RHEINISCHER ORIGINALKLANG: L'arte Del Mondo 25.9.2019
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1 RHEINISCHER ORIGINALKLANG: l‘arte del mondo 25.9.2019 Das Beethovenfest Bonn 2019 steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. Mittwoch, 25.9.2019, 20 Uhr Kreuzkirche RHEINISCHER ORIGINALKLANG Georg Poplutz Tenor Emilio Percan Violine Catherine Jones Violoncello Orchester l‘arte del mondo Werner Ehrhardt Dirigent Blick vom Alten Zoll auf das kurfürstliche Schloss in Bonn, Kupferstich 1798 Konzertmitschnitt durch 2 Programm Paul Wineberger (1758–1821) Josef Reicha (1752–1795) Sinfonie G-Dur (1791) Erster Satz aus dem Konzert für Violoncello und Orchester Allegro di molto D-Dur ReiR 2.31 (ca. 1782) Andante con moto – Presto Allegro con brio Menuetto. Allegro – Trio Finale. Prestissimo Vincenzo Righini (1756–1812) Cavatina »Rasserena i vaghi« aus der Oper Enea nel Lazio Anton Reicha (1770–1836) (1793) Scène italienne für Tenor und Orchester (ca. 1790) Cavatina »Donne, donne chi vi crede« aus der Oper Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Gli schiavi per amore (1787) Sinfonie Nr. 33 B-Dur KV 319 (1779) Allegro assai Andreas Romberg (1767–1821) Andante moderato Sinfonia Concertante für Violine, Violoncello und Orchester Menuetto. Allegro – Trio C-Dur B. 49 (1790–93) Finale. Allegro assai Allegro Adagio Rondo. Allegro Pause Das Konzert findet im Rahmen der Kulturpartnerschaft mit dem Westdeutschen Rundfunk statt und wird vom WDR aufgezeichnet. Der WDR überträgt das Konzert am Montag, den 28. Oktober 2019 um 20.05 Uhr auf WDR 3. 4 5 Vokaltexte Anton Reicha: Scène italienne Anton Reicha: Scène italienne (Text: Giuseppe Palomba) (Text: Giuseppe Palomba) Donne, donne, chi vi crede Frauen, Frauen, wer Euch glaubt Presto o tardi impazzirà Wird früher oder später verrückt werden. Promette, te amore é fede, Ihr versprecht Liebe und Treue, Ma che amore è questo qua! Aber was für eine Liebe ist das! Siete pronte al pianto, al riso Ihr seid stets bereit zu Tränen und Lächeln, Mille vezzi avete in bocca, Tausend Schmeicheleien habt Ihr im Mund, Guai a quello che gli tocca Wehe dem, den sie bewegen, Di servirvi corteggiarvi. Euch zu dienen, den Hof zu machen. Riverivi, accarezzarvi Zu verehren, zu liebkosen, Ci sta fresco in verità! Er ist wirklich voll daneben! Giovinotti a me badate, Junge Männer, hört auf mich E prendete il mio consiglio, Und nehmt meinen Rat an, Altrimenti in gran periglio Ansonsten wird Euch Il bel sesso vi porra! Das schöne Geschlecht in große Gefahr bringen! Vincenzo Righini: Cavatina »Rasserena i vaghi rai« Vincenzo Righini: Cavatina »Heitere die verschleierten Blicke auf« (Text: Antonio de Filistri) (Text: Antonio de Filistri) Rasserena i vaghi rai, Heitere die verschleierten Blicke auf, Non temer, non vado a morte; Hab keine Angst, ich gehe nicht in den Tod; Fido amante, io vo da forte Als treuer Geliebter will ich mutig sein, Quella destra ad acquistar. Um das Recht zu verschaffen. Freme l’onda procellosa, Es tobt die stürmische Welle, Ma promette il porto Amore, Doch Amor verspricht den Hafen E agli amplessi della Sposa, Und zu den Umarmungen der Braut, Fra le braccia al Genitore In die Arme des Vaters Mi vedrete ritornar. Werdet Ihr mich zurückkehren sehen. 