Raumordnerischer Entscheid über die Errichtung einer Freiflächen - Photovoltaikanlage MBJ Solar Freimersheim

zur vereinfachten raumordnerischen Prüfung gemäß § 18 Landesplanungsgesetz Rheinland-Pfalz

Februar 2020

Raumordnerischer Entscheid „Freiflächen-Photovoltaikanlage Freimersheim“ vom 06.02.2020

Inhaltsverzeichnis

A. Raumordnerischer Entscheid ...... 2

B. Gegenstand der Prüfung ...... 4

C. Verlauf des Verfahrens ...... 4

D. Zusammenfassung der Stellungnahmen ...... 5

E. Raumordnerische Bewertung und Abwägung ...... 15

F. Prüfung einer Zielabweichung ...... 19

G. Abschließende Bemerkungen ...... 19

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Raumordnerischer Entscheid „Freiflächen-Photovoltaikanlage Freimersheim“ vom 06.02.2020

A. Raumordnerischer Entscheid

Unter Beachtung der im Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV und im Regionalen Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe enthaltenen Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie nach Abwägung der sich aus § 2 (2) Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 1 (4) Landesplanungsgesetz (LPlG), dem LEP IV und dem ERP er- gebenden Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung und Landes- planung ergeht folgender

raumordnerischer Entscheid:

Die Errichtung einer Photovoltaikanlage in Freimersheim - östlich der A 63 und nörd- lich der Bahnlinie - - entspricht den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung, wenn die nachfolgenden Maßgaben erfüllt und die weiteren Anregungen und Hinweise berücksichtigt werden.

1. Die südwestlich des Plangebiets, auf einer Dreiecksfläche, bestehenden Bäume und Sträucher sind zu erhalten.

2. Die Laufzeit der Photovoltaikanlage ist auf 20 Jahre zu begrenzen. Am Ende der Laufzeit ist die Anlage auf Kosten des Investors vollständig zurückzubauen.

Die Flächen sind anschließend wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzufüh- ren.

3. Die artenschutzrechtliche Unbedenklichkeit bezüglich eines Feldhamstervorkom- mens ist im Rahmen des nachfolgenden Genehmigungsverfahrens nachzuweisen. Ggf. sind entsprechende Schutzmaßnahmen vorzusehen.

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4. Im nachfolgenden Genehmigungsverfahren sind vertiefende naturschutzfachliche Untersuchungen sowie konkrete Maßnahmen (z.B. Ausführung der Umzäunung, Einbindung der Anlage in die Landschaft, Gehölzeinbindung im Süden) durchzufüh- ren bzw. festzulegen. Hierzu hat eine frühzeitige Abstimmung mit den Naturschutz- behörden und der tangierten Ortsgemeinde zu erfolgen.

5. Im nachfolgenden Genehmigungsverfahren ist zu prüfen, ob eine unterirdische Netz- anbindung zur Abführung des erzeugten Stroms innerhalb bestehender Kabeltrassen der bestehenden PV-Anlage „Solarpark Freimersheim“ erfolgen kann.

6. Im nachfolgenden Genehmigungsverfahren sind die Hinweise der Oberen Wasser- schutzbehörde, insbesondere hinsichtlich Starkregengefährdung, zu berücksichtigen.

7. Es wird eine frühzeitige Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesarchäologie in , dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz– Autobahnamt Montabaur und der R. P. Eisenbahn GmbH, empfohlen.

8. Die von den Trägern öffentlicher Belange in Teil D des Entscheids näher dargelegten Anregungen und Hinweise sind bei der weiteren Planung zu berücksichtigen.

Ebenso ist das Ergebnis der raumordnerischen Bewertung und Abwägung in Teil E des Entscheids bei der weiteren Planung zu beachten.

9. Durch den raumordnerischen Entscheid werden erforderliche Genehmigungen, Er- laubnisse und / oder Bewilligungen nach anderen Rechtsvorschriften nicht ersetzt.

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Wird innerhalb von fünf Jahren kein Genehmigungsverfahren eingeleitet, ist der raumordnerische Entscheid von der zuständigen Landesplanungsbehörde zu über- prüfen. Gegebenenfalls entscheidet sie, ob eine neue raumordnerische Prüfung durchzuführen ist.

Die im Bebauungsplan festgesetzten Abgrenzungen des Standortes sowie die end- gültige Lage der Anlage nach Abschluss der Bauarbeiten ist der Oberen Landespla- nungsbehörde in geeigneter Form zum Eintrag in das Raumordnungskataster (ROK 25) zu übergeben.

B. Gegenstand der Prüfung

Die MBJ Solar, Eltville, plant die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage in

Freimersheim. Die Photovoltaikanlage mit einer installierten Leistung von 7,6 MWp soll östlich der A 63 und nördlich der Bahnlinie Alzey-Kirchheimbolanden auf einer Fläche von ca. 7,6 ha errichtet werden. Derzeit wird die Fläche landwirtschaftlich ge- nutzt.

Eine detaillierte Beschreibung des Vorhabens ist dem Erläuterungsbericht des Büros Gutschker-Dongus, Odernheim, vom 13.11.2019 zu entnehmen.

