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Auf den Spuren von Hermann Hesse

„Sie ist wunderbar reich und schön und vom Alpinen bis ganz Südlichen ist alles da“, schwärmte Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse von seiner Wahlheimat Tessin. In der Tat: Wo sonst könnte man morgens über Gletscher wandern und nachmittags unter Palmen liegen?

letscher und Palmen, Dolce Vita und Extremsport, historische Kirchen und moderne Architektur: Im Schreibmaschine vom Typ Smith Premier No 4. Die durch- Allzu schnell sollte man sich hier nicht bewegen, denn nur südlichsten Teil der Schweiz, durch den stets ein gängig zweisprachige Ausstellung ermöglicht dem Besucher im gemächlichen Tempo lassen sich die malerischen Alltags- HauchG von „bella italia“ weht, verschmelzen die Gegensät- einen guten Zugang zum Werk des Schriftstellers. Fotos, Bü- szenen in der verschachtelten Altstadt beobachten. Der Stadt- ze zu einem harmonischen Ganzen. Das Tessin liegt „auf der cher und Aquarelle vermitteln einen Eindruck vom Leben des kern mit seinen italienisch anmutenden Plätzen und Arkaden richtigen Seite der Berge“ formulierte es einst Hermann Hes- „Deutschen mit dem Strohhut“. Zur Eröffnung des Museums sowie Parks mit Palmen laden zum Dolce far niente ein. Am se. Der mediterrane Charme der Landschaft und das milde richtete die Gemeinde Montagnola einen Wanderweg ein, der Seeufer liegt der mit alten Bäumen, Rosen, Azaleen, Magno- Klima, gewürzt mit zartem Zypressenduft, wirken wie Me- zu den Wohnhäusern Hesses, zu seinen Lieblingsplätzen und lien und Kamelien bepflanzte Parco Ciani. Auch die Kultur dizin. Nicht von ungefähr lief der Literat hier zur Hochform schließlich zu seiner Grabstelle auf dem Friedhof von Genti- kommt im Tessin nicht zu kurz. Die kulturellen Schätze des auf und verfasste in Montagnola die bekannten Werke wie lino führt. Tessins werden in achtzig Museen zur Schau gestellt. Dabei „Klingsors letzter Sommer“, „Siddhartha“ und das „Glasper- findet sich bestimmt etwas für jeden Geschmack: Die Palet- lenspiel“. In dem Dorf auf der Collina d’Oro avancierte er Dolce far niente te reicht vom Schokolade-Museum in über das Zoll- zum meistgelesenen und meistverkauften deutschsprachigen Die größte Stadt des Tessins, , bezaubert mit süd- museum in bis hin zum Wein-Museum in Tenero. Autor. Als er 1919 ins Tessin übersiedelte bezeichnete er sich lichem Flair und jeder Menge Kultur. Die einmalige Lage an selbst als „ein kleiner, abgebrannter Literat“. Doch die ab- der nördlichen Bucht des Lago di Lugano mit Monte Brè und Einzigartiger Blick über den See wechslungsreiche Seen- und Berglandschaft rund um Luga- als alpine Akzente, das milde Klima und Die Stadt hinter sich lassen und sich ganz der Atmosphäre no schien den Schriftsteller und Maler zu inspirieren. Hier die überaus üppige Vegetation bilden das natürliche Kapital vergangener Zeiten hingeben: Das kann man auf dem Gipfel entstand Weltliteratur wie „Der Steppenwolf“ und „Narziss dieser Stadt, die seit Jahrhunderten Reisende begeistert. Ihren des Monte Brè (933 Höhenmeter). Hinauf geht es gemütlich und Goldmund“. Hesse verbrachte die letzten 43 Jahre seines Reichtum verdankt die 55.000-Einwohner-Stadt nicht zuletzt mit der Drahtseilbahn. Eine Fahrt auf den Gipfel ist ein ein- Lebens in Montagnola. Das schlossartige Gebäude, in dem der dem Finanzplatz, dem nach Zürich und Genf drittgrößten der maliges Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Schriftsteller einst wohnte, beherbergt nun das Hesse-Muse- Schweiz. Kaum mehr als dreißig Minuten dauert die Zeitreise Oben angelangt eröffnet sich einem eine atemberaubende um, das anlässlich des 50. Todestages heuer besonders gerne vom 1500 Jahre alten Baptisterium in zu Ma- Aussicht auf Lugano, den See und die umliegenden Berge. auf dem Programm von Schweiz-Urlaubern steht. Hier lassen rio Bottas avantgardistischer Kapelle auf dem Monte Tama- Gleich beim Ausgang der Bergstation befindet sich die Oste-

Fotos: C. Dirnbacher Fotos: sich Hesses Habseligkeiten bestaunen wie etwa seine schwarze ro. Nichtsdestotrotz ist Lugano eine Stadt des Schlenderns. ria della Funicolare, ein idealer Ort für eine kurze Pause bevor

