OPER IM FOKUS FEBRUAR | 2021

Wiens neue : Anita Rachvelishvili am 7.2. in der Übertragung aus der Wiener Staatsoper (c) Dario Acosta/ Sony Classical

CARMEN PREMIERE

SLÁVKA ZÁMEČNÍKOVÁ IM PORTRÄT Leooohnore!

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THEMA Carmen

Seite 6 „Es war eine seltsame, wilde Schönheit“

(TAMARA YASMIN QUICK)

Seite 9 Prosper Mérimée (RAINHARD WIESINGER)

Seite 11 Erstaufführung und Rezeption in Wien (RAINHARD WIESINGER)

Seite 12 Diskographie (RICHARD SCHMITZ)

Seite 14 10 Fragen an...Alexandra Inculet (SUSANNE KIRNBAUER-BUNDY)

PORTRAIT

Seite 16 Slávka Zámečníková (RAINHARD WIESINGER) Im Oktober brillierte die Sopranistin an der Seite ihres Landmanns und 6 Wiener Publikumslieblings Adam Plachetka als Norina in Don Pasquale.

MEINUNG, CHRONIK

Seite 4 Heinz Zednik

Seite 5 Tür zu...Tür auf

MISTERIOSO 16 Seite 22

6 Plakat zur UA von Carmen 1875 SERVICETEIL Litographie von Prudent-Louis Leray Quelle: de.wikipedia.org Seite 18 Tipps, Streaming • Seite 20 Radio-, TV-Programm • Seite 23 Buch Tipps 18 Slávka Zámečníková © Alfheidur Erla

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 3 … Liebe Opernfreunde! Forum Liebe FREUNDE, und vertrauen Sie uns, wir schaffen Leider Gottes gibt es noch immer nicht das schon!“ Er hat es laufen lassen und sehr viel zu sagen oder zu schreiben. ab diesem Moment hat es immer funkti- Dank der ungeheuren „Eigenverant- oniert. Später hat er mir dann einmal wortung“ von tausenden Österreichern gesagt: „Sie haben recht gehabt, man ist die Pandemie noch immer nicht soll nicht so viel herumdirigieren!“. vorbei. Jeder sucht die Schuld bei den Meine Erfahrungen mit diversen anderen und nie bei sich selbst. Carmen-Sängerinnen sind, muss ich ehrlich zugeben, durchwachsen. Zwei Trotzdem wird die Wiener Staatsoper der besten, die ich je erlebt habe und aber eine neue Carmen bringen, mit mit denen ich auch gemeinsam auf der Anita Rachvelishvili in der Titelrolle. Bühne stand, die in ihrem ganzen Heinz Zednik Für unser nun schon zweimal geplantes Wesenszug als Carmen den richten © Terry Linke Künstlergespräch werden wir sicher Tonfall und die Art, wie diese Figur einen neuen Termin finden können. eigentlich zu sehen ist, gefunden haben, Zur Carmen habe ich eine langjährige waren die damals schon ein bisschen Beziehung, die ersten Vorstellungen sah ältliche Regina Resnik und die hin- ich natürlich noch im Theater an der reißende afroamerikanische Sängerin Wien. Da sangen eine gewisse Martha Débria Brown. Man wird mir sicher Mödl die Titelpartie, Karl Friedrich den sagen: Jean Madeira, Grace Bumbry Don José und Karl Kamann den Esca- usw. … Jajaja aber die zwei waren millo. Das war mein erster Eindruck, einfach einzigartig in ihrer Art der der natürlich sofort zu einer ungeheu- Darstellung. Nicht zu vergessen meine ren Liebe zu diesem Werk führte, die bis geliebte Agnes Baltsa. Vergessen Sie nicht auf heute angehalten hat. Sie ist wirklich das tägliche GRATIS- ein Meisterwerk ohnegleichen, um Carmen, ein Werk, das immer wieder an Streaming-Angebot mit Carmen-Fan Nietzsche zu sprechen: allen Opernhäusern der Welt zu hören der Wiener Staatsoper prachtvolle Musik und dramatische sein muss oder soll. Ich glaube, die In- Handlung, das Schicksal einfacher szenierung der anstehenden Premiere Menschen. In Paris gilt selbstverständ- in einer TV-Produktion schon einmal lich bei jedem Aufenthalt mein Besuch gesehen zu haben und kann mich an Alle Infos unter dem Grab des großen am eine sehr gute Aufführung erinnern. Ich Friedhof Père Lachaise. Mein persönli- wünsche es vor allem unserer geliebten play.wiener-staatsoper.at ches Auftreten fand schon in Rahmen Wiener Staatsoper. Hoffentlich können meines ersten Engagements in Graz wir bald wieder unser so lang entbehrtes statt: als Schmuggler Remendado, noch Haus besuchen. Leicht hat es die neue in Deutsch gesungen. Über die Jahr- Direktion bei Gott nicht, damit hat zehnte setzte es sich dann in der alten niemand rechnen können. Aber mit Otti Schenk-Inszenierung und später Eigenverantwortung in einer Demokra­ in der Neuinszenierung von Zeffirel- tie ist es halt sehr schwierig. Gesetze li unter der Stabführung von Carlos einhalten, da wird es meistens schwer… Kleiber fort. Das Schmuggler-Quintett wurde in einem ziemlich raschen Tem- In diesem Sinne wünsche ich uns allen po genommen, was immer wieder zu trotzdem und hoffentlich für alle ein kleinen rhythmischen Verschiebungen gesundes Weiterkommen in dieser führte. Bei einer gemeinsamen Liftfahrt schwierigen Zeit und verbleibe wie in der Oper fragte mich Kleiber in leicht immer raunzigem Ton, warum das nicht und nicht klappe. Und ich habe mich an den großen mit der Bitte ge- Euer in alter Freundschaft ergebener wandt: „Lassen’s es doch einmal laufen Heinz Zednik

4 Tür zu…Tür auf 40 Jahre ist es her, dass plötzlich das Gerücht auftauchte, der schlossen wurden, ob er es durch die Türe schaffen würde – er Trafikant in der Goethegasse 1, im Hanusch Hof gegenüber schaffte es). Christoph Wagner-Trenkwitz unser erster Gene- dem Eingang in den Burggarten, hätte sein Trafikantendasein ralsekretär, hielt auf Basis seiner exzellenten Italienisch- satt und suche jemand, der ihm seine Lizenz ablöse. kenntnisse italienische Partitur-Lesekurse, und nach beson- öS 100.000,– wollte er dafür haben, ein damals heftiger Be- deren Abenden standen wir gemeinsam mit den Künstlern trag, zu dem noch die zuerst vergessene Mehrwertsteuer dazu dieses Abends im und vor dem Lokal bei einem Glas Wein kam, aber das Finanzministerium war damit einverstanden. beisammen. Der uns wohlwollend gesinnte Generalsekretär des Bundes- theaterverbandes (BThV) Jungbluth war es auch, weil er Mit steigendem Mitgliederstand (Höchststand dank Franco nicht wieder einen fremden Dritten sondern jemanden aus Corelli 3700) und damit steigender Administration reduzierten der Familie bekam, und so griffen wir seufzend in die Vereins- sich naturgemäß diese Aktivitäten. Ein Ort der Begegnung ist kasse, weil wir die Zukunftschancen der FREUNDE dieses FREUNDE-Büro aber allemal geblieben. witterten. Bis dahin hatten wir irgendwo im BThV ein Loch von Zimmer mit Licht vom Lichthof zweimal in der Woche Nach 40 Jahren und jetzt sieben Direktoren hat nun die zwei Stunden, und bei Kartenausgaben mussten sich die Mit- Staatsoperndirektion ihren dringenden Eigenbedarf an den glieder auf der Stiege anstellen. Die Übernahme des Lokals etwa 50 m2 der FREUNDE (für die wir selbstverständlich war nicht so einfach, tagelang räumten wir das Lokal von auch Miete bezahlt haben) entdeckt und damit den Miet- Stapeln alter Zeitungen und wackeligen Regalen und putzten vertrag beendet. Am 16. Dezember sind wir ausgezogen an und schrubbten. Das Ergebnis bot letztlich trotzdem einen die Adresse Opernring 1 gegenüber der Staatsoper, deren traurigen Anblick. Direktion die Adresse Opernring 2 hat. Auch wenn wir unsere Augen selbstverständlich in Zukunft auf unser Ziel, Da aber kam uns der Chef der Immobilienverwaltung des FREUNDE der Wiener Staatsoper zu sein, richten und BThV zu Hilfe, HR Siegfried Jung, genannt Jung Siegfried, erfüllen werden, blicken wir natürlich ein wenig nostalgisch und renovierte die Toilette, baute eine kleine Küchenzeile ein, zurück – die Freude der Begegnung mit unseren Mitgliedern ließ ausmalen und legte uns eine TV-Leitung von der Bühne jedoch bleibt dieselbe! Heinz Irrgeher der Staatsoper, die es erlaubte, jede (jede!) Aufführung, Probe oder Generalprobe mitzuverfolgen. Unser Gründungsmit- glied Arch. Ferry Riedl riss das Design des Lokales an sich, schuf Einbaumöbel und einen Steinboden und eine schwierig zu durchschreitende Eingangstüre mit gegenseitig versetzten starren Türflügeln. Ein mit dem Präsidenten befreundeter Möbelhändler spendete italienische Büromöbel und mit Elfriede Hirschberg fanden wir die Seele des neuen Büros, später ergänzt mit Brigitte Struppy.

Damit waren unsere finanziellen Mittel erschöpft, und wir wandten uns an unsere damals ca. 1400 Mitglieder, die tatsächlich reichlich spendeten. Auch die Künstler, damals wie heute mit uns befreundet, erfuhren von unserem neuen Büro und boten sich selbst an. Ensemblemitglieder wie Gäste leisteten Unterstützung und lizitierten sogar: Die Sekretäre der drei Tenöre erkundigten sich diskret, wer wieviel gespendet hatte und legten dann noch ein paar Tausender drauf.

