Integriertes Klimaschutzkonzept und Klimaschutzteilkonzept Integrierte Wärmenutzung für die Verbandsgemeinde

Bericht

April 2016

Eine Studie der

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Herausgeber / Auftraggeber: Verbandsgemeindeverwaltung Hachenburg Projektleiterin Klimaschutz-Konzept Cathrin Horn-Schmidt Gartenstraße 11 57627 Hachenburg Tel.: 02662 / 801-179 E-Mail: [email protected]

Konzeptbearbeitung / Auftragnehmer:

Transferstelle Bingen (TSB) in der ITB gGmbH Berlinstraße 107a 55411 Bingen Ansprechpartner: Michael Münch Tel.: 06721 98 424 – 0 E-Mail: [email protected]

Projektleitung: Michael Münch, Markus Bastek (stellv.) Bearbeitung: Kerstin Kriebs, Joachim Comtesse, Marie- Isabel Hoheisel, Jochen Schied

Gefördert aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags durch:

Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen 03K00720 für das Integrierte Klimaschutzkonzept und unter den Förderkennzeichen 03K00729 für das Klima- schutzteilkonzept gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.

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Inhaltsverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...... 7 Abkürzungsverzeichnis ...... 13 Zusammenfassung und Fazit ...... 14 1 Einführung und Ziele des Klimaschutzkonzeptes ...... 26 2 Projektrahmen und Ausgangssituation ...... 27 2.1 Aufgabenstellung 27 2.2 Arbeitsmethodik 27 2.3 Kurzbeschreibung der Region 30 2.4 Bisherige Entwicklungen in der Verbandsgemeinde Hachenburg 32

3 Energie- und CO2e-Bilanzierung – Bilanzjahr 2014 ...... 35 3.1 Methodik 35

3.2 Energie- und CO2e-Gesamtemissionsbilanz 36

3.3 Energie und CO2e-Emissionsbilanz private Haushalte 40

3.4 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz öffentliche Einrichtungen 45

3.5 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie 54

3.6 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Verkehr 57

3.6.1 Energie- und CO2e-Bilanz Kommunaler Fuhrpark 58 3.7 Stromerzeugung in der Verbandsgemeinde Hachenburg 59 3.8 Kostenbilanz 61 4 Potenziale Energieeinsparung und Energieeffizienz ...... 63 4.1 Einsparpotenzial Wärme Private Haushalte (Teilkonzept Integrierte Wärmenutzung) 63 4.1.1 Szenarien Wärme Privathaushalte bis 2030 69 4.2 Einsparpotenzial Strom Private Haushalte 70 4.2.1 Szenarien Strom Private Haushalte bis 2030 71 4.3 Einsparpotenzial Wärme Kommunale Liegenschaften (Teilkonzept Integrierte Wärmenutzung) 73 4.3.1 Szenarien Wärme Kommunale Liegenschaften bis 2030 75 4.4 Einsparpotenziale Strom Kommunale Liegenschaften 76 4.4.1 Szenarien Strom Kommunale Liegenschaften bis 2030 77 4.5 Einsparpotenziale und Szenarien Straßenbeleuchtung 79 3

4.5.1 Bestand 81 4.5.2 Methodik Ermittlung Einsparpotenzial 83 4.5.3 Umlagefähigkeit 85 4.6 Abwasserentsorgung 85 4.6.1 Potenziale Abwasserentsorgung 87 4.7 Einsparpotenzial Wärme Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie (TK Wärme) 88 4.7.1 Szenarien Wärme Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie bis 2030 90 4.8 Einsparpotenzial Strom Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie 91 4.8.1 Szenarien Strom Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie bis 2030 92 4.9 Abwärmepotenzial Gewerblicher Anlagen (TK Wärme) 93 4.10 Potenziale zur Kraft-Wärme-(Kälte)-Kopplung (TK Wärme) 99 4.10.1 Kraft-Wärme-Kopplung 99 4.10.2 Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung 102 4.10.3 Szenarien Kraft-Wärme-Kopplung 103 5 Potenziale zu Aus- und Zubau von Wärmenetzen (TK Wärme) ...... 104 5.1 Bestehende Wärmenetze 104 5.2 Ausbau von Wärmenetzen 104 5.2.1 Ausbau von Wärmenetzen nicht nur mit öffentlichen Gebäuden als Keimzelle 105 5.2.2 Errichtung von Arealnetzen 107 5.3 Ausbau von Wärmenetzen - Dorfnahwärme 108 5.3.1 Methodik 112 5.3.2 Grobanalyse Dorfnahwärme Ortsgemeinde Roßbach 112 5.3.3 Grobanalyse Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde 116 5.3.4 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde 119 5.3.5 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Mündersbach 122 5.3.6 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Höchstenbach 125 6 Potenziale zur Nutzung Erneuerbarer Energien ...... 129 6.1 Windenergie 129 6.1.1 Ist-Situation Windenergie 129 6.1.2 Potenzialanalyse Windenergie 129 6.1.3 Ausbausszenario Windenergie 130 4

6.2 Solarenergie 130 6.2.1 Bestandsanlagen Solarthermie 130 6.2.2 Potenzialanalyse Solarthermie 131 6.2.3 Ausbauszenario Solarthermie 132 6.2.4 Bestandsanlagen Photovoltaik 132 6.2.5 Potenzialanalyse Photovoltaik-Dachanlagen 133 6.2.6 Potenzialanalyse Photovoltaik-Freiflächenanlagen 135 6.2.7 Ausbauszenario Photovoltaik 138 6.3 Potenziale Biomasse 139 6.3.1 Bestandsanalyse 140 6.3.2 Potenziale Feste Biomasse 140 6.3.3 Flüssige Biomassepotenziale 141 6.3.4 Gasförmige Biomassepotenziale 141 6.4 Potenziale Geothermie 144 6.4.1 Tiefengeothermie 145 6.4.2 Oberflächennahe Geothermie 147 6.4.3 Potenziale der oberflächennahen Geothermie 154 6.4.4 Ausbaupotenziale Geothermie 158 6.5 Wasserkraftpotenziale 159 6.5.1 Ist-Analyse Wasserkraft 159 6.5.2 Potenziale der Wasserkraft 162 7 Akteursbeteiligung ...... 165 7.1 Akteursanalyse 165 7.2 Partizipative Konzepterstellung 166 7.2.1 Projektgruppe 167 7.2.2 Auftakt- und Abschlussveranstaltungen 167 7.2.3 Akteursworkshops 168 7.2.4 Expertengespräche und Besichtigungen 172 7.2.5 Gremienarbeit 173 8 Maßnahmenkatalog ...... 174 8.1 Maßnahmenbeschreibung: Aufbau, Inhalte und Bewertung 174

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8.2 Auswertung Maßnahmenkatalog 179 8.2.1 Gesamtübersicht der Maßnahmen 180 8.2.2 Maßnahmen nach Sektoren 183 9 Konzept Controlling ...... 191 9.1 Organisatorische Verankerung des Prozesses 191 9.2 Klimaschutzmanagement 191 9.2.1 Fortführung der Projektgruppe „Klimaschutz“ 192 9.3 Dokumentation 192 9.4 Energiemanagement der kommunalen Liegenschaften 193

9.5 Fortschreibung der Energie- und CO2e-Bilanz 198 9.6 Indikatoren zur Wirksamkeitskontrolle von Maßnahmen 198 10 Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit ...... 201 10.1 Auftakt in die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes 202 10.2 Arten der Öffentlichkeitsarbeit 202 10.2.1 Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit 202 10.2.2 Maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen 203 10.3 Medienarten 203 10.3.1 Digitale Medien 203 10.3.2 Herkömmliche Medien 205 10.4 Öffentlichkeitsarbeit für bestimmte Handlungsfelder 205 11 Lokale Wertschöpfung ...... 207 11.1 Datengrundlage und Methodik 207 11.2 Ergebnis 208 12 Umsetzung der Ergebnisse ...... 210 12.1 Zielsetzung 210 12.2 Umsetzung der Ergebnisse 213 13 Quellenverzeichnis ...... 215 Anhang ...... 219

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1 Arbeitspakete des Klimaschutzkonzeptes der Verbandsgemeinde Hachenburg .. 28 Abbildung 3-1 Gesamtendenergiebilanz nach Sektoren in der VG Hachenburg, Jahr 2014 ...... 36

Abbildung 3-2 Gesamt-CO2e-Bilanz nach Sektoren in der VG Hachenburg, Jahr 2014 ...... 37 Abbildung 3-3 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, Gesamtbilanz der VG Hachenburg ...... 39

Abbildung 3-4 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, Gesamtbilanz der VG Hachenburg ...... 40 Abbildung 3-5 Wärmekarte – Wärmedichte Stadt Hachenburg, absoluter Verbrauch in Raster (1 ha pro Zelle) (Datengrundlage (Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation 1 RLP, 2015)) ...... 41 Abbildung 3-6 Auswertung Wärmeverbrauch nach Wohnbaustruktur im Untersuchungsgebiet . 42 Abbildung 3-7 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, private Haushalte ...... 44

Abbildung 3-8 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, private Haushalte ...... 45 Abbildung 3-9 Auswertung Verbrauchskennwerte Wärmeversorgung Kindertagesstätten VG Hachenburg ...... 46 Abbildung 3-10 Auswertung Endenergieverbrauch Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften in der VG Hachenburg ...... 47 Abbildung 3-11 Auswertung Verbrauchskennwerte Stromversorgung Kindertagesstätten VG Hachenburg ...... 48 Abbildung 3-12 Auswertung Endenergieverbrauch Stromversorgung der kommunalen Liegenschaften in VG Hachenburg ...... 49 Abbildung 3-13 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, kommunale Einrichtungen ...... 52

Abbildung 3-14 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, kommunale Einrichtungen ... 53 Abbildung 3-15 Verteilung des Endenergieverbrauchs auf die kommunalen Handlungsfelder ... 54 Abbildung 3-16 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, GHD+I ...... 56 Abbildung 3-17 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, GHD+I ...... 57 Abbildung 3-18 Energiekosten der VG Hachenburg 2014 ...... 62 Abbildung 4-1 Technisches Einsparpotenzial der privaten Haushalte nach Baualtersklassen in der VG Hachenburg ...... 65 Abbildung 4-2 Wirtschaftliches Einsparpotenzial der privaten Haushalte nach Baualtersklassen in der VG Hachenburg ...... 68 7

Abbildung 4-3 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial der privaten Haushalte ...... 69 Abbildung 4-4 Entwicklung des Endenergieverbrauchs in der Wärmeversorgung privater Haushalte, Szenario bis 2030 ...... 70 Abbildung 4-5 Entwicklung Endenergieverbrauch Strom im Sektor Privathaushalte ...... 73 Abbildung 4-6 Endenergieeinsparpotenzial zur Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften ...... 74 Abbildung 4-7 Entwicklung Endenergieverbrauch Wärme kommunale Liegenschaften im Szenarienvergleich ...... 75 Abbildung 4-8 Endenergieeinsparpotenzial zur Stromversorgung der kommunalen Liegenschaften ...... 77 Abbildung 4-9 Entwicklung Stromverbrauch (allgemeine Aufwendungen) der kommunalen Liegenschaften im Szenarienvergleich ...... 78 Abbildung 4-10 Leuchtmittelverteilung in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 82 Abbildung 4-11 Gesamtleuchtmittelverteilung in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 82 Abbildung 4-12 Variantenvergleich Austausch Straßenbeleuchtung Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 84 Abbildung 4-13 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial Wärme GHDI ...... 90 Abbildung 4-14 Entwicklung Endenergieverbrauch Gebäudewärme- und –kälteversorgung GHDI ...... 91 Abbildung 4-15 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial Strom ...... 92 Abbildung 4-16 Szenarien Stromverbrauch GHDI ...... 93 Abbildung 4-17 Beispiele Abwärmequelle und –senke (eigene Darstellung) ...... 97 Abbildung 4-18 Schematische Darstellung einer Jahresdauerlinie für ein Seniorenheim ...... 101 Abbildung 5-1 Nahwärmegebiet Ortsgemeinde Müschenbach ...... 106 Abbildung 5-2 Wärmeabsatz Ortsgemeinden ohne Erdgasnetz ...... 111 Abbildung 5-3 Dorfkern Ortsgemeinde Roßbach (eigene Darstellung) ...... 113 Abbildung 5-4 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Roßbach (eigene Darstellung) ...... 114 Abbildung 5-5 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Gehlert (eigene Darstellung) ...... 117 Abbildung 5-6 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Merkelbach (eigene Darstellung) ...... 120 Abbildung 5-7 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Mündersbach (eigene Darstellung) ...... 123

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Abbildung 5-8 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Höchstenbach (eigene Darstellung) ...... 126 Abbildung 6-1 Potenzielle Fläche für Photovoltaik-Freiflächenanlagen ...... 136 Abbildung 6-2 Potenzielle Fläche für Photovoltaik-Freiflächenanlage (Verbandsgemeindewerke Hachenburg, 2016) ...... 137 Abbildung 6-3 Jahreszeitliche Temperaturschwankungen der oberen Erdschichten ...... 144 Abbildung 6-4 Jahreszeitliche Temperaturverteilung in 3.000 m Tiefe in Deutschland ...... 146 Abbildung 6-5 Jahreszeitliche Erdwärmekollektoranlage ...... 148 Abbildung 6-6 Erdwärmesonde ...... 149 Abbildung 6-7 Erdwärmenutzung mittels Grundwasser ...... 150 Abbildung 6-8 Schema Kompressionswärmepumpe...... 151 Abbildung 6-9 Beispielhafte Leistungskurve einer Wärmepumpe in Abhängigkeit von Wärmequellen- und Senkentemperatur...... 152 Abbildung 6-10 Beispielhafte Systeme zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie ...... 154 Abbildung 6-11 Beispielhafte Wärmeleitfähigkeit der Böden in der VG Hachenburg ...... 155 Abbildung 6-12 Eignung der Böden in der VG Hachenburg ...... 155 Abbildung 6-13 Standortbewertung zur Installation von Erdwärmesonden in der VG Hachenburg ...... 156 Abbildung 6-14 Grundwasserflurabstand der VG Hachenburg ...... 157 Abbildung 6-15 Grundwasserergiebigkeit in der VG Hachenburg ...... 158 Abbildung 6-16 Gewässer im Untersuchungsgebiet VG Hachenburg (verändert nach (MULEWF, 2016)) ...... 161 Abbildung 6-17 Wasserstand , (Landesamt für Umwelt, 2016) ...... 163 Abbildung 6-18 Wasserstand Lützelauer Mühle, Kleine Nister (Landesamt für Umwelt, 2016) 164 Abbildung 8-1 Muster eines Maßnahmensteckbriefs ...... 176 Abbildung 9-1 Modell des Controlling-Systems – eigene Darstellung ...... 194 Abbildung 11-1 Regionale Wertschöpfung durch Einspar-/Effizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien im Bereich Wärme (näherungsweise bestimmt) ...... 208 Abbildung 11-2 Regionale Wertschöpfung durch Einspar-/Effizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien im Bereich Strom (näherungsweise bestimmt) ...... 209 Abbildung 12-1 Klimaschutzzielszenario Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 211 Abbildung 12-2 Auswahlmatrix zur Abschätzung des Klimaschutzziels ...... 212

Abbildung 12-3 CO2e-Bilanz 2014 und 2030 nach Sektoren, Verbandsgemeinde Hachenburg 213

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Tabellenverzeichnis Tabelle 0-1 Treibhausgasminderungsziele der Bundesregierung gemäß (BMWI, 2010) ...... 14 Tabelle 0-2 Zusammenfassung Ergebnisse ...... 25 Tabelle 2-1 Wohngebäudebestand und Wohnfläche VG Hachenburg ...... 31 Tabelle 2-2 Durchgeführte Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energie – VG Hachenburg ...... 32 Tabelle 3-1 Bilanzierungsprinzipien; Quelle: (Difu, 2011) ...... 35

Tabelle 3-2 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Gesamtbilanz aller Sektoren der Verbandsgemeinde Hachenburg 2014 ...... 38 Tabelle 3-3 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, private Haushalte in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 43

Tabelle 3-4 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Kommunale Einrichtungen in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 51

Tabelle 3-5 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Werte gerundet) ...... 55

Tabelle 3-6 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Verkehr nach Antriebsarten in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Werte gerundet)...... 58

Tabelle 3-7 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Kommunaler Fuhrpark nach Antriebsarten VG Hachenburg ...... 58

Tabelle 3-8 Energie und CO2e-Bilanz der stromerzeugenden Anlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 61 Tabelle 4-1 Anteil der nachträglich gedämmten beziehungsweise erneuerter Bauteilflächen nach (IWU, 2010) ...... 64 Tabelle 4-2 Übersicht über die dynamische Amortisationszeit der Mehrinvestition für Energieeinsparmaßnahmen bei Energieträger Erdgas ...... 66 Tabelle 4-3 Übersicht über die dynamische Amortisationszeit der Mehrinvestition für Energieeinsparmaßnahmen bei Energieträger Heizöl ...... 67 Tabelle 4-4 Verbreitung der Lampentechnologie in der Straßenbeleuchtung in Deutschland .... 80

Tabelle 4-5 Energie- und CO2e-Bilanz Straßenbeleuchtung Verbandsgemeinde Hachenburg .... 81

Tabelle 4-6 Einsparpotenziale und CO2e-Minderungspotenziale Straßenbeleuchtung VG Hachenburg ...... 83 Tabelle 4-7 Kläranlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg ...... 86 Tabelle 4-8 Einsparpotenziale Raumwärme bei entsprechenden Maßnahmen nach (Fraunhofer ISI, 2003) ...... 89 Tabelle 4-9 Annahmen für die Wirtschaftlichkeitsberechnung ...... 102 Tabelle 5-1 Nahwärmegebiet Ortsgemeinde Müschenbach ...... 107 Tabelle 5-2 Wärmedichte der Ortsgemeinden ohne Erdgasnetz ...... 109 Tabelle 5-3 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Roßbach ...... 115 Tabelle 5-4 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Roßbach ...... 116 Tabelle 5-5 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Gehlert ...... 118

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Tabelle 5-6 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Gehlert ...... 119 Tabelle 5-7 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Merkelbach .... 121 Tabelle 5-8 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Merkelbach ...... 122 Tabelle 5-9 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Mündersbach . 124 Tabelle 5-10 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Mündersbach ...... 125 Tabelle 5-11 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Höchstenbach ...... 127 Tabelle 5-12 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Höchstenbach...... 128 Tabelle 6-1 Ausbaupotenzial Solarthermie ...... 132 Tabelle 6-2 Ausbau der Solarthermie nach dem Trendszenario ...... 132 Tabelle 6-3 Einteilung der Dachflächen nach Eignung ...... 133 Tabelle 6-4 Potenziale unterschiedlicher Gebäudearten ...... 134 Tabelle 6-5 Übersicht Ergebnisse Potenzialanalyse Photovoltaik-Dachanlagen ...... 134 Tabelle 6-6 Ausbaupotenzial Photovoltaik-Dachanlagen ...... 135 Tabelle 6-7 Potenzial Photovoltaik-Freiflächenanlagen ...... 137 Tabelle 6-8 Flächenbestand Verbandsgemeinde Hachenburg (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2014) ...... 139 Tabelle 6-9 Nutzung der Landwirtschaftsfläche Verbandsgemeinde Hachenburg (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2014) ...... 139 Tabelle 6-10 Aufkommen von Potenzial an Waldholz ...... 140 Tabelle 6-11 Aufkommen und Energieertragspotenzial von Landschaftspflegeholz aus dem Offenland ...... 141 Tabelle 6-12 Potenziale Dauergrünland ...... 142 Tabelle 6-13 Ausgewählte Gewässer im Untersuchungsgebiet (eigene Darstellung nach (MULEWF, 2016)) ...... 160 Tabelle 6-14 Wasserkraftanlagen im Untersuchungsgebiet (eigene Darstellung nach (MULEWF, 2016)) ...... 162 Tabelle 7-1 Überblick Termine Bürgerversammlung und Workshops ...... 169 Tabelle 7-2 Ablauf der Workshops ...... 170 Tabelle 8-1 Erläuterung Maßnahmenkürzel ...... 176 Tabelle 8-2 Erläuterung Maßnahmenbewertung...... 178 Tabelle 8-3 Gesamtübersicht der Maßnahmen ...... 180 Tabelle 8-4 Übergreifende Klimaschutzmaßnahmen ...... 184 Tabelle 8-5 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Private Haushalte ...... 185 Tabelle 8-6 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Öffentliche Einrichtungen ...... 186 Tabelle 8-7 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Gewerbe / Handel / Dienstleistungen und Industrie ...... 188 Tabelle 8-8 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Mobilität ...... 189 Tabelle 8-9 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Erneuerbare Energien und Stromerzeugung .... 190 11

Tabelle 9-1 Prozesse und Abläufe des Controlling-Konzeptes (in Anlehnung an ISO 50001) ... 195 Tabelle 9-2 Maßnahmen und Indikatoren zur Erfolgskontrolle (beispielhafte Auswahl) ...... 199

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Abkürzungsverzeichnis a Jahr BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BHKW Blockheizkraftwerk BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BRD Bundesrepublik Deutschland

CO2 Kohlenstoffdioxid

CO2e Kohlenstoffdioxid-Äquivalent (carbon dioxide equivalent, nach ISO 14067-1 Pre-Draft) DENA Deutsche Energie-Agentur GmbH DGS Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. DIN Deutsches Institut für Normung EnEV Energieeinsparverordnung EU Europäische Union g Gramm Index f Endenergie, DIN V 18599

Hi Heizwert (lat. interior)

Hs Brennwert (lat. superior) Index th Wärme Index el Elektrische Energie IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau kWh Kilowattstunden kW Kilowatt KWK Kraft-Wärme-Kopplung m² Quadratmeter MWh Megawattstunden NGF Nettogrundfläche RLP Rheinland-Pfalz t Tonne THG Treibhausgase WSchV Wärmeschutzverordnung

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Zusammenfassung und Fazit

Die Bundesregierung hat mit ihrem Energiekonzept (BMWI, 2010) das Ziel definiert, bis zum

Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen (THG als Kohlenstoffdioxidäquivalente CO2e) um 80- 95 % gegenüber der Emission des Jahres 1990 zu verringern, vgl. auch nachstehende Tabelle.

Tabelle 0-1 Treibhausgasminderungsziele der Bundesregierung gemäß (BMWI, 2010) Jahr THG-Minderungsziele der Bundesregierung

2020 40 % 2030 55 %

2040 70 % 2050 80 bis 95 %

Auch die Verbandsgemeinde Hachenburg möchte einen Beitrag leisten und Schritt für Schritt die

CO2e-Gesamtemissionen im Verbandsgemeindegebiet senken. Das vorliegende Integrierte Klimaschutzkonzept und Klimaschutzteilkonzept zur „Integrierten Wärmenutzung“ wurden im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeri- ums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Es wurde von den politi- schen Gremien und der Verwaltung der Verbandsgemeinde initiiert und in Zusammenarbeit mit der Transferstelle für Rationelle und Regenerative Energienutzung Bingen (TSB), einem An- Institut der Technischen Hochschule Bingen entwickelt. Die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und des Klimaschutzteilkonzepts wird grundsätzlich angestrebt – ein Beschluss hierzu soll im Verbandsgemeinderat der Verbandsgemeinde Hachen- burg am 13. Dezember 2016 gefasst werden. Das vorliegende Klimaschutzkonzept in Verbindung mit dem Beschluss der Umsetzung soll den Akteuren in der Verbandsgemeinde Hachenburg (insbesondere den politischen Gremien und der Verwaltung) helfen, richtungsweisende Entscheidungen zu treffen und Projekte anzugehen, die den bereits angestoßenen Prozess für mehr Klimaschutz, weniger Energieverbrauch, mehr Effi- zienz, Wertschöpfung und Erneuerbare Energien intensivieren.

Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes und des Klimaschutzteilkonzeptes zur „Integrierten Wärmenutzung“ wurden mögliche Zukunftsszenarien und daraus ein ableitbares quantifiziertes Klimaschutzziel für die klimarelevanten Handlungsfelder in den Bereichen Energie und Verkehr für die Verbandsgemeinde Hachenburg aufgestellt. Das Szenario wurde für die Entwicklung der Emissionen bis zum Jahr 2030 berechnet. Im Verbandsgemeindegebiet können unter den getroffenen Annahmen bis zum Jahr 2030 ge- genüber dem Bilanzjahr 2014 rund 71.600 t/a an CO2e-Emissionen (ca. 40 %) eingespart wer- den.

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Die fachliche Erarbeitung umfasste folgende Arbeitspakete:  Identifizierung von bisherigen Klimaschutzaktivitäten und relevanten Akteuren in der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden

 Erstellung einer Energie- und CO2e (Treibhausgas)-Bilanz  Ermittlung von Einsparpotenzialen  Identifizierung von Potenzialen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie Kraft- Wärme-Kopplung  Akteursbeteiligung: Durchführung von Veranstaltungen und Workshops, Treffen der pro- jektbegleitenden Arbeitsgruppe  Entwicklung und Abstimmung eines Maßnahmenkataloges sowie einer Prioritätenliste  Definition eines Klimaschutz-Controllings für die Umsetzungsphase  Entwicklung eines Konzepts für die Öffentlichkeitsarbeit für die Umsetzungsphase

Die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst.

Energie- und CO2e-Bilanz

 Das Bilanzjahr für die Energie-und CO2e-Bilanz ist das Jahr 2014.  Der Endenergieverbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg beträgt im Jahr 2014

rund 683.900 MWhf/a. Die damit verbundenen CO2e-Emissionen belaufen sich auf rund 176.500 t/a.  Mit ca. 39,1 % hat der Sektor „Verkehr“ in der Verbandsgemeinde Hachenburg den größten Anteil am Endenergieverbrauch, gefolgt von dem Sektor der privaten Haushalte mit rund 34,3 %. Der Sektor „Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie (GHDI) hat einen Anteil von rund 26,4 % am Endenergieverbrauch im Verbandsgemeindegebiet. Die öffentlichen Einrichtungen (kommunale Einrichtungen in Trägerschaft der Verbands- gemeinde, Ortsgemeinden) haben einen Anteil von rund 1,9 % am Gesamtendenergie- verbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg.  Das nahezu identische Bild ergibt sich bei der Darstellung der energieverbrauchsbeding-

ten CO2e-Emissionen nach Sektoren, allerdings mit einer Verschiebung hin zum Strom-

verbrauch, da für den Strom höhere spezifische CO2e-Emissionen je verbrauchter kWhf angesetzt werden.  Die Stromerzeugung im Verbandsgemeindegebiet mittels Erneuerbaren Energien und

Kraft-Wärme-Kopplung betrug 2014 rund 73.400 MWhel/a, was bereits einer Überde- ckung des Stromverbrauchs entspricht. Dazu tragen bislang vor allem die Solarenergie, Windenergie und Wasserkraftanlagen sowie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bei.  Bei der Gesamtenergiebilanz für die Verbandsgemeinde Hachenburg sind der Großteil

des Energieverbrauchs und der energieverbrauchsbedingten CO2e-Emissionen auf den Bereich der Wärmeversorgung zurückzuführen.  Im Verbandsgemeindegebiet hat Heizöl mit insgesamt rund 38 % die größten Anteile am Endenergieverbrauch. Der Verkehrssektor nimmt den zweitgrößten Anteil am Endener- gieverbrauch im Verbandsgemeindegebiet ein. Diesel hat einen Anteil von rund 27 % und Benzin von ca. 12 % am Endenergieverbrauch. Strom hat einen Anteil von insge-

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samt rund 11 %. Auf Erdgas entfallen rund 8 %. Erneuerbare Energien haben einen An- teil von insgesamt rund 2 % am Endenergieverbrauch.

Energiekosten und Regionale Wertschöpfung  Die jährlichen Aufwendungen für die Hauptenergieträger Erdgas, Heizöl und Strom für die Verbandsgemeinde Hachenburg belaufen sich in Summe auf rund 46 Mio. €. Dies verdeutlicht, dass enorme Finanzmittel zur Finanzierung von (wirtschaftlich sinnvollen) Klimaschutzmaßnahmen zur Verminderung des Energieverbrauchs und zur Umstellung der Energieversorgung zur Verfügung stehen können.  Für die Umsetzung der für das im Rahmen des Klimaschutzkonzepts entwickelten Klima- schutzzielszenarios notwendigen Potenziale müssten nach heutigen Annahmen bis 2030 Investitionen in Höhe von rund 227 Mio. € getätigt werden. Die daraus resultierende kumulierte regionale Wertschöpfung liegt bei den gewählten Annahmen bei rund 91 Mio. €. Daraus kann gefolgert werden, dass hieraus ein großes Potenzial für die Ent- wicklung in der Verbandsgemeinde Hachenburg zu realisieren ist, die vor allem den Akt- euren vor Ort (Verbandsgemeinde, Stadt, Ortsgemeinden, Handwerker, Planer, Finanzie- rer, sonstige Dienstleister) und den Verbrauchern in Form von gesteigerter Kaufkraft zu Gute kommt.

Einsparpotenziale  Im Sektor der privaten Haushalte bestehen in der Wärmeversorgung hohe wirtschaftli- che Einsparpotenziale in einer Größenordnung von 61 % des Endenergieverbrauchs. Hierdurch ergibt sich ein Schwerpunkt für die Akteursbeteiligung und die Entwicklung von Maßnahmen.  Die Einsparpotenziale im Bereich der kommunalen Liegenschaften sind in Summe ge- ring. Deren Aktivierung hat nur einen geringen Einfluss auf die Emissionsbilanz. Trotz- dem ist die Umsetzung wirtschaftlicher Einsparpotenziale ein wichtiger Baustein, insbe- sondere im Sinne der Energiekosteneinsparung und der Vorbildfunktion der Verbands- gemeinde und der Ortsgemeinden. Unter der Annahme, dass alle kommunalen Liegen- schaften in Zukunft auf den Standard des aktuellen EnEV-Vergleichskennwertes der EnEV 2014 saniert werden, ergibt sich ein Einsparpotenzial im Bereich der Wärmever- sorgung von etwa 40 %. Unter der Annahme, dass die Gebäude bis zum Jahr 2050 im

Mittel einen spezifischen Energieverbrauch für Raumwärme von 25 kWhf/(m²a) errei- chen sollen, ergibt sich ein weiterreichendes Einsparpotenzial für die kommunalen Ge- bäude im Bereich der Wärmeversorgung von rund 83 % (Einsparpotenzial Stromver- brauch: 13 %).  Durch den Ausbau der zentralen Wärmeerzeugung in Form alternativer Beheizungsstruk- turen wie z. B. Nahwärmenetze, bspw. als Arealnetze und ggf. Ausbau des bestehenden Nahwärmenetzes Hachenburg, Dorfnahwärme in ausgewählten Ortsgemeinden und in öffentlichen Liegenschaften in Ortsgemeinden auf Basis von biogenen Energieträgern sowie Solarenergie und Kraft-Wärme-Kopplung lassen sich hohe Einsparpotenziale erzie- len. Eine kleinräumige Wohnstruktur und zu großen Teilen keine vorliegende Erdgasver- sorgung in den Ortsgemeinden begünstigen alternative Beheizungsstrukturen. 16

 Einsparpotenziale im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie sind schwer zu beziffern und wurde im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes lediglich über bundesweite Kennwerte und Entwicklungen abgeschätzt und über branchenspezifische Kennwerte auf die regionale Situation anpasst.

Ausbaupotenziale Erneuerbare Energien  Ausbaupotenziale liegen vor allem im Bereich der Solarenergie (Photovoltaik und Solar- thermie) und Kraft-Wärme-Kopplung und der dezentralen EE-Wärmeversorgung.  Weitere Umsetzungspotenziale ergeben sich im Bereich der Biomassenutzung, u. a. Brennholz- und Waldrestholzpotenziale bei einzelnen Baumarten

Darstellung von Szenarien  Für alle Sektoren und Handlungsfelder wurde eine mögliche Entwicklung („Szenarien“)

sowohl für den Endenergieverbrauch als auch für die Entwicklung der CO2e-Emissionen ausgearbeitet. Für jeden dieser Bereiche wurde mindestens ein Trend und ein ambitio- nierterer Entwicklungspfad („Klimaschutzszenario“) aufgestellt. Sie werden, soweit diese identifiziert und quantifiziert wurden, den Potenzialen gegenübergestellt.  Mit Hilfe der Szenarien in den Sektoren private Haushalte, Öffentliche Einrichtungen, Gewerbe/Handel/Dienstleistungen/Industrie sowie Verkehr/Mobilität lässt sich ein quan- tifizierbares Klimaschutzziel für die Verbandsgemeinde Hachenburg ableiten. Dieses kann Grundlage für einen diesbezüglichen politischen Entscheidungsprozess sein.

Akteursbeteiligung Die Akteursbeteiligung hatte zur Aufgabe, die wesentlichen Experten und Entscheidungsträger in den Prozess der Klimaschutzkonzepterstellung einzubinden.

 Projektgruppe: Zu Beginn des Prozesses wurde eine Projektgruppe initiiert, bestehend aus Mitarbeitern verschiedener Fachabteilungen der Verwaltung, den Verbandsgemein- dewerken (VGW) sowie dem Auftragnehmer. Die Projektgruppe hatte im Wesentlichen die Funktion, das Projekt zu steuern (Diskussion von Zwischenergebnissen, Festlegung von Schwerpunkten).  Abstimmungsgespräche: Zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern nach Bedarf und themenorientiert.  Auftaktveranstaltung: Zur öffentlichen Auftaktveranstaltung am 10.09.15 in der Ver- bandsgemeindeverwaltung in Hachenburg wurden viele Multiplikatoren auch persönlich eingeladen, sodass sich die Veranstaltung mit über 100 Teilnehmern einer großen Auf- merksamkeit erfreuen durfte. Zunächst wurde das Integrierte Klimaschutzkonzept mit seinen Bausteinen und Schwerpunkt im Bereich der Wärmeversorgung vorgestellt, bevor in einer Talkrunde ein Blick auf die bisherigen Erfolge und die Chancen des Klimaschut- zes in der Verbandsgemeinde Hachenburg geworfen wurde. In der abschließenden Be- teiligungsphase kamen die Interessierten an Stationen ins Gespräch und konnten ihre Ideen einbringen – hier wurden bereits erste Maßnahmen genannt, die nun in das vor- liegende Klimaschutzkonzept eingeflossen sind. 17

 Die Auswahl der Themen für die Workshops orientierte sich stark an den Schwerpunk- ten des Konzepts. Die Workshops wurden von der Transferstelle Bingen inhaltlich ge- plant, moderiert und dokumentiert. Des Weiteren erfolgten je nach Themenschwerpunkt Impulsvorträge durch externe Referenten. Daher wird folgend jeweils kurz auf die Zielgruppe und Themen eingegangen. o 15.10.2015– Workshop „Energetische Gebäudesanierung“, Hachen- burg. Im Rahmen dieses Workshops wurde über die Strukturen, den Bedarf sowie Hemmnisse im Bereich der Beratung, Finanzierung und Umsetzung von Energie-

und CO2-Einsparmaßnahmen in der Verbandsgemeinde Hachenburg diskutiert. Neben Vertretern des regionalen Handwerks (unter anderem Heizungsbauer, Sa- nitär und Elektrik, Architekten, Energieberater) nahmen auch Vertreter der Ver- braucherzentrale, regionaler Banken sowie aus Verwaltung und Politik an dem Workshop teil. Zunächst stellte die TSB die Ergebnisse des Wärmeverbrauchs in den Wohngebäuden und die Einsparpotenziale vor. Anschließend berichtete Cathrin Horn-Schmidt (VG Hachenburg) über die bisherigen Aktivitäten, insbe- sondere zu den energetischen Sanierungsmaßnahmen in kommunalen Liegen- schaften. Abschließend stellte Joachim Weid von der Verbraucherzentrale Rhein- land-Pfalz das Beratungsangebot für Bürgerinnen und Bürger in der Verbands- gemeinde Hachenburg vor. In der sich anschließenden Diskussionen stand die Sammlung von Maßnahmenideen, wie das Nutzerverhalten der Haushalte beein- flusst werden kann und wie Bauwillige und Hausbesitzer bei Aktivitäten rund um die Themen energiebewusstes Bauen und Modernisieren, sowie Erneuerbare Energien unterstützt werden können, im Mittelpunkt. o 19.11.2015 – Workshop „Klimaschutz in Bildungseinrichtungen, Grundschule Müschenbach Bildungseinrichtungen kommt beim Thema Klimaschutz eine besondere Bedeu- tung zu. Neben hohen Energieeinsparpotenzialen kann hier schon früh ein Be- wusstsein für den sinnvollen Umgang mit Energie realisiert werden. Dem ent- sprechend legt die Verbandsgemeinde Hachenburg auch einen Fokus darauf, die SchülerInnen, das Lehrerpersonal und z. B. die Hausmeister für das Thema Kli- maschutz zu sensibilisieren. Mit dieser Intention wurde ein Workshop für Bil- dungseinrichtungen in der Grundschule in Müschenbach durchgeführt, um über Ideen für mehr Klimaschutzaspekte im Unterricht und Möglichkeiten, Energie in Kindertagesstätten und Schulen einzusparen zu diskutieren und zu sammeln. Da- bei konnten den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Themenfelder Umwelt / Energie und Klimaschutz näher gebracht werden. Von Seiten der Transferstelle Bingen wurden vielfältige Praxisbeispiele, Informationen zu deutschlandweiten Netzwerken sowie Unterrichtsmaterialien vorgestellt. Es wur- den Anregungen und Ideen zu neuen Projekten und Aktionen in Kindertagesstät- ten und Schulen gegeben. In einer sich anschließenden Diskussion wurden zahl- reiche Maßnahmen zur Umsetzung von Klimaschutzprojekten in Bildungseinrich-

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tungen gesammelt, die Eingang in den Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkon- zepts gefunden haben. o 30.11.2015 - Workshop „Kommunales Energiemanagement“, Hachen- burg Im Fokus dieses Workshops standen die eigenen Liegenschaften der Verbands- gemeinde und Ortsgemeinden. Auch wenn die öffentlichen Einrichtungen ledig- lich einen kleineren Teil der energiebedingten Emissionen verursachen, so kön- nen doch musterhafte Sanierungen als „best-practice-Projekte“ zur Wahrung der öffentlichen Vorbildfunktion sowie zur nachhaltigen Verminderung der Energie- kosten umgesetzt werden. Vorgestellt wurden zunächst seitens der TSB die Er- gebnisse der Auswertung der Daten der kommunalen Liegenschaften. In der ab- schließenden Diskussion wurden Handlungsoptionen für die Verbandsgemeinde Hachenburg vertieft, die Eingang in den Maßnahmenkatalog gefunden haben. o 21.01.2016 – Workshop „Wärmeversorgung “, Hachenburg Die Wärmeversorgung spielt eine wesentliche Rolle beim Energieverbrauch und

beim CO2e-Ausstoß und birgt gleichzeitig sehr große CO2e-Einsparpotenziale, auch durch den Ausbau der zentralen Wärmeversorgung unter der Einbindung regenerativer Energieträger oder Effizienztechnologien wie die Kraft-Wärme- Kopplung. Im Rahmen dieses Workshops stellte die Transferstelle Bingen den zahlreichen Vertretern aus Verwaltung, Politik sowie Vertretern der Stadt und Ortsgemeinden die Funktionsweise und die Ergebnisse des Wärmeatlas vor. Auf Basis des Wärmeatlas lassen sich erste Abschätzungen zur Eignung verschiede- ner Gebiete in Bezug auf Nahwärmeversorgung treffen. Anhand ausgewählter Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Hachenburg wurden erste Vorschläge für mögliche Nahwärmeinseln oder „Keimzellen“ für größere Nahwärmenetze dargelegt. Im Anschluss an den Vortrag erfolgte eine Fragerunde zu den gezeig- ten Inhalten. Hier standen insbesondere die Themen Wirtschaftlichkeit und Ak- zeptanz im Vordergrund. o 23.02.2016 – Workshop „Energieeffizienz im Gewerbe“, - Brauerei Hachenburg Im Sektor „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie“ stellt der Energie- verbrauch eine wesentliche Größe in den Betriebskosten dar. Mit der Reduzie- rung des Energieverbrauchs werden zum einen die Treibhausgasemissionen ver- ringert und somit ein Beitrag zum Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Hachenburg geleistet, zum anderen können Unternehmen hierdurch Kosten ein- sparen. Vor diesem Hintergrund ist die Verbandsgemeinde Hachenburg als Wirt- schaftsstandort bestrebt den ansässigen Unternehmen Informationen zu Ener- giesparmaßnahmen aufzuzeigen. Zu Beginn stellte Jens Geimer (Geschäftsführer Westerwald Brauerei) das Unternehmen vor. Anschließend erfolgte durch Maik Grün (Braumeister Westerwald Brauerei) eine technische Führung durch das Un- ternehmen. Neben der Darstellung des Prozesses der Bierherstellung wurden auch energetische Prozesse des Herstellungsprozesses beleuchtet. In einem Im- pulsvortrag von Jochen Schied (Transferstelle Bingen) wurden den Teilnehmerin- 19

nen und Teilnehmern grundlegende Informationen zu Handlungsmöglichkeiten bezüglich Energieeinsparung, Energieeffizienz und dem Einsatz von erneuerbaren Energien in Gewerbebetrieben gegeben. Neben allgemeinen Rahmenbedingun- gen und Schritten die für eine erfolgreiche Umsetzung entsprechender Maßnah- men erforderlich sind wurden auch Förderprogramme für Beratung und Maß- nahmenumsetzung aufgezeigt. Anschließend wurde über Hemmnisse und Ideen zur Durchführung von mehr Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen disku- tiert. o 13.04.2016 – Workshop „Ziele, Leitbilder und Umsetzung“, Vogtshof Hachenburg Im Rahmen dieses Workshops wurde mit der Verbandsgemeindeverwaltung, den Bürgermeistern der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden eine Strategie für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts entwickelt. Dazu gehörten zunächst eine Kurzvorstellung der Ergebnisse und eine gutachterliche Abschätzung, in welchem Umfang eine CO2-Minderung realistisch möglich ist. Diskutiert wurde auch, dass ein Klimaschutzmanager erforderlich ist, um die Maßnahmen des Kli- maschutzkonzepts umzusetzen.  Expertengespräche mit unterschiedlichen Institutionen / Besichtigungen o 10.09.2015/06.04.2016: Gespräch mit der Verbandsgemeindeverwaltung, Ver- bandsgemeindewerke Hachenburg: In einer kleinen Runde mit Vertretern der Verbandsgemeindeverwaltung und den Verbandsgemeindewerken standen aktuelle und neue Themenfelder im Vorder- grund, die auch Chancen für den Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Hachen- burg bedeuten. Gesprochen wurde u. a. über den Ausbau von Nahwärmenetzen, Wege und Möglichkeiten der Klärschlammverwertung, Regelenergie und virtuelle Kraftwerke (siehe Anhang Maßnahmenkatalog S. 111). o 10.03.2016: Im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung wurde über Möglichkeiten der Umsetzung von Nahwärmeversorgungslösungen auf Ortsge- meindeebene (Quartierskonzepte) gesprochen. o 12.05.2016: Gespräch mit der Verbandsgemeindeverwaltung (Vertreter der Bau- verwaltung): Im Rahmen dieser Gesprächsrunde stand das Thema Kommunales Energiema- nagement im Fokus. Hierbei ging es insbesondere um Fragen zur Optimierung des Energiemanagements für die kommunalen Liegenschaften. Die Ergebnisse dieses Gesprächs finden Eingang in den Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkon- zepts. o 11.06.2015 / 06.04.2016: Besichtigungen des Nahwärmenetzes (u. a. Heizzent- rale, Schloss Hachenburg, Löwenbad) und Kläranlage

 Präsentationen in politischen Gremien o 15.12.2015: Vorstellung von Zwischenergebnissen im Verbandsgemeinderat o 13.12.2016: Vorstellung der Ergebnisse im Verbandsgemeinderat

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 Abschlussveranstaltung mit Bürgerbeteiligung: Am 08. Juni 2016 wurden die Er- gebnisse des Integrierten Klimaschutzkonzepts und des Teilkonzept zur Wärmenutzung der Verbandsgemeinde Hachenburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde den zahlrei- chen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Überblick über die Maßnahmen gegeben, die den Kern des Konzeptes darstellen und die nun unter Mitwirkung von vielen Akteuren umgesetzt werden sollen. Des Weiteren wurde den Teilnehmern das Aufgabenfeld und die Arbeit eines Klimaschutzmanagers vorgestellt. Hierzu gab Daria Paluch, Klima- schutzmanagerin der VG Wörrstadt einen Einblick in ihr Arbeitsfeld. Peter Müller von der Energieagentur Rheinland-Pfalz stellte abschließend den Teilnehmerinnen und Teilneh- mern Informationen zu Fördermöglichkeiten zur energetischen Sanierung vor.

Maßnahmenkatalog Im Rahmen von Workshops wurden gemeinsam mit Akteursgruppen und Einzelakteuren Pro- jektideen gesammelt. Weitere Handlungsoptionen ergaben sich aus Erkenntnissen der Konzept- entwicklung sowie aus verschiedenen Expertengesprächen. In Abstimmung mit Vertretern der Verbandsgemeinde im Rahmen der Projektgruppe wurden Maßnahmenschwerpunkte definiert, die Eingang in den Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkonzeptes finden sollen. Die Maßnah- men wurden in einzelnen Steckbriefen dokumentiert, nach Sektoren (Übergreifende Maßnah- men, Private Haushalte, öffentliche Einrichtungen, Gewerbe/Handel/Dienstleistung/Industrie sowie Verkehr/Mobilität) und Handlungsfelder (Verwaltung, Öffentlichkeitsar- beit/Akteursmanagement, Rad- und Fußverkehr, Motorisierter Individualverkehr, Unternehmen, Sonstiges) gegliedert. Soweit im Einzelfall machbar, umfassen die Steckbriefe u. a. folgende Inhalte:  Beschreibung der Maßnahme  Erwartete Gesamtkosten mit Finanzierungsmöglichkeiten  Quantitative Angaben zur erwarteten Energie- und Kosteneinsparung sowie der erwarte-

ten Minderung an CO2e-Emissionen  Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung durch die vorgeschlagenen Maßnahmen  Zeitraum für die Durchführung (kurz-, mittel- oder langfristige Maßnahme; Dauer; Kon- tinuität)  Akteure, Verantwortliche und Zielgruppe  Priorität der Maßnahme, Handlungsschritte und Erfolgsindikatoren Die Maßnahmen wurden in einem Punkteraster nach gewichteten Kriterien (u. a. Klimaschutzre- levanz, Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit, Bürgernähe und Akteursbeteiligung) verglichen, mit dem Ergebnis einer Prioritätenliste als Umsetzungsempfehlung für die einzelnen Akteure und Zielgruppen.

Im Rahmen des Klimaschutzkonzepts wurden insgesamt 46 Maßnahmen in den einzelnen Sek- toren und Handlungsfeldern entwickelt. Für die kommende Umsetzung haben sich folgende Maßnahmen als Schwerpunkte ergeben: o Stelle für Klimaschutzmanagement in der Verwaltung o Ausbau der Nahwärmenetze: regenerativ und/oder hocheffizient, z. B. KWK (neue Arealnetze und ggf. Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes 21

Hachenburg; Dorf-Nahwärme auch für Wohngebäude in den Ortsgemeinden, Öf- fentliche Liegenschaften in den Ortsgemeinden) o Maßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit / Information / Motivation und För- derung (insbesondere Wärmeeffizienz in Privaten Haushalten) o Maßnahmen der internen und externen Akteurs- und Netzwerkarbeit (Bildungs- einrichtungen, Vereine, etc.) o Kommunales Energiemanagement in der Verwaltung der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden o Klimafreundliche Klärschlammverwertung / Klärschlammerden o Virtuelles Kraftwerke der Verbandsgemeindewerke Hachenburg o Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements o Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Konzepte für die Öffentlichkeitsarbeit Das Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit dient in der Phase der Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes und des Klimaschutzteilkonzepts zur Integrierten Wärmenutzung dazu, die Inhalte des Konzeptes in die breite Öffentlichkeit zu transportieren sowie eine vielfältige aktive Beteiligung aller Akteure zu erzielen. Die Umsetzung von Maßnahmen ist vor allem dann erfolgversprechend, wenn sie von allen Akteuren gleichermaßen getragen und vorangetrieben wird. Die Vielfalt der Kommunikationskanäle kommt dabei zum Einsatz und reicht von einfachen Presseinformationen bis hin zu zielgruppenspezifischen Informationsveranstaltungen.

Controlling-Konzept Im Controlling-Konzept ist beschrieben, wie zukünftig die Fortschritte hinsichtlich der Zielerrei- chung und die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüft werden sollen. Hierunter fallen die Ge- währleistung einer fortschreibbaren Energie-/CO2e-Bilanz, Information und Koordination der am Klimaschutzmanagementprozess Beteiligten und der Öffentlichkeit sowie entsprechende Doku- mentationen bzw. Berichtspflichten.

Aus den beschriebenen Ergebnissen lassen sich folgende Schlussfolgerungen ablei- ten: In der Verbandsgemeinde Hachenburg wurden und werden bereits von verschiedenen Akteuren viele gute Projekte für den Klimaschutz vorangetrieben. Mit dem Integrierten Klimaschutzkon- zept und dem Klimaschutzteilkonzept „Integrierte Wärmenutzung“ liegt nun eine Daten- und Ideenbasis für weitere systematische Umsetzungen vor. Folgende Ergebnisse und Schwerpunkte ergeben sich für die angestrebte Umsetzung des Klima- schutzkonzepts:  Private Haushalte: Der Bereich der privaten Haushalte verursacht absolut hohe Emissio-

nen von insgesamt rund 76.400 t CO2e/a. Hier bestehen umfangreiche Einsparpotenzia- le, insbesondere im Bereich der Reduzierung des Wärmeverbrauchs sowie der Nutzung effizienter und erneuerbarer Energieträger zur Wärmeerzeugung, sowohl was die Um-

setzung wirtschaftlicher Maßnahmen als auch die Reduzierung von CO2e-Emissionen an- geht. Hier stehen insbesondere Maßnahmen im Vordergrund, die dazu beitragen, den 22

Bürger für mehr Klimaschutz im Alltag zu sensibilisieren, bestehende Informationsdefizi- te und Hemmnisse in punkto energetische Sanierung weiter abzufedern und durch nie- derschwellige und praktikable sowie finanzielle Anreize abzubauen. Auch sollte in diesem Bereich die Erneuerbare Wärme verstärkt werden, bspw. durch entsprechende Öffent- lichkeitsarbeit.  Durch den Ausbau der zentralen Wärmeerzeugung in Form alternativer Beheizungsstruk- turen wie z. B. Nahwärmenetze, bspw. als Arealnetze und ggf. Ausbau des bestehenden Nahwärmenetzes Hachenburg, Dorfnahwärme in ausgewählten Ortsgemeinden und in öffentlichen Liegenschaften in Ortsgemeinden auf Basis von biogenen Energieträgern sowie Solarenergie und Kraft-Wärme-Kopplung lassen sich hohe Einsparpotenziale erzie- len. Aufgrund der kleinräumigen Wohnstruktur und der Tatsache, dass in der VG Hachenburg zu großen Teilen keine Erdgasversorgung in den Ortsgemeinden vorliegen, sind alternative Beheizungsstrukturen zu begünstigen.  Umsetzungsmöglichkeiten effektiver Maßnahmen bestehen auch für die Verbandsge- meinde, Stadt und Ortsgemeinden um Reduzierungen von Emissionen zu erreichen. An- satzpunkte sind bei den kommunalen Gebäuden zu finden: Kommunales Energiema- nagement und Teilkonzepte für Liegenschaften.  Mobilität: Hier liegen hohe absolute Emissionen vor. Im Bereich des Verkehrs sind die Einflussmöglichkeiten begrenzt. Lokale Handlungspotenziale in der Verbandsgemeinde Hachenburg liegen im Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements: Klimafreundli- che Mobilitätsplanung mit der Schaffung einer attraktiven Rad- und Fußverkehrsinfra- struktur für den Alltags- und Freizeitverkehr, Förderung der Elektromobilität im Radver- kehr (zugleich Chance als Kommune in einem ländlichen Mittelgebirgsraum), Verbesse- rung der Angebote zur Verknüpfung möglichst umweltfreundlicher Verkehrsmittel sowie Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, wie z. B. Förderung von Fahrgemeinschaften und die Prüfung bzw. Ausweitung von (Elektro-) Car-Sharing in den Kommunen. Durch Herausforderungen wie demografischer Wandel, Klimawandel (Vermeidung & An- passung), Lärm und Schadstoffe sowie mittel- bis langfristig zu erwartende steigende Energie- und Mobilitätskosten, ergeben sich zunehmende neue Möglichkeiten und Ent- wicklungen, die sich bereits heute zum Teil abzeichnen, wie z. B. neue Mobilitätstrends (Fahrradboom, Pedelecs), Pkw-Elektromobilität, Smart-Mobility oder die zunehmende Bedeutung intermodaler und flexibler Systeme und Strukturen.  Erneuerbare Energien & KWK: Im Bereich der Erneuerbaren Energien steht die verstärk- te Nutzung der Sonnenenergiepotenziale im Vordergrund. Hierzu sind Wege zur Umset- zung unter den neuen Rahmenbedingungen des EEG2017 sowie der Fokus auf den Ei- genverbrauch zu berücksichtigen bzw. zu entwickeln. Bei der Betrachtung von PV- Freiflächenanlagen sind neue Rahmenbedingungen wie die Einführung von Ausschrei- bungen für PV-Freiflächenanlagen sowie eine Verpflichtung zur Direktvermarktung ab einer gewissen Größenordnung zu berücksichtigen. Im Bereich der Kraft-Wärme- Kopplung und Bioenergie steht der effiziente Ausbau unter Berücksichtigung von Wär- menetzen / Quartiersversorgungskonzepten im Vordergrund. Im Bereich der KWK sind insbesondere auch Energiekonzepte auf Objektebene von Interesse, in denen die Ver-

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braucher sowohl einen hohen Wärme- als auch Strombedarf haben (z. B. Gastgewerbe, Schwimmbäder, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, produzierendes Gewerbe,…).  Neue Handlungsfelder ergeben sich im Bereich der Abwasserreinigung und Trinkwasser- versorgung. Im Bereich der Abwasserreinigung liegt der Schwerpunkt auf Wege und Möglichkeiten einer klimafreundlichen Klärschlammverwertung / Klärschlammerdung. Im Bereich Trinkwasserversorgung steht die Eigenstromversorgung von Anlagen durch er- neuerbare Energien in Verbindung mit energiewirtschaftlichen Optimierungen durch zeit- liche Verbrauchsflexibilisierung im Vordergrund.  In der Umsetzung sollte zudem besonderes Augenmerk auf die Bewusstseinsbildung all- gemein und gerade bei jüngeren Generationen gelegt werden. Beispielhaft seien hier zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation für Pri- vate Haushalte, Gewerbe, (Sport-)Vereine, Bildungs- und Sozialeinrichtungen, etc. zur Förderung und Motivation der Umsetzung und Beteiligung an Klimaschutzmaßnahmen genannt.  Im Hinblick auf die zentrale und verantwortliche Verstetigung und Verankerung des Themas wird die Schaffung einer Stelle für Klimaschutzmanagement empfohlen. Die be- schriebenen Aufgaben, insbesondere die Aktivierung von Einsparpotenzialen im Wärme- und Strombereich, die Optimierung, Verankerung und Verstetigung des Kommunalen Energiemanagements in den kommunalen Liegenschaften, das Controlling umgesetzter Maßnahmen sowie die notwendige intensive Akteurs- und Netzwerkarbeit, sind sehr ar- beits- und zeitaufwendig. Durch eine zusätzliche personelle Verstärkung kann das Klima- schutzkonzept der Verbandsgemeinde Hachenburg erfolgreich und effektiv umgesetzt werden. In Ergänzung sollte die gute und sehr engagierte Projektgruppe während des Erstellungsprozesses nach Bedarf auch als Basis für die Verstetigung und Verankerung des Klimaschutzes in der Umsetzungsphase fortgeführt werden.

