LaVoce Gesang Starke Stimmen

1-15

4 Fünf Jahre Young Lions on Stage

6 Die belohnte Treue Opernprojekt in Erlangen

7 Stimmschonendes Interview Prof. Jerusalem Editorial Inhalt

3 Die Fördergesellschaft der Hochschule

Liebe Leserinnen 4 Gut gebrüllt: Young Lions und Leser, 5 Oper aktuell: Wo bleibt mein Fisch? diese Ausgabe von La Voce widmen wir dem ältesten 6 Oper traditionell: La Fedeltà Premiata Musikinstrument der Welt: der menschlichen Stimme. 7 Lieder ohne Worte: Das etwas andere Interview Gesang ist eine der elemen- tarsten Arten musikalischer Kreativität – und gleichzeitig 8 Gesang lehren und lernen eine der vielfältigsten Erschei- nungsformen unserer Musik- 9 Geklebt oder gebunden: Vokalkorrepetition kulturen. Diese Vielfalt be- leuchten wir in den Artikeln 10 Im Interview: und Interviews des vorlie- Susanne Kelling und Marcelo Amaral genden Heftes: Da geht es um Sologesang, vokale Kammermusik, Vokalkorrepetition und vieles mehr. 12 Personalia Gleichzeitig erhalten Sie Einblick in die Sichtweisen unserer Lehrenden und Studierenden auf das große 14 Erfolgreich im Wettbewerb Thema Gesang im Musikstudium. Schließlich sind die verschiedenen Gesangstudiengänge – in der 16 Noten und CDs künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Ausbildung, in den Mastervertiefungen Musikthea- ter, Konzert und Barockgesang, in der aktuellen Musik und nicht zuletzt im Jazz – zentrale Elemente unserer Hochschule. Und dort, wo Worte nicht mehr in der Lage sind, dass Phänomen Gesang an- gemessen zu beschreiben, greifen wir auf Bilder zurück – so können Sie zum ersten Mal in La Voce auch ein Bildinterview genießen. Es fügt sich, dass auch der Rückblick auf ausgesuchte Veranstaltungen des vergangenen Semesters zwei originelle und erfolgreiche Musiktheaterprodukti- onen beinhaltet. Außerdem informieren wir Sie in Impressum bewährter Manier über Förderung, Wettbewerbs- erfolge und Veröffentlichungen von Hochschulange- hörigen. Herausgeber: Der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg · Veilhofstraße 34 Zur Musik und zum Leben gehört leider auch der 90489 Nürnberg · Tel. 0911/231-14428 · [email protected] Abgesang. Die Hochschule für Musik Nürnberg be- Redaktion: Franziska Knogl, Renate Reitinger (verantwortlich), Martin Ullrich klagt überraschende und schmerzliche Todesfälle im Kreis ihrer Angehörigen und Förderer, derer wir Mitarbeit: Berenike Beitzel, Holger Berndsen, Alfons Brandl, Werner Dörmann, ehrend und voller Trauer gedenken. Magdalena Fleck, Johannes Mannov, Israel Martins dos Reis, Constanze Wagner Nun wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre Fotos: Sören Balendat, Thomas Ballenberger, Carolin Ritter, wildundleise und grüße Sie herzlich, Gestaltung: mey-agentur.de

Druck: Gutenberg Druck + Medien, Uttenreuth Ihr Martin Ullrich Erscheinungsweise: zwei Mal im Jahr

Auflage: 1.500

Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder und erscheinen in Verantwortung der Autorin bzw. des Autors. Die Redaktion behält sich vor, Artikel und Zuschriften zu veröffentlichen und zu kürzen. Der Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigung. Seite 2 LaVoce 1-2015 Unterstützung von Anfang an: Die Fördergesellschaft der Hochschule

Die Gesellschaft der Förderer der Hochschule für Musik Nürnberg e.V. unterstützt seit vielen Jahren Studierende unseres Hauses durch Pro- jektförderungen und Einzelförderungen in be- trächtlichem Maße. In den Gründungsjahren der staatlichen Hochschule stand sie der Hochschul- leitung, den Lehrenden und Studierenden immer mit Rat und Tat zur Seite und tut das auch jetzt Der Vorstand der Fördergesellschaft (oben) und ihr Vorsitzender Prof. Dr. Reiner Gast (re.) noch. Vizepräsident Prof. Alfons Brandl traf den Vorsitzenden der Gesellschaft Prof. Dr. Reiner Gast zum Gespräch.

Lieber Herr Prof. Gast, wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit? Könnte eine gezielte Alumni-Betreuung Wir begleiten die junge Hochschule in Nürnberg von Anfang einen Mitgliederzuwachs fördern? an und haben dies bereits bei den Vorgänger-Institutionen getan. Prof. Dr. Ullrich und ich sind der Mei- Am Anfang haben wir – in relativ bescheidenem Umfang – auch nung, dass wir diese Chance nutzen Instrumente zur Verfügung gestellt. Immer aber haben wir die sollten, um die Hochschule auch in die- Studierenden unterstützt. In einer internen Selbstbindung reser- sem Punkt weiterzuentwickeln.. Es ist ja vieren wir Jahr für Jahr 40 Prozent unserer Beiträge für Unkosten- naheliegend, dass erfolgreiche und zufrie- Zuschüsse an Studierende, die an Wettbewerben teilnehmen dene Absolventen Kontakte zu den Leh- und dazu Reiseaufwand haben, an Demo-CDs arbeiten oder renden und Kommilitonen halten wollen. Wir wollen dieses Po- auch Reisen mit Lehrenden aus anderen Anlässen durchführen. tential schrittweise bearbeiten und hoffen dann natürlich auch, Gerade in jüngster Zeit haben wir uns auch dem Thema auf diesem Wege neue Mitglieder zu gewinnen. Das könnte z. B. „Deutschlandstipendium“ zugewandt. Dies ist eine Möglichkeit, auch so aussehen, dass Alumni in den ersten zwei, drei Jahren nur unsere gesellschaftliche Verwurzelung in der Metropolregion zu einen ermäßigten Beitrag bei uns zahlen und sich erst später ent- nutzen. Wir alle haben ja Freunde und Bekannte, auch in Unter- scheiden, bei uns Voll-Mitglied (zum Jahresbeitrag von 75 Euro) nehmen. Aus diesem Beziehungsgeflecht konnten wir z. B. im zu werden. letzten Herbst sieben Deutschlandstipendien generieren. Wei- tere Förderungen mit eher sozialem Hintergrund können wir aus Welche weiteren Ziele, welche Perspektiven sehen Sie für die unseren Erna-Köhler- und Anny-Kast-Stiftungen zur Verfügung Gesellschaft der Förderer? stellen. Auch wenn die Zinserträge aufgrund des allgemein nied- Die finanzielle Förderung der Hochschule und ihrer Studieren- rigen Zins-Niveaus hierbei nicht gerade hoch sind. Aber manche den ist sicherlich der Schwerpunkt unserer Arbeit. In vielen Jah- soziale Ungerechtigkeit können wir wohl doch ausgleichen; oder ren konnten wir unsere Mitgliederbeiträge durch Spenden ver- wir nehmen Kontakt mit anderen Förderern sozialer Anliegen auf. doppeln oder sogar noch etwas höhere Beträge zur Verfügung stellen. Wichtig ist uns die Begleitung der Hochschule in der sie Wie sieht es mit der Akquise neuer Mitglieder aus? Was möchten umgebenden Gesellschaft. Ich habe vorhin bewusst den Begriff Sie erreichen? der Metropolregion verwendet. Dieser gilt eigentlich ideal so- Wir haben mit derzeit rund 250 Mitgliedern einen für die wohl für die Arbeit der Hochschule und als auch für uns als Ge- Größe der Hochschule guten Mitgliederstand. Ich habe das vor sellschaft. Schon heute befruchtet die Hochschule so viele Veran- einiger Zeit einmal aus den im Internet einsehbaren Angaben der staltungen auch außerhalb von Nürnberg, Fürth und Erlangen; anderen Musikhochschulen bzw. deren Fördergesellschaften ab- man denke nur an den sehr intensiven Konzertschwerpunkt in leiten können. Allerdings geht die Anzahl unserer Mitglieder von Neumarkt. Jahr zu Jahr leicht zurück, schon allein deshalb, weil unsere Mitglie- In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf weitere Pro- der natürlich von Jahr zu Jahr älter werden und irgendwann ein- jekte eingehen, die wir bereits realisiert haben. So haben wir das mal der Punkt erreicht ist, an dem ein älterer Mensch nicht mehr gemeinsame Volontariat des Germanischen Nationalmuseums so viel oder überhaupt nicht mehr an den Hochschulveranstal- und der Hochschule initiiert und arbeiten derzeit mit der Förder- tungen teilnehmen kann, leider. Trotzdem: Wir haben auch eine gesellschaft des Museums zusammen. Es beinhaltet die gemein- ganze Reihe von älteren Mitgliedern, die allein wegen des Förder- sam mit Herrn Prof. Groth zu stemmende Organisation des Gedankens noch bei uns im Verein sind und wirklich auch Freude Forums Historische Musikinstrumente, das jährlich mit wechselnden an der Förderung junger Menschen haben. Die beste Werbung Schwerpunkten (2016 Historische Schlaginstrumente) stattfindet, ist immer die Empfehlung durch unsere Mitglieder. Diese können sowie die Konzeption von Forschungsvorhaben, aktuell für den am besten anderen musikinteressierten Menschen vermitteln, wie bisher vernachlässigten Bereich der Tafelklaviere. RG wir arbeiten und welche Unterstützungen wir geben. Seite 3 LaVoce 1-2015 Gut gebrüllt, junge Löwen!

