Spuk im Pfarrhaus

Eine Gruselkomödie in drei Akten von Thor Truppel

Ausgezeichnet mit dem 4. Platz im Sauerländer Theaterstückepreis 2015

des adspecta Theaterverlages

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Inhalt: Borley, ein verschlafenes Örtchen in England im Jahr 1930. Im bekanntesten Spukhaus der Welt, zieht gerade der neue Pfarrer, Reverend Foyster, mit seiner Familie ein. Obwohl Mr. Foyster nicht an den Spuk glaubt, werden er und die Seinen bald von unerklärlichen Phänomenen heimgesucht. Kurz darauf taucht auch schon der berühmte Parapsychologe auf. Er hat das Spukhaus schon einmal untersucht. Ob die Gespenster nun echt sind, oder von Menschenhand gemacht, will der Geisterforscher herausfinden. Alle Spuren führen dabei zur Frau des Pfarrers. Wie besessen schreibt sie Nachrichten an die Wände des Hauses. Wer oder was hat Macht über sie gewonnen? Kurz darauf ist jeder im Haus besessen, oder zumindest glaubt es jeder vom anderen, dass dieser besessen ist. Niemanden ist mehr zu trauen, und das Grauen nimmt seinen Lauf. Hinzukommt dass alle Bewohner von Borley Rectory scheinbar das Lachen verlernt haben. Eine Gruselkomödie ideal für Halloween und alle andere Tage im Jahr, wo man sich gruseln will.

Spieldauer: ca. 100 Minuten

Personen: 8 (4 m / 4 w) Harry Price, ein Geisterforscher und Parapsychologe Lionel Algy Foyster, Pfarrer von Borley Marianne Foyster, des Pfarrers Frau Adelaide Foyster, des Pfarrers Tochter Paul Tabori, noch ein Geisterforscher Eilleen Garrett, Spiritistin Jaenette Garrett, Spiritistin Sunex Amures, ein Geist

Ort und Zeit der Handlung: Borley Rectory, ein altes Pfarrhaus in einem Örtchen an der Grenze zwischen Essex und Suffolk, im Oktober1930

Bühnenbild: Die Familie Foyster befindet sich gerade im Umzug. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl an Holzkisten und überall liegt Holzwolle herum. Im Laufe des Stückes wird dieses Wohnzimmer immer aufgeräumter und ordentlicher.

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1. Akt I., 1. Auftritt

(Lionel sitzt an einer Kiste und schreibt, während seine Frau auf dem Boden auf einer Decke schlafend liegt. Da tritt Adelaide auf.)

Adelaide: Pa, da ist wieder dieser Mann. Lionel: Was für ein Mann?! Adelaide: Er schaut mich durchs Fenster an. Linoel: Das musst du geträumt haben, vor deinem Fenster steht ein riesiger Dornenbuch. Adelaide: Pa, ich bin kein Kind mehr! Lionel: Nicht so laut, Marianne ist endlich eingeschlafen. Adelaide: Dann nicht einmal auf ihrem heiß geliebten Sofa... Lionel: Ich weiß gar nicht, ob das hier überhaupt noch rein passt... vom Stil her... Adelaide: Vom Stil her? Das Haus ist viel zu gruselig... ich fürchte mich... Lionel: Das Haus ist nicht gruselig... immerhin haben wir jetzt einen Cricketplatz und einen riesigen Garten. Adelaide: Würde ich sage, er brennt… Lionel: Was brennt? Wer brennt? Adelaide: Der Dornenbusch… dann würdest du gleich mitkommen… Lionel: Adelaide, diese Predigt muss bis morgen fertig werden!

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Adelaide: Du meinst also, ich bilde mir diesen Mann mit dem traurigen Gesicht nur ein... Lionel: Vielleicht ist es ein junger Bursche aus dem Dorf, der deine Bekanntschaft machen will. Adelaide: Niemand kann durch mein Fenster hineinschauen, Pa, da steht ein Dornenbusch... Lionel: Na also... du hast nur geträumt...

(Lionel erhebt sich. In dem Moment schlägt die Uhr zwölf.)

Adelaide: Mitternacht. Lionel: Unser Herrgott hat so etwas nicht vorgesehen. Das wäre ja eine schöne Unordnung, Herrgott noch mal! Adelaide: Ja, hier sieht es wirklich noch sehr unordentlich aus. Lionel: Das meinte ich nicht. Adelaide: Aber es sieht unordentlich aus. Lionel: Weil du und deine Mutter... ihr macht zu wenig... Adelaide: Willst du damit sagen, wir treiben uns den ganzen Tag nur auf dem Cricketplatz und im Garten rum. Lionel: Verflixt und zugenäht, nun ist die Tinte ganz verlaufen. Adelaide: Du sollst nicht immer so viel fluchen, Pa. Lionel: Außerdem habe ich das mit der Unordnung gar nicht gemeint. Adelaide: So? Was hast du denn gemeint... ich habe deine leise Kritik schon verstanden...

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Lionel: Hast du?! Warum ändert sich dann nichts. Seit wir hier... Verdammt... Ich meinte, wenn Tote und Lebende zusammen wären. Wozu gibt es dann Himmel und Hölle?! Adelaide: Willst du das alles in deiner Predigt am Sonntag bringen, Pa?!

