Raufußhühner in Thüringen Jahresbericht 2017 Zu Unseren Artenschutzprojekten
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Raufußhühner in Thüringen Jahresbericht 2017 zu unseren Artenschutzprojekten Jahresbericht 1 www.thueringenforst.de2017 Seite Vorwort 5 Einleitung 6 Auerhuhnprojekt [Lebensraumverbesserung] 7 Auerhuhnprojekt [Raubwild- und Schalenwildbejagung] 10 Auerhuhnprojekt [Bestandesstützung] 12 Auerhuhnprojekt [Bestandesmonitoring] 19 Haselhuhnprojekt [Bestandesstützung, Monitoring und Lebensraumoptimierung] 21 Öffentlichkeitsarbeit 23 Ausblick 23 Quellen 24 IMPRESSUM Herausgeber: ThüringenForst - Anstalt öffentlichen Rechts Hallesche Straße 16 I 99085 Erfurt Tel.: 0361 - 3 78 98 00 [email protected] Gestaltung: ThüringenForst Stabsbereich Unternehmenskommunikation und -entwicklung Fotonachweis: ThüringenForst, M. Krummrich (Foto B. Keller), L. Stephani Druck: Landesamt für Vermessung und Geoinformation, Erfurt Auflage: 200, September 2018 Die Wälder von ThüringenForst Dieser Bericht ist auf PEFC- sind nachhaltig naturnah be- zertifiziertem Papier gedruckt. wirtschaftet und PEFC-zertifiziert. Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, unsere Wälder haben nicht allein die Aufgabe eine nachhaltige Bereitstellung von Holz zu gewährleisten. Sie erfüllen gleichzeitig und darüber hinaus zahlrei- che Wohlfahrtsfunktionen für Mensch und Umwelt. Dies wirft Zielkonflikte auf und erfordert Kompromisse bei Planungen und Handlungen vor Ort. Der Schutz der Vielfalt von Arten und Lebensräumen, ist eine wichtige Zielstellung der Wald- besitzer als auch der Landesregierung. Dabei steht insbesondere der Schutz ge- fährdeter Arten im Fokus. Beim Haselhuhnschutz gibt es starke Initiativen und Erfolge privater Waldbesitzer und beim Auerhuhn, als imposanten Vertreter der Wald-Vogelwelt, können wir auf langjährige und erfolgversprechende Schutz- bemühungen der Landesforstanstalt verweisen. Auf einer Fläche von mehr als 40.000 ha werden seit mehreren Jahren geeignete Lebensräume entwickelt und Prädatoren gezielt bejagt. Dies geht nicht im Alleingang und gelingt nur mit star- ken und engagierten Partnern. Diesen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Als sich seit den 1980er Jahren durch Immissionsschäden und Reinbestands- wirtschaft vor allen in den Nadelwäldern ein dramatischer Rückgang der Au- erhuhnvorkommen abzeichnete, stand die Entscheidung an „zuschauen oder handeln?“ Mit Unterstützung vieler Experten und Ehrenamtlicher entschied sich die Landesregierung zu Beginn der 1990er Jahre konsequenterweise für einen aktiven Schutz des Auerhuhns und für Maßnahmen, die ein Aussterben dieses größten heimischen Waldhuhns in Thüringen verhindern sollen. Dank vorliegender Schutzkonzepte und dem Einsatz von ELER-Mitteln für beide Raufußhuhnarten, gelingt es eine umfangreiche Waldfläche für Balz, Fortpflan- zung und Ausbreitung bereitzustellen. Trotz allem ist sowohl das Auer- als auch das Haselhuhn in Thüringen heute eine Rote Liste Art. Durch eine konsequente Fortsetzung der naturnahen Forstwirtschaft in Verbindung mit Jagd und Schutz- konzepten gelingt es, für das Auer- und auch das Haselhuhn den Druck durch Feinde zu mindern sowie lichte Waldstrukturen und Baumartenreichtum zu