Das Jazzfestival Young Lions on Stage, das die Hochschule in Zusammenarbeit mit dem JazzStudio Nürnberg e. V. und der Tafelhalle im KunstKulturQuartier organisiert, feierte dieses Jahr seinen fünften Geburtstag. Der hervorragend besuchte „Junge Jazzsommer Nürnberg“ entwickelt sich stetig weiter und hat sich mittlerweile zu einer festen Größe im Nürnberger Kulturleben etabliert. Hohes Niveau Zum fünften Mal hat die erfolgreiche Veranstaltungsreihe Young Lions on Stage Beim Eröffnungs-Act am 4. Mai in der dieses Jahr den Jazzsommer in Nürnberg Tafelhalle stellte die in Nürnberg leben- eingeläutet. Im Zeitraum vom 4. bis zum de Klarinettistin Rebecca Trescher mit 23. Mai 2015 traten an 15 Terminen ins- ihrem Ensemble 11 ihre aktuelle CD gesamt 26 Bands auf und lockten ein ge- Fields vor. „Intelligent und organisch: […] mischtes Publikum aus allen Altersschich- Das hervorragende zweite Album der ten in die Tafelhalle, das JazzStudio und Klarinettistin Rebecca Trescher bedient den Heilig-Geist-Saal. sich gekonnt der Verschmelzung von afroamerikanischen Klangkonzepten. Die Grenzen Yumi Ito, charismatische Sängerin im Masterclass- zwischen durch- Ensemble der Zürcher Hochschule der Künste komponierter, de- tailreich arrangier- ter ,Kunstmusik‘ Ensemble des diesjährigen Artist in Resi- und inspirierter, dence Henning Sieverts. „Ich gebe ja viele spontan aus dem Workshops, aber dieses Ensemble ist Augenblick ge- wirklich außergewöhnlich gut“, schwärmte schöpfter Improvi- Sieverts beim Konzert über die jungen sation werden hier Löwen aus Nürnberg. ganz lässig vermi- scht“, schwärmt Internationale Vernetzung Peter Gruner in den Nürnberger Nachdem 2014 ein Gast-Ensemble der Nachrichten. Musikhochschule in Oslo beim Festival „Möglich macht aufgetreten war und man mithilfe eines das natürlich vor speziellen Fördertopfes Artists in Resi- allem ihr hervorra- dence aus den USA und aus Brasilien gendes Ensemble nach Nürnberg holen konnte, hatte man Rebecca Treschers Ensemble 11 11, welches einige auch dieses Jahr wieder bestehende inter- der besten jungen nationale Kontakte genutzt und auslän- Musikerinnen und dische Gäste eingeladen: Am 11. Mai stell- Musiker der aktu- ten sich bei der „Swiss Night“ Studieren- ellen Szene vereint“, lobt er weiterhin. de des Jazzcampus der Musik-Akademie Enorme stilistische Vielfalt „Das Ereignis des Abends liegt im Ge- Basel und ein Masterclass-Ensemble der Der Schwerpunkt lag auch in diesem samtphänomen“, bestätigt der Kritiker Pe- Zürcher Hochschule der Künste im voll Jahr wieder auf Ensembles, die von Nürn- ter Löw in der Nürnberger Zeitung. besetzten JazzStudio vor. Der Austausch berger Jazzstudierenden gegründet wur- Ein weiterer Höhepunkt war das Dop- erwies sich als äußerst fruchtbar – die den. Die stilistische Bandbreite der teil- pelkonzert am 18. Mai, ebenfalls in der Stimmung im JazzStudio war grandios und nehmenden Bands war enorm. Sie reichte Tafelhalle, mit dem Steffen Schorn Sep- nach dem Auftritt jammten Nürnberger von altbewährten Jazz-Standards der tett, das mit der Uraufführung der Suite Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit 1950er- und 60er-Jahre, wie sie zum Bei- Tiefenträume das Publikum in einen schil- den Schweizer Gästen bis weit in die spiel Sang Ganyonga mit ihrer Band prä- lernden Klangkosmos entführte. „Tiefton- Morgenstunden. Das JazzStudio hat be- sentierte, bis hin zu experimentell-avant- experte Schorn wechselt dabei perma- reits Folgeeinladungen für die eidgenös- gardistischen Projekten und ungewöhn- nent die Instrumente und holt aus dem sischen Ensembles ausgesprochen. lichen Besetzungen, wie beim Ensemble mannshohen Subbass-Saxofon oder der Hornoskop mit dem Saxophonisten Martin Bassklarinette die unglaublichsten Töne Seitz, der sich vier klassisch ausgebildete heraus“, staunt Peter Gruner in den Hornisten in die Band geholt hatte. Nürnberger Nachrichten. Die erste Hälfte des Konzerts bestritt das Workshop- Seite 4 LaVoce 1-2015 Neuer Wettbewerb Wo bleibt das Messer? Neu war in diesem Jahr der Yamaha Jazz Piano Wettbewerb, der am 5. Mai 2015 im Heilig-Geist-Saal ausgetragen wurde (s. Seite 14). Zusätzlich zur großzügigen Förderung der YA- Wo bleibt mein Fisch? MAHA Music Europe GmbH, die den Wettbewerb betraf, wur- Einer der Höhepunkte des diesjährigen Festi- de das komplette Festival finanziell von der Datev eG unterstützt. Ohne dieses wertvolle Sponsoring könnte die Veranstaltungs- vals Aktuelle Musik war die Aufführung zweier reihe nicht in dieser Art durchgeführt wer- Kurzopern des zeitgenössischen Komponisten den. Hierfür ein herzliches Dankeschön! Cord Meijering. Heimat JazzStudio Der niederländische Komponist Cord Meijering schrieb die Neben der Tafelhalle ist beiden kurzen Opernszenen mit den ungewöhnlichen Titeln das JazzStudio Nürnberg der Wo bleibt das Messer? Wo bleibt mein Fisch? ausdrücklich für wichtigste Spielort von Young Studierende einer Musikhochschule. Neben anspruchsvollen Lions on Stage. Elf Konzerte, Partien für höhere Semester tritt auch ein Chor auf, der mit meist doppelt besetzt, fanden Studienanfängerinnen besetzt werden kann. Meijering legte dieses Jahr im Rahmen des Festi- großen Wert auf den Ausdruck von Affekten, die alle in der vals dort statt. Der Vorsitzende der JazzStudio-Betreiber, Partitur festgelegt sind. Mit einer ganzen Palette an Arien, Du- Dr. Günther Rieß, zieht ein überaus positives Resümee: „Die etten und Ensembles werden die Aufführenden und das Publi- Instrumentalisten und Sängerinnen bewiesen große Vielfalt kum mit frappierender Leichtigkeit auf die „Große Oper“ vor- und Wandlungsfähigkeit, Mut zum Neuen, Verbindung zur Tra- bereiten. Die Handlung ist nicht in der Partitur festgeschrie- dition und vor allem ganz großes instrumentelles Können. Die ben, der Regisseur muss diese selbst erfinden. Und das ist Konzerte dienten nicht nur der Präsentation der Musik, sondern Michael Kerstan, der für die Inszenierung im Nürnberger Hei- auch der Kommunikation (verbal und musikalisch) der Musiker lig-Geist-Saal engagiert wurde, mit Bravour gelungen. Die mu- untereinander. Es gab sogar Jamsessions! Ein Highlight war die sikalische Leitung hatte Mariam Chatzaki aus der Dirigierklasse „Swiss Night“ – ein gutes Beispiel für die nächsten Festival-Jahre. von Prof. Guido J. Rumstadt inne. Zwischen den beiden Dass die Musikerinnen und Musiker das JazzStudio als ihre Opernszenen wurde als Intermezzo die Uraufführung des künstlerische Heimat betrachten, macht uns besonders glücklich. Werks Totentanz op. 27 gegeben, das der Master-Student Lo- Wir sind bereit für Young Lions on Stage 2016 und freuen uns auf renz Trottmann komponiert hat. die weitere Zusammenarbeit.“ FK

Hornoskop

„Waghalsige Sopran-Arie in Der überraschende Tod des JazzStudio- bester Richard-Strauss- Programmleiters und Young Lions-Mitbegrün- Zerbinetta-Tradition und ders Herbert Meixner wenige Wochen vor von Ping-Chih Chi fulminant Festivalbeginn überschattete die Konzertreihe gesungen ...“ im Vorfeld. Die große Musizierfreude der jun- Uwe Mitsching gen Stars und das begeisterte Publikum hätten ihm großes Vergnügen bereitet. Der grandiose Erfolg des fünften Jubiläums ist nicht zuletzt Herbert Meixner und seinem unermüdlichen Engagement für den Jazz-Nachwuchs zu ver- Szene aus Wo bleibt das Messer? danken. Mit großer Dankbarkeit werden wir ihn stets in Erinnerung behalten! Seite 5 LaVoce 1-2015 v

Die belohnte Treue Für die diesjährige große szenische Produktion hatte die Hochschule Joseph Haydns La Fedeltà Premiata (Die belohnte Treue) ausgewählt. Das Werk wurde – vom Publikum mit viel Applaus bedacht – an zwei Abenden (22. und 23. Februar 2015) im Markgrafentheater Erlangen aufgeführt.

