Stadion-Porträt Stadion in der Klemme Die Stamford Bridge des Chelsea FC war immer wieder wegweisend, doch heute stößt sie an ihre Grenzen.

ie Mega-Metropole , bis zu ihrem jeweils vorbestimmten Sitz die auf unnachahmliche Weise auf der Tribüne kanalisierte Menschen DTraditionen wahrt, während sie nicht verfehlen. Aber unter der Wo- atemberaubende Vorstöße in die Zukunft che gibt es hier eigentlich kein Stadion; wagt, ist eines der ersten Reiseziele der jedenfalls macht es nur aus, wer den Welt � für jeden beliebigen Städtetouris- Kopf mit fachkundigem Blick auf die ge- ten ohnehin. Betrachtet man das Herz des schwungenen Dachträger in den Nacken Empire mit seiner Vielfalt an Clubs, Sta- legt. Denn die Spielstätte des Champions dien und Ereignissen hingegen als Welt- wird geradezu erdrückt von seiner Man- Fußballhauptstadt, hat der gewissenhafte telbebauung, dem „Chelsea Village“. Die Fußballreisende an die zwei Dutzend At- hier allgegenwärtigen blau ausstaf erten traktionen allein innerhalb von Greater Familienverbände wissen allerdings, was London zu absolvieren. sich hinter den Fassaden be ndet, denn Deren Nr. 1 als größtes Londoner sie gehören zu den 40.000 Touristen, die Clubstadion ist derzeit noch die Stam- jährlich an einer Tour durch die Stam- ford Bridge. Und kein Zweifel: Der ford Bridge teilnehmen, beeindruckt sind Chelsea FC ist als Meister der engli- von der opulenten Ausstattung der neu- schen Premier League und als Champi- en Westtribüne, sich im „Chelsea Mega ons League-Halb nalist heute einer der Store“ eingekleidet haben und vermuten, größten Clubs Europas. Seine Populari- all dies sei dem derzeitigen Club-Besit- tät hat inzwischen derartige Ausmaße zer, dem russischen Ölmagnaten Roman angenommen, dass die Londoner Tou- Abramovich, zu verdanken. Doch die risten sein Stadion, eben diese Stamford Geschichte der Stamford Bridge reicht Bridge, mittlerweile auf ihrem Pilgerpfad weit zurück in Zeiten vor der Londoner entlang des Themse-Ufers mit dem Tow- „Russischen Revolution“ und sogar die er und dem Riesenrad einplanen. Doch der ursprünglichen. hier ist die vermeintliche Brücke nicht zu  nden. Es gibt sie auch längst nicht mehr, 124 Jahre im Wandel erst recht nicht an der Themse. Vielmehr liegt das Stadion im schicken Londoner Der Chelsea FC gründete sich im Jah- Bezirk von Kensington und Chelsea. An re 1905. Bereits sein erstes Spiel bestritt er Spieltagen können es 42.522 durch das im Stadion an der Stamford Bridge, das für den Verkehr gesperrte Viertel und seinen Namen einer nahe gelegen Brü- die Drehkreuz-Kabinen, die „turnstiles“, cke entlieh. 1877 war es als Heimstatt des Die erste dreirangige Tribüne Großbritanniens: der East Stand

London Athletic Club eröffnet worden. Wie viele andere führende Sportstätten dieser Zeit auch, war die Stamford Bridge ein Entwurf des schottischen Ingenieurs Archibald Leitch, die Anlage bestand aus einer Haupttribüne auf der Ostseite sowie drei Erdwällen mit unüberdachten Stehrängen. Im Gegensatz zu den meisten anderen englischen Stadien blieb hier die Laufbahn zunächst erhalten. Aus den er- sten Jahren ist eine Kapazität von über 60.000 überliefert – nur das Stadion von Crystal Palace war größer. Kein Wunder also, dass Stamford Bridge regelmäßig Austragungsort von Länderspielen, Po- kal nals, Leichtathletikmeetings und so- gar von Rugbymatches war. In den 20er Jahren wurden die Ränge des Stadions erweitert, sodass 85.000 hineinpassten. Schon bald sahen sie auch Speedway, Basketball und Greyhound-Rennen, was Die 2001 fertig gestellte und wohl ultimative Version der Westtribüne Foto: Stadionwelt die Stamford Bridge in den 30ern zu dem

