Kapitalismusanalyse, Bürokratiekritik Und Sozialistische Strategie Bei Ernest Mandel
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Kapitalismusanalyse, Bürokratiekritik und sozialistische Strategie bei Ernest Mandel Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Philipps-Universität Marburg vorgelegt von Manuel Kellner aus Mainz Dezember 2005 Vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie als Dissertation angenommen am …………………………… Tag der Disputation / mündlichen Prüfung …………………………… Gutachter …………………………… …………………………… Vorwort 1 Einleitung 3 1 Theorie und Praxis 9 1.1 Berufs- und Einreiseverbot 1972 9 1.2 In den Fängen der Nazis 10 1.3 Vorbild Abraham Léon 13 1.4 Tätigkeit in der belgischen Arbeiterbewegung 16 1.5 Beiträge zur Theorie und Rolle in der IV. Internationale 20 2 Kritik des zeitgenössischen Kapitalismus 28 2.1 Mandels historisch-genetische Kritik des Kapitalismus 28 2.1.1 Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte 28 2.1.2 Unabhängige Variablen 37 2.1.3 Historische Besonderheiten 38 2.2 Mandels Beitrag zur marxistischen Krisentheorie 39 2.3 Der Spätkapitalismus 50 2.4 Die Langen Wellen der Konjunktur 67 2.5 Weltweite Ungleichheit 82 3 Sozialismus – die utopische Dimension bei Ernest Mandel 98 3.1 Freie Assoziation der Produzenten – Gesellschaft ohne Klassen und Staat 98 3.2 Sozialistische Rätedemokratie und Übergang zum Sozialismus 111 3.3 Die materiellen Voraussetzungen universeller Emanzipation 148 4 Bürokratiekritik 169 4.1 Mandels Erklärung und Kritik der Bürokratie in der Arbeiterbewegung 169 4.2 Stalinismuskritik 185 4.3 Aufbrechen des stalinistischen Monolithismus und „sozialistisches Lager“ 201 4.4 Versuchung „Substitutionismus“: Wurzeln der Stellvertreterpolitik 219 5 Sozialistische Strategie 237 5.1 Keimformen der neuen Gesellschaft: Massenstreik und Selbstorganisation von unten 237 5.2 Strategie der Übergangsforderungen 253 5.3 Der Doppelcharakter der Gewerkschaften 269 5.4 Klassenbewusstsein und Aufbau revolutionärer Parteien 281 5.5 Kritik des Reformismus und Einheitsfrontpolitik 298 5.6 Permanente Revolution und die internationale Dimension sozialistischer Strategie 318 6 Emanzipation und gesellschaftliche Katastrophe 345 6.1 Mandel zu Trotzkis Faschismustheorie 345 6.2 Mandel und der Holocaust 360 7 Wertung und Ausblick 379 7.1 Offenheit und Kohärenz – ein Spannungsverhältnis 379 7.2 Das revolutionäre Potenzial Westeuropas 382 7.3 Reaktion auf Gorbatschow 386 7.4 Weltgeschichtliche Zäsur 1989-1991 388 7.5 Schwachpunkte des Konzepts „bürokratisierter Arbeiterstaat“ 392 7.6 Geschichtlicher Determinismus 396 7.7 Der „kategorische Imperativ“ von Karl Marx 401 7.8 Aporien der Marginalität – Mandels letztes Wort zum „Sektierertum“ 404 7.9 Die Selbstorganisation der Arbeiterklasse 411 Verzeichnis der Zeitzeugeninterviews 417 Literaturverzeichnis 418 Veröffentlichungen von Ernest Mandel 418 Veröffentlichungen über Ernest Mandel 428 Sonstige Literatur 431 Vorwort Die vorliegende Arbeit beansprucht, Ernest Mandels politische Konzeption darzustellen, ausgehend von seiner Analyse und Kritik zeitgenössischer Zustände über seine Zukunftsvorstellungen bis hin zu seinen Ideen zur revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft. Hierfür greife ich wesentlich auf die Hauptwerke Mandels zurück, während ich Zeitungs-, Zeitschriften- und Diskussionsbeiträge nur ausnahmsweise einbeziehe. Die auch nur annähernd erschöpfende Bearbeitung dieser sehr zahlreichen Beiträge Mandels wäre ein Unternehmen, das den Umfang der vorliegenden Arbeit bei weitem gesprengt hätte. Über die Rekonstruktion von Mandels Positionen hinaus setze ich mich, vor allem im Schlusskapitel, kritisch mit ihnen auseinander und stelle ihre charakteristischen Schwachpunkte und problematischen Aspekte zur Diskussion. Bedanken möchte ich mich • bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Georg Fülberth für die engagierte Betreuung, • bei der Jakob Moneta Stiftung für die materielle Förderung, • bei Charles-André Udry (Lausanne), dem langjährigen engen politischen Mitstreiter Mandels, der gegen Anfang der Niederschrift des Manuskripts volle zwei Tage seiner knapp bemessenen Zeit der Beantwortung meiner allzu zahlreichen Fragen gewidmet hat, • bei allen denjenigen, die sich als Zeitzeugen für Interviews zur Verfügung gestellt haben (siehe die Auflistung im Anschluss an das Literaturverzeichnis), • bei Anne Sprimont-Mandel, der Witwe Mandels, die mir den Zugang zum Mandel-Archiv im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis (IISG) in Amsterdam verschafft hat, • beim Mandel-Biographen Jan-Willem Stutje, der mir bereitwillig meine Fragen zu Mandels Lebenslauf beantwortet hat, • bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des International Institute for Research and Education (IIRE) in Amsterdam für den Zugang zum IIRE-Archiv, in