C. Verlauf des Verfahrens

Die MBJ Solar hat mit Schreiben vom 05.11.2019 die Einleitung einer vereinfachten raumordnerischen Prüfung nach § 18 LPlG bei der Oberen Landesplanungsbehörde der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd beantragt.

Die Obere Landesplanungsbehörde hat mit Schreiben vom 03.12.2019 die verein- fachte raumordnerische Prüfung mit einer schriftlichen Anhörung der Träger öffentli- cher Belange eingeleitet, um das Vorhaben mit anderen Fach- und Einzelplanungen von überörtlicher Bedeutung abzustimmen und die Übereinstimmung mit den Zielen der Raumordnung und Landesplanung zu bestätigen bzw. herbeizuführen.

An dem Verfahren wurden insgesamt zehn Träger öffentlicher Belange (Behörden, Gemeinden, Verbände und sonstige Stellen) beteiligt.

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Zur Beteiligung der Öffentlichkeit wurde darüber hinaus im Amtsblatt der Verbands- gemeinde Alzey-Land vom 12.12.2019 darauf hingewiesen, dass die Unterlagen auch auf der Internetseite der SGD Süd eingesehen werden konnten. Die Abgabe einer Stellungnahme war bis zum 22.01.2020 möglich.

Da die o.g. Planung Ziele des Regionalen Raumordnungsplans Rheinhessen-Nahe (Vorranggebiet Landwirtschaft) tangiert, ist das Erfordernis der Zulassung einer Ziel- abweichung gemäß § 6 (2) ROG i.V.m. § 10 (6) LPlG zu prüfen. Die Planungsge- meinschaft Rheinhessen-Nahe und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wurden gebeten, hierzu gesondert Stellung zu nehmen.

Die im Rahmen der schriftlichen Anhörung von den Verfahrensbeteiligten vorgetra- genen Bedenken, Anregungen und Hinweise wurden dem Antragsteller zur Auswer- tung übermittelt.

D. Zusammenfassung der Stellungnahmen

Die schriftlichen Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten dienen dem Zweck, das Vorhaben hinsichtlich seiner Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Raumord- nung und Landesplanung zu überprüfen und mit anderen Fach- und Einzelplanungen abzustimmen.

Die nachfolgend dargelegten Aussagen werden nur insoweit wiedergegeben, als grundsätzliche Bedenken und Anregungen gegen das Vorhaben geäußert wurden, welche für die raumordnerische Entscheidung von Bedeutung sind.1

Aus Sicht der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe, Mainz, bestünden grundsätzlich keine Einwände gegen eine vorübergehende Photovoltaik-Nutzung im Freiraum. Das Vorhaben der Ortsgemeinde Freimersheim, eine Freiland- Photovoltaikanlage zwischen der (A 63) und der DB-Strecke Alzey - Kirch-

1 Dies betrifft insbesondere die detaillierten Auflagen und Hinweise der Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesarchäologie Mainz, des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz – Auto- bahnamt Montabaur sowie der Oberen Naturschutzbehörde. Die entsprechenden Stellungnahmen wurden der Antragstellerin zur Berücksichtigung im nachfolgenden Verfahren zugesandt.

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heimbolanden zu errichten, sei aufgrund seiner Größe von ca. 7,6 ha als raumbe- deutsam einzustufen. Die Fläche erfülle durch die überwiegende Lage innerhalb des 110 m breiten Korridors entlang der Autobahn und der Bahnstrecke den Fördertatbe- stand für PV-Anlagen auf ca. 90% der Fläche. Aus landschaftlicher Sicht sei die Flä- che bereits durch eine östlich angrenzende Windenergieanlage vorbelastet. Des Wei- teren würde durch das Vorhaben der regionalplanerische Grundsatz 161 des RROP (Regionaler Raumordnungsplan 2014) zum Ausbau der Solarenergie unterstützt werden.

Entsprechend dem Grundsatz 168 im RROP sei die Errichtung von Photovoltaik - Anlagen, die von baulichen Anlagen unabhängig errichtet würden, flächenschonend durchzuführen. Dafür seien insbesondere zivile und militärische Konversionsflächen sowie ertragsschwache, artenarme oder vorbelastete Acker- und Grünlandflächen zu nutzen. Durch die Lage zwischen Autobahn und Eisenbahnstrecke werde der Tatbe- stand einer vorbelasteten Acker- und Grünfläche erfüllt.

Der RROP lege keine Vorrangflächen für Photovoltaik fest. Ebenso wenig blieben fördertechnisch begünstigte Flächen von gegenteiligen raumordnerischen Zielset- zungen ausgespart. Dies beruhe unter anderem auf den oftmals kleinflächigen oder schmalen Flächenzuschnitten der Freilandanlagen, die eine Darstellung in der RROP-Karte erschweren würden. Die fehlende Festlegung von Positivstandorten bedinge jedoch, dass die Grundsätze 161 und 168 nur umsetzbar seien, wenn eine Vereinbarkeit der Photovoltaik mit entgegenstehenden Zielen nicht grundsätzlich verneint werden würde. Ansonsten wären Freiflächen–Photovoltaikanlagen auf ge- förderten Flächen in den meisten Fällen unzulässig.

