverluste ohne private und industrielle Eigenförderung) ist die Reinhaltung der Gewässer eine bedeutende Aufgabe der nachhaltigen Sicherung einer gesunden Umwelt, einer attraktiven Erholungsland- schaft und der Vorsorge für Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten. Durch eingetretene und weiter erhoffte Reduzierung des Wasserverbrauchs bleibt die allgemeine Schutzaufgabe dennoch dringend.

Auswahl Gewässergüte nach Gewässergütekarte (biologischer Zustand)

1975 1980 1985 1995 Forstbach Oberlauf IV IV / III - IV III - IV II - III Mittelbereich III / III - IV III III II - III Unterlauf II - III II - III II - III II

Lenne Oberlauf II II II II Mittelbereich II II II - III II Unterlauf II II II

Weser Kreisgebiet III u. II - III III / II - III II - III II - III

Oberlauf II II - III Mittelbereich IV IV IV II - III Unterlauf II - III

I unbelastet bis sehr gering belastet I - II gering belastet II mäßig belastet II - III kritisch belastet III stark verschmutzt III - IV sehr stark verschmutzt IV übermäßig verschmutzt

Gewässergüte III - IV kommt nur noch im Oberlauf des Beverbaches, sonst aber im ganzen Kreisgebiet nicht mehr vor. Zwischen 1975 und 1995 hat sich die Wasser- güte verbessert. Erfolgreiche Anstrengungen zur Gewässerreinhaltung zeigen sich in der obigen Tabelle.

Die Weser ist nach wie vor kritisch salzbelastet, 1981 - 1985 etwa 200 - 300 kg/s oder 400 - 4.000 mg/l im Frachtmittel; 1995 1.000 - 2.500 mg/l.

Für die Gewässerreinhaltung und die Abwasserbeseitigung stellen fast alle ober- irdischen Fließgewässer im regionalen Planungsraum mit der stark schwankenden Wasserführung (bis zur zeitweiligen Austrocknung) ein besonderes Problem dar. Die Versickerungsraten aus den Niederschlägen sind in Abhängigkeit von der Nie-

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derschlagsverteilung (700 bis 1.100 mm), vom Bewuchs und der geologischen Be- schaffenheit des Untergrundes (großräumig mit hohem Anteil größerer bis mittlerer Verschmutzungsempfindlichkeit bei Kluftwasserleitern in Sandstein und Kalk- mergelstein sowie Kalksteingebieten) unterschiedlich. Die Kontaktbereiche vom Vorfluter, Altablagerungen und Grundwasserhorizonten werden zur Sicherung der Gewässersituation weiter untersucht werden müssen.

Im Planungsraum gehört die Weser zu zwei Fischereibezirken. Der eine umfasst die Strecke Bad Karlshafen bis Landesgrenze nördlich Holzminden, von dort be- steht der weiter nördlich reichende Bezirk Weser II.

Zu 472 Hygienisch einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge ist für die Bevölke- rung und für die regionale Entwicklung unerlässliche Voraussetzung. Die Sicherheit der Versorgung (auch im Verbund verschiedener Gewinnungsanlagen) ist von wasserwirtschaftlichen Rahmenplänen abschließend beurteilt.

Dieses gilt auch für die Frage der Hochwasserabflüsse allgemein und länderüber- greifend. Besonderes Augenmerk müsste auf die verbundene Steuerung der Ab- flüsse aus den sanierten Talsperren gerichtet werden. Eine engere Zusammen- arbeit der Länder Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und der Wasser- und Schifffahrtsdirektion wäre ständig neu anzustreben.

Zu 473 Für den regionalen Planungsraum sind die bekannt gewordenen und lokalisier- baren Altablagerungen von Abfällen der letzten 30 bis 50 Jahre kartiert worden.

Gleichzeitig ist beim Landesamt für Bodenforschung eine Analyse der Bodendurch- lässigkeit und der geologischen Gefahrenpotentiale für den regionalen Planungs- raum in Vorbereitung. Für Altablagerungen in Wasserschutzgebieten sind konkrete Konfliktabschätzungen für einzelne Standorte vorgenommen worden und werden weiter verfolgt. Darüber hinaus sind geeignete Schutz- oder Abwehrmaßnahmen gegen langfristige Beeinträchtigungen zu entwickeln. Hierbei kann es sich um ver- besserte Kontrollinstrumente oder die Schaffung von Verbundsystemen handeln, mit denen vorsorglich andere Wassergewinnungsanlagen als Ersatz erreichbar werden.

Zu 474 Das Nds. Fischereigesetz von 1978 in der neuesten Fassung weist das Fischerei- recht dem jeweiligen Eigentümer des Gewässers zu. Das Recht ist die Befugnis, in diesen Gewässern Fische und Krebse der fischereiwirtschaftlich nutzbaren Arten zu hegen, zu fangen und sich anzueignen. Nach § 40 hat der Fischereiberechtigte einen noch nach der Größe und Art des Gewässers entsprechenden Fischbestand zu erhalten und zu hegen. Im Falle der Verpachtung obliegt diese Pflicht dem Päch- ter. Es ist möglich, Schonbezirke festzulegen (Fischschon-, Laichschonbezirk oder Winterlager). Es müsste deutlich sein, dass das Fischereirecht die Hege im Ge- wässer regelt, nicht gleichzeitig aber die Nutzung aller Ufer eines Gewässers.

Der voranschreitende Abbau von Kiesseen im Wesertal im regionalen Planungs- raum, nach den Vorgaben des Landesraumordnungsprogramms 1994, die Forde- rungen der "ökologischen Gesamtplanung Weser" (Grundlagen, Leitbilder und Ent- wicklungsziele der Weser, 1996) nach Wiederherstellung von Auewäldern und die entsprechenden Ziele des Landschaftsrahmenplanes mit der Unterschutzstellung von Ufern oder Vorgaben für Uferausbildungen, deuten Konflikte mit dem Fische- reiwesen an. Das Ziel soll zu einer aktiven, gestaltenden und nicht zu einer verbie- tenden Ausformung von Einzelanträgen und ihren Auflagen Anlass geben. Hierzu sind die Ziele für die Rohstoffgewinnung mit zu berücksichtigen.

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Zu 476/477 Wasserläufe an sich und besonders die mäandrierenden Bäche der Mittelgebirge im regionalen Planungsraum sind ein Charakteristikum der Landschaft, ein Biotop für Artenvielfalt, ein belebendes Element für die Erholung und den Fremdenverkehr. Auf ihren naturnahen Zustand muss daher großen Wert gelegt werden. Der natur- nahe Zustand einschließlich der entsprechenden Flora und Fauna in den Randbe- reichen (Freihaltung auch aus Gründen verringerter Boden- und Behandlungsmit- tel-Abschwemmung), im Idealfall mit der Wiederentwicklung von Altwässern und Auefeuchtwiesen, kann helfen, das Abflussverhalten zu verbessern und damit auch eine Verbesserung für die Grundwassererneuerung zu bewirken. Man kann sich z.B. vorstellen, dass in Oberläufen, die nur Waldflächen durchfließen, nicht nur der Ausbau, sondern auch die Unterhaltung eingestellt werden, wenn ein naturnaher Zustand gegeben ist.

Als ökologische Sperre, deren Rückbau angestrebt werden sollte, sind Verrohrun- gen, Sohlabstürze und -schwellen ohne Bauteile für den Fischwechsel, auch die Abwassereinleitung, zu verstehen. Die Sperren lassen gegenwärtig oft die Durch- lässigkeit für aquatische Lebensgemeinschaften, Fischwechsel etc. (wie auch für Pflanzengesellschaften in den Wasser- und Uferzonen) nicht zu.

Naturschutz, Wassergüte, Hochwasserschutz und Grundwasseranreicherung so- wie Erholungsaspekte treffen in diesem Ziel zusammen. Im Idealfall kann man sich für den naturnahen Verlauf auch die bewusst gestaltete Begleitung von Wanderwe- gen in Teilabschnitten vorstellen.

Zu 479 Das LROP 94 fordert eine für den Wasserhaushalt günstige Bodennutzung. Die Versiegelung von Oberflächen durch wasserundurchlässige Decken hat in der Ver- gangenheit den Niederschlag schneller oberirdisch abfließen lassen, damit Kanalisationssysteme teilweise überlastet und eine langsamere Versickerung in den Untergrund zur Anreicherung des Grundwassers gebracht. Das Ziel sollte vor allem bei öffentlichen Maßnahmen stärkere Beachtung finden und hat Appell- charakter für den privaten Bereich. Eine Versiegelung der Fläche reduziert auch den verfügbaren Boden für Pflanzenwachstum und Artenvielfalt. Zudem gibt es heute vielfältige Angebote von Pflasterungen mit Abstandsnoppen für breitere, wasserdurchlässige Fugen.

Zu 480 Die allgemeine Sensibilisierung im Problemfeld Wasserabsenkung durch Über- beanspruchung von Brunnensystemen und die Diskussion um die Wald- und mög- liche Wasserschädigung bilden den Hintergrund der Zielsetzung. Gerade in unge- wissen Trinkwassergewinnungsgebieten mit einer evtl. wachsenden Waldschädi- gung ist besondere Vorsicht bei andauernd hoher Wasserentnahme ohne Beach- tung von extremen Trockenperioden und entsprechenden Neubildungsraten gebo- ten.

Zu 481 In diesem Zusammenhang sind auch Wasserentnahmen und -umleitungen aus fließenden Gewässern zu sehen. In der Waldbewirtschaftung ist besonders in Vor- rang- bzw. Vorsorgegebieten für die Wassergewinnung an die positive Wirkung von Laubwald für die Grundwasserneubildung zu erinnern. Auch genehmigte Fisch- teichanlagen sind regelmäßig auf ihre biologische Belastung der Fließgewässer zu überprüfen. Ggf. sind Genehmigungen auch zu widerrufen bzw. durch Auflagen nachzubessern. Wogegen nicht genehmigte Fischteichanlagen zu beseitigen wä- ren. Im Bereich naturnaher bis bedingt naturnaher Gewässer sind jedoch weitere Teichanlagen unerwünscht, da sie mit ökologischen Rahmenbedingungen evtl. schlecht vereinbar sind. Möglichkeiten einer Reduzierung vorhandener Anlagen sollten, wo immer es geht, genutzt werden. Direkte Einleitung von Teichwasser soll- te durch geeignete Maßnahmen (Klär- und Schönungsteiche) vermieden werden. Die Wasserbeschaffungsverbände könnten für diese Zielsetzung zum Abschluss

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privatrechtlicher Nutzungsverträge in Wasserschutzgebieten aufgefordert werden. Auch die Lagerung von organischen Düngern und Silagen ist in den natürlichen Überschwemmungsgebieten der Weser, der übrigen Fließgewässer und den VR wie VS für Wassergewinnung nicht unkritisch zu sehen.

Zu 482 Kleinräumige Klimadaten sind nur in sehr beschränktem Umfang für den regionalen Planungsraum verfügbar. Die Wassersituation der Weser u.a. Vorfluter, das An- schneiden der Grundwasserhorizonte durch Bodenabbau, vor allem im Wesertal, macht eine differenziertere Untersuchung des bestehenden Klimazustandes und möglicher Veränderungen - auch unter Einbezug des Wärmebelastung der Weser - nach wie vor notwendig. Untersuchungsergebnisse könnten gleichzeitig für die Herausarbeitung klimatischer Erholungsfaktoren herangezogen werden. Im Weser- tal kann eine kleinklimatische Beeinflussung erhebliche Auswirkungen auf Ver- kehrsabläufe erhalten, z.B. durch Nebelbildung etc.