Von Anfang an sahen wir das Lokal als die Jahre vorher entbehrte Möglichkeit des Kontaktes mit unseren Mit- gliedern an, nämlich wo wir an langen Nachmittagen und Abenden mit den Künstlern der Oper diskutierten (Prawy war Stammgast, der geplante TV-Sendungen bei uns Signierstunde Renata Tebaldi ausprobierte), Autogrammstunden abhielten und zwar nicht Heinz Irrgeher, der damalige FREUNDE-Präsident nur mit Tebaldi und Pavarotti (bei dem zuvor Wetten abge- Photo: privat

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 5 Thema

„ES WAR EINE SELTSAME, WILDE SCHÖNHEIT“ Prosper Mérimée „Carmen“

VON TAMARA YASMIN QUICK

Gattungs-politische Fragen der Exkurs zur Entstehungsgeschichte Carmencita kennen, die ihn tief beein- musikalischen Ausgestaltung im druckte, sowie einen Häftling, der auf Kontext des 19. Jahrhunderts Als Vorlage hatte Bizet und seinen seine Hinrichtung wartete. Er war sehr beiden Librettisten Henri Meilhac­ an den spanischen Bräuchen und Sit- Die Titelheldin Carmen muss als und Ludovic Halévy Prosper Mérimées ten interessiert, erlebte Stierkämpfe, individuelle und herausstechende Per- gleichnamige Novelle aus dem Jahr Hinrichtungen, Straßenräuber und sönlichkeit gelesen werden – sie hebt 1845 gedient. Ganz anders als Bizet,­ „Hexen“. sich in jeder Hinsicht stark von den der sich auf Berichte und seine mu- anderen Charakteren ab –, sodass ihr sikalische Intuition verließ, selbst Fünfzehn Jahre nach seiner ersten stereotypische Zuschreibungen wie jedoch nie in Spanien gewesen war, Spanienreise schrieb er die Novelle femme fatale oder Zigeunerin bei war der französische Autor und Carmen, die am 1. Oktober 1845 in genauerer musikalischer Betrachtung Dichter Mérimée außerordentlich der Revue des Deux Mondes in Paris von Bizets Musik nie gerecht werden reisefreudig. Eine besondere Vorliebe erschien. Weitere zwei Jahre später können, liegen sie doch zu sehr an der hatte er für Spanien, das er insgesamt wurde sie, um das vierte pseudowis- Oberfläche und verraten nichts darüber, sechsmal bereiste und das Schauplatz senschaftliche Kapitel über die wer diese Carmencita sein kann. In mehrerer seiner literarischen Werke „Zigeuner“ und ihre Sitten ergänzt, der Tat rühren diese Rollenklischees wurde. In der Revue de Paris wurden vom Verlagshaus Michel Levy ver- ohne tiefere figurenpsychologische die Reiseerlebnisse seines ersten Spa- öffentlicht. Mérimée galt in Frankreich Ausarbeitung jedoch nicht zuletzt aus nienaufenthalts aus dem Jahr 1830 als bald als Spanienexperte. der Umgestaltung bzw. Glättung von Lettres d’Espagne veröffentlicht. Diese Bizets ursprünglicher Opéra comique dienten ihm später auch als Material Im Jahr 1875 erhielt Georges Bizet durch Ernest Guiraud für die Wiener für seine berühmte Novelle Carmen. von den beiden Theaterdirektoren der Erstaufführung, die nach dem Fiasko Auf seiner ersten Spanienreise lernte Opéra Comique, Paris Camille du Locle der Pariser Uraufführung sicherlich er die andalusische Gräfin Montijo und und Adolphe de Leuven, den Auftrag, als ein posthumes Geschenk an den ihre Familie kennen. Daraus entstand eine Oper zu komponieren, für die Freund Georges Bizet gemeint war. Es eine langjährige und enge Freund- Henry Meilhac und Ludivic Halévy ist auch nicht von der Hand zu weisen, schaft, die in über vierhundert Briefen das Libretto verfassen sollten. So klar dass diese Anpassungen an den Publi­ dokumentiert ist. Die Gräfin erzählte blieb die Aufgabenverteilung während kumsgeschmack des 19. Jahrhunderts ihm die Geschichte von José María des Kreationsprozesses jedoch nicht den Welterfolg von Carmen wahr- Tempranillo, einem gefürchteten Ban- bestehen. Schon bei der Stoffsuche scheinlich erst ermöglichten, und diten, der in Málaga sein Unwesen war Bizet maßgeblich beteiligt. Als ­dennoch brachte Guirauds Fassung trieb und seine untreue Geliebte Vorlage für das neue Werk entdeckte eine nahezu vollständige Zerstörung ermordet hatte. Außerdem lernte er nach einiger Recherche Mérimées Bizets eigentlicher Vision der Werk- Mérimée auf seinen Spanienreisen vierteilige Novelle Carmen, die ihn dramaturgie und Ästhetik mit sich. auch eine Zigeunerin namens faszinierte.

6 CARMEN

Félix Henri Giacomotti: Georges Bizet (1838–1875)

Musée Carnavalet Paris, Quelle: de.wikipedia.org

Mérimées und Bizets Carmen – ein und dieselbe Carmencita?

Der auktoriale Ich-Erzähler der Novelle berichtet sehr sachlich und ethno- graphisch detailliert von seiner Andalusien-Reise, die er eigentlich zu archäologischen und ethnologischen Forschungszwecken unternommen hatte. Doch bereits im ersten Kapitel trifft er während einer Rast auf einen geheimnisvollen Mann. Abenteuerlustig beschließt er gegen die stummen Warnungen seines Reiseführers mit ihm zu essen und zu rauchen.

Denn [er] kannte den Charakter der Spanier genügend, um sicher zu sein, daß [er] von einem Manne, der mit [ihm] gegessen und geraucht hatte, nichts zu fürchten brauchte. Prosper Mérimée, Carmen

Schließlich wählt er sogar dieselbe Unter- zwar, dass die grausame Novelle nicht in Des Weiteren stellten die drei Künstler kunft wie der Fremde, den der Forscher ihrer puren Form auf der Opernbühne der Zigeunerin Carmen die Figur des mittlerweile als den steckbrieflich ge- realisiert werden konnte. Trotzdem tugendhaften Bauernmädchen Micaëla suchten Banditen José Maria Navarro versuchte der Komponist, die mit- gegenüber und es kamen die Zigeune- identifiziert hat, und verhilft ihm zur reißende Leidenschaft, verzehrende rinnen Frasquita und Mercédès hinzu. nächtlichen Flucht vor den Soldaten. Im Sehnsucht und atemraubende Realistik Nebenfiguren der Novelle wie Carmens zweiten Kapitel macht der Erzähler im der Geschichte zu vertonen und sich nur einäugiger Ehemann García, ein englischer andalusischen Cordoba Bekanntschaft den notwendigsten Anpassungen an die Offizier, mehrere weitere Zigeuner- mit der Zigeunerin Carmencita, die ihm Gepflogenheiten der französischen Opéra frauen und Opfer von Raubüberfällen zunächst schöne Augen macht, später comique zu beugen. wurden gestrichen. Der Picador Lucas, seine Uhr klaut und schließlich ihren Dazu zählten zunächst allgemeine der in der Novelle ebenfalls nur eine Mann wild streitend dazu überreden gattungsspezifische Änderungen, die bei Randfigur darstellt, wird hingegen in will, ihm die Kehle durchzuschneiden. der Transformation eines literarischen Bizets Oper stark aufgewertet und in Es handelt sich bei dem Mann jedoch Werks in ein musikalisches anfallen, wie Escamillo umbenannt. So bildet der um José Maria Navarro, der den franzö- beispielsweise die radikale Reduktion elegante, beherrschte Torero das Gegen- sischen Forscher als Freund wiederer- der Handlung auf eine Dreiecksbezie- gewicht zu dem rasend eifersüchtigen, kennt und rettet. Einige Monate später hung der Hauptfiguren, ohne jedoch die zugleich unsicheren und verzweifelten kommt der Forscher wieder nach Wahrscheinlichkeit der Handlung zu ge- Don José, der aus Ohnmacht seine an- Cordoba und erfährt, dass José wegen fährden. Außerdem sah die französische gebetete Carmen tötet. Mordes an seiner Frau angeklagt wurde Theatertradition keine Morde auf der Doch schon die Proben waren von und auf seine Hinrichtung wartet. Er Bühne vor, höchstens als dramatischer großen Schwierigkeiten geprägt. Allein besucht den Banditen im dritten Kapitel Höhepunkt am Ende des Werks, wes- Bizet, die beiden Librettisten und die in Gefangenschaft und lässt sich dessen halb die Handlung der Novelle abge- Hauptdarstellerin Célestine Galli-Marié, bewegte Lebensgeschichte erzählen. mildert werden musste. Anstelle der die später als die Verkörperung der Genau dieses dritte Kapitel wurde mit drei Morde durch Mérimées José sowie Carmen überhaupt galt, standen hinter einigen Änderungen und Kürzungen zur etlicher weiterer fremdverschuldeter dem Werk. Die Theaterdirektoren und Grundlage für Bizets Oper Carmen. Der Todesfälle, beschränkte sich Bizet in das übrige Produktionsteam kritisierten Stoff interessierte den französischen seiner Oper auf den finalen Eifersuchts- Carmen trotz der modifizierten Hand- Komponisten vor allem wegen seiner mord an Carmen, der durch die Parallel- lung im Vergleich zur Novelle als zu unmittelbaren Realistik, seiner Derbheit führung mit dem zeitgleichen Tod des realistisch und vulgär. Die Sängerin, und der Skrupellosigkeit der Charaktere. Stiers beziehungsweise dem Sieg ihres die zuerst für die Rolle der Carmen vor- Er wollte wahre, authentische Charaktere neuen Geliebten Escamillo zur musik- gesehen war, weigerte sich sogar, auf die Bühne bringen. Bizet wusste dramaturgischen Klimax wird. in dieser aufzutreten.

