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Ausland Die StundeUSA der Erben

Mit dem Erfolg Barack Obamas wächst auch der Einfluss der Kennedys. Der schwerkranke Patriarch Edward Kennedy bewegt die Nation, JFK-Tochter Caroline entscheidet über Obamas Vizepräsi- dentschaftskandidaten. Rückt ein Kennedy gar selbst in eine Regierung Obama auf? Von Marc Hujer

s ist Samstag, der 17. Mai, und Ed- ward „Ted“ Kennedy ist nicht da. EAuf dem Anwesen der Familie in Hyannis Port auf Cape Cod stehen ratlos die Gäste und wissen nicht, ob das Fest nun auch ohne ihn beginnen darf. Tom Brady ist gekommen, der Football-Star der New England Patriots und Freund von Gi- selle Bündchen, der einstige Weltrekord- sprinter Carl Lewis und ein paar Groß- sponsoren der Kennedys. Das Buffet steht bereit, zur Vorspeise gibt es Mozzarella mit gelben und roten Cherrytomaten. Man könnte essen. Aber keiner ist da, der die Gäste begrüßt. Die Party sollte der Höhepunkt eines Wochenendes werden, das den „Best Bud- dies“ gewidmet war, der Wohltätigkeitsor- ganisation von Teds Neffe Anthony Ken- nedy Shriver. Aber wie so oft war es mehr, ein Festival der Familie, mit einem Emp- fang in der Präsidenten-Bibliothek von John F. Kennedy in Boston, einem 20-Mei- len-Fahrradrennen auf Cape Cod und einer Hummerspeisung von 1200 Kennedy- Treuen am Strand von Hyannis. Noch immer verstehen sich die Kennedys als Amerikas erste Familie. CNN hat eine Eilmeldung geschickt, sie landet auf den Blackberrys der Gäste. Ted

Kennedy hatte gleich nach dem Aufstehen VUCCI / AP EVAN einen Krampfanfall bekommen und sich Senatoren Obama, Kennedy (im Januar): „Die Kraft, Amerika wieder gut zu machen“ nach einem Check im Inselspital von Cape Cod ins General Hos- Fahrrad gefahren. Geduscht hat er noch Die Leute starren ihn an. Meint er das pital von Boston fliegen lassen. Man weiß nicht, aber er muss etwas sagen. Die Leute ernst? Er zeigt nach draußen, wo das weiße noch nicht, was er hat, aber sein Not- wollen wissen, wie es um Holzhaus von Ted Kennedy steht, mit besuch allein reicht für die schlimmsten steht. der großen Veranda mit Blick auf das Meer Spekulationen. War er nicht gerade so Shriver ruft die Gäste zusammen, sie und der kleinen, frisch gemähten Wiese vital wie lange nicht mehr? Hatte er nicht sammeln sich vor dem kleinen Podium im davor, auf der die Kennedy-Brüder frü- vor wenigen Monaten seine Begeiste- Zelt, während die Kennedys draußen nun her Football gespielt haben. Es ist ein Ort rung für Obama entdeckt, Obama gar die Straßen abriegeln, die einen Blick auf aus der alten, glorreichen Zeit, als John zum nächsten Kennedy geadelt? Fing da das Anwesen erlauben. Aus Boston sind und Robert die großen Hoffnungen der Fa- nicht etwas Neues an? Und stirbt nun Fernsehteams nach Hyannis Port unter- milie waren. „Dahinten steht Senator Ted Kennedy? wegs, weil die Sender nun mit Kennedy- Robert Kennedys Haus, und daneben ist Anthony Kennedy Shriver ist der erste Sondersendungen beginnen. das meiner Großeltern, in dem jetzt Onkel Kennedy, der sich nach der CNN-Meldung Shriver sagt, was er sagen muss, ein paar Ted wohnt. Ich weiß, dass sich das viele zeigt. Er ist der zweitjüngste Neffe des Se- Worte zu Best Buddies, zum Tag, zu die- Leute in den letzten Jahren gern anschau- nators, ein erfolgreicher Philanthrop, der sem Fest, zu den drei Millionen Dollar, die en wollten, also nutzen Sie Ihre Chance, es als Student 1989 Best Buddies gründete und er an diesem Wochenende einnehmen ist immer ein bisschen schwieriger, wenn er inzwischen zu einer weltweiten Hilfsorga- wird, dann kommt er zum Punkt: „Onkel zu Hause ist. Wir haben jetzt sturm- nisation für geistig Behinderte ausbaute, die Teddy ist in Boston im Krankenhaus. Alles freie Bude.“ in 37 Ländern vertreten ist, auch in ist unter Kontrolle, wir erwarten, dass er Seine Rede ist eine Erlösung in diesem Deutschland. Gegen ein Uhr betritt er das wieder ganz gesund werden wird. Ich will Moment, in dem keiner so recht weiß, was Kennedy-Anwesen in Radlerklamotten, jetzt nichts Unpassendes sagen, aber wenn er eigentlich sagen soll, sie rettet zumindest denn auch er ist die 20-Meilen-Best-Bud- Onkel Teddy schon mal nicht hier ist, soll- die Party und den Rest dieses Wochen- dies-Rennstrecke auf Cape Cod mit dem ten wir das ausnutzen.“ endes, und vielleicht ist es das, was die