Zu 483 Zurzeit gibt es keine großflächigen Beregnungssysteme im regionalen Planungs- raum. Auf dem Hintergrund der weiter oben dargestellten Wassersituation hat die Zielsetzung einen gewissen Vorsorgecharakter. Das Ziel könnte z.B. Bedeutung erhalten, wenn Holzeinschläge über längere Zeit in größeren Mengen feucht/nass gehalten werden müssten.

Zu 484 Im regionalen Planungsraum sind in Hangbereichen vielerorts nach mehr oder weniger starken und kurzfristigen Niederschlägen Abschwemmungen der Boden- krume zu erkennen. Die Bewirtschaftungsformen sollten daher überprüft werden, um nicht nur die wertvolle Bodenkrume auf der Fläche zu erhalten, sondern auch die Verlagerung von Boden, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln auf kurzem Wege in die Vorfluter zu verhindern. Die entsprechende landwirtschaftliche Beratung zu diesen Zielbereichen sollte wei- ter entwickelt werden können.

Zu 485 Nährstoffanreicherung der Gewässer stellt eine ständig wachsende Gefahr für die Lebensfähigkeit eines Gewässers und seines Sauerstoffgehaltes - auch für die Selbstreinigungsfähigkeit - dar. Die wachsende Sportfíscherei (Angelfischerei) an freien Gewässern führt manchmal auch zu Zufütterungen. Im Fall einer übermäßi- gen Fütterung würden unnötige Gewässerbelastungen entstehen und sich ökolo- gisch wie hygienisch leicht negativ auswirken können. Ähnlich steht es mit der Ab- schwemmung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln, einem Problem, das bei der Ufer- und Grenzzonenausgestaltung und -pflege von Gewässerrändern um- fassender zu bedenken sein wird. Auch über die Kläranlagen gelangen bekanntlich große Mengen an Nährstoffen in die Gewässer; der Abbau ist mit allen Verursa- chern auch durch umfangreicheren, fachübergreifenden Informationsaustausch zu verbessern.

Zu 486 In der Zukunft wird der Bodenabbau im Wesertal wohl zunehmen; dabei werden im Nassabbau Wasserflächen entstehen, auch wenn die Flächenausdehnung zuguns- ten des tiefergehenden Bodenabbaues geringer gehalten werden könnte. Dieses erzeugt Anreize für Freizeitnutzungen aller Art. Möglichst frühzeitig sollten die di- vergierenden Nutzungen mit dem Grundeigentümer abgeklärt und ggf. mit speziel- len Trägern umgesetzt werden. Die Nutzungskonzeption für das Wesertal ist so ab- zustimmen, dass neben ökologisch bedeutsamen Teilbereichen an anderen Stellen auch die Möglichkeit zur offenen Freizeitnutzung gegeben sein sollte. Entsprechend dieser Zielsetzung wird in allen Planungs- und Genehmigungsschrit- ten für nasse Abbauvorhaben im Weserbereich des regionalen Planungsraumes die Erhaltung der Sauberkeit mit in den Vordergrund zu stellen sein. Damit wird gleichzeitig auch der Schädigung vom Grundwasserhorizont im nahen Kontakt zu Trinkwasserentnahmestellen entgegengewirkt.

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Zu 487 Im regionalen Planungsraum sind die bekannten Altablagerungen der Vergangen- heit kartiert worden. Ihr Inhalt ist nicht überall bekannt oder ausreichend bewertbar. In Verbindung mit Untersuchungen zur Empfindlichkeit von Bodendeckschichten und der Wertigkeit von Wasserschutzgebieten sind Konfliktbereiche heraus- gearbeitet und dafür gezielt eingesetzte Vorsorgemaßnahmen im Rahmen eines Stufenplanes in Arbeit. Dabei ist zu prüfen, welche weiteren Wege der Früherken- nung und der Vorsorge zur alternativen Sicherstellung gefährdeter Versorgungen möglich sind.

Zu 488 Die Versiegelung in bebauten Bereichen steigt. Immer häufiger werden hängige Gelände bebaut und beim Hausumfeld versiegelt. Damit ergeben sich kleinräumig teilweise Veränderungen des Mikroklimas (Wärmespeicherung/Verdunstung). Dies führt ggf. zu Veränderungen der Niederschläge. In Verbindung mit Veränderungen im Makroklima, d.h. landes- oder bundesweit, nimmt offenbar zurzeit die Neigung zu Starkniederschlägen zu. Häufig ist dann die Wasserabführung kritisch zu be- trachten.

3.9 1 Wasserversorgung

Zu 491 Wegen der topographischen und geologischen Situation ist das Verbunddenken weiter zu unterstützen, da es die Sicherheit erhöht. Voraussetzung bleibt dabei je- doch, dass die Wässer mischbar sind. Grundwasser aus dem Regionalen Pla- nungsraum steht auch Menschen z.B. in den Bereichen Einbeck oder Bad Pyrmont zur Verfügung.

Zu 493 Die geringe Menge an verfügbarem Oberflächenwasser, dessen Menge zudem starker jahreszeitlicher Schwankung unterliegt, und die nicht beseitigte Versalzung der Weser schränken die Nutzung von Oberflächenwasser stark ein. Einer betrieb- lich tragfähigen Lösung für den Brauch- und Kühlwassereinsatz muss daher be- sondere Aufmerksamkeit zugewandt werden. Ähnliches lässt sich für jeden Haus- halt anstreben, um der persönlichen Verantwortung im Sinn der Agenda 21 nach- zugehen.

Beachtet werden muss die ökologisch erforderliche Mindestwasserführung bei Ent- nahmen aus oberirdischen Gewässern und die Verwendbarkeit in Verbindung mit der nahrungs- und lebensmittelnahen Produktion. Die betriebliche Mehrfachver- wendung reduziert die Entnahme und Belastung der oberirdischen Gewässer.

Zu 494 Die Langzeitwirkung der verschiedenen Einflüsse aus unterschiedlichen Emis- sionsquellen (Kfz, Heizungen, Energieerzeugung etc.) kann den Grundwasservorrat beeinflussen. Im Solling sind Waldschäden durch das niedersächsische Wald- inventar der Nds. Forstuntersuchungsanstalt in Göttingen festgestellt worden, da- her ist das Grundwasser verstärkt auf Einflüsse aus einer möglichen Bodenverän- derung zu kontrollieren, um Schäden früher erkennen und ggf. entsprechende Ver- sorgungsverbünde aufbauen zu können. Dies gilt z.B. für die fortlaufende Erfas- sung von ph-Werten und die Bestimmung von Schwermetallionen im Trinkwasser aller Brunnen. Vergleichbar sind dazu auch notwendige Untersuchungen für die Lage von Altablagerungen in oder in der Nähe von Wasserschutzgebieten.

Zu 496 Zu gewissen Zeiten fallen eine Reihe Vorfluter des regionalen Planungsraumes im natürlichen Vorgang mehr oder weniger trocken. Umfangreiche Entnahmen können diesen Vorgang erheblich verstärken und damit auch längerfristige Wirkungen im Wasserhaushalt nach sich ziehen. Starke Wasserschwankungen beeinflussen dar- über hinaus den Uferbewuchs als Lebensraum. Auch Temperaturschwankungen

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sind zu beachten, z.B. bei Einleitung "gebrauchter" Wässer. Ihre Wirkung im Zu- sammenhang mit dem früheren Weserlastplan sollte bedacht werden.

Zu 498 Zu jedem Gewässer gehört i.d.R. auch eine mehr oder weniger hohe und dichte na- türliche Bepflanzung. Eine Bepflanzung und ihre Pflege ist auch eine sehr wichtige Maßnahme für eine dauerhafte Ufersicherung. Es ist daran zu erinnern, dass sie durch streckenweise Schattenspende die ökologische Entwicklung der Gewässer mit begünstigen lässt. Verstärkt sollten daher in Abstimmung von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutzbehörde wenigstens modellhaft Konzepte der Ufer- gestaltung von Gewässerteilstrecken im regionalen Planungsraum erprobt werden, die daneben auch Bedeutung für das Landschaftsbild und damit auch für den Fremdenverkehr gewinnen. Die Weser und ihr Hochwasserraum sollten davon nicht ausgespart werden (Frage von geeigneten Standorten für Auewälder?). Im Bereich der Unterhaltungsverbände Bever-Holzminde und Lenne sind neue Be- pflanzungen im Benehmen mit Grundstückseigentümern begonnen worden.

Zu 500 In manchen städtischen Bereichen wird zum Zwecke der Abflussverringerung so- wie zur Reduzierung des Wasserverbrauchs die Anlage von Zisternen etc. vorge- schrieben. Im ökologisch orientierten Baugeschehen kann neben dem Trink- wasserleitungssystem durchaus ein solches für Brauchwasser (Toilettenspülung, Gartenbewässerung) vorgesehen werden.

Zu 501 Die zunehmende Pflasterung von Hofflächen, die verstärkte Entwicklung von Ver- kehrswegen mit asphaltierter oder betonierter Decke, auch in der Feldmark und im Wald, lassen vermehrt Niederschläge schneller direkt abfließen. Die entsprechen- den Wassermengen, auch die von Dachflächen, gehen für die Grundwasseran- reicherung verloren. Um einen Beitrag zur Anreicherung des Grundwassers leisten zu können, müssten Alternativen für die Ableitung (Versickerung etc). erprobt und zugelassen werden, wenn es um unbelastetes Niederschlagswasser geht (z.B. oh- ne Gummiabrieb, Ölabschwemmung etc.).

Für eine sparsame Verwendung von Wasser könnte auch versucht werden, bei Pumpversuchen technische, ökologische und ökonomische Möglichkeiten zu prü- fen, damit das gewonnene Wasser wieder direkter dem Grundwasserspeicher zu- geführt werden kann.

Zu 502 Die geförderte Wassermenge 1997 liegt über alle Verbraucher bei rd. 152 l je Tag und Einwohner über dem bundesweiten Pro-Kopf-Verbrauch. Auch unterschied- liche Mitversorgung von Industrie und Gewerbe kann allein diese Unterschiede nicht klären. Hier sind aller Voraussicht nach Wasserverluste zu bedenken. Zwischenzeitlich ist der Verlust auch an anderen öffentlichen Äußerungen u.a. in Verbindung mit teilweise überalterten Netzen deutlich.

Zu 505 Eine Wasserbilanz im Rahmen wasserwirtschaftlicher Rahmenplanung ist unter Einbezug der mehr als 60 nichtöffentlichen Wassergewinnungsanlagen von aus- schlaggebendem Wert, um Überschüsse oder Defizite auch im regionalen Pla- nungsmaßstab erkennen sowie jeweilige Verbundsysteme darauf abstellen zu kön- nen. Die entsprechende Bilanz ist im hydrologischen Bereich als Bericht für den Solling fertig - es fehlt die Geologie u. Hydrogeologie mit der Gesamtbewertung -.