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 7 Schwerpunkt

Wie es zu erwarten war, wurde die Ur- die Partie eines lyrischen Soprans, die interpretiert werden. Die tugendhafte aufführung am 3. März 1875 zu einem Rolle der Carmen hingegen für eine Micaëla, die dem idealisierten Frau- Skandal und einem katastrophalen Mezzosopranstimme – musikalisch enbild entspricht, würde nie so lasziv Misserfolg, obwohl die Vorstellung farbenreicher und geheimnisvoller, und autoritär auftreten, wie es Carmen noch verheißungsvoll begonnen hatte. weniger rein und überirdisch tugend- mit ihrer Selbstinszenierung an den Das sehr klassisch gehaltene Duett haft als ihr Pendant Micaëla. Tag legt. Tiefere Stimmen sitzen zudem zwischen Micaëla und Don José wurde Die atypische Besetzung der Titelrolle lokal tiefer im Körper und suggerieren begeistert aufgenommen, ebenso das dient sicherlich auch der Figuren- somit einen standhaften und stabilen Torero-Couplet im zweiten Akt, das charakterisierung. Tiefere Stimmen Klang, ohne zu fragile Spitzen. Bizet nur sehr widerwillig auf all- wirken auf Zuhörende häufig älter, Auch harmonisch wirkt diese Carmen gemeinen Wunsch, dem Publikum erfahrener und nicht zuletzt sinnlicher aufregend anders: Chromatik, Ostinati, doch eine „eingängige Melodie“ zu auf Grund eines oft wärmeren, körper- Orgelpunkte sowie prägnante, fremd- schenken, komponiert hatte. Die Er- licheren Timbres als hohe, sehr reine artige Tanzrhythmen wirken exotisch wartungen an eine traditionelle Opéra und zuweilen gar silbrig bis metallisch und faszinieren, auch wenn es sich comique wurden jedoch nicht erfüllt: klingende Sopranstimmen. dabei keineswegs um authentisch spa- Es fehlte das obligatorische Zwischen- Eine Sopranstimme umfasst einen nische Musik handelt. Bizet ließ sich aktballett und die Arien klangen nicht Tonumfang von ungefähr 220 Hz bis von der Liedersammlung Fleurs alle so hell und unschuldig wie die 1400 Hz, eine Mezzosopranstimme d’ Espagne des spanischen Kompo- Micaëlas. von circa 200 Hz bis knapp 1050 Hz. nisten Sebastian de Yradier inspirieren, Das menschliche Hörvermögen ent- die allerdings auch südamerikanisches Charakterisierung der Titelheldin spricht einer Frequenzwahrnehmung Liedgut und afroamerikanische durch die Musik – Autorität durch zwischen circa 20 Hz und maximal Rhythmen beinhaltet. Alterität? 20000 Hz (bei sehr jungen, guten Bizets Melodielinien in Carmen sind Ohren), wobei den verschiedenen Ton- von vielen Pausen durchsetzt und in Carmens inszenierte Andersartigkeit höhen eine variierende Frequenz- unregelmäßigen oder punktierten wird zu ihrer verzaubernden Waffe unterscheidungsschwelle und Pegel- Rhythmen komponiert, sodass ein gegenüber Don José, und die Frei- unterscheidungsschwelle zugeordnet Belcanto-Gesang in legato schwer heiten, die sie sich im sozialem Mit- werden. Da die menschliche Stimme möglich ist. Die französische Oper im einander herausnimmt, faszinieren nicht wie ein Sinuston auf einer Fre- Allgemeinen, insbesondere aber die und verleihen ihr eine schillernde quenz klingt, sondern als periodisches Opéra comique, lebt mehr von der Anziehungskraft, der etwas Illegales Klangereignis ein ganzes Frequenz- Prägnanz ihrer Rhythmen, der Akku- anhaftet. Wie viel Alterität ist erlaubt – spektrum abdeckt, werden neben dem ratesse der rhythmischen Figuren und im 19. Jahrhundert und heute? Hauptton auch immer unendlich viele rhythmischen Formulierungen als von Ober- und Untertöne hörbar, wobei der Kantilene. Diese Rhythmen sind Diese Andersartigkeit offenbart sich die Untertöne meist weniger deutlich allerdings weniger Sing- als Tanzrhyth- auch anhand der Stimmlage, die Bizet bis gar nicht im Frequenzspektrum men und wirken dadurch körperlicher. für seine Carmen gewählt hat: Nach auftreten. Gemäß der Naturtonreihe Diese Körperlichkeit bzw. Sinnlichkeit gängiger Opernpraxis, die bis ins 19. erklingen bei einer tieferen Mezzo- wirkt charakteristisch für Carmen und Jahrhundert von vielen Komponisten sopranstimme, deren Tessitura oft macht die besondere Vitalität und als Normativ – gar gattungs-politisch im Bereich der eingestrichenen Authentizität der Musik aus. Carmen – befolgt wurde und gemäß Bernard Oktave liegt, mehr für den Menschen ist Tänzerin, Sängerin und andalusi- Shaws durchaus auffälliger Beobach- wahrnehmbare Obertöne mit als bei sche Zigeunerin. Eine enge Verschrän- tung, „[e]ine Oper [sei] die Geschichte einer höheren Sopranstimme, da die kung von Gesang und Tanz, wie sie von einem Sopran und einem , menschliche Hörfläche hier nach oben beispielsweise auch im andalusischen die Lust haben, miteinander zu schla- hin schon nach weniger erklingenden Cante flamenco vorherrscht, den Bizet fen, und von einem Bariton, der sie Obertönen begrenzt ist. teilweise adaptierte, bot sich deshalb daran hindert“, würde der Titelheldin Die Mezzosopranstimme Carmens für den Komponisten an, um Carmen Carmen eigentlich die Sopranpartie klingt deshalb weniger rein als die und ihre körperbetonte Präsenz musi- zukommen, da sie klar den Mittel- Sopranstimme Micaëlas, da quantitativ kalisch zu charakterisieren.// punkt einer Liebestragödie darstellt. mehr hörbare Obertöne mitklingen. Gekürzter Originalbeitrag Stattdessen komponierte Bizet aber Dies kann auf die Herkunft und Ge- aus dem Jahrbuch der Wiener für die weibliche Nebenrolle Micaëla sinnung der beiden Frauen rück- Staatsoper 2020

8 CARMEN

Prosper Mérimée – wie ein Beamter zu Opernehren kam

VON RAINHARD WIESINGER

Simon Jacques Rochard: Prosper Mérimée

Musée Carnavalet Paris, Quelle: de.wikipedia.org

Der am 28. September 1803 in Paris 1825 war es soweit, dass Merimées 1844 wählte man ihn mit knapper Mehr- geborene Prosper Merimée hatte zu erstes Werk in Druck ging: Bei Théâtre heit in die Académie française. Lebzeiten wohl kaum vermutet, dass de Clara Gazul handelt es sich um eine er gerade im Zusammenhang mit einer Sammlung von Stücken, die offenbar Was seine politische Einstellung betrifft, Oper in die Geschichte eingehen würde. von einer spanischen Schauspielerin war Mérimée durchaus flexibel und so Als Sohn einer gutbürgerlichen Familie gleichen Namens verfasst waren. 1827 zog die Februarrevolution von 1848 in mit intellektuellen Interessen wuchs er brachte er La Guzla, ou Choix de poésies seinem Fall keineswegs einen Karriere- behütet auf und absolvierte ein illyriques, recueillis dans la Dalmatie, knick nach sich. Im Anschluss an die Er- Studium der Rechtswissenschaften. la Croatie et l’Herzégovine heraus, eine nennung von Charles-Louis-Napoléon Seine literarische Ader begann sich aber Sammlung von Übertragungen angeb- Bonaparte zum Staatspräsidenten auf bereits zu dieser Zeit bemerkbar zu licher illyrischer Volkslieder. Im Jahr Lebenszeit kam es ihm zu Gute, dass er machen und führte zu ersten erzähle- darauf versuchte Mérimée nochmals als dessen aus Spanien stammende Gattin rischen Versuchen, die aber noch nicht Dramatiker sein Glück und trat mit La schon länger kannte. Und so konnte sich veröffentlicht wurden. Es gelang dem Jacquerie, scènes féodales und La Mérimée 1852 über eine Beförderung jungen Merimée auch früh, Zutritt zu Famille Carvajal, drame in Erscheinung, zum Offizier der Ehrenlegion freuen. den Pariser Künstler- und Literaten- wobei beide Stücke allerdings unauf- Ein Jahr später wurde er, – nachdem kreisen zu bekommen, wo er sich etwa geführt blieben. Bonaparte sich Ende 1852 zum Kaiser 1822 mit Stendhal anfreundete. Napoléon III. hatte ausrufen lassen – Danach wandte er sich nur mehr dem zum Mitglied des parlamentarischen Genre der Erzählungen zu, und so Oberhauses (Sénat) bestellt. So hatte er entstand auch 1845 Carmen. nun die Möglichkeit, auch am kaiserli- chen Hof zu verkehren, was allerdings Merimée sah sich aber keineswegs als – wie wäre es anders möglich – den Neid hauptberuflichen Schriftsteller. So seiner schreibenden Kollegen auf sich schloss er sich nach der Julirevolution zog. An erster Stelle ist hier Victor Hugo von 1830 dem neuen Regime des zu nennen, der inzwischen oppositio- „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe I. an, neller Republikaner geworden war. der ihm eine höchst erfolgreiche Mit zunehmendem Alter begann Beamtenkarriere ermöglichte. Merimées Gesundheit zu schwächeln, sodass er 1863 die Möglichkeit Stendhal (eigentlich Marie-Henri Beyle) Bildungsminister zu werden ver- im Jahr 1840 Portrait von Olof Johan Södermark streichen ließ. Verstorben ist Prosper Schloss Versailles, Quelle: de.wikipedia.org Merimée am 4. September 1870. //

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 9 Schwerpunkt

Wiener Erst- aufführung im Spiegel der Kritik Anton Brioschi: Carmen, Platz in Sevilla, Bühnenbildentwurf Theatermuseum, CC BY-NC-SA 4.0

VON RAINHARD WIESINGER

izets Oper bahnte sich noch im aus der nach Auber’scher Schule und Im Fremden-Blatt erschien am Jahr der Uraufführung ihren seit ‚Mignon‘ (1866) wohl der nam- gleichen Tag ebenfalls eine Rezen- BWeg an die Hofoper: Am 23. hafteste Erfolg in der comique. sion. In dieser wurde das Textbuch als Oktober 1875 dirigierte Hans Richter Im Lauf der Wiederholungen hat eher problematisch gesehen: die Premiere, in der Bertha Ehnn die sich der Erfolg der Anhänger in Paris „Anders macht sich da die Sache, wenn Carmen, Georg Müller den Don José, entschieden vergrößert, und da ihre die Gestalten der Novelle heraus auf die Georg Scaria den Escamillo und Mila zahlreichen reizenden Details, wirklich Bühne springen, und nun vor unseren Kupfer-Berger die Micaëla sangen. nicht auf den ersten Blick hervortreten, Augen das tun, was von ihnen nur Ausgestattet wurde die Produktion dürften wir in Wien die gleiche Erfah- erzählt wurde. Die Sache wird wohl von Carlo Brioschi nach Zeichnungen rung erleben.“ effektvoller, aber zugleich auch brutaler. von Franz Gaul. Dass das Publikum an Natürlich beschäftigte sich Hanslick So gewandt nun auch die Herrn Meilhac diesem Abend ein Werk hörte, das eine auch mit der Frage, inwieweit Bizets und Halevy als Librettomacher sind, der meist gespielten Opern aller Zeiten Oper von beeinflusst ist: sie haben es doch nicht vermocht, diesen werden sollte; war den Zuschauern „Müssen wir auch Lächeln, wenn das Anstoß zu beseitigen. Carmen ist bei wohl kaum bewusst. Pariser Opernpublicum in jedem disso- ihnen wenn auch ein reizendes Thier, nierenden Accord, jedem chromatischen doch ein Thier, und ihre absolute Auch Eduard Hanslick wohnte der Motiv, jeder unklaren oder unsymethri- Gewissenlosigkeit ist umso verletzender, Vorstellung bei und besprach die schen Form sofort ‚du Wagner‘ erblickt, als sie nicht durch eine große Premiere in der Neuen Freien Presse so ist doch eine zunehmende Einwir- Leidenschaft gut gemacht wird. am 26. Oktober 1875. Er stand dem kung des ‚Tannhäuser‘ und ‚Lohengrin‘ Das ist das Grundgebrechen des sonst Werk durchaus wohlwollend gegen- auf die neuesten französischen Kom- äußerst zweckmäßig verfassten über, für ein Meisterwerk hielt er es ponisten unleugbar. Pariser Kritiker Textbuchs, welches namentlich der aber nicht: „Wie geschickt gerade die bezeichneten Bizet geradezu als ‚un des Musik reichlich Möglichkeit bietet, Franzosen darin sind, selbst ein mittleres plus farouches intransigeants de notre sich nach verschiedensten Seiten Talent durch eine gewissen Formvoll- jeune cole wagnerienne‘ und wunderten hervorzutun.“ endung und Wirksamkeit sicher zu sich, daß er in ‚Carmen‘ sich trotzdem machen; wie ihre Opern durch Feinheit, maßvoll und manierlich benehme. Die Produktion der Wiener Erst- Esprit und Bühnentact uns wenigstens Nun, ‚Wagnerisch‘ kann man Bizet nur aufführung blieb bis zum 7. Jänner lebhaft anregen und interessieren kön- finden, wenn man ihn mit den früheren 1932 (!) eine Konstante im Haus am nen, das beweist unter anderem auch französischen Opern-Componisten und Ring und erlebte im Laufe der Jahre die Oper ‚Carmen‘. Sie ist eine der besten nicht mit R. Wagner vergleicht.“ 468 Reprisen. //

