Heine und Fanta�v Pionierun d Marktführer. Seit 22 Jahrenda s Jl_rominenteForum dieser Literaturgattung

HEYNE SCIENCE FICTION 1 JAHRESBAND 1982 RAYBRADBURY II,ROBERT A.HEINLEIN. ARTHURC.CLARKE JOHN BRUNNER Tu·nrnel. LARRYNIVEN z.uden C.J.CHERRYH WALTER M.MlllER,Jr. [SCIENCE FlC�N] Sterne.in ; C.L.MOORE svrr;1 E F·c11,:I\ LINOALDANI SR....-.e undlnähl.,..... P,O öONO lo Sf-Avlo,en

06/3870 - DM 5,80 06/3876 - DM 5,80 06/3863- DM 6,80 06/3883 - DM 5,80

. BERNARD GOORDEN I A.EVA� VOC1 ,: D,ieVenus· narbe f.ijj··.!!JI. !I· III

' �,,. !.':, �·� i I ,, ..Al' , ... 06/3878- - DM 6,80 06/3885 - DM 4,80 06/3882 - DM 5,80 06/3886 - DM 6,80 Wilhelm Heyne Verlag München ZUASACHE PHILIP KENDRED DICK: Straße, die auf einen Hügel führte, mit vie­ gegengebracht hatte. Die Rede, die er als . ]6.12.1928 - 2.3.1982 len Bäumen. Auf dem Hügellag ein altes Ehrengast hielt, wurde vom französischen Gebäude, es sah aus wie ein seltsames Sana­ Fernsehen aufgezeichnet.Er mußte unzäh­ torium. "Ich bringe dich dorthin", sagte der lige Rundfunkinterviews geben und Signier­ "Der Tod hat etwas Ungeheuerliches an sich. stunden abhalten. Nicht zu Unrecht bezeich­ Tod an sich hat eine gewaltige Macht. Eine Tod. "Die Tests beweisen, daß dein Gehirn völlig ausgebrannt ist. Du kannst jetzt ru­ nete Dick diesen Con als den bisherigen Hö­ Transformation, genauso ehrfurchtgebietend hepunkt seines Lebens. wie das Leben selbst, und um so viel schwe• hen, du kannst jetztruhen für alle Ewig­ keit." Und eine Welle von Erleichterung rer für uns zu verstehen." (Mozart für Marsia­ Dieses Jahr findetin Metz wieder ein Con ner) und Freude durchflutete mich. In diesem Moment kam meine Freundin ins Schlaf­ statt; wir waren wiederum dort verabredet. Philip K. Dick ist tot. In mehr als einer Hin­ Die Vorstellung fällt schwer, daß ich ihn sicht starb er seinem Lebenswerk entspre­ zimmer, nur um zu sehen, wie es mir ging. Ich bemerkte, zu wem ich gesprochen hat­ diesmal nicht in einem Fahrstuhl sehen, dies­ chend. Am 18. Februar dieses Jahres erlitt mal nicht von ihm begrüßt werde. er einen Schlaganfall, nach dem er sich je­ te und wurde wieder gesund." (Nachwort doch noch verständlich machen konnte. Ein von Philip K. Dick zum SFT Materialien­ band I, 1976) "Ich fühle, daß ich in der dritten und letzten zweiter Anfall warf ihn in ein tiefes Koma· Phase meines Lebens bin, und meiner Wer­ er wurde an ein Lebenserhaltungssystem �­ Ich begegnete PhilDick persönlich nur ein ke. Die nächste Welt spricht bereits zu mir geschlossen. Es konnte jedoch keine Gehirn­ sie nimmt die Form einer Frauenstimme � aktivität festgestelltwerden, und die Ärzte einziges Mal, eben auf jenem Con in Metz im Herbst 1977. Wir trafen uns im Fahrstuhl die mir spät in der Nacht zuflüstert. Und ich schalteten das Lebenserhaltungssystem träume von endloser Schönheit." (Philip K. schließlich ab. Er starb am 2. März um 8.20 und als ich mich vorstellte, umarmteer mich Dick in einem Brief vorn 2. Februar 1980) Uhr. Ein Körper, dessen Gehirn keine Akti­ mit einer ehrlich gemeinten Herzlichkeit vität mehr zeigt. Was geschieht mit einem wie sie kaum ein Mensch aufweist. Wir ' sprachen lange auf diesem Con miteinander D�ck st�b wie ein Protagonist aus einem Menschen im Koma? Wohin verweht ihnder se er eigenen Romane: Jahrelang gegen die Hauch des Todes, in welche Alptraumwelt, kannten uns schon von einem ausführlichen' � Briefwechsel her. Dieser Con war der Con Wmen des Universums angekämpft, nie in welche glückselige Unendlichkeit? Philip wirklich einen Durchbruch erzielend, nie K. Dick schwebte zwischen Leben und Tod. Dicks. Zum ersten Mal stieß er auf eine An­ erkennung, die sein Heimatland ihm nie ent- die finanzielleund idelleAnerkennung er­ Keine Wirklichkeit war für ihn mehr real rungen habend, die er verdiente. Er war existent. Die Frage, die er in all seinen Wer­ arm, bis ihm der Durchbruch zu gelingen ken gestellt hatte, besaßfür ihn selbst plötz­ schien; er hatte beträchtlich abgenommen, lich eine schreckliche persönliche Relevanz. seinen hohen Blutdruck unter Kontrolle, "Eine verzweifelte Suche ist in mir zurück­ bekam angemessene Vorschüsse und Aus­ geblieben", sagte er in einem Interview, das landstantiemen fürseine Bücher, und der Werner Fuchs und ich mit ihm im Jahre Film , der nach seinem 1977 führten. "Ein für alle Mal zu meiner Roman TRÄUMEN ROBOTER VON eigenen Zufriedenheit die wirkliche Natur SCIENCE FICTION TIMES ELEKTRISCHEN SCHAFEN? gedreht wur­ der Realität zu bestimmen." erscheint monatlich im Eulenhof Ver­ de, verhieß ihm den ersten großen (auch fi­ lag, D-2351 Hardebek. Verlagsleitung: nanziellen) Erfolgin der breiten Öffentlich­ "Im Jahre 1973 lag ich mit Lungenentzün­ Ehrhardt Heinold. Verantwortlich für keit. dung im Bett - ich erinnere mich noch sehr Anzeigen: Heinke Braband. gut daran, denn als ich im Bett lag und kaum Übrig bleiben einige unveröffentlichte Ro­ '."-bonnementsgebühr jährlich DM 48,­ atmen konnte, .kam der Tod in mein Zim­ mane - und mindestens fünfabsolute Spit­ mer. Ich meine das jetzt ganz ernst. Ich sah mcl. MWSt. zuzügl. Porto. Für unver­ zenwerke der Science Fiction. Und auf lan­ ihn garizdeutlich. Er trug einen modischen langte Manuskripteinsendungen, denen ge Sicht, sein Gesamtwerk. Wenn Nonnan Polyester-Anzug und öffnete eine Akten­ kein Porto beigefügt ist, wird keine Spinrad der Überzeugung ist, daß man tasche, entnahm ihr ein Puzzle, doch ich Gewähr übernommen. Nachdrucke nur Philip K. Dick in einem Jahrhundert als ei­ konnte es nicht lösen, und ger Tod sagte: nach vorheriger Absprache mit der nen der wichtigsten amerikanischen E;rzäh­ "Dann kommst du mit mir!" Und ich sah Redaktion. Namentlich gekennzeichnete ler unserer Zeit ansehen wird, so spricht dies die Vision einer langen, sich windenden Beiträge geben nicht zwangsläufig die eine deutliche Sprache. Ansichten der Redaktion wider. Alle Beiträge sind, soweit nicht anderweitig Diese Ausgabe der Science Fiction Times vermerkt, Copyright (c) 1982 by ist als erste Würdigung zu verstehen. Wir be­ sprechen Dicks Werk anhand einiger ausge­ SCIENCE FICTION TIMES. wählter Romane, versuchen, einen Überblick •NHAt.f über sein Kurzgeschichtenwerk zu geben und Redaktion: Uwe Anton, Johannes­ bieten dem interessierten Leser eine nach straße 9, 5630 Remscheid 1 (Rezen­ jetzigem Stand komplette Bibliographie. sionen); Ronald M. Hahn, Werth 62, Ebenfalls abgedruckt findet sich das letzte 5600 Wuppertal 2 (Feature, Nova Ex­ Interview Dicks, das zu einem Großteil je­ Brief von Philip K. Dick . .4 press). doch dem Film BLADE RUNNER gewid­ Auf Ubiks Spuren met ist. Darüber hinaus gibt ein Brief Dicks Michael Bishop ...... 5 Grafische Gestaltung: Klaus D. Schie­ einen guten Überblick über seine letzte Le­ REZENSIONEN . . . . .9 mann. Layout: Ulrike Berkenkopf. bensphase. Und die Erde steht still Umschlaggestaltung: Gabi Kohwagner. Eine andere Welt Unsere regelmäßigen Beiträge (wie "'SF in Das Orakel vom Berge Druck,:Roland-Werbung, 2357 Bad Bramstedt diesem Monat", Rezensionen, Feature, Mozart für Marsianer Achtern Dieck. Nachrichten und - erstmals - auch Leser­ LSD-Astronauten meinungen) mußten deswegen leider bis zur Weitere Mitarbeiter an dieser Ausgabe: nächsten Ausgabe zurückgestellt werden· Träumen Roboter von elektrischen Schafen Charlotte Franke, Hermann Wolff-Sasse, Interview mit PhilipK. Dick 15 wir bitten um Verständnis. Doch sei ver;i­ James van Hise Volker Jansen, Jürgen Stürmer, Marcel chert, daß auch solch eine Würdigung, wie Mr. Dicks Halluzinationen. 18 Bieger, Andreas Decker, Wolfgang Schie­ sie diese Ausgabe darstellt, unseren Schmerz Zum Kurzgeschichtenwerk michen, Christian Heilmann, Joachim und unsere Trauer über den Tod von Philip Joachim Körber Fuchs, Joachim Lang, Hans-Jürgen K. Dick nicht lindern kann. 2 Seemann, Kerstin Kucharczik. Pamela Bibliographie ...... 0 Uwe Uwe Anton J. Annas, Heinz J. Baldowe, Heinz Anton Mohlberg. (Titelfoto von Uwe Anton)

3 Science Fiction Times 6/1982 PH•t.•P K. Brief von Philip K. Dick ersteno•cK Mal den Blick auf eine andere Reali­ traf dort eine ganz reizende Französin, und tät, die über dieser einen lag, eine Art zweites letztes Jahr kam sie herüber und blieb einen Der !lachfolgende Brief von Philip K .. Dick Signal. Ich fing wieder ctamitan, meine Pro­ Monatebei mir. Ich sollte mit ihr nach Frank­ stammt vom 2. Februar 1980, entstand also bleme zu lösen, besonders das Problem mei­ reich füegen, aberich kam :zu dem Schluß, knapp. zwei Jahre vor seinem Tod. Dennoch ner Isolation. Ich glaube, daß das Los eines daß meine Arbeit mir wichtiger war. Ob das haben wir uns zu einem Abdruck entschlos­ jeden Schriftstellers die Einsamkeit ist, daß die richtige Wahl wat;weiß icht\icht, aber sen, da er ein treffendes Bild von Philip K. er ihr nicht entkommen k,ann. Ich stehe mei­ es war eine Wahl, ·meine Wahl, nicht mir auf­ Dicks "dritte� und letzter Lebensphase" ner ältesten Tochter wieder näher, sie ist gezwungen, und ich traf sie. Meirie Arbeit gibt, wie cler Verfasser �lbst schreibt. Der zwanzig uµd studiert in Stanford. Ich fühle, - und meine religiös-philosophisch-intellek- Brief wurde übersetzt und für den deutschen daß ich dem salvator salvandus11 nahe bin, tuelle Suche - sind mir so wichtig, daß ich Leser eingerichtet v.on Uwe Anton. obwohl er nicht unbedingt Christus sein sie obenan gestellt habe. mag; im März 1974 brach er die Macht des �."..... --.' "In der Tat geht es mir ganz gut. Ich habe heimarmene 12 � der tyrannischen Weltherr­ en<.llich gelernt, allein zu leben. Ich widme schaft - als er sich auf mich legte und mich mich völlig dem Schreiben und den-intellek­ so erlöste - meine Gedanken sind hier strikt tuell.en, philosoph.ischen und theologischen gnostisch 13 - und ich werde nie wieder ein Unternehmungen, die mich seit März 1974 1 bloßes Ding sein. Ich identifizieremich stark ganz in Anspruch nehmen. Ich habe eher die mit Beethoven und seinem Konzept der Frei­ Probleme formuliert als die Antworten ent­ heity und mit der protestantischen Sache wickelt, aber das ist schon in Ordnung.Wie im DreißigjährigenKrieg. Ich betrachte die Platon lehrte, ist für den Philosophen die Su­ Geschichte als Enthüllung des Kampfes der che selbst das Ziel (Ich formuliere es so: die Menschheit um Befreiungund fühle mich als Existenz Gottes vorausgesetzt - wie sieht Teil davon, sowohl als lebendige Seele als seine Beziehung zur Welt aus? Und wo in der auch als Autor. Welt, da er ja irgendeinen Bezug zu ihr haben muß, kann man ihn finden? Wie viele der Ab, Wenn ich die anderen Menschen betrachte, läufe in der Welt können auf Gott zurückge­ sehe ich, wie unglücklich sie sind, und stelle führt werden? Wo können wir seinen Einfluß sie meinem eigenen Frieden gegenüber. Ich entdecken, und inwiefernwürde die Welt an­ . lese ständig (wenn ich mir-keine Filme an­ sehe) und verbringe viel Zeit mit Christo­ ders sein, wenn es ihn nicht gäbe, vorausge­ 14 pher , den Tessa1� jede Woche herüber­ setzt, es würde überhaupt eine Welt geben?) 16 Früher habe ich mich gefragt: Existiert

Science Fiction Times 6/1982 4 PHU.•P K.o•cK sus oder der christliche Gott mich errettet AUF UBIKS SPUREN und befreit hat, aber Gott qua Gott hat von Michael Bishop Übersetzt von AndreasDecker mich befreit;in dem Roman (der stark autobiographische Züge aufweist) kann man viele Details meiner Erfahrung vom März 1974 entdecken. Anmerkungen 1 Im März 1974 erlebte Dicks Seele "das Eindringen eines anderen transzendentalen Geistes" einer "künstlichen Intelligenz", die sein Leben fürihn ordnete. Details dieser Offenbarungsind nachzulesen in dem Inter­ view mit Dick in: Charles Platt, GESTAL­ TER DER ZUKUNFT, Hohenheim 1982. 2) esse, lat. sein, das Wesen 3) sekundäre Erscheinung, Begleiterschei­ nung; philos. Automatismus, die Lehre von der rein physiologischen Ursache jeglichen Verhaltens des Menschen 5) Johann Eckhart, ca. 1260 - 1327,: Die vornehmste Tätigkeit ist das Erkennen, dem die Sinne das Material liefern, aus welchem der "Gemeinsinn" die Wahrnehmungen ge­ staltet. Auf Grund der Wahrnehmungen bil­ det der Verstand die Begriffe. 6) Martin Heidegger, 1889 - 1976. Seine Grundfrage:Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts? 7) Benedictus de Spinoza, 1632 -1677: Alles geschieht nach bestimmten .Gesetzen. Sobald die Seele dies wahrhaft begreift, fährt sie fort,dieselbe Wirkung objektiv hervorzu­ bringen. 8) "I bought my apartment, a condominium, for $52,500 cash. Now I owe the income tax people a Jot, and am desperately trying to raise the amount before April 15th." Dick in einem Brief vom 25. Februar. 9) Pay-TV; .Kabelfernsehen,in dem gegen Gebühren aktuelleSpielfilme gezeigt wer­ den. 10) Nach der Trennung von seiner Frau Nancy im Jahre 1970 flogDick 1972 nach Kanada und hielt dort seine bekannte Vancouver-Rede; danach arbeitete er nach einem Selbstmordversuch in einem Drogen­ Ein Großteil der Faszination und die mei­ auch eifrige, bücherverschlingende Dick­ rehabilitationszentrum. Vgl. SFT Materia­ sten der ärgerlichen Schnitzer in Philip K. Komplettisten, die gernefestlegen würden, lien 1, Brief von Philip K. Dick, S. 14 ff. Dicks "großartigem, aber sprunghaftem Ro­ mit welcher Art Geschöpf sie es zu tun haben 11 ). lat., im übertragenen Sinne Erlöser man" 1, dessen allegorische Bedeutung aus­ und wohin genau die Reise führt. 12) griech., Schicksal zusagen scheint, daß das grundlegendeHel­ Die Faszination wie die Verbitterung scheint 13) Gnosis, griech., Erkenntnis. Die in der dentum der Menschheit in ihrem tagtäglichen manchmal allumfassend zu sein. Obwohl Schau Gottes erlebte Einsicht in die Welt Versuch besteht, die fest verwurzelten und unseren fallendenNetzen nicht immer des Übersinnlichen; das Erkennen der im beständigen Kräfte der Entropie zu schlagen entkommen ist, widersetzt sich das Buch Glauben verborgenen Mysterien durch phi­ oder wenigstens auszugleichen, beruht auf nun seit über zehn Jahren mit keineswegs losophische Spekulation seiner cleveren Unempfindlichkeitgegen­ schwachem Widerstand aller Chloroform­ 14) jüngster Sohn Dicks aus seiner Ehe mit über einer absoluten Interpretation und sei­ Analysen und weigert sich total, sich der Tessa nem tristen, witzigen und/oder desorientie­ entomologischen Kreuzigung zu unterwer­ 15) fünfte und letzte Frau Dicks rendem Surrealismus. fen. Manchmal geschieht dies zu unserer 16) Bantam, Februar 1981; dt. Ausgabe im Weil wir alle instinktiv das Chaos meiden, Verärgerung, Verstimmung oder Verach­ Moewig-Verlag in Vorbereitung versuchen Leser wie auch Kritiker regelmäßig, tung, (manche haben behauptet, Ubik sei 17) THE DIVINE INVASION, Timescape ein literarisches Werk festzunageln. Wir tun­ ein grobzusammengeschusterter mechani­ Books 1981; zum Zeitpunkt dieses Briefes ken Stories und Romane in Chloroform, scher Schmetterling, dazu bestimmt, ausein­ noch im Entstehen begriffen;dt. Ausgabe breiten ihre transparenten Schwingen auf ei­ anderzufallen);aber oft, besonders, wenn wir im Moewig-Verlag in Vorbereitung nem kontrastierenden, samtenen Hinter­ seinem Flug herzliches Verständnis entgegen­ 18) Diese Aussage muß bezweifeltwerden; grundaus und stoßen bunt markierte Na­ bringen, hat er es zu unserer Freude oder gar Vgl. Anm. 8); trotz des enormen Verdien­ deln durch ihre Stärken und Schwächen. zu unserer Erheiterung getan. stes Dicks in den Jahren 1978 und 1979 so­ Wir handeln so, damit uns der literarische Ubik vereitelt mit wunderschönen Zickzack­ wie 1980 verfügteer übe.i:keinen finanziellen Schmetterling nicht unerlegt fortflattert. flügenunsere Fähigkeit, ihm zu folgen, und Rückhalt Ein dermaßen bloßgelegtes Geschöpf scheint fliegtweiter, wie immer wir auch zu ihm ste­ 19) "The Lucky Dog Pet Store"; leicht nun zwar eine Symmetrie aufzuweisen, die hen. Er fordert uns mit seiner ungewöhnli­ überarbeitet als Einführung von Philip K. bemerkenswerter oder intellektuell befrie­ chen Undefinierbarkeit zum stetigen Streben Dick in: DER GOLDENE MANN, Moewig digender ist - doch es wird mit absoluter auf. Mehr noch: Ich bin überzeugt, daß drei 1981 Sicherheit nie wieder fliegen können. Viertel des Vergnügens an Ubik (so ernst 20) Manichäismus: die aus gnostischen, Mit der zerlumpten Königswürde eines dieses Vergnügen oft erscheinen mag) gera­ babylonisch-chaldäischen, jüdischen, christ­ überdrüssigen Monarchen auf der Wande­ de in diesem Streben liegt. lichen, iranischen (zarathustrischen) Vor­ rung nach Gottweißwohin hat Ubik einen Norman Spinrad, der der Überzeugung ist, stellungen zusammengesetzte Lehre des Per­ ganzen Haufen Leser angezogen, darunter daß man Dick in einem Jahrhundert als einen sers Mani (216 - 273) sowohl hochkarätige Literaturkritiker als !,ler wichtigsten amerikanischen Erzähler un-