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In der nachstehenden Tabelle sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst dargestellt.

Tabelle 0-2 Zusammenfassung Ergebnisse

Sektor Energieverbrauch CO2e-Emissionen CO2e- 2014 2014 Minderungspotenzial1

[MWhf/a] [ t CO2e/a] bis 2030

[t CO2e/a]

Private 235.000 76.400 32.700 Haushalte Öffentliche 12.900 3.000 2.300 Einrichtungen GHDI 168.500 59.900 19.100 Verkehr 267.500 98.500 3.300 Gesamt 683.900 176.500

Summe 73.300 -61.300 Stromerzeugung gesteigerte 14.200 Stromerzeugung Gesamt 176.500 71.600 1gemäß angenommenes Szenario (vgl. hierzu Kapitel 12.1)

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1 Einführung und Ziele des Klimaschutzkonzeptes Die Bundesregierung hat mit ihrem Energiekonzept (BMWI, 2010) das Ziel definiert, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen (THG als Kohlenstoffdioxidäquivalente CO2e) um 80 - 95 % gegenüber der Emission des Jahres 1990 zu verringern. Die Verbandsgemeinde Hachenburg unterstützen dieses Ziel und möchten Schritt für Schritt die CO2e-Gesamtemissionen im Ver- bandsgemeindegebiet senken. Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes werden Strategien zur Umsetzung der Klimaschutz- maßnahmen entwickelt und konkrete Ziele formuliert. Das Bundesland Rheinland-Pfalz hatte sich gemäß dem Koalitionsvertrag der Landesregierung von 2011 bis 2016 folgende Ziele gesetzt: • Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 % gegen- über 1990 • Klimaneutralität bis 2050, mindestens aber Reduzierung der Treibhausgasemissi- onen um 90 % (bezogen auf 1990) • Deckung des Stromverbrauches in Rheinland-Pfalz bilanziell zu 100 % aus Erneu- erbaren Energien bis zum Jahr 2030 • Steigerung der Energieeffizienz und Realisierung deutlicher Energieeinsparungen • Ausbau der Energieinfrastruktur (insbesondere Kraft-Wärme-Kopplung im indust- riellen Bereich, Windkraft, Photovoltaik) zur Sicherstellung der jederzeitigen Ver- fügbarkeit und so dezentral wie möglich • Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz der energiepolitisch notwendigen Schritte in die Zukunft.

Die Verbandsgemeinde Hachenburg möchte Schritt für Schritt die CO2e-Gesamtemissionen im Verbandsgemeindegebiet senken. Dies soll insbesondere durch eine Intensivierung von Ener- gieeinspar- und Energieeffizienzmaßnahmen, insbesondere im Wärmebereich erfolgen. Ein erster Handlungsleitfaden für mehr Klimaschutz, Sektor übergreifend in der Verbandsge- meinde Hachenburg, soll mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes und des Klima- Schutzteilkonzeptes auf den Weg gebracht werden. Im Rahmen des Klimaschutz(teil-)Konzeptes werden Strategien zur Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen entwickelt und konkrete Ziele formuliert. Das Klimaschutzkonzept setzt sich aus dem Integriertem Klimaschutzkonzept für die Verbandsgemeinde Hachenburg zuzüglich der Detailbetrachtung im: Klimaschutzteilkonzept „Integrierte Wärmenutzung für die Verbandsgemein- de Hachenburg “ zusammen.

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2 Projektrahmen und Ausgangssituation

2.1 Aufgabenstellung Das Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde Hachenburg hat folgende Aufgabenstellung und Zielsetzung:  Bündelung bisheriger Ausarbeitungen und Einzelprojekte in ein Gesamtkonzept  Schaffung einer einheitlichen Datengrundlage und Transparenz über den Energiever-

brauch und die anfallenden CO2e-Emissionen in allen klimarelevanten Bereichen, wie die kommunalen Liegenschaften, Straßenbeleuchtung, private Haushalte, Gewer- be/Handel/Dienstleistung und Industrie sowie Verkehr.  Entwicklung eines Handlungskonzepts mit realistischen Maßnahmen zur Reduzierung der

CO2e-Emissionen und Optimierung hin zu nachhaltigen Energieversorgungsstrukturen, die von den Akteuren in der Verbandsgemeinde umgesetzt werden können  Formulierung von vertretbaren Klimaschutzzielen /Klimaschutzleitbildern, die die kom- munalen Potenziale und Gegebenheiten mit berücksichtigen  Motivation der lokalen Akteure zur Mitarbeit bei der Umsetzung der Klimaschutzmaß- nahmen

Mit dem Klimaschutzkonzept erhält die Verbandsgemeinde Hachenburg eine Datengrundlage und Umsetzungswerkzeug, um die Energie- und Klimaarbeit sowie die zukünftige Klimastrategie konzeptionell, vorbildlich und nachhaltig zu gestalten.

2.2 Arbeitsmethodik Basis der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes bildet ein von der Verbandsgemeinde Hachen- burg und der Transferstelle Bingen (TSB) abgestimmtes Anforderungsprofil. Weitere Anforde- rungen ergeben sich aus der Richtlinie „zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen im Rahmen der Klimaschutzinitiative“ des Bundesmi- nisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Fassung vom 09. Oktober 2013, in Kraft getreten am 1. Januar 2014 sowie aus den entsprechenden Merkblättern zur Er- stellung von Klimaschutzkonzepten bzw. Klimaschutzteilkonzepten. Die einzelnen Arbeitspakete der Konzepterarbeitung sind in nachstehender Abbildung darge- stellt und werden im Folgenden kurz erklärt. Die entsprechende Methodik wird jeweils in den betreffenden Kapiteln erläutert. Die Module 1 sowie 3 bis 6 schließen sowohl das integrierte Klimaschutzkonzept als auch das Teilkonzept zur Integrierten Wärmenutzung ein. In diesen Modulen sind die Vorgehensweise und die Ergebnisse so stark verzahnt, dass eine getrennte Darstellung wenig sinnvoll ist.

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Arbeitspakete des Klimaschutzkonzepts Integriertes Klimaschutzteilkonzept Klimaschutzkonzept Integrierte Wärmenutzung

Modul 1:

Energie- und CO2e-Bilanz (Integriertes Klimaschutzkonzept & Klimaschutzteilkonzept) Modul 2: Modul 2: Potenzialanalyse Energieeffizienz Potenzialanalyse Energieeffizienz und Einsparung und Einsparung – Integrierte Wärme- nutzung

Gemeinsame Module Modul 3: Akteursbeteiligung Modul 4: Maßnahmenkatalog Modul 5: Controlling Modul 6: Konzept Öffentlichkeitsarbeit Abbildung 2-1 Arbeitspakete des Klimaschutzkonzeptes der Verbandsgemeinde Hachenburg

Energie-/CO2e-Bilanzierung Auf Basis der erhobenen Datengrundlage wird zunächst der gesamte Endenergiebedarf, geglie- dert nach Sektoren ermittelt. Die durch die Energieversorgung verursachten CO2-Emissionen im

Gebiet der Verbandsgemeinde Hachenburg werden als CO2-Äquivalente (CO2e) bilanziert. CO2-

Äquivalente (CO2e) drücken die Summe aller klimarelevanten Schadgase (Treibhausgase) aus. Sie werden über Kennwerte pro Einheit verbrauchter Energie in Abhängigkeit des genutzten Energieträgers auf den tatsächlichen Energieverbrauch in der VG Hachenburg umgerechnet.

CO2e-Emissionen werden über den Lebenszyklus des Energieträgers betrachtet. So werden zum Beispiel für die Bereitstellung des Energieträgers Erdgas Methanemissionen bei der Förderung des Erdgases (Methan ist ungefähr 40-mal klimaschädlicher als CO2, daher geht es pro Einheit als etwa 40 CO2-Äquivalente in die Berechnung ein) eingerechnet (GEMIS, 2013). Weiter wer- den Verluste bei der Energieverteilung von der Förderung bis zum Endverbraucher berücksich- tigt. So sind eine vollständige Bilanzierung der Klimaeffekte und ein objektiver Vergleich ver- schiedener Energieträger möglich.

Potenzialanalyse Die Potenzialanalyse ermittelt Energieeinsparpotenziale im Bereich Wärme und Strom in den Sektoren (u. a. Private Haushalte, kommunale Einrichtungen, Straßenbeleuchtung) und noch nicht genutzte sowie ausbaufähige Erzeugungspotenziale für erneuerbare Energien. Aus den Ergebnissen der Potenzialbetrachtung (soweit ermittelt: wirtschaftliches Potenzial) in Verbin- dung mit der Energie- und CO2e-Bilanz werden für alle Sektoren Szenarien entwickelt. In einem Referenz- und Klimaschutzszenario werden unterschiedliche mögliche Entwicklungen der VG

Hachenburg hinsichtlich des Energie- und CO2e-Verbrauchs und wirtschaftlicher Aspekte wie 28

Investitionen und lokale Wertschöpfung für alle betrachteten Sektoren aufgezeigt. Diese helfen der Verwaltung und den politischen Gremien ein für die Umsetzung des Konzeptes notwendiges quantifiziertes Klimaschutzziel zu formulieren (vgl. Kapitel 8) und zu beschließen.

Akteursbeteiligung In der Konzepterstellung werden Akteure aus der Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden auf verschiedenen Ebenen eingebunden. Hierzu zählen zum Beispiel politische Gremien, Verwal- tung, Projektleitung, Projektgruppe, Einzelgespräche und Workshops.

Maßnahmenkatalog Aus den Erkenntnissen der Einzelgespräche, Workshops und der Grundlagenermittlung aus Bi- lanzen und Potenzialanalysen wird ein Maßnahmenkatalog erstellt. Darin werden die nächsten Schritte und Maßnahmen, in Form eines Bündels an Maßnahmensteckbriefen beschrieben, die für den Klimaschutz in der VG Hachenburg sinnvoll sind. Diese sind individuell auf die Ver- bandsgemeinde angepasst, wodurch eine größtmögliche Wirkung erzielt wird. Die Maßnahmen werden gegeneinander bewertet und zeitlich eingeordnet, sodass im Ergebnis ein Umsetzungs- fahrplan in Form einer Prioritätenliste vorliegt.

Öffentlichkeitsarbeit Wesentliche Klimaschutzeffekte können nur durch Mitarbeit, Akzeptanz sowie Investitionen Drit- ter erreicht werden. Insbesondere die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen an Wohnge- bäuden ist notwendig. Hierfür müssen Bürger informiert und zur Umsetzung wirtschaftlich ren- tabler Maßnahmen überzeugt werden. Die Umsetzung größerer Energieerzeugungsprojekte (z. B. Windparks, Photovoltaik-Freiflächenanlagen) erfordert die Akzeptanz der Bevölkerung. Dies geht nur durch umfangreiche und transparente Information der Bürger. Die Entwicklung eines Konzeptes für die Öffentlichkeitsarbeit dient dazu die Bürger bei der Um- setzung von Klimaschutzmaßnahmen mitzunehmen. Bereits in der Konzeptphase finden eine Auftakt- und Abschlussveranstaltung zur Information und Einbindung der Bürger statt.

Controlling Die Entwicklung eines Controlling-Konzeptes soll die Verbandsgemeindeverwaltung in der Um- setzung des Klimaschutzkonzeptes unterstützen. Das Controlling-Konzept beschreibt insbeson- dere den Prozess zur regelmäßigen Reflexion des Pfades zur Erreichung von Klimaschutzzielen. Dies beinhaltet zum einen die kontinuierliche Überprüfung der Umsetzung und Wirksamkeit der

Klimaschutzmaßnahmen sowie die Fortschreibung der Energie- /CO2e-Bilanz. Hierzu werden für die Verwaltung Erfolgsindikatoren zu den im Klimaschutzkonzept entwickelten Maßnahmen zur Überprüfung der Umsetzung und Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen aufgezeigt. Des Weiteren wird der Turnus der Fortschreibung der Treibhausgasbilanz definiert. Zum anderen steht die regelmäßige Information und Koordination der am Klimaschutzmanagementprozess Beteiligten sowie der Öffentlichkeit im Vordergrund. Weitere Informationen sind im Kapitel 9 „Konzept Controlling“ zu finden.

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2.3 Kurzbeschreibung der Region Die Verbandsgemeinde Hachenburg liegt im nord-östlichen Teil des Bundeslandes Rheinland- Pfalz im . In der Verbandsgemeinde Hachenburg leben rund 24.000 Einwohner. Nach der Verbandsgemeinde ist die Verbandsgemeinde Hachenburg die einwohner- stärkste Verbandsgemeinde im Westerwaldkreis. Die Verbandsgemeinde gliedert sich auf die Stadt Hachenburg und 32 Ortsgemeinden. Die einwohnerstärkste Kommune mit rund 5.900 Einwohnern ist die Stadt Hachenburg und die zahlenmäßig an Einwohnern kleinste Gemeinde ist mit rund 120 Einwohnern. Das Verbandsgemeindegebiet erstreckt sich über eine Fläche von 174 Quadratkilometer. Flächenmäßig ist damit die Verbandsgemeinde die größte Gebiets- körperschaft im Westerwaldkreis.

Flächennutzung Die Flächennutzung in der Verbandsgemeinde Hachenburg weicht zum Teil von der von ande- ren Verbandsgemeinden gleicher Größenordnung in Rheinland-Pfalz ab. Der Anteil der Land- wirtschaftsfläche an der Flächennutzung im Verbandsgemeindegebiet ist mit rund 38 % deutlich geringer ausgeprägt im Vergleich zum Durchschnitt der Verbandsgemeinden gleicher Größen- ordnung in Rheinland-Pfalz, der etwa bei 49 % liegt. Dagegen ist der Anteil der Waldfläche mit rund 47 % im Vergleich zu anderen Verbandsgemeinden gleicher Größenordnung in Rheinland- Pfalz (36 %) deutlich stärker ausgeprägt. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche entspricht mit rund 13 % Anteil an der Flächennutzung dem Durchschnitt der Verbandsgemeinden gleicher Größen- ordnung. Ähnliches gilt für den Anteil der Wasserfläche. Die benachbarten Verbandsgemeinden weisen eine ähnliche Flächenverteilung auf. Insgesamt bietet die ländliche Prägung des Verbandsgemeindegebiets auch ein hohes endoge- nes Potenzial zur Energieerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse.

Bevölkerung Im Jahr 2014 waren in der Verbandsgemeinde Hachenburg rund 24.000 Einwohner gemeldet. In den vergangenen Jahren verzeichnete die Verbandsgemeinde Hachenburg eine nahezu kon- stante Bevölkerung mit nur einem marginalen Rückgang. Dieser Bevölkerungsrückgang erklärt sich in erster Linie aus einem Gestorbenenüberschuss der noch über dem positiven Wande- rungssaldo liegt. In den letzten Jahren verzeichnete die Verbandsgemeinde einen Zuzug im Mit- tel von rund 3%. Demgegenüber steht jedoch eine Abwanderung von rund 2 % sowie ein Ge- storbenenüberschuss von im Mittel 2 %. Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Altersgruppen wird sich perspektivisch verändern. Der Anteil der Älteren Bevölkerungsgruppen (über 65 Jährige) bis zum Jahr 2030 von 20,9 % (in 2010) auf 28,6 % steigen wird, sinkt der Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen von 20 % (in 2010) auf 17 % in 2030 bei den unter 20 Jährigen bzw. von rund 60 % (in 2010) auf 54 % in 2030 bei den 20- bis 65-Jährigen. Der Anteil der Hochbetagten (80+) steigt im gleichen Zeitraum um 4 %. Die demografische Entwicklung wird einen starken Einfluss auf Infrastrukturen haben (u. a. Daseinsvorsorge und Mobilität) und ist bei der Planung von möglichst flexiblen technischen Inf-

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rastrukturen, u. a. nachhaltige Energieeffizienz- und Energieversorgungskonzepte mit zu be- rücksichtigen.

Siedlungsstruktur und Gebäudebestand Die Siedlungsstruktur der Verbandsgemeinde Hachenburg ist durch eine Vielzahl kleiner bis mit- telgroßer Ortsgemeinden geprägt. Etwa 67 % aller Wohngebäude in der Verbandsgemeinde sind Einfamilienhäuser. Mehrfamilien- häuser und Reihenhäuser machen mit rund 22 % bzw. 11 % einen deutlich geringeren Anteil aus.

Tabelle 2-1 Wohngebäudebestand und Wohnfläche VG Hachenburg Typ Anzahl Wohnfläche [m²] Anteil [%] Einfamilienhaus 5.494 865.995 66,7% Reihenhaus 884 124.783 10,7% Mehrfamilienhaus 1.811 563.600 22,0% Großmehrfamilienhaus 48 50.057 0,6%

Die Eigentümerquote liegt bei 67 %. Der Anteil des selbst genutzten Wohnraums liegt dabei bei 64 %. (Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz, 2011).

Wirtschaftsstruktur Die Wirtschaft in der Verbandsgemeinde Hachenburg ist durch klein- und mittelständische Un- ternehmen geprägt. Der Handel spielt traditionell eine große Rolle. Zu den in der Verbandsge- meinde ansässigen Unternehmen gehören jedoch auch einige Weltmarktführer, deren Unter- nehmensstruktur von internationalen Aktivitäten sowie Innovation und Forschung geprägt ist.

Verkehr und Mobilität Die Verbandsgemeinde Hachenburg wird von der Bundesstraße 414 von West nach Ost durch- quert. Die Bundesstraße führt als Umgehungsstraße im Norden um den Stadtkern der Stadt Hachenburg herum. Westlich des Stadtgebietes zweigt die Bundesstraße 413 ab und führt in den Raum /Neuwied. Die nächsten Autobahnanschlussstellen befinden sich an der Bun- desautobahn A 45 in Haiger/Burbach, Herborn und sowie an der Bundesautobahn A 3 in Montabaur und Ransbach-Baumbach (ebenfalls Anschluss an die A48). In Montabaur besteht zudem Anschluss an die Hochgeschwindigkeits-ICE-Verbindung zwischen und Köln/Bonn. Die Strecke der Oberwesterwaldbahn nach Limburg und Au an der Sieg führt durch das Verbandsgemeindegebiet mit Haltepunkt in der Stadt Hachenburg. Somit bestehen insge- samt schnelle Anschlussverbindungen an die Ballungsräume Rhein-Main, Rhein-Ruhr und Kob- lenz. Des Weiteren bestehen kurze Wege zu den umschlagstarken Häfen Koblenz und .

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2.4 Bisherige Entwicklungen in der Verbandsgemeinde Hachenburg In der Verbandsgemeinde Hachenburg wird bereits ein großer Anteil an Flächen für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt. In den Gemarkungen , , Höchstenbach, , , und Mündersbach bestehen bereits Windenergieanlagen. Des Wei- teren werden mit zahlreich errichteten Solaranlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden Sonnenenergie in rund 5 Mio. kWh Strom umgewandelt (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS), 2014). Darüber hinaus wurden bereits weitere Maßnahmen für den Klimaschutz umgesetzt bzw. sind in Planung, u.a.:

Tabelle 2-2 Durchgeführte Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energie – VG Hachenburg

Thema Maßnahmen Nahwärmeverbund in der Stadt  überwiegend biomassebasiert (Holzhack- Hachenburg schnitzel betriebener Biomassekessel mit 1.100 kW, 2 Ölheizkessel bei Spitzenlast (1.600 kW und 1.950 kW)  Einspeisung von Wärme durch Erdgas-KWK

Anlagen im DRK Krankenhaus (196 kWth),

Löwenbad (112 kWth)  2.8 km Nahwärmenetz (Vor- und Rücklauf- leitungen)  Versorgte Einrichtungen mit Wärme: Schloss Hachenburg (Hochschule der Deut- schen Bundesbank), 1 Grundschule, 2 wei- terführende Schulen, drei Turnhallen, Schwimmbad, Krankenhaus, städtisches Mehrfamilienhaus, 1 Kindergarten, Jugend- zentrum, Stadthalle sowie Personalwohn- heim Nutzung von Solarstrom und Solar-  Errichtung von Photovoltaikanlagen auf wärme zwei Grundschulen, Realschule, Feuer- wehrgerätehaus Hachenburg  Machbarkeitsuntersuchung für die Errich- tung weiterer PV-Anlagen auf kommunalen Einrichtungen  100 m² thermische Solaranlage im Eigen- tum der VGW Hachenburg im Löwenbad Hachenburg zur Vorwärmung des Be- ckenwassers  PV-Freiflächenanlage Hachenburg (8,5 MW)

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Thema Maßnahmen

Zwei Objekt-KWK-Anlagen an der Klär-  50 kWel./ 76 kWtherm. und Erdgas- anlage Hachenburg Brennstoffzelle 1,5 kWel./0,6 kWtherm. Nutzung der Windenergie  Errichtung einer Windenergieanlage (250 kW) durch Eigenbetrieb im Jahr 1994 zur Trinkwasserförderung  Derzeit weitere 26 Windanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt rund 42 MW in den Gemarkungen Mündersbach, Lochum, Alpenrod, Kundert, Giesenhausen, Höchs- tenbach und Kroppach Aktion Blau des Landes Rheinland-Pfalz  Durchführung gewässerbaulicher Maßnah- men  Vorgaben der Europäischen Wasserrah- menrichtlinie bereits erfüllt Umsetzung von Maßnahmen zur Ener-  Teilweise Dämmung der Decke in der gieeinsparung und Energieeffizienz in Schulsporthalle Alpenrod, Erneuerung in kommunalen Liegenschaften der Schulsporthalle Kroppach und 3 Schu- len  Teilweiser oder vollständiger Austausch der Fenster und Türen in 3 Schulsporthallen und 5 Schulen  Neue Fassadendämmung in der Schul- sporthalle Kroppach  Austausch der Heizungsanlage in der Schulsporthalle Kroppach, in zwei Feuer- wehrhäusern, drei Kindergärten, in der Grundschule Hachenburg-Altstadt mitsamt Heizkörpern und Leitungen  Verbesserung der Klimatisierung des Ser- verraums in der VG-Verwaltung, Installati- on einer Klimaanlage für den Sitzungssaal, Erneuerung der Lüftung in zwei Schul- sporthallen  Energetisch-technische Sanierung des Lö- wenbades (u. a. Einsatz frequenzgesteuer- ter Pumpen und Ventilatoren, Lüftungsan- lagen mit Mehrfachluftnutzung, Wärme- rückgewinnung und Luft-Wasser- Wärmepumpe, Neueinbau Fenster und Tü- ren, Dämmung von Fassaden) Netzwerkarbeit für den Klimaschutz  Regelmäßige Treffen mit dem Umweltver-

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bänden seit mehr als 20 Jahren  Beteiligung der Verbandsgemeindewerke an der Energienatur (Gesellschaft für er- neuerbare Energie mbH) sowie beabsich- tigte Beteiligung an der Betreibergesell- schaft der PV-Freiflächenanlage Hachen- burg  Mitgliedschaft und Mitarbeit der Verbands- gemeindewerke in den Interessensverbän- den und nicht minderwenig energierelevan- ten Bereichen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Hachenburg e-mobil-Power  Anschaffung eines Plug-in- Hybridfahrzeuges als Ergänzung des Fuhr- parks der VGW Hachenburg  Errichtung öffentliche Ladesäule am Park- platz der Verbandsgemeindeverwaltung

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3 Energie- und CO2e-Bilanzierung – Bilanzjahr 2014 Im nachfolgenden Kapitel wird die Energiebilanz des Energieverbrauchs in der Verbandsge- meinde Hachenburg aufgestellt und die durch den Energieverbrauch verursachten CO2-

äquivalent-Emissionen (internationale Schreibweise: „CO2e“) abgeschätzt.

3.1 Methodik

Die Energie- und CO2e-Emissionsbilanzen im vorliegenden Klimaschutzkonzept der Verbands- gemeinde Hachenburg werden für das Bilanzjahr 2014 aufgestellt. D.h. es fließen vor allem Verbrauchsdaten aus dem Jahr 2014 ein. Bei dünner Datenlage werden auch Verbrauchsdaten der Jahre 2012 und 2013 herangezogen. Basierend auf dem nach Energieträgern differenzierten Energieverbrauch wird anhand der zu- gehörigen CO2e-Faktoren (in Gramm CO2e je kWh) die CO2e-Emissionsbilanz aufgestellt.

Die Gesamtbilanz wird aus den Einzelbilanzen der Sektoren Private Haushalte, Öffentliche Ein- richtungen, Gewerbe/Handel/Dienstleistung & Industrie (GHD + I)und Verkehr zusammenge- fasst.

Zunächst wird der Bilanzraum für die Energie- und CO2e-Emissionsbilanz festgelegt und die Art der Bilanzierung für den jeweiligen Sektor definiert. Aufgrund der unterschiedlichen Daten- grundlage und Erfassungsmethodik werden in den einzelnen Sektoren verschiedene Bilanzie- rungsansätze gewählt. Im vorliegenden Klimaschutzkonzept wurde eine Kombination aus Territorial- und Verursacher- bilanz gewählt. In der nachstehenden Tabelle 3 1 werden die Bilanzierungsprinzipien für die

Erstellung der kommunalen Energie- und CO2e-Bilanz erläutert (Difu, 2011).

Tabelle 3-1 Bilanzierungsprinzipien; Quelle: (Difu, 2011) Endenergiebasierte Verursacherbilanz Territorialbilanz Bei der Territorialbilanz werden der gesamte Die Verursacherbilanz berücksichtigt alle innerhalb eines Territoriums anfallende Ener- Emissionen, die durch die im betrachteten gieverbrauch sowie die dadurch entstehenden Gebiet lebende Bevölkerung verursacht sind,

CO2e-Emissionen berücksichtigt. Hierbei wer- aber nicht zwingend auch innerhalb dieses den alle Emissionen lokaler Kraftwerke und des Gebietes anfallen. Bilanziert werden alle Verkehrs, der in oder durch ein zu bilanzieren- Emissionen, die auf das Konto der verursa- des Gebiet führt, einbezogen und dem Bilanz- chenden Verbraucher gehen; also zum Bei- gebiet zugeschlagen. Emissionen, die bei der spiel auch Emissionen und Energieverbräuche Erzeugung oder Aufbereitung eines Energie- die durch Pendeln, Hotelaufenthalte u. ä. trägers (z. B. Strom) außerhalb des betrachte- außerhalb des Territoriums entstehen. ten Territoriums entstehen, fließen nicht in die Emissionsbilanz mit ein.

Des Weiteren werden aus diesen grundlegenden Bilanzierungsprinzipien verschiedene Kombina- tionen abgeleitet. 35

Der gesamte Endenergieverbrauch innerhalb des Untersuchungsgebiets und die dadurch auch an anderer Stelle verursachten CO2e-Emissionen werden bilanziert (endenergiebasierte Territo- rialbilanz). Nicht bilanziert wird z. B. der Durchgangsverkehr, welcher bei einer reinen Territorialbilanz zu berücksichtigen wäre.

3.2 Energie- und CO2e-Gesamtemissionsbilanz Der Endenergieverbrauch aller Sektoren der Verbandsgemeinde Hachenburg beträgt rund

683.900 MWhf/a. Durch diesen Energieverbrauch der privaten Haushalte, öffentlichen Einrich- tungen, Gewerbe/Handel/Dienstleistung/Industrie sowie den Verkehr werden jährlich CO2e- Emissionen in Höhe von rund 175.700 t/a verursacht.

Rund 73.600 MWhel/a Strom werden in der VG Hachenburg jährlich durch regenerative Ener- gien sowie alternative Energieerzeugung mittels KWK-Nutzung erzeugt. Verglichen mit der

Stromproduktion in fossil betriebenen Kraftwerken können dadurch rund 61.500 t CO2e/a ver- mieden werden (vgl. Abbildung 3-1). Den größten Anteil am Endenergieverbrauch der VG Hachenburg hat der der Verkehrssektor mit einem Anteil von 39,0 %, dicht gefolgt vom Sektor „Private Haushalte“ mit rund 34,0 %. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie verbuchen immerhin noch ca. 24,0 % des Ge- samtendenergieverbrauchs für sich. Die verbandsgemeindeeigenen Liegenschaften, Straßenbe- leuchtung und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung (Trinkwasserversorgung, Abwasserent- sorgung) haben noch einen Anteil von 1,9 % des Endenergieverbrauchs in der VG Hachenburg.

Abbildung 3-1 Gesamtendenergiebilanz nach Sektoren in der VG Hachenburg, Jahr 2014

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Die Verteilung der CO2e-Emissionen nach Sektoren ist in der nachstehenden Abbildung darge- stellt. Im Vergleich zum Endenergieverbrauch gestaltet sich die Verteilung der CO2e-Emissionen auf die einzelnen Sektoren ähnlich. Den größten Anteil an den CO2e-Emissionen im Verbands- gemeindegebiet hat der Verkehrssektor mit rund 41,4 %. Den privaten Haushalten ist ein Anteil von rund 32,1 % an den CO2e-Emissionen zuzuschreiben. Auf den Gewer- be/Handel/Dienstleistungen und Industrie-Sektor entfallen rund 25,2 % der Emissionen. Auf das Konto der öffentlichen Einrichtungen in der VG geht noch ein Anteil von rund 1,3 % (vgl. Abbildung 3-2).

Abbildung 3-2 Gesamt-CO2e-Bilanz nach Sektoren in der VG Hachenburg, Jahr 2014

In nachfolgender Tabelle 3-2 sind der Endenergieverbrauch und die dadurch verursachten

CO2e-Emissionen entsprechend der eingesetzten Energieträger dargestellt.

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Tabelle 3-2 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Gesamtbilanz aller Sektoren der Verbandsgemeinde Hachenburg 2014

Verbandsgemeinde Hachenburg Energie- und CO2e-Bilanz nach Energieträger, 2014

Energieträger Endenergie CO2e-Emission

[MWhf/a] [t CO2e/a] Erdgas 50.600 10.800 Erdgas-KWK 5.100 1.400 Heizöl 258.200 82.600

Klärgas-KWK 600 0 Pellets 5.800 100 Scheitholz 2.700 100

Holzhackschnitzel-Nah/Fernwärme 4.300 100 Solarthermie 2.000 100 Strom Wärme 7.200 3.600

Strom TWW 4.500 2.600 Strom Kälte 6.000 3.000 Strom Allgemeine Aufwendungen 69.400 34.900

Benzin 83.900 30.300 Diesel 182.300 67.800 Autogas/LPG 100 0

Benzin/LPG/CNG 1.100 400 Elektro/Benzin 200 0 Summe Verbrauch 683.900 237.800

Stromerzeugung: Wasserkraft 500 -400 Windenergie 64.300 -54.900

Solarstrom 5.700 -4.600 Klärgas 300 -300 Erdgas-KWK 2.500 -1.100

Summe Stromerzeugung 73.300 -61.300

Bilanz CO2e-Emission 176.500

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Den größten Anteil am Endenergieverbrauch hat der Energieträger Heizöl mit rund 38 %, ge- folgt vom Dieselkraftstoff mit rund 27 %. Gemeinsam mit Benzin (12,3 %) und „Ben- zin/LPG/CNG“ (< 1,0 %) kommt der Kraftstoffverbrauch auf insgesamt 39,0 % des Endenergie- verbrauchs. Erdgas hat einen Anteil von rund 7 % am Endenergieverbrauch. Der Stromver- brauch für allgemeine Anwendungen (10,2 %) hat den drittgrößten Anteil am Energiever- brauch. Weitere Anwendungen für Strom (Strom Wärme, Trinkwarmwasser, Kälte) haben einen Anteil von rund 3 %. Die Nahwärmeversorgung auf Holzhackschnitzelbasis hat ein Anteil am Gesamtendenergieverbrauch von derzeit 0,6 %. Holzpellets oder Solarenergie spielen bei der Wärmeerzeugung noch eine untergeordnete Rolle. So kommen Holzpellets auf einen Anteil von 0,8 % an der Energieerzeugung. Unter Sonstige sind die Energieträger mit einem Anteil < 0,5 % erfasst. Hierunter fallen insbesondere regenerative Energieträger wie Klärgas-KWK, Scheitholz und Solarthermie sowie Treibstoffe (Hybrid, Elektro) (vgl. Abbildung 3-3).

Abbildung 3-3 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, Gesamtbilanz der VG Hachenburg

Analog zum Energieverbrauch hat Heizöl mit rund 35 % auch den höchsten Anteil an den durch

Energieverbrauch verursachten CO2e-Emissionen in der VG Hachenburg. Die durch den Verkehr verursachten CO2e-Emissionen belaufen sich insgesamt auf rund 41 %, davon entfallen auf Diesel (ca. 29 %) und Benzin (ca. 13 %) die größten Anteile. Aufgrund der vergleichsweise ho- hen spezifischen CO2e-Emissionen je verbrauchter kWh Strom nimmt Strom einen etwas größe- ren Anteil mit rund 15 % an den CO2e-Emissionen ein, im Vergleich zum Anteil am Endenergie- verbrauch. Der Einsatz der regenerativen Energieträger wie Holzpellets, Scheitholz und Solar- thermie verursachen in Summe lediglich weniger als 1 % der energieverbrauchsbedingten

CO2e-Emissionen in der VG Hachenburg (vgl. Abbildung 3-4).

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Abbildung 3-4 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, Gesamtbilanz der VG Hachenburg

3.3 Energie und CO2e-Emissionsbilanz private Haushalte

Im Folgenden wird die Energie- und CO2e-Bilanz der privaten Haushalte in der Verbandsge- meinde Hachenburg aufgestellt. In die Bilanz zur Wärmeversorgung der Wohngebäude sind Daten zur Wohngebäudestruktur, Baualtersklassen sowie Daten der Energieversorger zu Ener- giemengen, entsprechend der Konzessionsabgaben eingeflossen. Die installierten Feuerungsan- lagen (Wärmeleistung und verfeuerte Brennstoffart) wurden auf Basis der Ausdehnung des Erdgasnetzes und Einwohnerwerte hochgerechnet. Der Stromverbrauch wurde ebenfalls auf Basis der vorliegenden Konzessionsabgabemengen in Verbindung mit den Verbräuchen in den weiteren Sektoren ermittelt.

Grundlage für die Berechnung der Energie- und CO2e-Bilanz der privaten Haushalte in der Verbandsgemeinde Hachenburg bildet der für das Klimaschutzkonzept erstellte Wärmeatlas (siehe Anhang zum Bericht). Der Grundgedanke ist hierbei die Differenzierung des Wohngebäu- debestands nach energierelevanten Kriterien. Einerseits wird nach der Gebäudeart z. B. Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienhaus und an- dererseits nach der Baualtersklasse z. B. „1958 bis 1968“ oder „nach 1995“ unterschieden. Die Gebäudealtersklasse wurde mithilfe von historischen Topografischen Karten bestimmt. (Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation RLP, 2015): Die Bestimmung der Gebäudeart wurde mithilfe von Laserbefliegungsdaten (Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation 2 RLP, 2015) ermittelt. Anhand der Geometrie konnte dann die Gebäudeart bestimmt werden.

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Für jeden Gebäudetyp, der durch Art und Baualter charakterisiert ist, wird aus einer Gebäude- Typologie der auf die Wohnfläche bezogene Endenergieverbrauch zur Raumheizung herangezo- gen, um den Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung der Wohngebäude statistisch zu be- stimmen. In den Kennwerten ist berücksichtigt, dass im Durchschnitt die Wohngebäude durch Teilsanierungen einen besseren Wärmedämmstandard als im Ursprungszustand aufweisen. Nach den oben beschriebenen Schritten konnte ein Wärmeatlas für die Verbandsgemeinde Hachenburg erstellt werden. Dadurch kann neben einer rein statistischen Auswertung der Wärmeverbrauch geografisch dargestellt werden. Dadurch können Gebiete identifiziert werden in denen ein besonders hoher Energieverbrauch besteht. Die Wärmekarte in Abbildung 3-5 wurde aus dem Wärmeatlas exportiert und zeigt die Verteilung des Wärmeverbrauchs am Bei- spiel der Stadt Hachenburg.

Abbildung 3-5 Wärmekarte – Wärmedichte Stadt Hachenburg, absoluter Verbrauch in Raster (1 ha pro Zelle) (Datengrundlage (Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation 1 RLP, 2015))

Die statistische Auswertung der Gebäudetypen zeigt, dass größtenteils Einfamilienhäuser (56 %) in der Wohnbebauung im Untersuchungsgebiet vorzufinden sind. Bei 34 % der Wohn- gebäude handelt es sich um Mehrfamilienhäuser. Rund 7 % sind Reihenhäuser und ca. 2 % sind den Geschossmehrfamilienhäuser einzuordnen. Mit ca. 41 % ist ein Großteil der Wohngebäude dem Baujahr vor einschließlich 1957 zuzuord- nen, und damit vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Diese Gebäudealtersklasse hat einen Anteil am Wärmeverbrauch der Wohngebäude von rund 48 %. Den zweitgrößten Anteil mit 21 % stellen die Wohngebäude, die zwischen 1979 und 1994 errichtet wurden. Diese Gebäude- 41

altersklasse hat einen Anteil von ca. 20 % am gesamten Wärmeverbrauch der Wohngebäude. Rund 14 % der Wohngebäude wurden ab 1995 gebaut und entsprechen mindestens dem ener- getischen Standard der 3. Wärmeschutzverordnung. Der Anteil am Gesamtwärmeverbrauch dieser Wohngebäudealtersklasse liegt bei rund 11 %.

Abbildung 3-6 Auswertung Wärmeverbrauch nach Wohnbaustruktur im Untersuchungsgebiet

Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte in der VG Hachenburg beläuft sich auf rund

235.000 MWhf/a. Hierdurch bedingt werden jährlich CO2e-Emissionen in Höhe von 76.400 Ton- nen verursacht. Nachfolgende Tabelle listet den Energieverbrauch der einzelnen Energieträger sowie die ent- sprechenden CO2e-Emissionen auf.

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Tabelle 3-3 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, private Haushalte in der Verbandsgemeinde Hachenburg

Verbandsgemeinde Hachenburg Private Haushalte Energie- und CO2e-Bilanz nach Energieträger, 2014

Energieträger Endenergie CO2e-Emission

[MWhf/a] [t CO2e/a] Erdgas 45.600 10.800

Erdgas-KWK 2.100 500 Heizöl 148.400 47.500 Pellets 1.800 40

Scheitholz 1.400 30 Solarthermie 2.000 60 Strom Speicherheizungen 100 70

Strom TWW 4.500 2.600 Strom (Allgemeine Aufwendungen) 29.500 14.800

Summe Verbrauch (gerundet) 235.000 76.400

Den bei weitem größten Anteil am Endenergieverbrauch der privaten Haushalte hat Heizöl mit rund 63 %. Auf Erdgas entfällt noch ein Anteil (zusammen mit KWK-Anlagen) von insgesamt ca. 20 %. Der vergleichsweise geringe Anteil von Erdgas am Gesamtendenergieverbrauch der Haushalte ist darauf zurückzuführen, dass 10 der 33 Ortsgemeinden der VG Hachenburg ans Erdgasnetz angeschlossen sind. Der Anteil von Strom für allgemeine Aufwendungen macht ca. 13 % des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte aus. Auf Strom für Trinkwarmwasser entfallen rund 2 % des Endener- gieverbrauchs. Regenerative Energieträgern wie z. B. Pellets, Scheitholz sowie die Nutzung von solarer Wärme haben nur einen marginalen Anteil am derzeitigen Endenergieverbrauch der pri- vaten Haushalte in der VG Hachenburg (vgl. Abbildung 3-7).

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Abbildung 3-7 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, private Haushalte

Analog zum Endenergieverbrauch hat Heizöl an den energieverbrauchsbedingten CO2e- Emissionen mit rund 62 % ebenfalls den größten Anteil. Aufgrund der hohen Emissionen je ver- brauchter kWh hat Strom einen höheren Anteil an den CO2e-Emissionen mit insgesamt rund 19 % im Vergleich zum Anteil am Endenergieverbrauch. Strom für weitere Aufwendungen (Trink- warmwasser) kommt auf einen Anteil von rund 3 %. Erdgas (inklusive KWK-Anlagen) hat einen

Anteil von rund 15 % an den energiebedingten CO2e-Emissionen der privaten Haushalte. Unter Sonstige sind die Energieträger zusammengefasst deren Anteil < 1 ist. Hierunter fallen insbe- sondere die erneuerbaren Energieträger (Pellets, Scheitholz, Solarthermie, Umweltwärme) so- wie weitere Stromanwendungen (Wärmepumpen, Stromspeicherheizungen) (vgl. Abbildung 3-8).

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Abbildung 3-8 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, private Haushalte

3.4 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz öffentliche Einrichtungen Bei der Bilanzierung der kommunalen Liegenschaften werden jene Gebäude im Untersuchungs- gebiet berücksichtigt, die sich in Trägerschaft der Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden be- finden. Datengrundlage für die Bilanzierung bilden die von der Verwaltung gelieferten Daten aus Energieverbrauchsabrechnungen zu den eigenen Liegenschaften. Zur Bewertung des spezi- fischen Verbrauchs sind die Vergleichskennwerte nach (BMVBS, 2009 ) herangezogen, die auch in Energieverbrauchsausweisen verwendet werden. Beispielhaft ist in der nachstehenden Abbil- dung 3-9 die Auswertung zum Wärmeverbrauch der Kindertagesstätten dargestellt. Entspre- chende Grafiken zu den Liegenschaften anderer Nutzungsarten befinden sich im Anhang des Berichtes.

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Abbildung 3-9 Auswertung Verbrauchskennwerte Wärmeversorgung Kindertagesstätten VG Hachenburg

In der folgenden Grafik (vgl. Abbildung 3-10) ist für die im Rahmen des Konzeptes betrachteten kommunale Liegenschaft in der Verbandsgemeinde Hachenburg zur Wärmeversorgung der flä- chenspezifische Endenergieverbrauch über den absoluten Jahresendenergieverbrauch aufgetra- gen. Es handelt sich dabei Werte, die einer Außentemperaturbereinigung unterzogen wurden. Die eingezeichneten türkisfarbenen Linien zeigen den absoluten und spezifischen Verbrauchs- mittelwert aller bilanzierten Liegenschaften an. Dies ermöglicht eine erste Bewertung der Lie- genschaften hinsichtlich ihres Energieverbrauchs und gibt Hinweise, in welchen Gebäuden Handlungsbedarf zur Reduzierung des Energieverbrauchs besteht. Einen hohen absoluten und flächenspezifischen Heizenergieverbrauch weisen u. a. das Verwal- tungsgebäude der Verbandsgemeinde, mehrere Sporthallen (Müschenbach, Alpenrod) sowie mehrere Gebäude von Grundschulen in den Ortsgemeinden , Alpenrod, Hachenburg sowie das Kinderhaus in Hachenburg auf. Diese Gebäude sollten Priorität bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Heizenergieeinsparung genießen. Diese Gebäude verursachen u. a. hohe lau- fende Verbrauchskosten, die auf der Nutzung und dem vorhandenen Energiestandard beruhen. Des Weiteren gibt es einige Bildungseinrichtungen die einen geringen absoluten jedoch hohen flächenspezifischen Verbrauch aufweisen (Feld oben links). Hier sind eher geringere Einsparpo- tenziale zu erwarten. Bei einigen Liegenschaften liegen nutzungsbedingt geringe absolute und flächenspezifische Ver- brauchswerte vor (Feld unten links).

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Abbildung 3-10 Auswertung Endenergieverbrauch Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften in der VG Hachenburg

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Analog zum Wärmeverbrauch wird für jedes Gebäude der flächenspezifische Jahresstromver- brauch in kWh/(m²a) ermittelt. Zur Bewertung des spezifischen Stromverbrauchs werden auch hier die Vergleichskennwerte nach (BMVBS, 2009 b) herangezogen, die auch in Energiever- brauchsausweisen verwendet werden. Als Beispiel ist in der nachfolgenden Abbildung 3-11 die Auswertung zu den Kindertagesstätten dargestellt. Die Grafiken zum Stromverbrauch aller öf- fentlichen Gebäude in der Verbandsgemeinde Hachenburg sind dem Anhang zu entnehmen. Es wird ersichtlich, dass einige Kindertagesstätten in Bezug auf den, für die jeweilige Nutzung typischen Verbrauchskennwert hohe spezifische Stromverbräuche aufweisen.

Abbildung 3-11 Auswertung Verbrauchskennwerte Stromversorgung Kindertagesstätten VG Hachenburg

In Abbildung 3-12 sind als Übersicht zunächst der flächenspezifische Stromverbrauch sowie der absolute Jahresstromverbrauch aller öffentlichen Liegenschaften dargestellt. .

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Abbildung 3-12 Auswertung Endenergieverbrauch Stromversorgung der kommunalen Liegenschaften in VG Hachenburg

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Wie bereits in den Punkt-Grafiken zum Wärmeverbrauch, sind auch in der Punkt-Grafik zum Stromverbrauch Linien eingezeichnet, die den Durchschnittsverbrauch aller bilanzierten Liegen- schaften kennzeichnen. Auffällig hoch ist der spezifische Stromverbrauch bei einigen Kindertagesstätten. Dies betrifft insbesondere das Kinderhaus in Hachenburg. Hier liegt der absolute Stromverbrauch bei rund

32.000 kWhel/a bei einem flächenspezifischen Stromverbrauch von 27 kWhel/(m²a). Weitere Liegenschaften sind die Kindertagesstätten in Mörsbach, Müschenbach und Alpenrod. Des Wei- teren weisen die Sporthallen in den Ortsgemeinden Müschenbach und Alpenrod hohe absolute und flächenspezifische Verbrauchswerte auf. Das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde

Hachenburg weist ebenfalls einen hohen absoluten Stromverbrauch mit rund 54.000 kWhel/a auf. Bei Gebäuden, die einen niedrigeren absoluten Stromverbrauch bei gleichzeitig hohem spe- zifischem Verbrauch aufweisen, ist mit einem geringeren Einsparpotenzial zu rechnen. Deswe- gen sollten vorrangig die Gebäude im „Feld oben rechts“ und im zweiten Schritt die Gebäude im „Feld oben links“ näher untersucht werden. Viele Liegenschaften liegen im Quadranten unten links. In diesen Liegenschaften sind nur ge- ringe Einsparpotenziale zu erwarten.

Der Endenergieverbrauch zur Wärmebereitstellung in den kommunalen Liegenschaften im Un- tersuchungsgebiet beläuft sich auf insgesamt rund 13.000 MWhf/a, die durch den Energiever- brauch zur Wärmebereitstellung verursachten CO2e-Emissionen betragen in der Summe ca. 3.000 t/a. Der Endenergieverbrauch für Strom in den kommunalen Liegenschaften liegt bei 400

MWhf/a und verursacht damit rund 100 t CO2 im Jahr. Im Bereich der kommunalen Infrastruk- tur (Einrichtungen der Ver- und Entsorgung, Straßenbeleuchtung) beläuft sich der Endenergie- verbrauch für Strom auf rund 3.700 MWhf/a. Die damit verbundenen CO2e-Emissionen liegen bei rund 1.900 t CO2e/a (vgl. Tabelle 3-4).

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Tabelle 3-4 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Kommunale Einrichtungen in der Verbandsgemeinde Hachenburg

Verbandsgemeinde Hachenburg Kommunale Einrichtungen Energie- und CO2e- Bilanz nach Energieträger, 2014

Energieträger Endenergie CO2e-Emission [t

[MWhf/a] CO2e/a] Erdgas 2.300 300 Erdgas-KWK 800 300 Heizöl 900 300

Klärgas 900 0 Holzhackschnitzel-Nah/Fernwärme 3.900 70 Strom Klimakälte 90 40

Strom Allgemeine Aufwendungen 400 100 Strom Kommunale Infrastruktur 3.700 1.900

Summe Verbrauch 13.000 3.000 (Werte gerundet)

Der Energieträger Erdgas hat einen Anteil von 17,3 % am Endenergieverbrauch der öffentlichen Liegenschaften; 33 % werden durch das biomassebasierte Nahwärmenetz mit dem Hauptener- gieträger Holzhackschnitzel eingesetzt. Rund 5,8 % beträgt der Anteil von Erdgas-KWK Anla- gen, die ihre Wärme ins Nahwärmenetz einspeisen. Heizöl macht einen Anteil von rund 6 % aus. Die für die Beheizung des Faulturms und Betriebsgebäude erzeugte Wärme durch das BHKW auf der Kläranlage macht einen Anteil von rund 6,8 % aus. Elektrischer Strom hat einen Anteil von insgesamt 31,0 % am Endenergieverbrauch; 28,6 % für die kommunale Infrastruktur, 2,0 % für allgemeine Aufwendungen sowie 0,7 % für Kälteerzeu- gung (vgl. Abbildung 3-13).

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Abbildung 3-13 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, kommunale Einrichtungen

Aufgrund des schlechteren spezifischen Emissionskennwerts von elektrischem Strom verglichen mit den übrigen eingesetzten Energieträgern hat der Stromverbrauch mit insgesamt 68,7 % den größten Anteil an den energieverbrauchsbedingten Emissionen der öffentlichen Liegen- schaften der VG Hachenburg . Der Erdgasverbrauch hat einen Anteil von 9,2 %l an den CO2e- Emissionen, Erdgas-KWK Anlagen (10,8 %) sowie Heizöl mit 8, 3 %. Auf die Nutzung von Nah- wärme mit Holzhackschnitzel fällt noch ein Anteil von 2,6 % (vgl. Abbildung 3-14).

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Abbildung 3-14 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, kommunale Einrichtungen

Nachstehende Abbildung 3-15 zeigt den Anteil der kommunalen Infrastruktur am Energiever- brauch der kommunalen Einrichtungen.

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Abbildung 3-15 Verteilung des Endenergieverbrauchs auf die kommunalen Handlungsfelder

3.5 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie Der Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie der Verbandsgemeinde Hachen- burg hat einen Endenergieverbrauch von rund 168.600 MWhf/a und verursacht dadurch rund

60.400 t CO2e pro Jahr (vgl. Tabelle 3-5).

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Tabelle 3-5 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Werte gerundet)

Verbandsgemeinde Hachenburg GHDI Energie- und CO2e-Bilanz nach Energieträger, 2014

Endenergie CO2e-Emission

[MWhf/a] [t CO2e/a] Erdgas 2.700 200 Erdgas-KWK 2.300 600

Heizöl 109.400 35.000 Pellets 4.000 100 Scheitholz 1.300 30

Strom Wärme 7.100 3.500 Strom Kälte 5.900 3.000 Strom (Allgemeine Aufwendungen) 35.900 18.000

Summe Verbrauch 168.600 60.400 (Werte gerundet)

Den bei Weitem größten Anteil am Endenergieverbrauch des GHD+I-Sektors hat der Heizölver- brauch für die Wärmeversorgung von rund 65 %. Der Stromverbrauch für allgemeine Aufwen- dungen hat ebenfalls einen hohen Anteil mit rund 29 %; 21 % für allgemeine Aufwendung so- wie ca. 4 % für Stromwärme und 4 % für die Kälteerzeugung. Der Anteil an Erdgas zur Wärme- versorgung im GHD+I Sektor ist mit rund 3 % gering. Holzpellets und Scheitholz spielen mit einem Anteil von rund 2 % bzw. ca. 1 % keine nennenswerte Rolle bei der Energieversorgung des GHD+I-Sektors (vgl. Abbildung 3-16).

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Abbildung 3-16 Verteilung Endenergieverbrauch nach Energieträger, GHD+I

Analog zum Energieverbrauch hat auch Heizöl den größten Anteil an den energie- verbrauchsbedingten CO2e-Emissionen im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und In- dustrie mit rund 58 %. Aufgrund der höheren spezifischen CO2e-Emissionskennwerte je ver- brauchter Kilowattstunde Strom, ist der Anteil von Strom an den CO2e-Emissionenauf rund 41 % gestiegen im Vergleich zum Anteil am Endenergieverbrauch. Davon entfallen rund 30 % auf Strom für allg. Aufwendungen, Strom für die Wärmeversorgung ca. 6 % und Strom für die Kälteversorgung ca. 5 %. (vgl. Abbildung 3-17).

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Abbildung 3-17 Verteilung CO2e-Emissionen nach Energieträger, GHD+I

3.6 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Verkehr

Die Berechnung der Energie- und CO2e-Bilanz für den Sektor Verkehr basiert auf Daten des Statistischen Landesamtes zum Fahrzeugbestand in der VG Hachenburg. Eine genaue Auf- schlüsselung der Fahrzeuge nach Kfz-Art (z. B. LKW, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, Zugma- schinen, etc.) lagen nicht vor, sodass zusätzlich Annahmen aus Studien zur Verteilung der Fahr- zeuge nach Antriebsarten nach Gemeindegröße herangezogen wurden. Des Weiteren wurden Erfahrungswerte aus eigenen Studien berücksichtigt. PKW-Pendlerverkehre wurden in die Be- trachtung nicht mit aufgenommen.1 Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge in der VG Hachenburg beläuft sich auf insgesamt rund 18.845 Fahrzeuge, darunter 14.911 PKW, was einen Anteil von rund 79 % entspricht. In der nachstehenden sind der Energieverbrauch und die durch den Betrieb der in der VG Hachenburg zugelassenen Fahrzeuge verursachten CO2e-Emissionen entsprechend der ver- schiedenen Antriebsarten aufgegliedert. Der Endenergieverbrauch der rund 18.850 Fahrzeuge beträgt ca. 268.100 MWhf/a, wodurch energieverbrauchsbedingte CO2e-Emissione von rund

98.700 t CO2e/a anfallen (vgl. Tabelle 3-6).

1 Detaillierte Untersuchungen für den Bereich Verkehr/Mobilität bieten sich für Kommunen im Rahmen der Erstellung von Klimaschutzteilkonzepten zur Klimafreundlichen Mobilität im Rahmen des Förderpro- gramms der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMUB an.

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Tabelle 3-6 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Verkehr nach Antriebsarten in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Werte gerundet) Verbandsgemeinde Hachenburg Verkehr Gesamtbilanz nach Antriebsart, 2014

Antriebsart Endenergie [MWhf/a] CO2e-Emission [t CO2e/a]

Benzin 84.100 30.400 Diesel 182.700 67.900

Flüssiggas 90 30 Benzin/LPG/CNG 1.100 300 Elektro/Benzin 80 30

Summe Verbrauch 268.100 98.700

Den größten Anteil am Endenergieverbrauch in der VG Hachenburg nehmen die dieselbetriebe- nen Fahrzeuge ein mit rund 69 % ein. Auf die Fahrzeuge mit Benzinantrieb entfällt ein Anteil von rund 30 %. Fahrzeuge mit Hybridantrieben, Flüssiggas haben nur einen marginalen Anteil von < 1 %.