10 CARMEN

Rezeption nach 1945

ach dem Zweiten Weltkrieg zu erleben und brachte das Wiener Kleiber dirigierte, hatte man natürlich großes Carmen-Debüt von , der verkörperte die Titelrolle, Plácido NInteresse, ein so populäres Don José war Hans Hopf, Walter Berry Domingo den Don José, Juri Mazurok Werk, dem Publikum rasch wieder der Escamillo und Gerda Scheyrer die den Escamillo und präsentieren zu können: So kam es am Micaëla. die Micaëla. Franco Zeffirellis ungeteilt 14. März 1946 zu einer Neueinstudie- beliebte Inszenierung spielte man bis rung im Gebäude der Volksoper. Es 2018 164-mal. In diesem Zeitraum handelte sich damals um eine Insze- erlebte man zahllose interessante nierung von Erika Hanka, die auch als Besetzungskombinationen, auf die Choreographin agierte. Am Dirigen- hier natürlich nur unvollständig einge- tenpult stand Felix Prohaska, Lorna gangen werden kann: So erinnern sich und Teresa Berganza Berganza und Teresa

Sydney war die Carmen, Karl Friedrich Werner Reinhard ÖBV/ Staatsopernbesucher noch gerne an

der Don José, Paul Schöffler der Esca- © das Jahr 1984, in dem im Jänner wieder millo und Sena Jurinac die Micaëla. Bis Lorin Maazel dirigierte. Auf der Bühne

Juli 1948 folgten 80, natürlich Deutsch 1992: José Carreras Sevilla-Gala standen Agnes Baltsa, Plácido Domingo gesungene Reprisen. und Ruggero Raimondi. Im selben Jahr folgten auch noch Vorstellungen mit Am 21. Oktober 1948 hob sich der Vor- José Carreras. Einer der emotionalsten hang für eine Produktion im Theater Momente war der 26. Jänner 1990, der an der Wien, die der „Allrounder“ Josef Tag an dem Carreras sein Bühnen- Krips dirigierte. Oscar Fritz Schuh comeback an der Seite von Agnes Baltsa führte Regie, Elisabeth Höngen ver- feierte. Für zusätzliche Begeisterung körperte die Carmen, Helge Rosvaenge sorgte an diesem Abend Samuel Ramey den Don José, Ferdinand Frantz den Das Zeitalter der Originalsprache be- als Torero. Agnes Baltsa sang bei uns Escamillo und Irmgard Seefried die gann bei Bizets Werk an der Staatsoper die Carmen zwischen 1973 und 2004 Micaëla. Mit Wilma Lipp war auch die mit der von Lorin Maazel dirigierten 60-mal, Carreras war als Don José Frasquita aus heutiger Sicht prominent Neuinszenierung am 14. Februar 1966. 12-mal zu erleben, Domingo 15-mal besetzt. Bis September 1955 gingen 92 Die Titelrolle war wieder Christa und Luis Lima 21-mal. rw Reprisen über die Bühne, bei denen so Ludwig anvertraut, James King gab illustre Persönlichkeiten wie Martha den Don José, Eberhard Waechter den Mödl als Carmen, George London und Escamillo und Jeannette Pilou die Hans Hotter als Ecamillo, Hans Hopf Micaëla. Otto Schenks Inszenierung, und Hans Beirer als Don José sowie in den Bühnenbildern von Günther Emmy Loose, Esther Réthy oder Hilde Schneider-Siemssen, blieb bis Mai 1978 Güden als Micaëla zu erleben waren. im Repertoire und brachte ein buntes Spektrum an Hauptrolleninter- Im neu aufgebauten Haus am Ring pretinnen, das Regina Resnik und war Carmen bereits am 19. November Fiorenza Cossotto (Carmen) ebenso 1956 zu sehen. Bei der Premiere I stand umfasste wie Hilde Güden (Micaëla), Heinrich Hollreiser am Dirgentenpult, Waldemar Kmentt (Don José) und Jean Madeira sang die Titelrolle, Aldo Protti sowie Matteo Manguerra Rudolf Schock den Don José, Přemysl (Ecamillo). Kočí den Escamillo und Traute Richter Es dürfte weltweit kaum einen Opern- die Micaëla. Josef Gielen führte Regie, fan geben, der die im Fernsehen die Bühnenbilder stammten von übertragene, später auf Video und DVD Georges Wakhevitsch. Die Alternativ- vermarktete, Premiere vom 9. Dezember besetzung war bereits drei Tage später 1978 nicht kennt: Der legendäre Carlos

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 11 Schwerpunkt Diskographie

Liebe Freunde. Bisher habe ich immer versucht in meiner Diskographie-Aufnahmen zu besprechen, die bei den einschlägigen Händlern erhältlich sind. Den notwendigen Erkundungsgang kann ich aber derzeit coronabedingt nicht machen. Die diesmal besprochenen Aufnahmen aus meiner Sammlung sind daher wahrscheinlich nicht alle erhältlich. Möge Ihnen der Spaziergang durch die Aufnahmen der Vergangenheit trotzdem Vergnügen bereiten!

Die Aufnahme aus 1950 mit André Cluytens am Pult bietet mit einem rein fran- zösischen Ensemble, Solange Michel als Carmen, Raoul Jobin als José, Martha Angelici als Micaëla und Michel Dens als Escamillo authentischen Bizet. (Naxos 6 36943 12382 9)

Aufregend ist die Aufnahme aus 1964 mit und Nicolai Gedda, Andréa Guiot alsMicaëla und Robert Massard als Escamillo. Es ist faszinierend, wie die Callas ihre Stimme für diese Mezzorolle abdunkelt. George Prêtre dirigiert flüssig, manchmal auch übereilt, gibt aber der Callas und Gedda viel Freiraum, um die dramatischen Zuspitzungen zu gestalten. (Warner 8 25646 34110 8)

1963 nahm mit den Philharmonikern und dem Staatsopern- chor die Oper auf. Leontyne Price als Carmen brilliert mit ihrer Sopranstimme, wo die dämonische Tiefe fehlt, nimmt Karajan Rücksicht. Franco Corelli schmettert einen selbstbewussten Don José, dass er eigentlich ein Kümmerer ist, bleibt da außen vor. Mirella Freni entspricht da besser der Rollenerwartung, Robert Merrill ist ein verlässlicher Escamillo. Karajan trägt die Sänger auf Händen, auch wenn sie eigentlich fehlbesetzt sind. Chor und Orchester beweisen, dass es einen Grund hat, dass der endgültige Durchbruch der Carmen von Wien ausging. Karajan setzt allzu sehr auf den Effekt. RCA( 74321 39495 2) Die Erfolgsproduktion der Salzburger Festspiele 1966 wurde im folgenden Jahr im Studio aufgezeichnet. Da ging vieles an Unmittelbarkeit verloren. Grace Bumbry ist eine herrliche Carmen in Spiel und Gesang. Jon Vickers kämpft sich wacker durch die lyrischen Stellen, trumpft aber bei den dramatischen Stellen auf. Mirella Freni ist eine Idealbesetzung. Justino Diaz war sicher der beste Escamillo seiner Zeit. (DG 0 44007 34032 5) 1983 hatte Karajan eine rollendeckende Besetzung mit Agnes Baltsa, José Carreras, José van Dam und . Da stimmt alles. Agnes Baltsa erfüllt die erotischen Erwartungen, Carreras ist der Getriebene, die Ricciarelli ein hingebungsvolles junges Mädchen und van Dam ein auftrumpfender Torero. Diese Carmen ist dramatisch und dennoch französisch. Die Berliner Philharmoniker sowie der Chor der Pariser Oper bilden ein beachtliches Ensemble, unter den Solisten finden sich auch Namen wie Jane Berbié oder Heinz Zednik. DG( 0 28941 00882 4)

Turbulent ist die Live-Aufnahme vom 9.12.1978 aus der Wiener Staatsoper. Carlos­ Kleiber dirigiert einen schwungvollen Abend; man genießt die Inszenierung von Franco Zefirelli. Da leben auch die Sänger ihre Rollen; Elena Obraztsova und Plácido Domingo sind Carmen und Don José. Isobel Buchanan als Micaëla und als Escamillo erleben ihr Schicksal. Im Ensemble Kurt Rydl, Heinz Zednik, Hans Helm, Axelle Gall und Cheryl Kanfoush. Chor und Orchester folgen Carlos Kleiber, damit jeder Effekt über die Rampe kommt. Die Intentionen von Franco Zefirelli werden alle deutlich gezeigt. Die Bewegungen von Solisten und Chor sind natürlich; so verhalten sich Menschen, so geht es in Sevilla zu. Man hört deutlich, wie begeistert das Premierenpublikum war. (TDK 5 450270 012350)

12 CARMEN

Richard Schmitz*

Die Aufnahme mit Leonard Bernstein am Pult entstand 1973 in New York im Studio mit dem Metropolitan Orchestra. Marilyn Horne als hervorragende Carmen, James McCracken als José, Tom Krause als Escamillo und Adriana Maliponte als Micaëla bilden ein ausgeglichenes Ensemble. Bernstein dirigiert liebevoll Bizets Musik. Von dieser Aufnahme gibt es auch eine Luxusvarianten-Ausführung. (DG 0 28948 35191 6) (DG 0 28947 17502 5)

Claudio Abbado hat 1977 das Werk in Edinburgh mit dem London Symphony Orchestra aufgeführt und im Studio eingespielt. Es ist eine schwungvolle Carmen geworden. Er sucht nicht nach dem französischen Klangbild, er hat sein eigenes und das ist gut so. Da helfen auch Teresa Berganza in der Titelrolle und Plácido Domingo als José. Die beiden Spanier wissen eben, wie es in Sevilla zugeht. Sherrill Milnes trumpft als Escamillo auf, Ileana Cotrubas besticht durch perfekte Legatokultur. (DG 0 28947 73342 1)

1982 wurde ein Film gedreht, dem eine Aufnahme unter Lorin Maazel zugrunde liegt. Julia Migenes als verführerische junge Frau und Plácido Domingo als Don José machen das Geschehen glaubwürdig. Auch Faith Esham als Micaëla und Ruggero Raimondi als Escamillo sind musikalisch kompetent. (Warner CD 8 25646 82961 5)

An der New Yorker wurde im April 1987 live eine Vorstellung aufgenommen. Die DVD hat noch eine ver- schwommene Bildqualität. Die Inszenierung von Paul Mills ist konventionell, das Bühnenbild erhält den üblichen Applaus. In der Dialogfassung spielt José Carreras einen erschütternden José. Er ist der einzige unter den Tenören, der bei mir Mitleid erregt. Dieses unglückliche Muttersöhnchen wird oft viel zu heldisch-herrisch gesungen. Agnes Baltsa ist eine stimmlich überragende aber wenig verführerische Carmen, Samuel Ramey nutzt den Heimvorteil und wird als Escamillo zurecht bejubelt. Rundherum professionelle Routine. Das gilt auch für das Dirigat von James Levine. (DG DVD 0 44007 30009 1)

Die Studioaufnahme von Radio France aus dem Jahr 1988 unter Seiji Ozawa bietet der intensiven Rollengestaltung der Carmen durch Jessye Norman einen verlässlichen Klangteppich. Ozawa setzt kaum überraschende Momente. Mirella Freni berührt noch immer als Micaëla, artikuliert wie immer sauber. Simon Estes ist ein kraftvoller Escamillo. Das übrige Ensemble darf manchmal zeigen, dass Bizet tatsächlich ein französischer Komponist ist. (Decca 0 28947 04172 6)