5 Science Fiction Times 6/1982 PHU.•P K. o•cK serer Zeit ansehen wird, hat mit Nachdruck zeugen, sie halten uns fest, bis Dick uns im purpurfarbene(r) Flugzeugpropeller-Kap• erklärt, warum das Streben nach der letzt­ letzten Kapitel in ein Rätsel entläßt, das pe" vor. Huiii! endlichen Bedeutung in einem Dick-Roman noch verwirrender ist als eine wiedererstan­ Was zwingt Dick, seine Charaktere sich in so so oft verwirrt und verblüfft: dene Vergangenheit. geckenhafter Weise verhaltenzu lassen? Wa­ rum unterliegt er wie eine durchgedrehte "In einem Dick'schen Universum gibt es vie­ Wer kann dann etwas an dem, was Dick mit Ubik vollbracht hat, auszusetzen haben? Warner Brothers-Gardrobiere gelegentlich le Realitäten, die meisten von ihnen gleich­ dem Trieb, seine hilflosen Schützlinge mit berechtigt, aber keine davon bietet einen Darko Suvin klagt Dick "eines schwerwie­ der Konfektion eines alptraumhaften B-Fil· Überblick auf die Gesamtheit. Wenn seine genden Verlusts der Erzählkontrolle,"an, mes auszustaffieren?Glaubt er wirklich, wir Plots sich manchmal zu widersprechen schei­ und behauptet, daß der Ausgang des Romans nen, tun sie es mit Absicht. Würde man die "in unverantwortlicher Weise an die Unbe• erwarten, daß die Kleidung von 1992 sich so marktschreierisch selbst verhöhnt? Viel­ losen Enden miteinander verknüpfen,würde kümmertheit erinnert, mit der ein van Vogt leicht ist dies Satire.Wie dem auch sei, ich dies die Wahrscheinlichkeit verletzen, da der (sie) oder gar ein Doc Smith die Kaninchen kann nur vermuten, daß hi r die Erforder­ Kern des Dick'schen Universums aus Unklar­ aus dem Zylinder zieht: Die vorgetäuschte _; heit und Unbestimmtheit besteht. "2 Unendlichkeit, in der eine Unwahrscheinlich­ nisse des kommerziellen Schreibens ihren keit durch die schnelle Aufeinanderfolge ei­ Preis gefordert haben, möglicherweise zum Als Folge ergibt sich für Spinrad, daß das an­ 6 scheinend Gleichbleibende in Dicks komph;­ ner noch größeren erklärt wird. " Ich glaube, Zwecke einer zufälligenAuspolsterung, da­ xen metaphysischen Grübeleien "das Ge­ daß Spinrads unbestimmendes Argumentals mit man zurücktreten und sich fragenkann, samtprinzip einer jeweiligen Gottheit und auch meine Auffassung von Ubik diese Kri­ wie Ubik diese Hindernisseübenvindet. der elementaren Subjektivität der Realität tik knallhart auf ihren daunenweichen Schließlich kann man noch eine aufrichtige ist."3 Arsch schmeißt. Anteilnahme für jeden seiner Charaktere zei­ Auf so verschiedene und herausfordernde Ich stimme eher der Meinung Brian W. Al­ gen. Romane wie Das Orakel vom Berge, Mozart diss' und anderen zu, daß Ubikbesonders in Der Triumph von Ubik, um zur grundsätzli­ fiirMarsianer, LSD-Astronauten, Eine ande­ seinen ersten sechs oder sieben Kapiteln an ehen Bewertung seiner Bedeutung und seines re Welt und Dicks verheerend intensivem einer Art struktureller Verwirrung und ei­ Wertes zurückzukehren, rührt in beträchtli­ Der dunkle Schirm bezogen, hat dieses Ur­ nem comichaft-schnörkeligen Stil leidet, was chem Maße von Dicks Handhabung dreier teil auch eine aufschlußreiche Relevanz zu nichts mit dem konsolidierenden Thema des unterschiedlicher Elemente her: der in Ubik verkörperten widersinnigen Romans zu tun hat und folglich selbst die l. Dem Prinzip des Halb-Lebens, um das Allegorie. spielerische Ernsthaftigkeit seines vorherr­ sich die Unklarheit dreht, welche der ver­ Ubik verwirrt und verblüfft, weil seine letz­ schenden Tons verletzt. schiedenen subjektiven Realitäten (wenn te Zeile, "Das war nur der Anfang",den Le­ Lassen Sie mich ein paar Beispiele dieser überhaupt eine) wir als glaubwürdig ansehen ser ohne Gewißheit zurückläßt, welche Reali­ oben angeführtenSchwächen zitieren. Hier sollen; tät (die von Joe Chip oder Glen Runciter) z. B. ist Dicks Beschreibung des psionischen 2. Der Charakterisierung Joe Chips, dessen unserer Überzeugung nach die richtigere oder Doppelagenten G.G. Ashwood, als Ashwood zentrale Rolle im Roman wirnie wirklich wenigstens mächtigere ist. Leser, die dazu zum erstenmal Joe Cips Apartment betritt: anzweifeln, selbst wenn sich seine Tatkraft neigen, Autoren zu meiden, die darauf ver­ "Aufgeblasen und vierschrötig wie ein zu und sein Elan an tiefster Stelle befinden; zichten, die letzte Seite ihrer Arbeit mit der schwerer Ziegelstein bewegte er sich, angetan Wld unsichtbaren Inschrift "Glückliches Ende" mit einem Mohairponcho, den er immer 3. der allegorischen Einführungvon Ubik, {tder vielleicht "Herzzerreißendes Finale" trug, einem aprikosenfarbenenFilzhut, mit dem geheimnisvollen "Realitäts-Unterstüt­ zilttmpeln, werden sich von Dicks un­ schottischen Skisocken und Slippern, auf zer", der seine mannigfaltigenTugenden vor barmherziger Unbestimmtheit hereingelegt Joe zu." jedem Kapitel ausruft sich in der Verkleidung fühlen und das Buch beiseite legen. Doch Zwei Kapitel später taucht der gleiche Cha• einer Spraydose mit überschüssigen negati­ wie Spinrad, Stanislaw Lem4 und andere rakter, nachdem er die Bühne für einen Ko­ ven Ionen offenbart. aufgezeigt haben und seine Werke selbst stümwechsel verlassen hat, im Büro von Joe Dicks sorgfältige Integration dieser drei Ele­ trefflich demonstrieren, erfüllt die Unklar­ Chips Boß, Gien Runciter, auf: mente in einer Erzählung, die nicht unbe­ heit und beabsichtigte Irrealität die Dick­ "Drübenam Fenster stand G.G. Ashwood, dingt auf eine einzige, umfassende Beurtei­ sehen Universen paradoxerweise mit einer wie gewöhnlich in eleganten birkenrinden­ lung reduzierbar ist, verhilft Ubik zu ... verschobenen Lebensechtheit, die in den farbenen Hosen mit einem Hanfseilgürtel, nun, zu einem schimmernden,pochenden Romanen konventionellerer Künstler ent­ einer durchsichtigen Lochstickereijacke und Leben. weder fehltoder ihnen gänzlich fremdist. einer Eisenbahnermütze, und zuckte gleich­ Zuerst steht also das metaphysische Boll­ Ubikist keine Ausnahme. gültig die Schultern." werk des Halb-Lebens, das die Flut von Jedoch hat sich manche kritische Erörte­ Beinahe masochistisch unzufrieden mit die­ Entropie und Tod teilweise hemmt, was rung darum gedreht, wie erfolgreich der Ro­ sen zwei überreifenKleidungsbildern fährt Dick als futuristische Antwort auf eine un­ man mit seiner eigentümlichen Ausdrucks­ Dick damit fort, die gesamte Gruppe der anfechtbare Auslöschung postuliert. Zwi­ weise ist. Die übereinstimmende Meinung "Inerten" oder Anti-PSI-Agenten, die Run­ schen Leben und Tod schwebend, fürkurze ist wohl, daß Ubikbestenfalls ein unvoll­ citer schließlich mit zum Mond nimmt, vor per Mikrofon ermöglichte Plaudereien mit kommenes Meisterwerk abgibt. unseren erstaunten Augen zur Schau zu stel­ Freunden und Verwandten verfügbar, trei­ Der Roman gewinnt deutlich an Kraft, len. ben die Bewohner von Vogelsangs "Unsere Überzeugung und seltsamerweise sogar an Lieben Anverwandten "•Moratorium in WahrscheinlicJ:,keitnach der Explosion der Als Resultat beschwören wir aus Dicks plötz­ "Kaltpackungen" begrabenauf ihr Schick­ unglaublichen "Humanoidbombe" in Kapi­ licherRokokopr osa einen kahlen Griechen sal zu, das in einer unspezifiziertenWieder­ tel sechs. 5 J oe Chip und die anderen Anti­ mit "altmodischen, auf den Hüftenhängen­ geburt liegt. In der Zwischenzeit träumen PSI-Agenten von Gien Runciters "Schutzor­ den Goldlamehosen" herauf, einen "Anti­ sie ihre geheimen Realitäten und teilenin ganisation" entdecken sofort, daß sie zum Animator", der eine "Tirolerjacke aus Poly­ einigen Fällendie subjektiven Erlebnisse der Gegenstand eines beschleunigten Verfalls­ ester trug, sein langes Haar hatte er mit ei­ energischen Halb-Lebenden, mit denen sie und Entartungsprozesses werden. Als Schach­ nem Band zusammengefaßt, dazu Cowboy­ verbunden sind. Ich bin sicher, daß es kein figuren der Entropie versuchen sie tapfer, chapajos mit imitierten Silbersternen", Zufall ist, wenn Dick diese metaphysischen den sadistischen Spieler, der sie in ihre eige­ und einen Burschen namens Fred Zaffsky, Voraussetzungen mit dem präzisen Begriff der "für diese Gelegenheit ein hemdartiges benennt, mit dem Nuklearphysiker die ne Niederlage marschieren läßt,zu entdek­ 7 ken und unschädlich zu machen. Die De­ Kleid in der Farbe eines Pavianhinterns an­ "Verfallsrate radioaktiven Materials" be­ tails, mit denen Dick die unheimlichen Pas­ gelegt hatte." Später, als die beunruhigen­ zeichnen. Halb-Leben istin diesem wissen­ sagen nach den Ereignissen auf dem Mond den "Gestaltregressionen"des Romans ge• schaftlichen Sinn entweder als "Verfallsko­ glaubhaft macht, in denen die Charakterzüge rade ablaufen und die völlige Befreiung von effizient"oder "Auflösungskonstante"be­ der Vergangenheit zuerst skeletthaft, dann dieser qualvollen Albernheit der Beschrei­ kannt, und diese beiden Begriffe haben eine ganz und gar körperlich aus einer fragwürdi­ bung verspricht, führt Dick störrischseinen eindringliche thematische Beredsamkeit, gen Gegenwart in Erscheinung treten, lei­ Moratoriumsbesitzer, Herbert von Vogel­ wenn wir sie in Beziehung zu Dicks Roman sten einen unermeßlichen Beitrag zu Ubiks sang in "einem Tweedtalar, flache(n) setzen. Wirkung. Diese Details verblüffen und über- Schuhe(n), leuchtendrote(r) Schärpe und Das Halb-Leben in Ubikist keine in die Enge

Science Fiction Times 6/1982 6 PH•t.•PK. o•cK getriebene, sondern zeitweise außer Kraft ge­ Seltsam, dachte er. Habe ich das ganze Uni­ Joe Chip unvermeidlich das Gängelband sei­ setzte Entropie. Als Runciter am Anfang des versum in mich hineingenommen? So muß ner eigenen Menschlichkeit, und bindet sich Romans seine Frau Ella in Vogelsangs Mora­ es sein, wenn man stirbt, dachte er. Dieses durch das Heldentum seiner Beharrlichkeit torium besucht, setzt er den Kopfhörer auf, Gefühl der Vagheit, dieses Absinken in die an uns alle. Jedermann. mit dem er regelmäßig ihr Orakel anruft; Entropie - so also geht das, und das Eis, das Ich .glaube nicht, daß die sprachliche Asso­ dann beschäftigt er sich mit einigen vielsa­ ich sehe, ist das Resultat dieses Prozesses. nanz der Nachnamen -Chip und Dick aus­ genden Grübeleien: Wenn ich abkratze, dachte er, versinkt das schließlich unbeabsichtigt war. Durch diese "Wie mag es sein, wenn man im Zustand Universum. Aber was ist mit den Lichtern, Ähnlichkeit wollte der Autor aber nicht an­ zwischen Leben und Tod liegt? überlegte er. die ich am Eingang in den neuen Mutterleib deuten, daß der Protagonist als sein Sprach­ Aus dem, was Ella ihm erzählt hatte, ließ es sehen müßte?" rohr anzusehen ist, sondern eher, daß er mit sich nicht ergründen. Das Grundlegende, das Harnmond hat recht. Sein eigenes subjekti­ seiner Fähigkeit als Erzähler und Schöpfer Erlebnis selbst, ließ sich nicht übertragen. ves Universum wird bald verschwinden, und seine Blutsvenvandtschaft mit Jedermann Die Schwerkraft, hatte sie ihm einmal er­ das Halb-Leben wird ih.m eine entstellende eingesteht. Auf diese Art offenbart uns klärt, verliert an Wirksamkeit. Man hat im­ Verunstaltung nicht ersparen. Aber die ver­ Dick eher als durch eine anwidernde Ermah­ mer mehr das Gefühlzu schweben. Wenn der wirrende Äußerung der "Eingänge in den neu­ nung, den Nächsten zu lieben, sein Mitleid Zustand zwischen Leben und Tod vorüber en Mutterleib" in diesem Absatz deutet an, mit Joe Chip und - durch einfache Erwei­ ist, hat man den Eindruck, dem Weltensystem daß, selbst wenn Harnmond und Kollegen in terung - allen von uns. zu entschweben, den Sternen entgegen. Aber ihrem Kampf gegen die Kundelheit zum Un­ Daß Joes manchmal zur Schau getragene Ka­ sie wußte es auch nicht, sie malte es sich so tergang verdammt sind, sie dennoch die we­ pitulation nur eine zeitweise geistige Verseu­ aus und stellte ihre Vermutungen an. Aller­ sentliche und heroische Gültigkeit des chung ist, erkennt sogar Runciter: dings schien sie keine Furcht zu haben oder menschlichen Geistes verkörpern. Wiederge­ "Er (Joe Chip) hatte das merkwürdige Ge­ unglücklich zu sein. Das erleichterte ihn." burt ist zwar ein Versprechen, das gebrochen fühl, daß eine Niederlage über ihm hing, und Als weiterer Soldat in unserem andauernden werden kann, doch ohne andere Alternative trotzdem, innerhlich hatte er den Eindruck, Krieg gegen Verfall, Auflösung und Entar­ akzeptiert man es gläubig. nicht aufgegeben zu haben. Hinter seiner tung hat Runciter in der Tat allen Grund, Resignation steckte eine vage Spur von Vita­ sich erleichtert zu fühlen. Die Menschheit lität. Runciter schien es, als könne man J oe hat die Segnungen des Halb-Lebens ent­ fast vorwerfen, einen seelischen Zusammen­ wickelt, und seine von ihm aufrichtig gelieb­ bruch vorzutäuschen ... der wirkliche An­ te Frau ist eine der glücklichen Nutznießerin­ laß war jedoch nicht zu erkennen." nen. In dieser Phase erreicht Runciters Un­ Als Joe später versucht, Runciters Leichnam kenntnis über die verderblichen subjektiven zurück nach Zürich zu bringen, um ihn, be­ Stadien, in denen die Halb-Lebenden trei- vor dessen Gehirntätigkeit endet, in eine ben oder getrieben werden, eine dramatische Kaltpackung zu schaffen, beweist er seine Ironie, deren volles Gewicht erst dann her­ Lebenskraft durch das empörte Wüten gegen abstürzt, als wir uns mit Joe Chip in einem einen Kaffeeautomaten, der ihm Kredit ver­ bestimmten Provinzhotel in Des Moines be­ weigert hat: fmden, das nicht gerade zufällig Runciters "Eines Tages", sagte Joe wütend, "werden Geburtsstadt ist. Zwar waren wir mit Run­ Leute wie ich die Oberhand haben, und citer der Meinung, daß es das Bedürfnis dann ist das Ende der Tyrannei durch die nicht mehr gibt "die Toten aus Furcht zu homeostatischen Maschinen gekommen. begraben, das sie nicht mehr mühsam zu Dann wird die Zeit kommen, wo menschli­ Grabe gehen müssen ", daß ein kleines Kind che Werte, Mitleid und einfacheWarmherzig­ in seinem Geburtstagsanzug nicht unbe- keit wieder gelten, und wenn das soweit ist, dingt "gekleidet ist zu sterben".8 wird so jemand, der eine Bewährungsprobe Dieser Todesaufschubist das Geschenk des hinter sich hat und einfach eine Tasse Kaffee Halb-Lebens, wenn auch in ihm das schatti­ braucht, damit er wieder auf die Beine ge Ödland des endgültigen Endes enthalten kommt, seinen heißen Kaffee bekommen, ist, das gelegentlich denen seine Umrisse ganz gleich, ob er einen Poskred bereithält zeigt, die mit dem verderblichen und gesichts­ oder nicht." losen Puppenspieler ringen, der ihre subjek­ Joes Rede ist gleichermaßen komisch und tiven Erlebnisse manipuliert. In einer schö­ rührend, weil die Verweigerung einer Tasse nen, wenn auch deprimierenden Passage de­ Was mich zu Joe Chip bringt, dem helden­ Kaffee ihn zu der leidenschaftlichen Rheto­ tailliert Dick hier den Schrecken dieser haften Schlemihl und befleckten,fahrenden rik eines Cicero anspornt - doch jeder, der Macht, als er uns in das Bewußtsein von Joe Ritter. Chip - ein hingebungsvoll arbeiten­ an einen gefühllosen Automaten Geld verlo­ Chips Freund und Kollegen Al Harnmond der Holzkopf, ein beständiger Taschensisy­ ren hat, wird die Quelle seiner Inspiration führt, einem schwarzen "Inerten", der all­ phus, und der Charakter, an dem Dick am verstehen. mählich seinen Halt an den Gletschern des meisten zu liegen scheint - ist ein Abkömm­ Ödlandes verliert: ling des gefallenen Stammbaumes der Mensch­ Joe Chip, Jedermann. lichkeit; ein Vertreter der alten, manchmal Mit dem Bild der mumifizierten Leichen von "Plötzlich fiel ihm auf, daß eine heimtücki­ lobenswerten Verbohrtheit, mit der wir wie Wendy Wright, Al Harnmond,Edie Dorn sche Kühle ihn durchsickerte, die ihn, wie auch unsere Vorfahren versucht haben, auf und sogar Gien Runciters vor Augen fängt er sich erinnerte, schon früher befallen hat­ der Bedeutungsschwere unseres Lebens zu Joe in Kapitel dreizehn an, den Anfangdes te und ihn und seine Umwelt jetzt durch­ bestehen.(Unübersetzbares Wortspiel: Im Zerfallsund der Auflösungin sich selbst zu drang. Die Kälte griffdie Oberfläche sämtli­ Original Chip, bedeutet eigentlich Holz­ spüren. Im Glauben, daß er sterben muß, cher Gegenstände an, sie breitete sich in splitter und ist mit dem Nachnamen des nimmt er es auf sich, die Hotelstufenhoch­ Schwaden aus und bildete Blasen, die mit Protagonisten Joe Chip identisch. A. d. Ü.) zusteigen, wobei er die sich rückentwickeln­ einem hörbaren Seufzen platzten. In die of­ In dieser Auslegung ist Joe Chip dann Hans de mechanische Aufzugsfalle meidet, und fenen Wunden biß sich die Kälte bis in das Schmidt, Klaus Schulze, Karl Klein oder die spöttisch-unbeteiligten Kommentare der Herz der Dinge, dassie am Leben hielt.Vor Bärbel Beckmann; in einem Wort: Jeder­ psionischen Agentin Pat Conley zu seinem seinen Augen schien sich eine Eiswüste aus­ mann. Dick schickt Joe als seinen persönli­ schrittweisen Fortschritt ignoriert. zubreiten, aus der Geröllblöcke aufragten. chen Repräsentanten - unseren persönli- In dieser alptraumhaften Szene offenbart Ein Wind pfiffüber die weite Ebene der Rea­ chen Repräsentanten - in den Kampf, und sich Joe Chip - Jedermann - in einem deut­ lität, ließ sie vor ];iskälte erstarren und die diese arme, hartbedrängte, beharrliche Ma­ lichen Sisyphusgewand. Joe klettert nicht Geröllblöcke zum größten Teil verschwin­ rionette macht uns alle Ehre. In seinen Be­ nur, um einen einsamen Platz zum Sterben den. Und Dunkelheit breitete sich aus, so� mühungen, die metaphysischen Fäden, mit zu fmden, sondern auch um das "infantile, weit diese Vision reichte, er selbst konnte denen ihn der gesichtslose Marionettenmei­ zurückentwickelte Wesen" zu ärgern, das nur einen kleinen Ausschnitt davon erfas­ ster herumzerrt, zu durchtrennen oder we­ sich am Schauspiel seines Kampfes erfreut sen. nigstens durcheinanderzubringen, verstärkt und seine unvermeidliche Niederlage genießt.