Wie in den Antragsunterlagen korrekt aufgeführt werde, befinde sich die geplante Freiflächen–Photovoltaikanlage im vorliegenden Fall in einem Vorranggebiet für Landwirtschaft des Regionalplans. Das Vorhaben stehe somit dem regionalplaneri- schen Ziel Landwirtschaft entgegen. Denn eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung sei während des Betriebs der PV - Anlage nicht mehr möglich.

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Aufgrund der Lagegunst für eine förderfähige PV-Nutzung seien die Grundzüge des Regionalplans durch das Vorhaben aber nicht berührt. Eine Zielabweichung erschei- ne daher im vorliegenden Fall noch vertretbar.

Die Kreisverwaltung Alzey-Worms, Alzey, teilt mit, dass das vorgesehene Plange- biet innerhalb eines Vorranggebiets für Landwirtschaft liege. Darüber hinaus bestün- den keine Probleme mit Zielen oder Grundsätzen der Raumordnung.

Mit der ausgewählten Lage, überwiegend innerhalb der 110 m Entfernung zu Auto- bahn bzw. Schienenwegen, würden die energierechtlichen Rahmenbedingungen des „Leitfadens für großflächige PV-Anlagen im Freiraum“ und des § 37 Abs. 1, Nr. 3, c EEG erfüllt werden. Allerdings würden die energierechtlichen Rahmenbedingungen vor der nachfolgenden Bauleitplanung der o. g. vorgelagerten Prüfung bedürfen. Hierbei seien auch bereits naturschutzfachliche Auswirkungen zu bedenken / bewer- ten.

Die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage liege nicht innerhalb der im o.g. Leitfa- den aufgeführten naturschutzfachlichen Ausschlussgebiete, grenze aber unmittelbar (nur getrennt durch die Nebenbahnlinie Alzey-Kirchheimbolanden) an das NATURA 2000 Vogelschutzgebiet (VSG) „ Ackerplateau zwischen Ilbesheim und “ an.

Beachtlich sei nationales (§ 44 ff. BNatSchG) und europäisches Artenschutzrecht (Art 12-16 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – FFH-RL - vom 21.05.1992 und Art 5-7, 9 der Vogelschutzrichtlinie – VS-RL - vom 02.04.1979).

Dies sei bereits jetzt bzw. mindestens im weiteren Verfahren zu wahren. Würden be- sonders geschützte Tier- und Pflanzenarten bei Realisierung der aus der nachfol- genden Bauleitplanung resultierenden Freiflächen-Photovoltaikanlage beeinträchtigt werden, bedürfe es u. U. im Einzelfall entsprechender Geländeerhebungen. Diese seien immer erforderlich, wenn auf Grund der örtlichen Gegebenheiten Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie zu vermuten seien.

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Eine der nach Anhang IV der o. g. Richtlinie streng geschützte Art von gemeinschaft- lichem Interesse, deren mögliche Beeinträchtigung auszuschließen sei, sei der Feld- hamster. Innerhalb der Gebietsabgrenzung der geplanten PV - Anlage bestünde nur ein geringes bis teilweise mittleres Potential für den streng geschützten Feldhamster, dennoch bedürfe es auf der nachfolgenden Planungsebene einer entsprechenden fachlich fundierten näheren Untersuchung und Bewertung zur Darlegung der Arten- schutzverträglichkeit.

Die Standortauswahl mit umfassender Ausarbeitung erscheine der UNB allerdings gut begründet. Eine Netzanbindung zur Abführung des erzeugten Stromes habe aus Sicht der UNB nur unterirdisch zu erfolgen. Dies sei eventuell über eine bestehende Kabeltrasse der bereits östlich bestehenden Freiflächen-Photovoltaikanlage „Solar- park Freimersheim“ möglich und könne zur Eingriffsminimierung beitragen.

Die UNB führt weiter aus, dass außerhalb der aus versicherungsrechtlicher Sicht zwingend nötigen Umzäunung auch eine taugliche landschaftliche Einbindung erfol- gen müsse. Darüber hinaus sei die Fläche mittels autochthonem Saatgut als mage- res Extensivgrünland zu entwickeln (entsprechend der ab 2020 geltenden gesetzli- chen Vorgabe des § 40 BNatSchG), welches auf die Dauer des Eingriffs vorzuhalten sei.

Angesichts der sonnenexponierten Lage werde angeregt, dass die Gehölzeinbindung im Süden in Teilen auf ca. max. 50 % der Gesamtlänge lückig ausgebildet und somit entsprechende Strukturen für wärmeliebende Reptilien geschaffen werde. Im Osten sei durchgehend ein mehrreihiger Baumheckenstreifen (vereinzelt mit Bäumen II. Ordnung mit niedriger Wuchshöhe) vorzusehen. Die Bestimmungen des Landes- nachbarrechtsgesetzes seien bei den Gehölzpflanzungen zu wahren.

Die Verbandsgemeinde Alzey-Land, Alzey, erklärt, dass die im LEP IV und im Raumordnungsplan verankerten Ziele hinsichtlich der Standortwahl der Freiflächen- Photovoltaikanlage in Freimersheim sich nicht in der Verbandsgemeinde Alzey-Land aufgreifen lassen würden. Im Bereich der VG Alzey-Land seien keine zivilen und mili- tärischen Konversionsflächen sowie ertragsschwache, artenarme oder vorbelastete

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Acker- und Grünlandflächen verfügbar bzw. seien solche Flächen bereits anderen Funktionen zugeordnet (z. B. Munitionslager in = Ökokonto).