Giuseppe Sinopoli hat 1995 einen anderen Zugang zu diesem Werk. In der Dialogfassung erleben wir eine verhaltene Realisierung, behutsam und ganz auf die Figuren konzentriert. Jennifer Larmore lässt von Anfang an ihre Todesahnung durchklingen, Thomas Moser ist das unsichere Muttersöhnchen, Angela Gheorghiu ein verliebtes Mädchen und Samuel Ramey ein selbstbewusster Torero. Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper folgen dem lyrischen Duktus des Dirigenten. Eine interessante hörenswerte Studioproduktion. (Teldec 0830-12672-2)

Michel Plasson ist ein stilprägender Dirigent, der sich mit dem Orchestre National du Capitole de Toulouse einen Klangkörper herangezogen hat, mit dem er den französischen Esprit ausleben konnte. Er ist für mich der Josef Krips des französischen Stils. 2002 hat er mit Angela Gheorghiu (wieder ein Sopran) als Carmen und Roberto Alagna als José die Oper aufgenommen und damit Zeichen gesetzt. Inva Mula als Micaëla und Thomas Hampson unterstützen diese konsequente, unaufgeregte Einspielung. Ludovic Tézier als Morales! (EMI 7 24355 74342 8)

Carmen live aufgenommen in der Hamburger Color Line Arena am 19.2.2006 vermittelt beste Freiluftatmosphäre. Die Hamburger Symphoniker, Chöre, Kinderchor und hunderte Statisten, Pferde und Esel füllen die riesige Spielfläche.Ralf Weikert dirigiert verlässlich, manches kleine Hoppala ist wohl bei den großen Entfernungen unvermeidlich. Herausragend Nadia Krasteva als erotische, selbstbewusste Carmen, Bojidar Nikolov überzeugt als simpler José, Arpiné Rahdjian als Micaëla und Nikola Mijailovic als Escamillo singen verlässlich. Bestechend die Spielfreude der Schar der Mitwirkenden. (Arena DVD CC-063003)

Die jüngste Aufnahme stammt aus Berlin, aus dem Jahr 2012. Die Berliner Philharmoniker garantieren höchste orchestrale Qualität, Simon Rattle gestaltet mit respektablen Solisten, Magdalena Kožená Carmen, José, Genia Kühmeier Micaëla und Kostas Smoriginas Escamillo, eine ausgewogene Aufnahme. (EMI 5 099944 028527)

*Richard Schmitz begleitet das Programm der Wiener Staatsoper bei radio klassik STEPHANSDOM (per opera ad astra)

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 13 Schwerpunkt

10 Fragen an...

VON SUSANNE KIRNBAUER-BUNDY

Alexandra Inculet Alexandra Alexandra Inculet erhielt ihre Ausbildung an Canada’s National Ballet School. © Andreas Jakwerth © Andreas 2008 und 2009 wurde sie mit dem Peter Dwyer Award ausgezeichnet. Von 2009 bis 2011 war sie Elevin des National Ballet of Canada und tanzte u. a. in Choreographien von Christopher Wheeldon, Lindsay Fischer, James Kudelka und George Balan- chine. Im Rahmen des YouDance Apprentice Programm trat sie in Balletten von August Bournonville, Rudi van Dantzig und Roberto Camponella auf und nahm an dem Banff Summer Arts Festival teil, bei dem sie inWho Cares? von Balanchine und Jiři Kyliáns Toss of a Dice zu sehen war. 2011 wurde sie Mitglied des Ballet Junior de Gèneve, tanzte dort in Werken von Alexander Ekman, Ken Ossola, Gilles Jobin sowie Patrick Delcroix und war Solistin in Thierry Malandains La Mort du Cygne. Mit dem Ballet BC Vancouver gastierte sie in Giselle von José Navas. Von 2013 bis 2020 war Alexandra Inculet Mitglied des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg, wo Martin Schläpfer zahlreiche Rollen für sie kreierte.

Außerdem tanzte sie in Werken von George Balanchine, Robert Binet, August Bournonville, Martin Chaix, Nils Christe, Merce Cunningham, William Forsythe, Martha Graham, Jiří Kylián, Hans van Manen, Ohad Naharin, Jerome Robbins und Paul Taylor. Zur Spielzeit 2020/21 wechselte sie als Halbsolistin ins Wiener Staatsballett. Quelle: www.wiener-staatsoper.at

Kirnbauer: Liebe Alex, eine neue Stadt, eine neue Ballettkompanie, aber ein dir wohlvertrauter Direktor! Wie geht es dir mit dieser neuen/alten Situation? Inculet: Danke schön, ich habe im September meine Position als Halbsolistin des Wiener Staatsballetts angetreten und freue mich, meine 8-jährige wunderbare Zusammenarbeit mit Ballettdirektor Martin Schläpfer in Düsseldorf nun hier in Wien fortsetzen zu können. Sicher waren die berühmte Stadt und die renommierte Ballettkompanie der Wiener Staatsoper zusätzliche Gründe das Engagement anzunehmen.

Du bist Kanadierin mit einem eigenwilligen Namen und hast deine klassische Ballettausbildung auch dort bekommen. Wie alt warst du da, als du begonnen hast? Ich werde immer wieder wegen meines Namens angesprochen: Die Menschen neigen dazu, sei es auf Englisch oder Fran- zösisch, die eigenartigsten Aussprache-Varianten zu erfinden! Mein Großvater war Rumäne, mein Vater schon in Kanada geboren und somit war für mich, bis zum Eintritt in die Ballettschule mit acht Jahren, vor allem Sport in jeder Form wichtig und machte Spaß!

14 10 FRAGEN

Da passt jetzt meine nächste Frage ganz gut dazu, wie du die vergangenen Jahre im Tanz gesehen und erlebt hast? War es für dich ähnlich wie beim Sport? Schneller, weiter, höher... Akrobatik, extreme Extension, unzählige Pirouetten … vor allem beim Klassischen Tanz? Ja, möglich, dass man das so sehen kann. Vielleicht ist dies auch der Grund, dass ich mich seit vielen Jahren mehr zum modernen, neoklassischen Stil hingezogen fühle – eben die Art der Choreographien von Martin Schläpfer. Was aber nicht heißen soll, dass unser Ballettdirektor nicht sehr wohl auf ein strenges klassisches Training großen Wert legt!

Zurück zu deinem Berufsverlauf, der dich mit 19 Jahren in die National Companie und auch zum Jugend Ballett in Genf führte, wo du die Möglichkeit hattest mit interessanten jungen Choreographen zu arbeiten? Es war eine spannende Zeit! Wo es auch eine Art des Austauschs mit der Ballettschule aus Hamburg gab, und ich auch mit dem Choreographen Alexander Eckmann arbeiten konnte.

Das Jahr 2008/2009 war ein sehr erfolgreiches Jahr für dich! Inwiefern? Es war eine schöne Bestätigung meiner Arbeit, weil ich einen Preis gewann, so etwas wie ein Stipendium. Ich erinnere mich, dass ich eine Variation aus La Bayadère getanzt habe, die offensichtlich die Jury dazu bewogen hat, mich zu wählen.

Die erste Premiere der Ära Martin Schläpfer musste schon Corona-bedingt „nur“ gestreamt stattfinden. Diese Übertragung habe ich natürlich gesehen und als ehemalige Tänzerin und in Kenntnis, wie schwierig es für den Choreographen und die zusammengelegten Tänzer/innen aus Volksoper und Staatsoper gewesen sein muss, fand ich die Schlussverbeugung besonders traurig und berührend! Wie ging es dir damit? Es war ein wunderbarer Zusammenhalt und eine große Kraft, diese Kreation gemeinsam zu bewältigen und zur Aufführung zu bringen! Ich glaube, dass viele von uns einerseits sehr glücklich darüber waren aber auch traurig, dass es auf diese Art und Weise sein musste.

Wären deine Eltern, die, wie du mir erzählt hast keine Künstler sind und bei denen du auch kämpfen musstest, um deinen Berufswunsch durchzusetzen, vielleicht dafür nach Wien gekommen? Ja, angedacht war es schon, auch das war aus bekannten Gründen nicht möglich. Aber ich hoffe, die Gelegenheit, mich auf der berühmten Bühne der Wiener Staatsoper zu sehen, wird doch einmal klappen!

Welche Hoffnungen Wünsche, Träume beruflicher Natur sollten in Wien in Erfüllung gehen? Es sind keine speziellen angedacht. Es wird sich zeigen, was noch alles auf mich zukommt. Die Arbeit mit Martin Schläpfer soll weiter so befruchtend erfolgreich weitergehen!

Nach einer geplanten zweiten Premiere (Ein deutsches ), die in der Volksoper stattfinden sollte und leider nicht einmal gestreamt wurde, soll es mit einigen Klassikern im Programm weitergehen. Wie? Wir hoffen! Ich glaube Giselle und Schwanensee werden wir demnächst vorbereiten! Es wird nach Vorstellungen, in denen wir barfuß tanzten, nicht so easy going werden. Aber wenn eben rein klassisch getanzt werden muss, wird das eine neue Herausforderung sein.

Wie ich hörte spielst du ein bisschen Ukulele und außerdem bist du dabei, kunstvoll geknüpfte Makramee-Arbeiten anzufertigen? Es macht mir Freude, nach Gitarre jetzt Ukulele zu spielen. Ein kleines Instrument, das mich beim Spielen herrlich entspannt. Makramee entschleunigt ebenso!

Liebe Alex, in der Hoffnung, dass wir dich bald auf der Bühne bewundern können, alles Gute für deine nächsten Aufgaben!

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 15 »Ich habe immer davon geträumt, Ensemblemitglied zu sein «

Als Norina in Don Pasquale mit Nicola Alaimo in der Titelrolle sowie Dmitry Korchak(Ernesto) und Adam Plachetka (Dottore Malatesta) © Wiener Staatsoper GmbH/ Michael Pöhn

Sängerin gworden. Denn man soll es ja auch genießen, wenn man auftritt! SLÁVKA Sie sind für das Staatsopern- publikum ja noch sehr neu, kommen wir daher auf Ihre Biographie zu sprechen. ZÁMEČNIKOVÁ� Ich habe immer gerne gesungen, solange ich mich erinnern kann. Allerdings gab es in meiner Familie niemanden, der Musiker war. Meine Frau Zámečníková, Sie hatten im gewöhnt war. Denn in Wiesbaden Eltern nahmen meine Begabung September einen riesigen Erfolg sang ich im September die Contessa, daher vorerst auch nicht so ernst. als Norina in Don Pasquale. Im und dort waren nur 200 Zuschauer Aber bereits meine Lehrerin im Dezember übernahmen Sie in der im Saal. Wenn man allerdings weiß, Kindergarten schlug vor, dass ich Ballett-Premiere von MAHLER, dass einen die Zuschauer auf der mein Talent weiter verfolgen solle, da LIVE in Mahlers Vierter Symphonie ganzen Welt via Stream sehen ich sehr sauber sang. So kam ich dann den Sopranpart. Das war Ihre können, ist es natürlich wieder an die Musikschule, wo ich Klavier erste Premiere im Haus am Ring, etwas anderes. Wenn irgendetwas und Singen lernte. Es war aber nie die insofern auch besonders war, schief geht, wissen es alle. Außer- mein Ziel, Sängerin zu werden, da sie ohne Publikum und nur für dem bleibt die Vorstellung online, sondern ich dachte, dass ich Ärztin die Zuschauer vor dem Fernseher das bedeutet natürlich mehr Stress. würde. Das änderte sich aber, als beziehungsweise Computer statt- Diese Art von Stress mag ich aller- ich in Bratislava mit der Verkauften fand. Ich nehme an, das war eine dings sehr, auch weil ich dadurch Braut meine allererste Oper sah. Ich ganz spezielle Atmosphäre. bessere Leistungen erbringe. Ich ging in diese Vorstellung. weil eine versuche mein Lampenfieber dann Freundin von mir darin sang. Dieser Natürlich war das ein bisschen positiv zu nutzen. Wenn ich so viel Abend hat mich so fasziniert, dass ich komisch, aber ich muss auch sagen, Lampenfieber hätte, dass es mich den Beschluss fasste, das auch einmal dass ich eigentlich schon etwas daran stört, wäre ich sicherlich nicht machen zu wollen.