7 Science Fiction Times 6/1982 PHU.•P K. Wenn Joe auch anscheinend nicht gewinnen isto•cK einer Vielfalt verschiedener körperlicher Bärbel Beckmann hilft, durch die finstere kann, so ist er doch fähig, in einer Stimmung ·oder sozialer Verlangen gewichen. Deshalb Nacht der Seele zu kommen. eigensinniger, wenn auch größtenteils selbst­ hat die Entropie eine weitere unserer Bar­ Wenn Ubik anscheinend jeglichen Versuch trügerischer Unbeugsamkeit zu verlieren, und rikaden überwältigt, und wir haben uns wohl verei_telt, ihm eine präzise Benennung zu ge­ genau wie Sisyphus versucht er es. Im Be­ oder übel näher an den Rand des Chaos zu­ ben, so geschieht dies, weil Ubik sowohl wußtsein, daß er sich seinem Schicksal letz­ rückgezogen. mannigfaltigals auch einzig, persönlich als ten Endes ausliefern muß, wird aus Joe Chip Was ist Ubik also tatsächlich? auch allumfassend ist. Außerdem funktio­ einen kurzen Augenblick lang ein Charakter Es erscheint zum erstenmal in der Erzählung, niert Ubik nur dann, wenn die ganze Inten­ fast tragischen Ausmaßes. Sein Heldentum als Joe Chip eine Fernsehwerbung sieht und tion von Dicks Roman andeutet, wenn eine entspringt seiner erstaunlichen Beharrlichkeit einer "entschlossen dreinblickenden Haus­ Person seine einzigartigen Qualitäten als sowie seiner Verachtung des ihn verfolgen­ frau"zuhört, die Ubiks Vorzüge preist: "Wirklichkeitserhalter" aus den inneren, oder den infantilen Gottes. "Ich habe Ubik entdeckt", sagt sie, "nach- geistigen Quellen beschwört, als aus den Albert Camus schrieb zu den tragischen Ver­ dem ich alle anderen altmodischen unwirk­ äußeren oder materiallen. Daß die sisyphus­ flechtungen des Mythos vom Sisyphus und samen Mittel zur Wirklichkeitserhaltung- artige Besteigung der Hotelstufen Joe Chips der Überlegenheit Sisyphus' über sein Schick­ probiert habe." gelingt, rührt direkt von der Tatsache her, sal: daß er den geheimen, unbenennbaren Ubik, "Wenn dieser Mythos tragisch ist, dann dar­ der ihn stützt, schon lange verinnerlicht hat. um, weil der Held sich seiner bewußt ist. Sein Sieg ist sowohl geistig als auch körper- Wo würde seine Folter tatsächlich sein, lich, und er verkörpert f'ur uns alle eine ehi: wenn ihn bei jedem Schritt die Hoffnung furchtsgebietende Hoffnung. auf Erfolg aufrecht hielte? Der Arbeiter von Welche Realität hat sich am Ende von Ubik Heute arbeitet jeden Tag seines Lebens an durchgesetzt? Dick gibt einen faszini�renden der gleichen Aufgabe, und sein Schicksal Anhaltspunkt, als er Gien Runciter in seinen ist nicht weniger absurd. Doch es ist nur in Taschen nach ein paar SO-Cent-Stücken stö­ den seltenen Augenblicken tragisch, an de­ bern läßt, die Joe Chips Profil tragen. Daher nen es ihm bewußt wird. Sisyphus, Proleta­ würde ich meinen, daß Joe Chips Realität rier der Götter, machtlos und rebellisch, die richtige ist. kennt das ganze Ausmaß seines elenden Zu­ standes ... Die Klarheit, die seine Folter er­ setzen soll, krönt gleichzeitig seinen Sieg. Es gibt kein Schicksal;das nicht durch Verach­ tung überwunden werden kann."9 Ich möchte diese Parallele nicht zu weit trei­ ben, (aus Angst, sie könnte auf mich zurück­ rollen), doch man kann sicher hinzufügen, daß sowohl Sisyphus als auch Joe Chip ei­ nen existenzialistischen Sieg über ihre Schick­ saleerringen, weil sie voller Verachtung auf dem Weg bleiben. Abschließend, zumindest für mein momen­ tanes Ziel, komme ich zu Ubik. Mit dieser Substanz besprüht der auf mysteriöse Weise wiederbelebte Runciter - den Joe tot und Der Name kommt von dem Wort Ubiquity, vertrocknet in einem Sarg in Shepards Lei­ "Allgegenwart", das, wie Joe Chip erkennt, chenhalle gesehen hat - seinen sterbenden von dem lateinischen ubique, "Überall", Angestellten, wodurch Joe ebenfalls zeitwei­ herstammt. In dem Epigramm des abschlie­ se wiederbelebt wird.Was also ist Ubik? ßenden Kapitels betont Dick Ubiks Univer­ Gegen Ende des Romans stellt Joe einer Ver­ salität noch einmal, wobei er es von seinem treterin des Ubik-Herstellers in seiner Spray­ Mundwasser- oder Büstenhalter-Status auf dosen-Inkarnation diese Frage. Er erhält eine den einer lebensspendenden, unbeschreib­ Antwort, die mit so viel technischem Wi­ lichen, erstrangigen Treibkraft erhöht: schi-Waschi überladen ist, daß er den Vor­ Ich bin Ubik.Mich gab 's schon, bevor es das trag der jungen Frau mit einem treffenden Universum gab. Ich habe die Gestirne ge­ Einwand unterbricht. Diese unhaltbare, macht, ich habe die Welt geschaffen. Ich ha­ pseudowissenschaftliche Antwort in Verbin­ be Leben geschaffen und den Raum, in dem dung mit den parodistischen Kapitel-Über­ es existiert. Ich lenke es hierhin, ich lenke es schriften, in denen Ubik als alles - vom Sa­ dorthin. Es bewegt sich nach meinem Wil­ latdressing bis hin zum toastbaren Aphro­ len, es tut was ich sage. Ich bin das Kenn­ disiakum - auftaucht, legt nahe, daß Dick wort, mein Name wirdnie ausgesprochen, absichtlich eine Technik der subtilen Irre­ mein Name, den niemand kennt. Ich werde führunganwendet, um eine Wahrheit zu ver­ Ubik genannt, aber das ist nicht mein Na­ bergen, die unsere Konsum- und Technik- me. Ich bin. Ichwerde immer sein. orientierte Gesellschaft mit ihrer Profithul­ Wie Peter Fitting festgestellt hat, ahmen die­ digung sowie der Trivialisierung der wissen­ se Worte die Phrasologie der Eröffnungdes schaftlichen Forschung selbst verbirgt. Wir Neuen Testamentes von Johannes nach, und haben uns vor dem goldenen Kalb prosti­ setzen demzufolge Ubik metaphorisch "ver­ tuiert, diesem lebhaft klimpernden Vertrau­ schiedenen Eigenschaften des christlichen Die zum verrücktwerdende Kompliziertheit en, und unsere Priester machen Geld aus der Gottes"10 gleich.Nach sechzehn Epigram­ dieser Interpretation wird jedoch erst dann Intonation geheimnisvoller Polynomien men, die von nichtswürdigen Madison Avenue­ klar, wenn man bedenkt, daß Joe Chip - oder den bedeutungslosen Akronymen der Slang und Jargon widerhallen, dreht diese sollte er den Titel Jedermann tatsächlich Zahnpasta- und Motoröl-Zusätze. klangvolle, endgültige Erklärung unsere verdienen - in seiner Person Sie, mich, Gien Das einfach verblüffendsteBeispiel für Ver­ Köpfeherum und stößt unsere Nasen auf Runciter und Herbert von Vogelsang zusam­ fall und Entartung ist eigentlich Dicks ver­ eine Wahrheit, die wir ignoriert haben. menfaßt, und vielleicht sogar die manichäi­ steckte Demonstration, daß ein krasser Ma- Ubik ist das bejahende Prinzip, egal in welcher schen, im Halb-Leben liegenden Gegenspieler • terialismus die seelische Spannkraft als Avatara oder Verkleidung es die Leute anbe­ Jory Miller und Ella Runciter, die anschei­ hauptsächliche "Realitätsstütze" für viele ten oder drapieren wollen. Um es anders aus­ nend um die Vorherrschaft kämpfen. Bei verdrängtvon uns hat.Persönlicher Glaube zudrücken: Ubik ist das, was Karl Klein oder dieser Möglichkeit befürchte ich, daß unse-

Science Fiction Times 6/1982 8 AEZENS10NEN Philip K. Dick re Gedanken sich nicht nur überschlagen, PHIUP K. DICK �· sondern durchdrehen. UNDDIE ERDE STEHT STILL Denn Joe Chip ist, wie Ubik, sowohl allum• () fassend als auch persönlich, mannigfaltig als München 1971, GoldmannTB 0123 auch einzigartig. Beinahe im wörtlichen Sinn Deutsch von Hans-Ulrich Nichau Und ist er überall. Und etwas von seiner Substanz die wohnt in Ihrem Kopf und Ihrem Herzen. Wir leben im kältesten aller kalten Kriege - In der Zwischenzeit fliegt Ubik weiter, in im Jahr 1959. Der Elektroniker Jack Hamil­ Erde wunderschönen Zickzackflügen, die unsere ton wird zu seinen Chefs zitiert, die ihm er­ Fähigkeiten, ihm zu folgen, verwirren. öffnen, daß er leider für ihrenBetrieb nicht steht Bleibt ihm auf den Fersen. mehr tragbar sei. Man hat "Erkenntnisse" über seine Frau Marsha gesammelt, die an­ still geblich mit linken Gruppen sympathisiert; da ist es natürlich unmöglich, daß er weiter­ hin an geheimen Regierungsprojekten mit­ arbeitet. Beschaffer dieser "Erkenntnisse" Anmerkungen ist Charley McFeyffe, der Chef des Werk­ schutzes, ein biederer Mann, den die Hamil­ tons auch privat kennen und schon öfters 1) Brian W. Aldiss, "Dicks Maledictory Web; zu Parties eingeladen haben. McFeyffe ist About and Around Martian Time Slip", die Sache ziemlich unangenehm; er sagt, daß Science Fiction Studies (March 1975), er Jacks Rausschmiß bedauert und er privat Seite 42 -47. nicht glaube, daß Marsha einen Unsicherheits­ 2) Norman Spinrad, Vorwort zu Dr. Blood­ faktor darstellt. Hamilton, seine Frau und money, (Boston: Gregg Press, 1977) Seite V-XIV McFeyffe besichtigen daraufhin ein in der Nähe errichtetes "Bevatron", das für den 3) ibid weiteren Handlungsverlauf nur insofern wich­ 4)·Philip K. Dick: A Visionary among Char­ tig ist, indem es durchdreht: Es kommt zu einschlägigen amerikanischen Fernsehpro­ lat11ns, Science Fiction Studies (March 197 5) einem Unfall. Zusammen mit fünf anderen grammen kennt: Auf allen Kanälen wird Seite 54 • 67. Besuchernfallen die drei durch einen sechs mit Donnerstimme gepredigt, und die Pfaf­ Mein hauptsächlicher Konflikt mit Lern kon­ Milliarden Volt starken Strahl und kommen fen scheppern mit der Sammelbüchse. Aber zentriert sich auf den erhabenen, herablas­ im Hospital wieder zu sich. Nach der Entlas­ auch diese Welt, so erf;i.hrendie Opfer des senden, europäischen Ton, den er seinem sung der 8 Unfallopfer aus dem Krankenhaus Unbekannten, kennt die "Sünde": Es gibt Lob über Dicks Arbeit beifügt. Ein bezeich­ stellen Jack und Marsha fest, daßsich ihre Prostitution, Alkoholismus, Atheismus, nendes Beispiel dieses Tones dringt durch Umwelt seltsam verändert hat: Ärzte und denn: "Ja, glauben Sie denn, daß es eine Er­ seine Behauptung, Dicks Arbeit zeige "eine Krankenschwestern wirken wie in den Wer­ lösung ohne Verdammnis gibt? Glauben Sie, Wertlosigkeit, der nicht ein gewisser Charme beanzeigen der Pharma-lndustrie; als Jack daß Tugend ohne Sünde existieren könnte?" fehlt, die an die Sachen erinnert, die auf dem Gott lästert (dazu genügt in den puritanischen Der Schöpfer dieser "Welt" ist Mr. Arthur Land von einfachen Handwerkern angeboten USA ein "Goddam! "), wird er von einer Silvester, ein erzreaktionärer Soldat mit dem werden, die gleichzeitig clever und naiv sind, Biene gestochen; als er um des puren Pro- · Weltverständnis eines fanatischen Schwach­ die mehr Talent als Selbstbewußtsein ha­ vozierens willen übertreibt, fallen aus heite­ sinnigen. Da er die Funktionsweise techni­ ben." (Seite 62) Auch wenn ein Roman wie rem Himmel (in seiner Wohnung!) Hunderte schen Geräts nicht begreüen kann, sind Ver­ Upik nicht ohne Schwächen ist, hellt diese von Heuschrecken auf ihn herab. Seine Frau kaufsautomaten für ihn Wunderdinge, die Bewertung weniger ihren Ursprung auf, als Marsha, die "Pro-Linke", verwandelt sich in Waren aus dem Nichts zaubern. Zudem ist daß sie Lern auf ein olympisches Podest eine schmutzige, zottelige Vogelscheuche Mr. Silvester - seinem Bildungsstand ge­ hebt. Von diesem Platz schleudert er Blitze mit dreckigen Fingernägeln und gleicht ganz mäß - ein mit zahllosen Vorurteilen bela­ einer ziemlich verdünnten Psychoanalyse. der Vorstellung, die brave Bürger von "unge­ steter, hohlköpfiger Rassist, Chauvinist und Ich glaube, ich sollte hinzufügen, daß ich im waschenen Radikalen" haben. Bill Laws, ein Hurra-Patriot. Als man ihm auf die Schliche Ganzen ein andächtiger Bewunderer von junger Farbiger, der die Besucher zum Beva­ kommt und ihm ein über den Schädel zieht, Lems Prosa bin. tron geführt hat und ebenfalls in den Unfall glaubt man sich in Sicherheit, aber nun geht 5) Die Feststellung ist interessant, daß die verwickelt wurde, benimmt sich plötzlich so, die Geschichte erst richtig los: Nun befindet Bombe, die Joe Chip und seine Leute ins wie Rassisten sich einen Neger vorstellen: man sich in der sterilen Welt der ältlichen, Halb-Leben schickt, erst dann detoniert, auf "Kultur" abonnierten Mrs. Edith Pritchett, nachdem sie an die Decke schwebt. Man Er redet nur noch im Jive-talk, ist verrückt die nicht weniger schizoid ist als Silvester: vergleiche dieses Geschehen mit Ella Run­ auf Jazzmusik und bew.egt sich wie ein Halb­ Sie eliminiert alles, was ihr abstoßend, häß­ citers Beschreibung des Halb-Lebens als ei­ affe. Die Betroffenen erkennen, daß sie eine lich und "obszön" erscheint: Die Menschen ner Art körperlosen Schwebens. Scheinexistenz führen: Tatsächlich liegen sie werden plötzlich zu Neutren, ihre Geschlechts­ 6) "P.K. Dick's Opus: Artifice as Refuge immer noch bewußtlos neben dem Bevatron, teile sind weg. Es gibt auch keine stinkenden and World View (Introductory Reflections)" und alles, was sie erleben, spielt sich in ihrer Chemiefabriken, hupenden Autos, Sumpf­ Science FictionStudies (March 1975) "Innenwelt" ab. Die Welt, in der sie vorgeb­ gebiete, Schlangen und Insekten mehr. Aber -Seite 8 22. lich existieren, ist von einem Unfallopfer auch dieser Dame kann man das Handwerk 7) SiegfriedMandel, Dictionaryof Science "erschaffen" worden: Er hält sie in geisti- legen - um sich kurz darauf in der Alp­ (New York: Dell PublishingCo. Inc. 1969) gen Ketten und hat sich das Universum so traumwelt der an Verfolgungswahn leiden- Seite 159. zurückgezimmert, wie es in seinem beschränk­ den Miß Reiss wiederzufinden, die in jedem 8) Dylan Thomas, Collected Poems, (New ten Verstand funktioniert. Da wundert es Wort und jeder Geste eine Verschwörung ge­ York: New Directions Publishing Co., Hamilton natürlich nicht mehr, daß die Erde gen sich vermutet. In ihrer Welt erwachen 1957) Seite 110. sich als Scheibe entpuppt, katholische Pfar­ Häuser zu gespenstischem Leben und werden 9) Albert Camus: The Myths of Sisyphus rer als raffgierige Schwarzkittel auftreten, Männer zu geilen, nach Bier, Schweiß und and other Essays, übersetzt von Justin die nicht mal richtig Latein können, der lie­ Nikotin riechenden Vampiren, die schließ- O'Brian, (New York: Vintage Books, 1969) be Gott die Sünden aus heiterem Himmel lich auch Miß Reiss' Schicksal besiegeln. Seite 89 - 90. (zitiert nach dieser Quelle). per Blitzschlag straft und man "böse Taten" Aber auch danach ist es noch nicht ausge­ 10) "Ubik: The Destruction of Bourgeois durch inbrünstige Gebete schnell wieder gut­ standen: Im letzten Viertel findensich die SF," Science Fiction Studies (March 1975), machen.kann. Die Gläubigen haben eine Opferdes Bevatron - Unfalls in einer Umge­ Seite 4 7-54. "Direktleitung" zu Gott (hier Tetragramma­ bung wieder, die dem Leser kaltes Grauen Wie diese Bibliographie bereits gezeigt hat, ton genannt); Engel schwirren herum und einflößt: In einem Amerika, das so aussieht, ist die März-Ausgabe (197 5) der Science geben den Leuten gute Ratschläge; wer wie sich laut Philip K. Dick der kleine Iwan Fiction Studies dem Werk von Philip K. Dick from\nist, lebt im Paradies - und im übri­ die total verderbte Welt des sich letztmalig im besonderen gewidmet. gen sieht die Welt so aus, wie man sie aus aufbäumenden Kapitalismus' vorstellt: Hel-

