In Der Kältekammer Söhne Gegen Den Vater, Stiefmutter Gegen Die Söhne – in Der Familie Kohl Wird Nur Noch Gestritten

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In Der Kältekammer Söhne Gegen Den Vater, Stiefmutter Gegen Die Söhne – in Der Familie Kohl Wird Nur Noch Gestritten Titel In der Kältekammer Söhne gegen den Vater, Stiefmutter gegen die Söhne – in der Familie Kohl wird nur noch gestritten. Es geht um das Gedenken an die Mutter, unerfüllte Liebe und das Leben im Schatten der Politik. Das Bild des Staatsmanns Helmut Kohl droht vom privaten Drama überlagert zu werden. ein Platz wäre in der ersten Reihe testens seit Dienstag vergangener Woche Kein CDU-Politiker hat jemals mehr gewesen, gleich vor dem mächtigen jeder, der sehen und lesen kann. Wie Stimmen auf sich vereinen können; 43,7 SAltar neben den dunklen Holz - schlimm muss es um eine Familie stehen, Prozent der Wahlberechtigten votierten bänken, auf denen die Sitze für die engs - wenn nicht einmal das Gedenken an die 1976 für den Christdemokraten, so ein Er - ten Familienangehörigen reserviert wa - tote Gattin und Mutter die verfeindeten gebnis hat nicht einmal Konrad Adenauer ren. Alles war seit langem vorbereitet Parteien noch einmal zusammenzuführen geschafft. Keiner wurde aber auch so an - für den Auftritt des Altkanzlers bei der vermag, und sei es nur für zwei Stunden? gefeindet, ja geradezu lustvoll verspottet Gedenkfeier, mit der noch einmal der So einem Familiendrama hat die Repu - wie der Mann aus der Pfalz. Für seine Frau gedacht werden sollte, die bis zum blik noch nicht beigewohnt. Es ist ein zu Verächter war er erst die Birne, der Tor, Schluss treu an seiner Seite gestanden Herzen gehender Stoff, der in diesen Wo - das Trampel; ein Betriebsunfall der Ge - hatte. chen öffentlich aufgeführt wird, geeignet schichte, den schon die nächste Wahl wie - Zehn Jahre ist es jetzt her, der korrigieren würde. Dann, dass sich Hannelore Kohl das als er immer länger regierte, Leben nahm. In der Nacht war er die Machtmaschine, vom 4. auf den 5. Juli 2001 die alles niederwalzte, was schluckte sie eine Überdosis sich ihr in den Weg stellte. Schlaftabletten, bevor sie zum Zu seinem 80. Geburtstag Sterben ins Schlafzimmer ging; vor einem Jahr sah es kurz so die Ärzte legten den Todeszeit - aus, als würden sich auch die punkt später auf die Stunde ärgsten Kritiker zu vorsichti - zwischen 22 und 23 Uhr fest. gem Lob bereitfinden. Selbst Zehn Jahre sind eine lange die Spendenaffäre schien zu Zeit, in der vieles verblasst, S verblassen neben den Leistun - S E R auch die Erinnerung an einen P gen des Riesen aus Oggersheim, N O von vielen bewunderten und I der den Deutschen nicht nur T C A geliebten Menschen, aber als / die Einheit gebracht hatte, son - K L das Streichorchester in der A dern auch den Euro und damit H C S Dreifaltigkeitskirche zu Spey - T einen prominenten Platz in der U G er am vergangenen Dienstag N Mitte Europas. Vor allem diese E T S zur Gedenkfeier aufspielte, R Leistungen versöhnen viele im O H war das Kirchenschiff bis auf T Nachhinein mit dem Mann, den letzten Platz besetzt. 