3.6.1 Energie- und CO2e-Bilanz Kommunaler Fuhrpark Der Fuhrpark der VGW, Verbandsgemeinde und Stadt Hachenburg verfügt insgesamt über 9 dieselbetriebene Fahrzeuge. Im Jahr 2015 erfolgte mit dem Audi A 3 die Anschaffung eines Plug-in Hybridfahrzeugs als Ergänzung des Fuhrparks der Verbandsgemeindewerke Hachen- burg. Hiermit sollen insbesondere die Kurzstrecken elektrisch zurückgelegt werden. Dieses Fahrzeug ist in der Bilanzierung noch nicht enthalten. Der Endenergieverbrauch der kommunalen Fahrzeuge beläuft sich insgesamt auf rund 50

MWhf/a. Der nutzungsbedingte CO2e-Ausstoß beläuft sich auf rund 16 t CO2e/a (vgl. Tabelle 3-7).

Tabelle 3-7 Energie- und CO2e-Emissionsbilanz Kommunaler Fuhrpark nach Antriebsarten VG Hachenburg Verbandsgemeinde Hachenburg Kommunaler Fuhrpark Gesamtbilanz nach An- triebsart, 2014

Antriebsart Endenergie [MWhf/a] CO2e-Emission [t CO2e/a]

Diesel 46 16

Summe Verbrauch 46 16

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3.7 Stromerzeugung in der Verbandsgemeinde Hachenburg In der Verbandsgemeinde Hachenburg wird bereits ein großer Anteil an Flächen für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt. So bestehen derzeit im Verbandsgemeindegebiet insgesamt 27 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 42 MW. Deren Stromerzeugung im Jahr

2014 beziffert sich auf ca. 64.300 MWhel/a. Als Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) sind mit Erdgas und Klärgas betriebene Blockheiz- kraftwerke (BHKW) vertreten, deren Daten seitens des Bundesamtes für Wirtschaft und Aus- fuhrkontrolle (BAFA) sowie der Verbandsgemeindewerke Hachenburg bereitgestellt werden. Demnach waren bis zum Jahr 2014 insgesamt 37 BHKW mit einer elektrischen Leistung zwi- schen 5,2 kWel und 112 kWel und einer Gesamtleistung von rund 570 kWel installiert. Deren

Stromproduktion beziffert sich auf ca. 2.800 MWhel/a. Des Weiteren befinden sich in der Verbandsgemeinde Hachenburg zahlreiche Photovoltaikanla- gen, zu deren Stromerzeugung ebenfalls die Amprion GmbH Daten veröffentlicht, welche auf der Webseite www.energymap.info der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) einge- sehen werden können. Die Gesamtleistung der bis zum Jahr 2014 installierten Photovoltaikanla- gen beträgt rund 9.100 kWp. Die Stromerzeugung der Photovoltaikanlagen betrug im Jahr 2014 ca. 5.700 MWhel. Im Jahr 2015 ist eine große PV-Freiflächenanlage vor den Toren Hachenburgs mit einer Nennleistung von 8,5 MW in Betrieb gegangen. Diese ist in der Bilanzierung des Kli- maschutzkonzepts nicht berücksichtigt. Darüber hinaus werden an fünf Mühlenstandorten mit Wasserkraft Strom erzeugt. Die jährliche

Stromproduktion im Jahr 2014 liegt ca. bei 500 MWhel/a. Insgesamt wurden durch Windenergie-, KWK-, Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen im Bilanz- jahr 2014 in der Verbandsgemeinde Hachenburg ca. 73.300 MWhf/a Strom erzeugt. Auch durch regenerative Stromerzeugung werden CO2e-Emissionen freigesetzt, da in der Vorkette für die Produktion der Anlagenkomponenten sowie für deren Transport Energie aufgewendet werden muss. Bezogen auf die Stromproduktion in Kraftwerken, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, sind die durch Wind, PV-Strom, KWK-Stromproduktion sowie Strom aus Wasserkraft entstehenden Emissionen je kWh jedoch wesentlich geringer (vgl.

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Tabelle 3-8).

Demgegenüber werden also CO2e-Emissionen eingespart. Die so im Verbandsgemeindegebiet durch die Windenergie, KWK, Photovoltaik und Wasserkraft erzeugten Strommengen eingespar- ten CO2e-Emissionen belaufen sich im Bilanzjahr 2012 auf insgesamt rund 61.300 t/a.

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Tabelle 3-8 Energie und CO2e-Bilanz der stromerzeugenden Anlagen in der Verbandsgemeinde Hachen- burg

Verbandsgemeinde Hachenburg Energie- und CO2e-Bilanz der Stromerzeugung, 2014

Energieträger Stromerzeugung Vermiedene CO2e-Emission

[MWhf/a] [t CO2e/a] Wasserkraft 500 -400 Windenergie 64.300 -54.900 Solarenergie 5.700 -4.600 Klärgas 300 -300 Erdgas-KWK 2.500 -1.100 Summe Stromerzeugung 73.300 -61.300

3.8 Kostenbilanz Nachstehende Abbildung gibt eine Abschätzung der finanziellen Aufwendungen in der Ver- bandsgemeinde Hachenburg für die drei Hauptenergieträger Erdgas, Heizöl und Strom. Sie lie- gen in der Verbandsgemeinde Hachenburg im Jahr 2014 bei rund 46 Mio. €. Der Großteil der aufgewendeten Kosten ist dabei dem Heizölverbrauch zuzuschreiben, welche mit rund 23 Mio. € rund die die Hälfte der Kosten ausmacht, gefolgt von Kosten für die Aufwendung von Strom mit rund 19 Mio. €. Die Energiekosten für Erdgas belaufen sich auf rund 4 Mio. €. Diese Finanzmittel fließen zum Großteil aus der Region ab. Dem stehen Potenziale für die Ener- gieeinsparung und die Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien und Kraft- Wärme-Kopplung gegenüber. Bei Aktivierung der Potenziale können Teile dieser Aufwendungen durch die getätigten Investitionen und die damit verbundenen Wertschöpfungseffekte in der Region gehalten werden.

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Abbildung 3-18 Energiekosten der VG Hachenburg 2014

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4 Potenziale Energieeinsparung und Energieeffizienz Für die Umsetzung kommunaler Klimaschutz(teil)konzepte spielen Einsparpotenziale eine be- deutende Rolle. Eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien (ergänzt um KWK und weitere Effizienztechnologien) setzt einen vergleichsweisen hohen Flächenbedarf, der mit Eingriffen in Naturhaushalt und Landschaft verbunden sein kann, voraus. Besonders wichtig für die Energie- versorgung der Zukunft ist es daher, den Energieverbrauch deutlich zu verringern, um einen natur-, mensch- und landschaftsverträglichen Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien ge- währleisten zu können.

Für jeden Sektor (private Haushalte, kommunale Einrichtungen, Gewerbe/Handel/ Dienstleistung (GHD) und Industrie) werden Szenarien erstellt, die mittel- und langfristige Ent- wicklungspfade des Wärme- und Stromverbrauchs aufzeigen. Für jedes Handlungsfeld werden weniger (Trend) und/oder mehr (Klimaschutzszenario) anspruchsvolle Entwicklungspfade dar- gestellt. Die Szenarien werden anhand von Zahlen aus Studien, die mit vergleichbaren Klimaschutz- zielsetzungen erstellt worden sind, in Verbindung mit jeweils regionalen Daten (Gebäudestatis- tik, branchenspezifische Daten beim Gewerbe, etc.) entwickelt. Den Entwicklungspfaden werden jeweils die wirtschaftlichen und technischen Potenziale gegen- übergestellt. Die Potenziale werden über den Zeithorizont statisch dargestellt (Bilanzjahr2014) da mittel- und insbesondere langfristige Projektionen mit verschiedenen Wahrscheinlichkeiten (energiepolitische, umweltpolitische, technische Entwicklungen, Wirtschaftsentwicklung, etc.) behaftet sind.

4.1 Einsparpotenzial Wärme Private Haushalte (Teilkonzept Integrierte Wärme- nutzung)

Die Potenzialanalyse zur Energie- und CO2e-Einsparung des Wohngebäudebestands der Ver- bandsgemeinde Hachenburg erfolgt auf der Basis der Ergebnisse aus der Energie- und CO2e- Bilanz. Es wird sowohl das technische als auch das wirtschaftliche Einsparpotenzial ausgewie- sen.

Für die Berechnung des Energie- und CO2e-Einsparpotenzials in der Wärmeversorgung der pri- vaten Haushalte werden die in einer GIS-Analyse identifizierten, Gebäudetypen vor und nach einer energetischen Sanierung betrachtet. Die Maßnahmen der energetischen Sanierung der Gebäudehülle orientieren sich an den technischen Mindestanforderungen des Förderprogramms „Energieeffizient Sanieren“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, 2014). Das Energie- und

CO2e-Einsparpotenzial bei Umsetzung aller Sanierungsmaßnahmen wird als technisches Ein- sparpotenzial bezeichnet. Hinsichtlich der Modernisierung der Anlagentechnik wird davon aus- gegangen, dass im Bestand ein Niedertemperaturkessel aus den 80/90er Jahren vorhanden ist und dieser gegen einen Brennwertkessel ausgetauscht wird bei gleichzeitiger Modernisierung der Wärmeverteilung und -übergabe (Dämmung der Rohrleitungen gemäß Anforderungen der Energieeinsparverordnung, Austausch der Thermostatventile etc.). In einem weiteren Schritt werden die Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit bewertet. Dazu wird eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in rechnerische Nut-

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zungsdauer von 30 Jahren für die Gebäudehülle und 20 Jahre für die Anlagentechnik durchge- führt, um unter Berücksichtigung einer Energiepreisänderung die dynamische Amortisation und die Kosten pro eingesparter Kilowattstunde zu bestimmen. Liegt die dynamische Amortisation innerhalb der rechnerischen Nutzungsdauer von 30 bzw. 20 Jahren, ist die Sanierungsmaßnah- me als wirtschaftlich zu bezeichnen.

Das Energie- und CO2e-Einsparpotenzial bei Umsetzung aller wirtschaftlichen Sanierungsmaß- nahmen wird als wirtschaftliches Einsparpotenzial bezeichnet. Berücksichtigung findet auch die Tatsache, dass Gebäude beziehungsweise Gebäudeteile in der Vergangenheit bereits saniert wurden und in absehbarer Zeit vermutlich nicht noch einmal energetisch modernisiert werden. Dazu werden die Ergebnisse der Studie „Datenbasis Gebäu- debestand – Datenerhebung zur energetischen Qualität und zu den Modernisierungstrends im deutschen Wohngebäudebestand“ herangezogen und auf den Gebäudebestand der Verbands- gemeinde Hachenburg übertragen (IWU, 2010). Aus dieser Studie können Werte für nachträglich gedämmte Bauteilflächen und die verwendeten Dämmstoffdicken für Gebäude, die bis 1978 und ab 1979 errichtet wurden, entnommen wer- den. In Tabelle 4-1 ist eine Übersicht über die nachträglich gedämmten Bauteilflächen gegeben:

Tabelle 4-1 Anteil der nachträglich gedämmten beziehungsweise erneuerter Bauteilflächen nach (IWU, 2010) Oberste Keller- Baujahr Außenwand Fenster Dachschräge Geschoss- decke decke bis 1978 20 % 38 % 47 % 47 % 10 % nach 1979 4 % 41 % 11 % 11 % 2 %

Dementsprechend sind bei Gebäuden, die bis 1978 errichtet wurden, im Mittel 20 % der Au- ßenwandfläche gedämmt und 38 % der Fensterflächen erneuert. Die Tabelle verdeutlicht, dass besonders Fenster, Dachschrägen und die oberste Geschossdecke bereits energetisch modernisiert wurden. Da davon auszugehen ist, dass die Bauteile der Ge- bäude, die erst nach 1995 entstanden sind, bis zum heutigen Zeitpunkt nur im Einzelfall erneu- ert wurden, werden für diese keine Sanierungsmaßnahmen berücksichtigt.

Die Berechnung des Einsparpotenzials der privaten Haushalte in der Verbandsgemeinde Hachenburg erfolgt in Anlehnung an das vereinfachte Verfahren zur Ermittlung des Jahres- Heizwärmebedarfs nach der (EnEV, 2014) in Verbindung mit DIN 4108-6, DIN V 4701-10 und den Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand (BMVBS, 2009). Hierbei werden die Verluste (Transmissions-, Wärmebrücken-, Lüftungswärmeverluste) und Gewinne (intern und solare Wärmegewinne) der Baustruktur im Ist-Zustand und in dem modernisierten Zustand ermittelt. Die prozentuale Einsparung, die sich dabei durch technische sowie wirtschaftliche Modernisierungsmaßnahmen einstellt, wird anschließend auf das Ergebnis der Ist-Bilanz aus Kapitel 3.3 übertragen. Damit liegt das Einsparpotenzial des Endenergiever- brauchs zur Wärmeversorgung der privaten Haushalte vor.

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Technisches Einsparpotenzial Wärme private Haushalte Das technische Einsparpotenzial in der Wärmeversorgung der privaten Haushalte liegt in der VG

Hachenburg im Mittel bei rund 73 %. Der Endenergieverbrauch könnte von ca. 204.200 MWhf/a um etwa 149.000 MWhf/a auf knapp 55.200 MWhf/a reduziert werden.

Abbildung 4-1 stellt das technische Einsparpotenzial der verschiedenen Baualtersklassen in der

VG Hachenburg dar. Hier kann der Energieverbrauch von ca. 97.500 MWhf/a auf ca.

18.800 MWhf/a reduziert werden. Das liegt zum einen daran, dass der Anteil der Gebäude in dieser Baualtersklasse mit 41 % am höchsten ist und zum anderen daran, dass die älteren Ge- bäude den höchsten spezifischen Wärmeverbrauch haben. Ebenfalls ein hohes Potenzial haben die Gebäude der Baualtersklassen 19.58-1968 und 1969-1978. mit Einsparungen von ca.

16.000 MWhf/a bzw. 17.700 MWhf/a.

Abbildung 4-1 Technisches Einsparpotenzial der privaten Haushalte nach Baualtersklassen in der VG Hachenburg

Wirtschaftliches Einsparpotenzial Wärme private Haushalte Die Energieeinsparmaßnahmen werden hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit bewertet. Nicht jede Maßnahme, die aus technischer Sicht sinnvoll und umsetzbar ist, ist auch wirtschaftlich darstell- bar. Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme erfolgt nach der dynamischen Amor- tisation. Als wirtschaftlich werden Maßnahmen eingeordnet, deren Investitionskosten sich in- nerhalb ihrer rechnerischen Nutzungsdauer von pauschal 30 Jahren für die Modernisierung von Bauteilen der Gebäudehülle durch die Energiekosteneinsparungen dynamisch amortisieren. Da- bei wurde auch unterschieden ob das Gebäude mit Erdgas oder Heizöl beheizt wird. Durch die unterschiedlichen Kosten der Energieträger ergeben sich auch teilweise unterschiedliche Amor-

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tisationszeiten der der verschiedenen Sanierungsmaßnahmen. Die nachstehende Tabelle 4-2 und Tabelle 4-3 zeigen die Amortisationszeiten der untersuchten Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle bei Erdgas und Heizöl als Energieträger.

Tabelle 4-2 Übersicht über die dynamische Amortisationszeit der Mehrinvestition für Energieeinsparmaß- nahmen bei Energieträger Erdgas Außenwand Fenster Dachschräge OGD Kellerdecke EFH bis 1957 14 28 8 13 18 EFH 1958-1968 16 30 11 15 20 EFH 1969 - 1978 17 30 15 19 24 EFH 1979 - 1994 26 35 22 21 21 EFH 1995 bis heute 31 65 38 29 23 RH bis 1957 14 28 8 9 17 RH 1958-1968 15 30 11 15 25 RH 1969 - 1978 19 30 17 22 20 RH 1979 - 1994 27 30 22 18 35 RH 1995 bis heute 36 41 35 29 19 MFH bis 1957 14 31 8 11 21 MFH 1958-1968 16 34 11 14 21 MFH 1969 - 1978 17 34 16 19 22 MFH 1979 - 1994 29 34 21 21 26 MFH 1995 bis heute 35 47 47 29 24 GMFH bis 1957 14 30 8 12 17 GMFH 1958-1968 16 32 11 15 21 GMFH 1969 - 1978 18 31 16 19 22 GMFH 1979 - 1994 27 34 21 21 27 GMFH 1995 bis heute 37 57 58 30 21

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Tabelle 4-3 Übersicht über die dynamische Amortisationszeit der Mehrinvestition für Energieeinsparmaß- nahmen bei Energieträger Heizöl Oberste Außen- Dach- Keller- Fenster Geschoss- wand schräge decke decke EFH bis 1957 10 18 7 11 12 EFH 1958 - 1978 13 20 11 13 15 EFH 1979 - 1994 17 21 13 14 17 EFH 1995 bis heute 20 30 28 18 14 MFH bis 1957 11 19 6 9 12 MFH 1958 - 1978 12 19 12 13 16 MFH 1979 - 1994 19 22 14 14 20 MFH 1995 bis heute 23 32 32 20 16 RH bis 1957 11 21 7 8 12 RH 1958 - 1978 13 23 12 13 16 RH 1979 - 1994 17 20 13 15 16 RH 1995 bis heute 26 30 26 22 16 GMFH bis 1957 11 21 8 11 15 GMFH 1958 - 1978 13 20 12 13 15 GMFH 1979 - 1994 18 22 14 14 18 GMFH 1995 bis heute 23 33 38 20 15

Vor allem Maßnahmen wie die Dämmung der obersten Geschossdecke, der Kellerdecke und der Dachschräge erweisen sich oftmals als wirtschaftlich. Bei älteren Gebäuden kann auch eine Au- ßenwanddämmung in Betracht gezogen werden, wenn ohnehin Fassadenarbeiten anstehen. Der Austausch von Fenstern ist häufig nicht wirtschaftlich, sofern die Fenster im Bestand noch voll funktionstüchtig und dicht sind. Ein erhöhter Wohnkomfort und die Reduzierung von unkontrol- liertem Luftaustausch sind weitere Argumente, die Fenster zu erneuern. Hinsichtlich der Modernisierung der Anlagentechnik wird davon ausgegangen, dass im Bestand ein Niedertemperaturkessel aus den 80/90er Jahren vorhanden ist und dieser gegen einen Brennwertkessel ausgetauscht wird bei gleichzeitiger Modernisierung der Wärmeverteilung und -übergabe (Dämmung der Rohrleitungen gemäß Anforderungen der Energieeinsparverordnung, Austausch veralteter Ventile etc.). Diese Maßnahme ist in allen betrachteten Gebäudetypen (Baujahr bis 1994) wirtschaftlich.

Das wirtschaftliche Einsparpotenzial liegt im Schnitt bei rund 61 % was etwa 125.300 MWhf/a entspricht. Analog zum technischen Einsparpotenzial liegt das größte wirtschaftliche Potenzial bei der Bau- altersklasse „vor 1957“ hier können ca. 71.100 MWhf/a eingespart werden. Vergleichsweise große Potenziale ergeben sich noch in den Altersklassen „58-68“ (Einsparung ca.

13.600 MWhf/a)und „69-78“ (Einsparung ca. 14.700 MWhf/a). In der neusten Baualtersklasse

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(Gebäude, die nach der 3. Wärmeschutzverordnung 1995 errichtet wurden) sind die wirtschaft- lichen Einsparpotenziale mit rund 24 % am geringsten.

Abbildung 4-2 Wirtschaftliches Einsparpotenzial der privaten Haushalte nach Baualtersklassen in der VG Hachenburg

Abbildung 4-3 gibt nochmal einen Überblick über das Einsparpotenzial für den Wärmeverbrauch in den Privaten Haushalten.

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Abbildung 4-3 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial der privaten Haushalte

4.1.1 Szenarien Wärme Privathaushalte bis 2030 Gemäß der Energiebilanz beträgt der Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung der privaten Haushalte in der VG Hachenburg rund 202.400 MWhf/a. Dies stellt die Ausgangssituation für die Szenarienbetrachtung dar. In Verbindung mit der Potenzialanalyse wird die Energieeinsparung der privaten Haushalte in der VG Hachenburg bis 2030 in Szenarien aufgezeigt. Für die Entwicklung des Endenergiever- brauchs Wärme wird in den Szenarien die „Sanierungsrate“ und die „Sanierungseffizienz“ be- rücksichtigt.

 Sanierungsrate: Die Sanierungsrate gibt an, wie viel Prozent der betrachteten Gebäu- defläche pro Jahr vollsaniert werden, darin sind Teilsanierungen als entsprechende Voll- sanierungsäquivalente berücksichtigt. So werden z. B. bei 1.000 m² Gebäudefläche und einer Sanierungsrate von 1 % pro Jahr 10 m² saniert.  Sanierungseffizienz: Mit der Sanierungseffizienz wird berücksichtigt, dass von Jahr zu Jahr ein besserer Wärmedämmstandard umgesetzt wird. So erreichen Gebäude, die in 2030 vollsaniert werden, einen niedrigeren, flächenspezifischen Verbrauchskennwert als die Gebäude, die in 2020 vollsaniert werden.

Die aktuelle energetische Sanierungsrate wird auf rund 0,75 % geschätzt. In den Klimaschutz- zielen der Bundesregierung (BMWI, 2010) sind 2 % als Sanierungsrate vorgesehen. Die vorher- gehende rheinland-pfälzische Landesregierung (2011-2016) hat sich zum Ziel gesetzt, die Sa- nierungsrate auf 3 % zu erhöhen. Ein aktuelles Ziel des Landes gibt es nicht.

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In den Szenarien ist berücksichtigt, dass der durch eine energetische Modernisierung erreichte, spezifische auf die Wohnfläche bezogene Endenergieverbrauch sanierter Wohngebäude von Jahr zu Jahr sinkt. Dies ist an die Entwicklung in (NABU, 2011) angelehnt. Das bedeutet, dass eine Vollsanierung in 2020 zu einem geringeren flächenspezifischen Endenergieverbrauch führt als eine Vollsanierung in 2015. Die Unterschiede zum Trendszenario liegen im sofortigen Anstieg der Sanierungsrate sowie hö- heren Anforderungen an die Energieeffizienz der Gebäudehülle. Der derzeitige Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung der privaten Haushalte in der Ver- bandsgemeinde Hachenburg würde im Trendszenario nur um rund 13 %, bei einer nahezu Ver- vierfachung der energetischen Sanierungsrate vom 0,75 % auf 3 % bis zum Jahr 2030 um rund 45 % reduziert werden. Das für heute entwickelte wirtschaftliche Potenzial wird bis 2030 bei keinem der dargestellten Szenarien erreicht.

Abbildung 4-4 Entwicklung des Endenergieverbrauchs in der Wärmeversorgung privater Haushalte, Sze- nario bis 2030

4.2 Einsparpotenzial Strom Private Haushalte Neben den Einsparpotenzialen im Wärmebereich wurden Potenziale im Strombereich unter- sucht. Einsparpotenziale beim Strom in privaten Haushalten ergeben sich insbesondere bei Haushaltsgeräten, Heizungspumpen und bei der Beleuchtung. Das Einsparpotenzial bei Haus- haltsgeräten ist im Untersuchungsgebiet nicht zu quantifizieren, da diese insbesondere vom individuellen Nutzerverhalten geprägt sind. Für den Energieträger Strom sind demnach in Haus- halten Einsparungen vor allem bereits durch ein Umdenken im Verhalten der Menschen in Ver-

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bindung mit gering investiven Maßnahmen (z.B. Aufhebung des Stand-by-Betriebes durch ab- schaltbare Stecker leisten), durch Effizienzsteigerung bei Haushaltsgeräten, Erneuerung von Heizungs- und Zirkulationspumpen sowie dem Einsatz effizienterer Beleuchtung möglich. Den technologischen Effizienzgewinnen steht entgegen, dass immer mehr Aggregate Strom verbrauchen (u.a. EDV, Elektroautos, Wärmepumpen, etc.). Derzeit bestehen insbesondere noch Hemmnisse, die die Ausschöpfung der Potenziale von Effi- zienzmaßnahmen beim Stromverbrauch, die eigentlich wirtschaftlich sind, verhindern:  Informationsdefizite beim Kauf, Einsatz und Kennzeichnung energiesparender Geräte  Reale Stromverbräuche sind Verbrauchern nicht genügend präsent (jährliche Stromab- rechnung), Abhilfe durch zeitnahe Verbrauchsabrechnung wäre denkbar aber entspre- chend zeitaufwendig.  Maßnahmen (Stand-by-Verbrauch, Effizienzklassen, etc.) sind i.d.R. bekannt, jedoch Mo- tivation zur Umsetzung gering, Energieeffizienz als Kaufkriterium tritt hinter Preis und Ausstattung zurück Um die Hemmnisse abzubauen, bedarf es entsprechend umfassender und zielgruppen- spezifischer Informationen darüber, wie durch das eigene Verhalten der Stromverbrauch ge- senkt werden kann. Darüber hinaus müssen Einzelhandel und Handwerker ihre entscheidende Funktion und Ver- antwortung als Multiplikator, Berater und Umsetzer von Einsparmaßnahmen erkennen und nut- zen. Ihr Fachwissen regelmäßig zu aktualisieren und in Verkaufsgesprächen offensiv zugunsten Energieeinsparungen einzubringen, sollte selbstverständlich werden.

Die Abschätzung der Bandbreite des Stromeinsparpotenzials in privaten Haushalten wurde an den „Stromspiegel für Deutschland 2014“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit angelehnt (BMUB, 2014). Dieser gibt in Abhängigkeit von der Wohn- art (Ein- und Zweifamilienhaus oder Wohnung in einem Mehrfamilienhaus) und Haushaltsgröße (1 bis mehr als 5 Personen pro Haushalt) zur Orientierung einen Jahresstromverbrauch pro Haushalt an, der in vier Klassen (gering, niedrig, mittel und hoch) aufgeschlüsselt ist. Mit dem minimalen Stromverbrauch ist das Einsparpotenzial gegenüber dem aktuellen Stromverbrauch ermittelt. Vor diesem Hintergrund liegt das Stromeinsparpotenzial der privaten Haushalte in der Ver- bandsgemeinde Hachenburg bei rund 10.800 MWhel/a, was einer Einsparung von ca. 29 % ent- spricht.

Der CO2e-Ausstoß könnte durch entsprechende Maßnahmen um ca. 5.600 t/a reduziert werden, unter Annahme des heutigen Energieträgermixes.

4.2.1 Szenarien Strom Private Haushalte bis 2030 Als Basis für die Szenarienentwicklung dienen die Stromverbrauchswerte aus dem Bilanzjahr 2014. Die Festlegung der Vergleichskennwerte in der zeitlichen Entwicklung erfolgt in Anleh- nung an die Studie (DLR, 2012). Dort ist der Stromverbrauch für den Sektor Haushalte in einem Szenario bis 2050 aufgezeigt, um die im Energiekonzept der Bundesregierung formulierten Stromeinsparungen zu erreichen. Für die Darstellung der Szenarien wird die Kategorie „Kraft und Licht“ ausgewählt. Anhand dieser Werte wird die prozentuale Änderung des Stromver-

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brauchs in den einzelnen Zeitintervallen bis 2030 abgeleitet und für den Sektor Haushalte im Untersuchungsgebiet angewendet. Demnach ergeben sich folgende Reduzierungen des Strom- verbrauchs: • Reduzierung bis 2015 um 2 % • Reduzierung bis 2020 um weitere 2 % • Reduzierung bis 2030 um 8 %

Die Szenarien für die Einsparpotenziale werden mit einer durchschnittlichen Stromverbrauchs- reduzierung von 0,7 % pro Jahr erstellt. In der DLR Studie ist ermittelt, dass in den vergange- nen Jahren die Entwicklung bei nur etwa einem Drittel der erforderlichen Absenkung liegt (DLR 2012, S. 59). Dementsprechend wird in dem Trendszenario eine Stromverbrauchsreduzierung von 0,23 % pro Jahr angesetzt. Die mögliche Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Strom im Sektor Haushalte ist in der nachstehenden Abbildung 4-5 als Trend- und als Klimaschutzszenario dargestellt. Bei Fortschreibung des Trends (entspricht einer Stromverbrauchsreduzierung von 0,23 % pro Jahr) könnte sich für den Sektor Haushalte der Endenergieverbrauch von Strom von derzeit gut 29.700 MWhel/a um knapp 2.900 MWhel/a bis zum Jahr 2030 reduzieren. Bei Annahme des Klimaschutzszenarios (entspricht einer Stromverbrauchsreduzierung von 0,7 % pro Jahr), welche erforderlich ist, um die im Energiekonzept der Bundesregierung formulier- ten Klimaschutzziele zu erreichen, würde sich der Endenergieverbrauch bis zum Jahr 2030 um knapp 5.200 MWhel/a reduzieren.

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Abbildung 4-5 Entwicklung Endenergieverbrauch Strom im Sektor Privathaushalte

4.3 Einsparpotenzial Wärme Kommunale Liegenschaften (Teilkonzept Integrierte Wärmenutzung) Die Potenzialanalyse zur Energieeinsparung der im Rahmen des Konzepts betrachteten Liegen- schaften erfolgt auf Basis der Ergebnisse aus der Energiebilanz. Für die Berechnung des Ener- gieeinsparpotenzials der kommunalen Gebäude in der Verbandsgemeinde Hachenburg werden flächenspezifische Verbrauchskennwerte herangezogen. Basierend auf der in Kapitel 3.4 durchgeführten Bewertung anhand der Vergleichskennwerte für den jeweiligen Gebäudetyp wird zunächst die Abweichung zwischen dem aktuellen, flä- chenspezifischen Endenergieverbrauch und dem jeweiligen gebäudetypischen Vergleichskenn- wert nach EnEV ermittelt. Das Einsparpotenzial wird auf Grundlage einer Studie des DLR (DLR, 2012)bestimmt, wonach bis zum Jahr 2050 alle Gebäude im Mittel einen spezifischen Endenergieverbrauch für Raum- wärme von 25 kWhf/(m²a) erreichen sollen. Diese Schlussfolgerung resultiert aus der Schät- zung, dass ab dem Jahr 2020 die Abrissquoten für Gebäude steigen und daraus resultierend häufiger energieeffizientere Neubauten errichtet werden, die bis 2050 im nahezu Nullenergie- Standard ausgeführt werden. Dabei wird für die Potenzialberechnungen die Entwicklung des Warmwasserverbrauchs als gleichbleibend angenommen und auf den Kennwert aufgeschlagen.

Der witterungsbereinigte Jahresendenergieverbrauch zur Wärmeversorgung des kommunalen Gebäudebestandes in der Verbandsgemeinde Hachenburg beträgt in der Summe ca.

4.500 MWhf/a. Da einige Liegenschaften (z.T. bedingt durch seltene Nutzung) bereits heute

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einen Energieverbrauch zur Wärme- und/oder Stromversorgung aufweisen, der unterhalb der herangezogenen Kennwerte liegt, kann für diese Liegenschaften aktuell kein Einsparpotenzial ausgewiesen werden. Daher wäre, um in der Summe aller Gebäude den heutigen Durch- schnittswert des spezifischen Endenergieverbrauchs für bestehende Nichtwohngebäude gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 zu erreichen, eine Reduzierung von rund 40 % er- forderlich. Die graphische Auswertung der Verbrauchskennwerte der einzelnen Liegenschaften im Vergleich mit ihren gebäudetypischen Vergleichskennwerten können aus dem Anhang ent- nommen werden. Das Einsparpotenzial bezogen auf den Zielwert 2050 in (DLR, 2012) beläuft sich in den kommu- nalen Liegenschaften der Verbandsgemeinde Hachenburg mit ca. 740 MWhf/a auf 83 % des heutigen Endenergieverbrauchs.

Abbildung 4-6 Endenergieeinsparpotenzial zur Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften

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4.3.1 Szenarien Wärme Kommunale Liegenschaften bis 2030 Mit Hilfe der Potenzialanalyse wird die Energieeinsparung der kommunalen Gebäude in der Ver- bandsgemeinde Hachenburg bis zum Jahr 2030 in Szenarien aufgezeigt. Für die Entwicklung des Endenergieverbrauchs zur Wärmeversorgung werden in den Szenarien die „Sanierungsrate“ und die „Sanierungseffizienz“ berücksichtigt.

Der Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung wird in drei Szenarien dargestellt. Das Trendszenario orientiert sich an der aktuellen Sanierungsrate von weniger als 1 % p. a. (BMWI, 2010), das Klimaschutzszenario II wird an die novellierte EU-Richtlinie für Energieeffizienz (EU, 2012), die am 4. Dezember 2012 in Kraft getreten ist und bis Juli 2014 in nationales Recht um- gewandelt werden muss, angelehnt. Das EU-Parlament sah ursprünglich vor, den Geltungsbe- reich der Richtlinie auf alle öffentlichen Gebäude zu beziehen (VDI, 2012). Im Juni 2012 be- schloss das EU-Parlament jedoch, dass die EU-Mitgliedsstaaten ab dem 1. Januar 2014 3 % p. a. der Gesamtfläche aller Zentralregierungsgebäude sanieren müssen (EU, 2012). In der Szena- rienbetrachtung wird die ursprüngliche Intention der EU berücksichtigt, so dass für das Klima- schutzszenario II eine Sanierungsrate von 3 % p. a. angenommen wird. Im Klimaschutzszenario I wird eine Entwicklung angenommen, die etwa in der Mitte zwischen dem Trend und dem ehr- geizigen Klimaschutzszenario II liegt. Ausgehend vom heutigen Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung und der zu Grunde ge- legten Sanierungsrate und –effizienz stellen sich die Szenarien wie folgt in nachstehender Abbil- dung dar

Abbildung 4-7 Entwicklung Endenergieverbrauch Wärme kommunale Liegenschaften im Szenarienvergleich

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Bei keinem der Szenarien würde bis zum Jahr 2030 der durchschnittliche Energieverbrauch in der Summe aller Liegenschaften den Energieverbrauch, der sich bei Sanierung auf das Niveau der Vergleichskennwerte nach EnEV einstellen würde.

4.4 Einsparpotenziale Strom Kommunale Liegenschaften Die Potenzialanalyse zur Stromeinsparung in den Gebäuden in Trägerschaft der Verbandsge- meinde Hachenburg und ihrer Ortsgemeinden erfolgt auf Basis der Ergebnisse aus der Energie- bilanz. Auch hier werden flächenspezifische Verbrauchskennwerte für die Berechnung des Ener- gieeinsparpotenzials herangezogen. Basierend auf der in Kapitel 3 durchgeführten Bewertung anhand der Vergleichskennwerte für den jeweiligen Gebäudetyp werden zunächst die Abwei- chungen zwischen dem aktuellen flächenspezifischen Stromverbrauch und dem jeweiligen ge- bäudetypischen Kennwert entsprechend des EnEV-2014-Niveaus ermittelt. Als verbesserter Standard wird, wie von der DENA (Deutsche Energie-Agentur) empfohlen, ein um 20 % verbesserter Kennwert (Zielwert) gegenüber dem EnEV-Standard angenommen. Das heißt, die Gebäude werden hinsichtlich ihres Stromverbrauchs noch strikter modernisiert, so dass ihr Stromverbrauch im Durchschnitt nur noch 80 % des EnEV-2014-Standards beträgt. Das Einsparpotential ergibt sich dann aus der Differenz zwischen dem tatsächlichen Stromverbrauch und dem über Kennwerte (in kWh je m² Nettogrundfläche) errechneten Verbrauch nach Sanie- rung auf 80 % des EnEV-2014-Niveaus. Einige Liegenschaften weisen bereits heute nutzungsbedingt einen niedrigen spezifischen Stromverbrauch auf als der Vergleichskennwert der EnEV 2014. Das theoretische Einsparpoten- zial bei heutiger Nutzung liegt dort dementsprechend bei null. Je mehr solcher Gebäude mit geringem Verbrauch in die Berechnung einfließen, umso geringer fällt insgesamt das Einsparpo- tential für die Summe aller Gebäude aus. In der nachstehenden Abbildung ist demnach keine Einsparung zu verzeichnen. Bei ehrgeizigerer Sanierung auf ein optimiertes Niveau von 80 % des EnEV-2014-Standards ergibt sich ein Einsparpotenzial von 13 %.

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Abbildung 4-8 Endenergieeinsparpotenzial zur Stromversorgung der kommunalen Liegenschaften

Der Stromverbrauch des kommunalen Gebäudebestandes in der VG Hachenburg beträgt ca.

325 MWhf/a. Mit der stetigen Umsetzung von Modernisierungen auf den Stand der Technik (80 % des Vergleichskennwertes der EnEV 2014) könnte sich der Jahresstromverbrauch auf knapp 280 MWhf/a reduzieren.

4.4.1 Szenarien Strom Kommunale Liegenschaften bis 2030 Die mögliche Entwicklung des Stromverbrauchs wird für mehrere Szenarien dargestellt. Das „Trendszenario“ mit jährlich 0,3 % Verbrauchsreduzierung und das Klimaschutzszenario I mit 0,9 % jährlicher Einsparung ist aus (DLR, 2012) hergeleitet. Mit dem Klimaschutzszenario I wä- re es entsprechend der Berechnungen laut (DLR, 2012) möglich, die im Energiekonzept der Bundesregierung genannte Stromverbrauchsreduzierung zu erreichen, sofern sich die angesetz- te Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Bereich der Annahmen bewegt. Im dritten Szena- rio, dem „Klimaschutzszenario II“ wird eine jährliche Stromverbrauchsreduzierung von 1,2 % angenommen. Mit dem ambitionierten Szenario (Klimaschutzszenario II) kann bis zum Jahr 2030 der Strom- verbrauch der Summe der kommunalen Liegenschaften das Niveau entsprechend des Ver- gleichskennwerts „EnEV 2014“ erreicht werden. Wie in Abbildung 4-9 erkennbar ist, müsste der Stromverbrauch hierfür um rund 14 % gegenüber dem Ist-Zustand reduziert werden. Um einen noch verbesserten Standard wie von der DENA empfohlen zu erreichen, nämlich ein um 20 % verbesserter Kennwert gegenüber dem EnEV 2014-Niveau wäre eine Reduktion des derzeitigen Stromverbrauchs bis 2030 um rund 30 % erforderlich. Dies ließe sich derzeit auch nicht mit dem ehrgeizigen Klimaschutzszenario und einer jährlichen Reduktion um 1,2 % bis zum Jahr 2030 realisieren. 77

Abbildung 4-9 Entwicklung Stromverbrauch (allgemeine Aufwendungen) der kommunalen Liegenschaften im Szenarienvergleich

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4.5 Einsparpotenziale und Szenarien Straßenbeleuchtung Als eine Folge der Energy-related Products (ErP) – Richtlinie, die eine verbesserte Energieeffizi- enz und allgemeine Umweltverträglichkeit von Elektrogeräten zum Ziel hat, werden Quecksil- berdampf-Hochdrucklampen und Natriumdampf-Austauschlampen zukünftig keine CE- Kennzeichnung mehr erhalten, und waren nur noch bis 2015 im Handel erhältlich. Ab 2017 sind unzureichend effiziente Halogenmetalldampflampen nicht mehr verfügbar.

Aufgrund der steigenden Energiepreise sollte bei der Neuanschaffung von Leuchten oder mögli- chen Modernisierungsmaßnahmen neben den Investitionskosten vor allem auf die laufenden Kosten durch Energieverbrauch und Wartung geachtet werden.

Im Zusammenhang mit dem Thema kommunaler Straßenbeleuchtung kommen immer wieder die Verkehrssicherungspflicht und eine sich daraus ableitende Beleuchtungspflicht der Kommu- nen ins Gespräch. Allerdings besteht in Deutschland eine solche allgemeine Beleuchtungspflicht für Kommunen nicht. Ausnahmen bilden einzelne Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg), in denen aus den hier geltenden Verkehrswegegesetzen eine allgemeine Beleuchtungspflicht abgeleitet werden kann. Oftmals wird in Urteilen die Verkehrssicherungspflicht unterschiedlich interpretiert, allerdings wird in der Rechtsprechung bei besonderen Gefahrenstellen eine Be- leuchtungspflicht aus der Verkehrssicherungspflicht abgeleitet. Dies sind beispielsweise:

 Verkehrsinseln  Fußgängerüberwege  Gefährliche Kreuzungen und Einmündungen  Gefährliche Gefällstrecken  Baustellen  Verkehrsinseln  Längere Tunnel

Auch wenn die entsprechende Norm keine rechtliche Verpflichtung darstellt, sollte auf die Ein- haltung der DIN EN 13201 geachtet werden, da bei juristischen Auseinandersetzungen die DIN in der Regel als Stand der Technik angesehen wird. Sofern sich eine Beleuchtungspflicht ergibt, ist zu beachten, dass die Straßenbeleuchtungsanlagen auch nach der aktuell gültigen DIN ge- plant werden. Die DIN schreibt nicht vor, wo sich eine Beleuchtungspflicht ergibt, sondern bein- haltet nur die Anforderungen an die lichttechnischen Rahmenbedingungen für den jeweiligen Anwendungsfall. Neben der Modernisierung bzw. dem Austausch von Leuchtsystemen kann auch eine zeitweise Abschaltung oder Reduzierung der Lichtstärke eine Rolle spielen. Hierzu kann keine allgemein- gültige Aussage der rechtlichen Zulässigkeit gemacht werden. Allerdings erscheint zurzeit eine Kürzung bzw. Abschaltung der Straßenbeleuchtung außerhalb der Hauptverkehrszeit als haf- tungsrechtlich unbedenklich, sofern nur verkehrstechnisch ungefährliche Straßenstellen betrof- fen sind. Eine Abschaltung jeder zweiten Leuchte zur Stromeinsparung ist aus haftungsrechtlichen Ge- sichtspunkten problematisch und ist nach Möglichkeit zu vermeiden. Bedingt durch die häufigen

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und zeitlich schnellen Wechsel zwischen Hell- und Dunkelzonen kann das Auge der Verkehrs- teilnehmer (in erster Linie Kraftfahrzeuge) überfordert und Gefahren nur spät erkannt werden (wie z. B. Unfälle oder Fußgänger). Haftungsrechtlich unbedenklich ist ein gleichmäßiges Ab- senken des Lichtstromes in verkehrsärmeren Zeiten in der Nacht (Halbnachtschaltung) (Marx, 2002). Durch die lange Einsatzdauer von Straßenbeleuchtungsanlagen basieren viele der heute noch eingesetzten Leuchten auf bis zu 40 Jahre alter Technik. Ein überwiegender Anteil der Straßen- beleuchtungsanlagen in Deutschland basiert noch auf der Quecksilberdampf- und der Natrium- dampf-Hochdrucklampe. Darüber hinaus ist eine gewisse Verbreitung von Leuchtstoffleuchten in der Straßenbeleuchtung erkennbar. Bedingt durch die Eigenschaften der Leuchtstofflampe (Rückgang Lichtstrom bei geringen Außentemperaturen, Betriebsoptimum bei T 8-Leuchten 25 °C) ist ihr Einsatz in der Außenbeleuchtung dauerhaft nicht empfehlenswert. In der nachfolgen- den Tabelle ist ein Überblick über den Verbreitungsgrad der in der Straßenbeleuchtung einge- setzten Lampentechnologien aufgeführt.

Tabelle 4-4 Verbreitung der Lampentechnologie in der Straßenbeleuchtung in Deutschland Lampentechnologie Anteil [%] Natriumdampf-Hochdruckentladungslampen 38 % Quecksilberdampf-Hochdruckentladungslampen 34 % Leuchtstofflampen in länglicher Form 9 % Kompaktleuchtstofflampen 9 % Metallhalogendampf-Hochdruckentladungslampen 7 % LED 2 % Quelle: (DStGB, 2009)

Bei Austausch und Neuplanung von Straßenbeleuchtungsanlagen sollten in Zukunft LED-Technik zum Einsatz kommen. Die Kommunalrichtlinie im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMUB fördert den Einbau von hocheffizienter LED-Technik durch die Kommunen. Bei Metallhalogendampflampen werden die im Vergleich zur Natriumdampf-Hochdruckentladungslampen höheren Unterhalts- kosten (bedingt durch geringere Austauschintervalle der Leuchtmittel) oftmals als Hemmnis für den Einsatz angesehen.

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4.5.1 Bestand Daten zur Straßenbeleuchtungsanlage, wie z. B. Alter der Leuchten, Leuchtentyp, Schaltzeiten usw. sowie der Stromverbrauch wurden von der Verbandsgemeinde Hachenburg zur Verfügung gestellt und ungeprüft übernommen. In der nachstehenden Tabelle ist die Ist-Situation in der Verbandsgemeinde Hachenburg auf Basis der zur Verfügung gestellten Daten zur Straßenbeleuchtung durch die Verbandsgemein- deverwaltung Hachenburg, dargestellt. Aus der Energie- und CO2e-Bilanz geht hervor, dass im

Untersuchungsgebiet der Verbandsgemeinde rund 836.500 kWhel/a verbraucht, und dadurch

473 t/a CO2e-Emissionen emittiert werden.

Tabelle 4-5 Energie- und CO2e-Bilanz Straßenbeleuchtung Verbandsgemeinde Hachenburg

Anzahl Lichtpunkte 1035 Leistung Lichtpunkte kW 149 Einwohneranzahl 7.747 Einwohnergleichwert LP je 1000 EW 134

Stromverbrauch Straßenbeleuchtung kWhel/a 836.500

Emissionsfaktor g CO2e/kWhel 565 Emissionen t/a 473

Aus den Daten der Verbandsgemeinde geht gemäß nachstehender Abbildung folgende Leucht- mittelverteilung hervor. Es zeigt sich, dass der Großteil der Leuchten im Verbandsgemeindege- biet aus Leuchtstofflampen sowie Kompaktleuchtstofflampen besteht, zum Zeitpunkt der Bilan- zerstellung. Der Anteil an Quecksilberdampflampen (HME), die gemäß der ErP-Richtlinie unter das Verbot ab 2015 fallen ist mit rund 1 % sehr gering. In den Kommunen der Verbandsgemeinde Hachenburg werden teilweise die einzelnen Leuchten in Ihrer Leistung reduziert (Halbnachtschaltung) oder abgeschaltet. Die Dauer der Abschaltung und Reduzierung variiert in den einzelnen Kommunen.

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Abbildung 4-10 Leuchtmittelverteilung in der Verbandsgemeinde Hachenburg

In der nachstehenden Abbildung sind die Leuchtmittelverteilung und die zugeordneten Emissio- nen dargestellt.

Abbildung 4-11 Gesamtleuchtmittelverteilung in der Verbandsgemeinde Hachenburg 82

4.5.2 Methodik Ermittlung Einsparpotenzial Zur Ermittlung des Einsparpotenzials der Straßenbeleuchtung im Betrachtungsgebiet wurden Daten, die von der Verbandsgemeinde zur Verfügung gestellt wurden, ungeprüft verwendet. Hierbei handelt es sich um eine Aufstellung der in den jeweiligen Orten eingesetzten Leuchten, Leistungen der Leuchtmittel, Brenndauer und Alter. Aus diesen Angaben kann mit der Brenn- dauer der Leuchten in den einzelnen Kommunen der Endenergieverbrauch im Bestand ermittelt werden. Das so ermittelte Einsparpotenzial wurde (relativ je Leuchtensystem und –alter) auf den ermittelten Stromverbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg umgerechnet. Um das Einsparpotenzial kenntlich zu machen werden mehrere Varianten berechnet. Bestand: In der Variante Bestand wird, wie eingangs beschrieben, der Ist-Zustand der Stra- ßenbeleuchtung für die Städte und Verbandsgemeinden ermittelt und dargestellt. Die Variante 1 zeigt das Einsparpotenzial auf, wenn durch die ErP-Richtlinie betroffenen Leuchten ersetzt werden müssen. Hierbei handelt es sich insbesondere um einen Austausch von Quecksilberdampfleuchten (HME) durch moderne Natriumdampfleuchten (HSE). Die Variante 2 umfasst die Variante 1 und betrachtet den Austausch aller Leuchten die auf- grund von Alter und Technik (vor 1990) ausgetauscht werden sollten im Vergleich zu LED- Leuchten. Hintergrund ist, dass Straßenleuchten nach 20 Jahren ihre rechnerische Lebensdauer erreicht haben. Die Variante 3 umfasst die Variante 2 und betrachtet zusätzlich das Einsparpotenzial durch langfristigen Austausch weiterer Leuchten durch LED-Leuchten. Die Ergebnisse der Potenzialuntersuchung in der Straßenbeleuchtung sind in der folgenden Ta- belle und Abbildung für das Untersuchungsgebiet zusammengefasst dargestellt.

Tabelle 4-6 Einsparpotenziale und CO2e-Minderungspotenziale Straßenbeleuchtung VG Hachenburg Bestand Variante 1 Variante 2 Variante 3

Stromverbrauch kWhel/a 836.500 830.000 696.000 689.000 VG Hachenburg

Einsparung Stromver- kWhel/a 6.500 140.500 147.500 brauch

Emissionsfaktor g CO2e/kWhel 565 565 565 565 Emissionen t/a 472,6 469,0 393,2 389,3 Anteil Ausgetauschter 1,5 1,8 58,7 Lichtpunkte Einsparung Emissionen t/a 3,7 79,4 83,3 Einsparung Emissionen % 0,8 16,8 17,6

Durch Umsetzung der Variante 1 ist es möglich, rund 4 t/a der Emissionen und des Endenergie- verbrauches zum Bestand hin einzusparen. Durch den Austausch von Leuchten aufgrund von

Alter und Technik und Einsatz von LED-Leuchten reduzieren sich bei Variante 2 die CO2e- Emissionen um etwa 79 t/a zur Bestandsanlage. Durch die Umsetzung der Variante 3 können die Emissionen um weitere 4 t/a gegenüber der Variante 2 vermindert werden (vgl. nachstehende Abbildung).

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Abbildung 4-12 Variantenvergleich Austausch Straßenbeleuchtung Verbandsgemeinde Hachenburg

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4.5.3 Umlagefähigkeit Bei einer Erneuerung oder Sanierung im Bereich der kommunalen Straßenbeleuchtung wird oftmals die Frage nach der Einforderung von Beiträgen von Seiten der Bürger aufgeworfen (DStGB, 2009). Aus dem Kommunalabgabegesetz (KAG) sind Unterhaltungs- und Instandset- zungsvorhaben nicht beitragspflichtig. Bei der Erneuerung sowie Verbesserung der Straßenbe- leuchtungsanlage stellt sich dies anders dar. Hier ist eine Beitragsfähigkeit von Seiten der Bür- ger (Anlieger) gegeben. Ein Gemeindeanteil, der sich nach den örtlichen Umständen richtet, ist allerdings immer in Abzug zu bringen. Die Höhe dieses Abzuges richtet sich in der Regel nach der Bedeutung der Straße für die Allgemeinheit. Hier muss das Verhältnis zwischen allgemeiner Nutzung der Straßenbeleuchtung sowie der Anlieger widergespiegelt werden. Dieses Verhältnis wird über die zahlenmäßige Relation des Anlieger- zum Durchgangsverkehr ermittelt. Je nach Verhältnis, das sich aus Anlieger oder Durchgangsverkehr ergibt, ist ein Anteil der Gemeinde im Bereich zwischen 25 und 75 % möglich (Titze, 2013).

4.6 Abwasserentsorgung Kläranlagen und die anderen Einrichtungen zur kommunalen Abwasserreinigung haben mit durchschnittlich ca. 20 % einen vergleichsweise hohen Anteil am kommunalen Stromverbrauch (Haberkern, et al., 2006).

Der gesamte kommunale Stromverbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg liegt bei rund

4,1 Mio. kWhf/a. Der Anteil der Kläranlagen und andere Einrichtungen zur kommunalen Abwas- serreinigung (Pumpstationen, Regenrückhaltebecken) haben einen Anteil von ca. 32 % am kommunalen Stromverbrauch. Die Verbandsgemeindewerke Hachenburg betreiben derzeit insgesamt 13 Kläranlagen mit einer Gesamtausbaugröße von rd. 30.500 EW, wovon sechs Anlagen als Teichkläranlagen ausgeführt sind. Mit der Stilllegung der Kläranlage Marienstatt Anfang 2016 und Anschluss an die Kläranla- ge Nister reduziert sich die Anzahl der Kläranlagen im Jahr 2016 auf insgesamt 12 Anlagen. In der nachstehenden Tabelle sind die Kläranlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg dar- gestellt.

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Tabelle 4-7 Kläranlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg

Kläranlage Kapazität Tatsächliche Anschlussgröße in Einwohnerwert 8.000 6.297 Hachenburg 7.500 5.793 Limbach 4.450 4.312 Nister 2.500 1.599 Steinebach 1.700 1.497 Müschenbach 1.600 1.405 Heimborn 1.300 1.147 Kroppach 1.100 1.050 Mündersbach 950 840 Roßbach 950 936 Marienstatt1 400 380 Giesenhausen 350 341 Stein-Wingert 240 244 1Stilllegung Anfang 2016 und Anschluss an Kläranlage Nister

Stromverbrauch Kläranlagen Der gesamte Stromverbrauch auf den Kläranlagen im Verbandsgemeindegebiet betrug im Bi- lanzjahr rund 1,2 Mio. kWhel/a. Der Stromverbrauch durch weitere Anlagen, wie Pumpwerke lag im Jahr 2014 bei rund 67.000 kWhel/a. Auf der Kläranlage in Hachenburg findet eine Schlamm- faulung statt. Somit muss zumindest auf der Kläranlage in Hachenburg der Strom nicht kom- plett fremdbezogen werden. An der Kläranlage in Hachenburg existiert ein BHKW (50 kWel /

77 kWth) mit Baujahr 2009. Dieses BHKW wird sowohl mit Klärgas (vorrangig) als auch mit Erd- gas befeuert. Durch das BHKW konnten im Bilanzjahr rund 290.000 kWhel/a an Strom und rund

480.000 kWhth/a an Wärme bereitgestellt werden. Der Strom wird zu 2/3 zum Betrieb der Klär- anlage eingesetzt. Die Wärme wird vollständig zur Beheizung des Faulturms und der Betriebs- gebäude genutzt. Des Weiteren konnte mit der Errichtung einer Brennstoffzelle (Förderpreis der rhenag Klimapreis 2015) ein weiterer Beitrag zu einer hocheffizienten Energieerzeugung aus Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen. Auf Anlagen mit Belebungsverfahren und gleichzeitiger aerober Schlammstabilisierung stellt in der Regel die Belüftung des Belebungsbeckens den größten Stromverbraucher dar.

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Klärschlamm Durch die Abwasserreinigung fallen anlagenübergreifend rund 455 Mg Trockenmasse bzw. rund 2.000 Mg Originalsubstanz pro Jahr an. Dies entspricht einem mittleren Trockenrückstand von ca. 23 %. Derzeit werden die anfallenden Klärschlämme entweder landwirtschaftlich über einen externen Dienstleister verwertet (Giesenhausen, Kroppach, Roßbach, Steinebach, Mündersbach) oder in die Klärschlammvererdungsanlagen (KVA) in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Hachenburg, Limbach und Mudenbach) zur natürlichen Entwässerung verbracht. Auf der Klär- anlage in Mudenbach ist ebenfalls eine Klärschlammvererdungsanlage vorhanden, die jedoch vollgefüllt und nicht mehr beschickt werden kann. Die Schlämme werden derzeit landwirtschaft- lich verwertet. Die durch einen externen Dienstleister landwirtschaftlich verwerteten Klär- schlämme werden maschinell auf einen Trockenrückstand von ca. 30 % entwässert. Die in den Klärschlammvererdungsanlagen natürlich entwässerten Klärschlammerden weisen Trockenrück- stand-Gehalte von rund 15 % auf.