(Marianne erwacht, aber sie ist wie in Trance.)

Marianne: (mit verstellter Stimme) Ennairam, eteb… Ennariram, etab… essemtchil… essemtchil… Adelaide: Ma! Lionel: Marianne, was hast du? Marianne: Essemtchil… essemtchil…

(Lionel und Adelaide versuchen Marianne zu bändigen.)

Lionel: Schau, als ob sie was schreiben will… Adelaide: Geben wir ihr einen Stift.

(Adelaide gibt Marianne einen Stift. Marianne geht umher und gibt dabei seltsame Geräusche von sich.)

Marianne: (schreibend) Essemtchil… essemtchil… Essemtchil… essemtchil… (schreibt an die Wand) Adelaide: Lichtmesse heißt das. Lionel: Wo liest du da Lichtmesse? Marianne: Essemtchil… essemtchil…

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Adelaide: Lichtmesse auf Rückwärts... Lionel: Rückwärts? Die Sprache des Teufels. Adelaide: Also wirklich, Pa, an Geister magst du nicht glauben, aber an den Teufel. Lionel: Da gibt es überhaupt nichts zu lachen. Adelaide: Ich lach doch gar nicht. Marianne: Essemtchil… essemtchil… essemtchil… Lionel: Es heißt wirklich Lichtmesse. Adelaide: Vielleicht solltest du eine abhalten, Pa. Lionel: Zünden wir ein paar Kerzen an...

(Lionel versucht Kerzen anzuzünden, doch es klappt nicht. Unterdessen verlässt Marianne unbemerkt die Bühne.)

I., 2. Auftritt

Adelaide: Wie es flackert... Lionel: Wo ist Marianne hin?

(Auch Adelaide und Lionel verlassen die Bühne. Das Licht geht aus.)

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I., 3. Auftritt

(Sunex Amures tritt vor die Bühne. Dort ist ein Rednerpult zu sehen.)

Sunex Amures: Wenn Sie erlauben, zünde ich ein paar Kerzen an. Das macht das Ganze stimmungsvoller... immerhin wollen wir uns heute über Geistererscheinungen unterhalten... was Sie hier gerade erlebt haben... hahaha... das war erst der Anfang... (zündet Kerzen an und geht ans Rednerpult) Ich heiße Sie Herzlich Willkommen hier im Ghost Club in Englands alter und ehrwürdige Universitätsstadt Oxfort. Bevor ich mit meinem Vortrag beginne, möchte ich noch ein paar Worte über diese Einrichtung verlieren, wo wir heute Nacht zu Gast sein dürfen. Die Anfänge eines solchen Clubs liegen in Cambridge. In jener anderen alten und ehrwürdigen Universitätsstadt von England. Dort wurde so eine Einrichtung bereits 1855 ins Leben gerufen... sagte ich ins Leben... hahaha... Eines seiner berühmtesten Mitglieder war Charles Dickens. Nach seinem Tod geriet der erste Ghost Club allerdings schnell in Vergessenheit bis er schließlich 1882 hier in Oxfort neu gegründet wurde. Wie der Name sagt, war es von Anfang an das Ziel der Clubmitglieder, übersinnliche Phänomene zu erforschen. Nach dem kurzen Einblick, den ich Ihnen eben gewährte, möchte ich Ihnen nun zwei solcher Clubmitglieder vorstellen. Den berühmten Harry Price und Paul Tabori.

I., 4. Auftritt

(Paul Tabori und Harry Price schleichen auf der Bühne auf.)

Harry: Warum schleichen wir? Paul: Psst! - Reverend Foyster darf nicht wissen, dass Sie hier sind, Harry. Harry: Sie haben wohl nicht erzählt, dass Sie... Paul: Ich bin nur der Untermieter. Das ist alles.

(Zwischen Harry und Paul beginnt das Spiel.)

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Harry: Das ist alles, Paul?! - Wo ist der Reverend mit seiner Familie? Paul: Es ist Sonntag. Harry: Also in der Kirche? - Dann ist diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig... Paul: Schon... aber wir dürfen keine Spuren unseres heimlichen Besuches hier hinterlassen.

(Harry geht umher und beginnt sich Notizen zu machen.)

Harry: Wann sind die Foysters eingezogen? Paul: Erst vor ein paar Tagen... Hier stand er... genau hier, Harry. Ich habe ihn ganz deutlich... Harry: Einen Mann? Paul: Ja... ein männlicher Geist, wenn Sie so wollen. Harry: Und vorher haben Sie ihn nie... Paul: In dem Jahr, in dem ich hier wohne... Harry: Warum sind Sie überhaupt so lange geblieben? Sie waren doch nur beauftragt... Paul: Die Miete ist günstiger als anderswo. Harry: Konnten Sie neue Erkenntnisse sammeln? Immerhin habe ich bis gestern nicht von Ihnen gehört. Paul: Ich habe mich auch irgendwie in diesen Landstrich verliebt. Harry: Wie soll jemals ein guter Geisterjäger aus Ihnen werden.

