Le Grand Macabre Ndr Elbphilharmonie Orchester | Alan Gilbert 10
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www.musikfest-hamburg.de LIGETI: LE GRAND MACABRE NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER | ALAN GILBERT 10. /12. / 13.5. 20 UHR ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL ALAN GILBERT ELIZABETH WATTS Dirigent Amanda (Sopran) MARTA FONTANALS-SIMMONS DOUG FITCH Amando (Mezzosopran) Regie, Szenografie und Projektionen MARK SCHOWALTER CATHERINE ZUBER Piet vom Fass (Tenor) Kostüme WERNER VAN MECHELEN CLIFTON TAYLOR Nekrotzar (Bass-Bariton) Lichtdesign WILBUR PAULEY JAMES R. SMITH Astradamors (Bass) Regie-Assistenz HEIDI MELTON Mescalina (Sopran) NDR CHOR CLAIRE DE SÉVIGNÉ (Einstudierung: Klaas Stok) Venus (Sopran) ANTHONY ROTH COSTANZO Fürst Go-Go (Countertenor) JOHN RELYEA Schwarzer Minister (Bass) ANDREW DICKINSON Weißer Minister (Tenor) AUDREY LUNA Chef der Gepopo (Sopran) ROB BESSERER Atmosphericist (Schauspiel) NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER Einführungsveranstaltungen mit Habakuk Traber jeweils um 19 Uhr im Großen Saal der Elbphilharmonie Das Konzert am 10.05.19 ist live zu hören auf NDR Kultur. Das Konzert am 13.05.19 wird live auf ndr.de/eo, auf elbphilharmonie.de sowie in der NDR EO App gestreamt und ist danach als Video-on-Demand online abrufbar. In Kooperation mit HamburgMusik Originalproduktion von Giants Are Small in der Regie von Doug Fitch, produziert von Edouard Getaz. Adaption der Elbphilharmonie Hamburg und des NDR © 2019 Giants Are Small LP. Alle Rechte vorbehalten. GYÖRGY LIGETI (1923 – 2006) Türklingel-Vorspiel Le Grand Macabre Oper in vier Bildern Drittes Bild Libretto von Michael Meschke und György Ligeti Der infantile Fürst Go-Go, Herr über Breughelland, wird von seinen beiden Ministern tyranni- frei nach Michel de Ghelderodes Schauspiel „La Balade du Grand Macabre“ siert. Sie sind Vertreter der Schwarzen und der Weißen Partei, die sich ideologisch jedoch nicht Entstehung: 1974 – 77; revidiert 1996 | Uraufführung: Stockholm, 12. April 1978; Salzburg, 28. Juli 1997 unterscheiden. Trotzdem streiten die beiden Minister unablässig, verlangen enorme Steuer- Szenische Aufführung in englischer Sprache erhöhungen und drohen mit Rücktritt. Fürst Go-Go denkt nur ans Essen und akzeptiert schließ- lich alles, um seine Ruhe zu haben. Der Chef der Geheimen Politischen Polizei (Gepopo) tritt auf und berichtet von einem Volksaufstand, der durch die Nachricht vom bevorstehenden Autohupen-Vorspiel Kometen einschlag aus gelöst wurde. Das Volk ruft nach dem Fürsten, dieser tritt vor die Menge. Der Gepopo-Chef kehrt als Spinne und Polyp verkleidet zurück und warnt in Panik vor einer Erstes Bild mysteriösen Gestalt. Zunächst erscheint indes der über den Tod seiner Frau nach wie vor frohe Ein verlassener Friedhof in Breughelland. Der betrunkene Weinschmecker Piet vom Fass Astradamors, der gemeinsam mit Fürst Go-Go zu tanzen beginnt. Eine Sirene kündigt dann tritt auf und sieht das Liebespaar Amanda und Amando, die gerade auf der Suche nach einem den Auftritt Nekrotzars an, der siegesgewiss und in apo kalyptischen Bildern das Jüngste Gericht ungestörten Ort für ihr Schäferstündchen sind. Aus einem Grab entsteigt Nekrotzar, der beschwört. Dankend