60. AUSGABE > MAGAZIN 2/2021 Bouqu te MAI BIS AUGUST 2021

Erinnerungen In Zeiten Von Corona Freundschaft Natur Fernweh

Barbier von Utopia ERIKA RAUSER Heiter und nachdenklich – bunt gemixt icher gibt es hier kaum jemanden, dessen programm für uns zu organisieren, was aus- Tagesablauf infolge der Einschränkungen gesprochen kompliziert sein dürfte. In erster Sdurch die Pandemie nicht beeinträchtigt Linie, weil die bürokratischen Hürden in diesen ist. Vieles ist nicht mehr wie in „Zeiten vor Zeiten extrem hoch sind. Zudem müssen die Corona“, als es für uns den Besuch des Restau- Darbietungen draußen im Freien stattfinden, so rants und des Rosencafés und vielfältige Ver- dass alles vom Wetter abhängig ist. Besonders anstaltungen gab. Und nun? Wenn ich auf dem im Winter fiel mancher schöne Plan buchstäblich Flur oder beim Spaziergang mal jemanden aus ins Wasser oder in den Schnee. Aber nichtsdesto- unserem Haus treffe und frage: „Wie geht es?“ trotz gab es ein buntes Programm mit Musik, lautet die Antwort meistens: „Langweilig!“ Ja, Gesang, Stelzenkunst, Alphornbläsern, Klein- das kann man mit Fug und Recht behaupten! kunst usw. Mit seiner Musikorgel vermittelte der Marktbezieher Robrahn sogar Freimarktsstim- Halt! Stopp! Wenn die Kontakteinschränkung mung. Alle Achtung, ein origineller Einfall! die schwerste Beeinträchtigung für uns ist, dann haben wir angesichts der andernorts auf Wer die Möglichkeit hat, kann sich auch in einer der Welt vielfach herrschenden katastrophalen ruhigen Stunde das von Frau Bauriedl gestalte- Zustände wahrlich keinen Grund zur Klage. te digitale Programm anschauen bzw. anhören. Ich bin dankbar, in der Residenz in der Besonders schön finde ich die vielfältigen Foto- Contrescarpe zu leben, in der es durch größte strecken. Da war die Dame so manche Stunde Vorsicht und Sorgfalt bislang keinen Corona- unterwegs! Ausbruch größeren Ausmaßes gegeben hat. Die Bewohner wurden schon im Januar geimpft, An dieser Stelle möchte ich ein großes, auf- und die Mahlzeiten bekommen wir in die richtiges Dankeschön sagen! All das ist mit Wohnung gebracht. vielfältiger Kreativität und intensiven Mühen verbunden. Und nun wünsche ich gute Unter- Damit nun aber garantiert niemandem die haltung bei der ebenfalls von Frau Bauriedl Decke auf den Kopf fällt, ist Frau Bauriedl gestalteten neuen BOUQUET-Ausgabe! intensiv damit beschäftigt, ein Unterhaltungs-

2 Editorial

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

Das Corona-Virus hat unser Leben verändert. können wir gut nachvollziehen, was er meinte. Die Leichtigkeit des Seins erscheint verflüchtigt. Eine Gesellschaft in Quarantäne ist buchstäblich Unser alltägliches Leben nach der Corona-Krise eine „geschlossene Gesellschaft“, in der die wird anders sein. Die Leichtigkeit und die Unbe- Menschen mit wenigen Ausnahmen ihr Leben fangenheit müssen sich neu entwickeln. In der zum Stillstand bringen. Sind sie in ihren Wohn- Corona-Krise hat sich der Alltag schnell verän- stätten isoliert und von Angst, Langeweile und dert. Viel Liebgewonnenes ist weg - oder zumin- Paranoia geplagt, besteht eine der wenigen übrig dest sehr anders. gebliebenen Aktivitäten in der Diskussion über das Virus und darüber, wie es die Welt verändern Die Liebe in Zeiten von Corona hat sich verändert. könnte. Es fehlt Nähe. Es fehlt die Umarmung. Es fehlt das Gespräch unter Freunden. Abstand ist An- Wie Camus beobachtete, zerstört eine Seuche stand - und die physische Distanz ist die neue die „Einzigartigkeit des Lebens eines jeden Men- Nähe und wahre Fürsorge. schen“, da sie die Bewusstheit seiner Verletzlich- keit verstärkt - und der Machtlosigkeit, seine Zu- Die Sehnsucht nach Reisen. kunft planen zu können. Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben, so ein Ausspruch von Kurt Tucholsky. Und nie war Wir haben für Sie ein Magazin zusammengestellt, die Sehnsucht nach Sonne, Strand und einem dass Ihnen das Liebgewonnene, das Alltägliche Tapetenwechsel größer als mitten im Lockdown. und die Freude in die Zukunft zu blicken und zu Doch wann wir unsere Reiseträume wieder ver- träumen, für ein paar Augenblicke zurück bringt. wirklichen können, steht derzeit noch in den Sternen. Viel Freude mit BOUQUET!

Das erste, was die Seuche in unsere Stadt brach- Herzlichst te, war das Exil. So bemerkt der Erzähler in „Die Pest“ von Albert Camus. In diesen Tagen

Sven Beyer - GeschäftsführerlResidenzdirektor Angela Bauriedl - Redaktion BOUQUET 3 Inhalt 2 Heiter und nachdenklich – bunt gemixt 3 Editorial 6 BOUQUET hörbar Pottcast der Residenz 6 9 Gedicht Der Mai BOUQUET hörbar Pottcast der Residenz 10 Gehen bis zum Geistesblitz 12 Gedichte Löwenzahn 13 Gedicht Verblühter Löwenzahn 10 14 Ziegenbock und Goldfisch Gehen bis zum Geistesblitz 16 Eine langweilige Geschichte 18 Gedicht Amore 19 Tach auch ... Neu in 28 20 Der Barbier von Utopia Sehnsuchtsorte 22 Warnung! Enkeltrick

4 24 Nachbarn der Residenz Agnes Sander-Plump 26 Rolandmarke 27 Tach auch ... Roland 28 Sehnsuchtsorte 27

32 Argentinia Mi Amor Tach auch ... Roland 37 Kulinarik – Argentinien

40 Lissabon – Die Perle Portugals 42 Kulinarik – Lissabon 40 44 Italienische Impressionen Lissabon – Die Perle Portugals 46 Auf dem Vulkan

48 Die letzten Reisetage

50 Kulinarik – Neapel 52 Kulinarik – Mailand 44 Gedicht 54 Italienische Impressionen Abendgebet 5 6 BOUQUET hörbar Pottcast der Residenz

Die Residenz hat auch einen: Ihren eigenen Pottcast der Residenz.

Die BOUQUET wird für Sie hörbar.

Autorinnen und Autoren lesen Ihnen Textbeiträge der BOUQUET vor.

Es lesen für Sie: H. H. Claus Christine Renken | Karoline Lentz Angela Bauriedl Bernd Meier

Wie können Sie die hörbar gemachte BOUQUET hören? Im Büro „Kultur & Kommunikation“ können Sie sich ein iPad ausleihen. Auf diesem iPad sind die hörbaren Beiträge aufgespielt. Die Bedienung ist einfach und wird Ihnen bei der Ausleihe erklärt.

Wann ist die Ausleihe möglich? Montag – Freitag | Von 10.00-12.00 Uhr

Wie kann ich erkennen, welcher Textbeitrag hörbar ist? Jeder hörbare Text ist mit dem Logo „Pottcast der Residenz“ versehen.

Was ist ein Podcast – per Definition? Podcasts, das sind Überall-Audios und -videos. „Podcast“ ist ein Kunstwort, zusammengemixt aus dem Namen von Apples mobilen Abspielgerät iPod und Broadcast, dem englischen Begriff für Rundfunk oder Sendung. Damit ist auch schon die Definition geliefert: Ein Podcast ist ein Audio oder Video, das man sofort abspielen oder herunterladen, mitnehmen und genau dann hören oder anschauen kann, wenn Zeit dafür ist. Feste Sendezeiten gibt es nicht. Podcasts können minutenkurz oder stundenlang sein, man kann sie auf dem Computer zuhause, auf dem Smartphone, über WLAN-Radios oder internetfähige Fernseher abspielen.

Für die Verwendung in der Residenz bedeutet dies: Wir haben für Sie unser Magazin hörbar gemacht und Sie können es sich ganz individuell an je- dem Ort und zu jeder Zeit anhören. Gerne senden wir Ihnen unseren „Pottcast der Residenz“ über unser Format „Silver Surfer“ zu.

Kontakt: Angela Bauriedl T 3301 oder E-Mail: [email protected]

7 HEDE & DR. HANS RUMP

8 ERIKA RAUSER Gedicht

Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders, ein Blumenzepter in der schmalen Hand, fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken. Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain. Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken. Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten. Die Birken machen einen grünen Knicks. Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle. Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei. Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle. O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“ Aus Himmelblau wird langsam Abendgold. Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder. Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

(Aus „Die 13 Monate“ von Erich Kästner)

Das Gedicht wurde eingereicht von Erika Rauser. Sie lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

9 DR. ELISABETH BARGFREDE Gehen bis zum Geistesblitz

er seine Gedanken auf Wanderschaft ist einfach: Man läuft los, oft mit Freunden, be- schicken möchte, ist gut beraten, wenn gegnet noch anderen Menschen, entdeckt die Wer seine Beine bewegt. Natur und neue Orte. Oder man überlegt sich irgendeine Aufgabe, die es zu lösen gilt, sucht Gehen fördert die Kreativität. Das wussten schon nach schönen Steinen oder lauscht den Geräu- antike Philosophen wie Aristoteles (384-322 v. Chr.) schen. Die aktivierten Muskeln regen das Gehirn Seine Schüler werden nach der Wandelhalle, in an. Das Blut zirkuliert schneller, mehr Sauerstoff der sie nachdachten und diskutierten, als Peri- stur Verfügung. Nicht umsonst hat schon der patetiker bezeichnet. Schauspieler wissen, dass Philosoph Jean-Jacques Rousseau geschrieben, das Gehen hilft, Texte zu lernen. Warum das so er könne nur „im Gehen“ denken. ist, das ist eine Frage, die heute u.a. Hirnforscher beschäftigt. In seinem Buch über die Lebenskunst zitiert der Philosoph Wilhelm Schmid den französischen Experten weisen immer darauf hin, wie wichtig Philosophen und Politiker Michel de Montaigne es ist, den Geist bis ins hohe Alter fit zu halten, (1533-1592) mit der Bemerkung, der Geist rüh- „Fordern Sie Ihr Gehirn“, rät z.B. die Alzheimer re sich nicht, wenn die Beine sich nicht bewegen. Forschung Initiative. „Betrachten Sie es wie ei- Das diese Aussage richtig ist, bestätigt heute die nen Muskel, der trainiert werden muss, um dau- Hirnforschung. Abstraktes Denken und körper- erhaft leistungsfähig zu bleiben. Je mehr das liche Aktion scheinen eng miteinander verzahnt Hirn zu tun bekommt, desto besser vernetzen zu sein. sich die Nervenzellen miteinander. Und auch sonst sollen Menschen aktiv bleiben, und zwar Einer der entwicklungsgeschichtlichen ältesten nicht nur, um Herz und Kreislauf sowie die Mus- Hirnbereiche, der Hippocampus, spielt sowohl kulatur in Schuss zu halten, sondern auch, um beim Erinnern als auch bei der räumlichen Gedächtnisschwund vorzubeugen.“ Orientierung eine wesentliche Rolle. Arbeitet der Hippocampus nicht mehr richtig, irrt der Spazierengehen ist ein Mittel, um sich fit zu betroffene Mensch nicht nur orientierungs- halten. Es wird auch zunehmend als Methode los umher, sondern kann sich auch an vieles verwendet, um Krankheiten wie Depressionen nicht mehr erinnern. Gedächtnistrainer nutzen und Angstzustände zu behandeln. Das Prinzip gezielt die Doppelfunktion des Hippocampus,

10 um Erinnerungswertes gewissermaßen räumlich zehn Minuten zügig spazieren geht, reduziert abzuspeichern, weil sie den Zugriff auf Gedächt- sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nisinhalte erleichtern. und Diabetes um 20 Prozent.

Aus den Erkenntnissen der Wissenschaft erge- Lange war das ein Nischenthema, Spazierenge- ben sich wichtige Fragen. Könnte es sein, dass hen galt – besonders bei Kindern – als spießig. körperliche und gedankliche Trägheit zusam- Doch das hat sich geändert. Corona hat uns zu menhängen? Vernetzen sich in den Köpfen von Spaziergängern gemacht. Das Schlendern, al- Kindern wichtige Hirnteile womöglich nicht so lein oder zu zweit, erlebt aktuell einen echten gut, wenn diese täglich stundenlang vor Rech- Boom. Doch warum eigentlich? Und wie lässt nern und Fernsehgeräten hocken, statt draußen es sich am besten spazieren gehen, ohne dass zu spielen? Langeweile aufkommt? Wer aufmerksam geht, sieht gerade in der Vorfrühlingszeit so viel. Seine eigene Antwort auf solche Fragen fand der Die ersten grünen Spitzen kommen aus dem Philosoph Friedrich Nitzsche (1844-1900). Sei- Erdreich, Leberblümchen und gelbe Krokusse le- ne Empfehlung: „so wenig wie möglich sitzen, gen einen gelben Teppich aus. Dabei fällt sicher- keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht lich einigen Menschen der Osterspaziergang von im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, Wolfgang von Goethe ein: „Vom Eise befreit sind in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern. Strom und Bäche …“. Wenn auch Goethe den Sitzfleisch ist die eigentliche Sünde wider den Winter nicht ganz verschwinden lässt, so heißt heiligen „Geist“ und „nur die ergangenen Ge- es doch bald: „Frühling lässt sein blaues Band danken sind von Wert“. wieder flattern durch die Lüfte. wohlbekannte Lüfte streifen ahnungsvoll das Land …“. Gehen ist zwar kein Leistungssport. Mit 200- 300 Kilokalorien pro Stunde ist der Kalorien- (Anmerkung der Redaktion: Das wohl bekanntes- verbrauch nur etwa ein Drittel so hoch wie beim te Frühlingsgedicht mit dem eigentlichen Titel „Er Joggen. Aber: Es muss trotzdem nicht immer ist‘s“ stammt von dem deutschen Lyriker Eduard gleich die Jogging-Runde sein, um einen Effekt Friedrich Mörike (dem „Biedermeierdichter“ und für die Gesundheit zu haben. Wer täglich und Pfarrer) aus dem Jahre 1829.)