Die Handlung der 1780 komponierten durch: Eine Gruppe von jungen Leuten Oper klingt absurd: Ein Ungeheuer lebt im wird gefangen gehalten. An ihnen wird er- Meer. Ihm müssen jedes Jahr zwei treue probt, wie der Mensch sich unter Liebende geopfert werden, bis sich ein Extrembedingungen verhält. Diana agiert Freiwilliger findet, dann wird der Spuk ein dabei undercover als „Nerina“ unter den Ende haben. Diesem Diktum ordnet sich Probanden. Einerseits leitet sie das Experi- alles unter: Liebende versuchen, ihre Lie- ment, andererseits unterwirft sie sich be zu verbergen, andere täuschen Liebe selbst den Regeln des Versuchs. Sechs vor, in der Hoffnung, so zu überleben. Am Figuren kämpfen um ihr Dasein. Am Ende Schluss offenbart sich ein Entschlossener gibt es einen Toten und eine Erkenntnis als Treuester aller Treuen und erklärt sich bei den anderen. bereit, sein Leben zu opfern. Joseph Haydn hatte das Werk für die Einweihung Erfolgreiche Premiere des neuen Opernhauses auf Schloss Eszterháza in der ungarischen Ebene Cora Utting lobt die „rundum gelun- komponiert. Mit seinen tragikomischen gene Aufführung“ in den Nürnberger und pastoralen Elementen wurde es zum Nachrichten und bescheinigt den Studie- „Studierenden der Hochschule wie Mitgliedern Renner an Europas Opernbühnen und renden „hohes Gestaltungsniveau“. „Klar, des Internationalen Opernstudios des Staatsthea- diente sogar Wolfgang Amadeus Mozart kräftig tragend, dabei sehr beweglich der ters (IOS) gelingt eine allen Respekt verdienende als Vorbild. Sopran von Constanze Wagner (ganz die Leistung. Vor allem glänzen die Hauptfiguren. So Chefin Diana), genauso gut geführt auch wartet Solgerd Isalv (IOS) mit einer mitreißenden Menschenexperiment als die Stimmen von Cecilia Fontaine (eine Soloszene als Celia auf. Als komische Nummer ab- köstlich flatterhafte Amaranta) und Katha- solviert Vikrant Subramanian (IOS) prächtig die Regiekonzept rina Guglhör (Lindoro/Lindora). Auch die Rolle des Conte Perrucchetto. All diese leidge- Regisseur Joachim Rathke hat das Stück Männer überzeugen: Daniel Thomas [...], prüften, sich immer wieder zu putzmunterer in seiner Inszenierung als Versuchsanord- dessen kraftvoller im Laufe der Aktionitis aufraffenden Protagonisten beweisen nung irgendwo zwischen Big Brother und Aufführung an Schmelz gewinnt, und der Gespür für Haydns Ausdruckskunst, so die lobens- Die Tribute von Panem angelegt. In einer Chinese Cheng-Hsun Lin, ein strahlender wert professionell singende Cecilia Fontaine als Turnhalle mit diversen Sportgeräten (Büh- Bass-Bariton als Hohepriester Melibeo. Amaranta und der Fileno von Daniel Thomas.“ nenbild: Heike Mondschein) führen Diana Das Orchester erweist sich als verständ- Egon Bezold, Nürnberger Zeitung und Melibeo ein Menschenexperiment nisvoller, tonschöner Begleiter, von Micha- el Käsbauer aber auch als technisch ver- sierter, selbstbewusster Klangkörper prä- sentiert.“ Bravouröse Stimmen Zur zweiten Vorstellung schreibt Uwe Mitsching in der Bayerischen Staatszeitung: „[...] den sängerischen Teil meistern die MHS-Studenten bravourös: Maria Magda- lena Fleck als traumumflorte und mit einem wunderbaren Mezzo ausgestattete Celia allen voran, gefolgt von einer Riege bemerkenswerter Soprane (Constanze Wagner, Minjung Yoon, Berenike Beitzel) und dem tapsigen Liebhaber: Benedikt Hegelmann.“ Er lobt zudem die „fein und historisch informiert gespielte Ouvertüre“ und die „schönheitstrunkenen Zeitmaße im Orchester“. Wir bedanken uns bei der Wilhelm-Herschel-Mittelschule, die uns für die szenischen Proben Räume zur Verfügung gestellt hat. Seite 6 LaVoce 1-2015 v

Lieder ohne Worte: Stimmschonendes Interview mit Prof. Jerusalem

Prof. Johannes Mannov, Bariton und seit 2012 Professor für Gesang an der Hochschule für Musik Nürnberg, traf seinen Kollegen Prof. Siegfried Jerusalem zu einem etwas anderen Interview über die Ausnahme-Karriere des berühmten .

Wie kamst Du überhaupt zum Sängerberuf? Was macht der Er- Jerusalem: „Ich war Fagottist beim folg einer Studentin Rundfunkorchester in Stuttgart und wir bzw. eines Stu- hatten damals sehr viel frei. Da bin ich zu denten mit Dir? Hertha Kalcher gegangen und habe bei ihr Unterricht genommen. Nach drei Wo- chen dachte ich: So, jetzt werde ich doch noch Sänger! Und auf einmal lief es. Ich Wie viel dümmer dachte zuerst Bariton, Höhe war mir zu sind Tenöre als anstrengend und Tiefe hatte ich auch kei- andere Sänger? ne… Letztendlich geht es um dasselbe beim Fagottspielen wie beim Singen, von der Luftführung her. In das Fagott kann man auch nicht einfach hineinblasen, dann stimmt nämlich kein Ton, ich muss ihn ge- stalten. Meine Lehrerin hat gesagt: Du Was gibt es Dir, noch auf der Bühne zu ste- hast die Zunge so schön vorne, das muss hen? am Instrument liegen. Das hilft ungemein, Jerusalem: „Spaß, das macht Spaß! Und dass alles ganz offen und frei ist. Umso es hält mich fit. Ich habe das oft gemerkt, größer ist der Ton.“ dass es unglaublich hilft, körperlich in guter Verfassung zu sein. Das heißt, wenn ich Wie würdest Du be- einen Tristan zu singen hatte, dann bin ich grüßen, wenn Du ihm begegnen würdest? morgens neun Löcher golfen gegangen. Dann brauchte ich mich nicht einzusingen, Was empfindest Du, wenn Du eine Aufnah- da war ich fit. Genug Sauerstoff. Was ha- me von Dir hörst? be ich davon, wenn ich im Bett liegen blei- be und mich schone? Das bringt über- haupt nichts. Man wird nur bequem. Sin- gen ist ja Hochleistungssport. Ein Hundert-Meter-Läufer trainiert ja auch nicht nur, hundert Meter zu laufen. Das ist beim Singen dasselbe. Da bleibe ich ja auch im Kopf viel fitter, wenn ich alles Mögliche mache.“

Prof. Siegfried Jerusalem fei- erte im April 2015 seinen 75. Geburtstag. Von 2001 bis 2009 war er Rektor der Vorgängerin- stitution Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg und leitete als Professor für Gesang eine ei- gene Klasse. Im Rahmen eines Lehrauftrags unterrichtet er bis Wie groß ist die Wahrscheinlich- heute eine kleine Klasse von keit, dass Du nochmals den Sängerinnen und Sängern und ganzen auf der Bühne engagiert sich unermüdlich für singen wirst? die Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik Nürnberg. Seite 7 LaVoce 1-2015 Gesang lehren und lernen

Jedes Jahr entscheiden sich zahlreiche Sängerinnen und Sänger aus aller Welt für eine Bewerbung um einen der heiß begehrten Studienplätze für klassischen Gesang an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Die Fachgruppe Gesang stellt mit ihren derzeit insgesamt 45 Mitglieder und Masterstudierende in das gemeinsam mit dem Lehrenden eine der größeren Abteilungen innerhalb der Hoch- Staatstheater Nürnberg gegründete Internationale Opernstudio schule dar. Studierende mit Hauptfach Gesang erhalten Unter- (IOS), das ihnen den Weg vom Studium in den Beruf ebnen und richt von Prof. Susanne Kelling, Prof. Elisabeth Kovacs, Prof. Elisa- vielfältige Praxiserfahrung mit individueller Betreuung ermögli- beth Scholl-Pöllmann, Prof. Arno Leicht, Prof. Johannes Mannov, chen soll. Wer sich im Bereich Lied spezialisieren will, hat seit Prof. Siegfried Jerusalem, Prof. Dr. Jan Hammar, Gabriele Czerepan- dem vergangenen Wintersemester die Möglichkeit, dies in der von Ullman und Rebecca Martin. In insgesamt zwei Bachelor- Klasse von Prof. Marcelo Amaral zu tun, der in enger Zusammen- arbeit mit den Hauptfachlehrenden die Duos aus Sängerinnen bzw. Sängern und Pianistinnen bzw. Pianisten konzertreif macht. Prof. Dr. Edith Wiens mit Sängerinnen Die von Prof. Dr. Edith Wiens gegründete und federführend be- und Sängern der Internationalen treute Internationale Meistersinger Akademie bietet schließlich Meistersinger Akademie Studierenden aus Nürnberg und aller Welt jedes Jahr die Chance, nach einem strengen Auswahlverfahren im Rahmen einer inten- siven Summer-School von internationalen Größen und ihren Er- fahrungen auf dem Berufsmarkt zu profitieren. Neben dem eigentlichen Hauptfachunterricht und der Arbeit mit der Korrepetitorin bzw. dem Korrepetitor (s. Seite 9) gehö- ren zum Gesangsstudium eine Vielzahl an weiteren Pflichtfächern, die gewährleisten sollen, dass die Studierenden als umfassend gebildete, bühnenreife und ggf. auch pädagogische Persönlich- keiten die Hochschule verlassen. Beispielsweise erhalten Sie Un- terricht in Schauspiel, Sprechtechnik, Bewegung/Tanz, Fremdspra- chen und in den künstlerisch-pädagogischen Studiengängen auch in der speziellen Fachdidaktik, Literaturkunde und Lehrpraxis. Das diesjährige Forum Historische Instrumente, das sich dem „Wettstreit“ (Concertare) von Stimme und Instrument widmete, lenkte im Januar 2015 den eher wissenschaftlichen Blick auf das Repertoire und die darin liegenden Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger von früher und heute. In dem von Prof. Elisabeth Scholl-Pöllmann und Prof. Hartwig Groth zusam- mengestellten anspruchsvollen Programm aus Vorträgen, Studienprofilen (künstlerische Ausbildung und künstlerisch-päda- Meisterkursen und Konzerten (u. a. mit Countertenor Andreas gogische Ausbildung) und drei Masterstudienprofilen (Konzert, Scholl) konnten Studierende und die interessierte Öffentlichkeit Musiktheater, Barockgesang) studieren derzeit über sechzig junge viel Interessantes über das besondere Verhältnis von Gesang und Sängerinnen und Sänger. Die besten von ihnen schaffen es als Instrument erfahren.

