IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L V E R S I T Ä T

Solarthermie in Vellmar - Osterberg Befragung zur Akzeptanz eines städtebaulichen Vertrages zum Klima- und Umweltschutz bei privaten Bauherren und Bewohnern

Zwischenbericht Ergebnisse der BewohnerInnen-Befragung

Kassel, März 2006

Andreas Stolberg Dörthe Krömker Universität

Berichtlegung durch Arbeitsgruppe Sozial- und Innovationspsychologie, Universität Kassel: Andreas Stolberg Dörthe Krömker

In Zusammenarbeit mit

Manfred Schaub (Energie 2000e.V., Energieagentur im Landkreis Kassel) im Rahmen des Programms IEE - Intelligente Energien in Europa: Key Issues for Renewable Heat in Europe (K4RES-H) Projekt-Nr.: E/E/04/240/S07.38607 Katja Mensing (weiterbildender Studiengang E + U)

Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Kontakt für Rückfragen:

Universität Kassel Institut für Psychologie, FB 07 Sozial- und Innovationspsychologie, Holländischestr. 36-38 34127 Kassel Tel.: 0561- 804 3907/ Fax: 0561- 804 3586 http://www.psychologie.uni-kassel.de/

Andreas Stolberg ([email protected]) Prof. Dr. Dörthe Krömker ([email protected])

Kontakt Kooperationspartner Energieagentur Dipl. Ing. Manfred Schaub Energie 2000 e.V., Energieagentur im Landkreis Kassel Raiffeisenweg 2 34466 fon: 05692 9873157 fax: 05692 9873220 mail: [email protected]

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 2 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Inhalt

ABBILDUNGSVERZEICHNIS 4

ZUSAMMENFASSUNG 5

1 HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG 8

2 KONZEPTIONELLER HINTERGRUND UND METHODE DER BEFRAGUNG 8 Konzeptioneller Hintergrund 8 Methode 8 Zielgruppe 9 Planung und Durchführung 9 Auswertung 9

3 ERGEBNISSE 10 3.1 Bauvorhaben und Soziodemografie 10 3.2 Der städtebauliche Vertrag: Bedeutung für die Standortwahl und zur Akzeptanz des Vertrages 10 Zur Bedeutung des städtebaulichen Vertrages für die Standortwahl 10 Zur Akzeptanz des städtebaulichen Vertrags 11 Zwischenfazit 12 3.3 Allgemeine Einstellungen zum Umwelt- und Klimaschutz beim Bauen und Wohnen 13 Worauf wurde beim Bauen besonderer Wert gelegt? 13 Einstellungen zur Wirksamkeit baulicher Maßnahmen für den Umweltschutz 13 Zwischenfazit 14 3.4 Die installierten Solaranlagen und ihre Akzeptanz 14 Die installierten Solaranlagen 14 Gründe für den Einbau einer Solaranlage 15 Akzeptanz der Solaranlagen 16 Ausmaß der realisierten Solaranlagen im Vergleich zwischen privaten und nicht privaten Bauherren 16 Zwischenfazit 17 3.5 Spezifische Einstellungen zur Solaranlage und soziale Normen 17 Einstellungen zu gestalterische und ästhetische Einflüsse der Solaranlage 17 Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnis 18 Soziale Normen 18 Zwischenfazit 18 3.6 Information und Energieberatung 19 Allgemeines Informationsverhalten 19 Energieberatung - allgemein 19 Energieberatung - deren Kosten die Stadt Vellmar übernommen hat 20 Zwischenfazit 20 3.7 Modell zur Erklärung der Akzeptanz 21 3.8 Anreize zur Unterstützung und Steigerung der Akzeptanz von Umwelt- und Klimaschutzprojekten beim Bauen 22

4 FAZIT 23

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 3 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bauvorhaben in Vellmar-Osterberg 10 Abbildung 2: Gründe für die Standortwahl 11 Abbildung 3: Einstellungen zum städtebaulichen Vertrag 11 Abbildung 4: Akzeptanz des städtebaulichen Vertrages 12 Abbildung 5: Wichtige Aspekte beim Bauen und Wohnen 13 Abbildung 6: Einstellung zur Wirksamkeit baulicher 14 Abbildung 7: Die installierten Anlangen 15 Abbildung 8: Gründe für den Einbau einer Solaranlage 15 Abbildung 9: Akzeptanz der Solaranlage 16 Abbildung 10: Realisierte Solaranlagen im Vergleich privater und anderer Bauherren 16 Abbildung 11: Einstellungen zur Solaranlage 17 Abbildung 12: Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses 18 Abbildung 13: Soziale Normen 18 Abbildung 14: Beratungsverhalten 19 Abbildung 15: Beurteilung der Energieberatung 20 Abbildung 16: Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Solaranlagen 21 Abbildung 17: Anreize zur Steigerung der Akzeptanz 22

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 4 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Zusammenfassung

Vorbemerkung

Alle im Zwischenbericht wiedergegebenen Angaben (Prozentwerte, Mittelwerte, etc.) beziehen sich ausschließlich auf die mit der Befragung erreichten Haushalte und nicht auf die Gesamtheit der realisierten Bauvorhaben in Osterberg Vellmar.

Soziodemografie und Bauvorhaben: ¾ Fast alle Bauvorhaben sind abgeschlossen; bei den Objekten handelt es sich mehr- heitlich um Wohneigentum. ¾ In Vellmar - Osterberg haben überwiegend Familien gebaut.

Der städtebauliche Vertrag: ¾ Der städtebauliche Vertrag hat im Vergleich zu anderen Gründen bei der Mehrheit der Befragten keine maßgebliche Rolle bei der Standortwahl gespielt. „Klassische“ Gründe werden als wichtiger für die Standortwahl beurteilt, etwa: Nähe zu Geschäften, Arbeitsplatz und Familie; Nähe zur Natur; geringe Lärmbelästi- gung; Verkehrsanbindung; Merkmale des Grundstücks wie Preis und Größe. ¾ Für ein Drittel der Befragten war der Vertrag dennoch ein zentrales Argument in Vellmar - Osterberg zu bauen. ¾ Der städtebauliche Vertrag hat die Standortwahl der Befragten in Vellmar - Osterberg zu bauen oder Wohneigentum zu erwerben nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil, der Vertrag wird angenommen und akzeptiert: Möglichkeiten, die Vertragspflichten zu umgehen, wurden kaum in Betracht gezogen. Vorteile die Strafe zu zahlen, wurden nicht gesehen. ¾ Zwischen Akzeptanz und Realisierung einer Solaranlage besteht ein Zusammen- hang: Befragte, die letztlich eine Solaranlage installiert haben, beurteilen den Vertrag insgesamt deutlich positiver.

Allgemeine Einstellungen zum Klima- und Umweltschutz beim Bauen und Wohnen: ¾ Bei der Realisierung der Bauvorhaben wurde auf „klassische“ und „umweltschutzre- levante“ Aspekte gleichermaßen besonderer Wert gelegt: Klassische Aspekte: Kostengünstiges Bauen; Ausstattung mit Terrasse/Balkon und Garage; geringe Energiekosten; Umweltschutzrelevante Aspekte: Nutzung von Solarenergie und Regenwasser; Ver- wendung umweltschonender Baustoffe. ¾ Die Umsetzung von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz, wie die Nutzung von Solarenergie und Regenwasser oder die Verwendung umweltschonender Baustoffe werden von einem überwiegenden Teil der Befragten als wirksame bauliche Maß- nahmen für den Umwelt- und Klimaschutz angesehen.

