BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Plenarprotokoll Stadtbürgerschaft 44. Sitzung 19. Wahlperiode 11.12.2018

44. Sitzung am Dienstag, dem 11. Dezember 2018

Inhalt

Eingänge gemäß § 21 Satz 1 der 5. Barrierefreiheit im Forum Am Wall Geschäftsordnung ...... 2536 endlich gewährleistet? Kleine Anfragen gemäß § 29 Abs. 2 der Anfrage der Abgeordneten Frau Ro- Geschäftsordnung ...... 2536 senkötter, Tschöpe und Fraktion der SPD Fragestunde vom 8. November 2018 ...... 2545

1. Auswärtige Konkurrenz für Bremer 6. Digitales Testfeld in den bremischen Taxifahrer Häfen Anfrage der Abgeordneten Remkes, Anfrage der Abgeordneten Frau Gro- Leidreiter und Gruppe BIW bien, Kastendiek, Dr. vom Bruch, Rö- vom 30. Oktober 2018 ...... 2537 wekamp und Fraktion der CDU vom 12. November 2018 ...... 2546 2. Wie steht es um die Umsetzung des Bremischen Wohnraumschutzgeset- 7. Wie viele Menschen leben in zes (BremWoSchG)? auf der Straße? Anfrage der Abgeordneten Buchholz, Anfrage der Abgeordneten Frau Le- Dr. Buhlert, Frau Steiner und Fraktion onidakis, Frau Vogt und Fraktion DIE der FDP LINKE vom 30. Oktober 2018 ...... 2538 vom 13. November 2018 ...... 2548

3. Klimafreundliche Erzeugung der Es- 8. Mögliche Standorte für die Wagen- sensangebote in öffentlicher Gemein- burg-Crew Ölhafen schaftsverpflegung in Bremen voran- Anfrage der Abgeordneten Frau Bern- treiben! hard, Frau Vogt und Fraktion DIE Anfrage der Abgeordneten Saffe, LINKE Frau Dr. Schaefer und Fraktion Bünd- vom 13. November 2018 ...... 2604 nis 90/Die Grünen vom 30. Oktober 2018 ...... 2541 9. Anmeldeverfahren für das erste Schuljahr 4. Carsharing in Huchting – wann und Anfrage der Abgeordneten Vogt und wo? Fraktion DIE LINKE Anfrage der Abgeordneten Fecker, vom 14. November 2018 ...... 2604 Saxe, Frau Dr. Schaefer und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 6. November 2018 ...... 2543 2532 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

10. Ridesharing – eine sinnvolle Ergän- Senator Günthner ...... 2568 zung des ÖPNV? Anfrage der Abgeordneten Senkal, Konsensliste Frau Sprehe, Tschöpe und Fraktion Mitteilung des Präsidenten der der SPD Bremischen Bürgerschaft vom 10. vom 20. November 2018 ...... 2605 Dezember 2018 ...... 2569

11. Moscheen im Fokus des Verfassungs- Erbpacht statt Veräußerung nutzen, um schutzes Immobilienerstellungskosten nachhaltig Anfrage der Abgeordneten Remkes, zu reduzieren – Ein neuer Weg zum Leidreiter und Gruppe BIW bezahlbaren Wohnraum? vom 20. November 2018 ...... 2606 Große Anfrage der Fraktion der SPD vom 7. September 2018 12. Messung der Luftqualität in der Stadt (Drucksache 19/837 S) Bremen Anfrage der Abgeordneten Remkes, Dazu Leidreiter und Gruppe BIW vom 20. November 2018 ...... 2606 Mitteilung des Senats vom 6. November 2018 13. Hinweistafel zum „Lichtbringer“ (Drucksache 19/867 S) Anfrage der Abgeordneten Frau Bern- hard, Frau Vogt und Fraktion DIE Erbbauzinssatz senken – für eine LINKE nachhaltige öffentliche Bodenpolitik! vom 20. November 2018 ...... 2607 Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 6. Dezember 2018 14. Ist das Gymnasium Horn baulich fit (Drucksache 19/886 S) für die Inklusion? Abgeordneter Tschöpe (SPD) ...... 2569 Anfrage des Abgeordneten Leidreiter Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE) ...... 2570 und Gruppe BIW vom 26. November 2018 ...... 2608 Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen) ...... 2572 15. Nachnutzung des „Blauen Dorfes“ in Abgeordneter Zenner (FDP) ...... 2573 Vegesack Abgeordnete Neumeyer (CDU) ...... 2574 Anfrage der Abgeordneten Scharf, Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Frau Neumeyer, Bensch, Dr. vom Grünen) ...... 2575 Bruch, Röwekamp und Fraktion der CDU Abgeordneter Tschöpe (SPD) ...... 2577 vom 27. November 2018 ...... 2609 Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE) ...... 2577 Staatsrat Strehl ...... 2578 Aktuelle Stunde Abstimmung ...... 2580 Rot-grüner Senat ohne Plan und Ziel – Verkehrskonzept Freimarkt überarbeiten Investoren brauchen verbindlichen Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Rahmen für die Innenstadtentwicklung Grünen und der SPD Abgeordneter Strohmann (CDU) ...... 2552 vom 29. November 2018 Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE) ...... 2554 (Drucksache 19/882 S) Abgeordneter Remkes (BIW)...... 2556 Dazu Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen) ...... 2557 Änderungsantrag der Fraktion DIE Abgeordneter Schäfer (LKR) ...... 2560 LINKE Abgeordneter Dr. Buhlert (FDP) ...... 2562 vom 11. Dezember 2018 Abgeordneter Reinken (SPD) ...... 2563 (Drucksache 19/893 S) Abgeordneter Tassis (AfD) ...... 2566 Abgeordneter Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grünen) ...... 2580 Abgeordneter Strohmann (CDU) ...... 2566 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2533

Abgeordnete Sprehe (SPD) ...... 2581 vom 6. November 2018 Abgeordneter Buchholz (FDP) ...... 2582 (Drucksache 19/871 S) Abgeordneter Strohmann (CDU) ...... 2583 Ortsgesetz zur Änderung des Abgeordneter Rupp (DIE LINKE) ...... 2584 Ortsgesetzes über Beiräte und Ortsämter Abgeordneter Saxe (Bündnis 90/Die Bericht und Änderungsantrag des Grünen) ...... 2585 Ausschusses für Bürgerbeteiligung, Staatsrat Deutschendorf ...... 2586 bürgerschaftliches Engagement und Beiräte Abstimmung ...... 2587 vom 21. September 2018 (Drucksache 19/847 S) ...... 2600 Unterstützungsangebote für Geflüchtete in Wohnquartieren durch Umgestaltung des Domshofs nicht länger Personalverlegung ausweiten aufschieben Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Antrag der Fraktion der CDU Grünen und der SPD vom 15. Mai 2018 vom 26. April 2018 (Drucksache 19/778 S) (Drucksache 19/769 S) Abgeordnete Tuchel (SPD) ...... 2588 Umgestaltung des Domshofs nicht länger Abgeordnete Yildiz (Bündnis 90/Die aufschieben Grünen) ...... 2589 Bericht der städtischen Deputation für Abgeordneter Dr. Buhlert (FDP) ...... 2589 Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie der städtischen Deputation für Umwelt, Bau, Abgeordnete Grönert (CDU) ...... 2590 Verkehr, Stadtentwicklung, Energie und Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE) ...... 2590 Landwirtschaft Senatorin Stahmann ...... 2592 vom 28. September 2018 Abstimmung ...... 2592 (Drucksache 19/851 S) ...... 2601

Zusätzliche Hortgruppen zum Schuljahr Ortsgesetz zur Änderung des 2019/2020 einrichten Ortsgesetzes zur Einrichtung des Antrag der Fraktion DIE LINKE Innovationsbereichs Sögestraße vom 13. August 2018 Mitteilung des Senats vom 6. November (Drucksache 19/825 S) 2018 (Drucksache 19/866 S) ...... 2601 Abgeordnete Vogt (DIE LINKE) ...... 2593 Abgeordneter Güngör (SPD) ...... 2593 Bebauungsplan 2474 Abgeordnete Kohlrausch (FDP) ...... 2594 für ein Gebiet in Bremen-Huchting Abgeordnete Ahrens (CDU) ...... 2595 zwischen Alter Dorfweg und Kirchhuchtinger Landstraße Abgeordneter Dr. Güldner (Bündnis Mitteilung des Senats vom 20. November 90/Die Grünen) ...... 2596 2018 Abgeordnete Vogt (DIE LINKE) ...... 2597 (Drucksache 19/875 S) ...... 2602 Abgeordnete Ahrens (CDU) ...... 2599 Senatorin Dr. Bogedan ...... 2599 Sturmgewehre und Co. raus aus den Privathäusern Ortsgesetz zur Änderung des Antrag der Fraktionen der SPD und Ortsgesetzes über Beiräte und Ortsämter Bündnis 90/Die Grünen Mitteilung des Senats vom 14. August vom 27. November 2018 2018 (Drucksache 19/879 S) ...... 2602 (Drucksache 19/827 S) Bericht des städtischen Dazu Petitionsausschusses Nr. 33 vom 30. November 2018 Änderungsantrag der Fraktion DIE (Drucksache 19/889 S) ...... 2602 LINKE 2534 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Ortsgesetz zur Änderung der Nutzungs- Anhang zum Plenarprotokoll und Gebührenordnung der Schriftlich vom Senat beantwortete Übergangswohneinrichtungen der Anfragen aus der Fragestunde der Stadtgemeinde Bremen Stadtbürgerschaft vom 11. Dezember 2018 .... 2604 Mitteilung des Senats vom 11. Dezember Konsensliste ...... 2610 2018 (Drucksache 19/890 S) ...... 2602 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2535

Präsident Weber

Vizepräsident Imhoff Schriftführerin Ahrens Schriftführer Dr. Buhlert Schriftführerin Böschen Schriftführer Mustafa Öztürk Schriftführer Senkal Schriftführer Tuncel

Bürgermeister Dr. Sieling (SPD), Präsident des Senats, Senator für Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften und für Kultur

Bürgermeisterin Linnert (Bündnis 90/Die Grünen), Senatorin für Finanzen

Senatorin für Soziales, Jugend und Frauen, Integration und Sport Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen)

Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Dr. Lohse (Bündnis 90/Die Grünen)

Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen und für Justiz und Verfassung Günthner (SPD)

Senatorin für Bildung und Kinder Dr. Bogedan (SPD)

Staatsrat Dr. Joachim (Senatskanzlei)

Staatsrätin Emigholz (Senator für Kultur)

Staatsrat Lühr (Senatorin für Finanzen)

Staatsrat Strehl (Senatorin für Finanzen)

Staatsrat Ehmke (Senator für Inneres)

Staatsrat Deutschendorf (Senator für Umwelt, Bau und Verkehr)

Staatsrat Meyer (Senator für Umwelt, Bau und Verkehr)

Staatsrat Siering (Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen)

Staatsrat Schulz (Senator für Justiz und Verfassung)

Staatsrat Pietrzok (Senatorin für Kinder und Bildung)

2536 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Präsident Weber eröffnet die Sitzung um 14.00 Uhr. Stimmenthaltungen?

Präsident Weber: Die 44. Sitzung der Stadtbürger- Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft ist mit dem schaft ist eröffnet. vereinfachten Verfahren einverstanden.

Ich begrüße die anwesenden Damen und Herren (Einstimmig) sowie die Zuhörer und Vertreter der Medien. Die Konsensliste wird damit entsprechend § 58a Auf der Besuchertribüne begrüße ich recht herzlich der Geschäftsordnung nach der Aktuellen Stunde – ich hoffe, dass sie alle da sind! –Teilnehmerinnen aufgerufen. und Teilnehmer des VHS-Kurses „Gesellschaft und Kultur in Bremen“ und Herrn Uli Röhm, den Grün- Die übrigen Eingänge bitte ich dem heute verteil- der des ZDF-Magazins „WISO“. ten weiteren Umdruck zu entnehmen.

Seien Sie alle ganz herzlich willkommen! I. Eingänge gemäß § 21 Satz 1 der Geschäftsordnung

(Beifall) 1. Kurzfristige Maßnahmen zur Verbesserung des Ver- kehrsflusses in der Überseestadt ergreifen! Zur Reihenfolge der Tagesordnungspunkte wurde Bericht der städtischen Deputation für Umwelt, Bau, vereinbart, dass im Anschluss an die Konsensliste Verkehr, Stadtentwicklung, Energie und Landwirt- die miteinander verbundenen Tagesordnungs- schaft punkte zehn und 27, Erbpacht statt Veräußerung vom 5. Dezember 2018 nutzen, um Immobilienerstellungskosten nachhal- (Drucksache 19/885 S) tig zu reduzieren – Ein neuer Weg zum bezahlba- ren Wohnraum?, und der Tagesordnungspunkt 30, 2. Alleinerziehende stärker unterstützen – Kita-Auf- Verkehrskonzept Freimarkt überarbeiten, behan- nahmekriterien ergänzen delt werden sollen. Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 6. Dezember 2018 Zur Abwicklung der Tagesordnung wurden inter- (Drucksache 19/887 S) fraktionelle Absprachen getroffen, die Sie dem Umdruck der Tagesordnung mit Stand von heute, 3. Alleinerziehende stärker unterstützen II – Betreuung 13.00 Uhr, entnehmen können. zu Tagesrandzeiten ausweiten Antrag der Fraktion DIE LINKE Diesem Umdruck können Sie auch die Eingänge vom 6. Dezember 2018 gemäß § 21 der Geschäftsordnung entnehmen, bei (Drucksache 19/888 S) denen interfraktionell vereinbart wurde, sie nach- träglich auf die Tagesordnung zu setzen. Es han- 4. Ortsgesetz zur Anpassung von Vorschriften aus dem delt sich hierbei um Tagesordnungspunkt 32, Kon- Bereich Kultur an die europäische Datenschutz- sensliste - Mitteilung des Präsidenten der Bremi- Grundverordnung schen Bürgerschaft, Tagesordnungspunkt 33 und Mitteilung des Senats vom 11. Dezember 2018 Tagesordnungspunkt 34. (Drucksache 19/891 S)

Weiterhin haben Sie für diese Sitzung die Konsens- Diese Angelegenheiten kommen auf die Tagesord- liste übermittelt bekommen. Es handelt sich um die nung der Januar-Sitzung. Zusammenfassung der Vorlagen, die ohne Debatte und einstimmig behandelt werden sollen. Auf die- II. Kleine Anfragen gemäß § 29 Abs. 2 der Geschäfts- ser Liste stehen die Tagesordnungspunkte 22, 23, ordnung 24 und 25. Um diese Punkte im vereinfachten Ver- fahren zu behandeln, bedarf es eines einstimmigen 1. Immer mehr übermotorisierte, breite und klima- Beschlusses der Stadtbürgerschaft. schädliche PKW: Wie viel „SUV“ verträgt die Stadt? Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE Ich lasse jetzt darüber abstimmen, ob eine Behand- vom 24. Oktober 2018 lung im vereinfachten Verfahren erfolgen soll, und Dazu bitte Sie um Ihr Handzeichen! Antwort des Senats vom 4. Dezember 2018 (Drucksache 19/884 S) Ich bitte um die Gegenprobe! Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2537

2. Ungenutzte Flächenreserven für Wohnungsbau in Ich stelle fest, die Bürgerschaft ist mit den interfrak- Strom, ein Beitrag zum Überleben der Ortsgemein- tionellen Absprachen einverstanden. schaft und zur Schaffung von bezahlbarem Wohn- raum? (Einstimmig) Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 30. Oktober 2018 Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich unserem sehr geschätzten Kollegen aus Bre- 3. Dachbegrünungsverpflichtung sorgfältig abwägen men-Nord, dem Abgeordneten Max Liess, zu sei- Kleine Anfrage der Fraktion der SPD nem heutigen Geburtstag die herzlichsten Glück- vom 30. Oktober 2018 wünsche des Hauses aussprechen.

4. Pappelfällung am Bultensee: Fledermausschutz ge- (Beifall) währleistet? Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE Alles erdenklich Gute, lieber Herr Kollege, lieber vom 8. November 2018 Max, alles Gute! Dazu Antwort des Senats vom 11. Dezember 2018 Wir treten in die Tagesordnung ein. (Drucksache 19/892 S) Fragestunde 5. Welche Zukunftspläne gibt es für das Gelände des Tanklagers Farge? Für die Fragestunde der Stadtbürgerschaft liegen Kleine Anfrage der Fraktion der SPD 15 frist- und formgerecht eingebrachte Anfragen vom 26. November 2018 vor.

6. Gut erhaltene Gebäudesubstanz in Kleingärten wei- Die erste Anfrage trägt den Titel „Auswärtige Kon- ter nutzen? kurrenz für Bremer Taxifahrer“. Die Anfrage ist Kleine Anfrage der Fraktion der SPD unterschrieben von den Abgeordneten Remkes, vom 4. Dezember 2018 Leidreiter und Gruppe BIW.

7. Weserquerung durch zusätzlichen Fährverkehr – Bitte, Herr Remkes! Entlastung für den privaten und gewerblichen Ver- kehr? Abgeordneter Remkes (BIW): Wir fragen den Se- Kleine Anfrage der Fraktion der SPD nat: vom 4. Dezember 2018 Erstens: Ist dem Senat bekannt, dass Taxifahrer aus 8. Angemessenes Gedenken an das KZ-Außenlager Niedersachsen, die Fahrgäste nach Bremen ge- „Schützenhof“ gewährleisten bracht haben, in Bremen neue Kunden aufnehmen Kleine Anfrage der Fraktion der SPD und befördern, weshalb Bremer Taxifahrer Touren vom 4. Dezember 2018 und damit Einnahmen verloren gehen?

9. Wohnen auf dem Wasser – auch in Bremen endlich Zweitens: Welche Möglichkeiten sieht der Senat, möglich? um der unter der ersten Frage beschriebenen Wett- Kleine Anfrage der Fraktion der SPD bewerbsverzerrung zulasten von Bremer Taxikon- vom 10. Dezember 2018 zessionären entgegenzuwirken?

Wird das Wort zu den interfraktionellen Abspra- Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet chen gewünscht? – Ich sehe, das ist nicht der Fall. von Staatsrat Deutschendorf.

Wer mit den interfraktionellen Absprachen einver- Staatsrat Deutschendorf: Sehr geehrter Herr Präsi- standen, den bitte ich um das Handzeichen! dent, meine sehr geehrten Damen und Herren! Für den Senat beantworte ich die Anfrage wie folgt: Ich bitte um die Gegenprobe! Zu Frage eins: Dem Senat ist nicht bekannt, dass Stimmenthaltungen? Taxifahrer aus Niedersachsen, die Fahrgäste nach Bremen gebracht haben, in Bremen neue Kunden 2538 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

aufnehmen und befördern. Belastbare Hinweise o- Abgeordneter Schäfer (LKR): Entschuldigen Sie der entsprechende Anzeigen dieser Ordnungswid- meine Zusatzfrage, die völlig spontan ist: Aus öko- rigkeit liegen dem Senat dazu nicht vor. logischen und ökonomischen Gesichtspunkten, was ist eigentlich der tiefere Sinn dahinter, dass Ta- Zu Frage zwei: Niedersächsische Taxis dürfen in xis aus Niedersachsen, die eine Betriebsgenehmi- das Stadtgebiet Bremens einfahren und Kunden, gung haben, in Bremen nicht fahren dürfen und die sie in Niedersachsen aufgenommen haben, zu umgekehrt auch nicht? Ist dieser Protektionismus ihrem Ziel in Bremen befördern. In Bremen dürfen nicht anachronistisch, ist das nicht gegen die Inte- niedersächsische Taxis Kunden zwar absetzen, ressen der Ökonomie und der Ökologie, wenn man aber nur nach vorheriger Vorbestellung neue auf- Verkehre nicht möglichst smooth und nahtlos ge- nehmen. Das Bereithalten des Taxis und die Auf- währleistet? nahme von Spontankunden in Bremen sind verbo- ten. Da niedersächsische Taxis an jedem Ort in Bre- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! men unterwegs sein könnten, kann eine wirksame Kontrolle nicht sichergestellt werden. Das Problem Staatsrat Deutschendorf: Ich verweise an der Stelle ergibt sich allenfalls bei der spontanen Aufnahme auf das geltende Personenbeförderungsgesetz, das neuer Kunden durch niedersächsische Taxifahrer. das in diesem Fall regelt. Man müsste, wenn man Dies kann immer und überall im gesamten Stadt- dieses Gesetz einmal novelliert, in dem Zusam- gebiet erfolgen. – So weit die Antwort des Senats! menhang darüber diskutieren. Es ist, wenn ich richtig informiert bin, ein Bundesgesetz. Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – Bitte sehr! Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Abgeordneter Remkes (BIW): Könnte der Senat et- was dagegen tun, falls es doch so wäre? Die zweite Anfrage steht unter dem Betreff „Wie steht es um die Umsetzung des Bremischen Wohn- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! raumschutzgesetzes (BremWoSchG)?“. Die An- frage ist unterschrieben von den Abgeordneten Staatsrat Deutschendorf: Dann wäre es eine Ord- Buchholz, Dr. Buhlert, Frau Steiner und Fraktion nungswidrigkeit, der wir nachgehen würden. der FDP. Wenn wir die gesicherte Erkenntnis hätten oder so ein belastbarer Vorwurf im Raum stünde, dann Präsident Weber: Bitte, Herr Buchholz! würden wir dem nachgehen, und dann wäre es eine Ordnungswidrigkeit, der wir nachgingen. Abgeordneter Buchholz (FDP): Wir fragen den Se- nat: Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- frage? – Bitte sehr! Erstens: Sind in der Stadtgemeinde Bremen Ge- biete vorhanden, in denen nach Auffassung des Se- Abgeordneter Remkes (BIW): Ich habe es so richtig nats die Versorgung der Bevölkerung mit ausrei- verstanden, dass jeder Taxifahrer, der sieht, dass chendem Wohnraum zu angemessenen Bedingun- ein Kollege aus Niedersachsen jemanden unter- gen im Sinne des § 1 Absatz 1 BremWoSchG ge- wegs aufnimmt, extra eine Anzeige schreiben fährdet ist, und welche sind dies? müsste? Zweitens: Welche Orts- und Stadtteile – Gebietsku- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! lisse im Sinne des § 1 Absatz 1 BremWoSchG – wer- den nach den derzeitigen Planungen des Senats Staatsrat Deutschendorf: Ja, wir müssen in irgend- von einer geplanten Zweckentfremdungsverbots- einer Weise Kenntnis davon erhalten. verordnung umfasst?

(Abgeordneter Remkes [BIW]: Alles klar, danke Drittens: Inwieweit befindet sich eine Zweckent- schön!) fremdungsverbotsverordnung im Sinne des § 1 Ab- satz 1 BremWoSchG in der Umsetzung, und bis Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage des Ab- wann ist mit ihrem Erlass zu rechnen? geordneten Schäfer! – Bitte sehr! Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet von Staatsrat Deutschendorf. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2539

Staatsrat Deutschendorf: Sehr geehrter Herr Präsi- Sache nach. Wir sind aber zum jetzigen Zeitpunkt dent, meine sehr geehrten Damen und Herren! Für nicht so weit, die Gebiete abgrenzen zu können, den Senat beantworte ich die Anfrage wie folgt: wie es in der Verordnung gefordert ist.

Zu Frage eins: Der Senat hat eine entsprechende Zur zweiten Frage: Die Debatte aus Bremerhaven Gefährdungslage im Jahr 2015 bezogen auf die Ge- ist mir leider nicht bekannt. samtstadt festgestellt. Die Gefährdung der Versor- gung der Bevölkerung mit ausreichendem Wohn- Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- raum zu angemessenen Bedingungen war Voraus- frage? – Bitte sehr! setzung für die in den Jahren 2014 und 2015 erlas- senen Kappungsgrenzen-Verordnung und die Abgeordneter Buchholz (FDP): Herr Staatsrat, Mietpreisbremse. Die Datenlage wird zurzeit in Zu- wenn Sie bis zum heutigen Tage keine Gebiete be- sammenarbeit mit dem Statistischen Landesamt, nennen konnten, kann ich daraus schließen, dass der Senatskanzlei und der Senatorin für Soziales, es erhebliche Schwierigkeiten macht, solche Ge- Jugend, Frauen, Integration und Sport aktualisiert biete in der dafür vorgesehenen Staatsräterunde und ausgewertet. Nach erster Einschätzung ist da- überhaupt herauszusuchen? von auszugehen, dass die seinerzeit festgestellte Gefährdungslage am Wohnungsmarkt fortbesteht. Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! Das abschließende Ergebnis wird für Anfang 2019 erwartet. Staatsrat Deutschendorf: Natürlich müssen wir da- ran sorgsam arbeiten. Die benötigten Daten zu er- Zu Frage zwei: Aktuell können hierzu noch keine mitteln, ist durchaus auch mit Aufwand verbunden, belastbaren Aussagen getroffen werden. Es wird aber ich gehe davon aus, dass wir das darstellen zurzeit in einer ressortübergreifenden Arbeits- können. gruppe zusammen mit dem Statistischen Landes- amt geprüft, wie belastbare Erkenntnisse gewon- Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- nen werden können, um die notwendige Gebiets- frage? – Bitte! kulisse festzulegen. Abgeordneter Buchholz (FDP): Herr Staatsrat, Zu Frage drei: Aktuell ist davon auszugehen, dass können Sie die Kosten in etwa benennen, die bis- bis Ende April 2019 die Grundlagen ermittelt sowie her mit diesem Gesetz und der Bearbeitung durch die notwendigen Beteiligungen und Anhörungen die Staatsrätegruppe entstanden sind? durchgeführt werden konnten. Auf die Antwort zu Frage zwei wird verwiesen. – So weit die Antwort Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! des Senats! Staatsrat Deutschendorf: Eine Staatsrätegruppe ist Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – mir jetzt nicht bekannt. Es gibt eine Arbeitsgruppe Bitte sehr! unter Beteiligung verschiedener Ressorts, die das bearbeitet. Natürlich sind auch Mitarbeiterinnen Abgeordneter Buchholz (FDP): Herr Staatsrat, und Mitarbeiter bei mir im Haus intensiv damit be- habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie bisher fasst, aber wie viele Stunden Arbeit bisher darin keine Ortsteile ermitteln konnten, in denen dieses stecken, habe ich nicht zusammengetragen, und Wohnraumschutzgesetz zu einem Handlungsbe- insofern kann ich auch keine Zahl benennen. darf führt? Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage des Ab- Eine weitere Frage, wenn ich sie anschließen darf: geordneten Tschöpe! – Bitte sehr! Ist Ihnen bekannt, dass in der Seestadt Bremer- haven genau diese Fragen in der Stadtverordne- Abgeordneter Tschöpe (SPD): Was ist denn der ge- tenversammlung auch gestellt worden sind? naue Arbeitsauftrag für diese Arbeitsgruppe?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Deutschendorf: Erst einmal gehen wir da- Staatsrat Deutschendorf: Der Auftrag lautet, erst von aus – das habe ich eingangs zu Frage eins ge- einmal den Fragestellungen nachzugehen und zu sagt –, dass es durchaus eine Gefährdungslage auf klären, ob weiterhin die Gefährdungslage auf dem dem Wohnungsmarkt gibt. Insofern gehen wir der Wohnungsmarkt besteht, wie 2015 festgestellt. 2540 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Zweitens geht es darum zu ermitteln – es ist ja in Staatsrat Deutschendorf: Natürlich werden wir die der Verordnung miteinander verbunden –: Da, wo Daten, die wir bereits haben oder im Zusammen- nachgewiesen ist, dass die Lage auf dem Woh- hang mit anderen Aufgabenstellungen erhoben nungsmarkt angespannt ist, müssen Zweckent- haben, nutzen und verwenden. Ich bin allerdings fremdungen genehmigt werden. Dann sind die zu dahin gehend informiert, dass das, was dort bisher genehmigenden Zweckentfremdungen genannt, vorliegt, so am Ende noch nicht detailliert genug ist ich glaube, in § 2, dort sind die Nutzung als Ferien- und weiter vertieft und auch aktualisiert werden wohnung und der Leerstand benannt. Wir müssen muss. natürlich die erforderliche Datengrundlage zu bei- den Fragestellungen ermitteln, wie die Situation in Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte dem einzelnen Stadtteil/Ortsteil in dem Bereich ab- sehr! zugrenzen ist. Diese Datengrundlage zu ermitteln und dem nachzugehen, das ist die Aufgabe dieser Abgeordneter Tschöpe (SPD): Nach Darstellung Arbeitsgruppe. des Senats handelt es sich um Zahlen von Ende 2017. Auf den Seiten 81 bis 88 wird ortsteilscharf Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- sowohl die Bestandsmiete als auch die Angebots- frage? – Bitte! miete mitgeteilt. Sind Sie mit mir einer Meinung, dass das die wesentlichen Faktoren sind, um eine Abgeordneter Tschöpe (SPD): Welche Daten glau- Gebietskulisse festzulegen? ben Sie denn zu brauchen, um eine solche Verord- nung erlassen zu können und insbesondere eine Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! Gebietskulisse zu erstellen? Staatsrat Deutschendorf: Daraus lassen sich sicher- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! lich wichtige Hinweise ableiten. Die anderen Fra- gestellungen sind natürlich genauso belastbar dar- Staatsrat Deutschendorf: Das sind für uns zwei zulegen, um die Gebiete abgrenzen zu können. Punkte, denen wir an der Stelle nachgehen; zum einen der Frage, welcher Leerstand vorhanden ist, Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte sehr! und dann auch der Zahl, wie viele Ferienwohnun- gen vorhanden sind und genutzt werden. Abgeordneter Tschöpe (SPD): Weil ich es nicht verstanden habe, Herr Staatsrat: Welche Informati- Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte onen benötigen Sie denn noch, außer der Frage- sehr! stellung, ob die Versorgung mit Wohnraum zu an- gemessenen Preisen auf Ortsteilebene gesichert o- Abgeordneter Tschöpe (SPD): Ich gehe davon aus, der nicht gesichert ist? Welche Erkenntnisse brau- dass Ihnen die Vorlage für die Sitzung des Senats chen Sie denn noch darüber hinaus? vom 30. Oktober 2018 wohlbekannt ist, weil sie aus Ihrem Hause ist, „Zweiter Bericht Monitoring Woh- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! nen und Bauen“. Zu diesem zweiten Bericht Moni- toring Wohnen und Bauen“ wird in der Senatsvor- Staatsrat Deutschendorf: Die Leerstandsdaten, die lage ausgeführt: „Erstmalig wird die Ermittlung uns vorliegen, sind nicht aktuell, und wir werden von Kauf- und Wohnimmobilien in der Stadt Bre- sie für den Punkt auf jeden Fall benötigen. men dargestellt. Das Ergebnis des Monitorings Wohnen und Bauen 2018 fließt als wesentliche Da- Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – tengrundlage in den derzeit vom Senator für Um- Bitte! welt, Bau und Verkehr zu erarbeitenden Entwick- lungsplan Wohnen ein.“ Abgeordneter Tschöpe (SPD): Wenn Sie die Leer- standsfrage, weil sie die zweite Alternative dieses Kann es eine andere Datengrundlage für die Fest- Gesetzes ist, für das Sie eine Verordnung bräuch- legung einer Gebietskulisse geben als die, die Sie ten, außer Acht lassen und nur die erste Alternative beim Stadtentwicklungsplan Wohnen zugrunde le- in Betracht ziehen, in der es nämlich um die Ge- gen? fährdung der Wohnraumversorgung der Bevölke- rung geht: Im Monitoringbericht werden zeitgleich Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! ortsteilscharf Entwicklungen der Angebots- und Bestandsmieten dargestellt, die deutlich darauf hinweisen, dass zumindest in diesen Ortsteilen das Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2541

jeweilige Mietniveau so ist, dass die Gefährdungs- Staatsrat Deutschendorf: Es ist bei uns immer auch lage eingetreten ist. Welche Informationen benöti- eine Fragestellung der Prioritätensetzung. Wir wis- gen Sie für diese Bereiche denn noch? sen um die Bedeutung der Frage, wir wollen das umsetzen und zeitnah klären. Insofern ist es immer Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! eine Herausforderung, dies noch zwischen all den Aufgaben unterzubringen, die sonst noch zu erle- Staatsrat Deutschendorf: Ich habe die Leerstände digen sind, aber wir haben dazu Aussagen getrof- benannt fen, die wir mit dem zur Verfügung stehenden Per- sonal auch einhalten wollen. (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Die meinte ich nicht, das ist die zweite Alternative!) Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte sehr! und die Zahl der Ferienwohnungen. Abgeordnete Neumeyer (CDU): Sie sprechen von dem Personal, das Sie zurzeit haben. Sie brauchen (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Wofür brauchen Sie also kein zusätzliches Personal, um diese Vorgaben die Zahl der Ferienwohnungen?) zu erfüllen?

Wir gehen davon aus, dass wir gemäß der Verord- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! nung, wie sie erlassen ist, diese Zahlen belastbar vorlegen müssen, falls es zu einer Überprüfung Staatsrat Deutschendorf: Erst einmal zu dieser käme. Grundlagenermittlung: Das machen wir mit den im Hause zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! ist neben vielen anderen Aufgaben, die wir in dem Bereich zu erfüllen haben, nicht leicht, dazu gehö- Abgeordneter Tschöpe (SPD): Eine letzte Frage, ren Themen wie die Wohnraumförderung, die Kap- Herr Präsident! Hat der Senator für Inneres beim pungsgrenzenverordnung, viele Projekte, an de- Erlass der Polizeiverordnung zur Waffenverbots- nen wir arbeiten, aber diese vorbereitenden Maß- zone Zahlen dazu vorlegen müssen, wie viele po- nahmen leisten wir im Haus. Später, für die Umset- tenzielle Verstöße es gegen das Waffenverbot in zung und den Vollzug einer solchen fertigen Ver- der Waffenverbotszone gegeben hat? ordnung, wenn sie vorliegt, sehen wir einen Perso- nalbedarf, das haben wir durchaus auch schon mit- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! geteilt.

Staatsrat Deutschendorf: Diese Frage kann ich hier Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen spontan nicht beantworten. nicht vor.

(Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Die Antwort wäre Die dritte Anfrage beschäftigt sich mit dem Thema Nein!) „Klimafreundliche Erzeugung der Essensange- bote in öffentlicher Gemeinschaftsverpflegung in Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage der Ab- Bremen vorantreiben!“. Die Anfrage ist unter- geordneten Neumeyer! – Bitte! schrieben von den Abgeordneten Saffe, Frau Dr. Schaefer und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Abgeordnete Neumeyer (CDU): Herr Staatsrat, Sie haben eben gesagt, die Ermittlungen, um es umset- Bitte, Herr Saffe! zen zu können, seien noch nicht abgeschlossen. Sie haben auch gesagt, in Ihrem Ressort seien außer in Abgeordneter Saffe (Bündnis 90/Die Grünen): Wir dieser Arbeitsgruppe viele Menschen damit be- fragen den Senat: schäftigt. Kann es trotzdem sein, dass die Daten, die Sie erheben wollen, wegen mangelnden Perso- Erstens: Welche Bedeutung haben aus Sicht des nals nicht erhoben werden können oder es sich Senats der Bereich Ernährung und dessen Produk- deshalb verzögert? tion für den Klimawandel beziehungsweise Klima- schutz, und welche Konsequenzen hat dies insbe- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! sondere für den Bereich der öffentlichen Gemein- schaftsverpflegung – Schulmensen, Kitas, Kanti- nen, Krankenhäuser, Studierendenwerk –? 2542 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Zweitens: Welche Erzeugungs- und Ernährungs- Zu Frage drei: Die Standards der Deutschen Ge- formen sieht der Senat als eher klimafreundlich sellschaft für Ernährung – DGE –, wurden zur und welche als eher klimaschädlich an? Grundlage in der öffentlichen Gemeinschaftsver- pflegung im Schulbereich und bei KiTa Bremen ge- Drittens: Welche Anstrengungen sind hier in den macht. Diese sehen unter anderem eine Begren- letzten Jahren vonseiten des Senats unternommen zung des Einsatzes von Fleischprodukten sowie worden, wie wurden diese überprüft, und was ist eine Beachtung der Aspekte „regional“ und „sai- für die nächsten Jahre diesbezüglich konkret ge- sonal“ vor. plant? Der Senat hat am 6. Februar 2018 den „Aktionsplan Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschafts- von Staatsrat Meyer. verpflegung“ beschlossen. Danach soll in der öf- fentlichen Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Staatsrat Meyer: Sehr geehrter Herr Präsident, Kindertagesstätten und Kantinen bis 2022 zu 100 liebe Abgeordnete! Für den Senat beantworte ich Prozent und in den kommunalen Krankenhäusern die Anfrage wie folgt: bis 2024 zu 20 Prozent aufwendungsneutral auf die Verwendung biozertifizierter und regionaler Pro- Zu Frage eins: Die Ursachen für den Klimawandel dukte umgestellt werden. Die Umsetzung des Ak- beruhen in erster Linie auf dem weltweiten Ausstoß tionsplans hat begonnen. Der Senat, die Stadtbür- von Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lach- gerschaft und die zuständigen Deputationen sollen gas. Deswegen müssen Maßnahmen zum Klima- regelmäßig über den Grad der Umsetzung unter- schutz insbesondere dort ansetzen, wo dieser Aus- richtet werden. – So weit die Antwort des Senats! stoß merklich verringert werden kann. Der Senat verfolgt deshalb das Ziel, in den Bereichen Ener- Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – gie- und Wärmeerzeugung sowie Mobilität die bre- Bitte sehr! mischen CO2-Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 entscheidend zu senken. Abgeordneter Saffe (Bündnis 90/Die Grünen): Wie wird denn die Einhaltung der DGE-Standards kon- Daneben trägt die Erzeugung und Verarbeitung trolliert und gesichert? von Nahrungsmitteln nicht unwesentlich zum Aus- stoß von Treibhausgasen bei. Die Entstehung die- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! ses ernährungsbedingten CO2-Ausstoßes verteilt sich sowohl auf den Zeitraum von der Erzeugung Staatsrat Meyer: Meines Wissens gibt es zahlreiche bis zum Handel als auch auf Einkauf, Lagerung Ausschreibungen, an denen sich Anbieter beteili- und Verarbeitung. Die hierin enthaltenen Einspar- gen können, und man kann solche Standards auch potenziale sollten genutzt werden, um auch die in den Ausschreibungen verpflichtend vorgeben. CO2-Emissionen zu senken. Dem Bereich der öf- Das ist bisher Gegenstand der Ausschreibungen fentlichen Gemeinschaftsverpflegung kommt da- der einzelnen Häuser, wird also nicht zentral ge- bei wegen der großen Zahl der ausgegebenen Es- macht. sen und wegen einer möglichen Vorbildfunktion besondere Bedeutung zu. Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- frage? – Bitte sehr! Zu Frage zwei: Die Erzeugung von tierischen Pro- dukten wie Fleisch, Käse oder Butter ist mit beson- Abgeordneter Saffe (Bündnis 90/Die Grünen): Der ders hohen Emissionen verbunden. Eine Ernäh- Senat erkennt in den Antworten auf die Fragen rung, die mehr auf die Verwendung von Obst oder ganz klar, dass eine Angebotsform mit vielen tieri- Gemüse abstellt und die Verwendung insbeson- schen Erzeugnissen, also fleischlastig, eher klima- dere von Fleischprodukten reduziert, kann als eher schädlich ist und Auswirkungen auf den Klima- klimafreundlich gelten. Mit Bioprodukten lassen wandel hat. Der Senat hat durch den Aktionsplan sich CO2-Emissionen einsparen. Die Verwendung ja auch erkannt, dass etwas getan werden muss, regionaler und saisonaler Produkte trägt dazu bei, und der Aktionsplan wird schon zum Teil sehr gut Transportwege kurz zu halten. Die Vermeidung umgesetzt. Darüber freue ich mich, in den Kliniken von Lebensmittelverlusten leistet ebenfalls einen der GeNo tut sich etwas, es ist ganz gut, was da Beitrag zum Klimaschutz. passiert. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2543

Wir haben aber eine weitere Baustelle, die hier lei- Bitte, Herr Fecker! der nicht dabei ist, das betrifft die Mensen des Stu- dierendenwerkes. Da geschieht ziemlich viel mit Abgeordneter Fecker (Bündnis 90/Die Grünen): Fleisch, es gibt jeden Tag mehrere Angebote, und Wir fragen den Senat: das müsste auch angegangen werden. Wie sind denn die Konsequenzen und Pläne, auch die Men- Erstens: Wie bewertet der Senat die Notwendigkeit sen des Studierendenwerkes nach den gleichen der Ausdehnung von Carsharing-Standorten auf Beschaffungskriterien, die der Aktionsplan vorgibt, den Stadtteil Huchting? also EG-Öko-Verordnung, mit einzubeziehen? Zweitens: An welchen Standorten im Stadtteil Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! plant der Senat die Einrichtung sogenannter mo- bil.punkte im öffentlichen Straßenraum, und wel- Staatsrat Meyer: Die Analyse ist richtig, es gibt che konkreten Zeitplanungen hat er für welchen Hinweise darauf, dass weniger Fleischkonsum kli- Standort? mafreundlicher ist. Die Diskussion derzeit be- schränkt sich in dem Aktionsplan in der Tat auf Drittens: Sind dem Senat über das Angebot im öf- Schulen, Kitas und Krankenhäuser. Man müsste fentlichen Straßenraum hinaus weitere Planungen dann einen ähnlichen Diskussionsprozess mit dem in Huchting bekannt, und wenn ja, welche, und Studierendenwerk beginnen. Es sind ja nicht we- wie bewertet er diese? nige Essen, die in den Mensen an die Studierenden verteilt werden. Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet von Herrn Staatsrat Deutschendorf. Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- frage? – Bitte! Staatsrat Deutschendorf: Sehr geehrter Herr Präsi- dent, meine Damen und Herren! Für den Senat be- Abgeordneter Saffe (Bündnis 90/Die Grünen): antworte ich die Anfrage wie folgt: Würden Sie diesen nötigen Diskussionsprozess an- stoßen? Zu Frage eins: Der Senat bewertet die Ausdehnung von Carsharing-Standorten auf den Stadtteil Huch- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! ting und generell auf weitere innenstadtferne Stadtteile als sinnvoll, um Bürgerinnen und Bür- Staatsrat Meyer: Wir sind ja gerade dabei, mit dem gern in allen Stadtteilen attraktive Mobilitätsange- Aktionsplan Erfahrungen zu sammeln. Ich glaube, bote und Alternativen zum Erst- oder Zweit-Pkw zu es wäre gut, diese Erfahrungen zu machen und zu bieten. sammeln, um dann auch mit fundierten Erkennt- nissen auf weitere Akteure zugehen und sehr Zu Frage zwei: Der Senator für Umwelt, Bau und glaubwürdig erklären zu können, dass die Umstel- Verkehr plant derzeit im Stadtteil Huchting zwei lung auf 100 Prozent Bio mit weniger Fleischpro- mobil.pünktchen – Carsharing-Stationen im öffent- dukten aufwendungsneutral und auch technisch lichen Straßenraum – an den Standorten Kötner- machbar ist. Insofern ja, aber der Fokus in der weide und im Bereich der Flämischen Straße. Die nächsten Zeit liegt erst einmal darauf, den Aktions- Standortvorschläge stammen aus dem Beirat Huch- plan so, wie er beschlossen wurde, real umzuset- ting und wurden hinsichtlich ihrer Eignung vom zen. Es spricht nichts dagegen, die Diskussion mit Senator für Umwelt, Bau und Verkehr fachlich ge- dem Studierendenwerk zu beginnen, aber ich prüft. Nach Erstellung der Entwurfsplanung wer- glaube, wir sollten erst einmal Erfahrungen sam- den diese Standorte in einer Trägerbeteiligung ab- meln, um auch glaubwürdig gegenüber anderen gestimmt. Der Betrieb der mobil.pünktchen durch Akteuren auftreten zu können. einen geeigneten Carsharing-Anbieter wird über ein bundesweites Interessenbekundungsverfahren Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen ausgeschrieben. Die Stationen werden erst nach ei- nicht vor. ner erfolgreichen Vergabe baulich hergestellt. Es ist beabsichtigt, diese mobil.pünktchen schnellst- Die vierte Anfrage trägt den Titel „Carsharing in möglich im Jahr 2019 umzusetzen. Huchting – wann und wo?“. Die Anfrage ist unter- schrieben von den Abgeordneten Fecker, Saxe, Zu Frage drei: Dem Senat ist bekannt, dass derzeit Frau Dr. Schaefer und Fraktion Bündnis 90/Die Gespräche zwischen dem Roland-Center und dem Grünen. Carsharing-Anbieter cambio erfolgen, um einige 2544 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Carsharing-Stellplätze am Roland-Center einzu- Staatsrat Deutschendorf: Den genauen Zeitpunkt richten. Dieses Vorhaben dieser beiden privaten der Ausschreibung weiß ich gerade nicht, aber es Akteure wird vom Senat begrüßt. Das Roland-Cen- gibt derzeit in dem Bereich eigentlich zwei Markt- ter wird in seiner zentralen Rolle im Stadtteil als gu- teilnehmer in Bremen, die in der Regel mitbieten. ter Standort für einen Neuanlauf eines Carsharing- Wir setzen darauf, dass das auch hier gut läuft. Angebots im Stadtteil Huchting angesehen. Wei- tere Planungen von Carsharing-Stationen in Huch- Insgesamt hat sich Carsharing positiv entwickelt. ting außerhalb des öffentlichen Straßenraums sind Es gibt mittlerweile eine gesteigerte Nachfrage, dem Senat nicht bekannt. – So weit die Antwort des und insofern sind wir sehr optimistisch, dass wir Senats! hier attraktive Angebote bekommen. Versprechen kann ich das zum jetzigen Zeitpunkt aber natürlich Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – noch nicht. Bitte sehr! Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- Abgeordneter Fecker (Bündnis 90/Die Grünen): frage? – Bitte sehr! Die Älteren unter uns werden sich erinnern, dass der Senat hier schon einmal eine ähnliche Anfrage Abgeordneter Fecker (Bündnis 90/Die Grünen): beantwortet hat und davon ausgegangen war, Wenn Sie die Ausschreibung hinter sich gebracht Ende 2018 einzuweihen. und die Vergabe durchgeführt haben, so haben Sie es eben in der Antwort dargestellt, dann würde mit (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Sind noch drei Wo- dem Bau angefangen. Ich frage vor dem Hinter- chen!) grund der Erfahrungen, die wir haben, einmal ganz vorsichtig: Wie lange dauert denn ein solcher Bau? Da ist noch ein bisschen Zeit, aber Ihrer Antwort entnehme ich jetzt, dass es für das Jahr 2019 ge- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! plant ist. Können Sie die Gründe dafür nennen? Staatsrat Deutschendorf: Wir haben bereits im Sep- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! tember dieses Jahres die Planungs- und Ausfüh- rungsphase begonnen, und diese enthält diese bei- Staatsrat Deutschendorf: Ich habe mir diese Ant- den Standorte. Nach einer erfolgreich durchge- wort auch noch einmal angeschaut. Darin ist er- führten Ausschreibung wird das dann insofern zü- wähnt, dass man sich die Einweihung einer ersten gig umgesetzt. Die baulichen Maßnahmen dauern Carsharing-Station in diesem Zeitraum erhofft. nach dem, was ich aus dem Straßenraum kenne, Man hat dabei, soweit ich informiert bin, auf eine nicht so lange. Ich würde sagen, so etwas kann man schnellere Einigung beim Roland-Center gesetzt. in einigen Wochen Bauzeit herstellen. Diese war leider nicht so schnell möglich, da sich die Gespräche etwas länger gestalteten, als man es Präsident Weber: Bitte sehr! geplant hatte. Abgeordneter Hamann (SPD): Es wurde die ganze Der Vorlauf für die beiden mobil.pünktchen, das Zeit über Carsharing gesprochen. Wir haben in Ausschreibungsverfahren und so weiter, bean- Bremen jetzt auch einen Bikesharing-Anbieter. In- sprucht einfach etwas mehr Zeit. wieweit ist denn geplant, vielleicht zusammen mit dem Unternehmen auch weitere Stationen in Be- Präsident Weber: Haben Sie eine weitere Zusatz- trieb zu nehmen? frage? – Bitte sehr! Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! Abgeordneter Fecker (Bündnis 90/Die Grünen): Eine perfekte Überleitung, Herr Staatsrat! Wann ist Staatsrat Deutschendorf: Mir sind keine Planungen denn mit der Ausschreibung für die mobil.pünkt- bekannt, dass dazu jetzt gemeinsame Gespräche chen zu rechnen? Wie lange dauert so etwas? Wie laufen würden. schätzen Sie die Lage auf dem Markt ein? Wir ha- ben häufiger bei Bauvorhaben die Situation, dass Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte sich niemand mehr bewirbt. Wie schätzen Sie die sehr! Lage ein? Abgeordneter Hamann (SPD): Angesichts der Tat- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! sache, dass die Förderung des Radverkehrs auch Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2545

zentrale Aufgabe des Senats ist – so habe ich es bis- Zweitens: Hält der Senat den Einbau von zusätzli- her verstanden –, ist denn geplant, solche Gesprä- chen Handläufen zur Verbesserung der Barriere- che aufzunehmen und es vielleicht damit zu ver- freiheit in den Treppenbereichen für notwendig, binden, um auch dort noch zu weiteren Stützpunk- und falls ja, wird der Senat mit dem Eigentümer der ten zu kommen? Immobilie darüber Gespräche führen?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet von Herrn Staatsrat Deutschendorf. Staatsrat Deutschendorf: Der Radverkehr ist ohne jeden Zweifel ein wichtiger Verkehrsträger, insbe- Staatsrat Deutschendorf: Sehr geehrter Herr Präsi- sondere in Bremen. Insofern, glaube ich, genießen dent, meine Damen und Herren! Für den Senat be- wir auch den Ruf, dass wir ihn durchaus fördern antworte ich die Anfrage wie folgt: und unterstützen. Wir sind auch hier gesprächsbe- reit, wenn wir demjenigen helfen können, der das Die Fragen eins und zwei werden gemeinsam be- Ganze umsetzt und in der Stadt zum Laufen ge- antwortet: Im Rahmen eines Mediationsverfahrens, bracht hat. Wir sind froh, dass das Projekt und der das vom Verwaltungsgericht Bremen durchgeführt stationsgebundene Radverkehr sich positiv entwi- wurde, sind zwischenzeitlich Verbesserungen für ckeln. Das ist zumindest das, was ich weiß, und die Barrierefreiheit und die bestehenden Kunden- wenn wir dazu beitragen können, sind wir jederzeit bedürfnisse im Forum Am Wall erzielt worden. Die gesprächsbereit und unterstützen gern bei der Wei- Beteiligten haben sich hierbei sowohl auf ein takti- terentwicklung. les Leitsystem als auch auf zusätzliche Handläufe verständigt. Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Das taktile Leitsystem soll vollständig von der Buchtstraße bis zum Eingang Am Wall durch das Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe Forum führen. Des Weiteren soll das Leitsystem zu Beginn der Sitzung der Stadtbürgerschaft eine zwei Wege zur Stadtbibliothek umfassen. Außer- Begrüßung vorgenommen, ohne darauf zu achten, dem wird bei dem in den Weg hineinragenden ob der Begrüßte schon da ist. Nun ist er da! Deswe- Pfeiler des Baumhauses ein Aufmerksamkeitsfeld gen begrüße ich sehr herzlich Herrn Uli Röhm, den angebracht. An die Umsetzung dieser Maßnahme Begründer des ZDF-Magazins „WISO“. wurde der Eigentümer seitens der Baubehörde er- innert. Seien Sie ganz herzlich willkommen! Weiterhin wurden im Gebäude zwei zusätzliche (Beifall) Handläufe rechts und links angebracht, deren Pfos- ten gleichzeitig als Radabweiser dienen sollen. Die fünfte Anfrage trägt die Überschrift „Barriere- freiheit im Forum Am Wall endlich gewährleis- Die Baugenehmigung in ihrer ursprünglichen Form tet?“. Die Anfrage ist unterschrieben von den Ab- hat weiterhin Bestand. Es handelt sich bei den Ver- geordneten Frau Rosenkötter, Tschöpe und Frak- besserungsmaßnahmen um freiwillige Maßnah- tion der SPD. men des Eigentümers. Die Klage wurde daraufhin zurückgezogen. – So weit die Antwort des Senats! Bitte, Frau Kollegin Rosenkötter! Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – Abgeordnete Rosenkötter (SPD): Wir fragen den Bitte sehr! Senat: Abgeordnete Rosenkötter (SPD): Herr Staatsrat, Erstens: Inwieweit sind die in der Senatsantwort gibt es in Ihrem Hause Fachleute oder einen Fach- vom 16. Juni 2017 auf die Kleine Anfrage der Frak- bereich, die/der regelhaft zurate gezogen werden tion der SPD „Barrierefreiheit im Forum Am Wall“, können beziehungsweise kann, wenn Bau- oder Drucksache 19/537 S, avisierten Orientierungshil- Sanierungsmaßnahmen in öffentlich genutzten Ge- fen – zum Beispiel Blindenleitsystem – inzwischen bäuden anstehen, die in Bezug auf Barrierefreiheit umgesetzt? und Rollstuhlgerechtheit angefragt werden kön- nen, und ist das in diesem Fall erfolgt?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! 2546 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Staatsrat Deutschendorf: Wir haben durchaus in Zum ersten Teil der Frage: Das Gericht selbst hat den einzelnen Abteilungen in unserem Haus Mit- erst einmal keine Frist gesetzt, bis wann das umge- arbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf den Be- setzt sein muss. Wir haben zuletzt unsererseits bei reich und Fragestellungen der Barrierefreiheit spe- einer Begehung den Eigentümer daran erinnert, zialisiert haben, beispielsweise wenn es um Bauge- dies bitte zu tun. Eine Reaktion des Eigentümers nehmigungen geht, aber auch im Bereich Tiefbau diesbezüglich liegt mir bis jetzt noch nicht vor. des Amtes für Straßen und Verkehr gibt es dafür kompetente Ansprechpartner, die haben wir. In Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – diesem konkreten Fall hier konnte am Ende trotz- Bitte! dem nicht vermieden werden, sich vor Gericht aus- einanderzusetzen. Ich bin sehr froh, dass es uns am Abgeordnete Rosenkötter (SPD): Eine letzte Frage, Ende in dem Mediationsverfahren gelungen ist, und diese auch mit einer Bitte verbunden, Herr eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden Staatsrat: Das Mediationsverfahren ist ja nicht ohne waren, auch der Kläger. Sorge durchgeführt worden, sondern in der Sorge um die, die möglicherweise eine Sehbehinderung Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – oder irgendeine andere Einschränkung haben und Bitte! dort nicht zu Schaden kommen sollen. Ich habe die Frage und die Bitte, in naher Zukunft dafür zu sor- Abgeordnete Rosenkötter (SPD): Herr Staatsrat, gen, dass diese Gefahrenstellen beseitigt werden hätte man sich dieses Mediationsverfahren, das si- können. Können Sie das zusagen? cherlich auch zeit- und ressourcenaufwendig war, möglicherweise ersparen können, wenn im Vorfeld Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! einer Genehmigung diese Fachleute zurate gezo- gen worden wären? Staatsrat Deutschendorf: Wir werden da in jedem Fall nachfassen, es weiterverfolgen und darauf Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! drängen, dass die im Mediationsverfahren er- reichte Einigung eingehalten wird. Staatsrat Deutschendorf: Ich stimme auf jeden Fall zu, dass wir natürlich vermeiden wollen, dass Bau- Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen genehmigungen vor Gericht diskutiert werden, nicht vor. und insofern streben wir das an. Es wäre besser ge- wesen, es wäre uns auch in diesem Fall gelungen. Die sechste Anfrage befasst sich mit dem Thema „Digitales Testfeld in den bremischen Häfen“. Die Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! Anfrage ist unterschrieben von den Abgeordneten Frau Grobien, Kastendiek, Dr. vom Bruch, Röwe- Abgeordnete Rosenkötter (SPD): Herr Staatsrat, ist kamp und Fraktion der CDU. Ihnen bekannt – Sie haben von Handläufen und von einem Blindenleitsystem gesprochen –, wann Bitte, Frau Kollegin Grobien! mit der Umsetzung zu rechnen ist? Sie haben in ih- rer Antwort ja auch beschrieben, dass Sie den Ei- Abgeordnete Grobien (CDU): Wir fragen den Se- gentümer schon erinnert haben. Das ist der eine nat: Punkt. Ist dem Senat bekannt, ob sich bremische Unter- Zweiter Punkt: Ist Ihnen bekannt, dass die Stufen, nehmen und Forschungseinrichtungen auf das die in dem mittleren Teil des Forums sind, unter- Bundesprogramm „Innovative Hafentechnolo- schiedliche Höhen und unterschiedliche Breiten gien“, auch IHATEC genannt, zur Einrichtung ei- haben, sodass es immer wieder vorkommt, dass nes digitalen Testfeldes in den bremischen Häfen Menschen, die dort heruntergehen, ins Leere tre- beworben haben? ten? Falls ja, um welche Institutionen und welche Pro- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! jektidee handelt es sich dabei, falls nein, inwieweit ist für kommende Förderaufrufe eine Bewerbung Staatsrat Deutschendorf: Von dem zuletzt genann- geplant? ten Sachverhalt habe ich in Gesprächen, an denen ich selbst beteiligt war, schon einmal gehört. Das ist natürlich nicht schön. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2547

Inwiefern unterstützt der Senat Bemühungen zur Entleerung von Seecontainern, unter anderem mit Etablierung eines digitalen Testfeldes in den bre- Beteiligung von BLG Handelslogistik GmbH & Co. mischen Häfen? KG und BIBA, Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH, Isabella, Interaktive und simulati- Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet onsgestützte Betriebsplanung, dynamische und von Herrn Staatsrat Schulz. kontextbasierte Steuerung der Gerät- und La- dungsbewegungen, Kali, kraftunterstützende mo- Staatsrat Schulz: Sehr geehrter Herr Präsident, bile Systeme für Güterumschlagumschlag und Lo- meine sehr geehrten Damen und Herren! Für den gistikketten, STRADegy, Erforschung und Evalua- Senat beantworte ich die Anfrage wie folgt: tion eines automatischen Containerumschlags un- ter Einsatz von Straddle Carriern, Binntelligent, In- Zu den Fragen eins und zwei: Im Rahmen der For- telligente Informationstechnologien für Prozessop- schungsinitiative „Innovative Hafentechnologien“ timierung und -automatisierung im Binnenhafen, IHATEC ist eine Vielzahl bremischer Unternehmen Rang-E, Autonomes Rangieren auf der Hafenbahn, und Forschungspartner in diversen Projekten be- OBELiSK, Intelligentes Outdoor-Beleuchtungskon- teiligt. Konkret beteiligt sind unter anderem das zept in einem Hafenumfeld, AUTOSEC, Entwick- Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik – lung und Erprobung von Maßnahmen zur Erhö- ISL –, die Eurogate, das BIBA, Bremer Institut für hung der Sicherheit im digitalisierten Containerter- Produktion und Logistik, die BLG, die Universität minalprozess und Implementierung von Schutz- Bremen, bremenports, das Deutsche Forschungs- maßnahmen zur Verhinderung und Erkennung von zentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI, die dbh Cyberattacken in der Infrastruktur sowie beteilig- Logistics IT AG. ten IT-Systemen Hafenumfeld, Tide2Use, Intelli- gente Pumpwerk- und Schleusensteuerung, Zu Frage drei: Unmittelbar nach der Ankündigung SecProPort. – Das war es erst einmal! zur Bildung eines digitalen Testfeldes für den Hamburger Hafen im April 2017 hatte sich der Se- (Heiterkeit) nator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen an den Bun- desverkehrsminister gewandt und für eine Öffnung Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! dieses Programms beziehungsweise dieser Idee auch für andere Hafenstandorte außerhalb Ham- Abgeordnete Grobien (CDU): Vielen Dank, Herr burgs geworben. Diesem Drängen, dem sich später Schulz, das ist durchaus beeindruckend! Zum digi- auch die anderen Küstenländer angeschlossen hat- talen Testfeld haben Sie noch nichts gesagt. Ich ten, ist durch die Bereitstellung von Haushaltsmit- denke, es wird in Ihrem Interesse sein, wenn ich Sie teln im November 2018 gefolgt worden. frage, ob wir das im Hafenausschuss weiter behan- deln, damit auch alle anderen davon erfahren kön- Hiervon ausgehend wird der Senat gemeinsam mit nen. der Hafenwirtschaft und dem BMVI geeignete Pro- jekte zur Etablierung eines digitalen Testfeldes in Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! den bremischen Häfen identifizieren und voran- treiben. – So weit die Antwort des Senats! Staatsrat Schulz: Sehr gern, Frau Grobien, das ma- chen wir! Ich war heute bei einem Treffen der Kol- Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – legen aus den Ländern Schleswig-Holstein, Meck- Bitte sehr! lenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hamburg und Bremen, und dort habe ich auch gegenüber Abgeordnete Grobien (CDU): Wir hatten in den dem Hamburger Kollegen noch einmal angemahnt, Fragen eins und zwei nach konkreten Projektideen dass doch bitte schön einmal Anfang des nächsten und Projekten gefragt. Sie haben zwar ganz viele Jahres eingeladen und Bericht erstattet wird, was großartige Unternehmen und Forschungseinrich- die HPA unter dem Projektnamen „Digitales Test- tungen genannt, aber nicht eine spezielle Projek- feld 5 G“ schon alles erarbeitet hat, um es aufneh- tidee, wie zum Beispiel autonomes Fahren im Ha- men zu können, damit das, wie es auf der Bundes- fen. Können Sie ein bisschen konkreter werden? ebene auch gewollt ist, auch auf die anderen Ha- fenstandorte ausstrahlt. Wir haben unsere Bereit- Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat! schaft zur Mitarbeit signalisiert.

Staatsrat Schulz: Ja, Frau Abgeordnete, ich zähle (Beifall SPD) einmal auf: IRiS, Interaktives Robotiksystem zur 2548 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen rechtigten nicht möglich oder dem Kindeswohl ab- nicht vor. träglich ist, erfolgt ebenfalls eine Inobhutnahme. Statistische Daten werden hierzu nicht erhoben. Die siebte Anfrage trägt den Titel „Wie viele Men- schen leben in Bremen auf der Straße?“. Die An- Zu Frage zwei: Hierzu liegen keine Statistiken vor. frage ist unterschrieben von den Abgeordneten Schätzungen sind nicht möglich. Frau Leonidakis, Frau Vogt und Fraktion DIE LINKE. Zu Frage drei: Alle Personen, die sozialleistungsbe- rechtigt sind, können in einer Not- oder Gemein- Bitte, Frau Leonidakis! schaftsunterkunft untergebracht werden. Für den Lebensunterhalt bekommen sie entweder Geld- o- Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Wir fragen der Sachleistungen. Bei papierlosen und nicht leis- den Senat: tungsberechtigten Menschen bietet die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport Erstens: Wie viele Menschen leben derzeit nach zur Abwendung zur Gefahr von Leib und Leben in Kenntnis des Senats auf der Straße, und wie viele der kalten Jahreszeit Möglichkeiten der vorüber- von ihnen sind Minderjährige? gehenden Unterbringung an. Die Tagestreffs sowie die ehrenamtlichen Angebote zur Versorgung ste- Zweitens: Wie viele der obdachlosen Menschen in hen allen Personen unabhängig vom Leistungsan- Bremen haben einen prekären Aufenthaltsstatus o- spruch offen. – So weit die Antwort des Senats! der sind papierlos? Präsident Weber: Haben Sie eine Zusatzfrage? – Drittens: Welche Strategie ist geplant, um die in Bitte sehr! Frage zwei genannte Personengruppe während der kalten Jahreszeiten bezüglich Unterbringung und Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Sie haben anderen Grundbedürfnissen zu versorgen? eben erläutert, dass Kinder zur Abwendung einer Härte nach § 42 SGB VIII in Obhut genommen wer- Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet den, wenn Kenntnis besteht, dass eine Familie ob- von Senatorin Stahmann. dachlos ist. Warum schaffen Sie keine Unterbrin- gung für die gesamte Familie? Senatorin Stahmann: Herr Präsident, sehr verehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Leonidakis! Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Für den Senat beantworte ich die Anfrage wie folgt: Senatorin Stahmann: Wir bieten sie Familien an. Zu Frage eins: Es können keine validen Angaben Wenn Kinder betroffen sind, bieten wir natürlich über die Anzahl von Menschen, die auf der Straße über die Zentrale Fachstelle Wohnen Unterkünfte leben, gemacht werden. Schätzungen gehen von an. Wenn sich die Familien an uns wenden, an die circa 500 Menschen aus. Davon sind schätzungs- Zentrale Fachstelle Wohnen, Bahnhofsplatz 29, di- weise 150 bis 200 EU-Bürgerinnen und EU-Bürger, rekt am Bahnhof, werden Familienunterkünfte an- insbesondere aus Rumänien und Bulgarien. geboten

Bei Bekanntwerden der Obdachlosigkeit eines Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- minderjährigen jungen Menschen wird dieser zur satzfrage? – Bitte! Abwendung dringender Gefahren für sein Kindes- wohl gemäß § 42 SGB VIII durch das Jugendamt in Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Gilt das für Obhut genommen. Daten darüber, wie viele Inob- alle obdachlosen Familien? hutnahmen aufgrund von Obdachlosigkeit ausge- sprochen worden sind, werden nicht erhoben. Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin!

Wird dem Jugendamt die Obdachlosigkeit einer Senatorin Stahmann: Nein, wenn kein Leistungs- Familie mit minderjährigen Kindern bekannt, er- bezug besteht – –. Ich habe ja gesagt, 150 bis 200 folgt ebenfalls eine Einschätzung der Gefährdung EU-Bürgerinnen und -Bürger sind wohnungslos. So des Kindeswohls. Falls eine gemeinsame Unter- stehen wir wie alle Großstädte in Deutschland vor bringung der Kinder mit den Personensorgebe- der Herausforderung, dass die Menschen zu uns gekommen sind, um hier zu arbeiten, und manch- mal auf den eigenen Wohnraum verzichten oder Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2549

den eigenen Wohnraum nicht vorweisen können. Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Sie mein- Da machen wir jetzt in der kalten Jahreszeit Hilfs- ten eben, dass vorübergehend untergebracht wird. angebote. Wir werden diese Menschen auch in un- Was heißt denn „vorübergehend“? sere Notunterkünfte aufnehmen, aber wir werden dann natürlich auch im Einzelfallverfahren, so wie Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! bei anderen auch, die Leistungsansprüche klären müssen. Senatorin Stahmann: „Vorübergehend“ heißt, dass wir diese Menschen für einen bestimmten Zeit- Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- raum aufnehmen, über den wir noch sprechen müs- satzfrage? – Bitte! sen und uns auch noch mit anderen Städten ver- ständigen. Am Ende steht die Einzelfallprüfung, ob Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Sie haben Leistungsansprüche nach dem Sozialgesetzbuch ja eben in der Antwort auf Frage drei gesagt, dass bestehen – bei manchen ja, bei manchen nein –, Sie Möglichkeiten der vorübergehenden Unterstüt- und am Ende steht dann manchmal auch das An- zung schaffen. Heißt das im Klartext, dass die 150 gebot, dass die Menschen nach Rumänien oder bis 200 EU-Bürgerinnen und -Bürger auch in die Bulgarien zurückkehren, weil sie keinen Anspruch Notunterkünfte aufgenommen werden? auf Leistungen haben und hier einfach unter schlechten Bedingungen leben. Dann werden auch Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Fahrkarten durch die Rückkehrberatungen verteilt – in Bremerhaven macht das die AWO, in Bremen Senatorin Stahmann: Vorübergehend, ja! hat die AWO auch ein solches Angebot –, und Men- schen fahren dann auch wieder zurück. Manche Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! Menschen wollen aber trotzdem hierbleiben und entziehen sich dann unserer staatlichen Fürsorge, Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Wie viele Frau Leonidakis. Plätze gibt es denn in den Notunterkünften? Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! satzfrage? – Bitte!

Senatorin Stahmann: Die Gesamtzahl können Sie Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Ich sehe ei- der Deputationsvorlage entnehmen, die wir vor nen gewissen Widerspruch in Ihren Aussagen, weil Kurzem verteilt haben. Wir gehen davon aus, wir Sie eben gesagt haben, sollten Kinder betroffen haben noch genügend Plätze, um die Angebote sein, werden sie in Obhut genommen, andererseits auszuweiten, und wir werden jetzt noch einmal haben Sie gesagt, sollten Kinder betroffen sein, akut weitere 50 Plätze bereitstellen. werden sie vorübergehend aufgenommen. Was ist denn jetzt die konkrete Handhabe? Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- satzfrage? – Bitte! Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin!

Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Ist denn Senatorin Stahmann: Da, wo Kinder sind, wird den angedacht, dass man zum Beispiel Flüchtlingsun- Familien natürlich geholfen. terkünfte vorübergehend nutzen könnte, wie es beispielsweise in Hamburg oder Kassel getan wird? Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- satzfrage? – Bitte! Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Können Sie Senatorin Stahmann: Wir nutzen im Augenblick denn ausschließen, dass Kinder nur wegen Ob- die Einrichtungen, die wir vorhalten, weil wir dort dachlosigkeit von ihren Familien getrennt werden? das Personal haben. Sollten wir weitere Plätze brauchen, werden wir natürlich immer diskutieren, Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! ob Träger sich zutrauen, eine weitere Unterkunft zu eröffnen. Wir werden jetzt aber keine speziellen Senatorin Stahmann: Wir bemühen uns, die Kinder Einrichtungen für EU-Bürgerinnen und -Bürger er- und die Eltern zusammenzuhalten, das hatte ich ja öffnen, sondern das Regelsystem nutzen. gesagt. Wenn allerdings von Eltern Gefahr gegen- über ihren Kindern ausgeht, werden Eltern auch Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! 2550 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

von ihren Kindern getrennt. Solche Lebenslagen Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Das Bun- gibt es ja auch. dessozialgericht hat am 30. August 2017 ein Grundsatzurteil zur Berechtigung – in dem Fall für Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- Sozialhilfe von EU-Bürgerinnen und -Bürger – ge- satzfrage? – Bitte! fällt, das Sozialhilfe unter sechs Monaten Aufent- halt im Ermessenswege und nach sechs Monaten Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Selbstver- Aufenthalt die Hilfe zum Lebensunterhalt in ge- ständlich, aber Eltern sind ja nicht gefährlich, weil setzlicher Höhe vorsieht. Kennen Sie dieses Urteil? sie obdachlos sind, oder? Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Senatorin Stahmann: Wir kennen dieses Urteil, Senatorin Stahmann: Nein, das habe ich auch nicht aber Sie wissen auch, Frau Leonidakis, dass wir uns gesagt. im Sozialrecht immer in der Einzelfallprüfung be- wegen, und wir werden auch so verfahren, dass wir Präsident Weber: Frau Kollegin, möchten Sie jetzt die Einzelfälle anschauen, den einzelnen Men- eine weitere Zusatzfrage stellen? schen in seiner Lebenslage, und daraufhin Ent- scheidungen treffen müssen. (Abgeordnete Leonidakis [DIE LINKE]: Ja, gern, Herr Präsident!) Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- satzfrage? – Bitte! Bitte! Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Gibt es Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Sie haben denn eine fachliche Weisung wie in Bremerhaven, eben gesagt, dass Sie dann die Leistungsberechti- die genau diese Einzelfälle klärt und dann eben gung prüfen. Wenn Sie dann zu einer vorüberge- auch die Leistungserteilung im Ermessenswege zu- henden Unterbringung kommen – was auch immer mindest ermöglicht oder vorsieht? das heißen mag –, können Sie sich ein Finanzie- rungssystem wie das vom autonomen Frauenhaus Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! vorstellen, für das es ja auch unabhängig vom Auf- enthaltsstatus zur Abwendung von Gefährdungen, Senatorin Stahmann: Das kann ich jetzt aus dem in dem Fall für Frauen, eine Vereinbarung mit dem Stand nicht sagen, aber wie immer ist es im Amt für Sozialressort gibt? Können Sie sich für die Konstel- Soziale Dienste mit Dienstanweisungen und fachli- lationen, über die wir eben gesprochen haben, eine chen Weisungen gut geregelt, und das gilt für Bre- ähnliche Vereinbarung mit den Notunterkünften men wie für Bremerhaven. vorstellen, damit gerade zur Abwendung der Tren- nung von Familien auch Nichtleistungsberechtigte Präsident Weber: Liebe Kolleginnen und Kollegen, untergebracht werden könnten? wir sollten uns mit den Zusatzfragen nicht zu weit von der ursprünglich gestellten Frage entfernen. Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Das passiert jetzt ein wenig.

Senatorin Stahmann: Temporär nehmen wir Nicht- (Beifall CDU) leistungsberechtigte auf, aber wir werden nicht auf Dauer Menschen, die keine Ansprüche auf Sozial- Frau Senatorin Stahmann antwortet im Namen des leistungen haben, aus unserem Sozialleistungssys- Senats. tem finanzieren können. Das ist ein Thema, das alle Großstädte in Deutschland und auch den Bund be- (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Ja, das kann sie schäftigt, wir haben auch in der Deputation schon gut!) mehrfach darüber berichtet. Ich gehe auch davon aus, Frau Leonidakis, dass wir darüber noch einmal Diese Zusatzbemerkung war jetzt auch überflüssig! vertieft in der Deputation sprechen. Insofern ist das, was Sie jetzt persönlich von ihr for- dern, natürlich auch mit dem Senat nicht abge- Präsident Weber: Frau Kollegin, eine weitere Zu- stimmt. Wenn Sie so in die Details gehen, sind das satzfrage? – Bitte! vielleicht auch Themen, die man in der Deputation sicherlich ausführlich diskutieren kann! – Bitte, Frau Abgeordnete! Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2551

Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Das haben Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte! wir schon, Herr Präsident, da sind aber einige Fra- gen offengeblieben! Abgeordneter Hinners (CDU): Das ist mir bekannt, wie Sie wissen. Mich interessiert vielmehr, ob Sie Präsident Weber: Ich meine, wir sind hier nicht in auch proaktiv auf die Straße gehen, nicht Sie per- der Deputation, wir sind hier in der Stadtbürger- sönlich, aber Ihre Behörde oder in diesem Fall be- schaft! auftragte Initiativen, um diesen Jugendlichen, die ja besonders gefährdet sind – darum geht es ja –, zu Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE): Richtig! Ich helfen. möchte aber darauf hinweisen, dass ich nach wie vor über die Konstellation obdachloser Kinder spre- Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! che. Insofern ist das sehr wohl vom Inhalt der Fra- gestellung gedeckt. Ich war aber sowieso fertig. Senatorin Stahmann: Die Koalition hat in den letz- ten vier Jahren das Streetworking finanziell massiv (Senatorin Stahmann: Darf ich noch etwas sagen?) besser ausgestattet. Wir haben mehr Sozialarbeite- rinnen und Sozialarbeiter, nicht nur rund um den Präsident Weber: Selbstverständlich, Frau Senato- Bahnhof, sondern auch in anderen Quartieren ein- rin! gesetzt. Ich glaube, dass das wichtige Maßnahmen sind, um auch zu den jungen Leuten gelangen und Senatorin Stahmann: Diese Frage habe ich beant- ihnen helfen zu können. wortet. Da, wo Kinder sind, nehmen wir Kinder in Obhut und machen noch Angebote für die gesamte Präsident Weber: Herr Kollege Hinners, eine wei- Familie. Da können Sie beruhigt sein. tere Zusatzfrage? – Bitte sehr!