Dr. Elisabeth Bargfrede lebt seit 2012 in der Residenz in der Contrescarpe.

11 ERIKA BRILL

Fliegen im Juni auf weißer Bahn Löwenzahn flimmernde Monde von Löwenzahn, liegst du versunken im Wiesenschaum, löschend der Monde flockenden Flaum. Wenn du sie hauchend im Winde drehst, Kugel auf Kugel sich weiß zerbläst, Lampen, die stäubend im Sommer stehen, wo die Dochte noch wolliger wehn. Leise segelt das Löwenzahnlicht über dein weißes Wiesengesicht, segelt wie eine Wimper blass in das zottige wogende Gras. Monde um Monde wehten ins Jahr, wehten wie Schnee auf Wange und Haar. Zeitlose Stunde, die mich verließ, da sich der Löwenzahn weiß verblies.

Autor: Peter Huchel

Löwenzahn findet man überall – auf ländlichen Wiesen und auf städtischen Brachen, im Garten und im Hinterhof. Jetzt, Anfang Juni, sind manche “Löwenzähner” (wie unser familieninterner Plural lautet) schon zu Pusteblumen geworden. Mit Pusteblumen haben Kinder viel Freude. Man muss ihnen nicht rational und ausführlich erklären, wie das mit den kleinen Samen funktioniert. Man muss gar nichts sagen. Aber wer unbedingt etwas erklären möchte, kann einfach sagen: Aus jedem kleinen Schildchen, das Du wegpustest, wächst ein neuer Löwenzahn. Oder, wenn man eine poetische Stimmung herbeizaubern möchte, liest man Peter Huchels schönes Gedicht vor. Natürlich werden die Kinder nicht verstehen, dass darin eine Wehmut um das Verge- hen der Zeit anklingt. Aber sie werden ganz sicher die Stimmung, die Ihr beim Lesen oder Sprechen aussendet, in sich aufnehmen. Text: Maike Cölle | blog.hans-natur.de

Peter Huchel (1903-1981 | eigentlich Helmut Huchel) war ein deutscher Lyriker und Redakteur. Sein Vater war Friedrich Huchel, seine Mutter war Marie Zimmermann.

12 Verblühter Löwenzahn

Wunderbar stand er da im Silberhaar. Aber eine Dame, Annette war ihr Name, machte ihre Backen dick, machte ihre Lippen spitz, blies einmal, blies mit Macht, blies ihm fort die ganze Pracht.

Autor: Josef Guggenmos

Die Gedichte wurden eingereicht von Erika Brill. Sie lebt seit 2016 in der Residenz in der Contrescarpe

Josef Guggenmos (1922-2003) war ein deutscher Lyriker und Autor von Kinderbüchern. Sein bekanntestes Buch ist „Was denkt die Maus am Donnerstag?“ aus dem Jahr 1967.

13 DR. URSULA MENCK Ziegenbock und Goldfisch

wan Iwanowitsch Ziegenbock machte sei- „Du kleines Weibchen, kleine Goldige, ich will nem Namen alle Ehre. Störrisch war er und dich Krasawitza, nennen: Schönheit, und du Ieigensinnig, so dass die Dörfler ihn mieden. sollst es gut bei mir haben“, flüsterte der Alte ihr In seiner Jugend war er ein großer Bergsteiger. zu, während er das Glas vorsichtig in seine gute Aber jetzt im Alter war er müde geworden. Sei- Stube trug. Liebevoll pflegte er Krasawitza die ne Lungen machten ihm zu schaffen. So lebte er nächsten Tage und brachte ihr die schönsten Le- ziemlich einsam in seiner kleinen Holzdatscha ckerbissen. Bald schon schwamm sie kräftig und am Fuße des Glasnost Gebirges. vergnügt in ihrem Becken herum.

Er trug nach alter Art tagaus, tagein einen Rus- Er redete mit ihr wie mit seinesgleichen und es senkittel, an warmen Tagen allerdings ohne die störte ihn nicht, dass sie nie antwortete. Fische dazugehörige Hose, so dass er von weitem einer sind nun einmal stumm, dachte er. Er erzählte Frau glich. Die Leute im Dorf machten sich über ihr von seinem aufregenden Bergsteigerleben ihn lustig, aber das kümmerte ihn wenig. und allem, was ihm in den Sinn kam. Er musste sich bald eingestehen, dass er sich in Krasawitza Eines Tages wollte Iwan Iwanowitsch in seinem verliebt hatte. Garten eine würzige Staude ausreißen, als sei- ne spärlichen Barthaare eine unbekannte Be- Die Leute im Dorf tuschelten über ihn. „Habt ihr wegung spürten. Er hielt inne und traute seinen schon gehört? Der Iwan Iwanowitsch hat sich Augen nicht: da lag ein Goldfisch, mehr tot als auf seine alten Tage in eine blutjunge Schönheit lebendig und schnappte nur noch mühsam nach verliebt. Geiler Bock.“ Luft. Doch das focht ihn nicht an. Sollten sie sich doch „Wai, wai, goldener Fisch“, jammerte Iwan das Maul zerreißen. „Die sind ja nur neidisch, Iwanowitsch mit meckernder Altmännerstim- kleine Krasawitza, weil sie so etwas Schönes wie me, „was hat dich denn hierher verschlagen? So dich nicht haben.“ klein und so wunderschön.“ Aber hier galt es, nicht lange zu räsonieren. Alles hätte gut und schön sein können, wenn „Dawei, schnell, schau, dass du dem kleinen Krasawitza nicht ab und an in Schwermut ver- Goldstück Wasser findest“, brummelte er. fallen wäre. Iwan Iwanowitsch meinte, ein ab- grundtiefes Seufzen zu spüren. Sie hatte es doch Vorsichtig nahm er das kleine Tier auf und so gut bei ihm, was konnte ihr nur fehlen? sprang so schnell er konnte schnurstracks in den Keller seiner Datscha, der mit lauter Gerümpel Eines Tages schlug er sich an die Stirn: „Ich al- vollgestopft war. Ja, ja, dachte er, da haben die ter Trottel“, rief er freudig, „natürlich, das muss Leute immer gelästert, wozu ich das alles brau- es sein.“ Er nahm behutsam das Glas mit seiner che. Man weiß ja nie... . Liebsten in die Hände und stieg langsam mit ihr den Glasnost Berg hinauf. Und richtig, da stand es – ein großes kugelrun- des Glasgefäß. Iwan Iwanowitsch füllte es mit Er war lange nicht mehr oben gewesen. Er muss- Wasser und ließ den Fisch vorsichtig hineinglei- te sehr oft verschnaufen und kam mächtig ins ten. Er wagte kaum zu atmen. Der Goldfisch war Schwitzen. Aber schließlich war es geschafft und einen Augenblick wie erstarrt, aber dann begann sie standen auf dem Gipfel. Eine atemberauben- er langsam Runde um Runde zu schwimmen. de Aussicht tat sich vor ihnen auf.

Iwan Iwanowitsch meckerte ein überglückliches Er flüsterte seiner Geliebten zu: „Schau, da Lachen. Ihm war, als blickten die schwarzen hinten am Horizont kannst du das Wasser des Knopfaugen des Fisches ihn dankbar an. Baikalsees sehen. Hat der dir gefehlt?“ 14 Freudig schlug Krazawitza mit der Schwanz- spitze. „Krasawitza, Liebste“, sagte Iwan Iwano- witsch glücklich, „ich kann dich nicht dort hin- bringen. Es ist zu weit und vor allem gibt es da Artgenossen, die dich mit Freuden verspeisen würden. Das könnte ich nicht überleben. Aber ich werde jeden Morgen mit dir hier heraufstei- gen, damit du das Wasser sehen kannst, das wird auch meinen alten Knochen gut tun.“

Krazawitza schmiegte sich eng an den Rand des Glases und Iwan Iwanowitschs Herz schmolz da- hin. Seither stieg er jeden Morgen nach Sonnen- aufgang mit Krasawitza auf den Berg und beide waren sehr glücklich.

> Dr. Ursula Menck

Dr. Ursula Menck lebt seit 2020 in der Residenz in der Contrescarpe.

15 ERIKA RAUSER Eine langweilige Geschichte ngelogen! Langeweile kenne ich nicht. Und was weiter? Also die Rätselseite in der Zei- Na ja, genauer gesagt, kannte ich nicht tung ist auch kein befriedigender Zeitvertreib. U- bis zum Beginn dieses unglückseligen Kreuzworträtsel meide ich zum großen Teil, um Jahres 2020. meinem Selbst-bewusstsein keinen Schaden zu- zufügen. Die Lösung von Schachaufgaben muss Was macht man, wenn Geselligkeit und Un- ich aus dem gleichen Grund besser informierten terhaltung gestrichen sind, wie es in neueren Kreisen überlassen. Denn mir könnte es durch- Zeiten der Fall ist? Schließlich betrachte ich es aus passieren, dass ich zu zwei mich befriedigen- nicht als anregenden Ersatz für Kommunikati- den Ergebnissen komme, was Experten zumin- on oder als Unterhaltungsangebot, das Loch am dest zum Kopfschütteln veranlasst. Zeh meiner Wollsocke zu stopfen oder das Bett frisch zu beziehen. Und mit der besten Freundin Auf das Fernsehen ist in puncto Unterhaltung hat man gerade gestern telefonisch ausgiebig auch nicht unbedingt Verlass. Häufig wird man und ergebnislos das Problem erörtert, während zur besten Sendezeit berieselt mit Sex and des Lockdowns ihre Waschmaschinenreparatur Crime. Oder es finden diese unzähligen Talk- zu organisieren. Ich bin heute auch nicht in der shows statt, in denen von den sachverständigen Stimmung, die zweitbeste Freundin anzurufen, Teilnehmern neben Äußerungen zu Politik und (die in gewissem Maße starrsinnig ist). Denn lei- Wirtschaft hellseherische Fähigkeiten hinsicht- der kann ich mich nie des Hinweises „Rollator“ lich des Überlebens unserer herrlichen Erde so- enthalten, den sie trotz ihrer Gangunsicherheit wie der Menschheit erwartet werden. Zu meiner ablehnt. „Das ist etwas fürs Alter!!“ Ich weiß Be- Freude gibt es hier und da jedoch Satiresendun- scheid! Schließlich bin ich 13 Monate älter als gen, in denen gewitzt oder auch bissig mancher sie und Rollatorbenutzerin. Treffer gelandet wird. Zum Beispiel von diesem großartigen Urban Priol! Und urkomisch ist ja Meine tägliche Wanderung durch die Wallanla- dieser Donald Dingsda mit seiner Polit-Satire…. gen – Pflichtübung! - beansprucht erfahrungsge- Wie heißt er doch gleich? Nein, Donald Duck mäß 45 Minuten. Die Frage ist: Was macht man meine ich nicht, obwohl er ihm zum Verwech- mit den restlichen 1395 Minuten? seln ähnelt. Meine Wortfindungsprobleme ma- chen mir zunehmend Sorgen. Natürlich gibt es durchaus Tätigkeiten, denen man sich jetzt widmen könnte, um die Zeit Die Mahlzeiten bekommen wir im Roomser- nutzbringend auszufüllen. Zum Beispiel müss- vice. (Komisch, dieser zeitgerechte Begriff ist te ich endlich mal meinen Kleiderschrank vom weder im Duden, 28. Auflage, noch im engli- Ballast befreien. Jedoch spricht ein gewichtiger schen Wörterbuch zu finden. Und das obwohl Grund dagegen: Dazu habe ich keine Lust! Ge- der Duden, dieses „umfassende Standardwerk nau so verhält es sich hinsichtlich uralter Akten für die deutsche Rechtschreibung“, regelrecht und Schriftsachen, die schon lange vergeblich überquillt mit Anglizismen. auf mein energisches Eingreifen warten. Tja, da kann man nichts machen, absolut nichts!