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machte, was man heute Mehrzweck-Are- ebenso unerfahrenen wie unvoreinge- leben kämpfte – vor gerade einmal 7.000 na nennt. nommenen Architekten Darbourne & Zuschauern. Schließlich erwarb eine Hol- 1935 versah Leitch die Südkurve mit Darke 1971 ein visionäres Konzept, das ding-Gesellschaft das Grundstück. einem Dach, das jedoch lediglich die hin- die Stamford Bridge als 60.000er-Stadion 1982 kaufte Ken Bates, ein ideenrei- teren Ränge überspannte. Trotzdem be- mit Büros, Restaurants und Freizeitein- cher Fußballmanager und Unternehmer, währte sich dieser liebevoll „The Shed“ richtungen projektierte. Heutzutage sind den Club zum symbolischen Preis von („der Schuppen“) genannte Sektor wäh- derartige Pläne Standard, damals waren einem Pfund und kämpfte gegen die In- rend der folgenden 40 Jahre als Fankurve. sie – zumindest für Chelsea – tollkühn teressen der Grundstückseigner hart um Auch im Norden wurde 1945 ein kleiner … und ruinös. Denn just als die Arbei- den Verbleib von Chelsea. In den 80ern Bereich überdacht. Dennoch hatte sich ten zur ersten dreirangigen Tribüne in zogen die Grundstückspreise in London die Stamford Bridge insgesamt gegen- Großbritannien begannen, stiegen dort immens an, und das Areal der Stamford über früher kaum verändert, als Chelsea die Baukosten – und dies ausgerechnet, Bridge in einem der begehrtesten Stadt- 1955 den ersten Liga-Titel gewann. Zwei während die Zuschauerzahlen sanken. bezirke versprach höchstes Potenzial bei Jahre später installierte man Flutlicht, Der neue East Stand wurde 1974 mit ei- einer Umgestaltung. So ging das Bestre- und 1965 kam auf der Westtribüne, von nem Jahr Verzögerung fertig. Chelsea ben der Entwicklungsgesellschaft dahin, einem Stützdach geschützt, ein Mix von litt bei überstrapaziertem Budget unter den Club loszuwerden und stattdessen Sitzen und Betonbänken hinzu. einem enormen Schuldenberg. So geriet pro tablen Wohn- und Büroraum zu Anfang der 70er Jahre erlebte der die stolze Tribüne zum Symbol des Nie- schaffen. Doch letztendlich blieben Ba- Chelsea FC einen sportlichen Höhen ug, dergangs. Wie zum Hohn warf sie einen tes und Chelsea nach gut zehn Jahren der schleichende Verfall der Stamford tiefen Schatten auf die veraltete restliche Rechtsstreit siegreich. Zwischenzeitlich Bridge jedoch war offensichtlich. So ent- Betonschüssel, während Chelsea nach schien das Überleben an eine Fusion mit wickelten die in Sachen Fußballstadien dem Abstieg in die zweite Liga ums Über- dem nahe gelegenen FC �

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oder an eine gemeinsame Nut- Thema. Als z.B. Jose Mourinho zung eines Stadions geknüpft zu gefragt wurde, was er für ver- sein. Der Verfall der Grundstücks- besserungswürdig ansehe, sagte preise Anfang der Neunziger war er: ,Nun, die Fans müssen besser schließlich entscheidend. Chelsea werden‘, und er hat Recht. Als wir erhielt einen Pachtvertrag mit gegen Barcelona und Bayern spiel- Kaufoption über 20 Jahre. ten, waren mehr echte Fans da, Als also die Zukunft des Ver- und die Stimmung war kolossal. eins gesichert war, leitete Bates Als wir das Halb nale gegen Li- die Fortführung des Stadionum- verpool erreichten, war das