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Zu 506 Die schwierige Wassergewinnung im regionalen Planungsraum und in Rand- gebieten erfordert einen erhöhten Abstimmungsaufwand. Insbesondere ist die je- weilige Niederschlagssituation in Nass- und Trockenjahren in Verbindung mit alter- nativen Entnahmemengen zu untersuchen und abzustimmen. Erfahrungen vergangener Jahre zeigen Abstimmungsdefizite. Sie lassen nicht aus- schließen, dass gewisse Niederschlagsmengen mehrfach den Modellen der Grundwasserentnahme zugerechnet werden. Die Auswirkung von Absenkungs- trichtern müsste künftig im Rahmen solcher Untersuchungen mit ihren Auswirkun- gen auf Vegetation und Landschaft (z.B. auch Wasserführung in Oberflächenge- wässern) berücksichtigt werden.

Zu 507 Der Raum Bodenwerder u.a. wird über eine regional bedeutsame Wassertransport- leitung aus dem Hils versorgt. Für eine weitergehende Absicherung könnte die Ein- beziehung industriell genutzter Brunnen in Notzeiten eine Rolle spielen.

Zu 508 Änderungen in den Grenzwerten für Trinkwasser haben in der Vergangenheit dazu geführt, u.a. aufgrund der Schädigung des Grundwassers, dass verschiedene An- lagen zur Trinkwassergewinnung abgeschaltet werden mussten. Neuere größere Verbünde haben sich gebildet (z.B. Holzminden mit Bevern zur Arseneliminierung bzw. -minderung).

Zu 509 Als "Wasserwerk" (Planzeichenvorgabe) werden hier Brunnen und Quellen be- zeichnet. Ihre Bedeutung ist nach der geförderten Wassermenge und der Bedeu- tung im Verbund mehrerer Siedlungseinheiten in die regionalen Schutzzonen VS und VR eingeordnet. Dabei handelt es sich um öffentliche Wasserwerke, die i.d.R. weitgehend Trinkwasserqualität benötigen.

In Wasserbilanzen sind größere Privat- und Industriegewinnungsanlagen einzu- beziehen. Darüber hinaus wären Gebiete genauer zu untersuchen, die noch weit- gehend aus Privatbrunnen versorgt sind, um sie bei künftigen regionalen Untersu- chungen zur Umweltverträglichkeit bestimmter Maßnahmen entsprechend beach- ten und würdigen zu können.

Die Bedeutung der Bohrung Tannengrund ergibt sich allein aus der absoluten Spitzenstellung der zurzeit förderbaren Wassermenge. Sie liegt höher als im Wellenspringtal. Für den Raum Eimen ist dies aus der größeren Bedeutung der Wassergewinnungsanlagen am Elfaßrand entschieden. Besondere Beachtung muss den gemeindlichen Versorgungsanlagen mit mehr als 100.000 m/a gelten, so in Hehlen, Ahlequelle, Grünenplan und Delligsen.

Zu 510 Die im regionalen Planungsraum festgelegten Fernleitungen mit in der Regel mehr als 200 mm Durchmesser dienen dem weiträumigen Verbund, z.B. des Wasserver- bandes Ith-Börde, oder gehen bei Durchmessern unter 200 mm über die Kreisgren- ze (z.B. im Bereich der Samtgemeinde Polle).

Zu 513 Alle Gewinnungsanlagen im Festgestein mit mehr als 15.000 m³ pro Jahr Förder- leistung sind mit ihrem erweiterten, abgegrenzten, abgerundeten Einzugsbereich, soweit sie überörtlich verbunden sind, als Vorranggebiet für die Wassergewinnung eingestuft. Wegen der fehlenden Wasserbilanzierung und den stark wechselnden Schüttungen der Gewinnungsanlagen bzw. der Entnahmemöglichkeit ist jeder Ver- bund im regionalen Planungsraum auf die Zuführung auch kleinerer Wassergerge- winnungsanlagen angewiesen. Hieraus ergibt sich gegenüber Einzelversorgungen auch eine gewisse Sicherheit gegen unhygienische Einflüsse, z.B. bei durchlässi- gen Deckschichten über den Grundwasserhorizonten.

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Vorranggebiete sind auch solche Gebiete, in denen sich mehrere, auch noch nicht wasserrechtlich festgesetzte Schutzgebietsvorschläge großflächig überdecken. Die rechtliche Ausweisung von Wasserschutzgebieten bedarf zeitraubender Verfahren. Die Einbeziehung geplanter, wichtiger Versorgungsanlagen im regionalen Pla- nungsraum, entsprechend der Übersicht, als Vorranggebiet, stellt einen vorberei- tenden , behördenverbindlichen, grundstücksunabhängigen Schutz dar.

Die Wasserknappheit im regionalen Planungsraum rechtfertigt die höhere regionale Schutzkategorie für Gewinnungsanlagen als in anderen Landesteilen. Da die regio- nale Schutzkategorie dem Einzelnen gegenüber nicht wirkt, wird für die noch nicht unter wasserrechtlichem Schutz stehenden Vorranggebiete bevorzugt das wasser- rechtliche Verfahren zur Sicherung durchzuführen sein. Dies gilt vor allem für den Vogler und den Hilsbereich. In der Hilsmulde arbeiten mehrere Wasserversor- gungsträger. Neben dem Flecken Delligsen sind dies der Wasserverband Ith-Börde und die Stadt Einbeck. Aus dieser Situation erklärt sich, dass trotz bester und gro- ßer Wassergewinnungsanlagen noch kein übergreifendes wasserrechtliches Schutzverfahren für den gesamten Hilsbereich eingeleitet worden ist. Im Mai 1996 konnte jedoch ein hydrogeologisches Gutachten für die Wasserschutz- gebietsausweisung in der Hilsmulde vorgelegt werden. Auf der Grundlage des vor- liegenden hydrogeologischen Datenmaterials konnten für die Wasserge- winnungsanlagen Wellenspringtal, Kaierde, Einbeck und Grünenplan Schutzge- bietsvorschläge erarbeitet werden. Für die Wassergewinnungsanlage Delligsen an der Kaierder Straße war dies nicht möglich.

Die Vorrangkategorie Wassergewinnung bedeutet im Vergleich zum Vorranggebiet Rohstoff nicht: möglichst weitgehende Ausbeutung des Rohstoffes Wasser. Roh- stoffgebiete können nach Abbau in Landschaften wieder mehr oder weniger gut in- tegriert werden. Pflanzendecken ohne Grundwasser und ohne Zustrom sterben aber ab.

Zu 514 Nach den Bestimmungen sind Heilquellenschutzgebiete direkt als Vorranggebiete darzustellen. Im regionalen Planungsraum liegt nur die erweiterte Randzone (Schutzbereich V der Bad Pyrmonter Quellen). Das Schutzgebiet verläuft entlang ehemaliger Gemeindegrenzen mit Überquerung der Weser; auf eine zeichnerische Abgrenzung wird daher verzichtet. Eine Neuabgrenzung nach geologischen Aspek- ten erscheint erforderlich. Die Festlegung einer Heilquellenschutzzone Bodenwerder ist nach wie vor offen.

Zu 516 Als Vorsorgegebiete für die Wassergewinnung sind die ehemaligen sog. Was- serhöffigkeitsgebiete festgelegt worden. Dazu kommen Gebiete mit Gewinnungsan- lagen unter 15.000 m³ pro Jahr Förderleistung, die nicht überörtlich und überge- meindlich in Verbundnetze einspeisen, aber ggf. über andere Versorgungsmöglich- keiten gesichert werden sollten. Sie sind im Voglergebiet durch den Sandstein- sockel beschrieben, im Sollingbereich fassen sie großräumig die verschiedenen Vorranggebiete für die Wassergewinnung zusammen und übernehmen um Auf- schlussbohrung erste Schutzaussagen.

Gleichzeitig werden regional solche Gebiete als Vorsorgegebiete für die Wasser- gewinnung festgesetzt, für die bisher zwar wasserrechtlich keine Schutzverfahren eingeleitet worden sind, deren Gewinnungsanlage selbst aber einen entscheiden- den Versorgungsfaktor darstellt. Damit ist auch eine besondere Vorsorge für Notfallsituationen getroffen.

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3.9 2 Abwasserbehandlung

Der Abwasserbeseitigungsplan "Obere Mittelweser" gibt die überörtlichen Zielvor- stellungen der Abwasserbehandlung für den Landkreis Holzminden konkret vor. Neue Standorte größerer Kläranlagen sind nicht geplant. Zurzeit entstehen in Ver- bindung mit neuen Richtlinien für Kläranlagen, mit der Vorklärung in Industrie- und Gewerbebetrieben möglicherweise Kapazitätsverschiebungen in einzelnen Orten des Kreisgebietes. So wird z.B. eine neue Hochdruckleitung zwischen Holzminden - Bevern verlegt.

Von richtungsweisender Bedeutung ist, dass seit Novellierung des Nds. Wasserge- setzes zum 20.12.1995 den Gemeinden die Möglichkeit eröffnet ist, durch Satzung die Abwasserbeseitigungspflicht für häusliche Abwasser auf die Nut- zungsberechtigten der Grundstücke zu übertragen. Damit wurde der gesetzliche Vorrang der zentralen Abwasserbeseitigung vor der dezentralen aufgehoben. Stehen der Abwasserbeseitigung durch Kleinkläranlagen nicht bestimmte, in § 149 Abs. 5 genannte Gründe entgegen, kann die Gemeinde an einer solchen Lösung nicht gehindert werden.

Zu 518 Der Situation von Niedrigwasserführungen ist in allen Bereichen künftig größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Kritische Bereiche im regionalen Planungsraum (z.B. das Forstbachtal) wären unter Einbezug aktueller klimatologischer Entwicklung und Gegebenheiten näher zu untersuchen. Denkbar ist auch eine verstärkte Entlastung von Nährstoffen durch Wurzel- raumentsorgung, zusätzliche Teiche mit Schilf etc.

Zu 519 Hier ist die technische Vervollkommnung der Kläranlagen im regionalen Planungs- raum bis zu einem volkswirtschaftlich vertretbaren und ökologisch noch hinnehm- baren Stand weiterzubetreiben. Kläranlagen müssen den Anforderungen der Abwasserverordnung entsprechen. Dies bedeutet, dass - zumindest in größeren Kläranlagen - nicht nur die biologisch abbaubaren Kohlenstoffverbindungen, sondern auch die Nährstoffe, Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser entfernt werden müssen. Damit sind die technischen Möglichkeiten der biologischen Abwasserreinigung praktisch erschöpft.

Zu 520 In zunehmendem Maße wird der Eintrag von Nitraten in den Boden, wegen der zu erwartenden langsamen Wanderung zu den Grundwasserhorizonten, von Fachleu- ten als Gefahr für die Trinkwassergewinnung angesehen. Das Ziel ist als eine Vor- sorgemaßnahme anzusehen.

Für die Aufbringung in diesen Gebieten sind der Musterkatalog von Schutzgebiets- bestimmungen in Wasserschutzgebieten und die Naturschutzverordnungen heran- zuziehen. Im Übrigen sind für die Aufbringung Zeiten zu wählen, in denen einerseits der Düngewert der Gülle für die landwirtschaftliche Fläche am höchsten einzustufen ist und andererseits die geringste Verunreinigung des Grundwassers zu befürchten ist. Analysen von Düngebedarf und Düngegabe wären hierfür hilfreich.

