ELBPHILHARMONIE SOMMER THE MESMERISTS

17. AUGUST 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL Freitag, 17. August 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

BMW 7er ELBPHILHARMONIE SOMMER DER ANSPRUCH VON MORGEN THE MESMERISTS

BILL FRISELL GUITAR TONY SCHERR BASS GUITAR DRUMS

BILL MORRISON REGIE

Bill Morrison (*1965) The Body Electric (2015) The Mesmerist (2003) Light Is Calling (2004) Outerborough (2005) The Dockworker’s Dream (2016) Little Orphant Annie (2016) ca. 60 Min.

Pause

Buster Keaton (1895–1966) The High Sign (1921) One Week (1920) ca. 40 Min.

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8331_BMW_Luxury_7er_Elbphilharmonie_Abendprogramm_148x210.indd 1 06.04.2018 08:48:43 FILM & MUSIK

NEUES AUS DEM ARCHIV

Aus altem, längst vergessenem, oft auch zerstörtem Archiv­ material erschafft er zeitgenössische Filme: der New Yorker Avantgarde-Regisseur Bill Morrison. Gezeigt wurden seine »Found-Footage-Filme« nicht nur auf bedeutenden Festivals wie dem Sundance Film Festival, sondern auch in Museen wie der Tate Modern in London oder dem New Yorker Museum of Modern Art. Für seine Produktionen arbeitet er gern mit zeit­ genössischen Komponisten zusammen; mit Bill Frisell hat er DER schon mehrere Filme gemacht: »Er ist ein alter Freund, dem SLAPSTICK-KÖNIG ich vertraue«, sagt Morrison, »jemandem wie ihm brauche ich nur wenig zu geben und schon beginnt er, mit seiner Fantasie und Intuition etwas daraus zu entwickeln. Davon lasse ich mich Hinfallen konnte der 1895 in Kan­ dann wiederum beim Schneiden inspirieren.« sas geborene Joseph Frank Keaton Die sechs Morrison-Filme, die heute gezeigt werden, sind immer schon gut. Als Säugling aus unterschiedlichem altem Material zusammengesetzt: The soll er einmal einen gefährlichen Mesmerist und Light Is Calling bestehen aus Aufnahmen des Sturz die Treppe hinunter unver­ Films The Bells, einer 1926 veröffentlichten Geschichte über letzt überstanden haben, worauf­ einen Wirt, der seinen jüdischen Gast aus Habgier umbringt, hin seine Eltern ihm den Namen anschließend aber von einem Hypnotiseur des Mordes überführt »Buster« gaben. Von da an war wird. Outerborough basiert auf dem Mitschnitt eines Kamera­ sein Schicksal bestimmt: Vor der mannes, der 1899 an der Spitze einer Straßenbahn über die New Kamera vollführte Keaton später die verrücktesten Stunts, rannte, kletterte, Yorker Brooklyn Bridge fuhr. Das Material für The Dockworker’s sprang und stürzte – stets ohne eine Miene zu verziehen. Diese Widerstands­ Dream fand Morrison im Nationalen Portugiesischen Filmmu­ fähigkeit, vor allem aber sein feines Gespür für Komik und das richtige Timing Bis 1950 bestanden fast alle Filme seum. Dazu sagt er: »Ein Archiv ist eine Art Hafen: Die Waren machten ihn zum Pionier des Slapstick-Genres und zur unsterblichen Größe aus Zelluloid. Dieses Material ist werden eingeladen, bis ein Dockarbeiter sie wieder rausnimmt. der Filmkomödie. nicht nur leicht entflammbar, es Es ist eine Metapher für unsere Arbeit«. Little Orphant Annie Anfang der 1990er spielten Bill Frisell und sein Trio Live-Sets zu verschie­ zersetzt sich auf Dauer auch, wie hier bei The Mesmerist: Die basiert auf einem gleichnamigen Film von 1918 über die Gedanken­ denen Buster-Keaton-Filmen. Damit waren sie Teil einer neuen Bewegung von Emulsion verfärbt sich bräunlich, welt eines Waisenmädchens. experimentierfreudigen Jazzmusikern, die sich auch an Filmmusik versuchten. klebt, wirft Blasen, der Film backt Die schwarz-weißen Schleier und Flecken, die die Filme 1995 veröffentlichte Frisell die Soundtracks auf dem Album Go West: Music for zusammen, und am Ende zerfällt teilweise vernebeln, sieht Morrison übrigens nicht als Schön­ the Films of Buster Keaton: »Es war das erste Mal, dass ich etwas für einen Film alles in braunes Pulver. heitsfehler: »Dem Verfall kommt beim Betrachten eine eigene gemacht habe«, erinnert sich Frisell, »es wurde eher unkonventionell – und es Rolle zu, er schafft eine Verbindung zwischen dem Bild und dem veränderte meine Sicht auf seine Filme. Ja, es sind Komödien. Aber es gibt auch Material, auf dem es gedruckt ist.« Damit schafft Morrison, der etwas Tieferes, eine dunkle Seite. Wir haben uns überlegt, was dem Schauspie­ seine Karriere als Maler begann, nicht nur einen spannenden ler Keaton wohl durch den Kopf ging, als er diese Szenen spielte, und haben visuellen Reiz, sondern symbolisiert auch den Prozess des Ver­ versucht, das in unsere Musik einzuarbeiten. Es war für mich ein faszinierender gessens längst vergangener Geschichten. erster Schritt in der Filmwelt.« DIE KÜNSTLER

BILL FRISELL GUITAR

»Es gibt kaum eine fruchtbarere Interpretation amerikanischer Musik als die Kompositionen Bill Frisells«, schrieb die New York Times. »Indem er Rock und Country mit und Blues vermischt, legt er frei, was sie vereint: Improvisation und der Sinn fürs Spielen«. In der Tat ist der 1951 in Baltimore geborenen Gitar­ rist in vielen Stilen zu Hause. Seine über 35 Jahre anhaltende Karriere, unzählige Alben als Leader und die Zusammenarbeit mit vielen großen Künstlern, Musi­ kern und Regisseuren machen Bill Frisell zu einem der gefragtesten Gitarristen der Gegenwart. Die Liste seiner musikalischen Partner reicht von Ginger Baker bis , von Elvis Costello bis zum Los Angeles Philharmonic. Seit gut 20 Jahren macht Bill Frisell auch Filmmusik, unter anderem für The Million Dollar Hotel von Wim Wenders oder Gus Van Sants Finding Forrester.

TONY SCHERR BASS GUITAR

Tony Scherr singt und spielt Slide-Gitarre mit seiner Band, dem Tony Scherr Trio, und ist daneben Bassist bei Bill Frisell und der Band Sex Mob. Musiziert hat er auch mit der New Yorker Jazzband und namhaften Künst­ lern wie Willie Nelson, , Rickie Lee Jones, Dakota Staton oder Feist. Als Produzent hat er viele angesagte Jazzkünstler in seinem Studio in Brooklyn aufgenommen, wo er zu Hause ist.

KENNY WOLLESEN DRUMS

Der amerikanische Schlagzeuger Kenny Wollesen ist ein gefragter Mann weit über die New Yorker Jazz- und Avantgarde-Szene hinaus. Er hat unzählige Musiker auf Aufnahmen und Tourneen begleitet, etwa Tom Waits, Sean Lennon, Ron Sexsmith, Norah Jones, , Myra Melford, Steven Bernstein, John Zorn und nicht

© Jimmy © Katz zuletzt Bill Frisell. Er ist außerdem Gründungsmitglied des New Klezmer Trios. WWW.ELBPHILHARMONIE.DE