nimmt er Piets Rotwein an, der für ihn das Blut seiner menschlichen personifizierte Tod, und verkündet den noch in derselben Nacht bevorstehenden Weltuntergang Opfer symbolisiert. Am Ende sind Astradamors, Go-Go, Piet und Nekrotzar völlig betrunken – durch einen Kometeneinschlag. Er macht Piet zu seinem Diener. Derweil ziehen sich Amanda und verpassen den Weltuntergang. und Amando, unbeeindruckt von der Weltuntergangsbotschaft, in das nunmehr frei gewordene Grab zurück. Nekrotzar reitet auf Piet in die Stadt. Zwischenspiel Zweites Autohupen-Vorspiel Viertes Bild (Epilog) Friedhof wie im ersten Bild. Piet und Astradamors glauben, dass sie tot und im Himmel seien. Zweites Bild Go-Go fürchtet, der einzig Überlebende zu sein, wird von drei Raufbolden allerdings eines Im Haus des Hofastrologen Astradamors. Mescalina, seine Frau, malträtiert ihren Gatten Besseren belehrt. Nekrotzar ist enttäuscht, die Welt nicht vernichtet zu haben. Mescalina ent- in einem Sado-Maso-Akt mit der Peitsche und einer schrecklichen Spinne und jagt ihn zum steigt dem Grab und erkennt in Nekrotzar ihren ersten Mann. Sie gerät in Streit mit den beiden Teleskop. Betrunken vom Rotwein schläft Mescalina ein und träumt davon, dass Venus ihr einen herbeigeführten Ministern, die davon überzeugt sind, nur das Beste fürs Volk gewollt zu haben. besseren Mann bringen möge. Tatsächlich tritt Nekrotzar mit Piet auf. Der Höllenfürst tötet Piet und Astradamors werden zum Rotwein eingeladen und erkennen daran, dass sie noch am Mescalina mit einem Vampirbiss in den Hals. Astradamors ist erleichtert und bringt die Leiche Leben sind. Nekrotzar lässt sich voller Enttäuschung wieder ins Grab führen und verschwindet. mit Piet in den Keller. Triumphierend verkündet Nektrotzar abermals das Ende der Welt. Die Sonne geht auf. Amanda und Amando, die von der nahenden Katastrophe nichts Astradamors ist froh, nun endlich Herr im Haus zu sein. Alle drei brechen zum Fürstenhof auf. mitbekommen haben, steigen aus ihrem Versteck. Alle tanzen und singen davon, dass man sich nicht vor dem Tod fürchten müsse. P a u se Ende des Konzerts gegen 22.30 Uhr GYÖRGY LIGETI Le Grand Macabre Die verpasste Katastrophe György Ligeti war Künstler von früher Jugend an. HOHE ANFORDERUNGEN Schon als Kind erfand er Musik, zeichnete, malte, ver- fasste Texte, ersann sich ein Fantasieland namens Als ich diese Oper komponierte „Kylwiria“, hielt es in Bildern fest und kartographierte (1975 bis 1977), war ich hinsicht- es sogar. Dieser sprühende Geist musste irgendwann lich der realen (und oft enttäu- schend groben) Bedingungen des eine Oper schreiben, in der sich die visuelle Fantasie, Opernbetriebs ziemlich naiv. die Lust am Kreuz- und Querdenken, die literarischen Meine Unerfahrenheit bezog sich und theatralischen Neigungen mit der Musik zu einem nicht auf die Oper und Operette als solche (ich habe ja seit mei- Werk verbanden. Zwei experimentelle Stücke in dieser ner Kindheit viele Theater- und Richtung hatte er 1962 bis 1965 entwickelt: die „Aven- Musiktheateraufführungen tures“ und die „Nouvelles Aventures“ für drei Sänger erlebt; die mitteleuropäische Musikkultur in Klausenburg und und sieben Instrumentalisten. Bereits 1965 ermunterte Budapest war hoch entwickelt), Göran Gentele, Intendant