102 der spiegel 34/2008 Kennedys von anderen Familien unter- prinz, seine Frau Carolyn und ihre Schwester frühen Kennedy-Jahre, aber auch die scheidet, was ihren Erfolg über Jahrzehn- bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Wertschätzung für einen 76-jährigen te ausgemacht hat: dass sie Tragödien ge- Aber der Tod war für die Kennedys nie Mann, der seit seinem Unfall von Chappa- wohnt sind und selbst Krankheit und Tod einfach nur Ende, sondern immer auch quiddick in fast vier Jahrzehnten mit Fleiß sie nicht niederdrücken. Im Gegenteil. Anfang, ja, er hat den Kennedy-Mythos und Zuverlässigkeit Schuld abgetragen hat, Was haben sie nicht schon alles erlebt: erst möglich gemacht. So sind sie stets an seine eigene und die seines Clans. Seit fast 1944 stürzte Joseph, der älteste Bruder von ihre Grenzen gegangen, immer mit eiser- 46 Jahren hat er nun schon diesen Job, Se- Ted und die erste Präsidentenhoffnung, ner Brutalität gegen sich selbst. „Es war“, nator für Massachusetts, die Heimat des mit einem Bomber über dem Ärmelkanal wie es John F. Kennedy einmal sagte, „eine Vaters. Im August 2007 feierte er seine ab. 1963 wurde Präsident John F. in Dallas Kettenreaktion, die von meinem Bruder 15000. Abstimmung im Senat und konnte erschossen, und 1968, fünf Jahre später, Joseph gestartet wurde, die mich und alle sagen, dass er mehr als 2500 Gesetze ge- sein Bruder Robert nach den Vorwahlen in meine Brüder und Schwestern erreichte.“ schrieben hat. In all den Jahren dort hat er CORBIS Präsident Kennedy mit Beratern (1963)*: Die Heldentat des einen musste von der des anderen übertroffen werden