Talent wird überbewertet! Der Meisterkurs mit Prof. Dr. Edith Wiens aus Sicht der Studierenden

„Es gibt für alles eine Lösung!“ Dass diese Aussage vollkom- bedeutet, eine erstklassige Sängerin oder ein erstklassiger Sänger men zutrifft, machte uns Frau Prof. Edith Wiens bei einem zwei- zu werden: Nicht Begabung allein, vor allem konzentriertes Üben, tägigen Meisterkurs im Juni ganz deutlich. Acht Gesangstuden- Selbstdisziplin, Fleiß und nicht zuletzt das „Brennen für die Musik“ tinnen und -studenten durften aktiv teilnehmen und konnten aus ebnen den Weg zu einer steilen Karriere. Edith Wiens lieferte dem großen Erfahrungsschatz der berühmten Sopranistin schöp- aber nicht nur probate Hilfsmittel für das Üben allein, sondern fen und mit ihr interessante lehrreiche Stunden verbringen. zeigte uns neben unseren Stärken auch unsere Schwächen und Sowohl technisch als auch musikalisch ging sie ganz individuell auf Defizite. Dieser Blick von außen jenseits des Hochschulalltags jeden Einzelnen ein. Auf sehr hohem Niveau gab sie detaillierte brachte teilweise auch Frustrationen hervor, lieferte aber gleich- Anweisungen und Hilfestellungen, die sie mit viel Geduld und zeitig Lösungsansätze für die großen und kleinen Probleme. Im Lehrfreude an die jungen Sänger weitergab. Mit positiver Aus- Endeffekt starteten alle nach diesen intensiven Tagen motiviert in strahlung, aber auch mit Nachdruck machte sie klar, was es den Rest des Sommersemesters. BB/MF/IDR/CW Seite 8 LaVoce 1-2015 Geklebt oder gebunden oder Was machen die eigentlich genau? Vokalkorrepetition im Fokus Von der Wortherkunft ist ein Kon-Repetitor eine Art Wiederholungsassistent, der beim Einstudieren, Üben und Wiederholen unterstützt. Möglicherweise ist dieser Berufszweig entstanden, als Sängerinnen und Sängern, die oftmals keine oder kaum Noten lesen konnten, irgendwie geholfen werden musste.

Heute ist das Berufsbild Vokalkorrepe- reduzieren, dabei mit dem Kopf oder Einzelunterricht geben, auch Unterrichts- tition, vor allem an Musikhochschulen im einer „zusätzlichen Hand“ Einsätze geben, begleitung, die die Gesangsstunden im Rahmen des Gesangsstudiums, doch et- aber auch Kunstlieder auf Konzertniveau künstlerischen Hauptfachunterricht unter- was anders geworden und geht über das („einfühlsam“ ist hier das beliebte Stich- stützt. Bis vor kurzem gab es sogar zwei- reine Einpauken von Noten weit hinaus. wort) begleiten, wobei man mit traum- einhalb Stellen für Vokalkorrepetition. Ein Obwohl – manchmal frage ich mich wandlerischer Sicherheit „mit dem Sänger Teil davon ist seit dem Wintersemester wirklich, ob sich so viel geändert hat? atmet“. Man gibt schauspielerische Tipps, 2014/15 in die neue Liedprofessur von Heute absolvieren Berufssängerinnen und kennt sich bestens in fünf verschiedenen Prof. Marcelo Amaral geflossen, der seine -sänger ihre Ausbildung in aller Regel in gesangstechnischen Herangehensweisen Tätigkeit als Korrepetitor dafür aufgege- Form eines Musikstudiums an einer Hoch- aus (am besten hat man selbst eine Ge- ben hat. Dafür hat Fachgruppensprecher schule, wo sie umfassend unterrichtet sangsausbildung), hat für alles eine Übung Holger Berndsen seit 1. April 2015 eine werden – wie alle anderen Instrumentalis- oder Lebensweisheit parat, beherrscht alle ganze Stelle inne – und zum Winterseme- tinnen und Instrumentalisten auch – und gesangsrelevanten Sprachen (Zusatz- ster wird eine weitere halbe Stelle mit doch ist und bleibt die Gesangsausbildung kenntnisse in Finnisch, Ungarisch oder Kir- dem Schwerpunkt Oper neu besetzt wer- ein Spezialfall: Manche Studierenden ha- gisisch können nicht schaden), man ist den. Darüber hinaus stehen Sebastian ben vielleicht vorher auf hohem Niveau Vertrauensperson für Dinge, die die jun- Breuing, Prof. Werner Dörmann, Miki ein Instrument gelernt oder gar studiert gen Sängerinnen mit dem Gesangslehrer Hashimoto, Christian Hutter, Lars Jöns- und brauchen wenig musikalische Unter- nicht besprechen wollen, und ist im Zwei- son, Liliana Michelsen de Andrade, Micha- stützung – andere kommen aber vielleicht fel über persönliche Befindlichkeiten bes- el Schönheit, Gordian Teupke, Ralf Wald- erst über die Entdeckung ihrer Stimme tens informiert. ner und Denette Whitter als erfahrene zur Musik. Da man dieses empfindliche Man bietet nicht nur den wöchent- Solorepetitoren mit unterschiedlichsten Wunderwerk der Natur ernsthaft erst lichen Korrepetitionsunterricht an, son- Profilen und Schwerpunkten, sowie Seba- nach dem Stimmbruch künstlerisch ausbil- dern begleitet darüber hinaus Prüfungen, stian Breuing, Lin Lin Fan, Costin Filipoiu, den kann – in einem Alter, wo am Klavier Konzerte, Aufnahmen, Proben, Durch- Eun Jin Jun, Liliana Michelsen de Andrade, oder an der Geige oftmals schon zehn läufe, szenische Proben, Generalproben Maxim Kulaboukhov und Veronica Loba- oder mehr Jahre Ausbildung mitgebracht im Saal, Aufnahmeprüfungen und Meister- nova als kompetente und zuverlässige werden – kann es im Extremfall sein, dass kurse und fährt immer zwischen allen Unterrichtsbegleiter zur Verfügung. diese jungen Sängerinnen und Sänger erst Schauplätzen hin und her .... Ach ja, und Geklebt oder gebunden oder – ach, drei bis fünf Jahre musikalische Erfahrung üben müssen wir tatsächlich auch irgend- lass! Ich mache es selbst! Jeder Korrepe- mitbringen. wann mal zwischendrin! titor hat da so seine Eigenheiten und Diese sehr weit gespannte Ausgangsla- Die Hochschule für Musik Nürnberg ist Ansprüche an das Notenmaterial – gar ge unterschiedlichster Ausbildungskonstel- mit Vokalkorrepetition sehr gut ausgestat- nicht so leicht für die Studierenden, es lationen steckt auch den Rahmen für An- tet, es gibt neben den Solorepetitoren, die allen recht zu machen. HB forderungen an die heutigen Vokalkorre- petitorinnen und -korrepetitoren ab: von Elementarunterricht bis Interpretation, vom musikalischen Einmaleins bis zu den höchsten künstlerischen Weihen ... Eine gute Vokalkorrepetitorin bzw. ein guter Vokalkorrepetitor kennt sich in Oper, Operette, Oratorium, Lied, Konzert und am besten noch Musical aus, spielt möglichst alles vom Blatt – was aber hof- fentlich gar nicht nötig ist, weil er oder sie ja selbstverständlich alles schon kennt – und liebt und genießt das alles auch noch! Man kann ad hoc einen Klavierauszug oder gar eine Partitur auf das Wesentliche

Holger Berndsen begleitet die Gesangsdozentinnen und Sängerinnen Rebecca Martin (li.) und Elisabeth Scholl. Seite 9 LaVoce 1-2015 Im Interview: Prof. Susanne Kelling und Prof. Marcelo Amaral

Zwei Professuren wurden zum Wintersemester 2014/15 neu besetzt: Susanne Kelling wurde auf eine Professur für Gesang berufen, Marcelo Amaral auf eine halbe Professur für Liedgestaltung. Prof. Alfons Brandl interviewte beide zu ihren Eindrücken und Vorstellungen vom Gesangsstudium in Nürnberg.