Dennoch sehe sich die VG Alzey-Land gegenüber den, auf nationaler und internatio- naler Ebene angestrebten Energie- und Klimaschutzzielen zur Energiewende, in der Verantwortung und unterstütze das o.g. Vorhaben.

Bei dem Plangebiet handele es sich um eine Fläche, welche derzeit landwirtschaft- lich genutzt werde. Durch den geplanten Betrieb der Photovoltaikanlage sei von einer extensiven landwirtschaftlichen Nutzung hin zur Grünlandnutzung auszugehen, was mit einer Steigerung der Bodenfunktion einhergehen würde. Neben dem Rückgang der Nitratwerte, die sich positiv auf den Grundwasserhaushalt auswirken würden, sei mit weiteren positiven Regenerationseffekten, wie beispielsweise einer verbesserten Durchlüftung und Wasserspeicherung des Bodens, zu rechnen. Mit der Bodenruhe erfolge somit eine ökologische Aufwertung, die sich bei einer späteren Rückführung zur landwirtschaftlichen Fläche auch in der Ertragssteigerung widerspiegeln könne.

Die VG Alzey-Land führt aus, dass sie die Ziele der Bundes- und der Landesregie- rung, die erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 weiter voranzubringen, unter- stütze. Die Erzeugung von Solarstrom in größerem Ausmaß würde natürlich auch die gesteckten Klimaschutzziele unterstützen. Daher werde eine Veränderung der Tat- sachen gesehen, die zum Zeitpunkt der Erstellung des Regionalen Raumordnungs- planes bestanden, denn seither habe man sich eher von den Zielen entfernt als sich ihnen zu nähern.

Der bereits bestehende hohe Anteil an erneuerbaren Energien, der durch Windkraft erzeugt werde, solle durch die Erzeugung von Solarstrom ein Backup erhalten, der bei windschwachen aber sonnenintensiven Wetterlagen die Stromversorgung sichere oder zumindest unterstütze.

Innerhalb der VG Alzey-Land stünden keine laut Regionalem Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe bevorzugt geeigneten Flächen für die Errichtung von Freiflächen- Photovoltaikanlagen zur Verfügung oder entsprechende Flächen befänden sich in Bereichen, die sich auf das Landschaftsbild negativ auswirken würden (Rheinhessi-

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sche Schweiz, Aulheimer Tal) oder deren Erschließung sich weit mehr auf die Natur auswirken würde, da die erforderlichen Infrastrukturen weit entfernt liegen würden oder noch erstellt werden müssten (Ableitungen für den Strom, Trafostationen etc.).

Entlang der bevorzugten Flächen entlang von Bahntrassen und Autobahnen seien in der VG Alzey-Land überwiegend landwirtschaftliche Flächen im Flächennutzungs- plan dargestellt. Teilweise würden diese durch Siedlungsstrukturen unterbrochen werden.

Der Vorteil der beantragten Fläche in Freimersheim liege darin, dass bereits ein So- larpark in unmittelbarer Nähe bestehe und somit benötigte Infrastrukturen evtl. mit- genutzt werden könnte.

Die Aufstellung eines Bebauungsplanes „Solarpark Freimersheim 2“ sowie eine pa- rallele Änderung des Flächennutzungsplanes der VG Alzey-Land seien durch die Gremien bereits auf den Weg gebracht worden und fänden in der OG Freimersheim sowie in der Verbandsgemeinde eine breite Akzeptanz.

Zu der bereits bestehenden Freiflächen-Photovoltaikanlagen „Solarpark Freimers- heim 1“ seien der VG Alzey-Land keine negativen Auswirkungen der Anlage vorge- tragen worden.

Aus Sicht der VG Alzey-Land sei die temporäre Inanspruchnahme von Ackerflächen in der Gemarkung Freimersheim für die Errichtung einer Freiflächen- Photovoltaikanlage als noch mit den Zielen der Raumordnung vereinbar.

Laut Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach, seien keine Belange der Flurbereinigung tangiert. Von daher be- stünden keine Bedenken gegen das Vorhaben.

Der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Mainz, sei- en bislang keine archäologischen Funde oder Befunde bekannt; ein Vorhandensein sei deswegen aber nicht auszuschließen. Sofern bei Erdarbeiten archäologische Be- funde angetroffen würden, müssten diese durch die Direktion Landesarchäologie

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Mainz wissenschaftlich dokumentiert, ausgegraben und vor der Zerstörung bewahrt werden.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz / Dienststelle Alzey, Alzey, führt aus, dass sie die Nutzung und den Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich un- terstütze. Allerdings sei aus Sicht der Landwirtschaft der Flächenverbrauch beim Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen jedoch am höchsten und solle daher möglichst nur auf Konversions- und Deponieflächen sowie sonstigen bereits versiegelten Flä- chen erfolgen. Auf derartigen Flächen sowie auf Parkplätzen und Dachflächen be- stünde landesweit noch ein riesiges Potenzial zur Nutzung von Sonnenenergie, so dass keinesfalls die Notwendigkeit bestünde, auf hochwertige landwirtschaftliche Nutzflächen zurückzugreifen. Die Landwirtschaft registriere mit größter Sorge die Tendenz zur Inanspruchnahme auch hochwertiger landwirtschaftlicher Nutzflächen für die Nutzung der Sonnenenergie im 110 m - Bereich entlang von Autobahn- und Schienentrassen.