Kalifornien. 1969 schließlich stürzte Ted, Die Heldentat des einen musste von der sich einen „titanischen Gesetzgebungs- der letzte überlebende Bruder, mit seinem des anderen übertroffen werden. rekord“ erarbeitet, lobte das Magazin Auto von einer Brücke auf der Insel Chap- Drei Tage nachdem Ted Kennedy auf „Time“. paquiddick ins Wasser. Er konnte sich zwar Cape Cod zusammengebrochen war, ge- Auch deshalb geht eine Welle der Ken- retten, aber seine Beifahrerin, Wahlkampf- ben die Kennedys die Diagnose bekannt, nedy-Sympathie durch das Land, und der helferin Mary Jo Kopechne, ertrank. Wegen und die Welt erfährt, dass Ted, der letzte demokratische Präsidentschaftsbewerber Fahrerflucht wurde er später verurteilt. Da- Überlebende der vier Präsidentenbrüder, nutzt jede Gelegenheit, sich mit ging die letzte Hoffnung seiner Gene- schwer krank ist. Er hat ein Gliom, ei- als Freund der Familie zu zeigen. Als er ration verloren, noch einmal den Präsi- nen Tumor, der in der Hälfte aller Fälle hörte, dass Ted Kennedy eine Rede am denten zu stellen. schon innerhalb von 15 Monaten tödlich Wesleyan College absagen musste, sprang Auch die nächste Generation verlor ist. 19 Blumensträuße und mehr als 2500 er ein. Als er einen passenden Ort für sei- schnell ihre größten Hoffnungen, und es schi- E-Mails erreichten das Büro des Senators ne erste Europa-Rede suchte, entschied er en, als würde das große Kennedy-Erbe nun in den ersten Stunden. König Abdul- sich für Berlin, wo John F. Kennedy im endgültig verspielt. 1973 verlor Teds Sohn lah II. von Jordanien sandte eine Orchi- Juni 1963 seine „Ich bin ein Berliner“-Rede Edward durch Krebs ein Bein. 1984 starb dee, Großbritanniens Premierminister hielt. Und als er über einen besonderen Robert Kennedys Sohn David in an Gordon Brown schrieb eine Genesungs- Ort für seine Nominierungsrede nächste einer Überdosis Drogen. 1997 verunglückte karte, Glenn Close meldete sich, Martin Woche in Denver nachdachte, wählte er dessen Bruder Michael beim Skifahren in Sheen, und Al Gore. Und das gigantische Invesco Field, das Football- Aspen tödlich. Und 1999 kamen John F. im Senat brach Senator Robert Byrd in Stadion der Denver Broncos, weil John F. Kennedy Jr., damals der heimliche Kron- Tränen aus: „Ted, ich vermisse dich. Ich seine Nominierungsrede 1960 auch in ei- liebe dich.“ nem Football-Stadion hielt. * In Hyannis Port mit Sohn John Jr. (2. v. l.) und Tochter Es ist das alte Gefühl, das zurückkommt, Dies trifft den Zeitgeist, und den hat Caroline (3. v. l.). die Erinnerung an den Idealismus der Obama ja von Beginn an erspürt, als er im