900 Kohl-Söhne Peter, Walter*: Nur das Familienoberhaupt fehlte dem sie so lange in herzlicher Gäste waren in die Domstadt Abneigung verbunden waren. gekommen, um der Toten noch einmal für einen großen Film, nur dass sich die - Nun tritt neben den Kanzler der Ein - ihre Reverenz zu erweisen, Freunde, Weg - ses Drama nicht auf der Leinwand entfal - heit wieder ein anderer Mensch, macht - gefährten, einfache Parteimitglieder, vor - tet, sondern in einer der prominentesten versessen, selbstsüchtig, auch im Privaten neweg die Söhne Walter und Peter. Familien des Landes. Es geht um uner - rücksichtslos, bis an die Grenze des Ent - Nur das Familienoberhaupt fehlte. In füllte Liebe, das Versagen als Vater, die schuldbaren. Und es sind nicht die der Woche zuvor hatte Helmut Kohl aus - ganz normale Schludrigkeit und Schuftig - Schlechtredner aus den Medien, die richten lassen, dass er es vorziehe, zu Hau - keit in einer Ehe, die am Ende in die Ka - Frechlinge und Nörgler, die ihm jetzt se zu bleiben, in seinem Bungalow in Og - tastrophe münden. Diese Tragödie spielt nachstellen und deren Abwertung Kohl gersheim. Auch der kleinen Trauerfeier im wirklichen Leben, wo normalerweise immer leicht als interessengeleitet abtun am Grab, bei der die Söhne am Morgen die Vorhänge fest verschlossen sind, und konnte. Die Angriffe kommen aus dem einen Kranz niederlegten, war er absichts - trotzdem können alle zusehen, als säßen persönlichen Umfeld, in dem politische voll ferngeblieben. Von Oggersheim nach sie im Kino. Wann hat es das schon ein - Erwägungen keine Rolle spielen. Speyer sind es 25 Kilometer, man legt die - mal in der Politik gegeben? Wenn die eigenen Kinder gegen einen se Strecke mit dem Auto in 20 Minuten Wenn der Name Helmut Kohl fällt, aufstehen, rückt der Charakter eines Men - zurück, aber der Patriarch fand es an die - merken die Deutschen noch immer schen in den Vordergrund. Ausgerechnet sem Tag offenbar unerträglich, nach Jah - schnell auf, auch 13 Jahre nach Ende sei - eine Politikerfamilie, die immer Wert auf ren des Schweigens und Wegdrehens wie - ner Kanzlerschaft. An Kohl scheiden sich den Respekt ihres Privatlebens legte, brei - der neben seinen Söhnen zu stehen. die Geister, dieses gefühlsgesättigte Inter - tet nun noch das Privateste in aller Öf - Es gibt kaum etwas, was eine Familie esse ist bis heute abrufbar. fentlichkeit aus, und alle werden zu Zeu - so vereint wie die Trauer – oder im gen und Richtern gemacht. So geht es in schrecklichsten Fall auch entzweit. Nichts * Am 5. Juli bei der Gedenkfeier für ihre Mutter Han - diesem Drama auch um die Frage, wie ist mehr gut im Hause Kohl, das weiß spä - nelore in Speyer. die Deutschen den greisen Kanzler ein - 32 + ,*% # & 28/2011 A P D / R E L G U K N E Altkanzler Kohl F F E T S + ,*% # & 28/2011 33 mal in Erinnerung behalten werden: als großen Staatsmann oder als eisigen Ego - isten. Das verleiht dem Familienstreit sei - ne politische Dimension. Der Tag in Speyer ist der vorläufige Hö - hepunkt einer Zerrüttung, die im Januar ihren Anfang nahm, mit dem Erscheinen eines Erinnerungsbuchs aus der Feder des ältesten Sohnes Walter, 47. „Leben oder gelebt werden“ hat es der Autor genannt, womit schon im Titel klar war, dass es hier nicht um einen normalen Rückblick ging. Vor vier Wochen folgte die Biografie Han - nelore Kohls, verfasst von dem Filme - macher und langjährigen Wegbegleiter Heribert Schwan. Gerade wegen ihrer rückhaltlosen Bewunderung für die Kanz - lergattin kommt sie zu einem besonders vernichtenden Urteil über den Altkanzler. Und das ist noch längst nicht das Ende der medialen Aufbereitung der Kohl- Saga. Seit Mitte vergangener Woche liegt in den Buchhandlungen der Bildband „Hannelore Kohl – ein deutsches Leben“, herausgegeben