schaffen. Solche reich strukturierte Wälder bieten ebenso Lebensräume für vie- le weitere schützenswerte Arten, wie Schwarzstorch, Waldeidechse, Kreuzotter, Tagfalterarten, Waldameisen sowie verschiedene Specht- und Eulenarten. Für ihre Anstrengungen bei der Umsetzung praktischer Schutzbemühungen ge- bührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Reuß’schen Forstverwaltung Wurzbach und von ThüringenForst Dank. Insbesondere in Kooperation mit Part- nerinnen und Partnern aus der Naturschutzverwaltung, den Naturschutzverbän- den, dem Landesjagdverband, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sowie privaten und kommunalen Waldbesitzern kann die Erhaltung der Raufußhuhn- arten in Thüringen zum Erfolg führen. Dieser Bericht reiht sich an die Projektberichte seit dem Jahr 2012 und infor- miert über die aktuellen Schutzbemühungen für Auer- und Haselhuhn. Ich wünsche den Projekten einen stetigen Verlauf, gutes Gelingen und Ihnen viel Freude beim Lesen. Birgit Keller Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Verwaltungsratsvorsitzende ThüringenForst Jahresbericht 5 2017 Einleitung Auerhuhnprojekt [Lebensraumverbesserung] Die Fläche natürlicher Auerhuhnbiotope in Europa ist beschränkt. Während die Waldgebiete im borealen Experten sehen im zunehmenden Verlust geeigneter Lebensräume und im zunehmenden Nutzungsdruck Waldgürtel fast vollständig vom Auerhuhn besiedelt sind, sind die Auerhuhnpopulationen in Zentraleuropa auf geeigneten Flächen die Hauptursache für den dramatischen Rückgang vieler Raufußhuhnarten (Berg- oft klein und isoliert. Viele weisen rückläufige Bestandestrends auf (Klaus et al. 1989, 1995, Suchant et mann et al. 2003, siehe auch Jahresbericht 2015 und 2016 ThüringenForst). Für ThüringenForst ist damit al. 2008). Auch in Thüringen war der Bestand trotz langjähriger Bemühungen zum Schutz des Auerhuhns bewiesen, dass ein alleiniger Fokus auf die Bestandesstützung keinen nachhaltigen Erfolg um die Erhal- bis 2013 stark rückläufig. Obwohl sich seit 2-3 Jahren eine leicht positive Entwicklung abzeichnet, stufen tung dieser Art bringen kann. Die Herstellung großflächiger Lebensräume (Wegge et al. 1990) kann andere Experten die Bestandessituation keineswegs als stabil ein. Defizite ausgleichen. In der derzeitigen Phase des Projektes legt ThüringenForst daher einen klaren Fo- kus auf die Aufwertung vorhandener Waldbestände und auf den Aufbau lichter und alter Waldstrukturen Angesichts dieser Bestandessituation läuft seit 2012 ein Schutzprojekt, in dem die weitgehend geklärten (Scherzinger 1996, Finne et al. 2000), auf die Schaffung von Verbindungsflächen (Trittsteinbiotopen) und Rückgangsursachen berücksichtigt und schrittweise beseitigt werden (Seiler et al. 2000, Siano & Klaus damit langfristig auf die Entstehung eines größeren Lebensraumverbundes. Viele dieser Maßnahmen las- 2013, Klaus 1984, Klaus 1990, 1995). Die Zielstellung dieses Projektes ist auf mittelfristige Sicht die Um- sen sich problemlos und kostengünstig in die reguläre forstliche Bewirtschaftung integrieren (Boock et al. setzung von Lebensraum verbessernden Maßnahmen in jedem Revier mit Auerhuhnlebensräumen. Der 1995, Scherzinger 2002, Suchant 2002) und sie begünstigen ebenfalls andere seltene bzw. geschützte