9 Science Fiction Times 6/1982 AEZENSIONEN denhafte Arbeiterkader schlagen todesmu­ McFeyffe über jeden Zweifel erhaben sind. hätte aus der Nixon-Ära ergeben können. Je­ tig eine wackere Schlacht gegen die parasi­ Sie wissen, daß er fürdie Vereinigten Staa­ der Bürger ist von Computern registriert. Wer täre Kapitalistenklasse, die ihrerseits mit ten gekämpft hat und Mitglied des Verban­ ohne Ausweis angetroffen wird, wandert in knochenharter, abscheulicher Brutalität zu­ des der Kriegsveteranen ist." - "Wahrschein­ Zwangsarbeitslager, moderne KZs, in die rückhaut, die geknechteten Massen kalt­ lich war er auch bei den Pfadfindern", sagte nonkonformistische Elemente eingepfercht schnäuzig niedermacht und nichts als Ver­ Hamilton, "aber das schließt nicht die Mög­ und zu verbrecherischen Experimenten ge­ achtung für den "Sozialpartner" übrig hat. lichkeit aus, daß er trotzdem ein Umstürzler zwungen werden. Die Macht dieses Polizei­ Die Kapitalisten sehen in dieser Episode aus ist. Und eine Frau, die Friedenspetitionen staates ist unbegrenzt. Homosexuelle wer­ wie Gangster in den B-Filmen der dreißiger unterschreibt, kann dieses Land dennoch den schikaniert, die studentische Jugend hat Jahre: Sie tragen Trenchcoats, haben die von ganzem Herzen lieben." sich im wahrsten Sinne des Wortes in den Hüte tief in die Stirn gezogen und den Kra­ Und wenn Dick Hamilton sagen läßt "Nor­ Untergrund zurückgezogen, das Recht wird cher schußbereit in der Tasche. Natürlich malerweise hätten mir Leute wie McFeyffe gebeugt, der einzelne Bürger ist der unper­ verdächtigt man Marsha Hamilton, die nichts anhaben können, aber die Zeiten ha­ sönlichen, nicht mehr aufhaltbaren staatli­ "Schöpferin" dieser Welt zu sein, und sogar ben sich geändert. Die McFeyffes haben es chen Maschinerie völlig ausgeliefert. Und ge­ Jack, der es besser wissen müßte, reagiert auf uns abgesehen. Es ist an der Zeit, daß nau so ergeht es Taverner, der sich zwar über eine Zeitlang indifferent. Doch dann gibt wir ihre Existenz zur Kenntnis nehmen", die Unterwelt Papiere besorgen und somit sich der wahre Herr dieses Universums zu dann bedeuten diese Worte nichts anderes dem staatlichen Zugriff erst einmal entgehen erkennen: Und damit fangen die Probleme als dies: "Es ist mir herzlich gleichgültig, kann, aber völlig allein in dieser Schreckens­ an. wenn man über Kommunisten Berufsverbo­ welt ist. Seine Ex-Geliebte kann sich nicht "Die Auffassung, daß Romane eine Moral te verhängt, denn dadurch, daß sie sich über­ mehr an ihn erinnern, sein Manager setzt ihn oder Botschaft brauchen, ist ein bürgerli­ all einschleichen, verdrängen sie uils aus un­ .vor die Tür. Nur Mary Ann Dominic, eine ches Prinzip", hat Dick einmal gesagt. Aber seren Positionen." Was Dick an McCarthys Töpferin, die von der Welt abgeschieden in seinen frühen Romanen widerspricht er Kommunistenhatz störte, war lediglich die lebt, bietet ihm füreine gewisse Zeit Unter­ dieser Ansicht mehrfach: Sowohl in DIE Hysterie, mit der sie betrieben wurde, de- schlupf. Doch die Staatsmaschinerie läuft SELTSAME WELT DES MR. JONES als ren Auswüchse dazu führten, daß schließ­ perfekt. Polizeigeneral Felix Buckman, auf auch in UND DIE ERDE STEHT STILL lich sogar "Unschuldige" (d. h. Nichtkom­ Tavemer aufmerksam geworden, heftet sich präsentiert er dem Leser nämlich sein politi­ munisten) kommunistischer Aktivitäten ver­ wie ein Spürhund an die Fersen dieses sches Credo: "Ismen" (mit Ausnahmedes dächtigt wurden. Die Logik, scheint mir, "Fremdkörpers". Mit seiner Zwillingsschwe­ Kapitalismus, der in seinen Auflistungen wird hier auf den Kopf gestellt, denn es war ster Alys lebt er in einem inzestuösen Ver­ fehlt, was aber bei einem freischwebenden nicht die bloße Existenz der Kommunisten, hältnis; und diese Alys ist es auch, die eine amerikanischen Intellektuell� nicht ver­ die Senator Joseph McCarthy seine Netze von der Organisation ihres Bruders entwik­ wundert) sind ihm zutiefst zuwider. Dick auch über "Demokraten" auswerfen ließ, kelte, sich noch im Teststadium befindliche verabscheut den Faschismus; schön. Er ver­ sondern die geistige Haltung eines Großteils Droge eingenommen hat, die Taverner in abscheut aber auch den Sozialismus - gegen der amerikanischen Bevölkerung, die Kom­ ihre "Innenwelt" holt. Taverners Leben in den er allerdings "nur" Stalins Terrorherr­ munisten für "Fremdkörper", ja, für Ange­ dieser "anderen Welt" spielt sich sozusagen schaft ins Feld führenkann. Der Schöpfer hörige einer "ausländischen" Nation hielten; in Alys Buckmans Kopf ab: Sie kennt den dieses letzten Universums ist nicht Marsha fürLeute, die nicht ganz normal irgendwo ar­ prominenten, gutaussehenden Entertainer Hamilton, sondernder biedere Werkschutz­ beiten, sondern sich grundsätzlich "einschlei­ vom Bildschirm her und findet ihn interes­ mann Charley McFeyffe: Ein Agent der . chen" und Pläne verfolgen, die "uns" scha­ sant, wie ein Fan einen Star interessant fin­ amerikanischen KP (oder Moskaus), der sich den. Und die kommunistische Horrorwelt, det. Sie hat Taverners Welt "zerstört", um angeblich den Kapitalismus so vorstellt, wie die McFeyffe entstehen läßt und in der er ihn bei sich haben zu können. Erst nach ih- ihn sich möglicherweise ein am Arsch der sich schlußendlich als sadistisches Schwein Welt aufgewachsener, im Sozialismus groß­ entpuppt, das jeden Individualisten zu Tode gewordener Ziegenhirte vorstellen könnte. knüppeln läßt, soll zeigen, daß die Vorurtei­ McFeyffeaber ist Amerikaner, mit dem We­ le, die man gegen Kommunisten hat, nicht sen des Kapitalismus wohlvertraut und dürf­ aus der Luft gegriffen sind: Kommies sind te mithin wohl kaum derartige Vorstellungen ebenso Barbaren wie die Faschisten; sie wol­ haben. Indem Dick McFeyffe den Kapitalis­ len "uns" versklaven, und wenn man nicht mus wie einen finsteren Gangsterfilm sehen ihrer Meinung ist, schlagen sie einem den läßt, begibt er sich als Schriftsteller aufs Schädel ein. "Zweifelsohne, dies Buch ist Glatteis und beweist, daß er dort, wo es um brillant geschrieben, die Handlung ein Feuer­ den Sozialismus geht, die Ansichten des werk von Ideen. Dies Buch kann aber nur kleinen Joe aus Texas teilt: Wer ihn auf Jo­ dem ungetrübte Freude machen, der es mit sef Stalin reduziert, betreibt Schwarzweiß­ den Scheuklappen des Formalästheten malerei. Daß Dick dem Sozialismus keine liest." (Norbert Fangmeier zur deutschen Sympathien entgegenbringt, zeigt sich vor­ Erstveröffentlichung in SFT 124/125, S. trefflichdaran, daß Mr. McFeyffe im Gegen­ 46). satz zu Jack Hamilton, dem "demokratisch" Ronald M. Hahn gesinnten Bürger (immerhin hat er eine "Lin­ ke" geheiratet, ohne ihre Ansichten zu tei­ len) sich in ein Regierungsprojekt "einge0 schlichen" hat und auch dort verbleiben kann. So kann Dicks Bemühen, die Aus­ Philip K. Dick rem Tod kann Taverner die entmenschlichte, wüchse der McCarthy-ÄJ:a zu kritisieren, nur EINE ANDEREWELT zutiefst faschistische Innenwelt dieser ab­ als Taschenspielertrick gewertet werden: In (Flow My Tears, The Policeman Said) artigen Frau wieder verlassen. der Tat streitet er ja nicht ab, daß die Korn­ München 1977: Heyne-TB 3526 EINE ANDERE WELT arbeitet wie kein mies längst in wichtigen Positionen sitzen, Deutsche von Walter Brumm zweiter SF-Roman konkrete gesellschaft­ aber wie er das tut, ist beinahe schon in- liche Bedrohungen auf; Bedrohungen, die fam,denn er unterstellt ihnen, daß sie ihre Auf den Entertainer Jason Taverner wird - Dick am eigenen Leibe erfuhr: Während der Positionen ausnutzen, um andere zu diffa­ so sieht es anfangs aus - ein mysteriöses Vorarbeiten zu diesem Buch hatte er sich ei­ mieren und in den Augen der Öffentlichkeit Attentat verübt. Er erwacht - ohne Papiere, ner Bewegung angeschlossen, die die Nixon­ "verdächtig" erscheinen zu lassen. Nach der dafüraber mit einem Packen Banknoten in Regierung demaskieren und den amerikani­ Rückkehr in die Realwelt informiert Hamil­ der Tasche - in einer Welt, die sich äußerlich schen Bürger über deren verfassungswidriges ton seine Chefs über McFeyffes wirkliche in nichts von der seinen unterscheidet. Bloß Verhalten aufklären wollte. Auf Dick auf­ Identität, stößt aber auf Unglauben: "Ich hat er hier niemals existiert. Er befindet sich merksam geworden, unternahm ein nicht denke", sagte Edwards steif, "daß die Inte­ in einem Amerika des Jahres 1988, in das näher bekannter US-Geheimdienst Schritte gritätund der Patriotismus von Charley Philip K. Dick das hineinprojiziert, was sich gegen ihn: "Eine Razzia im Jahre 1971 ge-

Science Fiction Times 6/1982 10 AEZEN�ONEN gen mein Haus hatte es mir unmöglich ge­ noch dazu neigt, alles und jeden auf äußerst Menschen, die Fehler machen, die auf den macht zu arbeiten.Die Geheimpolizei ver­ hinterfuchsige Weise zu verarschen.Aber Verlauf ihres zukünftigen Lebens Auswir· suchte, FLOW MY TEARS, THE POLICE­ wer Augen hat zu sehen, sollte wissen, daß kungen haben.Sie reflektieren das, was sich MAN SAID zu finden. Ein Polizeispitzel mit dieser Welt etwas grundlegendes nicht in in ihnenabspielt so, daß man erfährt, wer hatte das Manuskript gelesen. In Nacht und Ordnung ist.Und wenn wir auch die Proble­ sie sind: Niemand ist gut oder schlecht. Wer Nebel lauerte die Polizei hier.Die Spitzel matik der weltlichen Unordnung anderswo man ist, wie man sich verhält, haben die Um­ lachten und tranken mit uns, erschienen sehen: Suchende sind uns allemal lieber als stände zu verantworten. wie Freunde.Einer verkaufte mir eine Pi­ selbstgerechte und inkompetente "Komplett­ Mr.Robert Childan etwa ist ein Antiquitä­ stole und sagte mir: 'Bald sterben Sie .. .' sammler", die ihren Expertenstatus damit tenhändler, der den Japanern amerikanisches Er meinte, daß ich Selbstmord begehen beweisen wollen, indem sie angeben, monat­ "Kulturgut" aus der Vorkriegsepoche ver­ sollte." (Brief von Philip K.Dick an Uwe lich 30 Taschenbücher zu lesen. kauft. Sein Realitätszweifel fängt an, als er Anton, im Original in deutscher Sprache). Uwe Anton/Ronald M. Hahn zu ahnen beginnt, daß irgendwo eine speziel­ Damit nahm der gesellschaftlich konkrete le Industrie existiert, die seine vorgeblichen Schrecken nur seinen Anfang.Als Dick am Anmerkung Raritäten en masse produziert. Mr. Tagomi 15.11.1971 in sein Haus in San Rafael zu­ 1) Alfred Vejchar, einer der wenigen wirklich ist ein Kunde Childans, ein einflußreicherja­ rückkehrte, fander ein Chaos vor: Man hatte inkompetenten Kritiker unserer Zeit, dessen panischer Beamter, des�en Charakterisierung seine Stereo-Anlage gestohlen und seinen Neurosen soweit gehen, daß er die Gestapo in der gesamten übrigen amerikanischen SF­ Safe aufgebrochen, die Bodenfliesen heraus­ nicht erwähnen kann, ohne gleichzeitig auf Literatur seinesgleichen sucht. Frank Frink gerissen und alles unter Wasser gesetzt. Sei­ die Existenz des KGB hinzuweisen, und der ist ein amerikanischer Jude und lebt in der ne Geschäftskorrespondenzen waren ver­ Worte wie "Faschismus" nur in einem Atem­ ständigen Angst, von den Japanern an die nichtet worden oder fehlten ganz. Die Poli­ zug mit "Kommunismus" aussprechen kann Nazis ausgeliefertzu werden, denn die Deut­ zisten, die auf seinen Anruf hin kamen, sa­ (sh. ANDROmeda 91, S.51f.) leert zum Bei­ schen haben ihren Plan, die Juden auszurot­ hen ihn nur an und sagten: "Warum haben spiel folgenden Schmutzkübel über Philip K. ten, noch immer nicht aufgegeben. Frinks Sie das gemacht?" Als Dick am nächsten Dick aus: "... entpuppt sich Dick als weh­ Ex-Frau Juliana hingegen streift mit einem Morgen zum Revier fuhr, um sich nach den leidiger Neurotiker ... Neurose oder Wahr­ gewissen Joe Cinnedella Kalifornien, um ei­ Fortschritten der Ermittlungen zu erkundi­ heit ...das Abreagieren von hochgradigen nen Schriftsteller namens Hawthorne gen, gab man vor, von einem Einbruch Neurotikern... " (Zitate aus seiner Rezension Abendsen - "das Orakel vom Berge" - zu nichts zu wissen.Dick wurde massiv unter zu EINE ANDERE WELT, ebenda). treffen. Abendsen hat ein (verbotenes) Druck gesetzt. Man teilte ihm mit, er sei in Buch geschrieben - "The Grasshopper Lies San Rafael unerwünscht; wenn er die Stadt Heavy" - in dem die Geschichte entgegen­ nicht bald verlasse, sei es gut möglich, daß Philip K.Dick gesetzt verlaufen ist, die Achsenmächte den man ihn eines Tages mit einer Kugel im DAS ORAKEL VOM BERGE Zweiten Weltkrieg verloren haben und die Rücken finden werde. (The Man In The High Castle) Welt so aussieht, wie wit sie kennen. Und Auch nach der Veröffentlichungdes vom Bergisch-Gladbach I 980: Bastei-TB 22021 dann ist da noch ein gewisser Mr.Baynes, amerikanischen Staat der Nixon-Ära offen• Deutsch von HeinzNagel der vorgibt, ein schwedischer Geschäftsmann sichtlich als Bedrohung empfundenenSF­ zu sein. In Wahrheit aber ist er ein kleiner Romans nahmen die Repressalien noch kein Die Achsenmächte haben den Zweiten Welt­ deutscher Agent, der einen Plan der Nazis Ende. Von den fünftausend Exemplaren der krieg gewonnen, des Tennos Truppen und an die Japaner verraten will: Die Deutschen gebundenen Erstauflage wurde die Hälfte Nazi-Deutschland haben die USA unter sich wollen ihre ehemaligen Partner überrumpeln aus einem Lagerhaus gestohlen. Der erste aufgeteilt: Dies ist die Ausgangssituation des und endgültig die Weltherrschaft an sich Großeinkäufer war dann die•us Arrny, die bekanntesten und meistzitiertesten Parallel­ reißen. 236 Exemplareerwarb - genau die Anzahl, weltenromans, den die SF bis dato hervorge­ die �eren kryptographische Abteilung benö­ bracht hat.Vor diesem Hintergrund wird das Die Situation kulminiert: Mr.Tagomi, ein tigt, um Untersuchungen durchzuführen. Leben einiger Menschen geschildert, die im gläubiger Buddhist, dem jedes Leben heilig Der Verlag DAW Books, der die Taschenbuch· von den Japanern okkupierten San Francisco ist, muß zwei Menschen erschießen, um sei­ ausgabe erst nach einer untypisch langen leben. Wie alle Figuren, die Dick ersonnen nen Gast Robert Childan zu schützen.Er Verzögerung auflegte, wies lange Zeit keine hat, haben wir es auch hier nicht mit Helden geht an seiner Tat zugrunde. Juliana erfährt, Geschäftsberichte vor. Wie Jason Taverner der klassischen Machart zu tun, sondern mit daß Joe Cinnedella in Wahrheitein von den in der Alptraumwelt der Alys Buckman zur Durchschnittsbürgern, in die man sich - um Nazis bezahlter Killer ist: Er soll Abendsen, Persona non grata wurde, wurde Dicks Ro­ eine zwar alte, aber zutreffende Phrase zu dessen Buch den Machthabern zu subversiv man in der Realwelt zum Libris non grata. benutzen - "wirklich hineinversetzen" kann. erscheint, umbringen.Aber dazu kommt es Dicks Handlungsträger leben tatsächlich;in nicht mehr, da Juliana ihn ihrerseits tötet. In dieser Hinsicht mag der Roman EINE Wenn man den nackten Plot dieser Geschich­ ANDERE WELT das bedeutsamste Beispiel te so liest, mag sie einem möglicherweise dafür sein, wie wenig sich Dicks Alptraum­ stark episodisch vorkommen. Tatsache ist weiten im Prinzip von unserer realen unter­ aber, daß die handelnden Charaktere mit scheiden - und die Tatsache, daß sich demo­ fortschreitender Seitenzahl ständig wachsen kratisch gebärdende Regimes ihre Achtgro­ und schließlich sogar über sich hinauswach­ schenjungen sogar hinter angeblich eh spin­ sen.Jede dieser Episoden könnte ausnahms• nerten SF-Autoren herschicken, offenbart, los für sich allein stehen - und das ist es wieviel Bedeutung man im Grunde jedem schließlich, was die Stärke eines Romans Menschen beimißt, der nicht zu allem, was ausmacht: daß nie Leerläufe entstehen und die angeblich stellvertretend fürdas Volk man als Leser nie dem Gefühl aufsitzt, hier Handelnden, Ja und Amen sagt. Trotz der werde etwas konstruiert. Das Buch ist streng feinkörnigen Charakterzeichnungen und nach dem taoistischen Prinzip aufgebaut: der detaillierten Extrapolation, die den Ver­ Klare Gegensätze zwischen Gut und Böse gibt fasser von EINE ANDERE WELT als auf­ es nicht, vielmehr ist das eine im anderen ent­ merksamen Beobachter seiner Umwelt aus­ halten. (So auch das taoistische Zeichen: weisen, hat man hierzulande - wie auch in WeißerPunkt in schwarzem Feld und schwar­ den USA - Dicks Äußerungen über die Re­ zer Punkt im weißen Feld - "The Grasshop­ pression in seiner Heimat weitgehend für die per Lies Heavy" in der Naziwelt und "The Hirngespinste eines zerrütteten Geistes ge­ Man In The High Castle" in der realen).DAS halten. Ihn als hochgradigen Neurotiker ab­ ORAKEL VOM BERGE wurde unter dem zustempeln fiel gewissen vereinsmeiernden Einfluß des chinesischen Orakelbuches I Biertischkapazitäten1 umso leichter, da seinen Texten kommen nicht einmal Neben­ GING geschrieben, und Dick hat die Hand· Philip K. Dick neben seiner - zugegeben - figuren vor, die diese Bezeichnung rechtferti­ lung teilweise wirklich nach den Voraussa­ nicht jedermann auf den ersten Blick ver· gen würden. Es sind Menschen, die Situatio­ gen des Orakels gestaltet. "Der Roman hat ständlichen Weitsicht in Interviews etc. auch nen dJrchleben, über die sie nachdenken; stark mystische Untertöne. Dick hinterfragt