16 IM PORTRAIT

nur mentale Unterstützung sondern bei der Einstudierung der Rollen und kann auch weiter arbeiten. Bevor meine man muss nicht zu viel reisen! Spielzeit hier in Wien begann, hatte ich Als Norina in Don Pasquale quasi ein halbes Jahr nichts zu tun, Hatten die bereits angesprochenen außer der Proben für Le nozze di Figaro Wettbewerbe wirklich einen prakti- in Wiesbaden. schen Nutzen für Ihre Karriere? © Wiener Staatsoper GmbH/ Michael Pöhn

Als Norina in Don Pasquale mit Adam Plachetka (Dottore Malatesta) © Wiener Staatsoper GmbH/ Michael Pöhn

Wie war dann Ihr Weg an die War es immer Ihr Wunsch, einmal © Alfheidur Erla Staatsoper? an einem Haus Ensemblemitglied zu werden? Auf jeden Fall, denn bereits mein erster Ich habe schon einmal in der Ära von (Int. Antonín Dvořák Gesangswettbe- Dominique Meyer vorgesungen, da er Ich habe wirklich immer davon ge- werb Karlovy Vary/Karlsbad) führte mich bei einem Wettbewerb in Porto- träumt, auch deshalb, weil man dort zu einem Engagement! Durch jenen in fino gehört hatte. Der Casting Director viele Menschen kennenlernt, von denen Warschau kam ich nach Wien. Gerade von Bogdan Roščić hörte mich dann man Feedback kommt. Ein Jahr lang bei den größeren Wettbewerben sitzen einmal in Warschau und lud mich zu war ich freischaffend tätig und denke, viele wichtige Leute, die einen kennen- einem Vorsingen ein. Und ich wurde das ist für die eigene Entwicklung lernen. So wurde ich auch weiter emp- genommen, wofür ich sehr dankbar nicht unbedingt gut. Denn so kommt fohlen. Es ist interessant, die anderen war! Durch die Corona-Pandemie bin man nur für eine Produktion an ein TeilnehmerInnen zu beobachten und ich nun umso glücklicher, dass ich hier Haus und alle mögen alles. Als Ensemble- zu sehen, wie weit man selber ist, und im Ensemble bin, denn so hat man nicht mitglied bekommt man Unterstützung was man noch verbessern muss.// TAUBEN?

Sechsschimmelgasse 9 | 1090 Wien | Tel. (0)1 316 60-0 | [email protected] | www.assa.at

17 Unsere Tipps

unter Vorbehalt (Stand 20.1.) Tipps

WIEN NIEDERÖSTERREICH Wiener Konzerthaus 3., Lothringerstraße 20, 01/242 002, www.konzerthaus.at Bühne Baden 2500 Baden, Theaterplatz 7, 02252/22522, www.buehnebaden.at Di 2.3., 19.30 Liederabend Piotr Beczała, Deutsch Großer Saal Donaudy, Wolf-Ferrari, Respighi, Tosti, 5., 20.3. Dolly & Co in Concert, Breznik Karlowicz, Strauss Mit SolistInnen aus „Hello, Dolly!!“

Sa 20.3., 19.30 Mahler: Das Lied von der Erde, Currentzis/ 13.3. Traviata & Co in Concert, Zehetner Großer Saal Lehmkuhl, Gould; SWR Symphonieorchester Querschnitt durch „La Traviata“ Mi 24.3., 19.30 Liederabend Andrè Schuen, Heide Festspielhaus St. Pölten Mozart-Saal Schubert: Die schöne Müllerin 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 2, 02742/90 80 80 600 www.festspielhaus.at Wiener Musikverein 1., Bösendorferstraße 12, 01/505 81 90, www.musikverein.at OBERÖSTERREICH Do 18.3., 20.00 Liederabend Günther Groissböck, Martineau Brahms-Saal Schumann, Mussorgskij, Tosti Brucknerhaus Linz MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben Untere Donaulände 7, 0732/77 52 30, www.brucknerhaus.at 2., Augartenspitz 1, 01/347 80 80, www.muth.at Fr 5.3., 19.30 Liederabend Samuel Hasslhorn, Deutsch Di 23.2., 19.30 Schubertiade Mittlerer Saal Schumann, Liszt, Wagner Verschoben Wiener Sängerknaben und Michael Schade auf den Spuren von Franz Schubert Landestheater Linz Promenade 39, 0732/7611-400, www.landestheater-linz.at Haus Hofmannsthal 3., Reisnerstraße 37, 01/714 85 33, www.haus-hofmannsthal.at 4.–26.3. Gems: Piaf, Musical Bitterlich/ Davids/ Paul bis 27.5. Ausstellung KS Giuseppe Taddei Mo–Mi 10.00–18.00 verlängert! 5.3.–21.5. Bellini: I Capuleti e i Montecchi, Calesso/ Horres 4.3.–11.6. Fotoschau: KS George London zum Mo–Mi 10.00–18.00 101. Geburtstag 6.3.(UA) Liebesbriefe „...Ich kann mit Worten dir’s Schauspielhaus nicht sagen“ Do 4.3., 19.30 „Recht so! Habt Dank!“ Erinnerungen an Tanzstück von Mei Hong Lin KS George London zum 101. Geburtstag Mit Markus Vorzellner KÄRNTEN Do 11.3., 19.30 Alexander Zemlinsky und seine KompositionsschülerInnen Kaiser (Sopran), Schamschula (Klavier) Stadttheater Klagenfurt Zemlinsky, Mahler-Werfel, Müller-Hermann Theaterplatz 4, 0463/54 0 64, www.stadttheater-klagenfurt.at Kunst und Kultur – ohne Grenzen (UA) – 6.3. Sciarrino: Il canto s’attrista, perché? 01/581 86 40, www.kunstkultur.com Oper nach Szenen von Aischylos Ermäßigung: Kennwort FREUNDE Anderson/ Lowery Sa 27.3., 19.30 Bach: Johannespassion 28.3., 19.30 Brahms: Ein Deutsches Requiem, Carter/ Stephansdom Mertl/ Jugendchor & Bühnenorchester der Petit, Zwarg; Kärntner Sinfonieorchester Für FREUNDE: Wiener Staatsoper 10% Ermäßigung SALZBURG Spenden Sie www.kulturdach.wien Dachziegel! Digitale Dachziegel des Stephandoms à € 10,– Salzburger Landestheater • Schwarzstraße 22, 10 bzw 20% Ermä- erwerben und mit Foto und Namen auf DEM 0662/871 512-222, www.salzburger-landestheater.at ßigung auf 2 Karten Wahrzeichen Österreichs verewigt sein! für Domkonzerte bis Fördern Sie kommende Konzertprojekte im 3.3.–13.6. Mozart: Die Zauberflöte, Suganandarajah/ Lutz Ende 2021 Dom und Künstler aus allen Sparten

Theater an der Wien in der Kammeroper 4.–9.3. Prokofjew: Romeo und Julia, Ballett, Oliveira 1., Fleischmarkt 24, 01/588 30-0, www.kammeroper.at 5.(P)–27.3., 19.00 Rossini: Il barbiere di Siviglia, 6.3.–1.4. Deutscher: Cinderella, Venzago/ Jackson/ Zauner von Maldeghem

18 Unsere Tipps Tipps / Streaming

STEIERMARK STREAMINGDIENSTE

Wiener Staatsoper https://play.wiener-staatsoper.at/calender Musikverein Graz, Stefaniensaal Landhausgasse 12, 0316/829 924, www.musikverein-graz.at Volksoper Wien www.volksoper.at Mo 8.3., 19.30 Mauro Peter, Helmut Deutsch mit Gutscheincode www.myfidelio.at/sogehts Mozart, Beethoven, Mendelssohn Bartoldy, Wolf VOLKSOPER30

Sa 20.3., 19.30 Piotr Beczała, Helmut Deutsch Wr .Konzerthaus https://konzertzuhaus.at/streaming-konzerte Moniuszko, Karłowicz, Tschaikowski, Strauss neue oper wien https://neueoperwien.at/stream Oper Graz gratis, rund um die Voseček: Biedermann und die Brandstifter Kaiser-Josef-Platz 10, 0316/8000, www.theater-graz.com Uhr Nach Max Frisch (2013) Schedl Julie & Jean, nach Strindbergs 4.3.–20.5. Puccini: Madama Butterfly, „Fräulein Julie“, Eröd (2018) Angelico, Merkel/ Visser Lehmann-Horn: Woyzeck 2.0 – Traumfalle Nach einer Novelle von Schneiderein (2012) 5.3.–24.4. Offenbach: Die Großherzogin von Gerolstein, Merkel, Gaudiano/ Lund MuTh geht online https://muth.at 6.–21.3. Tan(z)Go! – Tanzabend von Beate Vollack zu Musik von Astor Piazzolla und anderen ViennARTNet- www.viennaartnetwork.com – Videostreams, work die Musik, Kultur & Geschichte verbinden 13.3.(P)–2.6. Wagner: Der fliegende Holländer, Kluttig, Burkert/ Leupold www.myfidelio.at

TIROL Concerti: www.concerti.de/multimedia/streaming- Internationale von-opern-und-konzerten-in-zeiten-von- Tipps corona/ Tiroler Landestheater Rennweg 2, 0512/520 74-0, www.landestheater.at Staatsoper Berlin www.staatsoper-berlin.de/de/extra/ digitaler-spielplan 3.3.–23.4. Rossini: L’Italiana in Algeri, Turchetta/ Leistenschneider Bayer. Staatsoper https://www.staatsoper.de/staatsopertv.html 12.3.–7.4. Terra Baixa, Tanzstück von Enrique Gasa Valga Kammerspiele Elbphilharmonie https://www.elbphilharmonie.de/de/ mediathek/tag/livestream 13.3. Janáček: Katja Kabanowa, Beikircher/ Schneider ROH Covent Garden https://stream.roh.org.uk/

27.3.(P)–30.5. Mozart: Die Zauberflöte, Sanguinetti/ Bloéb MET https://www.metopera.org/user-information/ nightly-met-opera-streams/