Die geplante Änderung betreffe hochwertige landwirtschaftliche Flächen und eine Inanspruchnahme für nichtlandwirtschaftliche Zwecke sei nicht mit den übergeordne- ten Planungen (LEP IV, 1. Teilfortschreibung und Regionaler Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe) vereinbar. Durch den Grundsatz „G 166“ der 1. Teilfortschrei- bung des LEP IV werde vorgegeben, dass „von baulichen Anlagen unabhängige Photovoltaikanlagen flächenschonend, insbesondere auf zivilen und militärischen Konversionsflächen sowie auf ertragsschwachen, artenarmen oder vorbelasteten Acker- und Grünlandflächen errichtet werden [sollen].“

Dieser Grundsatz sei auch in den neuen Regionalen Raumordnungsplan übernom- men worden. Folglich sei der Bereich im neuen Regionalen Raumordnungsplan auch als landwirtschaftliche Vorrangfläche dargestellt. Laut LEP IV, Teilfortschreibung Er- neuerbare Energien, kämen lediglich ertragsschwache, artenarme oder vorbelastete landwirtschaftliche Flächen für nicht an bauliche Anlagen gebundene Solaranlagen in Frage. Folglich stünde die nun beplante Fläche aufgrund ihrer landwirtschaftlichen

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Wertigkeit (deutlich größer 60 Bodenpunkten an einem sehr guten Lößstandort) ei- gentlich nicht für Zwecke der Energieerzeugung zur Verfügung.

Die Fläche sei gut über das Wegenetz erschlossen. Die Nachfrage nach landwirt- schaftlichen Flächen sei in der Region nach wie vor sehr hoch , dem stehe ein anhal- tender Flächenverbrauch durch Siedlungserweiterungen, Ausgleichsmaßnahmen, Straßenbaumaßnahmen usw. gegenüber.

Die Errichtung einer Photovoltaikanlage in Freimersheim sei jedoch vertretbar, da es sich hierbei um eine sehr kleine und unförmige Fläche handele, die auch agrarstruk- turell eher eine geringere Bedeutung habe und zwischen einer Bahnlinie und der Au- tobahn A 63 eingekeilt sei. Darüber hinaus sei diese Fläche aufgrund des spitzen Winkels mit dem heutzutage vorherrschenden Maschinenbestand nur unter er- schwerten Bedingungen zu bewirtschaften, so dass der Produktionseinsatz im Ver- hältnis zu den Erträgen oft unverhältnismäßig hoch sei. Daher sei es auch aus Um- weltgesichtspunkten nicht von Nachteil diese kleine Fläche für die Energieerzeugung zu verwenden.

Der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz – Autobahnamt Montabaur, Monta- baur, äußert keine Bedenken gegen das Vorhaben, sofern verschiedene Punkte be- züglich Anbauabständen, Baubeschränkung etc. berücksichtigt würden.

Die R. P. Eisenbahn GmbH, Bad Dürkheim äußert keine grundsätzlichen Einwen- dungen gegen das Vorhaben und nimmt wie folgt Stellung:

Insbesondere sei die Gebietsabgrenzung (110 m Korridor) zur Grenze der Bahnanla- gen ausnahmslos einzuhalten. Die im Bereich der Bahnanlage liegenden Verkehrswege dürften nicht befahren wer- den. Zur Erschließung der Maßnahme seien die Wirtschaftswege zu nutzen. Da die- se Wege auch bei eventuellen Ereignissen als Rettungswege dienen würden, werde darum gebeten, stets eine Durchfahrt zu ermöglichen.

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Die Blendwirkung auf die Bahntrasse müsse ausgeschlossen werden. Hierzu sei vor der weiterführenden Planung ein entsprechender Nachweis zu erbringen und vorzu- legen. Sollten Kreuzungen zwischen den geplanten Medien (Leerrohre usw.) und den Bahnanlagen notwendig werden, seien entsprechende Kreuzungsverträge zu verein- baren. Die R. P. Eisenbahn GmbH sei rechtzeitig zu kontaktieren.

Die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz der SGD Süd, Mainz, äußert keine grundsätzlichen Einwendungen gegen das Vorhaben und nimmt wie folgt Stellung:

1) Grundwasserschutz Das Plangebiet befinde sich außerhalb eines Wasser- oder Heilquellenschutzgebie- tes. Ebenso tangiere das Vorhaben keine bekannten Brunnen oder Grundwasser- messstellen.

Hinweise:

• Etwa 800 m östlich des Plangebietes liege das im Entwurf befindliche Trinkwas- serschutzgebiet „Freimersheim, Aufspringquelle“. • Bei der geplanten Trafostation handele es sich um eine Anlage zum Verwenden wassergefährdender Stoffe (Transformatorenöle). Die Anforderungen der §§ 62 und 63 des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushaltes (WHG) sowie der Ver- ordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) seien zu beachten.