Zu 522 Klärschlämme sind unter gewissen Voraussetzungen (z.B. schadstofffrei) in mäßig verteilter Form als Düngemittel verwendbar. Die landwirtschaftliche Verwertung ent- lastet die Deponie. Dabei dürfen jedoch die Ausstattung der Kläranlagen zur Erstel- lung geeigneter Schlämme für die landwirtschaftliche Verwendung und die entste- henden Transportwege nicht vernachlässigt werden. Die Schwermetallbelastung einzelner Abwasserzuflüsse zu Kläranlagen müsste betriebsseitig vermindert wer- den können. Laufende Analysen müssen die landwirtschaftlich unschädliche Ver- wertung sicherstellen.

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Zu 523 Durch den teilweise starken Industriebesatz in einzelnen Teilen des regionalen Pla- nungsraumes sind vor allem in Großbetrieben Vorkläranlagen installiert worden. Die Verbesserung der Wassergüte in den Fließgewässern des regionalen Pla- nungsraumes zeugt von der Wirkung. In Einzelfällen ist jedoch weiterer Handlungs- bedarf notwendig (Indirekteinleiter-Verordnung).

Zu 527 Als überregional und regional bedeutsame vorhandene Kläranlagen mit mehr als 10.000 Einwohnergleichwerten sind die Anlagen Bodenwerder, Beverungen in Nordrhein-Westfalen für Boffzen, Eschershausen, Holzminden mit nordrhein- westfälischen Gemeinden und künftig Bevern, später auch Neuhaus und Silberborn sowie Delligsen, Polle und Stadtoldendorf anzusehen. Daneben bestehen auch kleinere Kläranlagen, deren Bedeutung nicht überörtlich einzustufen ist. Die vor- handenen und geplanten Transportleitungen der regional und überregional bedeut- samen Anlagen sind in der zeichnerischen Darstellung aufgenommen. Sie sind im Siedlungsbereich nur unscharf dargestellt (Maßstabsfrage). Im regionalen Planungsraum bestehen nach dem Generalplan Abwasser folgende Entsorgungsräume:

Raum Bevern, Bodenwerder, Heyen/Bremke mit Anschluss an Emmerthal im Landkreis Hameln-Pyrmont, Boffzen, Lauenförde mit Verbindung von Würg- assen/Herstelle nach Beverungen in Nordrhein-Westfalen, Delligsen mit sei- ner Kläranlage auf dem Gebiet des Landkreises Hildesheim, Hohenbüchen im Verbund mit der Kläranlage Alfeld, Eschershausen, Mainzholzen/Eimen, Holzminden mit Anschluss von Lüchtringen, Albaxen, Stahle, Bödexen und Fürstenau (aus dem Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen), Polle mit An- schluss von Neersen, Stadtoldendorf, Heinade mit Anschluss an Dassel.

In den größeren Siedlungsbereichen bestehen zentrale Kläranlagen in überge- meindlichem Verbund oder sind planerisch vorbereitet. In der SG Bodenwerder sind in Einzelbereichen differenzierte Überprüfungen des künftigen Entsorgungssystems angebracht. Nur mit Hauskläranlagen wird auch weiterhin in den Siedlungsberei- chen Kreipke und Denkiehausen zu rechnen sein. Für Hohe und Wegensen wird der Anschluss an eine zentrale Kläranlage angestrebt. Künftig wird auf den techni- schen Zustand der Transportweg für Abwässer besondere Beachtung gelenkt wer- den müssen, um Grundwasserbelastungen durch undichte Kanalisation zu vermei- den.

3.9 3 Küsten- und Hochwasserschutz

Der Hochwasserschutz bzw. die Sicherung des (Hoch-)Wasserabflusses macht es erforderlich, dass die ausgewiesenen gesetzlichen und natürlichen Über- schwemmungsgebiete grundsätzlich für den schadlosen Abfluss des Hochwassers sowie als Retentionsraum freigehalten werden. Die Ausweisung von neuen Bauge- bieten oder neuen Verkehrswegen in Überschwemmungsgebieten verbietet sich somit in der Regel. Die Rechtsgrundlage für fachliche Planungen und Maßnahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes müssen weiter verbessert werden. Die Ministerkonferenz für Raumordnung bittet in ihrer Entschließung von 1996 darum, sich dafür einzusetzen, dass

− im Rahmen der europäischen Agrarpolitik flankierende Maßnahmen so gestaltet werden, dass der Landwirtschaft weitgehende Anreize für eine Extensivierung der Nutzung in den raumordnerisch gesicherten Überschwemmungsbereichen geboten werden. − in Überschwemmungsbereichen eine Förderung von Siedlungsvorhaben aus den Strukturfonds der Europäischen Union ausgeschlossen wird.

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Im Rahmen ihrer Koordinierungs- und Abstimmungsfunktion wirkt die Regional- planung bei der Sicherung von Überschwemmungsbereichen auf eine Zusammen- führung mit anderen fachlichen Zielen hin. Dies betrifft vor allem eine Verknüpfung mit anderen wasserwirtschaftlichen Maßnahmen, mit Belangen des Naturschutzes, mit einer den besonderen Standortverhältnissen angepassten land- und forstwirt- schaftlichen Nutzung sowie mit städtebaulichen Erfordernissen (Gewässer- und Auenrenaturierung zum Aufbau eines Biotopverbundsystemes/Grün- landnutzung/Erhaltung und Mehrung abflussverzögernder Auewälder/Sicherung und Entwicklung von Grünzügen in Siedlungs- bzw. Verdichtungsgebieten). Als Ergänzung zur Sicherung von Überschwemmungsbereichen werden durch die Regionalplanung - soweit notwendig - auch Standorte für Talsperren und Rückhal- tebecken gesichert. Im Sinne der Unterlassung vermeidbarer Eingriffe in Natur und Landschaft wird jedoch dem Hochwasserrückhalt in Überschwemmungsbereichen Priorität vor dem Neubau von Talsperren und Rückhaltebecken eingeräumt. Im Üb- rigen stellen die Sicherung des Freiraumes und innerhalb des Freiraumes die Er- haltung von Wald und anderen Flächen mit günstigen Funktionen für den Wasser- haushalt sowie das Hinwirken auf eine Minimierung der siedlungsbedingten Flä- cheninanspruchnahme eine ständige Aufgabe der Regionalplanung dar, die auch wegen ihrer mittelbaren Bedeutung für den vorbeugenden Hochwasserschutz ge- führt werden muss. Die raumordnerische Sicherung von Überschwemmungsberei- chen und ihre Umsetzung in wasserrechtlich festgesetzte Überschwemmungsge- biete ist nur dann wirkungsvoll, wenn entgegenstehende Eingriffe in diesen Gebie- ten tatsächlich ausgeschlossen werden. Die Beweislast zum Nachweis der Un- schädlichkeit geplanter Vorhaben muss dem Verursacher zugewiesen werden. Auch muss sichergestellt werden, dass bei unabweisbar notwendigen, zielabwei- chenden Eingriffen in Überschwemmungsbereiche der Verursacher für Ausgleich an anderer Stelle zu sorgen hat. Neben der Sicherung von Retentionsräumen in den Auen muss im gesamten Ein- zugsgebiet der Gewässer auf eine standortgerechte Bodenbewirtschaftung, eine Minimierung der Versiegelung und eine ortsnahe Verzögerung des Niederschlag- wasserabflusses durch Rückhaltung und Versickerung hingewirkt werden. In lan- desgrenzenübergreifenden Flusssystemen sind Unterlieger Nutznießer bzw. Betrof- fene von verbessernden bzw. hochwasserverschärfenden Maßnahmen der Ober- lieger. Wegen dieser grenzüberschreitenden Zusammenhänge und auch im Sinn einer gerechten Verteilung der Lasten muss der vorbeugende Hochwasserschutz verbessert werden.

Bei der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen ist deshalb sorgfältigst zu unter- suchen, ob durch die geplanten Maßnahmen Schäden entstehen können und wel- che Auflagen/Nebenbestimmungen erforderlich sind, um solche Schäden abzu- wenden. Letzteres bezieht sich insbesondere auch auf die Gewinnung von Boden- schätzen (Kies und Sand) innerhalb des Hochwasserabflussraumes.

Im Landkreis Holzminden ist die Überarbeitung der Überschwemmungsgebiete durch die Bezirksregierung Hannover, Außenstelle Hildesheim,1999 noch nicht ab- geschlossen.

Zu 529 Die schwankenden Hochwassersituationen der letzten Jahre haben vielfach ein sorgloseres Umgehen mit dem Bauen in Hochwassergebieten aufgezeigt. Zurzeit ist eine Überprüfung alter Abgrenzungen, zumindest für die Weser, nach dem Hochwasser 1981 auch 1998 noch in Arbeit. Die gesetzlichen Überschwemmungs- gebiete der Weser werden überprüft. Zwischenzeitlich ist unklar, wo und wie ge- setzliche und natürliche Überschwemmungslinien in kartographische Medien einbe- zogen werden sollen. Die Katasterverwaltung hat in der Vergangenheit diese Gren- zen aus der deutschen Grundkarte herausgenommen. Gleichzeitig wird bei Eingrif- fen in das Hochwasserbett in stärkerem Maß die Untersuchung der Hochwasser-

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einflüsse für andere Uferbereiche notwendig werden (z.B. in Verbindung mit Wege- führungen oder einseitigen Verwallungen etc.). Das Flussbett ist dabei immer als Einheit zu sehen, unabhängig von der Uferzugehörigkeit zu einer Gebietskörper- schaft. Dies sollte offenere, gemeinsame Abstimmung und Klärung von Fachfragen ermöglichen, da das Hochwasser sich anderenfalls seinen eigenen Weg sucht und volkswirtschaftliche Schäden verlagert werden. Insofern sollten für alle unterhaltspflichtigen Gewässer des Planungsraumes Rahmenpläne für den Unterhalt angedacht werden. Dies kann besonders für die Lenne, den Beverbach, die Wispe und den Forstbach gelten und zur Entwicklung von naturnahen Retentionsräumen genutzt werden. Die Frage der Retentionsräume ist darüber hinaus mit der Vorklärung von sinnvollen Standorten für Auewaldent- wicklungen im Regionalen Planungsraum zu verbinden.

Anmerkung: Die Bezirksregierung Hannover weist in ihrer Genehmigungsverfügung vom 27.11.2000 zum Regionalen Raumordnungsprogramm 2000 des Landkreises Holzminden auf die veränderte Rechtslage in den §§ 92 und 93 des Niedersächsi- schen Wassergesetzes (NWG) hin. Die veränderte Rechtslage in den §§ 92 und 93 NWG erweitert die Zielsetzungen des Hochwasserschutzes. Überschwemmungs- gebiete sind danach in ihrer Funktion als natürliche Rückhalteflächen zu erhalten; soweit dem überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit entgegenstehen, sind rechtzeitig die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Eine Rückge- winnung ehemaliger Flächen soll so weit wie möglich erfolgen, wenn dem nicht überwiegende Gründe des Allgemeinwohls entgegen stehen. In festgesetzten Überschwemmungsgebieten dürfen nicht ohne Genehmigung der Wasserbehörde Grünland in Ackerland umgebrochen, die Erdoberfläche erhöht oder vertieft, bauli- che Anlagen hergestellt oder geändert, Baum- oder Strauchpflanzen angelegt und Stoffe, die den Hochwasserabfluß hindern können (Erde, Holz, Sand, Steine und dergleichen), gelagert werden. Dies sollte bei der Prüfung von Flächennutzungs- plan-Änderungen beachtet werden.