11 Science Fiction Times 6/1982 AEZENSIONEN ständig ·die Wirklichkeit, in der seine Perso­ auch über das Risiko des eigenen Zerfalls hin zieht sich: Von den Dunkelmännern in die nen handeln, und liefert ein Dutzend mög­ beizubehalten. "Ich bin nur wenig, aber ich Vergangenheit, die relative Jetztzeit, zurück, ii,;her Interpretationen. Dieser komplex struk­ bin alles, was ich habe", erkennt Bohlen sei­ seiner Mutter direkt vor die, Füße, ein von turierte Roman ist nicht nur das berühmteste ne Situation, eine zutiefst solipsistische Alter und Krankheit zerfressenes Wesen, das Beispiel zum Thema Alternativwelten, son­ Weitsicht, die einzige jedoch, die Bohlen die nicht sterben kann, weil es von Lebenserhal­ dern Dicks bester Roman überhaupt und ein Kraft gibt, die er braucht, und auch die ein­ tungssystemen unterstützt wird. Manfred Höhepunkt der modernen Science Fiction." zige, die eine realistische Einstellung zu sei­ Steiners Visionen haben sich als wahr erwie­ (RECLAMS SF-FÜHRER) ner Umwelt aufweist. sen; er kehrt zurück in die Zukunft, während Uwe Anton/Ronald M. Hahn ManfredSteiner unterdessen wird von grau­ seine Mutter in panischer Angst in die Wild­ enhaften Visionen gequält, in denen sein Kör­ nis flieht. Jack Bohlen und einige andere per, an Lebenserhaltungssysteme angeschlos­ Nachbarn fangen an, sie mitten in der Nacht sen, in einem zerfallenden Krankenhaus liegt zu suchen. "Die Taschenlampe blitzte mal hier, mal dort auf', heißt es im letzten Satz, Philip K. Dick und ihm der Tod verwehrt bleibt. Ganz so einsam, wie es scheint, ist Manfred jedoch ein kleines Licht der Menschlichkeit, der MOZART FÜR MARSIANER nicht: Er kann kommunizieren, aber nur mit Nächstenliebe, die erst die Menschlichkeit (Martian Time Slip) den Dunkelmännern, den degenerierten Ur­ erzeugt, die Jack Bohlen trotz allem nicht Suhrkamp st 773, Frankfwt 1982 einwohnern des Mars, Untermenschen in Ar­ verloren hat. Denn die Menschlichkeit zu Deutsch von Renate Laux nie Kotts Augen, Indianern oder Negernver­ bewahren, das ist letztendlich der Kampf, gleichbar. Dieses Krankenhaus, in dem Man­ den er auf ewig führen muß, will er sich Der Mars, einetrockene, lebensfeindliche nicht selbst aufgeben, wie ManfredSteiners · Welt, ist besiedelt, doch die Kolonisten erhal­ fred sich in seinen Visionen leidensieht, nimmt eine Zentralrolle ein, als Jack Bohlens Vater es auf drastischere und Arnie Kott ten nur wenig Unterstützung von der Erde. auf diffizilere Art längst getan haben. Sie müssen ihren Kampf an der Last Frontier, Vater, ein Grundstücksspek'ula_nt, der erfah­ ren hat, daß die UNO einen ,riesigen Gebäu­ So klar und einfach sich dieser Handlungs­ dem in die Zukunft transferiertenamerika­ abriß liest, so kompliziert ist er in Wirklich­ nischen Westen, allein ausfechten. Einer der dekomplex auf dem Mars aus dem Boden mächtigsten Männer des Mars ist der Gewerk­ stampfen will, von der Erde kommt. Wäh­ keit, eingewoben in ein feingesponnenes schaftsboß Arnie Kott, bis auf die Knochen rend ArnieKott über ManfredSteiner her­ Netz menschlicher Beziehungen und unglaub­ korrupt und nur auf seinen.eigenen Vorteil ausbekommt, wo dieser Gebäudekomplex lich lebensecht reagierender Charaktere. Hin­ ter diesem Netz liegt jedoch ein zweites und bedacht; auch hier projiziert Dick einen liegen wird, um das Land ebenfalls zu kau­ traurigen Tatbestand, die faschistische Un­ fen, schlägt Bohlens Vater schon zu. Erst als ein drittes: eine auf den ersten Blick zutiefst fatalistische Existenzauffassung, die jedoch terwanderung einiger amerikanischer Ge­ dieser den Kaufvertrag in der Tasche hat, werkschaften. bricht Arnie Kott mit Jack Bohlen und Man­ durch den Kampf um die Menschlichkeit wieder relativiert wird, und eben die Kern­ Zentralgestalt des Romans ist allerdings we­ fred Steiner zu einem ominösen heiligen Berg niger Arnie Kott als Jack Bohlen, ein Mecha­ der Dunkelmänner auf, an dem gewisse Zeit­ aussage Jack Bohlens: "Ich bin alles, was ich niker, der zum Mars auswanderte, weil er in linien zusammenlaufen sollen: Der Hüter des habe." Dick hat diesen Roman mit seiner den dichtgedrängten Städten der Erde der Berges, ironischerweise ein alkoholsüchtiger tiefenpsychologischen und philosophischen Schizophrenie verfiel; diese Geisteskrankheit Dunkelmann, gewährt Kott erst Einlaß, Einsicht nicht am Reißbrett konstruiert, er lauert immer noch in ihm und wartet darauf, nachdem dieser dafürbezahlt hat, und tat­ hat ihn instinktiv, aus dem Gefühl heraus erneut ausbrechen zu können, dwch einen sächlich scheint Kott mit ManfredsHilfe verfaßt, und ist dabei trotz aller Extrapola­ Kontakt mit Manfredetwa, einem autisti­ die Zeitbarrieren durchbrechen zu können: tionen und Verfremdungen einer Wirklich­ schen Jungen, dessen Zeitgefühl, wie sich Nun plagen ihn fürchterlicheZerfall- und keit nahe gekommen, die viel näher ist, als später herausstellt, beschleunigt ist. Manfred Todesvisionen. Hier jedoch relativiert Dick wir glauben. Es ist die Wirklichkeit des ewi­ Steiner weiß also um die Geschehnisse der die Handlung: Wie der Autismus Manfred gen Kampfes - um Menschlichkeit, darum, Zukunft, und diesen Vorteil will Arnie Kott Steiners Jack Bohlen in den Wahnsinn stürzt, die Dinge zu erhalten, und darum, uns selbst ausnutzen, indem er eine Vorrichtung bau­ so erkennt Amie Kott nun plötzlich in ge­ zu finden in einer Welt, die wir nicht begrei­ en läßt, die das Zeitgefüge um Manfred her­ wissen Handlungswiederholungen paranoid­ fen, in der wir jedoch leben. Und mag uns um verändert - die Bewegungen und Worte schizophrene Züge an sich. Er stirbt einen der letztendliche Sinn dieser Wirklichkeit der normalen Menschen sollen damit dem grausamen Tod, nur um in der Höhle wie­ auch fremdbleiben, so ist die Suche danach Zeitgefüge Manfreds angeglichen werden. der aufzuwachen, und hält sich dem Bann vielleicht unser t>igentliches Ziel, und so ist Nicht umsonst wählte Dick für Jack Bohlen der Geisteskrankheiten unterworfen. sie letztendlich doch auch alles, was wir ha­ der Beruf des Mechanikers, des Repairman: Auslöser der Handlung war ein Selbstmord ben - wie bei Jack Bohlen. Bemüht, den Zerfall aufzuhalten, die Dinge zu Beginn des Romans. ManfredSteiners am Funktionieren zu halten, grob ausge­ Vater sieht sich unlösbaren Schwierigkeiten Im dritten Netz gar relativiert Dick seine ur­ drückt, das Universum aufrechtzu erhalten. gegenüber und zieht die zweite Möglichkeit persönliche Wirklichkeit auf noch drastische­ So ist Jack Bohlen von seiner Funktion her vor: Er setzt den endlosen Kampf gegen ein re Art. Wie er grundlegende Passagen des Ro­ ein Mensch, der sich einem ewigen Kampf Universum, das sich gegen ihn verschworen mans der Untersuchung des Phänomens der verschrieben hat, immer nur Achtungs- oder hat, nicht fort, sondern gibt auf und wählt Schizophrenie gewidmet hat und Jack Boh­ Teilerfolge, niemals jedoch einen endgülti­ den Freitod. Steiner war Schwarzmarkthänd­ len einen Rückfall in diese Krankheit durch­ gen Sieg erringen kann. Und dies muß auch ler und hat auch Kott versorgt; nach dessen läuft, weil er von Schizophrenie umgeben das Streben eines jeden Menschen sein: Als Tod baut Kott einen eigenen Schwarzmarkt­ war, so drückt er seine ureigenen Ängste aijs: Bohlen ein Simulacrum, einen Roboter in handel auf. Als Steiners Helfer, ein unwich­ Das häufige Beschäftigen mit der Schizo­ Menschengestalt, der im Schulunterricht tiger Versager namens Otto Zitte, Steiners phrenie ist ein Anzeichen dafür, selbst latent eingesetzt wird, reparieren muß, tritt zum Handel nun weiterbetreiben will, zerstört schizophren zu sein. Hinter der Fassade des ersten Mal der Unterschied zwischen einem Kott dessen Existenz; Otto Zitte steigt zum fiktiven Jack Bohlen schimmert so deutlich wahren Menschen und einem Ding, das nur ersten Mal aus der Unwichtigkeit seines rund­ wie in kaum einem anderen seiner Werke als Mensch maskiert ist, zutage. Bohlen hat herum gescheiterten Lebens empor, als er Philip K. Dick selbst hervor, sowohl mit sei­ darunter zu leiden; er fühlt sich bedroht, ge­ beschließt, sich an Kott zu rächen. Als Kott ner Einstellung, den Kampf und das Hoffen nau wie von dem engen Kontakt mit dem mit Jack Bohlen und Manfred Steiner in der niemals aufgeben zu dürfen, als auch mit der autistischen ManfredSteiner, mit dem ihm Nähe die Höhle verläßt, sich immer noch in durch seine Romane und Kurzgeschichten eine seltsame Zuneigung verbindet. Obwohl einem paranoiden Traumleben wähnend, sublimierten Angst, sich auf den Irrpfaden Manfreddie Krankheit in Bohlen erneut wird er von Zitte erschossen. Kott stirbt im der Wirklichkeit längst schon verlaufen zu ausbrechen läßt - in beeindruckenden Sze­ Glauben, nur einen zweiten Tod in einer haben. Doch erst durch das Eingestehen die­ nen schildert Dick die beginnende Schizo­ Wahnvorstellung zu durchleben, nicht ah­ ser Angst läßt sie sich auch überwinden. phrenie, als Jack Bohlen ein und den gleichen nend, daß er schon längst in die Wirklich­ Zeitraum in immer neuen Variationen, im­ keit zurückgefunden hat und sein Tod dies­ mer schrecklicheren freilich, durchlebt - mal ein endgültiger ist. gibt er nicht auf, ist er bestrebt, seinen Manfred Steiner ist jedoch verschwunden - Kampf weiterzuführen, seine Menschlichkeit und der Time-Slip des Originaltitels vo!l- Uwe Anton

Science Fiction Times 6/1982 12 AElENS1ONEN Philip K. Dick zu sein scheint: Wie die gläubigen Menschen denen Menschen vor allem drei Beschäfti­ LSD-ASTRONAUTEN durch Wein und Oblate Jesu' Körper und Blut gungen nachgehen: der Verfolgung der (The Three Stigmata of Palmer Eldritch) in sich aufnehmen, transformiert das Wesen Buster-Fröhlich-Fernselishow, dem Erleb­ Frankfurt, Insel 1971 und Suhrkamp st in Eldritch die Protagonistenebenso: Jeder nis der Gefühlseinheitmit den anderen und Deutsch von Anneliese Strauß ist Palmer Eldritch, jeder ist Gott. Sieht man dem mystischen Daseinskampf eines Mannes von diesen philosophischen Implikationenab, namens Mercer und nicht zuletzt dem An­ In the Days of Perky Pat: Die Erde ist fast so läßt sich der reine Schrecken, den die Rea­ kauf und der Pflege der wenigen Tiere, die unbewohnbar geworden, das urbane Leben litätszertrümmerung in höchster Perfektion den Krieg überlebten. Das Tier, ob nun ein unter einer verstärkten Sonneneinstrahlung im Leser hervorrufen mag, am besten an ei­ Schaf, ein Pferd, eine Maus oder auch nur schier unerträglich, die Existenz auf den Ko­ nem Zitat des amerikanische SF-Kritikers eine Spinne, stellt die letzte Verbindung des lonien im Sonnensystem fast noch trostloser. und Locus-Herausgebers Charles N. Brown Menschen mit dem willkürlichGewachsenen, Auf dem Mars ermöglicht 'Can-D' (man be­ ablesen: "Ich halte THE THREE STIGMATA dem Zufälligen, dem Echten dar. Die Tier­ achte das Wortspiel: Candy) einen gewissen OF ELDRITCH PALMER für den besten liebe ist zu einem Fetisch geworden, eine Trost: durch diese Droge können die Kolo­ Horror-Roman aller Zeiten. Nachdem ich ihn einzige und letzte Quelle von Lebensfreude, nisten sich in eine Scheinwelt versetzen, in gelesen hatte, konnte ich jahrelang kein an­ vielleicht der letzte Sinn des Lebens. Wer der man ihnen ein Leben in "sozial höherge­ deres Buch von Philip K. Dick auch nur sich kein echtes Tiedeisten kann, der hat stellten" Schichten vorgaukelt und in der die· ansehen." doch zumindest eine täuschend echte elek­ Idylle der Barbie-Puppen kommerziell bis Hermann Wolff-Sasse tronische Nachahmung und spielt dem Nach­ zum Äußersten hochgetrieben wird. (Jene barn Theater vor. Idee übrigens tauchte bei Dick in der oben Rick Deckard, der ein elektrisches Schaf be­ erwähnten Kurzgeschichte erstmals auf.) Philip K. Dick sitzt, nimmt die Spur von sechs Androiden Doch diese Idylle ist in Gefahr, als Palmer TRÄUMEN ROBOTER VON ELEKTRI­ auf, die sich teilweise in einem Vororthaus Eldritch aus den Tiefen des Raums zurück­ SCHEN SCHAFEN? verborgen haben, in dem außer ihnen nur Androids Electric Sheep?) kehrt und eine neue Droge mit sich bringt (Do Dream of der "Sonderfall" John Isidore lebt, ein ('Chew-Z'; Wortspiel: Chose it, 'wähle die­ Marion v. Schröder, Düsseldorf 1969 "Einfältiger", einer derjenigen, die die In­ se'). Leo Bulero, Vorsitzender der Firma Deutsch von Norbert Wölfl telligenzprüfungen für die Auswanderung Perky-Pat-Layouts, sieht seine Monopolstel­ zum Mars nicht bestanden. Er erlegt drei lung in Gefahr und beschließt, gegen den "Was für ein Beruf, dachte Rick. Ich bin eine Androiden und zahlt die Prämie für eine mysteriösen Konkurrenten,dem man nach­ Plage, wie Hunger oder Pest. Wohin ich mich echte Ziege an, die wenig später von einem sagt, weit draußen im All auf ein anderes auch wende, immer folgt mir ein uralter Androiden aus Rache getötet wird, er schläft Intelligenzwesen - vielleicht sogar Gott? - Fluch. Mercer hatte schon recht: Ich muß mit einem Androidenmädchen, das die Her­ gestoßen zu sein, vorzugehen. das Falsche tun. Alles was ich getan habe, stellerfirma der Androiden repräsentiert und war von Anfang an falsch."(Seite 263) tötet die drei restlichen. Protagonist des Romans ist jedoch weniger Rick Deckard ist ein per Polizei unterste­ "Ein Bild formte sich. Plötzlich sah er die Bulero, ein Mann ineiner beherrschenden hender "Prämienjäger", der entflohene An­ berühmtgewordene Landschaft, den alten, Position, als vielmehr Barney Mayerson, ein droiden stellt, testet (sie sind äußerlich in braunen, kahlen Hang, von dem vereinzelte leicht präkognitiver Marktstratege in Buleros keiner Weise von Menschen zu unterschei­ Stauden von Unkraut wie verdorrteKno­ Diensten, der selbst genug Probleme hat: ein den) und tötet. Wir befindenuns in einer chen schräg in einen trüben,sonnenlosen typischer Angehöriger der Mittelschicht ohne Himmel aufragten. Eine einzelne, dem Um­ besondere Bedeutung, wie so oft in Dicks riß nach mehr oder weniger menschliche Ge­ Romanen. Mayerson droht die Zwangsein­ stalt, quälte sich den Hügel hinan - ein alter berufung zum Mars; um ihr zu entgehen, Mann in einem stumpffarbenen, weitem schleppt er einen Kofferpsychiater mit sich Umhang, der so ärmlich wirkte, als sei er ein herum, der ihn seelisch so zerrütten soll, Stück des feindlich-leeren Himmels. Dieser daß eine Einberufung nicht mehr in Betracht Mann, es WJII Wilbur Mercer, kämpfte sich kommt. Desweiteren ist Mayersons Assisten­ voran;.John Isidore umklammerte die bei­ tin scharf auf seinen Job, und in der Ehe des den Griffe und merkte, wie das Wohnzim­ Protagonistenläuft auch nicht alles so, wie mer um ihn allmählich verschwand." (S. 30) es laufen sollte. Der hier geschilderte Wilbur Mercer ist in Mayerson soll die Droge Chew-Z ausspionie­ Wahrheit nur ein kleiner Schauspieler, der ren; während Eldritchs Raumschiffin der vor Pappkulissen agiert - was von dem An­ Nähe des Pluto havariert ist, befindet sich droiden 13uster Fröhlich in seiner Show scha­ die Droge auf dem Mars schon im Einsatz. denfron entlarvt wird-, sein über die Ge­ Und als Bulero sich aufmacht, um Eldritch fühlskästen verbreitetes Schicksal, unter zu töten, aber gefangengenommenund un­ dem Steinbombardement unsichtbarerGeg­ ter die neue Droge gesetzt wird, gerät die ner einen Berg zu erklettern, dessen Gipfel Realitätmit einer derart grausamen Perfek­ nah erscheint und doch niemals erreicht tion aus den Fugen, wie in keinem anderen wird, ist jedoch Legende und sein Merceris­ Werk Dicks. mus eine der wichtigsten Strömungen dieser Mayerson gerät in diesen Konflikt hinein; Zukunft. Ein Mythos, der Elemente der mittlerweile schon auf die Erde zurückge­ christlichen Religion enthält und durch kehrt (durch Chew-Z oder in Wirklichkeit?) Miterleben erfahrbar macht und das Lebens­ wechseln sich Realitäts- und Illusionsstränge gefühleiner Menschheit ausdrückt, die nur immer eindringlicher ab, durchdringen sich im Einssein, im gemeinsamen Schmerz und schließlich zu einem rein parnoiden Gefüge, der gemeinsamen Verzweiflung die Hoff­ in dem nur eins sicher und wirklich ist: daß nungslosigkeit durchbrechen kann. Das ist nichts sicher und wirklich ist. Palmer eine interessante Verknüpfung des christli­ Eldritch macht seinem Nachnamen schließ­ Welt nach einem Atomkrieg. Der Krieg hat chen Glaubens mit Massenkommunikation lich alle Ehre, als sich herausstellt, daß in allerdings nicht den Einfluß auf die Hand­ und der Atmosphäre einer Welt, deren Wer­ seinem Körper wirklich ein außerirdisches lung wie bei anderen "Danach"-Romanen; te - vermeintliche oder tatsächliche - ab­ Wesen lebt - Gott, dessen Leiche er im er stellt nur die Prämissen auf für eine ver­ sterben; im Mercerismus kommt die Angst freien Raum treibend gefunden haben will? änderte Welt. So ist die Welt zwar hochtech­ vor der anonymen Macht im Hintergrund -, das unumschränkte Macht hat und alle nisiert aber kleiner geworden, weil ihre Maße zum Ausdruck und wird zugleich der Wider­ Realitäten manipulieren kann. Eine religiöse für eine größere Zivilis�ion gedacht waren. stand gegen sie manifestiert. Die Macht,das Matephysik wie nirgends sonst in der Science Viele von denen, die den Krieg und die Fol­ mag der Teufel sein, eine manipulierende Fiction vollzieht sich am Schluß, als Dicks gen überlebten, sind auf den Mars ausgewan­ Clique oder die lebensfeindliche Umwelt. Figuren einen Vorgang durchleben, der eine dert. Die Erde besteht aus vermüllenden Wiederholung des christlichen Abendmahls Städten in Staub- und Felslandschaften, in Organisiert er den Widerstand, beschwört das

Science Fiction Times 6/1982 13 AEZENSK>NEN Zusammengehörigkeitsgefühl der von den die eigene Qual in der Qual der Mitmenschen Abermals malt Dick hier eine düster-morbide Geschehnissen Entrechteten, so kann er doch tausendfach wiederholt. Welt des Schutts und des Zerfalls, physisch nicht in Ermangelung eines greifbarenGeg­ Daneben dient der Mercerismus Dick auch und psychisch. Die Menschen sind einsam, ners revolutionäre Aktionen entfachen. Ob­ als Instrument zur Durchdringung von isoliert, können einander nicht trauen, was wohl die Potenz dazu vorhanden ist. So Wirklichkeit und Scheinwelt; der Leser soll immer sie beginnen ist falsch und sie wissen bleibt ihm nur eine Funktion als letzte Ba­ verwirrt werden und an der Realität zweifeln, es. "Es gibt keine Rettung", heißt es einmal, stion einer Menschlichkeit in der von Instru­ soll den glatten und scheinoffensichtlichen sie treiben dem Ende, der Auflösung zu. Was menten der Kastration wie der ablenkenden Dingen mißtrauen, soll die Dinge hinter ist Menschlichkeit, wenn man in ihrem Dienst Scheinwelt der Buster-Fröhlich-Show oder den Dingen erkennen, soll die Vielfältigkeit töten muß? Was sind sechs tote Androiden, der Apparatur, mit der man Stimmungen des Lebens akzeptieren und nicht Mustern wenn die Fabrik Tausende ausspucken kann programmiertbeherrschten Welt. Die Paral­ an der Oberfläche trauen - auch dann, wenn und jeder gefundeneFehler, der den Toten lelen zwischen Religion und Mercerismus die Wahrheit kompliziert und vielleicht nicht zum Verhängnis wurde, der Verbesserung erweitert Dick noch durch einige Andeutun­ sofort verständlich ist.' der Modelle dient. gen, wonach Mercer (nachdem schon entc Rick Deckard ist kein Killer wie sein Kollege Und wieder das eine große Thema, das sich 1arvt wurde, daß der Mythos nur Mache ist) Phil Resch; irgendwann bekommt er Mit­ wie ein roter Faden durch Dicks \vichtigste - in dem man unter anderem auch Gott se­ leid mit seinen Opfern - aber diese Androi­ Bücher der letzten Jahre zieht: die Situation hen mag - persönlich auf ominöse Art in den sind gefühllos-unmenschlich: sie schnei­ des Menschen in der heutigen wie in der zu­ Erscheinung tritt und sich sowohl John den Spinnen aus experimenteller Neugier künftigen Welt, seine bedrückende Gefangen­ Isidores als auch Deckards annimmt, mehr einen Teil der Beine ab, und die Liebe, die schaft, seinen Blick auf die Mauer einer Sack­ noch, indem er sich in beiden inkarniert, ihm ein weiblicher Android entgegenbringt gasse, sein vergebliches Rütteln an den zoll­ wenn sie sich ohne Gefühlskästen mit ihm bzw. entgegenzubringen heuchelt, erweist dicken Käfigstäben, seine Schwierigkeiten identifizieren und sein Los teilen. sich als Berechnung. Dennoch sind sie zu­ mit der Realität und der Zeit. Mag Mercer die _Funktion eines Jesus Chri­ mindest untereinander der Lü;be fähigund Dick ist weit entfernt von der reaktionären stus haben, so ist er zugleich auch Symbol­ Deckard akzeptiert zum Schluß, daß elek• Sehnsucht so vieler Utopisten nach der Ro­ figurfür den Menschen schlechthin, einen trisches Leben vielleicht nicht viel ist, aber binson-Insel im Meer der Zivilisation, seine Menschen, der gequält wird von Dingen und immerhin mehr als gar kein Leben ("Auch Helden zieht es nicht zu Schwielen an den Mächten, die er nicht sehen und gegen die die elektrischen Dinge haben ihr Leben, Händen und tiefen Ackerfurchen; ihre Sor­ er sich nicht wehren kann. Er' hält es nur selbst wenn es nur ein schwacher Abglanz ge, daß der Nebenbuhler einen größeren und aus, weil die anderen bei ihm sind, weilsich des Lebensist"). aktiveren Phallus haben könnte, treibt sie nicht in puritanischePionierwelten. Wirkt Dick oberflächlich pessimistischer als ande­ re SF-Autoren, so ist er doch nur ein selbst­ quälerischer Kämpfer, der die bequemen II"' Lösungen scheut, der die Auseinanderset­ zungen mit den Kehrseiten der modernen Zivilisation sucht, wo andere darin Trost fin­ den, daß sie den Weltraum mit archaischen Kulturen beleben und somit ihre Unsicher­ heit mit dem Fetisch Über-Technik und den Normen der Vorväter kompensieren. Es ist die Verzweiflung des Sensiblen, die ihn durch Mercer Worte sagen läßt, die den Menschen Zwängen ausgesetzt zeigt, denen er nicht rein entgeht. Er kann nur seinem Gewissen folgen und seinen Weg gehen, denn helfen wird niemand: "Ich bin dein Freund", sagte der alte Mann. "Aber du mußt so weitermachen, als ob es mich nicht gäbe. Verstehst du das?" Er brei­ tete die leeren Hände aus. "Nein", antwortete Rick. "Das verstehe ich nicht. Ich brauche Hilfe." "Wie könnte ich dich retten, wenn ich mich selbst nicht retten kann?" fragte der alte Mann lächelnd. "Siehst du das denn nicht ein? Es gibt keine Rettung!" "Und wozu ist dann alles gut?" fragte Rick. "Wofür gibt es dich?" "Um dir zu zeigen, daß du nicht allein bist", antwortete Wilbur Mercer. "Ich bin bei dir und werde es immer sein. Geh hin un tu dei­ ne Pflicht, selbst wenn du weißt, daß es falsch ist." "Warum?" fragte Rick. "Warum soll ich das tun? Ich kündige und wandere aus." Der alte Mann sagte: "Du..wirst das Falsche tun müssen, wo immer du auch bist. Das ist die Grundbedingung des Lebens: daß man stets wider die eigene Natur handeln muß. Jedes lebende Geschöpf sieht sich zu irgend­ einem Zeitpunkt dazu gezwungen. Es ist der schwärzeste Schatten über unserem Leben, die letztliche Niederlage der Schöpfung. Hier wirkt sich der Fluch aus, der über al­ lem Leben liegt. Überall im ganzen Univer­ sum." Hans Joachim Alpers