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Februar 2007 zu seinem ersten offiziellen Lange sah es nicht gut aus für die Ken- den Posten des stellvertretenden Gouver- Wahlkampftermin in die John F. Kennedy nedys. Teds Brüder hatten den Menschen neurs von anstrebte. Einige schaff- High School nach Cedar Rapids, Iowa, Hoffnung gemacht, die Welt zu verbessern, ten zwar den Weg in die Politik, Kathleen flog. Es klang damals anmaßend, ein wenig aber die Morde an den beiden Kennedys, Kennedy Townsend, die stellvertretende kokett, aber dann adelte ihn Ende Januar auch der an Martin Luther King, stürzten Gouverneurin von wurde, oder 2008 Ted Kennedy zu einem Erben: „Er die Nation vor 40 Jahren in Selbstzweifel Joseph Patrick Kennedy II., der bis heute wird ein Präsident sein, der sich weigert, in und einen langen Kampf mit sich selbst. Es Massachusetts im Repräsentantenhaus in die Machenschaften der Vergangenheit war keine Zeit mehr, in die die Kennedys Washington vertritt. Aber als sie sich für verstrickt zu werden“, so der Senator: „Er passten. höhere politische Ämter interessierten, hat die Kraft, Amerika wieder gut zu ma- Andere Familien gewannen an Einfluss, scheiterten auch sie. Die Familie wirkte chen.“ Und JFKs Tochter Caroline, die ne- vor allem die Bushs und die Clintons. Von verzweifelt. Der große Name wurde zur ben ihm stand, sagte, sie habe ihr halbes den 40 Jahren, die seit der Ermordung Last. Der „Boston Globe“, Kennedys Hei- Leben auf einen Mann gewartet, der so sei Robert Kennedys vergangen sind, waren matblatt, urteilte schließlich: „Das Land ist wie ihr Vater. sie abwechselnd 28 Jahre lang im Weißen der Kennedys ziemlich müde.“ ist es nun auch, die Haus vertreten – zwölf Jahre lang durch Kaum einer der überlebenden Kenne- Obamas Vizepräsidentschaftskandidaten George Bush Senior, der zunächst Vize- dys führte ein normales Leben. Drogen, mit aussuchen darf. Sie ist das letzte noch präsident Reagans war und dann Präsident, Alkohol, Sex wurden zu den alltäglichen lebende Kind von John F. Kennedy, das acht Jahre lang durch Bill Clinton und wei- Verfehlungen der nächsten Generation. Amerika als kleines Mädchen in Erinne- tere acht durch George W. Bush. Hätte Hil- Von den 16 männlichen Nachfahren, die rung ist, das mit ihrem Pony ausritt und das lary Clinton die Vorwahlen gegen Barack nach der Ermordung von John F. und Neil Diamond zu seinem großen Hit Obama gewonnen, wären möglicherweise Robert Kennedy zurückblieben, hatten „Sweet Caroline“ inspirierte. Für Obama weitere acht Clinton-Jahre hinzugekom- mindestens 7 Drogen- oder Alkoholpro- ist sie, wie Michelle Cottle in der „New men. Die Kennedys dagegen waren gerade bleme, 2 wurden der Vergewaltigung ange- Republic“ schreibt, die „Verbindung zu ei- einmal drei Jahre im Weißen Haus, und klagt, und 3 starben eines gewaltsamen To- nem reineren, fröhlicheren politischen unter JFKs Neffen und Nichten gab es des, zum Teil als Folge ihrer Lebenskrisen. Zeitalter“. niemanden, der Chancen auf das Präsi- aber sitzt in seinem Büro Hoch sind die Erwartungen, die Obama dentenamt hatte. in der Arizona Avenue, zehn Häuserblocks weckt, denn es sind die großen Taten, die Dennoch suchten sie immer wieder den vom Strand entfernt, eine hübsche, ka- Amerika mit den Kennedys verbindet. Ver- Weg in politische Ämter, wenn auch häu- minrote Hacienda mitten in Santa Monica. gessen sind die Schattenseiten der Präsi- fig vergebens. Matthew Maxwell Kennedy Auch er hatte seine Lebenskrisen, auch er dentschaft von JFK, die Blamage in der und Mark Shriver wollten Abgeordnete im wurde mit Drogen erwischt, doch nun ist kubanischen Schweinebucht, die Frauen- Kongress werden, waren aber ebenso er – der älteste Sohn von JFKs Schwester geschichten und angeblichen Mafia-Ver- chancenlos wie Christopher Kennedy, der – einer der erfolg- bindungen. Kennedy ist zum Helden- mythos geworden. Der Kennedy-Clan Obama begeistert Massen, aber drei Mo- nate vor der Wahl ist sein Vorsprung zum ERSTE GENERATIONZWEITE GENERATION DRITTE GENERATION Rivalen John McCain überraschend gering. Joseph Patrick Kennedy Jr. 1915 –1944 kinderlos Trotz der Medienbegeisterung, trotz des Kennedys, dringenden Wunsches der Amerikaner die unter nach einem Wechsel führt er in den Um- tragischen John F. „Jack“ Caroline Bouvier Kennedy John F. Kennedy Jr. Umständen Kennedy Schlossberg geb. 1957 1960 – 1999 fragen nur mit drei bis sechs Prozent- starben 1917 –1963 punkten. Er spielt mit hohem Einsatz, mit dem Kennedy-Drehbuch, mit dem histori- Eunice Mary fünf Kinder, darunter: schen Anspruch, Amerika in eine neue Ära Kennedy Shriver Robert „Bobby“ Sargent zu führen. Es kann ihm den Sieg sichern, geb. 1921 Shriver III geb. 1954 geb. 1955 ihn vielleicht aber auch den Sieg kosten, Marc Kennedy Shriver Anthony Paul Kennedy die Amerikaner lieben das Schauspiel, aber P F Shriver A geb. 1964 geb. 1965 es kann auch wie Übermut wirken. Rose Fitzgerald Wenn Obama Ende August nach Denver Kennedy Robert Francis elf Kinder, darunter: zum Nominierungsparteitag fährt, wird 1890 –1995 „Bobby“ Kathleen Kennedy Joseph Patrick Kennedy II Ted Kennedy nicht fehlen. Er wird wohl Kennedy Townsend geb. 1951 geb. 1952 persönlich nicht da sein, dafür ist er zu 1925 – 1968 krank, aber auf der Großleinwand wird er David Anthony Kennedy Michael LeMoyne Kennedy erscheinen. Groß, überlebensgroß. Er ar- 1955 – 1984 1958 – 1997 beitet schon an einem fünfminütigen Vi- Christopher George Matthew Maxwell Taylor deo, das eine Art Vermächtnis werden Kennedy geb. 1963 Kennedy geb. 1965 könnte, vielleicht sogar eine Abschieds- rede an die Nation. Joseph Patrick Edward drei Kinder, darunter: Moore Kennedy Es war kein leichtes Erbe, das Ted Ken- Kennedy Edward Moore Kennedy Jr. Patrick Joseph Kennedy geb. 1932 nedy und mit ihm die Demokraten vor 40 1888 –1969 geb. 1961 geb. 1967 Jahren angetreten hatten. Nach Roberts Tod 1968 blieb er der ranghöchste Ken- geb. 1924 vier Kinder nedy, er hatte immer viele Freunde unter Demokraten und Republikanern, mehr als geb. 1918 – 2005 kinderlos die meisten anderen Kollegen, aber ihm fehlte der Glanz seiner Brüder, er wurde Kathleen Kennedy Cavendish 1920 –1948 kinderlos alt in einer Familie, die für Jugendlichkeit Jean Ann Kennedy Smith geb. 1928 stand. vier Kinder