Die installierten Solaranlagen und ihre Akzeptanz: ¾ Nach Angaben der BefragungsteilnerhmerInnen wurde in 86% der von den Befra- gungsteilnehmerinnen bewohnten Gebäude wurde eine Solaranlage installiert. Wer- den nur die privaten Bauherren berücksichtigt, liegt der Anteil sogar bei 98%. Damit ist ein Teilziel des städtebaulichen Vertrags – die Umsetzung ökologischer Technolo- gien zu fördern – erreicht.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 5 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

¾ Die Solaranlagen stoßen bei den BewohnerInnen in Vellmar - Osterberg insgesamt auf eine hohe Akzeptanz. ¾ Die installierten Anlagen sind nach Angaben der Befragten in 89% der Fälle allein für die Warmwasserbereitung ausgelegt. Eine Nutzung für Warmwasserbereitung und Beheizung liegt lediglich in 11% der Anlagen vor. Die Gesamtdurchsetzungsrate wird durch städtische Mitarbeiter überprüft.

Spezifische Einstellungen zur Solaranlage und soziale Normen ¾ Die Einstellungen zu den realisierten Solaranlagen sind sehr positiv: Das Preis- Leistungsverhältnis wird als gut angesehen. Negative planerische oder gestalterische Einflüsse auf die Umsetzung der Bauvorhaben gab es durch den Einbau der Anlagen nicht. ¾ Das für die Befragten jeweils wichtige soziale Umfeld begrüßt die Installation einer Solaranlage.

Information und Beratung ¾ 71% der befragten Haushalte haben sich im Prozess der Planung über Energiespar- maßnahmen und Solarenergie informiert; mehrheitlich durch Verbraucherbroschüren und Internet ¾ 42% der befragten Haushalte, die eine Anlage installiert haben, haben sich allgemein zum Thema Energiesparmaßnahmen und Solarthermie beraten lassen, insbesondere durch Architekten, Energieberater und Handwerker. Die Beratungsleistungen dieser Akteure werden durchgängig positiv beurteilt ¾ 20% der befragten Haushalte haben sich durch eine von der Stadt Vellmar finanzierte Energieberatung beraten lassen. Diese Beratungsleistungen werden ebenfalls positiv bewertet. Die positive Beurteilung dieser Beratung hängt mit der Akzeptanz der So- laranlagen sowie mit spezifischen Einstellungen zu den Solaranlagen positiv zusam- men.

Faktoren, welche die Akzeptanz der Solaranlagen erklären und erhöhen ¾ Vorgaben zum Umwelt- und Klimaschutz sind wichtig für die Standortwahl: Personen (Haushalte), für die der städtebauliche Vertrag ein wichtiger Grund der Standortwahl waren, haben eine höhere Akzeptanz der Solaranlagen. ¾ Akzeptanz des städtebaulichen Vertrags: Personen (Haushalte), die gegenüber dem städtebaulichen Vertrag eine positive Einstellung haben, weisen ebenfalls eine höhe- re Akzeptanz der Anlagen auf. ¾ Umweltschutz als Einbaumotiv: Ferner weisen Personen (Haushalte) eine höhere Akzeptanz der Solaranlagen auf, die mit dem Einbau einen Beitrag zum Umwelt- schutz leisten wollen, Vorbild für andere sein wollen und die in ihrem Bauvorhaben eine neue Technik anwenden wollen. ¾ Einstellung zum Preisleistungsverhältnis: Zudem zeigen Personen (Haushalte), die die das Preis-Leistungsverhältnis als gut beurteilen, eine höhere Akzeptanz. ¾ Einstellung zu ästhetischen und planerischen Einflüssen: Ferner steigt die Akzeptanz einer Solaranlage, wenn diese nicht als Einschränkung planerischer und gestalteri- scher Möglichkeiten beim Hausbau angesehen wurde, und wenn sich die Personen nicht durch die Technik im Haus beeinträchtigt fühlten.

Anreize zur Steigerung der Akzeptanz eines städtebaulichen Vertrages und von Solaranlagen ¾ Für die Befragten in Vellmar – Osterberg stehen hier weitere finanzielle Anreize im Vordergrund: niedrigere Grundstückspreise; das befristete Erlassen der Grundsteuer.

Zur Rolle des städtebaulichen Vertrages Der städtebauliche Vertrag hat zwar für die Standortwahl keine bedeutsame Rolle gespielt. Für den Einbau einer Solaranlage aber war dieser Vertrag einer der wichtigen Gründe. Ins- gesamt wird der Vertrag durchaus positiv aufgenommen. Die positive Beurteilung oder die

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 6 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Akzeptanz eines solchen Vertrages wirkt sich positiv auf die Akzeptanz der eingebauten An- lagen aus. In zukünftigen Projekten ließe sich ggf. durch flankierende finanzielle Anreize die Akzeptanz eines solchen Vertrages erhöhen. Möglicherweise ließe sich auch der Einbau umfassenderer Anlagen hierdurch anregen.

Zur Rolle der Beratung Allen an den Bauvorhaben in Vellmar – Osterberg beteiligten beratenden Akteuren wird eine gute Beratungsleistung attestiert. Deutliche Effekte der Beratung lassen sich für die von der Stadt selbst finanzierte Beratung feststellen. Diejenigen, die eine entsprechende Beratung in Anspruch genommen haben und diese positiv beurteilen, haben eine positivere Einstellung zu der eingebauten Solaranlage und akzeptieren diese in einem größeren Maße.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 7 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

1 Hintergrund und Zielsetzung Ziel der Stadt Vellmar war es in dem Baugebiet “Auf dem Osterberg” durch den Einsatz er- neuerbarer Energien (Solarthermie) sowie von Wasserspartechniken (Regenwassernutzung) einen Beitrag zur nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung zu realisieren. Dafür wurde mit Grundstückserwerbern und Bauherren ein „Städtebaulicher Vertrag für klima- und umwelt- schonendes Bauen“ abgeschlossen. Aus dem Vertrag ergab sich für die Grundstückserwer- ber (private und kommerzielle Bauträger) eine Verpflichtung zur Errichtung von Solar- und Regenwassernutzungsanlagen. Vor diesem Hintergrund war das Ziel der BewohnerInnen - Befragung: ¾ die Bedeutung der städtebaulichen Verpflichtung für die Standortwahl zu untersuchen ¾ das Ausmaß der Akzeptanz für den städtebaulichen Vertrag und für den Einbau einer Solaranlage zu erfassen ¾ und Faktoren zu analysieren, welche die Akzeptanz begünstigen.

Die gewonnenen Erkenntnisse dienen zur Ableitung für Handlungsempfehlungen in einem Handbuch zum kommunalen Klimaschutz.