6 7 Das kurkölnische Hofkonzert Eine ›Werkstatt für neue Musik‹ in Beethovens Jugendjahren ass der erwachsene Beethoven zeit seines Lebens immer wie- Dder mehr von seinen Orchestern verlangte, als diese verwirk- lichen konnten, mag mit seinen glücklichen Erfahrungen als jun- ger Pianist und Bratschist der Bonner Hofkapelle zu tun gehabt haben. Nicht nur zählte das kurkölnische Ensemble, dem aner- kannte Virtuosen und Komponisten angehörten, zu den renom- miertesten seiner Zeit, sondern es verfügte auch über ein spannen- des internationales Repertoire von Opern, Kirchenmusik und Instrumentalmusik. Vor allem in der Regierungszeit des Habs- burger Kurfürsten Maximilian Franz (1784–1794), der eine höchst umfangreiche Musikbibliothek besaß, gab es in Bonn eine pro- gressive Musikkultur, in der vor allem hochaktuelle und anspruchs- volle Werke gespielt und vom Publikum geschätzt wurden. Eine wichtige Säule der Bonner Hofmusik während Beethovens Jugendjahren bildeten die regelmäßig stattfindenden Hofkon- zerte, die Maximilian Franz bald nach seinem Amtsantritt eta- blierte. Als Leiter des Orchesters berief er 1785 den Cellovirtuosen Josef Reicha, zuvor Leiter der Hofmusik in Oettingen-Wallerstein, der in den folgenden Jahren über eine beträchtliche Vergrößerung und Verbesserung des Ensembles waltete. Bis 1790 erreichte es einen Höchststand von 51 vom Hof angestellten MusikerInnen – im Vergleich zu 1785 eine Steigerung um etwa ein Viertel –, dazu 21 SängerInnen und ein Kontrafagottist, die von der Theater-Kasse entlohnt wurden. Vor allem war Reicha bemüht, die Holzbläser- positionen mit Spezialisten zu besetzen (in den 1780er-Jahren eine Seltenheit), aber auch die Violinen und den Bassklang zu ver- stärken. Diese Personalentwicklungen gingen Hand in Hand mit den beinahe manischen Sammelaktivitäten des Kurfürsten: Allein im Bereich der Orchestermusik erwarb er insgesamt 660 Sympho- Joseph Reicha (1746–1795); Fotografie einer anonymen Silhouette nien – unter anderem aus Wien, Paris, London und Mannheim –, aus dem 18. Jahrhundert oft nur wenige Wochen, nachdem sie auf den Markt gekommen waren. Diejenigen jungen Hofmusiker, die auch komponierten, hatten hier die seltene Gelegenheit, ihre frühen Versuche durch 9 Spitzenmusiker aufführen zu lassen. Am besten können wir uns für genau jenen Tenor geschrieben, der in diesem Konzert sang, heute diese Hofkonzerte als eine Art ›Werkstatt für neue Musik‹ nämlich Luigi Simonetti. Insgesamt scheint im Bonner Musikver- vorstellen. ständnis ein Gegensatz zu existieren zwischen der Symphonie als ernsthaftem Werk, das nur ›Profis‹ komponieren können, und dem Solostück als lediglich unterhaltsamer Gelegenheit, die Talente Das »Große Konzert« zu Bad Mergentheim 1791, ein zeittypi- der heimischen Virtuosen zu demonstrieren. sches, jedoch Bonn-spezifisches Programm Neuere Forschungen zum erhaltenen Aufführungsmaterial in der Das Programm des heutigen Konzerts versucht unter dem Motto Biblioteca Estense Universitaria in Modena, die seit 2013 an der »Talentschmiede Kurköln« diesen nach damaligen Maßstäben Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissen- avantgardistischen Ohrenschmaus wieder hörbar zu