FILM

Premieren

Ab 27.2. About Schmidt Regie: . Mit Jack Nicholson, Hope Davis, Dermot Mul- roney. Zunehmend deprimierende Tragikomö- die über Jack Nicholsons Fähigkeit, sich in den unauffälligen Ruheständler War- ren Schmidt zu verwandeln und dabei je- derzeit Jack Nicholson zu bleiben – wes- halb Alexander Paynes Oscar-nominier- tes Trauerspiel über einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau auf Selbster- kundung geht, treffender „About Nicholson“ heißen sollte.

Chicago Tukur in „Solaris“: Regie: Rob Marshall. Mit Renée Zell- „Sie haben einen sehr weger, Catherine Zeta-Jones, Richard talentierten Hund“ Gere, John C. Reilly. Chicago 1929, die Welt als Bühne: Rob Marshalls virtuos in Szene gesetztes, bisweilen mitreißendes Musical ist vergnüglich, nicht obwohl, sondern weil die Geschichte vorhersehbar ist. Schwerelos in Hollywood Nebenbei macht der Film deutlich, was für eine Luftnummer „Moulin Rouge“ Der Hamburger Schauspieler Ulrich Tukur spielt in war. Für 13 Oscars nominiert. „Solaris“ neben dem Superstar . Ab 6.3. Deutsche Schauspieler haben in Hollwood nicht viel zu sagen, oft nur zwei Wörter: Frida „Heil Hitler!“ Dann ist der Kurzauftritt im Nazi-Kostüm auch schon wieder vorbei; Regie: Julie Taymor. Mit Salma Hayek, das Warten auf die nächste Rolle beginnt. Es gibt sehr viele Schauspieler in Hollywood, Alfred Molina, Geoffrey Rush. Leben und Sterben von Frida Kahlo, die auf Kommando „Heil Hitler!“ sagen können. Mexikos großer, leidenschaftlicher Ma- Auch der ewige Grenzgänger Ulrich Tukur – Schauspieler, Musiker und Noch- lerin, produziert, gespielt und inter- Intendant der Hamburger Kammerspiele – hat schon etliche Nazis und ebenso viele pretiert von Salma Hayek, Mexikos Widerstandskämpfer gespielt. Vergangenes Jahr war er im Kino als SS-Offizier in kleiner, leidenschaftlicher Schauspie- Constantin Costa-Gavras’ Papst-Drama „Der Stellvertreter“ zu sehen. Seine erste lerin (s. Seite 6). Alfred Molina char- miert als Fridas zeitweiliger Ehemann Hollywood-Rolle bekam Tukur, 45, jetzt jedoch ausgerechnet in „Solaris“, einem Diego Rivera, Geoffrey Rush hat sich Science-Fiction-Film. Keine Nazis weit und breit, dafür Oscar-Preisträger Steven als Leo Trotzki verkleidet. Schöne Mu- Soderbergh („Ocean’s Eleven“) als Regisseur und George Clooney als Kollege. Es gibt sik gibt’s natürlich auch. nicht viele Schauspieler in Hollywood, die in dieser Liga anfangen können. In „Solaris“ (Start: 6. März) spielt Tukur den Leiter einer Raumstation, der per Vi- Manhattan Love Story Regie: Wayne Wang. Mit Jennifer Lo- deobotschaft einen Psychologen (Clooney) um Hilfe bittet und sonst nur in Rück- pez, Ralph Fiennes. blenden auftaucht – der einzige scheinbar normale Mensch unter lauter Neurotikern. Warum, um alles in der Welt, kredenzt Um die Rolle zu bekommen, hatte Tukur einige Drehbuchsätze in seine Videokamera Wayne Wang in seiner Aschenputtel- gesprochen: Eine Szene vertonte er am Klavier, bei einer anderen filmte er seinen Komödie einem glutvollen Zimmer- Hund, einen Wolfspitz. „Ich war nicht ganz nüchtern“, sagt Tukur, doch Soderbergh mädchen mit Hang zu Höherem aus- gerechnet den hölzernen Ralph Fien- gefiel das Band: „Sie haben einen sehr talentierten Hund“, schrieb der Regisseur. Drei nes als Objekt der Begierde? Wochen später begannen die