104 der spiegel 34/2008 reichsten Kennedys seiner Generation, als rennen von hier bis zur Fahnenstange“, einer der wenigen von ihnen hat er seine sagt Shriver. „Jede normale Mutter würde eigenen Millionen verdient, als Invest- ihr Kind gewinnen lassen, aber meine Mut- mentbanker an der Seite des späteren ter rannte los und gewann.“ Weltbankchefs James Wolfensohn. Es war eine gnadenlos darwinistische Von Santa Monica aus sammelt er nun Jugend, die so anders war als die von Ba- Geld für Afrika. Er führt das Label Red, rack Obama. Obama wuchs auf Hawaii ein Siegel der guten Tat. Zahlreiche Un- auf, weit weg von den Rassenunruhen, von ternehmen machen mit, Armani, Con- den Wirren um die ermordeten Kennedys, verse, Gap, American Express. Sie neh- die Amerika spalteten. Ihn kümmerte das men rote Produkte in ihr Sortiment, rote wenig, auf einer Insel, die ihm vorkam, Uhren, rote T-Shirts, rote Schuhe, rote „als hätte die Natur, des Kriegs und der Kreditkarten, auf die sie dann RED schrei- Aggression überdrüssig, diese grünen Fel- ben dürfen. Die Hälfte aus dem Ver- sen in den Ozean geworfen, damit sie von kaufserlös geht an den Globalen Fonds zur Pionieren aus der ganzen Welt mit son- Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und nengebräunten Kindern bevölkert werden Malaria, seit 2006 bereits mehr als hundert konnten“. Millionen Dollar. „Wir sind wie das Olym- Die Kennedys haben Geschichte ge- pische Komitee“, sagt Shriver. „Man darf schrieben, sie haben einen Präsidenten ge-