Zu 530 Der häufige Grenzwechsel an der Weser, das Hauptniederschlagsgebiet der Weser südlich und außerhalb des regionalen Planungsraumes und die von Prof. Dr. Hartung, Braunschweig, in seiner “Bestandsaufnahme zur Wassermengen- situation der Oberweser” aufgezeigte fehlende Abflusssteuerung des Hochwasser- schutzes aller Speicheranlagen oberhalb von Hann.Münden oder die Weserver- salzung bilden den Hintergrund dieser Zielformulierung. Die Zusammenschau soll auch einen effektiveren Hochwasserschutz ermöglichen. Ein abgestimmtes Hoch- wassermeldesystem kann nur einen Teilaspekt darstellen (“Hochwassermelde- ordnung für die Weser” vom Nds. Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fors- ten und der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mitte; daneben besteht die “Zentrale Hochwasserdienstordnung Diemelgebiet”). Hochwasserlaufzeiten lassen sich nicht bei jeder Situation ausreichend genau vorausbestimmen (Einflüsse: jahreszeitlicher Zustand des Gewässers und der Vorländer -Sommer/Winter-, unterschiedliche Sei- tenzuflüsse, unterschiedliche Niederschlagsverteilung, Form und Höhe der Hoch- wasserwelle).

Im Einzugsbereich der Oberweser sind in Hessen neben den Talsperren Edersee und Diemelsee die Twistetalsperre bei Arolsen, Kreis Waldeck-Frankenberg, und die Antrifttalsperre in der Gemeinde Antrifttal, Vogelbergkreis, vorhanden. Im Bau befindet sich das Hochwasserrückhaltebecken Marbach (Haune) in der Gemeinde Petersberg, Kreis Fulda. Weiterhin ist das Hochwasserrückhaltebecken Teichhof (ohne Dauerstau) an der Losse bei Hessisch Lichtenau, Werra-Meißner-Kreis, in Planung. Nach dem für Hessen aufgestellten Konzept zur Durchführung von Maß- nahmen der Abflussregelung sind im Einzugsgebiet der Oberweser in absehbarer

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Zeit keine weiteren Speicheranlagen realisierbar. Im Rahmen der “Bestands- aufnahme über Möglichkeiten zur Verbesserung der Wassermengensituation im Einzugsbereich der Oberweser wurden in Hessen Speicherstandorte in den Teilge- bieten: obere, mittlere, untere Fulda, Schwalm, Eder, Werra, Diemel untersucht. Im gesamten Einzugsgebiet der Oberweser wurden dabei 48 Speicherstandorte mit Schwerpunkt in Hessen ermittelt. Mit diesen Speicherbecken ließen sich zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Speichervolumen von rd. 250 Mill. m³ weitere Spei- cherungsmöglichkeiten von 815 Mill. m³ schaffen.

Zu 531 Die mögliche Bedeutung von Rückhaltebecken im Lennetal (Eberbachbereich) ist bis heute noch offen, jedoch Bestandteil der Flächennutzungsplanung. Sie sollte von der wasserwirtschaftlichen Seite abschließend geprüft werden, um ggf. ent- sprechende Raumansprüche sichern zu können. Für die genannten Gewässer und andere kann die Möglichkeit zur Anlage von Auewäldern eingehender geprüft werden. Hierzu sind jedoch weitere grundsätzliche Untersuchungen und Konzepte einschließlich Finanzmittel für die Umsetzung erfor- derlich.

Zu 532 Das Naturschutzrecht regelt Eingriffe in Natur und Landschaft (s. auch entspr. Ziel- abschnitte im RROP). Das Ziel LROP ist allein auf Küsten- und Hochwasserschutz abgestellt. Die Konkretisierung des regionalen Zieles will auf die sehr frühe Beteili- gung der Naturschutzbehörden bei der Entwicklung von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen hinwirken, um die empfindlichen Bereiche u.a. von Natur und Land- schaft, aber auch die darauf einwirkenden Belange der Wasserwirtschaft oder des Fremdenverkehrs miteinander abstimmen zu können.

Zu 533 Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung zur Sicherung und Verbesserung der Schiffbarkeit in der Weser sind nur zwischen den Fachbehörden von Bund (Bundeswasserstraße) und Ländern (Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung) ge- meinsam zu regeln. Der Landkreis Holzminden hat sich bei der Erarbeitung einer Bestandsaufnahme zur Wassermengensituation (Prof. Dr. Hartung) beteiligt und wird die darin genannten Daten nachhaltig zu vertreten suchen. Überlegungen und Möglichkeiten zur Beeinflussung der Wassermengensituation bis auf die Ebene kommunaler Entscheidungen sind erforderlich. Dies gilt z.B. auch für Maßnahmen im Talsperrenbereich der Weserzuflüsse. Der Weserbund als unabhängige, län- derübergreifende Einrichtung sollte in diesem Sinne weiter die Unterstützung aus dem regionalen Planungsraum erfahren, um auch auf diesem Wege ausreichenden Wasserstand für Schifffahrt und Tourismus auf der Oberweser zu sichern.

Zu 536 2 Für die Abgrenzung der Hochwasserschutzgebiete zur Sicherung des Allgemein- wohls und zur Verhinderung möglicher Schäden in der Zukunft liegen die durch Be- fliegung im März 1981 festgehaltenen Überschwemmungen der Weser (größtes Hochwasser nach 1946) vor. Ihre Auswertung und Übertragung in Karten ist ein Teil. Dazu müssten jedoch auch Abflussberechnungen, Abflusssteuerungskonzepte u.ä. eingesetzt werden. Die Ergebnisse sollten in allgemein verfügbare Kartenunter- lagen übertragen und für verbindlich erklärt werden. Eine zurzeit wohl betriebene zeichnerische Herausnahme der Überschwemmungsgrenzen aus der deutschen Grundkarte, Maßstab 1:5.000, sollte in diesem Zusammenhang nur vorübergehend bleiben, bis neuere Karten verfügbar sind, da anderenfalls die Vertretung der landsplanerischen Ziele erheblich behindert werden dürfte. Bei der Bezirksregie- rung Hannover laufen entsprechende Aktivitäten auch 1998 noch.

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Zu 537 Sollten im Einzelfall Eingriffe in Abflussgebiete erfolgen, will diese Zielvorgabe auf die Bedeutung von vorsorglichen Untersuchungen auf beiden Oberstrom liegenden Uferbereichen und die Schaffung möglicher anderer Ersatzstauräume hinwirken. Auswirkungen können auch in größerer Entfernung von der Eingriffstelle entstehen.

Anmerkung: S.a. Genehmigungshinweis der Bezirksregierung zum Ziel 527.

Zu 538 Die Belange des Landschafts- und Naturschutzes sind in besonderem Maß von Boden-Wasserhaushalten abhängig. Die Veränderung dieses Haushaltes kann so- wohl aus der Sicht der Wasserwirtschaft als auch der Landespflege und des Natur- schutzes verlangt werden. Das Ziel soll den frühzeitigen Abstimmungsbedarf ver- deutlichen. Aus der unterschiedlichen Aufgabenstellung beider Fachbereiche er- scheint die Zielsetzung der Vermeidung von Veränderung allein zu einseitig (s. Wiedervernässung des Mecklenbruchs oder Erhalt von Feuchtwiesen).

Zu 539 Dieses Ziel ist eine weitere Unterstreichung/Wiederholung aus dem Zielrahmen “Erholung” für den Zuständigkeitsbereich der Wasserwirtschaft. Der regionale Pla- nungsraum ist außerhalb der Weser an Wasserflächen relativ arm. Daher wächst der Druck auf die vorhandenen Wasserflächen und Uferzonen zurzeit immer stär- ker. Eine geordnete Ufergestaltung und die darauf abgestimmten Rekultivierungs- maßnahmen bei Bodenabbauten sind als Wasser- und Bodenschutzmaßnahmen aufzufassen, die auch einen nachhaltigen freien und offenen Zugang gesicherter Uferzonen aus wasserwirtschaftlicher Sicht ermöglichen können, sie können au- ßerdem neue ökologisch wertvolle Lebensräume entstehen lassen. Die in Vergangenheit oft vorgenommene Verrohrung muss aus Gründen des Land- schaftsbildes und der Ökologie zurückgebaut werden. Die früher entstandenen ste- rilen Laufrinnen haben den Abfluss beschleunigt und das biologische Leben im Wasser zerstört. Insofern sollten für alle unterhaltspflichtigen Gewässer des Planungsraumes Rahmenpläne für den Unterhalt angedacht werden. Dies kann besonders für die Lenne, den Beverbach, die Wispe und den Forstbach gelten und zur Entwicklung von naturnahen Retentionsräumen genutzt werden. Die Frage der Retentionsräume ist darüber hinaus mit der Vorklärung von sinnvollen Standorten für Auewaldent- wicklungen im Regionalen Planungsraum zu verbinden.

Eine abweichende Zielumsetzung ist für die Weser als Bundeswasserstrasse nach § 1 des Bundeswasserstraßengesetzes (WaStrG), Neufassung vom 4.11.1998 (BGBI. 1, S. 3294). erforderlich, um nicht in die Befugnisse des Bundes einzu- greifen. Die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen und der Betrieb der bundes- eigenen Schifffahrtsanlagen sind Hoheitsaufgaben des Bundes (§ 7 Abs. 1). Ohne die Sonderstellung hieße dies für die WSV, keine Deckwerke, Bühnen und Grund- schwellen mehr zu unterhalten, Uferabbrüche und Kolke nicht mehr zu verbauen, Untiefen nicht mehr zu baggern. Die Unterhaltung der Binnenwasserstraßen (§ 1 Abs. 1 Nr. 1) umfasst die Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustandes für den Wasserabfluss und die Erhaltung der Schiffbarkeit. Bei der Unterhaltung ist den Belangen des Naturhaushalts Rechnung zu tragen; Bild und Erholungswert der Gewässerlandschaft sind zu berücksichtigen. Die natürlichen Lebensgrundlagen sind zu bewahren (§ 8 Abs. 1). Zur Unterhaltung des ordnungsgemäßen Zustandes gehören besonders die Räumung, Freihaltung, der Schutz und die Pflege des Ge- wässerbettes mit seinen Ufern. Dabei ist auf die Belange der Fischerei Rücksicht zu nehmen (§ 8 Abs. 2). Weiter gehören dazu Arbeiten zur Beseitigung oder Verhü- tung von Schäden an Ufergrundstücken, die durch die Schifffahrt entstanden sind oder entstehen können, soweit die Schäden den Bestand der Ufergrundstücke ge- fährden (§ 8 Abs. 4).

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Weitergehende Verpflichtungen zur Unterhaltung nach dem Nachtrag zu dem Ge- setz über den Staatsvertrag betreffend den Übergang der Wasserstraßen von den Ländern auf das Reich vom 18. Februar 1922 (RGBI 1 S. 222) bleiben unberührt (§ 8 Abs. 6).

Zu 540/541 Über die Grenzen des Hochwasserschutzes muss es verbindliche, öffentlich er- kennbare Informationen geben. Während das Gebiet der Weser in einer Beikarte vorsorglich eingetragen werden kann, in der zeichnerischen Darstellung wäre das Gebiet durch die Grenzsignaturen nicht erkennbar, ist für die Lenne und Wispe aufgrund der Maßstäbe in der Raumordnung und der Größenordnung der Über- schwemmungsgebiete eine zeichnerische Darstellung nicht sinnvoll. Hier bleibt es bei dem beschreibenden Ziel, dessen Einhaltung verfolgt werden muss. Aus die- sem Grunde bedarf es in derartigen Bereichen einer besonderen Überwachung, dass Wiesen- und Weideflächen sowie entsprechende Gewässerrandstreifen nicht umgepflügt und zu Acker gemacht werden (u.a. Erosionsgefahr !).