machen. schaften betrieben werden, ermöglichen es, nicht nur dieses Pro- Dabei hilft ein bekannter zeitgenössischer Bericht von Carl Ludwig gramm weitgehend zu rekonstruieren, sondern auch einige lange Junker, der eine Kerngruppe von 25 Bonner Musikern hörte, als verborgenen Schätze des kurkölnischen Konzertrepertoires nach sie am 12. Oktober 1791 zu Gast in Bad Mergentheim ein »Großes 228 Jahren neu zu entdecken. Konzert« spielten. In der Tat war dies nur eines von sechs solchen Konzerten, neben zahlreichen Bällen, Tafelmusiken, Kammer- musikabenden, Gottesdiensten und Opernaufführungen, die die Paul Wineberger: Symphonie G-Dur Bonner Hofmusiker während ihres sechswöchigen Aufenthalts spielten und sangen. Es liegt aus mehreren Gründen nahe, dass Nachweislich beim Mergentheimer Konzert anwesend war der Junker ein ebensolches Programm hörte, wie es für Hofkonzerte Komponist und Konzertmeister am Fürstenhof Oettingen-Waller- im sogenannten Akademiensaal des Bonner Kurfürstlichen Schlos- stein, Paul Wineberger. Selbst in Bad Mergentheim geboren, ses durchaus charakteristisch war. erhielt Wineberger am glanzvollen Mannheimer Hof seine musi- kalische Ausbildung, bevor er im ebenfalls renommierten Waller- Gespielt wurde – wie in der damaligen Praxis üblich – eine bunte steiner Orchester als Cellist angestellt wurde. Kurz gesagt: er war Mischung aus Symphonien, Arien und Solo- bzw. Doppelkonzer- musikalisch durchaus anspruchsvoll. Er kam nach Mergentheim ten. Die genauen Titel gibt Junker zwar nicht an, doch nennt er für mit Symphonien im Gepäck und besuchte eine Orchesterprobe. alle drei Symphonien Komponisten: Wolfgang A. Mozart, Ignaz Vielleicht hatte er schlicht auf einen akzeptablen Durchlauf Pleyel und Paul Wineberger. Anders als bei anderen musikaffinen gehofft, aber die Fertigkeiten der kurkölnischen Musiker versetz- Höfen wie Dresden, Mannheim oder Wallerstein, die gern Sym- ten ihn in Staunen: »Hr. Winneberger von Wallerstein legte in die- phonien ihrer eigenen Hofmusiker zur Schau stellten, stammen ser Probe eine von ihm gesetzte Sinfonie auf, die gewiß nicht diese drei von überregional bekannten Komponisten, obwohl die leicht war, weil besonders die Blasinstrumente einige konzerti- am Bonner Hof tätigen Komponisten auch in bedeutendem Aus- rende Solos hatten. Aber sie gieng gleich das erstemal vortrefflich, maß zu dieser Gattung beigetragen hatten. Die Musiksammlung zur Verwunderung des Komponisten.« des Kurfürsten zeigt eine ähnliche Abneigung gegen symphoni- sche Eigenproduktionen: Keine der in seinem Inventar genannten Offenbar war Wineberger so begeistert, dass er Maximilian Franz 660 Symphonien stammt von Bonner Hofmusikern. Bei den Solo- sechs seiner Symphonien schenkte, die heute in Modena aufbe- und Doppelkonzerten war die Situation eine ganz andere, denn wahrt werden. Erstaunlicherweise sind diese Werke in keiner die jungen Bonner Virtuosen – vor allem Andreas Romberg, der als anderen Sammlung zu finden und blieben bislang sogar von der Solist des Mergentheimer Konzerts genannt wird, – waren um Wineberger-Forschung unbemerkt. Seine G-Dur-Symphonie im 1790 in diesen Gattungen besonders fruchtbar. Weiterhin hatte heutigen Programm, die sich durch mehrere