dem zahlreiche Beiträge von Mandel versammelt sind, • bei meinen Freundinnen und Freunden Kemal Bozay, Wilfried Dubois, Christoph Jünke, Angela Klein, Hans-Günter Mull und Carmen Wenzke, die stets ein offenes Ohr für mich hatten, für Zuspruch und Diskussionsbereitschaft. Da Ernest Mandel erheblichen Einfluss auf die Herausbildung meiner eigenen politischen Positionen hatte, ist mein Zugang zu seinem theoretischen Werk nicht äußerlich. Die erforderliche kritische Distanz zum Gegenstand der Untersuchung musste ich mir erst erarbeiten. Insofern hat die Arbeit gerade an diesem Gegenstand mir auch geholfen, selbst mehr Klarheit über die Grundlagen und problematischen Aspekte meiner eigenen Auffassungen zu gewinnen. Ich bin 1 zugleich sicher, dass der theoretische Beitrag Mandels für die zukünftige sozialistische und emanzipationsorientierte Diskussion und Positionsbildung wichtig bleibt und überaus anregend wirken kann – natürlich nur insoweit er aufgegriffen wird. Ich widme diese Arbeit meinem Vater Knut-Henning Kellner, der mich, ohne meine sozialistischen Überzeugungen zu teilen, immer nach Kräften unterstützt hat. 2 Einleitung Über das Werk von Ernest Mandel liegen noch nicht viele Untersuchungen vor.1 Wenn vorwiegend politisch-fraktionelle Polemiken und Texte zu Einzelthemen beiseite gelassen werden, gilt dies desto mehr. Der Eindruck wird verstärkt, wenn man sich auf die selbständigen Veröffentlichungen und dann noch einmal auf die in deutscher Sprache beschränkt. Eine kritische Darstellung von Mandels Gesamtkonzeption liegt bislang nicht vor. Sucht man beispielsweise im elektronischen Katalog der Deutschen Bibliothek (http://www.dbd.de), in der sämtliche nach 1945 erschienenen deutsch- sprachigen Veröffentlichungen gesammelt werden, die Titel, die als „Titelstichwörter“ die Kombination „Ernest“ und „Mandel“ enthalten, so erhält man zwölf Treffer. Hiervon beziehen sich jedoch fünf auf Veröffentlichungen, bei denen Ernest Mandel Mitverfasser oder Gesprächspartner ist. Lediglich sieben Titel (von denen zwei im Wesentlichen identisch sind) haben ihn als Person, Autor oder politische Persönlichkeit zum Gegenstand. In zeitlicher Reihenfolge handelt es sich um folgende Veröffentlichungen: 1971 gab eine der Organisationen, die in der „Organisierungsphase“ der Außer- parlamentarischen Opposition und nach dem rapiden Zerfall des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) 1969/70, die seit langem so gut wie spurlos verschwundene „Proletarische Front – Gruppe Westdeutscher Kommunisten“, die zweite Ausgabe ihrer Zeitschrift heraus. In diesem Heft ist eine Sammelrezension von elf auf deutsch erschienenen Büchern, Broschüren und Artikeln von Ernest Mandel enthalten, deren Verfasser in den Debatten der deutschen radikalen Linken durchaus noch eine Rolle spielt und einen Namen hat – Karl-Heinz Roth (Roth, 1971). Es folgen eine undatierte Dokumentation, in der eine Vielzahl von Zeitungsartikeln und Typoskripten, Flugblättern, Presseerklärungen, Schriftsätzen im Faksimile wiedergegeben sind, in denen eine große Bandbreite von Standpunkten vertreten wird (GIM 1972a)2, sowie eine Publikation im Umfang von acht Seiten aus dem Jahr 1972, herausgegeben von der „Notgemeinschaft für eine freie Universität“, in der die zu Beginn des Sommersemesters veröffentlichte Begründung des West-Berliner Senators für Wissenschaft und Kunst (Werner Stein, SPD) für seine Ablehnung der Berufung 1 Einen anderen Eindruck vermittelt das Verzeichnis von Wolfgang und Petra Lubitz, das im zweiten Band der dritten Ausgabe ihrer „Trotsky Bibliography“ enthalten ist (Wolfgang Lubitz/ Petra Lubitz [Hrsg.]: Trotsky Bibliography. An International Classified List of Publications about Leon Trotsky an Trotskyism, München / New York / London / Paris 1999: S. 549ff). Hier täuscht jedoch der erste Eindruck: Es handelt sich vor allem um eine große Zahl von Nachrufen, eine Reihe von Buchbesprechungen, Polemiken von Autoren rivalisierender trotzkistischer Gruppierungen, Debattenbeiträge, Artikel in Nachschlagewerken – und nur wenige selbst- ständige Veröffentlichungen. Zwischen selbständigen und unselbständigen Veröffentlichungen sowie unveröffentlichten Werken wird nicht unterschieden, was den Überblick erschwert. 2 Die dokumentierten Texte stammen aus dem Zeitraum 21. Januar – April 1972. Diese Broschüre im Format Din A4 enthält kein Titelblatt und kein Impressum. In den Katalogen der Deutschen Bibliothek und der Stadtuniversitätsbibliothek Frankfurt am Main wird 1973 als Erscheinungsjahr angegeben. 3 von Ernest Mandel unkommentiert nachgedruckt ist (Mandel war im Januar vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin als einziger für eine frei gewordene Professorenstelle in Volkswirtschaftslehre vorge- schlagen worden) (vgl. Notgemeinschaft 1972)3. Drei weitere Dokumentationen, die ebenfalls