2 Konzeptioneller Hintergrund und Methode der Befragung

Konzeptioneller Hintergrund Der Einbau von Solar - und / oder Regenwasseranlagen ist eine Form umweltschonenden Handelns. Erkenntnisse darüber, wie umweltschonendes Handeln erklärt werden kann, fin- den sich in umweltpsychologischen Forschungsarbeiten. In zahlreichen Studien erweisen sich (soziale und personale) Normen, allgemeine und spezifischen Einstellungen zu umwelt- schonenden Handlungen und Maßnahmen sowie Erwartungen über deren Wirksamkeit als bedeutsame Einflussfaktoren für die Akzeptanz von Umweltschutztechnologien und umwelt- schützenden Handlungen. Diese Faktoren werden daher auch in dieser Befragung erfasst. In Anlehnung an erfolgreiche Konzepte der Wirtschafts- und Innovationspsychologie werden spezifische Einstellungen zur Solaranlage im Sinne ihrer Nutzerfreundlichkeit erhoben. Die Akzeptanz von Solaranlagen wird im Sinne des Konzeptes der Kundenbindung ermittelt.

Methode Die Befragung erfolgte mit Hilfe eines vollstandardisierten Interviews, das von der Arbeits- gruppe Sozial- und Innovationspsychologie der Universität Kassel in enger Zusammenarbeit mit Energie 2000 e.V. (Herr Schaub) und Frau Mensing (E+U) entwickelt wurde. Die Befra- gung wurde sowohl als Interview als auch als „Paper & Pencil-“ Befragung durchgeführt, um einen hohen Rücklauf zu ermöglichen. Die Befragten konnten die Art der Befragung frei auswählen. Das Interview und/oder die Bearbeitung des Fragebogens nahm im Mittel 20-25 Minuten in Anspruch.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 8 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Zielgruppe Zielgruppen der Untersuchung waren (bisher) alle privaten Bauherren und BewohnerInnen in Vellmar-Osterberg, die Grundstück und Haus privat erworben haben oder als MieterInnen dort leben. Angeschrieben und angesprochen wurden alle Haushalte aus dieser Zielgruppe.

Planung und Durchführung der Befragung Die Befragung wurde in November und Dezember 2005 in Vellmar Osterberg durchgeführt. Insgesamt wurden ca. 120 Haushalte persönlich (face to face) angesprochen. Fragebogen mit frankierten Rückumschlägen wurden an solche Haushalte verteilt, in denen nach zwei Versuchen niemand angetroffen wurde. Unterstützt wurde die Befragung durch eine Schü- lergruppe der Ahnatalschule.

Auswertung Mit 64 bearbeiteten Interviews / Fragebögen beträgt die Rücklaufquote ca. 50% und kann als gut bezeichnet werden. Sie entspricht in etwa Rücklaufquoten, die bei ähnlichen Befragun- gen in der Bevölkerung in der Regel erzielt werden. Die Auswertung erfolgt quantitativ. Ne- ben deskriptiven Statistiken (Mittelwert [M]; Standardabweichung [SD], Prozentwerte) wer- den Mittelwertvergleiche sowie Regressionsanalysen dann eingesetzt, wenn die Vorrausset- zungen für diese Verfahren und eine ausreichende Gruppenbesetzung gegeben waren.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 9 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

3 Ergebnisse

3.1 Bauvorhaben und Soziodemografie1

Nach Angaben der Befragten sind 94% der Bauvorhaben abgeschlossen, rund 6% der Bau- vorhaben befinden sich in der Umsetzungsphase. Die Mehrzahl der Bauvorhaben (86%) Die Bauvorhaben und Soziodemografie befragung vellmar osterberg (2006) wurden in privater Bauträgerschaft - In welcher Eingenschaft leben Sie in dem Wohngebiet am Osterberg ? entweder mit Architekten oder schlüssel- Angaben in Prozent 2% 5% fertig - errichtet. Ein Viertel der Befrag- 25% 37% ten hat ihr Wohneigentum von einem Bauträger erworben und 5% leben zur Miete.

31%

private Bauherrenschaft - Haus mit Architekt errichtet private Bauherrenschaft schlüsselfertig errichtet Haus und Grundstück von Bauträger erworben Haus und Grundstück privat erworben Mieter Abbildung 1: Bauvorhaben in Vellmar-

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In rund 82% der befragten Haushalte leben mehr als 2 Personen. Mehrheitlich, d.h. zu 55%, handelt es sich hierbei um Familien mit ein bis zwei Kindern unter 14 Jahren. In 11% der Haushalte leben Familien mit mehr als zwei Kindern.2

3.2 Der städtebauliche Vertrag: Bedeutung für die Standortwahl und zur Akzeptanz des Vertrages

Mit dem „Städtebaulichen Vertrag für klima- und umweltschonendes Bauen“ will die Stadt Vellmar einen Beitrag zur nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung leisten. Vor diesem Hin- tergrund wurde nach der Bedeutung dieses Vertrages für die Standortwahl und nach der Akzeptanz des Vertrages gefragt.

Zur Bedeutung des städtebaulichen Vertrages für die Standortwahl Wichtige Gründe für die Auswahl des Baustandortes waren vor allem die logistischen Vortei- le des Standortes Vellmar-Osterberg, d.h. die Nähe zu Geschäften, Arbeitsplatz, Schule und Familie. Daneben wurden Aspekte der Wohnqualität und der Erholung (Nähe zur Natur, ge- ringe Lärmbelästigung) als wichtige Gründe angegeben. Etwa gleich wichtig waren Merkma- le des Grundstücks (Preis, Größe) sowie die Verkehrsanbindung. Für einen großen Teil der Befragten hat der städtebauliche Vertrag bei der Standortwahl keine dominierende Rolle

1 Anmerkung: Fragen zur Soziodemografie konnten aus ökonomischen Gründen (Fragebogenlänge) nur in einem minimalen Umfang gestellt werden. 2 Inwieweit diese Zusammensetzung dem bundesdeutschen Durchschnitt entspricht wurde nicht geprüft. Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 10 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg gespielt. Gleichwohl zeigt die Befragung, dass für rund 30% der Befragten diese Vorgaben ein wichtiger oder sehr wichtiger Grund für die Wahl des Standortes Vellmar-Osterberg wa- ren.

Wichtige Aspekte für das Bauen und Wohnen befragung vellmar osterberg (2006) Warum haben Sie sich für das Bauen / Wohnen am Osterberg entschieden? Angaben in Prozent 0 102030405060708090100 Die gute Lage (Nähe zu Geschäften, Schule, 1, 8 7,3 32,7 54,5 Arbeitsplatz, Familie, etc.)