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Paul: Parapsychologe! Harry: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in dem gesamten vergangenen Jahr bis zum Einzug der Foysters... Paul: Nicht? Harry: Nein! Paul: Vielleicht ist etwas umgefallen... durch ein Windzug... was weiß ich... Harry: Dafür hatten Sie dann ganz plötzlich eine andere Erklärung? Paul: Sie sind damals weg, Harry, und... Harry: Und der Spuk hörte auf? Paul: So ist es. Harry: Wir hatten das Haus eben gründlich... Paul: Gereinigt, ja... wie man das so nennt... Harry: Sie waren doch bei allem hier Zeuge. Paul: Wie war gleich diese rührselige Geschichte, die Sie damals für den Daily Mirror schrieben… von einem Mönch und einer Nonne? Harry: Vereint im Liebestod. Sie wurde eingemauert und er wurde verbrannt. Paul: Die Geschichte stimmt nicht. Ich habe das Jahr sinnvoll genutzt und wirkliche Nachforschungen angestellt. Harry: Haben Sie herausgefunden, dass es hier nie ein Kloster gab?

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Paul: Auch keine zwei. Harry: Wieso zwei? Paul: Eines für Männer und eines für Frauen… wenn es Nonne und Mönch war. Harry: Gut, da mag ich etwas übertrieben haben... Paul: Sehen Sie und plötzlich dachte ich... Harry: Dachten Sie, ich hätte das alles inszeniert? Paul: Ja... die Smiths bekamen auch Zweifel. Harry: Warum sind die dann aber so plötzlich ausgezogen? Paul: Die Touristen gingen ihnen nach Ihrem Artikel im Mirror auf den Geist, Harry. Harry: Doch plötzlich taucht ein neuer Geist auf. Ein wirklicher... wie Sie mir in Ihrem Telegramm berichteten... Hier stand er? Paul: Ein junger Mann mit traurigen Gesicht... und großen Hut. Harry: Großen Hut? Paul: Erinnern Sie sich an die Aufzeichnungen, die wir hier durchgegangen sind... Harry: Von den ehemaligen Bewohnern? Ja... ja... aber vorher war es doch immer nur ein Klopfen und stöhnen... Paul: Vergessen sie den Schädel im Küchenschrank nicht. Harry: Ja... ja... aber bisher hat sich hier kein Geist... keine Gestalt gezeigt... Erst jetzt! (holt ein Telegramm hervor und liest es)

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Paul: Allerdings habe ich diese neue Erscheinung gar nicht zuerst gesehen... Harry: Wer denn? Paul: Adelaide Foyster, die Tochter des Hauses. Harry: Also, Paul, was haben Sie gemacht? Paul: Ich? Es liegt ganz offensichtlich an den Foysters. Harry: Oder an den Smiths? Paul: Wir haben nichts gemacht... Harry: Sie trauten mir nicht... und nachdem ich weg war... führten Sie einen Exorzismus durch? Paul: Ich nicht, aber Reverend Smith. Harry: Was haben Sie gemacht? Eine Geisterbeschwörung? Paul: Ja... ich gebe es zu. Harry: Kein Wunder! Der eine arbeitet dafür, der andere dagegen... da musste ja alles durcheinander kommen... Paul: Meinen Sie, wir haben das Tor zu einer anderen Welt geöffnet. Harry: Dann ergriffen die Smiths die Flucht und überließen den armen Foysters das Haus. Paul: Harry... da ist was dran... doch glauben Sie mir, mit den neuen Besitzern ist etwas... etwas sehr seltsames... Harry: Gut, Paul, als Engländer wollen wir es sportlich nehmen.

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Paul: So sportlich wie, als Sie alle unseren gemeinsamen Ergebnisse allein unter Ihrem Namen veröffentlichten? Harry: Ich habe es Ihnen schon einmal erklärt... Der Daily Mirror wollte es so... Paul: Weil Sie der berühmtere Parapsychologe... Harry: Das Wort mag ich nicht... klingt so hochtrabend... ich bin Geisterjäger von Beruf... Die Hand drauf, Paul. Diesmal läuft es hier anders. Paul: Die Hand drauf, Harry. Ich hätte Sie nicht holen brauchen... Harry: Das stimmt, dann muss wirklich etwas dran sein. Ohne mich würden Sie es wohl kaum schaffen. Paul: Auch da die Hand drauf, Harry. Harry: Gut, Paul. Ich werde mich mit den Foysters bekannt machen. Paul: Ich kann etwas mit Mrs. Foyster arrangieren. Harry: Das kann ich mir vorstellen, Paul.

(Harry und Paul gehen ab. Licht fällt auf Sunex Amures am Rednerpult.)

I., 5. Auftritt

Sunex Amures: Für diejenigen unter Ihnen, die es noch nicht mitbekommen haben: In meinem heutigen Vortrag soll es um Borley Rectory gehen. Ja, Sie haben richtig gehört, dem bekanntesten Spukhaus von ganz England. - Hier auf diesen Dias zu sehen... Sehr schön, nicht wahr!

(Dias vom Pfarrhaus werden gezeigt.)