4.6.1 Potenziale Abwasserentsorgung Neben der Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen bei Aggregaten und Prozessabläufen auf den Kläranlagen, um auf diese Weise die ohnehin energieintensiven Kläranlagen besser aus- lasten zu können, wurden und werden Potenziale durch die Umsetzung von Maßnahmen zur Optimierung der Abwasserleitung durch die Verbandsgemeindewerke Hachenburg erschlossen. So erfolgte bzw. erfolgt, sofern es die örtlichen Gegebenheiten zulassen, eine Optimierung der Abwasserableitung, wodurch mehr und mehr das behandlungsbedürtige Schmutzwasser vom sauberen Niederschlagswasser getrennt wird. Auf diese Weise wird der natürliche Wasserkreis- lauf geschlossen und die Kläranlagen entsprechend besser ausgelastet. Neben den Investitionen in den Bau bzw. Erneuerung von Abwasserableitungen, werden Modernisierungen im Bereich der Erneuerung von Anlagen wie Hochbehälter und Kläranlagen umgesetzt. So fanden bzw. finden grundlegende Modernisierungen von Hochbehältern statt, z. B. in den Ortsgemeinden Höchstenbach, Roßbach und Steinebach. Auf der Kläranlage in Hachenburg wurde im Jahr 2015 ein neuer Faulturm in Betrieb genommen. Zudem kam es zum Einbau einer Brennstoffzelle, einhergehend mit der weiteren Steigerung einer hocheffizienten Energieerzeugung aus Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Eine großes Klimaschutzpotenzial liegt in der Verwertung des Faulschlammes bzw. der vererde- ten Klärschlämme. Bedingt durch strenge Grenzwerte der Düngemittelverordnung (seit Anfang 2015 auch für Klärschlämme geltend) und eine Novellierung der Klärschlammverordnung ist davon auszugehen, dass einzelne Chargen von Klärschlammen künftig nicht mehr landwirt- schaftlich verwertet werden können. Dies gilt auch für Klärschlammerden. Vor diesem Hintergrund gewinnen thermische Verwertungsverfahren an Bedeutung. Der Projek- tansatz sieht eine Aufbereitung und anschließende gemeinsame Verwertung der eingelagerten Klärschlammerden und der ausgefaulten Klärschlämme für eine thermische Verwertung vor. Derzeit wird hierzu die Umsetzung eines durch die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Part- ner mbH erstellten Klärschlammverwertungskonzepts, welches verschiedene Verwertungspfade einander (wirtschaftlich) gegenüberstellt, diskutiert. Um große Transporte des anfallenden und eingelagerten Schlammes zu vermeiden sowie um eine energetische und ggf. auch stoffliche

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Verwertung vor Ort zu ermöglichen bieten sich dezentrale Verfahren an. Die Klärschlamm- Logistik könnte somit weitestgehend erhalten bleiben. Als möglicher Standort käme die Kläran- lage in Hachenburg in Betracht, da hier der größte Klärschlammanfall erfolgt und die Abwärme durch Verstromung des Faulgases und BHKW für die Trocknung genutzt werden kann. Alterna- tiv bietet sich eine externe thermische Verwertung in einer Monoverbrennungsanlage an. Hier ist jedoch ggf. mit erhöhten Annahmepreisen (qualitätsabhängig) zu rechnen sowie weiteren Kosten für den erhöhten Transportaufwand. Das Phosphorrückgewinnungsgebot ab dem Jahr 2025 führt ggf. zu weiteren Kostensteigerungen. Die nächstliegende Monoverbrennungsanlage mit freien Kapazitäten wäre in Frankfurt-Höchst. Die Vollkosten für eine semizentrale Klär- schlammverwertung liegen bei etwa 103 € / t Originalsubstanz. Die Kosten für eine externe thermische Verwertung liegen mit etwa 118 € / t OS etwas höher, weiter ist für die Annahme der Schlämme zur thermischen Verwertung in Monoverbrennungsanlagen in den kommenden Jahren mit deutlichen Preissteigerungen zu rechnen. Im Sinne des Klimaschutzes ist eine de- zentrale oder semizentrale Verwertung der Schlämme zu bevorzugen. Die landwirtschaftliche (direkt-stoffliche) Verwertung stellt vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen keine Alternative mehr dar. Aus sowohl ökologischen als auch ökonomischen Gesichtspunkten ist eine dezentrale thermische Verwertung zu bevorzugen. Ein Vorschlag zum weiteren Vorge- hen findet sich im Anhang des Konzepts, Maßnahmenkatalog, Maßnahme Nr. ÖFF 8.

4.7 Einsparpotenzial Wärme Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie (TK Wärme) Im Folgenden werden die möglichen technischen sowie wirtschaftlichen Einsparpotenziale im GHDI-Sektor sowohl für die Gebäudewärme und –kälteversorgung ermittelt. Die Prozesswärme und –kälte wird nicht berücksichtigt, da dies eng mit den Produktionsprozessen verknüpft ist, die das Kerngeschäft von Unternehmen darstellen. Außerdem ist hier keine wesentliche Ein- flussnahme zur Minderung des Endenergieverbrauchs und der Emissionen von kommunaler Seite möglich. Grundlage der Berechnungen bilden die in der Bilanzierung ermittelten Endenergieverbräuche. Für die Ermittlung der Einsparpotenziale im Gewerbe, Handel, Dienstleistungssektor und der Industrie wurden Daten und Kennwerte aus folgender Studie verwendet: Möglichkeiten, Potenziale, Hemmnisse und Instrumente zur Senkung des Energieverbrauchs branchenübergreifender Techniken in den Bereichen Industrie und Kleinverbrauch (Fraunhofer ISI, 2003). Die Einsparpotenziale werden über Kennwerte erhoben und branchenspezifisch dargestellt. Der Potenzialbegriff wird in diesem Kapitel als technisches und wirtschaftliches Potenzial ver- wendet und in Anlehnung an (Fraunhofer ISI, 2003) definiert.

 Das technische Potenzial beziffert die Einsparung von Energie, die durch die aktuell effizienteste auf dem Markt erhältliche oder bald erhältliche Technologie zu erreichen ist. Eine Betrachtung der Wirtschaftlichkeit sowie mögliche Re- Investitionszyklen wie Wartung oder Reparatur werden hierbei nicht berücksich- tigt. Bei Gebäuden wäre dies z.B. eine Sanierung aller Gebäude unter Berücksich- tigung technischer Restriktionen auf den neusten Stand der Technik.

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• Das wirtschaftliche Potenzial repräsentiert das Potenzial das sich innerhalb des zu betrachtenden Zeitraumes ergibt, wenn bei allen Ersatz-, Erweiterungs- und Neuinvestitionen die Technologien mit der höchsten Energieeffizienz einge- setzt werden sowie bei gegebenen Energiemarktpreisen kosteneffektiv sind, also eine Amortisation der Investition unter Berücksichtigung eines definierten Zins- satzes innerhalb einer definierten Lebensdauer. Organisatorische Maßnahmen wie Nutzerverhalten und regelmäßige Wartung finden ebenfalls Berücksichtigung. Bei der Gebäudedämmung würde dies z.B. bedeuten, dass relativ neue Gebäude nicht saniert werden, da der Gewinn, welcher aus der Energieeinsparung resul- tiert, auf Dauer die Investitionskosten der Maßnamenumsetzung nicht ausrei- chend decken würde.

Einsparpotenziale, die in der Wärme- und Kälteversorgung der gewerblichen Gebäude er-reicht werden können, setzen sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen und sind aus Tabelle 4-8 zu entnehmen.

Tabelle 4-8 Einsparpotenziale Raumwärme bei entsprechenden Maßnahmen nach (Fraunhofer ISI, 2003) Anlage Maßnahme Technisches Wirtschaftliches Potenzial Potenzial Wärmeerzeuger Ersatz durch 12,5 % 6 % Brennwertkessel Gebäudehülle Besserer 46 % 14 % Wärmedämmstandard Lüftungs- und Kombinierte 40 - 60 % 30 % Klimatisierungsanlagen Maßnahmen

Je nach Wirtschaftszweig liegt ausgehend vom gesamten Endenergieverbrauch zur Wärme- und Kälteversorgung ein unterschiedlich hoher Anteil für die Raumheizung und Klimakälte vor. Eine Branche, die einen hohen Raumwärmeanteil aufweist, hat somit auch ein größeres Einsparpo- tenzial. Es ergeben sich, wie in dargestellt, folgende Einsparpotenziale für den GHD-Sektor in der Ver- bandsgemeinde Hachenburg .

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Abbildung 4-13 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial Wärme GHDI

Das technische Potenzial wird auf ca. 50 % beziffert. Das wirtschaftliche Potenzial beträgt mit 17 % etwa ein Drittel des technischen Potenzials. Das bedeutet, dass in der Verbandsgemeinde

Hachenburg im GHDI-Sektor rund 27.500 MWhf/a wirtschaftlich eingespart werden können.

4.7.1 Szenarien Wärme Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie bis 2030 In der nachstehenden Abbildung sind die Szenarien für die unterschiedlichen Sanierungsraten im Sektor GHDI dargestellt. Die Raten zur Reduzierung des Endenergieverbrauchs sind der Studie „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global“ von DLR, Fraunhofer IWES und IfnE von 2012 (DLR, 2012) entnommen. Sie stellen keine Prognosen dar, sondern geben mit einer Sanierungsrate von 1 % den Trend und mit einer durchschnittlichen Sanierungsrate von 1,7 % die erforderliche Rate an, um die im Energiekonzept der Bundesregierung formulierten Ziele bis zum Jahr 2050 zu errei- chen. Das Szenario geht davon aus, dass die beheizte Nutzfläche bis 2020 zunächst leicht zunimmt, dann bis 2050 allerdings kontinuierlich abnimmt. Im gleichen Zeitraum erfolgt der Flächenzubau aber unter besseren Standards. Ebenso findet eine Modernisierung des Altbaus mit gleichzeiti- gem Abriss und Neubau unter wiederum besseren Standards statt. Diese gegenläufige Entwick- lung führt trotz Flächenzubau zu einem sinkenden Endenergieverbrauch. Hinzukommend wird eine Steigerung der Sanierungsrate von heute 1 % auf 2 % bis 2020 unterstellt. Die Sanie- rungsrate von 2 % soll bis zum Jahr 2050 beibehalten werden, um das Ziel des Energiekonzep- tes der Bundesregierung zu erreichen. Wegen der höheren Abriss- und folglich höheren Neu-

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baurate, kann ein signifikant niedriger spezifischer Endenergieverbrauch für Raumwärme reali- siert werden.

Abbildung 4-14 Entwicklung Endenergieverbrauch Gebäudewärme- und –kälteversorgung GHDI

Im Trendszenario würde sich der Endenergieverbrauch zur Gebäudewärme- und – kälteversorgung in 2030 um etwa 13 % bzw. 20.400 MWhf/a verringern. Nach den Klima- schutzszenarien wäre bis 2030 eine Einsparung um etwa 38.000 MWhf/a, 25 % möglich.

4.8 Einsparpotenzial Strom Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie Die Einsparpotenziale in den Stromanwendungen beschränken sich auf die technische Ge- bäudeausrüstung (mechanische Lüftung und Beleuchtung) sowie Querschnittstechnologien (elektrische Antriebe, Pumpen und Druckluftanlagen), die nur eine geringe Abhängigkeit von den Produktionsprozessen aufweisen. Der Grund hierfür liegt in der Inhomogenität der Prozess- arten innerhalb der Industrie, sodass nur in einer individuellen Betrachtung der Industriestätten das Einsparpotenzial beziffert werden kann. Außerdem ist von kommunaler Seite keine wesent- liche Einflussnahme zur Minderung des Endenergieverbrauchs und der Emissionen auf die Pro- duktionen möglich. Im Folgenden werden die möglichen technischen sowie wirtschaftlichen Einsparpotenziale im Stromverbrauch des GHDI-Sektors ermittelt. Die Potenzialanalyse beschränkt sich auf folgende Stromanwendungen in der technischen Gebäudeausrüstung sowie in den Querschnittstechnolo- gien: Beleuchtung, mechanische Lüftung, elektrische Antriebe, Pumpen und Druckluftanlagen. Grundlage der Berechnungen bilden die in der Bilanzierung ermittelten Endenergieverbräuche. Für die Ermittlung der Einsparpotenziale im Gewerbe, Handel, Dienstleistungs- und Industrie- Sektor wurden Daten und Kennwerte aus folgender Studie verwendet:

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Möglichkeiten, Potenziale, Hemmnisse und Instrumente zur Senkung des Energieverbrauchs branchenübergreifender Techniken in den Bereichen Industrie und Kleinverbrauch (Fraunhofer ISI, 2003). Für den Stromsektor ergeben sich nach folgende Einsparpotenziale für GHDI.

Abbildung 4-15 Technisches und wirtschaftliches Einsparpotenzial Strom

Im Bereich Strom beträgt das technische Potenzial ca. 37 %. Das wirtschaftliche Potenzial wird mit etwa 24 % beziffert. In der Folge können in der Verbandsgemeinde Hachenburg damit etwa

12.400 MWhf/a wirtschaftlich eingespart werden.

4.8.1 Szenarien Strom Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Industrie bis 2030 In der nachstehenden Abbildung 4-16 sind die Szenarien für die unterschiedlichen Stromver- brauchsreduzierungen dem heutigen technischen und wirtschaftlich möglichen Potenzialen im Sektor GHDI gegenübergestellt. Laut der Studie von DLR, Fraunhofer IWES und IfnE (s.o.) wird im Trend eine Stromverbrauchs- reduzierung von 0,3 % angenommen sowie eine erforderliche Rate von 0,9 %, um die im Ener- giekonzepte der Bundesregierung formulierten Klimaschutzziele bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Im Stromsektor orientiert sich das Szenario an den Zielen der Bundesregierung, die eine Redu- zierung des Stromverbrauches von 25 % bis zum Jahr 2050, gegenüber dem Jahr 2010, an- strebt. Das Szenario bezieht sich auf den Endenergieverbrauch und setzt zur Erreichung des Zieles eine durchschnittliche Stromverbrauchsreduzierung von 0,9 % voraus. Der Trend (Strom- verbrauchsreduzierung von 0,3 %) ergibt sich aus dem Zeitraum 2000 bis 2010 und stellt ein Drittel der Reduzierung dar, die zur Erreichung der Ziele des Energiekonzeptes der Bundesregie- rung erforderlich ist. Zusätzlich zu den beiden Szenarien sind jeweils das heutige technische

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und wirtschaftliche Einsparpotenzial dargestellt. In Zukunft ist mit der fortschreitenden Techno- logieentwicklung und Energiepreisänderungen mit einem gesteigerten Potenzial zu rechnen.

Abbildung 4-16 Szenarien Stromverbrauch GHDI

Der Stromverbrauch im GHDI-Sektor würde sich im Trendszenario in 2030 um ca. 5 % reduzie- ren bzw. um rund 2.600 MWhf/a. Im Klimaschutzszenario liegen mit ca. 20 % in 2030 höhere

Einsparungen vor. Dies würde eine Minderung um rund 10.600 MWhf/a bedeuten.

4.9 Abwärmepotenzial Gewerblicher Anlagen (TK Wärme) Im Gewerbe und Industriebereich wird durch vielfältige Energie- und Prozessverfahren industri- elle Abwärme er-zeugt. Die Abwärmequellen sind dabei sehr unterschiedlicher Natur und rei- chen von raumluft-technischen Anlagen über mit Elektromotoren betriebene Systeme und Küh- lung bis hin zu Prozessanlagen wie z. B. Trocknern, Öfen oder Kesseln. Rund 56 % der aus betrieblichen Prozessen anfallenden Abwärme fällt nach (Fraunhofer ISI, 2003) diffus durch Strahlung und Konvektion an (z.B. Oberflächenverluste von Anlagen), so dass eine gezielte Nutzung nur bedingt erfolgen kann. Bei den verbleibenden 44 % handelt es sich um mediengebundene Abwärmeströme wie z.B. Abluft- und Abgasströme, Kühlflüssigkeiten oder den Wärmeinhalt eines Produktes. Diese konzentrierte Abwärme fällt häufig auf höherem Temperaturniveau als die diffuse Abwärme an und ist prinzipiell für eine Nutzung besser geeig- net. Durch energieeffiziente Komponenten und eine effiziente Betriebsweise kann zwar die Abwär- memenge reduziert, jedoch nie vollkommen ausgeschlossen werden. Eine Abwärmenutzung sollte aus wirtschaftlichen Gründen nach der unten aufgelisteten Reihenfolge beurteilt werden:

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• produktionsinterne Nutzung, • betriebsinterne Nutzung, • externe Nutzung.

Durch die Nutzung der Abwärme kann die Energieeffizienz und damit die Wirtschaftlichkeit des Betriebes häufig gesteigert werden. Die bestehende Wärmeversorgung wird dadurch entlastet. Insofern ergeben sich zahlreiche Vorteile aus der Abwärmenutzung: • Verminderung des Primärenergiebedarfs und der Treibhausgasemissionen, • Verminderung der Energiekosten und damit Produktionskosten, • Reduzierte Nutzung der Wärmeerzeugungsanlagen bis hin zu reduziertem Wär- meleistungsbedarf und damit niedrigeren Investitionskosten, • Reduzierte Nutzung der Kühlanlagen bis hin zu reduziertem Kälteleistungsbedarf und damit niedrigeren Investitionskosten.

In Industrieproduktionen fällt meist Abwärme an, die nicht mehr nutzbar ist und das Gebäude z. B. über raumlufttechnische (RLT-) Anlagen bzw. den eigentlichen Prozess verlässt. Genannt sei hier beispielsweise die mit Feuchtigkeit beladene warme Abluft aus Trocknern und Backöfen. Zum anderen fällt Abwärme bei elektrischen Antrieben an. Dies trifft beispielsweise charakteris- tisch für Druckluftkompressoren, Pumpen, Kompressionskältemaschinen etc. zu. Durch energie- effiziente Komponenten und eine effiziente Betriebsweise kann hier zwar die Abwärmemenge reduziert, jedoch nie vollkommen ausgeschlossen werden. Nachfolgend sind die wichtigsten Abwärmequellen aufgeführt: • Druckluft • RLT-Anlagen • Trocknung • Kälteanlagen • Abgas • Prozessabluft • (Brüden-)Dampf • Abwasser • Thermische Nachverbrennung

Bei der Abwärmenutzung kann prinzipiell zwischen der Wärmerückgewinnung (bzw. interne Abwärmenutzung) und der externen Abwärmenutzung unterschieden werden:

Bei der Wärmerückgewinnung (WRG) wird die Abwärme dem Ursprungsprozess bzw. der glei- chen Anlage ohne wesentliche Zeitverschiebung wieder zugeführt. Dadurch wird der Anlagen- wirkungsgrad der Anlage erhöht (z.B. RLT-Anlagen). Im Bereich der WRG stehen häufig stan- dardisierte Verfahren zu Verfügung. Bei der externen Abwärmenutzung (AWN) kommt die Abwärme dagegen nicht im ursprüngli- chen Prozess zum Einsatz. Durch die Mehrfachnutzung der Wärme wird die Energieeffizienz des Anlagenverbundes erhöht; der Wirkungsgrad der einzelnen Anlagen bleibt jedoch unverändert. Kann die Abwärme nicht betriebsintern genutzt werden, so besteht die Möglichkeit der Abgabe

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an Dritte. Mit den Erlösen aus der Wärmeabgabe können die Energiekosten des Betriebes redu- ziert werden. AWN-Anlagen sind aufgrund der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten von Wärmequellen und –verbrauchern individuell zu planen.

Systeme zur Wärmerückgewinnung bzw. Abwärmenutzung können in vielen Fällen wirtschaftlich umgesetzt und betrieben werden. Voraussetzung ist, dass die Abwärmequelle und die Wärme- senken zueinander passen. Wichtige Kriterien sind daher: • nutzbares Temperaturniveau: die Temperatur der Abwärme muss die der Wär- me-senke übersteigen (mind. 5 - 10 K). Je höher die Temperaturdifferenz zwi- schen Wärmequelle und Wärmesenke, umso besser ist die Übertragung der Wärme. • Wärmemenge und Wärmeleistung: stimmen die zur Verfügung stehende Abwär- memenge und Wärmeleistung nicht mit dem Bedarf überein, muss ggf. die Spit- zenlast durch eine weitere Anlage abgedeckt werden oder aber überschüssige Abwärme geht weiterhin verloren. Die Wirtschaftlichkeit der Wärmerückgewin- nung kann auch schon bei geringen Abwärmemengen gegeben sein, wenn die Anlage kontinuierlich (= hohe Vollbenutzungsstunden) genutzt wird, der Umset- zungsaufwand nicht hoch und der substituierte Brennstoffpreis ausreichend hoch liegt. • Platzbedarf und räumliche Nähe: Da die Kosten und Möglichkeiten der Einbin- dung entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme sein können, sollten Abwärmequelle und Wärmesenke möglichst nahe beieinander liegen bzw. muss entsprechend Platz zur Installation des Systems vorhanden sein. Welche Entfer- nung wirtschaftlich überbrückt werden kann, hängt von der übertragenen Wär- memenge, den Investitionskosten für die restliche Wärmenutzungsanlage, dem substituierten Brennstoffpreis und dem Transportmedium und damit von den spezifischen Kosten für die Wärmeübertragungsleitung ab. • Zeitliche Differenz zwischen Wärmeangebot und –bedarf: Je größer die Überein- stimmung im zeitlichen Verlauf zwischen der Wärmequelle und der Wärmesenke, desto besser kann die Abwärme genutzt werden. Häufig stimmt das Bedarfsprofil jedoch nicht mit dem Angebotsprofil überein. In diesem Fall besteht die Möglich- keit mit einem Wärmespeicher Leistungsspitzen und zeitliche Differenzen abzu- puffern. • Jährliche Betriebsstunden und Nutzungsdauer der Anlage: Je länger eine Anlage in Betrieb ist und je höher die Vollbenutzungsstunden sind, desto besser fällt die Wirtschaftlichkeit einer entsprechenden Wärmerückgewinnungsanlage aus. • Betreibermodell: Ermöglichen die technischen und ökonomischen Rahmen- bedingungen eine Abwärmenutzung, muss ein denkbares Betreibermodell erör- tert werden. Der Wärmeverkauf ist nicht das Kerngeschäft der Unternehmen, die die Abwärme anbieten. Für eine wirtschaftliche Erschließung müssen längerfristi- ge Verträge abgeschlossen werden. Darin gilt es zu klären, was mit der Wärme- versorgung bei einer Produktionsumstellung passiert, mit der das Produkt zukünf- tig energieeffizienter und im Umkehrschluss mit weniger Abwärme hergestellt

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werden kann. Weiterhin muss rechtlich geklärt sein, welche Folgen eine Stand- ortschließung oder sogar eine Insolvenz haben können.

Ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium für die Umsetzung einer Maßnahme ist die Wirt- schaftlichkeit der Investition. Nicht jeder wärmefreisetzende Prozess kann wirtschaftlich genutzt werden. Die Wärme muss mit vertretbarem Aufwand erschlossen und transportiert werden können. Je aufwändiger dieser Prozess ist, desto höher liegen die Investitionskosten. Die Wirt- schaftlichkeit hängt zum anderen aber auch sehr stark von den Energiepreisen ab. Bei steigen- den Preisen für Strom und fossile Brennstoffe amortisiert sich die Investition umso schneller, je höher die Preise steigen. Auch die Versorgungssicherheit und die Gewährleistung der Produktion spielen eine entschei- dende Rolle bei der Umsetzung. Wird ein Prozess ausschließlich mit Abwärme betrieben, ist häufig ein redundantes System vorzusehen, um den durchgängigen Anlagenbetrieb auch bei Ausfall der Abwärmequelle zu gewährleisten. Handelt es sich um einen sensiblen Prozess, bei dem beispielsweise die chemische Reaktion von einem bestimmten Temperaturniveau abhängt, müssen die prozesstechnischen Rahmenbedingungen vor einer Abwärmenutzung unbedingt im Detail geprüft werden.

Abbildung 4-17 zeigt, dass die Art der Nutzung der Abwärme maßgeblich vom Temperaturni- veau der Abwärmequelle bestimmt wird. Es wird dargestellt, welche Abwärmequellen mit den einhergehenden Temperaturniveaus für eine Wärmesenke genutzt werden können.

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Abbildung 4-17 Beispiele Abwärmequelle und –senke (eigene Darstellung)

So können z. B. Kraftwerke aufgrund ihrer Verbrennungsprozesse die Abwärme zur Speisewas- ser- und Verbrennungsluftvorwärmung nutzen. Aber auch Absorptions- und Adsorptionskältean- lagen (AKM) können Abwärme für die Kälteerzeugung nutzen. Im Gegensatz zu Kompressions- kältemaschine findet statt der mechanischen Verdichtung eine thermische Verdichtung statt. Die erforderliche Heizleistung kann bei AKM durch eine direkte oder indirekte Befeuerung, d. h. durch Abwärme, bereitgestellt werden. Serienmäßige Absorptionskältemaschinen sind für die Heizmedien Heißwasser und Dampf im Temperaturbereich von 80 bis 180°C konzipiert. Mit Ad- sorptionskälteanlagen können dagegen auch Temperaturen mit nur 55°C noch genutzt werden. Bei ausreichend hohen Abwärmetemperaturen (95°C – 300°C) bietet sich die Nutzung der Ab- wärme zur Stromerzeugung an. Dies kann – inzwischen technisch ausgereift und von unter- schiedlichen Herstellern am Markt verfügbar – über den so genannten ORC-Prozess (ORC = Organic Rankine Cycle) geschehen. Der ORC-Prozess entspricht dem Dampf-Kraft-Prozess. An- stelle von Wasser kommt ein leicht siedendes organisches Arbeitsmedium zum Einsatz. Die Ab- wärme wird zur Verdampfung des Arbeitsmediums im ORC-Prozess genutzt.

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Das Temperaturniveau der Abwärme von z. B. Kältemaschinen und Kompressoren ist beispiels- weise für eine Raumheizung und die Bereitstellung von Warmwasser ausreichend.

Zur weiteren Spezifikation, welche Abwärmesenkentechnologie für welche Industriebranche sinnvoll ist, wurde von (Saena, 2012) eine Auswahlhilfe erarbeitet. Es wurden auf Basis des NACE-Codes (Nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté euro- péenne) Branchen mit einem Abwärmepotenzial aufgeschlüsselt. Für die Darstellung der Ein- setzbarkeit der Technologien in den Branchen wurde auf das bewährte Ampelsystem zurückge- griffen.

Für die Bewertung der Eignung einer Technologie für eine Branche wurden folgende Faktoren berücksichtigt:  Temperaturniveau der Abwärme,  Leistungsklasse der Abwärme,  zeitlicher Anfall und Volllaststunden der Abwärme,  realistischer Bedarf nach dem Produkt der Nutzungstechnologie (z.B. Kälte),  üblicher Standort und Betriebsgröße (wichtig für externe Verwendung der Abwärme).

Einzelne Betriebe innerhalb der Branchen unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander, so dass sowohl die Angaben zum Temperaturniveau der Prozesswärme als auch die Erstbewertung der Technologien nicht immer allgemeingültig ist. Wie oben bereits angedeutet, ist für die po- tenziell nutzbare Technologie das Temperaturniveau der Abwärme ausschlaggebend. Die Tem- peratur der Abwärme ist jedoch sehr stark von den bereits eingesetzten Maßnahmen zur Ener- gierückgewinnung abhängig, weshalb es nicht in diese Tabelle aufgenommen wurde.

Nach dieser Einordnung von (Saena, 2012) besitzen die Branchen Metallverarbeitung, Glas- und Keramikherstellung ein weit nutzbares Abwärmepotenzial bzw. ein breites Anwendungsfeld (wie z. B. Wärmepumpen, betriebsinterne Wärmenutzung). Dem Maschinen- und Fahrzeugbau sowie der Herstellung von Gummi und Kunststoffwaren wird ein eingeschränktes Potenzial zugespro- chen. Die restlichen Branchen besitzen durchaus Abwärmepotenziale, die aber mit den heute vorhandenen Technologien kaum wirtschaftlich nutzbar sind. Hierfür bedarf es Einzelfallunter- suchungen. Grundsätzlich muss ein Abwärmenutzungskonzept für jeden Betrieb einzeln ausgearbeitet wer- den, da die konkreten Anforderungen und Leistungsdaten stark variieren. Die Investitionskosten zur Errichtung eines Wärmenutzungssystems hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab und können nur nach sorgfältiger Planung und Kalkulation belastbar zu den gegebenen Rahmenbe- dingungen angegeben werden.

Gewerbestruktur in der VG Hachenburg Entscheidend für die Abwärmenutzungspotenziale ist die vorhandene Gewerbestruktur im Un- tersuchungsgebiet. Die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort für die VG Hachenburg zeigt, dass weniger als 1 % in der Landwirtschaft, rund 76 % im Dienstleis-

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tungssektor und ca. 24 % im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe tätig sind (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2014). Unternehmen im Handel, Handwerk, Gastgewerbe und Dienstleistung prägen die Gewer- bestruktur in der VG Hachenburg. Gewerbeflächen, unter anderem für Unternehmen des produ- zierenden Gewerbes befinden sich insbesondere in den Ortsgemeinden Alpenrod (Wehrholz), (Naubergstraße), Stadt Hachenburg (Altstadt West; Bundesstraße 413;Auf dem Glei- chen/Westrandstraße), (Oberhattert), Kroppach (Bundesstraße B 414), Linden (ehem. Bundeswehrdepot), (Leystraße), Mündersbach (Vor der Wiese), Müschenbach (Nis- terfeld), Roßbach (Burgstraße) sowie (Ober dem Beilstein).

Zur detaillierteren Bewertung der industriellen Abwärmepotenziale der VG Hachenburg sind an die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes Fragebögen versendet worden. Vier Unterneh- men haben ihre Angaben zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Daten ist eine grobe Aussage des industriellen Abwärmepotenzial getroffen worden.

In drei produzierenden Unternehmen liegt Abwärme auf einem hohen Temperaturniveau aus Produktions- sowie Kühlungsprozessen vor. Entscheidend für eine interne Wärmerückgewin- nung ist eine optimale Abstimmung der Abwärmequellen und –senken (Wärmeverbraucher), so dass eine optimale und kostengünstige Nutzung erfolgen kann. Eine Abwärmenutzung zur Nah- wärmeversorgung kommt hier nicht in Frage. Entscheidend für die Umsetzung einer prozessin- ternen Wärmerückgewinnung ist die Nutzungsdauer von Anlagen.

Für kommunale und gewerbliche Unternehmen besteht die Möglichkeit im Rahmen des Förder- programms „EffCheck“ mit Hilfe eine frei wählbaren externen Beraters Umweltpotenziale (z. B. Energie, Wasser, Abfall) zu identifizieren und damit Kosteneinsparpotenziale zu ermitteln. Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt die Übernahme von bis zu 70 % des Beratungshonorars für kommunale und gewerbliche Betriebe. Der Berater ist frei wählbar. Die Eignung des Beraters wird durch das Landesamt für Umwelt, welches auch Ansprechpartner für die Inanspruchnahme des Programms ist, geprüft.

4.10 Potenziale zur Kraft-Wärme-(Kälte)-Kopplung (TK Wärme) Die Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung ermöglicht einen effizienteren Brennstoffeinsatz als die ge- trennte Strom- und Wärmeerzeugung. Dies trifft nicht nur auf Heizkraftwerke mit mehreren MW Leistung sondern auch auf Mini-Blockheizkraftwerke und Mikro-KWK-Anlagen zu, die zur Ob- jektversorgung oder in einem Wärmeverbund betrieben werden.

4.10.1 Kraft-Wärme-Kopplung Dem Netzbetreiber sind die nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz in Deutschland zugelasse- nen Anlagen bekannt und liegen für das Konzept vor. Nach der Auflistung des Netzbetreibers sind im Untersuchungsgebiet 37 KWK-Anlagen in Betrieb mit einer installierten elektrischen

Leistung von 585 kWel. Zwei 50 kWel-Anlagen werden im Löwenbach Hachenburg und auf der

Kläranlage in Hachenburg eingesetzt sowie eine 112 kWel-Anlage im DRK Krankenhaus in Hachenburg. Da im Konzept der Schwerpunkt auf der Gebäudewärmeversorgung liegt, konzent-

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rieren sich die weiteren Betrachtungen auf Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zur Objekt- oder zur Nahwärmeversorgung. Somit liegt der Fokus auf motorischen Blockheizkraftwerken (BHKW) als stationäre Anlagen. Motor-BHKW bestehen aus einem Verbrennungsmotor mit angekoppelten Generator- und Wär- metauschersystem. Durch die gleichzeitige Gewinnung von Strom und Wärme wird der einge- setzte Brennstoff besonders effizient ausgenutzt. Dabei kann die erzeugte elektrische Energie entweder selbst verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist werden. Die Auslegung eines Blockheizkraftwerkes erfolgt entweder wärme- oder stromseitig. In Zeiten höheren Wärmebe- darfs ergänzt eine Spitzenlastkesselanlage die Kraft-Wärme-Kopplungs-Aggregate. In Zeiten geringen Wärmebedarfs werden Speicher eingesetzt, die die überschüssige Wärme aufnehmen. Die Wärme dient nicht nur zur Beheizung sondern kann auch als Antriebsenergie für Absorpti- onskältemaschinen eingesetzt werden, deren Wirtschaftlichkeit muss im Einzelfall bestimmt werden. Im Hinblick auf eine Wärmeversorgung basierend auf der Kraft-Wärme-Kopplung sind Wärme- senken mit einem möglichst hohen und ganzjährigen Wärmeverbrauch gefragt. Typische Ein- satzfelder für Motor-BHKW sind z. B.:  Krankenhäuser  Seniorenheime  Hotels  Mehrfamilienhäuser  Nahwärmenetze kommunaler Liegenschaften (Schulen, Sporthallen, Schwimmbäder, Verwaltungsgebäude)  Gewerbebetriebe

Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes wurden im Hinblick auf Daten zum Energieverbrauch auch Seniorenheime angeschrieben. Hierzu gab es zwei Rückläufe. Das KWKG (KWKG, 2015) regelt und fördert die Erzeugung von Strom aus KWK-Anlagen. Je nach Leistungsgröße der KWK-Anlage bestehen unterschiedliche Optionen zur Stromabnahme und deren Vergütung (Direktvermarktung, Eigenverbrauch oder kaufmännische Abnahme vom Netzbetreiber). Der Kaufpreis kann ausgehandelt werden oder richtet sich bei ausbleibendem Handel an den Referenzpreis an der Strombörse. Zudem erhalten Betreiber einer KWK-Anlage eine Zulage sowohl für den ins öffentliche Netz eingespeisten KWK-Strom als auch eine geringe- re Zulage für den selbst verbrauchten Strom einer KWK-Anlage mit bis zu 100 kWel. Die Zulage ist gestaffelt und richtet sich anteilig nach der Anlagengröße bzw. –leistung. Darüber hinaus besteht seit dem Jahr 2009 die Möglichkeit, eine Förderung für Wärme- und Kältenetze (Aus- und Neubau), die mindestens zu 60 % von KW(K)K-Anlagen versorgt werden, sowie für Wär- me- bzw. Kältespeicher zu erhalten. Betreiber (Contracting), die KWK-Strom an Letztverbrau- cher in einer Kundenanlage oder in einem geschlossenen Verteilnetz verteilen (sofern für diesen Strom die volle EEG-Umlage entrichtet wird), erhalten eine Förderung, die nach Leistungsanteil gestaffelt ist. Die Berechnung der KWK-Zuschläge durch die Änderung des KWKG ist deutlich komplexer ge- worden. Pauschale Aussagen zur Wirtschaftlichkeit lassen sich nicht mehr treffen. Für Private können Förderprogramme, wie das KfW-Programm Erneuerbare Energien oder Zuschüsse des

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BAFA für Mini-KWK-Anlagen (bis 20 kWel) die Investition in ein Blockheizkraftwerk attraktiver machen (BMUB, 2014). Für Unternehmen bietet die KfW das ERP-Umwelt- und Energieeffi- zienzprogramm an. Beispiel: Seniorenheim Für den Einsatz eines Blockheizkraftwerks sind in einem Seniorenheim gute Voraussetzungen gegeben. Denn Seniorenhäuser zeichnen sich durch einen hohen Raumwärmebedarf, einem ganzjährigen Wärmebedarf für die Warmwasserbereitstellung und durch einen hohen Strombe- darf mit konstanter Grundlast aus. Die folgende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erfolgt am Bei- spiel eines Seniorenheims mit 85 Betten. Das BHKW wird so ausgelegt, dass möglichst hohe Vollbenutzungsstunden erreicht werden. Die Spitzenlast wird durch die Installation eines weite- ren Kessels abgedeckt. Für die Berechnung der Jahresdauerlinie ergibt sich das in Abbildung 4-18 dargestellte Bild:

Abbildung 4-18 Schematische Darstellung einer Jahresdauerlinie für ein Seniorenheim Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wird in diesem Fall angenommen, dass das BHKW durch den Träger des Seniorenheims selbst betrieben wird. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit eines anderen Betreibermodells, in dem die Installation und Betriebsführung durch einen Contractor geleistet wird. Die Vergabe an einen Contractor bietet den Vorteil, dass der Aufwand für Planung, Installation, Betrieb, Wartung und weitere Serviceleistungen sowie der anfangs relativ hohe Kapitaleinsatz nicht durch das Seniorenheim getragen werden muss. Ob dieses Modell wirtschaftlich interessant ist, hängt von der Höhe der vereinbarten Strom- und Wärme- preise ab. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung des BHKW ergibt sich aus der Summe der Kosten abzüglich einer Gutschrift für Strom und Wärme. Es wird davon ausgegangen, dass das Seniorenheim den erzeugten Strom zur Hälfte selbst nutzen kann. Eine Übersicht der angenommenen Rahmenda- ten findet sich in nachstehender Tabelle. Alle Angaben sind exklusive Mehrwertsteuer. 101

Tabelle 4-9 Annahmen für die Wirtschaftlichkeitsberechnung

Heizlast Gebäude 160 kWth

Arbeitspreis Erdgas 6,5 ct/kWhHS

Strompreis (Netzstrombezug) 20,7 ct/kWhel

KWK-Zuschlag eingespeister Strom bis 50 kWel 8 ct/kWhel

KWK-Zuschlag selbst genutzter Strom bis 50 kWel 4 ct/kWhel

Spez. Energiesteuerbefreiung 0,55 ct/kWhHS Anteil KWK-Strom Eigennutzung 50 % Anteil KWK-Strom ins öffentliche Netz 50 %

Kosten EEG-Umlage selbst genutzter Strom (40 %) 2,54 Ct/kWhel

Bei einer Auslegung von etwa 15 kWth und 8 kWel könnte ein Blockheizkraftwerk mit rund 8.000 Vollbenutzungsstunden etwa 34 % des jährlichen Wärmeverbrauchs abdecken. Unter diesen Annahmen liegt die statische Amortisation bei knapp 6 Jahren. Damit zeigt sich das BHKW als eine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme in einem Seniorenheim, um Kosten und Primärenergie einzusparen.

4.10.2 Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung Kälte wird je Anwendung in Form von Klimakälte und Prozesskälte je nach Anwendung benötigt. Da es gezielt um die Energieversorgung der Gebäude im Konzept geht, beschränkt sich die Be- trachtung auf die Klimakälte. Mit steigenden Komfortansprüchen gewinnt die Gebäudeklimatisie- rung zunehmend an Bedeutung. Die Raumklimatisierung erfolgt derzeit weitestgehend über Kompressionskältemaschinen, die mittels elektrischer Energie betrieben werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Klimakälte mit thermisch angetriebenen Kälte- maschinen bereitzustellen. Die häufigste angewendete Technik sind hierbei Absorptions- und Adsorptionskältemaschinen. Das erforderliche Temperaturniveau, das durch die Wärmequelle zur Verfügung gestellt werden muss, beträgt mindestens rund 85 °C. Für die Bereitstellung der thermischen Energie zum Antrieb des Kälteprozesses bietet sich eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten an. So kann diese z. B. durch Blockheizkraftwerke, Nah- oder Fernwärme oder industrielle Abwärme zur Verfügung gestellt werden. Gerade beim Betrieb von BHKW bietet sich eine Kombination an, da ein Blockheizkraftwerk in der Regel nur zur Wärmebereitstellung von Warmwasser und während der Wintermonate von Raumwärme eingesetzt wird. Mit einer weite- ren Nutzungsmöglichkeit der BHKW-Wärme insbesondere in den Sommermonaten kann die Kraft-Wärme-Kopplungsmaschine ihre Auslastung steigern und dadurch wirtschaftlich noch at- traktiver sein. Dabei wird der eingesetzte Brennstoff noch effizienter genutzt und Emissionen vermieden. Zu den technisch geeigneten Einsatzfeldern zählen z. B. klimatisierte Büro- und Verwaltungsgebäude.

102

Ein Potenzial zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung lässt sich im Rahmen des Klimaschutzkonzepts nicht beziffern, da es wegen der individuellen Rahmenbedingungen nur in konkreten Einzelfall- betrachtungen möglich ist.

4.10.3 Szenarien Kraft-Wärme-Kopplung Aufbauend auf den vorhandenen KWK-Anlagen besteht noch weiteres Ausbaupotenzial. Die Kraft-Wärme-Kopplung wird als Brückentechnologie in der zukünftigen Entwicklung der Ener- gieversorgung verstanden. Im Zuge der Energiewende ändern sich die Rahmenbe- dingungen für den Einsatz von KWK-Anlagen, denn die erneuerbare Stromerzeugung wird zu- nehmen und gleichzeitig der Wärmeverbrauch in Gebäuden zurückgehen. Ein gewisser Grund- stock an Anlagen wird auch bei verstärktem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung erfor- derlich sein. In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind derzeit 37 BHKW mit einer elektrischen Gesamtleis- tung von rund 585 kWel und einer Wärmeleistung von knapp 1000 kWth installiert. Darunter sind mehrere größere Erdgas betriebene BHKW mit einer Wärmeleistung von 110 kWth (elektrische

Leistung 50 kWel) im Löwenbad Hachenburg sowie im DRK Krankenhaus (196 kWth , 112 kWel ) als Wärmeerzeuger für ein Nahwärmenetz installiert. Darüber hinaus gibt es mit Erdgas und vorwiegend Klärgas betriebenes größeres BHKW auf der Kläranlage Hachenburg (40 kWth, 80 kWel). Gemäß dem Trend erfolgte in den letzten Jahren kein weiterer größerer Zubau an KWK- Anlagen. Unter der Annahme, dass in den nächsten Jahren Wärmeerzeuger, u. a. für den Be- trieb von Nahwärmenetzen installiert werden, wird die Wärmeproduktion aus KWK-Anlagen im

Jahr 2020 rund 17.000 MWhth/a betragen. Im Jahr 2030 wird die Wärmeproduktion ca. 36.000

MWhth/a betragen. Bezogen auf den heutigen Wärmebedarf in der Verbandsgemeinde Hachen- burg könnten damit ca. 5 bzw. 10 % des derzeitigen Wärmebedarfs abgedeckt werden.

103

5 Potenziale zu Aus- und Zubau von Wärmenetzen (TK Wärme) Wärmenetze bieten die Möglichkeit, verstärkt Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung und erneuerbare Energien in die Wärmeversorgung einzubeziehen. Insbesondere in Orten in denen kein Erdgas- netz liegt sind Vorteile hinsichtlich des Komforts, der Ökologie und der Kosten über die Be- triebsdauer zu erwarten.

5.1 Bestehende Wärmenetze In der Verbandsgemeinde Hachenburg existiert bereits in der Stadt Hachenburg ein Nahwärme- netz. Hierbei handelt es sich um eine überwiegend KWK- und biomassebasierende Nahwärme- versorgung (etwa ein Drittel KWK-Wärme und Zwei-Drittel Holz), welches durch die VG-Werke betrieben wird. Die Wärme wird zum weit überwiegenden Anteil aus Holzhackschnitzeln gewon- nen. Ein geringer Anteil wird aus fossilen Energieträgern erzeugt. Herzstück ist ein mit Holz- hackschnitzeln betriebener Kessel mit einer Nennleistung von 1.100 kW, der in Zeiten hohen Wärmebedarfs oder im Falle einer Betriebsstörung von zwei Ölkesseln (1.600 kW und 1.950 kW) unterstützt wird. Ebenfalls kommen verschiedene Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung zur Grundlastabdeckung zum Einsatz. Hierzu gehören erdgasbetriebe Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen im Löwenbad in der Stadt Hachenburg sowie im DRK Krankenhaus in der Stadt Hachenburg mit einer insgesamt thermischen Leistung von rund 300 kW. Das Versor- gungsnetz besteht aus jeweils rund 3.000 Metern an Vorlauf- und Rücklaufleitungen. Derzeit werden folgende Objekte mit Wärme versorgt:  DRK Krankenhaus in Hachenburg  Löwenbad Hachenburg  Stadthalle Hachenburg  Personalwohnheim  Städtisches Mehrfamilienhaus  Kinderhaus Hachenburg  Wärmeverbund Realschule Plus Hachenburg  Graf-Heinrich-Realschule Plus einschließlich der Sporthalle  Schloss Hachenburg (Hochschule der Deutschen Bundesbank)  Grundschule am „Schloss“ einschließlich der Sporthalle  Stadthalle

5.2 Ausbau von Wärmenetzen Zur Umsetzung der Potenziale für Wärmenetze in der VG Hachenburg, im Bereich der kommu- nalen Liegenschaften bietet es sich an, die Synergieeffekte der in direkter Nachbarschaft lie- gender öffentlicher Gebäude zu nutzen indem Nahwärmenetze mit kommunalen Liegenschaften geschaffen werden. Im nächsten Schritt kann betrachtet werden, welche weiteren Liegenschaf- ten in der näheren Umgebung liegen oder ob es sich anbietet, Wohngebäude mit einzubezie- hen, um das Wärmenetz rentabel zu errichten.

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Grundlage ist die Identifizierung von Wärmeinseln mit kommunalen Liegenschaften in eigener Trägerschaft sowie andere öffentliche Einrichtungen anhand der Wärmekarten. Folgende Krite- rien sind für die Auswahl relevant: • Entfernung der Liegenschaften / Gebäude, • Jahreswärmeverbrauch, • Erneuerungsbedarf der Wärmeerzeugung.

Darüber hinaus sollten weiteren Kriterien im Hinblick auf Synergieeffekte zur Konkretisierung geprüft werden: • Geplante Straßensanierung und/oder Tiefbauarbeiten (Strom, Telefon, Trinkwas- ser, Breitbandversorgung, Abwasser…), • Nicht-Vorhandensein leitungsgebundener Wärme- oder Brennstoff-Versorgung (Erdgas oder Nahwärme), • Interessen anderer Träger öffentlicher Einrichtungen, • Geplante Nutzungsänderungen der Liegenschaften.

Sind aus den Wärmekarten Gebiete mit mehreren öffentlichen Einrichtungen identifiziert, sollten diese nach den oben genannten Kriterien, soweit diese bekannt sind, charakterisiert werden, um eine wirtschaftliche Umsetzung im Interesse aller Beteiligten einschätzen zu können. Für die herausgefilterten Gebiete empfiehlt es sich, in Machbarkeitsstudien die Entwicklung und den Ausbau eines Wärmenetzes zu konzipieren.

Mit Hilfe des Wärmeatlanten können die identifizierten Gebiete hinsichtlich ihrer Wirtschaftlich- keit grob verglichen werden. Da jedem kommunalen Gebäude ein Heizenergieverbrauchswert und jedem Wohngebäude im Wärmeatlas ein statistischer Heizenergieverbrauch zugeordnet ist, lässt sich für definierte Gebiete zur zentralen Wärmeversorgung (Länge der Rohrleitungstrasse be-kannt) eine Kennzahl „spezifischer Wärmeabsatz“ ermitteln. Diese Kennzahl beinhaltet so- wohl den Wärmeverbrauch (Maß für die Einnahmen) als auch die Länge des Wärmenetzes (als Maß für die Investition des Betreibers). Die KfW-Bank fördert Wärmenetze die einem Wärmeab- satz von mindestens 500 kWhth/(mNetz*a). Erfahrungsgemäß sollte ein Wärmeabsatz von ca.

1.000 kWhth/(mNetz*a) für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Wärmenetzes erreicht werden.

Im Folgenden sind ausgewählte identifizierte Gebiete die aus den Wärmekarten identifiziert wurden, für die Entwicklung bzw. Erweiterung eines Wärmenetzes vorgestellt. Die zur Verfü- gung gestellten Energieverbrauchsdaten und das Baujahr der Wärmeerzeuger der kommunalen Liegenschaften sowie die Entfernung wurden berücksichtigt.

5.2.1 Ausbau von Wärmenetzen nicht nur mit öffentlichen Gebäuden als Keimzelle Nahwärmegebiet Ortsgemeinde Müschenbach: Grundschule, Kindergarten, Mehr- zweckhalle, Feuerwehrgerätehaus, Mietshaus

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In der Ortsgemeinde Müschenbach befinden sich die Grundschule, der Kindergarten, die Mehr- zweckhalle, das Feuerwehrgerätehaus in unmittelbarer Nachbarschaft. Dies macht diese Ge- bäude für die Betrachtung eines Nahwärmeverbundes interessant.

Abbildung 5-1 Nahwärmegebiet Ortsgemeinde Müschenbach

Mit ca. 100 m Trassenlänge ist der Verlegeaufwand vergleichsweise gering. Teilweise kann die Verlegung auf unbefestigtem Gebiet erfolgen, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus- wirkt.

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Tabelle 5-1 Nahwärmegebiet Ortsgemeinde Müschenbach Liegenschaft Jahreswärme- Leistung Baujahr Art der verbrauch Wärme- Wärme- erzeugung erzeugung

kWhth/a kWth Grundschule 78.600 60 2009 Erdgas Kindergarten 57.840 34 1991 Erdgas Mehrzweckhalle 176.800 143 2010 Erdgas Kennwerte Wärmenetz

Jahreswärmeverbrauch 313.240 kWhth/a Netzlänge ca. 100 m

Wärmeabsatz 3.130 kWhth/(mNetza)

Vom Feuerwehrgerätehaus und dem Mietshaus liegen keine Verbrauchsdaten vor. Der Wärmeerzeuger des Kindergartens hat seine rechnerische Nutzungsdauer erreicht. Der Hauptverbraucher in diesem Netz wäre die Mehrzweckhalle. Dessen Heizkessel ist erst vier Jah- re alt, sodass in einem Wärmeverbund der Weiterbetrieb als Spitzenlastkessel zu prüfen wäre oder bei Errichtung eines Wärmenetzes möglicherweise in anderen öffentlichen Liegenschaften eingesetzt werden kann.

Aufgrund des hohen Wärmeabsatzes von ca. 3.100 kWhth/(mNetza) ist der Betrieb des potenziel- len Wärmenetzes auf Basis von Biomasse als wirtschaftlich anzunehmen. Bei dem Einsatz von erneuerbaren Energieträgern oder KWK als Wärmeerzeuger können die klimaschädlichen Treib- hausgase signifikant gesenkt werden.

Weitere Maßnahmen im Hinblick auf Nahwärme in öffentlichen Einrichtungen können dem Maß- nahmenkatalog im Anhang des Berichtes zum Klimaschutzkonzept entnommen werden.

5.2.2 Errichtung von Arealnetzen Die gemeinschaftliche Errichtung von Gebäuden und Wärmenetzen in der Verbandsgemeinde Hachenburg soll durch eine entsprechende dezentrale Energieerzeugung mittels erneuerbarer Energien und/oder Kraft-Wärme-Kopplung in Form von Arealnetzen ausgebaut bzw. ergänzt werden. Hierfür werden in Absprache mit der VGW folgende Arealnetze in Hachenburg (Stadt) in Betracht gezogen:  Arealnetz 1: Feuerwehrgerätehaus, gewerbliches Unternehmen mit geplantem Gebäu- deneubau, Obdachlosenunterkunft (ebenso Gebäudeneubau in Planung)  Arealnetz 2: Kläranlage Hachenburg  Arealnetz 3: Verbindung der Arealnetze 1 und 2  Arealnetz 4: Forstamt, Forstbildungszentrum RLP, Einrichtung eines Hotelinvestors  Arealnetz 5: Verbandsgemeindeverwaltung Hachenburg, Kino Cinexx  Arealnetz 6: Realschule Plus (Biomassefeuerung); mögliche Einbindung in das bestehen- de Nahwärmenetz 107

Die Umsetzbarkeit der oben dargestellten Wärmeversorgungsvarianten durch die Errichtung von Arealnetzen wären in einem nächsten Schritt in Form einer Machbarkeitsstudie zu konkretisieren (s. hierzu auch Maßnahmensteckbriefe ÖFF 10).

5.3 Ausbau von Wärmenetzen - Dorfnahwärme Die Verbandsgemeinde Hachenburg und ihre Ortsgemeinden sind weitgehend ländlich struktu- riert. Der ländliche Raum steht vor vielen Herausforderungen, hat aber auch große Entwick- lungschancen für die Zukunft. Diese liegen unter anderem im Bereich der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energien, z. B. in Form der Dorf-Nahwärmeversorgung. Die Entwick- lung sogenannter Quartierskonzepte bilden eine zentrale strategische Planungshilfe und Ent- scheidungsgrundlage für eine an Maßnahmen ausgerichtete Investitionsplanung. Durch die Ini- tiierung bzw. Entwicklung von „Smarten“ Energiedörfern für den Klimaschutz wird vor dem Hin- tergrund des demografischen Wandels ein wichtiger Beitrag zur Daseinsvorsorge geleistet und positive Entwicklungsperspektiven aufgezeigt. Durch eine Quartierssanierung verbunden mit Gebäudesanierung und ggf. verbunden mit einer Dorf-Nahwärmeversorgung (mit KWK und/oder erneuerbaren Energien) kann ein großes CO2e-Minderungspotenzial erschlossen wer- den. Die Kommune kann die Eigentümer motivieren, tätig zu werden und dies ggf. durch Sanie- rungsmittel zu fördern. Für detaillierte Untersuchungen stehen den Kommunen beispielsweise spezielle Förderpro- gramme zur Realisierung dieser Chancen zur Verfügung. Zu nennen ist das Förderprogramm KfW-432 „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für Quartierskonzepte und Sanierungsma- nager“. Dieses Förderprogramm steht nicht nur für Städte sondern auch für Verbands- /Ortsgemeinden zur Verfügung. Zur Erstellung von energetischen Quartierskonzepten gibt es einen Zuschuss von der KfW in Höhe von 65 % der förderfähigen Kosten. Eine Aufstockung der Förderquote durch Dritte ist möglich. Im Rahmen von Quartierskonzepten ist auch eine Perso- nalstelle in Form eines Sanierungsmanagers förderfähig. Integrierte Quartierskonzepte zeigen unter Beachtung städtebaulicher, denkmalpflegerischer, baukultureller, wohnungswirtschaftlicher und sozialer Aspekte auf, welche technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale im Quartier bestehen und welche konkreten Maßnah- men für eine Umsetzung, insbesondere zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und Infrastruktur zur Wärmeversorgung entwickelt werden können. Die Bürgerinnen und Bürger können in einem Akteursbeteiligungsprozess direkt angesprochen werden und eingebunden werden. Mehr Details im Hinblick auf die Umsetzung von Dorf-Nahwärmeversorgungslösungen können den Maßnahmensteckbriefen (HH 4 bis HH 9) im Maßnahmenkatalog entnommen wer- den. Nachstehend erfolgt eine Darstellung der Ergebnisse der Untersuchungen, die im Rahmen des Klimaschutzkonzepts zur möglichen Dorf-Nahwärmeversorgung erfolgt sind. In der VG Hachenburg werden in 8 von 33 Ortsgemeinden Erdgasnetze betrieben. Hierbei han- delt es sich um die Ortsgemeinden , Atzelgift, Gehlert Hattert, Luckenbach, Müschenbach, Nister, und die Stadt Hachenburg. Ein Netzausbau erfolgt. So wurde u. a. auch die OG Gehlert an das Erdgasnetz angeschlossen. In den anderen Gemeinden wird deswegen

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überwiegend auf Heizöl als Energieträger zur Wärmeerzeugung zurückgegriffen. In diesen Orts- gemeinden bieten Nahwärmenetze oft eine wirtschaftliche und ökologische Alternative.