3.10 Abfallwirtschaft

Die Beseitigung von Haus- und Sperrmüll sowie hausmüllähnlichen Abfällen aus Industrie und Gewerbe ist seit 01.01.1974 Aufgabe des Landkreises. Abfälle, die nach ihrer Art und Wirkung nicht mit Haus- und Sperrmüllabfällen zusammen deponiert werden dürfen, sind Sondermülldeponien außerhalb des regionalen Pla- nungsraumes zuzuführen.

Das Abfallwirtschaftsprogramm für den Landkreis Holzminden vom September 1995, verabschiedet im Juni 1996, stellt die Aufarbeitung des Themenbereiches dar, einschließlich der 1964 erfassten Stoffflüsse. Eine jährliche Abfallbilanz präzi- siert diese. Mit Wirkung vom 07.10.1996 ist das bisher geltende Abfallgesetz durch das sogenannte Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz abgelöst worden. Während das bisher geltende Abfallrecht die Verantwortung für die Abfallentsorgung in Ver- antwortung der entsorgungspflichtigen Körperschaften stellte, kehrt das neue Recht diese Verantwortlichkeiten genau um. Nunmehr ist der Abfallbesitzer nicht mehr nur zur Vermeidung, sondern auch zur Verwertung und in der Regel auch zur Beseiti- gung der Abfälle verpflichtet. Der dem alten Abfallrecht zugrunde liegende Gedan- ke, dass Abfallentsorgung als Teil der Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand zu- gewiesen wurde, wird also zugunsten des Verursacherprinzips aufgegeben. Damit unterliegen insbesondere Abfälle zur Verwertung aus anderen Herkunftsbereichen (hausmüllähnliche Gewerbeabfälle) nicht mehr der Überlassungspflicht.

Die Kenntnis über Umweltgefährdungen von Abfällen dringt nur langsam in Haus- halte und Gewerbe ein. Zur verstärkten Abfallminderung und -vorsortierung in ver- wertbare Abfälle werden daher besondere Anstrengungen zu einer nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit erforderlich bleiben. Seit 1987/88 wirkt beim Landkreis Holz- minden eine Abfallberaterin.

Nach wie vor wird besondere Aufmerksamkeit den Abfällen im Zusammenhang mit der Do-it-jourself-Bewegung (Lacke, Lösungsmittel etc.) sowie land- und forstwirt- schaftlichen Abfallprodukten, wie Beizen, Pflanzenschutzmittelresten oder tieri- schen Medikamentenresten, zu gelten haben. In den vergangenen Jahren konnten Sondermüllaktionen im Kreisgebiet mit steigendem Zuspruch durchgeführt werden. Dieser Problembereich ist auch mit der Frage der Altablagerungen und den Stand- orten von Betrieben zu verbinden, die Sondermüll produzieren oder in der Vergan- genheit produziert haben.

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1997 wurden 3.100 t Altglas und 5.600 t Altpapier als Wertstoffe erfasst, das sind 37 kg je Einwohner bzw. 68 kg je Einwohner. Das Hausmüllaufkommen lag 1997 bei 102 kg je Einwohner.

Im regionalen Planungsraum ist die Abfalltrennung von Papier und Glas gut entwi- ckelt, auch wenn auf die Verringerung der Verpackungsmaterialien i.d.R. aus den Haushalten heraus nur beschränkt eingewirkt werden kann. Die Einführung der Bio- tonne steht 1998 kurz vor der Einführung.

Abfallbilanz 1997 Landkreis Holzminden

Abfallmenge Abfallart deponiert verwertet Gesamtmenge t t T

Hausmüll 8.503 10.202 18.705 Sperrmüll 2.330 1.246 3.576 Geschäftsmüll 3.704 3.704 hausmüllähnliche Gewerbeabfäl- 4.452 4.452 le Garten- und Parkabfälle 7.128 7.128 Marktabfälle 100 100 Straßenkehricht 137 137 Baustellenabfälle 1.801 1.801 Baumischabfälle 15 15 produktionsspezifische Abfälle 778 778 Klärschlamm Rechengut 120 120 Summe Siedlungsabfälle 21.940 18.576 40.516 Summe Baurestmassen 19.709 78.557 98.266 davon Boden 15.689 52.651 68.340 Bauschutt 2.937 16.190 19.127 Glasbruch 1.083 1.083 Straßenaufbruch 9.716 9.716

Wertstoffe aus Haushaltungen Gesamtmenge (kg/E. u. Jahr) davon "DSD"- (t) t Menge (t) Altpapier 5.614 67,5 1.403 Altglas 3.088 37,1 3.083 Leichtstoffe 1.266 15,2 1.266 Textilien 234 2,8 kompost. Grünabfälle 7.128 85,7 Metallschrott 1.051 12,6 Sortierreste 488

Schadstoffentfrachtung aus Haushalten Kühlgeräte 2.322 Stück Leuchtstoffröhren 9.875 Stück Energiesparlampen 522 Stück Problemabfälle 111 t

Quelle: Abfallbilanz 1997 der Abfallwirtschaft Landkreis Holzminden

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3.10.0 Abfallwirtschaft allgemein

Zu 542 Seit Jahren arbeitet der Landkreis Holzminden mit dem Landkreis Hameln-Pyrmont in Fragen der Kreislaufwirtschaft zusammen. Die Kreistage der Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden haben im Oktober 1994 gleichlau- tende Zielvorstellungen zur Abfallwirtschaft beschlossen, die die wesentlichen Ziele und Inhalte aufeinander abgestimmter Abfallwirtschaftsprogramme definierten, wo- bei von einer gemeinsamen Nutzung der in der Müllverbrennungsanlage Hameln zur Verfügung stehenden Kapazitäten - spätestens ab dem Jahre 2005 - ausge- gangen worden ist. Während der Landkreis Holzminden sich bereits langfristig der Verbrennungsanlage Hameln angeschlossen hat, steht dies im Landkreis Schaum- burg noch aus. Die gemeinsam beabsichtigte Kompostanlage ist noch nicht in der Planung.

Aufbauend auf das regionale Abfallwirtschaftsprogramm ist vom Kreistag des Landkreises Holzminden im Juni 1996 ein kommunales Abfallwirtschaftsprogramm beschlossen worden; dieses stellt die Weichen für eine gemeinsame Nutzung der vorhandenen und noch zu errichtenden Abfallbehandlungs-/Entsorgungsanlagen, insbesondere Müllverbrennungsanlage Hameln, die eine langfristige Entsorgungs- sicherheit gewährleisten und zusätzlich zur Kosteneinsparung durch Verbundlö- sungen im Vergleich zu Einzellösungen führen soll. Wie sich aus Übersichten er- gibt, haben sich Volumina im Zeitablauf und durch neue Formen der Kooperation zwischen Wirtschaft, Haushalt und Entsorgungsverantwortlichen unterschiedlich stark verändert. Geht man davon aus, dass in einigen entsorgungspflichtigen Kör- perschaften der Anteil der hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle bis zu 50 % der Ge- samtabfallmenge ausmacht und dass bisher bei weitem nicht alle Verwertungsmög- lichkeiten ausgenutzt wurden, so muss damit gerechnet werden, dass es hier zu ei- nem wesentlichen Einbruch der bisher zu entsorgenden Abfallmengen aus diesem Bereich kommen wird. Die Planung von Kompostanlagen, Bauschuttdeponien, sonstigen Entsorgungsanlagen jeglicher Art oder die Sicherung von Kontingenten bei Müllverbrennungsanlagen für einen Mehrjahreszeitraum wird dabei für alle öf- fentlichen Entsorgungsträger ungleich schwerer als bisher und ist künftig mit erheb- lichen finanziellen Risiken behaftet.

Zwar verfügt der Landkreis Holzminden mit Ausnahme der Bauschuttdeponie Delligsen kaum noch über nennenswerte eigene Deponiekapazitäten, so dass ein plötzlicher Einbruch der hausmüllähnlichen Gewerbeabfälle nicht mit derart hohen finanziellen Risiken behaftet ist wie bei Kreisen, die erst vor kurzem neue Deponie- kapazitäten in Betrieb genommen haben, gleichwohl ist aber auch hier die mittel- fristige Entwicklung des Gesamtabfallaufkommens von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf die Beteiligung bzw. Reservierung von Kapazitäten bei der Müll- verbrennungsanlage in Hameln. Damit sind nicht unerhebliche Unsicherheiten auch auf dem Hintergrund der Haushalts- und Altersstrukturveränderungen für künftige Volumina und Entsorgungswege entstanden. Beispielsweise ist zwischen 1991 und 1997 die Müllabfuhr zum "Kapenberg" um rd. 25 %, die Inanspruchnahme durch Selbstanlieferer um 69 % zurückgegangen. Kooperationen sollten daher Spielräu- me für Veränderungen sichern.

Anlagen der Abfallwirtschaft stehen zunehmend auch unter Veränderungen der ab- fallerzeugenden Einwohner und Betriebe. Veränderungen der Bestimmungen ha- ben teilweise dazu geführt, dass ältere Plandaten für Anlagen der Abfallwirtschaft schnell überholt worden sind. Aufgrund der Größe des Landkreises als Träger der Abfallwirtschaft sind Kooperationen (auch über Landesgrenzen) immer neu einzu- beziehen, auch wenn Bezirksabfallpläne dies zurzeit nicht als verfolgbar erscheinen lassen. Das Ziel der Minimierung von Abgasen sollte die Transportwege verkürzen helfen. Nur bezirksweise orientierte Abfallplanung bedeutet aus der Lage des Krei-

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ses und seines Bevölkerungsschwerpunktes im Regierungsbezirk immer längere Transportwege. Die Natur kann ihre eigenen Produkte wieder zerlegen, zersetzen, in den Kreislauf zurückführen. Die industrielle Gesellschaft hat sich lange Zeit keine grundlegenden Gedanken über Verbleib produzierter Güter und Reststoffe nach Verwendung ge- macht. Anthropogen erzeugte Abfälle bewirken ständig neue Nutzungsansprüche; daher ist der technische Fortschritt in der Müllverwertung durch fortlaufende Über- prüfung neuer Verfahrensmöglichkeiten notwendig.

Beispielsweise kann hier auf Torfersatz hingewiesen werden. Torfabbau, früher auch innerhalb des regionalen Planungsraumes, wird heute zu großen Teilen für den Gartenbau betrieben. Der Naturschutz verringert einerseits die Torfgewinnung. Andererseits fällt im regionalen Planungsraum Schälmaterial aus der Holzwirtschaft an, welches nach entsprechender Aufbereitung in größerem Umfange auch für die Gartenwirtschaft einsetzbar ist (Mulchen).