16 Nebenbei bemerkt fehlt dort auch eine der schon öfter gesehen. Wie schön, trotz des Lock- modernen Lieblingsfloskeln unserer Politiker: downs mal eine der seltenen Gelegenheiten zum vulnerabel – verletzlich, ebenso der Inzidenz- Klönen, wenn auch mit kalten Füßen. wert. Offensichtlich war der Duden genauso we- nig auf Corona vorbereitet wie die Menschheit.) Juchhei! Wir wurden geimpft! Nun ist für uns Jetzt bin ich abgeschweift. Also – wie gesagt - ein neues Leben in Sicht. Jetzt ist Schluss mit der zurzeit nichts mit gemütlichen gemeinsamen Einsamkeit, und wir können wieder tanzen und Mahlzeiten im Restaurant oder im Rosencafé, singen. Wenn auch mit Maske. Obwohl - wenn bei denen sich oft ein Plausch mit lieben Mit- ich ehrlich bin – so manches hatte ich schon vor- menschen ergab. Vieles, was immer selbstver- her aufgegeben, nicht erst 2020. ständlich für uns war, existiert zurzeit nur noch als schöner Traum. Einen Moment bitte! Es ist gerade Nachrichten- zeit. O mein Gott, da sind wieder Reportagen Die ungewohnten Lebensumstände bringen auch über die schrecklichen Zustände in den Flücht- neue Erkenntnisse mit sich. Zum Beispiel rich- lingslagern. Mich erfasst blankes Entsetzen. ten meine Haare sich nicht nach den wegen des Trotz aller Probleme auch bei uns bin ich schlag- Lockdowns geschlossenen Friseurgeschäften, sie artig nur noch von Dankbarkeit erfüllt für mein wachsen ungehemmt. Obwohl - viele (allerdings komfortables Leben. Wir lebten eine Ewigkeit erheblich jüngere) Frauen tragen heutzutage mitten im Paradies. lange Haare! Wäre das vielleicht auch was für mich? Leider sagt mir mein Spiegel schonungs- Entschuldigung! Ich weiß, heutzutage interes- los: Lass das! Jünger wirkst du damit keineswegs sieren nur brandaktuelle Berichte. Vermutlich und attraktiver schon gar nicht, sondern nur un- ist dieser Beitrag zum Teil überholt, weil vor gepflegt. unserer Impfung geschrieben (Anmerkung Redaktion BOUQUET: Die zweimalige Impfung Bei den winterlichen Temperaturen begegnen erfolgte im Januar 2021). Überschlagen sie ihn mir manchmal auf meinen Spaziergängen selt- einfach und blättern Sie weiter! sam aussehende Wesen - untere Gesichtshälfte Maske, obere Gesichtshälfte Mütze. Nur die Au- gen blinzeln raus. Mein erster Gedanke: „Kenne ich nicht!“ Aber diesen Anorak – den habe ich

Erika Rauser lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

17 DR. URSULA MENCK Amore

Wenn ich bei dem Liebsten war, hab‘ ich Flügelfüße, möcht‘ umarmen alle Welt, Feinden senden Grüße.

Wenn ich bei dem Liebsten war, möcht‘ ich tanzen, singen, querfeldein bei Regen laufen, über Zäune springen.

Wenn ich bei dem Liebsten war, hab‘ ich Riesenkräfte. erledige in kurzer Zeit die schwierigsten Geschäfte.

Wenn ich bei dem Liebsten war, bleibt die Welt mir stehen, kann erwarten kaum die Zeit bis zum nächsten Wiedersehen.

Die Graffiti sind von der Mauer unter dem Balkon von „Romeo und Julia“, in Verona.

Dr. Ursula Menck lebt seit 2020 in der Residenz in der Contrescarpe.

18 BERND MEIER Tach auch... Neu in Bremen An einem Überweg für Radfahrer und Fußgänger kamen wir ins Gespräch. Die Frau wartete mit ihrem Rad an der roten Ampel, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen war. Offenbar war sie nicht aus Bremen.

Meine Vermutung erwies sich als richtig. Sie war erst vor einigen Wochen zugezogen. Aus .

Da drängte sich die Frage auf: „Und wie gefällt es Ihnen in Bremen?“

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Sehr gut. Bremen ist irgendwie so . . .“ Sie überlegte kurz. „So handlich.“

19 DR. HARTWIN VON GERKAN Der Barbier von Utopia

eisen unternehme ich am liebsten mit nicht in den Sinn kam. Das war bedauerlich, denn Lovejoy. Hinter ihrem für andere etwas naiv die Sache sollte uns noch einiges Kopfzerbrechen Rwirkenden Ausdruck verbirgt sich ein wacher bereiten. Erst später, als wir dem Ort wieder den und treffender Blick für alle Ereignisse und Eindrü- Rücken gekehrt hatten, erhielt unsere Selbstsicher- cke, der unsere Reisen auch für mich immer wieder heit einen Stoß, als Lovejoy plötzlich fragte: „Und zu einem besonderen Erlebnis macht. Lovejoy ist wer rasiert den Barbier?“ zwar mitunter recht launenhaft, doch überwiegen die angenehmen Seiten ihrer Begleitung bei wei- „Nun, ich würde sagen“, erwiderte ich unbefangen, tem. Auch der Gewinn aus unserer letzten Reise ist „er wird sich selbst rasieren. Denn wenn die Bewoh- mir erst richtig durch die Spiegelung der Gescheh- ner entweder sich selbst rasieren oder vom Barbier nisse in Lovejoys Wahrnehmung und ihren Gedan- rasiert werden, bleibt der Barbier ja allein für seine ken darüber deutlich geworden. eigene Rasur übrig.“

Wir hatten eine Reise nach Norwegen unternom- „Ich weiß nicht recht“, meinte Lovejoy zweifelnd. men. Im Zusammenhang damit hatten wir von ei- „In welche der beiden Gruppen müssten wir ihn ner kleinen abgelegenen Ortschaft gehört, die sich dann wohl einordnen? In die derjenigen, die vom durch die Besonderheit auszeichnen sollte, dass es Barbier rasiert werden, oder in die der Selbstrasie- unter ihren Einwohnern einen Barbier gab, der täg- rer?“ lich alle diejenigen erwachsenen männlichen Dorf- bewohner zu rasieren pflegte, die sich nicht selbst „Also ich würde ihn zu den Selbstrasierern rech- rasierten. Der Leser dieses Berichts wird sich viel- nen“, gab ich meine Meinung kund. leicht denken, derartiges lasse sich mit Leichtigkeit fast überall auf der Welt finden. Wie sich jedoch Aber das war kein so guter Einfall! Und Lovejoy zeigen wird, wäre er mit dieser Meinung in einem legte auch sogleich den Finger auf die Wunde: „Ich Irrtum befangen. Das mussten auch wir erfahren. finde nicht, dass wir das einfach so können. Er Nach einigem Suchen kamen wir zu der Ansicht, rasiert doch nur die Dorfbewohner, die sich nicht unser Ziel gefunden zu haben: Es handelte sich um selbst rasieren. Wenn wir ihn daher zu den Selbstra- eine kleine Siedlung an der nordnorwegischen Küs- sierern rechnen wollten, dann müsste er doch zu te. Wir entdeckten im Ort auch das kleine Barbier- den Einwohnern gehören, die nicht vom Barbier geschäft, das im Erdgeschoss eines dieser typischen rasiert werden. Es ist andererseits aber doch klar, alten norwegischen Holzhäuser eingerichtet war, dass niemand anderer als er für seine eigene Rasur und sahen darin den Barbier selbst - einen Mann im in Betracht kommt. Er kann also nicht so ohne wei- weißen Friseurkittel, nicht mehr jung, glattrasiert, teres zu den nicht vom Barbier rasierten Selbstra- mit bereits deutlicher Glatze, die aber ringsum mit sierern gehören. kunstvollem Lockenhaar umstellt war. Er war gerade dabei, einen Kunden zu rasieren, einen korpulenten Das leuchtete mir ein. Und so verfiel ich auf die Dorfbewohner mit grauem Haupthaar. Alles schien verbleibende andere Möglichkeit: „Dann zählt er zu stimmen. Um uns ganz zu vergewissern, dass wir also zu denen, die vom Barbier rasiert werden.“ am Ziel waren, betraten wir den Laden und fragten Aber auch das wollte Lovejoy nicht gelten lassen. den Barbier, ob es tatsächlich so sei, dass er alle die- Schon mit einiger Ungeduld in der Stimme wies sie jenigen erwachsenen männlichen Dorfbewohner zu mich zurecht: „Das ist doch eine genauso schwach- rasieren pflege, die sich nicht selbst rasierten. Der sinnige Idee wie die vorher. Wenn wir ihn zu den Barbier bejahte die Frage bereitwillig, sah uns da- vom Barbier rasierten Einwohnern rechnen, dann bei aber forschend an, als gebe seine Antwort uns würde er doch nicht zu denen gehören können, die nun doch Anlass für bestimmte weitere Nachfragen. zur eigenen Rasur Hand an sich legen. Aber gerade Wir empfanden jedoch nach dieser Auskunft so viel das tut er doch! Wir können ihn daher wohl kaum innere Genugtuung, dass uns eine mögliche zusätz- zu denen zählen, die sich nicht selbst rasieren, liche Frage nach weiteren Zusammenhängen gar sondern sich von ihm rasieren lassen. Wir dürfen 20 nachdachte, desto mehr verlor sie ihre Brillanz. So fragte ich mich, was in aller Welt denn den Barbier veranlassen sollte, sich der Prozedur einer Rasur im Dunklen zu unterziehen. Vor allem aber leuchtete es mir immer weniger ein, in der Heimlichkeit der Ra- sur den Schlüssel für das paradoxe Problem sehen zu sollen, wie die Rasur des Barbiers einzuordnen ist. War es nicht doch vielmehr so: Wenn der Barbier sich selbst rasiert, dann tut er es nicht, da er ja die- jenigen nicht rasiert, die sich selbst rasieren. Geht man dagegen davon aus, dass er sich nicht selbst rasiert, dann tut er es doch, da er ja alle diejenigen rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Wir haben es also wunderbarerweise mit einem Barbier zu tun, der sich nicht rasiert, wenn er dies tut - oder umge- kehrt: der sich dann rasiert, wenn er dies nicht tut!

Und nach weiterem Grübeln kam ich zu dem Ergebnis: Diesen Barbier und das Dorf gab es gar nicht; es konnte sie überhaupt nicht geben! Und so hatten wir das Dorf auch nicht hier in dem norwegischen Küstenort gefunden, ja auch ja nicht aus den Augen verlieren, dass die beiden gar nicht finden können... Gruppen von Dorfbewohnern doch wohl klar von- einander zu unterscheiden sind - oder etwa nicht? Ich muss dann doch noch eingeschlafen sein. In der Und dass auch der Barbier einer der Dorfbewohner Morgendämmerung erwachte ich. Noch benom- ist, ist jedenfalls klar.“ men versuchte ich, mich an das am Vortag Erlebte zu erinnern. Wie war das mit dem Barbier? Hatte Das musste ich anerkennen. Was ließ sich auch ich das überhaupt erlebt oder nur geträumt? Was gegen diese Argumentation einwenden? Aber das war Wirklichkeit, was war Traum? Mühsam suchte Problem blieb, in welche der beiden Gruppen der ich mir darüber klar zu werden, ob wir dem Barbier einzuordnen war. Wir schwiegen beide. wundersamen Barbier mit seinem Lockenkranz Warum hatten wir vorhin auch den Barbier nicht tatsächlich begegnet waren. Erst als alle Schlaftrun- gefragt, wie es denn mit seiner eigenen Rasur be- kenheit abgeklungen war, kam die Gewissheit, dass stellt sei? Dann wandte Lovejoy sich mir zu: „So, es kein Traum gewesen war... Aber - wie verhielt es nun will ich dir des Rätsels Lösung verraten: Der sich denn nun wirklich mit dem Barbier und seiner Barbier rasiert sich heimlich im Dunklen, vielleicht Rasur? gar unter der Bettdecke!“

Bingo! Natürlich, nur so konnte es sein. Die Verbor- genheit der Rasur schien sie allen Zweifeln und Un- klarheiten bei ihrer Einordnung zu entheben... Nachbemerkung: Die (erdachte) Erzählun greift das „Barbier-Paradoxon“ auf, das sich in seiner Später, in der Nacht, konnte ich lange nicht einschla- Widersprüchlichkeit nach wie vor einer wirkli- fen. Je mehr ich jedoch über die Lösung Lovejoys chen Auflösung entzieht.“

Das Barbier-Paradoxon oder die Antinomie des Barbiers ist in der Logik und der Mengenlehre eine anschauliche Variante der Rusell‘schen Antinomie, die 1918 von Bertrand Russell selbst aufgestellt wurde

Dr. Hartwin von Gerkan lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

21 ERIKA RAUSER Warnung! Attention! Opgepast! Attenzione! Enkeltrick - „Aktenzeichen XY ungelöst“

m Mittwoch, 10. Februar 2021, übertrug perfides Kalkül auf alte Menschen ausgerichtet, das ZDF-Programm in seiner Sendung die sich einsam fühlen und für die dann die A„Aktenzeichen XY ungelöst“, in der es um Sonne aufgeht, wenn ihr Enkel ihre Hilfe braucht. ungeklärte Verbrechen geht, einen Fall, in dem Gangster eine ältere Dame mit dem weit verbrei- Ich finde es befremdlich, dass die Bank einer teten Enkeltrick um ihr Vermögen gebracht hat- älteren Dame am „Schalter“ ohne weiteres ten!! 60.000,- € auszahlt. Da müssten doch bei einem gewissenhaften Banker die Alarmglocken Die Sache nahm ihren Anfang mit dem Anruf schrillen. ihres „Pseudo-Enkels“ bei einer älteren Dame, er habe einen Autounfall verschuldet. Er spiel- Enkeltrick - Anruf bei Erika Rauser te den Verzweifelten, der seinen Führerschein verlieren würde und ein Strafverfahren und wer Vor einiger Zeit habe ich selbst einen ähnlichen weiß was noch zu erwarten habe. Bei Zahlung Versuch erlebt. der Reparaturkosten von 20.000,- € sei der von ihm Geschädigte damit einverstanden, dass man Telefon: „Hallo, Oma!“ die Polizei nicht einschalte und die Sache damit Ich: „Andreas*, bist du das?“ (Wie einfältig von erledigt sei. Da er, der Enkel, im Moment lei- mir! Der Anrufer wusste nun, dass ich einen der nicht über die Summe verfüge, bitte er sei- Enkel habe.) ne liebe Omi, ihm zu helfen. Was die liebe Omi dann auch tat. Ein smarter junger Mann – gut Telefon: „Ja, Oma, ich bin’s!“ angezogen, einwandfreies Deutsch – nahm im Ich: „Deine Stimme klingt so komisch. Bist du Auftrag des Enkels vor dem Gartentor das Geld erkältet?“ (Seine Stimme klingt anders als sonst, in Empfang, 20.000,- € in bar. Einfach so, ohne aber ich hatte ihm eine prima Ausrede serviert – Quittung, ohne alles. So weit, so gut - oder nicht erkältet!) ganz so gut -, aber wenn dem lieben Jungen da- mit geholfen ist, dachte „Omi“. Telefon: „Ja, ich bin ganz furchtbar erkältet!“ Ich: „Dann solltest du …“ (hier folgten einige Die Angelegenheit war damit aber noch lange Ratschläge von mir gegen Erkältung.) nicht zu Ende. Für Oma begann ein Psycho-Ter- ror. Weitere Anrufe des bedauernswerten „En- Telefon: „Danke, es geht schon. Aber weshalb kels“ unter Einschaltung eines „Kfz-Sachver- ich anrufe: Ich bin in Delmenhorst …“ ständigen“ führten dazu, dass Oma bei zwei Ich: „Delmenhorst? Was machst du denn in weiteren Terminen dem seriös wirkenden Ab- Delmenhorst?“ (Komisch, Andreas* kommt aus holer letztlich ihr gesamtes Barvermögen von Berlin über Delmenhorst nach Bremen? Und hatte 131.000,- €vor dem Gartentor aushändigte. Ein- einen Besuch nicht wie üblich angekündigt.) fach so, ohne Quittung, ohne Namen, ohne eine Anschrift!! Telefon, leicht ungeduldig: „Ich habe hier etwas zu erledigen. Aber weshalb ich dich anrufe, ich Man fragt sich zu Recht: „Wie kann das ange- hatte einen Autounfall …“ hen?“ Warum um himmels willen hat die Oma Ich: „O je!. Bist du verletzt?“ (Bei mir verstärkte nicht zur Sicherheit ihren richtigen Enkel ange- sich das Gefühl: Hier stimmt was nicht!) rufen? Wohlgemerkt: Der hat keinen Cent von dem Geld zu sehen bekommen. Aber hier wird Telefon: „Nein, mir ist nichts passiert. Aber außer Acht gelassen, dass es sich um exzellent der Kfz-Sachverständige sagt, bei meinem geschulte Ganoven handelt. Vermutlich ist ihr Wagen lohnt sich die Reparatur nicht mehr. Jetzt 22 habe ich eine tolle Gelegenheit, einen 1-a Jahres- wagen zu bekommen zu einem Super-Preis, nur € 21.000,00. Im Moment ist alles ein bisschen schwierig für mich, und da wollte ich dich bitten, liebe Oma, ob du …“

