Echinocereus Scheeri Var
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M 6000 E Heft 2 Kakteen Februar 1989 und andere Sukkulenten Jahrgang 40 Kakteen und andere Sukkulenten Monatlich erscheinendes Organ der als Herausgeber genannten Gesellschaften. Heft 2 • Februar 1989 • Jahrgang 40 • ISSN 0022 7846 Zum Titelbild: Das Einzugsgebiet des Rio Moctezuma im südlichen Hidalgo und mittleren Queretaro ist die Heimat von Astrophytum ornatum (De Candolle) Weber. Nördlich des Kurortes Tequisquiapan bildet der Fluß die Grenze zwischen diesen beiden Staaten des mexikanischen Hochlandes und hier finden sich auch die Standorte der schönsten Varietät der Art: Astrophytum ornatum var. mirbelii. Sie wurde bereits 1838 von Ch. L em aire beschrie ben und zeichnet sich durch ihre goldgelben Dornen aus. Ihre ebenfalls charakteristische dicht-weiße Beflockung reduzieren diese Pflanzen erst relativ spät im Übergang zum Erwachsenenstadium. Auffallend ist auch der breitfüßige Wuchs dieser Ornaten, die wie alle Verwandten bevorzugt steile Hänge und Ufer der Barrancas besiedeln. Tionoschcomitl, wie die Indianer solche und ähnliche Kakteen dort nannten, hat im Lauf seiner 150-jährigen Lite raturgeschichte viele Namen erhalten (vgl. den Beitrag “Die Namen der Astrophyten” in diesem Heft). Sein Epitheton “mirbelii” erhielt die Varietät zu Ehren des Botanikers Prof. Mirbel (1776 -1854), Direktor des Jardin des Plantes in Paris, dem Charles L em a ire besonders verbunden war. Bild und Text: Heinz Hoock Inhalt : B. E. Leuenberger Pereskia stenantha - eine bemerkenswerte Art aus Bahia, Brasilien 29 Claus Doffing Die 1000 Jahre alten Angelhaken 32 Neue Literatur Urs Eggli / Ref. Noteworthy species of Kleinia 33 Erstbeschreibung Alfred B. Lau Echinocereus scheeri var. obscuriensis 34 Siegfried Schmidt Zur Objektivierung von Farbbezeichnungen bei Kakteen 37 Ernst Koch Wilcoxia - " Der Rattenschwanzkaktus " 38 Heinz Hoock Die Namen der Astrophyten 1 42 Neue Literatur Manfred Arnold / Ref. Über die systematischen Gliederungen der Cactaceae 44 Kleinanzeigen / In Sachen Kleinanzeigen 45 Manfred Hils Auf Wanderschaft in den Barrancas del Cobre 46 Neue Literatur Eckhard Meier / Ref. Het Eerste Nederlandse Epiphytische Cactusboek 47 Rudolf Heine Eine ungeklärte Lithopsart ? 48 Berichtigung 49 Post aus Costa Rica Clarence K. Horich Auf der Spur von Weberocereus trichophorus 50 P ereskia stenanthar itte r - eine bemerkenswerte Art aus , B rasilien Beat Ernst Leuenberger Diese Art wurde 1979 von Ritter im ersten Band Berlin deponierte Material 1943 verbrannt, doch gibt seine Werkes “Kakteen in Südamerika” beschrieben es von diesem Typusbeleg (Ule no. 7050) zum Glück und abgebildet. Gesammelt wurde sie von ihm wahr Duplikate in Hamburg (HBG) und Leiden (L), wovon scheinlich 1964 zusammen mit weiteren Kakteen, die eines als Lectotypus ausgewählt werden konnte (Leu im gleichen Band beschrieben sind und bei denen ein enberger 1986). Zur Frage des Verbleibs des Typus Hinweis auf das Entdeckungsjahr steht (Pilosocereus, materials von Pereskia stenantha schrieb mir am 7.6. Ritter 1979, S.67-69). Bei der Durchsicht von Her 1980 Friedrich Ritter, daß er mir keinen Grund für barmaterial aus den Herbarien von