unser Logo verwenden, aber wir bestim- / DPA UPI / PICTURE-ALLIANCE stellt. Und Obama nun soll ihr Erbe sein? men, was geht und was nicht.“ Attentatsopfer Robert Kennedy (1968) Barack Obama, dessen bundespolitische Es war Bonos Idee. Der Rockstar von Der Tod war immer auch Anfang Karriere erst vor vier Jahren begann? Eine wollte die Industriestaaten zwingen, einzige Rede hat ihn bekannt gemacht, die den ärmsten Ländern in Afrika die Schul- im Juli 2004 auf dem Wahlparteitag der den zu erlassen, und er dachte, wenn er die Demokraten. Es war fraglos eine große Kennedys für sein Projekt gewinnt, über- Rede. Aber sind Reden genug? zeugt er davon auch die Amerikaner. Als Obama zu seiner gefeierten Euro- „Also hat meine Mutter angerufen“, pareise aufbrach, verglich ihn sein Gegner erinnert sich Shriver. „Er fragte, ob ihm John McCain mit Berühmtheiten der Ted nicht helfen könnte, aber meine Mut- Klatschpresse wie Britney Spears und Pa- ter hat ihm gesagt, nein, das ist nichts für ris Hilton: Obama würde „lieber einen Teddy, das soll mal Bobby machen. Und so Krieg verlieren, um die Wahl zu gewin- rief Bono bei mir an, und ich sagte, okay, nen“. Werbespots wurden gedreht, die ihn ich schau mir das an.“ als einen Superstar zeigten, die Wahlhelfer Die Kennedys wittern ihre Chance, Bob- McCains nannten ihn sarkastisch „The by und der Rest seines Clans, sie sind zahl- One“, den Einzigartigen, abgehoben, reich und selbstbewusst und pochen auf selbstverliebt und arrogant. „Nur Promi- Ämter in der Politik. Es gibt viele Gerüch- nente wie Barack Obama gehen dreimal te, was ihnen zufallen könnte, und dazu am Tag ins Fitnessstudio, essen Protein- gehört, dass Maria Shriver, Tochter von Schokoriegel und sorgen sich um den Preis Eunice Kennedy und mit Arnold Schwar- von Rucola-Salat.“ zenegger verheiratet, Ted Kennedys Se- „Wir wurden abgehärtet“, sagt Bobby natssitz bekommen soll, dass Bobby Ken- Shriver. „Und draußen in der ‚Nicht-Ab- nedy Jr. endlich Umweltminister werden gehärteten-Welt‘ ist das manchmal schwer und Caroline Kennedy, die Obama einen zu verstehen.“ Vizepräsidentschaftskandidaten suchen Das Telefon klingelt. Seine engsten Be- soll, selbst Vizepräsidentschaftskandidatin rater sind dran, ein Bürgermeister, ein Ab-

werden könnte. Womöglich holt Obama PRESS PRESS / ACTION ZUMA geordneter, ein Wirtschaftsfachmann. Es auch Schwarzenegger, Kaliforniens Gou- Obama-Beraterin Caroline Kennedy geht um die Geschäfte als Stadtrat in San- verneur, als Umweltzar in seine Regierung, „Ein Mann wie mein Vater“ ta Monica, um neue Rauchergesetze, um den einzigen Republikaner des Clans. die Obdachlosen am Strand von Santa Mo- Die hohen Erwartungen, die oft zum nica. Aber dann fragt einer: „Du Bobby, Scheitern vieler Kennedys führten, halfen deine Cousine Caroline bestimmt doch den den Überlebenden aber auch zum Come- nächsten Vizepräsidenten der Vereinigten back. Selbst in schweren Zeiten waren sie Staaten. Wird nicht sowieso alles besser?“ nie faul, der Wettbewerb untereinander Bobby Shriver fährt sich mit der Hand trieb sie zu neuen Leistungen. „Ich hatte durch sein Haar, wie er es immer macht, immer das Gefühl, dass ich kämpfen muss- wenn er einen Auftritt hat, der ihm gefällt. te, um mit den anderen mitzuhalten“, sagt Er ist wieder der Anführer, der er früher Bobby Shriver. „Andere Leute im Sport schon einmal war, als die Shrivers und zu schlagen zählte nicht. Du musstest den Kennedys immer Football und Tennis ge- Bruder oder Cousin deines Alters schla- geneinander spielten und glaubten, sie sei- gen. Bin ich der bessere Tennisspieler als en sich selbst Maß genug. Bobby Kennedy? Okay, gut. Dann kann „Klar“, sagt Bobby Shriver, „ich habe ich mich entspannen.“ Caroline schon angerufen und ihr gesagt,

Seine Mutter hat von ihm schon als Kind EN THALEMANN dass sie gut nachdenken soll, wen sie als Vi- FF

immer Leistung verlangt, auch in der Frei- STE zepräsidenten wählt. Und ich habe ihr auch zeit. „Wenn wir von der Schule heimka- Afrika-Helfer Bobby Shriver III gesagt: Bevor sie meinen kleinen Bruder men, sagte sie, okay, wir machen ein Wett- „Wir wurden abgehärtet“ fragt, bin ich erst mal dran.“ ™

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