Kosten Senken Dank Open Source? Strategien
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Kosten senken dank Open Source? Strategien 36 Nr. 01/02 | Februar 2014 Swiss IT Magazine Strategien Kosten senken dank Open Source? Mehr Geld im Portemonnaie und weniger Sorgen im Gepäck Der Einsatz von Open Source Software kann das IT-Budget schonen, wenn man richtig vorgeht. Viel wichtiger sind aber strategische Vorteile wie die digitale Nachhaltigkeit oder die Unabhängigkeit von Herstellern, die sich durch den konsequenten Einsatz von Open Source ergeben. V ON D R . M ATTHIAS S TÜR M ER ines vorweg: Open Source ist nicht gra- tis. Oder korrekt ausgedrückt: Der Download von Open Source Software (OSS) von den vielen Internet-Portalen wieE Github, Google Code, Sourceforge oder Freecode ist selbstverständlich kostenlos. Aber wenn Open-Source-Lösungen professionell eingeführt und betrieben werden, verursacht dies interne und/oder externe Kosten. Geschäftskritische Lösungen benötigen stets zuverlässige Wartung und Support, ansonsten steigt das Risiko erheblich, dass zentrale Infor- matiksysteme ausfallen oder wichtige Daten verloren gehen oder gestohlen werden. Für den sicheren Einsatz von Open Source Soft- ware braucht es deshalb entweder interne INHALT Ressourcen und Know-how, wie die entspre- chenden Systeme betrieben werden. Oder es MEHR GELD im PORTemoNNaie UND weNIGER SorgeN im GEPÄck 36 wird ein Service Level Agreement (SLA) bei- MarkTÜbersicHT: 152 SCHweiZer OPEN-SOUrce-SPEZialisTEN 40 spielsweise in Form einer Subscription mit einem kommerziellen Anbieter von Open- SpareN ODER NICHT spareN 48 Source-Lösungen abgeschlossen. Dieser be- GÜNSTIGE HocHVERFÜgbarkeiT 50 schäftigt wiederum Mitarbeitende, die lang- MEHR EIGENREGIE daNK OpeN SOUrce 52 jährige Erfahrungen mit den jeweiligen Syste- men haben und deshalb im Bedarfsfall rasch SO GUT SCHLÄFT maN miT OpeN SOUrce 54 und kompetent eingreifen können. So oder so NiklaUS MEINT: SIND OpeN SOUrcler bessere MENSCHEN? 57 ist der professionelle Betrieb von Open Source Software nicht gratis. Swiss IT Magazine Nr. 01/02 | Februar 2014 37 Kosten senken dank Open Source? Strategien Nichtsdestotrotz lassen sich durch die strate- unterschiedlichen Szenarien und zeigt symbo- Migration zu prüfen. Bestimmte Systeme müs- gische Nutzung von Open Source Kostenvor- lisch auf, dass eine Open-Source-Migration sen möglicherweise aus strategischen Grün- teile ableiten. Wie viel genau und zu welchem nur dann sinnvoll ist, wenn der Migrationsauf- den von vornherein auch ausgeschlossen wer- Zeitpunkt, das ist von Fall zu Fall unterschied- wand niedriger ist als die Summe der wieder- den, weil sie beispielsweise zu stark mit der lich. Einige Vorgehensweisen, wie Einsparun- kehrenden Einsparungen. Je grösser dabei der Unternehmensarchitektur verzahnt sind oder gen durch OSS erreicht werden können, sind untersuchte Zeitraum ist, umso eher lohnen weil es zurzeit noch keine valablen Open-Sour- nachfolgend beschrieben. sich Open-Source-Lösungen. Open Source ist ce-Alternativen gibt. somit vor allem langfristig wirtschaftlicher. Von den Softwarebereichen, die ein wirt- TCO-Analyse guter Anhaltspunkt Exakt sind TCO-Studien nie, aber sie geben schaftlich signifikantes Einsparungspotential Die Total-Cost-of-Ownership (TCO)-Methode einen Anhaltspunkt, welche Variante bei be- aufzeigen und deren Wechsel auf eine versucht einen antizipativen Vergleich von stimmten Annahmen die tendenziell günsti- Open-Source-Plattform technisch realistisch funktional gleichwertigen Varianten zur Lösung gere oder teurere ist. Dabei führen die Analy- ist, werden anschliessend die Migrationskos- einer bestimmten Business-Anforderung zu sen von unterschiedlichen Softwaresystemen ten berechnet und als TCO-Analyse dem pro- erbringen. Dabei werden sämtliche anfallen- zu verschiedenen Resultaten. Beispielsweise prietären Status Quo gegenübergestellt. Bei den internen und externen Kosten einberech- kann es sein, dass sich eine Desktop-Migration diesem Schritt macht es Sinn, bereits kon- net, also neben Lizenz- auch Hardwarekosten, innerhalb von fünf Jahren als wirtschaftlich krete Angebote von kommerziellen Wartungsverträge, interner Aufwand oder Wei- nicht sinnvoll erweist, jedoch die Migration Open-Source-Dienstleistern einzuholen, terbildungen. TCO-Studien werden beispiels- einer proprietären Datenbanklösung auf denn nur ein «Test des Marktes» zeigt letzt- weise angefertigt, um den Betrieb von Desk- Open-Source-Alternativen wie PostgreSQL lich die realen Kosten einer Open-Source-Mi- top-Arbeitsplätzen durch Microsoft- versus oder MariaDB sehr wohl bereits nach zwei gration auf. Anhand dieser Angaben kann Linux-Umgebungen zu bewerten. Jahren Kostenersparnisse erzielt. Um eine sys- das Management dann entscheiden, ob sich Die Resultate von TCO-Analysen hängen tematische Evaluation