Liebe Susanne, lieber Marcelo, wie sind Eure Im Wintersemester boten beide Lehrveran- exponierter und zugleich besonderer ersten Erfahrungen nach einem guten hal- staltungen im Bereich der vokalen Kammer- Rahmen, um zu lernen, die musikalische ben Jahr Arbeit auf Euren neuen Stellen? musik an. Wie wichtig ist Euch dieser Gestaltung zu einer eigenen, höchst per- Seid Ihr bereits angekommen und ange- Bereich, wie lief die Arbeit mit den Studie- sönlichen Darstellung und auf einem über- nommen? renden? zeugenden Niveau zu erarbeiten. Durch kontinuierliche Proben und durch die Kelling: Das Ankommen wurde mir Kelling: Kammermusik ist für mich Suche nach einem gemeinsamen musika- sehr leicht gemacht. Der Start in eine ein wesentliches Element, das Bestandteil lischen Ergebnis erfahren alle Beteiligen neue berufliche Zukunft in neuer Umge- der Grundausbildung jedes jungen Ges- viel über sich selbst und ihre Musizierpart- bung, mit neuem Kollegium und neuen angstalents sein sollte. Durch das puri- ner. Die so gewonnene Erfahrung wird im Studierenden ist immer sehr spannend stische Zusammenwirken mehrerer Solo- Moment des gemeinsamen Musizierens, in und aufregend. Ich hatte allerdings bereits stimmen und verschiedener Instrumente dem so viel Vertrauen zueinander not- im Vorsemester durch den Lehrauftrag, ist eine Konzentration auf das Wesent- wendig ist, von essentieller Bedeutung den ich vorweg antreten durfte, die Chance, liche möglich, was die Ausbildung unserer sein. Dieses Vertrauen entsteht, indem meine neue Umgebung besser kennenzu- Studierenden in analytischer Hinsicht sehr man aufeinander hört und miteinander lernen. Ich hatte von Anfang an den Ein- unterstützt. Hinzu kommt, dass durch den kommuniziert, um sich gegenseitig kon- druck, dass hier ein sehr offener und Unterricht im Ensemble die Fähigkeiten struktiv herauszufordern. Dieser Prozess freundschaftlicher Umgang herrscht. Und zur gegenseitigen analytischen Wahrneh- führt zu einer persönlichen Entwicklung, die Zusammenarbeit mit meinen hoch- mung anders als in der Sololiteratur die meiner Meinung nach sehr wichtig ist qualifizierten Kolleginnen bzw. Kollegen geschärft werden kann. Das Aufeinander- für die künstlerische Selbstständigkeit. und begabten Studierenden bringt stets hören und -eingehen, die Schärfung des Dieses erste Semester hat mir und einigen gute Erfolge und macht viel Spaß. Gehöres für Intonation, musikalische Studierenden in meiner Klasse die Möglich- Ob ich auch angenommen bin? Das Linien- und Tempoempfindungen und keit gegeben, uns etwas intensiver mit Lie- sollten Sie doch besser meine Kollegen nicht zuletzt der Sinn für das künstlerische dern auseinanderzusetzen, auf der Suche und Studierenden fragen (lacht). Für mich Ganze gehören zu den fühlt es sich jedenfalls gut an, ich fühle Grundlagen des Musizie- mich sehr wohl. rens. Unsere Studierenden haben dieses Konzept mit Amaral: Das Fach Liedgestaltung in großer Begeisterung ange- wahrhaftiger kammermusikalischer Form nommen. braucht sicher noch ein wenig Zeit, um sich zu etablieren und um eine Selbstver- Amaral: Wenn wir ständlichkeit für Sängerinnen und Sänger Kammermusik als – verein- sowie Pianistinnen und Pianisten an un- facht gesagt – gemein- serer Hochschule zu werden. Daher war sames Musizieren betrach- ich überglücklich über die zahlreichen ten, ist meiner Meinung Studierenden, die sich schon gleich am nach alles, was ein profes- Anfang meines ersten Semesters als Pro- sionelles Sängerleben aus- fessor für Liedgestaltung dafür interessiert macht, eine Form von haben. Da ich aber nur eine halbe Profes- Kammermusik, ob nun an sur habe und die Zahl der Interessierten der Oper oder auf dem meine zeitlichen Kapazitäten weit über- Konzertpodium. Das Lied stiegen hat, war ich in der luxuriösen Posi- ist natürlich die intimste tion, sogar Duos aussuchen zu können, und sicherlich die an- die ich nun betreuen und unterstützen spruchsvollste Form der kann. Für mich persönlich war das ein tol- vokalen Kammermusik und ler Einstieg! für mich am wichtigsten. Die Intimität des Musizie- rens zwischen Sängerin bzw. Sänger und Pianistin bzw. Pianist ist ein hoch Seite 10 LaVoce 1-2015 nach einem gemeinsamen Klangideal und nach neuen Konzepten in dieser wunder- baren Arbeit an der Liedliteratur. Ich darf, glaube ich, behaupten, dass der Respekt, die Bewunderung und die Begeisterung für das Liedrepertoire bei allen Studieren- den, mit denen ich in dieser kurzen Zeit arbeiten durfte, ein gutes Stück gewach- sen sind. Was könnte ich mir als Lehrer in hung zu dieser musikalischen Gattung Amaral: Da ich, wie schon gesagt, diesem Moment mehr wünschen? habe. Auch wenn ich persönlich von „nur“ eine halbe Professur habe, lässt es Titeln nicht besonders beeindruckt bin, sich sehr gut miteinander verbinden, auf Susanne, Du hast Dich auch im Bereich der ist es eine große Ehre für mich, zu der der einen Seite im Konzertleben präsent Aktuellen Musik engagiert. Wie kam das Gruppe von Kolleginnen und Kollegen zu zu sein und auf der anderen regelmäßig und welche Perspektiven erkennst Du darin? gehören, die auch einen solchen Titel tra- für meine Studierenden da zu sein! Das gen. Ich habe an einem ernsthaften Beru- Schönste an unserem Beruf ist tatsächlich, Kelling: Ich habe auch in der Vergan- fungsverfahren teilgenommen, in dessen dass wir nie aufhören zu lernen. Wir ver- genheit schon immer viel aktuelle Musik Verlauf mir klar wurde, wie viele hervorra- bringen viele Jahre unseres Lebens mit gemacht – sie ist aus meiner Sicht ein gende Musiker die Chance, eine Professur Üben, um irgendwann, hoffentlich, an wichtiger Mosaikstein der musikalischen zu bekommen, ergreifen wollen. Die Pro- dem Punkt zu sein, dass unsere Arbeit Ausbildung und gehört zum heutigen fessur bringt die Verantwortung mit sich, von der Öffentlichkeit wahrgenommen Konzertleben. Viele Studierende haben weiterhin den Studierenden die allerbeste wird. Wenn man diesen Schritt geschafft hier Berührungsängste. Ich möchte ihre mir mögliche Leistung anzubieten. Zu- hat, ist das Konzertleben mit den vielen Ohren öffnen, ihre Sinne schärfen – kurz gleich ist sie aber auch die Möglichkeit, der Reisen, den vielen unterschiedlichen musi- gesagt ihren Blickwinkel erweitern und Verwirklichung meines persönlichen kalischen Partnern, den immer wieder an- ihre Neugierde wecken, einmal über den Traums, das Liedgut am Leben zu erhal- deren und neuen Instrumente, die man als konventionellen musikalischen Tellerrand ten, ein kleines Stück näher zu kommen. Pianist zu spielen bekommt, den immer hinwegzusehen. Interessant ist, dass dieses anderen akustischen Gegebenheiten in Projekt bereits nach so kurzer Zeit Aner- Beide seid Ihr noch ausgesprochen häufig den Konzertsälen, und die Konfrontation kennung über die Grenzen unserer Hoch- im Konzertbetrieb anzutreffen. Wie lassen mit Publikum, Kritikern und immer wieder schule hinaus gefunden hat. sich Lehre und Konzertleben vereinen, wo anderen persönlichen und geistigen Um- befruchten sich die beiden Bereiche? ständen eine lebendige Herausforderung, Marcelo, wie hat sich Deine Arbeit an der eine wichtige Aufgabe und eine immense Hochschule verändert, da Du vom haupt- Kelling: Lehre und Konzertleben sind Bereicherung. Musik ist für mich ein un- amtlichen Korrepetitor zum Professor für für mich keine Gegensätze, im Gegenteil, fassbares Geschenk. Ich empfinde es als Liedgestaltung aufgestiegen bist? ich kann mir Lehre ohne Konzertleben ein ganz besonderes Privileg, ständig auf nicht vorstellen. Dass ich Konzerte gebe, dem Konzertpodium zu sein und meine Amaral: Ich habe meine Arbeit als ist für mich auch Bestandteil meiner per- Erfahrungen von dort unmittelbar in den Korrepetitor mit großer Verantwortung, sönlichen Authentizität. Wie soll ich mei- Unterrichtsraum bringen zu können. Es Freude und Dankbarkeit ausgeübt. Im ne Studierenden auf Berufsleben und Auf- gibt mir die Möglichkeit, den Studierenden Wesentlichen hat sich also gar nicht so tritte vorbereiten, wenn ich diese Energie die Realität, die ich erlebe und die Art, viel verändert. Die große Veränderung fin- und Konzentration nicht selbst spüre? Die- Musik in der Öffentlichkeit zu leben, zu det vielmehr im Umfang und in der Fokus- se persönlichen Erfahrungen sind es, die vermitteln und diese Erfahrungen ein we- sierung meiner Arbeit statt. Mit einer hal- jedem Unterricht Glaubwürdigkeit und nig in unser beschütztes, sicheres Hoch- ben Professur habe ich zwar nur ein be- Empathie verschaffen. schulumfeld einzubringen. Ich möchte die grenztes Lehrdeputat, aber ich darf mich Studierenden ermuntern und inspirieren, dafür ganz exklusiv auf Liedgestaltung kon- ihre ganze Kraft zu sammeln, und ihnen zentrieren. Das ist für mich eine immense hoffentlich einen Sinn für die unverzicht- Bereicherung, vor allem weil ich seit eini- bare Disziplin und den Mut vermitteln, die gen Jahren das Privileg habe, zahlreiche Musik uns abverlangt und die diese ver- Liederabende in ganz Europa spielen zu dient. dürfen und eine ganz besondere Bezie- Seite 11 LaVoce 1-2015 Personalia