Für jede dieser Ortsgemeinden wurde der netzspezifische Wärmeabsatz unter der Annahme einer 100 prozentigen Anschlussquote der Wohngebäude ermittelt (Tabelle 5-2). Dabei wurde auf die im Wärmeatlas ermittelten Verbrauchsdaten zurückgegriffen.

Tabelle 5-2 Wärmedichte der Ortsgemeinden ohne Erdgasnetz ORT Ein- Trassen Trasse Trasse Wärme- Wärme- Wärme- woh- Verteil- Hausan Anschluss ver- verbrauch absatz ner leitun- an- öffentliche brauch öffentliche gen schluss Gebäude Wohnge- Gebäude bäude

m m m kWhth/a kWhth/a kWhth/

(mTrassea) Borod 519 4.977 1.513 31 4.729.425 108.308 742 234 2.072 786 0 2.662.778 0 932 Gehlert 602 4.278 2.136 0 6.236.079 0 972 Giesenhausen 316 4.166 1.053 0 3.523.095 0 675 Heimborn 272 2.293 803 0 2.409.297 0 778 Heuzert 125 1.086 513 0 1.542.902 0 965 Höchstenbach 698 5.270 2.570 43 7.694.250 66.453 985 Kroppach 1 620 1.762 749 0 1.809.971 0 721 Kroppach 2 620 4.524 1.984 56 5.555.179 146.157 869 Kundert 267 3.482 782 0 3.066.240 0 719 Limbach 427 4.559 1.560 0 4.833.655 0 790 Linden 151 1.482 481 0 1.695.672 0 860 Lochum 296 2.602 1.405 0 3.459.815 0 864 237 2.505 836 0 2.617.137 0 783 Merkelbach 401 3.054 1.537 20 4.794.977 34.700 1.050 Mörsbach 1 456 1.585 328 42 1.221.267 85.060 668 Mörsbach 2 456 2.762 851 0 2.463.283 0 682 Mörsbach 3 456 1.135 392 0 1.019.349 0 668 Mudenbach 1 735 5.763 2.051 0 6.479.320 0 829 Mudenbach 2 735 1.032 320 0 1.438.601 0 1.064 Mündersbach 771 5.684 2.741 19 8.013.415 0 949 Roßbach 833 5.721 2.794 150 8.526.633 185.000 1.005 Steinebach an 819 640 428 0 939.078 0 879 der Wied 1 Steinebach an 819 4.769 2.135 11 6.347.136 83.430 930 der Wied 2 Steinebach an 819 1.101 324 0 1.232.445 0 865 der Wied 3 Stein-Wingert 215 1.885 663 0 1.714.576 0 673

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Wahlrod 842 5.864 3.389 88 8.073.022 75.760 872 142 1.431 587 0 1.681.765 0 833 Wied 471 3.690 2.889 0 5.668.080 0 862 213 1.747 879 0 2.385.929 0 909

In der nachstehenden Abbildung ist der Wärmeabsatz der einzelnen Ortsgemeinden grafisch dargestellt.

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Abbildung 5-2 Wärmeabsatz Ortsgemeinden ohne Erdgasnetz

111

Der Wärmeabsatz in den einzelnen Ortsgemeinden liegt zwischen rund 670 und 1.100 kWhth/(mtrassea). Der Mittelwert liegt bei rund 850 kWhth/(mtrassea). In den wenigen Ortsgemeinden ließe sich ein wirtschaftlicher Wärmebetrieb für den gesamten Siedlungsbereich darstellen. Aber für fast alle Ortsgemeinden dürften sich in kleinräumiger Betrachtung Potenziale ausweisen lassen.

Nachfolgend erfolgt eine exemplarische Betrachtung für fünf ausgewählte Ortsgemeinden in Form von Grobanalysen für Wärmenetze in den Ortsgemeinden Roßbach, Gehlert, Höchsten- bach, Merkelbach und Mündersbach durchgeführt. Folgende Auswahlkriterien für die nähere Betrachtung der ausgewählten Ortsgemeinden standen hierbei im Vordergrund:  Ergebnisse der Betrachtung von Wärmeverbrauch, Einwohnerzahl und Wärmeabsatz

5.3.1 Methodik Ausgehend von dem Dorfkern wird die jeweilige Ortsgemeinde in Siedlungsbereiche eingeteilt. Für diese Bereiche wird sowohl der Wärmeverbrauch der Wohn- und öffentlichen Gebäude zu- sammengefasst als auch die benötigte Trassenlänge zu Errichtung eines Nahwärmenetzes. Der Dorfkern bildet den Ausgangsbereich. Im ersten Schritt wird hier der Wärmeabsatz

(kWhth/(mTrasse*a) ermittelt. Im nächsten Schritt wird der Wärmeabsatz des Dorfkerns und der direkt umliegenden Siedlungszellen ermittelt. Danach werden die nächsten Siedlungszellen inte- griert bis am Ende ein Wärmeabsatz für die ganze Ortsgemeinde ermittelt wird. Zum einen kann so Schritt für Schritt die Wirtschaftlichkeit von Erweiterungen des Wärmenetzes über den Dorfkern hinaus abgeschätzt werden. Zum anderen kann auch punktuell eine Ab- schätzung für eine oder mehrere Siedlungszellen unabhängig vom Dorfkern durchgeführt wer- den.

5.3.2 Grobanalyse Dorfnahwärme Ortsgemeinde Roßbach Im Rahmen dieses Konzeptes wurde exemplarisch eine Grobanalyse eines Wärmenetzes für die Wohngebäude mit der Grundschule und dem Kindergarten in der Ortsgemeinde Roßbach durchgeführt. Der Dorfkern in Roßbach wurde nach Bebauungsdichte und Baualter der Gebäude gewählt. Nachstehende Abbildung zeigt den gewählten Dorfkern von Roßbach.

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Abbildung 5-3 Dorfkern Ortsgemeinde Roßbach (eigene Darstellung) Ausgehend vom Dorfkern wurden weitere Siedlungszellen eingeteilt. Auch hier waren die Krite- rien eine zusammenhängende Bebauung und das Baualter der Gebäude. Der Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungszellen schwankt zwischen 680 und 1.900 kWhth/(mTrassea). Der Wärme- absatz kann für jede Kombination von Siedlungszellen in der Gemeinde Roßbach dargestellt werden. Die nachstehende Abbildung 5-4 zeigt den Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungsbereichen.

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Abbildung 5-4 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Roßbach (eigene Darstellung)

Für den Dorfkern und den Erweiterungen um die Gebiete 1 bis 4 erfolgt eine nähere Auswer- tung. Der Wärmeabsatz in diesen ausgewählten Gebieten liegt im Mittel bei ca.1.200 kWhth/(mTrassea).

Abschätzung des Wärmegestehungspreises Es wurden für drei Bereiche exemplarisch grobe Abschätzungen zur Wirtschaftlichkeit durchge- führt um den Wärmegestehungspreis eines potenziellen Nahwärmenetzes zu ermitteln. Folgen- de Bereiche wurden betrachtet:  Dorfkern  Dorfkern plus Erweiterungen 1 bis 4  Gesamte Ortsgemeinde

Als Wärmeerzeuger werden jeweils ein Biomassekessel und ein HEL-Redundanzkessel betrach- tet. Bei der Auslegung wurde der Biomassewärmeerzeuger so ausgelegt, dass bei ca. 4.500 Vollbenutzungsstunden ca. 80 % des Jahreswärmeverbrauchs decken kann. Als Biomassekessel

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kommt bei allen drei Gebieten ein Holzhackschnitzelkessel zur Anwendung. Als Jahresnutzungs- grad wurden für den Holzhackschnitzelkessel 85 % und für den HEL-Kessel 95 % angesetzt.

Anhand des statistisch ermittelten Verbrauchs der Gebäude aus dem Wärmeatlas ergibt sich die in nachstehende Tabelle 5-3 entsprechende Energiebilanz für die ausgewählten Siedlungsberei- che.

Tabelle 5-3 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Roßbach Einheit Dorfkern Dorfkern plus Gesamte OG E1 bis E4

Wärmeverbrauch kWhth/a 1.241.000 3.657.000 8.707.000 Wärmeverbrauch plus kWh /a 1.366.000 3.843.000 9.397.000 Netzverluste th

Leistung Biomasse kWth 250 700 1.800 Leistung HEL kWth 600 1.200 2.400 Deckung Holzhack- schnitzelkessel kWhth/a 1.125.000 3.150.000 8.100.000

Deckung kWh /a 241.000 693.000 1.297.000 HEL-Kessel th

Holzbedarf t/a 331 927 2.380

Heizölbedarf m³/a 25 73 137

Spezifischer Wärmeabsatz kWhth/(mTrassea) 1.902 1.255 1.005

Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden folgende Rahmenbedingungen angenommen:  Zinssatz: 2 %  Abschreibungen technische Komponenten: 20 a  Abschreibungen Bauwerke: 50 a  Abschreibung Wärmeleitung: 30 a

 Preis Holzhackschnitzel: 3,5 ct/kWhHi

 Preis Heizöl: 6,5 ct/kWhHi

 Stromkosten Hilfsenergie: 26 ct/kWhel

Als Fördermöglichkeiten wurde zum einen das KfW-Programm 271/281 „Erneuerbare Energien Premium“ und zum anderen das Programm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur (ZEIS)“ be- rücksichtigt.

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Tabelle 5-4 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Roßbach Einheit Dorfkern Dorfkern plus Gesamte OG E1 bis E4

Investitionskosten € 791.000 2.419.000 7.000.000

Förderung € 161.200 514.000 1.422.000

Eigenanteil € 629.800 1.905.000 5.578.000

Kapitalkosten €/a 31.600 96.600 279.000

Verbrauchskosten €/a 70.800 203.200 487.400

Betriebskosten €/a 2.400 3.900 6.200

Jahreskosten €/a 104.800 303.200 772.600

Wärmegestehungskosten Ct/kWhth 8,4 8,3 9

Die Wärmegestehungskosten liegen in den ersten beiden Bereichen zwischen 8,3 und

8,4 Ct/kWhth. Bei einem Anschluss des gesamten Dorfes liegt der Wärmegestehungspreis mit

9 ct/kWhth etwas höher. Insgesamt ergeben sich innerhalb der Ortsgemeinde Roßbach Poten- ziale zur vertiefenden Betrachtung von Dorfnahwärme (vgl. Maßnahme HH 5 im Anhang Maß- nahmenkatalog)

5.3.3 Grobanalyse Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Gehlert Analog zur Methodik in Roßbach wurden auch in der Ortsgemeinde Gehlert ausgehend von Dorfkern die Ortsgemeinde in Siedlungszellen eingeteilt. Auch hier waren die Kriterien eine zu- sammenhängende Bebauung und das Baualter der Gebäude. Der Wärmeabsatz in den einzel- nen Siedlungszellen schwankt zwischen 800 und 1.100 kWhth/(mTrassea). Der Wärmeabsatz kann für jede Kombination von Siedlungszellen in der Gemeinde Gehlert dargestellt werden. Die nachstehende Abbildung 5-5 zeigt den Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungsbereichen.

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Abbildung 5-5 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Gehlert (eigene Darstellung)

Für den Dorfkern und der Erweiterung um das Gebiet 1 erfolgt eine nähere Auswertung. Der

Wärmeabsatz in diesen ausgewählten Gebieten liegt bei ca.1.100 kWhth/(mTrassea) im Mittel.

117

Abschätzung des Wärmegestehungspreises Es wurden für zwei Bereiche exemplarisch grobe Abschätzungen zur Wirtschaftlichkeit durchge- führt um den Wärmegestehungspreis eines potenziellen Nahwärmenetzes zu ermitteln. Folgen- de Bereiche wurden betrachtet:  Dorfkern plus Erweiterung 1  Gesamte Ortsgemeinde

Als Wärmeerzeuger kamen jeweils ein Biomassekessel und ein HEL-Redundanzkessel zum Ein- satz. Bei der Auslegung wurde der Biomassewärmeerzeuger so ausgelegt, dass bei ca. 4.500 Vollbenutzungsstunden ca. 80 % des Jahreswärmeverbrauchs decken kann. Als Biomassekessel kommt bei den zwei Gebieten ein Holzhackschnitzelkessel zur Anwendung. Als Jahresnutzungs- grad wurden für den Holzhackschnitzelkessel 85 % und für den HEL-Kessel 95 % angesetzt.

Anhand des statistisch ermittelten Verbrauchs der Gebäude aus dem Wärmeatlas ergibt sich die in nachstehende Tabelle 5-5 entsprechende Energiebilanz für die ausgewählten Siedlungsberei- che.

Tabelle 5-5 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Gehlert Einheit Dorfkern plus Gesamte OG E1

Wärmeverbrauch kWhth/a 4.236.200 6.177.600 Wärmeverbrauch plus Netzverluste kWhth/a 4.706.900 6.864.000 Leistung Biomasse kWth 800 1.200 Leistung HEL kWth 1.300 1.700 Deckung Holzhackschnitzelkessel kWhth/a 3.825.000 5.400.000 Deckung HEL-Kessel kWhth/a 881.900 1.464.000

Holzbedarf t/a 1.100 1.600

Heizölbedarf m³/a 93 154

Spezifischer Wärmeabsatz kWhth/(mTrassea) 1.112 972

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Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden folgende Rahmenbedingungen angenommen:  Zinssatz: 2 %  Abschreibungen technische Komponenten: 20 a  Abschreibungen Bauwerke: 50 a  Abschreibung Wärmeleitung: 30 a

 Preis Holzhackschnitzel: 3,5 ct/kWhHi

 Preis Heizöl: 6,5 ct/kWhHi

 Stromkosten Hilfsenergie: 26 ct/kWhel

Als Fördermöglichkeiten wurde zum einen das KfW-Programm 271/281 „Erneuerbare Energien Premium“ und zum anderen das Programm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur (ZEIS)“ be- rücksichtigt.

Tabelle 5-6 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Gehlert Einheit Dorfkern plus E1 Gesamte OG

Investitionskosten € 3.011.000 4.845.000

Förderung € 537.000 1.001.000

Eigenanteil € 2.474.000 3.844.000

Kapitalkosten €/a 123.000 190.900

Verbrauchskosten €/a 250.000 368.300

Betriebskosten €/a 4.200 5.000

Jahreskosten €/a 376.800 564.200

Wärmegestehungskosten Ct/kWhth 8,8 9,0

Die Wärmgestehungskosten liegen im ersten Bereich (Dorfkern und Erweiterung um Gebiet 1) bei 8,8 ct/kWhth. Bei einem Anschluss des gesamten Dorfes liegt der Wärmegestehungspreis mit 9 ct/kWhth etwas höher. Insgesamt ergeben sich innerhalb der Ortsgemeinde Gehlert Po- tenziale zur vertiefenden Betrachtung von Dorfnahwärme (vgl. Maßnahme HH 6 im Anhang Maßnahmenkatalog).

5.3.4 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Merkelbach Als dritte Ortsgemeinde wurde die Ortsgemeinde Merkelbach im Hinblick auf eine Dorf- Nahwärmeversorgung betrachtet. Auch hier waren die Kriterien eine zusammenhängende Be- bauung und das Baualter der Gebäude. Der Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungszellen be- trägt für den Dorfkern 2.220 kWhth/(mTrassea), Erweiterung 1 990 kWhth/(mTrassea), Erweiterung

2 1.070 kWhth/(mTrassea), Erweiterung 3 960 kWhth/(mTrassea) sowie Erweiterung 4 980 kWhth/(mTrassea). Der Wärmeabsatz kann für jede Kombination von Siedlungszellen in der Ge-

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meinde Merkelbach dargestellt werden. Die nachstehende Abbildung 5-6 zeigt die Einteilung der Ortsgemeinde Merkelbach in die einzelnen Siedlungsbereiche.

Abbildung 5-6 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Merkelbach (eigene Darstellung) Eine nähere Betrachtung erfolgt für die Betrachtung des Siedlungsgebiets der gesamten Orts- gemeinde.

Abschätzung des Wärmegestehungspreises Für die Ortsgemeinde Merkelbach wurde für das gesamte Siedlungsgebiet der Ortsgemeinde exemplarisch eine grobe Abschätzung zur Wirtschaftlichkeit durchgeführt um den Wärmegeste- hungspreis eines potenziellen Nahwärmenetzes zu ermitteln. Folgende Bereiche wurden be- trachtet. Als Wärmeerzeuger kamen jeweils ein Biomassekessel und ein HEL-Redundanzkessel zum Ein- satz. Bei der Auslegung wurde der Biomassewärmeerzeuger so ausgelegt, dass bei ca. 4.500 Vollbenutzungsstunden ca. 80 % des Jahreswärmeverbrauchs decken kann. Als Biomassekessel kommt bei allen fünf Gebieten ein Holzhackschnitzelkessel zur Anwendung. Als Jahresnutzungs- grad wurden für den Holzhackschnitzelkessel 85 % und für den HEL-Kessel 95 % angesetzt.

Anhand des statistisch ermittelten Verbrauchs der Gebäude aus dem Wärmeatlas ergibt sich die in nachstehende Tabelle 5-7entsprechende Energiebilanz für die ausgewählten Siedlungsberei- che.

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Tabelle 5-7 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Merkelbach Einheit Gesamte OG

Wärmeverbrauch kWhth/a 4.798.000

Wärmeverbrauch plus Netzverluste kWhth/a 5.278.000

Leistung Biomasse kWth 1.000

Leistung HEL kWth 1.500

Deckung Holzhackschnitzelkessel kWhth/a 4.500.000

Deckung HEL-Kessel kWhth/a 778.000

Holzbedarf t/a 1.350

Heizölbedarf m³/a 82

Spezifischer kWh /(m a) 1.052 Wärmeabsatz th Trasse

Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden folgende Rahmenbedingungen angenommen:  Zinssatz: 2 %  Abschreibungen technische Komponenten: 20 a  Abschreibungen Bauwerke: 50 a  Abschreibung Wärmeleitung: 30 a

 Preis Holzhackschnitzel: 3,5 ct/kWhHi

 Preis Heizöl: 6,5 ct/kWhHi

 Stromkosten Hilfsenergie: 26 ct/kWhel

Als Fördermöglichkeiten wurde zum einen das KfW-Programm 271/281 „Erneuerbare Energien Premium“ und zum anderen das Programm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur (ZEIS)“ be- rücksichtigt.

121

Tabelle 5-8 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Merkelbach Einheit Gesamte OG

Investitionskosten € 3.753.000

Förderung € 775.000

Eigenanteil € 2.978.000

Kapitalkosten €/a 148.100

Verbrauchskosten €/a 274.900

Betriebskosten €/a 4.400

Jahreskosten €/a 465.800

Wärmegestehungskosten Ct/kWhth 8,8

Die Wärmgestehungskosten liegen für die Betrachtung der gesamten Ortsgemeinde bei ca. 8,8 Ct/kWhth. Insgesamt ergeben sich innerhalb der Ortsgemeinde Merkelbach Potenziale zur vertiefenden Betrachtung von Dorfnahwärme (vgl. Maßnahme HH 7 im Anhang Maßnahmenka- talog).

5.3.5 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Mündersbach Für die Ortsgemeinde Mündersbach wurden im Hinblick auf eine Dorf-Nahwärmeversorgung zwei Siedlungsbereiche betrachtet:  Dorfkern (u. a. mit Kindergarten) plus Erweiterung 1 und 2  Gesamte Ortsgemeinde Auch hier waren die Kriterien eine zusammenhängende Bebauung und das Baualter der Gebäu- de. Der Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungszellen schwankt zwischen 846 und

1.172 kWhth/(mTrassea). Der Wärmeabsatz kann für jede Kombination von Siedlungszellen in der Gemeinde Gehlert dargestellt werden. Die nachstehende Abbildung 5-7 zeigt die Einteilung der Ortsgemeinde Mündersbach in die einzelnen Siedlungsbereiche mit dargestelltem Wärmeabsatz.

122

Abbildung 5-7 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Mündersbach (eigene Darstellung)

Für den Dorfkern und die Erweiterung um die Gebiete 1 und 2 sowie die gesamte Ortsgemeinde erfolgt eine nähere Auswertung.

Abschätzung des Wärmegestehungspreises Es wurden für zwei Bereiche exemplarisch grobe Abschätzungen zur Wirtschaftlichkeit durchge- führt um den Wärmegestehungspreis eines potenziellen Nahwärmenetzes zu ermitteln. Folgen- de Bereiche wurden betrachtet:  Dorfkern plus Erweiterung 1 und 2  Gesamte Ortsgemeinde

Als Wärmeerzeuger kamen jeweils ein Biomassekessel und ein HEL-Redundanzkessel zum Ein- satz. Bei der Auslegung wurde der Biomassewärmeerzeuger so ausgelegt, dass bei ca. 4.500 Vollbenutzungsstunden ca. 80 % des Jahreswärmeverbrauchs decken kann. Als Biomassekessel kommt bei allen fünf Gebieten ein Holzhackschnitzelkessel zur Anwendung. Als Jahresnutzungs- grad wurden für den Holzhackschnitzelkessel 85 % und für den HEL-Kessel 95 % angesetzt.

Anhand des statistisch ermittelten Verbrauchs der Gebäude aus dem Wärmeatlas ergibt sich die in nachstehende Tabelle 5-9entsprechende Energiebilanz für die ausgewählten Siedlungsberei- che.

123

Tabelle 5-9 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Mündersbach Einheit Dorfkern plus E1 und Gesamte OG E2

Wärmeverbrauch kWhth/a 4.856.000 8.013.000

Wärmeverbrauch plus Netzver- kWh /a 5.342.000 8.814.000 luste th

Leistung Biomasse kWth 950 1.500

Leistung HEL kWth 1.500 2.200

Deckung Holzhackschnitzelkessel kWhth/a 4.275.000 6.750.000

Deckung HEL-Kessel kWhth/a 1.067.000 2.064.000

Holzbedarf t/a 1.260 2.000

Heizölbedarf m³/a 112 217.000

Spezifischer kWh /(m a) 1.071 949 Wärmeabsatz th Trasse

Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden folgende Rahmenbedingungen angenommen:  Zinssatz: 2 %  Abschreibungen technische Komponenten: 20 a  Abschreibungen Bauwerke: 50 a  Abschreibung Wärmeleitung: 30 a

 Preis Holzhackschnitzel: 3,5 ct/kWhHi

 Preis Heizöl: 6,5 ct/kWhHi

 Stromkosten Hilfsenergie: 26 ct/kWhel

Als Fördermöglichkeiten wurde zum einen das KfW-Programm 271/281 „Erneuerbare Energien Premium“ und zum anderen das Programm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur (ZEIS)“ be- rücksichtigt.

124

Tabelle 5-10 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Mündersbach Einheit Dorfkern plus E1 und E2 Gesamte OG

Investitionskosten € 3.895.000 6.606.000

Förderung € 796.100 1.365.000

Eigenanteil € 3.098.900 5.241.000

Kapitalkosten €/a 154.100 260.400

Verbrauchskosten €/a 284.900 477.300

Betriebskosten €/a 4.400 5.900

Jahreskosten €/a 443.400 743.600

Wärmegestehungskosten Ct/kWhth 9,1 9,3

Die Wärmgestehungskosten liegen für den Bereich Dorfkern und die Siedlungsbereiche 1 und 2 bei ca. 9,1 Ct/kWhth. Bei einem Anschluss des gesamten Dorfes liegt der Wärmegestehungs- preis mit 9,3 ct/kWhth minimal höher. Insgesamt ergeben sich innerhalb der Ortsgemeinde Mündersbach Potenziale zur vertiefenden Betrachtung von Dorfnahwärme (vgl. Maßnahme HH 8 im Anhang Maßnahmenkatalog).

5.3.6 Dorf-Nahwärme Ortsgemeinde Höchstenbach Analog zur Methodik der anderen ausgewählten Ortsgemeinden wurden auch in der Ortsge- meinde Höchstenbach ausgehend von Dorfkern die Ortsgemeinde in Siedlungszellen eingeteilt. Auch hier waren die Kriterien eine zusammenhängende Bebauung und das Baualter der Gebäu- de. Der Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungszellen schwankt zwischen 991 und 1.183 kWhth/(mTrassea). Der Wärmeabsatz kann für jede Kombination von Siedlungszellen in der Ge- meinde Gehlert dargestellt werden. Die nachstehende Abbildung 5-8 zeigt den Wärmeabsatz in den einzelnen Siedlungsbereichen.

125

Abbildung 5-8 Wärmeabsatz in den Siedlungszellen Ortsgemeinde Höchstenbach (eigene Darstellung)

Für den Dorfkern und der Erweiterung um das Gebiet 3 erfolgt eine nähere Auswertung.

Abschätzung des Wärmegestehungspreises Es wurden für zwei Bereiche exemplarisch grobe Abschätzungen zur Wirtschaftlichkeit durchge- führt um den Wärmegestehungspreis eines potenziellen Nahwärmenetzes zu ermitteln. Folgen- de Bereiche wurden betrachtet:  Dorfkern plus Erweiterung 3  Gesamte Ortsgemeinde

Als Wärmeerzeuger kamen jeweils ein Biomassekessel und ein HEL-Redundanzkessel zum Ein- satz. Bei der Auslegung wurde der Biomassewärmeerzeuger so ausgelegt, dass bei ca. 4.500 Vollbenutzungsstunden ca. 80 % des Jahreswärmeverbrauchs decken kann. Als Biomassekessel kommt bei allen fünf Gebieten ein Holzhackschnitzelkessel zur Anwendung. Als Jahresnutzungs- grad wurden für den Holzhackschnitzelkessel 85 % und für den HEL-Kessel 95 % angesetzt. Anhand des statistisch ermittelten Verbrauchs der Gebäude aus dem Wärmeatlas ergibt sich die in nachstehende Tabelle 5-11 entsprechende Energiebilanz für die ausgewählten Siedlungsbe- reiche.

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Tabelle 5-11 Energiebilanz der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Höchstenbach Einheit Dorfkern plus E3 Gesamte OG

Wärmeverbrauch kWhth/a 3.352.000 7.700.000

Wärmeverbrauch plus Netzverluste kWhth/a 3.687.000 8.470.000

Leistung Biomasse kWth 700 1.500

Leistung HEL kWth 1.100 2.100

Deckung Holzhackschnitzelkessel kWhth/a 2.950.000 6.750.000

Deckung HEL-Kessel kWhth/a 740.000 1.720.000

Holzbedarf t/a 870 1.990

Heizölbedarf m³/a 76 181

Spezifischer kWh /(m a) 1.160 985 Wärmeabsatz th Trasse

Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden folgende Rahmenbedingungen angenommen:  Zinssatz: 2 %  Abschreibungen technische Komponenten: 20 a  Abschreibungen Bauwerke: 50 a  Abschreibung Wärmeleitung: 30 a

 Preis Holzhackschnitzel: 3,5 ct/kWhHi

 Preis Heizöl: 6,5 ct/kWhHi

 Stromkosten Hilfsenergie: 26 ct/kWhel

Als Fördermöglichkeiten wurde zum einen das KfW-Programm 271/281 „Erneuerbare Energien Premium“ und zum anderen das Programm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur (ZEIS)“ be- rücksichtigt

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Tabelle 5-12 Wärmegestehungskosten der ausgewählten Siedlungsbereiche Ortsgemeinde Höchstenbach Einheit Dorfkern plus E1 Gesamte OG

Investitionskosten € 2.244.000 4.455.000

Förderung € 466.000 950.600

Eigenanteil € 1.777.000 3.504.400

Kapitalkosten €/a 89.400 174.300

Verbrauchskosten €/a 196.700 452.400

Betriebskosten €/a 5.500 5.500

Jahreskosten €/a 291.600 632.200

Wärmegestehungskosten Ct/kWhth 8,7 8,1

Die Wärmgestehungskosten liegen für den Bereich Dorfkern und den Siedlungsbereich 1 bei ca.

8,7ct/kWhth. Bei einem Anschluss des gesamten Dorfes liegt der Wärmegestehungspreis mit

8,1 ct/kWhth deutlich niedriger. Insgesamt ergeben sich innerhalb der Ortsgemeinde Höchsten- bach Potenziale zur vertiefenden Betrachtung von Dorfnahwärme (vgl. Maßnahme HH 9 im An- hang Maßnahmenkatalog).

128

6 Potenziale zur Nutzung Erneuerbarer Energien

6.1 Windenergie Die Windenergie gehört zu den am längsten vom Menschen genutzten Energieformen. Zuerst stand die Nutzung des Windes zur Fortbewegung im Vordergrund, später die mechanische Nut- zung als Windpumpe oder Windmühle. Inzwischen wird die Windenergie vor allem zur Stromer- zeugung genutzt. Dabei wird die kinetische Energie des Windes mit den Rotorblättern des Windrades in mechanische Energie und dann über einen Generator in elektrische Energie um- gewandelt. Die Windenergie ist heute eine der großen tragenden Säulen der Energiewende. Sowohl in energiepolitischen Zielen auf der Landes- wie auch der Bundesebene spielt sie eine bedeutende Rolle für das Erreichen der Energie- und Klimaschutzziele. In Rheinland-Pfalz soll die Windenergie besonders ambitioniert ausgebaut werden. Ziele der damaligen Landesregie- rung (2011-2016):  Verfünffachung der Erzeugung von Strom aus Windenergie bis 2020  Bilanzielle Stromautarkie mit erneuerbaren Energien bis 2030  2 % der Landesfläche für die Windkraft nutzen Die Erschließung der Windenergie ermöglicht eine im Vergleich zur genutzten Fläche hohe Energieausbeute (im Vergleich zur Flächennutzung für andere erneuerbare Energien) und stei- gert die lokale Wertschöpfung in hohem Maße.

6.1.1 Ist-Situation Windenergie In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind bis zum 31.12.2014 (Bilanzjahr) insgesamt 26

Windkraftanlagen mit insgesamt 41,5 MWel Leistung im Verbandsgemeindegebiet errichtet. Die Anlagen im Windpark Hartenfelser Kopf (Ortsgemeinden Mündersbach und Höchstenbach), im Windpark Oberholz (Ortsgemeinde Alpenrod) sowie in den Ortsgemeinden, Kundert, Giesen- hausen, Lochum und Kroppach wurden zwischen den Jahren 1994 und 2014 in Betrieb genom- men. Die für die Wasserversorgung errichtete Windenergieanlage in Gehlert im Jahr 1994 durch die Verbandsgemeindewerke ist mittlerweile stillgelegt.

Der jährliche Stromertrag beträgt rund 64.300 MWhel/a, was bereits 93 % des derzeitigen Stromverbrauchs in der VG Hachenburg entspricht.

6.1.2 Potenzialanalyse Windenergie

Rahmenbedingungen Windkraftanlagen im Außenbereich sind nach § 35 Baugesetzbuch als privilegierte Bauvorhaben im Außenbereich zulässig. Eine Steuerung der Errichtung von Windkraftanlagen ist auf kommu- naler und regionaler Ebene über die Ausweisung von Vorrangflächen in Bauleit- bzw. Regio- nalplänen möglich. Für die Bauleitplanung, den Flächennutzungsplan und Bebauungsplan sind die Gemein- den/Verbandsgemeinde zuständig. Regionalpläne werden von der Regionalplanung, hier die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald, erstellt. Vorgaben liefert das von der obersten Planungsbehörde (Ministerien) erstellte Landesentwicklungsprogramm.

129

Ergebnis Im Rahmen der Potenzialanalyse werden bestehende Planungen, regionale Raumordnungspläne und Flächennutzungspläne ausgewertet.

Im Jahr 2013 erfolgten eingehende ökologische Untersuchungen für insgesamt mögliche weite- re fünf Potenzialflächen, deren Größe insgesamt rund 534 ha umfasst. Hierbei handelt es sich um die Potenzialflächen 1 und 2 (zwischen Roßbach und Welkenbach), Potenzialfläche 5 (Be- reich Hatterter Kopf), Potenzialfläche 6 (Bereich Gietzebeul) und Potenzialfläche 7 (rund um den bestehenden Windpark bei Alpenrod). Zum Zeitpunkt der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes bestehen im Bereich obiger dargestell- ten möglichen Potenzialflächen unüberwindbare Hindernisse aus naturschutz- und artenschutz- fachlicher Sicht für die Ausweisung von weiteren Windkraftanlagen. Demnach kann für die Verbandsgemeinde Hachenburg kein weiteres Potenzial im Bereich der Windenergie ausgewiesen werden.

6.1.3 Ausbausszenario Windenergie Es bestehen keine weiteren Potenziale im Untersuchungsgebiet.

6.2 Solarenergie In diesem Abschnitt wird das Potenzial für die Nutzung der Solarenergie ermittelt sowie das bereits genutzte und das Ausbaupotenzial dargestellt. Hierfür werden Anlagen zur Stromerzeugung (Photovoltaik) und Anlagen zur Wärmeerzeugung (Solarthermie) betrachtet. Im Bereich der Photovoltaik werden sowohl Dachanlagen als auch Freiflächenanlagen berücksichtigt. Im Bereich der der Solarthermie können Freiflächenanlagen eine Rolle bei der Umsetzung von Nahwärmeverbünden spielen. Die Potenziale sind hier jedoch mehr von der Wärmesenke als von der verfügbaren Fläche abhängig, sodass diese hier nicht ausgewiesen werden können. Insbesondere bei Wohngebäuden entsteht eine Nutzungskonkurrenz, da hier auf den Dächern sowohl Photovoltaik- sowie Solarthermieanlagen installiert werden können.

6.2.1 Bestandsanlagen Solarthermie Die Erfassung der bestehenden solarthermischen Anlagen erfolgt durch Auswertung der Daten- bank der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA), die das sogenannte Markt- anreizprogramm betreut, ein Förderprogramm für den Einsatz Erneuerbarer Energien zur Wär- meerzeugung. Solarthermische Anlagen, die ohne einen Zuschuss aus diesem Programm errich- tet wurden, sind nicht erfasst. Die Anzahl dieser Anlagen ist allerdings als gering einzuschätzen. In der Verbandsgemeinde Hachenburg waren zum 31.12.2014 insgesamt 587 Solarthermiean- lagen mit insgesamt 5.828 m² Kollektorfläche installiert. Die durchschnittliche Kollektorfläche pro Anlage liegt bei rund 10 m².

Es wird angenommen, dass der durchschnittliche nutzbare Solarertrag bei 350 kWhth/(m²a) liegt. Die mit solarthermischen Anlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg erzeugte und

130

genutzte Wärmemenge kann somit auf rund 2.000 MWhth/a geschätzt werden. Das entspricht einem Anteil von unter 1 % am Wärmeverbrauch der Wohngebäude in der VG Hachenburg.

6.2.2 Potenzialanalyse Solarthermie Solarthermische Anlagen werden fast ausschließlich auf Wohngebäuden installiert, in Ausnah- mefällen auf öffentlichen Gebäuden mit entsprechendem Warmwasserbedarf (Turnhallen, Sportheime) oder Betrieben mit Prozesswärmebedarf, für dessen Sonderfall eine solarthermi- sche Anlage in Betracht kommt. Bei der Potenzialermittlung werden ausschließlich Wohngebäu- de betrachtet. Solarthermische Anlagen sind auf den Warmwasserbedarf oder den Warmwas- serbedarf und den Heizenergieverbrauch des Gebäudes ausgelegt. Die benötigte Fläche ist dadurch begrenzt. Die durchschnittliche Kollektorfläche pro Anlage liegt bei rund 6,8 m² pro Gebäude. Der größere Teil der solarthermischen Anlagen wird nur zur Warmwasserbereitung genutzt, ein geringerer Teil unterstützt die Heizung bei der Heizwärmebereitstellung. Es ist zu erwarten, dass dieser Anteil zunimmt, da mit steigenden Energiepreisen auch die Heizungsun- terstützung wirtschaftlich interessanter wird und da durch Bundesförderprogramme im Bereich von Einfamilienhäusern nur noch solarthermische Anlagen gefördert werden, die für die Warm- wasserbereitung und Heizungsunterstützung eingesetzt werden (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, 2014). Anlagen zur Warmwasserbereitung werden im Bereich der Innovati- onsförderung ab einer Größe von 100 m² für Mehrfamilienhäuser (ab 3 Wohneinheiten) geför- dert (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, 2014). Daher wird für die Ermittlung des technischen Potenzials eine durchschnittliche Größe einer solarthermischen Anlage von 10 m² Kollektorfläche angenommen. Der nutzbare Ertrag pro Kol- lektorfläche kann mit 350 kWhth/(m²a) abgeschätzt werden. Bei der Potenzialanalyse erhält die Installation einer solarthermischen Anlage Vorrang vor einer Photovoltaikanlage. Die hierbei verbrauchte Dachfläche wird bei der Potenzialbetrachtung für Photovoltaik-Dachanlagen abgezogen. Die Einsparung von vor allem fossil erzeugter Wärme- energie hat im Wohngebäudebereich eine vorrangige Bedeutung. So werden für die Potenzialbetrachtung alle geeigneten Dachflächen von Wohngebäuden, die mindestens 50 m² groß sind als Potenzialfläche für solarthermische Anlagen berücksichtigt. Ge- eignet sind alle Dachflächen mit einer Ausrichtung nach Süden bis hin zu Abweichungen zur Südausrichtung von +/- 90°. Nachfolgende Tabelle stellt das „technische“ Solarthermie-Potenzial dar, unter Angabe der An- zahl der Gebäude, der zur Verfügung stehenden geeigneten Dachfläche, der Kollektorfläche, den Solarwärmeerträgen und der damit ersetzbaren Wärmemenge.

131

Tabelle 6-1 Ausbaupotenzial Solarthermie Berück- Kollektor- Gesamt- Anteil am Genutztes Ausbau- sichtigte fläche potenzial Wärme- Potenzial potenzial Gebäudean- verbrauch zahl

[Anzahl] [m²] [MWhth/a] [%] [MWhth/a] [MWhth/a] VG Hachenburg 8.164 47.350 16.573 8 2.000 14.573

Das Gesamtpotenzial zur Wärmeerzeugung mit solarthermischen Anlagen beläuft sich im Unter- suchungsgebiet auf rund 16.573 MWhth/a, was etwa 8% des Wärmeverbrauchs der Privathaus- halte entspricht. Bisher werden rund 2.000 MWhth/a, ca. 12 %, genutzt. Das Ausbaupotenzial beläuft sich somit auf rund 14.570 MWhth/a.

6.2.3 Ausbauszenario Solarthermie Im Ausbauszenario wird angenommen, dass der durchschnittliche Zubau der Jahre 2000 bis 2011 auch von 2011 bis 2030 beibehalten wird. Der durchschnittliche Zubau liegt bisher bei einer Kollektorfläche von rund 503 m²/a. Demnach wird bis einschließlich 2020 eine Gesamtkol- lektorfläche von gut 9.000 m² in der VG Hachenburg installiert sein. Damit könnten rund

3.150 MWhth/a nutzbare Wärme erzeugt werden, was rund 1,5 % des derzeitigen Wärmever- brauchs der Wohngebäude in der VG Hachenburg entspricht. Bis 2030 erhöht sich der Anteil der Solarthermie auf rund 2,4 % des Wärmeverbrauchs der Wohngebäude.

Tabelle 6-2 Ausbau der Solarthermie nach dem Trendszenario VG Hachenburg 2020 2030 Kollektorfläche m² 9.000 14.000 Ertrag MWh/a 3.150 4.900 Anteil am Wärmeverbrauch 2014 % 1,5 % 2,4

6.2.4 Bestandsanlagen Photovoltaik In der VG Hachenburg waren zum 31.12.2014 insgesamt 372 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt 7.760 kWpel installiert. Des Weiteren gibt es drei Photovoltaik-

Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1.350 kWpel im Untersuchungsgebiet. Im Jahr 2015 wurde eine weitere große Freiflächenanlage vor den Toren der Stadt Hachenburg mit einer Leistung von rund 8 MWel installiert. Diese ist im Klimaschutzkonzept noch nicht berück- sichtigt. Es wurden insgesamt ca. 5.730 MWhel/a Solarstrom ins Stromnetz eingespeist. Dies entspricht einem Anteil von 8 % des derzeitigen Stromverbrauchs in der Verbandsgemeinde Hachenburg.

132

6.2.5 Potenzialanalyse Photovoltaik-Dachanlagen Das technische Potenzial umfasst die Dachflächen, die aufgrund ihrer Ausrichtung und Neigung für die Errichtung von Photovoltaik-Dachanlagen geeignet sind. Bei der Ermittlung der Solar- strom-Erzeugungspotenziale auf Dachflächen wird zwischen Dachflächen auf Wohngebäuden, öffentlichen Gebäuden und gewerblichen Gebäuden unterschieden. Bei Wohngebäuden und teilweise bei öffentlichen Gebäuden sind Satteldächer vorzufinden. Es wird eine durchschnittliche Neigung von 35° angenommen. Bei gewerblich genutzten Gebäuden wird ein durchschnittlicher Neigungswinkel von 25° angenommen. Satteldächer werden hinsichtlich ihrer Eignung bewertet und eingeteilt. Bewertungskriterium ist der Azimutwinkel. Er beschreibt die Ausrichtung nach Süden. Ein Azimutwinkel von 0° bedeutet, dass die Dachfläche genau nach Süden ausgerichtet ist. Die solare Einstrahlung ist in diesem Fall über das gesamte Jahr betrachtet am höchsten und damit auch der Solarstromertrag. Ab- weichungen vom Azimutwinkel von 0° führen zu geringerer solarer Einstrahlung und geringe- rem Solarstromertrag. Bei gewerblichen Gebäuden und zum Teil bei öffentlichen Gebäuden sind Flachdächer dominie- rend. Flachdächer sind in der Regel für die Errichtung von PV-Anlagen geeignet. Die PV-Module werden dort idealerweise nach Süden auf eine Neigung von bis zu 30° aufgeständert. Aspekte der Dachstatik und der Dachdichtigkeit sind dabei besonders genau zu beachten. Die Dächer werden gemäß nachstehender Tabelle folgendermaßen unterteilt.

Tabelle 6-3 Einteilung der Dachflächen nach Eignung

Spezifischer Flächenbedarf pro Dachart Azimutwinkel Solarstromertrag installierte Leistung

° [kWh/kWp] [m²/kWpel] Satteldach 0 - 90 900 8 Flachdach 0 950 25

Dachflächen mit einem Azimutwinkel von mehr als 90° sind in der Regel für die Photovoltaik- Nutzung nicht geeignet, da bei zu stark nördlicher Ausrichtung die Solarerträge zu gering sind. Unter Anwendung eines Geoinformationssystems konnten die Bruttogrundflächen der Gebäude und darauf basierend die Dachflächen, die für die Photovoltaik-Nutzung geeignet sind, ermittelt werden. Über den Faktor Dachneigung wird berücksichtigt, dass die Satteldachflächen aufgrund der Nei- gung größer sind als die reine Bruttogrundfläche. Des Weiteren wird berücksichtigt, dass Teile der Dachflächen bei der Belegung mit PV-Modulen freizuhalten sind, z.B. aufgrund von Schornsteinen, Dachflächenfenstern, Randabständen oder sonstigen Verschattungsflächen. Hierzu werden pauschal 20 % von den Dachflächen von Wohngebäuden und kommunalen Gebäuden sowie 35 % von den Dachflächen von Gewerbe- /Industriebetrieben abgezogen.

133

Kristalline PV-Module haben einen leistungsbezogenen Flächenbedarf von rund 8 m²/kWpel. Auf Flachdächern ist der Flächenbedarf aufgrund der Aufständerung und dadurch notwendigen Ab- stände zwischen den Modulreihen höher und wird mit 25 m²/kWpel angenommen. Es wird nicht bewertet, dass einige Dachflächen momentan aufgrund des Zustands der Dach- eindeckung nicht geeignet sind, da sie innerhalb der nächsten Jahre wieder ertüchtigt werden. Wenige Dächer sind möglicherweise aus statischen Gründen nicht geeignet. Das kann in diesem Rahmen nicht ermittelt werden und bleibt unberücksichtigt. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse der Potenzialanalyse für Photovoltaik- Dachanlagen.

Tabelle 6-4 Potenziale unterschiedlicher Gebäudearten GHD Öffentliche Wohnge- SUMME Gebäude bäude Berücksichtigte Anzahl 3.087 305 8.164 11.556 Gebäude Berücksichtigte Ge- m² 736.200 108.600 1.023.000 1.867.800 bäudegrundfläche Nutzbare Dachfläche m² 355.900 69.200 468.000 893.100 Stromerzeugungs- MWh /a el 24.800 4.700 51.400 80.900 potenzial

Auf Basis der beschriebenen Annahmen kann die für Photovoltaikanlagen nutzbare Dachfläche im Siedlungsgebiet der VG Hachenburg auf rund 1.867.800 m² geschätzt werden. Auf dieser

Fläche könnten rund 80.900 MWhel/a Solarstrom erzeugt werden. Das entspricht rund 116% des derzeitigen Stromverbrauchs im Untersuchungsgebiet.

Tabelle 6-5 Übersicht Ergebnisse Potenzialanalyse Photovoltaik-Dachanlagen Potenzial PV-Strom- Stromverbrauch Anteil PV-Strom am produktion auf Dachflächen Stromverbrauch

MWhel/a MWhel/a % VG Hachenburg 80.900 69.400 116

Zum Stand 31.12.2014 wurden im gesamten Untersuchungsgebiet rund 6 % des Potenzials zur Solarstromerzeugung auf Dachflächen genutzt. Das Ausbaupotenzial liegt bei rund

76.300 MWhel/a.

134

Tabelle 6-6 Ausbaupotenzial Photovoltaik-Dachanlagen Gesamt- Bereits ge- Ausbau- Anteil potenzial nutztes potenzial bereits PV-Strom- Potenzial genutztes produktion auf (31.12.2014) Potenzial Dachflächen

MWhel/a MWhel/a MWhel/a % VG Hachenburg 80.900 4.600 76.300 6

6.2.6 Potenzialanalyse Photovoltaik-Freiflächenanlagen Bei der Ermittlung des Potenzials für die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen sind technische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte relevant. Zum einen sind die Flächen zu be- trachten, die die Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hinsichtlich der Vergü- tungsfähigkeit einer PV-Freiflächenanlage einhalten (EEG 2014):  Fläche ist versiegelt oder  Flächen im Abstand von bis zu 110 m vom Außenrand der befestigen Fahrbahn von Au- tobahnen oder Schienenwegen oder  Konversionsfläche aus wirtschaftlicher, verkehrlicher, wohnungsbaulicher oder militäri scher Nutzung, die nicht als Naturschutzgebiet oder Nationalpark festgesetzt worden ist

Durch die neuen Rahmenbedingungen wie die Einführung von Ausschreibungen für PV- Freiflächenanlagen sowie eine verpflichtende Direktvermarktung ab einer gewissen Größenord- nung ergeben sich neue Fragestellungen im Hinblick auf die Errichtung von Freiflächenanlagen. Somit stehen grundsätzlich alle Flächen, die nicht aus bau- oder naturschutzrechtlichen Grün- den ausgeschlossen sind (z. B. Naturschutzgebiete) zur Diskussion. Ein wichtiges Kriterium ist dann die Nähe zu einem (Groß) Verbraucher, der den Strom direkt abnimmt. Weitere Kriterien sind unter anderem die Größe der Fläche, die Neigung, Besitzverhältnisse, naturschutzrechtliche Belange und die Bodenbeschaffenheit.

Die Betrachtung von bereits versiegelten Flächen, wie auch die Betrachtung von Konversionsflä- chen, muss im Einzelfall erfolgen. Flächen entlang von Autobahnen existieren auch nicht. Potenziale ergeben sich auf der Flächen entlang von Bahnlinien innerhalb einer Entfernung von 110 m. Zu Bahnlinien müssen Abstände eingehalten werden, um Gefahren auszuschließen.  Bahnlinien: 20 m (Bundesfernstraßengesetz §9, 2010)

Die Randflächen ergeben sich aus einem Streifen von 110 m Breite beidseitig der Bahnlinie. Diese 110 m werden ab dem äußersten befestigten Rand der Strecke gemessen. Weiterhin soll- te mit den Photovoltaikmodulen ein gewisser Abstand zur Bahnlinie gehalten werden (siehe oben). Somit bleibt ein Korridor von 90 m Breite beidseitig der Bahnstrecke, der für Photovoltaik Freiflächenanlagen nutzbar ist. Für die Potenzialberechnung werden nach dem EEG vergütungsfähige Flächen beidseitig ent- lang der Bahnstrecke im Verbandsgemeindegebiet identifiziert, die in nachstehender Abbildung dargestellt sind. 135

Abbildung 6-1 Potenzielle Fläche für Photovoltaik-Freiflächenanlagen

Dabei wird von nachstehenden Restriktionsgebieten ausgegangen:  Naturschutzgebiete  Landschaftsschutzgebiete  Naturdenkmäler  Geschützter Landschaftsbestandteil  Natura 2000 Gebiete (FFH- und Vogelschutzgebiete)  Biotopverbundflächen Des Weiteren wurden bewaldete Flächen ausgelassen.

Bei einer Photovoltaik-Freiflächenanlage kann näherungsweise abgeschätzt werden, dass pro

1 kWPel installierter Leistung rund 30 m² Fläche benötigt wird. In nachstehender Tabelle ist das theoretische Potenzial der untersuchten Flächen dargestellt.

136

Tabelle 6-7 Potenzial Photovoltaik-Freiflächenanlagen Flächenummer Fläche Leistung Ertrag

[ha] [kWp] [MWhel/a] I 3,7 1.200 1.200 II 1,7 570 570 IV 4,7 1.600 1.600 V 4,9 1.600 1.600 VI 5,3 1.800 1.800 VIII 2,5 830 830 VII 3,5 1.200 1.200 III 1,4 470 470 Summe 27,7 9.270 9.270

Die theoretisch nutzbare Fläche im Untersuchungsgebiet liegt somit bei insgesamt rund 28 ha.

Darauf könnten rund 9.270 kWpel errichtet werden. Das theoretisch Stromerzeugungspotenzial liegt bei rund 9.270 MWhel/a.

Flächen unabhängig von der EEG-Vergütung Die Errichtung einer PV – Freiflächenanlage ist im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Hochbehälters zur Trinkwasserversorgung neben einem bereits bestehenden Hochbehälter denkbar. Auf der dann noch verbleibenden Fläche ist die Errichtung einer PV-Freiflächenanlage in räumlicher Nähe zur dortigen Stromnutzung denkbar. Ziel wäre eine Eigenstromversorgung der in räumlicher Nähe sich befindenden Anlagen zur Trinkwasserversorgung. Die nachstehende Abbildung zeigt die zur Verfügung stehende Fläche, die sich auf rund 5.800 m² beläuft, sowie den Standort der Hochbehälter. Unter Berücksichtigung von üblichen Kennwerten könnten Pho- tovoltaik Module mit einer Leistung von in Summe ca. 193 kWp installiert werden.

Abbildung 6-2 Potenzielle Fläche für Photovoltaik-Freiflächenanlage (Verbandsgemeindewerke Hachenburg, 2016) 137

Der jährliche Strombedarf der aus dem HB versorgten Verbraucher liegt bei rd. 116 MWhel/a. 800 Meter entfernt befindet sich die Trafostation für zwei weitere Tiefbrunnen mit einem jährli- chen Strombedarf von rd. 136 MWh. Der zu erwartenden Stromerzeugung von etwa 193

MWhel/a, steht folglich ein Verbrauch von 252 MWhel/a gegenüber. Aufgrund der aktuellen Marktmechanismen erfordert der wirtschaftliche Betrieb von Photovolta- ikanlagen heute ein hohes Maß an Eigenverbrauch des erzeugten Stroms. Das Maß der Solar- energienutzung ist neben dem Ertrag und dem Leistungsverlauf der PV-Anlage auch vom Last- gang des Stromverbrauchs abhängig. Zur wirtschaftlichen Optimierung sollte untersucht wer- den, wie eine größtmögliche Eigenverbrauchsdeckung unter den gegebenen Rahmenbedingun- gen erreichbar ist (vgl. hierzu Maßnahme ÖFF 9 im Anhang Maßnahmenkatalog).

6.2.7 Ausbauszenario Photovoltaik Das Ausbauszenario für die Photovoltaik in der Verbandsgemeinde Hachenburg orientiert sich an der Leitstudie 2011 des Bundesumweltministeriums "Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global". Ausgehend vom Bestand wird der Ausbau entlang dieser bundesweiten Entwicklung hochgerechnet.

Bis 2020 werden nach dem Trendszenario im Untersuchungsgebiet rund 8.500 kWpel Leistung installiert sein. Damit könnten rund 8.100 MWhel/a erzeugt werden. Dies entspricht rund 12 % des heutigen Stromverbrauchs. Bis zum Jahr 2030 könnten insgesamt Anlagen mit rund 10.800 kWpel a installiert sein, die rund 10.300 MWhel/a erzeugen, was einen Anteil von 15 % am der- zeitigen Stromverbrauch im Untersuchungsgebiet ausmacht. Bis zum Jahr 2030 wären damit ca. 13 % des gesamten Photovoltaik-Potenzials in der Verbandsgemeinde Hachenburg genutzt.

Gemäß dem Klimaschutzszenario könnten bis zum Jahr 2020 ca. 13.000 kWpel installiert sein und einen Stromertrag von rund 12.400 MWhel/a erzeugt werden. Dies entspricht rund 18 % des heutigen Stromverbrauchs. Im Jahr 2030 würde die installierte Leistung bei rund 14.200 kWpel liegen, bei einem erzeugten Stromertrag von rund 13.400 MWhel/a. Dies entspricht rund 19 % des derzeitigen Stromverbrauchs in der Verbandsgemeinde Hachenburg. Bis zum Jahr 2030 wäre gemäß dem Klimaschutzszenario ca. 17% des gesamten Photovoltaik-Potenzials im Untersuchungsgebiet genutzt.