Präsident Weber: Hat sich daraus jetzt wieder eine Abgeordneter Hinners (CDU): Ist Ihnen bekannt, Frage ergeben? Bitte nicht! dass viele der Minderjährigen, die auf der Straße leben, Opfer von Straftaten werden? (Heiterkeit SPD, CDU, BIW) Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Dann kommen wir jetzt zu der nächsten Zusatz- frage des Abgeordneten Hinners. – Bitte, Herr Hin- Senatorin Stahmann: Ich müsste jetzt ja jeden Ein- ners! zelnen ansprechen, ich kann zur Kenntnis nehmen, Herr Hinners, dass das ein Verdachtsmoment ist, Abgeordneter Hinners (CDU): Frau Senatorin, sie und ich glaube auch, dass es kein sicherer Ort ist, haben vorhin davon gesprochen, dass bestimmte wenn man sich nachts als Minderjähriger allein auf Maßnahmen getroffen werden, wenn Minderjäh- der Straße aufhält. Ich weiß aber, dass die Polizei rige auf der Straße angetroffen werden. Das setzt und die Sozialarbeiter, die auch zu ungewöhnli- aber ja voraus, dass Sie Kenntnis von den Minder- chen Zeiten unterwegs sind, ein Augenmerk darauf jährigen auf der Straße haben. Woher erlangen Sie haben und versuchen, alles in Richtung Sicherheit diese Kenntnis? zu gestalten.

Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage der Ab- geordneten Frau Steiner! – Bitte, Frau Abgeord- Senatorin Stahmann: Auf unterschiedliche Art und nete! Weise, Herr Hinners! Manchmal wird man durch einen Anruf darauf hingewiesen, dass sich Minder- Abgeordnete Steiner (FDP): Frau Senatorin, kön- jährige augenscheinlich auf der Straße aufhalten nen Sie sagen, wie viele der circa 500 Menschen und man sich nicht sicher sei, ob das gewollt sei, Frauen sind und ob es für sie noch einmal geson- etwa in den späten Abendstunden, oder auch derte Angebote gibt? durch Kontrollen der Polizei, die Minderjährige ohne Papiere antrifft und feststellt, dass sie nicht Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! dahin gehören. Dann werden Sorgeberechtigte ge- sucht und informiert. Sind keine Sorgeberechtigten Senatorin Stahmann: Der Anteil an Frauen ist ge- da, wird das städtische Jugendamt informiert, das ringer als der der Männer. Legen Sie mich nicht ist normales Geschäft zwischen der Polizei und der fest, er liegt meistens bei rund zehn Prozent, das ist Sozialbehörde. immer sehr unterschiedlich. Für wohnungslose 2552 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Frauen haben wir ein gesondertes Angebot der In- die wir dort haben, und wir sind jetzt in Gesprä- neren Mission in der Abbentorstraße, und es küm- chen mit den Trägern, die vor Ort mit den Woh- mern sich auch andere Streetworker speziell um nungslosen arbeiten und einzelne Angebote ma- diese Zielgruppe. chen.

Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte sehr! Präsident Weber: Zusatzfrage? – Bitte!

Abgeordnete Steiner (FDP): Frau Senatorin, kön- Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE): Sie wissen nen Sie eine Einschätzung dazu abgeben, wie die also nicht, ob hier relativ kurzfristig eine Räumung Verdrängung der Wohnungslosen vom Haupt- durchgeführt werden soll? bahnhof dazu führt, dass sie in den Nelson-Man- dela-Park wandern? Können Sie sagen, ob mehr Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Unterkünfte geplant sind, um dieser Verdrängung Herr zu werden? Senatorin Stahmann: Wie gesagt, wir sind im Ge- spräch mit allen Ordnungsbehörden und bemüht, Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! ein Verfahren zu finden, das die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzt, sondern Hilfen an- Senatorin Stahmann: Wir haben ausreichend bietet und die Menschen dort unterstützt. An einem Plätze für wohnungslose Menschen, die Streetwor- Punkt aber müssen wir auch aufpassen, nämlich ker sprechen auch alle Wohnungslosen, die sie tref- da, wo Leib und Leben in Gefahr sind oder Sicher- fen, an und weisen auf die Angebote hin. Einige heitslagen von der Feuerwehr als gefährlich be- Menschen möchten aber bewusst keinen Kontakt wertet werden. Dort müssen wir gemeinsam ein- zu Behörden. Es gibt auch Menschen, die den Kon- greifen, aber das geschieht in einem Zusammen- takt mit Behörden in Deutschland generell vermei- spiel. den, das muss man einfach so sagen, und wir haben Wohnungslose, die diese Angebote auch wahrneh- Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen men, manche länger, manche eben nur für einige nicht vor. Tage. Es gibt aber auch Menschen, von denen man denkt, sie seien wohnungslos, sie haben aber Mit Beantwortung dieser Anfrage ist die Frage- Schlafplätze und eine Wohnung und halten sich stunde beendet. einfach gern am Bahnhof auf. Aktuelle Stunde Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage der Ab- geordneten Frau Bernhard! – Bitte sehr! Für die Aktuelle Stunde ist von den Abgeordneten Strohmann, Frau Neumeyer, Röwekamp und Frak- Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE): Ich habe eine tion der CDU folgendes Thema frist- und formge- Frage bezüglich der Wohnungslosen am Güter- recht eingebracht worden: bahnhof. Das Gelände gehört der WfB, und ich möchte gern wissen, ob Sie mit ihr in Kontakt ste- Rot-grüner Senat ohne Plan und Ziel – Investoren hen, weil nach wie vor überlegt wird, die Men- brauchen verbindlichen Rahmen für die Innen- schen dort zu entfernen. Das sind ja nicht gerade stadtentwicklung wenige. Dazu als Vertreter des Senats Senator Günthner. Präsident Weber: Bitte, Frau Senatorin! Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Senatorin Stahmann: Wir sind in Kontakt mit der Strohmann. Innenbehörde, wir sind auch in Kontakt mit der WfB und der Feuerwehr. Die Bemerkungen, die ich Abgeordneter Strohmann (CDU)*): Herr Präsident, eben zur Ausweitung des Obdachlosensystems ge- meine sehr geehrten Damen und Herren! In der macht habe, zielen auch genau auf die Gruppe der Bremer Innenstadt, also im Gebiet zwischen Wall Menschen, die sich im Augenblick am Güterbahn- und Weser, sind derzeit verschiedene größere Bau- hof aufhält. Dort ist es ja auch zu Zwischenfällen maßnahmen in Umsetzung beziehungsweise in mit offenem Feuer gekommen, und wir wollen die Planung – Lloydhof, Sparkassen-Areal, Parkhaus Situation so klären, dass es für die Menschen sicher Mitte, Kaufhof, Jacobshof –, die die bauliche Ge- wird. Wie gesagt, es ist eine komplexe Situation, staltung sowie die Nutzung der Innenstadt grund- legend verändern werden. Diese Veränderung war Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2553

Gegenstand einer öffentlichen Anhörung des Bei- in Bremerhaven, und was macht unser Bürgermeis- rats Mitte/Östliche Vorstadt im November dieses ter Sieling, der, sage ich einmal, ansatzweise noch Jahres. Im Rahmen dieser Anhörung wurde seitens einen Anspruch hätte? Der gestaltet einmal eben vieler Anwesender bemängelt, dass es bisher we- eine Haltestelle an der um. der ein klares Anforderungsprofil für die zukünf- tige Gestaltung und Nutzung der Bremer Innen- (Beifall CDU, BIW) stadt durch die Stadtgemeinde Bremen noch einen Hinweis auf einen möglichen Beitrag der Stadtge- Auch eine tolle Nummer, ganz, ganz toll, ganz meinde Bremen zu einer solchen Umgestaltung wichtig! Umso ärgerlicher ist es, dass dieser Senat gibt. mutlos vorangeht und immer schön den Mittelweg! Ich sage Ihnen, in Gefahr und Not bringt der Mit- Dies haben wir zum Anlass genommen, um hier telweg den Tod! noch einmal, wie schon so oft, über die Problematik Innenstadt und das Versagen des Senats zu disku- (Beifall CDU) tieren und vielleicht noch einmal eine Chance zu nutzen, Sie aufzurütteln, bevor Sie vielleicht dieses Das ist unsere große Befürchtung. wichtige Projekt der Umgestaltung wieder an die Wand fahren. Es wäre ja nicht das erste Mal, denn Wir warten immer noch auf einen Masterplan. Es beim letzten Mal haben Sie es ja mit dem Lloydhof fehlt immer noch ein konstantes, allumfassendes auch schon wirklich völlig daneben organisiert! Leitbild der Stadt für die Innenstadtentwicklung, das ist als Orientierung für die Investoren notwen- (Beifall CDU) dig. So etwas gibt es bis heute nicht. Nach wie vor wird immer kleinteilig von Fall zu Fall irgendetwas Warum machen wir das hier, und worum geht es geplant, oder es werden irgendwo aktionistische eigentlich? Meine sehr geehrten Kolleginnen und Forderungen gestellt, aber Finanzmittel für größere Kollegen, wir reden hier über das Oberzentrum in Investitionen, für Baumaßnahmen, für Planungen Nordwestdeutschland. Wir reden hier über 65 000 im öffentlichen Raum stehen in diesem, im letzten Arbeitsplätze, die in dieser Innenstadt angesiedelt und im vorletzten Haushaltsplan nicht. sind. Wir reden hier über unser Herz, über die Herzkammer unserer Stadt, unseres Landes, die Wir erwarten – und ich glaube, nicht nur die CDU- wir seit Jahren stiefmütterlich behandeln. Wir ha- Bürgerschaftsfraktion, sondern die Investoren, ben nach wie vor einen zu geringen Anteil an Ver- diese Stadtgemeinde – klare Antworten und nicht kaufsflächen in der Innenstadt, darüber möchte ich so lächerliche Maßnahmenpapiere wie das letzte jetzt gar nicht diskutieren, wir haben nach wie vor des Wirtschaftsressorts zur Attraktivitätssteigerung eine sehr schwierige Aufenthaltsqualität und nach des Domshofs. Also, das war ehrlicherweise an wie vor keinen Erlebnischarakter. Sie müssen sich Peinlichkeit nicht mehr zu übertreffen! einmal vorstellen, wir, Bremen als Stadt, stehen im Moment in Konkurrenz zu Oldenburg, und auch da (Beifall CDU) sehen wir nicht so gut aus! Eigentlich ist mein An- spruch, wenn wir schon nicht hundertprozentig in Mit Blumentöpfen werden Sie hier niemanden in Konkurrenz mit Hamburg treten können, dann die Stadt holen! müssen wir zumindest doch einmal den Wettbe- werb mit Hannover angehen. Das, so habe ich den Wir müssen wissen, wir müssen gemeinsam ent- Eindruck, ist hier schon aufgegeben worden, es scheiden, was wir wollen. Wie stellen wir uns das reicht eben, wir sind uns selbst genug. Wenn das Wohnen, das Arbeiten vor, wie soll es sich in der unser Anspruch ist, dann ist das wirklich ein fatales Innenstadt entwickeln? Welche Gäste wollen wir in Signal! die Innenstadt locken? Was wollen wir ihnen bie- ten, damit sie auch kommen? Wir haben nach wie (Beifall CDU) vor kein Konzept für die innerstädtische Organisa- tion von Personen- und Wirtschaftsverkehren. Wir Dann frage ich mich: Was machen die verantwort- brauchen ein Förderprogramm zur Entwicklung lichen Senatoren und der Bürgermeister? Also gut, und Umsetzung von Cross-Channel-Angeboten. wenn man sich das jetzt einmal ansieht, Bausenator Der Einzelhandel verändert sich, das haben Sie ja Dr. Lohse wird ab Mai wieder in Hamburg einkau- auch schon einmal mitbekommen, Herr Senator, fen gehen, keine Frage, Herr Günthner flaniert in und das ist ein Prozess, den wir jetzt mitgehen müs- der Welt herum, vielleicht dann ab und zu einmal 2554 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

sen. Ich glaube, diesen Wettbewerb können wir an- Ich weiß aber, was Sie vorhaben. Es war ja so, ein gehen. Wir können uns nicht einfach hinstellen und Investor kam, machte Vorschläge, alle jubelten und sagen, Gott, das ist dann so mit dem Onlinehandel, widersprachen dem, was sie vorher noch behauptet und Amazon ist ganz böse, dieser amerikanische hatten. Ich habe so den Eindruck, dass Sie sagen, Krake, sondern ich glaube, da kann man Möglich- wir lassen das einmal laufen. Das funktioniert keiten finden, wenn man es nur will. nicht, denn Investoren erwarten Unterstützung! Sie erwarten nicht nur Zuschauer unter dem Motto (Beifall CDU) „Wir lassen den einmal machen, wir schauen uns das einmal an“. Wenn es funktioniert, waren wir es, Dann ist eine entscheidende Frage, was wir als ganz toll, wenn nicht, war es der böse Investor oder Stadt bereit sind, dafür auch zu bezahlen. Ich der Bund – wird ja auch immer gern genommen –, glaube, das ist ein entscheidender Punkt, und ein der Onlinehandel, die Grippewelle oder was auch noch entscheidenderer Punkt ist: Wer setzt es dann immer! um? Ich glaube nicht, dass die jetzt arbeitenden Ressorts das hinbekommen. Das ist jetzt noch nicht Ich sage Ihnen ganz ehrlich, wir haben im Moment einmal ein kritischer Vorwurf, nein, sie können gar in Deutschland wirklich ein hervorragendes Kon- nicht so richtig etwas dafür, sondern wir brauchen sumklima, und ich glaube, wir können nicht weiter hierfür eine Taskforce-Entwicklungsgesellschaft, zuschauen, dass jetzt trotzdem die Umsätze im wie man das macht. wichtigen Weihnachtsgeschäft gerade in Bremen stagnieren. Wir können nicht zuschauen, was im Ich will es auch an einem Beispiel erklären, wir ma- Umland passiert, was in den Einkaufszentren pas- chen das an anderen Punkten ja auch, und komi- siert, sondern wir müssen das jetzt angehen! Es ist scherweise geht es da: Wir haben in der letzten De- schon nicht mehr fünf vor zwölf, es ist schon dar- putationssitzung im Zusammenhang mit dem Ge- über hinweg. Jetzt, bitte, machen Sie endlich et- neralplan Küstenschutz und der Stadtstrecke dis- was! – Vielen Dank! kutiert. In den Gesprächen war klar, dass die Deichverbände nicht gewährleisten können, dieses (Beifall CDU) auch städtebaulich wichtige Projekt so umzuset- zen, und da haben wir 3,5 Stellen für Personen be- Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das schlossen, die sich darum kümmern. Warum geht Wort die Abgeordnete Frau Bernhard. das nicht auch bei so einem wichtigen Thema? Wa- rum geht das nicht? Die entscheidende Frage, Sie Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE)*): Sehr geehr- ignorieren dies völlig, Sie machen nichts dafür, Sie ter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wer- gehen es nicht an! ter Herr Kollege Strohmann, ganz so stimmt die Ge- schichte einfach nicht! Vor eineinhalb Jahren hat Was machen Sie? Sozialpädagogische Spielkreise! Zech angekündigt, er kaufe das Parkhaus, er reiße Entschuldigen Sie bitte, aber diese Ideenweltmeis- es ab, er gestalte alles um, es gebe auch diverse an- terschaft hat schon körperliche Schmerzen ausge- dere Vorhaben, man sollte ihm keine Steine in den löst, das sage ich Ihnen ganz ehrlich! Da gab es lus- Weg legen. Wir haben alle in den Medien gehört, tige Vorschläge mit dem Zeppelin über Bremen, al- das sei eine historische Entwicklung, wir müssten les gut, das kann man alles machen, aber da müs- diese Chance beim Schopf packen. sen doch Rahmen vorgegeben werden, da müssen doch Takte vorgegeben werden! So können wir Inzwischen aber gibt es ja gewissermaßen Reali- doch in der Innenstadt kein Geld verdienen und tätseinfluss. Diese Ideenmeisterschaft wurde im Arbeitsplätze generieren, wenn wir irgendwie Übrigen von Zech ausgerichtet. Es gibt eine kleine Spiel, Spaß, Spannung, Yogurette machen, das Kofinanzierung, das ist richtig, aber letztendlich funktioniert doch nicht, hat er es umgesetzt. Ich meine, natürlich war das ein Potpourri an Flausen. Niemand wird bestreiten, (Beifall CDU) dass wir wahrscheinlich keine Düne aufschütten, und wir werden auch keinen Zeppelin steigen las- um dann auch gleichzeitig gegenüber den Investo- sen. Was dort zusammengetragen wurde, war ren unter dem Motto „Ich wünsch’ mir was“ noch wirklich sehr bunt, aber diese ganze Diskussion hat Ansprüche zu formulieren, und dann wundern wir durchaus dazu geführt festzustellen, wir können uns, dass sie immer zurückhaltender werden! keine Einkaufscitys mehr machen, wie sie bislang waren. Das ist überholt. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2555

Ich wundere mich, wenn Sie immer noch feststel- Stadt auf der anderen Seite sagt, wie die Bedingun- len, dass uns Einkaufsflächen fehlen. Das ist gen eigentlich aussehen, wie wir das hinbekom- Quatsch! Diese Berechnungen sind inzwischen men, junge Leute sollen in die Stadt ziehen. Ich längst konterkariert. Wir müssen darüber nachden- habe auch ganz viel in der Diskussion gehört. Im ken, wie Nutzungsmixe aussehen, wie Wohnen, Übrigen war die CDU gar nicht anwesend, das Arbeiten, Aufenthalt, Restaurants und so weiter finde ich interessant. verbunden werden können, und wenn diese Ideen- meisterschaft zumindest eines hervorgebracht hat, (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Weil wir nicht auch in den jeweiligen Nebengesprächen, dann ist eingeladen wurden! – Zuruf Abgeordneter Bücking es Folgendes: Wir brauchen auch eine attraktive [Bündnis 90/Die Grünen]) Kleinteiligkeit, wir brauchen etwas, was Urbanität hervorbringt. Das stimmt nicht! Das stimmt doch überhaupt nicht! Ganz falsch! Und dann können Sie das zur Jetzt hat natürlich auch Herr Zech unter anderem Aktuellen Stunde machen? Das finde ich total festgestellt, dass er diese Urbanität nicht herstellen klasse! kann. Er ist darauf angewiesen, dass es letztendlich auch von der Stadtplanung im Grunde genommen (Beifall DIE LINKE) begleitet wird. Nun hat aber das Investorenherz großes Interesse daran, dass die Rahmenbedingun- Jedenfalls ist doch ganz interessant, was letztend- gen von der Stadt bezahlt werden, während gleich- lich in diesen Diskussionen auch aufgekommen ist! zeitig diese Attraktivitätsquoten bis hin zum ÖPNV Natürlich erwartet der Investor, dass diese Attrak- natürlich geliefert werden. Wir haben ja alles Mög- tivität auch von der Stadt gewährleistet und finan- liche im Nachgang dieser Ideenmeisterschaft de- ziert wird. Da sind Summen in den Raum geworfen battiert. Da geht es natürlich darum, dass man sa- worden, die sich in einem sehr hohen dreistelligen gen kann, die Quelle des Profits hätte er gern be- Millionenbetrag bewegt haben, das ist nicht ohne. halten, aber die Rahmenbedingungen soll die Stadt Es gab den laxen Hinweis, das machen andere schaffen. Das ist nicht die Vorstellung, die wir von Städte auch. Nun ja, ganz so ist es nicht: Andere Stadtentwicklung haben, und das ist, wie ich finde, Städte verkaufen keinen Grund mehr, schon gar auch nicht etwas, was nachhaltig wirken kann. nicht in der Innenstadt.

Wir hätten eigentlich einmal darüber sinnieren sol- (Abgeordneter Kastendiek [CDU]: Das stimmt len, was es bedeutet, wenn wir das Parkhaus be- nicht, was Sie sagen! Andere Städte machen das halten. Es gab die Ideen zum Gebäude am Brill, als sehr wohl!) man gesagt hat, da soll eigentlich Wissenschaft hin- ein. Das ist für jemanden wie Herrn Zech natürlich Wir werden gleich noch einmal über das Erbbau- hoch attraktiv, wenn man dort einen universitären recht diskutieren, auch das in dem Zusammen- Standpunkt hat, der über Jahrzehnte finanziert hang! wird. Stabilität ist ein hohes Gut, denn Mietver- träge im Einzelhandel erstrecken sich momentan Ich finde, natürlich müssen wir auch darüber nach- über eine Zeitspanne von drei bis fünf Jahren. Wir denken, wie wir denn zu den Aufenthaltsmöglich- müssen also davon ausgehen, dass das ein sehr keiten kommen. Wie kommen wir denn dazu, dass volatiles Geschäft ist. Das heißt also, wenn es da hier das mit dem ÖPNV gewährleistet wird? Wie eine Klammer gibt, die Langfristigkeit garantiert, bekommen wir denn Wohnen, studentisches Woh- ist das für jemanden, der in der Stadt investieren nen hin? Wir brauchen Gewerbemieten, die zum will, natürlich von Vorteil. Teil gedeckelt sind, denn sonst bekommen Sie keine kreativen Räume. Das Citylab ist uns ja ge- Wie kommen wir aber aus dem Dilemma heraus? rade entwendet worden, sage ich einmal. Wie wol- Das ist natürlich der Grundwiderspruch, der sich len Sie denn so etwas wie kreative Inseln schaffen, daraus ergibt, dass wir sagen müssen, auf der einen wenn die Leute, die das machen sollen, es nicht fi- Seite wollen wir die Urbanität, und auf der anderen nanzieren können? Das ist doch schwierig. Seite binden wir den Investor quasi letztendlich ein. Da bin ich der Meinung, das kann nur klappen, (Beifall DIE LINKE) wenn die Stadt entsprechende Vorgaben macht. Natürlich wollen wir nicht nur Wohnen für die Up- Das heißt also nicht, dass die Investoren gar die perclass, meinetwegen auf den grünen Dächern Rahmenbedingungen diktieren, sondern dass die mitten in der Stadt. Es geht nicht einzig darum. 2556 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Wenn wir einen Mix haben wollen, eine Mischung, auch sagen: Ohne Ressourcen und ohne Geld wird dann fällt sie nicht vom Himmel, und dafür muss es es auch auf städtischer Seite nicht gehen, das ist Kriterien geben. Diese Kriterien – das ist vollkom- vollkommen klar! – Danke! men richtig – muss die Stadt vorgeben. Ich fände sehr gut – und an der Stelle wäre ich mit den Inves- (Beifall DIE LINKE) toren total einer Meinung –: Macht einen städti- schen Plan! Letztendlich brauchen wir eine Crew, Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort die da auch zusammenarbeitet und nicht dem Ge- der Abgeordnete Remkes. zänk von Wirtschaft und Bau ausgeliefert ist, das ist ehrlich gesagt etwas nervtötend. Ich finde es auch Abgeordneter Remkes (BIW)*): Herr Präsident, sehr ein bisschen seltsam, dass es eine sehr wirtschaftli- geehrte Kollegen, sehr geehrte Besucher! Investo- che Komponente hat und weniger eine stadtpoliti- ren brauchen einen verbindlichen Rahmen für die sche, aber sei es, wie es ist! Darüber müssen wir Innenstadtentwicklung. In einem Papier zur Ent- nachdenken, wie wir so eine Crew hinbekommen, wicklung der City richten Verbände und Kammern die entsprechend darüber nachdenkt und auch einen Appell an den Senat und fordern Tatkraft letztendlich die Rahmenbedingungen bietet. und Visionen. Warum muss immer erst Nachdruck ausgeübt werden? Für den immensen Wandel, man In dem Zusammenhang kann sich dann natürlich kann schon fast sagen, eine Neugestaltung unserer durchaus ein Investor einfinden, aber nur, wenn es Innenstadt, unseres Herzens hier sollte seitens des darum geht, dass man nicht sagt, wir schöpfen den Senats doch etwas mehr Elan gezeigt werden. Rahm ab, und ihr bildet im Grunde genommen mehr oder weniger das Fundament, auf dem es auf- (Beifall BIW) gebaut werden kann. So läuft es nicht! Das wird eine ganz harte Auseinandersetzung, die auf allen Jacobshof, City-Galerie, Bremer Carree, Lloydhof, Ebenen zu führen ist, und wenn wir in Bremen ei- die Neugestaltung des Geländes der Sparkasse am nigermaßen eine Perspektive haben wollen, gibt es Brill und die von Kurt Zech geplanten City-Gale- dazu überhaupt gar keine Alternative. rien, das alles bedeutet für unsere Stadt einen Auf- bruch in die Zukunft. Seien wir froh, solche Inves- (Beifall DIE LINKE) toren zu haben, die unsere Stadt bereichern wollen und werden! Ich fand es bei den Feststellungen und bei den De- batten am Rande dieser Ideenmeisterschaft und Die Handelskammer und verschiedene Verbände auch jetzt bei der Veranstaltung des Beirats sehr in- haben die Gelegenheit sogar genutzt, eine Bot- teressant, dass es darum gegangen ist, wie denn schaft an den Senat zu richten. In einer sogenann- die jungen Leute hereinkommen. Wir haben sogar ten Bremer Erklärung zur Innenstadtentwicklung Stimmen aus dem Publikum gehört, die gesagt ha- legten sie – der Handelsverband Nordwest, die ben, ich war ein paar Jahre lang weg, ich bin jetzt Handelskammer selbst, der Deutsche Hotel- und zurückgekommen und war vollkommen erschro- Gaststättenverband, die City-Initiative und die Ar- cken, was sich in der Überseestadt entwickelt hat. chitektenkammer – ihre gemeinsame Position und Das ist ja kein positives Beispiel. So etwas brau- die Vorstellungen dar. chen wir in der Innenstadt nicht noch einmal: In- vestoren, die ihre Würfelbauten hinstellen und Wir wollen, dass der Senat sich der Sache aktiv letztendlich hochpreisiges Wohnen anbieten, ohne schnellstens annimmt. Es gibt rund eine Milliarde auf ein Konzept verpflichtet zu werden, das letzt- Euro Investitionsvolumen, das in den nächsten Jah- endlich dieser Stadt auch angemessen ist. Darum ren in die Innenstadt fließen soll. Die Erklärung ist muss es gehen. ein Appell an die Politik, dass etwas getan werden muss und die nötigen Weichenstellungen vorberei- (Abgeordneter Imhoff [CDU]: Genau das brauchen tet werden. Eine Zukunftsvision muss nun verwirk- wir! – Abgeordneter Strohmann [CDU]: Genau licht werden, um unsere Stadt zielführend für die das!) nächsten Jahrzehnte attraktiv und interessanter für Geschäftsleute, Touristen, Bürgerinnen und Bürger Deshalb kann es nicht darum gehen, dass man zu gestalten. sagt, na ja, wir brauchen freies Feld für die Inves- toren, sondern letztendlich einen Punkt, an dem Unsere Verwaltung beziehungsweise unser Bau- man sagt, hier sind die Flanken, an denen müsst ihr und Wirtschaftsressort lassen sehr zu wünschen üb- euch orientieren, und dann muss man natürlich rig, denn man traut sich anscheinend nicht an so Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2557

große Projekte heran. Die Gründe dafür liegen teils ausstrahlen und somit auch unsere Stadt wieder le- in der Vergangenheit. Keiner will, dass sich zum bendiger, bunter und vielfältiger darstellen kön- Beispiel der Fall Lloydhof wiederholt. So geht es nen. nicht, und so wird auch kein Schuh daraus, meine Damen und Herren! Die Herren Zech und Jacobs Wir hoffen nur, dass die Verwaltung – wer auch im- stehen besonders für den geplanten Wandel unse- mer dafür zuständig ist – ebenso die Planung von rer Innenstadt, und da brauchen sie die Unterstüt- Verkehrsströmen berücksichtigt und auch dement- zung des Senats. sprechend parallel zukunftsweisend dazu plant. Wir möchten nicht, dass die Bremer Bürgerinnen (Beifall BIW) und Bürger feststellen müssen, dass Bremen eine der schlechtesten Landesregierungen der Republik Diese Herren sind Geschäftsleute, wollen Taten- hat. drang sehen und kein „Wir können einmal lang- sam beginnen“. Welche Impulse braucht unsere Zum Schluss: Es gibt noch viel zu tun, packen Sie Verwaltung denn überhaupt noch, damit es endlich es endlich an, damit wir keinen der Investoren ver- einmal losgeht? Investoren wollen nicht lange war- lieren und die Bürgerinnen und Bürger stolz sein ten, bis etwas beginnen soll. Hinderlich ist sicher- können auf ihre Stadt! – Danke für Ihre Aufmerk- lich wieder einmal fehlendes Personal in den Res- samkeit! sorts. Ein Tipp von uns: Richten Sie ein zentrale Stabsstelle für das Gesamtkonzept ein, für die (Beifall BIW) Steuerung der Gesamtabläufe, sonst verlieren Sie wieder einmal viel zu viel Zeit! Wir brauchen Visi- Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort onäre und Macher für so ein Konzept, und wenn der Abgeordnete Bücking. Ihnen dafür Fachleute fehlen, bitte, dann stellen Sie sie eben ein! Das Projekt muss zielführend, Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen): fachlich sauber und zügig vorangetrieben werden. Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist nicht ganz einfach, darauf jetzt einzugehen, weil es (Abgeordneter Rupp [DIE LINKE]: So einfach ist auch ein irrsinniges Wirrwarr von Argumenten ge- die Welt!) wesen ist, und man spürte deutlich, Heiko Stroh- mann hatte schon einmal Themen, bei denen er An die Adresse des Bau- und Wirtschaftsressorts: sehr viel pointierter und sehr viel mehr auf den Machen Sie sich diese Projekte vielleicht einmal Punkt in der Lage war, den Senat herauszufordern. zur Chefsache! Das Herz unserer unterschiedlichen An dieser Stelle hat er sichtlich Mühe gehabt, sei- Bedürfnisse von Touristen und Bürgern, Anwoh- nen Faden zu finden. nern und unseren Händlern ist unsere Stadt. Be- bauungspläne und Ortsgesetze müssen angefasst Gehen wir die Sache jetzt im Einzelnen durch! Zu- werden. nächst schauen wir, weil es ja die meisten beson- ders interessiert, auf diesen Komplex „Kar- „Die Innenstadt ist eben kein Unternehmen, die stadt/Kaufhof/Parkhaus“ Mitte. Was ist passiert, Demokratie hat ihren Preis, Dinge brauchen ihre seitdem Kurt Zech diese Idee als Antwort darauf Zeit.“ So waren die Worte unseres Bürgermeisters, lanciert hat, dass ihm bekannt wurde, die Stadt will Herrn Carsten Sieling, aber bitte warten Sie nicht noch einmal 15 Millionen Euro in das Parkhaus in- zu lange, denn wir wissen ja, was dabei heraus- vestieren, um da dem Einzelhandel mehr Platz zu kommt! Ich denke einmal an den OTB in Bremer- verschaffen? Es war innerhalb von Tagen so, dass haven. zwischen der Stadt und Kurt Zech die Verhandlun- gen begonnen hatten, ob sich aus diesen Ideen et- Wir brauchen eine Verbesserung der Aufenthalts- was machen lässt. Sehr schnell konnte die Stadt sa- qualität, eine Ausweitung der Fußgängerzonen mit gen, zu welchen Bedingungen es möglich ist, das Rundläufen, mehr Verkaufsflächen und auch genü- Parkhaus Mitte herauszurücken. gend Parkplätze. Dass das Vorhaben nicht in einem Jahr fertiggestellt werden kann, wissen wir alle. Es ist ja nicht banal, da wird in jedem Jahr für die Wir können die Attraktivität der Stadt Bremen nur BREPARK eine Million Euro gemacht, da sind ins- steigern, wenn wir einen Mittelpunkt weit über gesamt etwa 1 000 Parkplätze. Das ist ein offenkun- Bremens Grenzen hinaus gestalten und wieder dig zentraler Baustein für diesen ganzen Komplex, über den wir jetzt gerade reden, also muss man ei- nen Moment über die Konditionen nachdenken. 2558 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Darüber wurde kurz nachgedacht, und es wurde einmal, lasst uns alle klugen Köpfe, die wir errei- sehr deutlich gemacht: Herr Zech, Sie können die- chen können, zusammenrufen und darüber nach- ses Parkhaus kaufen, es gibt aber eine Bedingung! denken, was die Zukunft von Innenstädten ist! Wa- Sie müssen sicherstellen, dass da nicht mehr ge- rum wurde es auf diese Weise gemacht? Weil es of- parkt wird. Sie müssen sich also mit den Eigentü- fenkundig nicht einfach zu beantworten ist, was die mern der Kaufhof-Immobilie einigen, die Rechte Zukunft der Innenstädte ist, weil nämlich die Ver- auf dieses Parkhaus haben und selbstverständlich änderungen in einem dramatischen Tempo stattfin- jetzt im Moment den Vorteil genießen, dass die Au- den! tos direkt auf ihr Dach fahren können, weshalb man dann da günstig den Fernseher wegtragen Herr Strohmann, Sie wissen es auch, das haben Sie kann. ja auch hier vorgetragen: Mittlerweile bieten die großen Nachfrager nach Einzelhandelsflächen ge- Also war klar, die besondere Hoffnung auf Kurt rade einmal noch drei Jahre an und nicht länger. Zech lag darin, dass er in der Lage ist, diesen gor- Damit muss man aber auch umgehen. Früher war dischen Knoten aufzulösen, der sich zwischen es völlig selbstverständlich, man hat gesagt, unten Parkhaus Mitte, -Immobilie und Kaufhof- im Haus kommen soundso viel tausend Quadrat- Immobilie geschnürt hatte und alles blockiert. Das meter Einzelhandel hinein, dann haben wir ein war das, was er uns versprochen hat. Das war das, Haus finanziert, und der Rest ist Sahne. So ist das was plötzlich uns alle elektrisiert hat, weil wir der nicht mehr, sondern da muss neu erfunden werden. Meinung waren, jetzt ist es möglich, in der Herz- kammer dieser Stadt eine zeitgemäße Antwort auf Auch die klassischen Bürohäuser werden heute an- den großen Strukturwandel zu finden, der im Mo- ders genutzt, als es früher der Fall gewesen ist. Da- ment über alle Innenstädte hineinbricht. Also hat mals hat man irgendeinen Konzern gefunden, der die Stadt gesagt, okay, du kannst es kaufen, wir hat 5 000 Quadratmeter Bürofläche nachgefragt, rechnen einmal aus, was es kostet, aber zeige uns, und dann war das geklärt. dass du dir mit den Eigentümern der Kaufhof-Im- mobilie, DIC, einig bist! (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Oder die BAB!)

Diese Einigung – das weiß ja nun auch jeder, der So etwas gibt es nicht mehr, sondern man muss Zeitung liest – hat auf sich warten lassen und lässt jetzt kompliziert Geschäftshäuser als Orte organi- noch immer auf sich warten. Einige Voraussetzun- sieren, in denen Kooperation stattfindet, Ideen pro- gen dafür sind mittlerweile geschaffen worden, duziert werden, temporäre Nutzer auftreten und all denn es ist ganz offenkundig, irgendwann hat der das. Mit anderen Worten: Jeder, der sein Geld im Eigentümer des Kaufhof-Konzerns, die Hudson’s Moment in der Innenstadt investiert, ringt mit der Bay Company, wieder und wieder in die Bücher ge- Frage: Können wir diese Zukunft bewältigen? schaut, Ärger mit seinen Aktionären bekommen, und in der Konsequenz war er bereit, eine Mehr- (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Ja!) heitsbeteiligung von Karstadt, also in diesem Fall Herrn Benko, zu akzeptieren. Das haben Sie alles Ja! Da hat Herr Zech wie auch wir und viele andere beobachtet, das ist Monat für Monat in den ent- Beteiligte einige Fragen, und mit der Beantwortung sprechenden Gazetten gewesen, und es war nahe dieser Fragen muss man sich beschäftigen. Dieser liegend, dass Kurt Zech sich mit den Eigentümern Ideenmarathon hat das mit den Mitteln versucht, der Kaufhof-Immobilie nicht einigen konnte, bevor die zur Verfügung standen. Daraus ist alles Mögli- nicht dieser Prozess abgeschlossen war. Jetzt ist er che entstanden, auch so Sachen, die man eher dem abgeschlossen, und das Kartellamt hat zugestimmt. Kindergeburtstag zuordnet. Das als sozialpädago- Die Hoffnungen darauf, dass das irgendwie diesen gischen Stuhlkreis zu interpretieren, ist allerdings, Prozess jetzt beschleunigt, sind groß. muss ich ehrlich sagen, von keiner Sachkenntnis getrübt – von keiner! –, denn wer das zu lesen ver- Jetzt geht es weiter darum, wie diese Zeit seitdem steht, wer da zugehört hat, weiß, dass da sehr ernst genutzt worden ist. Sie ist unter anderem auf Initi- zu nehmend überlegt worden ist, wie es denn aus- ative von Kurt Zech genutzt worden, indem er in sehen kann, wie es denn gehen kann. Kooperation mit der Stadt diesen Ideenmarathon einberufen hat. Das ist etwas Ungewöhnliches ge- (Beifall Bündnis 90/Die Grünen – Zuruf Abgeord- wesen, weil erstens darüber nicht die Dollarzei- neter Strohmann [CDU]) chen oder Eurozeichen gemalt waren, sondern es war die ausdrückliche Erwartung, verdammt noch Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2559

Ich zeichne das wegen der Zeit gar nicht im Detail im Moment nicht vom Handeln der Stadt ab, son- nach, aber es zu denunzieren, halte ich für sehr ab- dern es hängt vom Handeln der privaten Investoren wegig. ab. Alles andere zu erzählen, ist Unsinn!