Science Fiction Times 6/1982 14 INTERVIEW MIT PHILIP K. DICK

Das Gespräch führte James van Hise Ins Deutsche übertragen von Uwe Anton

Philip K. Dick ist einer der eigenwilligsten verfilmt sehen würde. Manchmal befremdete machte sich Notizen, und dann sah ich, daß Autoren im Science Fiction Genre. In den das Vorgehen Hollywoods den Autor der­ er überhaupt nicht richtig schrieb, sondern letzten dreißig Jahren hat er eine beeindruk- maßen, daß er ebenso glücklich gewesen wä­ nur mit dem Kugelschreiber über ein zehn keilde und vielschichtige Anzahl von Werken re, wenn sein Roman überhaupt nicht ver­ Zentimeter großes Stück Papier fuhr, das produziert. Kein einziger anderer Autor läßt filmt worden wäre. bereits bedruckt war. Er gab also nur vor, sich mit Dicks einzigartigem Stil vergleichen. "Das begann alles vor einigen Jahren", er­ sich Notizen zu machen. Und da begriff Die eine Quelle der veränderten Realität traf klärt Dick. "Martin Scorcese und Jay Cocks ich, daß zwischen mir und Hollywood ein auf eine andere, als Dick und Hollywood ei­ waren beide an den Androiden interessiert, Abgrund klaffte. ne unbehagliche Allianz bildeten, um die nahmen aber keine Option. Das war das erste Er hatte den Roman genommen und eine verblüffenden Visionen des Autors auf die Mal, daß die Filmindustrie Interesse an ei­ Komödie daraus gemacht, einen Mumpitz Leinwand zu bringen. "We Can Remember lt nem meiner Werke zeigte. Später nahm Herb a la Geheimagent MaxwellSmart. Da liefen For You Wholesale" (dt.: "Mr. Quails Erin­ Jaffe dann die Option, und Robert Jaffe nur Clowns mit verklugscheißernden Sprü­ nerungen", in Heyne SF 3763), eine seiner schrieb so um 1973 herum ein Drehbuch. chen herum. Schließlich sahJaffe mich an Kurzgeschichten aus dem Jahr 1966, wird Dieses Drehbuch hat man mir zugeschickt, und sagte plötzlich: 'Tja, Sie nehmen Ihre unter dem Titel TOTAL RECALL nach ei­ und es war so unausgegoren, daß ich nicht Arbeit wohl ernst.', und mir fiel es wie nem Drehbuch von Dan O'Bannon von den glauben wollte, .daß es sich wirklich um das Schuppen von den Augen, und ich sagte: Walt-Disney-Studios produziert. "Second Filmdrehbuch handelte; ich hielt es für die "Ja, Robert, ich nehme meine Arbeit ernst. Variety" (1953, dt. "Die zweite Variante" Rohfassung. Ich schrieb ihnen und schlug Sehr ernst.'Er arbeitete nicht im SF-Genre in DIE BE!,TEN STORIES VON PHILIP vor, selbst das Drehbuch zu schreiben, wor­ und war der Auffassung, die gesamte SF sei K. DICK) wurde ebenfalls von O'Bannon aufhinRobert J affe, der es ja verfaßt hatte, nur schnell dahingeschluderte Dutzendware. fürVirginia Palance und die Capital Pictures hierher ins Orange County flogund mir ge­ Das war eine schlimme Erfahrung, aber wir adaptiert und wird unter dem Titel CLAW stand, daß er es unter einem Pseudonym ge­ blieben trotzdem gute Freunde, und schließ­ verfilmt werden. Als erste Adaption nach ei­ schrieben hatte. Ich sagte ihm,das Dreh­ lich ließen sie ihre Option verfallen." nem Werk von Dick wird BLADE RUNNER buch sei so schlecht, daß er sich aussuchen Ridley Scotts Drehbuchautor Hampton (dt. Titel voraussichtlich: AUFSTAND DER könne, ob ich ihn direkt hier am Flughafen Fancher trat zum erstenmal an Dick heran, ANTI-MENSCHEN) von Regisseur Ridley zusammenschlagen solle oder er warten wol­ als die Jaffes noch eine Option auf das Ma­ Scott auf die Leinwand kommen, basierend le, bis wir in meinem Apartment seien." terial hatten. "Nun wurde Fancher in einem auf Dicks Roman DO ANDROIDS DREAM Robert Jaffe fragte Dick geradeheraus, ob Artikel in Omni (April 1981) zitiert, wie er OF ELECTRIC SHEEP? (dt.: TRÄUMEN das Drehbuch wirklich so schlecht sei, wo­ sagte, daß ich ihn anfangs nicht gerade er­ ROBOTER VON ELEKTRISCHEN SCHA­ raufhinDick ihm aufrichtig antwortete. mutigte, daraus einen Film zu machen. FEN?, Düsseldorf 1969 und als Heyne SF "Ich sagte ihm: 'Bitte stürzen Sie mich Nun, das traf sicher zu, denn zu diesem TB 3273). Harrison Ford spielt die Haupt­ nicht mit Ihnen in den Ruin.' Ich machte ihm Zeitpunkt hatte ein anderer die Option auf rolle. klar, daß ich es aufrichtig vorziehen würde, den Stoff, und es gab keine Möglichkeit, Bei dieser Produktion der Ladd Company die Option zurückzukau(en, als ihn einen daß Fancher sie erwerben konnte. Ich weiß handelt es sich um das Endresultat einer Film nach diesem Drehbuch machen zu las­ nicht, ob Fanchers Gedächtnis ihnda im Reihe von Mißverständnissen,die Dick daran sen, und er blieb richtig nett dabei. Ich Stich gelassen hat oder was, denn wiI;beide zweifeln ließen, daß er je eins seiner Werke schlugjhm einige Änderungen vor, und er haben uns einige Male getroffen und hatten

15 Science Fiction Times 6/1982 •NfEA_,.EW viel Spaß dabei. Fancher fielauf, daß ich ein Raumschiff ein Raumschiff sei und der eine klare Handlung. Der Plot ist wirklich nicht·besonders enthusiastisch war, und Streifen überhaupt keine Ideen aufweise und· exzellent. Peoples hat tolle ,Arbeitgeleistet. zwar, weil ich Hollywood kein Vertrauen nur von den Spezialeffektenlebe, weil die Eine Szene darin rührt mich zu Tränen, und mehr schenken konnte und mir Jaffes Trickspezialisten eben alles darstellen könn­ sie steht nicht in meinem Buch. Er hat sie Drehbuch noch im Kopf herumspukte. Ich ten. Ich habe einen Freund, einen Trick­ eingefügt, und sie ist wunderschön. Dieser hatte schon gemerkt, daß man mich in spezialisten, der bei Dan O'Bannons DARK Bursche ist ein Genie. Es war eine Szene zwi­ Hollywood verheizen wollte, und war gar STAR mitarbeitete, und der sagte mir ein­ schen Roy Batty und Rick Deckard, die nicht so scharf auf die Aussicht, viel Geld mal: 'Alles, was du schreiben kannst, kön­ letzte Konfrontation, bei der man Kunstfer­ zu machen und großen Ruhm abzusahnen, nen wir wahr werden lassen. Diese Burschen tigkeit braucht, wenn sie überhaupt in einem denn ich hatte begriffen, daß man wieder legen keinen Wert mehr auf die Handlung, Drehbuch nötig ist, und sie war an dieser ein lustiges Drehbuch schreiben und meinen sie fahren voll auf die Spezialeffekte ab.' Stellevonnöten. Ich las diese Szene, undsie Roman wieder verfälschen würde, und ich Und genau das habe ich vom ersten Dreh­ begann wie üblich. Ichwerde dich umbrin­ war melancholisch und schweigsam, aber buchentwurf von BLADE RUNNER be­ gen, oder du wirst mich umbringen, nur ei­ Fancher und ich kamen, wie ich schon ge­ hauptet - sie zerquetschen den Leuten die ner von uns wird übrig bleiben, und ich sagt habe, ganz gut zurecht. Ich freundete Köpfe und reißen ihnen Arme und Beine dacht�, na, das läuft alles aufs Gleiche hin­ mich mit ihm und seiner Freundin Barbara ab, und sie wollten dasselbe machen wie in aus, aber. dem war nicht so.- Der Bursche hat Hershey an, bis sie nach Israel flog, um dort AUEN. Sie hatten Douglas Trumbull ange­ diese Sache mit Fingerspitzengefühl gelöst einen Film zu drehen. Seit dem habe ich sie heuert, der diese tollen Tricks fabriziert, - wie drehen wir diese Szene, behalten die nicht mehr gesehen, und auch Fancher hat aber der Film hatte einfach keine Handlung. Konfrontationbei und führen sie doch sich nie wieder gemeldet. lcp. teilte dem Und doch konnte ich bei einigen Stellen zu­ künstlerisch durch, und er revidierte sie so BLADE-RUNNER-Team mit, daß ich es stimmen, daß dort das Drehbuch durch Spe­ grundlegend,daß ich zu Tränen gerührt war. gern hätte, wenn Fancher sich bei mir mel­ zialeffekte verbessert werden konnte. Doch Ich rief meinen Agenten an und las ihm etw a den würde, aber er hat sich nie mehr blicken ein Autor will kein schreckliches Drehbuch eine dreiviertel Stunde daraus vor und ver­ lassen. Vielleicht denkt er, daß ich nicht viel durch Tricks gerettet sehen, besonders, telefonierteeine ganze Menge Geld. von ihm oder seiner Arbeit halte, und weiß wenn es auf einem leidlich guten Buch be­ Ich mußeingestehen, daß Peoples das Buch Gott, von seinem Drehbuch halte ich auch ruht, und ich halte TRÄUMEN ROBOTER an einigen Stellenverbessert hat, aber ich nicht viel. Erst als ich die Fassung von David VON ELEKTRISCHEN SCHAFEN? für will diesen Punkt auch nicht allzu nach­ Peoples im Februar 1981 las, änderte sich ein leidlich gutes Buch. Es zählt wohl zu drücklich betonen. Ich will nicht sagen, daß meine Einstellung. meinen drei besten Romanen. Mir gefiel er ein schlechtes Buch nahm und daraus ein Wie ich bei den Leuten der Ladd Company nicht, was Fancher damit gemacht hatte, gutes Drehbuch machte, das trifft auch nicht zum Ausdruck gebrachthabe, war im ur­ und ich wollte das nicht auf mir sitzen las­ zu. Er nahm auch kein gutes Buch und mach­ sprünglichen Drehbuch die Intention falsch sen.Hätte ich die Dinge nicht beim Namen te ein schlechtes Drehbuch daraus. Nein,er und die Ausführung plump. Das Drehbuch genannt, hätte es wahrscheinlichein ande­ nahm ein gutes Buch und machte ein gutes wies zwei dynamisch tragische Fehler auf: es rer getan." Drehbuch daraus, und beide werten sich ge­ genseitig auf. Wenn man das Buch zuerst hatte einen geringen Anspruch und konnte Dick führt aus, daß die meisten Probleme noch nicht einmal diesen erfüllen.Jetzt ist zwischen ihm und der Produktionsgesell­ liest, wird es vom Film ergänzt, und wenn der Anspruch hoch und die Ausführungdif­ schaft zustande kamen, weil die Gesellschaft man den Filmzuerst sieht, ergänzt ihn das ferenziertund gewandt. In Zielsetzung und Buch. Buch und Film kämpfenjetzt nicht kaum mit ihm sprach und ihn nie um Rat­ Ausführunghat ein gewaltiger Sprung nach schläge fürs Drehbuch gebeten hat. "Ko­ .mehr gegeneinander an. Ich habe den Ein­ oben stattgefunden." misch", erinnert sich Dick, "aber sie riefen druck, daß Peoples das Buch nicht nur gele­ Dick stellt klar, daß die Neufassung des Dreh­ bei mir an und wollten sogar wissen, wie ich sen hat und nicht nur die Erfahrung und das buchs von David"Peoples vom Februar 1981 an eine Kopie des Drehbuchs herangekom­ Talent besaß, es zum Tragen zu bringen, er vom Regisseur Ridley Scott benutzt wurde. men sei. Gott im Himmel, dachte ich, ich war sich auch des Buches bewußt. Und jetzt Die frühere Fassung von Hampton Fancher bin der Autor des Buches, auf dem die gan­ bilden Buch und Film zwei Teile einesGan­ ist etwas völlig anderes. "Als Omni mit mir ze Sache beruht. Ist das so befremdlich, daß zen, beide verstärken sich gegenseitig, bei- sprach, hatte ich noch keins dieser Drehbü­ ich mir eine Kopie des Drehbuches besorgt de sind wunderbar symmetrisch. Das ist ein cher gelesen, und ich sagte: 'Hoffentlich ma­ habe? Ich hatte es über meinen Agenten von Wunder", sagt Dick, "ein echtes Wunder". chen sie aus dem Roman keine simple Fan­ Michael Deeleys Rechtsanwalt bekommen Als ich das Drehbuch vom Februar 1981 er­ tasy, in der Androiden erschossen werden. [Deeley ist der Produzent J, also völlig legal. hielt, glaubte ich ehrlichgesagt, daß es wie Aber wenn sie diesen Weg einschlagen, sehe Weil sie am Telefon so unfreundlich zu mir die beiden vorhergehenden Fassungen sein ich keine Möglichkeit, sie davon abzubrin­ waren, spielte ich also wieder den Klugschei­ würde, die beide wie Aschenbrödels ältere gen.' Und dann las ich das Drehbuch von ßer und behauptete, in einem Heliumballon Schwesternwaren: die eine häßlicher als die Fancher, und genau das hatten sie gemacht. über die Studios geflogenzu sein, eine andere. Also rechnete ich damit, mich nun Ich war schrecklich niedergeschlagen. Ich Decke durchbohrt und mit einemStrick mit einer dritten, häßlichen, schrecklichen weiß noch, wie mein Agent anrief, nachdem und einem StückKaugumini das Manuskript Erfahrung befassen zu müssen, aber nach ein ich das ursprüngliche Drehbuch von Fancher von irgendeinem Schreibtisch hochgezogen paar Seiten fiel mir auf, daß mit der Dreh­ gelesen hatte, und mich fragte,wie es aus­ zu haben." Die Situation änderte sich erst, buchfassung vom Dezember 1980 etwas dra­ sähe. Ich sagte darauf: "Es war eine schmut• als die Produktionim Januar 1981 an die matisches, drastisches und grundlegendes ge­ zige Stadt. Es war eine schmutzige Arbeit. Ladd Ü>mpany weitergegeben wurde. "In schehen war. Ich kann mich nicht mehr dar­ Irgend jemand mußte diese Arbeit erledigen. dem SelecTV-Artikel schrieb ich, daßRidley an erinnern, ob David Peoples Name wirklich Ich war dieser Jemand. Rick Deckard." So Scott gesagt hatte, er habe versucht, meinen auf der Kopie meines Drehbuchs stand, und schlimm? fragte mein Agent. So schlimm, Roman zu lesen, sei aber nicht durchgestie­ doch war es klar, daß jemand anderer ins sagte ich. Eine Mischung aus Philip Marlowe gen; dies hat er jedenfalls vor einiger Zeit je­ Spiel gekommen war. Entweder das, oder und Die Frauen von Stepford. Meine Einstel ­ mandem gesagt, mit dem ich neulich gespro­ Fancher war plötzlich zur Statur eines Ernest lung paßte den Leuten von BLADE RUN­ chen habe.Also habe ich diese Burschen rich­ Lehman gewachsen, der Hitchcocks Der un­ NER oder der Ladd Company überhaupt tig angefaucht. Ich war ziemlich unfreundlich sichtbare Dritte geschrieben hat. Aber es nicht; ich hatte gerade für den SelecTV­ zu ihnen, und sie zu mir. Man konnte wirk­ war Peoples - doch er sagte, er könne Fan­ Guide einen Artikel über SF-Filme geschrie­ lich nicht von einer Zusammenarbeit reden, eher seinen Anteil nicht nehmen, denn der ben, es fand gerade ein SF-Film-Festival statt, bis die Ladd Company ins Geschäft einstieg habe das Drehbuch geschrieben, auf dem er und in diesem Artikel erwähnte ich, daß ich ... erst da wurde ich freundlicher behandelt. aufgebaut habe, und ich bestätigte ihm, daß das Drehbuch gelesen hätte und es aus einer Ich bat um eine Kopie des neuen Drehbuchs, Fancher im Vorspann erscheinen würde.'' finsterenKollision zwischen Androiden und und man hat sie mir letzte Woche geschickt. Dick hält es für wichtig, herauszustellen, daß Menschen bestand, die sich gegenseitig ab­ Das ist David Peoples Version vom Februar er nicht wußte, daß David Peoples ein hoch­ knallten, und ich habe mich wie ein richtiger 1981. Jetzt gibt es keine Probleme mehr. angesehener Drehbuchautor ist, bevor er Klugscheißer darüber ausgelassen. Ich kriti­ Jetzt kann ich ganzaufrichtig sagen, daß ich den letzten Entwurf von BLADE RUNNER sierte sogar Ridley Scotts Film AUEN, schrecklich enthusiastisch bin,und nicht nur zu lesen bekam. "Hätte ich gewußt, wer schrieb,daß ein Monster ein Monster und allein wegen der Spezialeffekte, denn es gibt David Peoples ist, als ich das Drehbuch las,

