5 Verwertung des Hausmülls aus der Grauen Tonne

19 5.1 Hausmüllentsorgung bis 2005

Deponien. Dies waren die Deponie „Vulkan” in sowie die Deponien in , und . Dazu kam noch ab August 1973 die neu geplante Deponie „Kahlenberg" in Ringsheim, die zusammen mit dem Landkreis Emmendingen - über den Zweckverband Abfallbe- handlung Kahlenberg - betrieben wurde. Zudem hatte sich der für den Raum und Kehl der Müllverbrennungsanlage der Städte- gemeinschaft Straßburg angeschlossen.

Als erste der vier Altdeponien mussten bereits nach kurzer Zeit (1983) die Deponien in Kehl und Abb. 5.1: Kompaktor auf einer Oppenau geschlossen werden. Auf der Deponie Hausmülldeponie, 2002 Oberkirch konnte noch bis 1990 Müll abgelagert werden. 1993 beendete der Ortenaukreis die seit Bis zu Beginn der 1970er Jahre war Deutschland mit 1975 bestehende Anlieferung zur Straßburger rund 50.000 öffentlich zugänglichen Müllkippen Müllverbrennungsanlage. Seit dieser Zeit standen übersät und drohte in einem Müllchaos zu ver- dem Ortenaukreis nur noch die beiden Deponien sinken. Um diesem ungeordneten Müllkippen- „Vulkan“ in Haslach im Kinzigtal und „Kahlenberg“ in unwesen ein Ende zu bereiten, wurde 1972 das Ringsheim zur Verfügung. Abfallbeseitigungsgesetz (AbfBesG) erlassen. Städte und Landkreise waren nun erstmals verpflichtet, Anfang der 1990er Jahre zeichnete sich, nicht nur im Abfall geordnet einzusammeln oder einsammeln zu Ortenaukreis, ein Müllnotstand ab. Es wurde lassen und die Abfallbeseitigungsanlagen zu befürchtet, dass die beiden verbliebenen Deponien überwachen. spätestens im Jahr 2000 verfüllt sein würden. Auch im Ortenaukreis war es nicht besser als anderswo. Im heutigen Kreisgebiet gab es Anfang Am 1. Juni 1993 trat zudem die Dritte Allgemeine der 1970er Jahre noch 123 dieser stinkenden und Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz, die Tech- qualmenden Müllkippen. nische Anleitung Siedlungsabfall (TASi) in Kraft. Die TASi schrieb u.a. vor, dass spätestens ab dem 1. Juni Am 1. Januar 1973 trat die Kreisreform in Kraft. Aus 2005 Abfälle nur noch vorbehandelt und mit einem den ehemals selbstständigen Landkreisen Kehl, , maximalen Glühverlust von fünf Prozent auf den Offenburg und sowie Teilen des Deponien abgelagert werden durften. Landkreises Bühl wurde der flächengrößte Landkreis in Baden-Württemberg, der Ortenaukreis, gebildet, Vor diesem Hintergrund wurden zum einen neue der dann auch für die Müllentsorgung zuständig Deponiestandorte gesucht und zum anderen die wurde. Von den vielen gemeindeeigenen Müll- Planung einer thermischen Abfallbehandlungs- halden wurden fast alle innerhalb eines Jahres anlage für den Ortenaukreis begonnen. Auch die geschlossen. Übrig blieben lediglich vier geordnete Einführung einer Biotonne wurde heftig diskutiert.