19 Radio Radio

Radio klassik STEPHANSDOM Sa 20.2. Wagner: Die Walküre, Thielemann/ www.radioklassik.at Wottrich, Westbroek, Dohmen, Watson, Breedt, Youn (2008) – das Opernprogramm auf 107,3/87,7 (Telekabel Wien) 94,5 (Kabel Niederösterreich)/104 bzw. 466 (Salzburg) Di 23.2. Thomas: La cour de Célimène, Litton/ Claycomb, Rodgers, Miles, Droy (2007) Der Opernsalon der FREUNDE auf 107,3 www.radioklassik.at Do 25.2. Wagner: Siegfried, Thielemann/ Gould, – jeden 3. Sonntag im Monat 14.00–15.30 Uhr Siegel, Dohmen, Shore, König, Watson (2008) DaCapo, darauffolgender Freitag, 20.00 Uhr Sa 27.2. Wagner: Götterdämmerung, Thielemann/ 21.2. Peter Matić im Gespräch Gould, Lukas, Shore, König, Watson (2008) mit Haide Tenner (aufgenommen am 11.11.2012) Di 2.3. Vivaldi: La Senna festeggiante, King/ Sampson, Summers, Foster-Williams, (2002)

Do 4.3. Wagner: Der fliegende Holländer, Barenboim/ Struckmann, Eaglen, Seiffert, Holl, Palmer, Villazón (2001) MÉLANGE MIT DOMINIQUE MEYER SO 14.00 UHR Sa 6.3. Verdi: Un ballo in maschera, Rizzi/ Leech, Crider, Chernov, Zaremba, Bayo (1995) 7.2. Dominique Meyer präsentiert Lieblingsauf- nahmen aus seinem Archiv. Di 9.3. Massenet: Manon, Rudel/ Sills, Gedda, Souzay, Bacquiwe (1970) 7.3. Dominique Meyer präsentiert Lieblingsauf- nahmen aus seinem Archiv. Ö1 http://oe1.orf.at PER OPERA AD ASTRA (RICHARD SCHMITZ) SA 14.00 UHR APROPOS OPER SO 15.05–16.00 UHR 13.2. Verdi: La Traviata (Wiener Staatsoper) 7.2. „A riveder le stelle“ – Gala der Stars in der Mailänder Scala, Teil 1 (7.12.2020) 13.3. Die Welt der Oper 14.2. Oper aus Österreich

OPERNGESAMTAUFNAHMEN 21.2. „A riveder le stelle“ – Gala der Stars in der Mailänder Scala, Teil 2 (7.12.2020) DI/DO/SA 20.00 UHR 28.2. Das Wiener Staatsopernmagazin Do 4.2. Bizet: Carmen, Karajan/ Simionato, Gedda, Güden, Roux (1954) ANKLANG DI 10.05–11.00 UHR

Sa 6.2. Marschner: Der Vampyr, Tenner/ Oeggi, 2.2. Der Poet und seine Muse Synek, Heppe (1951) Die Uraufführungen von Puccinis „La Bohème“ und Offenbachs „Les contes Di 9.2. Verdi: Macbeth, Schippers/ Taddei, Nilsson, d’Hoffmann“ Foiani, Prevedi (1964) 9.2. Nicht nur „Mignon“ und „Hamlet“ Do 11.2. Donizetti: Belisario, Elder/ Miles, Alaimo, Der französische Komponist Ambroise El-Khoury, Roberts, Thomas (2012) Thomas

Sa 13.2. Mozart: , Leinsdorf/ Siepi, 16.2. Kate & Co – Ausschnitte aus Musicals von Corena, Nilsson, Price, Valletti (1959) Porter, Bernstein, Loewe, Sondheim u. a.

Do 18.2. Wagner: Das Rheingold, Thielemann/ 23.2. Der große Grieche in Amerika Dohmen, Bezuyen, Shore, Siegel, Breedt, Der Dirigent Dimitri Mitropoulos an der Youn, König (2008) MET

20 Radio, TV Radio, TV

STIMMEN HÖREN DO 14.05–15.30 UHR ORF III Kultur und Information http://tv.orf.at/programm/orf3

4.2. Eine „Erste“ im Ensemble: Hilde Rössel- Mo–Fr, 19.45 Kultur heute: Aus der Wiener Staatsoper Majdans viele Aufnahme-Spuren So 7.2., 20.00 Einführung zu Carmen mit Barbara Rett 11.2. Schwedische Hochromantik: Wilhelm Stenhammer – nicht nur Symphoniker! 20.15 Bizet: Carmen, Orozco-Estrada/ Rachvelishvili, Castronovo/ Schrott/ 18.2. Im Anmarsch auf die „Tetralogie“: Was dem Kulchynska (Wiener Staatsoper live, zeitvers.) berühmten Solti-„Ring“ alles vorausging So 21.2., 19.30 Einführung zu Le nozze di Figaro mit Barbara Rett 23.2. Rossinis „Eisenherz“: 200 Jahre „Matilde di Shabran“ 20.15 Mozart: Le nozze di Figaro, Jordan/ Sly, Alder, Schuen, Lombardi, Verrez (Wiener Staatsoper live, zeitvers.) Ö1-KLASSIKTREFFPUNKT SA 10.05 UHR – AUSWAHL 23.35 Hommage an Friedrich Cerha – Das RSO ehrt Österreichs großen Komponisten 13.2. Hillary Hahn So 28.2., 20.15 Bésame mucho – Juan Diego Flórez aus dem Wiener Konzerthaus (2018)

GESAMTOPER SA 19.30 UHR So 7.3., 20.15 Verdi: , Guingal/ Nucci, Albelo, Sierra, Kocan, Smilek (Orange 2017) 6.2. Verdi: Rigoletto, Ehrling/ Hasslo, Gedda, Hallin, Meyer, Tyrén (Stockholm 1959) So 14.3., 20.15 Bruckner: 3. (Wagner-) Symphonie, Thiele- mann/ Wiener Philharmoniker (2020) 13.2. Bizet: Carmen, Orozco-Estrada/ Rachvelishvili, Castronovo, Schrott, arte arte-tv.com Kulchynska (Wiener Staatsoper live) Viele Opern, Konzerte, Live Streams auf concert.arte.tv

20.2. Massenent: Thaïs, Hussain/ Chevalier, So 7.2., 23.50 Mozart in Prag – Rolando Villazón trifft Wagner, Saccà (Th. a. d. Wien Jän. 2021) Don Giovanni 00.40 Mozart in Paris – Im Garten des Hotels Sully Donizetti: Lucia di Lammermoor, Cleva/ Callas, 27.2. Opera in Love, Yoncheva, Domingo, Grigolo Campora, Sordello, Moscona (Met 1956) So 14.2., 16.55 (Verona 2020) ORF 2 http://tv.orf.at | http://presse.orf.at So 21.2., 14.30 Verdi: , Mariotti/ de Beer/ Radvanovski, Kaufmann, Garanča, Tézier So 7.2., 10.00 Saint-Saëns: Karneval der Tiere So 28.2., ca. 17.05 Wagner: Wesendonck-Lieder/ Bruckner: 4. Sinfonie in Es-Dur, Thieleman/ Garanča, So 14.2., 9.05 Prächtiges Erbe – Theophil Hansen und die Wiener Philharmoniker Wiener Ringstraße Liederabend Juan Diego Flóres, Scalera 10.30 Claude Debussy – (Salzburg 2020) Musik kann man nicht lernen So 7.3., ca. 17.10 Stars von morgen – On Tour Folge 1: München/ mit Rolando Villazón So 21.2., 10.00 Friedrich Cerha – So möchte ich auch fliegen können So 14.3., 17.40 Stars von morgen – On Tour Folge 2: Lyon/ mit Rolando Villazón So 7.3., 9.35 La Maestra – Die Dirigentin Alondra de la Parra 3sat www.3sat.at So 14.3., 9.05 Astor Piazolla – The Years of the Shark Sa 13.2., 20.15 Kálmán: Gräfin Mariza, Mancusi/ Absenger (Seefestspiele Mörbisch 2018) So 21.3., 9.50 Luchino Visconti – vom Film besessen 22.40 Dieter Ammann – Gran Toccata (Doku) Sa 27.2., 20.15 Wahnsinnswerke: Die Dreigroschenoper, So 28.3., 9.50 Elīna Garanča – Die scheue Diva Der Film vergleicht die prägendsten Insze- nierungen des Werkes von Bertolt Brecht

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 21 Misterioso Eine musikalische Botschaft

Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker fand heuer aus be- kannten Gründen ohne Publikum im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins statt. Maestro berührte mit einem innigen Appell und dem Glauben an die Botschaft der Musik.

„Wir spielen dieses Neujahrskonzert in einer sehr ungewöhnlichen Situation. Wir wissen, dass wir für Menschen in mehr als 90 Ländern auf der ganzen Welt spielen. Aber es ist für uns sehr eigenartig, in einem so historischen und schönen Saal zu spielen, der vollkommen leer ist. Das Orchester hat wunderbar gespielt und nicht nur, weil es Ihnen die Botschaft der Musik vermitteln möchte, sondern auch, weil die Wiener Philharmoniker immer vom Geist Bruckners, Brahms’, Mahlers und vielen anderen Musikern und Interpreten umgeben sind, die in diesem Saal Geschichte geschrieben haben. Es war ein schwieriges Jahr, eigentlich ein Annus horribilis wie der Lateiner sagt. Aber wir sind immer noch hier und glauben an die Botschaft der Musik. Musiker haben als Waffen nur Blumen, keine Dinge, die töten. Wir bringen Freude, Hoffnung, Friedensbruderschaft, Liebe mit großem ,L‘. Musik ist wichtig, nicht weil sie Unterhaltung ist. Oft sehen wir, dass Musik aus- schließlich als Unterhaltung gesehen wird. Musik ist aber nicht nur ein Beruf, sie ist Riccardo Muti eine Mission, deshalb machen wir diese Arbeit. Mission wofür? Um die Gesellschaft © Dieter Nagl, Wiener Philharmoniker besser zu machen, um an eine neue Generation zu denken, die in einem ganzen Jahr des tiefen Denkens beraubt wurde, die ganze Zeit nur mehr an Gesundheit denkt. Gesundheit ist das Wichtigste, aber Gesundheit des Geistes ist genauso wichtig, und die Musik hilft dabei. Meine Botschaft an die Regierenden, Präsidenten und Premierminister überall auf der Welt: Betrachten Sie Kultur immer als eines der Hauptelemente, um in Zukunft eine bessere Gesellschaft zu haben.”

