Oberes Gericht
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OBERES GERICHT VON LANDECK BIS NAUDERS KALTENBRUNN PFUNDS ALTFINSTERMÜNZ ASM EXKURSION OBERES GERICHT 2017 Mag. Anton Prock (www.antonprock.at) © Mag. A. Prock ASM -Exkursion Oberes Gericht – Landeck bis Reschenpass 1 OBERES GERICHT – STUBEN-PFUNDS – FESTUNGSBAUTEN IN NAUDERS UND UMGEBUNG OBERES GERICHT OBERES GERICHT Ehemaliger historischer Verwal- tungsbereich im obersten Inntal zwischen Reschenpass, Schweizer Grenze und Landeck. Bis zum Ersten Weltkrieg bestanden drei Gerichts- bezirke: Nauders (mit Pfunds, Spiss und in Südtirol Langtaufers, St. Va- lentin, Graun und Reschen), Ried und Landeck . 1919 wurde das Ge- richt Nauders aufgehoben und dem Bezirksgericht Ried zugeschlagen. Dieses wiederum wurde 1975 auf- gehoben und in das Bezirksgericht Landeck einbezogen. Der Gerichtssitz befand sich ur- sprünglich auf Burg Laudeck ober- halb von Ladis und ab 1550 auf Burg Sigmundsried in Ried im Oberinntal. Geografisch gesehen beginnt bei Nauders der Vinschgau. Erste Besiedlungen auf den sonnigen Talhängen in der Bronzezeit . Es wird vermutet, dass hier die Handels- und Me- tallexportrouten über den Malojapass in der Schweiz nach Oberitalien führten. Die Römer nutzten das Inntal mit der Via Claudia Augusta mit regem Transitverkehr und dazugehörigen Versorgungssta- tionen. Da die Einwanderung der Bajuwaren nur zögerlich erfolgte, hielt sich in manchen Gegenden, vor allem in Nauders, das Rätoromanische bis in das 17. Jh. Die charakteristische Bauform sind die oft bis zum Dach aus Bruchsteinen aufgemauerten, wuchti- gen, durch Erker gegliederten und manchmal reich bemalten Bauernhäuser. Diese Bauform wird Engadiner Haus genannt. Typische Beispiele sind etwa in Fließ, Fendels, Ladis, Grins, Pfunds und Fiss zu finden. Viele der rätoromanisch geprägten Ortskerne fielen Bränden zum Opfer, weil die Dörfer aus sehr eng zueinanderstehenden Häusern bestanden. Der noch am besten erhaltene rätoromani- sche Dorfkern ist jener von Fiss. © Mag. A. Prock ASM -Exkursion Oberes Gericht – Landeck bis Reschenpass 2 STADT LANDECK GESCHICHTE - GEOGRAFIE Landeck verdankt seine Entstehung der Lage in einem Becken am Zusammentreffen der Reschen-, Arlberg- und Fernpassstraße . Hier fließt die von Westen kommende Sanna (Vereinigung der Rosanna aus dem Stanzertal und der Trisanna aus dem Paznaun) in den Inn. Von besonderer Bedeutung war die Römerstraße Via Claudia Augusta von Süden über den Reschenpass nach Augsburg. 1254 wird Landeck erstmals im Zusammenhang mit einer Burg auf einem Felsvorsprung ge- nannt, von der aus der Verkehr gut überwacht werden konnte. In den Mittelpunkt der Tiroler Geschichte gelangte Landeck auch im Zuge der Kämpfe 1703 und 1809 , als an der rund 12 km innaufwärts gelegenen Pontlatz Brücke die Feinde besiegt werden konnten. Seine heutige Form erhielt Landeck erst im 19. Jh . Das heutige Erscheinungsbild geht groß- teils auf die Industrialisierung um 1900 zurück. Damals entstanden die Textil AG und das Karbid-Werk der Donauchemie und brachten einen gewissen Wohlstand. Im Jahre 1900 entstand der Ort aus vier Gemeinden: östlich des Inn Angedair mit Öd (jetziger Stadtkern), westlich des Inn Perfuchs und nördlich im Talbett Perjen und Bruggen . 