Aha! Endlich fiel bei mir der Groschen, dass ich es offensichtlich mit einem Kriminellen zu tun hatte, und ich äußerte energisch, was ich davon hielt. Klick! Aufgelegt!

Das Ganze hat sich wahrhaftig so zugetragen. Mein Anrufer war nicht so erfolgreich, vielleicht auch nicht so gerissen wie die Akteure in der Sendung „Aktenzeichen XY“. Oder kommt es einfach darauf an, an wen sie geraten?

Nach dieser Erfahrung würde ich das nächste Mal sagen: „Lieber Andreas*, ich lege jetzt auf und rufe dich gleich wieder an!“ Kriminelle stecken, die gewaltig „abzocken“ bei Telefonverbindungen. Die Kontakte könnten mit exorbitanten Beträgen zu Buch schlagen. Seine Telefonabzocke – Feststellung ergab, dass der obige Anschluss sich Anruf bei Erika Rauser in Nigeria befindet!! Gott sei Dank war mein Rückrufversuch erfolglos. Das Telefon erfreut sich bei Kriminellen offen- sichtlich großer Beliebtheit für ihre Aktionen. Diese Betrugsmasche war mir neu. Man lernt Freitag, 12. Februar 2021, 17.00 Uhr. Ich schaff- nicht aus. te es wieder nicht, beim Läuten rechtzeitig den Apparat zu erreichen. Macht nichts, der Anruf- Nigeria? Im Westen Afrikas am Atlantischen beantworter informierte mich: Ozean. Bevölkerungsreichster Staat Afrikas, mit 200 Millionen siebtgrößte Bevölkerungszahl Am 12.02.2021, 17.00 Uhr, der Welt, allein Lagos hat 22 Millionen Einwoh- Anruf von 0022746972952 ner. Riesenerdölvorkommen, trotzdem geringes Komische Nummer, mir unbekannt. Aber viel- Wirtschaftswachstum, in punkto Armut auf ei- leicht Enkelin oder Enkel aus dem Ausland? Auch ner Stufe mit Indien, mangelhafte Infrastruktur, nicht. Dann muss ich probieren, diese Nummer hohes Maß an Kriminalität und Korruption anzurufen. Kein Anschluss. Auskunft vom Tele- und und ... fonanbieter, dass es diese Nummer nicht gibt. Das ist ominös! Falls Sie einmal einen Anruf aus Nigeria erhalten sollten, besitzen Sie schon mal einige Informati- Mein Sohn warnte mich, keinesfalls eine mir onen. nicht bekannte ausländische Nummer (zwei Nullen am Anfang) zu wählen oder derartige *(Der Name wurde von der Redaktion geändert) Gespräche anzunehmen. Dahinter können von irgendwoher aus dem Ausland agierende

Der Erlebnisbericht wurde eingereicht von Erika Rauser . Sie lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

23 Agnes Sander-Plump, geb. Plump 1.5.1888 in Bremen – 23.12.1980 in Lilienthal

Agnes, Tochter von Agnes Plump, geb. Melchers, 30er Jahren, und mit einigen Ausstellungen und dem Getreidegroßhändler Hermann Plump, im hohen Alter stellte sie sich der öffentlichen wuchs mit fünf Geschwistern in Bremen auf. Kritik, von der sie positiv aufgenommen wurde. Die Familie Plump hatte künstlerische Ambi- Sie ist durch eine Vielzahl von Kinderbildnissen tionen: ihr Vater wollte selbst Maler werden, dem Gedächtnis der Bremerinnen bewahrt. seine Schwester Bertha Plump wurde es. Diese Bildnisse geben Zeugnis ihres künstle- rischen Könnens und sind Ausdruck einer tie- Sie fiel bereits in ihren ersten Schuljahren fen Berührung zwischen Malerin und Modell. durch ihr Zeichentalent auf. Sie erhielt den Die Palette der von ihr Dargestellten reicht ersten Zeichenunterricht bei der Bremer vom Säugling über den jungen Menschen hin Malerin Margarethe von Reinken. 1907 und zum Erwachsenen. Aber auch Stillleben von 1908 war sie an der Kunstgewerbeschule Puppen, Porträts (u.a. von Lisel Oppel), Selbst- in Bremen in den Klassen von Magnussen bildnisse und – seltener – Landschaften, sind (Porträt) und Schäfer (Akt) eingeschrieben. in ihrem Werk zu finden. Ihre realistische Wie- dergabe zeichnet sich durch hohes technisches 1909 heiratete sie den Tabakkaufmann F. Sander. Können, eine sicher gesetzte Umrisslinie, die In der nur kurz andauernden Ehe bekam sie plastische Durcharbeitung der Oberfläche und drei Kinder, die sie zum Porträtieren anregten. durch einen bewussten Einsatz der Farben aus. Ihre beiden Töchter Ursula Sander-Lohmann Als Kinderbuchautorin und -illustratorin veröf- und Hanna Sander-Lutz wurden wie sie fentlichte sie 1949 „Geheimnis der Kinder“ und Malerinnen. 1980 „Doris. Kinderjahre in einer Hansestadt 1893-1900“, wo sie unbeschwerte Kindheitser- Um 1910 lernte sie in Berlin Max Beckmann, innerungen mit etwa 40 Zeichnungen aus den Hans Meid und Wilhelm Gerstel kennen, die ihr 60er Jahren darstellte. wichtige künstlerische Impulse vermittelten. 1919 studierte sie bei Corinth in Berlin. Im Jah- 1964 verlieh ihr die Niedersächsische Landes- re 1924 unternahm sie mit Minne Beckmann, regierung das Verdienstkreuz am Bande mit der Ehefrau des Malers Max Beckmann, eine den Worten: „Agnes Sander-Plump gehört Reise nach Paris. Im Jahre 1926 ließ sie sich in zu den Kunstschaffenden, die das Sehnen der Worpswede nieder. Dort widmete sie sich sehr Menschheit nach Schönheit, Harmonie und intensiv dem Kinderporträt. Wohlklang befriedigt haben.“

1936 entstand ein Selbstporträt (Kunsthal- Ihre Werke sind im Focke-Museum, in der le Bremen), auf dem sie sich vor der Staffelei , in der Kommunalen stehend, in voller Größe darstellt. In diesem Galerie und in der Galerie Cohrs-Zirus in gelungenen, schon fast abstrakt zu nennen- Worpswede zu sehen. Ihr Nachlass befindet den Werk ist ihr Gesicht nur leicht durch einen sich im Atelier Dieter Weiser in Worpswede, Hell-Dunkel Kontrast angedeutet. Eine mutige viele ihrer Arbeiten sind in Privatbesitz. Selbstdarstellung, die ganz im Gegensatz zur geforderten Kunstauffassung des Nationalso- zialismus stand. Publikationen Geheimnis der Kinder, Bremen 1949 Sie war Mitglied der Künstlervereinigung Doris. Kinderjahre in einer Hansestadt GEDOK. Mit vielen Ausstellungsbeteiligun- 1893-1900 gen in jungen Jahren, insbesondere in den Bremen 1980

24 KAROLINE LENTZ I CHRISTINE RENKEN Nachbarn der Residenz Wenn die „Patentante“ erzählt …

enerell liest man gerne etwas über seine „historischen Nachbarn“. Vor allen Dingen, Gwenn es sich um bekannte Familien aus der Bremer Geschichte handelt.

Als wir vor wenigen Tagen ein Buch in die Hand bekamen, staunten wir nicht schlecht. Unter dem Titel „Doris. Kinderjahre in einer Hansestadt 1893-1900“ (erschienen im Schünemann Verlag, 1980) lässt uns die „Patentante“ an ihren Erlebnissen teilhaben.

Völlig überraschend konnten wir dann etwas über einen „historischen Nachbarn der DKV-Residenz in der Contrescarpe“ lesen.

Widmen wir uns zunächst der „Patentante“. Das Vorwort zu dem Buch hat übrigens ihr „Patenkind“ geschrieben: der ehemalige Bundespräsident Karl Carstens. auf die Mühle. Die „Blumenschule“ leuchtete vom Wall in den mannigfaltigsten Farben herüber. So schreibt er: „Wie oft wünschen wir uns, dass Enten lärmten, und Schwäne zogen übers Wasser. einer der Älteren das, was er einst erlebt hat, zu Die mächtigen Buchen spendeten Schatten, so Papier bringt und für die Nachwelt festhält.“ dass man an heißen Tagen kühl und angenehm auf der offenen Terrasse sitzen konnte.“ Seine „Patentante“ hat sich übrigens als Autorin keinen Namen machen können, sondern eher Stehen wir in Gedanken an der Stelle, die sie da als Malerin. Blättert man eine Seite weiter, gerade beschreibt, dann hören wir heute den dann sieht man sie. Vor einer Staffelei sitzend, mit Verkehr, Baustellengeräusche und „fluchende“ einer Palette in der einen und einem Pinsel in der Radfahrer und Fußgänger. anderen Hand. Sozusagen „bei der Arbeit“. Wir reden hier von Agnes Sander-Plump. Launig führt Kaum vorstellbar, dass es da auch etwas anderes sie den Leser nun selbst in ihr Buch ein. gab.

Man fühlt sich sofort zurückversetzt in ein Bremen, „An manchem Sonntagmorgen, wenn vor Hillmann wo noch kein Auto zu sehen, keine Motorräder den das große Platzkonzert stattfand, stellten sich die Verkehr „belebten“ und der Öffentliche Personen- Enkel ein um zuzuhören, während Großvater sei- Nahverkehr noch als Plan in der Schublade lag. ne Havanna rauchte und Großmutter Babydecken strickte. Man sah auf das bunte Gewimmel fest- In der Geschichte mit dem Titel „Großelternhaus lich gekleideter Menschen von der Terrasse aus, wie Melchers“ schildert sie uns ihre Sicht der aus einer Theaterloge herab. (...) Alles unter den Contrescarpe. Wir befinden uns im Jahr 1898/99. Klängen der flotten Musik. Hier und da wurden die Kinder zwar vor die Tür geschickt, nämlich wenn „Das Großelternhaus Melchers stand an der feierlicher Besuch kam. Da konnte es zum Beispiel Contrescarpe, anschließend zu Hillmanns Hotel. geschehen, dass Onkel Hermann Melchers, der Der Blick ging auf den Stadtgraben und drüben „königliche Kaufmann“, erschien.“ 25 SIBYLLE HAASE-KNELS I FRITZ HAASE

Rolandmarke Deutsche Briefmarken-Dauerserien – Rubrik: Sehenswürdigkeiten – Motiv: Roland Erscheinungsdatum: 12. Januar 1989 Die Rolandmarke wurde von Fritz Haase und Sibylle Haase-Knels vom „Haase & Knels – Atelier für Gestaltung“ gestaltet. Wie alles anfing: „Sehenswürdigkeiten“ war eine deutsche Dauermarkenserie, die vom 6. November 1987 bis zum 5. Februar 2004 erschienen ist. Als Sibylle und Fritz Haase einmal, eine seltene Ehre, einen Motiv-Wunsch für die Briefmarken-Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ äußern durften, fiel die Wahl auf die Böttcherstraße. Die Marke erschien 2001. „Haase & Knels – Atelier für Gestaltung“ haben insgesamt neun Briefmarken mit Bremensien gestaltet, die auch erschienen sind. Bis heute wurden von ihnen fast 130 Briefmarken gedruckt. Damit zählen Fritz Haase und Sibylle Haase-Knels auf diesem Gebiet zu den erfolgreichen Gestaltern der Post und des Bundesfinanzmi- nisteriums. Im Jahr 2018 erschienen gleich vier neue Marken. Zweimal wurden Marken von ihnen als „schönste deutsche Briefmarke“ gewählt.