Aus Sicht des Grundwasserschutzes gebe es bei Beachtung / Umsetzung der o. g. gesetzlichen Vorgaben keine Bedenken.

2) Altlasten, Altablagerungen, Altstandorte, schädliche Bodenveränderun- gen, Verdachtsflächen Für den Planungsbereich südlich / süd-östlich der A 63 in der Gemarkung Freimers- heim seien keine Altlasten, Altablagerungen, Altstandorte, schädlichen Bodenverän- derungen oder Verdachtsflächen bekannt.

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Es werde darauf hingewiesen, dass Altstandorte (stillgelegte Anlagen und Grundstü- cke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde) für diesen Be- reich noch nicht erhoben wurden.

Da der Planungsbereich nur punktuell versiegelt werde, bestünden aus bodenschutz- rechtlicher Sicht keine Bedenken.

3) Allgemeine Wasserwirtschaft, Hochwasservorsorge In dem Gebiet befänden sich keine Oberflächengewässer. Insofern bestünden aus Sicht der allgemeinen Wasserwirtschaft keine Bedenken.

Allerdings befänden sich auf dem Gelände der geplanten Freiflächen- Photovoltaikanlage gemäß der Starkregengefährdungskarte der VG Alzey-Land Ent- stehungsgebiete für Sturzfluten nach Starkregen mit mäßiger bzw. geringer Abfluss- konzentration. Das sei bei der weiteren Planung der Anlage zu berücksichtigen.

Die Obere Naturschutzbehörde der SGD Süd, Neustadt/W., erklärt, dass die ge- plante Freiflächen-Photovoltaikanlage am Standort östlich der A 63 und nördlich der Bahnlinie AZ-KIB zwar einen erheblichen Eingriff in den Naturhaushalt (Versiegelung/ Teilversiegelung, Blendwirkung, Barrierewirkung, Bodenumlagerung / Verdichtung, Beschattung / Veränderung des Niederschlagregimes / teilweise Austrocknung / Ero- sion, Beeinträchtigung der Arten der Ackerflur) und das Landschaftsbild (visuelle Wirkungen der Module, Container für Wechselrichter und Zaunanlage) bedinge.

Allerdings bestünden aufgrund der Lage an Autobahn und Bahnlinie und der intensi- ven landwirtschaftlichen Nutzung der Planfläche aber keine grundsätzlichen Beden- ken.

In einem unter dieser Voraussetzung nachfolgenden Bauleitplanverfahren seien in den naturschutzfachlichen Planungsbeiträgen u.a. die folgenden Themen zu bearbei- ten:

• Festlegung naturschutzfachlicher Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompen- sationsmaßnahmen

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• Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes von mehreren Standor- ten aus • Habitatfunktion für Tierarten der Ackerflur (Vogelarten der Feldflur) • Festlegung / Berechnung des Versiegelungsgrades • Feststellung der Notwendigkeit externer Kompensationsmaßnahmen • Südlich des Plangebietes grenze das Vogelschutzgebiet „Ackerplateau zwi- schen Ilbesheim und Flomborn“ an. Von daher seien im weiteren Verfahren die möglichen Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutz- und Erhaltungs- ziele des Natura 2000-Gebiets mittels einer Natura-2000 Vorprüfung zu unter- suchen.

Darüber hinaus seien weitere naturschutzfachliche Vorgaben in der konkreten Um- setzung zu berücksichtigen.

E. Raumordnerische Bewertung und Abwägung

Die raumordnerische Bewertung des Vorhabens erfolgt unter Beachtung der im LEP IV und im Regionalen Raumordnungsplan (ROP) Rheinhessen-Nahe enthaltenen Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie der sich aus § 2 (2) ROG i.V. mit § 1 (4) LPlG, dem LEP IV und dem ROP Rheinhessen-Nahe ergebenden Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung. Bei der Bewertung werden ferner die während der schriftlichen Anhörung vorgebrachten Bedenken und Anregungen be- rücksichtigt.

Gemäß LEP IV soll die Nutzung erneuerbarer Energieträger an geeigneten Standor- ten ermöglicht und im Sinne der europäischen, bundes-, und landesweiten Zielvor- gaben ausgebaut werden. Dabei sollen von baulichen Anlagen unabhängige Photo- voltaikanlagen flächenschonend, insbesondere auf zivilen oder militärischen Konver- sionsflächen sowie auf ertragsschwachen, artenarmen oder vorbelasteten Acker- und Grünlandflächen, errichtet werden.

Auch nach dem ROP Rheinhessen-Nahe soll die Erschließung und Nutzung erneu- erbarer Energien, u.a. der Sonnenenergie, verstärkt angestrebt werden (G 161).