Dreharbeiten. Zwei Monate war Tukur dafür in Los An- geles, nur sieben Tage stand er vor der Kamera. „Ich weiß, dass ich mit der Rolle Solaris keinen Blumentopf gewinnen kann“, sagt Tukur, doch es habe ihn gereizt, „einmal Regie: . Mit George in das Innere der Maschinerie Hollywoods zu gucken“. Fazit: „Die kochen dort auch Clooney, Natascha McElhone, Ulrich Tukur nur mit Wasser“, es gehe aber am Set sehr viel entspannter zu als in Deutschland. Neuverfilmung des Science-Fiction- Und das Ergebnis? Nun ja, meint Tukur, „Solaris“ sei „wie ein Wein – der muss lan- Klassikers von Andrej Tarkowskij ge liegen“. MARTIN WOLF (1972) nach Stanislaw Lem: Im Hier

42 3/2003 KulturSPIEGEL und Jetzt oder Dort und Nie er- schrecken den Weltraumpsychologen Ab 20.3. Festivals Kelvin Fleisch gewordene Wunschvor- It’s All About Love stellungen und tiefe Menschheitsfra- Regie: Thomas Vinterberg. Mit Joaquin gen nach Sein, Schein und gut funk- Phoenix, Claire Danes. Brüssel: 21. Internationales Fantasyfilm-Festival tionierendem Sci-Fi-Kino (s. Seite 42). Nach dem Erfolg seines Dogma-Films 14.-29.3., www.bifff.org „Das Fest“ wollte Thomas Vinterberg Etwa 100 Thriller, Fantasy- und Science-Fiction-Filme, in allem das genaue Gegenteil machen 80 davon als Premiere. Die Retrospektive gilt Fantasy- Ab 13.3. – weshalb er sich nach dieser gestelz- Filmen aus Mexiko; gezeigt werden u. a. Werke von Adaptation ten, pappsteifen Fingerübung über die Alejandro Jodorowsky und Juan López Moctezuma. Regie: Spike Jonze. Mit , Himmelsmacht der Liebe endlich wie- , . der dem Kino zuwenden kann. : 75. Academy-Awards-Verleihung Nach dem Erfolg von „Being John Mal- 23.3., www.oscar.com kovich“ legt Spike Jonze ein Schel- Rob Marshalls Musical „Chicago“ (13 Nominierungen) menstück nach: Nicolas Cage (in ei- Ab 27.3. und Martin Scorseses „Gangs of “ (10 No- ner Doppelrolle) spielt einen Dreh- The Hours minierungen) sind die Favoriten der Oscar-Nacht. Ca- buchautor, der sich aus lauter Ver- Regie: Stephen Daldry. Mit Nicole Kid- roline Links „Nirgendwo in Afrika“ ist für den Oscar zweiflung in sein eigenes Script hin- man, Julianne Moore, Meryl Streep. als bester fremdsprachiger Film im Rennen. einschreibt. Die ersten zwei Drittel Drei Frauenschicksale aus unterschied- sind umwerfend, das konventionelle lichen Epochen verknüpft Regisseur Ste- Ende ist ernüchternd. Dafür war Chris phen Daldry so geschickt, dass sein Film Cooper nie so gut wie hier. für neun Oscars nominiert wurde, dar- Neue DVDs unter Nicole Kidman mit Gumminase Extreme Ops als beste Darstellerin, Julianne Moore Regie: Christian Duguay. Mit Devon für die beste weibliche und Ed Harris für Sawa, Bridgette Wilson. die beste männliche Nebenrolle. „Über den Dächern von Rasantes Sportdrama über ein paar Nizza“ (Paramount) ☎ Werbefilmer, die sich bei Dauerbe- Das Dschungelbuch 2 Alfred Hitchcocks romantische schallung waghalsige Ski- und Skate- Regie: Steve Trenbirth. Komödie über einen ehemali- board-Stunts in den Karawanken lie- Lahme Spätfolge um den Dschungel- gen Juwelendieb (Cary Grant), fern. Und irgendwo im Schnee friert bub Mowgli, der sich in einem Dorf der erneut in Verdacht gerät, Klaus Löwitsch in seiner hinterletzten hinterm Urwald in eine neue Familie als jemand seinen Stil kopiert, Rolle als serbischer Kriegsverbrecher. eingliedern soll. 1954 