26 BERND MEIER

Stadtwald, Bremen Marktplatz, Bremen Neustadt, Bremen

Tach auch … Roland

Kein männlicher Vorname ist in Bremen so häufig Und nun? Nun ringen wir um Fassung und um wie Roland. Das zeigt schon ein Blick ins Telefon- eine Antwort, die die Peinlichkeit der Situation buch: Roland Mühle, Roland Stahl, Roland Tre- auf ein erträgliches Maß reduziert. Wahrzei- sor, Roland Center, Roland Kurier. chen? Schutzpatron? Wie war das noch?

Da sollte man doch glauben, wenn die Rede auf Der junge Mann, der gestern vor der steinernen Roland kommt, ist ein Bremer um keine Antwort Figur stand, hatte offenbar auch mal etwas läu- verlegen. Aber dann sind wieder einmal Freunde ten hören, wusste aber offenbar nicht, wo die von auswärts zu Besuch. Man bummelt gemein- Glocken hingen: sam über den Marktplatz, lässt beiläufig fallen „Das ist der Bremer Roland. Der ist als Bremer „Das ist der Roland!“, und es kommt die Frage . . . Warenzeichen geschützt.“

27 DR. URSULA MENCK

„Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk stets die Liebe.“

Zitat: Theologe Meister Eckhart (1260-1327)

28 „Wenn wir ein kleines Blümchen ganz und gar, so wie es in seinem Wesen ist, erkennen könnten, so hätten wir damit die ganze Welt erkannt.“

Zitat: Theologe Meister Eckhart (1260-1327)

29 „Das Licht ist zurück! Am Himmel und in unserem Herzen. Fast hätten wir vergessen, wie hell das Leben ist. Doch mit der Sonne kehrt die Wärme zurück.“

Autor unbekannt

30 „Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“

Zitat: Theologe Meister Eckhart (1260-1327)

31 MARION MACIEJEWSKI

Argentina Mi Amor Die Ankunft 1959 erhielt mein Mann von seiner Firma den Argentinien-Kenner angewiesen. Das Wort ZOLL Auftrag, in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires erregte vor der Einreise Schrecken. Ich stellte als technischer Direktor ein Werk zum Bau von mir die Zollbeamten dieses Landes als grimmig Schiffsmotoren zu errichten. Er flog voraus, um blickend, mit schwarzem Schopf, kohlraben- alles in die Wege zu leiten. schwarzen Augen und einem ebenso schwarzen Schnauzbart vor. Umso mehr erstaunte mich, Im September 1960 lief ich mit der M/S „Santa dass dort so viele blonde, braune und rothaarige Isabel“ in den Hafen von Buenos Aires ein: Menschen zu finden sind. Buenos Aires und das ganze Land ist besiedelt von einem internationa- BUENOS AIRES – Gute Lüfte len Gemisch europäischer Völker und deren Ab- kömmlingen. Eigentliche „Eingeborene“ gibt es Man kann diesen Namen sanft und in des Wortes nicht. Abgesehen davon, dass in Patagonien und ureigenster Bedeutung flüstern, wenn man - so in Ushuaja, der südlichsten Stadt unseres blauen wie ich - im Frühling ankommt. Die klare Luft, Planeten, noch ein Stamm Indios lebt. unter einem seidig blauen Himmel, die Lungen freier atmen lässt, als in der stickigen, feuchten Am Ende war die gefürchtete Zollabfertigung und manchmal schier unerträglich scheinenden - 14 Koffer und drei große Überseekoffer - gar Hitze des argentinischen Sommers, wie ich noch nicht so schwierig. Alles war bereits arrangiert. feststellen sollte. Der Zoll Doch vorerst war es September und damit Früh- wurde von einem Zolldespachanten auf unsere ling. Ein Frühling, der mir bereits an Bord des Ankunft vorbereitet. Er warf nur einen verschäm- Schiffes in Form eines riesigen Begrüßungs- ten Blick auf die Anzahl von Gepäckstücken, um straußes leuchtender Nelken entgegenkam. Es dann, auf jeden Koffer und sogar meine Hand- war ein sehr herzlicher Empfang, der mir natür- tasche eine autorisierte Zollnummer zu kleben. lich nicht nur von meinem Ehemann, sondern Damit hatten wir freies Geleit durch den Hafen. von allen Seiten zuteil wurde. Es sah so aus, als Mit unserem eigenen Ford 17M, den wir in ob die Deutschen, weit weg von der Heimat, viel Deutschland erworben hatten und der im glei- enger und kameradschaftlicher zusammenrü- chen Schiff mit mir ankam, fuhren wir unserem cken würden. neuen Zuhause entgegen. Mein Mann hatte es in den Monaten zuvor ausgesucht und angemietet. Schon bei der Einreise war man als Neuan- Das Haus lag in einem vornehmen Vorort im Nor- kömmling absolut auf die Hilfe versierter den von Buenos Aires, nahe dem Rio de la Plata. 32 Costaniera Straße, direkt gegenüber dem Hippodrom, wo Die 18km lange Fahrtstrecke - für Buenos Aires an Sommerwochenenden Rennen stattfanden. keine Entfernung - führte uns quer durch den Spielen und Wetten gehören zum Leben der ar- Hafen, vorbei am Wasserflughafen, auf die gentinischen Männer. großzügig angelegte Costaniera, die von Perón erbaute Küstenstraße am La Plata. Rechts und links hatten die ersten Asado (Grill)-Stände ihre Klappen geöffnet. Alt und Jung gaben sich dort dem Schmaus riesiger, auf dem Rost gebratener Bifes (Rindersteaks) und Würste, sowie dem Ge- nuss des traditionellen argentinischen Rotweins hin.

Zu jeder Tageszeit ist die Costaniera ein belieb- tes Ausflugsziel. Die Costaniera stellt neben den kulinarischen Genüssen auch ein echtes Stück Romantik dar. Unser Haus Ich war begeistert von meinem neuen Heim. In Am Abend sieht man hier oft zwei oder drei den großen, leeren Wohnräumen hallte meine Gruppen Argentinier, die, sich auf ihren Zupf- Stimme. Provisorisch hausten wir zwischen dem instrumenten begleitend, alte argentinische vorhandenen Kühlschrank und zwei geliehenen Weisen singen. Matratzen. Zu unserem Glück waren Schränke in jedem Schlafzimmer eingebaut. Unsere Möbel Auf den Brüstungs-Stangen sitzen die Angler, fristeten noch ein tristes Dasein im Freihafen wie Vögel aufgereiht, und warten stundenlang und befanden sich in der Gewalt des Zolls. Ich geduldig auf ihre Anglerbeute. Oft kommt eine hegte die Hoffnung, dass unser Zolldespatchant Seniora zum La Plata, um ihrem Liebsten einen für die schnelle Auslieferung unseres Containers Asado (Grillgericht) als Nachtmahl zu bringen. Sorge tragen würde.

Ich fragte mich oft, wie der „La Plata“ (Das Silber) Nach 14 Tagen kam ein Tieflader mit dem Con- zu seinem Namen kam, da das Wasser doch tainer und unserem gesamten Haushalt um die lehmig-gelb und nicht silberfarben ist. Vielleicht Ecke „gebraust“. Begleitet von drei muskelstar- war er das 1519 als die ersten Siedler auf diesen ken Argentiniern und einem Indio. Ohne Verzö- Teil des Kontinents kamen und das wunder- gerung begannen sie den Tieflader zu entladen. schöne und romantische Buenos Aires, noch eine Ich stand in der Tür und wartete darauf, Wieder- reine Luft hatte. Motorfahrzeuge gab es schließ- sehen mit einem Teil von „good old Germany“ zu lich zu jener Zeit noch nicht. feiern.

Vororte Der Einzug Die Vororte, durch die wir nun in der Provinz Das, was da ins Haus geschleppt wurde, sah Buenos Aires, fuhren, bestanden aus einstöckigen aus, wie sieben Jahre eingepökelte Möbel oder oder ebenerdigen Häusern. Jeder baut nach wie ein alter ausgegrabener Hundeknochen. Ich seinem Geschmack: Mal mit Flach-, Spitz-, traute meinen Augen nicht! War es möglich, dass oder Walmdach, mal mit Erkern oder breiten das mit Grünspan besetzte Individuum unsere Veranden. Vor den Geschäftseingängen sah neue Club-Garnitur war? Und dort sah etwas man erstmals die „Perlenschnüre“, die im rückwärtig aus wie unser Wohnzimmer-Bücher- Sommer die Fliegen fernhalten und sogar die schrank. Von vorne war er allerdings, hinter der Hitze dämpfen sollen. blinden Politur und den abgespaltenen Furnie- ren, kaum noch als solcher zu erkennen. Unser Haus lag im Vorort „San Isidro“ in einer kleinen, mit Apfelsinenbäumen bestandenen Die Schaumgummi-Matratzen zu unseren Betten 33 erwiesen sich als bröselnder, stinkender Haufen In Argentinien muss man lernen, dass alles ein einer undefinierbaren klebrigen Masse. So ging Morgen – maniana – hat. es weiter: Bettwäsche, Tischwäsche, Teppiche, Gardinen, Winterkleidung, Möbel, elektrische Unterwegs mit dem Colectivo Haushaltsgeräte, Bilder, Gemälde und Bücher. In Argentinien ist man mit einem Colectivo un- Alles hin!! terwegs. Man stellt sich an den Straßenrand und wartet bis eine Art Bus erscheint, geschmückt Der Agent unserer Versicherungsgesellschaft mit Flatterbändchen und Gardinen, religiösen sowie die Vertreter der Reederei und des Trans- und sehr unreligiösen Figürchen, meistens laut portunternehmens stellten einmütig und amtlich hupend und bunt bemalt. Ein Winken genügt fest: WASSERSCHADEN durch eingedrungenes und man wird eingesogen in das menschenüber- Regenwasser an Bord des Schiffes. füllte Gefährt. Eine Fahrt im Colectivo bringt einem zum Bewusstsein, wie viele Knochen Wir saßen in den Resten eines liebevoll zusam- und Knöchelchen man hat. Beim Verlassen des mengetragenen Haushalts und fragten uns, wie Busses hat man Dutzende blaue Flecken. Auf die lange es wohl dauern würde, bis wir aus diesen Colectivos schimpft man und vermag sie doch Fragmenten wieder etwas Brauchbares zusam- nicht zu entbehren. mengestellt hätten. Ein Tischlermeister half uns und arbeitete die Möbel auf. Streik in Argentinien Nach vielen Querelen und Schreibereien zahlte Wer hatte in den Monaten, in denen wir in auch die Versicherung. Argentinien waren, nicht alles gestreikt? Das Bahnpersonal, die Colectivobesitzer, die Tank- stellen, die Ärzte, die Zeitungshändler, das Elek- Unser neuer Alltag trizitätswerk, Maurer, Maler, Bäcker, Schlach- Das Deutsch-Spanisch-Wörterbuch wurde mein ter. Jeder Streik wird angekündigt. Nach jedem ständiger Begleiter. Ich hatte Spanisch in der Streik stiegen die Branchen-Preise an. Damals Augsburger Volkshochschule und fünf Wochen war in Argentinien die Lohn- und Preisspirale an Bord des Schiffes gelernt. Doch schienen die eine Plage ohne Ende. Lehrbuchverfasser vergessen zu haben, einige Kapitel über den Umgang mit argentinischen Autofahren in Argentinien Handwerkern zu schreiben. Es nützte mir wenig, Ein in Argentinien gebauter Volkswagen koste- dass ich einen Stierkampf schildern konnte, es te DM 25.000. Ein importierter VW DM 35.000 mir jedoch schlecht gelang, den Möbelpackern oder mehr. Im Land wurde meist eine Estanciera verständlich zu machen, wohin welche Möbel gefahren, eine Mischung aus Jeep und Kombi- gestellt werden sollten. wagen von Ford Agentina. Die wilden Gesten vergingen mir schnell. Gleich- mut und Geduld sind Tugenden, die man in die- sem Lande als Allererstes lernt.