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es auf Erkundungstour Richtung Brè geht. In einem 15-mi- wandelnd, führt der Weg zur Grotto Morchino. Hier soll sich nütigen Spaziergang gelangt man ins bezaubernde Bergdorf. auch der Schriftsteller den kulinarischen Schmankerln der Re- Ein „Künstlerweg“ mit Wandmalereien und Skulpturen führt gion hingegeben haben. Zu den klassischen Grotto-Gerichten durch den malerischen Ortskern. Denn hier in Brè haben einst zählt Brasato. Diesen in Rotwein geschmorten Rinderbraten, die Künstler Pasquale Gilardi, Luigi Taddei, Wilhelm Schmid meist mit Polenta serviert, sollte man sich keinesfalls entgehen und Josef Birò gelebt und gewerkt. lassen. Käsefans werden den weichen Zincarlin aus dem Mug- gio-Tal lieben. Zu einem typischen Tessiner Essen gehört auch Zu Gast in der Villa Castagnola ein ebensolcher Wein. Der „Merlot del “ genießt einen Übernachten, wo einst auch Hermann Hesse zu Gast war? ausgezeichneten Ruf. Bei einem Gläschen Merlot kommt man Dann sollten Sie sich in der stilvollen Villa Castagnola einquar- dann meist nicht umhin den Einheimischen beizupflichten: tieren. Das Haus wurde 1880 als Sommerresidenz für eine rus- „Hier ist es so schön, dass nachts die Sterne enger zusammen- sischen Adelsfamilie gebaut. Vor 30 Jahren erwarb die Fami- rücken, damit sie alle Platz finden über dem Paradies“. Auf über lie Garzoni aus Lugano die Liegenschaft der Villa Castagnola 80 Prozent der Rebflächen Tessins wird Merlot angebaut. Aus und verwandelte sie mit viel Einsatz zum einzigen 5-Sterne Lu- Merlot werden auch Roséweine gekeltert. Tipp: Die Spezialität xus Hotel in Lugano. Der hoteleigene Park mit subtropischen „Bianco die Merlot“ probieren. Pflanzen, Palmen und Skulpturen zeitgenössischer Künstler fällt gleich bei der Anreise angenehm auf. Natur & Badespaß Kochkunst und bildende Kunst treffen im Restaurant Galerie Berge wie Pyramiden, tiefblaue Seearme, malerische Dörfer: Arté al Lago aufeinander, dem Reich von Sternekoch Frank Die Landschaft um den 1097 Meter hohen Oerthle, der 2010 mit seinem Team einen Stern im Guide Mi- würde das Label UNESCO-Weltnaturerbe schon allein auf- chelin erkochte. Seit zehn Jahren werden im Arté hochkarätige grund ihrer Schönheit verdienen. Einzigartig machen sie je- Kunstausstellungen präsentiert. Heuer stehen drei Retrospekti- doch die Schätze, die im Untergrund verborgen sind – bis zu ven auf dem Programm, in denen Werke alle bisher gezeigten 230 Millionen Jahre alte Fossilien. Ein Teil der insgesamt über Künstler zu bewundern sind, darunter klingende Namen wie 10.000 Funde kann ab heuer im Besucherzentrum in Meride Paul Louis Meier oder Michael Croissant. Dass das Kochen eine besichtigt werden. Es wurde nach den Plänen des Tessiner Sta- hohe Kunst ist und die Komposition eines Menüs mindestens rarchitekten Mario Botta gebaut. genauso durchdacht sein will wie die eines Gemäldes, demons- Badespaß pur verspricht der neue Acquapark „Splash e Spa Ta- trieren Sternekoch Frank Oerthle und sein Team. Auch wer maro“, der voraussichtlich Ende des Jahres in Rivera nördlich nicht Gast in der Villa Gastagnola ist, ist herzlich willkommen von Lugano eröffnet wird. Auf einer Fläche von 10.000 Qua- die Tessiner Spezialitäten bei einem eleganten Abendessen mit dratmetern wird es Schwimm- und Thermalbäder, fünf Rut- Blick auf den See zu probieren. Dank kulinarischer Einflüs- schen, Surfanlagen sowie einen Wellness- und Beautybereich se aus dem nahen Italien hat sich die Cucina Povera, die arme geben. Wie man sieht hält Tessin für jeden Urlaubsgeschmack Tessiner Küche, von kargen Kastanienmehl-Gerichten einer etwas parat. vielfältigen Küche emporgeschwungen. Schweizer Delikates- Christina Dirnbacher sen hoch über den Wolken: Wen dieses Frühjahr die Swiss ins Tessin brachte, hat vielleicht schon die ein oder andere Köst- lichkeit des Sternekochs Oerthle gegessen, ohne es gewusst zu Info haben. In Kooperation mit Swiss kreierte Oerthle nämlich ein Tipps & News & Unterkünfte innovatives Menü für die Business-Class bestehend aus San Pietro-Rohschinkenroulade mit Schnittlauch-Ricotta-Füllung, • Wohnen, wo einst Hermann Hesse residierte: ein Rindsfilet mit Haselnusskruste an einer Maggiapfeffersau- Grand Hotel Villa Castagnola, www.villacastagnola.com ce sowie eine Rhabarbercreme mit Erdbeermouse und Szechu- • Einblick in Hermann Hesses Leben: anpfeffer. Hermann Hesse Museum, www.hessemontagnola.ch

Tessiner Schmankerln • Weinmuseum in Teneri: www.matasci-vini.ch Was wäre das Tessin ohne sein Grotti? Ursprünglich entstand • Anreise mit der Swiss: www.swiss.com der Begriff für die kühlen Felsenhöhlen, in denen die Einheimi- • EstivaLugano 2012: jeden Freitag und Samstag schen Wein, Wurst und Käse lagerten. Nach und nach entstan- Abendunterhaltung im verkehrsfreien Lungolago den um diese Felsenkeller Freiluftgaststätten, in denen lokale www.agendalugano.ch

Produkte aufgetischt werden. Auf den Spuren Hermann Hesses Castagnola Castagnola – Foto:Villa Galleria Arte und Villa

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