PROGRAMM 20/2007/2 11 » – sie kann alles«

Ein Gespräch mit Robert Schooley und Mark McCorkle*

Die Mitglieder von Team Possible und jetzt ist das tatsächlich im All- tion zu arbeiten. Wenn jemand Kim – sind das Helden? tag der Kinder angekommen. über ihre Website kontaktiert, dann Es sind Helden, aber wir wollten sie hilft sie. nicht zu Superhelden machen, d. h. Welche Rolle spielt Humor in der sie sind nicht unzerstörbar oder etwas Serie? Wie haben Sie die Figur Kim in der Art. Wir wollten, dass Kinder Kim Possible ist ja in erster Linie eine Possible entwickelt? sich in Kim und Ron wiederfinden Comedy-Serie. Die Serie parodiert Wir bekamen die Anfrage von den können. Was Kim macht, ist ziemlich viele der Konventionen von James- Leuten von , die eine fantastisch und unglaublich, aber Bond-Filmen und anderen Filmen neue Serie mit normalen Kindern in trotzdem muss sie sich mit Teenager- dieses Genres. Wir haben die Erfah- außergewöhnlichen Situationen woll- Problemen herumschlagen. Das war rung gemacht, dass Jungen Action ten. Bob und ich waren auf dem Weg es auch, was Disney Channel interes- mögen, auch wenn’s reine Action ist; zurück vom Mittagessen, und da habe sierte: normale Kinder in außerge- Mädchen wollen eher Persönlichkei- ich mich zu ihm umgedreht und ge- wöhnlichen Situationen. Also haben ten sehen und Beziehungen. Was sagt: »Kim Possible, sie kann alles.« wir ganz zu Anfang beschlossen: Kim Mädchen und Jungen vereint, ist, Und dann sagte Bob: »Ron Stopp- ist ein normales Mäd- dass sie gern lachen, able. Er nicht.« Und damit hatten wir chen, aber das, was sie und deswegen wollten praktisch schon das ganze Konzept. macht, ist außerge- wir eine Serie machen, Diese Namen sagen schon einiges wöhnlich. Ihre Action- in der etwas Abenteuer, über die Art der Sendung aus: Sie hat Fähigkeiten kommen einige Beziehungsge- einen Spannungsbogen, sie ist ein aus dem Cheerleading, schichten und durch- bisschen übertrieben, das Mädchen aus Gymnastik und kör- gängig viel Humor vor- ist die Actionheldin und der Junge hat perlicher Aktivität, also kommt und die dann ein den witzigen Part. aus etwas, was jedes breites Kinderpublikum Das war auch die sportliche Heraus- Mädchen tun könnte. anspricht. Und so weit forderung für uns: Im TV-Anima- Das andere, was die Se- funktioniert das auch tionsbereich gibt es den Spruch, dass rie bei der Entwicklung gut! Mädchen Programme mit einem so spannend für uns machte, sind Eine andere Sache, die wir bewusst männlichen Star sehen, Jungen aber Kims technische Möglichkeiten: ihre in Kim angelegt haben und die ihren kein Programm schauen, in dem der Website und ihr Kommunikator mit Charakter ausmacht – etwas, was Star ein Mädchen ist – warum auch Bildschirm. Als wir im Jahr 2000 mit Kinder und Erwachsene richtig gut immer! Also waren wir wirklich be- der Serie angefangen haben, gab es an ihr finden –, ist, dass sie die Mo- geistert, dass beim Serienstart eine Mobiltelefone, aber nicht jedes Kind tivation hat, anderen Menschen zu ordentliche Anzahl von Fans, die hatte eine Website. Jetzt haben das helfen. Wenn jemand Hilfe braucht, Jungs sind, zusammenkam. alle Kinder, und es macht die Welt egal ob groß oder klein, dann macht Bei der Entwicklung von Kim spielte kleiner. In der Serie wird das symbo- sie das, und wenn sie dafür eine Mit- mit hinein, dass wir selbst Töchter lisch dadurch ausgedrückt, dass Kim fahrgelegenheit nach Hongkong haben. In unserer Kindheit gab es mühelos in der Welt herumreist und braucht, wird sie von jemandem mit- Helden wie James Bond oder Captain dann pünktlich zum Abendessen da- genommen und dann kommt immer Kirk, über-lebensgroße Figuren, und heim ist. Ziemlich unrealistisch, aber der Gag: »Danke fürs Mitnehmen!« beim Spielen konnte man so tun, als das ist es, was Kinder heute übers In- – »Nein, danke Dir, dass Du uns ge- wäre man wie sie. Da haben wir ge- ternet tun! Sie können mit allen mög- rettet hast«. Das ist also ein Humor- dacht, warum sollten unsere Töchter lichen Menschen kommunizieren. element, aber auch ein schöner Cha- nicht auch so eine Figur haben, die sie Das war zu Beginn der Serie noch rakterzug von ihr, dass es ihr nicht beim Spielen nachahmen können? nicht in dem Maße verbreitet, wir um Medaillen oder Geld geht oder Wir haben das Kim-Possible-Univer- dachten, das sei neu und spannend – darum, für eine bestimmte Organisa- sum dann in Teamarbeit mit den Leu- PROGRAMM 12 20/2007/2 ten von Disney Channel, den Syn- Kim in der Originalversion, Christy mit der Synchronsprecherin von chronsprecherInnen, den Designern Carlson Romano, hat ihre Rolle toll , , schon in der und den vielen Drehbuchautoren ent- gespielt. Auch in der deutschen Über- Buzz-Lightyear-Serie zusammenge- wickelt ... alle trugen etwas dazu bei. setzung wurde ihre Stimme gut ge- arbeitet und