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Sunex Amures: Das Pfarrhaus wurde 1863 von Reverend Henry Dawson Ellis Bull in Auftrag gegeben. Schon kurz nach dem Einzug der 15köpfigen Familie berichteten einige von mysteriösen Vorfällen. Als der Pfarrer 1892 starb, trat sein Sohn die Nachfolge an. - Hier auf diesem Dia. - Als dieser 1928 verstarb, weigerten sich insgesamt 12 Geistliche das Pfarramt zu begleiten. Die Gerüchte um Erscheinungen hatten ihre Runde gemacht. Dann zog das Ehepaar Smith ein. – Hier zu sehen... Kurz nach deren Einzug wand sich Reverend Smith an Mr. Price und bat ihn um Hilfe. Offensichtlich war etwas an den Gerüchten dran. Mr. Price besuchte daraufhin das Haus 1929 zum ersten Mal. Sein Schüler Mr. Tabori war auch dabei. Nach eingehenden Untersuchungen und der sogenannten Reinigung des Hauses – also Geistervertreibung, reiste Harry Price ab, während Mr. Tabori für weitere Nachforschungen blieb. Nachdem die Smiths aus ungeklärten Gründen ausgezogen waren, nahmen Reverend Foyster und seine Familie das Haus in Besitz. Sie besetzen das erworbene Haus... Das Haus jedoch fühlte sich von den neuen Mietern irgendwie besessen.

(Adelaide und Harry treten auf.)

I., 6. Auftritt

Harry: Mr. Tabori hat mich bei Ihrer Mutter gemeldet, Miss Foyster. Adelaide: Sie ist meine Stiefmutter. Harry: Verzeihen Sie. Adelaide: Schade, dass Pa nicht da ist. Harry: Keine Sorge, ich... ich meine, wir - also Paul Tabori und ich... wir werde den Dingen auf den Grund gehen. Adelaide: Und dann, Mr. Price?

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Harry: Im besten Fall hört es auf. So war es auch bei den Vormietern. Adelaide: Wir kennen uns. Harry: Sicherlich hat Ihnen Paul von mir erzählt und nun sind Sie der Ansicht… Adelaide: Nein, wir kennen uns aus Deutschland, Mr. Price. Harry: Helfen Sie mir auf die Sprünge. Adelaide: Im Harz. Harry: Natürlich, der Hexentanzplatz. Adelaide: Sie wollten dort einen Hexensabatt feiern. Harry: Natürlich. Die kleine Adelaide… Adelaide: Nun bin ich nicht mehr klein. Harry: Keineswegs, Miss Foyster. Adelaide: Ich bin froh, dass Sie da sind. Im Harz dachte ich noch, dass wären alles Märchen… Harry: Nicht alles sind Märchen. Adelaide: Immerhin haben Sie dabei geholfen, Schwindler und Scharlatane zu entlarven. Harry: Und solche zu bestätigen, die wirklich Kontakte zur übernatürlichen Welt herstellen können. Adelaide: Ich fand vor allem ihre Entlarvung dieses berühmten Fotografen beeindruckend, Mr. Price. Harry: Sie meinen Wiliam Hope, den Geisterfotografen… Dabei war alles nur Doppelbelichtung…

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Adelaide: Gar keine Geister auf dem Foto. Ich weiß. Harry: Wie kommt es, dass Sie so viel über mich wissen, junge Dame? Adelaide: Wussten Sie, dass wir mit dem Erbauer von Borley Rectory verwandt sind? Harry: Das wusste ich nicht. Das würde einiges erklären. Adelaide: Was würde es erklären?

(Marianne tritt auf.)

I., 7. Auftritt

Harry: Mrs. Foyster. Schön Sie wieder zu sehen. Adelaide hat mich gerade an unserem Treffen in Deutschland erinnert. Marianne: Adelaide, kannst du uns bitte Tee bereiten. Adelaide: Besprecht aber nichts, solange ich weg bin. Ich will alles wissen. - Mit Milch oder Zitrone, Mr. Price? Harry: Milch.

(Adelaide geht ab.)

I., 8. Auftritt

Marianne: Sehen Sie sich nur nicht so genau um, Mr. Price.

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Harry: Ja, so ein Umzug… Marianne: Sagen Sie das nicht so laut… ich bin dem kaum gewachsen… ich fürchte, die Nerven zu verlieren… Harry: Darüber sollte Sie sich keine Sorge machen, das passiert nicht so leicht. Marianne: Seit wir hier wohnen, ist es, als hätte ich das Lachen verlernt. Harry: Der Ernst des Lebens und... Marianne: Dabei habe ich immer herzhaft und laut gelacht und... Harry: Das kommt wieder... So schnell verliert niemand die Nerven. Marianne: Ständig bin ich am suchen… Vor dem Umzug suchte ich alles, weil es schon verpackt war, nun suche ich es ständig, weil es immer noch verpackt ist. Harry: Das Teeservice haben Sie immerhin gefunden. Marianne: Ich würde zu gern sagen, setzten Sie sich, aber… es sind nur Kisten und… mein Lieblingssofa fehlt immer noch... Harry: Als die Smiths hier wohnten, war dieses Zimmer geradezu voll gestellt. Da sieht es jetzt richtig modern aus. Marianne: Modern? Harry: Nicht so viktorianisch. Marianne: Modern sind wir wirklich. Sonst hätten wir wohl nie freiwillig ein Haus bezogen, dass überall als Spukhaus bekannt ist... wenn es wirklich Spuk ist... Harry: Das will ich herausfinden.