Es ist nicht üblich, dass Handwerker täglich kommen. Regnet es, dann kommt man gar nicht erst oder schaut nur kurz vorbei. Während der Arbeitszeiten müssen immer wichtige Dinge besprochen werden. Bei der Arbeit müssen vor allem Geist und Körper durch genügend Bifes (Steaks) und Brot tauglich erhalten bleiben. Zu deren Zubereitung bringt man sich eine Parilla (Grillgerät) mit. Hat man dann in der Mittags- hitze sein Bife a Cavallo (Steak mit Spiegelei) ge- gessen, braucht es eine Siesta. 34 Das Autofahren ist für einen, an Verkehrsregeln Hinzu kamen am Wochenende die Fahrstrecken gewöhnten Mitteleuropäer ein echtes Problem. zu diversen Ausflugszielen, z.B. zum Deutschen Gewöhnungsbedürftig ist auch die unorthodoxe Turnverein nach Polvorines oder zum Boots- Fahrweise und das Einparken, in dem man den fahren ins Tigredelta, dass sich in seiner üppig Vordermann einfach mit der Stoßstange weg- wuchernden tropischen Vegetation zeigt. Auch schiebt. Uruguay mit dem Seebad Punta del Este und dem se- henswerten Montevideo luden zum Verweilen ein. Manchmal wurde man von einem Verkehrspo- lizisten wegen eines kleinen Verkehrsverstoßes Macht man einen Ausflug in die Pampa, wo die angehalten. Für diese Fälle und um Verhand- riesigen Rinderherden grasen, hat man mit Stre- lungsgeschick zu zeigen, war es ratsam, einen cken von bis zu 250km zu rechnen. Sehnt man 100-Peso-Schein in den Führerschein zu legen. sich nach dem Meer und eines der Seebäder – So gelang es, den Gesetzeshüter zu beschwichti- wie z.B. Mar del Plata mit seinem riesigen Spiel- gen und seinen Führerschein mit einer Abmah- kasino - kommen schnell 450km zusammen. nung, jedoch ohne Geldschein, zurück zu erhal- ten. Nicht zu vergessen: Das Skiparadies in Bariloche (Patagonien, an der Grenze Chiles). Von der Argentinien war 1960 zehnmal so groß, wie die Ostküste (Buenos Aires) bis nach Bariloche sind Bundesrepublik. Buenos Aires hatte bereits fast es ca. 3.000km. Die mehrtägige Fahrt führt auch 10 Mio. Einwohner. Rechnet man die Provinz durch eine Wüste. Wer das schaffte, bekam vom dazu, waren es 14 Mio.. Das ganze Land hatte Argentinischen Automobil Club die Plakette „en ca. 40 Mio. Einwohner. Coche a Bariloche“ (im Auto nach Bariloche). Das war eine sehr begehrte Auszeichnung. Die Entfernungen sind so groß, dass man in „Tagereisen“ rechnet. Ohne Mobilität war man Argentinien ist als einziges Land der Erde mit ein „armer Wicht“. allen Klimazonen gesegnet und von unermessli- cher Weite: Pampa, Steppe, Urwald, riesige Seen Die Wegstrecke von unserem Zuhause zum und das eisige Patagonien. Es besitzt riesige Arbeitsplatz meines Mannes, die „Industrias Rinderherden. Wir verbrachten eine Woche auf Argentinas M.A.N.“, betrug 45km. Zum Stadt- einer Estanzia (Rinderfarm), die etwa die Größe büro waren es 25km. Die Baustelle für die von Bayern hatte und mit dem Flugzeug abge- Produktionsstätte lag von der Stadtmitte 35 km flogen werden musste. Hier wurde neben der entfernt. Rinderzucht auch Getreide angebaut. 35 Abgesehen von den großen Estanzias, lebt die Argentinien, Land der Gegensätze. Landbevölkerung in einfachen Verhältnissen. Argentinien ist ein Gemisch aus europäischen Der Gegensatz zwischen Arm und Reich ist groß, Kulturen. Wir haben viele interessante Men- auch wenn es bereits eine Mittelschicht gibt. Das schen kennen gelernt, einfache und solche, die bewirkt sicherlich auch die immer unruhige in- zur höchsten Regierungsebene gehörten, Aben- nerpolitische Lage. teurer und Spione, ehemalige Graf-Spee-Besat- zungsmitglieder, die nach ihrer Gefangenschaft Die Hauptstadt! in Argentinien blieben. Wir wurden auf Estanzias Buenos Aires strahlt die Atmosphäre einer Welt- eingeladen, zu eleganten Bällen der deutschen stadt aus. Abends bei einen Einkaufsbummel Gesellschaft oder zu Essen, die vom deutschen entlang der Prachtstraße, Nueve de Julio, fühlt Konsulat zum Empfang des deutschen Bundes- man sich an den Broadway, New York, erinnert: kanzlers ausgerichtet wurden. Überall leuchtende, flitternde und vielfältige Neon-Reklamen. Breite Straßen mit eleganten Von Argentinien müsste man alles gesehen ha- Geschäften durchziehen die Innenstadt. ben, um das Antlitz des Landes zu erkennen. Das Land kann seine kraftvolle Ursprünglichkeit, die Kunst und Kultur, verkörpert durch Museen und überwältigenden Weiten, die leuchtenden Far- Gemälde-Galerien und vor allem durch das in- ben des Himmels und der Erde nicht verleugnen. ternational bekannte Teatro Colón, gigantische Es ist ein Land, an das man sein Herz verlieren Kinopaläste, blühende Vergnügungslokale und kann. Bars. Wie in Paris, sitzt man im oder vor dem Café und schlürft seinen cafecito, eine kleine Tasse schwarzen Kaffees.

Großzügig angelegte Parkanlagen, die von den einfacheren Bevölkerungsschichten oft benutzt wurden, lockern die z.T. bedrückende Höhe der alten Patrizierhäuser und der neueren moder- Der Beitrag wurde von der Redaktion BOUQUET nen Wolkenkratzer auf. eingekürzt. Gerne können Sie die Originalfassung des Beitrages bei Frau Maciejewski anfragen. Ein weit verzweigtes U-Bahn-Netz bietet die Möglichkeit, in viele Teile der Stadt zu gelangen. Marion Maciejewski lebt seit 2020 Die U-Bahnhöfe sind meist sauber und elegant in der Residenz in der Contrescarpe. in ihrer Aufmachung. 36 Kulinarik – Argentinien

ie argentinische Küche ist sowohl von der Die Zutaten bestehen aus allem, was ein Rind, Küche verschiedener Länder Europas als ein Schaf oder ein Schwein zum Grillen bereit- Dauch von den geografischen Besonder- stellt. Die klassischen Zutaten im Raum Buenos heiten des Landes beeinflusst. Aires sind diverse Fleischsorten wie Matambre (Schweine- oder Kalbsbauch), Tira de Asado Besonders die weit verbreitete Rinderzucht in (flache Rippe), Bife de Chorizo (Rumpsteak) der Pampa-Region führte zu einem hohen An- und Lomo (Lende) sowie Chorizo (Würstchen), teil von Rindfleisch in den Gerichten. Daneben Morcilla (Blutwurst) und verschiedene Innereien, finden sich Gerichte, die durch Einwanderer aus wie beispielsweise Chinchulines (Därme), Europa nach Argentinien gebracht wurden, ins- Riñones (Niere) oder Molleja (Bries). Der Aus- besondere aus Italien (Pizza, Pasta). Eine eigen- wahl der Zutaten sind jedoch keine Grenzen ständige Küche hat die Region des Nordwestens, gesetzt. Oft wird zum Grillfleisch Chimichurri deren Gerichte sich durch die Basis Mais und (Soße) gegessen. Das oberhalb der Soße abge- Reis, einen stärkeren Gebrauch von Gewürzen setzte Öl wird vor dem Grillen oder während- und eine allgemein pikantere Zubereitungswei- dessen auf das Fleisch gegeben. Die pestoartige se auszeichnen. Grundmasse wird zum Fleisch oder während des Grillens mit Weißbrot gegessen. Verbrauchtes Öl SPEISEN kann in Grenzen nachgefüllt werden.

In Patagonien wird statt Rindfleisch meist Asado Lammfleisch verwendet, da dieses dort billiger Ein Asado ist eine landestypische Grillmahl- als Rindfleisch ist. zeit. Es bildet oft die sonntägliche Mahlzeit in der Großfamilie oder im Freundeskreis. Jeder Als Beilagen gibt es meist nur leichte Salate, Asador („Grillmeister“) hat seine eigene Art Weißbrot und Rotwein. Gegrilltes zuzubereiten. Oftmals dauert das Grillen mehrere Stunden und ist ein kleines gesellschaftliches Ereignis.

37 Empanadas Nudeln oder Reis verwenden und meist in Die Empanadas sind halbmondförmige oder Tomatensoße gekocht werden. Als besonders auch runde Teigtaschen mit verschiedenen traditionell gilt der guiso de mondongo, bei dem Füllungen (Hackfleisch, Schinken/Käse, Mais, Rindermagen(mondongo) die Hauptzutat ist. Gemüse etc.). Es gibt sie sowohl gebacken als Weiterhin gibt es Guisos mit anderen Fleischsor- auch frittiert. Besonders die Provinz Salta ist für ten vom Rind sowie solche mit Hähnchenfleisch. die frittierten Empanadas bekannt. Sie werden meist als Vorspeise oder auch als Zwischenmahl- Italienisch beeinflusste Gerichte zeit gegessen. Durch den hohen Anteil italienischer Einwande- rer ist die italienische Küche in Argentinien sehr Eintöpfe verbreitet. Die Gerichte wurden im Laufe der Es gibt verschiedene Eintöpfe in Argentinien, die Zeit jedoch oft etwas abgewandelt. insbesondere in der Küche der Arbeiterklasse sehr traditionell und beliebt sind. Die wichtigs- So wird in Argentinien eine eigenständige Vari- ten sind Locro, Puchero und Guiso. ante der Pizza hergestellt, z. B. Fugazzeta. Cha- rakteristisch sind der große Umfang der Pizza, Der Locro ist ein Eintopf aus dem Norden die Dicke des Teigs sowie die dicke Schicht an Argentiniens. Er besteht aus sehr vielfältigen Beilagen und Käse, die die argentinische Pizza Zutaten, hauptsächlich aus Maiskörnern, ver- von der italienischen Variante unterscheiden. schiedenen Arten von Würstchen, Fleischstück- chen und Kürbis. Er ist meist sehr pikant ge- Auch Pasta ist sehr beliebt. Im Unterschied zu würzt. Locro wird traditionell am 1. Mai und Italien werden die Nudeln tendenziell länger ge- den Nationalfeiertagen Argentiniens gegessen kocht und sind damit weicher. Das Spektrum an (25. Mai, 9. Juli), wo in manchen Städten der Nudeln reicht von Tallarines, Tagliatelle, Fusilli Locro kostenlos im Zentrum verteilt wird. und Mostacholes, um einige der Pasta-Variati- onen zu nennen, über halbmondartig gefüllte Ein Puchero ist ein Gemüse- und Fleisch-Eintopf, Spezialitäten wie Tortellini, Cappelletti und der in ganz Argentinien beliebt ist. Er enthält meist Tortelleti bis zu quadratisch gefüllten Varianten folgende Zutaten: Kartoffeln, Süßkartoffeln, wie Ravioli (groß), Sorrentini (größer) und Kürbis, Karotten, Fleischstücke (Ossobuco), Panzoti (am größten). Den Füllungen sind ge- Mangold und Eier. schmacklich keine Grenzen gesetzt. Eine beson- dere Variante ist ein Ein-Nudel-Gericht, beste- Guisos sind Eintöpfe, die als Basis entweder hend aus einer Riesen-Panzoti und einer Soße. 38 Flan Flan ist ein mit Vanille aromatisierter Eierpud- wobei sich bei geselligen Zusammenkünften ding, der mit dunkler Karamellsauce und dulce der Mate geteilt wird. Eine kalte Variante ist der de leche (karamellisierte Milch) oder Membrillo tereré, bei dem die Yerba (zerkleinerte Teeblätter) (Quittengelée) zum Dessert serviert wird. nicht mit heißem Wasser, sondern mit kaltem Saft oder Limonade aufgegossen wird. Fast-Food In Argentinien wird eine eigene Variante der Sandwiches amerikanischer Machart angebo- ten. Typisch argentinische Sandwiches sind vor allem: choripán, ein Brot mit einem Würstchen (chorizo), lomito, ein Sandwich mit einer dün- nen Lendenfleisch-Scheibe, sowie das sandwich de milanesa, ein Schnitzelbrötchen. Hamburger und Hot Dogs (genannt Pancho) sind sehr be- liebt, sie werden genauso zubereitet, wie in den USA. Dazu gibt es das chimichurri, eine in Öl eingelegte Gewürzmischung mit pikantem Ge- schmack. Außerdem gibt es die sogenannten sandwiches de miga, die es in verschiedenen Va- rianten gibt und aus sehr dünnem Weißbrot be- stehen. Das üblichste ist mit Käse und Schinken. GETRÄNK

Mate-Tee Nationalgetränk Argentiniens ist der auch in den Nachbarländern Uruguay und Paraguay be- liebte Mate-Tee. Er soll das Hungergefühl neh- men und wirkt durch seinen Koffein-Gehalt an- regend. Der Mate wird in einer Kalabasse mit einem Röhrchen, der bombilla, getrunken, 39 BRIGITTE PETERS Lissabon Die Perle Portugals

m 9. April werde ich pünktlich um 8.20 Lissabon liegt an der 18km breiten Mündung des Uhr mit dem Taxi in der Schneidemühler Tejo und hat ca. 500 Tausend Einwohner. Durch AStraße abgeholt. Wir fahren nach Lür- das große Erdbeben von 1755 sind die meisten schau und warten dort auf den Bus aus Flens- alten Gebäude zerstört worden. Die Neubauten burg, der die Reisegruppe zum Flughafen Fuhls- von damals gibt es zum Teil noch, viele muss- büttel bringen soll. Sabine kommt dort pünktlich ten aber den Neubauten des 19. Jahrhunderts aus Bremen an. Das ist sehr beruhigend. weichen. Einige Bauten sind mit bunten Kacheln verziert. Inzwischen gibt es Trabantenstädte und Wegen des Streiks der französischen Fluglotsen moderne Hochhäuser. 1 fliegen wir ca. 1 /2 Stunden später ab und um- fliegen Frankreich in weiten Bögen über Süd- Mittags essen wir in einer Pastetenbäckerei le- england und die Biscaya. ckere aber sehr kalorienreiche Pasteten „Pastel de Nata“. Transfer zum Real Parque Hotel. Wir beziehen ein schönes helles Zimmer. Auf einem kleinen Dann ging die Stadtrundfahrt weiter. Nach der Spaziergang erkunden wir die nähere Umge- Mittagspause sind wir alleine mit der Metro in bung. Abendessen im Hotel mit abwechslungs- die Stadt gefahren. reichem Angebot. Wir haben eine Kirche besichtigt und sind zu Wir sind müde und gehen früh ins Bett. einem sehr schönen Aussichtspunkt gelaufen. Auf steiler Strecke sind wir mit der Straßenbahn 10. April wieder hinuntergefahren. Damit die Kabine in Nach dem guten Frühstück steht eine Stadtrund- der Waagerechten bleibt, hat sie einen seltsamen fahrt auf dem Programm. Unterbau.