Ar- Schwerpunkt liegt auf den EU-Vogelschutzgebieten mit der Zielart Auerhuhn. Die erforderlichen Maßnah- ten wie beispielsweise Waldeidechsen, Kreuzottern, Ziegenmelker, Sperlingskauz, Waldameisen und viele men werden flächenscharf durch die Ergebnisse der laufenden Habitatkartierung festgelegt (Siano 2013 Waldschmetterlingsarten (Hoffmann 2006). Zusätzlich werden angepasste Schalenwilddichten über die bis 2016). Außerdem wird eine Erhöhung des aktuellen Auerhuhnbestandes durch die jährliche Aussetzung Umsetzung neuer jagdlicher Konzepte angestrebt, hierbei liegt besonderer Fokus auf Rot- und Schwarz- von Vögeln aus naturnaher Aufzucht und 2017 erstmals durch schwedische Wildfänge realisiert. Unterstützt wild. Durch naturnahen Waldbau entstehen vielfältige und strukturierte Bestände, die viel Potenzial bie- wird dies durch ein abgestimmtes Prädatoren- und Schalenwildmanagement (Fuchsbejagung, Regelung der ten. Weitere Hinweise zu geeigneten Maßnahmen und der Waldbewirtschaftung in Auerhuhngebieten fin- Schwarzwildbejagung in Vogelschutzgebieten, Kirrungsverbote). Begleitet wird es von einem jährlichen Au- den sich im Faltblatt „Auerhuhnlebensräume durch Waldwirtschaft gestalten“, welches sich auf unserer erhuhnmonitoring und einer wissenschaftlichen Bewertung der Bestandesstützungsmaßnahmen. Website als pdf-Dokument herunterladen lässt. Wichtigste Ziele sind eine natürliche Reproduktion und eine Etablierung von traditionellen Balzplätzen. Die Erfassung und Kartierung der potentiellen Lebensräume für das Auerhuhn bildet die Grundlage für die Eine weitere Verkleinerung der von Auerhühnern genutzten Flächen soll gestoppt und besiedelte Gebiete Planung von Lebensraumgestaltungsmaßnahmen. Die Projektkoordination stimmt die einzelnen Flächen über Habitatbrücken im Sinne einer Metapopulation miteinander vernetzt werden. mit den Revierförstern vor Ort ab, und es erfolgt eine revierweise Planung für jedes Forstwirtschaftsjahr. Die seit 2012 laufenden Kartierarbeiten werden nach Ausschreibung im Rahmen eines Werkvertrages durch das Büro für Naturschutz und Forstplanung (Dr. Ralf Siano, Dresden) durchgeführt. Diese mehrjährige Kartierung bedeutet zwar erheblichen Aufwand und Kosten, erfüllt aber eine wichtige Forderung der IUCN (International Union for Conservation of Nature) für Wiederansiedlungsprojekte. Das Untersuchungs- gebiet umfasst 41.700 ha, wovon bereits 26.500 ha in vier Kartiergebieten bearbeitet wurden. Das Kar- tiergebiet umfasst nur die Waldflächen, die bezüglich der bekannten Ausschlusskriterien (u.a. Höhenlage, Baumarten) als Auerhuhnlebensraum in Frage kommen. Abschließend wurde im Jahr 2017 der Bereich um den Langen Berg (FoA Gehren) kartiert und dabei eine Fläche von ca. 640 ha abgedeckt. Damit ist das Projektgebiet, welches 2012 definiert wurde, vollständig erfasst. Aufgrund großflächig geeigneter Habitat- strukturen wird die Kartierung 2018/2019 nach Süden auf wichtige Bereiche des Forstamtes Sonneberg ausgeweitet. Auerhahn in Heidelbeerdecke [Foto: Dr. S. Klaus] Optimaler Auerhuhnlebensraum am Hasenhügel Revier Reichmannsdorf, Forstamt Neuhaus [Foto: Dr. S. Klaus] 6 Jahresbericht Jahresbericht 7 2017 2017 Aus der Kartierung gehen die Qualität der Lebensräume und deren räumliche