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Marianne: Sie waren doch schon einmal hier, um dies zu erforschen, Mr. Price. Das hat mir Adelaide erzählt. Harry: Ja, und damals hatte ich das Haus auch von allem Spuk befreit. Marianne: Ich habe den Smiths geschrieben... Harry: Die halten sich natürlich sehr bedeckt. Marianne: Ja, das tun sie… ich wollte wissen, warum Sie eigentlich ausgezogen sind. Harry: Ich habe da so meine Theorie, über das plötzliche...

(Adelaide tritt mit einem Tablett Tee auf.)

I., 9. Auftritt

Adelaide: Ich hoffe, ich habe nichts verpasst. Marianne: Hast du nicht. Adeladie: Hast du schon von den Smiths erzählt, Ma? - Hören Sie, Mr. Price, die reagieren nicht auf einen Brief… Harry: Was ist mit Ihrem Untermieter? Was wissen Sie von ihm? Marianne: Von Mr. Tabori? Mit dem haben wir nicht wirklich viel zu tun. Adelaide: Mr. Taboir hilft Ma hin und wieder beim auspacken von Kisten und... Marianne: Denken Sie nur, es gibt kein Personal!

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Adelaide: Weil alle hier in der Gegend das Spukhaus kennen. Marianne: Wir wissen überhaupt nicht, ob es Spuk ist, Adelaide. Dein Vater sagt, es kann genau so gut… Adelaide: Was kann es denn sonst sein? Marianne: Ich weiß nicht… ich habe vielmehr Angst, die Nerven zu verlieren… Adelaide: Pa versucht alles wissenschaftlich zu erklären… wo die Wissenschaft keine Erklärungen mehr hat, kommt er mit dem göttlichen und verflucht dabei die Wissenschaft… Marianne: Wie er dabei flucht. Harry: Er war von meinem Verhalten damals im Harz nicht sehr begeistert, oder? Adelaide: Begeistert? Marianne: Wohl kaum, Mr. Price. Harry: Dabei sollte es gar nicht so als todernste Sache gedacht sein. Adelaide: Sondern als Spaß? Marianne: Bei dem Thema Tod? Harry: Das hat dort Tradition. Marianne: Der Tod? Harry: Das Übernatürliche. Am 30. April wird in Mitteleuropa die Walpurgisnacht gefeiert. Adelaide: Benannt nach einer Engländerin, der heiligen Walpurgia...

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Marianne: Adelaide, sei nicht so vorlaut. Adelaide: Das hat so viel Bedeutung, wie Halloween bei uns... Marianne: Adelaide! Harry: Man hat mich übrigens eingeladen, es wirklich zu tun. Marianne: Was zu tun, Mr. Price? Harry: In drei Jahren ist der 100 Todestag von… na, wie heißt er denn? Adelaide: Wen meinen Sie? Marianne: Wovon sprechen Sie? Harry: Von Goethe. Marianne: Goethe? Adelaide: Diesen Namen sollten Sie im Gedächtnis behalten, wenn Sie wieder nach Deutschland einreisen wollen. Harry: Mit Namen habe ich es nicht so. Aber den Faust kenne ich. Marianne: Der Bund mit dem Teufel. Was sollen Sie im Harz... Harry: Zum Jahrestag endlich einen Hexensabbat feiern... Doch erzählen Sie endlich von sich, Mrs. Foyster. Marianne: Ich... weil ich... Adelaide: Ma war wirklich besessen... wie Dr. Faust.

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(Lionel Foyster tritt auf.)

I., 10. Auftritt

Lionel: Dr. Faust? Ist das ein Mitglied meiner neuen Gemeinde? Adelaide: Pa!

(Vater und Tochter fallen sich in die Arme.)

Harry: Reverend Foyster, so sieht man sich wieder. Lionel: Ja, Mr. Price, ausgerechnet hier in Borley Rectory. Was wollen Sie hier?! Marianne: Wir haben dich gar nicht so früh zurück erwartet und warum bist du so seltsam gekleidet... das habe ich noch nie an dir gesehen... Harry: Der Reverend hat etwas vor. Lionel: Ich bin gekommen, um den Geist ein für alle Mal aus dem Haus zu treiben. Adelaide: Pa, du hast die ganze Zeit über gesagt... Lionel: Himmeldonnerwetter, ich weiß selbst, was ich gesagt habe! - Sie sehen, Mr. Price, die Frauen in diesem Haus sind gänzlich aus der Fassung geraten. Marianne: Lionel, es ist ja alles kein Wunder. Alles bleibt immer an mir hängen! Adelaide: Ich wollte auch nicht umziehen... Marianne: Siehst du die vielen Kisten, die noch ausgepackt werden müssen...