wir entwickelten diese Wir hatten das Glück, dass wir die troffen, d. h. auch die Synchronstim- Figur für sie. In der allerersten Sit- Serie durchgängig betreuen und wi- me ist wichtig. Natürlich ist auch zung mit Joe DiMaggio, der Stimme derspruchsfrei halten konnten. Kims Persönlichkeit attraktiv, so wie von Drakken, fielen die beiden sofort wir sie angelegt haben: selbstbe- in den Umgangston, in dem sie die Was war für Sie wichtig in Bezug wusst, kompetent und positiv. Klügere ist und sarkastisch wird. Das auf das äußere Erscheinungsbild wurde dann zum Kennzeichen dieser der Figuren? Welchen Einfluss In derselben Studie ist Kim Possi- Figuren. Shego war anfangs als Stan- hatten Sie auf Kims Aussehen? ble die einzige weibliche Figur in dard- für Drakken angelegt, Wir hatten ein großes Mitsprache- den Top Ten der Jungen. Warum? aber sobald wir Nicole in dieser Rol- recht, aber der Look ist das Verdienst Jungen stehen auf die Action-Kompo- le hatten und damit spielen konnten, des Regisseurs der 1. Staffel, Chris nenten von Programmen, und wenn wurde uns klar, dass das Lustige in Bailey, und unseres großartigen Art Kim ihre asiatischen Kampfkünste deren Beziehung ist, dass sie ihn ge- Directors Alan Bodner. Er und Ste- anwendet oder einen ihrer Stunts rade noch so erträgt. phen Silver, der die Charaktere ent- macht, schauen Jungs ihr gern zu. Sie worfen hat, haben hier die Köpfe zu- finden, Kim macht das so gut, dass es Wäre Kim Ihre Traumfrau an sammengesteckt. Und weil wir eini- einfach Spaß macht, da zuzusehen. der High School gewesen? ge Erfahrung haben, was im TV-Ani- Außerdem haben wir immer wieder Aber sicher! Sie wäre uns aber mei- mationsbereich funktioniert, wussten festgestellt, dass Jungen aller Alters- lenweit überlegen gewesen! Lustig ist wir einfach, dass Kim attraktiv aus- stufen bis in die Teenagerjahre hinein in dem Zusammenhang, dass Bob sehen und dass Ron gutaussehend, Humor und ein bisschen alberne oder und ich am Anfang der Serie gedacht aber auch etwas albern sein musste. komische Charaktere lieben. Als wir haben, Ron sei die Stellvertreter-Fi- Für Kim haben wir einiges auspro- die Serie getestet haben, haben die gur für uns, also der Typ, der ein bis- biert, etwa 3 Monate lang hat das ge- Kinder gesagt: »Oh, Ron ist trottelig- schen ungeschickt ist und es gut dauert. Am Anfang sah sie aus wie komisch« und das wurde so ein biss- meint, aber die Dinge nicht so hinbe- eine typische Blondine. Das hat sich chen zum stehenden Begriff. Ron ist kommt. Gegen Ende von Staffel 1 weiterentwickelt. Ich glaube, was die kein Idiot, aber ein bisschen albern wurde uns klar: Wir sind Drakken! Design-Leute dann im Sinn hatten, und ungeschickt. Wir sind der Typ, der versucht zu war eine Art . Aber zusam- Jungen fanden auch toll, dass Ron, verstehen, wie das Internet funktio- men mit der Disney-Seite gelangten auch wenn er kein Actionheld so wie niert und es nicht schafft. Und dann wir zur Einsicht, dass das eine inte- Kim ist, alles mitmacht und sich der haben wir begriffen, dass die Serie ressante und lustige, aber kein reale Gefahr aussetzt – also er ist schon den Generationenkonflikt spiegelt: Figur ist. Da haben wir uns dafür auch mutig. In der 4. Staffel brilliert Teenies können all diese Sachen, und stark gemacht, dass Kim wie eine er da noch mehr als zuvor. Über alle dann ist da der Kerl, der völlig verwirrt echte 14-Jährige aussieht, ohne Über- Staffeln hinweg war das eine Rück- ist und bei dem nichts klappt! sexualisierung, einfach wie ein hüb- meldung, die wir immer wieder von sches, athletisches Mädchen. Sie hat Jungen bekamen: Sie wollten gern se- ein nettes, sehr ansprechendes Äuße- hen, dass Ron doch öfters mal Erfolg res, aber wir wollten aus ihr keine hat. Und in Staffel 4 hat er sich auch Videospielheldin machen. etwas entwickelt, er gewinnt Selbst- sicherheit und macht nicht mehr al- In unserer Studie zu Lieblings- les falsch. * Gekürzte Version eines Gesprächs figuren der 6- bis 12-Jährigen in zwischen Elke Schlote (IZI), Robert Deutschland steht Kim Possible Wie haben Sie die Figur der Schooley und Mark McCorkle, den bei den Mädchen auf Platz 1. Was Schurkin Shego entwickelt? Erfindern und Machern von Kim macht sie für Mädchen attraktiv? Das hat sich so ergeben! Das Verhält- Possible. Die beiden US-Amerika- Alles! Bei einer animierten Figur nis von Shego und Drakken [einem ner wirkten an mehreren Adaptio- spielt das Design eine große Rolle, männlichen Bösewicht] ist wie eine nen von Disney-Filmen für TV-Se- und Kim sieht sehr hübsch aus, aber bizarre Spiegelung der Kim-Ron- rien mit (z. B. , Hercules) man kann sich trotzdem auch in ihr Dynamik: Die Frau ist kompetent und und waren u. a. Koautoren für den wiederfinden. Die Sprecherin von der Typ ist ein Stümper. Wir haben neuen Disney-Spielfilm Enchanted.