Stadi- baus in die Wege – als Teil des on voll mit Geschäftsleuten … und Masterplans „Chelsea Village“. die Stimmung litt auf dramatische Mit drei neuen Tribünen soll- Weise. Fünf Tage später holten wir ten laut Bates’ Vision des neuen auswärts bei Bolton den Premier- „Dorfes“ auch Hotels, Wohnein- ship-Titel, es waren alle von früher heiten, Büros, ein Fitness-Club 1994: Blick vom alten Shed End auf die Westtribüne dabei, und alles wiederum völlig sowie Restaurants und Bars in vor dem Umbau Foto: Paul Haines anders. Die Fans und der Club be- der Mantelbebauung einherge- mühen sich aktuell gemeinsam um hen. Mit diesem heutzutage geläu gen, liefen bei Zuwiderhandlung Gefahr, ein- eine Lösung, es ist ein guter Dialog, beide seinerzeit aber viel belächelten Konzept, prägsame Erinnerungen davonzutragen. Seiten haben ein Interesse daran. Wir ha- wollte Bates für Chelsea zusätzliche Ein- Dennoch – die lichtdurch utete Stamford ben auch tatsächlich einiges auf den Weg nahmemöglichkeiten schaffen und den Bridge hat Charme und Ausstrahlung. gebracht, wie es in manchen deutschen Club unabhängiger von Zuschauerein- Und im Gegensatz zu mancher Well- Stadien geschieht, und wir können von nahmen machen. blechkiste gewährleistet hier das transpa- Deutschland lernen.“ Als erster Abschnitt bei der Verwirk- rente Dach auch an Londoner Nebeltagen lichung des Chelsea-Village-Konzepts Lichteinfall. In der Sackgasse durch „Architects KSS“ wurde im Novem- Aber wie viele der heutigen um- und ber 1994 die neue Nordtribüne vollendet. ausgebauten Stadien wird auch die Stam- Die Stamford Bridge steht für einen Da war das berühmte „Shed End“ schon ford Bridge von „wahren“ Fans gerne langjährigen Kampf sowie für die Vision, abgerissen, provisorische Sitze montiert kritisiert. Es fehle an den Matchdays die den besten Stadionkomplex des Landes und die Arbeiten am neuen Komplex be- Fußballatmosphäre und die Orientierung zu schaffen. Die Liebe zum Detail und reits im Gange. Die neue Südtribüne war in Richtung des Businessklientels sei über- die Wahrung von Bestandteilen der Club- nach einjähriger Bauzeit 1996 fertig, und steigert. Der harte Kern, der über Jahre die Historie beim Umbau verdient Anerken- mit dem Abriss der Westtribüne 1998 be- „Shed End“ im Süden bevölkerte, muss nung. Ein Ausbau der Stamford Bridge gann der Schlussspurt beim Umbau der sich nun mit einigen Blocks auf der Nord scheint angesichts des eingeengten Areals Stamford Bridge zum All-Seater. bescheiden, während die West die teuers- aber unmöglich, zumal es sich nur über Fast zu einfach angesichts der leid- ten VIP-Einrichtungen des Landes beher- drei Zugänge erschließen lässt. Daran wird vollen Geschichte dieses Ortes. Eigent- bergt. Jez Walters vom Online-Fanzine wohl auch Roman Abramovich nichts än- lich erwartete daher niemand wirklich CFC.net (www.cfc-net.co.uk): „Weil das dern, der Chelsea im Sommer 2003 über- ein Happy End, und so entstanden dann Village-Konzept nicht aufgegangen ist, nahm, als der Club wieder einmal vor der doch noch Verzögerungen. Während die kommen keine Leute, die nicht ohnehin Pleite stand. Bates, der sich nach und nach Arbeiten am Unterrang der Westtribü- da wären. Ohne die Hotels und Fitness- von seinen Posten zurückzog, veräußerte ne pünktlich 1997 begannen und auch clubs und all das hätten wir immer noch seinen Anteil, dessen Wert inzwischen 17 gemäß Zeitplan abgeschlossen werden dieselbe Klientel in unserem