138

6.3 Potenziale Biomasse In diesem Abschnitt werden die Potenziale zur Gewinnung und energetischen Nutzung von Bi- omasse dargestellt. Hierzu gehören biogene Reststoffe, die zum jetzigen Zeitpunkt schon anfal- len oder in Zukunft anfallen werden, sowie speziell für die energetische Verwertung angebaute Energiepflanzen. Dabei wird unterschieden zwischen fester Biomasse (z.B. aus der Forstwirt- schaft, Altholz, Landschaftspflegeholz), flüssiger Biomasse und gasförmiger Biomasse (z.B. aus Gülle, Festmist, Energiepflanzen aus der Landwirtschaft, Bioabfall, Grünschnitt). Die Methodik und Kennwerte der Potenzialschätzungen sind dazu weitestgehend der Biomassepotenzialstudie des Landes Hessen entnommen (HMUELV, 2010).

Die Verbandsgemeinde Hachenburg hat mit 47 % einen im Vergleich zum Durchschnitt von Verbandsgemeinden gleicher Größenklasse hohen Waldanteil. Dieser liegt bei 36 %. Die land- wirtschaftlich genutzte Fläche liegt mit rund 38 % unter dem rheinland-pfälzischen Mittelwert von 48 %.

Tabelle 6-8 Flächenbestand Verbandsgemeinde Hachenburg (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2014) Fläche Flächenanteil ha % Landwirtschaftsfläche 6.550 37,7 Siedlungs- und Verkehrsflächen 2.260 13,0 Wasserfläche 347 2,0 Waldfläche 8.183 47,1 Sonstige Flächen 34 0,2 Fläche insgesamt 17.374 100,0 Die wesentliche Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche erfolgt durch Ackerbau und Dauergrün- land. Beim Anbau liegt der Schwerpunkt auf Gerste, Weizen und Raps. Tabelle 6-9 Nutzung der Landwirtschaftsfläche Verbandsgemeinde Hachenburg (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2014) Fläche ha Ackerland Gerste (Winter- und Sommer) 322 Weizen 382 Hafer 127 Triticale 67 Kartoffeln 14 Raps 202 Sonstiges Ackerland2 329 Dauergrünland 3.281

2 Pflanzen zur Grünernte und Grasanbau auf Ackerland 139

6.3.1 Bestandsanalyse Im Untersuchungsgebiet befinden sich derzeit geförderte Anlagen (nach der BAFA) zur Nutzung fester Biomasse (Scheitholz, Pellets, Holzhackschnitzel) mit einer installierten Wärmeleistung von rund 5.472 kWhth. Die Wärmeerzeugung kann auf rund 12.800 MWhf/a geschätzt werden. Hinzu kommen Einzelöfen, die mit Brennholz beschickt werden. Eine vollständige Erfassung gibt es nicht. Auf Daten der Bezirksschornsteinfeger konnte nicht zurückgegriffen werden. Deren Wärmeerzeugung ist daher schwer zu beziffern, da keine Leistungsangaben vorliegen und die Nutzung individuell sehr verschieden ist.

6.3.2 Potenziale Feste Biomasse Feste Biomasse wie Holz oder halmartige Feststoffe wie z. B. Stroh kann in Biomasseheizungen und –heizwerken zur Wärmeerzeugung, aber auch in Biomasseheizkraftwerken zur kombinier- ten Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Zusätzlich gibt es verschiedene Reststoffpotenziale und Potenziale für Biomasse, die speziell zur energetischen Nutzung angebaut werden.

Holzartige Festbrennstoffe – Waldholz Gemäß den Angaben des Forstamtes Hachenburg beträgt die Waldfläche rund 7.820 ha. Die Fläche des Staatswaldes beläuft sich davon auf rund 1.466 ha. Die Fläche des Kommunalwaldes beträgt rund 6.188 ha sowie die des Privatwaldes ca. 166 ha. Die im Staats-, Gemeinde- und Privatwald geschlagene Holzmenge lag in den letzten Jahren bei rund 49.200 fm/ha. Dabei handelte es sich sowohl um Laub- als auch Nadelholz. Von den eingeschlagenen Mengen wer- den nach Aussage des Forstamtes rund 16.000 fm/ha für die Brennholzbereitstellung genutzt. In der nachstehenden Tabelle sind die auf Basis der vom Forstamt zur Verfügung gestellten Daten, die theoretisch errechneten Energiemengen dargestellt, die durch die nachhaltige Holz- nutzung zur Verfügung stehen könnten.

Tabelle 6-10 Aufkommen von Potenzial an Waldholz Verbandsgemeinde Hachenburg Vorhandene Waldfläche ha 7.820 Nachhaltige Energieholzmenge Fm/a 11.700 (Frischholz) ges.

Energieertrag Waldholz MWhf/a 27.600

Nach Aussage des Forstamtes bestehen bei den Baumarten Eiche sowie im Nadelholz noch wei- tere Brennholzpotenziale.

Landschaftspflegeholz aus dem Offenland Das Aufkommen an Landschaftspflegeholz wird in Anlehnung an die Biomassepotenzialstudie Hessen anhand der Größe der Landwirtschaftsfläche im Untersuchungsgebiet und einem Faktor von 0,3 Schüttraummetern je Hektar und Jahr abgeschätzt. Nachstehende Tabelle stellt die Ergebnisse der Abschätzung zusammen.

140

Tabelle 6-11 Aufkommen und Energieertragspotenzial von Landschaftspflegeholz aus dem Offenland Verbandsgemeinde Hachenburg Herangezogene Fläche ha 6.550 Ertragspotenzial t/a 550 Landschaftspflegeholz

Energieertrag Landschaftspflegeholz MWhf/a 1.350

In der gesamten Verbandsgemeinde beträgt das geschätzte Energieertragspotenzial aus Land- schaftspflegeholz entlang von Landwirtschaftsflächen rund 1.350 MWhf/a.

Straßen-/Ufer-/Schienenbegleitgrün Ein verfügbares und sinnvoll nutzbares Potenzial ist aufgrund der geringen Mengen und dem damit vergleichsweise hohen Bergungs- und Aufbereitungsaufwand nicht ausweisbar. Es ver- bleibt vor Ort (Nährstoffrückgewinnung).

Altholz Für die Bestimmung des Altholzaufkommens werden Daten aus der Landesabfallbilanz Rhein- land-Pfalz des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL 2014) auf Kreisebene herangezogen. Das Altholzaufkommen in der Verbandsgemeinde Hachen- burg beträgt demnach knapp 170 t/a. Nach der Berechnung mit Kennzahlen aus der Biomasse- potenzialstudie Hessen (Witzenhausen-Institut GmbH Raussen, T. et al., 2010) ergibt sich ein

Energieertrag von gut 700 MWhf/a. Das Altholz wird derzeit bereits energetisch weiterverwertet, sodass hier kein Potenzial ausgewiesen werden kann.

Holzartige Gartenabfälle / Grünschnitt Für die Bestimmung der Mengen an holzartigen Gartenabfällen werden Daten aus der Lan- desabfallbilanz Rheinland-Pfalz (MWKEL 2014) herangezogen. Der Anfall an holzartigen Garten- abfällen betrug im Bilanzjahr 2014 rund 700 t/a. Die Abgabe von holzartigen Gartenabfällen und Grünschnitt aus Haushalten erfolgt über die Deponien in und . Die holzartigen Gartenabfälle und der Grünschnitt werden zum einen stofflich aufbereitet in Form von Fertigkompost. Dieser wird an Private vermarktet. Zum anderen erfolgt eine thermische Verwertung der heizreichen Fraktionen. Es kann somit kein weiteres Potenzial ausgewiesen werden.

6.3.3 Flüssige Biomassepotenziale Im Untersuchungsgebiet sind keine Potenziale bekannt.

6.3.4 Gasförmige Biomassepotenziale In diesem Abschnitt werden Potenziale ermittelt, mit denen im Untersuchungsgebiet gasförmige Biomasse (Biogas) aus nachwachsenden Rohstoffen oder Klärgas produziert werden kann.

141

Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist) Bedingt durch die Verteilung von Gülle- und Festmistaufkommen des bestehenden Tierbestands auf die entsprechenden landwirtschaftlichen Betriebe mit entsprechenden festen Verwertungs- wegen, ist eine absehbare Nutzbarkeit der Energieerträge in Summe als gering anzusehen. Ein entsprechendes nutzbares Potenzial wird demnach nicht ausgewiesen.

Dauergrünland Die Dauergrünlandfläche beträgt insgesamt 3.281 ha. Es wird angenommen, dass davon rund 15 % der Fläche mittelfristig für eine energetische Nutzung zur Verfügung stehen könnte. Aus den im Untersuchungsgebiet insgesamt anfallenden Mengen könnte ein Biogasertrag von insge- samt 650.100 m³/a und ein Energieertrag von ca. 6.500 MWhf/a generiert werden.

Tabelle 6-12 Potenziale Dauergrünland Verbandsgemeinde Hachenburg energetisch nutzbare ha 490 Dauergrünlandfläche Biomasseertrag t/a 12.300 Biogasertrag m³/a 1.205.800 Methanertrag m³/a 650.100

Energieertrag MWhf/a 6.500

Bioabfall Für die Bestimmung der Mengen an holzartigen Bioabfällen werden Daten aus der Lan- desabfallbilanz Rheinland-Pfalz (MWKEL 2014) herangezogen. Der Anfall an Bioabfall betrug im Bilanzjahr 2014 rund 3.500 t/a. Die Entsorgung bzw. Verwertung des Bioabfalls erfolgt in der Bioabfallvergärungsanlage in Boden, die durch die Firma Bellersheim betrieben wird. Die Bioab- fallvergärungsanlage ist seit 1999 in Betrieb und verarbeitet die komplette Sammelmenge an Bioabfall im Westerwaldkreis. Über verschiedene Aufbereitungsschritte (Materialentzerrung, Magnetabscheider für Eisenmetalle, Aussortierung von Strukturmaterial, Zerkleinerung, Sie- bung) wird der Bioabfall unter Zufuhr von heißem Prozesswasser in einem Lösebehälter hygeni- siert bevor er dem Bioreaktor (Fermenter) geführt wird. Hierbei entsteht als fester Rückstand nach ca. 3 Wochen Verweildauer im Fermenter, die sogenannte Bio-Stab Erde. Bei der Bio-Stab- Erde handelt es sich um Frischkompost. Durch weitere Aufbereitung (Nachrotte-Verfahren) wird daraus Fertigkompost gewonnen. Dieser Fertigkompost wird entsprechend vermarktet (Private, Landwirtschaft). Das gewonnen Biogas wird über einen Gasmotor in thermisch nutzbare Energie und in elektrische Energie umgewandelt. Der nach Deckung des Eigenbedarfs der Vergärungs- anlage überschüssige Strom wird in das Netz eingespeist. Somit stehen im Bereich des Bioabfalls keine weiteren Potenziale zur Verfügung. Durch die Wei- terverarbeitung des Wertstoffes in der Region bleit die Wertschöpfung in der Region und der Transportaufwand wird deutlich verringert.

142

Klärschlamm- /Klärgasverwertung Die Wege der Klärschlammverwertung sind näher in Kapitel 4.6 beschrieben. Derzeit fallen auf den Kläranlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg Klärschlammmengen von rund 2.000 t an Originalsubstanz im Jahr an. Auf der Kläranlage Hachenburg erfolgt eine Ausfaulung und energetische Verwertung der dort anfallenden Klärschlammmenge durch die Verbandsgemein- dewerke Hachenburg. Eine Verwertung der Faulschlämme und der derzeit vererdeten Klär- schlämme erfolgt nicht. Derzeit erfolgt ein durch die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH erstelltes Klärschlammverwertungskonzept, welches verschiedene Verwertungs- pfade einander (wirtschaftlich) gegenüberstellt. Bedingt durch strenge Grenzwerte der Dünge- mittelverordnung (seit Anfang 2015 auch für Klärschlämme geltend) und eine Novellierung der Klärschlammverordnung ist davon auszugehen, dass die überwiegenden Chargen von Klär- schlammen künftig nicht mehr landwirtschaftlich verwertet werden können. Dies gilt auch für Klärschlammerden. Der Projektansatz sieht eine Aufbereitung und anschließende gemeinsame Verwertung der eingelagerten Klärschlammerden und der ausgefaulten Klärschlämme für eine thermische Verwertung vor (vgl. hierzu auch Maßnahme ÖFF 8 des Klimaschutzkonzepts).

143

6.4 Potenziale Geothermie Als Geothermie wird die unterhalb der Erdkruste gespeicherte Energie bezeichnet (PK TG, 2007). Zum Großteil stammt diese Energie aus terrestrischer Wärme aus dem Erdinneren. Diese Wärme wird aus zwei Quellen gespeist. Rund 70 % kommen aus radioaktiven Zerfallsprozessen verschiedener Isotope. Gravitationswärme, die ihren Ursprung in der Entstehung der Erde hat, macht ca. 30 % der terrestrischen Wärme aus (PK TG, 2007). Bis zu einer Tiefe von ca. 15 m nimmt die Sonneneinstrahlung Einfluss auf den Wärmehaushalt des Erdreiches. Unterhalb von 15 m bleibt die Temperatur unabhängig von jahreszeitlichen Schwankungen konstant (vgl. Abbildung 6-3).

Abbildung 6-3 Jahreszeitliche Temperaturschwankungen der oberen Erdschichten Quelle: (BINE, 2011)

Mit größerer Tiefe steigt auch die Temperatur an. Die Temperaturzunahme pro Tiefenabschnitt wird als geothermischer Gradient oder Temperaturgradient bezeichnet (Kaltschmitt, Wiese, & Streicher, 2003). In Deutschland liegt der Temperaturgradient im Schnitt bei etwa 30 K/km. Für eine geothermische Nutzung sind Regionen mit einem erhöhten Temperaturgradienten, wie zum Beispiel der Oberrheingraben, interessant.

Geothermische Energie (Erdwärme) kann vielseitig eingesetzt werden. Bei der Nutzung wird prinzipiell zwischen tiefer und oberflächennaher Geothermie unterschieden. Tiefengeothermi- sche Energie kann sowohl zur Stromerzeugung als auch zur Wärmenutzung eingesetzt werden. Bei der Wärmenutzung bieten sich vor allem die Möglichkeiten, Erdwärme zur Gebäudebehei- zung oder als Prozesswärme zu nutzen. Geothermischer Strom hat den Vorteil, dass seine Ver- fügbarkeit nicht wesentlich durch tageszeitliche oder jahreszeitliche Schwankungen beeinflusst

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wird. Deswegen ist eine Netzintegration geothermischen Stroms im Vergleich zu anderen er- neuerbaren Energieträgern, wie z. B. Windkraftanlagen, wesentlich einfacher. Im Bereich der oberflächennahen Geothermie kann die Erdwärme ausschließlich zur Wärmenut- zung verwendet werden. Neben einer ausschließlichen Nutzung der oberflächennahen Systeme zur Gebäudebeheizung wird auch die sommerliche Gebäudetemperierung immer interessanter. Aufsteigende Thermalwässer (>20 °C) stellen einen Sonderfall dar. Diese werden häufig bal- neologisch genutzt und stehen daher nur begrenzt für eine energetische Nutzung zur Verfü- gung. Teilweise besitzen sie jedoch auch ein großes Potenzial für die Nutzung als Heizmedium, insbesondere die vergleichsweise hoch vorliegenden Temperaturen des strömenden Mediums ermöglichen einen äußerst effizienten Betrieb der Wärmepumpe und damit einen vergleichswei- se geringen Stromverbrauch. Eine weitere Sonderform stellen Grubenwässer in stillgelegten Bergwerksstollen, die oft eine erhöhte Temperatur aufweisen, dar.

6.4.1 Tiefengeothermie Die Nutzung von Erdwärme aus einer Tiefe ab 400 m wird als Tiefengeothermie bezeichnet. In der Praxis spricht man jedoch erst ab einer Tiefe von 1.000 m und einer Temperatur von ca. 60 °C von tiefer Geothermie (PK TG, 2007). Abhängig vom Temperaturniveau kann die Energie aus tiefengeothermischen Lagerstätten zur Stromerzeugung und/oder zu Heizzwecken genutzt werden. Tiefengeothermische Lagerstätten können in Lagerstätten mit hoher (> 200 °C) und niedriger (< 200 °C) Enthalpie unterschieden werden (GTV, 2011). In Deutschland sind ausschließlich Lagerstätten mit niedriger Enthalpie bekannt. Neben dem Temperaturniveau wird innerhalb der Tiefengeothermie zwischen hydrothermalen und petrothermalen Systemen unterschieden (GTV, 2011). Hydrothermale Systeme nutzen wasserführende Schichten in großer Tiefe und können zu Heizzwecken genutzt werden. Zur Stromproduktion werden Temperaturen von über 100 °C und hohe Schüttungen (mind. 14 l/s) benötigt (Paschen, Herbert; Oertel, Dagmar; Grünwald, Reinhard, 2003). Petrothermale Syste- me nutzen die hohen Temperaturen in großen Tiefen (um 5.000 m) (PK TG, 2007) von kristalli- nen Gesteinen und werden üblicherweise zur Stromproduktion genutzt.

Tiefe Erdwärmesonden Tiefe Erdwärmesonden bilden eine Sonderform der tiefen Geothermie und werden in der Regel nur zur Wärmenutzung (ohne Stromerzeugung) eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein ge- schlossenes System, welches die geothermische Energie in der Regel aus 400 - 1.000 m Tiefe fördert (GTV, 2011-3). Innerhalb der Erdwärmesonde zirkuliert ein Wärmeträgermedium (meist Wasser oder Sole) wel- ches die Wärme der umliegenden Gesteinsschichten aufnimmt und sie zur Oberfläche transpor- tiert. Es besteht kein direkter Kontakt zwischen Wärmeträgermedium und dem umliegenden Erdreich. Das Wärmeträgermedium kann meist nur eine Temperatur weit unter der des umge- benden Gesteins annehmen (Kaltschmitt, Wiese, & Streicher, 2003). Sie können nur zur Wär- meversorgung eingesetzt werden (PK TG, 2007). Technisch gesehen können Tiefe Erdwärme- sonden aufgrund ihrer geschlossenen Bauweise überall eingesetzt werden. In hydrogeologisch

145

kritischen Gebieten, wie zum Beispiel Trinkwasserschutzgebieten können rechtliche Hemmnisse auftreten (MUFV, 2012). Hier ist im Einzelfall zu prüfen, ob aus ökologischer Sicht eine Tiefe Erdwärmesonde errichtet werden kann.

Potenziale der Tiefengeothermie Für die Tiefengeothermie lassen sich standortspezifische Aussagen zur Eignung nur sehr schwer treffen. Die geologischen Verhältnisse im tiefen Untergrund sind nur in seltenen Fällen bekannt. Aufschluss darüber können Daten vorliegender Bohrungen oder seismischer Untersuchungen („Altseismiken“) liefern. In Gebieten wie beispielsweise dem Norddeutschen Becken ist die Da- tenlage sehr gut, da hier in großem Umfang nach Bodenschätzen (vor allem Kohlenwasserstof- fe) exploriert wurde. In den meisten Fällen ist die Datenlage jedoch deutlich schlechter als im Norddeutschen Becken. Aufgrund dessen lassen sich selten quantifizierbare Aussagen zu ge- othermischen Bedingungen im tiefen Untergrund treffen. Vor der Errichtung eines Geothermie- Standortes sind also immer standortspezifische Untersuchungen durchzuführen. Sehr grobe Aussagen können mithilfe der Temperaturkarten des tiefen Untergrunds des Leibnitz Institutes für angewandte Geophysik (LIAG, 2011) getroffen werden. Diese wurden anhand der Daten von abgeteuften Bohrungen (Industrie- oder Forschungsbohrungen) erstellt. Der Großteil der Temperaturdaten stammt aus Explorationsbohrungen der Kohlenwasserstoffindustrie.

Abbildung 6-4 Jahreszeitliche Temperaturverteilung in 3.000 m Tiefe in Deutschland Quelle: (LIAG, 2011) 146

Abbildung 6-4 zeigt die Temperaturverteilung in Deutschland in einer Tiefe von 3.000 Metern. Betrachtet man Rheinland-Pfalz, so ist festzustellen, dass der Bereich des Oberrheingrabens auffällig gute Temperaturen aufweist. Im Untersuchungsgebiet lässt die geringe Datenlage kei- ne Aussage zu, sodass zunächst keine Potentiale im Bereich der Tiefengeothermie zu erwarten sind. Derzeit sind keine Erlaubnis- oder Bewilligungsfelder für die Nutzung (tiefer) Erdwärme bekannt bzw. beantragt.

Die Eifel als vulkanisch aktives Gebiet erscheint fälschlicherweise vielfach als geothermisch be- sonders interessant. Diese erste Einschätzung kann allerdings aufgrund fehlender Daten nicht bestätigt werden. Vielmehr stellen große Teile der Eifel einen „schwarzen Fleck“ auf der Poten- zialkarte dar, da nur sehr wenige Kenntnisse über den Untergrund herrschen. In der Eifel wurde nicht in größerem Umfang nach Kohlenwasserstoffen exploriert, diese Explorationsdaten sind üblicherweise eine gute Datenbasis zur Einschätzung eines geothermischen Potenzials.

6.4.2 Oberflächennahe Geothermie

Die Nutzung von Erdwärme bis zu einer Tiefe von 400 m wird unter dem Begriff oberflächenna- he Geothermie zusammengefasst (PK TG, 2007). In diesem Anwendungsbereich wird Erdwärme auf vergleichsweise niedrigem Temperaturniveau erschlossen (< 20 °C). Diese kann zur Gebäu- deheizung oder -kühlung eingesetzt werden. Üblicherweise besteht ein System zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie aus drei Elementen: Wärmequellenanlage, Wärmepumpe und Wärmesenke (Kaltschmitt, Wiese, & Streicher, 2003).

Systeme zur Nutzung von Oberflächennaher Erdwärme Wärmequellenanlagen Wärmequellenanlagen können als geschlossene oder offene Systeme ausgeführt werden. Ge- schlossene Systeme können vereinfacht in horizontal verlegte Erdwärmekollektoren und vertika- le Erdwärmesonden unterschieden werden. Als offene Systeme werden Brunnenanlagen be- zeichnet. Bei beiden Varianten zirkuliert ein Wärmeträgermedium (meist ein Wasser- Frostschutzmittelgemisch, wird auch als Sole bezeichnet) innerhalb des Systems. Dieses ent- zieht dem Erdreich die Wärmeenergie (Kaltschmitt, Wiese, & Streicher, 2003).

Erdwärmekollektoren werden in geringer Tiefe (ca. 1-2 m unter der Erde) verlegt. Es ist darauf zu achten die Kollektoren unterhalb der Frostgrenze anzubringen. Ein Kollektorsystem hat einen vergleichsweise hohen Platzbedarf. Selbst bei energetisch optimierten Neubauten ist der Flächenbedarf immer höher als die zu beheizende Gebäudenutzfläche. Der entscheidende Faktor für die Auslegung der Kollektorfläche ist die spezifische Entzugsleis- tung des Bodens. Sie reicht von 10 W/m² bei trockenem nicht bindigem Boden bis zu 40 W/m² bei wassergesättigtem Kies oder Sand (VDI 4640-2, 2001). Abbildung 6-5 zeigt ein Schema ei- ner Erdwärmenutzung mittels Erdwärmekollektoren.

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Abbildung 6-5 Jahreszeitliche Erdwärmekollektoranlage Quelle: (BWP, 2012)

Höhere spezifische Entzugsleistungen können grabenverlegte Kollektoren wie z. B. Künettenkol- lektoren erreichen (Ochsner, Wärmepumpen in der Heizungstechnik, 2007).

Erdwärmesonden zeichnen sich durch einen vergleichsweise geringen Platzbedarf aus. Bei dieser Art von System werden vertikale Erdsonden mittels Bohrungen ins Erdreich gebracht. Der Einsatz von Erdwärmesonden ist die am weitesten verbreitete Methode um Erdwärme zu er- schließen. Je nach Wärmebedarf handelt es sich um eine oder mehrere Bohrungen bis übli- cherweise 100 m tief abgeteuft. Jede Bohrung zur Gewinnung von Erdwärme über 100 m Tiefe unterliegt der Betriebsplanpflicht nach dem Bundesberggesetz (Altrock et al. , 2009). Ab einer Tiefe von 15 m herrscht im Erdreich eine konstante Temperatur von ca. 15 °C (vgl. Abbildung 6-3). Erdwärmesondensysteme sind unabhängig von Witterungseinflüssen, da sie hauptsächlich Energie nutzen, die aus dem terrestrischen Wärmestrom stammt. In den Winter- monaten, der Hauptheizsaison, findet jedoch eine gewisse Auskühlung des Bodens statt, da in der Regel mehr Wärme entzogen wird als aus dem Erdinneren nachströmt. Dieser Effekt ist bei der Auslegung der Sondenanlage zu beachten. Erdwärmesonden eignen sich ebenfalls zur passiven Gebäudetemperierung. Diese Möglichkeit hat nicht nur einen angenehmen Komforteffekt sondern wirkt auch der Auskühlung des Bodens entgegen. Ein Schema einer Erdwärmesondenanlage wird in Abbildung 6-6 gezeigt.

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Abbildung 6-6 Erdwärmesonde Quelle: (BWP, 2012)

Die benötigte Bohrtiefe ergibt sich aus der Wärmeleitfähigkeit und der daraus resultierenden Wärmeentzugsleistung des Bodens. Beide Parameter variieren mit der geologischen Schichtfol- ge, der Wassersättigung des Erdreiches und der Tiefe. Die VDI 4640 bietet Auslegungsmöglich- keiten für Anlagen < 30 kWth über Tabellenwerte. Dort sind verschiedenen Gesteinsarten Wär- meleitfähigkeiten und Wärmeentzugsleistung zugeordnet. Diese Methode ist jedoch nur als ers- te Annäherung zu sehen. Wird sie bei kleineren Objekten angewandt, sind meist Sicherheitsauf- schläge notwendig. Bei größeren Objekten ist es immer notwendig, einen Fachplaner zu beauf- tragen. Eine Auslegungsmöglichkeit für mehrere Erdsonden bietet ein „Thermal Response Test“ (TRT). Dieser Test wird anhand einer Testbohrung oder an einer ersten Bohrung eines Erdwärme- sondenfeldes vorgenommen. In der Regel wird diese Bohrung im späteren Anlagenbetrieb ge- nutzt. Mittels des TRT kann die effektive Wärmeleitfähigkeit λeff (W/m*K), die mittlere ungestör- te Bodentemperatur und der Bohrlochwiderstand Rb (m*K/W) bestimmt werden (VBI, 2009). Mithilfe dieser Parameter kann eine relativ genaue Auslegung des Sondenfeldes erfolgen. Bei einem „enhanced Thermal Response Test” (eTRT) werden Glasfasern innerhalb der Bohrung eingebracht. Diese faseroptische Messung ermöglicht, punktuelle, tiefenabhängige Messungen innerhalb des Bohrloches durchzuführen. Die Wärmeleitfähigkeiten für die verschiedenen geolo- gischen Einheiten lassen sich also vergleichsweise genau bestimmen. Mit diesen Ergebnissen kann eine wesentlich feinere Auslegung des Sondenfeldes erfolgen. Prinzipiell können, aus technischer Sicht, Erdwärmesonden und Erdwärmekollektoren standort- unabhängig errichtet werden. Je nach geologischer Zusammensetzung des Untergrundes kann standortspezifisch die benötigte Bohrtiefe beziehungsweise die benötigte Kollektorfläche variie- ren.

Grundwasserbrunnen ermöglichen es, Erdwärme mittels eines offenen Systems zu nutzen. Die Grundwassertemperatur liegt das ganze Jahr über konstant bei etwa 8 - 12 °C. Daher arbei- ten Wärmepumpen mit Grundwasser als Wärmequelle vergleichsweise effektiv (Ochsner, Wärmepumpen in der Heizungstechnik, 2007).

149

Die Wärme kann hier direkt mit Grundwasser an die Oberfläche gefördert werden, (keine indi- rekte Wärmeübertragung wie bei einer Erdwärmesonde). Mittels eines Brunnens wird das Grundwasser zutage gefördert und anschließend zum Verdampfer der Wärmepumpe geleitet. Nach der energetischen Nutzung folgt eine Wiedereinleitung des Grundwassers mittels eines Schluckbrunnens.

Abbildung 6-7 Erdwärmenutzung mittels Grundwasser

Es ist notwendig, ausreichend ergiebige Grundwasserleiter in nicht allzu großer Tiefe (max. ca.

15 m) vorzufinden. Überschlägig kann mit dem Kennwert 160 l/h je kWth der Wasserbedarf er- mittelt werden (Ochsner, Wärmepumpen in der Heizungstechnik, 2007). Zu beachten ist, dass die Entnahme und das Wiedereinleiten von Grundwasser eine Benutzung gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 5 (WHG, 2009) und damit genehmigungspflichtig ist.

Sonderfälle der Wärmequellen sind thermale Quellen und warme Grubenwässer, die unter Um- ständen ein hohes geothermisches Potenzial aufweisen können.

Wärmeerzeugung Die zweite Systemkomponente einer Anlage zur Erdwärmenutzung ist eine Wärmepumpe. Wärmepumpen entziehen einem Trägermedium (Grundwasser, Sole oder (Außen-)Luft) Wärme auf vergleichsweise niedrigem Temperaturniveau und heben diese auf ein höheres Tempera- turniveau. Man unterscheidet zwischen Kompressions- und Absorptionswärmepumpen. Da elektrisch angetriebene Kompressionswärmepumpen die am weitesten verbreitete Form der Wärmepumpe sind, wird auf das Funktionsprinzip dieser Art der Wärmepumpe eingegangen. In Kompressionswärmepumpen zirkuliert ein Kältemittel, das bei sehr niedrigen Temperaturen verdampft. Am Verdampfer nimmt das Kältemittel die Erdwärme auf und wird dadurch ver- dampft. Über einen Verdichter wird der Druck (und damit auch die Temperatur des Arbeitsmit- tels) erhöht. Der Verdichter wird über einen Elektromotor angetrieben, der den wesentlichen Stromverbrauch einer Wärmepumpe aufweist. Am Kondensator gibt das Arbeitsmittel die Wär- me an den Heizkreislauf ab und kondensiert. Über ein Expansionsventil wird das Arbeitsmittel

150

entspannt (Druckreduktion), wieder abgekühlt, und erneut zum Verdampfer geführt. Zur Veran- schaulichung zeigt ein Schema in Abbildung 6-8 eine solche Anlage.

Abbildung 6-8 Schema Kompressionswärmepumpe

Entscheidend für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe ist der Stromverbrauch. Mit steigender Effizienz der Wärmepumpe (insbesondere abhängig von der Wärmequellen- und Senken- Temperatur) nimmt der Stromverbrauch ab. Die Effizienz einer Wärmepumpe kann durch verschiedene Kennziffern bewertet werden. Der Coefficient of Performance (COP, Leis- tungszahl) gibt das Verhältnis (bei genormten Betriebsbedingungen) des abgegebenen Nutz- wärmestroms, bezogen auf die elektrische Leistungsaufnahme des Verdichters, und weiterer Komponenten an. . Q COP  Nutz Pel

Ein COP von 4 bedeutet z. B., dass aus 1 kWel (elektr. Leistung) und 3 kWgeo (Umweltwärmeleis- tung) 4 kWth (Heizwärmeleistung) erzeugt werden. Je geringer der Temperaturunterschied zwi- schen Wärmequelle und Wärmesenke ausfällt, desto günstiger ist die Leistungszahl. In Abbil- dung 6-9 wurde die Leistungszahl für verschiedene Heizsystemtemperaturen in Abhängigkeit von der Quellentemperatur aufgetragen.

151

Beispielhafte Leistungskurve einer Wärmpumpe (200 kW)

6

5 Heiz Temp. 35°C 4

3 Heiz. Temp. 55°C

Leistungszahl 2

1

0 0 5 10 15 Quellentemperatur

Abbildung 6-9 Beispielhafte Leistungskurve einer Wärmepumpe in Abhängigkeit von Wärmequellen- und Senkentemperatur. Quelle: eigene Darstellung TSB nach Herstellerangaben von (Waterkotte, 2009)

Die rote Linie stellt eine Leistungskurve für eine Heizsystemtemperatur (Vorlauf) von 35 °C dar, die blaue Linie symbolisiert eine Leistungskurve für eine Systemtemperatur (Vorlauf) von 55 °C. Das Diagramm zeigt, dass bei einer geringeren Heizsystemtemperatur die Leistungszahlen bei gleicher Quellentemperatur immer höher sind, als die der höheren Heizsystemtemperatur. Daher sind Wärmepumpen vor allem für energetisch optimierte Neubauten oder Altbauten mit Flächenheizsystem interessant, da diese eine niedrigere Vorlauftemperatur haben. Die Leis- tungszahl ist ein vom Hersteller der Wärmepumpen vorgegebener Kennwert und wurde unter Normbedingungen auf dem Prüfstand ermittelt. Sie definiert somit immer einen bestimmten Betriebspunkt. Eine anwendungsbezogene Kennziffer für die Effizienz ist die Jahresarbeitszahl (β). Diese gibt das Verhältnis der abgegebenen Nutzwärme, bezogen auf die eingesetzte elektrische Arbeit, für den Antrieb des Verdichters und der Hilfsantriebe (z. B. Solepumpe) über ein Jahr an (VDI 4640-1 , 2010).

W   Nutz Wel

Da die Jahresarbeitszahl auf reellen Betriebsbedingungen basiert, ist sie immer etwas kleiner als die Leistungszahl. Die Jahresarbeitszahl bewertet den Nutzen der eingesetzten elektrischen Ar- beit und ist somit das entscheidende Kriterium für den wirtschaftlichen Betrieb einer Wärme- pumpe. 152

Wärmesenke Das dritte Systemelement ist die Wärmesenke. Als Wärmesenke werden beispielsweise zu be- heizende Gebäude, Wärmeverbrauch zur (Trink-)Wassertemperierung und Prozesse mit Wär- meverbrauch bezeichnet. Der für den Einsatz der Wärmepumpe ideale Verbraucher sollte einen relativ geringen Temperaturbedarf aufweisen, da so die Effizienz einer Wärmepumpe am höchs- ten ist. Zur Gebäudebeheizung eignen sich so vor allem Flächenheizungen, wie z. B. Wand- oder Fußbodenheizungen. Es kommen vor allem Neubauten oder energetisch optimierte Altbauten in Frage. Zwar können moderne Wärmepumpen eine Heiztemperatur von bis zu 65 °C bereitstellen, jedoch ist die Effi- zienz dabei meist sehr gering, sodass der wirtschaftliche Betrieb einer Wärmepumpe oft er- schwert ist. Nach dem Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich müssen alle Neubau- ten einen gewissen Anteil ihres Wärmebedarfs mit Erneuerbaren Energien decken (§3 (EEWärmeG, 2011)). Bei Gebäuden mit passenden Eigenschaften für den Einsatz von Wärmepumpen muss im Einzelfall geprüft werden, ob der Einsatz von Erdwärme wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Investitionskosten zur Erstellung eines Heizsystems mit Erdwärmesonden liegen deutlich über denen anderer Heizsysteme. Neubauten weisen bei Berücksichtigung der Erfor- dernisse der aktuellen Energieeinsparverordnung einen sehr niedrigen Wärmebedarf auf. Durch eine günstige Verbrauchssituation kleinerer Neubauten (beispielsweise Einfamilienhäuser) kön- nen mit der Erdwärme erzielte Verbrauchskosteneinsparungen die höheren Investitionen oft nicht ausgleichen. Daher amortisieren sich höhere Investitionen vor allem in Gebäuden mit hö- herem absolutem Wärmeverbrauch, im Neubaufall insbesondere in größeren Gebäuden. Es be- steht die Möglichkeit der Förderung von effizienten Wärmepumpen bis zu einer Nennwärmeleis- tung von 100 kW im Gebäudebestand und Neubau durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA, 2016). Hierbei sind die Förderbedingungen der BAFA zu berücksichti- gen, da nicht alle Wärmepumpen gefördert werden. Eine elektromotorische Wärmepumpe gilt als effizient wenn sie bei Wohngebäuden eine Jahresarbeitszahl von 3,8 oder bei Nichtwohnge- bäuden eine Jahresarbeitszahl von 4 aufweist (MAP, 2011).

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Wärmequelle Wärmeerzeugung Wärmesenke

Erdreich - Kollektor Wärmepumpe Gebäudebeheizung - Wärmesonde

direkte Systeme Grundwasser Prozesswärme (Wärmetauscher)

Sonderfälle - thermale Quellen Trinkwarmwasser- - warme Gruben- bereitung wässer

Abbildung 6-10 Beispielhafte Systeme zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie

6.4.3 Potenziale der oberflächennahen Geothermie

Der Einsatz der Erdwärme ist eher von Einsatzbereichen (bspw. Gebäude mit niedrigen System- temperaturen) als von den eigentlichen geothermischen Potenzialen begrenzt. Geschlossene Systeme wie Erdwärmesonden oder Erdwärmekollektoren können aus technischer Sicht überall im ganzen Untersuchungsgebiet errichtet werden. Die Machbarkeit ist mehr oder weniger unabhängig von standortspezifischen Gegebenheiten. Die benötigte Bohrtiefe variiert je nach Wärmeleitfähigkeit am Standort. Dies kann die Wirtschaftlichkeit der Wärmenutzung posi- tiv wie negativ beeinflussen. Ob Erdwärme eine wirtschaftliche und ökologische Alternative zu konventionellen Heizsystemen ist, hängt von den Jahresarbeitszahlen, also der Effizienz der Wärmepumpe ab. Wie in Kapitel 6.4.2 beschrieben, sollte daher das Heizsystem einen geringen Temperaturbedarf aufweisen. Erdwärme ist daher vor allem für Neubauten oder energetisch optimierte Altbauten mit Flä- chenheizsystem eine interessante Alternative. Um Erdwärme mittels Grundwasser zu fördern, sind bestimmte standortspezifische Rahmenbe- dingungen zu erfüllen. Es ist eine hohe Grundwasserergiebigkeit in nicht allzu großer Tiefe er- forderlich.

Nach (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015) liegt die Wärmeleitfähigkeit der Böden, die ein wichtiges Kriterium zur Dimensionierung von Erdwärmekollektoren ist, in der VG Hachen- burg bei zwischen kleiner 1,0 und 1,6 W/mK. Der Großteil der Verbandsgemeinde hat eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 1,2 und 1,4 W/mK.

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Abbildung 6-11 Beispielhafte Wärmeleitfähigkeit der Böden in der VG Hachenburg Quelle: (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015)

Dadurch eignen sich die Böden teilweise gut zur Nutzung von Erdwärme. Im regionalen Ver- gleich stellt sich eine ähnliche Verteilung dar (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015).

Abbildung 6-12 Eignung der Böden in der VG Hachenburg Quelle: (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015)

Die Standorteignung für Erdwärmekollektoren ist abhängig vom Wasserhaushalt der Böden und mit der damit verbundenen Wärmeentzugsleitung. Je höher diese einzustufen ist, desto besser sind die Böden geeignet (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015). Abbildung 6-12 zeigt, 155

dass ein Großteil der VG Hachenburg zur Installation von Erdwärmekollektoren geeignet ist (gelbe Fläche). Zusätzlich existieren in der südlichen Hälfte der Verbandsgemeinde zahlreiche Flächen, die sogar gut bis sehr gut geeignet sind (grüne Fläche). Im Norden zeigen sich meist weniger geeignete Flächen. Nach dem Besorgnisgrundsatz des Wasserhaushaltsgesetz (WHG, 2009) sind Handlungen zu vermeiden, die zu Beeinträchtigungen oder Schädigungen des Grundwassers führen (MUFV, 2012). Vor der Errichtung von Erdwärme-Sondenanlagen muss geprüft werden, ob diese in wasserwirtschaftlich genutzten oder hydrogeologisch kritischen Gebieten liegen (MUFV, 2012). In diesen kritischen Gebieten ist bei der Planung von Erdwärmesonden eine Bewertung durch die Fachbehörden notwendig. (Regionalstellen WaAbBo der Struktur- und Genehmigungsdirek- tionen Nord und Süd, LfU oder LGB) (LUWG, 2007) (LGB, 2011-2).

Abbildung 6-13 Standortbewertung zur Installation von Erdwärmesonden in der VG Hachenburg Quelle: (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015)

Der Bau von Erdwärmesonden ist in der Verbandsgemeinde Hachenburg zum Teil genehmi- gungsfähig bzw. mit Standardauflagen versehen (grüne Fläche). Allerdings gibt es auch größere Flächen (rot), vor allem im Norden und Osten sowie um Alpenrod und Lochum, in denen Erd- wärmesonden nur in Ausnahmefällen genehmigungsfähig wären.

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Abbildung 6-14 Grundwasserflurabstand der VG Hachenburg Quelle: (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015)

In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind nur wenige Bohrpunkte mit dem dazugehörigen Grundwasserflurabstand vorhanden (vgl. Abbildung 6-14). Die vorhanden Borpunkte weisen unterschiedliche Grundwasserflurabstände (von <=10 m bis <=50 m) auf. Die Eignung des Untersuchungsgebietes für die Errichtung von Grundwasserbrunnen sollte entsprechend im De- tail geprüft werden.

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Abbildung 6-15 Grundwasserergiebigkeit in der VG Hachenburg Quelle: (Landesamt für Geologie und Bergbau, 2015)

Der Großteil der VG Hachenburg weist eine geringe Grundwasserergiebigkeit auf (vgl. Abbildung 6-15). Im südöstlichen Teil des Untersuchungsgebiets existieren jedoch auch Flächen mit gering-mittel bis mittel-hohen mittleren Grundwasserergiebigkeiten. In diesen Teilen kann für das Attribut Grundwasserergiebigkeit in Verbindung mit einem niedrigen Grundwasser- Flurabstand eine Eignung für die Errichtung von Grundwasserbrunnen festgestellt werden.

6.4.4 Ausbaupotenziale Geothermie Für das Gebiert der Verbandsgemeinde Hachenburg lässt die geringe Datenlage keine Aussage zu Potenzialen im Bereich der Tiefengeothermie zu, so dass keine Potenziale zu erwarten sind. Zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie können geschlossene Systeme wie Erdwärme- sonden oder Erdwärmekollektoren prinzipiell überall errichtet werden. Die Wärmeleitfähigkeit des Erdreichs im Untersuchungsgebiet liegt im niedrigen bis mittleren Bereich. Insbesondere die Flächen im südlichen Teil des Verbandsgemeindegebietes eignen sich gut bis sehr gut für die Errichtung von Erdwärmekollektoren. Im Norden zeigen sich meist weniger geeignete Flächen. Vor der Errichtung von Erdwärmesonden muss geprüft werden, ob diese in wasserwirtschaftlich genutzten oder hydrogeologisch kritischen Gebieten liegen. Dies trifft insbesondere auf Gebiet im Norden und Osten der Verbandsgemeinde Hachenburg zu.

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6.5 Wasserkraftpotenziale Die Wasserkraft wird deutschlandweit in ca. 7.300 Kraftwerken genutzt, indem potenzielle in kinetische Energie und diese durch einen Generator in elektrische Energie umgewandelt wird. Dem Vorteil geringer CO2e-Emissionen steht meist der Eingriff in ökologische Systeme und speziell die Gewässerstrukturgüte durch Querverbauungen gegenüber, die beispielsweise Fischwanderungen negativ beeinflussen. In Deutschland werden die vorhandenen Wasserkraft- potenziale, also die Standorte, an denen ein hohes Potenzial zu erwarten ist, zum größten Teil bereits genutzt (DLR, 2010). Hier runter zählen vor allem Großwasserkraftwerke (Laufwasser- kraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke), die den höchsten Anteil des aus Wasserkraft gewonne- nen Stroms erzeugen. Allerdings schreitet die Entwicklung von Kleinwasserkraftwerken (Anlagen unter 1 MWel Leistung (Giesecke, Wasserkraftanlagen - Planung, Bau und Betrieb, 2009)) der- zeit weiter voran. Zu den Kleinwasserkraftwerken zählen unter anderem Flussturbinen und Strombojen. Diese nutzen die Strömungsgeschwindigkeit des natürlichen Wassers. Perspekti- visch benötigt diese Art der Wasserkraftnutzung weder große Gewässer, noch Querverbauun- gen, wodurch sie immer mehr in den Fokus rückt, da sich hierdurch neue Potenziale erschließen lassen. Die derzeitig marktverfügbaren Anlagen sind allerdings noch nicht überall einsetzbar. Zur Kleinwasserkraft zählen auch Wasserkraftanlagen an historischen Mühlenstandorten (vgl. hierzu Tabelle 6-14). Diese Anlagen verfügen i.d.R. über kleine Wasserkraftleistungen kleiner 1

MWel Leistung. Der Anteil dieser Kleinwasserkraftwerke am Stromverbrauch im Untersuchungs- gebiet ist zwar verschwindend gering, dennoch stellen Sie einen wichtigen Beitrag zur lokalen (Eigen-)Stromversorgung von Haushalten. Neben der Umwandlung in elektrische Energie er- bringen diese Anlagen auch einen Beitrag zum Hochwasserschutz, da das Aufstauen des Was- sers den Abfluss im Unterlauf eines Flusses reguliert. Zudem tragen der Erhalt und die Pflege von Mühlgräben sowie der weiteren Gewässerbereiche mit ihrem Bestand an Pflanzen zum Landschaftsbild und zum Schutz der Artenvielfalt bei.

6.5.1 Ist-Analyse Wasserkraft

Gewässer im Untersuchungsgebiet

Im Untersuchungsgebiet befindet sich mit der Nister (Große Nister) und der Kleinen Nister zwei Gewässer 2. Ordnung, die für die Wasserwirtschaft von erheblicher Bedeutung sind. Darüber hinaus gibt Großteils Gewässer der 3. Ordnung. Hierzu zählen grundsätzlich alle anderen Ge- wässer. In der nachstehenden Tabelle sind die bedeutendsten Gewässer im Verbandsgemein- degebiet Hachenburg dargestellt.

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Tabelle 6-13 Ausgewählte Gewässer im Untersuchungsgebiet (eigene Darstellung nach (MULEWF, 2016)) Gewässername Länge* Gewässerordnung (im VG-Gebiet) Nister ca. 23 km 2. Ordnung Kleine Nister ca. 9,4 km 2. Ordnung Grenzbach ca. 4,2 km 3. Ordnung Grubenbach ca. 2,4 km 3. Ordnung Habbach ca. 2,8 km 3. Ordnung Sauerbach ca. 5,5 km 3. Ordnung Holzbach ca. 2,6km 3. Ordnung Welkenbach ca. 1,4 km 3. Ordnung Wied ca. 102,8 km 3. Ordnung Steinebach ca. 3,2 km 3. Ordnung Bach vom Hof- ca. 1,6 km 3. Ordnung mannsweiher Hartenbach ca. 2,6 km 3. Ordnung Weißer Graben ca. 3,1 km 3. Ordnung Müschenbach ca. 1,8 km 3. Ordnung Lauter ca. 2,8 km 3. Ordnung ca. 11,4 km 3. Ordnung Selbach ca. 3,9 km 3. Ordnung Gehlerterbach ca. 4,1 km 3. Ordnung Bach von Gietze- ca. 1,6 km 3. Ordnung beul Boroder Bach ca. 0,9 km 3. Ordnung Mudenbach ca. 2,5 km 3. Ordnung Forstbruchgraben ca. 1,1 km 3. Ordnung Kroppach ca. 1,8 km 3. Ordnung Marzhausener ca. 1,1 km 3. Ordnung Bach Qualbach ca. 1,5 km 3. Ordnung Hirzbach ca. 5,5 km 3. Ordnung Wehrholzgraben ca. 1,6 km 3. Ordnung Bach vom Fran- ca. 0,6 km 3. Ordnung zenhau Mörsbach ca. 2,3 km 3. Ordnung Bach vom Dan- ca. 1,5 km 3. Ordnung dert Leinbach ca. 0,9 km 3. Ordnung Rosbach ca. 2,0 km 3. Ordnung 160

Abbildung 6-16 Gewässer im Untersuchungsgebiet VG Hachenburg (verändert nach (MULEWF, 2016))

Bestehende Anlagen Im Untersuchungsgebiet existieren mehrere Anlagen bzw. Querbauwerke zur Nutzung der Was- serkraft. Hierbei handelt es insbesondere um kleinere Wasserkraftanlagen, wie z. B. Mühlen- werke. So sind z. B. am Hofgut Farrenau (Mudenbach) an der Wied sowie an mehreren Stand- orten an der Nister bzw. Kleinen Nister Wasserkraftanlagen in Betrieb (LUWG, Querbauwerkeinformationssystem Rheinland-Pfalz, 2015).

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Tabelle 6-14 Wasserkraftanlagen im Untersuchungsgebiet (eigene Darstellung nach (MULEWF, 2016)) Anlage Gewässer Nutzung Hofgut Farrenau Wied in Betrieb Wehr Nisterhammer Nister in Betrieb Wehr Nistermühle Nister in Betrieb Wehr Abtei Marienstatt Nister in Betrieb Wehr Heuzerter Mühle Nister in Betrieb Wehr Steiner Mühle Nister in Betrieb Atzelgifter Mühle Kleine Nister in Betrieb

6.5.2 Potenziale der Wasserkraft

Potenziale durch Optimierung bestehender Anlagen Potenziale in der Modernisierung bestehender Anlagen im Hinblick auf einen deutlich spürbaren Einfluss auf die Stromerzeugung werden nicht gesehen. Daher wird kein Potenzial ausgewiesen.

Potenziale durch Reaktivierung stillgelegter Anlagen Vor dem Hintergrund der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist eine Reaktivierung von ehe- maligen Wasserkraftanlagen sehr kritisch zu sehen. Diese würden in Gewässer liegen, deren Durchgängigkeit hergestellt werden muss. Ein Potenzial kann daher nicht ausgewiesen werden.

Potenziale durch Anlagenneubau Der Neubau von Wasserkraftwerken mit neuen Querbauwerken kann ausgeschlossen werden. Dies steht im Widerspruch zum Verschlechterungsgebot der Europäischen Wasserrahmenrichtli- nie. Die Stromerzeugung solcher Anlagen erhält keine Vergütung durch das Erneuerbaren- Energien-Gesetz (EEG). Potenziale können durch den Einsatz von Wasserrädern bestehen. Diese können bspw. an vor- handenen Mühlengräben (s.o.), an Flüssen oder im Bereich der Abwasserableitung im Kläranla- gen-Ablauf oder Kanalisation errichtet werden. Für die Errichtung von Wasserrädern sind Investitionen für zu leistende Einbau- bzw. Baumaß- nahmen erforderlich. Des Weiteren ist ein gutes Konzept von Stromabnehmern erforderlich. Mit der derzeitigen Einspeisevergütung ist i. d. R. eine Refinanzierung der Investitionskosten (u. a. für die erforderlichen Baumaßnahmen) nicht gegeben. Auch sollte eine Abnahme von lokalen Stromabnehmern gegeben sein. Im Bereich der Stromerzeugung in der Abwasserableitung (z. B. Kläranlagenablauf) sind im Hinblick auf die Machbarkeit weitere Anforderungen, wie z. B. Platzangebot zur Integration der Maschinentechnik, eine ausreichende Wassermenge sowie ein nutzungswürdige Höhendifferenz Voraussetzungen für die Integration von Kleinwasserkraftanlagen in der Abwasserableitung. Eine Abschätzung des Energiepotenzials hinsichtlich der Wasserkraftnutzung der kommunalen

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Kläranlagen im Untersuchungsgebiet ist im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes nicht möglich. Hierzu ist eine Einzelfallprüfung erforderlich. Vereinzelt wurden bereits Projekte zur Erzeugung von elektrischer Energie aus Abwasser in Deutschland realisiert. So wird z. B. in der Kläranlage in Karlsruhe ein unterschlächtiges Wasser- rad betrieben. Die Abwasserwerke der Stadt Emmerich betreiben seit Juni 2000 an ihrem Klär- anlagenauslauf eine Durchströmungsturbine (Ingenieurbüro Prof. Dr. Hafner, 2000). Weitere Wasserräder sind in den Abläufen der Kläranlage in Warendorf (Entsorgungsbetriebe der Stadt Warendorf , 2009) und Biggetal (Ruhrverband, 2016). Potenziale könnten des Weiteren durch den Einsatz von Strömungskraftwerken in Form von Turbinen bzw. –bojen entstehen. Solche Anlagen benötigen keine Querverbauungen, sondern nutzen die kinetische Energie des Fließgewässers. Bei Strömungskraftwerken hängt die Leistung stark von der Strömungsgeschwindigkeit des Fließgewässers ab. Demnach sollten diese an Stel- len im Gewässer mit möglichst konstant hohen Strömungsgeschwindigkeiten installiert werden. Hierzu eignen sich z. B. Flusskurven oder Engstellen, da hier die Strömungsgeschwindigkeit erhöht ist. Zudem benötigen Strömungsturbinen Gewässertiefen von mehr als 2 Meter.

Angaben zu Pegelständen im Untersuchungsgebiet liegen u. a. für die Gewässer Nister (Pegel Heimborn) und ihrem Nebenfluss der Kleinen Nister (Pegel Lützelauer Mühle) für den Zeitraum 15.02.2016 bis 28.02.2016 vor. An allen Pegelmessstationen in diesem Zeitraum lagen die Pe- gelstände unter zwei Metern. Daraus lässt sich schließen, dass die Pegelstände an den größeren Flüssen 2. Ordnung wie Nister und Kleine Nister im Untersuchungsgebiet nicht durchgängig ausreichend hoch sind, um Strömungskraftwerke wirtschaftlich zu betreiben. In den nachstehenden Abbildungen sind die Ganglinien der Wasserstände an den zwei Mess- stellen im ausgewählten Zeitraum dargestellt.

Abbildung 6-17 Wasserstand Heimborn, Nister (Landesamt für Umwelt, 2016)

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Abbildung 6-18 Wasserstand Lützelauer Mühle, Kleine Nister (Landesamt für Umwelt, 2016)

Die obigen Abbildungen zeigen Messwerte über zwei Wochen. Auf eine Auswertung längerer Zeiträume, die bei kleineren Gewässern eine größere Aussagekraft zulassen, wurde verzichtet, da die hier dokumentierten Werte unter dem Soll liegen. Die wirtschaftliche Realisierbarkeit von Anlagen steht vor dem Hintergrund der Verträglichkeit mit den Anforderungen aus dem Naturschutz, erforderlicher Platzbedarf, der Strömungsge- schwindigkeit, der Flusstiefe, dem Netzanschluss, der Genehmigungsfrage, weiterer örtlicher Restriktionen sowie der evtl. noch zu wenigen Erfahrungswerte aufgrund der noch relativ neuen Technologie sowie der fehlenden Grundlagendaten in Frage. Des Weiteren können bauliche Investitionen ein Hemmnis darstellen (Fundament für Verankerung,…). Zudem ist ein gutes Konzept im Hinblick auf die Annahme des Stroms erforderlich. Mit der derzeitigen Einspeisever- gütung ist i. d. R. eine Refinanzierung der Investitionskosten (u. a. für die erforderlichen Bau- maßnahmen) nicht gegeben. Des Weiteren sollte eine Abnahme von lokalen Stromabnehmern gegeben sein. Eine Abschätzung des Energiepotenzials hinsichtlich der Wasserkraftnutzung durch Strömungsturbinen in Flüssen im Untersuchungsgebiet ist im Rahmen des Klimaschutz- konzeptes nicht möglich. Die Machbarkeit einzelner Kleinprojekte wäre zu prüfen, können aber aufgrund der bisher bestehenden Datenlage nicht quantitativ bewertet werden. Ein bedeuten- des Ausbaupotenzial kann hier nicht ausgewiesen werden.