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Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen kommt dem Ausbau der erneuerba- ren Energien eine besondere Rolle zu. Ein erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromver- brauch auf mindestens 50 % bis zum Jahr 2030 zu erhöhen.2

Ein immer wichtiger werdender Pfeiler stellt dabei die Stromerzeugung aus Photovol- taikanlagen dar. In Deutschland konnte die Stromproduktion aus Photovoltaikanlagen im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um ca. 17 % auf ca. 46,2 TWh gesteigert wer- den und machte somit ca.7,7 % der Bruttostromerzeugung aus.3

Auch das Land Rheinland-Pfalz unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien, der neben der Energieeinsparung, einer rationellen und energieeffizienten Energiever- wendung und der Stärkung der eigenen Energieversorgung einen der vier wichtigen Pfeiler der rheinland-pfälzischen Energiepolitik darstellt. So will Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2030 seinen Stromverbrauch bilanziell zu 100 % aus erneuerbaren Ener- gien decken, wobei ca. ein Viertel der regenerativen Stromerzeugung auf Photovolta- ik entfallen soll.4

Mit der Verabschiedung der „Landesverordnung über Gebote für Solaranlagen auf Grünlandflächen in benachteiligten Gebieten“ durch den Ministerrat (20.11.2018) macht die Landesregierung deutlich, dass der Ausbau der Photovoltaik nun verstärkt vorangetrieben werden soll.

Mit dem geplanten Vorhaben wird daher grundsätzlich die Intention des Landes, die Photovoltaik als einen Pfeiler der erneuerbaren Energien weiter auszubauen, unter- stützt.

Die beteiligten Träger öffentlicher Belange stehen dem Vorhaben grundsätzlich posi- tiv gegenüber.

2 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Die Energie der Zukunft, Vierter Monitoring- Bericht zur Energiewende, Berlin, November 2015. 3 vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland, Berlin, Dezember 2019. 4 vgl. Homepage der Landesregierung Rheinland-Pfalz, aufgerufen unter http://www.rlp.de/de/landes- regierung/schwerpunkte/energiewende, Zugriff am 05.02.2020.

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Grundsätzlich sind laut LEP IV und ROP Rheinhessen-Nahe von baulichen Anlagen unabhängige Photovoltaikanlagen flächenschonend, insbesondere auf zivilen und militärischen Konversionsflächen sowie auf ertragsschwachen, artenarmen oder vor- belasteten Acker- und Grünlandflächen zu errichten (G 166 LEP IV und G 168 ROP Rheinhessen-Nahe).

Aus Sicht der Oberen Landesplanungsbehörde haben deshalb Konversionsflächen mit hohem Versiegelungsgrad oder brachliegende, ehemals baulich genutzte Flä- chen im Außenbereich erste Priorität als Standorte für Freiflächen- Photovoltaikanlagen. Damit wird dem Grundsatz nach schonendem Umgang mit Grund und Boden grundsätzlich Rechnung getragen.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land legt jedoch in ihrer Stellungnahme dar, dass innerhalb der Verbandsgemeinde keine entsprechenden Konversionsflä- chen vorhanden sind. Aus Sicht der Oberen Landesplanungsbehörde ist es daher grundsätzlich nachvollziehbar, dass auf Flächen zurückgegriffen wird, die entlang der Autobahn / Bahntrassen liegen und nach dem EEG gefördert werden. Dem stimmt die Verbandsgemeindeverwaltung zu. Hinzu kommt, dass in unmittelbarer Nähe des geplanten Vorhabens bereits der „Solarpark Freimersheim“ besteht und westlich der Autobahn A 63 die Errichtung von Windkraftanlagen geplant ist.

Somit kann aus raumordnerischer Sicht die Bündelung mehrerer Anlagen für erneu- erbare Energien erfolgen und es können Synergieeffekte durch die Nutzung beste- hender Infrastruktureinrichtungen (z.B. Kabeltrassen, Wege) erzeugt werden. Gleich- zeitig können zusätzliche Eingriffe in die Umwelt vermieden werden.

Dies wird auch seitens der Oberen Naturschutzbehörde so gesehen. Den Natur- schutzbehörden ist dabei grundsätzlich zuzustimmen, dass es im nachfolgenden Ge- nehmigungsverfahren vertiefender naturschutzfachlicher Untersuchungen sowie der Festlegung konkreter naturschutzfachlicher Maßnahmen (z.B. Einbindung der Anla- gen in die Landschaft) bedarf. Insbesondere ist eine Natura-200 Vorprüfung hinsicht- lich möglicher Auswirkungen auf die Schutz- und Erhaltungsziele des angrenzenden Natura 2000-Gebiets „Ackerplateau zwischen Ilbesheim und Flomborm“ (VSG) durchzuführen und eine artenschutzrechtliche Unbedenklichkeitsprüfung bezüglich

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Raumordnerischer Entscheid „Freiflächen-Photovoltaikanlage Freimersheim“ vom 06.02.2020

eines Feldhamstervorkommens ist vorzulegen. Hierzu hat eine frühzeitige Abstim- mung mit den Naturschutzbehörden zu erfolgen.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land legt ferner dar, dass innerhalb des Verbandsgemeindegebietes auch keine ertragsschwachen landwirtschaftlichen Flä- chen zur Verfügung stehen bzw. diesen bereits andere Funktionen zugeordnet sind.

Dies wird auch von der Begründung zu Z 83 des ROP Rheinhessen-Nahe gestützt. Hier wird ausgeführt, dass aufgrund der Bodengüte und daraus resultierender finan- zieller Parameter rund 80 % der Landwirtschaftsflächen in der Region eine sehr hohe Bedeutung vorweisen würden.