an der Côte d’Azur ge- dreht mit einer strahlenden Das Leben des David Gale Femme Fatale Grace Kelly, die hier später Regie: . Mit Kevin Spacey, Regie: Brian De Palma. Mit Rebecca ihren Fürst Rainier von Monaco kennen lernte. Im Kate Winslet, Chris Warner. Romijn-Stamos, Antonio Banderas. Making-of erinnert sich Patricia Hitchcock, die In diesem überkonstruierten, überlan- Aus kühlen Bildern, wechselnden Per- Tochter des Meisters, an die sonnige Stimmung, gen Anti-Todesstrafen-Thriller demon- spektiven und einer schillernden Schön- die am Set herrschte. Der Kameramann Robert strieren Aktivisten von Death Watch heit mit Paparazzo im Gefolge arran- Burks erhielt für den Film einen Oscar. auf bizarre Weise, dass auch der texa- giert Brian De Palma einen elegant-pi- nische Rechtsstaat Unrecht tut und aus kanten Hochglanz-Thriller um einen „The Cotton Club“ (Kinowelt) Schlamperei Unschuldige hinrichtet. Diamantenraub der erotischen Art. ☎ Francis Ford Coppolas be- Dem Himmel so fern Below – Da unten hört dich niemand schwingte Hommage an die Regie: . Mit Julianne schreien jazzseligen Zwanziger, mit Moore, Dennis Quaid, Dennis Haysbert. Regie: David Twohy. Mit Matt Davis, Richard Gere, Nicolas Cage, Todd Haynes („Safe“, „Velvet Gold- Olivia Williams. Bob Hoskins sowie James Re- mine“) meets Douglas Sirk: Auf den Als Drehbuchautor hat Twohy an Main- mar als Gangster Dutch ersten Blick ist der Film eine maß- stream-Ware wie „G. I. Jane“ und „Wa- Schultz, der Gere in Mafia-Krei- stabgetreue Abbildung des Fünfziger- terworld“ mitgestrickt, als Regisseur se einführt, als jener ihm das Jahre-Kleinstadtmiefs, auf den zwei- profiliert er sich mit genügsamen Gen- Leben rettet. Der Film floppte 1985 bei Kritikern ten eine Aushöhlung durch Über- refilmen. Der U-Boot-Spuk „Below“ und Publikum; vielleicht bietet die DVD aus diesem höhung. Trotzdem bleibt der Ein- erreicht zwar nicht die Intensität sei- Grund außer dem Kino-Trailer keinerlei Extras. druck, dass Haynes ein bisschen angibt nes Sci-Fi-Thrillers „Pitch Black“, mit seinem stilistischen Virtuosen- überzeugt aber trotz einiger Längen „Bella Martha“ (MC One) ☎ tum. durch atmosphärische Spannung. Sandra Nettelbecks anrühren- der Film über die Sinnlichkeit Roberto Benignis Pinocchio 24 Stunden Angst des Essens und darüber, dass Regie: Roberto Benigni. Mit Roberto Be- Regie: Luis Mandoki. Mit Charlize die Liebe macht, was sie will. nigni, Nicoletta Braschi, Mino Bellei. Theron, Courtney Love. Im Making-of preist die Regis- Dass Benigni den Pinocchio selbst Auf Grund realer Entführungen in den seurin ihr Glück bei der Beset- spielt, wird als eine der größten Fehl- USA umstrittener Thriller-Flop über zung (u. a. Sergio Castellitto besetzungen in die Filmgeschichte ein- einen Kidnapper, dessen Idee, reiche als Koch, Ulrich Thomsen als gehen. Dafür ist der Ausstattung an- Kinder zu entführen, scheitert, als er Nachbar), und Martina Gedeck zusehen, wo das Budget des teuersten an Abby gerät, die genreüblich niedlich erzählt anschaulich, wie schwierig das Drehen ist, italienischen Films aller Zeiten ge- und zudem mit couragierten Eltern ge- wenn der Partner eine andere Sprache spricht. blieben ist. segnet ist. täglich aktuell: http://www.spiegel.de ☎ DVD-Hotline: Telefon: 0180 – 532 34 86, Fax: 0180 – 532 34 87 (0,12 Euro/Minute) 43