6.5.3 Ausbauszenario Wasserkraft

Im kurz- bis mittelfristigen Ausbauszenario für Wasserkraft wird in Anlehnung an die Potenzial- ermittlung davon ausgegangen, dass kein nennenswerter Ausbau der Wasserkraftnutzung zur Stromerzeugung im Betrachtungszeitraum erfolgt.

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7 Akteursbeteiligung Wesentlich für die Erstellung eines Klimaschutzteilkonzeptes ist, durch eine frühzeitige Akteurs- beteiligung die lokalen Gegebenheiten mit einfließen zu lassen, um später eine erfolgreiche Um- setzung zu erreichen. Es geht dabei um den Informationsaustausch zwischen den Akteuren vor Ort und den Konzepterstellern. Darüber hinaus gilt es, für den Klimaschutz zu sensibilisieren und zu motivieren.

7.1 Akteursanalyse Eine frühzeitige Einbindung relevanter regionaler Akteure versetzt die mit der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes befassten Stellen in die Lage, die Datenerhebungen und Konzeptstruktur an tatsächlichen Bedarfen, realistischen Potenzialen und regionalspezifischen Problemsektoren auszurichten. Darüber hinaus wird gewährleistet, dass eine breite Akzeptanz für den Klima- schutz und eine Motivation zum Handeln geschaffen wird und ausschließlich klimarelevante Maßnahmen entwickelt werden, die zu den strategischen Zielen der Verbandsgemeinde Hachenburg passen und politisch auch umsetzbar sind. Aus diesen Gründen erfolgt im Rahmen der Durchführung der vorgenannten Module eine umfassende Einbindung entsprechender Betei- ligten. Im Bereich Klimaschutz gibt es in der Verbandsgemeinde Hachenburg bereits seit vielen Jahren ein etabliertes Engagement auf unterschiedlichen Ebenen. Diese Schlüsselakteure werden im Folgenden kurz beschrieben.

Die zentralsten Akteure sind die Bürgerinnen und Bürger in der Verbandsgemeinde Hachenburg. Als Verbraucher (von Dienstleistungen und Produkten), Arbeitnehmer und Ar- beitgeber, als Vereinsmitglied, als Kinder und Schüler, als Nutznießer der öffentlichen Einrich- tungen spielen die privaten Haushalte eine zentrale Rolle auf allen Ebenen des Klimaschutzes. Die Bürgerinnen und Bürger sind zum einen selbst aktive Schlüsselfiguren, aber auch zentrale Adressaten für Belange des Klimaschutzes durch alle weiteren im Folgenden genannten Akteu- re.

Neben den Bürgerinnen und Bürger sind auch die Politik sowie die Verwaltung der Ver- bandsgemeinde als Schlüsselakteure zu nennen. Mandatsträger und Repräsentanten dieser Einheiten entscheiden über den Klimaschutz betreffende Maßnahmen, die wiederum teilweise in den zuständigen Fachämtern umgesetzt werden.

Des Weiteren sind die Verbandsgemeindewerke Hachenburg zu nennen. Die Verbandsge- meindewerke betreiben ein eigenes Nahwärmenetz sowie unterstützen bzw. initiieren maßgeb- lich die Umsetzung von Energieeffizienzprojekten im Gebäudebereich, Ver- und Entsorgungsbe- reich sowie den Ausbau und die Nutzung von erneuerbaren Energien vor Ort. Somit sind sie ein Schlüsselakteur bei der Umsetzung von Maßnahmen in den Themenfelder Umwelt / Energie und Klimaschutz.

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Wichtig sind auch die Netzwerke. Lokal, regional und überregional setzt die Verbandsgemein- de Hachenburg beim Umwelt- und Klimaschutz auf die Zusammenarbeit benachbarten Kommu- nen, Multiplikatoren und Entscheidungsträgern in Netzwerken und runden Tischen. Sie alle tra- gen kontinuierlich zur nachhaltigen Entwicklung allgemein und zum Klimaschutz im Speziellen in der Verbandsgemeinde und in der Region bei.

Weitere Schlüsselakteure im Klimaschutz sind die unterschiedlichen in der Verbandsgemeinde angesiedelten Bildungseinrichtungen. Von Kindertagesstätten, über Schulen, Volkshochschu- len bis hin zu Hochschulen sind diese Institutionen wichtige Akteure und Multiplikatoren im Kli- maschutz.

Natürlich spielen auch Unternehmen der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle beim Klima- schutz. Unternehmen der öffentlichen Hand verfolgen einen öffentlichen Zweck (im Gegensatz zum Zweck von Gewinnen). Über politische Entscheidungen liegen sie im Einflussbereich der Mandatsträger. Private Unternehmen bringen einerseits ihre Expertise in Sachen Klimaschutz durch ihre konkreten Leistungen ein (z.B. Architekten, Handwerker, Ingenieure, Energieversorger), ande- rerseits können sie mit ihren geschäftlichen Prozessen aber auch eine Vorbildfunktion für ande- re Unternehmen sein.

Darüber hinaus sind Kammern und Verbände weitere wichtige Multiplikatoren und damit Schlüsselakteure für den Klimaschutz. Neben den oben bereits genannten Vereinen sind auch die Umwelt- und Naturschutzverbände unmittelbare Akteure. Die Kammern (z.B. Architek- tenkammer, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer) aber auch Verbände und Ver- eine aus den Bereichen Sport, Kultur und Soziales spielen eine wichtige Rolle als Multiplikatoren für den Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Hachenburg.

Diese Akteure wurden bei der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes gezielt beteiligt und stellen die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes dar.

7.2 Partizipative Konzepterstellung Bereits mit Beginn der Erstellung des Kommunalen Klimaschutzkonzeptes für die Verbandsge- meinde Hachenburg wurden die oben beschriebenen relevanten und interessierten Akteure in- formiert und eingebunden. Diese Einbindung fand in verschiedenen Formaten statt, die nach- stehend beschrieben werden.

Eine Projektgruppe, bestehend aus Vertretern der Verwaltungsebene, war für die Steuerung des Prozesses insgesamt verantwortlich. Zahlreiche thematische Workshops, ausgerichtet auf die Schlüsselakteure des Klimaschutzes in der Verbandsgemeinden Hachenburg, hatten die Ein- bindung relevanter Klimaschutzakteure in den Gesamtprozess zum Ziel, da der Klimaschutz nicht alleine durch die Kommune bewerkstelligt werden kann.

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Aufgrund der gewählten thematischen Schwerpunkte wurden entsprechende Experten und Ent- scheidungsträger zu den Workshops eingeladen.

Im Rahmen von Auftakt- und Abschlussveranstaltungen konnte ein Dialog mit der breiten Öffentlichkeit über das Projekt Klimaschutzkonzept in der Verbandsgemeinde Hachenburg ein- gegangen werden.

7.2.1 Projektgruppe Eine Projektgruppe, bestehend aus Vertretern der Verbandsgemeindeverwaltung, Verbandsge- meindewerke sowie den Konzeptentwickler der Transferstelle Bingen hat sich im Laufe der Pro- jektzeit viermal getroffen (27.04.2015, 11.06.2015, 15.10.2015, 13.04.2016). Die Zielsetzungen der Projekte sind:  die Integration relevanter Entscheidungsträger aus Verwaltung, Politik, weitere Personen  Vorbereitung der Maßnahmenumsetzung im Anschluss an die Erstellung des Klima- schutzkonzeptes  Schaffen einer Gruppe, die weiter die Umsetzung des Konzeptes steuernd begleiten wird. Wichtige Aufgaben der Projektgruppe sind:  Projektgruppe agiert als Lenkungsgruppe im Rahmen der Erstellung des Klimaschutz- konzeptes  Diskussion von Projektfortschritt, Methodik, Ergebnissen, Problemen sowie Unterstüt- zungsbedarf durch die Transferstelle Bingen  Aufnahme und Diskussion von Ideen  Identifikation wesentlicher regionaler Akteure für die Bearbeitung des Klimaschutzkon- zeptes  Auswahl der Maßnahmenschwerpunkte  Koordination der Maßnahmenumsetzung  Verfolgung der Klimaschutzziele  Diskussion aktueller Klima- und Energiethemen  Steuerung und Fortführung des Klimaschutzkonzeptes Die Moderation und inhaltliche Organisation übernahm die Transferstelle Bingen (u. a. Doku- mentation von Tagesordnungen).

7.2.2 Auftakt- und Abschlussveranstaltungen Die Auftaktveranstaltung zum Klimaschutzkonzept am 10. September 2015 im Rathaus der Ver- bandsgemeindeverwaltung Hachenburg stellte die erste Veranstaltung im Rahmen der beglei- tenden Öffentlichkeitsarbeit dar. Neben geladenen Experten erschienen rund 100 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Bürger, Initiativen und Vereine, Betriebe aus Handwerk und Beratung, Energieversorger, Sparkassen, Kammern, zahlreiche politische Verantwortliche und Mandatsträger sowie Mitarbeiter aus Verbandsgemeindeverwaltung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten hier bereits erste Anregungen und Ideen einbringen, die zum Teil im Zuge

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des Prozesses so weiter entwickelt wurden, dass sie Bestandteil des Maßnahmenkatalogs ge- worden sind. In einer Abschlussveranstaltung am 08. Juni 2016 im Rathaus der Verbandsgemeindeverwal- tung wurden die Ergebnisse des Klimaschutzkonzepts vorgestellt. Es wurde den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Überblick über die Maßnahmen gegeben, die den Kern des Konzeptes darstellen und die nun unter Mitwirkung von vielen Akteuren umgesetzt werden sollen. Des Weiteren wurde den Teilnehmern das Aufgabenfeld und die Arbeit eines Klima- schutzmanagers vorgestellt sowie Informationen zu Fördermöglichkeiten zur energetischen Sa- nierung.

7.2.3 Akteursworkshops Während der Konzepterstellung wurden sechs themenspezifische Workshops mit verschiedenen Zielgruppen durchgeführt. Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick der durchgeführten Workshops.

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Tabelle 7-1 Überblick Termine Bürgerversammlung und Workshops Datum Veranstaltung Ziel 15.10.2015 Akteursworkshop Akteursvernetzung, Vorstellung der Ergebnisse „ Energetische Gebäudesan- des Wärmeatlas und bisherige Aktivitäten, Diskus- ierung sion „Energieeffizienz in Gebäuden“ und „Sanie-  TK „Integrierte Wärme- rungsbereitschaft“ der VG Hachenburg nutzung“

19.11.2015 Akteursworkshop Akteursvernetzung, Identifikation und Diskussion „Bildungseinrichtungen“ möglicher Projekte in Schulen und Kindergärten  Integriertes Klimaschutz- konzept 30.11.2015 Akteursworkshop Vorstellung der Ergebnisse Bilanz und Potenziale „Kommunales Energiema- kommunale Liegenschaften, Kommunales Ener- nagement“ giemanagement, Diskussion und Maßnahmenvor-  Integriertes Klimaschutz- schläge konzept 21.01.2016 Akteursworkshop „Wärme- Analyse Ist-Situation und Konkretisierung von versorgung“ Ideen für Errichtung von Wärmenetzen, Dorf-  TK „Integrierte Wärme- Nahwärme nutzung“ 23.02.2016 Akteursworkshop „Energie- Darstellung von Förderprogrammen und Hand- effizienz in Unternehmen“ lungsmöglichkeiten bzgl. Energieeinsparungen,  Integriertes Klimaschutz- Energieeffizienz und Einsatz Erneuerbarer Ener- konzept gien 13.04.2016 Workshop „Leitbild und Kli- Umsetzung des Klimaschutzkonzepts: Klima- maschutzziel“ schutzziel und Klimaschutzleitbilder, Klimaschutz-  Integriertes Klimaschutz- management konzept

Die Workshops, welche im Rahmen der Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes und des Klimaschutzteilkonzeptes für die Verbandsgemeinde Hachenburg durchgeführt worden sind, galten in erster Linie der Einbindung von Klimaschutzakteuren in den Gesamtprozess. Die The- men wurden in enger Abstimmung mit der Projektgruppe festgelegt. Die Akteure wurden mittels Einladungsschreiben informiert und zu den Workshops eingeladen. Im Rahmen der Workshops fanden verschiedene, auf die Zielgruppen abgestimmte Vorträge seitens der TSB statt. Je nach Themen wurden externe Referenten hinzu gezogen. In einer Vorstellungsrunde stellten sich die Teilnehmer und ihre Erwartungen an den Workshop kurz vor. Die Diskussionen wurden von der TSB moderiert und auf Flipcharts vor Ort dokumentiert. In nachstehender Tabelle ist der Ablauf der Workshops beispielhaft dargestellt.

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Tabelle 7-2 Ablauf der Workshops TOP-Nr. Was Wer Zeit 1 Begrüßung Oberbürgermeister 5 Minuten 2 Vorstellungsrunde Moderation: TSB 10 Minuten 3 Kurzvorstellung Klimaschutzkonzept (Ziele, Bau- Präsentation: TSB 15 Minuten steine, Zeitplan, aktueller Stand, Zwischenergeb- nisse) 4 Impulsreferat Präsentation: TSB 15 Minuten 5 Diskussionsrunde 1: Struktur im Untersu- Moderation: TSB 15-30 Minuten chungsgebiet Dokumentation auf Welche Akteure gibt es? Flipchart Welche Akteure fehlen? Was wird gemacht? Wer macht was? Gibt es bereits öffentlichkeitswirksame Aktionen? 6 Diskussionsrunde 2: Ideensammlung für Moderation: TSB 30-45 Minuten Maßnahmenkatalog Kärtchen, Pinnwand Sammlung von Ideen für Maßnahmen, sortiert Vorstellung der Kate- nach Kategorien, gorien und dazuge- hörigen Beispielen 7 Verabschiedung Oberbürgermeister 5 Minuten

Nachfolgend werden die durchgeführten Workshops beschrieben.

15.10.2015 Workshop: „Energetische Gebäudesanierung Wohngebäude nehmen einen großen Anteil am Energieverbrauch im Untersuchungsgebiet ein. Um die Einsparpotenziale in Wohngebäuden zu erschließen, bedarf es der Bürgerinformation. Im Rahmen dieses Workshops wurde über die Strukturen, den Bedarf sowie Hemmnisse im

Bereich der Beratung, Finanzierung und Umsetzung von Energie- und CO2e-Einsparmaßnahmen diskutiert. Neben der Projektgruppe nahmen an dem Workshop Energieberater, Handwerksbe- triebe, Vertreter von Banken/ Sparkassen teil. Im Mittelpunkt stand neben der praxisnahen Diskussion die Sammlung von Maßnahmenideen, wie das Nutzerverhalten der Haushalte beeinflusst werden kann und wie Bauwillige und Haus- besitzer bei Aktivitäten rund um die Themen energiebewusstes Bauen und Modernisieren sowie dem Einsatz Erneuerbarer Energien unterstützt werden können. Auch Ideen für Informations- veranstaltungen wurden gesammelt. Darüber hinaus wurde mit den anwesenden lokalen Hand- werksbetrieben diskutiert, wie die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen gesteigert wer- den kann.

19.11.2015 Workshop: Klimaschutz in Bildungseinrichtungen Bildungseinrichtungen kommen beim Thema Klimaschutz eine besondere Bedeutung zu. Neben hohen Energieeinsparpotenzialen kann hier schon früh ein Bewusstsein für den verantwortungsbewussten und sparsamen Umgang mit Energie und anderen Ressourcen bei Kindern und SchülerInnen realisiert werden. Darüber hinaus werden auch das Lehrpersonal und die Hausmeister für das Thema Klimaschutz sensibilisiert. Neben der Durchführung von 170

Aktionen wie Projekttage zum Thema Klimaschutz, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz ist die Bildung eines Energieteams, bestehend aus internen (Lehrer, Schüler, Hausmeister,…) und Externen (Schulträger, Verbandsgemeinde, Wirtschaft) oder die Benennung von Energieverantwortlichen („Energiedetektive“) in einer Klasse ein wichtiger erster Schritt zur erfolgreichen Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in Bildungseinrichtungen. SchülerInnen, Lehrkräfte und ErzieherInnen lassen sich als Nutzer, Multiplikatoren und kommende Generation von Energieverbrauchern und Klimaschützern begreifen.

30.11.2015 Workshop: Kommunales Energiemanagement Auch wenn der Energieverbrauch aller kommunalen Liegenschaften am gesamten Energiever- brauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg nur 1,9 % beträgt, können Energieeinsparungen zu finanziellen Entlastungen der Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden führen. Außerdem kommt den Kommunen eine wesentliche Vorbildfunktion bei Energieeinsparungen und der Nut- zung von regenerativer Energien zu. Vertreter aus Verbandsgemeinden und den Ortsgemeinden erörterten die Chancen, über ein kommunales Energiemanagement Einsparungen an Energie und Kosten umzusetzen.

21.01.2016 Workshop: Wärmeversorgung – Nahwärme und Wärmeatlas für die VG Hachenburg Im Rahmen des Teilkonzepts „Integrierte Wärmenutzung“ wird ein Wärmeatlas erarbeitet, der als GIS-gestütztes Arbeitswerkzeug auch der Verwaltung zur Verfügung gestellt wird, um po- tenzielle Nahwärmeversorgungsprojekte zu initiieren. Des Weiteren werden, in der Regel ausgehend von öffentlichen Liegenschaften, Wärmenetzvor- schläge erarbeitet und deren Umsetzbarkeit eingeschätzt. Im Workshop „Zentrale Wärmeversorgung“ wurde durch die TSB zunächst der Wärmeatlas und im Anschluss die bis dahin erarbeiteten Wärmenetzvorschläge vorgestellt. Diese wurden mit den Teilnehmern hinsichtlich der Umsetzbarkeit diskutiert. Zusätzlich konnten weitere Projektideen entwickelt werden.

23.02.2016 Workshop: Energieeffizienz in Unternehmen Im Sektor „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie“ stellt der Energieverbrauch eine wesentliche Größe in den Betriebskosten dar. Eine effizienten Energienutzung und Energieein- sparung in diesem Sektor ist daher bedeutend. Mit der Reduzierung des Energieverbrauchs werden gleichzeitig die Treibhausgasemissionen verringert und somit ein Beitrag zum Klima- schutz in der Verbandsgemeinde Hachenburg geleistet. Vor diesem Hintergrund ist die Ver- bandsgemeinde Hachenburg als Wirtschaftsstandort bestrebt den ansässigen Unternehmen Informationen zu Energiesparmaßnahmen aufzuzeigen. Im Rahmen des Workshops erfolgte eine technische Führung in der Westerwald-Brauerei, bei der auch die energetischen Aspekte der Prozesse beleuchtet wurden. Von Seiten der TSB erhielten die Teilnehmer/innen unter an- derem einen Überblick, welche Anteile Gewerbe und Unternehmer am derzeitigen Energiever- brauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg haben und wie grundlegende Vorgehensweisen zur Erreichung einer zukunftsfähigen Energieversorgung aussehen können. Den Unternehmern wurden Informationen zu Anlagentechnik, Anlagenzustand und Energiekostenzusammensetzung

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vermittelt und wie diese technisch, wirtschaftlich und ökologisch optimiert und abgestimmt werden können. Es wurden grundlegende Informationen zu Handlungsmöglichkeiten bzgl. Energieeinsparung, Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbaren Energien in Gewerbebetrie- ben dargestellt. Darüber hinaus wurden Informationen zu Förder- und Finanzierungsmöglichkei- ten bereitgestellt.

13.04.2016 Workshop: Leitbild und Klimaschutzziel In diesem Workshop wurde zunächst die bisherige Arbeit präsentiert. Grundsätzliche Überle- gungen zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes wurden vorgestellt und diskutiert. Im Vortrag wurden auch unterschiedliche Klimaschutzszenarien vorgestellt. Je nachdem, wie ambitioniert der Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Hachenburg vorangetrieben wird, lassen sich unterschiedlich hohe Einsparungen an klimaschädlichen Gasen realisieren. Es wurden sei- tens der Konzeptentwickler Vorschläge zu quantitativen Einsparzielen unterbreitet. Mit Blick auf die Umsetzung der empfohlenen Klimaschutz-Maßnahmen wurde klargestellt, dass diese nicht im laufenden Verwaltungsgeschäft umgesetzt werden können. Hierzu wird seitens der Verwal- tung und des Konzeptentwicklers vorgeschlagen, ein Klimaschutzmanagement einzurichten, welches für die Verbandsgemeinde und ihre Ortsgemeinden aktiv ist.

7.2.4 Expertengespräche und Besichtigungen Über die formellen Veranstaltungen hinaus fanden am Rande auch Expertengespräche statt, um gezielt einzelne Akteure in den Prozess einzubinden. Beispielhaft seien hier die Gespräche mit der Verwaltung und den Verbandsgemeindewerken Hachenburg am 10.09.2015, 06.04.2016 und 12.05.2016 genannt. Am 10.09.2015 und 06.04.2016 standen aktuelle und neue Themen- felder im Vordergrund, die auch Chancen für den Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Hachenburg bedeuten. Gesprochen wurde insbesondere über das Thema Virtuelles Kraftwerk und Regelenergie. Am 10.03.2016 wurde die Umsetzung von Potenzialen zur Nahwärmeversor- gung auf Ortsgemeindeebene (Quartierskonzepte) im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbe- sprechung thematisiert. Weitere Themen waren u. a. der Ausbau von Nahwärmenetzen sowie die Klärschlammverwertung. Beim Gespräch am 12.05.2016 stand das Thema Kommunales Energiemanagement im Vordergrund. Des Weiteren fanden Besichtigungen des Nahwärmenet- zes (Heizzentrale, Schloss Hachenburg) sowie auf der Kläranlage in Hachenburg statt. Die Erkenntnisse dieser Gespräche sind in die Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs eingeflos- sen.

172

7.2.5 Gremienarbeit Die politischen Gremien der Verbandsgemeinde Hachenburg wurden im Rahmen der Konzepter- stellung über die (Zwischen-)Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes informiert.

Datum Veranstaltung Ziel 15.12.2015 Rat der Verbandsge- Vorstellung Zwischenergebnisse des Klimaschutzkon- meinde zeptes 13.12.2016 Rat der Verbandsge- Vorstellung Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes, meinde Beschlussfassung

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8 Maßnahmenkatalog

Kommunale Klimaschutzkonzepte basieren auf Bilanzen zu Energieverbrauch und CO2e- Emissionen in der Verbandsgemeinde, des Weiteren auf Potenzialanalysen für Einsparung, Effi- zienz und Erneuerbare Energien und Klimaschutzentwicklungsszenarien. Aus den Erkenntnissen der Grundlagenermittlung (Bilanzen und Potenzialanalysen), den Work- shops mit lokalen Akteursgruppen und Einzelakteuren, den Expertengesprächen ergaben sich Handlungsoptionen und Projektideen die gesammelt wurden. In Abstimmung mit der Verwal- tung wurden Maßnahmenschwerpunkte definiert. Der Maßnahmenkatalog enthält eine Übersicht von neuen beziehungsweise auf bereits durchgeführten klimaschutzrelevanten Aktivitäten auf- bauende Maßnahmen für die Verbandsgemeinde Hachenburg.

Die Umsetzung der Maßnahmen ist die wesentliche Aufgabe des Klimaschutzmanagements, über dessen Etablierung in der Verwaltung die kommunalen Gremien noch beraten werden. Der Maßnahmenkatalog dient dem Klimaschutzmanagement als Arbeitsgrundlage für die Vorbe- reitung, Koordination und Umsetzung der Maßnahmensteckbriefe in Zusammenarbeit mit den weiteren Akteuren in der Region.

Im Folgenden werden der Aufbau und die wichtigsten Bewertungskategorien des Kataloges erläutert.

8.1 Maßnahmenbeschreibung: Aufbau, Inhalte und Bewertung Um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten, werden die ausgewählten Maßnahmen in einem standardisierten Maßnahmenraster dargestellt. Dieses erlaubt eine spätere Sortierung und Prio- risierung in direktem Vergleich der einzelnen Maßnahmen. Der Maßnahmensteckbrief bietet einen knappen Überblick über die wesentlichen Merkmale ei- ner Maßnahme. Dazu gehören eine kurze Beschreibung der Maßnahme, Ziele und nächste Schritte, Handlungsfeld sowie Querverweise zu Nebenmaßnahmen. Neben den eher deskripti- ven Elementen werden im Bewertungsteil bewertende Kategorien berücksichtigt, welche die Grundlage für die Priorisierung von geeigneten Maßnahmen darstellen.

Die nachstehende Abbildung 8-1 zeigt beispielhaft den Aufbau eines Maßnahmensteckbriefs.

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Maßnahmensteckbrief Nr. Ü 1 Klimaschutzkonzept Verbandsgemeinde Hachenburg

Titel der Maßnahme

Sektor

Handlungsfeld Umsetzung Kurzbeschreibung des Projektes (Ziele)

Nächste Schritte

Chancen und Hemmnisse

Zielgruppe

Verantwortliche beteiligte Akteure

Einfluss auf die demografische Entwicklung

Kosten und Finanzierungsmöglichkeit

Auswirkungen auf die kommunale Wertschöpfung

Umsetzungszeitraum mittelfristig

Erfolgsindikatoren

Vorschlag von Teilnehmer des Workshop „Energetische Gebäudesanierung“ Flankierende Maßnahmen

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Bewertungskriterien Punkte Gewichtung Bewertung

CO2e-Einsparung 0 20% 0 Wirtschaftlichkeit 0 15% 0 Endenergieeinsparung 0 20% 0 Wertschöpfung 0 15% 0 Umsetzungsgeschwindigkeit 0 10% 0 Einflussnahme durch die Kommune 0 5% 0 Wirkungstiefe 0 15% 0 Gesamtwert 0 Abbildung 8-1 Muster eines Maßnahmensteckbriefs

Im Folgenden werden die Kriterien, mit der die Maßnahmen beschrieben werden, kurz erläutert.

Der Maßnahme wird ein „Kürzel“ zugewiesen, das aus der Sektorenbezeichnung und einer laufenden Nummer besteht.

Tabelle 8-1 Erläuterung Maßnahmenkürzel Kürzel Bezeichnung Ü 1 Übergreifende Maßnahme 1 HH 2 Maßnahme Privathaushalte 2 ÖFF 3 Maßnahme Öffentliche Einrichtungen 3 GHDI 4 Maßnahme Gewer- be/Handel/Dienstleistungen und Industrie 4 MOB 5 Maßnahme Mobilität 5 EE 1 Erneuerbare Energien und Stromerzeugung

Jede Maßnahme erhält einen griffigen Titel, um sie eindeutig für die weitere Kommunikation zu identifizieren.

Das Auswahlfeld Handlungsfeld beschreibt das Umfeld, in welchem die Maßnahme ihre Wir- kung hat. Es erfolgt eine Unterteilung in folgende Handlungsfelder:  Verwaltung  Öffentlichkeitsarbeit /Akteursmanagement  Rad- und Fußverkehr  Motorisierter Individualverkehr  Unternehmen  Sonstige

Die Kurzbeschreibung des Projektes umfasst stichwortartig die allgemeine Beschreibung der Maßnahme. Sie skizziert v. a. die Ziele der jeweiligen Maßnahme.

Weiterhin werden Angaben gemacht, die für die Koordination und Umsetzung der Maßnahme relevant sind:

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Im Feld Nächste Schritte werden die nächsten Handlungsschritte, die für die Umsetzung der Maßnahmen erforderlich sind, kurz beschrieben.

Als Chancen und Hemmnisse werden die Chancen, die mit der Maßnahme verbunden sind, sowie eventuelle Schwierigkeiten und Hindernisse angegeben, die die Umsetzung der Maßnah- me erschweren oder blockieren können. Die Angaben stellen Erfahrungswerte aus der Praxis dar, die hilfreich für das Klimaschutzmanagement der Region sein können.

Soweit darstellbar wird der Einfluss der Maßnahme auf die demografische Entwicklung beschrieben.

Das Auswahlfeld Zielgruppe beschreibt, für welche Akteure diese Maßnahme zugeschnitten ist. Hierbei handelt es sich in der Regel um Akteursgruppen, auf die namentliche Benennung wurde an dieser Stelle bewusst verzichtet.

Unter der Rubrik Verantwortliche werden die Personen oder Personenkreise benannt, die die jeweilige Maßnahme verantwortlich begleiten können. Erfahrungsgemäß ist es wichtig, sog. Kümmerer zu benennen, die sich hinter die Umsetzung eines Projektes „klemmen“.

Als beteiligte Akteure können Ansprechpartner während der Umsetzung sowie ausführende Personen genannt werden. Auch hier wurde auf die namentliche Nennung von Einzelpersonen verzichtet.

Im Feld Kosten und Finanzierung werden v. a. im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit abschätz- bare Kosten dargestellt, die für Flyer, Internetauftritt o. ä. anfallen. Soweit möglich, sind auch Möglichkeiten zur Finanzierung/ Förderung angegeben.

Im Feld Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung wird qualitativ beschrieben, wel- chen Einfluss die Maßnahme bspw. auf die Förderung von regionalen Wirtschaftskreisläufen hat.

Das Auswahlfeld Umsetzungszeitraum ist unterteilt in „kurzfristig“, „mittelfristig“, „langfris- tig“. Hierbei kann von folgender Einstufung ausgegangen werden (Angabe von Monaten, bis die Maßnahme umgesetzt ist):  kurzfristig: bis 3 Jahre  mittelfristig: 3 bis 7 Jahre  langfristig: > 7 Jahre

Im Feld Erfolgsindikatoren werden beispielhaft Indikatoren aufgeführt, zur Überprüfung der Wirksamkeit umgesetzter Maßnahmen.

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Das Eingabefeld Vorschlag von enthält die Angabe, wer die Maßnahme vorgeschlagen hat. Das Klimaschutzmanagement erhält im Hinblick auf die Umsetzung einen konkreten Ansprech- partner.

Unter Flankierende Maßnahmen können Maßnahmen genannt werden,  die als Werkzeug zur Erreichung der in den Hauptmaßnahmen beschriebenen Energieef- fizienz- und Einsparpotenzialen dienen  die sich teilweise mit der eigentlichen Maßnahme überschneiden oder sich gut in den Ablauf der Maßnahme einfügen, das heißt in dieselbe Richtung wirken  die ohne nennenswerten Mehraufwand mitrealisiert werden können.

Der Bewertungsteil des Maßnahmenkataloges setzt sich aus mehreren Elementen zusammen. Zu den Kriterien zählen:

 das CO2e-Minderungspotenzial; Einschätzung zum CO2e-Minderungspotenzial bzw. durch Umsetzung der entsprechenden Maßnahme  die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme, welche auf einem wirtschaftlichen Vergleich von Kosten und Erlöse über die Lebensdauer oder dem Verhältnis von Amortisationszeit zu Nutzungsdauer beruht  die Endenergieeinsparung verglichen mit dem im Szenario berechneten wirtschaftli- chen Einsparpotenzial  die Wertschöpfung: Effekte, die sich positiv auf die lokale / regionale Wirtschaft, posi- tiv auf die Kaufkraft in der Region und positiv auf die Einnahmen im kommunalen Haus- halt auswirken  die Umsetzungsgeschwindigkeit, welche angibt, in welchem Zeitraum die Maßnah- me umgesetzt werden soll  die Einflussmöglichkeiten der Kommune  die Wirkungstiefe, welche angibt, wie viele unterschiedliche Zielgruppen von der Maß- nahme angesprochen werden.

Die Kriterien werden jeweils gewichtet. Diese werden vom Konzeptentwickler von Hand ange- passt und gilt jeweils für ein Projekt. Das bedeutet, dass jede Maßnahme die gleiche Gewich- tung erhält.

Für die Kriterien werden jeweils Punktevorschläge vergeben:

Tabelle 8-2 Erläuterung Maßnahmenbewertung Punkte Bedeutung 1 Keine oder sehr geringe Effekte 2 3 4 5 sehr bedeutsame Effekte

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Aus der Addition der Punkte ergibt sich für jede Maßnahme ein Gesamtwert. Durch den Ge- samtwert lässt sich eine Maßnahme im Hinblick auf die Umsetzung priorisieren.

8.2 Auswertung Maßnahmenkatalog Die Maßnahmensteckbriefe wurden entsprechend ihrer Bedeutung sortiert und nummeriert. Die nachstehende Auflistung der Maßnahmen zeigt eine große Bandbreite aus einfacheren, kurzfris- tig realisierbaren bis hin zu komplexen, eher langfristig umsetzbaren Maßnahmen mit mehr Vorbereitungszeit. Schlüsselrollen für die Erreichung der Klimaschutzziele in der Verbandsge- meinde Hachenburg spielen insbesondere:

 Die Schaffung einer Stelle für Klimaschutzmanagement  Ausbau der Wärmenetze (neue Arealnetze und ggf. Erweiterung des Nahwärmenetzes in Hachenburg; Dorf-Nahwärme in den Ortsgemeinden; Öffentliche Liegenschaften in den Ortsgemeinden)  Kommunales Energiemanagement in der Liegenschaftsverwaltung für die Verbandsge- meinde, Ortsgemeinden und Stadt  Maßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit / Information / Motivation und Förderung (insbesondere die Wärmeeffizienz in Privaten Haushalten)  Die Fortführung der Kommunikation in der Verbandsgemeinde und Region mit den Ver- einen, Bildungseinrichtungen, der Kommunalpolitik und interessierten, aufgeschlossenen Bürgern  Klimafreundliche Klärschlammvererdung und Verwertung von Klärschlämmen  Virtuelles Kraftwerk der Verbandsgemeindewerke Hachenburg  Kommunales Mobilitätsmanagement: Klimafreundlicher Fuhrpark, klimafreundliche Mobi- litätsplanung (insbesondere Radverkehr), Anreize und Strukturen für klimafreundliche Mobilität im Privaten  Anpassung an die Folgen des Klimawandels Unter der Prämisse, dass diese Ziele im Fokus stehen sollen, wurden die Maßnahmen mit ihren Bewertungen (s. nachfolgende tabellarische Übersicht) gegenübergestellt und in eine Prioritä- tenliste nach Sektoren gebracht. Dabei haben konkret messbare Faktoren wie die CO2e- Emissionsminderung genauso eine Rolle gespielt, wie die Einschätzung der Akteursnähe und Bürgerbeteiligung, o. ä.

8.2.1 Im Ergebnis erhält die Verbandsgemeinde Hachenburg eine Empfehlung der Gutachter des Klimaschutzkonzepts, die gespickt ist mit umfangreichen Kenntnissen und zahlrei- chen Praxiserfahrungen. Dennoch können sich natürlich im Laufe der Zeit, z. B. durch Änderungen bei der Förderpolitik oder abhängig von den persönlichen Erfahrungen des Klimaschutzmanagements andere Schwerpunkte ergeben. Dieses Ranking stellt daher eine Empfehlung dar und sollte laufend auf den Prüfstand gestellt werden. Hierfür ist der Aufbau bzw. Einführung von Controlling-Prozessen wichtig.

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Gesamtübersicht der Maßnahmen Eine Gesamtübersicht der Maßnahmen zeigt nachstehende Tabelle 8-3.

Tabelle 8-3 Gesamtübersicht der Maßnahmen Gesamtübersicht Maßnahmen

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Einrichten einer Stelle für Klimaschutzmanagement für die Ver- Ü 1 kurzfristig 4,65 bandsgemeinde Hachenburg

Eigene Gebäude und Anlagen energetisch modernisieren / Erstel- ÖFF 3 lung Klimaschutzteilkonzept "Klimaschutz in den eigenen Liegen- kurzfristig 4,45 schaften"

ÖFF 14 Umsetzung eines Virtuellen Kraftwerks VG Hachenburg kurzfristig 4,05

Weitere Anstrengungen zur Erschließung von Potenzialen im Be- ÖFF 17 kurzfristig 4,45 reich der Straßenbeleuchtung

Einführung kommunales Energiemanagement und Controlling der ÖFF 1 kurzfristig 4,4 kommunalen Liegenschaften in der Verwaltung

Aufbau eines Klimaschutzcontrollings - Fortschreibung der Energie- Ü 4 mittelfristig 4,4 und CO2e-Bilanz

Ü 2 Klimaneutrale Verbandsgemeindeverwaltung kurzfristig 4,35

Neue Geschäftsfelder im Bereich Klimaschutz für die Verbandsge- Ü 3 kurzfristig 4,35 meindewerke

ÖFF 10 Wärmeversorgung: Errichtung von Arealnetzen mittelfristig 4,3

Eigenstromversorgung in öffentlichen Einrichtungen - Beispiel Hochbehälter im Trinkwassernetz der VG-Werke mit erneuerbaren ÖFF 9 kurzfristig 4,25 Energien (PV) - energiewirtschaftliche Optimierung durch zeitliche Verbrauchsflexibilisierung

Nahwärmeversorgung der Grundschule, Kindergarten, Mehrzweck- ÖFF 11 halle, Feuerwehrgerätehaus und Mietshaus in der Ortsgemeinde mittelfristig 4,25 Müschenbach

Nahwärmeversorgung der Sporthalle, Kindergarten und evangeli- ÖFF 12 mittelfristig 4,25 sches Gemeindezentrum in der Ortsgemeinde Hattert

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Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Nahwärmeversorgung der Grundschule und Sporthalle in der Orts- ÖFF 13 mittelfristig 4,25 gemeinde Alpenrod

Gering investive Maßnahmen zur Wärme- und Stromeinsparung in ÖFF 15 kurzfristig 4,25 öffentlichen Einrichtungen

Untersuchung von Möglichkeiten der Dorf-Nahwärmeversorgung HH 4 kurzfristig 4,1 im Rahmen von Quartierskonzepten

HH 5 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Roßbach mittelfristig 4,1

HH 6 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Gehlert mittelfristig 4,1

HH 7 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Merkelbach mittelfristig 4,1

HH 8 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Mündersbach mittelfristig 4,1

HH 9 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Höchstenbach mittelfristig 4,1

Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und Dezentrale Biomassewär- EE 5 kurzfristig 4 meversorgung in Einrichtungen

Erneuerbare Wärme in öffentlichen Liegenschaften - Sanierungs- ÖFF 16 kurzfristig 4 fahrplan für den Fall eines plötzlichen Sanierungsbedarfs

Schaffung von Infrastrukturen und Angeboten zur Förderung der E- MOB 2 Mobilität im Radverkehr - Beispiel: Förderung von Elektrofahrrädern kurzfristig 3,95 für Bürgerinnen und Bürger

Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements – Beispiel: För- MOB 5 kurzfristig 3,95 derung von Elektrofahrrädern

Abwasser - Klimafreundliche Alternative der Klärschlammverwer- ÖFF 8 kurzfristig 3,8 tung

Ü 5 Fortführung der Projektgruppe Klimaschutz kurzfristig 3,7

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation für (Sport-)Vereine, Bildungs- und Sozialeinrichtun- ÖFF 5 kurzfristig 3,7 gen zur Förderung und Motivation der Umsetzung bzw. Beteiligung an Klimaschutzmaßnahmen

181

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Veröffentlichung des Wärmeatlas als Grundlage für Ausbau zentrale Ü 6 Wärmeversorgung in Form von Ausschnitten auf der Internetseite kurzfristig 3,7 der Verbandsgemeinde Hachenburg

Ü 7 Arbeiten mit dem Wärmeatlas kurzfristig 3,7

HH 2 Auslobung eines Umweltpreises Privathaushalte kurzfristig 3,6

HH 3 Mustersanierung eines Gebäudes mittelfristig 3,55

Stärke Berücksichtigung des Klimaschutzes und der Klimafolgenan- Ü 8 mittelfristig 3,5 passung in Planungsprozessen

Information für Bürger über Beteiligungsmöglichkeiten an EE- EE 4 kurzfristig 3,45 Anlagen

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung bei MOB 4 kurzfristig 3,4 Familien/Kindern und Senioren für eine klimafreundliche Mobilität

MOB 3 Prüfung der Machbarkeit von Car-Sharing Modellen kurzfristig 3,4

kurz- bis Ü 9 Anpassung an die Folgen des Klimawandels 3,4 mittelfristig

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und HH 1 Kommunikation für Private Haushalte zur Förderung Motivation der kurzfristig 3,35 Umsetzung bzw. Beteiligung an Klimaschutzmaßnahmen

ÖFF 4 Schulung und Erfahrungsaustausch der Hausmeister mittelfristig 3,25

ÖFF 2 Bildung einer Arbeitsgruppe Kommunales Energiemanagement kurzfristig 3,15

GHDI 1 Energieeffizienz in Betrieben - Information und Motivation kurzfristig 3,15

Weiterer Ausbau der infrastrukturellen Voraussetzungen für einen MOB 1 attraktiven Rad- und Fußverkehr in der Verbandsgemeinde Hachen- kurzfristig 3,15 burg

Akteursgespräche mit Land- und Forstwirtschaft zur Nutzung weite- EE 3 rer Potenziale für den Auf- bzw. Ausbau einer Biomassewärmever- kurzfristig 3,1 sorgung

EE 1 Potenziale Photovoltaik erschließen kurzfristig 3,05

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Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

EE 2 Potenziale Solarthermie erschließen kurzfristig 3,05

Schul- und Kindergartenprojekte zum Thema Klimaschutz und Ener- ÖFF 6 kurzfristig 2,95 gie

ÖFF 7 Errichtung Erlebnispfad "Erneuerbare Energien zum Anfassen" mittelfristig 2,8

8.2.2 Maßnahmen nach Sektoren Eine Übersicht, welche Maßnahmen welche Zielgruppen anspricht, geben nachstehende Tabel- len, die nach Sektoren gegliedert sind. Weiter finden sich Maßnahmen, die zwar primär auch dem Bereich Flächenmanagement zugeordnet werden könnten, aber aufgrund ihrer Wirkung in mehreren Sektoren als übergreifende Maßnahmen eingeordnet sind. Nachstehend sind die Maßnahmen nach Sektoren dargestellt.

Übergreifende Maßnahmen Zu den übergreifenden Maßnahmen zählen insbesondere institutionell-organisatorische Maß- nahmen sowie strategische Maßnahmen zur Verankerung, Bündelung und Koordinierung von Klimaschutzaktivitäten in der Verbandsgemeinde Hachenburg sowie Maßnahmen die nicht ei- nem bestimmten Sektor zuzuordnen sind.

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Tabelle 8-4 Übergreifende Klimaschutzmaßnahmen Sektor Übergreifende Maßnahmen

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Einrichten einer Stelle für Klimaschutzmanagement für Ü 1 kurzfristig 4,65 die Verbandsgemeinde Hachenburg

Aufbau eines Klimaschutzcontrollings - Fortschreibung Ü 4 mittelfristig 4,4 der Energie- und CO2e-Bilanz

Ü 2 Klimaneutrale Verbandsgemeindeverwaltung kurzfristig 4,35

Neue Geschäftsfelder im Bereich Klimaschutz für die Ver- Ü 3 kurzfristig 4,35 bandsgemeindewerke

Ü 5 Fortführung der Projektgruppe Klimaschutz kurzfristig 3,7

Veröffentlichung des Wärmeatlas als Grundlage für Aus- Ü 6 bau zentrale Wärmeversorgung in Form von Ausschnitten kurzfristig 3,7 auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Hachenburg

Ü 7 Arbeiten mit dem Wärmeatlas kurzfristig 3,7

Stärke Berücksichtigung des Klimaschutzes und der Klima- Ü 8 mittelfristig 3,5 folgenanpassung in Planungsprozessen

kurz- bis mittel- Ü 9 Anpassung an die Folgen des Klimawandels 3,4 fristig

184

Private Haushalte Die privaten Haushalte haben einen sehr bedeutenden Anteil am Endenergieverbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg. Insbesondere der Wärmeverbrauch spielt eine große Rolle. Die Einsparpotenziale im Wärmebereich sind grundsätzlich sehr hoch. Allerdings bestehen auch vie- le Hemmnisse bei der Aktivierung der Potenziale. Die Kommunen selbst können nur beratend und motivierend tätig sein. Die Entscheidungsträger sind die vielen einzelnen Gebäudeeigentümer. Sowohl bundes- als auch landesweit liegt die Sanierungsrate mit unter 1 % der Wohnfläche pro Jahr deutlich unter den Zielsetzungen von 2 % bzw. 3 % pro Jahr. Entscheidend für den Erfolg von Maßnahmen in diesem Sektor, z. B. im Hinblick des Aus- bzw. - Aufbaus einer nachhaltigen Wärmeversorgung in den Ortsgemeinden sind koordinierte und kon- tinuierliche Informations- und Motivationsaktivitäten kombiniert mit einem umfassenden Bera- tungsangebot.

Tabelle 8-5 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Private Haushalte Sektor Private Haushalte

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Untersuchung von Möglichkeiten der Dorf- HH 4 Nahwärmeversorgung im Rahmen von Quartierskonzep-kurzfristig 4,1 ten

HH 5 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Roßbach mittelfristig 4,1

HH 6 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Gehlert mittelfristig 4,1

HH 7 Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Merkelbach mittelfristig 4,1

Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Münders- HH 8 mittelfristig 4,1 bach

Dorf-Nahwärmeversorgung Ortsgemeinde Höchsten- HH 9 mittelfristig 4,1 bach

HH 2 Auslobung eines Umweltpreises Privathaushalte mittelfristig 3,6

HH 3 Mustersanierung eines Gebäudes mittelfristig 3,55

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Öffentlichkeits- arbeit und Kommunikation für Private Haushalte zur HH 1 kurzfristig 3,35 Förderung Motivation der Umsetzung bzw. Beteiligung an Klimaschutzmaßnahmen

185

Öffentliche Einrichtungen

Auch wenn, wie die Energie- und CO2e-Bilanz zeigt, die quantitativen Effekte im Handlungsfeld Verwaltung begrenzt sind, muss die Verwaltung in ihren eigenen Bereichen mit gutem Beispiel voran gehen, um mittels exzellent umgesetzter energetischer Maßnahmen Vorbildfunktion zu entfalten. An einigen Liegenschaften wurden bereits Umbaumaßnahmen durchgeführt. Zukünf- tiges Potenzial liegt insbesondere im Energiemanagement bei den eigenen Liegenschaften, Aus- bau von Wärmenetzen in öffentlichen Liegenschaften, Beratungsmanagement, Förderangebote , Öffentlichkeitsarbeit (Bewusstseinsbildung) für die Themen Energie und Klimaschutz sowie im Bereich Klimafreundliche Klärschlammverwertung sowie Virtuelle Kraftwerke und Regelenergie.

Tabelle 8-6 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Öffentliche Einrichtungen Sektor Öffentliche Einrichtungen

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Eigene Gebäude und Anlagen energetisch modernisieren / ÖFF 3 Erstellung Klimaschutzteilkonzept "Klimaschutz in den eige- kurzfristig 4,45 nen Liegenschaften"

Weitere Anstrengungen zur Erschließung von Potenzialen ÖFF 17 kurzfristig 4,45 im Bereich der Straßenbeleuchtung

Einführung kommunales Energiemanagement und Control- ÖFF 1 kurzfristig 4,4 ling der kommunalen Liegenschaften in der Verwaltung

ÖFF 10 Wärmeversorgung: Errichtung von Arealnetzen mittelfristig 4,3

Eigenstromversorgung in öffentlichen Einrichtungen - Bei- spiel Hochbehälter im Trinkwassernetz der VG-Werke mit ÖFF 9 kurzfristig 4,25 erneuerbaren Energien (PV)- energiewirtschaftliche Opti- mierung durch zeitliche Verbrauchsflexibilisierung

Nahwärmeversorgung der Grundschule, Kindergarten, ÖFF 11 Mehrzweckhalle, Feuerwehrgerätehaus und Mietshaus in mittelfristig 4,25 der Ortsgemeinde Müschenbach

Nahwärmeversorgung der Sporthalle, Kindergarten und ÖFF 12 evangelisches Gemeindezentrum in der Ortsgemeinde Hat- mittelfristig 4,25 tert

Nahwärmeversorgung der Grundschule und Sporthalle in ÖFF 13 mittelfristig 4,25 der Ortsgemeinde Alpenrod

186

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Gering investive Maßnahmen zur Wärme- und Stromeinspa- ÖFF 15 kurzfristig 4,25 rung in öffentlichen Einrichtungen

ÖFF 14 Umsetzung eines Virtuellen Kraftwerks VG Hachenburg kurzfristig 4,05

Erneuerbare Wärme in öffentlichen Liegenschaften - Sanie- ÖFF 16 rungsfahrplan für den Fall eines plötzlichen Sanierungsbe- kurzfristig 4 darfs

Abwasser - Klimafreundliche Alternative der Klärschlamm- ÖFF 8 kurzfristig 3,8 verwertung

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation für (Sport-)Vereine, Bildungs- und Sozi- ÖFF 5 kurzfristig 3,7 aleinrichtungen zur Förderung und Motivation der Umset- zung bzw. Beteiligung an Klimaschutzmaßnahmen

ÖFF 4 Schulung und Erfahrungsaustausch der Hausmeister mittelfristig 3,25

Bildung einer Arbeitsgruppe Kommunales Energiemanage- ÖFF 2 kurzfristig 3,15 ment

Schul- und Kindergartenprojekte zum Thema Klimaschutz ÖFF 6 kurzfristig 2,95 und Energie

Errichtung Erlebnispfad "Erneuerbare Energien zum Anfas- ÖFF 7 mittelfristig 2,8 sen"

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Gewerbe/Handel/Dienstleistungen (GHD) und Industrie

Mit rund 25 % Anteil an der Energie-und CO2e-Bilanz spielt der Sektor GHDI ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle. Die Datenlage ist hier allerdings am schwächsten und die Einschätzung der Potenziale zur Energieeinsparung am schwierigsten. Insbesondere für mittelständische Unter- nehmen gibt es eine Reihe von Beratungs-Angeboten, die staatlich organisiert und zum Teil finanziert sind und von den verschiedenen Interessensvertretungen (Kammern, Verbänden) unterstützt werden. In diesem Themenfeld gilt es vor allem, die bestehenden Beratungsangebo- te stärker bekannt zu machen und auf die Zielgruppen auszurichten, damit mehr Unternehmen in der Region diese nutzen, um einen Einstieg ins Thema Energieeinsparung, Energieeffizienz und Einsatz erneuerbarer Energien zu finden.

Tabelle 8-7 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Gewerbe / Handel / Dienstleistungen und Industrie Sektor GHD

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Energieeffizienz in Betrieben - Information und Moti- GHDI 1 kurzfristig 3,15 vation

Mobilität Im Bereich Mobilität liegen die Schwerpunkte zum in einer zunehmenden Vermeidung und Ver- lagerung des Verkehrs auf umweltfreundliche Verkehrsmittel einerseits durch Förderung bzw. Bewerbung von Fahrgemeinschaften und andererseits durch Schaffung einer attraktiven Infra- struktur für Radfahrer, Fußverkehr sowie öffentlicher Verkehr. Neben technologischen Entwick- lungen, worauf eine Kommune wenig Einfluss hat, spielt das Nutzerverhalten eine bedeutende Rolle. Die Durchführung zielgruppenspezifischer und gut wahrnehmbarer Informationskampag- nen und Aktionen soll der allgemeinen Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für eine klima- freundliche Mobilität dienen. Verhaltensmuster werden bereits in frühen Jahren gelegt. Daher ist insbesondere die Arbeit in Bildungseinrichtungen mit Kinder und Jugendlichen aber auch für ältere Bevölkerungsgruppen besonders wichtig. Eine wichtige Signalwirkung können des Weite- ren Projekte innerhalb der Verwaltung sein, z.B. indem alternative Fortbewegungsmittel für Dienstfahrten geschaffen werden, u.a. durch die Umstellung kommunaler Fahrzeuge auf klima- freundliche Fortbewegungsmittel und die Nutzung / Förderung von Elektrofahrrädern.

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Tabelle 8-8 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Mobilität Sektor Mobilität

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Schaffung von Infrastrukturen und Angeboten zur För- MOB 2 derung der E-Mobilität im Radverkehr - Beispiel: Förde- kurzfristig 3,95 rung von Elektrofahrrädern für Bürgerinnen und Bürger

Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements – MOB 5 kurzfristig 3,95 Beispiel: Förderung von Elektrofahrrädern

Zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Bewusstseins- MOB 4 bildung bei Familien/Kindern und Senioren für eine kli- kurzfristig 3,4 mafreundliche Mobilität

MOB 3 Prüfung der Machbarkeit von Car-Sharing Modellen mittelfristig 3,4

Weiterer Ausbau der infrastrukturellen Voraussetzun- MOB 1 gen für einen attraktiven Rad- und Fußverkehr in der kurzfristig 3,15 Verbandsgemeinde Hachenburg

Erneuerbare Energien und Stromerzeugung Im Bereich der Stromerzeugung liegen die Schwerpunkte auf der Erschließung von Potenzialen im Bereich der Solarenergie, Kraft-Wärme-Kopplung sowie die Entwicklung von Beteiligungs- möglichkeiten für Bürger an erneuerbaren Energieanlagen zur Steigerung der Akzeptanz.

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Tabelle 8-9 Klimaschutzmaßnahmen – Sektor Erneuerbare Energien und Stromerzeugung Sektor Erneuerbare Energien & Stromerzeugung

Kürzel Titel Zeitraum Bewertung

Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und Dezentrale Bi- EE 5 kurzfristig 4 omassewärmeversorgung in Einrichtungen

Information für Bürger über Beteiligungsmöglichkeiten EE 4 mittelfristig 3,45 an EE-Anlagen

Akteursgespräche mit Land- und Forstwirtschaft zur Nut- EE 3 zung weiterer Potenziale für den Auf- bzw. Ausbau einer kurzfristig 3,1 Biomassewärmeversorgung

EE 1 Potenziale Photovoltaik erschließen kurzfristig 3,05

EE 2 Potenziale Solarthermie erschließen kurzfristig 3,05

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9 Konzept Controlling Zur zielorientierten Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes der Verbandsgemeinde Hachenburg ist es erforderlich, Controlling-Strukturen zu definieren. Dies bezieht sich einerseits auf die Be- gleitung und Evaluation von Klimaschutzmaßnahmen und damit auf die Zielerreichung der im Klimaschutzkonzept dargelegten Maßnahmenvorschläge und –ideen. Andererseits soll durch das

Controlling eine Transparenz der Entwicklung der CO2e-Emmissionen zur Evaluation der Schritte auf dem Weg zur Erreichung der kommunalen Klimaschutzziele gegeben werden. Durch regel- mäßige Information der Akteure aus der Verwaltung und der Politik soll das Thema „Klima- schutz“ auf der Tagesordnung gehalten werden. Das Controlling-Konzept für die Umsetzung der Klimaschutzvorhaben in der Verbandsgemeinde Hachenburg verfolgt dabei folgende zentrale Funktionen und Anforderungen:  Kontinuierliche Überprüfung der Umsetzung und Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnah- men  Gewährleistung einer fortwährenden Datenauswertung (Fortschreibung der Energie-

/CO2e-Bilanz), Darstellung der Änderungen im Vergleich zum Bilanzjahr  Zeitnahe Prüfung des Erreichungsgrades festgelegter Klimaschutzziele  Regelmäßige Information und Koordination der am Klimaschutzmanagementprozess Be- teiligten sowie der Öffentlichkeit  Bewertung der organisatorischen Abläufe im Klimaschutzmanagementprozess selbst  Schaffung einer Datenbasis für die Entwicklung und Konzeption weiterer Klimaschutz- maßnahmen.