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Adelaide: Von einer Stadt auf ein Dorf... Marianne: Von Kanada... Adelaide: Nach England... Marianne: Du bist ja den ganzen Tag unterwegs, Lionel... Adelaide: Hier gibt es keinen Tanz am Samstag... nichts... Marianne: Ich könnte Hilfe wirklich gut gebrauchten, aber... Adelaide: Kein Kino. Marianne: Keine ordentlichen Geschäfte. Lionel: Verdammt noch mal! Nur weil ein paar Dinge passierten, Dinge, die sich leicht erklären lassen... Davon seid ihr besessen, von diesen fixen Gedanken, nicht von irgendwelchen Erscheinungen. Deshalb beginne ich jetzt mit dem Exorzismus. Harry: Ich möchte Sie wirklich warnen, Reverend. So etwas kann gefährlich... ich habe das erlebt. Lionel: Mich, einen Mann der Kirche, warnen Sie? Harry: Die Smiths dachten ähnlich und dann... Lionel: Dann? Marianne: Ist das Ihre Theorie, Mr. Price? Weshalb hier plötzlich so alles... Harry: Mr. Smith wird ebenfalls einen Exorzismus gewagt haben und dann... Lionel: Ich bediene mich der mir zur Verfügung stehenden Mittel.

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Marianne: Gut, Lionel, ich will dir helfen. Ich hole die Bibel. Du bist ein viel besserer Reverend als Mr. Smith. Adelaide: Woher willst du das wissen, Ma? Marianne: Ich habe mich mit seiner Frau verglichen und somit auch gleich die Herren und... Harry: Exorzismus... als wären wir im Mittelalter. Ich bin kein Scharlatan. Ich arbeite eng mit der Universität in Oxfort zusammen… auch was ich tue, ist Wissenschaft. Lionel: Ich habe auch Mr. Tabori dazu gebeten. Harry: Den? Lionel: Er soll alles auf Foto... Fotodings festhalten... alles soll ganz wissenschaftlich... als unabhängiger Zeuge... Adelaide: Das hat Mr. Price schon getan. Lionel: Fotos gemacht? Harry: Natürlich. Lionel: Woher weißt du das alles, Adelaide? Adelaide: Bitte gehen Sie nicht, Mr. Price.

(Harry will gehen, da tritt Paul auf.)

I., 11. Auftritt

Harry: Ich bin im Pub, wenn Sie mich suchen. Mr. Tabori wird Ihnen alles bestätigen können. Er

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war damals auch mit dabei, als wir hier... Lionel: Sie sind etwa auch ein Geisterjäger, Mr. Tabori? Paul: Parapsychologe. Lionel: Na toll! Da hab ich ja richtig Schwein! Harry: Viel Glück! (ab)

I., 12. Auftritt

Adelaide: Oh, Pa, jetzt ist er weg. Paul: Ich dachte, ich soll ein paar Kisten... aber wie ich sehe... Was haben Sie vor? Das sieht aus wie... Marianne: Schicke wenigstens das Kind weg. Adelaide: Ich bin kein Kind mehr! Lionel: Mr. Tabori, ich benötige Ihre Hilfe beim Exorzismus. Paul: Ich kenne mich da nicht so aus. Aber tun das nicht eigentlich nur wir Katholiken, Revernd? Lionel: Sie sind Katholik? Paul: Ja. Lionel: Trotzdem sind Sie ein Geisterjäger... Adelaide: Parapsychologe.

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Lionel: Ich werde mich der Arbeitsweise der katholischen Kirche bedienen. Ich sehe keine andere Möglichkeiten. Paul: Was kann ich tun, Reverend? Lionel: Sie sollen mir assistieren und alles fotografieren.

(Paul stellt die Kamera auf.)

Lionel: Wir folgen dem alten Ritus. Als erstes schlagen wir alle das Kreuz.

(Alle schlagen das Kreuz.)

Adelaide: Was heißt denn alter Ritus, Pa? Lionel: Ich habe mich diesmal für den alten fränkischen Ritus aus der Zeit der Karolinger entschieden. Paul: Haben Sie etwa schon einmal… das ist nämlich... Lionel: Jetzt fangen Sie auch noch so an. Ich bin ein Mann der Kirche. Paul: Aber kein Katholik. Lionel: Na wenn schon... Marianne: Karolinger? Was ist das? Adelaide: Ein Königsgeschlecht, Ma. Die Karolinger herrschten zu Zeiten, als es weder Protestanten noch Katholiken gab. Marianne: Das ist kein Grund so vorlaut zu sein, Adelaide.

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Adelaide: Ach, Ma! Lionel: Verflucht und zugenäht! Ich muss mich konzentrieren. - Jetzt besprenge ich dieses Zimmer mit Weihwasser... (geht umher und besprengt alles mit Weihwasser) Marianne: Wollen wir uns nicht aufteilen und das ganze Haus besprengen. Paul: Ich könnte die Dienerräume und... Lionel: Nach dem Vateruser folgt Psalm 54 Adelaide: Psalm 54, also... Marianne: Welcher ist das, Lionel? (blättert in der Bibel) Lionel: Machen Sie die Fotos, Mr. Tabori. Das ist sehr wichtig. Für die Dokumentation. Paul: Sehr richtig... Mr. Price würde ich auch nicht trauen... Adelaide: Ich wette, Sie haben schon den Smiths beim Exorzismus geholfen... stimmts?! Paul: Ja. Lionel: Das Vaterunser... Adelaide: Damit lösten Sie das dann hier alles erst richtig aus... Marianne: Das sagte auch Mr. Price. Lionel: Dieser Scharlatan. Adelaide: Wir müssen Mr. Price zurückholen. Er ist der einzige, der wirklich helfen kann.

(Paul hantiert mit dem Fotoapparat herum.)