Der Preis des Grundstücks 1, 8 5,5 34,5 36,4 12 , 7

Geringe Belästigung durch Verkehrslärm 1, 83,6 9,1 40 41,8

Die Größe des Grundstücks 3,6 7,3 30,9 29,1 25,5

Die Vorgaben zum Klima-/Umw eltschutz 14 , 5 25,5 27,3 24 3,6

Die öffentliche Verkehrsanbindung 1, 8 16 , 4 10 , 9 32,7 32,7

Die Landschaft und Natur in der Nähe 1,1, 8 8 12 , 7 40 38,2

sehr unwichtig eher unwichtig weder noch eher wichtig sehr wichtig

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T Abbildung 2: Gründe für die Standortwahl

Zur Akzeptanz des städtebaulichen Vertrags Um die Akzeptanz des städtebaulichen Vertrages erfassen zu können, wurde nach den Ein- stellungen gefragt, die vertraglichen Verpflichtungen zu umgehen oder zu vermeiden. Ferner wurde erhoben, ob sich die vertraglichen Verpflichtungen abschreckend auf das Vorhaben, in Osterberg zu bauen, ausgewirkt haben.

Die installierte Anlage – Akzeptanz des Vertrages 1 befragung vellmar osterberg (2006) Wie der nebenstehenden Abbil- Einstellungen zum dung zu entnehmen ist, wurden städtebaulichen Vertrag Angaben in Prozent Möglichkeiten, die Vertragspflicht 0 102030405060708090100 zu umgehen, überwiegend nicht in Als ich von der Anlagenpflicht gehört habe, hat 32,8 10,9 26,6 18,8 4,7 mich das abgeschreckt. (M=2.5; SD=1.3) Betracht gezogen. Der Aussage

Ich habe überlegt, wie ich die Anlage umgehen 51,6 18,8 15,6 3,14,7 „die Strafe zu zahlen hat mehr kann. (M=1.8; SD=1.1) Vorteile als die Anlage zu installie- Die Strafe zu zahlen hat mehr Vorteile als die 34,4 29,7 17,2 10,93,1 Anlage zu installieren (M=2.1; SD=1.1) ren“ wird ebenso kaum bis gar

stimmt gar nicht stimmt kaum w eder noch nicht zugestimmt. Insgesamt kann stimmt eher stimmt genau die Akzeptanz des städtebauli-

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L V E R S I T Ä T chen Vertrages als hoch an

Abbildung 3: Einstellungen zum städtebaulichen Vertrag gesehen werden.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 11 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Diejenigen Befragten, die eine

befragung vellmar osterberg (2006) Solaranlage eingebaut haben, Einstellungen zum zeichnen sich im Vergleich zu städtebaulichen Vertrag im Vergleich zwischen Haushalten mit und ohne jenen, die keine Anlage installiert Solaranlage stimmt Mittelwerte stimmt weder noch haben durch eine deutlich höhere gar nicht ganz genau

12345Akzeptanz des städtebaulichen Vertrages aus. Sie stimmen den Solaranlage installiert 2,2 negativen Aussagen zum Städte- baulichen Vertrag signifikant we- Solaranlage nicht 3,3 installiert * 3 niger zu (T59 = -5.75; p<.001) . Wer eine Anlage installiert hat

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T akzeptiert den Vertrag in höherem Abbildung 4: Akzeptanz des städtebaulichen Vertrages Maße. in Haushalten mit und ohne Solaranlage

Auf die Bedeutung des städtebaulichen Vertrages für den Einbau und die Akzeptanz der installierten Anlagen wird später detaillierter eingegangen (s. Kapitel 3.4).

Zwischenfazit Insgesamt kann festgehalten werden: ¾ Für ein Drittel der Befragten war der städtebauliche Vertrag ein zentrales Argument in Vellmar - Osterberg zu bauen. Bei der Mehrheit der Befragten hat der städtebauliche Vertrag, im Vergleich zu anderen Motiven und Gründen, keine maßgebliche Rolle bei der Standortwahl gespielt. Mehrheitlich werden „klassische“ Gründe als wichtiger für die Entscheidung beurteilt. ¾ Allerdings hat der städtebauliche Vertrag die Entscheidungen der Befragten, in Vell- mar - Osterberg zu bauen oder Wohneigentum zu erwerben, auch nicht negativ be- einflusst. Im Gegenteil, der Vertrag wird angenommen und akzeptiert: Möglichkeiten der Vertragspflicht nicht nachzukommen wurden kaum in Betracht gezogen und Vor- teile, die Strafe zu zahlen, wurden nicht gesehen. Dabei waren die finanziellen Sank- tionen bei Missachtung der Vertragspflicht in moderater Höhe angesetzt. ¾ Befragte, die letztlich eine Solaranlage installiert haben, beurteilen den Vertrag ins- gesamt deutlich positiver.

3 Berechnet wurden Mittelwertvergleiche mittels T-Test. Geprüft wird damit, ob Unterschiede bei den Antworten auf die Fragen zum städtebaulichen Vertrag zwischen Befragten, die eine Anlage installiert haben und solchen, die keine Anlage installiert haben, auf zufälligen Schwankungen beruhen oder systematisch variieren. Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 12 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

3.3 Allgemeine Einstellungen zum Umwelt- und Klimaschutz beim Bauen und Wohnen

Worauf wurde beim Bauen besonders Wert gelegt? Hier interessiert u.a. die Frage danach, welche Bedeutung dem Umwelt- und Klimaschutz bei der konkreten Umsetzung der Bauvorhaben beigemessen wurde. Es zeigt sich, dass die Befragten besonderen Wert auf die „Ausstattung mit Balkon/Terrasse und Garage/Carport“ sowie auf „geringe Energiekosten“ gelegt haben. Weitere wichtige As- pekte des Bauens sind die kostengünstige Umsetzung des Bauvorhabens, die Verwendung umweltverträglicher Baustoffe, die Nutzung von Solarenergie und Regenwasser (auf diese Aspekte wird in etwa gleichem Maße Wert gelegt). Demgegenüber weniger Wert wurde auf „Sonnenschutzeinrichtungen“, „das Aussehen des Hauses“, auf „Komfort durch verarbeitete Materialen“ und „die Größe des Gartens“ gelegt.

Wichtige Aspekte für das Bauen und Wohnen befragung vellmar osterberg (2006)

Was ist Ihnen beim Bauen und Wohnen besonders wichtig? Angaben in Prozent Ich lege Wert … 0 102030405060708090100 auf die Ausstattung; z.B. Balkon/terasse, Garage/Carport 1,4,7 6 35,9 56,3 (M =4.5; SD=.67)

auf kostengünstiges Bauen (M =4; SD=1)1, 66,3 17, 2 39,1 34,4

auf hohen Komfort durch edle und qualitativ hochwertige 4,77,8 25 46,9 12 , 5 M aterialien (M =3.5; SD=.99) darauf, dass das Haus nach Außen gut aussieht (M =3.7; 3,17,8 25 45,3 17, 2 SD=.97)

auf geringe Energiekosten (M =4.5; SD=.97)1,3,1 6 39,1 54,7

auf die Verwendung umweltverträglicher Baustoffe (M =4.1; 3,2 17, 2 46,9 29,7 SD=.79)

auf einen großen Garten (M =2.9; SD=1.2) 10 , 9 23,4 34,4 18 , 8 10 , 9

auf Verschattungseinrichtungen; z.B. Rollläden, M arkisen 3,1 14 , 1 10 , 9 42,2 28,1 (M =3.8; SD=1.1) auf die Nutzung von Solarenergie und Regenwasser (M =4.2; 4,7 14 , 1 39,1 42,2 SD=.85) stimmt gar nicht stimmt kaum weder no ch stimmt kaum stimmt ganz genau