Jetzt geht es weiter! Wir sind in Bezug auf dieses (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) Projekt im Moment in der Situation, dass Herr Zech wieder und wieder, wenn er in der Öffentlichkeit Jetzt kommt der Gedanke von Claudia Bernhard: auftritt, gefragt wird: Wann geht es denn nun end- Sie sagt, hier haben wir die öffentlichen Interessen, lich los? Das ist doch klar, wir sind alle gespannt da haben wir die privaten Interessen, und die öf- wie ein Flitzebogen und auch in Sorge, ob es fentlichen Interessen müssen von Senat und Politik klappt. Wir fragen ihn das, und er antwortet darauf, formuliert und dann wie eine Art von außen kom- wie ein guter Kaufmann antwortet – und das dürfte mendes Gesetz über die Dinge gestülpt werden, Herr Zech auf jeden Fall sein, man kann über alles dann können wir sicher sein, dass alles gut aus- Mögliche in Bezug auf Herrn Zech streiten, nur geht. Wenn die Welt so einfach wäre! nicht darüber! –: „Nun, ich hätte den Teppich gern, andererseits ist er da unten ein bisschen angesto- Die Königsdisziplin der Stadtentwicklung ist ge- ßen, ich gehe, glaube ich, wieder, vielleicht will rade herauszufinden, wie man es hinbekommt, meine Frau ihn doch nicht haben, oder wenn Sie dass auf der einen Seite das private Bürgertum, das meinen, dann können wir ja noch einmal ein Wort private Unternehmen auf dem Grundstück sitzt darüber reden, auf jeden Fall nicht zu den Preisen, und sich die Öffentlichkeit davor über die Fußwege die wir schon einmal aufgerufen haben.“ Ist doch und Straßen bewegt, und wie man diese Beziehung klar, er denkt darüber nach, wer die Risiken der zueinander organisiert. Das ist die entscheidende Entwicklung finanziert, was ich eben gerade vor- Frage an die Stadtentwicklung, und das ist ein her zu erklären versucht habe. Kunststück. Da braucht man den richtigen Mo- ment, da braucht man die richtige Gelegenheit, Wer also macht das? Macht es die Stadt, indem sie und dann braucht man auch ein hartes Genick, da- bereit ist, einen Rabatt auf das Parkhaus einzuräu- für bin ich ganz fest. Nur zu glauben, dass es jetzt men, macht es DIC, indem sie bereit ist, der Krise darum ginge, auf Karopapier aufzumalen, wie es vorzugreifen, die eintritt, wenn sich eines Tages dann einmal aussehen soll, und damit würde man Kaufhof zurückzieht und so weiter? Das ist völlig dem ganzen Prozess irgendetwas Gutes tun, das ist legitim, muss man sich aber auch nicht eins zu eins naiv, das ist abwegig. zu Eigen machen, denn wir handeln auch legitim, indem wir die öffentlichen Interessen zu wahren Was tun wir? Wir schreiben auf, welche Ziele wir versuchen. haben. Diese Ziele haben wir hier in die Bürger- schaft eingebracht, und dafür haben wir Mehrhei- Also bitte ich darum, bleiben Sie alle nüchtern, ten gefunden, die sagen, wir wollen, dass diese nehmen Sie nicht alles wortwörtlich, sondern be- Häuser als Geschäftshäuser in einem gut organi- obachten Sie den Prozess! Im Moment läuft er eher sierten öffentlichen Raum stehen, dass es ein ver- in die richtige Richtung. Ob das bis zum Schluss so nünftiges Netzwerk von Wegebeziehungen gibt, ist, wissen wir noch nicht, aber er läuft. Deswegen, wir wollen, dass sich zusätzlich andere Nutzungen meine Damen und Herren, muss man, wie gute als Einzelhandel in der Stadt etablieren, vom Woh- Kaufleute – das fällt aber der Öffentlichkeit schwer nen über Büro, Hotel, Gastronomie und so weiter, und der Politik erst recht! –, einmal ein bisschen das wir wollen, dass sich weniger Autos und mehr Wasser halten und warten, dass die Dinge ausrei- Menschen in der Innenstadt aufhalten. Das sind fen. unsere Ziele, und dann muss das konkret werden.

(Abgeordneter Strohmann [CDU]: So wie bei den Dann muss man genau überlegen, wie in Zukunft letzten Malen!) die Knochenhauerstraße oder die Pelzerstraße or- ganisiert werden. Wir haben gesagt, es wäre ein Nein, das ist überhaupt nicht wie beim letzten Mal, großes Glück, wenn man die Kleine Hundestraße, kein bisschen wie beim letzten Mal! Ich sage Ihnen die im Zentrum der Stadt im Moment wie eine Hun- nicht oder verwette auch nicht meine Hand dafür, dehütte organisiert ist, endlich wieder freilegen dass das gut ausgeht. Dass das gut ausgeht, kann könnte. Ja, darum geht es, aber es ist doch nicht so, keiner garantieren, aber es hängt an dieser Stelle dass wir das heute einfach nur beschließen müss- ten, und morgen wäre es dann so, denn komischer- 2560 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

weise sind alle Dinge, die jetzt im Moment im öf- (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Nein, weil Sie fentlichen Raum sind, genehmigt, verbrieft im geschlafen haben! – Unruhe) Grundbuch, überbaut, in der Hand von Privaten. Also ist es eine Aufgabe für Politik, für Verhandeln, Ich würde Sie jetzt bitten, ganz kurz die Luft anzu- für Abpassen der richtigen Gelegenheit, im richti- halten und vielleicht weiterzuschlafen, damit ich gen Moment den Fuß in die Tür zu stellen, und da- das zu Ende erzählen kann! Der ZOB wird jetzt auf mit sind wir im Moment beschäftigt. die neuen Formen von Mobilität, die sich rund um Flixbus und andere gebildet haben, eine Antwort (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) geben. Es war am Anfang nicht zu erkennen, wie stabil das sein wird, wie weit das gehen wird. Ich Das Bild, dass diese Innenstadt insgesamt, ich sage gehörte immer zu denen, die gesagt haben, beeilt einmal, in Blockade geraten sei, was ein Unterton euch einmal, und das ist die Sache mit den Gele- von Heiko Strohmann war, ist völlig verkehrt! Wir genheiten in der Stadtentwicklung: Die Chance hat haben im Moment eine rege Investitionstätigkeit, sich aber erst zu einem bestimmten Zeitpunkt ge- ein paar Leute behaupten, wir haben diese Größen- boten, und dann haben wir danach gegriffen. In der ordnung schon lange nicht mehr gehabt, und da ist Tat haben wir, Frau Bernhard, uns nicht alles von eine ganze Reihe von Dingen dabei, die im Mo- dem Investor, der sich da etabliert hatte, abverlan- ment der Innenstadt richtig neue Energie hinzufü- gen lassen. So könnten wir das jetzt im Einzelnen gen. durchgehen.

(Abgeordneter Strohmann [CDU]: Können Sie ein- Wir können auch kurz über das Sparkassengelände mal ein Beispiel nennen?) sprechen.

Wenn wir jetzt einmal ganz kurz anhalten an die- (Zurufe – Glocke) sem schwer umkämpften Thema City Gate am Bahnhofplatz: Da gehen die Meinungen auseinan- Ah, ein Weihnachtsglöckchen! Ich komme zum Zu- der, ob das schön geraten ist oder nicht, aber jetzt gabenteil! ist doch erkennbar, dieser Platz hat plötzlich eine Kante, diese Straßen haben plötzlich einen Raum, (Abgeordneter Dr. Buhlert [FDP]: Den hat aber kei- man hat auf einmal eine Vorstellung davon, wie ner angefordert! – Unruhe – Glocke) sich diese Stadt für Leute präsentiert, die neu in der Stadt ankommen. Und was macht dann der Senat? Präsident Weber: Lieber Herr Kollege, Ihre Rede- Richtigerweise sagt Herr Mäurer, wir wollen da zeit ist um! Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu einmal richtig dafür sorgen, dass es sauber ist, wir müssen, Sie haben die 15 Minuten aufgebraucht. wollen einmal dafür sorgen, dass diese Verwahrlo- Ich gebe Ihnen aber noch drei Sätze! sungstendenzen ein Ende haben und dass da Licht angemacht wird. Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen): Drei Sätze geben Sie mir noch? Ich wünsche allen (Abgeordneter Dr. Buhlert [FDP]: Hat lange genug frohe Weihnachten und insbesondere unserem Prä- gedauert, diese Erkenntnis!) sidenten Gesundheit und Glück!

Ehrlich gesagt finde ich, das ist genau das, was die (Beifall Bündnis 90/Die Grünen – Abgeordneter Rö- öffentliche Seite jetzt tun muss, um die Schwung- wekamp [CDU]: Geredet hat er 15 Minuten, gesagt masse dieser Investitionen für die Stadt zu nutzen. hat er nichts!)

Das Gleiche machen wir in Bezug auf Mobilität Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort beim ZOB. Das hat lange gedauert, das war quä- der Abgeordnete Schäfer. lend, es hatte auch etwas damit zu tun, dass Private die Hand auf dem Grundstück hatten. Abgeordneter Schäfer (LKR)*): Sehr geehrter Herr Präsident, meine lieben Kollegen! „Bremische Bür- (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Das stimmt doch gerschaft“ steht da am Pult, wir sind hier in Bre- gar nicht!) men, und verzeihen Sie mir, wenn ich das als Au- ßenstehender so sage: Ich würde immer sagen, wir Ja, das stimmt! haben den Anspruch, Bremen zu gestalten, und wir haben alle eine eigene Idee davon, wie Bremen funktioniert und wie wir miteinander leben wollen. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2561

Diese Debatte finde ich, gelinde gesagt, abstrus. Sögestraße bringt und ob ein Sportartikelhersteller Wir haben in dem Antrag der CDU zur Aktuellen ein paar Quadratmeter mehr braucht oder nicht. Stunde den Vorwurf an den Senat – und er mag zu Recht bestehen –, keine rechte Idee dafür zu entwi- Wir wissen, die Gesellschaft verändert sich, wir ckeln, wie es mit der Bremer Innenstadt weiterge- wissen, die Leute kaufen anders ein. Sie kaufen im hen soll. Der Vorwurf heißt, so wie ich ihn lese, dass Internet ein und nicht mehr in den Geschäften. Wir der Senat das so ein bisschen delegiert: Da machen wissen auch, dass die soziale Interaktion anders ist. wir einen Ideenworkshop und schauen einmal, ob Die Leute gehen heute nicht mehr in die Diskothek, jemand eine Idee hat, oder wir haben einen Inves- um jemanden kennenzulernen, sondern sie nutzen tor und schauen, was für Anforderungen der hat, Tinder und Parship. Na und? Das ist so! aber man formuliert nicht proaktiv, was man selbst will. Es mag ja sein, dass Hannover und Oldenburg im Moment einen Schritt voraus sind, aber wer sagt Ganz ehrlich, ich sehe auch aufseiten der Union denn, dass das so bleiben muss? Noch einmal: Wir überhaupt nicht irgendeine Idee, wie es hier funk- müssen unsere Stadt gestalten und eine eigene Vi- tionieren oder weitergehen soll, und ich frage mich, sion davon entwickeln, wie das funktioniert! wie geht denn das zusammen mit der Bremischen Bürgerschaft. (Abgeordnete Dr. Schaefer [Bündnis 90/Die Grü- nen]: Machen Sie doch einmal einen konstruktiven (Abgeordnete Dr. Schaefer [Bündnis 90/Die Grü- Vorschlag! Sie haben gar keinen Vorschlag ge- nen]: Wir hören allerdings auch nichts von Ihnen an macht!) Vorschlägen!) Ich habe einzelne kleine Ideen! Wir reden ja hier nicht über Einzelhandelsflächen oder darüber, ob wir hier noch einen Sportartikel- (Abgeordnete Dr. Schaefer [Bündnis 90/Die Grü- hersteller haben, sondern wir reden darüber, wie nen]: Aber sagen Sie doch einmal, dafür stehen Sie wir wollen, dass unsere Stadt funktioniert. Verzei- doch vorn! Machen Sie doch einmal einen Vor- hen Sie mir, wenn ich das als Außenstehender so schlag! – Abgeordneter Eckhoff [CDU]: Warum soll sage als jemand, der keine gesellschaftlich rele- er denn mehr machen als Robert Bücking? Mensch, vante Gruppe vertritt und auch keinen großen Vor- Frau Dr. Schaefer! Ist doch völliger Quatsch! – Hei- rat an Zukunft hat, aber Sie als Vertreter der Frak- terkeit, Beifall CDU, BIW – Zuruf: Wir wollen ein tionen und Vertreter gesellschaftlich relevanter paar Ideen haben!) Gruppen müssen doch eine Idee haben, was Sie mit dieser Stadt machen wollen, Sie müssen doch dafür Wollen Sie ein paar Ideen haben? Ich halte es zum kämpfen, dass diese Entwicklung eine bestimmte Beispiel für einen Fehler, dieses ganze Thema nach Richtung hat! Nichts davon sehe ich hier. Ich sehe den Bedürfnissen großer Anbieter durchzudekli- immer nur, dass wir uns gegenseitig vorhalten, nieren. Ich glaube, wenn man so eine Stadt denkt, keine Ideen zu haben in einer so wichtigen Frage, dann muss man auch immer aus Sicht des Nutzers was wir mit unserer Stadt machen. oder desjenigen denken, der in die Stadt hinein- geht, und ich würde mir zum Beispiel wünschen, Dann höre ich so Formulierungen wie „die Zukunft was die Einzelhandelsflächen angeht, dass es dort bewältigen“. Hallo? Wir müssen die Zukunft nicht auch attraktive Angebote von Anbietern geben bewältigen, wir müssen die Zukunft gestalten. Das kann, die es sich eben nicht leisten können, in so ist unsere Aufgabe als Politiker. einer Stadt wie Bremen eine Fläche zu mieten. Des- wegen müsste man darüber nachdenken, ob es (Beifall BIW) eine Form von Umlagen gibt, um entsprechenden attraktiven Angeboten eine Möglichkeit zu geben, Natürlich hat die Zukunft Risiken, aber die Zukunft sich darzustellen, aber das ist nur ein Einzelaspekt. hat auch Chancen. Wir müssen doch dafür kämp- fen, dass unsere Idee, wie unsere Stadt funktionie- Ich habe auch nicht den Anspruch, hier ein Kon- ren soll, nach vorn gebracht wird, und da erwarte zept für die Innenstadt zu entwickeln. Wie gesagt, ich von Ihnen eine andere Idee als von Ihnen, und ich bin hier Außenseiter, ich bin fraktionslos, ich ich erwarte, dass wir uns konstruktiv damit ausei- bin hier Einzelkämpfer, aber von so einer Fraktion nandersetzen und streiten in einem Wettbewerb, wie der CDU oder von so einer Fraktion wie den was wir wollen, wie diese Stadt funktioniert, unab- Grünen würde ich erwarten, dass sie als Repräsen- hängig davon, wie viel Rendite eine Miete in der tanten einer gesellschaftlich wichtigen Gruppe 2562 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

eine eigene Idee davon haben, wie die Stadt funk- Wandel – auch das haben wir in der Debatte gehört tioniert, und dass Sie dafür kämpfen, dass Sie dafür – ist notwendig. Wie schön erleben wir unsere streiten und sich nicht die ganze Zeit gegenseitig Stadt, wenn abends beim Musikfest, bei der Gro- vorwerfen, keine Ideen zu haben. Ich gebe zu, ßen Nachtmusik, die Stadt belebt ist, an jeder Ecke meine Ideen sind auch relativ beschränkt – das etwas stattfindet, wenn viele Menschen da sind, gebe ich zu –, aber noch einmal: Sie haben hier ei- auch die wenigen, die hier wohnen, direkt aus ih- nen anderen Aufschlag, eine andere Relevanz. ren Türen treten. Wie schön erleben wir sie bei La Strada, und wie schön können wir unsere Innen- (Zuruf Abgeordneter Kastendiek [CDU]) stadt erleben, wenn wir sie denn entsprechend um- gestalten, wenn wir mehr auf Aufenthaltsqualität Herr Kastendiek, was ich Ihnen sage, ist, dass Sie als auf Kaufqualität setzen, wenn wir mehr Wohn- es nicht schaffen, die Steilvorlage des Senats, der raum schaffen, mehr Möglichkeiten hier schaffen, hier ohne eigene Ideen antritt, zu kontern, indem weil natürlich auch dadurch Raum frei wird, dass Sie als Fraktion eigene Ideen bringen! Bringen Sie Arbeitsplätze in die Überseestadt verlagert wurden nicht, und jetzt sagen Sie mir als Einzelabgeordne- und Gewerbe hinausgezogen ist, weil Büroräume tem, ich bringe es auch nicht. dort modern und attraktiv gestaltet sind und nicht renoviert werden müssen. Insofern ist alles eine (Zurufe CDU) Riesenchance, die wir hier haben und die es zu er- greifen gilt. Ich lege den Finger in die Wunde und sage, dass wir hier als Bürgerschaft komplett versagen, weil Dankenswerterweise gibt es ja Investoren, die gar wir die Zukunft nicht gestalten, sondern weil wir nicht gewartet haben. Die Familie Jacobs baut ihr lamentieren und uns gegenseitig die Schuld dafür Stammhaus und die , um. Die Projekte zuweisen, dass wir hier keine Vision entwickeln, danach werden angegangen. Die warten dankens- wie es mit dieser Stadt weitergeht. Das ist ein ge- werterweise nicht auf die Stadt, weil sie eine Vision meinsames Problem, da schließe ich mich ein, aber haben. Man kann auch nicht immer auf die Stadt es ist ein Problem, und wenn wir uns diesem Prob- warten. Manchmal würde ich mir wünschen, dass lem verweigern, werden wir unserer Aufgabe hier die Stadt einfach schneller wäre. Der Busterminal nicht gerecht! – Vielen Dank! wurde angesprochen. Es war doch klar, dass wir so etwas brauchen. Natürlich kann man auf Gelegen- (Abgeordneter Kastendiek [CDU]: Schlauberger! heiten warten, aber beim Fußball ist es zumindest Da kommt nur heiße Luft!) so, dass man ein gewisses Pressing spielen muss, damit sich die Gelegenheit auch ergibt und man Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort das Tor erzielen kann. der Abgeordnete Dr. Buhlert. (Beifall FDP) Abgeordneter Dr. Buhlert (FDP): Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wie froh Es muss also agiert werden. Wir müssen hier nicht kann Bremen sein, dass es Investoren gibt, die Vi- nur Einzelhandelspunkte und Verkaufsflächen im sionen für die Innenstadt haben, die Geld in die Kopf haben. Natürlich spielt das alles eine Rolle, Hand nehmen und die Innenstadt gestalten wollen! aber das betrifft die Frage, welcher Einzelhandel in Bremen insgesamt stattfindet. Natürlich wird in der (Beifall FDP) Innenstadt besonderer Einzelhandel gebraucht, und dafür muss es Angebote geben, aber das wird Wenn wir diese Debatte verfolgen, dann müssen in Zukunft viel mehr neben Arbeiten, neben Kultur wir uns ja fragen: Verschrecken wir sie nicht? Das und neben Wohnen nur ein Aspekt der Innenstadt müssen wir uns doch wirklich fragen, denn sie wol- sein. Das müssen wir doch gemeinsam denken, und len doch eines wissen – und diese Frage der Inves- insofern müssen wir auch überlegen, wie das an toren ist berechtigt –: Welche Vorgaben, welche welchen Stellen organisiert wird, weil wir diejeni- Rahmenbedingungen macht die Stadt? Das wollen gen sind, die am Ende bei Bebauungsplänen ge- sie in Kaufmannsmanier ausdiskutieren und austa- fragt sind, hier in der Stadtbürgerschaft darüber rieren, natürlich mit dem Ziel, die eine oder andere abzustimmen. Unterstützung von der Stadt für ihre Vorhaben und Ideen zu bekommen. Das ist ein ganz normales Die Investoren wollen aber auf der anderen Seite Verhalten und nicht zu kritisieren, aber von beiden auch verlässliche Vorgaben, weil sie natürlich nicht Seiten zu wissen. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2563

in Planungen investieren und weiter dem nachhän- dann auch den Rahmen zu gestalten und von uns gen wollen, von dem sie dann merken, dass sich vorzugeben. dafür keine Mehrheiten finden. Deswegen ist da ein Dialog notwendig, und deswegen muss es auch Ich habe, wie es öfter so ist, mir ein paar Punkte schneller gehen. Dann werden eben Fragen ge- notiert, die Investoren eben erwarten und die Bre- stellt. Was passiert mit den wegfallenden Parkplät- men liefern muss. Bremen muss jetzt verlässlich zen in der Innenstadt, wo bauen wir neue, beim sein. Es müssen Möglichkeiten da sein, wirklich mit Sparkassengelände? Das ist ja von den Investoren den Macherinnen und Machern auszutarieren, was dort angeboten, und wenn wir das machen, was für denn sein soll. Wenn da weiter Unklarheiten bei In- Parkplätze brauchen wir eigentlich in Zukunft? vestoren bestehen, dann wäre das fatal. Wir müs- Brauchen wir Ladestationen für autonom fahrende sen auf deren Fragen Antworten entwickeln, und Elektrofahrzeuge, oder was muss es sein? Wofür wir müssen unsere Antworten als Stadt geben. Wir müssen wir uns auf jeden Fall vorbereiten, welche müssen Visionen haben, wohin wir wollen, und die Zukunft gibt es dort? müssen wir vermitteln und dann schauen, dass die Investoren ihre Version mit unseren Versionen Natürlich ist es so, dass manches auch nicht so übereinbringen und sich dann die Innenstadt ent- schnell geht, wie man will, weil die Eigentumsver- sprechend ändert und gestalten lässt. hältnisse schwierig sind, die Problematik mit Kar- stadt und Kaufhof wurde angesprochen. Trotzdem Ich habe – und das habe ich mir zum Abschluss auf- gilt es aber doch, als Stadt klar zu sagen, was wir gehoben, weil es so richtig und wegweisend für wollen, und dass wir dieses Parkhaus Mitte herzu- diese Debatte ist – ein Zitat mitgebracht, das ich in geben bereit sind, um dort eine Perspektive für die einer Weihnachtskarte gefunden habe, die mich Innenstadt weiter zu öffnen. Das ist doch klar, das gerade erreicht hat. Das ist, glaube ich, ganz wich- muss auch deutlich werden, und das muss auch je- tig, und das sollten wir uns für die ganze Innen- dem klargemacht werden. stadtdebatte zum Leitsatz machen – es ist von Willy Brandt –: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusa- (Vizepräsident Imhoff übernimmt den Vorsitz.) gen, ist, sie zu gestalten.“ Das wünsche ich mir für die Innenstadt. – Vielen Dank! Wir müssen natürlich dann auch andere Sachen umgestalten. Domsheide, ja, man mag darüber la- (Beifall FDP) chen, Heiko Strohmann, aber auch das ist eine Frage, wie man damit umgehen will. , Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das ewig nicht vorangekommen, und wir müssen eben Wort der Abgeordnete Reinken. schauen, dass wir an all diesen Stellen nicht nur Weltmeister im Ankündigen sind, sondern auch Abgeordneter Reinken (SPD): Herr Präsident, Weltmeister im Umsetzen werden, denn sonst meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kol- bleibt es bei den guten Ideen, und lauter gute leginnen und Kollegen! Ich will es einmal so sagen: Ideen, die nicht umgesetzt werden, machen am Diese Debatte finde ich ein bisschen gespenstisch, Ende auch ein schlechtes Klima und vermiesen ei- wie sie jetzt hier geführt wird. Ich würde gern die nem auch die Aufenthaltsqualität, weil man an jede Menschen draußen, die jetzt die Stadt besuchen, Ecke schaut und sagt, da sollte doch Folgendes um sich beispielsweise unseren genialen Weih- sein, dies hätte doch so sein können, und dann jede nachtsmarkt anzuschauen, während die Busse bis Vision mit der Realität vergleicht. Wir müssen da hin zum Bahnhof stehen, einmal fragen, wie sie also schneller werden und etwas umsetzen. diese Stadt empfinden.

Überlange Genehmigungsverfahren werden im- (Zurufe CDU) mer wieder beklagt, ja, auch da gilt es dann zu fra- gen, das ist eben angeklungen: Haben wir an den Ich würde einmal im Sommer die vielen städtischen Stellen genügend Personal, dass gehandelt wird? Touristen, die hier in der Stadt auflaufen – stei- Ob wir da noch eine Taskforce einsetzen oder wie gende Touristenzahlen! – fragen, wie sie die Stadt auch immer wir dieses Ganze nennen wollen, wir empfinden und wie sie eine solche Debatte empfin- brauchen Menschen, die etwas umsetzen! Es den, wie wir sie hier führen. Es ist doch völlig ab kommt nicht darauf an, das Ganze neu zu organi- von der Realität, wie hier diskutiert wird! sieren, es gibt dafür Zuständigkeiten. Es gibt die Notwendigkeit, entsprechend zu handeln und (Befall SPD) 2564 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Da ist doch nicht mehr die Bemühung, vielleicht ist Charakter der Innenstadtentwicklung und der Dis- es hier auch nicht der Ort und die Aktuelle Stunde kussion, die darüber geführt wird, überhaupt nicht auch nicht der Zeitpunkt, um komplexe Probleme angemessen. sehr differenziert diskutieren zu können, weil es hier mehr um das Holzschnittartige geht, um das (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) Draufhauen. Vielleicht ist das so. Wenn es so ist, ist es schade. Diese Debatte, die wir jetzt hier führen, Jeder, der unvoreingenommen und mit offenen Au- geht aber doch völlig an der Realität der Bremer In- gen durch die Stadt läuft, sieht doch die Verände- nenstadt und auch an den konkreten Planungen rungen. Es ist doch nicht so, dass sich in dieser und Überlegungen vorbei, die sich um das in der Stadt nichts tut! Wir sehen realisierte Projekte, Tat ganz zentrale und komplexe Thema Parkhaus gleich hier um die Ecke das ATLANTIC Hotel, wir entwickeln und alles, was darum herum ist. Da ist sehen die Markthalle Acht. Wir sehen Projekte, die doch mittlerweile viel mehr und viel klüger zu dis- im Bau sind, wie das Kühne-Gebäude und das Ja- kutieren, als es sich hier in dieser Debatte wider- cobs-Gebäude. Übrigens auch einmal zu der Frage, spiegelt, das will ich einmal sehr deutlich sagen! was Politik damit zu tun hat: Das Jacobs-Projekt, das, was Jacobs macht, was er vorhat, ist natürlich (Beifall SPD) in engem Kontext mit politischer Diskussion ent- standen, und wenn wir uns entschieden haben, das Ich bin fest davon überzeugt, und das ist meine Kontorhaus zu verkaufen, dann ist das ja auch Be- Wahrnehmung, dass das Thema Innenstadtent- standteil einer Entwicklungskonzeption der Innen- wicklung mit den unterschiedlichen Baustellen, an stadt in diesem Bereich und nicht etwas, was völlig denen es entwickelt wird – und gerade auch um fern von politischen Entscheidungen läuft. Das City dieses Parkhaus Mitte herum –, in der Stadt eines Gate ist gebaut oder fast fertig, Robert Bücking hat der am meisten diskutierten Themen ist. Sehr in- eben darauf hingewiesen, auch auf die Debatte, in tensiv ist in unterschiedlichen Foren darüber disku- der alle sagen, ob es gut ist oder nicht. Die Planun- tiert worden, in unterschiedlichen Formen daran gen zur Sparkasse und zum Lloydhof gehen weiter. gearbeitet worden, es konnten Ideen und Vor- Es gibt Veränderungen in dieser Stadt, und das schläge eingebracht werden, und auch die Politik sind Projekte, bei denen die Interessen der Grund- hat in einem sehr intensiven Austausch mit der Be- stückseigentümer und der Investoren mit den Inte- völkerung, mit Beiräten, mit Investoren, mit Pla- ressen der Stadt in einen Dialog und in einen Kon- nern gestanden. Das wird hier in der Debatte völlig sens gebracht werden müssen und werden. negiert, und diese Aktuelle Stunde ist sozusagen der tollste Beweis dafür. Eines ist doch auch völlig klar: Diese Vorhaben, die in der Stadt laufen, die sich zu einem schöneren Da macht der Beirat Mitte ungefähr 14 Tage, nach- Stadtbild zusammenfügen und auch durchdacht dem hier im Haus der Bürgerschaft, glaube ich, das sind, kann doch die Stadt nicht als Investor schul- große Innenstadtforum war, eine Veranstaltung mit tern, weder planerisch noch finanziell noch ausfüh- den Investoren, mit den Ressorts, mit den Planun- rend. Wir brauchen Investoren, und natürlich brau- gen zu den einzelnen Projekten, die in der Innen- chen wir die Einbindung ihrer Planungen in eine stadt sind, mit den Ergebnissen dieses Innen- passende, behutsame Entwicklung, die den einzig- stadtwettbewerbs – auch da fehlt ein Teil der Bür- artigen Charakter unserer Innenstadt stärkt. Mein gerschaftsfraktionen, ist nicht anwesend, stellt sich Eindruck ist aber, dass wir da sehr deutlich auf ei- nicht der Diskussion, da diskutiert Heiko Stroh- nem sehr guten Weg sind. mann dann aber nicht mit –, davor war dieser Ide- enwettbewerb sehr intensiv, davor haben die SPD (Beifall SPD) und die Fraktion der Grünen im Frühjahr eine große Konferenz hier im Haus gemacht, auch mit Unser Ziel ist klar, wir haben das im Bürgerschafts- den Investoren. Am Ende des Tages wird aus einer antrag bereits im vorigen Sommer formuliert: Wir Veranstaltung des Beirats Mitte, von der hinterher wollen eine Innenstadt, die von den Bremerinnen ein Redakteur der „Bild“-Zeitung schreibt, „Der In- und Bremern als ihre Innenstadt wahrgenommen vestor liest der Stadt die Leviten“ – der Redakteur und angenommen wird, sowohl kommerziell als der „Bild“-Zeitung war nicht einmal anwesend! –, auch als Aufenthaltsort, Angebote für Einkaufen, eine Aktuelle Stunde, in der hier nur kleine Facet- Arbeiten, Kultur, Wohnen, urbanes Zentrum mit ten der Innenstadtentwicklung vorgetragen wer- Tradition, ein Anziehungspunkt auch als Oberzent- den. Das halte ich für völlig falsch, und das ist dem rum für das Umland und für die Touristen von nah und fern, und der Weihnachtsmarkt ist gerade ein Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2565

wunderbarer Beweis dafür, dass es auch klappt. Ich zwei Widersprüche, „gute Ideen“ und „Umset- bin fest davon überzeugt, dass wir mit dem, was wir zen“!) auf den Weg gebracht haben, gegenwärtig auf ei- nem guten Weg sind. Sie feiern sich dafür, dass Sie Ideen auf den Tisch bringen, aus denen dann nichts wird. Robert Bücking hat zu Recht auf ein paar Probleme hingewiesen, die vielleicht für den einen oder an- (Beifall SPD) deren hier zu kompliziert sind. Richtig ist, dass es immer Rückschläge gibt und man nie genau weiß, Ich denke auch an Ihre drei tollen Investitionspro- ob eine Idee, die entwickelt wird, sich bei den kom- jekte, die Sie da am letzten Wochenende mit Ihrem plizierten Umständen auch völlig realisieren lässt. Kandidaten vorgestellt haben, das letzte noch nicht Ich will aber auch noch eines sagen: Manchmal ist einmal mit Ihrem Kandidaten! Das war jetzt auch es auch nicht schlecht, dass es Rückschläge und noch nicht so der Renner für zukunftsweisende Po- Verzögerungen gibt. litik in dieser Stadt!

Ich möchte zum Thema Lloydhof, liebe Kolleginnen (Beifall SPD) und Kollegen, aus einer Bürgerschaftsdebatte über den Lloydhof aus dem Jahr 2016 zitieren. Der Kol- Ich finde im Übrigen auch die Kritik daran, dass lege Kastendiek von der CDU hat damals etwas man versucht, das im Rahmen von Ideenwettbe- sehr Aufmerksames gesagt, er hat gesagt: „Wenn werben herauszufinden, reichlich arrogant, das will man sich anschaut, welche Möglichkeiten es in an- ich einmal sehr deutlich sagen! Ich fand, es war deren Städten gibt – letztes Jahr konnte man im eine kluge Idee, dass man sich wegen der Tatsa- ‚Handelsblatt‘ eine entsprechende Aufstellung le- che, dass man nicht von heute auf morgen den Bag- sen –, dann stellt man fest, in über 30 Städten sind ger anrollen lassen kann, weil es noch Hürden gibt, Shoppingcenter innenstadtnah und nicht auf der die nicht überwunden sind, etwas Zeit nimmt und grünen Wiese geplant.“ gemeinsam mit Wissenschaft, mit Investoren, mit Politik, mit Verwaltung und Planern nachdenkt, Er sagte dann weiter zu Nürnberg, Singen, Moers, wie die Innenstadt aussehen kann. Da sind an ganz Pirmasens und so weiter: „Wollen Sie behaupten, vielen Stellen dann auch die Schnittstellen dazu, dass diese Städte attraktiver sind als Bremen? Ich dass die öffentliche Hand handeln und Entschei- sage, nein, das Gegenteil ist der Fall! Bremen ist ei- dungen treffen muss, und das wird sie auch tun. gentlich attraktiver, und deshalb müssen solche In- vestitionen – Shoppingcenter in der Innenstadt – Wir haben in der Bürgerschaftsdebatte Anfang des auch in Bremen stattfinden.“ Das Projekt am Lloyd- Jahres sehr deutlich gesagt, was wir wollen. Ich hof ist in der Tat gescheitert, nur, was war das Er- glaube, das muss man nicht alles noch einmal in Er- gebnis, gerade auch der Diskussion mit den Inves- innerung rufen. Wir wollen selbstverständlich The- toren? Dass die Investoren in der öffentlichen Ver- men wie Wohnen, wir müssen, wenn es um die In- anstaltung sagen, gut, dass das gescheitert ist! Wir nenstadt geht, Themen wie Innenstadtlogistik an- wissen, dass geschlossene Shoppingcenter in ei- gehen, wir wollen gute Erreichbarkeit für alle Ver- nem Innenstadtbereich, in dem sozusagen eine kehre. Selbstverständlich muss da auch das Thema Stadt für sich abgebildet ist, nicht mehr das Projekt Parkhäuser erneut diskutiert werden. Wir wollen der Zukunft sind. Wir sind ganz froh darüber, dass attraktive öffentliche Wegebeziehungen und auch wir heute auch im Rahmen von Zukunftsforen und die vielfältigen öffentlichen Plätze darin einbezie- Zukunftsideen darüber diskutieren können, wie es hen. weitergehen kann. (Abgeordneter Kastendiek [CDU]: Laber, laber, la- (Abgeordneter Röwekamp [CDU]: Jetzt feiern Sie ber!) sich schon für das Scheitern! Sensationell! – Heiter- keit CDU) Laber, laber, laber, genau, Herr Kastendiek!

Na ja, lieber Kollege Röwekamp, wir feiern uns da- (Abgeordneter Röwekamp [CDU]: Wer will das für, dass wir gute Ideen umsetzen. nicht?)

(Lachen CDU – Abgeordneter Röwekamp [CDU]: Da sind wir uns bei Ihnen nicht so ganz sicher! Wir Ich denke, es ist nichts geworden aus dieser Idee! – wollen natürlich auch, dass öffentliche Projekte ei- Abgeordneter Eckhoff [CDU]: Darin sind schon nen angemessenen Platz in der Innenstadt finden, 2566 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

und das werden sie auch, aber völlig klar ist, das riesigen Ideen für diese Straßen für die Wirtschafts- sind Themen, die man nicht jetzt einmal eben verkehre zu entwickeln, muss es doch für diese schnell über das Knie brechen wird, sondern über- wirkliche Bremer Besonderheit und Bremer all dort, wo es Herausforderungen gibt, muss es Scheußlichkeit irgendwie einen Plan geben, diese sich organisch entwickeln. Straßen aufzuwerten.

Überhaupt nicht richtig finden wir, dass jetzt mit Ferner, wie man nicht bauen sollte, sehen wir doch Hinweis darauf, dass es ein ungelöstes Problem im gerade am Hauptbahnhof. Zu den merkwürdigen Bereich des Parkhauses Mitte gibt, der Politik unter Ausführungen des Kollegen Bücking, da wäre eine der Überschrift „Haltet den Dieb!“ der ganze Kom- Chance geschaffen worden: Da ist eine Chance plex vor die Füße gelegt wird. Ich glaube – und da verbaut worden, wahrlich verbaut worden mit die- würde ich dem Kollegen Dr. Buhlert ein bisschen sem hässlichen Teil, das der Stadt für Jahrzehnte folgen –, dass das gemeinsame Interesse an einer auf das Gemüt schlagen wird! Genau das andere Entwicklung der Innenstadt perspektivisch für Bre- haben wir dann auch mit dem Gebäude von Gale- men etwas wichtiger ist, als hier nur kurzfristiges ria Kaufhof, das doch wohl hoffentlich bald Wahlkampfgeplänkel aufzuziehen. – Herzlichen schließt, damit man es endlich in die Luft jagen und Dank! dort hoffentlich endlich eine Rekonstruktion wie in anderen Städten des Baubestands vor dem Abriss (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) 1964 wieder hinsetzen kann, auf dass der Stadt- raum in der Tat strukturiert wird. Das wären mei- Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das nes Erachtens Visionen von Stadtbild e. V. und Vi- Wort der Abgeordnete Tassis. sionen für die Bremer Innenstadt.