Science Fiction Times 6/1982 16 könnte man mirvorwerfen, daß mich das gik begründet, daß man, wenn man das Böse FEN? in den Nachforschungen über die Na­ Wissen, daß er ein mit mehreren Preisen aus­ bekämpft, selbst im Bösen enden ,vird. Das zis, die ich für meinen Roman DAS ORA­ gezeichneter Dokumentarschreiber ist, der ist die Beschaffenheit des Lebens. Es gibt ein KEL VOM BERGE betrieben habe. Jahre­ zum ersten Mal einen Spielfilm nach einem Zitat in dem Roman, das wirklich sein lang hatte ich die geschlossenen Abteilungen Buch schreibt, daß er also im Grunde ein grundlegendesThema zum Ausdruck bringt. der Universitätsbibliothek von Kalifornien Mann mit Qualitäten ist, beeinflußthätte. Dieser Absatz erscheint nicht im Film, weil in Berkeley durchstöbert und war dabei auf Ich hatte keine Ahnung, wer Peoples ist, bis er von Wilbur Mercer gesprochen wird, einem einige echte Gestapo-Dokumente gestoßen. der Pressesprecher des Films es mir sagte. Charakter im Buch, der nicht in den Film Es war eine erschütternde Erfahrung, ein Qualität stellt sich eben immer unter Beweis, übernommen wurde: Gestapo-Dokumentmit der Aufschrift "Nur und es ist wahrhaftig erstaunlich, daß ich 'Du wirst das Falsche tun müssen, wo immer für die höheren Polizeibehörden" - die Ge­ diese Qualität erkannte, oh;,-eihn zu ken­ du auch bist. Das ist die Grundbedingung stapo eben -· durchzuarbeiten, und mein nen. Vielleicht stieg er als Bestandteil der des Lebens: daß man stets widerdie eigene Deutsch war gut genug, daß ich diese Doku­ Weitergabe des Projekts an die Ladd Com­ Natur handeln muß. Jedes lebende Ge­ mente lesen konnte. Das war keine amerika­ pany ein, aber sie müssen ihm auch eine schöpf sieht sich zu irgendeinem Zeitpunkt nische Propagandaüber die Nazis, das waren Menge Geld gezahlt haben, weil er Preise für dazu gezwungen. Es ist der schwärzeste echte Gestapo-Dokumente. Es gab ein Doku­ seine Arbeit bekommen und einen guten Schatten über.unserem Leben, die letztliche ment, das Tagebuch eines SS-Mannes, der Ruf hat. Also brachten sie nicht einfachei­ Niederlage der Schöpfung. Hier wirkt sich in Polen stationiert war, in Warschau, und nen Drehbuch-Umschreiber, einen Drehbuch­ der F1uch aus, der über allem Leben liegt. er hatte sogar Bilder von den Juden im Get­ Doktor in das Projekt ein", fügt Dick felsen­ Überall im ganzen Universum. ' to gemalt.·Er war ins Getto gegangen, ins fest überzeugt hinzu. "Das geht darüber hin­ aus." Ich habe üble Gerüchte von den anderen Stu­ dios gehört, die andere meiner Werke unter Option genommen. haben und verfilmen, und diese anderen Studios haben mich ange­ rufenund über BLADE RUNNER hergezo­ gen. Sie haben tödliche Angst davor, daß BLADE RUNNER groß herauskommt und von allen Filmen, die nach meinen Werken gedreht werden, den größtenProfit macht. Deshalb wünschen sie BLADE RUNNER allesschlechte. Sie hoffen, daß der Film durchfallen wird. Sie behaupten, ein Ma­ nuskript-Doktor wäre herangezogen worden, aber das trifft auf Peoples ganz einfach nicht zu. Er ist einfach kein Wurstler. Sein Name taucht im Vorspann auf, also hat er eine Lei­ stung vollbracht, die die Writers Guild ver­ langt, wenn man dort erscheinen will: Er hat einen substantiellen Anteil geleistet. Und das zeigte sich auch. Mein Gott, ich war in Ek­ stase. Ich sagte meinem Agenten, daß ich Dies ist wirklichdas intellektuelle Thema jüdische Getto, und hatte Bilder von den mit einem Lächeln auf den Lippen ins Kran­ des Romans: daß Deckard brutalisiert und Menschen dort gemalt. Ich habe diese Tage­ kenhaus gehen würde,sollte ich morgen er­ entmenschlicht wird, damit er die Replikas bücher Ende der vierziger Jahre gelesen, und fahren, daß ich Krebs im Endstadium habe, oder die Androiden, wie immer man sie ich erinnere mich an eine Stelle: 'Das Nachts weil ich in all den Jahren meiner literarischen nennen will, tötet. Was Peoples nun im lassen uns die Schreie der verhungernden Arbeit noch nie ein solch aufregendes Erleb­ Drehbuch geschrieben hat, und wofür Fan­ Kinder nicht zum Schlafen kommen.' Ich nis gehabt habe, eins meiner Bücher von ei­ eher im Vorspann auftaucht, weil es auf et­ erinnere mich noch genau an diese Zeile; sie nem meisterhaften Handwerker adaptiert was von ihm basiert, ist ein Wechsel der hat mich stark beeinflußt. Da gibt es zwi­ zu sehen. Dieses Drehbuch zählt zu den qua­ Sichtweise vom Standpunkt der Replikas schen uns einen zweibeinigen Humanoiden, litativ hochstehendsten, professionellsten, die und Rachels, die darin begründet ist, daß dachte ich, der zwar morphologisch mit den ich je gelesen habe." Rache! immer menschlicher wird. Nun hat Menschen identisch ist, aber trotzdem kein Leser von Dicks Roman werden sich fragen, Peoples beschrieben,wie Ray Batty immer Mensch ist. Es ist unmenschlich, sich in sei­ welche Elemente des Buches erhalten blie­ menschlicher wird; gleichzeitig entmensch­ nem Tagebuch darüber zu beschweren, daß ben und welche fehlen. Kommt im Filmzum licht er Deckard immer mehr und macht die verhungernde Kinder einen am Einschlafen Beispiel Deckards Verlangen zum Ausdruck, Replikas immer menschlicher, bis sie sich am hindern. Und da, Ende der 40er Jahre, kam ein echtes Tier (eine Seltenheit in dieser Ende in der Mitte treffenund der Unter­ mir die Vorstellung, daß in unserer Spezies Zeit) statt eines künstlichen zu besitzen? schied verschwindet. Es ist kein Sieg, daß eine Gabelung stattgefunden haben muß, ei­ "Das ist tatsächlich in den Hintergrund ge­ die Replikas vermenschlichtwerden, doch ne Dichotomie zwischen dem wirklichen rückt", erklärt Dick. "Es gibt eine Szene mit es gibteinen kleinen Sieg der Menschlichkeit Menschen und dem, der sein Menschsein nur einer echten Eule, die einer Firma gehört, über die Unmenschlichkeit. Das ist erschrek­ vortäuscht, und als ich diese Standfotos von und sie fliegt herum, so daß dieses Element kend,' weil Deckard nun so ist wie die Androi­ Rutger Hauer sah, dachte ich: Mein Gott, es nicht völlig eleminiert wurde, aber es ist in den, und so bleibt das Thema des Romans ist wieder da!" den Hintergrund getreten. Es ist kein Zen­ im Kern völlig erhalten. Sein Wert liegt in Das ursprüngliche Ende von Hampton Fan­ tralmotiv mehr. Der Symbolismus des Le­ der Aufzeichnung dessen, daß ·jeder von uns chers Version sah vor, daß Rick Reckard bendigen im Gegensatz zum künstlichen bei dem Versuch, das Böse zu bekämpfen, Rache! überredet, Selbstmord zu begehen, Tier fehlt jetzt. Diese Metapher ist ver­ entmenschlicht werden könnte." aber diese Idee steht nicht mehr im Dreh­ schwunden, aber das grundlegende Thema Beim Durchsehen einiger Fotos, die die Ladd buch. "Das ist verschwunden, Gott sei Dank! des Romans, die beiden miteinander verwo­ Company Dick beschaffte, sah er zum ersten Dieser ganze Mickey-Spillane-Typ war fürch­ benen grundlegenden Themen sind geblie­ Mal ein Bild von Roy Batty, der von Rutger terlich. Wenn man mich wirklich verärgern ben. Hauer dargestelltwird. "Ich betrachtetedas will, braucht man nur eins meiner Bücher Standfoto von ihm und sagte: 'Oh Gott, das Mickey Spillane zum Umschreiben zu geben, Das erste Thema handelt ab, was das grund­ ist der nordische Übermensch, den Hitler und man hat sich einen Feind fürs Leben ge­ legende menschliche Wesen ausmacht, wie aus seinen Laboratorien herausmarschieren schaffen.Wollte ich erkennen, ob ich gestor­ wir dieses grundlegendemenschliche Wesen lassen wollte. Das ist das blonde Tier, das ben und zur Hölle gefahren bin, dann daran, definierenu11d von dem unterscheiden, was die Nazis erschaffenwollten.' Und natürlich daß man all meine Bücher Mickey Spillane sich nm: als Mensch maskiert. Das ist ge blie­ liegt der Ursprung des Romans TRÄUMEN zur Überarbeitung gegeben hat. Dabei her­ ben. Und das zweite Thema liegt in der Tra- ROBOTER VON ELEKTRISCHEN SCHA- ausgekommen wäre dann: 'Zwei Schüsse er-

17 Science Fiction Times 6/1982 PHU.•P K.MR.o•cK DICKS HALLUZINATIONEN schallten, weil die Replika Rache!" sich er­ schossen hatte, was das mindeste war, das sie tun konnte.' Aber so etwas kommt jetzt nicht mehr im Drehbuch vor. Peoples hat all diesen Mist über Bord geworfen", sagt Dick mit deutlicher Erleichterung. "Zuerst hatte er einen untrüglichen Sinn für das Schlechte, und dann einen für das, was gut genug war, um es zu ersetzen, so daß er eine doppelte Umwandlung vornahm. Das Ausmerzen des schlechten und die Einfüh­ rung von neuen, guten Elementen. Er hat gu­ te Stellen dabei, etwa die Kampfszene zwi­ schen Roy Barry und Rick Deckard. Als ich sie in der ursprünglichen Fassung gelesen hatte, dachte ich, mir bliebe nichts anderes übrig als in die UdSSR auszuwandern, in der ich völlig unbekannt bin, und dort in einer Fabrik zu arbeiten, in der Glühbirnenherstel­ lung oder so, und nie wieder ein Buch anzu­ sehen und vorzugeben, daß ich nicht lesen kann. Nun, Peoples nahm diese Szene, sie ist noch immer vorhanden, aber völlig ver­ ändert. Sie ist nicht mehr die gleiche wie vorher. Ich hatte keine Ahnung, daß man et­ was so Schlechtes nehmen und etwas so Gu­ tes daraus machen kann. Die Ladd Company willmir nicht bestätigen, daß das erste Dreh­ buch so schlecht war, ich weiß nicht warum, da sie es ja doch nicht benutzt hat. Mein Gott, wenn sie es genommen hätte ... Ich sah das Verderben schon auf mich zukom­ men!" schreit Dick geradezu, was eine Ver­ spottung des Schreckens sein könnte, es aber nicht ist. "Also wurde das Buch grundlegend erhalten umgeschrieben. Es wurde nicht Szene um Szene übertragen, aber das halte ich auch nicht für möglich .. Ich halte das nicht ein­ mal für wünschenswert, geschweige denn für ausführbar. �o kann man ein Buch nicht in einen Filmumwandeln. Man macht das nicht s·zene um Szene und Zeile um Zeile. Man hat es mit Ulysses versucht. Man hat es Philip K. mit Tod in Venedig versucht. Man hat es mit Zum Kurzgeschichtenwerk Dicks Gier nach Geld versucht. Das war zum Bei­ von Joachim Körber spiel der erste Versuch, einen Roman Wort für Wort, Szene für Szene, Charakter um Beim Namen Philip K. Dick denkt der Leser hier das Verhältnis deutlich zum Roman ver­ Charakter auf die Leinwand zu bringen, und im allgemeinen an komplexe, verschachtelte schoben.Zwischen 1963 und 1965 veröffent­ es ist ganz einfach unmöglich.Man wechselt und einfallsreiche Romane wie Martian lichte Dick 7 Romane und nur 14 Stories von einem verbalen Medium zu einem visuel­ Time-Slip (Mozart für Marsianer), The Three (in der ersten Periode stehen 9 Romane ei­ len über, und das verstehe ich auch.Und doch Stigmata of Palmer Eldritch ( LSD-Astronau­ ner Anzahl von insgesamt 83 Kurzgeschich­ war mir klar, daß man das frühere Drehbuch ten), Ubik (Ubik) etc. Tatsächlich ist der ten gegenüber). Wie die meisten von Dicks verbessern konnte, daß es einer Revision be­ Ruhm, den Dick weltweit als Erzähler ge­ Kritikern konzentriert sich Darko Suvin fast durfte. Oh, es bedurfte wirklich einer Revi­ nießt, in erster Linie auf sein Romanwerk ausschließlich auf Dicks Romanwerk, Kurz­ sion. Es brauchte Flügel. Es war ganz einfach zurückzuführen, denn vornehmlich dort geschichten finden nur dann eine Erwäh­ nicht in Ordnung. Und der Ladd Company konnte er sein schriftstellerisches Talent voll nung, wenn sie thematisch in Zusammen­ kann ich nur sagen, daß das neue Drehbuch entfalten. hang mit einem Roman stehen.Ein solches reine Zauberei darstellt! Doch daneben war Philip K.Dick auch als Vorgehen wird aber dem Autor keinesfalls Also liegt jetzt das wundervolle Ergebnis vor, Kurzgeschichtenautor aktiv, und als 1955 in seiner ganzen Bandbreite gerecht. Hier daß Ridley Scott, der ein visueller Regisseur sein erster Roman, (Hauptge­ solldaher in der Folge versucht werden, ei­ ist, dem es normalerweise weniger auf die winn: Die Erde), erschien, hatte er bereits nen kurzen Überblick über Dicks Kurzge­ Handlung ankommt - er entstammt der neuen über sechzig Kurzgeschichten veröffentlicht, schichten zu geben, wob-ii allerdings, der Schule, die für die visuelle Dramatik eintritt - und auch in der Folge widmete er dem erzäh­ Kürze halber, auch nur auf die wichtigsten nun an eine kohärente Handlung angeschirrt lerischen Medium der Kurzgeschichte gele­ und bedeutendsten näher eingegangen wer­ ist.Selbst wenn es nicht meine eigene Hand­ gentlich seine Aufmerksamkeit und schuf den kann. lung war, ist die in diesem neuen Drehbuch im­ einige Erzählungen, die kaum weniger be­ Philip K. Dicks erste veröffentlichte Story merhin effektiv und logisch. Es gibt einige kannt wurden als seine Romane. war "Beyond Lies The Wub", sie erschien schwache Stellen,und es gibt einige sehr intel­ Darko Suvin teilt in seinem Aufsatz über 1952 in der Juli-Ausgabe des Magazins ligeil te Stellen. Es ist ein sehr reifes und ge­ Dick in Science FictionStudies das Schaf­ Planet Stories. Bereits in dieser ersten Ge­ lehrsames Drehbuch, das feine Nuancen auf­ fen des Autors in drei Perioden ein, die er­ schichte ist viel von dem festgelegt, was den weist, die wirklich sehr gut sind. Es spricht ste von 1952 - 1962, die zweite von 1963 - essentiellen Dick ausmacht, nämlich eine nicht nur die Dramatik an - obwohl es sehr 1965, und schließlichdie dritte von 1966 - groteske, ja absurde Ausgangssituation, bi­ dramatisch ist - sondern auch den Intellekt. " 1974 (der Artikelentstand 1975). Suvin hält zarrer, grimmiger Humor von der aller­ Copyright (c) 1982 by O'Quinn Studios, Inc. die zweite Periode, in der Dicks berühmte schwärzesten Art und bereits hier den, Durch freundliche Vermittlung von Thomas und klassische Romane entstanden, für die wenn auch noch zaghaft, ausgedrückten Ge­ Schlück, Garbsen bedeutendste der drei. Tatsächlich hat sich danken, daß die Realität meist doch etwas

Science Fiction Times 6/1982 18 PH•L•P K. anders aussehen könnte, als wir sie wahrneh­ Roboter selbst haben sich weiterentwickelt den, mit Millionen vono•cK Doppelgängern ..." men: Eine Schiffsbesatzungnimmt zur Auf­ und menschenähnliche Maschinen geschaf­ Politische, psychologische und soziale As­ frischungder Lebensmittelvorräte ein selt­ fen. Von diesen gibt es drei Varianten, aber pekte nehmen häufig eine zentrale Stellung Sall;lesaußerirdisches Tier an Bord.Es ist nur zwei werden im Lauf der Handlung ent­ im Kurzgeschichtenwerk Dicks ein, wie auch fremd und wird von den Eingeborenen hüllt. Da die letzten Lager gefallen sind, wol­ in seinen Romanen. Nicht selten bilden sei­ "Wub" genannt (in der deutschen Überset­ len die Überlebenden sich zur Mondbasis ne Kurzgeschichten lediglich einen erzähle­ zung "Wobb"). Doch: "Es ist ein Schwein! durchschlagen, wo die letzten Menschen hau­ rischen Rahmen, innerhalb dessen er sich ei­ Ein großes, schmutziges Schwein!" sen und die die Maschinen nicht erreichen ner Betrachtung verschiedener politischer Allerdings kein gewöhnliches Schwein, denn können. Doch kaum ist die Rakete zum oder sozialer Systeme widmen kann. Eine sol­ es beginnt unvermittelt mit den Terranern Mond unterwegs, stellt sich heraus, daß ei­ che Geschichte ist "The Last of the Masters". über Kunst und Philosophie zu diskutieren, ner der überlebenden Menschen in Wahrheit Der erzählerische Ablauf der Geschichte - was aber nicht verhindern kann, daß es ge­ die zweite Variante bildet. in den USA hat sich eine anarchistischeGe­ schlachtet und gegessen wird - mit völlig In diesen Geschichten findet sich die Dicho­ sellschaftsform herausgebildet, eine Anar­ unvorhersehbarenFolgen ... tomie zweier verschiedener Ebenen der Rea­ chistische Liga wacht darüber, daß diese lität,die zunächst nicht zwangsläufig unter­ Anarchie auch strikt eingehalten wird, sie Diese kurze Episode reicht schon aus, um scheidbar sind. Zwar findet sich in Dicks unterdrückt jegliche Form einer sich anbah­ in Dick den für die SF der fünfziger Jahre Kurzgeschichten weniger von seiner in sei­ nenden ne�en Gesellschaftsordnung, die auf typischen Autor zu sehen. Nicht mehr die nen Romanen geradezu besessenen Suche der Macht Einzelner beruht - dient Dick le­ Wissenschaften standen im Vordergrund, nach der wahren Natur der Realität, doch ei­ diglich als eine notwendige Funktion, den sondern der Mensch mit seinen Problemen. nes haben seine Geschichten mit den Roma­ Lesern sein eigentliches Anliegennahezu­ "Sie haben sehr viele wunderbare Dinge nen gemeinsam: Zumeist sind sie in der frü­ bringen: die Diskussion zweier möglicher mit Ihrer Technik geschaffen. Aber.offen­ hen Phase von Niedergeschlagenheit und politischer Systeme, sowie deren Abwägung sichtlichist Ihre wissenschaftliche Hierar­ Resigniertheit gezeichnet, indem_sie einen gegeneinander. "The Last of the Masters" chie so angelegt, daß Moral, Ehtik ... " "kleinen Mann" als "Helden" - so�ern man beginntdas Wobb .tusagen, als die Men­ ist eine von Dicks didaktischsten Geschich­ überhaupt von einem solchen sprechen kann ten, mit der er versucht, seine Leser zum schen nicht von dem Plan ablassen wol- - einem übermächtigen Universum voller len, es zu verspeisen. Dieser Zweifel am Se­ Nachdenken anzuregen. Denn Dick liefert Tücken gegenüberstellen, das für ihn nicht kein vorgegebenes und endgültiges Ende. Als gen einer bedingungslosen Technologie, die begreifbar oder durchschaubar ist, und de­ in Extremfällendie Macht über den Men­ die Anarchistische Liga Kunde von einer ren Opferer zwangsläufig wird, indem er sich nach altem Vorbild konzipierten Regierung schen gewinnen und ihn zu ihrem Sklaven bestehendenZwängen anpaßt,die ihm dann machen kann, ist typisch fürdie fünfziger erhält, an deren Spitze ein Roboter steht, zum Verhängnis werden. Beispiele hierfür schickt sie Agenten los, die den Roboter Jahre. Er zieht sich aber auch als roter Fa­ sind "Sales Pitch" (1954), wo ein kleiner An­ den durch Dicks frühe Kurzgeschichten, bis vernichten. "Die Moral dieser Geschichte ist gestellter zum Opferder Werbetätigkeit ei­ doppeldeutig", gibt Dick selbst zu. Und wei­ in der Erzählung "Foster, You're Dead" ein ner Firma wird, die den ultimaten Haushalts­ erster Höhepunkt erreicht ist. Diese Geschich­ ter: "Sollen wir einen Führer haben, oder roboter herstellt, oder auch eine weitere von sollen wir für uns selbst denken?'.' Selbstver­ te, 1954 erschienen, gehört nicht nur zu den Dicks klassischen Geschichten, die schon besten des Autors, sondern gewiß zu den be­ ständlich gilt Dicks Sympathie eindeutig mehrere Nachdrucke erlebte, "lmpostor" einem politischen System, das dem mündi­ sten der Science Fiction überhaupt. Hier (1953), wo ein Außerirdischer, eine Art le­ wird eine völlig außer Kontrolle geratene gen und aufgeschlossenen Bürger die Möglich­ bende Bombe, die Rolle eines Menschen keit zur Verwirklichung seiner Vorstellungen Kriegstechnologie geschildert, die das Leben übernimmt. Ein Schlüsselwort bringt die der Menschen auf brutalste Weise einschränkt. läßt, doch er ist sich durchaus über die Kluft Bombe zur Explosion. Doch der Betroffene zwischen der Theorie und dem, was machbar Die Regierungund die rein profitorientierte selbst weiß nicht, daß er diese Bombe in Rüstungsindustrie werfen ständig neue Su­ ist, im klaren, daher gibt er einer gemäßigten sich trägt, er ist festenGlaubens, ein ganz Form der Anarchie den Vorzug (wie auch perwaffenauf den Markt, dann aber an­ normaler Mensch zu sein, der sich plötzlich schließend auch gleich die entsprechenden Ursula K. LeGuin in ihrem Roman The Dis­ einer paranoiden Verfolgungsjagd ausgesetzt possessed). Verteidigungseinrichtungen. Da die Kriegs­ sieht. (Die meisten der bisher angesproche­ angst gnadenlos geschürt wird, sind die Men­ Als letzte Geschichte Dicks aus den fünfziger nen Geschichten sind übrigens in dem von Jahren soll hier noch "" erwähnt schen gezwungen, den Großteil ihres Ein­ John Brunner äußerst kompetent zusam­ werden. Auch sie ist typisch für ein wichti- kommens auf neue Verteidigungstechnolo­ mengestellten Band TheBest of Philip ges Thema Dicks, das der Entfremdung des gienzu verschwenden, die dann wieder von !-· Dick enthalten, der auch in deutscher Uber­ Menschen, und wieder dient ihm ein entrück­ neuen Offensivwaffenunwirksam gemacht setzung zu haben ist.) Dort ist auch das Ur- ter SF-Schaupl.atzals Medium, mit dem er werden, worauf der Prozeß von vorne be­ . teil von Damon Knight, einem der provi- seine Aussage übermitteln kann. Für die Be­ ginnt. "Foster, You're Dead" ist nicht die liertesten Kritiker der SF, über Dicks frühes satzung eines Explorerschiffeserweist sich erste Geschichte Dicks, in die das politische Kurzgeschichtenwerk nachzulesen: "Philip ein fernerPlanet als Paradies, bis sich Klima seiner Zeit (Kalter Krieg, Angst vor K. Dick ist jener Autor, der in den letzten schließlich langsam das Entsetzen einschleicht: einem Atomkrieg, etc.) einfließt. Auch der fünf Jahren.alle anderen überrundet hat - auf dem Planeten existiert eine symbionti­ Grundstock für sein politische Engagement in einem Jahr, 1953, veröffentlichte er sie­ sche Lebensform, die jede beliebige Gestalt in den späten sechziger und frühen siebziger benundzwanzig Erzählungen1 - und dies annehmen kann. Zunächst werden die Men­ Jahren wurde hier schon gelegt. Seine Ab­ mit einem unaufdringlichen und chamäleon­ schen mit lebenden Handtüchern bzw. Mö­ scheu vor Militarismus und Kriegstreiberei artigen Geschick." beln erschreckt, doch schließlich verlieren schlug sich ebenfalls in einer ganzen Reihe sie ihre Identität vollkommen. Sie werden von Kurzgeschichten aus dieser Zeit nieder, Neben den angeschnittenen Themen erwies allesamt zu Opferndes Symbionten, der sie von denen "War Veteran" (1955) und sich Dick aber auch immer wieder als treff­ beseitigt und ihre Gestalt annimmt - doch "Second Variety" (1953) zu den Besten licher und kenntnisreicher Beobachter der gehören. "Second Variety" schildert eine erst, nachdem sie einen Hilferuf ans Mutter­ politischen Umwelt seines Landes. Seine Ge­ schiff abgestrahlt haben. Dieses landet und von Menschen entvölkerte Welt, in der schichte "The Mold of Yancy" beispielswei­ Kriegsmaschinen die Macht übernommen nimmt die Explorer an Bord - doch in Wahr­ se setzt sich kritisch mit der politischen Rea­ heit sind es die Nachbildungen des Symbion­ haben. Zunächst zur Unterstützung der lität der Ära Eisenhower auseinander, in der Kriegfiihrung der Menschen entworfen, ge­ ten. Der Planet wird zum Sperrgebiet erklärt, eine Welle der Gleichmacherei das Land über­ doch was nützt das? Die "Nachgebildeten", rieten die Roboter bald außer Kontrolle schwemmte. Diese Geschichte ist in der we­ die Entfremdeten, sind bereit, zur Erde zu­ und begannen, sich untereinander zu bekrie­ niger bedeutenden Sammlung The Golden gen, schließlich auch noch die Menschen an­ enthalten. Dick selbst schreibt dazu im rückzukehren und das Syndrom ihrerEnt­ Man fremdungdort weiter zu verbreiten. zugreifen und die Erdoberfläche zu entvöl­ Nachwort: "Yancy basiert ganz offensicht­ kern. In dieser Welt geraten drei Menschen lich auf Präsident Eisenhower. Während sei­ In den sechziger Jahren· verlegte sich Dick, zusammen, die versuchen, sich von einem ner Amtszeit machten wir uns alle Sorgen wie bereits erwähnt, stärkerauf das Verfas­ Lager zum anderen durchzuschlagen. Dabei über das Problem des 'Mannes im grauenFla­ sen von Romanen und vernachlässigte die müssen sie nicht nur gegen Roboter kämp­ nellanzug'. Wir hatten Angst, das ganze Erzählform der Kurzgeschichte etwas, da fen,die als solche kenntlich sind, nein, die Land könnte zu einer einzigen Person wer- ihm der Roman ein besseres Medium bot,