Stadion. Die Mio. Pfund betrug, an Abramovich … um konnten, mussten sie an den anderen Stamford Bridge ist allerdings angeneh- 2005 als Retter von Leeds United erneut in Rängen wegen Querelen um die Bauauf- mer für Familien und Frauen geworden Erscheinung zu treten. lagen nochmals ruhen. Im August 2001 und mit ihren Einrichtungen auch viel Jetzt gehört Abramovich zwar „Chel- schließlich wurde die komplette Tribü- fanfreundlicher. Ich erinnere mich an die sea Village“, aber nicht der CFC mit Haut ne eröffnet, womit auch der Umbau der alten Tage des „Shed“, wo die Urinale und Haaren. Weil sowohl der Vereinsna- Stamford Bridge seinen Abschluss fand den Eingang am Bovril End über ute- me als auch das Spielfeld Eigentum der – zwei Jahre zu spät. ten. Es ist jetzt durchaus ansprechender zu Zeiten Bates’ gegründeten unabhängi- für Kreise, die normalerweise nicht zum gen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ Nicht homogen Fußball gehen.“ Trostp aster für den (CPO) sind. Ein cleverer Schachzug, denn Supporternachwuchs: Zumindest bei we- ein Ausverkauf des Clubs und seiner Wer das Stadion heute betritt, bemerkt niger attraktiven Pokalspielen ermöglicht Identität dürfte am Veto der CPO schei- vielleicht erst auf den zweiten Blick, dass der Chelsea FC seinen jüngeren Fans den tern. Anteilseigner sind nämlich größten- es geprägt ist von Jahre währenden Um- Stadionbesuch. Während Premier-League teils die Fans. bauten mit unterschiedlichen Konzep- Spiele stets ausverkauft sind, bietet der Sollte die Ära Abramovich zu Ende ge- ten. Aber die Auswirkungen sind überall Club im Pokal verbilligte Tickets an. Aber hen, könnte sich die Stamford Bridge in- präsent. Hier ein Mauervorsprung, dort wie Walters weiter ausführt – ist weitaus des als zu klein erweisen, um den Club zu ein jäher Ebenenübergang – und den Zu- mehr zu tun, um wieder originäre Stim-  nanzieren. Old wird auf 76.000 schauern auf dem altehrwürdigen East mung ins Stadion zu bringen: „Die Fokus- ausgebaut, Arsenal und wer- Stand wird manche Sichtlinie abrupt vom sierung auf Firmenkunden ist jetzt eines den in nächster Zukunft neue 60.000er- Dach oder einer Betonstufe abgeschnitten. der Hauptprobleme an der Bridge, und Stadien beziehen und somit über bessere „No Standing“ heißt es auf dem Unter- wir Chelsea-Fans sehen es für die nächs- Einnahmequellen verfügen.���Paul Hai- rang. Und in der Tat: Größere Besucher ten fünf Jahre als wahrscheinlich größtes nes / Ingo Partecke

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090-093_stamford bridge.indd Abs1:92 24.05.2005 16:41:53 Stadion-Porträt Stadion-Porträt oder an eine gemeinsame Nut- Thema. Als z.B. Jose Mourinho Daten und Fakten zung eines Stadions geknüpft zu gefragt wurde, was er für ver- sein. Der Verfall der Grundstücks- besserungswürdig ansehe, sagte Adresse: Chelsea FC, Fulham Road, preise Anfang der Neunziger war er: ,Nun, die Fans müssen besser London, SW6 1HS schließlich entscheidend. Chelsea werden‘, und er hat Recht. Als wir Tel.: +44 20 7386 9373 erhielt einen Pachtvertrag mit gegen Barcelona und Bayern spiel- Internet: www.chelseafc.com Kaufoption über 20 Jahre. ten, waren mehr echte Fans da, Als also die Zukunft des Ver- und die Stimmung war kolossal. Kapazität: 42.522 überdachte Sitzplätze eins gesichert war, leitete Bates Als wir das Halb nale gegen Li- East Stand: 11.228 die Fortführung des Stadionum- verpool erreichten, war das Stadi- West Stand: 13.432 