40 Den Bahnhof „Rossio“ haben wir noch besichtigt Dafür fahren wir zum Bahnhof Orientale mit der und sind dann mit der U-Bahn zurückgefahren. eigenwilligen Bahnhofshalle. Sie wurde für die Abendessen im Hotel. Wir sinken müde in die Weltausstellung erbaut. Wir schlendern durch Betten. das Einkaufscenter Vasco da Gama hinunter an den Tejo, der hier 18km breit ist. Über ihn führt 11. April die 18km lange Brücke Pont Vasco da Gama. Für heute haben wir die große Bustour gebucht. Hier ist auch das Expo-Gelände mit einer extra In Sintra besichtigen wir den Pena-Palast, den gebauten Seilbahn. Königspalast. Mittagsimbiss mit Blick auf’s Wasser bei som- Mittags essen wir ein landestypisches Gericht. merlichen Temperaturen (20-25 Grad). Bei strahlendem Sonnenschein machen wir noch einen kleinen Rundgang durch Sintra. Zurück zum Hotel. Koffer fertig packen. 15.30 Uhr Abfahrt vom Hotel. Um 18.00 Uhr soll Wir fahren zum Cabo da Roca. Es ist der west- der Rückflug starten. Die Maschine aus Hamburg lichste Punkt des europäischen Festlands. Weiter kam mit Triebwerkproblemen an, die so schnell geht es nach Casais und Estoril, den Badeorten nicht behoben werden konnten. Wir waren froh am Atlantik. Die Badesaison hat dort bereits be- darüber, dass eine Ersatzmaschine aus Hamburg gonnen. Hier ist es wirklich schon Frühling, die kommen sollte. Es gab Verzehrgutscheine, die Bäume sind grün und überall blühen Blumen. wir erst für Essen, dann in Wein eingetauscht haben. So saßen wir ls Schicksalsgemeinschaft Beim Torre de Belem gibt es ein wunderschönes in fröhlicher Runde bis um 3.00 Uhr WEZ das Mosaik auf dem Straßenpflaster. Es zeigt die Tei- Flugzeug in Hamburg startete. Nach gut drei le der Welt, die damals bekannt waren. Amerika Stunden Flug kamen wir in Fuhlsbüttel an. und Australien waren noch nicht entdeckt. An Es erwartete uns ein Kälteschock. Es waren nur anderer Stelle der Pflasterung hat man das Ge- 5 Grad. fühl es seien lauter Wellen. Es ist eine optische Täuschung. Vasco da Gama (geboren 1469) war Abschied von Sabine. Wir anderen wurden wie- ein portugiesischer Seefahrer und Entdecker. Er der vom Bus abgeholt. Ich wurde von Lürschau entdeckte den Seeweg um das Kap der guten aus mit dem Taxi in die Schneidemühler Straße Hoffnung nach Indien. Er ist 1524 in Indien ge- gebracht. storben. Eine kurze erlebnisreiche Reise, die uns gut ge- 12. April fallen hat. Wir fangen mit Kofferpacken an und erkunden dann Lissabon noch auf eigene Faust. Wegen ei- Brigitte Peters lebt seit 2017 ner Betriebsstörung fuhr die alte Straßenbahn in der Residenz in der Contrescarpe. nicht mehr. Schade. 41 Kulinarik – Lissabon

s gibt Dinge, die man in Lissabon probiert weniger genutzt. Man erzählt sich die Geschich- haben muss: Der Kaffee, ein Pastel de te, dass die Kunden anfangs das bittere Getränk EBelém, gegrillten Fisch oder ein Pratos do nicht so recht mochten. So stellte ein Besitzer ei- Dia sowie weitere typische Gerichte. Außerdem nes Kaffeehauses ein Schild auf: „Beba Isto Com gibt es allerhand Wissenswertes zu Restaurants: Açúcar“ (Trinken Sie es mit Zucker). Vom Gedeck über das Trinkgeld bis zu den be- liebtesten Vierteln zum Abendessen. Pasteis de Belém Die Pasteis de Belém (oder auch Pasteis de Kaffee, Café, Bica Nata) sind die berühmten portugiesischen „Uma Bica, faz favor“ ist einer der wichtigsten Pudding-Blätterteig-Törtchen, ohne die kein Sätze in Lissabon. Denn die Menschen hier sind Lissabon-Besuch so richtig komplett ist. Die verrückt nach Kaffee, den sie Café oder Bica Mönche des Mosteiro dos Jerónimos buken nennen. Sie trinken gerne mal 4-6 der kleinen diese kleinen Törtchen nach einem geheimen Espressi pro Tag, die Zeit ist dabei (fast) egal. So Rezept schon vor dem 18. Jahrhundert. Heute gibt es praktisch überall in Lissabon kleine Ca- gibt es das Pastel de Nata praktisch überall in fés, in denen man gern einfach einen Kaffee an Lissabon und es passt perfekt zum Kaffee. der Theke nimmt, kurz plaudert und dann wei- terzieht. Dabei ist der Kaffee am Tresen in der Es gibt aber einen sehr berühmten Ort, an dem Regel preiswerter als auf den Sitzplätzen. man das Original bekommt: Die traditionsreiche Konditorei Pastéis de Belém, mit ihren blauen Die Tradition des Kaffeetrinkens in Portugal ist Tresen und den gefliesten Wänden. Hier ist die alt, das Getränk wurde von den Seefahrern aus Schlange fast immer so lang, dass völlig klar ist: Südamerika und Afrika mitgebracht. Außerdem Man hält in Lissabon diese Konditorei für die passt die Kaffee-Tradition wunderbar zur Tradi- Beste. tion der süßen Teilchen wie Natas u.a..

Bica wird der kleine Kaffee nur in Lissabon ge- nannt, und auch hier wird der Begriff immer 42 Typische Gerichte und mit etwas Gemüse. Auch wenn die An erster Stelle steht ganz klar der Bacalhau Mischung etwas ungewöhnlich erscheint, es (Stockfisch). Der getrocknete Kabeljau aus dem schmeckt besser, als es klingt. Atlantik ist schon immer beliebt: Man sagt, es gäbe 365 verschiedene Arten der Zubereitung. Gegrillter Fisch und besonders gegrillte Sardinen Der Fisch ist schmackhaft und steht praktisch in (sardinhas assadas) kommen gerne und viel auf jedem Restaurant auf der Karte. Eine beliebte den Tisch. Denn Portugal liegt am Meer. Dazu Variante ist der bacalhau á bras, gebraten mit gibt es Kartoffeln oder Reis und Salat. Kartoffeln und Zwiebeln. Ebenfalls weit verbreitet ist das gegrillte Die sämige grüne Suppe Caldo Verde besteht Hühnchen (frango assado). Wer es scharf mag, aus Kohl, Zwiebeln und dünnen Kartoffelschei- bestellt es piripiri. Dazu gibt es Kartoffeln oder ben. Manchmal wird noch eine Chorizo dazu ge- Pommes Frites und Salat. reicht. Portugal ist ein Land mit vielen sehr guten Käse- Eine Spezialität aus der benachbarten Region sorten. Eine der bekanntesten ist der Queijo da Alentejo ist das Gericht Carne de Porco Serra, ein weicher gelber Käse aus Schafsmilch Alentejana: Schweinefleisch, das mit Muscheln und Disteln. Produziert wird er in den Bergen gekocht wird und durchzieht, gerne in Tomaten von Estrela.

43 GUDRUN BAKENHUS Italienische Impressionen Ferienreise im Sommer 1956 durch Italien m Laufe der Zeit hat sich die Art des Rei- an bunte Zelte, kleine, lange, große, oder Haus- sens grundlegend gewandelt, und der mo- zelte und villenartige Bauten, wie man sie fast Iderne Reisende verzichtet ungern auf einen nur aus Prunkfilmen mit tausenden von Kom- gewissen Comfort. Wesentlich einfacher, dafür parsen kennt. aber friedlicher und naturnaher ging es auf den Campingreisen der fünfziger Jahre zu, als man Und wirklich, wie im Film verschiebt sich diese noch vorwiegend in Zelten übernachtete und ein kleine Stadt, diese improvisierte Lebensgemein- Wohnmobil Luxus war. schaft von Tag zu Tag. Ein stilles Kommen und Gehen, herrscht wie von Wellen am Meer. - Wo Der folgende Beitrag stammt aus meinem Bericht eben noch alles leer war, tönt das Hämmern auf von unserer Sommerreise 1956 durch Italien die Zeltheringe, das Klirren der Zeltstangen, das in einem blau-silbernen VW Käfer mit meinen flackernde Brausen der Benzinkocher - manch- Eltern, meiner Schwester und meiner Paten- mal ein Kofferradio oder vereinzelt eine Gitarre. tante, der Schwester meiner Mutter. Natürlich sind das alles Geräusche, aber nicht aufdringlich, angenehm-vertraut. Dass wir fünf Personen mit Zeltsachen, Luftmat- ratzen, Schlafsäcken, Kochsachen und Kleidung Ein belustigtes Grinsen erscheint auf allen Ge- in den kleinen PKW passten, war eine logistische sichtern, wenn ein kurzes oder längeres Hupen Meisterleistung, die vor allem dem Geschick un- die sonst vorbildliche Zeltplatzruhe stört. „Nur seres Vaters zu verdanken war. gut“, denkt jeder, „dass es mir diesmal nicht pas- siert ist“ - nämlich beim Ausladen aus Versehen Campingurlaub auf die Hupe zu drücken. Wie vertraut wird ei- nem auf weiter Fahrt Bleibend in dieser Stoffstadt, die sonst so dem das grüne Dach im Wandel unterworfen ist, ist die selbstgegebe- großen C! ne Ordnung. Keine strengen Verbote stören die friedliche Atmosphäre. Sind es die Schönheit, Ein anheimelndes Ge- die Wärme, die Fülle der Eindrücke und die fühl von Geborgen- Ferienfreude oder die Müdigkeit nach dem er- heit, Rast, warmem füllten Tag, die so eine Stimmung verbreiten??! Essen nach langem, heißen, ermüdendem Natürlich verspricht das bekannte Zeichen nicht Unterwegssein, Schat- immer den größten Comfort, und es ist jedes ten und Wasser, Ruhe, Mal wieder eine kleine Aufregung, wenn man Ziel. Für heute jeden- das Eingangstor durchfährt und dann nach Ab- falls. gabe der Pässe ein Zuhause sucht. Erst, wenn das Zelt steht und jedes Ding an seinem Platz Es wird zum Symbol ist (meistgebrauchte Worte: „Wo ist...?“), jeder für das Wo-anders- seinen Dienst getan hat, ist man wieder zufrie- sein, für das fröhliche den, empfindet man den Raum, auf dem man Umeinanderwimmeln, seine kleine Reisewelt ausgebreitet hat, als Ei- das Durcheinander- gentum, als „ Besitz“. Und nur die Aussicht auf schwirren von Englisch, Neues lässt die Trennung am nächsten Tag nicht Französisch, Deutsch, schwer werden. Schweizerdeutsch und Italienisch, es erinnert

44 Mit welchem Stolz betrachtet man das eigene Nachdem ich im Bouquet von 2019 die Eindrücke Reich, wenn es wieder vor einem ersteht, welche vom Anfang der Reise (Gardasee und Venedig) Freude, wenn die Stoffvilla faltenlos gelungen, ausgewählt hatte, folgen jetzt der Tag auf dem welcher Ärger, wenn sie schief geworden ist! Vesuv und das Ende meines Berichtes (Mailand und Florenz). Erinnerndes Geplauder am Abend, bis die Augen zufallen, frohes Begrüßen am Morgen, wenn sich verschlafene Gesichter aus verrutschten De- cken und Kissen schälen. Und jeden Morgen der gleiche blaue Himmel, die gleiche Gewissheit, dass sich die junge Kühle bald in der stechenden Sonne auflösen wird.

Gudrun Bakenhus lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

45 GUDRUN BAKENHUS

Auf dem Vulkan

enn du glaubst, mit Geist und Technik zerlumptesten Menschen, die man sich denken aller Dinge Herr werden zu können, kann, aber auch die Stadt der großen Paläste Wdass dir nichts unerreichbar sei, dass und Gärten mit Oleander und Zypressen, der die Welt nichts Neues und Unerwartetes mehr Kastelle und riesigen Wohnblocks, der weißen zu bieten habe, - dann geh‘ dorthin, wo die Erde Luxushotels mit Stuckfassade, der breiten noch spricht, wo du noch Zwiesprache halten Straßen mit grünen Rondells und der engen kannst, bis ihre Gewalt und Mächtigkeit dich Winkelgassen, in denen eine Vielzahl von zum Verstummen bringt. bunten Tüchern und Wäschestücken sich flatternd bewegt, Stadt der Industrie- und Vesuvio ... lose verschlossener Spalt der atmen- Hafenluft und des quirligen Lebens am den Tiefe, Schwelle zu einem unberührten In- Fuße des fast vergessenen alten Berges. neren, unberechenbar, alt und doch stets bereit, Unter uns dehnen sich die braunen Hänge aus sich zu wandeln, nicht wie eine Laune, sondern Lavagestein, an dessen Rande die Autostra- mit unabänderlicher Gewalt und Fraglosigkeit. da vorbei an Herkulaneum schnurgerade ihre Bahn zieht nach dem in der Ferne versinkenden Hier oben an den Rand des Kraters sind wir ge- Pompeji. Der Phantasie scheint es, als erlebe sie langt, aufgestiegen auf schmalem Pfad, zu Fuß das schreckliche Naturgeschehen noch einmal in Hitze und rotbraunem Staub, geleitet von ei- oder als sei der flüssige Tod erst vor kurzem die nem obligatorischen Führer. Hänge herabgeflossen. So genau haben sich die erkalteten Fladen auf den Hängen beim Auf- Dort unten das weiße Mosaik, das sich weich um steigen dem Auge dargeboten. Ganz im Dunst die blaue Bucht legt, ist Neapel, die Metropole lässt sich die Bucht von ahnen, wo hinter des Südens, Treffpunkt der Kontraste, Mischtopf dem Bergrücken die alten griechischen Tempel der Farben, Stadt der Musik und der buntbemal- von Paestum stehen, das südlichste Ziel unserer ten Eselskarren, Stadt des tiefsten Elends und Reise. Schmutzes, der verkommendsten Straßen und

46 Der 600 Meter weite Zylinder des Kraters liegt scheinbar friedlich aber tückisch im Sonnen- brand. Schwefelgelb und Rot unterbrechen die waagerechten Schichtungen des Kessels. Un- heimlich antwortet das Echo von den Wänden, wenn man ein Stück in die Tiefe gestiegen ist.