Misterioso

1. Die UA von Bizets Carmen (Paris, 2. Eine Familie Rofrano hat in Wien März 1875) wurde kühl aufgenommen, wirklich gelebt – sie kam aus Neapel aber doch bald trat sie ihren Sieges- und erbaute sich ein prächtiges Palais, zug an. Von wo aus? Darstellerin der das heute noch besteht, allerdings unter Carmen? anderem Namen. Wie heißt es? 2. Welcher Komponist bezeichnete Palais Auersperg (ehem. Rofrano) die Oper Carmen als seine „ganz an der „Zweier Linie“ besondere Geliebte“? 3. Wer schrieb die Carmen-Suite für 3. Auch „Quinquin“ war keine Erfindung Streichorchester und Schlag- von Hofmannsthal sondern der Spitzname instrumente und gestaltete mit ihr eines Wiener Aristokraten. Wie hieß er? einen abendfüllenden Ballettabend? Franz Graf Esterházy (1715–85) Diesmal zu gewinnen Komponist? Protagonistin? © Ursula Tamussino

Einsendeschluss: 20.2.2021 Gewinner Auflösung Dezember/Jänner Ingrid Adamiker, Helmuth Singer ACHTUNG: ALLE 3 Fragen 1. In einer Kirche der Inneren Stadt und Inger Sørensen erhalten müssen richtig beantwortet werden! gibt es das Grabmal einer adeligen Bitte per Post, FAX oder e-mail: Familie Werdenberg (allerdings Sommernachtskonzert 2020 [email protected] ! keiner fürstlichen) – in welcher? der Wiener Philharmoniker St.Michael am Michaelerplatz (SONY Classical)

22 Buch Tipps BUCH Tipps Übersetzen als musikästhetische Deutung

Der Altösterreicher Hans Swarowsky (1899–1975) war eine fixe Größe, in vielen Bezirken und auf wechselnden Schauplätzen der Musikwelt zu Hause. Der versierte Dirigent hat kurz nach dem Zweiten Weltkrieg vielerorts in Österreich Konzerte und Opern geleitet, in Graz auch als Intendant gewirkt, zahlreiche Tonaufnahmen eingespielt aber auch quasi, als ein österreichi- scher Leonard Bernstein, Gesprächskonzerte für junge Leute organisiert und eindrucksvoll erläutert. Ich selber erinnere mich noch gern an seine Erklärung von Tschaikowskis Nußknacker-Suite und den Tanz der Stunden aus der Oper des Amilcare Ponchielli. Swarowsky war auch und vor allem der geradezu legendäre Lehrmeister einer großen Anzahl bedeutender Dirigenten – ich nenne nur Claudio Abbado, Zubin Mehta und Giuseppe Sinopoli –, welche den Unterricht und die persönliche Zuwendung ihres Meisters immer wieder ver- kündeten und priesen. Weniger bekannt ist eine andere Tätigkeit des Opernexperten, der in den Zwischenkriegsjahren an mehreren deutschen Opernhäusern (Stuttgart, Gera, Hamburg, Berlin, München), aber auch in Zürich als Dirigent, Studienleiter, dazu noch als Dramaturg und Regisseur mit der Praxis übersetzter Libretti, besonders aus dem italienischen Bereich, tagtäglich Umgang hatte. Aus dieser beruflichen Notwendigkeit entstanden, sind einige seiner Übersetzungen von Verlagen aufgegriffen und in neuen Klavierauszügen sowie Textbüchern veröffentlicht worden. Schon bald musste Swarowsky die bösartige Gleichung „Traduttore – Traditore“ am eigenen Leib erfahren: von Sängern, die in einer Zeit grundsätzlich deutsch gesungener Opern einen neuen, im Wortschatz anspruchsvollen Text erlernen mussten; aber auch von der Kritik, die den Wortlaut der neu übersetzten Libretti von Verdis , Puccinis La Bohème und Glucks Orfeo ed Euridice akribisch auf den Prüfstand von inhaltlicher Genauigkeit, phonetischem Klangbild und Klarheit des Satzbaus stellten. Zufrieden waren zumeist die Dirigenten und Korrepetitoren, da für sie Swarowskys strenge Einhaltung der Notenwerte als oberstes Gebot vorbildlich war. Das vorliegende neue Buch leuchtet mit der Aufarbeitung dieser Seite von Hans Swarowskys Wirken eine bislang kaum untersuchte Nische aus. Nach grundsätz- lichen Reflexionen und Berichten über die ästhetischen Postulate und interpretatorischen Funktionen der Übersetzung von Opern- büchern (S. 9–53) folgt als Hauptteil ein biographisch strukturierter Leistungsnachweis des ,Opernmenschen‘ Swarowsky in seiner Rolle als literarischer Bearbeiter fremdsprachiger Libretti: „Übersetzungen im/als Kontext: Welche Musikgeschichte(n) ließe(n) sich erzählen“ (S. 55–228). Daher werden auch anekdotische Erfahrungen ebenso eingeblendet, wie die Pragmatik von Verlagsgeschäften authentisch dargestellt wird. Ein weiterer Abschnitt: „Übersetzen als (musikalische) Interpretation“ (S. 229–271) setzt sich vor allem mit der Arbeit Swarowskys an Glucks Orfeo auseinander. Im weiteren Verlauf des Kapitels ist der Vergleich der Vorgangsweise von Swarowsky und Walter Felsenstein als Übersetzer lesenswert und erhellend. Eine nützliche Auflistung aller, also auch der unveröffentlichten Bearbeitungen des „Musicus doctus“ rundet den wertvollen und in seiner Art einmaligen Band ab. Juri Giannini hat damit ein Buch vorgelegt, das nicht bloß der professionelle Benützer mit Gewinn zur Hand nimmt. Er erfährt darin nämlich manche neuen Fakten und darf eine geradezu „erschöp- fende“ Bibliographie nützen, die sogar unveröffentlichte Diplomarbeiten verzeichnet. Auch der neugierige Opernfreund wird nicht durch überzogenen Fachjargon strapaziert und als Leser überfordert. Er erfährt vielmehr in reichem Ausmaß die Daten und Taten eines nicht un- umstrittenen, aber jedenfalls bemerkenswerten und originellen Vertreters des Wiener Musiklebens in der Nachkriegszeit. Oswald Panagl Juri Giannini: Interpretation zwischen Praxis und Ästhetik.Hans Swarowsky als Übersetzer von Opernlibretti Wien: Hollitzer Verlag, 2020 (Musikkontext 13), 312 S., 17,5 x 24 cm, Deutsch, Hardcover, ISBN 978-3-99012-786-5, € 50

Sei es für die Stretta oder unser Jahrbuch, Oswald Panagl zählt schon seit jeher zu den be- liebtesten Stammautoren der Freunde der Wiener Staatsoper, der seine Leser durch Fach- wissen in Verbindung mit einem pointierten Stil begeistert. Neben seiner Universitätskarriere war Oswald Panagl auch stets der Praxis zugetan und betreute Produktionen als Dramaturg und verfasste außerdem zahlreiche Beiträge für Programmhefte. Im Zeichen der Moderne ist nun ein Sammelband von Beiträgen aus mehreren Jahrzehnten, auf die der interessierte Leser keinen Zugriff hätte, sofern er nicht das jeweilige Programmheft in seiner Privatbibliothek aufbewahrt hat. Natürlich trifft man in dem über 400 Seiten um- fassenden Buch auf die Dauerbrenner des Opernbetriebs wie La Bohème, , und Rosenkavalier. Was diese Publikation aber besonders reizvoll macht, ist die eingehende Auseinandersetzung mit unbekannteren Werken wie etwa Korngolds Wunder der Heliane, Schrekers Gezeichneten oder Saul und David von Carl Nielsen. Einem höchst informativen Lesevergnügen in der opernlosen Lockdown-Zeit steht also nichts mehr im Weg. rw

Oswald Panagl: Im Zeichen der Moderne. Musiktheater zwischen Fin de Siècle und Avantgarde Wien: Hollitzer Verlag, 2020, 424 S., 17,5 x 24 cm, Deutsch, Hardcover ISBN 978-3-99012-786-5 (hbk) € 50,00 / ISBN 978-3-99012-902-9, € 40

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 23 Opernstars... einmal anders

Viele Opernbesucher stellen sich derzeit sicherlich die Frage, wie ihre Publi- kumslieblinge die unfreiwillige Freizeit während des Lockdowns verbringen. Social Media-Kanäle wie Facebook beantworten diese Frage. Hier eine kleine Auswahl – Fortsetzung folgt!

Da gibt es zum Beispiel die Naturliebhaber unter den Tenören, wie etwa Piotr Beczała und Andreas Schager, die gerne Tagesausflüge unternehmen und in verschneiten Wäldern spazieren gehen, Piotr Beczała bereitet auch das Rodeln sichtlich Freude. Andreas Schager hat sich im Spätherbst auch zu einem Experiment hinreißen lassen: Da die menschliche Stimmbänder bei -7 Grad Celcius laut Wissenschaft am besten schließen, hat er in seinem Outdor-Swimmingpool ein paar Runden gedreht und danach einen Helden- tenor-Ton in die Kamera geschmettert, ohne aber von den Temperaturen besonders begeistert zu sein. Seine Frau, die Geigerin Lidia Baich, geht mit dem gemeinsam Sprössling einer eher ungewöhnlichen Freizeitbeschäfti- gung nach: Sie sammeln Müll ein, den Spaziergänger im Wald zurückgelassen haben.

Kommen wir nun zum Thema Wintersport: Ildar Abdrazakov liebt es, mit seiner Familie Schlittschuh laufen zu gehen. Sonya Yoncheva und Clemens Unterreiner haben ihre Skis angeschnallt. Auch genießt den Winter in Russland mit ihrer Familie und hat etwa Fotos von einer Pferdeschlittenfahrt gepostet. Vor einigen Tagen hat sie mit ihrem Mann auch wieder einmal ein Fotoshooting absolviert. George Petean hat nun viel Zeit, sich seinem Hobby Billard-Spielen zu widmen. Viel Geduld wird in den nächsten Wochen Elīna Garanča benötigen, denn sie hat ein Puzzle mit nicht weniger als 33600 Teilen erworben! rw

Apropos Facebook ...

Wer erkennt diesen Opernsänger, der sich hier gerade eine neue Brille anpassen lässt!?

24 Unser Umzug in Bildern...

STRETTA • 2021 • FEBRUAR 25 … Alles auf einen Blick Alle Veranstaltungen auf einen Blick

FEBRUAR Fr. 5.2., 16.00 Uhr, Hotel Bristol Salon Opéra zu Carmen ABGESAGT

Sa. 6.2., 15.00 Uhr, Haus der Musik Künstlergespräch Sonya Yoncheva ABGESAGT

Fr. 26.2., 16.00 Uhr, Hotel Bristol Salon Opéra zu La Traviata ABGESAGT

ÖFFNUNGSZEITEN COVID 19

Leider dürfen wir Ihnen momentan unser neues Büro immer noch nicht zeigen ABER...

... wir sind trotzdem für unsere OPERNFREUNDE erreichbar: Telefonisch (Anrufbeantworter), per e-Mail oder FAX!

Freunde der Wiener Staatsoper A-1010 Wien, Goethegasse 1

NEUE ADRESSE Impressum 1010, Opernring 1/Stiege E 7. Stock/Top 729-730 Redaktion PR-Beratung Dr. Rainhard Wiesinger (Gesamtleitung), M2 Maydell GmbH Telefon (+43 1) 512 01 71 Dr. Richard Schmitz, Elisabeth Janisch Bildnachweis Alfheidur Erla, DG, Telefax (+43 1) 512 63 43 Redaktionelle Gestaltung Foto Fayer, Hollitzer Verlag, [email protected] Mag. Michaela Zahorik Andreas Jakwerth, Dieter Nagl, ÖBV/ www.opernfreunde.at Inserate Dr. Thomas Dänemark Reinhard Werner, RCA, SONY Classical, ZVR Zahl: 337759172 Lektorat Dr. Hubert Partl, TDK, Theatermuseum Wien, Dr. Ursula Tamussino Warner Classics, Wiener Staatsoper ÖFFNUNGSZEITEN COVID 19 Layout/Konzeption GmbH/ Michael Pöhn Wir sind telefonisch (Anruf- esterer-horn.at, Wien Coverfoto: Martin Siebenbrunner; beantworter) bzw. per e-Mail Litho und Druck Redaktionsschluss 18.1.21, oder FAX erreichbar Print Alliance HAV Produktions GmbH, Besetzungs- und Programmänderungen, Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau Druckfehler vorbehalten.

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