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Abbildung 5: Wichtige Aspekte beim Bauen und Wohnen

Einstellungen zur Wirksamkeit baulicher Maßnahmen für den Umweltschutz Aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass die wahrgenommene Wirksamkeit einzelner Maßnahmen deren Umsetzung und Bewertung beeinflusst. Deshalb wurde auch in dieser Studie nach Einstellungen zur Wirksamkeit spezifischer baulicher Maß- nahmen für den Umweltschutz gefragt.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 13 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Einstellungen zum Umwelt- und Klimaschutz befragung vellmar osterberg (2006) Insgesamt werden die verschie- Können Sie beim Bauen wirksam zum Umwelt- und denen Maßnahmen (Nutzung von Klimaschutz beitragen? Angaben in Prozent Regenwasser, Einsatz energie- Ich trage beim Bauen und Wohnen wirksam zum Klimaschutz bei … 0 102030405060708090100 sparender Technologien, und

wenn ich ernergiesparende 1,6 34,4 64,1 Verwendung umweltverträglicher Technik einbaue (M=4.6; SD=.52) Baumaterialien) als wirksame wenn ich umweltverträgliche 9,7 33,9 56,5 Baumaterialien einsetze Umwelt- und Klimaschutzmaß- (M=4.5; SD=.67) nahmen angesehen. wenn ich Regenwasser 1,66,3 4,7 28,1 59,4 nutze (M=4.4; SD=.95)

stimmt gar nicht stimmt kaum weder noch stimmt eher stimmt genau

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T Abbildung 6: Einstellung zur Wirksamkeit baulicher Maßnahmen für den Umweltschutz

Zwischenfazit

¾ Bei der Realisierung der Bauvorhaben wurde auf „klassische“ und „umweltschutzre- levante“ Aspekte gleichermaßen besonderer Wert gelegt. ¾ Die Umsetzung von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz, wie die Nutzung von Solarenergie und Regenwasser oder die Verwendung umweltschonender Baustoffe werden von einem überwiegenden Teil der Befragten als wirksame bauliche Maß- nahmen für den Umwelt- und Klimaschutz angesehen.

3.4 Die installierten Solaranlagen und ihre Akzeptanz

Die installierten Solaranlagen Der Verpflichtung zur Errichtung einer Solar- und/oder Regenwassernutzungsanlage wurde in Osterberg - Vellmar in breitem Umfang nachgekommen. Von den Haushalten, die an der Befragung teilgenommen haben, geben rund 86% an eine Solaranlage installiert zu haben.

Nach eigenen Angaben wurden die Solaranlagen zu einem überwiegenden Teil für die Warmwasserbereitung konzipiert. Im Hinblick auf die Dimensionierung der installierten Anla- gen zeigt die Befragung, dass bei 35% für die Warmwasserbereitung die Heizung einge- schaltet werden musste, weil die Solarwärme nicht ausgereicht hat. Bei 9% der Befragten ist für diesen Fall eine automatische Regelung installiert, sie können insofern keine verlässli- chen Angaben zur Effektivität der Anlage machen. 40% der Befragten geben keine Auskunft.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 14 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Die installierte Anlage befragung vellmar osterberg (2006) Eine gleichzeitige Nut- zung für Warm- wasserbereitung und Wurde eine Solaranlage eingebaut ? Angaben in Prozent Ihre Solaranlage dient ... ? Heizung liegt bei 11% Angaben in Prozent der Gebäude mit Solar- anlage vor. Solaranlage: nein Solaranlage: ja 12,7% 86%

nur Warmwasser- bereitung Warmwasser- 89,1% bereitung und Heizung 10,9%

Abbildung 7: Die instal- IfP datenpunkt.de INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L lierten Anlangen ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T

Bei 75% der realisierten Anlagen wurde die Förderung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Anspruch genommen.

Gründe für den Einbau einer Solaranlage Ein Interesse der Studie gilt der Frage nach den Gründen für den Einbau einer Solaranlage.

Als wichtigste Gründe ge- Vorerfahrung und Gründe für den Einbau befragung vellmar osterberg (2006) ben die Befragten an, der Was war Ihnen beim Einbau der städtebaulichen Verpflich- Solaranalage wichtig? Angaben in Prozent tung nachkommen zu wol- 0 102030405060708090100 der Vertragspflicht nachzukommen len und mit der Anlage ei- 7,7 9,6 11, 5 44,2 26,9 (M=3.7; SD=1.2) die Dinge ganau so zu machen wie die nen Beitrag zum Umwelt- 49 17, 6 27,5 3,92 anderen (M=1.9; SD=1.1) die Solaranlage so billig wie möglich zu halten 11, 8 17 , 6 31,4 29,4 9,8 schutz leisten zu wollen. (M=3.1; SD=1.2) einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten 1, 9 11, 5 48,1 38,5 Ferner wird auch der (M=4.2; SD=.7)

ein Vorbild für andere zu sein (M=3.3; SD=1.3) 9,8 21,6 19 , 6 29,4 19 , 6 Wunsch „eine neue Tech-

eine neue Technik anzuwenden (M=3.5; 10 10 24 32 24 nologie anzuwenden“ und SD=1.2)

sehr unw ichtig eher unw ichtig weder noch „Vorbild für andere sein“ als eher w ichtig sehr w ichtig wichtig für den Einbau einer

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L V E R S I T Ä T Solaranlage eingestuft.

Abbildung 8: Gründe für den Einbau einer Solaranlage

Mit 86% hat die Mehrheit der Befragten keine Erfahrungen mit Solaranlagen.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 15 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Akzeptanz der Solaranlagen Die Akzeptanz der Solaranlagen wurde in Anlehnung an die in der Marktforschung bekann- ten Konzepte der Kundenbindung erfasst (vgl. Gremmler et al., 2001). Gefragt wurde nach Weiterempfehlung, Wiederholung der Einbauentscheidung und nach emotionalen Aspekten der Einbauentscheidung. Nach eigenen Angaben würden die Die instalierte Anlage befragung vellmar osterberg (2006) befragten Haushalte in Vellmar- Akzeptanz der Solaranlage Osterberg immer wieder eine Solar- Mittelwerte anlage einbauen. Sie würden eine stimmt stimmt gar nicht weder noch ganz genau solche Anlage ebenso Freunden wei- 12345 terempfehlen. Auch lehnen die Be- Ich w ürde immer w ieder eine Solaranlage einbauen 4,1

Ich w ürde die Solarthermie einem guten Freund 4,2 fragten die Möglichkeit in nächster w eiter empfehlen.

Ich möchte in den nächsten Jahren w eitere 3 Zeit weitere ökologische Technolo- ökologische Technologien verw irklichen.

Es gibt mir ein gutes Gefühl, Klima- und 4,2 gien zu verwirklichen nicht grund- Umw eltschutz zu praktizieren. sätzlich ab. Insgesamt lassen diese Skala (SD=.80) 3,9 Befunde den Schluss zu, dass die

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L eingebauten Solaranlagen auf eine ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T hohe Akzeptanz bei den NutzerInnen Abbildung 9: Akzeptanz der Solaranlage stoßen.