Um den Ausbau der Photovoltaik voranzubringen bzw. zu unterstützen, ist es aus Sicht der Raumordnung nicht zu vermeiden, in einzelnen Fällen auch landwirtschaft- liche Fläche mit hoher Bodengüte in Anspruch zu nehmen. Möglichst vermieden werden sollte jedoch, dass Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf großen, zusammen- hängenden, also für die moderne Landwirtschaft besonders geeigneten Flächen mit hoher Bodengüte gemäß der Begründung zu Z 83 des ROP errichtet werden. Die Landwirtschaftskammer bestätigt, dass die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage am Standort Freimersheim auf hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen vorgese- hen ist. Allerdings ist dieser Standort aufgrund der Lage zwischen Autobahn A 63 und Bahnlinie Alzey-Kirchheimbolanden, dem Dreiecks-Zuschnitt und der geringen Flächengröße nur unter erschwerten Bedingungen zu bewirtschaften und weist eine geringe agrarstrukturelle Bedeutung auf.

Hinzu kommt, dass die Fläche vom Eigentümer selbst bewirtschaftet wird und dieser gemeinsam mit der MBJ Solar einer der Investoren des Projektes ist. Demnach ist für den Eigentümer ein Verzicht auf die Bewirtschaftung der Fläche vertretbar.

Die Hinweise der Oberen Wasserbehörde, insbesondere hinsichtlich Starkregenge- fährdung, sind zu berücksichtigen. Darüber hinaus wird eine frühzeitige Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesarchäologie in Mainz, dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz – Autobahnamt Montabaur und der R. P. Eisenbahn GmbH empfohlen.

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Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass das Vorhaben – unter Berücksichtigung der o.g. Maßgaben – mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landes- planung in Einklang steht.

F. Prüfung einer Zielabweichung

Das Vorhaben liegt nach dem ROP Rheinhessen-Nahe in einem Vorranggebiet für die Landwirtschaft (Z 83). Nach dem ROP Rheinhessen-Nahe, der seit dem 23.11.2015 verbindlich ist, hat die der landwirtschaftlichen Produktion dienende Landbewirtschaftung innerhalb der Vorranggebiete für die Landwirtschaft Vorrang vor konkurrierenden Ansprüchen.

Es war daher durch die Obere Landesplanungsbehörde zu prüfen, ob die Zulassung einer Zielabweichung gemäß § 6 (2) ROG i.V.m. § 10 (6) LPlG von dem o.g. Ziel er- forderlich war.

Mit Schreiben vom 03.02.2020 kam die Obere Landesplanungsbehörde zu dem Er- gebnis, dass für die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage östlich der A 63 und nördlich der Bahnlinie Alzey-Kirchheimbolanden eine Abweichung von dem Ziel „Vorranggebiet Landwirtschaft“ zugelassen werden kann.

G. Abschließende Bemerkungen

Ziel der vereinfachten raumordnerischen Prüfung war es, festzustellen, ob die ge- plante Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage in der Ortsgemeinde Frei- mersheim mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und Landesplanung übereinstimmt und wie die Planung mit anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen abgestimmt werden kann. Das Verfahren beurteilt somit vor dem eigent- lichen Genehmigungsverfahren die grundsätzliche Zulässigkeit des Vorhabens unter raumordnerischen und landesplanerischen Aspekten.

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Im Unterschied zum nachfolgenden Genehmigungsverfahren können bei der raum- ordnerischen Prüfung daher ausschließlich die für die raumordnerische Zulässigkeit des Vorhabens erheblichen öffentlichen Belange Berücksichtigung finden. Rein pri- vatrechtliche Belange sowie evtl. Enteignungs- und Anpassungsmaßnahmen sind nicht Gegenstand des Verfahrens. Diese sind den nachfolgenden Genehmigungsver- fahren vorbehalten. Dadurch ergibt sich in der vereinfachten raumordnerischen Prü- fung eine großräumigere Betrachtungsweise als im eigentlichen Genehmigungsver- fahren.

Die raumordnerische Beurteilung als Ergebnis der Prüfung entfaltet gegenüber den Trägern des Vorhabens und gegenüber Einzelnen keine unmittelbare Rechtswirkung und ersetzt nicht die zur Verwirklichung des Vorhabens nach anderen Rechtsvor- schriften erforderlichen Genehmigungen, Erlaubnisse oder sonstigen behördlichen Entscheidungen. Die raumordnerische Beurteilung ist jedoch bei diesen Entschei- dungen zu berücksichtigen.

Durch die Mitteilung des Ergebnisses der vereinfachten raumordnerischen Prüfung wird das Verfahren abgeschlossen. Die Verfahrensbeteiligten erhalten einen Abdruck dieses Entscheides.

Für die Durchführung des Verfahrens werden Gebühren nach dem Landesgebüh- rengesetz vom 03.12.1974 (GVBl. S. 578), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Ge- setzes vom 21.07.2003 (GVBl. S. 212) in Verbindung mit der Landesverordnung über die Gebühren für Amtshandlungen nach dem Landesplanungsgesetz (Besonderes Gebührenverzeichnis) vom 16.04.2005 (GVBl. S. 138) erhoben. Hierüber ergeht ein gesonderter Kostenfestsetzungsbescheid.

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Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd

- Obere Landesplanungsbehörde -

Neustadt an der Weinstraße, den 06.02.2020

Im Auftrag

Sylvia Götz

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