1904 wurde Landeck Marktgemeinde , 1923 Stadt . Kern des Stadtzentrums ist die parallel zum Inn verlaufende Malserstraße . Zahlreiche Landecker Häuser weisen Wandmalereien auf, so etwa das Richterhaus mit Dekorations- und Wappendarstel- lungen aus dem 16. Jh. Im Ortsteil Perfuchs steht die Burschlkirche (Pestkapelle „Auf dem Burschl“) aus 1656 mit einer prächtigen Renaissancekassettendecke und drei Altären. Den Hochaltar (1651) mit den Figuren der Pestheiligen Sebastian, Pirmin und Rochus sowie der Muttergottes schnitzte Adam Payr. Neben dem Hotel Schwarzer Adler befindet sich das Walchhaus , ein ehemaliges Rathaus (1559). Das einstige Richterhaus in Angedair aus dem 16. Jh. weist schöne Fassadenmalereien auf. Sehenswerte Häuser aus dem 16.-18. Jahrhundert sind in der Herzog-Friedrich-Straße, der Hauptstraße in Perjen, zu finden. PFARRKIRCHE ZU UNSERER LIEBEN FRAU MARIÄ HIM- ENTSTEHUNGSLEGENDE Zwei kleine Kinder wurden von ei- MELFAHRT nem Bären und einem Wolf geraubt. Die entsetzten Eltern baten die Mut- 1266 erste Erwähnung einer Kapelle . tergottes um Hilfe und die beiden 1471-1521 Bau einer Kirche auf Veranlassung Oswalds Tiere brachten die Kinder zu einem von Schrofenstein mit Hilfe von Erzherzog Sigmund dem Muttergottesbild, das an einer Fichte Münzreichen unter der Leitung von Hans Schedler, Chris- hing. So entstand im 13. Jh. die Wall- tan Frey und Meister Balthasar. Landeck zählt neben fahrt zu „Unserer lieben Frau im Seefeld und Schwaz zu den bedeutendsten spätgoti- Walde“. Ein Bild an der nördlichen schen Pfarrkirchen Tirols. Chorwand erzählt diese Begeben- heit. © Mag. A. Prock ASM -Exkursion Oberes Gericht – Landeck bis Reschenpass 3 Basilika mit erhöhtem Mittelschiff und niedrigeren Seiten- schiffen, beide mit Sternrippengewölben gedeckt. Tympanon beim Westportal: Reliefdarstellung der Maria mit dem Kind, musizierende Engeln, zwei Wappen (links Stifter Anton von Ifan und rechts seine Gattin Appolonia von Win- den), Jahreszahl 1506, unterer Abschluss zwei Löwenkonso- len mit den Wappen Tirols und Österreichs. Schrofensteiner-Altar im Chor: Spätgotischer Flügelaltar (vermutlich vom Innsbrucker Sebald Bocksdor- fer), im Mittelschrein Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Köni- ge, darunter in der Predella thronender hl. Oswald, verehrt von den knienden Stiftergestal- ten Oswald von Schrofenstein (links) und seiner Gattin Pra- xedis von Wolkenstein (rechts), Flügel um 1860, links mit der Anbetung der Hirten (Ferdi- nand Maaß) und rechts mit der Darbringung Jesu im Tempel (Hans Kapferer). Totenschild des Oswald von Wolkenstein (gest. 1497) und Leonhard Gi- enger (1588) im Chor Zwei Schrofensteiner Grabplatten (1497) rechts unter der Empore. © Mag. A. Prock ASM -Exkursion Oberes Gericht – Landeck bis Reschenpass 4 BURG LANDECK Burg Landeck 1296 erste urkundliche Erwähnung 1300 als Gerichtssitz fixiert Anf. 16. Jh. Bau einer Halle im Hof 1797 Gerichtssitz ins Tal – Verfall (Kaserne, Depot, Armenhaus) 1942 Stadt, 1973 Museum Teile Burgkapelle (Hl. Stephan) Bezirksm useum Vorburg Netzgratgewölbe Moderne Kunst Zwinger Malereien um 1520 Landeck als Ausgangspunkt Eingangshalle Schrofensteineraltärchen Leben in den Alpen