Ausmaß der realisierten Solaranlagen im Vergleich zwischen privaten und nicht privaten Bauherren Werden die Befragten danach differenziert, ob sie das Bauvorhaben privat (mit einem Archi- tekten oder schlüsselfertig) errichtet haben oder von einem anderen Bauträger (gewerblich oder privat) erworben haben oder zur Miete wohnen, verschiebt sich der Anteil der realisier- ten Solaranlagen deutlich.

Die installierte Anlage befragung vellmar osterberg (2006) Es zeigt sich, dass in nahezu

Realisierte Solaranlagen im Vergleich 100% der privat errichteten Bau- privater Bauherren und anderer Bauträger vorhaben eine Solaranlage instal- Angaben in Prozent

0 20406080100 liert ist. Rund 60% der befragten

prozentualer Anteil Haushalte, die Wohneigentum der Solaranlagen in Bauvorhaben in 98 private gewerblich oder privat erworben Bauherrenschaft haben, oder zur Miete wohnen

prozentualer Anteil der Solaranlagen in geben an, dass eine Solaranala- 63 Bauvorhaben anderer Bauträger ge installiert wurde.

Abbildung 10: Realisierte Solaran-

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE lagen im Vergleich privater und U N I K A S S E L V E R S I T Ä T anderer Bauherren

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 16 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Zwischenfazit

¾ Bei einem überwiegenden Teil der Bauvorhaben (86%) wurde eine Solaranlage in- stalliert. Vor dem Hintergrund einer moderaten Sanktionspolitik, kann das Ausmaß der Realisierung insgesamt als gut bezeichnet werden. Damit ist ein Ziel des städte- baulichen Vertrags – die Umsetzung ökologischer Technologien zu befördern – er- reicht. Positiver fällt das Bild aus, wenn lediglich die privaten errichteten Bauvorhaben betrachtet werden: hier wurde in 98% der Fälle eine Solaranlage installiert. ¾ Die wichtigsten Gründe oder Motive für die Realisierung einer Solaranlage sind: der Wunsch, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und die Erfüllung der Vertrags- pflicht. ¾ Allerdings sind die installierten Solaranlagen in 89% der Fälle allein für die Warm- wasserbereitung ausgelegt. Eine Nutzung für Warmwasserbereitung und Beheizung liegt lediglich in 11% der Anlagen vor. ¾ Die Solaranlagen stoßen bei den BewohnerInnen in Vellmar - Osterberg insgesamt auf eine hohe Akzeptanz. Die Befragten würden erneut eine Solaranlage einbauen, guten Freunden den Einbau einer Solaranlage empfehlen.

3.5 Spezifische Einstellungen zur Solaranlage und soziale Normen

Als potentielle Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der installierten Solaranlagen wurde nach spezifischen Einstellungen zur Solaranlage, nach der Beurteilung des Preis- Leistungsverhältnisses sowie nach den Reaktionen des sozialen Umfeldes gefragt.

Einstellungen zu gestalterischen und ästhetischen Aspekten der Solaranlage Insgesamt sehen die Befragten die planerischen Gestaltungsmöglichkeiten und die Ästhetik ihres Hauses nicht durch die eingebaute Solaranlage beeinträchtigt.

Soziale Normen und Einstellungen befragung vellmar osterberg (2006) Ebenso wenig fühlen sie sich

Einstellungen durch die Technologie in ihrem zur gestalterischen Möglichkeiten und Haus beeinträchtigt. Ästhetik stimmt stimmt Mittelwerte gar nicht weder noch ganz genau 12345

Die Solaranlage hat die Gestaltung meines Hauses / 1,5 Entfaltungsmöglichkeiten des Architekten behindert

Anlage stört die Schönheit meines Hauses 1,6

Es stört mich die ganze Technik im Haus zu haben 1,4

Mir ist egal, wie mein Wasser warm wird 1,5

Skala (SD=.61) 1,5 Abbildung 11: Einstellungen zur IfP datenpunkt.de INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L Solaranlage ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 17 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses

Soziale Normen und Einstellungen befragung vellmar osterberg (2006) Das Preis-Leistungsverhältnis der installierten Solaranlagen Einstellungen zum Preisleistungsverhältnis wird im Durchschnitt als gut be- Mittelwerte stimmt stimmt weder noch gar nicht ganz genau urteilt. 12345 Ferner sehen sich die Befragten

Das Preis - Leistungsverhältnis ist 3,6 zukünftig eher unabhängig von klangfristig gut steigenden Energiepreisen.

Die Solaranlage macht mich unabhängiger 3,7 von steigenden Energiepreisen

Skala (SD=.80) 3,7

Abbildung 12: Beurteilung des IfP datenpunkt.de INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L Preis-Leistungsverhältnisses ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T

Soziale Normen

Im Sinne sozialer Normen Soziale Normen und Einstellungen befragung vellmar osterberg (2006) spielen für die Befragten Soziale Norm wichtige Menschen eine Rolle; Was haben Freunde und Bekannte gesagt? Mittelwerte stimmt die (wahrgenommenen) stimmt weder noch ganz genau gar nicht Erwartungen der Nachbarn 12345 nicht. Menschen, die mir wichtig sind Das für die Befragten wichtige begrüßen es, dass 3,8 ich Solarthermie eingebaut habe soziale Umfeld hat den Einbau

die Nachbarn der Solaranlage begrüßt. erwarten von mir, dass wir eine 2,1 Solaranlage installieren

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T Abbildung 13: Soziale Normen

Zwischenfazit

¾ Die Einstellungen zu den Solaranlagen sind positiv: Das Preis-Leistungsverhältnis wird als gut angesehen; planerische und gestalterische Probleme gab es durch den Einbau der Anlagen nicht. ¾ Das für die Befragten jeweils wichtige soziale Umfeld begrüßt die Installation einer Solaranlage. Hierin kann ein Hinweis auf die Wirksamkeit unterstützender sozialer Normen gesehen werden, die nicht nur den Einbau, sondern auch die Akzeptanz der Anlagen begünstigen.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 18 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

3.6 Information und Energieberatung

Allgemeines Informationsverhalten Im Hinblick auf das allgemeine Informationsverhalten wurde zunächst danach gefragt, ob sich die privaten Bauherren allgemein zu den Themen Energiesparmaßnahmen beim Bauen und zur Solarthermie informiert haben. Ferner wurden die bevorzugten Informationsquellen erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass sich 71% der Befragten zu den aufgeführten Themen Informati- onen eingeholt haben, vor allem über Informations- und Verbraucherbroschüren (60%), über das Internet (53%), über Zeitungsartikel (44%) sowie über von der Stadt Vellmar empfohlene Berater/ geförderte Beratung (36%).