Zu 543 Die Erkenntnisse von Forschung und Technik über Entstehung und Verwertung von Deponiegasen und -wärme könnten im regionalen Planungsraum fortlaufend beo- bachtet werden. Eine konkrete Umsetzung wird von jeweiliger Kosten- Nutzenrelation und Umweltverträglichkeit abhängen. Soweit dies mit eigenen Kräften nicht möglich ist, sind gezieltere externe Unter- suchungen wünschenswert. Hierzu kann auch die Beobachtung und Beratung über Verwendung landwirtschaftlicher Abfallprodukte einschl. Strohabfall wie auch forst- licher Abfälle für die kleinräumige Energiegewinnung gezählt werden (Strohbriketts, Abwärmeverwendung im Stall etc.).

Zu 545 Bis einschließlich 1999 wird die ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt genutzte Deponie "Beim Kapenberg" noch als Umschlag der Restabfälle zur Müllverbrennungsanlage in Hameln durch den Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft" des Landkreises Holzminden genutzt. Da die Genehmigung für diesen Standort befristet ist und nach Auskunft des Verpächters auch keine Aussicht auf Verlängerung besteht, ist ein neuer Standort für eine Umschlagstation auszuweisen. Diese soll im Müllschwerpunkt, in der Nähe von Holzminden, entstehen. Nach dem Nds. Abfallgesetz haben die entsorgungspflichtigen Körperschaften Ein- richtungen zu schaffen, in denen Sonderabfälle aus Haushaltungen sowie Klein- mengen an Sonderabfällen aus gewerblichen Betrieben angenommen werden kön- nen. Ein solches Sonderabfallzwischenlager befindet sich derzeit auf der Müllum- schlagstation. Mit der Inbetriebnahme einer neuen Müllumschlagstation wäre auch eine Verlegung des Standortes für das Sonderabfallzwischenlager verbunden.

Zu 548 1 Müllablagerung wird trotz technischen Fortschrittes immer in gewissem Umfang notwendig bleiben. Ein raumordnerisch gesicherter Deponiestandort sollte die Überprüfung auch anderer technischer Verfahren zur Müllreduzierung nicht über- flüssig machen (Vorsorgeprinzip). Dieses Ziel fordert bereits heute eingehende Un- tersuchungen weiterer zu untersuchender Ablagerungszonen im regionalen Pla- nungsraum. Die technischen Anforderungen an Deponien und die technischen Möglichkeiten der Müllbeseitigung lassen sich künftig, auch hinsichtlich der Rohstoffrückge- winnung oder der zur Verfügung stehenden geeigneten Ablagerungsflächen, wohl nur noch mit größeren Verbünden realisieren. Die Zusammenarbeit mit benachbar- ten Körperschaften ist dabei im Auge zu behalten. Hierfür sind ggf. auch neue Technologien (wie der Pyrolyse bzw. Müllverbrennungsanlage nach dem neusten Stand der Technik mit Rauchgasreinigung) prüfenswert. Die Umweltverträglichkeit wird im Einzelfall zu untersuchen sein.

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Zu 549 Der Landkreis verfügt derzeit noch über drei Bauabfalldeponien und eine Bodenab- lagerungsstätte. Im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme von diversen privaten Bauschuttanlagen ist das Aufkommen an zu entsorgenden Bauabfallmengen zu- rückgegangen, so dass die Aufrechterhaltung eines dezentralen Netzes an Bau- schuttdeponien nicht mehr im Verhältnis zu den Investitions- und Betriebskosten steht. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Neuerrichtung einer Bauschuttde- ponie nach Inkrafttreten der Technischen Anleitung Siedlungsabfall im Juni 1993 besondere Sicherheitsvorkehrungen hinsichtlich der Abdichtung erforderlich sind. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Landkreis Holzminden langfristig nur noch über einen Deponiestandort (diesen wahrscheinlich in Delligsen) verfügen kann (auch wenn dieser Standort nicht nahe am Bevölkerungsschwerpunkt liegt).

Bauschutt wird immer anfallen, zurzeit werden etwa 3.000 t angeliefert. Eine De- zentralisierung in der Nähe größerer Siedlungseinheiten stellt wahrscheinlich einen größeren Schutz gegen wilde Ablagerungen dar als eine Zentralisierung. Die Ver- füllung von ehemaligen Steinbrüchen oder Kiesabbaugebieten sollte sehr sorgfältig überlegt, vorbereitet und ständig überwacht werden. Eine Rekultivierung wird sich den großräumigen, flächenbezogenen Zielsetzungen des Regionalen Raumord- nungsprogrammes, z.B. zur Freizeit und Erholungsnutzung, anzupassen haben. Ei- ne Verfüllung von Kiesabbaugebieten wird aus Gründen des Wasserschutzes nur in geringem Umfang im Einzelfall in Betracht kommen können.

Zu 550 Ein geordneter Betrieb und eine regelmäßige Kontrolle sind nur möglich, wenn die Zahl der Bauschuttdeponien eingeschränkt ist. Andererseits soll die Entfernung zur den einzelnen Anlagen nicht zu groß werden, um unnötige oder abschreckende Transportwege zu vermeiden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Transportwei- ten von 10-15 km zumutbar sind. Daraus ergibt sich, dass möglichst eine Bau- schuttdeponie pro Einheitsgemeinde oder Samtgemeinde ergänzt werden sollte, technische Bestimmungen und wirtschaftliche Betrachtungen stehen jedoch dage- gen.

Straßenaufbruch ist weitgehend wiederverwertbar. Hierfür gibt es bereits mobile Brech- und Siebanlagen; dazu werden Zwischenlagerungen erforderlich. Auf die Vermarktung muss besonderer Wert gelegt werden. Recyclingmaßnahmen sollten bei der Ausschreibung in allen Baubereichen berücksichtigt und eingebaut werden. Bei den Gartenabfällen ist eine erhebliche Entlastung durch Kompostierung anzu- streben. Im Kreis bestehen vorhandene Monodeponien für Abfälle aus der Baustoff- , Holz-, Glas-, und Papierindustrie.

Zu 552 Alle Standorte zur Abfallbeseitigung sollten so gewählt werden, dass eine schnelle Erreichbarkeit vom öffentlichen Straßennetz gegeben ist, ohne dass größere oder besonders empfindliche Siedlungsbereiche u.a. für den Fremdenverkehr, belastet werden. Ggf. ist die Zuwegung entsprechend zu vereinbaren oder zu verlagern.

3.10.1 Siedlungsabfälle, Sonderabfall

Im regionalen Planungsraum fällt aufgrund hoher Abwässermengen ein hoher An- teil Klärschlamm an. Mit dem Haus- und Gewerbe-/Sperrmüll kann eine gemeinsa- me Ablagerung aus Gründen der Standsicherheit nicht erfolgen. Zur Zwischenlage- rung der zeitweise nicht in der Landwirtschaft unterzubringenden Klärschlamm- mengen hat der Landkreis für die kreisangehörigen Kommunen im November 1989 ein Klärschlammzwischenlager in der Nähe von Stadtoldendorf in Betrieb genommen. Derzeit wird das Klärschlammzwischenlager ausschließlich von der Stadt Holzminden genutzt; allerdings wird über die Kläranlage der Stadt Holz- minden auch der Klärschlamm aus den Kläranlagen Bevern, Bodenwerder und

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zeitweise Boffzen entsorgt. Nachdem ursprünglich die Genehmigung des Klär- schlammzwischenlagers bis zum 30.06.1997 befristet war, hat die Bezirksregierung auf Antrag des Landkreises eine Verlängerung bis zum Jahr 2007 ausgesprochen. Den Kommunen des Landkreises steht damit im Fall von Engpässen eine Zwi- schenlagermöglichkeit für ihren Klärschlamm zur Verfügung; diese Zwischenlager- möglichkeit hat einen hohen Stellenwert, da dem Landkreis die in der Vergan- genheit noch mögliche Einlagerung von Klärschlamm auf der kreiseigenen Deponie nicht mehr möglich ist.

Schlämme aus mech.-biolog. Abwasserreinigungen mit besonderen produktionsbe- dingten Bestandteilen können auch Sonderabfälle sein.

Zu 557 Die für das Raumordnungsverfahren stufenweise erarbeitete Standortanalyse “Wi- ckensen” ist im Ergebnis der landesplanerischen Feststellung als verfolgbar erklärt. Aus Gründen des nicht vorhersehbaren Wandels von Abfallwirtschaftskonzepten hält der Landkreis Holzminden vorsorglich am Standort fest, um Spielraum für wei- tere Entwicklungen nicht zu verbauen. Dies ist aus Gründen der hohen aufgewandten Kosten der Deponie-Standortsuche der Vergangenheit auch zu rechtfertigen.

Zu 560 Nach teilweiser Erschöpfung oberirdischer Lagerstätten in "Gips" entwickelt sich verstärkt der untertägige Abbau, siehe Verfahren Breitestein. Die dort entstehenden Hohlräume, das zeigten Verfahren, werden nicht in jedem Fall für eine Verfüllung geeignet sein (u.a. Wasserführung etc.). Es könnte aber im Interesse der Betreiber sein, diese Räume anderweitig zur Nutzung anzubieten. Das Ziel soll entsprechend vorsorglich die Prüfung von Vor- und Nachteilen einleiten helfen. Dafür ist frühzeiti- ge raumordnerische Beteiligung erforderlich (Querschnittsbetrachtung).

3.10.2 Altlasten

Zu 562 Rund 220 Altablagerungen und zivile wie militärische Altstandorte sind im regiona- len Planungsraum, soweit bekannt, kartiert, jedoch nicht als Altlasten nach der Ge- fahrenbeurteilung eingeordnet worden. Von den Altablagerungen sind nach Ein- schätzung der Fachbehörde keine strukturellen Auswirkungen zu erwarten, sie sind in der Regel nur mit lokalen Auswirkungen verbindbar. Für Bahngelände sind Prü- fungen durch den Eigentümer eingeleitet.

Zu 564 Altablagerungen, durch die schädliche Bodenveränderungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden können, sollten von der Bebauung freigehalten werden, solange die ggf. davon ausgehenden Gefahren nicht sicher erkundet und beseitigt oder gesichert sind oder die Unschädlichkeit nachgewiesen ist.

Kartenwerke über Altlastverdachtsflächen liegen in der Regel für Altablagerungen (stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Ab- fälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind) im regionalen Planungsraum vor. Eine Erfassung von Altstandorten (Grundstücke stillgelegter Anlagen und sons- tige Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist) muss noch durchgeführt werden. Generell muss mit einer natürlichen vorhan- denen Aussageunsicherheit gerechnet werden. Insofern sollten die von Verdachts- flächen ausgehenden Gefahren beurteilt, möglicherweise beseitigt oder abgesichert werden. Entsprechende Arbeitsprogramme laufen beim Landkreis und werden künftig möglicherweise zu Bodenplanungsgebieten führen, entsprechend Boden- schutzgesetz § 21.

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

3.11 Katastrophenschutz/Verteidigung

3.11.1 Katastrophenschutz/Zivile Verteidigung

Zu 566 Einzelne Sonderabwehrpläne bestehen. Das Ziel soll die Übernahme von Vor- schlägen des benachbarten Kreises Northeim für die weitere Überprüfung anregen. So ist z.B. die teilweise fehlende Steuerung des Hochwasserabflusses aus den Talsperren bereits genannt. Ähnliches gilt für Unfälle auf der Straße oder Schiene im Grenzbereich der Kreise, u.a. z B. beim Transport von Brenn-elementen. Die Privatisierung der Bahn und ihre Aufgliederung in mehrere Eigengesellschaften macht zusätzlich neue Kommunikationsstrukturen notwendig.