Neuberufungen und beim Internationalen Kammermusik- Honorarprofessuren Der Komponist Peter Gahn wurde wettbewerb in Osaka/Japan ausgezeichnet. Am 25. März 2015 wurde die Harfenis- zum 15. März 2015 als Nina Janßen-Deinzer wurde durch tin Lilo Kraus zur Honorarprofessorin an Professor für Kompositi- die Studienstiftung des Deutschen der Hochschule für Musik Nürnberg be- on/Neue Medien/Sound Volkes, die Märkische Kulturkonferenz, die stellt. Studies an die Hochschu- Marie-Luise-Imbusch-Stiftung, den Verein Lilo Kraus, seit 1984 erste Soloharfe- le für Musik Nürnberg Schumannhaus Bonn und den Richard- nistin am Staatstheater Nürnberg, ist berufen. Peter Gahn, geb. Wagner-Verband gefördert. bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr 1970 in Münster, studier- Neben dem klassisch-romantischen Re- konzertant tätig. 1956 in Niederbayern te Komposition bei Nico- pertoire widmet die Klarinettistin sich auch (Deggendorf) geboren, kam sie als Kind laus A. Huber und Ludger mit großem Enthusiasmus der zeitgenös- schon in Berührung mit der dortigen tradi- Brümmer in sowie sischen Musik. Seit 2006 ist sie Mitglied im tionellen Musik. Zahlreiche Schallplatten- bei Jo Kondo in Tokio. Bis Ensemble Modern. Zahlreiche Werke sind aufnahmen und Rundfunkauftritte in einer 2005 arbeitete er als Do- von ihr uraufgeführt und für sie kompo- klassischen Stubenmusikbesetzung belegen zent an japanischen Hochschulen, seitdem niert worden, z. B. von Mark Andre, Arnulf dies. Die Begeisterung für europäische setzt er seine kompositorische Arbeit in Herrmann und Saed Haddad. Als Solistin Musik, Volkstänze und klassische Chormu- Deutschland fort. Er ist Träger des Irino- spielte sie auf den verschiedensten Festi- sik prägten sehr stark ihre Zeit zwischen Preises 2005 sowie des 1. Preises des vals wie Salzburger Festspiele, Salzburg dem 12. und 18. Lebensjahr. Stuttgarter Kompositionspreises 2013. Er biennale, Donaueschinger Musiktage, Die berufliche Laufbahn als Konzerthar- war Gastkünstler am ZKM Karlsruhe und Ultraschall Berlin, Festival NOW Essen, fenistin begann an der Fachakademie für erhielt Aufenthaltsstipendien an der Cité Berliner Festwochen, Forum Festival Mos- Musik Nürnberg. Sie studierte bei Betty Internationale des Arts Paris und dem kau und mit Orchestern wie SWR Förg und Prof. Reichling. In dieser Zeit Seoul Art Space Geumcheon. Seine Kom- Baden-Baden und Freiburg, Deutsche erhielt sie den Dr. Josef-Drechsel-Preis der positionen wurden u. a. bei den Darm- Radiophilharmonie Saarbrücken, Ensemble Stadt Nürnberg. Die Ausbildung als städter Ferienkursen, den ISCM Weltmu- Modern Orchestra, Konzerthausorchester Orchestermusikerin schloss sie mit der siktagen in Yokohama, der MaerzMusik Berlin, Kremerata Baltica u. v. m. Sie ist re- künstlerischen Reifeprüfung ab. Berlin, der Gaudeamus International Music gelmäßige Aushilfe u. a. im Orchester des Es folgte das Studium an der Hochschule Week, dem Ultraschall-Festival Berlin und SWR Baden-Baden und Freiburg, im für Musik und Theater in Hannover bei dem Eclat Festival Stuttgart aufgeführt. Zu Orchestre de la Monnaie in Brüssel sowie Prof. Konhäuser. Nachdem sie die Ab- den Interpreten seiner Werke zählen das im Mahler Chamber Orchestra. Sie spielt schlussprüfung mit Auszeichnung bestan- Ensemble Phoenix Basel, das Ensemble alle Klarinetten von Es- bis Kontrabassklari- den hatte, wurde sie in die Solistenklasse Nomad Tokyo, das Ensemble Modern, die nette sowie Saxophon. Außerdem verfolgt aufgenommen. Ihr Studium beendete sie musikFabrik NRW und das Radio-Sinfo- die Klarinettistin mit großem Interesse die mit dem Konzertexamen 1987. 1988 erar- nieorchester Stuttgart des SWR. Aufführung des klassischen Repertoires beitete sie in Paris mit dem berühmten mit historischen Klarinetten. Harfenisten Pierre Jamet Werke von Die Klarinettistin Rundfunk- und Fernsehaufnahmen Claude Debussy. Nina Janßen-Deinzer machte Nina Janßen-Deinzer bei fast allen Seit September 1991 ist sie Dozentin ist seit dem 15. März deutschen und vielen ausländischen Sen- an der Hochschule für Musik Nürnberg 2015 Professorin für den dern, CD-Einspielungen u. a. mit dem bzw. ihren Vorgängerinstitutionen. Bereich „Kammermusik Delos-Quintett bei ars musici, als Solistin Mit Christian Thielemann und den Holzblasinstrumente“ an mit dem SWR Orchester Baden-Baden Nürnberger Philharmonikern spielte sie der Hochschule für Musik und Freiburg bei NEOS und mit dem 1991 als Solistin Danse sacrale und Danse Nürnberg. Ensemble Modern. Sie unterrichtet seit profane von Claude Debussy. Des Weite- Frau Janßen-Deinzer, 2006 im Rahmen der Internationalen En- ren spielte sie mehrmals das Konzert für 1972 in Köln geboren, semble Modern Akademie und an der Flöte und Harfe von W. A. Mozart und gehört zu den führenden Hochschule für Musik Frankfurt und war das Concertino von G. Tailleferre mit Jac Klarinettistinnen und Klarinettisten ihrer Gastdozentin an den Musikhochschulen van Steen und Fabricio Ventura und den Generation. Sie studierte in Hannover in Karlsruhe, Berlin, Weimar, Peking und beiden Nürnberger Orchestern. der berühmten Schule Hans Deinzers und Moskau, in Baku (Aserbaidschan), in Mani- Von den verschiedensten Opernhäu- schloss ihr Studium mit dem Konzertexa- la (Philippinen), beim Sangat Festival in sern und Kulturorchestern wird Lilo Kraus men ab. Bombay, Indien, beim Internationalen häufig als Gast engagiert. Wie zum Beispiel Intensive solistische und kammermusi- Klarinettenkurs in Prades, Spanien, in 1992 zu CD-Aufnahmen und Konzerten kalische Aktivitäten führten die von Publi- Zhengzhou, China, im Auftrag des bei den Berliner Philharmonikern unter kum und Presse gefeierte Musikerin be- Goethe-Instituts an Musikhochschulen in der Leitung von mit der reits nahezu durch die ganze Welt. Sie Argentinien, Bolivien, Brasilien und Russland Solistin . Zuletzt gastierte wurde mit 1. Preisen bei „Jugend musi- und im Auftrag der Siemens-Stiftung beim Sie bei den Opernfestspielen 2008 in ziert“, beim Deutschen Musikwettbewerb Projekt contempo primo in Beijing, China. München mit Kent Nagano. Seite 12 LaVoce 1-2015

Bernd Dietrich (*13. November 1945, †28. April 2015) Ein Nachruf von Prof. Werner Dörmann