baus in die Wege – als Teil des on voll mit Geschäftsleuten … und North Stand: 10.884 Masterplans „Chelsea Village“. die Stimmung litt auf dramatische South Stand: 6.978 Mit drei neuen Tribünen soll- Weise. Fünf Tage später holten wir Zuschauerrekord: 82.905 ten laut Bates’ Vision des neuen auswärts bei Bolton den Premier- (12.10.1935, Chelsea – Arsenal) „Dorfes“ auch Hotels, Wohnein- ship-Titel, es waren alle von früher Eröffnung: 28. April 1877 heiten, Büros, ein Fitness-Club 1994: Blick vom alten Shed End auf die Westtribüne dabei, und alles wiederum völlig Erstes CFC-Spiel: 04.09.1905 gegen sowie Restaurants und Bars in vor dem Umbau Foto: Paul Haines anders. Die Fans und der Club be- Liverpool FC der Mantelbebauung einherge- mühen sich aktuell gemeinsam um hen. Mit diesem heutzutage geläu gen, liefen bei Zuwiderhandlung Gefahr, ein- eine Lösung, es ist ein guter Dialog, beide Chelsea Village seinerzeit aber viel belächelten Konzept, prägsame Erinnerungen davonzutragen. Seiten haben ein Interesse daran. Wir ha- Grundstücksgröße: 48.561 m² wollte Bates für Chelsea zusätzliche Ein- Dennoch – die lichtdurch utete Stamford ben auch tatsächlich einiges auf den Weg Entwicklungskosten: ca. 150 Mio. € nahmemöglichkeiten schaffen und den Bridge hat Charme und Ausstrahlung. gebracht, wie es in manchen deutschen Das Spielfeld ist Eigentum der unabhängigen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ (CPO) Foto: Stadionwelt Einrichtungen: Club unabhängiger von Zuschauerein- Und im Gegensatz zu mancher Well- Stadien geschieht, und wir können von ��2 Vier-Sterne-Hotels mit 273 Zimmern nahmen machen. blechkiste gewährleistet hier das transpa- Deutschland lernen.“ ��21 Konferenz- und Banketträume Als erster Abschnitt bei der Verwirk- rente Dach auch an Londoner Nebeltagen ��5 Restaurants lichung des Chelsea-Village-Konzepts Lichteinfall. In der Sackgasse ��Fitnessclub und Wellnesscenter durch „Architects KSS“ wurde im Novem- Aber wie viele der heutigen um- und mit 25-m-Schwimmbecken ber 1994 die neue Nordtribüne vollendet. ausgebauten Stadien wird auch die Stam- Die Stamford Bridge steht für einen ��20.000 m² Büro- und Ladenfl ächen Da war das berühmte „Shed End“ schon ford Bridge von „wahren“ Fans gerne langjährigen Kampf sowie für die Vision, ��180 Tiefgaragenplätze abgerissen, provisorische Sitze montiert kritisiert. Es fehle an den Matchdays die den besten Stadionkomplex des Landes ��2 CFC-Fanshops und die Arbeiten am neuen Komplex be- Fußballatmosphäre und die Orientierung zu schaffen. Die Liebe zum Detail und ��„Chelsea World of Sport“- reits im Gange. Die neue Südtribüne war in Richtung des Businessklientels sei über- die Wahrung von Bestandteilen der Club- Besucherzentrum nach einjähriger Bauzeit 1996 fertig, und steigert. Der harte Kern, der über Jahre die Historie beim Umbau verdient Anerken- mit dem Abriss der Westtribüne 1998 be- „Shed End“ im Süden bevölkerte, muss nung. Ein Ausbau der Stamford Bridge gann der Schlussspurt beim Umbau der sich nun mit einigen Blocks auf der Nord scheint angesichts des eingeengten Areals Stamford Bridge zum All-Seater. bescheiden, während die West die teuers- aber unmöglich, zumal es sich nur über NEU: Fotogalerie Fast zu einfach angesichts der leid- ten VIP-Einrichtungen des Landes beher- drei Zugänge erschließen lässt. Daran wird vollen Geschichte dieses Ortes. Eigent- bergt. Jez Walters vom Online-Fanzine wohl auch Roman Abramovich nichts