Energieberatung - allgemein Eine Energieberatung allgemein zu den Themen Energiesparmaßnahmen beim Bauen und Solarthermie haben rund 42% der Befragten in Anspruch genommen. Dabei wurde vor allem auf die Kompetenzen von Architekten, von Energieberatern und Handwerkern zurückgegrif- fen (vgl. Abbildung 14). Die Beratungsleistung dieser Akteure wird im Mittel als positiv beur- teilt. Der überwiegende Teil der Befragten (72%) hat sich in der Planungsphase beraten lassen. Als zentrale Gründe für den Verzicht auf eine Beratung werden fehlende Zeit und die eigen- ständige ordnungsgemäße Ausführung der Installation durch Handwerker angegeben.

Information und Beratung befragung vellmar osterberg (2006)

Haben Sie sich allgemein zu Von wem haben Sie sich beraten Energiesparmaßnahmen und Solarthermie lassen ... beraten lassen ? Angaben in Prozent Angaben in Prozent vom Architekten 56% vom Energieberater 56% vom Handwerker 52% vom Bauträger 44% vom Bauunternehmer 37% vom Energieversorger 32%

vom Baustoffhändler keine Beratung Beraten lassen 30% 54,7% 42,2% vom Schornsteinfeger 30%

IfP datenpunkt.de INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T Abbildung 14: Beratungsverhalten

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 19 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Energieberatung – deren Kosten die Stadt Vellmar übernommen hat Die Stadt Vellmar hatte für die privaten Bauherren in Vellmar – Osterberg eine Übernahme der Kosten für eine Energieberatung – im städtebaulichen Vertrag - zugesagt. Von dieser Beratung haben rund 21% der Befragten Gebrauch gemacht. Gut 34% geben auf diese Frage keine Auskunft und 45% geben an, auf diese Beratung verzichtet zu haben. Diejenigen, die die Energieberatung der Stadt Vellmar in Anspruch genommen haben, beur- teilen diese positiv. Die positive Beurteilung der Beratung wirkt sich fördernd auf die Akzeptanz der Solaranlagen und ebenso auf die „ästhetischen Einstellungen“ hinsichtlich der Solaranlage aus. Die Solar- anlage wird nicht als Einschränkung planerischer und gestalterischer Möglichkeiten gesehen.

Energieberatung der Stadt Vellmar befragung vellmar osterberg (2006)

Beurteilung der Beratung - finanziert durch die Stadt Vellmar Mittelwerte stimmt nicht weder noch stimmt genau 12345 Die von der Stadt Vellmar mitfinanzierte Energieberatung ….

war verständlich und zufriedenstellend. 4,2

hat meine Einstellung zu Klima- und 3,1 Umweltschutz verändert.

hätte insgesamt ausführlicher sein müssen. 2,2

war überflüssig, weil ich vorher schon alles 1,6 wusste.

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L V E R S I T Ä T Abbildung 15: Beurteilung der Energieberatung der Stadt Vellmar

Als Gründe für den Verzicht auf die Energieberatung wird die anderweitige gute Beratung genannt (37.5%), die Übernahme der Umsetzung durch Architekten und Bauherren (29.2%) sowie fehlendes Wissen über die Möglichkeit zu dieser Beratung (29.2%).

Zwischenfazit

¾ 71% der befragten Haushalte haben sich im Prozess der Planung über Energiespar- maßnahmen und Solarenergie informiert; mehrheitlich durch Verbraucherbroschüren und durch das Internet. ¾ 42% haben sich allgemein zum Thema Energiesparmaßnahmen und Solarthermie beraten lassen; mehrheitlich durch Architekten, Energieberater und Handwerker;

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 20 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

die Beratungsleistungen werden positiv beurteilt. ¾ 20% haben sich durch eine von der Stadt Vellmar finanzierte Energieberatung bera- ten lassen; die Beratungsleistung wird ebenfalls positiv bewertet und hängt mit der Akzeptanz der Solaranlagen sowie mit Aspekten der Einstellung zu Solaranlagen po- sitiv zusammen.

3.7 Modell zur Erklärung der Akzeptanz

Um zu ermitteln, welche der bisher genannten Variablen (Einstellungen, Gründe für den Ein- bau, Akzeptanz des städtebaulichen Vertrages, etc.) einen bedeutsamen Einfluss auf die Akzeptanz von Solaranlangen haben, wurden Regressionsmodelle berechnet (vgl. Backhaus et. al, 2005).

Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigen, dass vor allem Aspekten der Nutzerfreund- lichkeit (Einstellungen zu ästhetischen und planerischen Einflüssen der Solaranlagen, Preis- leistungsverhältnis) und umweltschutzspezifischen Faktoren (Wichtigkeit des städtebaulichen Vertrags für die Standortwahl, positive Einstellungen zum Vertrag, umweltschutzspezifische Gründe für den Einbau) ein bedeutsamer Einfluss auf die Akzeptanz der realisierten Anlage zukommt. In Abbildung 17 wird ein Modell vorgestellt, mit dem insgesamt 68% der Antworten zu Akzep- tanz von Solaranlagen (vgl. Abbildung 8) erklärt werden können.

Erklärung der Akzeptanz befragung vellmar osterberg (2006)

Regressionsmodell:

Vorgaben zum Umwelt- und Klimaschutz wichtig für die Standortwahl .20* Umweltschutz als Einbaumotiv - .28* „Vorreiter im Umweltschutz“ sein wollen Akzeptanz Die positive Beurteilung des Preis - .23* der Leistungsverhältnisses Solaranlagen .21* r2=.68 Eine positive Einstellung zum städtebaulichen Vertrag -.35* Einstellung zu ästhetischen und planerischen Einflüssen

IfP INSTITUT für PSYCHOLOGIE datenpunkt.de U N I K A S S E L ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T Abbildung 16: Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Solaranlagen

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 21 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

Insgesamt erweisen sich für die Befragten in Vellmar-Osterberg folgende Einflussfaktoren als (signifikant) bedeutsam für die Akzeptanz der Solaranlagen:

¾ Vorgaben zum Umwelt- und Klimaschutz sind wichtig für die Standortwahl: Personen (Haushalte), die die Vorgaben zum Umwelt- und Klimaschutz als einen wichtigen Grund für die Wahl des Baustandortes angesehen haben, weisen eine höhere Akzep- tanz der Solaranlagen auf. ¾ Akzeptanz des städtebaulichen Vertrags: Personen (Haushalte), die gegenüber dem städtebaulichen Vertrag eine positive Einstellung haben, zeigen ebenfalls eine höhere Akzeptanz der Solaranlagen. ¾ Umweltschutz als Einbaumotiv: Ferner weisen diejenigen Personen (Haushalte) eine höhere Akzeptanz für die Solaranlagen auf, die mit dem Einbau einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen, die Vorbild für andere sein wollen und die in ihrem Bau- vorhaben eine neue Technik anwenden wollen. ¾ Einstellung zum Preisleistungsverhältnis: Zudem zeigen Personen (Haushalte), die die das Preis-Leistungsverhältnis als gut beurteilen, eine höhere Akzeptanz. ¾ Einstellung zu ästhetischen und planerischen Einflüssen: Ferner steigt die Akzeptanz für eine Solaranlage, wenn diese nicht als Einschränkung planerischer und gestalteri- scher Möglichkeiten beim Hausbau angesehen wurde, und wenn sich die Personen nicht durch die Technik im Haus beeinträchtigt fühlten.