1994 erhielt Lilo Kraus den Kulturpreis In engem Dialog mit Komponistinnen Seit 1982 bis zu seinem der Stadt Deggendorf. und Komponisten gibt er regelmäßig letzten Lebenstag prägte Gastspiele führten sie nach Frankreich, Werke in Auftrag und verhilft damit der Bernd Dietrich durch seine in die Schweiz, Österreich, Russland, China, Neuen Musik für Blockflöte zu frischen musikalische Arbeit unser Italien und Griechenland. Im November Impulsen. Für inzwischen über 70 Urauf- Nürnberger Meistersinger- 2008 folgt sie einer Einladung zum führungen arbeitete er mit einigen der in- Konservatorium wie auch die zweiten Harp-Festival nach Paraguay. teressantesten Komponistinnen und Kom- jetzige Musikhochschule, die Sehr erfolgreich ist ihr Programm Harfe ponisten der heutigen Zeit zusammen, ja aus dem Konservatorium Solo. Sie bezieht sich auf musikalische Tra- darunter Rolf Riehm, Annette Schlünz, hervorging, sowie die gesamte Nürnberger ditionen und spielt auf verschiedenen Har- Salvatore Sciarrino, Misato Mochizuki und Chor- und Musikszene positiv und nachhal- fen Musik aus Irland, Spanien, Südamerika Samir Odeh-Tamimi. tig. Ich, als Kollege und Freund, habe diese und Stücke aus dem böhmisch-baye- Als Solist und Kammermusiker ist Jere- wunderbare Arbeit hier von Anfang an mit- rischen Kulturraum. Auf der Konzertharfe mias Schwarzer bei internationalen Festi- erlebt und war unzählige Male aktiv-mitge- erklingen Werke aus dem Solorepertoire vals und Konzertreihen zu Gast, darunter staltender Teil am Klavier in seinen musika- der klassischen Konzertliteratur (Spohr, die Weltmusiktage der IGNM, das Bel- lischen Projekten. Bernd Dietrichs positives Bach, Debussy, Britten usw.). grade Flute Festival, die Donaueschinger Vertrauen in die Musikerinnen und Musiker, Lilo Kraus liebt es, mit ihrem Instru- Musiktage, die Exhibition of Contempora- die er sich suchte, weckte oft genug erst die ment auch musikalische Grenzen zu über- ry Music Tokyo, Harvard University, Cairo Kraft in ihnen, aus der heraus ein musika- schreiten. So verwirklicht sie eigene Pro- House und die CS Hall Seoul. Als lisches Ereignis seine Strahlkraft bezog. Egal jekte mit zeitgenössischer Kammermusik Solist konzertierte er unter anderem mit ob Student oder Kollege – allen gab er das (Hast Du mal Feuer, Prometheus?) und den Sinfonieorchestern des BR, SWR und Gefühl, in der Musik gleichberechtigter gründete das Trio Harp&Harp mit dem HR, dem Konzerthausorchester Berlin, Partner auf Augenhöhe zu sein. Er formte Bluesharpspieler Chris Schmitt und dem den Bamberger Symphonikern, der Aka- mit seiner Art der Menschenführung viele Percussionisten Yogo Pausch. Bisher hat demie für Alte Musik Berlin, dem Mün- Generationen von Studierenden, die ihn als sie drei Solo-CDs veröffentlicht: Wurzel- chener Kammerorchester und dem Frank- Chor- und Ensemble-Erzieher, als Dozent musik, In Balance und Harfe Solo. 2013 furter Opernorchester unter Dirigenten für Chor- und Ensembleleitung, wie auch erschien die CD Harp&harp, Lilo Kraus wie Carl St. Clair, Lothar Zagrosek, Daniel als Organist und Pianist bis heute schätzen Quartett, mit Peter Pelzner (E-Gitarre), Harding, Alexander Liebreich, Peter und lieben. Marco Kühnl (Kontrabass) und Chris Rundel und Beat Furrer. Bernd Dietrichs weites musikalisches Schmitt (Bluesharp). Über seine wegweisenden Auftritte als Spektrum erkennt man schon allein an den Eine Besonderheit, die sie ihren Studie- Instrumentalist hinaus erschließt er durch unterschiedlichen Chören, die er gegründet renden bietet, ist der „Copilotenplatz” die Entwicklung ungewöhnlicher Konzert- hat. Der Nürnberger Figuralchor und das direkt neben ihr im Orchestergraben. und Vermittlungsprojekte neue und span- Vokalensemble „Die Meistersänger von Hier erleben die jungen Nachwuchsta- nende Wahrnehmungsräume für die Kon- Nürnberg“ zählen ebenso dazu wie der lente in der Live-Situation praxisnah die zertbesucher. Für das Künstlerhaus Nürn- Jazzchor „More Of Us“. Über 24 Jahre lang nervlichen Anspannungen und erfahren berg kuratierte Jeremias Schwarzer 2012 war er zudem der musikalische Chef des das Zusammenspiel von Orchester, Diri- das Programm changeXchange mit Wer- Nürnberger Lehrergesangvereins. Unver- gent und Bühnengeschehen. ken von John Cage, in dem interessierte gessliche Konzertereignisse dieser so indivi- Laien mit professionellen Künstlern zu- duellen Klangkörper unter Bernd Dietrichs Der Blockflötist sammenarbeiten konnten. Die von ihm Führung haben im Gedächtnis unzähliger Jeremias Schwarzer und dem Konzertdesigner Folkert Uhde Menschen tiefe Spuren hinterlassen. wurde am 25. März konzipierten Projekte Sounds and Clouds Bernd Dietrich, der als Dirigent so oft 2015 zum Honorarpro- (mit Musik von Antonio Vivaldi und das Zentrum darstellte für das Verwandeln fessor an der Hoch- Toshio Hosokawa) und ALIF (Musik von von Noten in inspirierende Musik, war als schule für Musik Nürn- Stefan Goldmann und Samir Odeh-Tami- Mensch wohl nie gern gefeierter Mittelpunkt berg bestellt. mi, Installation von Chiharu Shiota) wer- in seinem Leben. Etwas zu fordern für sich Jeremias Schwarzer den 2015/16 als Zusammenarbeit der Kul- selbst, gehörte nie zu seinem Wesen. Oft hat sich durch seine turstiftung des Bundes mit mehreren eu- nach Konzerten oder auf langen Konzertrei- Virtuosität und Musika- ropäischen Partnern realisiert. sen hat er mit mir zusammen gesessen – lität in der Welt Alter Jeremias Schwarzer unterrichtet Block- über sehr vieles haben wir dann geredet, Musik einen hervorragenden Namen ge- flöte und Aktuelle Musik an der Hochschu- aber nur in seltenen, ganz besonderen Mo- macht. Sein außerordentliches Engage- le für Musik Nürnberg, außerdem im Rah- menten über ihn selbst gesprochen – über ment für die spieltechnische Weiterent- men von Meisterkursen, Vorträgen und seine privaten Wünsche und Träume, seine wicklung seines Instrumentes weist ihn Residenzen an Hochschulen und Universi- Ängste und Sorgen, seine Gedanken, die ihn zudem als führenden Spezialisten für ein täten in Wien, Huddersfield, Freiburg, Bel- bewegen und leiten. Er, der sich in seiner neues und im Wortsinn unerhörtes Re- grad, New York, Harvard, am Mozarteum Musik so vielen geöffnet hat, hielt doch sein pertoire aus. Salzburg und an der Irino Foundation in Inneres die meiste Zeit vor der Welt und Tokio. den Menschen verborgen … … und so wird mein Freund Bernd Dietrich weiterleben in meiner Erinnerung! WD Seite 13 LaVoce 1-2015 xfbyxfbnxcvnbdDDDDDDvxbxcvbxcvbErfolgreich im Wettbewerb vhjcfghjfgh

Neuer Wettbewerb für Spielerinnen und Spieler von Holzblasinstrumenten

Der LIONS-Club Neumarkt hat erstmals einen Wettbewerb für Holzbläser mit einem Gesamtpreisgeld von 3.000 Euro ausgelobt. Teilnehmen konnten Studierende der Hoch- schule für Musik Nürnberg mit den Instru- menten Flöte, Blockflöte, Oboe, Klarinette, Fagott und klassisches Saxophon. Die für Pu- blikum geöffneten Wertungsspiele fanden am Freitag, dem 29. Mai 2015 bei freiem Eintritt im Nürnberger Heilig-Geist-Saal statt. Die fachliche Bewertung erfolgte durch eine hoch- karätige Jury aus internen und externen Mit- gliedern. Das Preisträgerkonzert fand am

Insgesamt wurden Preisgelder in Samstag, dem 30. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Höhe von 3.000 Euro vergeben. Historischen Reitstadel der Stadt Neumarkt statt. Anstelle von Eintrittsgeldern erbat der LIONS-Club Spenden zugunsten eines Schul- projektes in Uganda, Afrika.

Stipendien der Erna Köhler- Kategorie III (alle weiteren Fächer): Stiftung zur Förderung des 1. Preis bei der Regionalrunde in Hof und Anny Kast-Stiftung Klaus Bäuerlein Streichernachwuchses Gesamtsieger des Wettbewerbs bei (Klasse Prof. Thomas Königs) der Finalrunde in Karlsbad Maria Magdalena Fleck Thurid Pribbernow, Violine (Klasse Prof. Jan Hammar) 1. Preis (Klasse Prof. Reto Kuppel)

Ayaka Omura Susanne Bauer Fernando Arias Parra, Viola Internationaler August- (Klasse Prof. Reto Kuppel) (Klasse Marcos Fregnani) (Klasse Prof. Andreas Willwohl) Everding-Musikwettbewerb 2. Preis Jung Min Seo, Violoncello (Klasse 2014 Stipendium zur Förderung Prof. Siegmund von Hausegger) Goldmund Quartett Deutschlandstipendien der Chancengleichheit von Andreas Ehelebe, Kontrabass 3. Preis und Publikumspreis Frauen in Forschung und Benedikt Büscher, Kontrabass (Klasse Prof. Dorin Marc) (Klasse Prof. Dorin Marc) Lehre Jazzwettbewerb um das Frau Thurid Pribbernow erhielt Sangnkanyin Ganyonga, Bruno-Rother-Gedächtnis- Regina Brandhuber Jazz-Gesang (Klasse Reinette von zusätzlich eine Lupot-Thibaut- Stipendium des Rotary- Zijtfeld-Lustig/Fola Dada) Violine aus dem Besitz der Stiftung Clubs Nürnberg-Fürth Musikpädagogische Preise Konstantin Herleinsberger, als Leihgabe. „The Music of Bill Evans” Kategorie I Jazz-Saxophon Interplay (Haupt- und Zusatzfach (Klasse Prof. Klaus Graf) Stipendien der Peter Piraz- (as) Klavier): Johanna Maria Iser, zi-Stiftung Nino Wenger Jazz-Gesang (Klasse Reinette von Florian Müller (git) Katharina Schmitzer, Violine Marlene Heiß Zijtfeld-Lustig/Fola Dada) Johannes Göller (b) (Klasse Prof. Reto Kuppel) (Klasse Prof. Wolfgang Manz) Olga Kalabynina, Klavier Leonhard Heydecker (dr) Marvin Wagner, Kontrabass 1. Preis (Klasse Prof. Wolfgang Manz) 1. Preis (Klasse Prof. Dorin Marc) Kategorie II (Elementare Caren Maxerath, Gesang Musikpädagogik) – gestiftet (Klasse Prof. Jan Hammar) Quintumvirat Deutsch-Tschechischer von der Patho-Stiftung: Teresa Novák, Violine Markus Harm (as) Wettbewerb für vierhändiges Anne Stabe (Klasse Prof. Daniel Gaede) Jan Prax (as) Klavierspiel – Piano über (Klasse Prof. Rainer Kotzian) Julian Bossert (ts) 1. Preis Grenzen Konstantin Herleinsberger (ts) Judith Damm Yongchan Park und Michael Binder (bs) (Klasse Prof. Rainer Kotzian) Camille Lemonnier (beide 2. Preis 2. Preis Klasse Ingeborg Schmidt-Noll) Seite 14 LaVoce 1-2015 Yamaha Jazz Piano Wettbewerb