19 Science Fiction Times 6/1982 PH•t.•P seine gesellschaftlichen und sozialen Theo­K.o•cKkommen, was aber zum Scheitern verurteilt cond Variety; lmpostor; Colony; ; rien auszuarbeiten. Doch er kehrte dem ist. Die Kluft zwischen den unterschiedli­ Foster, You 're Dead; TheFather•Thing; Kurzgeschichtensektor nicht ganz den Rük­ chen kulturellen Entwicklungen ist zu groß. Service Call; ; ; Oh, To Se ken und schrieb auch weiterhin Stories, al­ Soweit dieser kurze Überblick, der selbst­ a Blobel; Faith of Our Fathers; The Electric lerdings weitaus weniger als in den fünfziger verständlichnur fragmentarische Bruch­ Ant. Jahren. Herausragend aus dieser Schaffens­ stücke aus Dicks Kurzgeschichtenschaffen Übersetzer: Rainer Zubei!. periode sind beispielsweise "Oh, To Be a berücksichtigen konnte. Viele bedeutende EINE HAND VOLL DUNKELHEIT (1981, Blobel" (1964), "Faith Of Our Fathers" Kurzgeschichten konnten der Kürze halber A Handfull of Darkness, 1955 & The (1967); "We Can Remember lt For You nicht abgehandelt werden, daher zum Ab­ Preserving Machine, 1969) Wholesale" (1966) und "Return Match" schluß eine kurze Bibliographieder Story­ Enthält: Planet for Transients; Prominent (1967). "In Faith Of Our Fathers" gelingt sammlungen des Autors. Es lohnt sich, sich Author; The Builder; The Little Movement; es Dick, sich einem Zentralthema vieler sei­ näher mit Philip K. Dicks Kurzgeschichten The PreservingMachine, The Impossible ner Romane, der Suche nach der Realität, auseinanderzusetzen, denn, wenngleich sie Planet; The Indefatigable Frog; The Turning mit einer Dichte und Überzeugungskraft an­ auch mitunter im Vergleich mit den Roma­ Wheel, Progeny;The Cookie-Lady; Captive zunehmen, wie er sie in seinen besten Ro­ nen etwas stiefmütterlich behandelt werden, Market*; We CanRemember lt For You manen kaum übertroffen hat. Dick schildert stehen sie diesen doch in nichts nach. Wholesale*; Upon The Dull Earth; Exhibit eine reglementierte und auf totaler Ein­ Piece; ; The Crawlers; War Veteran; schränkung der Freiheit des Einzelnen be­ Top Stand-By Job; ff There Were No Bennie Kurzgeschichtensammlungen von Philip K. ruhendes System, in dem etwa die Bürger Dick: Cemoli; Retreat Syndrom; Pay For The gezwungen sind, hausierenden Kriegsvetera­ Printer; What The Dead Men Say. EINE HAND VOLL DUNKELHEIT (1963, Übersetzer: Thomas Zieg]er, Andreas nen, Invalidendes letzten Krieges der Regie­ 1955) Enthält: * rung, ihre Waren abzukaufen. Mr. Chien, A Handful of Darkness, Brandhorst. Protagonist der Geschichte, erhält von ei­ Expendable; Planet for Transients; The DER GOLDENE MANN (1981, The Golden nem solchen Hausierer ein Präparat, das Builder; The Little Movement; The impos­ Man, 1980) halluzinogene Wirkung haben soll. Doch sible Planet;Progeny; ;'The Enthält: The Golden Man; ReturnMatch; Indefatigable Frog. zu seinem Entsetzen muß Chien herausfin­ Übersetzer: Heinz Zwack. TheKing of the Elves; TheMold of Ynacy; den, daß er schon die ganze Zeit unter Ein­ Not By lt 's Cover; The Little Black Box; KRIEG DER AUTOMATEN (1964, The wirkung von Halluzinogenen steht, die im 1957) Enthält: The Unreconstructed M; The War With the Auftrag der Regierung ins Trinkwasser ge­ VariableMan, The Variable Fnools; The Last of the Masters; ; mischt werden, um den Bürgern inexistente Man; Autofac; Second Variety; The Minority A Game of Unchance; Sa/es Pitch;Precious Report (2 Bände). Situationen vorzugauke�, ein Thema, das Übersetzer: Horst Mayer. Artifact; Small Town. Dick auch in seinem Roman Time Out of Übersetzer: Joachim Körber. (1959) bereits in anderer Form aufge­ DIE BESTENSTORIES VON PHILIP K. Joint DICK (1981, TheBest of P.K.D., 1977) Anmerkung griffenhatte. Enthält: Beyond Lies the Wub; ; Se- 1) Hier irrt Da.rnonKnight: es waren-dreißig. "Oh, To Be a Blobel" greift erneut das The­ ma des Krieges mit Außerirdischen auf. Ge­ BIBLIOGRAPHIE schildert wird die Geschichte eines Veterans, der aus dem Krieg gegen die Blobels zurück­ 1. Kurzgeschichten und Novel­ kehrt. Er war als Spion tätig und mußte sich len (USA) daher in die Gestalt eines Biobels verwan­ "Survey Team" deln. Nun ist er aus dem Krieg zurück, ver­ 1952 "Sales Pitch" 11 wandelt sich aber immer noch im Abstand "Beyond Lies The Wub" Time Pawn" von zwölf Stunden in einen Bio bei. Gleich­ "" "Breakfast At Twilight" zeitig aber befinden sich Biobeispione auf "" "The Crawlers" "The Little Movement" "Of Withered Apples" der Erde, die menschliche Gestalt haben, 1953 "Exhibit Piece" 11 sich aber ebenfallsvon Zeit zu Zeit wieder 11The Defenders" Adjustment Team" in Blobels verwandeln ... "Mr. Spaceship" "" ''Meddler" 1969 erschienen noch zwei Geschichten, "Piper In The Woods" "Souvenir" "Roog" "The War With The Fnools" und "The "" "" Electric Ant ", danach erfolgte eine längere "Second Variety" "The Last Of The Masters" Pause. Dicks nächste Kurzgeschichte erschien "The World She Wanted" ''Progeny'' "Colony" "Upon The Dull Earth" erst 1974, zu Beginn der siebziger Jahre ging "The Cookie Lady" "The Father-Thing" es Dick gesundheitlich sehr schlecht; er hatte "lmpostor" "Strange Eden" viel, teilweiseunter Einwirkungvon Auf­ "Martians Come In Clouds" "Jon's World" 11The putschmitteln, geschrieben, und dieser ge­ '''' Turning Wheel" "The Preserving Machine" 1955 sundheitliche Raubbau rächte sich nun. "The Cosmic Poachers" "Foster, You're Dead" 11 "Human ls" Kurz vor seinem tragischen Tod stand Dick Expendable'' 11 auf der Höhe seines Ruhmes, besonders sei­ "The I ndefatigable Frog'; War Veteran" "The Commuter" "Captive Market" ne letzten veröffentlichten Romane Valis "" "" und TheDivine Invasion erzielten große Er­ "The Great C" "The Hood Maker" folge und hohes Lob bei der Kritik. Sie do­ "The King Of The Elves" "The Chromium Fence" kumentieren eine Hinwendung des Autors "" "Service Call" .. The Variable Man" "A Surface Raid" zu metaphysischen und religiösen Themen, "The Impossible Planet" "The Mold Of Yancy" die sich auch in seinen jüngsten Kurzgeschich­ "Planet For Transients" uAutofac'' ten wiederspiegelt. Exemplarisch dafür soll "Some Kinds Of Life" "Psi-Man Heal My Child!" "The Builder" 1956 hier "Rautavaara's Case" abgehandelt wer­ "The Hang.ng Stranger" "" den. In einem fremdenSonnensystem wider­ "Project: Earth" "To Serve The Master" fährt einer menschlichen Raumstation ein "The Eyes Have lt" "Pay For The Printer" Unglück, bei dem zwei Mitglieder der drei­ "Tony And The Beetres" "A Glass Of Darkness" 1954 195711Vulcan•s Hammer" köpfigen Besatzung ums Leben kommen. "" Die Überlebende, Agneta Rautavaara, wird "Beyond The Door" "The Unreconstructed M" "M isadjustment" von den Außerirdischen gerettet, allerdings "The Crystal Crypt" 1958 gelingt es ihnen nur, das Gehirn am Leben "A Present For Pat" "The Short Happy Life Of "Null-0" zu erhalten. Sie führen mit diesem Gehirn The Brown Oxford" 1959 religiöse Experimente durch, bei denen sie "The Golden Man" "" versuchen, zu einer Symbiose zwischen dem "James P. crow" 11Recall Mechanism" "Prominent Author" "" Christentum und ihrer eigenen Religion zu "Small Town" "War Game"

Science Fiction Times 6/1982 20 1963 4. Fremdsp,.:achige Kungeschich- UBIK westermayr tensammlungen, ' MOZARl; FüR.MARSIANER "All We Marsm.en" THE PRESERVING !\IIACHINE (Collection!. 1969 (Martian Time-SJip, 1964) "Stand-By" :, . Frankfurt 1973, Insel-Verlag,' "What'II We Do,With Ragland 1970 EEN SWIBEiEL" VOÖR' DAG EN 26-7 S., dt. . von �enate, Laux_ Park?" . A MAZE OF"DEATH NACHT "The Days Of Perky Pat" . OUR FRIENDS FROM FROLIX 8 (Niederlande) SIMULACRA. "lf There Were No Benny Cemoli" 1975 , , . 1964 APHI.LlPK. DiCKOMNIBUS. , (, 1964,1 (Collection) MILLEMONPINVERNQ.,J.�75: Münch·en 1978, Droemer- Knaur "" 1972 TRE ROMANZ,1. �OMPLEäl 708, 190 S., dt. von Uwe Anfon "" WE.C::AN BUlt.D Y-OU 01 PHILIP K. DICK KLEINER MOND·FüR PSY­ "Oh, TO Be A Blobel!" 1973, (Italien) CHOPATHEN "What The Dead Men Say" Tl--iE EIOOK OF i>HILIP K. DICK LE RETÖU'.R DES EXPLORA­ (Clans· oHhe•Alptiane-Moon, "Cantata 140'' , · (Collection) TEURS 1964} "A Gartie·of unchance"'' 1974 (Frankreich); Berg.-Gladbach 1979, Bastei "The Little Ellack Box" 1976 . . .. . FLOW MY TEARS, THE 22012, lStS.,(it.·von Rosil- "Precious Artifact" A E; marie Hundert'riiarcl<' P,OLICEMAN SAI.D OE O,NMOGEL,.iJ,-

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UnveröffentlichteManuskripte Der Infiltrant Foster, You're Dead (1955) (DGM .. 1980) (Moe Pb 6712 .. 1981) Foster, du bist tot Retreat Syndrome (1965) BISHOP TIMOTHY ARCHER ThePreserving Machine ( 19 53) (Hey Anth 23 ..1967) - Das Rückzugs-Syndrom (Dritter Band der Vatis-Trilogie) Die Partit ivwesen Foster, du bist tot (Moe 3543 •. 1981) THE OWL IN DAYLIGHT (Hey 3378 .. 1974) (Hey 3507 ..1976) We Can Remember lt For (SF-Roman) - Die Konservierungsmaschine Fester, du bist tot Wholesale ( 1966) LIES, INC. (Moe 3543 .. 1981) (Moe Pb 6712 •. 1981) Mr. Quails Erinnerungen THE UNTELEPORTED MAN: The Cosmic Poachers (1953) War Veteran (1955) (Hey 3081 .. 1966) die zweite, bislang noch unver• - Gefährliche Fracht - Der Kriegsveteran Rekal·lnc.: Erinnerungen öffentlichte Hälfte dieses 1966 (Pab TA 240 .. 1976) (Moe 3543 .. 1981) jeder Art (A/H DTM ..1971) erschienenen Romans Expendab/e (1953) CaptiveMarket (1955) Rekal-lnc.: Erinnerungen (Magazinfassung 1964) Das Mißverständnis - Marktmonopol jeder Art (Hey 3380 .• 1971) Die folgenden unveröffentlich­ (MTS-76 .•1963) (Moe 3543 .. 1981) Erinnerungen zum Einstands­ ten Manuskripte befinden sich Entbehr! ich Service Call(1955) preis (UII St 27 •.1973) in der Special Collection Section (Moe'Pb 6712 .. 1981) - Wartungsdienst Mr. Quails Erinnerungen der California State University, The Indefatigable Frog (1953) (Moe Pb 6712 •• 1981) (Hey 3763 ••1980) Fullerton Zenos Theorie The Mold of Yancy (1955) Wir erinnern uns für Sie Of Thisbe (MTS 76 •. 1963) Der Volksheld en gros (Moe 3543 .. 1981) Holt - Der unermüdliche Frosch (Moe 3523 .• 1981) Faith ofOur Fathers (1967) Gather Yourselves Togetner (Moe 3543 .. 1981) Yancys Sinneswandel Mr. Chiens Halluzinationen In Mitton Lumky Territory Martians Come in Qouds (1953) (DGM .. 1980) (Hey Anth 32 •• 1969) The Man Whose Teeth Were - Wolken vom Mars Autofac (1955) - Der Glaube unserer Väter All Exactly Alike (Pab U-Mag 14 .• 1957) Krieg der Automaten (Moe Pb 671'2 ••1981) Mary And The Giant King of the Elves (1953) (Moe T-H 322 •. 1964) ReturnMatch (1967) Puttering About In A Small - Der König der Elfen - Autofac (Bas 22 029 ..1981) Der Gegenspieler Land (DGM .. 1980) - Autofac (Hey 3128 ..1968) The VariableMan (1953) (Moe Pb 6712 .. 1981) - Rückspiel (alles Mainstream-Romane) (DGM ..1980) Joe Protagoras ls Alive And - Der Mann aus der Vergangen­ Human Is (1955) heit (Moe T-H 322 .. 1964) - Was menschlich ist NotBy Its Cover (1968) Living On Earth (TV Outline) The Impossible Planet(1953) (Moe Pb 6712 .. 1981) - Auf den Einband kommt es an Orpheus With Clay Feet (Kurz­ geschichte) Nur eine Legende The Minority Report (1956) (DGM .. 1980) Warning: we Are Your Police (MTS 76 ••1963) - Der Minderheitsbericht The War With the Fnools (1969) (TV Outline) Heimkehr (Moe T-H ..1964) - Der Krieg mit den Fnools Pay for the Printer( 1956) (DGM .. 1980) A Good Savoyard ls A Dead (Pab U-H 435 .. 1965) Savayard (Artikel über Gilbert - Der Preis für den Kopierer The Electric Ant (1969) Der unmögliche Planet und Sullivan) (Moe 3543 .. 1981) (Moe 3543 .. 1981) Die elektrische Ameise How To Build A Universe That (Hey 3186 ..1970) Planet for Transients (1953) The Unreconstructed M(1957) Doesn't Fall Apart Two Days Die elektrische Ameise Die fremde Erde - Das unvergleichliche M Later (Rede) (MTS 76 ..1963) (DGM .• 1980) (Moe Pb 6712 .. 1981) - Planet für Durchgangsreisende Explorers We (1959) A Little Something For Us (Die Bibliografie der deutschen (Moe 3542 •• 1981) Rückkehr vom Mars Temponauts (1974) Kurzgeschichtenausgaben er­ TheBuilder (1953/54) (Hey 3064 ..1965) - Eine Kleinigkeit für uns stellte Marcel Sieger)

Science Fiction Times 6/1982 22 -���;;: PhiliDIC. Diele . � . SCIENCE fICTION ---.: :., Ro!'v1AN IMGOLDMANN PHILIP K. DICK ZEITLOSE TASCHENBUCH „Herausragend aus seiner frühen Phase ... " ZEIT Lßxikon der SF-Literatur � f� ': ·s·•·· ., ----�.,,,/

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