München (M) und das Fehlen dieses Exemplars angeben könne, daß aber Washington (US) stieß ich zu Beginn meiner Arbeiten sehr wahrscheinlich im Herbar in Santiago de Chile zu einer Revision der Gattung auf Belege, die von etwas vorhanden sei. Gleichzeitig wiederholte er die Zehntner bereits im November 1912 bei Born Jesus in seinem Buch (Ritter 1979, S. 15) vertretene An da Lapa und bei Porto Novo do Rio Corrento westlich sicht, wonach Herbarmaterial zur Dokumentation der Born Jesus da Lapa, Bahia, gesammelt und mit Bemer Variationsbreite wichtiger sei als Typusmaterial. Da kungen versehen worden waren, die darauf hindeute für eine Revision nun aber selbstverständlich jegliches ten, daß es sich dabei nicht um die von Gürke (1908) Material von Bedeutung ist, ging die Suche weiter. Im beschriebene Pereskia bahiensis handelte. Die Be Herbar in Utrecht fand sich unter den zahlreichen als stimmung von Zehntners Herbarexemplaren war Typen gekennzeichneten Fragmenten von Cactaceen aber zunächst nicht einfach, obwohl die Identifizie lediglich ein Zweigstück von Pereskia sparsiflora FR rung als P. stenantha naheliegend schien. Leider war 640, jedoch keine Nummer 1251 und auch kein weiter es aber nicht möglich, das herbarisierte Typusmaterial es Material von dieser Gattung. Eine Anfrage an das beider Arten direkt mit den Belegen von Zehntner zu Herbar des Museo de Historia Natural in Santiago de vergleichen, denn die Suche nach dem Typus von Chile (SGO), wo insgesamt 10 Pereskia-Exemplare Pereskia stenantha Ritter, das als FR 1251 und in Ritters deponiert sind, ergab leider auch keinen Utrecht deponiert angegeben wird, blieb erfolglos. Im Nachweis von Material von Pereskia stenantha. Falle von Pereskia bahiensis Guerke ist zwar das in Somit ist ein direkter Vergleich von Originalmaterial Blühende Pereskia stenantha in Kultur (Leuenberger 3081) Kakteen und andere Sukkulenten 40 (2) 1989 29 Zaun bzw. Hecke aus Pereskia stenantha zwischen Igapora und Bom Jesus da Lapa, Bahia und anderen Aufsammlungen leider nicht möglich. Lapa traf ich dann auf P. stenantha. Die ersten Exem Anläßlich einer Reise nach Bahia und Minas Gerais plare zeigten vormittags nur die länglichen, mehr hatte ich dann aber 1983 Gelegenheit, mehrere Peres rötlich bis orangeroten (nicht rosafarbenen wie bei P. kia-Arten am Standort zu besuchen und Material zu bahiensis) Knospen, die sich im Laufe der Weiterfahrt sammeln. Da ich Pereskia stenantha in Bahia mit in der Sammeltüte öffneten und die charakteristische Blüten und Früchten fand und das selbst gesammelte Urnen- bis (aufrechte) Glockenform der Blüten mit Material im frischen u n d im getrockneten Zustand den sich kaum entfaltenden äußeren Blütenblättern beobachten konnte, war nunmehr der Vergleich von und den nur an der Spitze nach außen gebogenen, Material verschiedener Vorbehandlung, d. h. von Fri rosaroten inneren Blütenblättem zeigten. Mittags um schmaterial (worauf auch Ritters Beschreibung be zwölf standen dann die in Hecken in der Nähe von ruht) und Herbarmaterial (u. a. den Herbarbelegen von Bom Jesus da Lapa an der Haupstraße vorkommenden Zehntner) überhaupt erst möglich. Allein schon Sträucher von Pereskia stenantha in voller Blüte. dieser