der Informatikumge- der Wechsel auf Open Source lohnt oder ob dabei sehr von den eingesetzten Parametern bung vorzunehmen, empfiehlt sich daher eine der Betrieb der bestehenden proprietären und dem untersuchten Zeitraum ab. Oftmals Softwareportfolio-Analyse. Umgebung günstiger ist. zeigt diese Methode, dass aufgrund der wie- derkehrenden Lizenzkosten proprietäre Soft- Portfolio-Analyse dazu nehmen Open-Source-Strategie lohnt sich warelösungen teurer sind als Open-Source- Eine Softwareportfolio-Analyse beurteilt die Einfacher als vorhandene Informatikplattfor- basierte Systeme. Dennoch heisst das nicht Wirtschaftlichkeit der einzelnen Systeme der men zu migrieren, ist die Einführung von Open zwangsläufig, dass Open Source immer güns- gesamten Applikationslandschaft eines Unter- Source Software direkt im Rahmen von anste- tiger ist. Die Migration bestehender proprietä- nehmens oder einer öffentlichen Institution. henden Softwarewechseln oder neuartigen rer Umgebungen auf Open-Source-Systeme Durch das Aufzeigen der wiederkehrenden Informatikprojekten. Um die Option «Open kostet aufgrund des technischen Aufwands, Ausgaben pro proprietäre Lösung können die- Source» bei Software-Einführungen künftig der Umschulungskosten oder der verlorener jenigen Bereiche identifiziert werden, welche systematisch zu prüfen, eignet sich die Erar- Arbeitszeit nämlich auch Geld. Entscheidend die grössten Einsparungspotentiale beinhal- beitung einer Open-Source-Strategie. Diese ist der Vergleich der Migrationskosten gegen- ten. Nur von diesen wirtschaftlich interessan- gibt typischerweise vor, welche Grundsätze bei über den langfristig eingesparten Lizenzkos- ten Systemen lohnt es sich, eine vertiefte der Beschaffung von Open Source befolgt wer- ten. Die Grafik auf Seite 39 verdeutlicht die technische Machbarkeit einer Open-Source- den, wie der Support von geschäftskritischen OSS DIRECTORY, DAS OPEN-SOURCE-VERZEICHNis Ab Seite 40 finden Sie einen Auszug aus dem OSS Directory (www.ossdirectory.ch). sind. Drittens stehen auf der Kundenseite die OSS-Nutzer, die als öffentliche Dabei handelt es sich um eine Plattform, welche die Förderung und Verbreitung Institution oder als Privatunternehmen Anwender von bestimmten OSS-Produkten von Open Source Software unterstützt und einen Überblick über die Vielzahl von sind. Sowohl OSS-Firmen wie auch OSS-Nutzer bietet sich die Möglichkeit, ein Einsatzmöglichkeiten schafft. Z iel ist es, ein Netzwerk zu schaffen, das im Hinblick Profil zu erstellen, um die wichtigsten Eckdaten ihrer unternehmerischenT ätigkeit auf den Einsatz von Open-Source-Lösungen einen unternehmensübergreifenden festzuhalten. Das letzte und wichtigste Element, sozusagen das Bindeglied zwi- Informations- und Erfahrungsaustausch ermöglicht. Dies geschieht durch das schen OSS-Firmen, OSS-Nutzern und OSS-Produkten, sind die OSS-Referenzen. Erfassen von Unternehmen, die bestimmte Dienstleistungen zu einem Open-Sour- Diese beschreiben die Art und Weise, wie ein OSS-Nutzer bestimmte OSS-Produkte ce-Produkt anbieten und dem Kunden, der Open-Source-Lösungen in der Praxis entweder selbstständig oder durch eine OSS-Firma einsetzt. nutzt. So entsteht eine Datenbank aus Anbietern und Nutzern, durch deren Nebst dieser Basisfunktion wird auf www.opensource.ch laufend über aktuelle Zusammenführung und Verknüpfung schliesslich erfolgreich Open-Source- Entwicklungen in der Open-Source-Branche berichtet (OSS Top News) und eine Projekte realisiert werden können. Plattform zur Publikation von Forschungsstudien, Projektbeispielen und Facharti- Beim OSS Directory stehen vier Basiselemente im Zentrum. Den Grundstein keln zur Verfügung gestellt (OSS Know-how). Sämtliche in Zusammenhang sämtlicher Kooperationen legen die OSS-Produkte. Dies sind Softwarelösungen, die stehenden Einträge aus dem OSS Directory sind mit diesen Artikeln verknüpft. unter einer von der Open Source Initiative (OSI) genehmigten Open-Source-Lizenz Das OSS Directory unterliegt seit seiner Aufschaltung im Jahr 2012 einem veröffentlicht sind. Als zweites Element stehen auf der Angebotsseite die OSS-Fir- stetigen Wachstum. Zum aktuellen Zeitpunkt (Januar 2014) sind bereits 326 men, welche die Dienstleitungen in Bezug auf bestimmte Open-Source-Lösungen OSS-Produkte, 159 OSS-Firmen und 216 OSS-Referenzen eingetragen und mit- anbieten. OSS-Firmen verfügen sowohl über die technischen wie auch personellen einander verlinkt. Ressourcen und Fähigkeiten, die zur Unterstützung der Implementation neuer OSS-Produkte in die bestehende Systemlandschaft eines Kunden (OSS-Nutzer) nötig Rahel Winkelmann, Hilfsassistentin am Institut für Wirtschaftsinformatik. 38 Nr. 01/02 | Februar 2014 Swiss IT Magazine Strategien Kosten senken dank Open Source? Open-Source-Lösungen intern oder extern gewährleistet ist und BESTIMMUNG DER IDEALEN sYSTEME ZUM MIGRIEREN