3.8 Anreize zur Unterstützung und Steigerung der Akzeptanz von Umwelt- und Klimaschutzprojekten beim Bauen

Abschließend soll auf die Frage eingegangen werden, was aus der Sicht privater Bauherren zu einer weiteren Steigerung der Akzeptanz von Umwelt- und Klimaschutzprojekten beim Bauen führen kann. Energieberatung der Stadt Vellmar befragung vellmar osterberg (2006) Im Vordergrund stehen hier vor Welche Anreize können die Umsetzung von allem weitere finanzielle Anreize, Umwelt- und Klimaschutzprojekten - wie die Solarthermie am Osterberg - unterstützen? wie niedrigere Grundstückspreise Mittelwerte stimmt ganz stimmt gar weder noch genau nicht 12345 oder das befristete Erlassen der

wenn die Strafe bei Vertragsbruch höher wäre. 2,4 Grundsteuer. Eine Verschärfung

wenn ich ausführlichere Information und Öffentlich- 3 keitsarbeit im Vorfeld erhalten hätte. finanzieller Sanktionen wird da-

wenn dadurch die Grundstückspreise niedriger 4 gewesen wären. gegen als wenig unterstützend

wenn ich erweiterte Energieberatung während der 3 beurteilt. Bauphase erhalten hätte.

wenn mir für eine befristete Zeit die Grundsteuer 3,9 erlassen worden wäre.

Abbildung 17: Anreize zur Steige- IfP datenpunkt.de INSTITUT für PSYCHOLOGIE U N I K A S S E L rung der Akzeptanz ecoforschung evaluation methoden statistik V E R S I T Ä T

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 22 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

4 Fazit Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf den Aussagen von 50 % der BewohnerInnen des Wohngebietes. Das entspricht einer Rücklaufquote, die als gut bezeichnet werden kann. Denkbar ist es jedoch, dass eventuelle negative Stimmen auf diese Weise nicht berücksich- tigt werden konnten, da die BewohnerInnen nicht an der Befragung teilgenommen haben.

Insgesamt kann ein positives Gesamtfazit für die Akzeptanz einer nachhaltigen Bauleitpla- nung in Vellmar-Osterberg gezogen werden.

Insgesamt wurde in 86% der Bauvorhaben eine Solaranlage installiert. Mit 98% haben fast alle privaten Bauherren eine Solaranlage installiert, bei anderen Bauherren liegt der Anteil bei 60%. Damit haben insgesamt nur die Wenigsten von der Möglichkeit gebrauch gemacht, sich aus der vertraglichen Verpflichtung freizukaufen. Insoweit ist ein Ziel des städtebauli- chen Vertrags - die Umsetzung ökologischer Technologien zu fördern - erreicht. Dieser Schluss kann insbesondere für die privaten Bauherren gelten. Gleichwohl sind bei der Dimensionierung der Solaranlagen erst Teilziele erreicht. Zumeist sind die Anlagen nur für die Warmwasserbereitung ausgelegt. Anlagen, die zur Warmwas- serbereitung und Beheizung genutzt werden, wurden nur in wenigen Bauvorhaben realisiert.

Allerdings ist die Akzeptanz der installierten Anlagen insgesamt bemerkenswert hoch: Die Befragten würden ihre Entscheidung, eine Anlage einzubauen, wiederholen. Sie würden gu- ten Freunden ebenso zum Einbau einer Solaranlage raten.

Bemerkenswert ist ferner, dass durch die erfolgreiche Einführung von Solarthermie und Re- genwassernutzung ein „Fuß in die Tür“ für andere umweltschonende Technologien gesetzt werden konnte. Die Befragten signalisieren eine vorsichtige Offenheit für weitere Maßnah- men.

Deutlich wird, dass die Nutzung der alternativen Techniken nicht ausschließlich und vordring- lich aus eigener Motivation erfolgt. Einer der zentralen Gründe für deren Einbau ist die ver- tragliche Verpflichtung. Dem Steuerungs-Instrument „nachhaltige Bauleitplanung“ kommt von daher eine maßgebliche und in diesem Fall erfolgreiche Rolle zu. Der Erfolg in Osterberg-Vellmar beruht vor allem darauf, dass drei Bedingungen erfüllt sind: (a) Zum einen werden die Eigenschaften der Solaranlage selbst positiv beurteilt, sie stört z.B. nicht das Aussehen des Hauses und das Preis-Leistungsverhältnis wird als gut angesehen. (b) Zum anderen liegt eine generell hohe Bereitschaft vor, einen Beitrag zum Umwelt- schutz zu leisten.

Zwischenbericht: Ergebnisse der BewohnerInnen - Befragung 23 Stolberg & Krömker, 2006: Solarenergie in Vellmar – Osterberg

(c) Des Weiteren ist maßgeblich, dass das Steuerungsinstrument durch unterstützende Maßnahmen (wie die Energieberatung) flankiert wird. In Vellmar-Osterberg wurde ei- ne Energieberatung überwiegend in der Planungsphase, mehrheitlich bei Architekten, Energieberatern und Handwerkern in Anspruch genommen. Zu diesem Zeitpunkt der Realisierung von Bauvorhaben lassen sich Vorzüge aufzeigen und Vorbehalte aus- räumen.

Eine erfolgreiche Verbreitung ökologischer Technologien in zukünftigen und ähnlichen Pro- jekten (z.B. in den Bauvorhaben in Bauabschnitt II in Vellmar Osterberg) wird davon abhän- gen, ob die genannten Bedingungen erfüllt sind. Ferner wird eine Verbreitung ökologischer Technologien, die über Minimallösungen hinausgehen, davon abhängen, ob es gelingt, Bau- lösungen zu finden, die gleichermaßen optimal an die Bedürfnisse der NutzerInnen ange- passt sind und die die bestmögliche Expertise über verfügbare Technologien und Förderpro- gramme berücksichtigen. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei einer frühzeitigen und um- fassenden Beratung zu. Wie oben aufgeführt wurde in Vellmar - Osterberg Energieberatung überwiegend in der Pla- nungsphase und mehrheitlich bei Architekten und Handwerkern in Anspruch genommen. Insbesondere diesen Akteuren kommt auf Grund ihrer Nähe zum Endnutzer eine zentrale Rolle bei der Vermittlung ökologischer Technologien zu. Um die verschiedenen Expertisen von Architekten, Handwerkern und Energieberatern für ebenso nutzerfreundliche wie nach- haltige Baulösungen optimal zu nutzen und zu kombinieren, wäre eine enge Kooperation zwischen diesen Akteuren wünschenswert. Sinnvoll erscheint es ferner, diese Planungsprozesse ggf. durch finanzielle Anreize für die privaten Bauherren zu flankieren (niedrigere Grundstückspreise, befristete Reduktion der Grundsteuer). Die vorliegenden Ergebnisse zeigen insbesondere bei den gewerblichen Bauträgern Potenti- al für eine umfassendere Nutzung verfügbarer ökologischer Technologien auf. Auch hier wäre eine enge Kooperation zwischen Energieberatern, kommunaler Bauleitplanung und gewerblichen Bauträgern Erfolg versprechend.

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