Abgeordneter Tassis (AfD)*): Sehr geehrter Herr Wagen Sie ein Konzept für die nächsten Jahre und Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen des Ho- in der Tat auf Jahrzehnte hinaus ein Rekonstrukti- hen Hauses! Ich bin dem Kollegen Strohmann sehr onskonzept, das wir auch schon hier zwei-, dreimal dankbar, dass er Hannover und Oldenburg er- diskutiert haben! wähnt hat. Hannover, wenn Sie dahin fahren, eine gewissermaßen moderne Vision einer Stadt mit ei- (Abgeordneter Dr. Buhlert [FDP]: Nein, Sie haben ner kleinen angeschlossenen Altstadt, die ja selbst das vorgeschlagen, und wir haben das abgelehnt!) als Erzeugnis der Zerstörung durch den Weltkrieg vom damaligen Stadtbaurat von Hannover zusam- Ja eben! Ich habe es vorgeschlagen, und Sie haben mengestellt worden ist, also insgesamt eine mo- es abgelehnt, und das können Sie auch noch ein derne Vision, die aber funktioniert. drittes Mal machen, die Bremer Bürger sollen auch wissen, dass Sie das ablehnen! Jedenfalls brauchen In Oldenburg haben Sie das Gegenteil von Hanno- wir keine riesigen Ideen und Visionen, sondern ver, eine erhalten gebliebene Altstadt mit einer ge- schlicht und ergreifend ein Ja zur Rekonstruktion wissermaßen angeschlossenen Vision der Mo- so bedeutender Baufelder wie dem vom Parkhaus derne, dem ganz gut eingefügten Einkaufszent- und der Galeria Kaufhof, wo einmal eines der be- rum, für das wenig alte Bausubstanz niedergeris- deutendsten alten Häuser des Historismus des ge- sen werden musste. Beides sind Erzeugnisse jahr- samten europäischen Kontinents gestanden hat. – zehntelanger Stadtplanung, eines jahrzehntelan- Vielen Dank! gen Wollens einer Bürgerschaft, die mit den jewei- ligen Vorfindlichkeiten von 1945/1946 umgegan- Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das gen ist und zwei erfolgreiche Innenstädte geplant Wort der Abgeordnete Strohmann. und durchgesetzt hat. Es gibt da nur jeweils klei- nere Korrekturen in beiden Städten. Abgeordneter Strohmann (CDU): Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Eigent- In Bremen haben wir offensichtlich ein solches kla- lich wollte ich mich erst nach dem Senator melden, res Konzept pro Altstadt/pro Moderne nicht. Bei aber ich glaube, da wird jetzt auch nicht viel mehr uns steht alles bunt in der Gegend herum. Wir ha- kommen. ben tote Ecken wie in keiner der beiden anderen Städte, die Wandschneiderstraße und andere Lieber Herr Kollege Reinken, das hat dem Fass kleine Straßen, von denen wir mindestens zehn im schon ein bisschen den Boden ausgeschlagen! Ich Altstadtbereich haben, sind tote Ecken, die es so in komme aber gleich dazu! anderen Städten nicht gibt. Anstatt irgendwelche Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2567

Sehr geehrter Herr Kollege Schäfer, ich kann Ihnen Das nächste Beispiel, ZOB! Weil Sie nicht erkannt nur raten, gehen Sie einmal auf die Internetseite haben, dass die Busverkehre in Deutschland libe- www.cdu-bremen.de! Da sind dann Downloads, ralisiert werden und sich entwickeln werden, ha- Positionspapiere, und da werden Sie das sehen, ben Sie es verschlafen, dieses Grundstück, als es was die CDU – das haben Sie ja gefordert – schon Brache war, zu kaufen. Sie haben gewartet, bis ein im Jahr 2012 vorgeschlagen hat, wie man die In- Investor kam und es gekauft hat, um es ihm wieder nenstadt entwickeln könnte. Manchmal bildet Le- teuer abzukaufen. Ich hoffe, Sie alle haben da Pro- sen. visionen bekommen, dann hat es wenigstens noch einen Sinn gehabt. Und Sie wundern sich, dass wir Dann komme ich zu Ihnen, lieber Herr Kollege uns Sorgen machen, wie Sie hier seit zwölf Jahren Reinken! Ich finde es schon ziemlich abenteuerlich, arbeiten? Sie sagen, Sie wundern sich, dass wir uns was Sie von sich gegeben haben, dass wir jetzt ein- Sorgen machen? mal kurzfristig hier eine Aktuelle Stunde machten, um Ärger zu verursachen. Sie sagen, das habe alles Ich habe heute auch in dieser Diskussion wieder noch Zeit, wir könnten ruhig bleiben. Nein, wir gelernt – es tut mir leid –: Sie können es einfach werden nicht mehr ruhig! Wir haben im Jahr 2012 nicht! Sie können es einfach nicht! genau dies vorgeschlagen und Ihnen, der Koalition, angeboten, hier in einen gemeinsamen gesamtge- (Beifall CDU) sellschaftlichen Dialog zu treten. Da haben Sie uns verlacht! Erst als Zech kam und sagte, Mensch, das Sie müssen einfach wirklich abgewählt werden, könnten wir doch machen, da haben Sie auf einmal damit dieser Einzelhandel – –. Dann auch noch den alle Hurra gerufen! Weihnachtsmarkt zu nehmen! Entschuldigung! Gut, dass wir den noch haben, sonst würde alles in Lieber Herr Kollege Bücking, einmal zu dem der Waterfront, bei Dodenhof oder beim Weserpark Gleichnis des Teppichs, da hatte ich etwas anderes. stattfinden. Das ist ja das Einzige, was wir noch ha- Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wenn Sie in ein Tep- ben! pichgeschäft gehen, wissen Sie, was dann passiert? Der Teppichhändler verkauft Ihnen acht syntheti- (Beifall CDU) sche Teppiche als Perser! So sind Sie nämlich auf- gestellt. Was Sie hier für Behauptungen aufstellen! Jetzt sagen Sie mir einmal bitte, was haben Sie denn mit dem Weihnachtsmarkt zu tun? Nichts! Zum Lloydhof, was Sie da über den Kollegen Kas- Auch das war damals noch in Ihrer Regierungszeit, tendiek gesagt haben, das ist falsch, das ist defini- dass es hier mutige Leute in der Behörde gab, die tiv falsch! gesagt haben, wir machen das jetzt so gegen den Widerstand der politischen Klasse. Ich war damals (Abgeordneter Reinken [SPD]: Steht aber so im nicht ganz dabei, aber ich habe es – –. Wie gesagt, Protokoll!) wir entwickeln hier etwas. Das ist ja das Überle- bensprogramm dieser Innenstadt gewesen, aber Nein, er hat gesagt, dass Shoppingcenter, überall wir können ja nicht das ganze Jahr über Weih- werden Shoppingcenter in Deutschland – –. Sie nachtsmarkt machen. Das geht nicht. Das ist the- wollten doch ein Shoppingcenter! Wir haben von matisch ein bisschen schwierig. vornherein, auch in diesem Positionspapier 2012, klar und deutlich gesagt, wir wollen keinen Klotz! Ich erwarte von einer Regierung, dass sie hier Pfos- Wir waren es, die immer gesagt haben, wie Sie es ten einsetzt und sagt, so können wir es machen, planen mit dem Lloydhof, wird es nie funktionie- lasst uns das gemeinsam machen! Da haben Sie ren, weil es viel zu klein ist, weil es gar kein Anker versagt, nicht erst seit gestern oder vorgestern, son- sein kann. Wir haben immer gesagt, die Stadt ist dern seit sieben, acht, neun, zehn Jahren. – Vielen verrückt, diesen Lloydhof zu verkaufen! Sie haben Dank! ihn teuer gekauft, billig verkauft, und jetzt geht die WfB hinein! Super Entwicklung für den Einzelhan- (Beifall CDU) del! Haben Sie hervorragend gemacht! Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das (Beifall CDU) Wort Herr Senator Günthner.

Und Sie wundern sich, dass wir uns Sorgen ma- chen? 2568 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Senator Günthner*): Sehr geehrter Herr Präsident, Was kann der stationäre Handel dem Onlineshop- meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bre- ping entgegensetzen, wie ihn für sich nutzen? Sie mer Innenstadt boomt mit einer Vielzahl von Groß- haben hier ja in so eher despektierlicher Weise und Schlüsselprojekten und hat in den vergange- über die von Herrn Zech mit initiierte Ideenmeis- nen 30 Jahren keine vergleichbare Entwicklung er- terschaft gesprochen. Wissen Sie eigentlich, warum lebt, wie wir sie heute sehen. Deswegen schreiben er die angestoßen hat? Weil dieses Thema – wie wir nicht nur über die Begleitmaßnahmen „Bremen sieht eigentlich die Innenstadt in zehn Jahren aus, wird neu“, sondern „Bremen wird neu“ gilt eben wie sieht der Mix aus Handel mit unterschiedlichen und gerade auch für all das, was in der Innenstadt Angeboten, Wohnen, Leben, Arbeiten in der In- passiert. nenstadt aus? – ein Thema ist, das nicht nur in Bre- men relevant ist und zu dem sich natürlich auch ein Wer von den vielen Kritikern und selbst ernannten Investor Fragen stellt, bevor er investiert, sondern Experten hätte vor fünf Jahren gedacht, dass wir auch in anderen Städten relevant ist! Gerade wenn heute an dem Punkt stehen, an dem wir uns aktuell man viel unterwegs ist, kann man in einigen ande- befinden? Das Balgequartier rund um das alte Ja- ren Städten auch sehen, was nicht funktioniert. cobshaus in der Obernstraße befindet sich im Bau, Deswegen war es genau richtig, diese Ideenmeis- der Neubau von Kühne + Nagel ist weit vorange- terschaft so aufzusetzen, sich auch den offenen und schritten, das City Gate vor dem Hauptbahnhof freien Blick über viele Fragestellungen zu erlauben steht kurz der Fertigstellung, der Lloydhof ist ein und damit auch die Frage zu stellen, wie denn die spannendes Entwicklungsprojekt eines privaten Innenstadt der Zukunft aussehen soll und was wir Investors geworden, und das Sparkassenareal am dafür in Bremen machen müssen. Deswegen haben Brill wird aktuell beplant. Die Tatsache, dass dies wir als Bremer Senat diese Ideenmeisterschaft auch nur eine kleine Auswahl von Projekten ist, zeigt, gern mit unterstützt, weil doch völlig klar ist, der wie beachtlich die Entwicklung der Bremer Innen- Ausgangspunkt für einen Teil dieser Diskussion ist stadt aktuell ist und welche weitreichenden Verän- das Areal rund um das Parkhaus Mitte gewesen. derungen noch bevorstehen. Ich will jetzt nicht zu sehr in die Geschichte einstei- Für den Bremer Senat steht die Innenstadtentwick- gen, aber wer hier so tut, als wäre die Frage, wie lung ganz oben auf der Agenda, und wir tun alles, man mit dem Parkhaus Mitte umgeht, eine Frage, was erforderlich ist, um den Rahmen zu bilden, in die so im Vorbeigehen – Sie haben ja den Eindruck dem die begonnenen und bevorstehenden Ent- erweckt, Sie hätten schon im Jahr 2012 gesagt, lasst wicklungen erfolgreich weitergeführt und umge- uns das mit dem Parkhaus Mitte machen – gelöst setzt werden können. Von Trägheit oder Tiefschlaf werden kann, die Frage der Grundrechte, die da- des Bremer Senats kann nur derjenige reden, der – rauf liegen, die Frage, was mit dem Parken pas- mit Verlaub! – entweder in der Sache nicht auf Ball- siert, die Frage, wen man dafür findet und was man höhe ist oder aber den festen Willen hat, erfolgrei- mit der Immobilie machen kann: Das ist ein biss- che Entwicklungen zum eigenen politischen Nut- chen komplexer, und deswegen gibt es dazu auch zen schlechtzureden, und das, meine Damen und intensive Gespräche. Klar ist aber, dass wir sowohl Herren von der CDU, werden wir Ihnen nicht mit der Ideenmeisterschaft bundesweit Aufmerk- durchgehen lassen! samkeit erzeugt haben als auch mit dem, was in der Bremer Innenstadt stattfindet, inzwischen bundes- (Beifall SPD) weit Aufmerksamkeit erzeugen, weil Bremen für viele Investoren hoch attraktiv ist, und dafür wollen Die Bremer Innenstadt – das zeigen die genannten wir als Senat auch zukünftig einen entsprechenden Beispiele – ist für private Investoren höchst attrak- Rahmen zur Verfügung stellen. tiv, und sie ist es nicht trotz, sondern wegen des po- litischen Wirkens des Senats. „Bremen wird neu“, so wie wir das sagen, ist es also kein leeres Versprechen, sondern beschreibt die Die Fragen, meine Damen und Herren, sind doch reale Entwicklung, die wir in Bremen sehen kön- ganz andere: Wie sieht die Innenstadt des 21. Jahr- nen. Den positiven Schwung für die Entwicklung hunderts aus? Da haben Sie, Herr Strohmann, vor- der Innenstadt wollen wir als Senat zum Wohle hin, als der Hinweis kam, so eine lockere „Wieso, Bremens weiter nutzen, und ich kann nur all denen, ist doch völlig klar!“-Handbewegung gemacht. die sich lieber in Schmollecken setzen, von dieser Stelle aus zurufen: Machen Sie lieber aktiv bei der (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Ja, ich kann positiven Gestaltung Bremens mit! Ihnen das einmal erklären!) Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2569

(Abgeordneter Strohmann [CDU]: Machen wir ja!) Erbbauzinssatz senken – für eine nachhaltige öf- fentliche Bodenpolitik! Wir sind auf einem sehr guten Weg, unsere Innen- Antrag der Fraktion DIE LINKE stadt wird neu und kommt gut voran. – Herzlichen vom 6. Dezember 2018 Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (Drucksache 19/886 S)

(Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) Dazu als Vertreter des Senats Herr Staatsrat Strehl.

Vizepräsident Imhoff: Weitere Wortmeldungen lie- Ich gehe davon aus, dass Sie die Antwort nicht gen nicht vor. mündlich wiederholen wollen.

Die Aktuelle Stunde ist geschlossen. Wir treten in die Aussprache ein.

Bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete kommen, möchte ich darauf hinweisen, dass auf- Tschöpe. grund einer interfraktionellen Vereinbarung die miteinander verbundenen Tagesordnungspunkte Abgeordneter Tschöpe (SPD): Herr Präsident, acht und neun ohne Debatte aufgerufen werden. meine Damen und Herren! Vor einem Jahr und 60 Tagen haben wir hier an dieser Stelle 70 Jahre Bre- Konsensliste mer Landesverfassung gefeiert. Es sind viele wohl- Mitteilung des Präsidenten der Bremischen feile Worte gewechselt worden. Manchmal ist es Bürgerschaft vom 10. Dezember 2018 ganz schön, noch einmal in die Bremer Landesver- fassung zu schauen. Ich möchte Sie jetzt in Artikel Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen 45 Nummer 4 unserer Landesverfassung führen. Er nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. lautet: „Grundbesitz ist der Spekulation zu entzie- hen. Steigerungen des Bodenwertes, die ohne be- Wir kommen zur Abstimmung. sonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigen- tümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutz- Wer der Konsensliste seine Zustimmung geben bar zu machen.“ möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Was hat das jetzt eigentlich mit dem Thema Erb- Ich bitte um die Gegenprobe! pacht zu tun? Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat im September letzten Jah- Stimmenthaltungen? res die Baulandpreise in ganz Deutschland zwi- schen 2011 und 2016 ermittelt und festgestellt, dass Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt der die Baulandpreise in dieser Phase um 27 Prozent Konsensliste zu. gestiegen sind. Diese Preissteigerung ist ein grober Mittelwert, weil sie alle Gemeinden umfasst, länd- Erbpacht statt Veräußerung nutzen, um Immobili- liche Gemeinden und auch die Metropolen. Sie enerstellungskosten nachhaltig zu reduzieren – können davon ausgehen, dass in den Metropolen Ein neuer Weg zum bezahlbaren Wohnraum? unseres Landes die Baulandpreise wesentlich hö- Große Anfrage der Fraktion der SPD her gestiegen sind, Sie können auch davon ausge- vom 7. September 2018 hen, dass die Baulandpreise in Bremen wesentlich (Drucksache 19/837 S) höher gestiegen sind.

Dazu Was hat das volkswirtschaftlich eigentlich für eine Auswirkung? Volkswirtschaftlich hat das folgende Mitteilung des Senats vom 6. November 2018 Auswirkung: Man kann davon ausgehen, dass der (Drucksache 19/867 S) private Grundbesitz seit 2011 einen Vermögenszu- gewinn von 150 Milliarden Euro gehabt hat. Bei Wir verbinden hiermit: vielen privaten Eigentümern sorgt das für Freude. Das kann ich nachvollziehen, jeder, der Grund und Boden besitzt, ein Haus besitzt, hat eine entspre- chende Wertsteigerung zumindest in den Metropo- len erfahren. 2570 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Bei uns in der Stadtgemeinde sorgt das eher für Ka- man die Aufwendungen für Erbpachtvergaben an terstimmung. Wir haben wegen der Bedingungen einem realistischen Kapitalmarktzins orientiert, das der Konsolidierung in den letzten Jahren unseren teilen wir vollumfänglich. Grund und Boden weitestgehend verkauft. Wir ha- ben das Tafelsilber nicht ganz, aber wir haben im (Beifall SPD, DIE LINKE) Bereich Grund und Boden vieles versilbert und ha- ben uns wirklich dieses Grunds und Bodens entge- Es ist ein Vorteil für diejenigen, die bauen wollen, ben, wir haben ihn verkauft, statt ihn in Erbpacht für den klassischen Häuslebauer auf jeden Fall. Es zu vergeben. kann aber auch ein Vorteil für sonstige Investoren sein, weil der Kapitalbedarf dadurch reduziert Welchen Vorteil hätten wir gehabt, wenn man ihn wird. in Erbpacht vergeben hätte? Dann hätten wir heut- zutage von dieser Wertsteigerung, die stattgefun- Wenn man sich anschaut, dass die Vergabe von öf- den hat – 27 Prozent im Durchschnitt – profitieren fentlichen Grundstücken in Erbpacht für den Staat können. Wir haben es stattdessen benutzt, um den auf jeden Fall, aber auch für den Bauherrn eine Haushalt zu konsolidieren. Wir können aber in der Win-win-Situation ist, dann kann ich nur hoffen, er- Zukunft diese Wertsteigerung und alles, was man warten und mich darüber freuen, dass wir unserem damit erzielen kann, auch nicht mehr für die Allge- Verfassungsauftrag von 1947 gerecht werden, meinheit nutzbar machen. Wir können eben nicht nämlich: Grundbesitz ist der Spekulation zu entzie- mehr auf eigenem Grund und Boden beispiels- hen! – Ich danke Ihnen! weise Schulen, Kitas und Ähnliches bauen, weil wir diesen Grund und Boden schlicht und ergreifend (Beifall SPD, DIE LINKE) nicht mehr haben. Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat Deshalb bin ich der festen Überzeugung, spätes- das Wort die Abgeordnete Bernhard. tens mit Ende des Konsolidierungszeitraums, ei- gentlich aber ab jetzt, weil das Ende des Konsoli- Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE)*): Sehr geehr- dierungszeitpunktes absehbar ist, muss Bremen ter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bo- seine Bodenpolitik verändern. Wir müssen, statt zu den in Erbbaurecht zu vergeben, statt ihn zu ver- verkaufen, auf die Vergabe von Erbpacht setzen. kaufen, wird ja aktuell in vielen Städten diskutiert. Das ist auch in Bremen angekommen, und erfreuli- (Abgeordneter Rupp (DIE LINKE): Oder behalten!) cherweise nimmt es immer stärker Gestalt an.

Das ist die öffentlich-rechtliche Situation. Das Instrument ist nicht neu, genau genommen ist es ziemlich alt, von 1919, aber das nur am Rande. Wenn Sie auf die private Situation schauen, dann kann Erbpacht von Vorteil für all diejenigen sein, (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Kirchenrechtlich die neuen Wohnraum erstellen wollen. Der klassi- noch älter!) sche Häuslebauer hat bei seinen Kapitalaufwen- dungen die Situation, dass er Boden nämlich nicht Wer davon immer schon sehr gern und umfassend mehr erwerben muss, dafür kein Kapital bereitstel- Gebrauch gemacht hat, sind die Kirchen, und sie len muss, dafür kein Kapital aufnehmen muss, er wissen sehr gut, warum, denn sie denken in Ewig- kann seinen Kapitalbedarf mit einer Erbpacht dras- keitszusammenhängen. tisch senken. Wirtschaftlich interessant ist das al- lerdings für ihn nur, wenn wir die Situation haben, (Heiterkeit) dass wir den Erbpachtzins auch dem Kapital- marktzins annähern. So einen Antrag der LINKEN Grund- und Bodenbesitz ist da natürlich ein ganz gibt es. Wir werden dem heute als Koalition zustim- elementarer Punkt, wenn man das Vermögen lang- men. Ich glaube, wie man das technisch macht, ob fristig erhalten will. man den Erbpachtzins tatsächlich auf einen jetzi- gen Kapitalmarktzins festschreibt oder ob man Die Vorteile für Städte liegen auf der Hand. Die sinnvollerweise schuldrechtlich für die nächsten neue Richtlinie zur Vermarktung von öffentlichen Jahre eine Reduktion machen soll statt der Erb- Grundstücken nimmt sich dem auch an. Wir waren pachtzinsreduktion, darüber sollte man dann in der nicht ganz so begeistert, da es ein bisschen zaghaft Tat noch einmal in der Ausgestaltung sprechen. Ich glaube aber, das ist nur Technik. Der Sinn ist, dass Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2571

formuliert ist, zumindest gleichwertig und nicht pri- Wir beantragen auch – und es ist gut, dass das un- oritär, aber immerhin gibt es einen Schritt in die terstützt wird –, dass der Erbbauvertrag besonders richtige Richtung. günstig zu gestalten ist, wenn die Nutzung im öf- fentlichen Interesse liegt. Das heißt also, bei sozia- Andere Städte gehen bereits dazu über, überhaupt lem Wohnungsbau oder auch bei Kleingewerbe keinen öffentlichen Grund und Boden mehr zu ver- wäre durchaus empfehlenswert, einen deutlich kaufen, und zwar ab sofort. Das ist etwas, was wir niedrigeren Zinssatz zu verhandeln. Das ist ja einer hier leider noch nicht erreicht haben. Das wäre na- der großen Vorteile der Erbbauvergabe, dass die türlich immer unser Ziel, das haben wir auch in un- Stadt damit soziales Wohnen oder auch kleinteilig ser Wahlprogramm hineingeschrieben, das haben gemischtes Gewerbe langfristig fördern und auch wir hier auch schon häufiger diskutiert, denn es sichern kann. Die meisten Steuerungsinstrumente heißt natürlich letztendlich, die Stadt braucht Ver- für den sozialen Wohnungsbau oder für das Klein- fügung. Wir brauchen eine andere Bodenpolitik, gewerbe haben ja lange nicht diese Wirkung. Wir und deshalb ist bei all diesen Auseinandersetzun- haben uns hier schon lange und intensiv über die gen – auch zum Rennbahngelände – selbstver- Sozialwohnungsquote im Wohnungsförderpro- ständlich das Erbbaurecht ein wesentlicher Punkt. gramm auseinandergesetzt, das sind Bindungen über 20 Jahre, das ist relativ wenig Zeit. Auch städ- (Beifall DIE LINKE, SPD) tebauliche Verträge geben lange nicht das her, was man über Erbbauverträge festschreiben kann. Die Fraktion der Grünen hat dazu eine Veranstal- Diese kann man nämlich so gestalten, dass eben tung, sagen wir einmal, in einem relativ kleinen diese gewünschte Nutzung auch wirklich von Rahmen gemacht, eine Fachveranstaltung. Ich fand Dauer ist. Deshalb ist dieser Punkt in unserem An- das sehr erhellend. Dort wurde das noch einmal trag natürlich auch eine Grundlage dafür. von verschiedenen Seiten beleuchtet, insbesondere war ja auch der Abteilungsleiter des Liegenschafts- Der Antrag fordert den Senat ferner dazu auf, dass amts des Berliner Senats eingeladen. Die wich- das Instrument Erbbaurecht in stärkerem Maße tigste Botschaft, fand ich übrigens, war in dem Zu- einzusetzen ist. Das hatte ich ja schon in Bezug auf sammenhang, dass er gesagt hat, wir brauchen po- diese neue Richtlinie erwähnt, da finden wir, dass litische Kontinuität für diese Liegenschaftspolitik, das angesichts der aktuellen Situation absolut pri- das ist nichts für eine Legislaturperiode. Dort oritär sein soll. Bisher wird zwar darüber geredet, wurde das das 2012 entschieden und in den ver- und es wird dem Ganzen Sympathie entgegenge- schiedenen Konstellationen – so viele sind es ja bracht, aber dass es wirklich umgesetzt wird, in der noch nicht –daran festgehalten. Das halte ich für ei- Situation sind wir noch nicht, und das muss sich nen wichtigen Punkt, eben ändern.

(Beifall DIE LINKE) Die Rennbahn ist ein Beispiel, aber auch im Huls- bergquartier ist es so, dass nach wie vor ausge- wenn man sich über so etwas auseinandersetzt und schrieben und zu Höchstpreisen verkauft wird. So wenn man das zur Grundlage macht. zentral gelegene Grundstücke, wo es eben gerade darauf ankommt, dass man eigentlich entspre- Es muss natürlich auch für alle Seiten insofern sinn- chend gemischte Nutzung in so einem Stadtquar- voll und attraktiv sein. Deswegen haben wir eben tier haben will, da halten wir es für besonders an- im Antrag deutlich gemacht, dass die berühmten geraten, auf Erbpacht zu setzen. fünf Prozent für Wohnungsbauflächen und auch sieben Prozent für Gewerbeflächen überhaupt (Beifall DIE LINKE – Glocke) nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind, wenn man das mit den Immobilienkrediten vergleicht. Das Es ergibt jedenfalls insofern nicht viel Sinn, dass heißt also, die Kapitalmarktzinsen liegen deutlich man das verkauft, und deswegen bin ich der Mei- darunter, und wenn man sich für zwei Prozent Geld nung, dass dieser Antrag hoffentlich auch eine leihen kann, ergibt das wenig Sinn. Hamburg hat Wende einleitet, wie wir damit in Zukunft umge- den Zinssatz für Erbbau im März 2018 auf 2,1 Pro- hen, und wir nicht erst bis 2020 warten müssen, zent und 2,2 Prozent für Gewerbe abgesenkt, und wenn wir andere finanzielle Grundlagen haben. – Frankfurt vor zwei Jahren bereits auf 2,5 Prozent. Vielen Dank! Es wurde gerade schon angesprochen, wir möchten eben, dass es entsprechend den Immobilienkredi- (Beifall DIE LINKE) ten angeglichen wird. 2572 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das dann hat man, wenn man sich die Gesetzeskon- Wort der Abgeordnete Bücking. struktion anschaut, folgende Möglichkeiten: Zu- nächst einmal organisiert man den Zins neu. Wir Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen): haben den Antrag der Fraktion DIE LINKE gründ- Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir lich studiert und geprüft, wo das Haar in der Suppe freuen uns, dass diese Dinge jetzt diese Richtung ist, und wir haben nur ganz kleine Haare gefunden. nehmen, diese Wende nehmen. Für uns ist das Deswegen haben wir uns jetzt darauf verständigt, Thema Erbpacht Bestandteil einer umfassenderen dem zuzustimmen. Das ist ein Einstieg, aber es ist politischen Anstrengung, die sich auf das bezieht, natürlich ein Auftrag an den Senat, das auszuarbei- was man unter Bodenpolitik fasst. Dabei geht es ten. Das müssen wir uns genau anschauen. darum, wie die Stadt eigentlich versuchen soll, auch durch eine gezielte Gestaltung des Umgangs Jetzt also die Struktur: Wir organisieren den Zins mit diesen Liegenschaften ihre langfristige Wohl- neu. Dann gibt es die Festsetzung der Nutzung des fahrt zu sichern. Erbbaugrundstücks, ein enorm bedeutsamer Para- graf, darin regelt man, was erlaubt ist. Man muss Der Kollege Tschöpe hat es schon vorgetragen, wir sich genau überlegen, an welcher Stelle man enge haben in den letzten Jahren – und das ist deutlich Vorschriften macht und an welcher man weite Vor- mehr als die Koalitionszeit der letzten zwölf Jahre, schriften macht, damit es überhaupt zu einer ge- es war schon vorher in der Großen Koalition so, und deihlichen Entwicklung des Grundstücks kommt. auch sogar davor begann es schon – ein bisschen Es ist aber ein Steuerungsinstrument – Sie haben nach der Devise „Alles muss raus“ – alle unsere darauf hingewiesen, und Sie haben damit völlig Liegenschaften auf dem Markt angeboten. Das war recht! –, mit dem man vieles regeln kann. nicht nur dumm, das möchte ich noch einmal aus- drücklich zurechtrücken, es hatte nicht nur den As- Es ist zum Beispiel für Baugemeinschaften eine pekt, dass wir das Geld, das wir dringend brau- wichtige Idee, darauf zurückzugreifen, das will ich chen, verdienen wollten, sondern wir hatten auch kurz erklären: Wir treffen ja die Entscheidung, dass den Eindruck, dass viel von diesem großen Grund- wir ihnen ein Grundstück in der Regel zum Ver- vermögen ungenutzt herumliegt, und wenn darauf kehrswert anbieten, und zwar deswegen, weil wir gebaut wird, wenn darauf Wohnungen entstehen, sagen, sie tragen zur sozialen Entwicklung eines wenn darauf Gewerbe entsteht, dann ist das ein Quartiers bei, möglicherweise sind Kinder dabei, Beitrag zur Entwicklung der Stadt. Das war völlig mehrere Generationen oder Ähnliches. Durch den eindeutig das Motiv, von dem Kollegen Tschöpe in Zweckbestimmungsparagrafen im Erbbaurecht mindestens einem Dutzend – Quatsch, so lange ist hatten wir die Möglichkeit, das für einen langen er noch nicht dabei! –, aber in doch recht vielen Ko- Zeitraum für die Nutzung dieser Grundstücke fest- alitionsverträgen unterschrieben. zulegen. Das ist bedeutsam.

Mittlerweile haben wir doch gemeinsam den Ein- Dann kommt am Ende des Prozesses – –. Zwischen- druck, dass es nicht nur darum geht, die Staatsfi- durch gibt es die Frage, in welchen Regelwerken nanzen so zu organisieren, dass wir von der Neu- der Erbbauzins angepasst wird. Wenn man sich da- verschuldung Abstand nehmen, sondern auch da- rauf verständigt, dass man mit zwei Prozent be- rum, das große städtische Grundvermögen auf eine ginnt, dann kann man schon der Meinung sein, Weise zu pflegen, die es nicht völlig verausgabt. dass da irgendwann im Laufe von 99 Jahren noch einmal nachgesteuert werden muss, auch das muss Jetzt glaube ich, es ist richtig, wenn man sich vor- man regeln. nimmt, das Grundvermögen wieder aufzustocken. Ich glaube, die Stadt muss strategisch wichtige Irgendwann kommt man aber zu dem Moment des Grundstücke erwerben, sie Entwicklungsflächen Heimfalls, der Vertrag läuft also aus, es steht ein erwerben und dafür auch die entsprechenden Mit- großes Haus auf dem Grundstück oder möglicher- tel bereitstellen. Das ist dringend notwendig! Ich weise eine Fabrik oder was auch immer. Das will glaube, die Stadt muss schauen, an welchen Stellen sehr genau durchdacht sein, damit man nicht den sie mit den Mitteln, die das Baugesetzbuch be- Schaden anrichtet, dass zehn Jahre vor Ablauf des schreibt – vom Vorkaufsrecht bis zur städtebauli- Erbbauvertrages die Investition in die Erhaltung chen Entwicklungsmaßnahme –, hier und da in die der Immobilie, des Betriebes und dergleichen zum private Verfügung von Grundstücken eingreift, die Erliegen kommt. Das will sehr genau überlegt sein. sich nicht entwickeln. Das alles muss man machen, und wenn man vom Erbbaurecht Gebrauch macht, Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2573

Ich will Ihnen kurz sagen, was eine vernünftige Abgeordneter Zenner (FDP)*): Herr Präsident, Stadt meines Erachtens mit dem Heimfallrecht am meine Damen und Herren! Das Erbbaurecht ist ein Ende macht: Eine vernünftige Stadt hat eine sehr soziales Instrument für Wohnungsbauprogramme, agile Liegenschaftsverwaltung, in der sich um es wurde in der Weimarer Zeit begründet und dann diese Verträge gekümmert wird, und diese tritt besonders nach dem Zweiten Weltkrieg in den Bre- lange vor Ablauf des Vertrages an die Erbbauneh- mischen Randgebieten – Obervieland, Huchting – mer heran und spricht mit denen über ihre zukünf- praktiziert. tigen Interessen. Eine kluge, gut beratene Stadt hat dann eine eigene Vorstellung davon, was notwen- Nach den Fünziger- und Sechzigerjahren war ei- dig ist. Da wird man doch nicht Wohnhäuser oder gentlich Schluss mit dem Erbbaurecht, und es ist Fabriken, die funktionieren, beseitigen, sondern danach ein bisschen in Vergessenheit geraten. man wird etwas Ähnliches wie das machen, was Zwischenzeitlich ist auch die Entwicklung so, dass jetzt zum Beispiel die GEWOBA macht. Nachdem die Erbbauberechtigten von dem Erbbaurechtsaus- die Liegenschaften in den Sechzigerjahren ge- geber, von der Stadt, die Grundstücke hinzuerwer- schaffen worden sind, sagt sie: Wir haben da Grund ben, damit sie Eigentümer von Grund und Boden und Boden zwischen den Häusern, da kommt jetzt und auch der darauf befindlichen Baulichkeiten „Tarzan und Jane“ hin, der „Bremer Punkt“ oder sind. Das ist eine Entwicklung, die wir seit einigen Vergleichbares. Solche Interventionen erreichen Jahren feststellen können. Sie nur, wenn Sie über den Grund und Boden ver- fügen. Wir wissen doch gar nicht, was in 80 oder 90 Es ist gesagt worden, Erbbaurecht bedeutet, dass Jahren in so einer Stadt wie Bremen los ist, was für das Grundstück in der Hand, im Eigentum des Aus- neue technische Ausrichtungen wir brauchen. Es gebers bleibt – es gibt auch private, aber überwie- ist außerordentlich hilfreich, wenn man über den gend staatliche oder öffentliche Ausgeber – und Grund und Boden verfügt, dann kann man Anpas- eine Laufzeit für das Erbbaurecht vereinbart wird. sungsfähigkeit herstellen. Deswegen ist die Stadt 99 Jahre werden nicht immer eingehalten, es gibt gut beraten, sich ein solches Instrument zu er- auch kürzere Erbbaurechtszeiten, und am Ende schließen. stellt sich die Frage, was passieren soll. Es gibt den Heimfallanspruch, das heißt, das Gebäude fällt in Abschließend wollte ich noch sagen, dass sowohl das Eigentum des Ausgebers, des Eigentümers von die Seite derjenigen, denen wir diese Grundstücke Grund und Boden, zurück. Er muss mindestens zu anbieten, als auch unsere Seite auf dem Weg dahin zwei Dritteln entschädigen oder man verlängert o- noch viel zu lernen haben werden. Es ist ja nun ein- der man findet eine andere Entwicklung. mal so, dass das schon seit Längerem kein übliches Instrument mehr ist. Mir ist beruflich und auch als Privatmann der Ein- zugsbereich Obervieland besonders vertraut, ich (Glocke) habe davon berichtet, die Erbbaurechte sind dort rückläufig. Auch der soziale Wohnungsbau hat Weder in der Verwaltung noch auf der Seite der dazu geführt, dass viele Mietwohnungen zwi- Kundschaft gibt es entwickelte Erfahrungen, Prak- schenzeitlich von Eigentümern erworben worden tiken und dergleichen mehr. Wir brauchen auf bei- sind. Die weitere Erschließung dieses ganzen Are- den Seiten ein Dazulernen, und ich würde sagen, als hat dazu geführt, Mietwohnungen und auch dass das sowohl für das Hulsbergquartier eine Rolle Reihenhäuser in verschiedenster Form zu bauen, spielen könnte als auch an der Rennbahn. Ich wäre die dann von Privatleuten als Eigentum erworben sehr dafür, dass wir das ernsthaft ausprobieren. worden sind. Das heißt also, die Entwicklung geht dahin, privates Wohnungseigentum zu entwickeln (Glocke) und zu bekommen. Das ist der Wille der Menschen, das ist die Tendenz, die Mentalität und diese Ei- Ich glaube, man muss es an attraktiven Grundstü- gentumsbildung in privater Hand bedeutet soziale cken ausprobieren. An den eher billigen ist es sehr Sicherheit und Altersvorsorge. schwierig. – Danke! (Beifall FDP) (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) Jetzt sind die Bodenpreise und die Baukosten ge- Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das stiegen, das ist alles grundsätzlich richtig. Die Wort der Abgeordnete Zenner. Frage ist nur: Ist dies jetzt ein richtiges Konzept, um aus dieser Lage herauszukommen? Es wird für die 2574 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Zeit des Bestehens des Erbbaurechts häufig 99 leisten könnte. Das ist durchaus ein Projekt, und Jahre lang, über viele Generationen, ein Erbbau- auch dort sind die Zinssätze höher. zins gezahlt, und der Grundstückspreis, der Ver- kehrswert wird damit zum Teil sogar übertroffen, (Glocke) wenn man diese lange Laufzeit bedenkt. Bei der Bewertung der Grundstücke, die mit einem Erb- Ich komme zum Ende! baurecht belastet sind, sind natürlich anschließend wesentlich geringere Werte vorhanden als bei ei- Es ist abgefragt worden: Passt das für die GE- nem frei zu verkaufenden Grundstück. Das ist bei WOBA? Wenn ich die Antworten lese, passt es für allen Gutachten der Fall, wenn ein Grundstück mit die GEWOBA letztlich auch nich,t und das wäre einem Erbbaurecht belastet ist, bekommen Sie den eine Möglichkeit für Bremen, für den Wohnungs- üblichen Verkehrswert nicht mehr, weil es nun ein- bau in diese Richtung zu marschieren. mal belastet ist. (Glocke) Die Anpassung der Zinssätze wäre eine Überle- gung. Wie weit das mit der Haushaltsordnung in Die Abfrage bei allen anderen Städten, alles seit Einklang steht, also angemessen zu verwerten, wie Jahrzehnten sozialdemokratische Hochburgen, hat weit der Rechnungshof dort Probleme für sich sieht letztlich nichts gebracht. Beispiele, die wir hier so- und auch wie weit es gerecht gegenüber anderen fort übernehmen könnten und die besagen wür- ist, die am privaten Markt finanzieren und auch den, dass wir etwas falsch machen, wenn wir das Zinsschwankungen unterworfen worden sind: Die nicht nachmachen, sind hier überhaupt nicht er- können sich auch nicht bei der Allgemeinheit, beim sichtlich. Nur im Mietwohnungsbau wird etwas an- Staat melden und sagen, sie möchten die schlechte geboten, was man vielleicht machen könnte. Zinsentwicklung für sich persönlich aufgefangen wissen. Ich habe mit der Anpassung des Zinssatzes Das Ergebnis ist also: Warten wir das ab, was der Probleme. Senat an Konzepten vorlegt, und dann sollten wir über dieses Thema noch einmal reden! Wir erwarten – und das macht ja diese Anfrage und diese Beantwortung deutlich –, dass der Senat für (Glocke) Scharnhorst, Rennbahn, Oberneuland ein Konzept erarbeitet – er hat es angekündigt – und uns auch Wir haben keine Denkverbote, wir haben soziale andere Städte, in denen ähnliche Projekte laufen, Verantwortung für den Wohnraum, aber nutzen vorstellt. Wir sollten erst einmal abwarten, was für wir auch andere Instrumente, zum Beispiel güns- ein Konzept aus dieser Erarbeitung für Bremen tige Darlehen oder den Wegfall der Grunderwerbs- wird, und nicht heute schon euphorisch in diese steuer, auch dies sind Instrumente, um den Woh- Richtung marschieren. Das hielte ich für seriös. nungsbau angemessen sozial zu fördern! –Danke schön! (Beifall FDP) (Beifall FDP) Aus der Anfrage ergibt sich weiter, bei der Einfa- milienhausbebauung haben wir keine besonderen Vizepräsident Imhoff: Herr Kollege Zenner, das Effekte in den Ortsteilen. Wir haben auch nur noch waren jetzt zweieinhalb Minuten über Ihrer Rede- eine ganz geringe Zahl von Baulücken in Bremen, zeit. Wir haben fünf Minuten verabredet, ich bitte wo wir dieses Instrumentarium zumindest für den doch darum, sich ein bisschen an die Redezeiten zu privaten Wohnungsbau nicht anwenden können. halten!