än- zur Stamford Bridge lich erwartete daher niemand wirklich CFC.net (www.cfc-net.co.uk): „Weil das dern, der Chelsea im Sommer 2003 über- ein Happy End, und so entstanden dann Village-Konzept nicht aufgegangen ist, nahm, als der Club wieder einmal vor der unter doch noch Verzögerungen. Während die kommen keine Leute, die nicht ohnehin Pleite stand. Bates, der sich nach und nach Arbeiten am Unterrang der Westtribü- da wären. Ohne die Hotels und Fitness- von seinen Posten zurückzog, veräußerte www.stadionwelt.de ne pünktlich 1997 begannen und auch clubs und all das hätten wir immer noch seinen Anteil, dessen Wert inzwischen 17 gemäß Zeitplan abgeschlossen werden dieselbe Klientel in unserem Stadion. Die Mio. Pfund betrug, an Abramovich … um The „Shed End“ war früher die Fankurve. Foto: Stadionwelt konnten, mussten sie an den anderen Stamford Bridge ist allerdings angeneh- 2005 als Retter von Leeds United erneut in Rängen wegen Querelen um die Bauauf- mer für Familien und Frauen geworden Erscheinung zu treten. lagen nochmals ruhen. Im August 2001 und mit ihren Einrichtungen auch viel Jetzt gehört Abramovich zwar „Chel- schließlich wurde die komplette Tribü- fanfreundlicher. Ich erinnere mich an die sea Village“, aber nicht der CFC mit Haut ne eröffnet, womit auch der Umbau der alten Tage des „Shed“, wo die Urinale und Haaren. Weil sowohl der Vereinsna- Stamford Bridge seinen Abschluss fand den Eingang am Bovril End über ute- me als auch das Spielfeld Eigentum der – zwei Jahre zu spät. ten. Es ist jetzt durchaus ansprechender zu Zeiten Bates’ gegründeten unabhängi- für Kreise, die normalerweise nicht zum gen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ Nicht homogen Fußball gehen.“ Trostp aster für den (CPO) sind. Ein cleverer Schachzug, denn Supporternachwuchs: Zumindest bei we- ein Ausverkauf des Clubs und seiner Wer das Stadion heute betritt, bemerkt niger attraktiven Pokalspielen ermöglicht Identität dürfte am Veto der CPO schei- Hinter der Ost verläuft eine Bahntrasse vielleicht erst auf den zweiten Blick, dass der Chelsea FC seinen jüngeren Fans den tern. Anteilseigner sind nämlich größten- es geprägt ist von Jahre währenden Um- Stadionbesuch. Während Premier-League teils die Fans. bauten mit unterschiedlichen Konzep- Spiele stets ausverkauft sind, bietet der Sollte die Ära Abramovich zu Ende ge- ten. Aber die Auswirkungen sind überall Club im Pokal verbilligte Tickets an. Aber hen, könnte sich die Stamford Bridge in- präsent. Hier ein Mauervorsprung, dort wie Walters weiter ausführt – ist weitaus des als zu klein erweisen, um den Club zu ein jäher Ebenenübergang – und den Zu- mehr zu tun, um wieder originäre Stim-  nanzieren. wird auf 76.000 schauern auf dem altehrwürdigen East mung ins Stadion zu bringen: „Die Fokus- ausgebaut, Arsenal und Liverpool wer- Stand wird manche Sichtlinie abrupt vom sierung auf Firmenkunden ist jetzt eines den in nächster Zukunft neue 60.000er- Dach oder einer Betonstufe abgeschnitten. der Hauptprobleme an der Bridge, und Stadien beziehen und somit über bessere „No Standing“ heißt es auf dem Unter- wir Chelsea-Fans sehen es für die nächs- Einnahmequellen verfügen.���Paul Hai- rang. Und in der Tat: Größere Besucher ten fünf Jahre als wahrscheinlich größtes nes / Ingo Partecke Das postmoderne Chelsea Village umgibt das Stadion. Foto: Stadionwelt Die alte Rückwand des „Shed“ Fotos: Stadionwelt

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