Eigentliche Burg (Kreuzigung Christi, hll. Religiöses Leben Bergfried Stephanus, Christophorus) Gerichtswesen Wappen Aberglaube – Hexenwahn Armut und Not (Karner, Jenische, Schwabenkinder, Pozuzo) Auswanderer - Händler, Künstler – etwa J. Prandtauer) Realteilung 1703 – Spanischer Erbfolgekrieg 1809 – Freiheitskämpfe Arlbergbahn BEZIRKSMUSEUM IN DER BURG LANDECK Das Museum erzählt die Geschichte eines Raumes und seiner Bewohner , die allerdings untrennbar mit jener der Nachbarräume verbunden ist – dem Vinschgau und dem Engadin. Allerdings gehören auch noch weit entfernte Räume dazu – die Gebiete der ehemaligen Donaumonarchie, Süddeutsch- land und die Schweiz. Denkt man an die zahlreichen Auswanderer, so sind sogar Gebiete in Amerika (v. a. Südamerika) zu nennen. Das Leben „in der Heimat“ und „in der Fremde“ ist das Thema der Aus- stellung. Ausgang und erster Teil des Museums ist Landeck selbst. Die folgenden Räume berichten vom Leben „in der Heimat“ . Der zweite Teil der Ausstellung handelt von jenen, die ihre Heimat verlassen und ihr Glück „in der Fremde“ versucht haben. Nicht wenige haben die Heimat verlassen, bis nach Peru. Die Gründe zum Weggehen waren für die meisten dieselben: Not und Elend. THEMA 1: GERICHTSBARKEIT Der Richter kümmerte sich um Verwaltung, Ge- richtsbarkeit, Steuer und Abgaben sowie um die Die Anfänge des Gerichts in Landeck gehen auf Verteidigung. Der Richter war damit der verlän- Graf Meinhard II. von Tirol-Görz (1259-95) zu- gerte Arm des Fürsten und das Bindeglied zu den rück. Er betrieb eine ebenso geschickte wie er- Untertanen. Sein Amt war nicht erblich und konnte jederzeit wieder entzogen werden . © Mag. A. Prock ASM -Exkursion Oberes Gericht – Landeck bis Reschenpass 5 folgreiche Wirtschafts- und Finanzpolitik, 1499 erhielt die Grafschaft Tirol im Rahmen einer neuen förderte den Salzbergbau in Hall und ließ Landesordnung ein kodifiziertes Strafrecht, für das sich die in Meran Münzen mit überregionaler Bezeichnung „Malefiz- oder Halsgerichtsordnung“ ein- Geltung prägen. Weiter schuf er eine bürgerte. Darin war die Todesstrafe durch Köpfen, Erhän- zukunftsweisende Verwaltung und rich- gen, Ertränken, Vierteilen, Pfählen, Rädern und Verbren- tete im Land Gerichte ein. Bis in die Zeit nen festgelegt. Sonstige Strafen waren der Pranger das Maria Theresias waren Gerichtsbarkeit Abschneiden der Zunge, das Abschlagen der Schwurfinger, und Verwaltung in Österreich nicht von- das Schleifen und die Prügelstrafe. einander getrennt. Unter ihrer Herr- schaft wurde die Gewaltenteilung in der oberen Instanz durchgeführt. Im Staatsgrundgesetz von 1867 erfolgte dann auch die Trennung auf den unteren Ebenen. Dadurch entstanden die Bezirksge- richte mit ihren heutigen Kompetenzen. THEMA 2: UNHEIMLICHE HEIMAT – MAGISCHES DENKEN , HEXENWESEN Magisches Denken und Wissen waren bis in die Neuzeit weit verbreitet und anerkannt. Die „Hexen“ waren darin nur besonders spezialisiert. Sie beherrschten Segenssprüche, Zeremonien, Beschwö- rungsformeln, die zur Abwehr von Unheil, Krankheiten und böse gesinnten Personen dienten. Die Heilkunst durch Salben, Amulette, die Deutung von bösen Zeichen und Wahrsagerei gehörten eben- falls zu ihren besonderen Fähigkeiten. Erst