Interessant ist das Modell von Hamburg, da geht es Als nächste Rednerin folgt die Abgeordnete Frau aber nicht um den Neubau, sondern da geht es um Neumeyer. Bauprojekte der Sanierung. Wo schon Gebäude stehen und saniert werden müssen – wenn sie für Abgeordnete Neumeyer (CDU)*): Herr Präsident, die Bewohnbarkeit wiederhergestellt werden kön- sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir debat- nen –, da macht es Sinn, Wohnungsbaugesellschaf- tieren heute, inwiefern Bremen das Instrument der ten damit zu betrauen oder mit denen Erbbau- Erbpacht nutzen kann, um kostengünstig Grund- rechtsverträge abzuschließen, weil der Staat auf- stücke zur Verfügung zu stellen. In der Tat, Herr grund seiner Finanzen das für sich selbst gar nicht Tschöpe, nicht nur die Mieten und Eigenheime, sondern auch die Grundstückspreise in Bremen Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2575

sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Ein In- sich dieser näher dar? Ist es ein begründeter Perso- strument, um den Zugang zu einem Grundstück zu nalaufwand? erleichtern, ist sicherlich die Erbpacht. Die Vorteile haben wir hier soeben von verschiedenen Rednern Dieses Thema, bei dem jetzt noch so viele offene schon gehört, deshalb werde ich mich etwas kürzer Fragen bestehen, sollten wir in jedem Fall in der fassen und nicht alles wiederholen. Deshalb, finden zuständigen Fachdeputation noch einmal bespre- auch wir von der CDU-Fraktion, ist dieses Instru- chen. Das Ansinnen Ihres Antrages, liebe Kollegin ment in Zeiten von immer stärker steigenden Bernhard, ist dennoch vollkommen berechtigt. Was Grundstückspreisen eine richtige und wichtige Al- die Koalition in den letzten Jahren eindeutig ver- ternative. Ganz konkrete Beispiele haben wir etwa schlafen hat, ist der soziale beziehungsweise kos- bei einer potenziellen Bebauung des Neustädter tengünstige Wohnungsbau. Es verwundert mich Hafens vorgestellt, welche sich aber durchaus auch schon sehr, Herr Tschöpe, dass die SPD, die das auf andere Grundstücke übertragen lassen. Wort „sozial“ in ihrem Namen trägt, die Sorgen und Nöte der Menschen in Bremen gerade im Woh- Dem Antrag der LINKEN werden wir aus folgen- nungsbau in den letzten Jahren komplett ignoriert dem Grund nicht zustimmen: Über den ersten hat. Punkt Ihres Antrages lässt sich sicherlich streiten. Damit Erbbau überhaupt Sinn macht und attraktiv (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Ach, haben wir?) ist, muss man über den Zinssatz sprechen. Wenn dieser sich vom Zinssatz für Immobilienkredite zu Dies jetzt aber zum Wahlkampfthema Nummer stark unterscheidet, wird – das gibt ja auch die Ant- eins zu machen, ich bin gespannt, wie Sie den wort des Senats auf die Große Anfrage her – der Wählern erklären wollen, ein Problem zu lösen, für Erwerb eines Grundstückes mit Erbbaurecht be- dessen Lösung Sie Jahre Zeit hatten, und es den- triebswirtschaftlich sinnlos. DIE LINKE macht es noch nicht getan haben! Wer etwas in den letzten sich aber zu einfach. Würden wir Punkt eins umset- zwölf Jahren nicht geschafft hat, wird es auch in zen, würde der Erbbauzins deutlich gesenkt wer- den nächsten zwölf Jahren nicht schaffen. Sie, liebe den. Was ist aber, wenn der Zinssatz für Immobi- Kolleginnen und Kollegen von der SPD, können lien kräftig steigt? Das wiederum würde vielleicht froh sein, dass wir die Gewoba haben. Allein die einen höheren Erbbauzins als heute bedeuten. Die Gewoba – –. Frage, die sich meine Fraktion dabei stellt, ist, ob wir das wollen. Einerseits ist Erbbaurecht derzeit (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Mit Ihnen zusam- nicht so interessant, weil der Zinssatz höher ist. men haben wir Wohnungen abgerissen!) Gleiches könnte aber passieren, wenn der Zinssatz in zehn Jahren, sollten wir das jetzt ändern, nicht Moment, Moment, das war vor meiner Zeit, das mehr genauso niedrig, sondern genauso hoch ist können Sie mir nicht zurechnen! Ich habe auch da- wie der Zinssatz für Immobilien. mals schon gesagt, dass ich anderer Ansicht bin! Allein die Gewoba verfügt über zirka 25 000 Woh- Was bedeutet eigentlich Ziffer zwei in Ihrem An- nungen, trag, „besonders günstig“? Oder Ziffer drei, in der es heißt, dass sich der Senat stärker als bisher auf (Abgeordneter Tschöpe [SPD]: Die wollten Sie ver- das Instrument der Vergabe im Erbbaurecht orien- kaufen damals!) tieren soll? Wollen Sie starre Quoten bei der Vergabe städtischer Flächen? Dieser Antrag ist aus die weniger als 6,50 Euro pro Quadratmeter kosten unserer Sicht nicht zu Ende gedacht. Uns fehlen da und sich damit an dem Mietspiegel von Sozialwoh- ganz konkrete Rechenbeispiele. Nehmen wir die nungen orientieren. Dadurch fällt Ihre verfehlte Galopprennbahn, zu der ja derzeit immer noch flei- Wohnungspolitik, Herr Tschöpe, nicht ganz so ßig Unterschriften gesammelt werden! Dazu gibt es deutlich auf, aber wir werden sehen! – Bis dahin eine Vorlage in der Wirtschaftsdeputation, die ein- Danke schön! deutig die Einnahmen durch Grundstücksverkäufe auflistet. Der Senat hätte das in der Großen An- (Beifall CDU) frage für dieses oder ein fiktives Beispiel einmal mit veränderten Zinssätzen und Laufzeiten gegenrech- Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das nen müssen. Die Aussage in der Antwort auf Frage Wort der Abgeordnete Bücking. zwei, dass für die Verwaltung des Erbbaurechts ein gewisser Personalaufwand entstünde: Wie stellt Abgeordneter Bücking (Bündnis 90/Die Grünen): Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zum 2576 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Stichwort GEWOBA: Mir ist auch aufgefallen, dass turwandel, der da stattgefunden hat, hat vorausge- die Frage des Senats an die GEWOBA, was sie setzt, dass unsere Vorfahren mit diesen Grundstü- denn davon hielte, wenn man ihr in Zukunft die cken anders umgegangen sind. Das halte ich für ei- Grundstücke in Erbpacht gäbe, sehr deutlich ge- nen Hinweis darauf, dass das klug war. macht hat, dass das nicht im Sinne der GEWOBA wäre. Sehr deutlich! Jetzt ahne ich schon, was Frau Bernhard gleich sagt: Ja, das hätte man doch dann auch für die Zu- Ich habe mich dann kurz gefragt, ob man es auf ei- kunft sichern müssen! Ich erlaube mir, das Argu- nen Konflikt anlegen soll oder das auch akzeptie- ment auszuklammern. ren und nachvollziehen kann. Ich bin zu dem Schluss gekommen, die Stadt besitzt bekanntlich Natürlich gibt es Situationen – ich habe davon die GEWOBA zu 75 Prozent, und wir sind uns ja schon gesprochen –, in denen eine Stadt versuchen mittlerweile einig – und Frau Neumeyer ist ja unser muss, mit dem Extragewinn, der für den Investor, Bollwerk auch in dieser Angelegenheit –, dass das möglicherweise auch für die Stadt aus der Veräu- so bleiben soll. Mit anderen Worten: Wenn wir ßerung eines Grundstücks entsteht, Entwicklungen städtische Grundstücke an die GEWOBA abgeben, auszulösen. Das ist hier im großen Stil geschehen. dann bleiben sie gewissermaßen im städtischen Be- Damit können wir, finde ich, leben. Für die Zu- sitz. In der Konsequenz hat man damit das Anlie- kunft, bin ich der Meinung, sollten wir das anders gen, das uns interessiert, nämlich die langfristige machen. Das ist unsere Auffassung. Wie weit das Entwicklungsfähigkeit der Stadt zu sichern, auch in reicht, ob sich das auf alle Grundstücke, alle Ent- diesem konkreten Fall abgesichert. Das, was die wicklungsgebiete bezieht, finde ich, muss man ver- GEWOBA macht, ist dann auch in Zukunft möglich, nünftigerweise offen lassen, weil schematisches ich hatte das Beispiel genannt, dass sie ihre Bei- Handeln Unsinn ist. stände weiterentwickelt und dafür natürlich auch Verfügung über den Grund und Boden braucht. Es gibt eine Differenz zwischen Björn Tschöpe und Deswegen würde ich sagen: Vielleicht muss man uns. Wir haben überlegt, ob wir einen gemeinsa- den Konflikt nicht so scharf organisieren, vielleicht men Antrag zustande bringen, und ich will diese bezieht sich das eher nicht auf die großen Flächen, Differenz kurz offenlegen: Es war am Anfang das vielleicht bezieht es sich auf einzelne Bausteine in Anliegen der SPD zu sagen: Die Erbpacht kann ei- einem Stadtteil, bei dem man schauen muss, ob nen besonderen Beitrag dazu leisten, in den Quar- Kompromisse möglich sind. Das war der erste Ge- tieren, die mit Armut geschlagen sind, Leuten, die danke, den ich gern noch einmal hier nennen dann dahin ziehen wollen, eine Investition zu er- wollte. leichtern. Das war der Gedanke der SPD. Wir ha- ben das dann einmal überprüft und geschaut, wie Ich wollte an eine zweite große Erfahrung erinnern: hoch denn da der Grundstückspreis in Gröpelingen Der hochweise Senat in der Vergangenheit hatte möglicherweise ist. Wir sind auf Beträge gekom- den ehernen Grundsatz, die teuren Hafengrund- men, die so niedrig waren, dass die Differenz zwi- stücke links und der rechts der Kajen nur in Erb- schen einer Finanzierung über den Kapitalmarkt pacht zu vergeben. Das war völlig klar, das war ein und einer Finanzierung über Erbpacht so gering ist, ehernes Gesetz, weil unsere Vorfahren der selbst- dass wir nicht glauben, dass das diese Hebelwir- verständlichen Meinung waren, wenn so eine kung hat. große Vorleistungsinvestition wie die Herstellung von Hafenbecken gemacht wird, dann kann man Dann haben wir gesagt, womit wir sofort einver- erwarten, dass diejenigen, die diese Grundstücke standen sind, ist eine generelle Rehabilitation die- nutzen, mit einem regelmäßigen Erbbauzins zur ses Instruments, und darauf haben wir uns jetzt Refinanzierung beitragen. Vor allem wusste man, verständigt, nämlich für die ganze Stadt einen dass nichts für die Ewigkeit ist. Keines dieser Un- neuen Zins festzulegen und diesem Instrument in ternehmen bleibt da für immer, es geht irgend- der Bodenpolitik einen höheren Rang einzuräu- wann möglicherweise in einem anderen Unterneh- men. Das ist unsere Verständigung. Damit waren men auf und so weiter, deswegen der Zugriff auf wir gerade noch ein bisschen beschäftigt und war- diese Grundstücke. Ich sage Ihnen, die gesamte teten auf die Antwort des Senats, da kam DIE Entwicklung der Überseestadt wäre vollständig an- LINKE mit ihrem Streberantrag, da haben wir ge- ders verlaufen, wenn sie überhaupt verlaufen sagt: Alles klar, dem stimmen wir zu, deswegen ha- wäre, hätten wir nicht die Verfügung über die ben wir es so gemacht, gehen aber davon aus, dass Grundstücke gehabt. Das heißt, dieser große Struk- die Arbeit im Grunde genommen jetzt erst beginnt, nämlich die Ausgestaltung der Regeln für Erbpacht Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2577

in der Stadt. Da muss man genau überlegen, an Herr Bücking, ich finde es ärgerlich, Rot-Grün, wir welchen Stellen man den Spielraum geben kann, haben darüber ja schon im Mai dieses Jahres dis- kutiert und gesagt, Erbpacht ist ein Instrument, das (Glocke) den Kapitalbedarf für das Bauen von Wohnraum reduzieren kann. Ich hätte es total schön gefunden, dass man bei den Zinsen richtig heruntergeht, und wenn wir als Rot-Grün die Avantgarde gebildet an welchen Stellen man auch berücksichtigen hätten und das nicht DIE LINKE übernommen muss, dass die Dinge finanziert werden müssen. hätte.

Einen Satz sage ich noch, damit sich niemand Illu- (Zuruf Abgeordneter Bücking [Bündnis 90/Die sionen macht: Hat man ein großes Grundstück wie Grünen]) die Rennbahn, hat man Erschließungskosten im großen Stil. Diesen Erschließungskosten kann auch Am Ende ist es dann ja auch wieder egal, wer es ein Erbpachtnehmer nicht ausweichen. Sie treten gewesen ist, aber jetzt müssen wir das irgendwie als Erschließungsbeiträge am Schluss – beim Ab- mit der Abgeordneten Frau Bernhard teilen. Wenn schluss des Erbpachtvertrages – beim Erbpacht- wir beide uns besser verstehen würden, dann nehmer auf. So ist das. Niemand soll denken – ich würde die Abgeordnete Frau Bernhard heute nicht glaube, das war eine Andeutung bei Ihnen –, dass den Ruhm ernten können. Mein Angebot der Vor- man ein Zaubermittel hätte, das die Ökonomie au- weihnachtszeit, Herr Bücking: Lassen Sie uns ein- ßer Kraft setzt. – Danke! fach über diese Sachen doch einmal mehr austau- schen! Ich habe mich etwas geärgert, ich habe ge- (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) dacht, wie schön wäre es gewesen, wenn der Ab- geordnete Bücking hier gestanden und gesagt Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das hätte, wir reduzieren den Erbpachtzins. Wort der Abgeordnete Tschöpe. Herr Bücking, das nächste Mal würde ich mir wün- Abgeordneter Tschöpe (SPD): Frau Neumeyer, schen – ich weiß ja, Sie sind auf Listenplatz acht, manchmal ist es ja ganz gut, sich nicht selbst etwas die Wahrscheinlichkeit, dass Sie wieder hier sitzen, auszudenken, sondern einfach von woanders zu ist relativ hoch, die Wahrscheinlichkeit, dass ich kopieren. hier wieder sitze, ist relativ hoch, vielleicht werden wir in diesen Feldern noch gemeinsam unterwegs (Abgeordnete Neumeyer [CDU]: Dazu kommen wir sein –, dann vielleicht nicht jämmerlich zu überle- morgen, Herr Tschöpe!) gen, ob Erbpacht in Gröpelingen eine Alternative zur Schaffung von sozialem Wohnraum sein Die Fragen, die Sie gestellt haben, sind in dieser könnte! Natürlich ist es das übrigens, Sie haben Republik alle schon beantwortet worden. Die sich verrechnet. Einfach einmal gemeinsam nach Frage, wie man die Differenz zwischen einem vorn gehen, auch in der Wohnraumpolitik, ist das, marktüblichen Kapitalzins und einem festgesetzten was uns als Koalition vielleicht in der Vergangen- Erbbauzins sinnvoll ausgleicht, hat das Land Berlin heit ein wenig gefehlt hat. Mehr Elan! – Ich danke! prototypisch erarbeitet. Es sagt nämlich, dass den Erbpachtberechtigten schuldrechtlich zugesagt (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) wird, den vereinbarten Zinssatz auf den jeweils ak- tuellen Kapitalmarktzins zu reduzieren. Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Bernhard. (Abgeordnete Neumeyer [CDU]: Das steht aber nicht in dem Antrag!) Abgeordnete Bernhard (DIE LINKE): Sehr geehr- ter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ma- Ich beantworte ja nicht für den Senat, sondern ich chen Sie sich keine Illusionen, Sie werden DIE versuche zur allgemeinen Erhellung beizutragen. LINKE brauchen, egal wie! Berlin hat eine klare Regelung dafür getroffen. In- sofern ist es auch relativ einfach, diesem Antrag der (Beifall DIE LINKE – Zuruf Abgeordneter Tschöpe LINKEN zuzustimmen, weil dieses Berliner Modell SPD]) vermutlich das sein wird, das uns der Senat im März vorschlagen wird. Nein, das ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit. 2578 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Mir wäre es noch einmal wichtig, auf ein paar nicht bringt. Das andere ist, einfach abwarten, bis Punkte einzugehen, weil ich es so wichtig finde zu der Bodenpreis steigt, Spekulationsgewinn, das sagen, Erbbaurecht, das ist jetzt kein Wundermit- macht beim Erbbau auch keinen Sinn. Das kommt tel. Das, finde ich, ist ein wichtiger Punkt. Das wird letztendlich hinzu. nicht die Wohnungswelt aus den Angeln heben, es ist nur wichtig, dass wir dieses Instrument mit ein- Der andere Punkt ist, das wird natürlich die Finanz- beziehen, weil es nicht automatisch so ist, dass der abteilung interessieren, es hat natürlich Folgen für Nutzer oder die andere Seite letztendlich damit den Haushalt, ganz klar. Wenn die Stadt bisher besser fährt. Das ist einfach noch einmal klar zu sa- ganz viele Eigenbetriebe beziehungsweise bremi- gen. Es fällt deswegen nicht automatisch sozialer sche Gesellschaften darüber mitfinanziert hat, wird Wohnungsbau vom Himmel, das ist einfach nicht das in Zukunft nicht mehr gehen. Die WFB ist da der Fall, aber es kann uns natürlich auf dem Weg das beste Beispiel. Es gibt zwar eine dauerhafte dorthin unterstützen, weil es ja so ist, dass die Ber- Einnahmequelle, aber letztendlich nicht diese Fi- liner Wohnungsbaugesellschaften – das hat er ja nanzspritzen, die wir bislang gehabt haben. Inso- auch gesagt – zusätzlich Grundstücke bekommen, fern bin ich der Meinung, dass man das natürlich sie kaufen zurück. Es ist gar nicht die Frage, ob durchdenken muss, und es ist kein Streberantrag, Erbbau oder nicht, sondern sie vergrößern ihren sondern ein Antrag, der einem geradezu aufge- Bestand. Das müsste die GEWOBA selbstverständ- drängt wurde. Das hat sich aus den letzten Debat- lich auch machen. ten doch ganz klar ergeben.

(Beifall DIE LINKE) (Beifall DIE LINKE)

Im Übrigen hat auch die GEWOBA eine Mietenpo- Deswegen haben wir das auch mit zur Diskussion litik, die man einmal reflektieren muss, so ist es ja gestellt, und ich halte es immer noch für die lang- nicht. Das fällt allmählich aus dem SGB-II-Bezug fristig beste Umsetzung. Es ist nicht die Frage, wer beziehungsweise aus der KdU-Fähigkeit heraus, sonst Erbbau macht, sondern es ist letztendlich der auch das muss man im Auge haben. Es gibt aber Punkt, dass die Stadt es tut. noch ein paar andere Folgen, die man natürlich durchdenken muss, und das ist, was auch bei den – (Beifall DIE LINKE, SPD) in Anführungsstrichen – Investoren, Wohnungs- baugesellschaften, den bremischen zumindest, na- Das ist der Clou an der Sache. – Vielen Dank! türlich die Frage war: Wir bekommen es nicht in der Weise beliehen, wenn wir über Erbbau reden. (Beifall DIE LINKE) Das heißt, da müssen wir einen höheren Eigenan- teil letztendlich auf den Tisch legen. Das ist, finde Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das ich, ein wichtiger Punkt. Es ist ja so, dass bisher das Wort Herr Staatsrat Strehl. Geschäftsmodell in vielen Fällen, auch die Über- seestadt – –. Ich persönlich übrigens finde, es wäre Staatsrat Strehl*): Herr Präsident, meine Damen eine gute Idee gewesen, das in Erbbau zu verkau- und Herren! Ich will einmal so anfangen: Vor vier fen. oder fünf Jahre, glaube ich, war es, als sich das Bündnis für Wohnen gegründet hat und diskutiert (Beifall DIE LINKE) wurde, wie wir es erreichen, dass mehr Wohnun- gen in Bremen gebaut werden. Es gab eine Diskus- So sieht die Überseestadt jetzt nun einmal auch sion, die ich ziemlich spannend fand, über die aus, aber gut, das ist noch einmal ein anderes Frage einer Sozialquote von 25 Prozent. Es saßen Thema. ziemlich viele private Investoren am Tisch, die sag- ten: Das schaffen wir nicht, das funktioniert nicht, Bisher ist es so: Diese Investoren kaufen das das klappt nicht! Der Bausenator hat daraufhin Grundstück, setzen Wohnungen, ihre Klötze darauf über 34 – die berühmte 34er-Liste – Grundstücke in und verkaufen sie als Eigentumswohnungen. Das der Stadt Bremen herausgesucht. Er hat sie dann ist natürlich etwas, was dafür völlig uninteressant angeboten und gesagt: Dort können wir das doch ist. Deswegen müssen sie darüber nachdenken, versuchen. wie sie das Geschäftsmodell dementsprechend an- passen, weil teure Wohnungen zu bauen und sie Dann haben sich die ersten getraut – die GEWOBA schnellstmöglich zu verkaufen zwar im Extremfall natürlich immer mit dabei –, und es hat funktio- die profitabelste Variante ist, aber es in dem Fall niert. Das zu der Ansage, der Senat hätte an der Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2579

Stelle nicht gearbeitet! Es hat funktioniert, und es aber solche Fälle treten natürlich dann auf. Die hat auch eine durchaus deutliche Steigerung des müssen wir auch gemeinsam tragen. Wohnungsbaus in Bremen in den letzten fünf oder sechs Jahren gegeben. Ich möchte noch einmal über Berlin sagen: Die Dis- kussion hat schon vor dem Sommer angefangen, Ich möchte das aber auch ansprechen, weil man muss man gestehen, es gab auch schon viele An- das ja auch in der Diskussion gehört hat, es gehört fragen in der Bürgerschaft, mit denen wir uns na- auch dazu: Zu der Zeit, als darüber diskutiert wor- türlich auch schon beschäftigt haben. In Berlin war den ist, hat kein Mensch über Erbpacht gespro- das so: Der Finanzsenator hatte das schon alles fer- chen. Kein einziger! Am Bündnis für Wohnen wa- tig, und ich dachte, jetzt bekomme ich einmal die ren viele beteiligt, es waren auch Sozialverbände Unterlagen, damit wir uns damit beschäftigen kön- beteiligt, kein einziger hat über diesen Begriff ge- nen, aber es hat über drei Monate gedauert, bis die sprochen, das gehört auch zur Ehrlichkeit dazu. Es Ressortabstimmung in Berlin funktioniert hat. Das ist aber auch hier so, glaube ich, gesagt worden. zeigt – das will ich nur sagen –, dass es kein banales Das heißt, wir lernen gemeinsam, dieses Instru- Thema ist. Es gibt verschiedene Interessen. Es gibt ment wieder neu umzusetzen, neu einzubauen. im Umwelt- und im Wirtschaftsressort auch unter- schiedliche Interessen. Wir versuchen diese zusam- Ich habe auch gerade gern zur Kenntnis genom- menzubringen, aber das ist die Aufgabe für die men, dass es auch von der LINKEN nicht als Wun- nächsten drei, vier Monate, die wir auch gern an- dermittel bezeichnet wird. Das klang zwischenzeit- nehmen wollen. lich schon einmal anders. Stattdessen wird es eine weitere Möglichkeit sein, vielleicht auch den Woh- Wir wollen uns übrigens auch gern des weiteren nungsbau anzukurbeln, das finden wir auch rich- Themas annehmen, das jetzt so ein bisschen am tig. Der Senat hat ja auch in der Grundstücksricht- Rande aufgetaucht ist, nämlich des Themas An- linie, die am Freitag auch im Haushalt- und Finanz- kauf. Wir haben aktuell keine großen Grundstücke ausschuss zur Abstimmung steht, darauf hingewie- mehr, die wir jetzt in Erbpacht auf den Markt brin- sen, dass wir das Thema auch ernsthaft bearbeiten gen können. Wir kaufen aber an, wir wollen ankau- wollen. Wir haben uns auch schon gerade mit Ber- fen. Wir brauchen übrigens auch in den nächsten lin, aber auch mit anderen Städten in Verbindung Haushaltsplänen Mittel dafür, das ist auch immer gesetzt, um die Modelle schon einmal ein bisschen wieder angemerkt worden. Wir können jetzt aber zu testen. schon – die Scharnhorst-Kaserne ist ein Beispiel, das Bundeswehrhochhaus ist ein anderes Beispiel, Wir haben auch da gemerkt, dass wir im aktuellen die Rennbahn haben wir schon gemacht – mit Verfahren noch ein Problem haben, denn wir hat- Grundstücken arbeiten. Wir haben etwas Glück, ten in dieser Grundstücksrichtlinie markiert, ir- muss ich ehrlich gestehen – auch Berlin hat übri- gendjemand muss entscheiden, was das Richtige gens Glück –, weil der Bund jetzt die BIMA-Grund- für das jeweilige Grundstück und was das Richtige stücke verbilligt zur Verfügung stellt, und zwar für den jeweiligen Stadtteil ist. Der Umwelt- und deutlich verbilligt, wenn wir Sozialwohnungen Bausenator hat gesagt: Wahrscheinlich bin ich das, bauen. Das ist ein Vorteil, den wir auch hier in Bre- und ich brauche Regeln dafür. Ich brauche Regeln, men nutzen wollen. Wir haben vielleicht nicht so die auch von Beiräten übrigens oder von anderen viele zur Verfügung wie die Berliner, aber das wol- politischen Gremien getragen werden. Darum ha- len wir machen. ben wir gesagt, wir nehmen in dieser Richtlinie den Auftrag mit auf, dass wir dazu die Grundsätze de- Ich stelle mir aber gerade vor, dass ein großer finieren, dafür natürlich mit der Bürgerschaft spre- Grundstücksbesitzer, der auf dem freien Markt ist, chen, mit den zuständigen Deputationen, um eine der Stadt Grundstücke zum Ankauf anbietet. Das klare, saubere Handhabung zu erreichen, denn könnte teuer werden, darauf möchte ich nur hin- ohne dies geht es nicht. Wir müssen Vereinbarun- weisen, so ganz einfach ist es auch nicht, an die gen treffen, die auch dann halten, wenn sie im Ein- wertvollen Grundstücke zu vernünftigen Preisen zelfall umgesetzt werden. zu kommen. Auch damit wollen wir uns aber be- schäftigen und für den nächsten Haushaltsplan Leider, sage ich jetzt einmal, merkt man gerade, dazu auch vernünftige Vorschläge machen. Wir wie schwer das zum Beispiel beim Hartmannstift sind also, glaube ich, gemeinsam auf einem Weg, ist. Die Regel hat vielleicht auch dazu geführt, dass und wir müssen jetzt daran arbeiten. – Danke der Investor sagte, das mit den 25 Prozent ist mir zu schön! gefährlich, und die Baukosten waren ein Problem, 2580 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

(Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) die Veranstalter wieder ungefähr vier Millionen Menschen gezählt, die nicht nur aus der Nordwest- Vizepräsident Imhoff: Weitere Wortmeldungen lie- region, sondern tatsächlich aus der ganzen Welt zu gen nicht vor. diesem Event nach Bremen gekommen sind. Ich finde, dass das eine wunderbare Sache ist, darin Die Aussprache ist geschlossen. sind wir uns Gott sei Dank einig, und dass das so bleiben soll, darin sind wir uns auch einig, meine Wir kommen zur Abstimmung. sehr verehrten Damen und Herren!

Wer dem Antrag der Fraktion DIE LINKE mit der (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) Drucksachen-Nummer 19/886 S, Neufassung der Drucksache 19/877 S, seine Zustimmung geben Es gibt ein Problem, und wir haben dieses Problem möchte, den bitte ich um das Handzeichen! schon einmal kennengelernt bei einer anderen wunderbaren Veranstaltung, nämlich bei den (Dafür SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, Heimspielen von Werder Bremen. Es gibt ein Prob- Abgeordneter Tassis [AfD], Abgeordnete Wend- lem, das man nicht direkt vergleichen kann, weil land [parteilos]) sie alle 14 Tage stattfinden und der Freimarkt nur einmal im Jahr für knapp zweieinhalb Wochen, Ich bitte um die Gegenprobe! aber es gibt ein Problem mit dem Verkehr. Wenn Sie einmal aus dem Fenster auf den Weihnachts- (CDU, FDP, Abgeordneter Schäfer [LKR]) markt schauen und sich mit ein bisschen Fantasie vorstellen, dass man auf diesen Weihnachtsmarkt Stimmenthaltungen? geht, zu dem ja auch Tausende von Menschen aus ganz Deutschland, aus ganz Europa kommen, und Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem viele in 50, 100 oder 150 Metern Entfernung parken Antrag zu. wollen, dann merken Sie sofort, dass das in der Alt- stadt, in unserer Innenstadt in Bremen eine irre Im Übrigen nimmt die Stadtbürgerschaft von der Vorstellung wäre. Mitteilung des Senats, Drucksache 19/867 S, auf die Große Anfrage der Fraktion der SPD Kenntnis. Das funktioniert aber auch nicht am Freimarkt. Wir haben es in diesem Jahr ganz besonders gesehen, Verkehrskonzept Freimarkt überarbeiten obwohl es auch in den letzten Jahren schon große Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen Probleme gab. Es kam ein Feiertag dazu, an dem und der SPD auch noch wunderbares Wetter war, der Freimarkt vom 29. November 2018 war überfüllt, die Schausteller machten gute Ge- (Drucksache 19/882 S) schäfte, die Leute waren glücklich, dass sie da hin- gehen konnten und die Sonne schien, aber der Ver- Dazu kehr ist komplett zusammengebrochen. Ich glaube, auf Dauer können wir ein solches Event mit so vie- Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE len Millionen Besuchern nicht halten, wenn wir uns vom 11. Dezember 2018 nicht neue Lösungen für die Verkehrsproblematik (Drucksache 19/893 S) rund um den Freimarkt überlegen.