Umstand, der sich aus dem Fehlen des Typus Nahaufnahmen konnte ich leider an Ort und Stelle materials hier ergab, macht deutlich, daß Ritters durch den Verlust der Kamera mit Makroobjektiv Behauptung (Ritter 1979, S.15) unzutreffend ist, die nicht machen. Die Farbbilder zeigen Blüten von kul nomenklatorischen Typen seien im Grunde genom tivierten Pflanzen, die teils aus Stecklingen teils aus men kaum von praktischem Wert. Samen gezogen wurden. Ritter gibt als diagnosti Ritter gibt Caetite, Bahia, als Typuslokalität von sches Merkmal für Pereskia stenantha u. Pereskia stenantha an. Dort konnte ich die Art 1983 a.”nächtliche Blüten” an. Wenn die Blüten wahr leider nicht blühend finden, wohl aber Pereskia ha- scheinlich auch nachts offen bleiben, dürfte die Art hiensis, die sowohl in der Caatinga als auch in Hecken nach meinen oben geschilderten Beobachtungen den gepflanzt in dieser Gegend häufig vorkommt. Weiter noch kein Nachtblüher sein. Offen bleibt aber doch die westlich, bei Igapora und schließlich bei Bom Jesus da Frage nach dem Bestäuber der Blüten. Bei meinem 30 Zweig mit jungem Blütenstand (voll entfaltete Endblü te und proliferierende Seitenknospen) von Pereskia stenantha (2 km östlich Born Jesus da Lapa, Leuenber- ger 3076) allzu kurzen Verweilen am Standort waren keine Blütenbesucher zu sehen. Schmetterlinge, welche fleißig die daneben wachsenden Wandelröschen (Lantana camara) besuchten, interessierten sich nicht für Pereskia stenantha. Auffällig ist allerdings eine gewisse, oberflächliche Ähnlichkeit der Blüten mit jenen von Melocactus, zumal die fast aufrechten, nur an der Spitze zurückgebogenen inneren Blütenblätter Griffel und Narbenäste eng umschließen. Wie bei den anderen Pereskien sind die Blütenblätter bei Pereskia stenantha frei, das grüne Rezeptaculum ist lediglich becherförmig und die schlanke Form der Blüte kommt nicht durch ein röhrenförmiges Rezeptaculum son- dern allein durch Lage und überlappende Anordnung der Blütenblätter zustande. Es handelt sich um eine nur in den Proportionen abgewandelte, “normale” Peres- kia-Blüte mit lediglich dickeren und sich kaum entfal- tenden und schmaleren Blütenblättern. Rit t e r (1979, S. 22) schreibt, “daß die Umzüchtung dieser Inflores- zenz infolge eines anderen Befruchtungsmodus sehr schnell erfolgt sein muß....” Der Verdacht liegt in der Tat nahe, daß die Blütenform von Pereskia stenantha eine Anpassung an einen bestimmten Bestäuber (vielleicht Kolibris?) darstellt. Über den Zeitpunkt der Entstehung dieser abgeleiteten Blü Literatur: tenform kann man allerdings nur spekulieren. GÜRKE, M. (1908): Neue Kakteen aus Brasilien, Monatsschr. Pereskia stenantha ist auf jeden Fall ein Phänomen, Kakteenk. 18 : 84-89 das bei Gedanken über die Evolution der Blütenfor men bei Cactaceen in Anpassung an bestimmte Be LEUENBERGER, B. E. (1986): Pereskia (Cactaceae), Mem. stäuber beachtet werden sollte. In den vegetativen New York Bot. Gard. 41 : 1 -141. Merkmalen gleicht P. stenantha so weitgehend der RITTER, F. (1979): Kakteen in Südamerika I, Selbstverlag offenbar nächstverwandten Art Pereskia bahiensis, Spangenberg daß sichere Schlüsselmerkmale nicht gefunden wer den konnten. Die von Ritter angegebenen Merkmale