20 5.1.1 Deponiestandortsuche Mitte der 1990er Jahre

Abb. 5.1.1-1: Mögliche Deponiestandorte, aus Mittel badische Presse vom 31.8.1993

21 Vor dem Hintergrund knapper werdender Gefunden worden waren zwei Standorte in der Deponievolumina und dem prognostizierten Nähe von , ein Standort zwischen Hofweier Verfüllungsende der Hausmülldeponien in Haslach und Zunsweier und der vierte zwischen Schmieheim im Kinzigtal und in Ringsheim bis zum Jahr 2000, und Wallburg (siehe Seite 21). hatte der Ortenaukreis im September 1991 eine Standortsuche für eine künftige Restmülldeponie in Um die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden umfassend zu informieren, wurden dort frühzeitig Auftrag gegeben. Informationsveranstaltungen durchgeführt. Nach mehreren Untersuchungsschritten kristal- 1995 wurde nach einer Neuberechnung des zur lisierten sich bis Anfang 1993 letztendlich vier mögliche Deponiestandorte heraus. Diese sollten Verfügung stehenden Ablagerungskontingentes auf dann der Umweltverträglichkeitsprüfung Stufe II den Deponien „Vulkan“ in Haslach im Kinzigtal und „Kahlenberg“ in Ringsheim die Deponiestand- unterzogen werden. ortsuche eingestellt.

Abb. 5.1.1 -2: Bürgerproteste gegen eine neue Hausmülldeponie, aus Mittelbadische Presse vom 1.12.1993

22 5.1.2 Thermoselect- und Siemens-Schwelbrenn-Verfahren

Am 29. Juni 1993 sprach sich der Kreistag in seiner Am 22. Dezember 1998 verabschiedete sich der Sitzung für die thermische Behandlung des Kreistag dann vom Gedanken der Müllbehandlung Hausmülls unter besonderer Berücksichtigung des durch Thermoselect- oder Siemens-Schwel-Brenn- Thermoselect-Verfahrens aus. Verfahren und beschloss - aufgrund erfolgreicher Versuche und dem Betrieb einer Pilotanlage - die Zehn Monate später, am 10. Mai 1994, beauftragte mechanisch-biologische Verwertung des Hausmülls der Ausschuss für Umwelt und Technik die aus dem Ortenaukreis in einer neu zu bauenden Verwaltung zwischen dem Siemens-Schwel-Brenn- Anlage auf dem Gelände des Zweckverbandes Verfahren und dem Thermoselect-Verfahren eine Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK). vergleichende Bewertung durchzuführen.

5.1.3 Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) statt thermischer Abfallbehandlung oder Deponierung

Aufgrund verschiedenster abfallwirtschaftlicher Der Ortenaukreis ging einen neuen und innovativen Maßnahmen, wie zum Beispiel Weg und entwickelte, unter Federführung des Zweckverbandes Abfallbehandlung Kahlenberg • Ausschluss von unbelastetem Erdaushub auf den (ZAK), zusammen mit dem Landkreis Emmendingen Hausmülldeponien, ein integriertes Abfallverwertungskonzept - die • Sortier- und Verwertungspflicht für Bauschutt Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage und Baustellenmischabfälle, (MBA) in Ringsheim. • Ausschluss von ungetrockneten Klär- und Indust- rieschlämmen auf den Hausmülldeponien, Die Hausmülldeponie „Vulkan“ wurde zum 31. Mai • Ausdehnung der Wertstofferfassung (z.B. Holz, 2005 stillgelegt. Die Hausmülldeponie „Kahlenberg“ Metallschrott, Elektro- und Elektronikaltgeräte, in Ringsheim steht seit dem 1. Juni 2005 als Strauchgut), Deponie zur Ablagerung mineralischer Abfälle noch • Einführung des Dualen Systems, für viele Jahre zur Verfügung. • Aufbau einer qualifizierten Abfallberatung und Für die ehemaligen Hausmülldeponien wurden die Erhöhung der Gewerbeabfallgebühren, Nachsorgekosten für einen Zeitraum von 50 Jahren

kalkuliert und rechtzeitig vor dem Beginn des konnten die Deponielaufzeiten so weit verlängert Nachsorgezeitraums erwirtschaftet. Sie stehen als werden, dass sich die Suche nach neuen Rückstellung zur Verfügung. Die heutigen und Deponiestandorten erübrigte und auch eine eigene zukünftigen Abfallgebührenbezahler werden des- thermische Abfallbehandlungsanlage im Ortenau- halb nicht mit den Nachsorgekosten belastet. kreis letztendlich vermieden werden konnte.

23