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Marianne: Vater unser, der du bist im Himmel... Lionel: Pater noster, quie es in caelis... Marianne: Was denn, sogar auf Latein, Lionel. Lionel: Wie es in dem alten Ritus steht. Paul: Sanctificetur nomen tuum... Lionel: Adveniat rengnum tuum... Paul: Sie müssen mit helfen, Ladys. Marianne: Da muss ich passen, als Gläubige der anglikanischen Kirche. Lionel: Fiat voluntas tua...

(Das Licht flackert.)

Paul: Sicut in caelo, et in terra...

(Das Licht flackert mehr und mehr.)

Adelaide: Hört lieber auf, Pa, das Haus mag kein Latein. Lionel: Panem nostrum supersubstantialem...

(Eine Pferdekutsche ist zu hören.)

Adelaide: Eine Kutsche... hört ihr das auch?!

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(Die Geräusche verstärken sich.)

Lionel: … da nobis hodie... Paul: Et dimitte nobis debita nostra... Lionel: Sicut et nos dimittiumus debitoribus nostris... Paul: Et ne nos inducas in tentationem...

(Das Licht geht aus.)

Lionel: (Stimme in der Dunkelheit) Sed libera nos a maleo... Marianne: (Stimme in der Dunkelheit) Oh mein Gott! Ich... ich... ich... Adelaide: (Stimme in der Dunkelheit) Pa, ich glaube Ma hat schon wieder... Marianne: (Stimme in der Dunkelheit) Essem! Essem! Essem! Paul: (Stimme in der Dunkelheit) Was sagt sie? Adelaide: (Stimme in der Dunkelheit) Schon wieder... Ma! Marianne: (Stimme in der Dunkelheit) Essem! Essem! Essem! Paul: (Stimme in der Dunkelheit) Das ist aber kein Latein. Lionel: (Stimme in der Dunkelheit) Bleib, Adelaide... Mr. Tabori, helfen Sie mir... Paul: (Stimme in der Dunkelheit) Was soll ich... Lionel: (Stimme in der Dunkelheit) Ich denke, Sie sind Geisterjäger...

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Paul: (Stimme in der Dunkelheit) Parapsychologe.

(Paul schießt nach und nach Fotos. Dabei wird die Bühne ist das Blitzlichtgewitter getaucht.)

Marianne: Essem! Essem! Essem! Paul: Amen... Amen... Amen...

(Im Lichtgewitter ist Marianne zu sehen, wie sie überall etwas hinschreibt.)

Marianne: Essem! Essem! Essem! Lionel: Jetzt Psalm 54...

(Sunex Amures wirft ein Buch nach Lionel und trifft ihn. Der Reverend fällt in Ohnmacht.)

Adeladie: Pa! Pa! Marianne: Was war das? Ich... Paul: Der Geist?! Marianne: War ich etwa schon wieder...

(Adelaide kümmert sich um den Reverend.)

Adelaide: Pa! Marianne: Was ist mit ihm? Lionel!

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Paul: Er hat etwas an den Kopf bekommen... Marianne: Dieses Buch... Adelaide: Pa, wach auf. Marianne: Es ist die Familienbibel von Reverend Bull. Adelaide: Unserem Urahn. Paul: Das ist ein Zeichen. Alle: Ein Zeichen...

(Es wird dunkel.)

2. Akt

II., 1. Auftritt

(Auf der Bühne treten Lionel Foyster und Harry Price auf.)

Lionel: Auf ein Wort, Mr. Price. Harry: Gern doch, Reverend... (betritt die Bühne.) Lionel: Herrgott, hier will einfach keine Ordnung einkehren. Harry: Sieht schon viel besser aus. Lionel: Ein paar Kisten weniger... Aber ich habe das Gefühl, ich schiebe sie von einer Ecke in die

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andere. Harry: Sie wollten mich aber bestimmt nicht deswegen sprechen. Lionel: Sie sind auch schon umgezogen. Harry: Zu meinem Leidwesen, ja... Lionel: War es immer eine Verbesserung? Harry: In meinen ersten Berufsjahren war es eher immer eine Verschlechterung. Lionel: Sie verdienen bestimmt eine Menge Geld... mit der Unwissenheit der Menschen. Harry: Sie doch auch, Reverend. Lionel: Mr. Price! Harry: Sie und ich helfen den Menschen auf der Suche nach Antworten. Lionel: Aber was die Kirche tut, ist... Harry: Bitte, ich will darüber jetzt keine Predigt hören. Bei Ihnen reicht es immerhin für so ein herrschaftliches Haus und bei mir... Lionel: Sie sind auf vielen Feldern tätig, Mr. Price. Ich weiß. Haben Sie nicht einmal Theater gespielt und Stücke verfasst? Harry: Ich bin sogar Gründungsmitglied der BBC. Lionel: Immerhin glauben Sie an ein Leben nach den Tod. Harry: Wie kommen Sie denn jetzt darauf... wenn ich von der BBC rede... Lionel: Wenn ich an deren Programm denke... Helfen Sie uns, Mr. Price.