von Sohn Walter, zusam - men mit der Kohl-Biografin Dona Kuja - cinski und dem Fotografen Helmut R. Schulze. Demnächst soll der Film folgen, ein erster Drehbuchentwurf ist in Auftrag, Mitarbeit hier: Peter Kohl, 45. Die Fronten in diesem Familienstreit scheinen klar gezeichnet. Da ist der ehe - N mals übermächtige Vater, vom Alter ge - O M I S zeichnet, aber unversöhnlich und starr - N E V sinnig wie eh und je. Ihm zur Seite steht S die zweite Frau Maike Richter, 35 Jahre Familienvater Kohl in Oggersheim 1973: Später Akt der Emanzipation jünger, die die Pflege des greisen Patriar - chen und den Schutz seines Erbes zur ih - Konservatismus vor aller Augen in Stü - Die Politik ist ein gefräßiges Tier, es rer Lebensaufgabe gemacht hat. cke fällt. Die Kohls waren zu ihren guten verschlingt die Zeit eines Menschen, der Und da sind die beiden Söhne, zwei Zeiten ja weit mehr als ein normaler Fa - sein Glück in ihr sucht. Er habe sich früh unglückliche Männer, die jahrelang unter milienverband. Sie standen für alles, was abgewöhnt, bei seinem Vater „Verbind - der Nichtbeachtung gelitten haben und den Leuten im rechten Lager lieb und lichkeit, vielleicht gar Innigkeit vorzufin - sich nun aus dem Schatten lösen wollen, teuer war und die Linken im Land min - den“, hat Lars Brandt vor Jahren in sei - in einem späten Akt der Emanzipation. destens so inbrünstig zu verachten ge - nem Erinnerungsbuch „Andenken“ ge - Dazwischen gibt es noch die Mutter, der lernt hatten. schrieben. Willy Brandt heißt in diesem aus dem Grab heraus ein anderer eine Man muss sich nur noch einmal die Bil - Buch nur „V.“, so unterschrieb er seine der aus glücklicheren Tagen ansehen. Da Briefe, als er nicht mehr Papa oder Vater „Überall schlägt das stehen die brav frisierten Kinder um den genannt werden wollte. Schon dieser Text Esstisch, an dem der Kanzlervater Platz gab einen Eindruck, welcher Verzicht den Unverständnis durch, eine Wut genommen hat, von der Seite blickt die Angehörigen abverlangt wird. Auch bei über das gestohlene Leben.“ Mutter gütig lächelnd auf die Szene. In Susanne Schmidt konnte man in ihren dieser Welt war die Ehe noch eine ver - wenigen Interviews zwischen den Zeilen Stimme verleiht, gegen den Vater, aber lässliche Grundeinheit der Gesellschaft, lesen, wie sehr sie unter der Dauerabwe - auch gegen die Kinder, die sie angeblich in der jeder seinen festen Platz hatte: der senheit des Vaters gelitten haben muss. im Stich ließen, als sie deren Beistand am Mann als Oberhaupt und Ernährer, die Aber noch nie hat jemand so scho - nötigsten gebraucht hätte. Frau als stillsorgende Kraft, die den La - nungslos aus der Kältekammer einer Das Publikum schwankt zwischen Fas - den mit Umsicht zusammenhielt. Es sind Kanzlerfamilie berichtet wie Walter Kohl. zination und Entsetzen. Das Interesse an Aufnahmen, wie sie in vielen Familien - Überall schlägt das Unverständnis über der Familientragödie ist gewaltig. Seit 22 alben aus den mittleren Jahren der Repu - den Vater durch, eine Wut über das ge - Wochen steht „Leben oder gelebt wer - blik zu finden sind, aber nun kann man stohlene Leben, die seinen Bericht so un - den“ auf den vorderen Plätzen der Best - sie nicht mehr anschauen, ohne sich un - versöhnlich macht, trotz aller Beteuerun - sellerlisten, knapp 200 000 Exemplare hat willkürlich zu fragen, was gestellt ist und gen, versöhnen zu wollen.
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