der Stockholmer Oper, sondern auf die Aufgabenstel- Ligeti zur Komposition eines abendfüllenden Musik- lung: Sänger können nicht immer adäquat sprechen, und Schau- theaters. Der nahm „sofort und begeistert“ an, aber spieler-Sänger können den ge- dann stellte sich die Frage nach der konkreten Kon- sangstechnischen Anforderungen zeption. Die Suche nach der Antwort bewegte sich des „Macabre“ nicht entsprechen. In den zwanzig Jahren danach über manche Seiten- und Umwege; sie beanspruchte habe ich viel Erfahrung gesam- einige Zeit. Ligeti erkannte, dass das kulturbetriebs- melt: kompositorisch, drama- kritische Anti-Theater eines Mauricio Kagel mit dessen turgisch und besonders die Orchestrierung betreffend. Ich „Staatstheater“ (1971 in Hamburg uraufgeführt) einen habe 1996 in etwa 10 Monaten Endpunkt erreicht hatte, über den man nicht mehr eine Neufassung angefertigt. hinausgelangen konnte. Genteles plötzlicher Tod 1972 György Ligeti zwang erneut zum Umdenken. Als Ergebnis langen Überlegens, Versuchens und Prüfens entstand schließ- Bild links: lich zwischen 1974 und 1977 mit „Le Grand Macabre“ Zeichnung des Regisseurs die „Anti-Anti-Oper“. Als Grundlage für das Libretto, Doug Fitch 9 GYÖRGY LIGETI GYÖRGY LIGETI Le Grand Macabre Le Grand Macabre das Michael Meschke und György Ligeti erarbeiteten, Es gibt noch allerhand anderes Personal in der Oper: ANALYSE DES MENSCHEN diente ein Stück todernst-absurden Theaters: ein Fürstchen, das man auch mit „W“ schreiben „La Balade du Grand Macabre“ des Belgiers Michel könnte, einen Wahrsager, der nicht Herr in seinem Neben der zentralen Intention de Ghelderode (1898 – 1962). Hause ist, eine Domina, die nach einer Droge benannt des Stückes, unsere Todesangst ist (seine Frau), und natürlich die Leute von Breughel- mit distanzierendem Humor zu überspielen, den Tod oder Vom trivialen Dialog bis zur derben Groteske mobili- land. György Ligeti sprengte mit dieser Oper – sie blieb den Gaukler des Todes vor un- siert das Stück alle erdenklichen theatralischen, vom seine einzige abendfüllende – praktisch alle Grenzen, seren Augen sterben zu lassen, erhabenen Latein über die Gossensprache bis zum auf die er traf: diejenigen zwischen visueller Fantasie, um augenzwinkernd eine neue Ära der Todeslosigkeit, der Silbensalat alle möglichen sprachlichen Mittel. Seine Sprache und Musik, zwischen Vision und Wirklichkeit, Ewigkeit eröffnen zu können, GYÖRGY LIGETI Handlung spielt im „Fürstentum Breughelland, einem zwischen dem weltgeschichtlichen Gestern, Heute ist „Le Grand Macabre“ für imaginären Land, in keinem bestimmten Jahrhundert“ und Morgen, zwischen Ernst und Groteske, zwischen Ligeti auch ein Schauspiel der Analyse, der Aufdeckung 1923 in Siebenbürgen geboren, (Partitur). Wie auf den Bildern des Piet Breughel toben Tragik und Komik, auch jene zwischen Gattungen des Typus Mensch: in seiner studierte György Ligeti bei dort das pralle, lustvolle Leben und der nicht minder und Stilen. Musizierweisen des Barock überlagern sich Sexualität, in seinem Macht- Ferenc Farkas und Sándor extensive Tod – gierig, oft nackt, berauscht, bizarr. mit neuerer Unterhaltungskultur auf der Basis einer hunger, in seinen unersättlichen Veress in Klausenburg und Bedürfnissen nach Illusionen Budapest. In