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Harry: Wenn Sie mir sagen, welche Kiste wohin und... Lionel: Sie wissen, wobei Sie uns helfen sollen. Verdammt noch mal, ich habe sie hier irgendwo hingelegt! (beginnt mit der Suche) Harry: Was suchen Sie? Lionel: Die Fotos, die Mr. Tabori während des Exorzismus... Harry: Ist darauf irgendetwas Brauchbares? Lionel: Das weiß ich nicht. Nachdem ich sie entwickelte... Harry: Haben Sie die hier abgelegt? (beginnt auch mit der Suche) Lionel: Ja... Verflixt und zugenäht...

(Lionel kommt ins Schwanken. Harry hält ihn fest.)

Harry: Sie sollten vorsichtig sein, Reverend, bei so einer Kopfverletzung... Lionel: Sie werden uns also helfen? Harry: Tue ich doch bereits. Lionel: Warum glauben Sie, haben so viele Menschen Interesse am Spiritismus, statt in die Kirche zu gehen? Harry: Die Wunden des großen Krieges sitzen tief. Die spanische Grippe kurz darauf... die Umwälzung der Gesellschaft, es hat sich so viel verändert... Lionel: Das war nicht wirklich als Frage gemeint... das... das ist mir alles selbst bewusst!

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Harry: Mir ist klar, dass Ihnen das klar ist, Reverend. Allein hier im Dorf gibt es wohl keine Familie, die nicht irgendjemanden im Krieg und in den Jahren danach verloren hat. Lionel: Dann die vielen neuen Medien... Harry: Viele denken durch das Senden und Empfangen von Radiowellen...na dass auch Geister damit... na ja... angefunkt werden können. Lionel: So wie bei der BBC? Harry: Wenn das ein Witz war, kann ich darüber... Lionel: Wann habe ich eigentlich das letzte Mal gelacht? Harry: Ich kann mich nicht daran erinnern, hier jemals jemanden lachen gehört zu haben. Lionel: Dabei bin ich so ein Spaßvogel. Harry: Sie, Reverend? Lionel: Natürlich... Ich habe mich sogar an den Bischof gewandt. Harry: An den Bischof? Ist das ein... Witz? Lionel: Immerhin ist das hier ein Pfarramt und bei solchen... Harry: Was sagt er? Lionel: Ich soll Ihnen helfen. Harry: Sie? Mir? Lionel: Ja. - Sollten wir nicht auch wieder Mr. Tabori hinzuziehen?

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Harry: Sie wissen, dass wir zwei uns nicht mögen. Lionel: Umso besser, da beschaut der eine den anderen. Die Kirche wird Sie beide für Ihre Dienste angemessen bezahlen. Harry: Die Kirche?! Mich bezahlen?! Lionel: Das ist meine und des Bischofs Bedingung. Sie arbeiten für uns. Harry: Für die Kirche? Das gefällt mir gar nicht. Ich bin durchaus in der Lage... Lionel: Sich Ihre Fälle selbst auszusuchen. - Wenn Sie diesen hier wollen, müssen Sie darauf eingehen. Sie arbeiten für die Kirche, Mr. Price. Und… Harry: Und? Lionel: Keine Veröffentlichungen, kein Zeitungsartikel. Harry: Nicht so wie beim letzten Mal bei den Smiths? Lionel: Es war übrigens auch bereits mein zweiter Exorzismus. Harry: Ihr Zweiter, Reverend! Lionel: Jetzt wollte ich auf den Fotos... ob da irgendwas Brauchbares... Harry: Sie meinen, wer das da Ihnen... Lionel: Wer mir die Familienbibel an den Kopf warf? Harry: Sie sind mit dem Erbauer verwandt und... Ich hab es, ich werde auch noch die Garrett- Schwestern hinzuziehen! Das könnte für diese Sache wirklich hilfreich... Lionel: Wer sind die Garrett-Schwester?

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Harry: Zwillinge mit einer besonderen Begabung. Lionel: Verdammt! - Entschuldigung, ich sollte wirklich nicht fluchen… Wo sind nur diese verfluchten Fotos? Harry: Wenn die Kirche uns bezahlt, können wir das hier ganz groß aufziehen. Lionel: Was denn? Sind diese Schwestern so teuer? Harry: Das sind sie, aber dafür sind sie auch die besten ihres Faches. Ich habe sie entdeckt... Lionel: Vielleicht habe ich die Fotos noch im Keller in meiner Dunkelkammer... Harry: Sie haben dort eine Dunkelkammer... Die würde ich gern sehen...

(Lionel und Harry gehen ab. Licht auf Sunex Amures auf Pult.)

II., 2. Auftritt

Sunex Amures: Mr. Price lernte die Garrett-Schwestern in dem von ihm mit begründeten National Laboratory of Psychical Research kennen. Man lud die zwei Damen dorthin ein, weil sie angeblich die Gabe besaßen, mit Toten in Kontakt zu treten. Sie sollten dies mit einem kürzlich verstorbenen Freund von Mr. Price tun. Mit Sir . Ja, Sie haben den Namen richtig verstanden, meine Damen und Herren. Es ging um die Kontaktaufnahme zu dem berühmten Schriftsteller und Erfinder des Sherlock Holmes. Diese Seance machte die Hellseherschwestern mit einem Schlag berühmt. Auf diesem Bild... sie sind nicht besonders gut getroffen... Sie sehen, obwohl nicht eineiig, tragen beide die gleichen Sachen...

(Die Garrett-Schwestern treten mit Harry Price auf.)

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