9.1 Organisatorische Verankerung des Prozesses Die Umsetzung und Fortentwicklung des Klimaschutzkonzeptes sowie die Einführung bzw. An- passung des kommunalen Energiemanagements erfordert neue Strukturen bzw. eine Anpas- sung bestehender Strukturen und die Definition von Zuständigkeiten in den Verwaltungsabläu- fen. Insbesondere die Schaffung einer Stelle für Klimaschutzmanagement und die Fortführung der Projektgruppe „Klimaschutz“ und Bildung einer Arbeitsgruppe „Kommunales Energiema- nagement“ in Form eines ämterübergreifenden Arbeitskreises, wird vorgeschlagen. Zudem ist zu diskutieren, ob der Werkausschuss der VG Hachenburg ebenfalls Aufgaben im Bereich des Klimaschutzes übernehmen sollte.

9.2 Klimaschutzmanagement Eine Evaluation von Klimaschutzmaßnahmen bedarf einer ausreichenden Bereitstellung von Ressourcen. Für die erfolgreiche Evaluation des Klimaschutzkonzeptes ist das Klima- schutzmanagement von zentraler Bedeutung. Es bildet die Schnittstelle von der Initiierung und Umsetzung von einzelnen Klimaschutzmaßnahmen über die verwaltungsinternen ämterübergrei- fenden Arbeitskreise mit den Vertretern aus den Ortsgemeinden sowie der Einbindung in den übergeordneten strategischen Klimaschutzprozess der Verbandsgemeinde Hachenburg. Die Aufgabenfelder des Klimaschutzmanagements werden insbesondere sein:

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 Projektmanagement: Umsetzung von Maßnahmen aus dem sehr umfangreichen Maß- nahmenkatalog  Anlaufstelle für technische Fragestellungen aller Abteilungen der Verwaltung und die Ortsgemeinden und die Implementierung eines Kommunalen Energiemanagements so- wie Umsetzung (gering-)investiver Maßnahmen zur Emissionsminderung in den Liegen- schaften der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden  Umsetzungskonzepte der Verbandsgemeindewerke unterstützen  Kommunikation mit allen Projektpartnern, Akteuren und Bürger/innen  Netzwerkmanagement: Vorhandene und neue Netzwerke im Themenfeld Umwelt / Energie / Klima stärken bzw. anstoßen  Klimaschutzcontrolling: Maßnahmen und Bilanzen evaluieren  Einwerbung von weiteren Fördermitteln

9.2.1 Fortführung der Projektgruppe „Klimaschutz“ Zur Unterstützung des Klimaschutzmanagements bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes ist die Fortführung der bereits bestehenden Projektgruppe im Rahmen der Erstellung des Klima- schutzkonzeptes aus Vertretern der Verwaltung, Verbandsgemeindewerke zu fördern. Die Pro- jektgruppe kann das Klimaschutzmanagement bzw. die Verwaltung bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes fachlich und beratend begleiten. Die Gruppe kann sich aus Vertretern der bereits bestehenden Projektgruppe, dem Klimaschutzmanagement, Vertretern der politischen Fraktionen, der Energieversorgungsunternehmen, lokalen und regionalen Interessensgruppen, Ortsgemeinden und weiteren relevanten Experten zusammensetzen. Je nach Themenschwer- punkten der Sitzungen können Experten eingebunden werden. Aufgaben der Projektgruppe können beispielsweise die Vorbereitung, Bündelung und Empfehlung von klimarelevanten The- men und Maßnahmen an die Ausschüsse und die Räte sein. Ziel ist eine langfristige Veranke- rung der Projektgruppe in die Verwaltung und Klimaschutzpolitik der Verbandsgemeinde Hachenburg sowie Motivation und Vernetzung der lokalen und regionalen Akteure in der Ver- bandsgemeinde und Region.

9.3 Dokumentation Für ein systematisches Controlling des Klimaschutzmanagementprozesses ist ein kontinuierli- ches Berichtswesen erforderlich. In einem zu erstellenden Bericht werden die Zielvorgaben des Klimaschutzkonzeptes aufgegriffen und die bisherigen Entwicklungen und der Erreichungsgrad aufgezeigt. Der Bericht umfasst dabei in kompakter und aussagekräftiger Form folgende Inhal- te:

 Aktuelle Daten zum lokalen jährlichen Energieverbrauch sowie CO2e-Bilanzen (grafische Darstellungen)  Jährliche Kosten Kostenentwicklung der Energieversorgung (grafische Darstellungen)  Soll-Ist-Vergleich dieser Daten (grafische Darstellungen)  Rückblick auf durchgeführte und Ausblick auf geplante Maßnahmen Dieser Bericht in Kurzform sollte jährlich erstellt werden und dient primär der Information inter- ner Entscheidungsträger und als Berichtsvorlage für die politischen Gremien in der Verbands-

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gemeinde Hachenburg. Darüber hinaus sollte am Ende der ersten drei bis fünf Jahre nach Be- ginn der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes ein ausführlicher Klimaschutzbericht erstellt werden. Dieser beinhaltet eine Fortschreibung detaillierter Bilanzen und Darstellungen (Detail- lierungsgrad vergleichbar den Bilanzen im Klimaschutzkonzept) der erreichten Ziele mit der Un- terstützung Externer. Da mit dem Controlling Erfolge und Effekte der Strategien und Maßnah- men aufgezeigt und überprüft werden sollen, können die Prüfergebnisse allen an der Umset- zung beteiligten Akteuren Zielorientierung, im Sinne von Erkenntnisgewinn, Bestätigung und Motivation für weiterführende Aktivitäten bieten. Bei Bedarf kann die Strategie auf Grundlage der im Bericht erhobenen Informationen neu angepasst und Maßnahmen und Organisations- strukturen modifiziert bzw. neue Maßnahmen entwickelt werden. Das Instrument des Berichtswesens sollte als fortlaufender Prozess in die Klimaschutzaktivitäten eingebunden und auf Verwaltungsebene etabliert werden. Die Berichterstellung wird im We- sentlichen durch das Klimaschutzmanagement bzw. einen Fachverantwortlichen innerhalb der Verwaltung in Abstimmung mit den Akteuren der fortzuführenden Projektgruppe zum Klima- schutzkonzept begleitet. In öffentlichen Sitzungen sollen die entsprechenden Gremien, die Pres- se und die interessierte Bevölkerung regelmäßig über die Umsetzung des Konzeptes unterrichtet werden. Neben der Erstellung eines internen Berichtes (kurz: jährlich; detailliert: 3- bis 5-jährig) soll eine anschauliche Kurzfassung mit den wichtigsten Ergebnissen und Erfolgen zur Information der Bevölkerung und weiterer Akteure erfolgen und öffentlichkeitswirksam (z. B. Internetseite, Amtsblatt, …) kommuniziert werden. Inhalte sind auch hier die Darstellung von Bilanzen und Skizzierung erreichter Ziele. Damit soll zum einen die Akzeptanz des Klimaschutzkonzeptes und einzelner Maßnahmen weiter gefördert werden und zum anderen das Thema weiter im öffentli- chen Bewusstsein gehalten werden.

9.4 Energiemanagement der kommunalen Liegenschaften Nachstehend wird das Thema Controlling beispielhaft für den Bereich der kommunalen Liegen- schaften skizziert. Durch das Controlling-Konzept kann frühzeitig die Anpassungsfähigkeit an das sich entwickelnde Marktumfeld verbessert sowie angemessen auf evtl. Hindernisse in der Umsetzbarkeit der Maßnahmenvorschläge für die eigenen Liegenschaften reagiert werden. Für ein Controlling-Konzept ist es sinnvoll, bewährte Ansätze aufzugreifen. Einen solchen Ansatz bietet beispielsweise die ISO 50001, in der Anforderungen an Energiemanagementsysteme de- finiert sind. Die am 24. April 2012 in Kraft getretene Norm3 definiert die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem, das Energieverbraucher in die Lage versetzen soll, den Energiever- brauch, die Energiekosten und damit verbunden die CO2-Emissionen systematisch und kontinu- ierlich zu reduzieren - unter Berücksichtigung der gesetzlichen Rahmenbedingungen (z. B. EnEV, EEWärmeG). Das hier vorgeschlagene Konzept sieht daher die Einführung eines Control- ling- bzw. Managementsystems in Anlehnung an die ISO 50001 „Energiemanagementsysteme“ vor. Zur Erläuterung des Konzeptes wird dieses im Folgenden beschrieben. Dann werden die erforderlichen Verwaltungs- und Organisationsstrukturen gemäß den Prozessen abgebildet und Anforderungen an die Umsetzung formuliert. Die Energiemanagementnorm beruht auf der Me-

3 DIN-Normen können über die Beuth Verlag GmbH 10772 Berlin (www.beuth.de) bezogen werden 193

thode Planung-Umsetzung-Überprüfung-Verbesserung. Nachstehendes Schema zeigt das Modell des Controlling-Prozesses, welches an die oben genannte Energiemanagementnorm angelehnt ist.

Abbildung 9-1 Modell des Controlling-Systems – eigene Darstellung

Die Anlehnung an die Energiemanagementnorm soll den Aufbau eines kontinuierlichen Verbes- serungsprozesses zur effizienteren Energienutzung unterstützen. Das Modell in Abbildung 9-1 stellt den organisatorischen Rahmen für die Einführung eines Controlling-Konzeptes dar.

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Tabelle 9-1 Prozesse und Abläufe des Controlling-Konzeptes (in Anlehnung an ISO 50001) Prozesse im Definition in Anleh- Maßnahmenvorschläge zum Ausbau des Modell nung an die ISO Controlling-Systems 50001 Planung Festlegung der Energie-  Festlegung der energetischen Qualität und Kli- politik und Ziele zusam- maschutzziele der Verbandsgemeinde Hachen- men mit dem Verbands- burg in einem politischen Beschluss gemeinderat  Festlegung einer Klimaschutzstrategie mit kon- kreten Zielvereinbarungen auf Basis des Inte- grierten Klimaschutzkonzeptes und des Klima- schutzteilkonzeptes zur „Integrierten Wärme- nutzung“  Veröffentlichung der kommunalen Energiepolitik (Veröffentlichung der Klimaschutzstrategie und Information an die Verwaltung)  Fortführung der Projektgruppe zum Klima- schutzkonzept Konkretisierung der  Zuständigkeiten festlegen: z.B. Bauverwaltung Maßnahmen aus dem der Verbandsgemeinde Hachenburg, Werkaus- Integrierten Klima- schuss, Verbandsgemeindewerke schutzkonzept und dem  Festlegung von Abläufen und geplante, regel- Teilkonzept „Wärme“ mäßige Kommunikation gemäß vordefinierter  Übertragung der kurz-, mittel- und langfristigen Kriterien: Kosteneinspa- Zielvereinbarungen in die planungsrechtlichen

rung, CO2-Einsparung, Verfahren Wirtschaftlichkeit  Einbindung in vorhandene Zielvereinbarungs- prozesse oder zukünftige Leitbild- /Zielentwicklungsprozesse  Festlegung eines Zeitrahmens für die Umset- zung von Optimierungsmaßnahmen  Bereitstellung von finanziellen Mitteln (Haushalt ergänzen um Zuwendungen und Beteiligungen von Unternehmen und Bürger/innen)

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Prozesse im Definition in Anleh- Maßnahmenvorschläge zum Ausbau des Modell nung an die ISO Controlling-Systems 50001 Durchfüh- Auswahl, Umsetzung und Primär zuständig: rung Betrieb der geplanten  z. B. Bauverwaltung, Verbandsgemeindewerke, Optimierungsmaßnah- Werkausschuss men  Festlegung weiterer Zuständigkeiten und Ab- läufe je nach Bereichen und Umsetzung kon- kreter Maßnahmen, bspw.: o Ausbau des kommunalen Energiemana- gements o Beschaffung energierelevanter Anlagen o Fuhrparkmanagement o Beschaffung von Bürogeräten, etc. o Wartung und Instandhaltung der Anla- gentechnik und Gebäudesubstanz o Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseins- bildung  Qualifizierung von Mitarbeitern  Informationen an Verwaltung, Gebäudenutzer und der politischen Gremien  Evtl. Nutzerbeteiligung durch Vorschlagswesen Überprüfung Laufende Kontrolle und Primär zuständig: Analyse umgesetzter  z. B. Bauverwaltung, Werksausschuss, Ver- Maßnahmen, Energiever- bandsgemeindewerke bräuche auf Einhaltung festgelegter Größen und Status Quo: Ziele  Keine umfassende Auswertung und Berichter- stellung im Rahmen des Kommunalen Ener- giemanagements; Verbandsgemeindewerke er- stellen für ihre eigenen Anlagen Daten bereit  Erstellung Teilkonzept Liegenschaften kann Basis für Aufbau eines kommunalen Ener- giemanagements sein (vgl. Maßnahme ÖFF 3)

Maßnahmen:  Einsatz des kommunalen Energiemanagements (Überpüfen von Daten)  Optimierung der bestehenden Datenerfassung (z. B. Prüfung der Übertragbarkeit des Ener- giemanagements der Verbandgemeindewerke bei ihren eigenen Anlagen auf kommunale Lie-

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genschaften) oder Einführung einer geeigneten Anwendung  Bewertung und Kontrolle der Daten  Einbindung der relevanten Ämter und Fachab- teilungen in der Verwaltung (Controlling)  Überwachung rechtlicher Anforderungen, z.B. EnEV Internes Audit Primär zuständig:  z. B. Bauverwaltung, Verbandsgemeindewerke, WA, (Klimaschutzmanagement)

Maßnahmen:  Regelmäßige Erstellung von Klimaschutzberich- ten  Regelmäßige Audits zur Analyse und Überprü- fung des eigenen Energiemanagementsystems und der umgesetzten Maßnahmen, der Umset- zung der Energiepolitik und der Energie- und Klimaschutzziele Verbesserung Entwicklung von Gegen-, Primär zuständig: Vorbeugungsmaßnahmen  z. B. Bauverwaltung, Verbandsgemeindewerke, bei Abweichungen WA, (Klimaschutzmanagement)

Maßnahmen:  Festlegung von Grenzwerten, wann Korrektu- ren erforderlich sind (z. B. Leistungsspitzen,

hohe Energieverbräuche/CO2e-Emissionen ins- gesamt, bei eigenen Liegenschaften und Anla- gen)  Regelmäßige Prüfung des Umsetzungsstandes von kurzfristigen Zielen und Maßnahmen auf Grundlage des Klimaschutzkonzeptes und des Teilkonzeptes  Sicherstellung der Umsetzung rechtlicher An- forderungen

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Prozesse im Definition in Anleh- Maßnahmenvorschläge zum Ausbau des Modell nung an die ISO Controlling-Systems 50001 Verbesserung  Management Review:  Berichterstattung der Verwaltung und politi- Überprüfung der Ab- scher Gremien (Verbandsgemeinderat und Aus- läufe zur Sicherstel- schüsse) zur: lung, dass diese wei- o Bewertung der Klimaschutzpolitik terhin geeignet, hin- o Prüfung der Zielerreichung gemäß reichend und wirksam den Zielvorgaben sind o Prüfung der Wirksamkeit von um- gesetzten Klimaschutzmaßnahmen (s. auch Erfolgsindikatoren der Maßnahmen)  Falls erforderlich: Veranlassung von erforderli- chen Schritten zur Korrektur und Festlegung neuer Ziele

9.5 Fortschreibung der Energie- und CO2e-Bilanz Ein wesentlicher Baustein zur Überprüfung der erreichten Klimaschutzziele ist die Fortschrei- bung der Energie- und CO2e-Bilanz. Die Fortschreibung dient der Überprüfung, inwieweit die Klimaschutzziele erreicht worden sind. Allerdings sind die regelmäßigen Erhebungen aller Da- tensätze mit erheblichem Aufwand verbunden. Demnach wird vorgeschlagen, jährlich eine ver- einfachte Fortschreibung der Bilanzen zu erstellen und alle drei bis fünf Jahre eine Fortschrei- bung bzw. ausführliche Energie- und CO2e-Bilanzierung.

Für die Fortschreibung der Energie- und CO2e-Bilanz ergeben sich folgende Anforderungen:  Die Bilanzierungsmethodik muss es ermöglichen, die Fortschreibung der Energie- und

CO2e-Bilanz mit möglichst geringem Aufwand durchzuführen.  Die Ergebnisse sollen im Klimaschutzbericht veröffentlicht und bei der Identifizierung neuer bzw. Anpassung von Maßnahmen berücksichtigt werden. Ziel der Fortschreibung einer Bilanz sollte sein, lokale Effekte durch die Umsetzung von Klima- schutzmaßnahmen in der Energie- und CO2e-Bilanz abbilden zu können.

9.6 Indikatoren zur Wirksamkeitskontrolle von Maßnahmen Neben der regelmäßigen Datenerfassung und Datenkontrolle und einer Verfolgung des Prozess- verlaufs ist die Darlegung der Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnahmen wichtig. Dazu bietet es sich an, für jede Maßnahme geeignete Erfolgsindikatoren zu definieren und regelmäßig Daten zu diesen zu erheben. Zur Vermeidung von „Datenfriedhöfen“ ist eine Beschränkung auf we- sentliche Messindikatoren sinnvoll. Eine anschließende Analyse ermöglicht eine Übersicht zu dem Status der einzelnen Maßnahmen und dem Erfolg in ihrer Umsetzung. So lassen sich auch während der Umsetzung eventuelle Änderungen vornehmen, um die Verwirklichung des anvi- sierten Potenzials (u.a. CO2-Minderung, Energieeinsparung) zu maximieren.

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Jeder Maßnahmensteckbrief beinhaltet entsprechende Erfolgsindikatoren zur Bewertung des Erfolgs der entsprechend umgesetzten Maßnahme. In der nachstehenden werden exemplarisch für einige Maßnahmen des Maßnahmenkataloges Indikatoren dargestellt, die im Controlling genutzt werden können.

Tabelle 9-2 Maßnahmen und Indikatoren zur Erfolgskontrolle (beispielhafte Auswahl) Übergreifende Maßnahmen Indikator Ü 3 Klimaneutrale Verbandsgemein- Beschluss des Rates zur Umsetzung Klimafreundliches deverwaltung - Klima Beschaffungswesen Erstellung / Anpassung von Beschaffungsrichtlinien unter Berücksichtigung von Sozia-, Effizienz- und Um- weltstandards Ü 4 Neue Geschäftsfelder im Bereich Umsetzung neuer Handlungsfelder Klimaschutz für die Verbandsge- meindewerke Ü 8 Stärkere Berücksichtigung des Verankerung / Berücksichtigung der Thematik im Klimaschutzes in Planungsprozes- Rahmen von Planungsprozessen sen Maßnahmen Sektor Private Haushalte Indikator HH 1 Zielgruppenspezifische Maßnah- Gesteigerte Wahrnehmung und Bewusstseinsbildung; men zur Öffentlichkeitsarbeit und zunehmende Sanierungstätigkeit im privaten Bereich Kommunikation für Private Haus- (kurz-/mittelfristig) halte zur Förderung und Motivati- on der Umsetzung bzw. Beteili- gung an Klimaschutzmaßnahmen HH 3 Mustersanierung eines Gebäudes Resonanz auf das Angebot (Energietouren, Besucher- zahl der Ausstellungen); Anstieg der Sanierungen im Sektor private Haushalte HH 4 Umsetzung der Dorf- Umsetzung einer zukunftsfähigen Siedlungsstruktur mit Nahwärmeversorgung im Rahmen nachhaltiger Energieversorgung im Bereich Wärme; von Quartierskonzepten Erstellung von Quartierskonzepten

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Maßnahmen Sektor Öffentliche Indikator Einrichtungen ÖFF 1 Einführung Kommunales Ener- Einführung / Zentralisierung des KEM; Endenergieein- giemanagement und Controlling sparungen; Kosteneinsparungen der kommunalen Liegenschaften in der Verwaltung ÖFF 3 Eigene Gebäude und Anlagen Zahl umgesetzter Sanierungsmaßnahmen, Energie-

energetisch modernisieren; Erstel- und CO2-Einsparungen; Kosteneinsparungen; Antrag- lung Klimaschutzteilkonzept „Lie- stellung Klimaschutzteilkonzept „Liegenschaften“ genschaften“ ÖFF 4 Schulung und Erfahrungsaus- Durchgeführte Veranstaltung, Anzahl Teilnehmer, ge- tausch der Hausmeister steigerte Wahrnehmung/Bewusstseinsbildung zum Thema bei Zielgruppe Maßnahmen Sektor GHDI Indikator GHDI Energieeffizienz in Betrieben – Anzahl und Teilnehmerzahl der Veranstaltungen, er- 1 Information und Motivation reichte Energieeinsparung, Anzahl umgesetzter Projek- te („gute Beispiele“) Maßnahmen Sektor Mobilität Indikator MOB 1 Weitere Anstrengungen für die Anteil Rad- und Fußverkehr am Modal-Split; Zahl um- Schaffung der infrastrukturellen gesetzter Lückenschlüsse; Zahl neu errichteter Rad- Voraussetzungen für einen attrak- und Fußwege, zusätzliche Querungsmöglichkeiten; tiven Rad- und Fußverkehr in der zusätzliche Angebote zur Verknüpfung von umwelt- Verbandsgemeinde Hachenburg freundlichen Verkehrsträgern (Fuß, Rad, ÖPNV) MOB 4 Zielgruppenspezifische Maßnah- Anteil der Wege von Kindern/Jugendlichen und älteren men zur Bewusstseinsbildung bei Bevölkerungsgruppen mit klimafreundlichen Verkehrs- Familien/Kindern und Senioren für mitteln zur Schule, Einkauf, Kindergarten, etc. eine klimafreundliche Mobilität MOB 5 Aufbau eines Kommunalen Mobili- Anzahl Mitarbeiter/innen die mit klimafreundlichen tätsmanagements Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen (zu Fuß, Rad, ÖPNV); Zahl der (Dienst-)Fahrräder und Anzahl klima- freundlicher Dienstfahrten; Zahl und Qualität errichte- ter Radabstellanlagen; Zahl der beantragten Jobticket Maßnahmen Erneuerbare Energien Indikator und Stromerzeugung EE 1 Potenziale im Bereich Photovoltaik Anteil erneuerbaren Strom durch Photovoltaik, Anzahl erschließen neu errichteter PV-Anlagen EE 2 Potenziale im Bereich Solarthermie Anzahl neu errichteter Solarthermieanlagen erschließen EE 4 Information für Bürger über Betei- Zahl durchgeführter Informationsveranstaltungen; EE- ligungsmöglichkeiten an EE- Anlagen in Bürgerhand; Anzahl der Vermittlungen Anlagen

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10 Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung von Klimaschutzmaß- nahmen in der Verbandgemeinde Hachenburg. Mit Berichten, Informationen, Kampagnen, Aus- stellungen und vielen anderen Möglichkeiten, die die Öffentlichkeitsarbeit bietet, können die Klimaschutzakteure ihre Zielgruppen erreichen. Ein Blick auf die Akteursanalyse (vgl. Kapitel 7) macht deutlich, welches Netz von Akteuren eine Rolle spielt auch im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Öffentlichkeitsarbeit ist grundsätzlich zu untergliedern in eine zielgruppenspezifische (bspw. Kampagne „Klimafreundlicher Schulweg“), eine themenbezogene (bspw. Altbausanie- rung) und eine branchenspezifische (bspw. Energieeffizienz im Sportverein) Öffentlichkeits- arbeit. Eine Öffentlichkeitsarbeit kann die Umsetzung von Maßnahmen begleiten (bspw. Sanierung einer Liegenschaft), sie kann aber auch für sich als reine Informationskampagne stehen (bspw. Plakatkampagne „Klimaschützer in der Verbandsgemeinde Hachenburg“). Die Öffentlichkeitsarbeit sollte sowohl intern (innerhalb der Verwaltung) als auch extern (alle an- deren Adressaten) erfolgen. Wichtigster Aspekt ist, dass jegliche Form der Öffentlichkeitsarbeit unter der bereits bestehenden Dachmarke „Prima Klima Hachenburg“ erfolgt. Im Detail wird auf beide letztgenannte Punkte weiter unten eingegangen.

Die Verbandsgemeinde sollte dabei ihrer Vorbildfunktion nachkommen und regelmäßig über Maßnahmen und Erfolge, die den Klimaschutz betreffen, berichten. Dabei werden, so vorhan- den, die Pressestelle der Verwaltung von der Politik bzw. vom Klimaschutzmanagement unter- stützt, indem sie eigene Artikel zum kommunalen Klimaschutz verfassen und Entscheidungen des Rates pro Klimaschutz erläutern.

Bereits vorhandene Aktivitäten und Initiativen sollten dabei – sofern die Akteure dies wünschen – eingebunden werden. Zum Beispiel kann die Verbandsgemeinde Hachenburg einen Jahresklimaschutzkalender oder eine Klimaschutzkarte in Form eines Stadt-/Ortsplans mit vor- bildlich umgesetzten Projekten im Verbandsgemeindegebiet erstellen und Unterstützung bei der inhaltlichen sowie terminlichen Koordination bieten. Zusätzlich kann die Verbandsgemeinde sei- nen Partnern die Dachmarke „Prima Klima Hachenburg“ anbieten, um der gemeinsamen Aufga- be „Klimaschutz“ zusätzlich Nachdruck zu verleihen. So wird auch ein Netzwerk von Akteuren geschaffen, die gemeinsam das Ziel haben, den Klimaschutz mehr ins Bewusstsein der Bevölke- rung zu bringen.

Mögliche Inhalte könnten für die Verbandsgemeinde Hachenburg im Zentrum der Kommunikati- on stehen: • Minderungsziele langfristig und jährlich in Verbindung mit Energieberichten • Energieberichte erstellen und lokale Wertschöpfung verbessern (herausstellen, dass Klimaschutz lokale Wertschöpfung bedeutet, weil weniger fossile Energieträger im- portiert werden müssen, auch wenn zunächst Investitionen getätigt werden müssen, deren Wert aber in der Regel der Region zu Gute kommt)

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• Umsetzung der „Wärmewende“ durch Auf- bzw. Ausbau von Wärmenetzen (Neue Arealnetze, Dorf-Nahwärme, Nahwärmeversorgung von Liegenschaften in Ortsge- meinden) • Region der Klimafreundlichen Mobilität

10.1 Auftakt in die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes Zu Beginn der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kann eine Veranstaltung oder eine Kom- munikationskampagne den Auftakt machen. Neben der Vorstellung des Konzeptes und des Maßnahmenkatalogs dient eine solche Veranstaltung oder Kampagne der Einführung des Klima- schutzmanagements. Dies könnte zum Beispiel im Rahmen einer Energiemesse umgesetzt wer- den. Die Veranstaltung sollte als CO2-freies Event durchgeführt werden, d.h. die Örtlichkeit wird in Bezug auf An- und Abreise mit dem ÖPNV gewählt, eventuell gereichte Snacks, Getränke und

Dekoration sind regional und saisonal ausgewählt und wirklich unvermeidbares CO2 wird kom- pensiert.

10.2 Arten der Öffentlichkeitsarbeit

10.2.1 Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit

Die Verbandsgemeindeverwaltung ist der Schlüsselakteur für die Öffentlichkeitsarbeit im Hin- blick auf die Klimaschutzaktivitäten im Verbandsgemeindegebiet. Die Verwaltung sollte sowohl eine externe als auch eine interne Öffentlichkeitsarbeit betreiben.

Die externe Öffentlichkeitsarbeit richtet sich immer an verwaltungsferne Zielgruppen, wie die Bürger, öffentliche und private Unternehmen, Vereine und Verbände aber auch Bildungsein- richtungen wie Schulen, Kindergärten, Volkshochschulen, etc. (vgl. Kapitel 7 zur Akteursanaly- se). Wesentliches Ziel der externen Kommunikation ist die Vermittlung von Informationen und die Schaffung von Transparenz, um die Adressaten für ein klimafreundliches Verhalten zu moti- vieren.

Die interne Öffentlichkeitsarbeit findet innerhalb der Verwaltung statt und ist mindestens genauso wichtig und sollte mit dem gleichen Enthusiasmus betrieben werden, wie die externe Kommunikation. Da Klimaschutz immer ein Querschnittsthema ist, das ämterübergreifend an- gegangen werden muss, ist es von herausragender Bedeutung, alle Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter gleichermaßen zu informieren und damit zu motivieren, an welchen Maßnahmen gerade gearbeitet wird, was die nächsten Schritte sind, wie sich die Erfolge zeigen, welche Ergebnisse erzielt werden konnten. Vor allem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nicht an der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes beteiligt waren, ist es denkbar, dass noch ein Bewusst- sein für den Klimaschutz geschaffen werden muss. Dies kann vielfältig geschehen, z. B. über Thematisierung in jährlichen Planungstreffen und regelmäßig stattfindenden Projektgruppen- treffen, Aushänge, Ansprachen, Hinweise auf Neuigkeiten im Internet, automatische Aufnahme

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in den Verteiler des Newsletters, etc. Spezielle Bausteine für eine interne Öffentlichkeitsarbeit sind beispielsweise Hausmeisterschulungen, Seminare für Auszubildenden oder Wettbewerbe (Mitarbeiter des Monats im Hinblick auf Energieeinsparung / Energieeffizienz). Des Weiteren kann eine gezielte Mitarbeitereinbindung durch Einrichten eines Vorschlagswesens zu den The- men Energie / Umwelt und Klimaschutz erfolgen. Hausmeister nehmen bspw. eine Schlüsselpo- sition beim Thema Energieverbrauch ein. Auf eigens für sie konzipierten Schulungen erfahren sie Wissenswertes über z.B. Verbrauchskontrollen, Strom- und Wassersparen und Heizen.

10.2.2 Maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen

Die maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit spielt bei der Umsetzung von Maßnah- men eine Rolle. „Tue Gutes und rede drüber“ sollte praktiziert werden, indem über die einzel- nen Schritte – auch die kleinen – der Umsetzung, oder auch über erreichte Meilensteine infor- miert wird. Durch die maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit können die Maßnahmen auch immer wieder unter das Dach des Klimaschutzkonzeptes der Verbandsgemeinde Hachen- burg gebracht werden (Wiedererkennungseffekt), sodass auch Zusammenhänge deutlicher dar- gestellt werden können.

Öffentlichkeitsarbeit bedeutet aber auch die Entwicklung und Durchführung von Kampag- nen. Diese sprechen ausgewählte Zielgruppen direkt an und werden begleitet durch anschauli- ches, ansprechendes und themenspezifisches Kampagnenmaterial.

10.3 Medienarten

10.3.1 Digitale Medien

Ein aktueller Internetauftritt ist heutzutage das Aushängeschild eines jeden Unternehmens und einer jeden Institution. Daher sollte auf eine ansprechende und vor allem aktuelle Internet- präsenz großen Wert gelegt und die notwendigen personellen und wenn notwendig auch Sach- mittel hierfür bereitgestellt werden. Der Internetauftritt der Verbandsgemeinde, Städte und der Ortsgemeinden sollten im Thema Klimaschutz miteinander mindestens verlinkt, ggf. auch aufei- nander abgestimmt werden, sofern hier bereits entsprechende Angebote bestehen.

Die eigenen Bemühungen, auch wenn es nur kleine Schritte sind, werden im Internet dokumen- tiert. Dies können sein: • Beschlüsse des VG-Rates • wichtige Klimaschutzmaßnahmen • Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung • Beratungsangebote – Energieberaterliste (BAFA, Energieagentur RLP, Verbraucher- zentrale) • Verlinkung zu wichtigen Institutionen (regional und überregional), die auch Hinter- grundinformationen bieten 203

• Klimaschutzkonzept und Maßnahmenkatalog • Veröffentlichung von Terminen (Infoveranstaltungen, etc.) und deren Ergebnisse • Einstellen kommunaler Energieberichte • Angebote zur nachhaltigen Mobilität • Denkbar: Diskussionsforum, Ausschreibungen, Stellenmarkt • Videobotschaften / Interviews zum Klimaschutz mit der Ersten Beigeordneten, den Bürgermeistern der VG / Stadt / Ortsgemeinden • Artikelserie mit folgenden denkbaren Inhalten (siehe auch unten): o Öffentlichkeitswirksam aufbereitete Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes o Energiespartipps für die Bürger o Informationen zu Förderprogrammen für die energetische Gebäudesanierung o Erläuterungen, warum die Verbandsgemeinde , Stadt und Ortsgemeinden Klima- schutz betreiben und wie dies konkret geschieht o Vorstellung von Anlagen bzw. Gebäuden in der Region, die mit Erneuerbaren Energien betrieben werden.

Mittels digitalem Newsletter werden Interessierte über oben genannte Themenblöcke regel- mäßig auf dem Laufenden gehalten.

Das pflegen von Social Media ist zwar zeitaufwändig, denn nur aktuelle Informationen sind von Interesse, aber mit Hilfe von Social Media können nochmals spezielle Zielgruppen erreicht werden, die auf andere digitale oder analoge Medien wenig anspringen. Über „Likes“ oder „Ein- ladungen“ werden die eigenen „Freunde“ und „Follower“ zu Multiplikatoren für die eigene Sa- che. Hinweise zum Umgang mit Social Media für Verwaltungen gibt der Landesdatenschutzbe- auftragte Rheinland-Pfalz4. Durch Social Media werden insbesondere junge Zielgruppen ange- sprochen, bei denen man als nachwachsende Generation gezielt mit dem Thema ansetzen kann.

4 Vgl. https://www.datenschutz.rlp.de/de/faq.php?submenu=inet

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10.3.2 Herkömmliche Medien

Printmedien stellen eine Ergänzung zu den digitalen Medien dar und erreichen andere Zielgrup- pen.

Es kann eine Broschüre bzw. ein Flyer entwickelt werden, der unter der bestehenden Dach- marke „Prima Klima Hachenburg“ die wichtigen Eckpunkte des Klimaschutzkonzeptes abbildet und Kontaktdaten enthält. Die Broschüre / der Flyer wird im Laufe der Umsetzung des Konzep- tes immer wieder für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt und kann bei Bedarf um individuelle Einleger ergänzt werden. Die individuellen Einleger enthalten Informationen zu aktuellen Maß- nahmen, Aktionen, Veranstaltungen etc.

Plakate, Postkarten oder Aufkleber können bei einer thematisch eingegrenzten Ansprache einer bestimmten Zielgruppe zum Einsatz kommen.

Die oben beschriebene Artikelserie wird über eine Kooperation mit der lokalen Zeitung und dem Mitteilungsblatt auch in Printmedien abgedruckt. Sie sollte einen Umfang von ca. einer halben Seite haben und immer auch ein Foto beinhalten.

Die Artikel sollten regelmäßig, z. B. monatlich erscheinen, damit das Thema immer präsent ist. Verfasser dieser Artikel könnte das Klimaschutzmanagement in Zusammenarbeit mit Handwerk, Energieberatern, Banken, Verbraucherzentrale, etc. sein. Das Klimaschutzmanagement sollte in jedem Fall für die Qualität der Artikel zuständig sein.

10.4 Öffentlichkeitsarbeit für bestimmte Handlungsfelder

Eine Öffentlichkeitsarbeit, die über die direkte Zielgruppenansprache hinausgeht (im Sinne von Kampagnen), ergibt sich in den einzelnen Kapiteln des Klimaschutzkonzeptes. In den spezifi- schen Sektoren (z. B. Private Haushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen und Industrie, Mobilität, Erneuerbare Energien) kann über eine mediale Berichterstattung eine breite Öffent- lichkeit erreicht werden. Exemplarisch seien im Folgenden Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit genannt, die sich aus den einzelnen Sektoren und Handlungsfeldern ergeben können.

Übergreifende Maßnahmen Starterkampagne mittels Plakataktion: Testimonials bekannter Personen der Region und der wesentlichen Akteure (Verbandsgemeindeverwaltung, Verbandsgemeindewerke, etc.) die Kli- maschutz bereits realisiert haben.

Private Haushalte Energiesparwettbewerb (ggf. in Kooperation mit der Verbraucherzentrale): Die Energiebilanz des Klimaschutzkonzeptes hat gezeigt, dass (wie zu erwarten) ein großer Anteil des Energiebe-

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darfs auf die Wärme entfällt. Hierbei machen die Privathaushalte den größten Anteil aus. Um Aufmerksamkeit für dieses Thema (die erforderliche Energieeinsparung) zu erzeugen, wird ein Wettbewerb durchgeführt. Der- oder diejenigen Gebäudebesitzer, die vorbildliche Sanierungs- maßnahmen umgesetzt haben, z. B. eine alte (Öl-)Heizung gegen eine regenerative Heizung, z. B. auf Holzbasis ausgetauscht haben, kann/können sich bewerben. Die oder der Gewinner wer- den von einer Jury ausgewählt und werden entsprechend prämiert (z. B. in Form einer Grünen Hausnummer oder Vergabe von Sachpreisen wie z. B. „Brennholz für ein Jahr geschenkt“). Weitere Ideen: • Wer die höchste Jahres-Stromabrechnung vorlegt, erhält ein Energiesparset. • Verlosung von Energieberatungen für besonders ineffiziente private Immobilien.

Öffentliche Einrichtungen Öffentlichkeitswirksame Begleitung einer Mustersanierung einer kommunalen Liegenschaft: Bei Maßnahmen zur Gebäudeenergieeinsparung werden die Etappen von der Bestandsaufnahme am Gebäude bis hin zur Umsetzung einzelner Schritte (technische Neuerungen aber auch Schu- lung von Hausmeistern und Mitarbeitern, um Einfluss auf das Verhalten auszuüben) dokumen- tiert, um diese Informationen der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen zu können.

Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie Gezielte Durchführung von Informationsveranstaltungen für Unternehmen und Initiierung von kostenlosen Erst-Beratungsgesprächen um Effizienz- und Einsparmöglichkeiten in diesem Sektor verstärkt zu erschließen. Eine weitere Idee wäre die Vergabe eines Innovationspreises an Un- ternehmen der Region. Ein symbolischer regelmäßig zu vergebender Preis würdigt das über- durchschnittliche Klimaschutz-Engagement von Unternehmen der Region.

Erneuerbare Energien Energielehrpfad und Energietouren machen die Themenkomplexe rund um Energie verständlich und erfahrbar. In der Region gibt es zahlreiche Beispiele für energiesparendes Bauen und Le- ben, Energiegewinnung aus regenerativen Quellen. Es wird beispielsweise ein Erlebnispfad „Er- neuerbare Energien zum Anfassen“ angelegt. Dieser Lehrpfad soll die unterschiedlichen Maß- nahmen, die die Ambitionen und das Engagement der Verbandsgemeinde Hachenburg in Be- zug auf die Themen Energie und Klimaschutz wiederspiegeln. Eine weitere Idee wäre konkrete Klimaschutzmaßnahmen in einem Exkursionsführer zusammenzuführen. Diese Beispiele spiegeln zugleich die Akteursvielfalt im Klimaschutz wider.

Verkehr und Mobilität Durchführung von Wettbewerben zum Thema „klimaverträglicher Verkehr“ unter den Zielgrup- pen, z. B. Bildungseinrichtungen (unterschieden nach Schulformen). Die Schulen in der Ver- bandsgemeinden könnten einen Wettbewerb durchführen, in dem diejenigen Kilometer gesam- melt werden, die klimaverträglich zurückgelegt wurden: Zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem ÖPNV, mit Fahrgemeinschaften etc. Weitere Idee wäre die Beteiligung an den Kampagnen „Mit dem Rad zur Arbeit“ und „Stadtradeln“.

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11 Lokale Wertschöpfung

Durch die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen werden nicht nur CO2e-Emissionen in der Verbandsgemeinde Hachenburg reduziert, sondern es entstehen auch lokale und regionale Wertschöpfungseffekte durch die Umsetzung von Effizienz- und Einsparmaßnahmen sowie durch den Ausbau Erneuerbarer Energien und KWK. Ein verstärktes Engagement in diesen Bereichen bietet dabei die Chance zur Schaffung lokaler Wertschöpfungseffekte durch wirtschaftlichen Erfolg ansässiger Unternehmen, Gewinnung zu- sätzlicher Stellen für Arbeitnehmer sowie zusätzliche Steuereinahmen (Gewerbesteuern und Kommunalanteil der Einkommenssteuer im Haushalt von Verbandsgemeinde, Stadt und Orts- gemeinden). Zu den Profiteuren vor Ort zählen Energiedienstleister, das Handwerk, Planungs- büros, weitere Dienstleister, die Verbandsgemeinde, Städte und Ortsgemeinden (z. B. über Steuereinahmen, Pachtzahlungen) etc. Durch die Realisierung von Einspar- und Effizienzmaß- nahmen sowie den Ausbau Erneuerbarer Energien verbleibt mehr Kapital in der Region und fließt weniger für fossile Energieimporte ab. Die Region wird durch diese Aspekte gestärkt und die nachhaltige Entwicklung gefördert. Aus den im nachstehenden Kapitel 12 dargestellten Ergebnissen ergibt sich folgender möglicher Ausblick für den Klimaschutz:

Reduzierung der Emission von klimarelevanten Schadgasen (CO2-Äquivalenten) in der Summe aus allen Handlungsfeldern des Klimaschutzkonzeptes, um mindestens 40 % im Jahr 2030, be- zogen auf das Bilanzjahr des Klimaschutzkonzeptes 2014.

11.1 Datengrundlage und Methodik Die Ermittlung der regionalen Wertschöpfung wird nach den Maßnahmen in der Energieeinspa- rung und Effizienzsteigerung als auch nach den Maßnahmen für den Ausbau Erneuerbarer Energien unterschieden. Die Abschätzung der einmaligen Investitionen, die für die Zielerrei- chung getätigt werden müssen, erfolgt durch Berechnung mit durchschnittlichen Kosten pro eingesparte Kilowattstunde. Berücksichtigt werden dabei u.a. Maßnahmen wie Dämmung der Gebäudehülle, Austausch der Fenster und Erneuerung der Heizungsanlage. Die Hochrechnun- gen zur Wertschöpfung der Erneuerbaren Energien in der Verbandsgemeinde Hachenburg be- rücksichtigen den Ausbau von Solarthermie, Wärmepumpen und Biomassefeuerungsanlagen zur Erzeugung von Wärme und für die Stromproduktion Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik und Erdgas-BHKW. Die Daten zum Bestand und Ausbau der Erneuerbaren Energienutzung ba- sieren auf der in Kapitel 3 ermittelten Energie- und CO2e-Bilanz und Szenarien. Aufgrund der installierten Leistung in den Jahren 2014 und 2030 sowie mithilfe von Kennzahlen können kommunale Wertschöpfungseffekte berechnet werden. Zur Berechnung der Wertschöpfung durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien dienen Kennzahlen in Anlehnung an die Studie „Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Ener- gien“ des Institutes für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, 2010). In dieser Studie liegen die Zahlen zu Investitionskosten, Nach-Steuergewinnen, Einkommenseffekten und Kommunal- steuern zu Grunde, die aktualisiert (z. B. EEG) und für das Untersuchungsgebiet angepasst wurden. Dabei wird unterschieden in einmalige Wertschöpfungseffekte (Planung und Errich-

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tung) sowie jährliche Wertschöpfungseffekte (Betrieb und Wartung). Bei den einmaligen Effek- ten wurden zum Teil Planung, Installation und Ausgleichsmaßnahmen zur Berechnung herange- zogen. Die jährlichen Effekte sind ebenfalls in die Bereiche Nach-Steuergewinne, Einkommens- effekte und Kommunalsteuern gegliedert und berücksichtigen Wertschöpfungseffekte durch den Betrieb der Anlagen, der sich aus Wartung und Instandhaltung, wie auch Pachtzahlungen, Un- ternehmensgewinnen etc. zusammensetzt. Die Kennzahlen zur lokalen Wertschöpfung werden verknüpft mit dem im Zielszenario definierten Ausbau der Erneuerbaren Energien.

11.2 Ergebnis Die Ergebnisse sind getrennt nach den Maßnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteige- rung und den Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien sowohl im Bereich Strom als auch im Bereich Wärme dargestellt. Für die Erreichung der CO2e-Einsparung gemäß der vorge- schlagenen Zielszenarien beträgt die Summe der dafür zu tätigenden Investitionen rund 227 Mio. €, davon rund 124 Mio. € für den Ausbau der erneuerbaren Energien, ca. 97 Mio. € im Bereich der Wärme- und Stromeinsparung in privaten Haushalten, sowie ca. 6 Mio. € für die Strom- und Wärmeeinsparung in kommunalen Einrichtungen. Die daraus resultierende kumu- lierte regionale Wertschöpfung bis 2030 liegt bei rund 91 Mio. €. Daraus kann man schlussfol- gern, dass hieraus ein großes Potenzial für die Entwicklung der Region zu ziehen ist. In der nachstehenden Abbildung ist zu erkennen, dass durch Effizienz- und Einsparpotenziale im Bereich Wärme in den privaten Haushalten mit über 45 Mio. € die größten Wertschöpfungspo- tenziale liegen. Im Bereich der Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien liegt das Wert- schöpfungspotenzial deutlich niedriger, in Summe ca. 12,0 Mio. €.

Abbildung 11-1 Regionale Wertschöpfung durch Einspar-/Effizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien im Bereich Wärme (näherungsweise bestimmt)

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Während im Wärmebereich vor allem bei der Energieeinsparung hauptsächlich Wert- schöpfungseffekte erzielt werden, ist im Strombereich die Stromerzeugung für die Wertschöp- fung von besonderer Bedeutung und weniger die Stromeinsparung, wie nachstehende Abbil- dung aufzeigt. Das größte Wertschöpfungspotenzial birgt mit knapp 16 Mio. € die Windenergie- vor der Solarenergie mit rund 14 Mio. €. Bei der Errichtung und Betrieb von Photovoltaikanlagen sowie KWK-Anlagen können größere Wertschöpfungsanteile (Planung, Errichtung, Komponen- tenhandel, Betrieb, Wartung) von Akteuren vor Ort generiert werden, als zum Beispiel bei der Windenergie.

Abbildung 11-2 Regionale Wertschöpfung durch Einspar-/Effizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien im Bereich Strom (näherungsweise bestimmt)

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12 Umsetzung der Ergebnisse

12.1 Zielsetzung Im Workshop „Klimaschutzziel“ am 13. April 2016 in Hachenburg wurden mögliche Zukunfts- szenarien und daraus ableitbare quantifizierte Klimaschutzziele für die Verbandsgemeinde Hachenburg vorgestellt und diskutiert. In einer Sitzung des Verbandsgemeinderates (28. Juni 2016) wurden die Mitglieder zusammen- fassend über die wesentlichen Ergebnisse der bisherigen Arbeiten zum Klimaschutzkonzept in- formiert. Ein formeller Beschluss zur grundsätzlichen Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und zum Aufbau eines Klimaschutz-Controllings soll nach ausführlicher Präsentation im Rat der Ver- bandsgemeinde Hachenburg am 13. Dezember gefasst werden.

Im Rahmen des Integrierten Klimaschutzkonzeptes und des Klimaschutzteilkonzeptes zur „Inte- grierten Wärmenutzung“ wurden mögliche Zukunftsszenarien und daraus ein ableitbares quanti- fiziertes Klimaschutzszenario für die klimaschutzrelevanten Handlungsfelder in den Bereichen Energie und Verkehr für das Verbandsgemeindegebiet aufgestellt. Folgende Annahmen wurden getroffen:

 Als Zeithorizont für ein quantifiziertes Klimaschutzziel wurde das Jahr 2030 bestimmt.  Energieeffizienz und Energieeinsparung im Wohngebäudebestand und den kommunalen Einrichtungen sollen im Vordergrund stehen  Einflussnahme der Kommune auf den Bereich der privaten Haushalte ist sehr entschei- dend (Generierung von Nachahmungseffekten durch Ausnutzung der Vorbildfunktion, welche die öffentliche Verwaltung gegenüber regionalen Akteuren hat)  Schwerpunkt des Ausbaus im Bereich der erneuerbaren Energien liegt vor allem bei der Solarenergie (Photovoltaik, Solarthermie) und zentrale Wärmeversorgung (Bioenergie und (fossile) KWK)

Im Verbandsgemeindegebiet können unter den getroffenen Annahmen bis zum Jahr 2030 ge- genüber dem Bilanzjahr 2014 rund 71.600 t/a an CO2e-Emissionen (ca. 40 %) eingespart wer- den. In der nachstehenden Abbildung ist die Entwicklung der CO2e-Emissionen dargestellt.

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Abbildung 12-1 Klimaschutzzielszenario Verbandsgemeinde Hachenburg

Beim dargestellten Klimaschutzszenario ergeben sich bis 2030 theoretisch folgende Emissions- minderungen im Hinblick auf die Energieeinsparung, Energieeffizienz, etc.: 1. Umsetzung Klimaschutzszenario Einsparung Strom- und Wärmeverbrauch und Erneuer- bare Energien in den kommunalen Liegenschaften und der Straßenbeleuchtung in der

Verbandsgemeinde Hachenburg (Klimaschutzpotenzial: etwa 2.300 t/a CO2e) 2. Umsetzung Klimaschutzszenario Einsparung Wärme-und Stromverbrauch und Erneuer- bare Energien Haushalte in der Verbandsgemeinde Hachenburg

(Klimaschutzpotenzial: etwa 32.700 t/a CO2e) 3. Verstärkte Anstrengungen im Bereich der Nachhaltigen Mobilität (Klimaschutzpotenzial: etwa 3.300 t/a CO2e) 4. Energieeffizienzpotenziale und Erneuerbare Energien im Bereich Gewerbe, Handel,

Dienstleistungen (Klimaschutzpotenzial: etwa 19.100 t/a CO2e) 5. Minderungspotenzial durch gesteigerte Stromerzeugung, insb. Photovoltaik und KWK

(Klimaschutzpotenzial: etwa 14.200 t/a CO2e)

Bei der Erstellung des Klimaschutz-Zielszenarios wurde ein an der TSB selbst entwickelter Sze- narienrechner genutzt. Dieser baut auf den jeweiligen Szenarien für die einzelnen Handlungs- felder (Private Haushalte, Gewerbe/Handel/Dienstleistung und Industrie, öffentliche Einrichtun- gen, hier jeweils Strom und Wärme sowie Personenverkehr, Entwicklung Strom- und Wärme- mix) in den Kapiteln zur Potenzialanalyse zur Energieeinsparung und -effizienz sowie zur Er- schließung der verfügbaren Erneuerbaren Energien auf. Nachstehende Abbildung 12-2 zeigt die Auswahl der für die Abschätzung getroffenen Annah- men.

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Abbildung 12-2 Auswahlmatrix zur Abschätzung des Klimaschutzziels

Es werden die CO2e-Minderungseffekte einerseits durch die Erschließung von Energieeffizienz- und Einsparpotenzialen und andererseits durch die Zunahme der erneuerbaren Energien im Wärmemix sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung berücksichtigt. Die Änderungen der Treibhausgasemissionen im Strommix beruhen auf den für das deutsche Stromnetz prognostizierten Entwicklungen für den Zeitraum bis 2030 (DLR, 2012). Ergebnis ist eine Kurve der möglichen zukünftigen Entwicklung der CO2e-Emissionen im Verbandsgemeinde- gebiet. Bei der Stromversorgung ergibt sich durch die Stromerzeugung mit Windkraft, Photovol- taik, Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplung bilanziell eine „Emissionsgutschrift“ durch Strom- überschuss. Es wird dazu angenommen, dass der erzeugte Strom, den Strom aus fossilbefeuer- ten Kondensationskraftwerken verdrängt. Diese Annahme ist einerseits auf den in den entspre- chenden „Vorfahrts“-Regelungen (EEG und KWK) und andererseits auf Börsenmechanismen (merit order), die die verdrängten Energieträger abbilden, begründet. Die so ermittelten Emissi- onsgutschriften aus der Stromerzeugung werden bei der Bilanzierung berücksichtigt und kom- men der Kommune zur Erreichung möglicher Klimaschutzziele zu Gute.

Die nachfolgende Grafik stellt die CO2e-Bilanz der Verbandsgemeinde Hachenburg für das Basis- jahrs 2014 und des Zielszenarios 2030 gegenüber. Dabei werden die oben erläuterten Effekte grafisch verdeutlicht.

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Abbildung 12-3 CO2e-Bilanz 2014 und 2030 nach Sektoren, Verbandsgemeinde Hachenburg

12.2 Umsetzung der Ergebnisse Die Umsetzung der Ergebnisse aus dem Klimaschutzkonzept in Form des ausgearbeiteten Maß- nahmenkataloges ist schwerpunktmäßig das Aufgabenfeld des Klimaschutzmanagements in enger Abstimmung mit der Verwaltung und den politischen Gremien in der Verbandsgemeinde Hachenburg. Die wesentlichen Aufgaben des Klimaschutzmanagements sind:  Aufgaben des Projektmanagements (Koordination und Umsetzung der ausgearbeiteten Klimaschutzmaßnahmen, einschließlich Evaluation)  Durchführung (auch verwaltungsinterner) Informationsveranstaltungen und Schulungen sowie Unterstützung bei der Koordinierung der ämterübergreifenden Zusammenarbeit bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes  Anlaufstelle für technische Fragestellungen für die Verwaltung und die Ortsgemeinden und die Implementierung eines Kommunalen Energiemanagements sowie Umsetzung (gering-)investiver Maßnahmen zur Emissionsminderung in den Liegenschaften der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden  Umsetzungskonzepte der Verbandsgemeindewerke unterstützen  Neuaufbau energiebezogener Datenerfassung und Verwaltung der Daten (s. auch Kon- zept Controlling)  Fachliche Unterstützung bei der Vorbereitung und Untersuchung von Finanzierungs- möglichkeiten  Aktivitäten zur Vernetzung mit andern klimaschutzaktiven Akteursgruppen in der Ver- bandsgemeinde und Region

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 Unterstützung bestehender Netzwerke und Aufbau von Netzwerken und Einbeziehung externer Akteure und Experten  Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit

Damit die Umsetzung effektiv erfolgen kann, sollten folgende Empfehlungen an die entspre- chenden politischen Gremien der Verbandsgemeinde, Stadt und Ortsgemeinden zur weiteren Beratung und Beschlussfassung gegeben werden:  Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes und des Klimaschutzteilkonzeptes „Integrierte Wärmenutzung“  Aufbau eines Klimaschutz-Controlling  Aufbau einer kommunalen Energiemanagements  Schaffung eines Klimaschutzmanagements mit der Ressource einer Stelle für Klima- schutzmanagement in der Verwaltung  Stellung eines Förderantrages für das Klimaschutzmanagement im Rahmen der Kommu- nalrichtlinie des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

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13 Quellenverzeichnis

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Anhang (Separates Dokument)

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