Auf Initiative der Hochschule für Musik Nürnberg hat die YAMAHA Music Europe GmbH am Dienstag, dem 5. Mai 2015 im Nürnberger Heilig-Geist-Saal einen Wettbewerb für Studie- rende des Faches Jazz-Piano aller drei bayerischen Musikhoch- schulen ausgelobt. Die akademischen Ausbildungseinrichtungen Der Gewinner Philipp Weiß (li.) beim finalen Vorspiel in München, Würzburg und Nürnberg konnten jeweils drei Teil- nehmende zum Wettbewerb entsenden. Im ersten Durchgang bewertete die Jury zwölfminütige Solo- Vorträge und wählte aus den neun Nachwuchs-Talenten fünf aus, die zur zweiten Runde antreten durften. In der zweiten Wettbe- der dritte Preisträger, Sam Hylton, der bei Prof. Leonid Chizhik werbsrunde, die für Publikum geöffnet war, spielten die Finalisten studiert und mit 400 Euro nach Hause gehen konnte. jeweils einen zehnminütigen Solo-Vortrag und 20 Minuten im Die Jury bestand aus Oliver Hochkeppel, Musikjournalist der Trio mit zwei vom Wettbewerb gestellten Profimusikern. So er- Süddeutschen Zeitung, Loic Lafontaine von der Firma Yamaha gab sich für das Publikum ein abwechslungsreiches Programm. sowie den Jazz-Pianisten Peter Fulda (Nürnberg), Walter Lang Gewonnen hat den ersten „Yamaha Jazz Piano Wettbewerb“ (München) und Klaus Wagenleiter (Stuttgart). der drei bayerischen Musikhochschulen der Nürnberger Jazzpia- Die Rhythmusgruppe für die Trio-Vorträge bildeten der Bas- no-Student Philipp Weiß aus der Klasse von Prof. Martin Schrack, sist Thomas Stabenow (Heidelberg) und der Schlagzeuger Jens verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 1.200 Euro. Den mit Düppe (Köln). Für alle Teilnehmenden gab es großen Applaus 700 Euro dotierten zweiten Preis erhielt Leopold Betzl aus der vom zahlreich erschienenen Publikum. Klasse von Prof. Tizian Jost (Hochschule für Musik und Theater München). Ebenfalls von der Münchner Musikhochschule kommt

The Vanguard Experience Stipendien des Deutschen Fanny Mayne, Flöte Preis der Landesarbeits- Johanna Maria Iser (voc) Musikwettbewerbs Nicolas Faure, Violoncello gemeinschaft Jazz in Bayern (keys) Klavier Lukas Großmann Andreas Ehelebe Patrik Hévr, e. V. Johannes Göller (b) 2. Preis (Preis der uniVersa (Klasse Prof. Dorin Marc) Konstantin Herleinsberger Quartett (dr) Versicherung und des Rotary Clubs Johannes Koch Goldmund-Quartett 3. Preis Nürnberg-Reichswald) (Kammermusikklasse Yamaha Jazz Piano Prof. Dirk Mommertz) Wettbewerb Kinderlieder-Kompositions- Klaviertrio (Kammermusikklasse Prof. Bernhard Schmidt) Philipp Weiß wettbewerb (gefördert von LIONS Musikwettbewerb Sunhwa Kim, Violine (Klasse Prof. Martin Schrack) der Patho-Stiftung) 2015: Klarinette Chun Yu Liu, Violoncello 1. Preis Cornelia Zehrbach Jakov Galperin Yongchan Park, Klavier 1. Preis (Jungstudent Klasse Günter Voit) 3. Preis (Preis der Commerzbank AG, Wettbewerb für Holzblas- Lisa Maier 2. Preis Nürnberg) instrumente des 2. Preis Christina Dreiner Klaviertrio (Kammermusikklasse Lions-Clubs Neumarkt Bianca Kern und Agnes (Klasse Günter Voit) Prof. Dirk Mommertz) Niller Katharina Möritz, Flöte (Klasse Sonderpreis Thurid Pribbernow, Violine 3. Preis Prof. Anne-Cathérine Heinzmann) Martin Matos Mendoza, 1. Preis Svenja Drescher Kammermusikwettbewerb Violoncello 1. Preis (Publikumspreis) Mingfei Fang, Saxophon des Mozartvereins 1829 Julia Schmidt, Klavier (Klasse Prof. Günter Priesner) Ulrike Krautter Sonderpreis der Franz Hofmann 2. Preis (Publikumspreis) Nürnberg e. V. 2. Preis und Sophie Hagemann Stiftung Matthias Böhm Klaviertrio (Kammermusikklasse Johanna Steinborn, Blockflöte 3. Preis (Publikumspreis) Prof. Dirk Mommertz) (Klasse Prof. Jeremias Schwarzer) Internationaler Chorwettbe- Marina Kakuno, Violine 3. Preis werb „Cantarode“, Holland Jazzwettbewerb Shunsuke Ohmori, Fagott Shunsuke Ohmori, Fagott „Made in New York” Mimoe Todo, Klavier Madrigalchor der (Klasse Prof. Nikolaus Maler) 1. Preis (Dr. Wilhelm Doni-Preis) Hochschule für Musik Nürnberg, 3. Preis Jan Prax Quartett Leitung: Prof. Alfons Brandl Milan Jeremic, Flöte 3. Preis Trio Fl Vc Kl (Kammermusikklasse 3. Preis (Klasse Marcos Fregnani) Prof. Bernhard Schmidt und 3. Preis Prof. Anne-Cathérine Heinzmann) Seite 15 LaVoce 1-2015 Noten und CDs

20 Jahre Sunday Night Orchestra

Als sich im November 1994 ein paar hochmotivierte junge Jazzmu- Übers Meer – siker aus ganz Deutschland zu- der Sonne hinterher sammentaten, um eine Big Band zu gründen, stand die Motivati- In einem Hochschulprojekt erarbeitete on im Vordergrund, „Musicians die Gruppe „Klang Tarassa Bumm“ ein in- Music“ zu spielen. Man wollte großar- teraktives Jazzkonzert für Kinder. Später tige Big-Band-Literatur gemeinsam einstu- Bege- entwickelte sie ihre Abenteuerge- dieren und aufführen, Spaß haben und mit schichte gemeinsam mit dem Schrift- einem regelmäßigen Auftritt – nomen est hung einer steller Elmar Tannert und professio- omen – am Sonntagabend eine nachhal- apokalyptischen nellen Sprechern zu einem Hörspiel tige Institution ins Leben rufen. Dies alles Landschaft weiter. ist ihnen in grandioser Weise gelungen Eine Expedition macht sich auf die Su- und auf mittlerweile sechs CDs dokumen- Im Februar 2014 che nach dem Ort, an dem die Sonne tiert. Die Besetzungslisten der letzten unternahm der schlafen geht. Bevor die Fahrt beginnt, zwanzig Jahre lesen sich wie ein „Who‘s Komponist Volker muss jedoch erst einmal ein Haus umge- Who“ der europäischen Big-Band-Szene. Blumenthaler eine dreht und zum Schiff gemacht werden, Was lag nun näher, als zum 20-jährigen Reise nach Ver- mit dem der große Ozean überquert Jubiläum des Sunday Night Orchestras die dun, um zusammen mit Otto werden kann. In einem fernen Land ange- bandeigenen Arrangeure von der Leine Winzen nach Fotomotiven für dessen kommen, treffen die tapferen Abenteurer und in einem bunten Reigen ihre musika- neuen Roman „Ein Piano im Garten“ zu auf den wunderlichen Herrn Waldemar, lischen Ideen verwirklichen zu lassen? suchen. Eine musikalische Reflexion dieser unterhalten sich mit einer Sprechmücke „Different Faces“ nennt sich die CD und Reise ist die Komposition „altri pensieri“ und helfen einem griesgrämigen Tausend- selten war der Titel einer Produktion zu- für Violoncello Solo, „eine Art selbstthe- füßler, seine Socken in Ordnung zu halten. treffender. Präsentiert werden insgesamt rapeutischer Bemühung, die Bilder dieses Doch werden sie den Ort finden, an dem neun Titel, davon acht Eigenkompositi- Schlachtfeldes (…) zu bewältigen“, so die Sonne untergeht? onen von acht verschiedenen Bandmit- Blumenthaler. Für den Interpreten sei es „Klang Tarassa Bumm“, das sind Hanna gliedern: „die Begehung einer apokalyptischen Sikasa (Gesang), Julian Schunter (Saxo- Ein äußerst farben- und facettenreiches Landschaft“. Den drei Sätzen gegenüber- phon, Flöte), Florian Hirle (Gitarre), Programm, das von bluesigen Klängen gestellt sind drei Bilder aus Blumenthalers Felix Buchner (Bass) und Adrian Klein über New Orleans bis zu Modern Jazz in Verdun entstandenem Fotoessay. Die (Schlagzeug). und kollektiven Improvisationen alles Partitur ist 2014 im Musikverlag V. Nickel www.klangtb.de bereithält. in München erschienen. CD Übers Meer – der Sonne hinterher. Ein Hörspiel www.sundaynightorchestra.de Volker Blumenthaler: altri pensieri für Violoncello solo. von Klang Tarassa Bumm und Elmar Tannert. Per E- CD Different Faces. Sunday Night Orchestra. Wave- Musikverlag V. Nickel, ISMN 979-0-700344-99-3 Mail-Anfrage zu beziehen über [email protected]. house-Music/MDL Jazz 2014