Die fast komische Gestalt des in allen Spra- chen durcheinander parlierenden Führers, der sich uns angeboten hat, erheitert beträchtlich die Szene, und seine Gesänge in urtümlichem Kehlton umrahmen den raschen Abstieg nach einer Erfrischungspause auf einer Plattform am Berghang. Ein paar schimmernde Felsbrocken und staubige Schuhe sind alles, was man an Fasslichem zurückbehält.

Gudrun Bakenhus lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

47 Die letzten Reisetage

Mailand Auch der kulturbegeistertste Mensch wird am Mittel- und Seitenschiffen, und wie aus zier- Ende „des Schauens müde“ und rafft sich nur im lichstem Filigran spannt sich die durchbrochene Gedanken an die kommenden „7 dürren Jahre“ Decke über den düster-feierlichen Raum. des Kunstgenusses aus der ihn überkommenden Schade, dass ein roter Baldachin die Schlichtheit Lethargie auf. des Altarraumes stört.

Man sollte Mailand auch besser nicht zum End- Geblendet tritt man wieder auf den hellen Platz ziel einer langen Reise wählen, aber irgendwo hinaus, wo Tauben auf den Steinplatten hin und muss ja Anfang, irgendwo Ende sein! Und diese her gurren und geschickt den Zugriffen der Be- oberitalienische Stadt mit schon nicht mehr rein sucher ausweichen. italienischem Charakter ist auch geeignet, den Abschied zu winken. Florenz Genauso unvergesslich und eindrucksvoll ist der Wenn man sich durch das Gewühl der modernen erste Blick auf den Duomo in Florenz. Großstadt bis um Domplatz durchgekämpft hat, steht man bezaubert vor der lebhaften Fassade Von der Piazza Michelangelo waren wir über der grauweißen Kathedrale. Obwohl es nicht lange Treppen hinuntergestiegen zum Arno, hat- die aufstrebende Gotik unserer Kirchen ist, eher ten ihn über den Ponte Vecchio überquert und an die breite Front französischer Dome erinnert, waren durch die Bogen der Uffizien zur Piazza hat sie doch eine beschwingte Leichtigkeit. In Dei Signoria gelangt, einem jener anziehenden tausend kleine Türmchen, Spitzen und Gestalten Plätze, in die ganz unmerklich die Straßen mün- ist das Mauerwerk aufgelöst. Auf der höchsten den. Spitze leuchtet die Figur der Madonna in Gold. Durch das hohe Portal getreten, umfängt einen Vorbei am Palazzo Vecchio mit seinem hohen, zunächst ein stilles Dunkel. Weit hinten aus der eckigen Seitenturm - einem der Wahrzeichen Apsis und den Seitenschiffen filtern eine große von Florenz - waren wir eine Weile kreuz und Rosette und Spitzbogenfenster gedämpft das quer gelaufen, als die hochstöckigen Häuser Licht herein. Die hohen Säulen führen den Blick plötzlich aufhörten und wir unverhofft auf eine hinauf und verzweigen sich in der Wölbung von der Ecken des Doms stießen: ein gewaltiger Bau 48 aus Marmor, von einer großen Kuppel überragt. Zum Fluss hin Palazzo Vecchio, die Uffizien Marmorstreifen, abwechselnd grün, rosa, und und der Palazzo Pitti, gefüllt mit Kunstschät- weiß bilden das Mauerwerk, und ebenso farbig zen - und dann die rotbraunen Flachdächer der gestreift ist der abseits stehende Campanile. Der mehrstöckigen Häuser, irgendwo stoßen sie im- Innenraum des Domes ist leider sehr nüchtern, mer zusammen, so dass man meint, man könnte nur die „Grablegung“ von Michelangelo entschä- stundenlang darüber hinwandern. Kaum findet digt wieder. man die schmalen Straßen wieder in dem unru- higen Dächerbild. Nur dort, wo Plätze, weite In- Wir machen uns die Mühe, stundenlang die hun- nenhöfe oder Bogengänge sich auftun, kann die derte von Treppenstufen hinaufzuwendeln bis in Sonne bis zum Erdboden vordringen. die Kuppel, in der aus farbigem Mosaik Himmel und Hölle in realistischen Bildern dargestellt Und jenseits des Arno, dort, von wo wir herka- sind. Nach dem letzten Anstieg tritt man ganz men, liegen eine Reihe von Gartenlokalen, die, oben hinaus ins Freie und hat einen wundervol- wenn der laue Abend heraufgekommen ist, ei- len Blick auf die Stadt und ihre Umgebung: Dort nen märchenhaften Blick auf das funkelnde Santa Croce mit den vielen Gedenksteinen für Lichtermeer der Stadt bieten. die Dichter und Musiker, Maler und Bildhauer, die der Stadt ihre Schätze gebracht haben. Arivederci, bella Firenze! Arivederci Italia!

Da San Lorenzo, wo Michelangelos Grabgestal- ten, Morgenröte, Tag, Abend und Nacht hinter der prunkvollen Marmorkapelle der Medici eine stille Seitenkapelle beleben.

Gudrun Bakenhus lebt seit 2011 in der Residenz in der Contrescarpe.

49 Kulinarik – Neapel

eapel hat eine hervorragende Küche und wird auch geräuchert (affumicato) verkauft. Zu köstliche lokale Produkte. Süße Kuchen, erwähnen ist auch der Caciocavallo, eine Mi- Naromatische Tomaten, viele Käsesorten schung aus Kuh- und Schafs-/Ziegenmilch. und Limoncello machen das Einkaufen am Golf von Neapel zum Vergnügen.

In Kampanien hat Kochen und Essen einen sehr hohen Stellenwert. Gerne werden Rezepte aus- getauscht und verfeinert - und es wird hinge- bungsvoll gekocht und gespeist. Entsprechend groß ist die Auswahl an Lebensmitteln und Feinkost. Nicht nur, wer in einer Ferienwohnung mit Küche Urlaub macht, kann die Spezialitäten genießen. Die süßen Tomaten schmecken auch ungekocht hervorragend und der Käse ist auch ohne Brot einen Versuch wert.

Frisches Obst und Gemüse, Käse oder Fisch gibt es auf Lebensmittelmärkten und in zahlreichen kleinen Geschäften. In Neapel hat jedes Viertel „seinen“ Lebensmittelhändler und wirklich gro- ße Supermärkte gibt es nur außerhalb der Stadt.

Limoncello – unbedingt probieren! Der Zitronenlikör Limoncello ist eine Spezialität aus Sorrent und von der Amalfiküste. Er wird pur (gelb) oder als Cremelikör (weiß) verkauft und aus großen leuchtenden Zitronen hergestellt. Eine größere Auswahl an Zitronenspezialitäten Vorzüglicher Käse hat man allerdings in Amalfi und Sorrent, wo Limoncello auch direkt von Erzeugern verkauft In Kampanien gibt es viele hervorragende Käse- wird. Sehr lecker schmecken auch Pralinen mit sorten. Empfehlenswert sind Büffelmozzarella, Limoncello oder Limoncello-Schokolade. Provola (leicht gereift) und der birnenförmige Bekannt ist auch Nusslikör. Provolone (halbreif oder ausgereift). Letzterer 50 zum Probieren. Besonders aromatisch schme- cken die San Marzano-Tomaten. In der frucht- baren Erde des Vesuvs gedeihen sie hervorra- Oh wie süß: Sfogliatella und Babà gend und schmecken beinahe süß. Köstlich sind Sfogliatelle und Babà sind typische Leckereien sie mit Mozzarella oder auch einfach so aus der aus Neapel. Es gibt sie in Konditoreien, Cafés Hand.Wer eine Küche zur Verfügung hat, sollte und an Straßenständen. Sfogliatella gibt es in auch frische Artischocken und Friarielli zuberei- zwei Variationen: als sfogliatelle ricca (aus Blät- ten. Friarielli ist ein leicht bitter schmeckendes terteig) und sfogliatella frolla (aus Mürbeteig). Broccoli-Blattgemüse, das es so nur in Neapel Die Original-Sfogliatella ist aus Blätterteig und gibt. Es wird nicht nur als Beilage, sondern sogar hat eine köstliche Ricotta-Füllung mit Orangen- als Pizzabelag verwendet. blütenaroma. Eine noch warme sfogliatella mit einem Tässchen caffè ist jede Sünde wert! Die neapolitanische Küche ist reich Neapolitaner lieben auch babà, einen kleinen an Fisch und Muscheln. pilzförmigen Rumkuchen. Den traditionellen Frischer Fisch wird auf Märkten, am Hafen oder Kuchen gibt es auch in modernen Variationen, in Fischgeschäften angeboten. Bei den Muscheln etwa mit Nutella oder Limoncello-Creme. hat man die Auswahl zwischen Venusmuscheln (vongole), Miesmuscheln (cozze) und Jakobs- muscheln (cape sante). Gerne zubereitet wer- Aromatische Tomaten den Meerbarben (triglie), Schwertfisch (pesce in allen Variationen spada), Felsenfische (pesce di scoglio), Brassen Leuchtend rote Tomaten und köstliche Orangen (paraghi) und Tintenfische (polpo, calamari und locken schon durch ihre leuchtenden Farben seppie).

51 Kulinarik – Mailand Traditionelle Speisen

Zu den traditionellen Speisen in Mailand zählen Einer der vielen Aperitifs, die Sie während der die typisch mediterranen und italienischen Ge- Happy Hour ausprobieren können, ist Negroni. richte. Er ist stark im Geschmack, aber trotzdem beliebt bei den Mailändern. Er wird aus Bitter Campari, Die Stadt Mailand lebt hauptsächlich von Mode Gin, rotem Martini und Eis gemischt. Mit ein und Trends, auch in der Kulinarik. Wer gutes Es- paar Snacks kommt er bei den meisten sehr gut sen und Abwechslung mag, der muss Mailand an. lieben, denn die Küche Mailands ist einzigartig und exklusiv. Mailand ist unter anderem welt- Eine bekannte traditionelle Vorspeise ist Nervetti, bekannt für seine Spezialitäten wie Risotto oder gekochtes Kalb-und Knie-Knorpel-Schaft in Mailänder Schnitzel. Streifen geschnitten und gemischt mit dünnen Scheiben von Zwiebel. Zudem können Sie sich Die Bewohner sind wieder auf den Geschmack natürlich Risotto Milanese nicht entgehen ihrer traditionellen Speisen gekommen und ge- lassen. Mit einer Rindfleischbrühe und gewürzt nießen den Geschmack mit voller Freude. Es mit Safran kann es zu einem wahren Genuss gibt inzwischen viele Gasthäuser, Gasthöfe und werden. Restaurants, die traditionelle Mailänder Gerich- te anbieten. Der Ursprung des Mailänder Risotto ist inter- essant: Es scheint, dass das gelbe Risotto 1574 Das typische Menü dauert von der Vorspeise aus dem Experiment eines exzentrischen Malers bis zum Dessert. Zusätzlich gibt es noch einen entstanden ist. Um seine Gäste zum Staunen zu Aperitif, denn ein Abend in Mailand kann ohne bringen, beschloss er, das Risotto mit Safran zu dieses Ritual nicht beginnen. färben, einem Gewürz, mit dem er einen beson- 52 die Cassoeula zu nennen, ein Gericht mit Fleisch und Gemüse, Ossobuco und auch Minestrone, das reich an Gemüse und intensiv im Geschmack ist.

Die klassische Cassoeula ist eine Art Suppe mit Schweinefleisch, gekocht mit grünem Kohl und anderem Gemüse. Eine weitere Alternative ist tonné Kalb. Dies ist ein leichtes, leckeres Stück Kalbfleisch in Thunfisch, Mayonnaise, Sardellen und Kapern-Sauce.

Für Puristen des Mailänder Schnitzels gibt es sehr strenge Regeln: Nur die ersten sechs Rippen des Lendenstücks sind dafür geeignet, weil sie weder zu dick noch zu mager sind. Vor allem bei der echten „Cotoletta alla milanese” darf man den Knochen nicht übersehen. Im Gegensatz dazu wird das Wiener Schnitzel aus dem Ober- schenkel zubereitet. deren Gelbton erzielte. Somit erzielte er einen sehr intensiven Geschmack. Wenn Sie Mailand während der Weihnachts- zeit besuchen, können Sie ihr Mittagessen mit Dann gibt es in Mailand die sogenannten Gerich- einer riesigen Scheibe Panettone genießen, der te des “Überlebens” für diejenigen, die gezwun- typische Weihnachtskuchen, der noch besser gen waren, im Winter in der Kälte zu arbeiten schmeckt, wenn man ihn mit Mascarpone-Creme und viele Kalorien aufnehmen mussten. Hier ist isst.

53 DR. URSULA MENCK Abendgebet

Liebster, Windhauch, Wirbelwind, klopfe an mein Fenster. Bring fröhliche Gedanken mit, vertreibe die Gespenster.

Liebster, Sonnenfunken, Lichterglanz, tritt ein in meine Kammer. Erfülle mich mit Helligkeit, verscheuche meinen Jammer.

Liebster, Wohllaut, Himmelsklang, sing mich in sanften Schlaf, dass ich gehüllt in deine Liebe von dir nun träumen darf.

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Herausgeber > DKV-Residenz in der Contrescarpe GmbH, Am Wandrahm 40-43, 28195 Bremen, www.dkv-rc.de Gesamtverantwortung> Sven Beyer Chefredaktion > Angela Bauriedl Bildredaktion: Angela Bauriedl, Reiner Priemel Creative Direction & Layout: Angela Bauriedl, Reiner Priemel Fotografien: Gudrun Bakenhus, Angela Bauriedl, Erika Brill, Karin Ellermann, Sibylle Haase-Knels und Fritz Haase, Dr. Ursula Menck, Brigitte Peters, Hede & Dr. Hans Rump; ferner Bilddatenbank pixabay, Bilddatenbank Bremen-Tourismus.de Druck > Druckerei Karl Blauth, Inh. Martin Blauth, Delmenhorst

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