Zu 568 Das Ziel ergibt sich aus der schwierigen Situation der Wassergewinnung im regio- nalen Planungsraum. Planungen für eine Erhöhung der Versorgungssicherheit und damit auch zur Notversorgung der Bevölkerung im regionalen Planungsraum sind noch nicht abgeschlossen. Gleichzeitig werden aber bereits bei der Trinkwasser- versorgung im Zuge der größeren Verbundversorgung verschiedene Gewinnungs- anlagen abgeschaltet oder zur Abschaltung vorgeschlagen. Der Wert und damit die Pflege derartiger Anlagen für die Notversorgung, z.B. bei Ausfall oder gravierender Beeinträchtigung einzelner Gewinnungssysteme, bedarf der Klärung. Dabei wird es allein um die Sicherstellung der technischen Gewinnungsmöglichkeiten im Verbund gehen, da vorsorglicher Schutz aus wasserhygienischen Gesichtspunkten im Not- fall nicht gefordert ist.

Zu 571 Im Kapitel 3.6 2 wird näher darauf eingegangen. Es geht dabei besonders um Gü- tergleise und Privatanschlussgleise. Für sie sind neue Formen der Kooperation zwischen Unternehmen und DB AG-Töchtern erforderlich, um Optionen für die Sicherung oder erneute Verlagerung von Gefahrguttransporten auf die Schiene zu erhalten.

Zu 572 Es wäre erstrebenswert, wenn Gefahrguttransporte im allgemeinen nicht über Stre- cken geführt werden, die Vorranggebiete oder Vorsorgegebiete für die Trinkwas- sergewinnung sind. In diesen Bereichen sind alle grundstücksbezogenen Schutz- gebiete voll abgedeckt und darüber hinaus wichtige Ergänzungsflächen enthalten.

3.11.2 Militärische Verteidigung

Die Überlagerung militärisch genutzter Flächen durch Vorrang- oder Vorsorge- gebiete stellt nicht nur eine Zielaussage zur zukünftigen Nachnutzung dar, sondern fordert auch alle Verantwortlichen im militärischen Bereich auf, das Schutzziel (z.B. Wasserschutz) im Rahmen der eigenen Entscheidung ständig zu berücksichtigen, weil nicht in den Bestand der Anlagen eingegriffen wird und die Erfordernisse der militärischen Verteidigung nicht beeinträchtigt werden (z.B. Wasserschutz und Übungstätigkeit, Umgang mit wassergefährdenden Stoffen etc.).

Es ist nicht nur allgemeine Planungspraxis, sondern bei der zunehmenden Konkur- renz der Nutzungsansprüche an den Raum und bei den allgemein wachsenden Ge- fährdungspotentialen gegenüber Wasser, Boden, Pflanzen und Tieren auch in ver- stärktem Maße notwendig, raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen im Be- reich der Verteidigung auf die räumlichen und strukturellen Verhältnisse und mit den Entwicklungsvorstellungen des Landes und des regionalen Planungsraumes abzustimmen. Diese Abstimmung ist für den regionalen Planungsraum aufgrund seiner ehemals wehrgeographischen Lage, seiner topographischen und natürlichen Gegebenheiten, seiner Funktion als landesbedeutsamer Erholungsraum, seiner kri-

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Regionales Raumordnungsprogramm 2000 Landkreis Holzminden Erläuterungen

tischen wirtschaftlichen Stellung und seiner Nutzung als Standorte- und Manöver- raum und Tieffluggebiet von besonderer Bedeutung. Im regionalen Planungsraum werden militärische Einrichtungen und Infrastrukturan- lagen, sie haben Bestandsschutz, zivile Bereiche und Nutzungsinteressen weiter nebeneinander bestehen. Insbesondere in den Randgebieten sollten Nutzungskon- flikte, soweit irgend möglich, reduziert und eingeschränkt werden. Dies trifft vor al- lem Auswirkungen auf die Eignung der Gebiete als Erholungsraum und Fremden- verkehrsgebiet wie als besonders wertvolles und ggf. einmaliges Gebiet mit Pflan- zen- und Tierpopulationen oder auch die Anlage von Verkehrswegen.

Anlagen sind den Planungsbehörden im Einzelnen bekannt. Sie müssen bei raum- beanspruchenden und raumbeeinflussenden Planungen und Maßnahmen berück- sichtigt werden, auch wenn sie in der zeichnerischen Darstellung nicht enthalten sind. zu 573a Die Standorte in Holzminden, Stadtoldendorf und Höxter sind in der Region über- deutlich verankert. Die Vereidigung der Rekruten aller drei Standorte finden ge- meinsam, wechselseitig jeweils an einem der drei Standorte, statt. Bei weiteren Überprüfungen der Sicherheitskonzepte der Bundesrepublik Deutschland und den damit verbundenen Standortüberprüfungen sollten die Standorte bestehen bleiben. Ein sorgfältiges Abwägen zwischen militärischen Erfordernissen und den mate- riellen wie immateriellen Gesichtspunkten der übrigen Zielsetzungen des Regiona- len Raumordnungsprogrammes ist daher im Sinne einer bestmöglichen Entwick- lung des regionalen Planungsraumes geboten, weil der Bestand oder die Verände- rung (teilweise Konversion) von militärischen Anlagen mit und ohne Schutzbereich erheblicher Einfluss auf die räumliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung im regionalen Planungsraum haben kann.

Zu 574 Mit der Übernahme der Aufgabe “Regionalplanung” verfügt ein niedersächsischer Kreis über eine vielfältige, fachlich ausgerichtete Übersicht verschiedenster Flächennutzungen und -belastungen. In diesem Sinne ist die Kooperation zwischen zivilen und militärischen Behörden auf der Kreisebene in vielen Fragestellungen neu prüfbar. Entsprechend den militärischen Strukturen sollte dabei auch die ört- liche Ebene (Standort) verstärkt an einem breiten Informationsaustausch über Flä- chen- oder Raumbedeutsamkeit mit der Ebene Regionalplanung interessiert sein oder werden können.

Die vorhandenen Infrastrukturmaßnahmen von Truppenunterkünften - gerade im ländlichen Raum - könnten in besonderen Einzelfällen während der Freizeit ein ver- stärktes Interesse der umwohnenden Bevölkerung gewinnen lassen und damit die Integration der Standorte mit erleichtern und sichern. In diesem Sinne soll das Ziel auffordern, anderweitige öffentliche Investitionen unter Aspekten des Bevölke- rungsrückganges und der strukturellen Bevölkerungsveränderung auch der Förde- rung des Allgemeinwohls zugänglich zu machen oder zu erhalten. Dies trifft vor al- lem für Sportanlagen zu. Andererseits wäre jedoch auch zu prüfen, ob solche Anla- gen nicht im öffentlichen Bereich bereits vorhanden und zusätzlich von militärischen Einrichtungen verstärkt genutzt werden könnten.

Die Anlage von Ersatzübergängen und die ggf. damit verbundene Freigabe von Furten über die Weser sollte sich u.a. auch an den übrigen Zielsetzungen zur diffe- renzierten Nutzung des Weserufers für Freizeitaktivitäten ausrichten. Danach sind gerade Start- und Einsatzflächen für Freizeitbootbetrieb nur an ausgewählten Punk- ten anzustreben, um den Ruhebedürfnissen der Pflanzen- und Tierwelt wie den Er- holungssuchenden wenigstens in Teilabschnitten des Weserbereiches nachkom- men zu können.

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Zu 576 Veränderungen in verschiedenen militärischen Strukturen innerhalb des regionalen Planungsraumes haben bisher Konversionsflächen nicht freigemacht. Anders kann jedoch die Lage bei Sonderbauten oder sonstigen militärischen Flächen außerhalb der Kasernen sein. Es sollte mit Gemeinden, in Verbindung mit der Wirtschaftsför- derung oder, auch in bestimmten Flächen, mit dem Umweltschutzamt des Land- kreises Holzminden frühzeitig über Um- und Weiternutzung nachgedacht werden können.

Zu 578 Tieffliegende Flugzeuge mit hoher Geschwindigkeit, teilweise unter Durchbrechung der Schallmauer (in geringen Höhen), stellen eine erhebliche Belästigung der Be- völkerung und besonders für die Fremdenverkehrsregion dar. Erschütterungen durch die Flugvorgänge lassen sich sicher im Kompromiss mit der Notwendigkeit von Tieffügen auch verringern. Wenn der Fremdenverkehr ein verstärktes, weiteres Standbein im Wandel der Wirtschaftsstrukturen im regionalen Planungsraum sein soll, müsste auch der Tiefflug im heutigen Deutschland noch weiter in dünn besie- delte Gebiete verlagert werden. Nach Möglichkeit sollte im Mittelgebirgsbereich nur außerhalb der Saison ein Tiefflug geplant werden.

Zu 579 Hier ist das LAWA-Merkblatt zur Vorbereitung von Manövern in Wassereinzugs- bereichen von Wasserwerken heranzuziehen. Aus der besonderen Situation der Trinkwassergewinnung muss die Manöverplanung und -durchführung die Vorsor- gegebiete, aber besonders die Vorranggebiete für die Wassergewinnung, eigentlich aussparen. Wenn dieses nicht möglich ist, sollte wenigstens die Aufklärung der Manöverteilnehmer über die Gefährdungsmöglichkeiten intensiviert werden.

Zu 581 Manöverbetrachtungen gehören nicht zum Zielsystem des Landes-Raumord- nungsprogramms. Gleichwohl belasten die vielfältigen Manöver zu Land, zu Wasser und in der Luft den regionalen Planungsraum. Sie sind damit stark raum- bedeutsam und rechtfertigen ein regionales Sonderziel. Die entsprechenden Unterlagen für empfindliche Räume ergeben sich aus dem Regionalen Raumord- nungsprogramm, dem Raumordnungskataster und dem Landschaftsrahmenplan. Als empfindliche Flächen sind anzusehen: Vorranggebiete für Wassergewinnung und für Natur- und Landschaft, die Vorranggebiete für Erholung mit starker Inan- spruchnahme durch die Bevölkerung sowie Vorsorgegebiete für Wassergewinnung und für Natur und Landschaft. Die weitere Durcharbeitung von Problembereichen sollte in engerem Kontakt mit militärischen Dienststellen erfolgen können (z.B. mili- tärgeographischer Dienst).

Wiederholt ist es in der Vergangenheit zu Manöverschäden gekommen. Sie könn- ten durch verbesserte Vorplanungen und Einhalten von Absprachen - auch auf- grund von Empfindlichkeitskarten - sicher verringert und in vertretbaren Grenzen gehalten werden.

Zu 582 Die Schienenwege des regionalen Planungsraumes sind in Gefahr, wenn die Inan- spruchnahme aus dem regionalen Raum heraus weiterhin nachlässt. Mit dem Ab- bau des zweiten Gleises zwischen Holzminden und Kreiensen soll die Durchfahrts- breite gerade für militärische Transporte in den Tunnelstrecken erheblich ver- bessert werden. Die Erreichbarkeit des regionalen Planungsraumes für Manöver- transporte wird dadurch verbessert. Eine abgestimmte Verlademöglichkeit außer- halb größerer Siedlungsgebiete (z.B. im Raum Stadtoldendorf oder Holzminden) zur Vermeidung des Fahrlärms könnte detaillierter neu geprüft werden und ggf. mit zusätzlichen Investitionsvorhaben unterstützt werden.

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