Dazu als Vertreter des Senats Herr Staatsrat Deut- (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) schendorf. Jetzt habe ich schon gemerkt, dass einige dachten, Die Beratung ist eröffnet. na ja, dann sind die in den Bürgerpark gefahren, das ist ja gar nicht so schlimm, da gibt es eine ge- Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Dr. teerte Zufahrtsstraße zum Café am Emmasee, da Güldner. steht öfter einmal jemand, da ist auch noch ein Parkplatz am Ende, das ist ja gar nicht so ein dra- Abgeordneter Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grü- matisches Problem. In diesem Jahr an diesem Don- nen)*): Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kollegin- nerstag ist man vorn gleich von vornherein in den nen und Kollegen! Der Freimarkt ist mit das erfolg- Bürgerpark, also über die Spazierwege eingebo- reichste – auf jeden Fall eines der erfolgreichsten – gen, und ein sehr netter junger Polizist, der an die- Events in Bremen, und auch in diesem Jahr haben Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2581

sem Tag Dienst hatte, hat mir erzählt, dass er zu ei- Parkplätze suchen, denn es gibt deutliche Alterna- nem bestimmten Zeitpunkt auf diesen Spazierwe- tiven. gen 85 parkende Autos im Bürgerpark gesehen habe. Ich glaube, es gibt so viele Freunde und (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) Freundinnen des Bürgerparks in Bremen, und das ist, glaube ich, eine Sache, die wir auf gar keinen Wir müssen die Park-and-Ride-Situation verbes- Fall dulden dürfen. Hier ist spätestens das Zeichen sern. Wir brauchen, das hatte der Kollege Stroh- gesetzt worden, dass wir ein neues Verkehrskon- mann gerade angedeutet, grundsätzliche neue zept für dieses Event brauchen, aber nicht nur im Verkehrskonzepte in den angrenzenden Ortstei- Bürgerpark! len, das ist im Beirat auch so in dieser doppelten Dimension diskutiert worden. Einerseits wurde (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) dort einstimmig ein Antrag angenommen, der die- sem hier sehr ähnelt, aber andererseits ist dort na- Wenn Sie versucht haben, mit kleinen Kindern – türlich auch klar in Richtung eines grundsätzlichen aber das betrifft natürlich auch ältere Herrschaften, Verkehrskonzepts für die Bürgerweide, also für die Senioren, Menschen im Rollstuhl, Gehbehinderte, angrenzenden Straßen, votiert worden. ganz viele Menschen – in den angrenzenden Wohnquartieren überhaupt über den Gehweg zu Ich glaube, dass wir dem Freimarkt und überhaupt laufen, dann ist das in vielen Fällen unmöglich ge- unserer touristischen Attraktivität einen großen wesen. Das ist sonst auch schon ein Problem, des- Gefallen tun, wenn wir diese Probleme klar ange- wegen hat dieses Thema ja zwei Dimensionen, hen. Wenn wir im nächsten Jahr – –. Deswegen nämlich eine ganz grundsätzliche Dimension und stimmen wir auch dem Antrag der Fraktion DIE dann die Dimension während der Großereignisse. LINKE selbstverständlich zu, weil das ja nicht nur Für Rettungsfahrzeuge wäre es erst recht unmög- für den Freimarkt gilt, sondern es bei der Oster- lich gewesen, im Notfall tatsächlich durch diese wiese auch eine ähnliche Situation gibt. Es sieht Straßen hindurchzukommen. Die Kreuzungen, die dann – das wissen gar nicht alle – zum Beispiel bei Ein- und Ausfahrten waren komplett zugeparkt, der Classic-Motor-Show da am Freimarkt und am und die Gehwege ebenfalls. So kann man ein sol- Torfkanal und in Findorff genauso aus, bei vielen ches Event einfach nicht feiern, wenn die verkehr- anderen großen Messeveranstaltungen, sodass wir liche Situation dann für alle Anwohnerinnen und das selbstverständlich auch auf diese Events aus- Anwohner so negativ belastet ist. dehnen und dann zu einem neuen Konzept kom- men, damit sowohl die Anwohner und Anwohne- (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) rinnen als auch die Freimarktbesucher einfach ein entspannteres Event vorfinden, als es in diesem Das ist im Übrigen auch meine Beobachtung für die Jahr teilweise der Fall war. – Vielen Dank! Freimarktbesucher vor Ort, denn ihre Vorstellung ist ja nicht, dass man stundenlang durch Stadtteile (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) fährt, in denen es im Prinzip gar keine Parkplätze mehr gibt, und am Ende dann im Bürgerpark lan- Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat det, wenn hinten quengelnde Kinder sitzen, die in das Wort die Abgeordnete Sprehe. das Karussell oder in das Riesenrad wollen. Das ist ja auch nicht das Vergnügen pur, das die Frei- Abgeordnete Sprehe (SPD): Herr Präsident, meine marktbesucher dort erwartet, und deswegen brau- Damen und Herren! Bremen ist in vielen Dingen chen wir unter anderem – mein Kollege Ralph Saxe eine besonders attraktive Stadt, unter anderem hat wird das gleich in der zweiten Runde noch weiter sie nicht nur vier Jahreszeiten, sondern auch eine ausführen – bei der Werbung, die in Norddeutsch- fünfte, nämlich unseren Bremer Freimarkt. Diese land, in Nordwestdeutschland gemacht wird, ganz Zeit buten un binnen für viele Bürgerinnen und klare Hinweise darauf: Liebe Besucher, wenn Sie Bürger die schönste Jahreszeit. 320 Geschäfte, vom mit dem Zug kommen, dann ist der Nordausgang Autoscooter bis zur Zuckerwatte, erwarten mehr des Hauptbahnhofs der Eingang zum Freimarkt, als vier Millionen begeisterte Besucher ein Besu- das sind fünf Meter, und Sie gehen aus dem Bahn- chermagnet, der nicht mehr wegzudenken ist. hof heraus und stehen mitten auf dem Freimarkt, und so ist das bei den Haltestellen des öffentlichen Aber Licht und Schatten liegen auch hier nahe bei- Nahverkehrs auch. Sie müssen nicht mit dem Auto einander. Viele Touristen, aber auch Gäste aus kommen und stundenlang dort herumfahren und Bremen und Niedersachsen, fahren mit öffentli- chen Verkehrsmitteln zum Freimarkt. Es gibt aber 2582 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

auch viele Besucher aus unserer Stadt und aus dem Eines ist aber dennoch nach wie vor klar: Die Be- Umland, die mit dem Pkw anreisen, und dies ist seit lastungen des Stadtteils sind nicht nur zur Frei- mittlerweile vielen Jahren ein Problem für das ge- marktzeit enorm. Jede Messe, jede Veranstaltung samte rund um die Bürgerweide. auf der Bürgerweide, von Bremen Olé bis zur Ost- erwiese, verursachen das eben beschriebene Ver- (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) kehrschaos; zwar nicht so lange, aber ebenso inten- siv. Der Beirat Findorff fordert aufgrund berechtig- Die Gebiete Bürgerweide und Weidedamm sind ter Bürgerbeschwerden seit Jahren ein Verkehrs- ein verdichtetes Wohngebiet mit überwiegend Rei- konzept für seinen Stadtteil. Bislang ist leider im hen- und Mehrfamilienhäusern, und das Parkplatz- Hause des Verkehrssenators dazu nichts passiert, angebot ist bereits zu normalen Zeiten schon fast dies muss aber im Rahmen dieses Antrags neu auf- nicht ausreichend. Wo wird dann geparkt? Überall, genommen werden. wo es möglich ist, ob rechtens oder nicht! Parkt das erste Auto verbotswidrig, stellen sich die nächsten Stimmen Sie mit uns diesem Antrag oder selbstver- dazu, wie es mein Vorredner auch schon beschrie- ständlich auch dem Ergänzungsantrag der LINKEN ben hat. zu, sodass ein Wohnen im Viertel rund um die Bür- gerweide auch zur Freimarktzeit weiter attraktiv Besonders aufgefallen ist das in diesem Jahr am 31. bleibt. – Vielen Dank! Oktober, dem neuen Feiertag, dem Reformations- tag. Gutes Wetter hat einen regelrechten Besucher- (Beifall SPD) ansturm mit einem guten Ergebnis für die Schau- steller erzeugt, aber auch mit katastrophalen Ver- Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das kehrsergebnissen für den Stadtteil. Sehr viele Ver- Wort der Abgeordnete Buchholz. kehrsteilnehmer, die einen Parkplatz in den Stra- ßen um den Freimarkt herum suchten, legten die Abgeordneter Buchholz (FDP)*): Herr Präsident, Stadtteile lahm, und sogar Wege im Bürgerpark meine Damen und Herren! Der Kollege Dr. Güld- waren verbotswidrig zugeparkt. Dies können und ner hat gesagt, Probleme klar anzugehen soll die dürfen wir den dortigen Anwohnern nicht mehr zu- Zielrichtung dieses Antrags sein. Das hört sich gut muten. Hier muss dringend etwas getan werden. an, und diesen Schwung sollte man auch mitneh- men. Der 983. Bremer Freimarkt ist ja gerade er- Besucher des Freimarktgeländes müssen über at- folgreich abgelaufen. All die Dinge, die in dem An- traktive Alternativen zum Auto aufgeklärt werden, trag im Vorlauf beschrieben werden, sind Dinge, mit mehr Werbung für den ÖPNV und Park-and- die ich in ähnlicher Form Jahr für Jahr erlebe, da ride-Parkplätze mit Shuttleverkehren an Wochen- ich selbst in einem Marktgebiet wohne, wenn auch enden und Feiertagen, wie zum Beispiel bei den nur in dem kleinen und überschaubaren Vege- Fußballheimspielen von Werder Bremen, aber viel- sacker Marktgebiet. leicht auch mit kombinierten Angeboten von ÖPNV und Freimarktvergünstigungen. (Abgeordneter Strohmann [CDU]: Das hat ja auch nachgelassen!) Verkehrslenkende Maßnahmen wie Hinweise und temporäre Änderungen von Einbahnstraßenrege- Die Verkehrsteilnehmer, die überall ihre Autos ab- lungen, aber auch ein ausreichendes Angebot für stellen, auch an den Kreuzungen, auch vor Einfahr- Schausteller, um ihre Fahrzeuge abstellen zu kön- ten, auch dort, wo es eine Einfahrt zum Kinder- nen, sind wichtig, um die Belastung der Stadtteile spielplatz gibt und dergleichen, sind ein sehr wohl zu minimieren, temporäre Verkehrsregelungen bekanntes Problem, aber es ist auch genauso be- und insgesamt der Parkraum und gesperrte Zu- kannt, dass wir seit vier Jahren einen Verkehrsent- fahrtswege im Bürgerpark sollen effektiv über- wicklungsplan haben, der nur leider in einigen wacht werden. Da es aber rechtlich nicht möglich wichtigen Punkten noch nicht umgesetzt worden ist, Besucher- und Anwohner-Pkws zu unterschei- ist. Das ist eine Sache, die wirklich dringend und den, ist hier auch mit einem gewissen Augenmaß klar angegangen werden muss. vorzugehen, um die Anwohner der Stadtteile nicht noch mehr zu benachteiligen. Ich hoffe, dass insbe- (Beifall FDP) sondere auch das geplante Parkhaus am Busbahn- hof eine gewisse Entlastung in diesem Bereich Wir Freien Demokraten sind der Ansicht, dass die bringt. Vorbereitungen für den nächsten Bremer Frei- markt, für die es ja, wenn man ins Netz geht, schon Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2583

einen Countdown gibt – noch 310 Tage –, sorgfältig gehabt, dass es eigentlich kein richtiges Werbe- durchgeführt werden müssen, damit diejenigen, konzept für den Freimarkt, den Weihnachtsmarkt die unter den Verkehrsbedingungen und unter den und die Osterwiese gibt, in das wir ein Park-and- besonderen Belastungen bei Großveranstaltungen ride-System einbinden können. Es gibt kein Ver- – –. Insofern zielt der Änderungsantrag der Frak- kehrsleitsystem. tion DIE LINKE durchaus in die richtige Richtung, denn das ist nicht nur ein Problem des Freimarkts. Ich kenne mich ja nun auf beiden Seiten aus und Alle diese Dinge müssen aber sorgfältig und mit weiß deshalb auch, wie Veranstaltungen in dieser Beteiligung der Betroffenen, das heißt, mit Beteili- Größenordnung in anderen Städten organisiert gung des Beirats Findorff, mit Beteiligung der werden. Wenn Sie sich einmal Soest anschauen, Schausteller oder Großveranstalter, angegangen das ist eine Fachwerkstadt, dort sind alles alte werden. Daher werden wir Freien Demokraten be- Fachwerkhäuser, und die bekommen das auch or- antragen, diesen Antrag zur sorgfältigen Anreiche- ganisiert und haben keinen öffentlichen Nahver- rung in die zuständige Deputation zu überweisen. kehr wie Bremen, wo der Markt direkt am Bahnhof Sollten Sie sich damit nicht einverstanden erklären ist. Die bekommen das auch organisiert, weil sie können, sind wir leider nicht in der Lage, dem An- vernünftige Leitsysteme haben und die Leute gar trag so zuzustimmen, obwohl es viele zustim- nicht erst auf die Idee kommen – –. Ich hatte so ein mungsfähige Elemente gibt. bisschen den Eindruck, man habe das jetzt einmal angeschoben, auch gerade aus der Diskussion und Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass Rettungs- dem Druck aus Findorff heraus, der zu Recht kam. wege freigehalten werden. Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass Parkwege nicht zugeparkt wer- (Abgeordnete Grotheer [SPD]: Ja, genau! Da den und alter Baumbestand wie am Torfkanal nicht wurde einmal nach Lösungen gesucht!) durch gnadenloses Heranparken beschädigt wird. Alles dies muss ins Auge gefasst werden, aber das Das haben Sie aber schon seit zehn Jahren! Problem, denke ich, ist doch wirklich nicht neu, sondern wiederholt sich von Jahr zu Jahr. Dass wir (Abgeordnete Grotheer [SPD]: Sie meinen, Sie kön- in diesem Jahr so eine große Besucherzahl von nah nen das besser?) und fern hatten, haben ja alle Seiten begrüßt, und das Wetter hat das auch noch begünstigt. Gerade Nein, aber komischerweise fällt Ihnen immer kurz deswegen muss es unsere gemeinsame Anstren- vor der Wahl ein, irgendwo Leute zu beglücken! gung sein, die Dinge sorgfältig in einem Konzept umzusetzen, und das möchten wir gern gemeinsam (Abgeordnete Grotheer [SPD]: Wie schade, dass Sie mit Ihnen tun, wenn Sie damit einverstanden wä- nicht darauf gekommen sind, Herr Strohmann!) ren, das in der Deputation noch einmal gründlich zu diskutieren. – Vielen Dank! Sie kümmern sich nie um Probleme, und dann kommt auch noch dazu, dass Sie immer viel zu kurz (Beifall FDP) springen, weil Sie bestimmte Sachen anscheinend nicht begreifen, ich weiß es nicht! Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat das Wort der Abgeordnete Strohmann. Wir haben das große Problem – und das ist ange- mahnt, und das ist übrigens Ihr Punkt sieben, das Abgeordneter Strohmann (CDU): Sehr geehrter ist ein absolutes Verwaltungsversagen –, wir hatten Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und in diesem Jahr wie in jedem Jahr wieder das Prob- Herren! Vorab vielleicht: Ich würde dem, was die lem, dass die Schausteller zwei Tage vor Beginn FDP vorgeschlagen hat, auch folgen, indem wir nicht wussten, wo sie ihre Fahrzeuge parken kön- den Antrag überweisen, denn ich glaube schon – nen. und das hat mich bei diesem Antrag auch ein biss- chen geärgert –, dass es kein neues Problem ist, (Abgeordneter Reinken [SPD]: Die parken ja nicht und ehrlicherweise, und das ärgert mich noch an den Straßen!) mehr, die Punkte sind richtig, sie sind genauso alt, wie sie richtig sind. Nein, Herr Reinken! Reden Sie doch nicht so einen Unsinn, wenn Sie es nicht besser wissen! Entschul- Wir haben schon immer die Problematik der ver- digen Sie bitte! Die Behörde hat es einfach ver- kehrlichen Belastung während des Freimarktes ge- schlafen, und dann müssen die ja irgendwo parken. habt, und wir haben schon immer die Problematik Sagen Sie doch nicht so etwas! So, ich will jetzt 2584 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

auch gar keinen Streit, deswegen glaube ich, die- ist für Kinderwagen auch nicht witzig, und Ret- ses Thema – –. tungskräfte, die da hindurchmüssen, brauchen ei- nen Rammschild, sonst wird es nicht funktionieren. (Abgeordneter Fecker [Bündnis 90/Die Grünen]: Nein? – Heiterkeit) Der Versuch, ein Axiom der Physik „Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein“ beim Freimarkt außer Freunde, wir brauchen ein Verkehrsleitsystem und Kraft zu setzen, ist wieder nicht gelungen. Deswe- eine Werbung für Park-and-ride, denn die Zu- gen ist es natürlich vernünftig, darüber nachzuden- stände sind katastrophal, sie sind gefährlich, wenn ken, wie man mit einem solchen Problem umgeht. da einmal irgendetwas passiert. Eine Besucherbegrenzung auf dem Freimarkt ist vielleicht doch keine gute Idee, Freikarten, limitier- (Abgeordneter Dr. Güldner [Bündnis 90/Die Grü- tes Kontingent, so etwas wird nicht funktionieren. nen]: Also stimmen Sie zu?) Also müssen wir uns darüber Gedanken machen, wie die Leute zum Freimarkt kommen. Da gibt es Aber doch nicht so! Wo wollen Sie das denn einbin- Vorschläge, die wir im Prinzip alle richtig finden: den? Wir haben kein Werbekonzept, das meine ich Man muss den Leuten erklären, dass sie wesentlich ja! weniger Stress haben, zum Freimarkt zu kommen, wenn sie mit der Bahn anreisen. Wir müssen Park- Deswegen glaube ich, es ist sinnvoller, das zu über- and-Ride-Systeme schaffen, und wir müssen dafür weisen und noch einmal in der Deputation, auch Werbung machen. Selbstverständlich müssen wir mit den Fachverbänden, zu diskutieren. Das ist ein- auch restriktive Maßnahmen wie teilweise Stra- fach der bessere Weg. Hier einfach einmal etwas ßensperrungen und so etwas in Betracht ziehen. populistisch zu bestimmen, ich glaube, das ist der falsche Weg, denn – ich weiß es ja jetzt schon – Deswegen ist die Liste, die hier aufgeführt ist – ob wenn wir das jetzt so beschließen, wird es im sie komplett ist, weiß ich nicht –, mit Sicherheit eine nächsten Jahr genauso sein. Im Ankündigen und in gute Anregung. Wir fanden, dass diese Liste und dem im Konjunktiv leben und im Konzepte erarbei- dieser Antrag das Potenzial haben, sie auch in ähn- ten seid ihr ja perfekt, aber wir müssen Lösungen licher oder vergleichbarer Form für die Osterwiese für die Menschen vor Ort finden. Deswegen enthal- und Großveranstaltungen anzuwenden. Das war ten wir uns oder überweisen den Antrag. – Vielen mit Sicherheit auch intendiert, aber da es ja so ist, Dank! hat mich ja ein bisschen gewundert, dass wir sehr konkrete Vorschläge machen müssen, welche Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das Maßnahmen der Senat sozusagen in Angriff neh- Wort der Abgeordnete Rupp. men soll. Einmal vorsichtig gesagt: Nach meinem Verständnis, wenn ein solches Problem wie der Abgeordneter Rupp (DIE LINKE)*): Herr Präsident, Freimarkt seit zehn Jahren oder noch länger exis- meine sehr verehrten Damen und Herren! Es liegt tiert und auch das Verkehrsproblem, ja – –. Früher ein Antrag vor, das Verkehrskonzept beim Frei- gab es nicht so viele Autos, also vor 150 Jahren gab markt zu überarbeiten, und verursacht wurde die- es wahrscheinlich auch den Freimarkt nicht, egal, ser Antrag offensichtlich durch eine ausnahms- jedenfalls hat sich das zugespitzt. weise noch bessere Besucherzahl auf dem Bremer Freimarkt in diesem Jahr und den daraus folgen- Trotzdem glaube ich, man hätte darüber vielleicht den verkehrlichen Problemen rund um das Ge- auch schon einmal eher nachdenken müssen, und lände: zugeparkte Seitenstraßen, die Zufahrt zum das ist einer der Anträge, von denen ich gesagt Bürgerpark zugeparkt, Seitenwege zugeparkt. hätte, da hätte ich vom Senat einen Vorschlag er- wartet, welche Möglichkeiten es gibt, welche bis- Insgesamt wurden 50 Fahrzeuge abgeschleppt. her in Angriff genommen sind, welche sinnvoll sind Ehrlich gesagt, bei 2 317 Ordnungswidrigkeiten und wie andere Städte das machen. Gibt es so et- finde ich 50 abgeschleppte Fahrzeuge eher mode- was wie Anwohnerparken oder Anwohnerparkzo- rat, das sind circa drei am Tag. Auf jeden Fall ist es nen wie beim Werder-Spiel? Da hätte ich schon ein ein Zustand, den natürlich die Anwohnerinnen und Konzept erwartet, das wir hier diskutieren, das wir Anwohner nicht witzig finden, weil es insbeson- mit den Beiräten und den betroffenen Veranstal- dere, wenn man eine eingeschränkte Mobilität hat, tern diskutieren. nicht witzig ist, wenn überall die Autos stehen, das Jetzt müssen wir das aber hier erst einmal auf den Weg bringen und dem Senat sagen: Machen Sie Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2585

das einmal“ Da helfen wir natürlich gern auch mit ganze Jahr hinweg ziemlich beansprucht ist, tat- Ergänzungsvorschlägen. Wir werden diesem An- sächlich Dinge hinzubekommen. trag zustimmen. Wir hoffen allerdings, dass wir doch einmal in eine Situation kommen, wenn es Was ich mir nicht wünsche, ist, das jetzt wieder in solche offensichtlichen Probleme wie seit Jahren die Deputation zu überweisen, obwohl doch alle die Verkehrsprobleme beim Freimarkt gibt, dass Vorschläge schon auf dem Tisch liegen. Das kön- wir nicht erst sagen müssen, machen Sie einmal ein nen wir begleitend machen – vielleicht fällt uns ja Verkehrskonzept, sondern dass der Verantwortli- noch mehr ein –, oder wir gründen noch einen rie- che im Ressort um die Ecke kommt und sagt: Ich sigen Arbeitskreis, in dem dann der ADFC und der habe hier ein Verkehrskonzept, das wir gut finden, ADAC sind und die Handelskammer und die An- lassen Sie uns darüber diskutieren. So herum finde gestelltenkammer, und die Protagonisten neutrali- ich das viel besser. – Vielen Dank für die Aufmerk- sieren sich gegenseitig. Das ist nicht das, was jetzt samkeit! angesagt ist, sondern die Problemlösungen liegen meiner Ansicht nach ganz klar auf dem Tisch. (Beifall DIE LINKE, SPD) Der Autoverkehr muss reduziert werden, ich Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das glaube, da sind sich alle Redner bisher, wie ich es Wort der Abgeordnete Saxe. gehört habe, einig. Dass es dafür Sperrungen und Einbahnstraßenregelungen geben muss, darüber Abgeordneter Saxe (Bündnis 90/Die Grünen)*): sind wir uns auch einig. Das kann man doch alles Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das machen! Warum müssen wir jetzt noch auf einen wäre natürlich idealtypisch tatsächlich so, dass Arbeitskreis warten? Wenn das jetzt nicht richtig man sich das manchmal wünschen würde, aber wäre, dann könnte man über etwas anderes reden. manchmal, glaube ich, muss der eigene Augen- schein, die eigene Betroffenheit, solche Sachen (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) dann auch auslösen. Genauso wie Herr Dr. Güldner bin auch ich dort zufälligerweise beim Joggen vor- Ich bin aber wirklich dafür, das jetzt zu machen! beigekommen und habe gedacht: Das kann doch Diese Probleme sind immer größer geworden, und wohl nicht wahr sein, was sich hier jetzt gerade ab- da jetzt gerade eine Schmerzgrenze erreicht spielt! wurde, ist dann die Betroffenheit so groß, dass wir auch handeln können. Dieses Verkehrskonzept hat es natürlich gegeben, das ist irgendwann einmal vor zwölf Jahren ge- Das ÖPNV-Angebot ist, glaube ich, auch ein Prob- macht worden. Das ist gar nicht einmal ganz genau lem. Es gibt ja ein Park-and-ride-Angebot! Für 3,50 für den Freimarkt, sondern insgesamt für Veran- Euro kann man direkt von der Universität zur Bür- staltungen gemacht worden. Man muss auch sa- gerweide und dann auch wieder zurückfahren. Das gen, dass der Freimarkt einen erfreulichen Erfolg müssen wir ausweiten, das gibt es nur an diesem hat, sodass dieser Erfolg diese Probleme dann auch einen Standort. Es gibt aber noch mehr Angebote immer mehr ausgelöst hat, zu denen es am Ende für Park-and-ride, das hat Herr Dr. Güldner auch gekommen ist. Wie es dort an diesem Reformati- schon gesagt. Der Bahnsteig ist doch direkt an der onstag war, war unerträglich für die Leute, die mit Bürgerweide! Die Leute können da hingehen. Es dem Auto gekommen sind, aber auch für die Leute, gibt, glaube ich, keine Festivität dieser Art, wo man die dort wohnen und manchmal einfach gar nicht solch eine ÖPNV-Anbindung hat, sowohl mit der mehr aus ihrem Haus herauskommen konnten. Das Straßenbahn als auch mit der Deutschen Bahn, und Problem besteht schon länger. das gehört natürlich in ein Vermarktungskonzept mit hinein, da stimme ich zu. Da könnte man noch Ich möchte daran erinnern, das Anwohnerparken mehr machen, um das dann tatsächlich auch als im Barkhofviertel, also auf der anderen Seite des eine besonders umweltfreundliche, ja sogar auto- Freimarktes, wurde schon vor etwa zehn Jahren freie und entspannte Veranstaltung zu vermarkten, eingeführt, und zwar ganz klar auch aufgrund die- das kann ich mir wirklich sehr gut vorstellen. ser starken Veranstaltungsverkehre. Ich wünsche mir auch, dass man diesen Gedanken des Bewoh- Ich bin ja da gewesen, da war dieser nette junge nerparkens, wie es heute heißt, durchaus versucht, Beamte, mit dem habe ich auch gesprochen und im Bereich zwischen Herbststraße und Findorff- ihn dann gefragt: Wie viele Leute seid ihr denn jetzt straße mitzudenken, um für dieses Quartier, das eigentlich hier an diesem Reformationstag? Da hat nicht nur durch den Freimarkt, sondern über das er gesagt: fünf! Das war – da hatte er recht – nicht 2586 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

so besonders viel, das hat mich nicht sehr beein- mit rund vier Millionen Besuchern das größte druckt, denn zwei standen dann auch vorn in der Volksfest in Nordwestdeutschland. Das ist erfreu- Hermann-Böse-Straße und haben geschaut, dass lich, so soll es auch bleiben, und es soll eher wach- dort keine Autos hineinfahren. Ich glaube tatsäch- sen, als dass es kleiner wird. lich, es ist ein Push- und Pull-Problem, das heißt, man muss Anreize schaffen, damit die Leute tat- Solch ein großes Volksfest geht aber natürlich auch sächlich ein anderes Fahrzeug benutzen. Es muss mit Herausforderungen einher. Ein Beispiel dafür – aber auch Folgen haben, wenn Leute ihr Fahrzeug eine Aufgabe, die zu lösen ist – sind die Verkehrs- ganz fahrlässig abstellen, das ist für mich auch klar. fragen und die Konflikte, die dadurch entstehen, Ich glaube, da wird es auch keinen Dissens geben. und darüber debattieren wir heute hier. Daran gilt es, weiter zu arbeiten, aber ich möchte an dieser Ich möchte in dem Zusammenhang noch einmal Stelle schon eingangs deutlich sagen: Es gibt fragen – das kann jetzt aber niemand beantworten, durchaus ein Konzept, und es wird jedes Jahr daran da jetzt gerade keiner dort sitzt –: Wir haben ja in gearbeitet, die entstehenden Verkehre im Umfeld Bezug auf das Parkraummanagement auch gefor- des Freimarkts so gut wie möglich abzuwickeln, dert, dass wir weitere sich refinanzierende Stellen aber wir arbeiten natürlich auch beständig daran, haben wollen, um auch die Parkraumüberwachung dieses Konzept weiter zu verbessern. etwas wirksamer zu machen. Darüber habe ich noch nichts weiter gehört. Die Menschen kommen mit vielen Verkehrsmitteln von nah und fern, viele der Menschen kommen mit Eine Sache ärgert mich in diesem Zusammenhang dem Auto. Auch dafür gibt es Angebote. Wir haben immer wieder: Wir haben ja verschiedene Protago- umfangreiche Park-and-ride-Möglichkeiten im nisten, die da irgendwie Verantwortung zeigen Umfeld, auch mit einer guten und direkten Anbin- könnten. Da ist das Wirtschaftsressort oder in dem dung, und man kann auch ein entsprechendes at- Fall die WFB, die ist nun einmal Veranstalter. Als traktives Ticket erwerben, mit dem beispielsweise Veranstalter habe ich eine bestimmte Verantwor- Kinder kostenlos mitfahren können. Das gibt es, tung, dass das auch so läuft, dass die Nachbarn von und wir machen dafür auch Öffentlichkeitsarbeit. dem Lärm und von den Beeinträchtigungen nicht In allen Medien, auf allen Kanälen wird versucht, zu sehr betroffen sind. Ich erlebe es auch beim Amt auch diese Angebote noch bekannter zu machen, für Straßen und Verkehr und bei der Polizei, dass auch mit Hinweisen zur Verkehrslenkung. Wir ste- sie sich immer wieder gegenseitig die Schuld zu- hen in diesen Bereichen nicht bei null. schieben. Die Polizei sagt, da könnt ihr doch jetzt Poller aufstellen, und das ASV sagt, nein, das ma- Trotzdem, und auch das ist richtig, meine Damen chen wir nicht, weil das ja an der Stelle sowieso und Herren, versuchen immer noch zu viele Men- nicht erlaubt ist, das muss die Polizei machen. schen, mit dem Auto so nah wie möglich an den Freimarkt heranzufahren. Das sollen weniger wer- Ich glaube, da müssen wir ein abgestimmtes Ver- den, und daran arbeiten wir auch. Ein wichtiger halten hinbekommen. Alle miteinander sind dafür Baustein, den es für dieses Ziel im Verkehrskon- verantwortlich, dass wir diese Probleme lösen, und zept gibt, ist ja die Frage, in welche Richtung die alle miteinander sind dafür verantwortlich, dass die Einbahnstraßen in Findorff laufen. Die Richtungen Leute gern auf dem Freimarkt feiern und der Stress wurden umgedreht, aber das ging in diesem Jahr dort einfach aufhört. Ich denke, damit sollten wir nicht, weil wir die Baumaßnahme in der Findorff- jetzt anfangen und keinen Arbeitskreis gründen straße sowie weitere Baumaßnahmen hatten. Das und das nicht in die Deputation überweisen. hat es in diesem Jahr an der Stelle noch einmal zu- sätzlich erschwert. Deshalb gehen wir davon aus, Lasst uns anfangen und die Bedingungen schon dass sich das im nächsten Jahr wieder anders ge- jetzt, für die Osterwiese, verbessern. – Vielen stalten wird. Dank! Meine Damen und Herren, auch beim ÖPNV gibt (Beifall Bündnis 90/Die Grünen) es ein extra Sonderprogramm für den Freimarkt, das wurde zuletzt in seiner Leistungsfähigkeit und Vizepräsident Imhoff: Als nächster Redner hat das im Jahr 2014 angepasst und noch einmal erhöht. Es Wort Herr Staatsrat Deutschendorf. fahren zusätzliche Straßenbahnen und zusätzliche Regionalbusse. Auch nachts wurde das Angebot Staatsrat Deutschendorf: Sehr geehrter Herr Präsi- ausgeweitet und verdichtet, und die eben schon er- dent, meine Damen und Herren! Der Freimarkt ist wähnten Park-and-ride-Angebote kommen hinzu. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2587

Insofern ist es auch wichtig, hier weiter deutlich zu Wir arbeiten daran und werden weiter daran arbei- machen: Es geht auch ohne Auto! ten, und das natürlich im Interesse und in Abstim- mung mit den Anwohnern, auch mit dem Beirat In diesem Jahr haben wir einen besonderen Druck und auch gern im Sinne des hier vorliegenden An- auf den Bürgerpark erlebt, das muss dort besser un- trags mit dem Ziel, dass die Menschen weiterhin terbunden werden, da sind wir alle miteinander ei- gern zum Freimarkt kommen und dass die Men- ner Meinung. Die bestehenden Anordnungen wur- schen im Umfeld des Freimarktes nicht überlastet den missachtet, denn man darf ja eigentlich gar werden. Vielleicht gelingt es uns so schlussendlich, nicht in den Park hineinfahren. Zufahrten, die jetzt dass der Anteil derer, die dann mit dem Auto so nah auch noch für andere Zwecke gebraucht werden, an den Freimarkt heranfahren, kleiner wird. – Vie- müssen bleiben, denn sonst könnte man ja einfach len Dank! ein paar Betonblöcke hinstellen, und dann ist es zu. Ein paar Leute müssen da über den Tag manchmal (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) aber auch noch durch, und insofern geht das viel- leicht stellenweise, aber nicht an allen Stellen. Da Vizepräsident Imhoff: Weitere Wortmeldungen lie- muss dann natürlich auch noch einmal die Kon- gen nicht vor. trolle verstärkt werden. Die Beratung ist geschlossen. Auch vielleicht zu dem Bereich kurz angemerkt: Die Polizei reagiert im Zusammenhang mit dem Wir kommen zur Abstimmung. Freimarkt natürlich in besonderer Weise mit einem eigenen Einsatzabschnitt, der sich mit Verkehrs- Gemäß § 51 Absatz 7 unserer Geschäftsordnung aufklärung beschäftigt, mit Verkehrslenkung und lasse ich zunächst über den Änderungsantrag ab- konsequenterer Verkehrsüberwachung. Auch das stimmen. Ordnungsamt ist hier mit eingebunden, also auch dort finden Maßnahmen statt. Die Frage von Schä- Wer dem Änderungsantrag der Fraktion DIE den an Bäumen beschäftigt uns auch, wenn die LINKE mit der Drucksachen-Nummer 19/893 S zu- Menschen dann so manchmal dicht den Bürger- stimmen möchte, den bitte ich um das Handzei- park zuparken. Auch das bewegt uns. Da werden chen! wir baulich etwas verändern und auch Lösungen finden, wie beispielsweise Poller, die an der Stelle (Dafür SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE) für einen besseren Schutz sorgen können. Ich bitte um die Gegenprobe! Meine Damen und Herren, der Freimarkt bringt ei- nen erheblichen Autoverkehr insbesondere für Fin- (Abgeordneter Schäfer [LKR]) dorff mit sich. Es gibt ein Verkehrskonzept zum Schutz der Anwohner. Das muss noch besser wer- Stimmenthaltungen? den, konnte aber, wie ich schon erwähnt habe, in diesem Jahr auch nicht vollständig umgesetzt wer- (CDU, FDP, BIW) den. Das grundlegende Problem der zu vielen Au- tos und dem zu geringen Platz, das im Übrigen Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem nicht nur Findorff betrifft, wird dadurch leider nicht Änderungsantrag zu. gelöst. Nun lasse ich über den Antrag der Fraktionen Ich weiß auch und möchte es hier noch einmal er- Bündnis 90/Die Grünen und der SPD abstimmen. wähnen, dass alle Beteiligten auf Basis der jährli- chen Erfahrungen ihre Maßnahmen kontinuierlich Hier ist Überweisung zur Beratung und Berichter- optimieren. Das gilt für die Kommunikation, für die stattung an die städtische Deputation für Umwelt, Überwachung und auch für die verkehrlichen Maß- Bau, Verkehr, Stadtentwicklung, Energie und nahmen. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe des Landwirtschaft beantragt. Veranstalters, des Freimarktbetreibers, des Sena- tors für Umwelt, Bau und Verkehr, des Senators für Wer der Überweisung seine Zustimmung geben Wirtschaft, Arbeit und Häfen und des Senators für möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Inneres. (Dafür CDU, FDP, BIW, Abgeordneter Schäfer [LKR]) 2588 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Ich bitte um die Gegenprobe! Wissensbarrieren durch eine Beratung zu Themen wie Wohnen, Sprachförderung, Arbeitsaufnahme, (Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE Gesundheit, Bildung, Familie, aber natürlich auch LINKE) Ausbildungs- und Berufswelt kennenzulernen und abzubauen. Stimmenthaltungen? Die Menschen, die zu uns gekommen sind, sollen Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft lehnt die Über- in der Nachbarschaft und in dem Stadtteil, in dem weisung ab. sie wohnen, diese Orientierung haben und sich zu- rechtfinden. Dafür wurde seit 2014 ein ambulantes Wer dem Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Betreuungssystem aufgebaut, das Sprach- und In- Grünen und der SPD mit der Drucksachen-Num- tegrationsprojekt „Sprinter Bremen“, das Hilfeleis- mer 19/882 S seine Zustimmung geben möchte, tungen, Hilfestellungen und Orientierung in Fra- den bitte ich um das Handzeichen! gen des alltäglichen Lebens anbietet. Zusätzlich dazu wurden im Rahmen des Programms „Ankom- (Dafür SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE) men im Quartier“ acht neue Anlaufstellen für Ge- flüchtete im Rahmen des Integrationsbudgets des Ich bitte um die Gegenprobe! Senats eingerichtet.

Stimmenthaltungen? Aus meiner Sicht bedarf es einer Prozessbeglei- tung, das heißt, es ist notwendig, darüber nachzu- (CDU, FDP, BIW, Abgeordneter Schäfer [LKR]) denken, wie die bisherigen Angebote zur Unter- stützung von geflüchteten Personen im privaten Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem Wohnraum optimiert werden können, zum Beispiel Antrag zu. mit Krisenintervention und Begleitung zu medizini- schen Diensten, aber auch zu Behörden oder sozia- Unterstützungsangebote für Geflüchtete in len Institutionen. Wohnquartieren durch Personalverlegung aus- weiten Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten eine Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen vertrauensvolle und fachkundige Begleitung bei und der SPD Krisen durch traumatisierende Fluchterfahrungen, vom 26. April 2018 Konflikten nach der Ankunft in der neuen Umge- (Drucksache 19/769 S) bung oder innerfamiliären oder persönlichen Prob- lemen an und ziehen bei Bedarf weitere Fach- Dazu als Vertreterin des Senats Frau Senatorin dienste hinzu. Ein weiteres Beispiel ist die Netz- Stahmann. werkarbeit und die Förderung ehrenamtlicher Un- terstützung. Um die einheimische Bevölkerung Die Beratung ist eröffnet. frühzeitig einzubeziehen, werden Begegnungs- möglichkeiten geschaffen, Kontakte zu Vereinen Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete und Religionsgemeinden hergestellt und Ehren- Tuchel. amtliche, die sich für Asylsuchende engagieren, angeleitet und begleitet. Abgeordnete Tuchel (SPD)*): Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Starke Quar- Es hat sich in den letzten vier Jahren in unseren tiere bilden das Fundament für eine gelingende In- Stadtteilen sehr vieles verändert. Vor diesem Hin- tegration und brauchen daher stabilisierende tergrund sehe ich hier heute die Notwendigkeit, Strukturen. Die Stadt Bremen erkennt die Integra- mit unserem gemeinsamen Koalitionsantrag ein tionsleistung ihrer Quartiere an und stärkt diese neues, aktuelles Konzept zu entwickeln, das die unter anderem mit der Förderung von Integrations- konkreten Umsetzungsschritte in den Stadtteilen projekten. und die Umschichtung der Finanzierung beinhal- tet. Stimmen Sie unserem vorliegenden Antrag zu! Chancengerechtigkeit und Teilhabe für alle und – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! die Möglichkeit, sich mit den individuellen Poten- zialen einbringen zu können, sind die Vorausset- (Beifall SPD) zung für eine friedliche und gerechte Weiterent- wicklung der Stadt Bremen. Darum ist es wichtig, Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2589

Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat Die Praxis zeigt deutlich, dass die Nachfrage nach das Wort die Abgeordnete Yildiz. Unterstützungsangeboten in den Wohnquartieren steigt. Deshalb wurden im Rahmen des Integrati- Abgeordnete Yildiz (Bündnis 90/Die Grünen): onsbudgets des Senats für Geflüchtete zusätzlich Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolle- acht neue Anlaufstellen für das Programm „An- ginnen und Kollegen! In unserem Antrag geht es kommen im Quartier“ eingerichtet. Die Anlaufstel- um die Ausweitung der Unterstützungsangebote len befinden sich in WiN-Fördergebieten und sind für die Geflüchteten, die bereits in ihrer eigenen vor Ort an die bestehenden Strukturen angeschlos- Wohnung wohnen. Dank des erfolgreichen Mo- sen. Auch diese Beratungsstellen haben den Auf- dells der Wohnraumvermittler in den Übergangs- trag, neu zuziehenden Familien in allen Fragestel- wohnheimen können viele Geflüchtete schnell aus lungen des täglichen Lebens Hilfe anzubieten be- den großen Unterkünften ausziehen und stattdes- ziehungsweise sie weiter zu vermitteln. Die Erfah- sen in den eigenen vier Wänden wohnen. Das ist rung zeigt, auf die Vielzahl an Fragen findet sich ein wichtiger Grundstein für ihre Integration. immer eine Antwort, weil auf sehr gute Netz- werkstrukturen innerhalb des Stadtteils zurückge- (Beifall SPD) griffen werden kann.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die geflüchte- Mit unserem Antrag fordern wir den Senat auf, die ten Familien aufgrund der nicht ausreichenden bestehenden Angebote „Sprinter Bremen“ und Sprach- und Ortskenntnisse weiteren Unterstüt- „Ankommen im Quartier“ in einem Konzept zu zungsbedarf haben, zum Beispiel bei Behörden- bündeln und zu prüfen, inwieweit die ehemaligen gängen, bei Arztterminen, bei der Anmeldung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohnheime Kinder in der Krippe, im Kindergarten und in der mit ihren Kenntnissen mit dieser wichtigen Auf- Schule, aber auch, wenn es um die Unterstützung gabe betraut werden können. So wollen wir das bei Erziehungsfragen geht, um die Teilnahme an Ziel erreichen, das Angebot an Unterstützung deut- Deutsch- und Integrationskursen oder um Fragen lich auszuweiten. Ich bitte um Ihre Unterstützung! der Qualifizierung und Integration in den Arbeits- – Vielen Dank! markt. (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) Insbesondere Briefe und amtliche Bescheide füh- ren zu großer Verunsicherung. Unsere deutsche Vizepräsident Imhoff: Als Nächster hat das Wort Amtssprache ist leider für viele immer noch nicht der Abgeordnete Dr. Buhlert. leicht zu verstehen. Viele Geflüchtete wenden sich daher mit diesen Schreiben an vertraute Mitarbei- Abgeordneter Dr. Buhlert (FDP): Sehr geehrter terinnen und Mitarbeiter in den Übergangswohn- Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es sind heimen, die sie noch von früher kennen. Diese sind viele Menschen zu uns gekommen, die mit unserer aber eigentlich nicht mehr für sie zuständig. Daher Sprache und unserer Kultur nicht so vertraut sind, ist es sehr wichtig, dass die Menschen von Anfang wie man es sein müsste, wenn man hier leben an auch Unterstützung im Wohnquartier bekom- möchte. Das ist etwas, bei dem man helfen will und men. helfen muss, damit die Integration gelingt.

(Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) Nun war Vorstellung, diese Menschen lernen das in den Übergangswohnheimen und können dann Seit Oktober 2014 wurde in Bremen ein ambulan- irgendwann in normale Wohnungen umziehen. Da tes Betreuungssystem aufgebaut. Das Projekt auch nicht so viele gekommen sind, wie erwartet „Sprinter Bremen“, also die Sprach- und Integrati- wurden, ist es nun gelungen, dass die Menschen onsmittlerinnen und -mittler, beraten und beglei- früher in reguläre Wohnungen umziehen. Da liegt ten die Geflüchteten in allen Fragen des alltägli- es auf der Hand, dass ihnen diese Hilfe dort ge- chen Lebens. Sie sind Lotsinnen und Lotsen oder währt wird, wo sie sind, und nicht dort, wo man es Brückenbauerinnen und Brückenbauer, die mit ih- einmal geplant hatte. Deswegen ist es ein sinnvol- ren eigenen sprachlichen und kulturellen Kompe- ler Ansatz, die Ressourcen entsprechend zu ver- tenzen den Weg in unsere Gesellschaft erleichtern, schieben und zu sagen, wir müssen das Programm unterstützen und fördern. Aufgrund ihrer eigenen „Sprinter Bremen“ und andere Programme verla- Biografie sind sie mehr als nur Dolmetscher. gern, damit dann entsprechend die Arbeit vor Ort gemacht wird, also dort, wo die Menschen leben, 2590 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

denn dort muss die Integration gelingen und nicht wenn wir diese kennen, können wir konkreter wei- in Wohnheimen, in denen sie nicht mehr sind. ter debattieren.

Insofern ist das ein richtiger Ansatz, eine richtige In der letzten Woche haben wir in der Sozialdepu- Idee der Koalition. Wir unterstützen das und wer- tation für ein weiteres Jahr die Fortsetzung des Pro- den dem Antrag zustimmen. – Vielen Dank! jekts „Sprinter Bremen“ beschlossen. Zu einem großen Teil wird heute durch diese sogenannten (Beifall FDP) Sprinter – und nicht zu vergessen auch durch viele Ehrenamtliche – die Betreuung von Flüchtlingen Vizepräsident Imhoff: Als nächste Rednerin hat gewährleistet, die in eigenem Wohnraum leben. das Wort die Abgeordnete Grönert. Diese Fortführung des Projekts „Sprinter Bremen“, Abgeordnete Grönert (CDU)*): Herr Präsident, die Entwicklung der Fallzahlen und die hier ange- meine Damen und Herren! Ja, es ist wichtig, sprochenen Überlegungen zur Personalverlegung Flüchtlinge, die aus einer Flüchtlingsunterkunft in müssen für die Konzeptentwicklung gegeneinan- eigenen Wohnraum ziehen, auch weiterhin be- der abgewogen und durchgerechnet werden. Ich darfsgerecht zu betreuen. Besonders wichtig ist das will ganz deutlich sagen, die Sorge um den Ver- natürlich immer dann, wenn sie bereits kurze Zeit bleib der Wohnraumvermittler und Betreuer aus nach ihrer Ankunft aus einem betreuten Wohnheim schließenden Flüchtlingswohnheimen ist berech- in eine eigene Wohnung umziehen. tigt, doch diese Sorge allein sollte nicht der Motor für das Konzept sein. Von Flüchtlingen, die oftmals überstürzt fliehen mussten und sich nicht aus beruflichen oder ande- Im Vordergrund muss die Frage nach noch benö- ren Gründen für ein Leben in Deutschland ent- tigtem Bedarf an sinnvoller Betreuung stehen. Es schieden haben, kann man nicht erwarten, dass sie müssen ganz konkrete und plausible Gründe dafür bereits vor ihrer Ankunft beginnen, sich mit dem sprechen, die bisherigen Arbeitsplätze, wie Sie sa- Leben in einem Land mit einer völlig anderen Spra- gen, umzuschichten, denn mit den Menschen sol- che und Kultur vertraut zu machen. Der Bedarf an len ganz bestimmt auch Gelder umgeschichtet Informationen zu allen Themen ist deshalb meis- werden. Andererseits sollten wir nicht vergessen, tens sehr hoch, und gezielte und richtige Auskünfte dass die ambulante Betreuung von Flüchtlingen in sind für die Integration besonders wichtig. eigenem Wohnraum insgesamt günstiger ist als ein Platz mit Rundumbetreuung in einem Wohnheim. Für Flüchtlinge, die noch nicht ausreichend Deutsch können und auf komplett fremde Regel- (Präsident Weber übernimmt wieder den Vorsitz.) werke stoßen, wird jeder Arztbesuch, jedes Schrei- ben von der Schule, von den Stadtwerken, dem Wir sind gespannt auf das Konzept und diskutieren Jobcenter oder dem Vermieter zu einer echten Her- dann auch gern mit Ihnen weiter. Uns alle scheint ausforderung. Ich habe bei mir bekannten Flücht- jedenfalls zu einen, dass wir geflüchteten Men- lingen leider sogar erleben müssen, dass Menschen schen, die längere Zeit hierbleiben werden, einen deren Unwissenheit ausnutzen. Das zeigt sich möglichst sicheren Einstieg in ihr Leben in Bremen manchmal schon bei einem Arztbesuch, wo man sie ermöglichen müssen, und das, weil wir wissen, bedenkenlos zur Inanspruchnahme von teuren dass gute Integration sich immer auch für alle aus- IGeL-Leistungen drängt. Für Menschen, die von zahlt, für die Geflüchteten genauso wie auch für Sozialleistungen leben, wird das finanziell aber uns. – Vielen Dank! schnell zu einem großen Problem. Gute Beratungs- und Betreuungsangebote sind somit ein Muss, hier- (Beifall CDU) bei und erst recht bei einer – wie es im Antrag steht – Umschichtung der bisherigen Angebote darf man Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das die Finanzierung nicht aus dem Blick verlieren. Ge- Wort die Abgeordnete Leonidakis. naueres weiß ich über die Pläne leider noch nicht. Abgeordnete Leonidakis (DIE LINKE)*): Sehr ge- Heute diskutieren und beschließen wir mit dem ehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kolle- vorgelegten Antrag als ersten Schritt lediglich die gen! Was Sie heute beantragen, ist ein Konzept für Erstellung eines Konzepts. Zur Zielrichtung hat die ambulante Betreuung von Geflüchteten. Ich Frau Yildiz zwar eben schon einiges gesagt, doch sage gleich vorweg, wir stimmen dem Konzept zu, die konkreten Pläne liegen uns noch nicht vor. Erst, denn natürlich kann es nicht sein, dass Geflüchtete Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2591

aus den Wohnunterkünften ausziehen, und das war sagen die Wohnraumvermittlerinnen und -vermitt- es. ler in die ambulante Struktur integrieren möchten. Deswegen stimmen wir Ihrem Antrag zu. Einfach Tschüss zu sagen, reicht an der Stelle na- türlich nicht. Man muss natürlich auf die Bedarfe Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass es noch eingehen, und die Bedarfe sind da, Sie haben das keine dauerhafte Lösung ist, wenn Sie alles über ausreichend beschrieben, Frau Yildiz, Frau Tuchel, das Programm LAZLO und über die „Sprinter“- das muss ich nicht weiter ergänzen. Ich möchte Stellen abdecken wollen, denn hier entsteht das aber daran erinnern, dass dieses Haus bereits im Problem, dass es immer Stellen sind, die auf zwei Jahr 2012 einen Beschluss gefasst hat, der die Re- Jahre befristet sind. Das heißt, die Beschäftigten ar- duzierung der Wohnverpflichtung auf drei Monate beiten sich ein, lernen die Strukturen kennen, und vorgesehen und auf den es ein Senatskonzept, eine nach zwei Jahren können sie auch ausreichend Hil- Senatsantwort gegeben hat. In dieser Senatsant- festellung leisten und vernünftig vermitteln und wort stand bereits das, was Sie heute beantragen, unterstützen, aber nach zwei Jahren wechseln sie und zwar sogar noch ausführlicher und aus meiner dann wieder. Das wiederum widerspricht dem Sicht auch weitgehender. Konzept, das der Senat im Jahr 2013 vorgelegt hat, nach dem er, ähnlich der sozialpädagogischen Fa- In dieser Antwort des Senats schreibt der Senat: milienhilfe, Personal auf Entgeltbasis vorhalten „Zwingend erforderlich für eine Umsetzung der wollte. Neuregelung ist jedoch außerdem die Einrichtung eines verstärkten und ambulanten Betreuungs- Deswegen erinnere ich Sie noch einmal, liebe Da- dienstes mit einem Netz von haupt- und ehrenamt- men und Herren vom Senat, liebe Sozialsenatorin lichen Betreuerinnen und Betreuern.“ Ich zitiere Anja Stahmann, an Ihr Wort von 2013, dort ver- weiter – die Herren, es kann ja sein, dass Sie das nünftig abgesicherte richtige Stellen schaffen zu nicht interessiert, aber vielleicht können Sie sich müssen, um genau dieses Problem nicht zu haben, dann draußen unterhalten! –: „Nach einem Auszug dass das eingearbeitete Personal nach zwei Jahren aus der Gemeinschaftsunterkunft wird ein ambu- wechselt. Ich glaube, das ist weder im Sinne derje- lanter Betreuungsdienst mit muttersprachlichem nigen, die die Stellen innehaben noch im Sinne Personal auf Entgeltbasis ähnlich der sozialpäda- derjenigen, die die Hilfe dringend benötigen, denn gogischen Familienhilfe mit einer auf die Familie wir können uns gut vorstellen, wenn man sich im- oder Person abgestimmten variierbaren Anzahl von mer alle zwei Jahre neu in diesen Job einarbeiten Stunden zur Unterstützung der Personen und Fa- muss, dann kennt man die Strukturen nicht so, wie milien beauftragt.“ man sie kennen sollte, und kann dementsprechend auch nicht die Hilfe gewähren, die man gewähren Ich wiederhole noch einmal: Dieses Konzept hat könnte. der Senat im Jahr 2013 vorgelegt, da war Senatorin Stahmann auch schon im Amt. Passiert ist in der Zum Schluss, liebe Kolleginnen und Kollegen Zwischenzeit aus meiner Sicht nicht genug. Wir ha- möchte ich noch einmal sagen, es ist gut, dass diese ben in der Stadt Bremen 55 „Sprinter“-Stellen – ambulante Unterstützungsstruktur für die Integra- also die Integrationsmittlerinnen und -mittler –, da- tion jetzt ausgebaut werden soll. Ich muss aber von sind 21 in Huchting angesiedelt, 20 in der Vahr auch sagen, Integration ist keine Einbahnstraße, und 14 in Vegesack. Das sind drei Stadtteile, die auch die Verwaltung muss sich hier noch interkul- durch sie abgedeckt werden, und diese 55 Sprinter tureller öffnen. Der Kollege Güngör erinnert sich müssen durch die ganze Stadt fahren und die Ge- bestimmt, und der Kollege Güldner auch, wie lange flüchteten in den Stadtteilen versorgen, in denen im Unterausschuss Frühkindliche Bildung wir sie nicht vor Ort sind. kämpfen mussten, damit ein einzelner Behörden- brief in mehreren Sprachen verschickt werden Das Förderwerk sagt deswegen, dass es mindes- kann. Auch hier muss die Verwaltung, glaube ich – tens 40 weitere Stellen braucht, und diese auch in –. mehr Stadtteilen. Deswegen finden wir es natürlich gut, dass Sie hier beantragen, dass ein Angebot in (Zuruf) allen Stadtteilen vorgesehen werden soll. Ein Kon- zept hat noch nie jemandem wehgetan, und das Ja, wir haben über ein Jahr dafür gekämpft, dass Konzept soll auch kostenneutral sein, weil Sie sozu- ein Brief mehrsprachig übersetzt wird! Wenn das so langsam geht und die Mühlen so langsam mahlen, 2592 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

liebe Kolleginnen und Kollegen, dann ist den Men- Wir haben eine Reihe an Unterstützungsmaßnah- schen auch nicht geholfen. Ich glaube, da könnte men aufgelegt – ich will das jetzt nicht alles aufzäh- man viel Arbeit überflüssig machen, wenn die Ver- len, das wird sich in dem Konzept wiederfinden –, waltung schon mehr auf interkulturelle Bedarfe das ist das Programm „Ankommen im Quartier“, eingehen würde. – Danke schön! das ist das Projekt „Sprinter Bremen“, das sind Pro- gramme wie beispielsweise beim Haus der Zukunft (Beifall DIE LINKE) e. V. in Lüssum, wo wir hervorragende Erfahrun- gen gesammelt haben. Präsident Weber: Meine sehr geehrten Damen und Herren, bevor ich Frau Senatorin Stahmann das Wenn Ängste bestehen sollten, dass die Verwal- Wort erteile, begrüße ich auf der Besuchertribüne tung sich noch nicht interkulturell geöffnet hat: Da recht herzlich eine Gruppe der Jungen Union in sind wir deutlich weiter. Dadurch, dass wir durch Bremen. die Senatsprogramme – durch das zweite und dritte Sofortprogramm – sehr viel neues Personal einstel- Seien Sie herzlich willkommen! len durften, ist es uns zum einen gelungen, den Ge- nerationenwechsel zu gestalten, also auch einen (Beifall) Wissenstransfer zu machen, aber wir haben auch deutlich mehr junge und mittelalte Menschen mit Als nächste Rednerin hat das Wort Senatorin Stah- ganz unterschiedlichen Biografien und aus ganz mann. unterschiedlichen Herkunftsländern. Das hilft uns auch in unserer tagtäglichen Arbeit. Senatorin Stahmann: Herr Präsident, sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte mich bedanken für Bremen bildet sich immer stärker in den Verwal- die Debatte und den vorgelegten Antrag der Koali- tungen ab. Das gilt für das Bildungsressort und für tion, der ziemlich genau auf die Vorarbeiten in un- das Sozialressort, aber auch in den Gerichten sieht serem Hause passt. Wenn hier festgestellt wird, man, dass wir immer mehr Richterinnen und Rich- dass Integration im Quartier geschieht, dann ist das ter bekommen, die einen interkulturellen Hinter- genau richtig, und der Senat hat sich in den letzten grund mitbringen. Ich bedanke mich für die De- Jahren – –. Frau Leonidakis hat das noch einmal batte, und wir freuen uns, dass wir diesen Antrag deutlich gesagt, wir haben uns mit dem Thema bearbeiten können. – Danke! schon im Jahr 2012 beschäftigt. Wir hatten die Hochphase in den Jahren 2015 und 2016, wo wir Präsident Weber: Weitere Wortmeldungen liegen mit einem außerordentlichen personellen Aufwand nicht vor. vieles über das Normale hinaus geleistet haben. Wir wollen mit allen Kräften, dass das Thema In- Die Beratung ist geschlossen. tegration mehr im Programm WiN gelebt wird, in- dem wir auch dort eine Integrationskomponente Wir kommen zur Abstimmung. aufnehmen. Wer dem Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Wir werden genau schauen, wie wir die Menschen, Grünen und der SPD mit der Drucksachen-Num- die jetzt im Wohnraum untergekommen sind, noch mer 19/769 S seine Zustimmung geben möchte, stärker unterstützen können, und das sind beacht- den bitte ich um das Handzeichen! liche Zahlen. Um noch einmal Ihre Aufmerksam- keit zu bekommen: Im Jahr 2016 haben wir mit un- Ich bitte um die Gegenprobe! serem Programm der Wohnraumberatung 1 856 Personen in Wohnraum untergebracht, im Jahr da- Stimmenthaltungen? rauf sind 1 795 Personen in eigenen Wohnraum vermittelt worden. Das halte ich nach wie vor für Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem eine ganz großartige Leistung in der Wohnraumbe- Antrag zu. ratung und auch in der Zusammenarbeit von vielen Menschen in der Verwaltung und bei den Trägern. (Einstimmig)

(Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2593

Zusätzliche Hortgruppen zum Schuljahr Wir fordern deshalb dreierlei: Erstens, es muss so- 2019/2020 einrichten fort damit aufgehört werden, dass der Bremer Se- Antrag der Fraktion DIE LINKE nat Hortplätze abbaut. Zweitens, zum kommenden vom 13. August 2018 Schuljahr müssen mindestens zehn neue Hortgrup- (Drucksache 19/825 S) pen über das Stadtgebiet verteilt eingerichtet wer- den, damit alle Kinder mit Nachmittagsbetreuung Dazu als Vertreterin des Senats Senatorin Dr. Bo- versorgt werden können. Im Sommer nächsten Jah- gedan. res nimmt noch eine weitere Schule den Ganztags- betrieb auf. Mit dieser und den zehn Hortgruppen Die Beratung ist eröffnet. sollte diese Versorgungslücke eigentlich geschlos- sen sein. Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Vogt. Drittens fordern wir, dass in den kommenden Jah- ren das Angebot flexibel über Hortgruppen nach- Abgeordnete Vogt (DIE LINKE)*): Herr Präsident, gesteuert werden kann, bis es gelungen ist, dann liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn der hoffentlich Mitte der Zwanzigerjahre den Ganztag- Herr Schriftführer gerade dachte, es wäre ein An- sausbau abzuschließen. Das sind die drei Forderun- trag der Fraktion der SPD: Er ist es nicht. Das wäre gen, die wir in unserem Antrag gestellt haben. Ich schön, dann würde es nämlich umgesetzt werden. fände es natürlich wunderbar, wenn die Koalition diesem Antrag zustimmen würde, denn die Kinder (Heiterkeit – Zurufe SPD) haben es verdient und die Eltern erst recht! Ich hoffe, ich habe die zwei Minuten eingehalten. – Ja, wenn Sie meinen Antrag beschließen würden! Vielen Dank! Ich gehe davon aus, dass Sie ihn wieder ablehnen. Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort Ich will kurz einführen, es ist die letzte Debatte mit der Abgeordnete Güngör. einer Redezeit von zwei plus fünf in diesem Haus: Es konnten auch in diesem Jahr wieder nicht alle Abgeordneter Güngör (SPD)*): Herr Präsident, Grundschulkinder, deren Eltern dies wünschten, meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe mit einem Platz für die Nachmittagsbetreuung ver- Frau Vogt, Ihren Antrag werden wir ablehnen. sorgt werden. Wir hatten im Jahr 2016 den Antrag gestellt, die statistische Erfassung des Betreuungs- (Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Das war ja klar!) bedarfs endlich einzuführen, und wir wissen des- halb, wie groß die Lücke ist. Sie versuchen, hier den Eindruck zu erwecken, dass viele Plätze für Nachmittagsangebote abge- Im ersten Schuljahr wurden zusammen etwa 66 baut worden sind. Das ist aber nicht der Fall. Selbst Prozent der Kinder in der Ganztagsschule oder im wenn Sie sich Ihre Zahlen, die Sie in Ihrem Antrag Hort für einen Nachmittagsplatz angemeldet, aber aufgeführt haben, anschauen, dann zeigen sie eine nur für etwa 60 Prozent der Kinder gab es einen Reduzierung von 2017 auf 2018 von sage und Platz. Am Ende der Anmeldephase gab es für die schreibe 0,62 Prozent. Horte laut Statusbericht II insgesamt 368 unver- sorgte Kinder, während es nur noch 81 Plätze in (Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Wir haben stei- den Horten gab. Diese freien Plätze gab es aber na- gende Schülerzahlen!) türlich in anderen Stadtteilen als dort, wo die un- terversorgten Kinder wohnten. Besonders deutlich Wenn man die Hortplätze betrachtet, dann muss waren die Probleme in Bremen-Nord, aber auch in man auch die Ganztagsplätze mit anschauen. Wir Huchting gab es großen Bedarf. haben in den vergangenen Jahren nur dann Hort- plätze abgebaut, wenn wir auch im Einzugsbereich Die Bedarfe sind insgesamt vorhanden, und die Be- entsprechend Ganztagsplätze eingerichtet haben. treuungslücke muss schnell und unkompliziert ge- schlossen werden. Es reicht unserer Meinung nach (Beifall SPD – Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE nicht, bis zum Jahr 2025 abzuwarten, wenn alle LINKE]) Schulen Ganztagsschulen sein werden. Wir könnten uns in der Deputation vielleicht ein- (Beifall DIE LINKE) mal vorlegen lassen, wie viele Ganztagsplätze wir in den letzten Jahren geschaffen haben. Das wäre, 2594 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

glaube ich, auch noch einmal ein interessanter As- nicht, und auch wenn Sie sich häufig selbst einre- pekt. Ich glaube, es ist sinnvoller, dass man sich so den, wir würden bestimmte Dinge machen, weil Sie etwas in der Deputation vorlegen lässt, sodass man die gefordert haben, das ist nicht der Fall! Es wird da auch intensiver darüber diskutieren kann. Wir aber kommen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksam- haben in der Summe aber keine Plätze eingespart, keit! sondern lediglich umgewandelt. Es gibt keinen sukzessiven Abbau an Hortplätzen, wie Sie hier be- (Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen) haupten! Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das (Beifall SPD) Wort die Abgeordnete Kohlrausch.

Es gab sogar Ortsteile, in denen wir neue Nachmit- Abgeordnete Kohlrausch (FDP)*): Sehr geehrter tagsangebote geschaffen haben, um nicht vorhan- Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dass dene Ganztagsplätze zu kompensieren. Es kann nach wie vor Betreuungsplätze in Bremen fehlen, möglicherweise im Bereich der Kindertagespflege ist Fakt, und dass der Ausbau aller Grundschulen zu Veränderungen der Platzzahl gekommen sein, zu Ganztagsschulen viel zu lang dauert, ist eben- das wird ja privat gesteuert, aber was Sie hier im falls Fakt. Zu diesem Thema gab es Debatten in der Antrag auch erwähnen: Mit der Geschwindigkeit Bremischen Bürgerschaft im Mai und im Juni die- im Ganztagsausbau in den letzten Jahren sind wir ses Jahres. alle nicht zufrieden, das haben wir hier auch schon an der ein oder anderen Stelle ausgiebig diskutiert. Wir Freien Demokraten forderten Zuordnung der Jedoch wird es in allen Stadtteilen einen Ausgleich bestehenden Horte zu den Schulen. Bremerhaven im jeweiligen Planbezirk geben, besonders auch an geht inzwischen diesen Weg. Wir forderten des den offenen Ganztagsschulen, wo wir keine Decke- Weiteren kostenfreie Betreuung für alle Eltern. lung der Plätze für sinnvoll erachten, es sei denn, Dies fordert jetzt auch die CDU. Unser Antrag die räumlichen Bedingungen sprechen dagegen o- wurde abgelehnt, wenn auch die Fraktionen der der gar eine Baustelle, wie jetzt aktuell an der Ad- Koalition die Zielsetzung grundsätzlich befürwor- miralstraße. Natürlich wird das Ressort wie in den teten. Der Kollege Güngör sagte damals, am Ende vergangenen Jahren auch prüfen, ob zusätzliche der Entwicklung gebe es ein flächendeckendes Angebote möglich sind, um an verschiedenen Stel- schulisches Angebot. Auch der Kollege Dr. Güld- len Nachmittagsangebote zusätzlich zu schaffen, ner betonte, voll auf den Ganztagsausbau zu set- und das in Kooperation mit bereits vorhandenen zen. Wir sind uns doch alle einig, dieser sollte um- Einrichtungen. gehend und flächendeckend erfolgen.

Das Ganztagsangebot an einem Standort zu erwei- (Beifall FDP) tern oder einzurichten und gleichzeitig das Hortan- gebot zu erhöhen, wird nicht funktionieren. Das ist Wir Freien Demokraten fordern einen Ganztags- auch politisch nicht unser Ziel. Wir wollen nach wie schulplatz für jedes Kind, dessen Eltern dies wol- vor einen flächendeckenden Ausbau an Ganztag. len, und zwar jetzt. Dabei sollte es in jedem Stadt- teil auch mindestens ein Angebot in der offenen (Beifall SPD) Form geben, solange dies gewünscht wird.

Dafür sind unter Rot-Grün auch eine Menge Plätze (Beifall FDP) entstanden, und das, meine Damen und Herren, auch ohne Bundesprogramm. Ich finde, das ist auch Die Fraktion DIE LINKE fordert, den sukzessiven noch erwähnenswert, das letzte Bundesprogramm, Abbau von Hortplätzen zu stoppen. Der Kollege woran sich diese Republik erinnert, ist unter der Güngör sagte dazu bereits im Juni, Hortangebote Bildungsministerin Edelgard Bulmahn zur Verfü- im Stadtteil blieben bestehen, bis es ein entspre- gung gestellt worden, wovon Bremen im Übrigen chendes Ganztagsangebot gebe. Wenn aber Ganz- in einem großen Maß profitiert hat. tagsschulen in einer Region entsprechend nach Be- darf ausgebaut werden, benötigt man die Hort- Der Ganztagsausbau bleibt deshalb Schwerpunkt plätze langfristig nicht mehr. Sie fordern die Ein- der SPD, und ein Monitoring, wie Sie es hier im richtung von zehn zusätzlichen Hortgruppen für dritten Punkt fordern, liebe Frau Vogt, ist ohnehin die Nachmittagsbetreuung von Grundschulkindern geplant. Dafür brauchen wir Ihren Beschlusspunkt in den Stadtteilen, die die größten Betreuungseng- pässe aufweisen. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2595

(Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Genau!) Wirklichkeit war ein Ausbau in Höhe von 42 Plät- zen geplant, wie man dem Statusbericht III entneh- Wir wollen nicht den Umweg über den Hort gehen. men kann. Diese 42 Plätze wurden – das konnte Wir fordern, hier vorrangig ausreichend Ganztags- man dem Statusbericht III ebenfalls entnehmen, da schulplätze zur Verfügung zu stellen. Natürlich er- muss ich dem Kollegen der SPD recht geben – in warten wir, dass diese qualitativ entsprechend aus- voller Höhe nicht benötigt, weil sie nicht nachge- gestattet werden. Sie fordern, ein Monitoring des fragt worden sind. Hortangebotes einzuführen, um flexibel auf Be- darfe reagieren zu können. Wir finden es sinnvol- (Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Weil sie in den ler, dieses Monitoring für Ganztagsschulplätze be- falschen Stadtteilen liegen!) reits jetzt zu stellen. Frau Kollegin, wenn Sie sich das kleinteilig anse- (Beifall FDP) hen und wenn Sie mit Frau Leonidakis gesprochen und sich den Statusbericht III angesehen hätten, Meine Damen und Herren, es wird Sie nicht wun- dann hätten Sie gesehen, dass das leider nicht dern, dass wir Freien Demokraten den heutigen stimmt, was Sie sagen! In der Vergangenheit hat- Antrag der Fraktion DIE LINKE, zusätzliche Hort- ten Sie recht, für dieses Jahr haben sie nicht recht. gruppen einzurichten, ablehnen. Wir Freien Demo- kraten bleiben bei unserer Forderung, umgehend (Beifall CDU – Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE dem Bedarf entsprechend Ganztagsschulplätze zur LINKE]) Verfügung zu stellen. – Danke! Ich komme dazu, ich erkläre Ihnen auch das! Wenn (Beifall FDP – Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]. Die man sich die regionale Verteilung ansieht, dass wir gibt es doch nicht mit dem Zauberstab, Frau Kohl- in Blumenthal an der Stelle nämlich keine offenen rausch!) Plätze haben, aber auch niemanden, der nachge- fragt hat, in Vegesack einen offenen Platz haben, Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das wo noch jemand einen Hortplatz annehmen Wort die Abgeordnete Ahrens. könnte, und in Burglesum gleich drei offene Hort- plätze haben, dann stimmt Ihr Argument leider Abgeordnete Ahrens (CDU)*): Herr Präsident, nicht. Sie haben recht, in der Vergangenheit meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frak- stimmte es, aber hier stimmt es nicht. tion DIE LINKE hat heute einen Antrag gestellt, der in der Vergangenheit in der Tat seine Berechtigung (Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]) hatte. Dann hätten wir ihn auch unterstützt, denn wir teilen die Kritik, dass der Ganztagsschulausbau Deswegen muss ich an dieser Stelle noch einmal viel zu schleppend verläuft. deutlich sagen, ich glaube, es ist tatsächlich not- wendig, dass wir schauen, wie sich die Bedarfe in (Beifall CDU) den nächsten Jahren entwickeln, aber auch die CDU-Fraktion hat an dieser Stelle sich ganz klar für Unsere Vorstellung von einem aufwachsenden den Weg des Ausbaus in den Ganztagsgrundschu- Ganztagsausbau beginnt in der Kita und wird im len entschieden. Grundschulbereich fortgesetzt, durchgerechnet durch Professor Christian Palentien, das haben wir (Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]) in der letzten Woche vorgestellt. In diesem Aufbau- konzept werden wir den Ausbau des Ganztags Ja, Sie fangen jetzt an, irgendwie so ein bisschen über die Grundschulen gestalten. Das ist auch Wahlkampf zu betreiben. sachgerecht. (Widerspruch DIE LINKE) (Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Das wollen wir doch alle!) Doch, und genauso stellt sich das Ganze dar!

Darf ich vielleicht, oder möchten Sie? Sie können (Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]) sich gern melden! Das ist auch sachgerecht, denn so ist die Einschätzung der Fraktion DIE LINKE Frau Kollegin! Der Antrag ist im August gestellt falsch, dass für 2018 ein Hortabbau geplant war. In worden, und im August war klar, dass die Zahlen 2596 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

absolut nicht valide sind. Deswegen ist das Wahl- dann aber in einem konsistenten System und nicht kampfgetöse, weil man eine Option auf die Zukunft zerfasert. – Danke schön! gemacht hat! (Beifall CDU) (Beifall CDU – Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]) Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Dr. Güldner. Wissen Sie, man kann an dieser Stelle sagen – und das attestiere ich Ihnen auch –, dass Ihr Antrag gut Abgeordneter Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grü- gemeint war. Er war aber nicht gut gemacht. nen)*): Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist immer wieder interessant, wer (Beifall CDU) am Ende was gemacht und wer sich dann ange- schlossen hat. Das kann man so verfolgen, manch- Wir lehnen ihn daher ab. mal auch mit einem Schmunzeln. Für die Kinder ist es am Ende vollkommen egal, weil es ganz zentral Abschließend sei aber auch noch gesagt – –. ist, dass die Plätze vorhanden sind.

(Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]) Ich darf aber dann doch in dem Zusammenhang einmal daran erinnern, es ist ein Grundsatz, und Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun! Ab- das steht auch im Zentrum dessen, was ich zu dem schließend sei aber auch noch gesagt: Gelingender Antrag sagen wollte: Sobald eine Ganztagsschule Ganztag setzt natürlich auch eine entsprechende an einem Standort eingerichtet wird, an dem es Infrastruktur mit Differenzierungsräumen, mit vorher einen Hort gab, fallen diese Hortplätze nicht Mensen und allem,, was dazugehört, voraus. Da weg und werden nicht eingespart, sondern diese hat die Koalition, die hier seit fast zwölf Jahren re- Hortplätze tauchen an anderer Stelle, wo der Be- giert, in den letzten Jahren – das muss man ganz darf in der Stadt am größten ist, wieder auf. Auf deutlich sagen! – nicht gut gearbeitet. Wir haben diesen Grundsatz bin ich auch sehr stolz, wir haben Schulen, bei denen die Mensa nach acht Jahren ihn auch durchgehalten. So sind ganz viele Hort- jetzt langsam kommt und Ähnliches. Das muss de- plätze auch gerettet worden, meine sehr verehrten finitiv geändert werden, weil Ganztagsgrund- Damen und Herren. schule nur funktioniert, wenn auch die entspre- chenden Räumlichkeiten an der Stelle vorhanden (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) sind. Ich habe bei diesem Antrag der Fraktion DIE Deswegen, meine Damen und Herren, um es noch LINKE ein etwas ambivalentes Gefühl. Ich finde es einmal deutlich zu sagen: Dieser Antrag, der selbst gut, wenn Sie für jedes unversorgte Kind, das es bei Ihnen von einer Lücke von sechs Prozent möglicherweise geben könnte oder gibt, kämpfen, spricht, ist an dieser Höhe tatsächlich gescheitert. damit dieses Kind auch eine Ganztagsbetreuung hat. Dahinter, finde ich, können wir alle stehen, das Es kann sein, dass es im nächsten Jahr vielleicht ist auch völlig in Ordnung. auch noch das ein oder andere unversorgte Kind gibt, aber das ist genauso wie vor zwei Jahren, als Ein bisschen hat sich aber schon aus der Rede der wir bei uns in Obervieland über 60 Hortplätze hat- Kollegin Frau Ahrens ergeben, dass die Dimension ten, die weggefallen sind. Sie sind nicht weggefal- des Problems aber in keinem Verhältnis zu dem len und bei Frau Linnert im Staatssäckel gelandet, steht, wie die tatsächliche Versorgung mit Ganz- nein – das ist übrigens auch unsere Initiative der tagsbetreuung in dieser Stadt gewährleistet wird, CDU gewesen, die anderen haben sich angeschlos- nämlich in einem sehr, sehr hohen Maße. Die sen –, sie sind in Burglesum gelandet, um dort ei- Ganztagsbetreuung wird in offenen und gebunde- nen Hort, der dringend notwendig war, entspre- nen Ganztagsschulen, in Horten und in einer gan- chend aufzubauen. Diese Flexibilität haben wir in zen Reihe von anderen Einrichtungen gewährleis- der Vergangenheit gehabt, ohne dass wir, wie Sie tet, die hier in dem Antrag gar nicht vorkommen. fordern, zehn zusätzliche Gruppen aufgebaut ha- ben. Wir werden sie auch noch so lange als Verfü- Ich nenne Ihnen einmal ein Beispiel: An der Schule gungsmasse haben, bis wir tatsächlich den Ganz- am Weidedamm in Findorff fehlten zu diesem taggrundschulausbau abgeschlossen haben und Schuljahresbeginn eine ganze Reihe Hortplätze. Es ist aber nicht so, wie dieser Antrag suggeriert, dass Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2597

wir uns dann zurückgelehnt und gesagt haben, Das hat sich als ein Wunsch herausgestellt, um das schade, dann haben die Eltern und die Kinder dort Ganze zu beschleunigen, hat sich aber als eine vor keinen Platz, sondern dann wurde über sehr viele Ort sehr negative Begleiterscheinung des Ganz- Initiativen erreicht, dass es eine zusätzliche Gruppe tagsumbaus herausgestellt. Es hat bei Menschen gab, die dann zusätzlich eingerichtet wurde und Reaktionen hervorgerufen, dass sie insgesamt den nicht Hort hieß, sondern Schülertreff. Die Kinder Ganztagsumbau der Grundschulen ablehnen, weil gehen aber trotzdem hin und werden gut betreut sie sagen, das geht nicht, dass wir dann ganz lange und versorgt. Sie tauchen in den Zahlen in Ihrem auf einer Baustelle sind, das geht nicht, dass die Antrag zwar nicht auf, es gibt sie aber in ganz vie- Mensa improvisiert ist und viele andere Dinge len Stadtteilen, an ganz vielen Standorten. Auch mehr! Das teile ich inzwischen, darauf sind wir stolz, dass wir flexibel und immer dann, wenn Not am Mann oder an der Frau war, (Abgeordneter Dr. vom Bruch [CDU]: Herzlichen diese Plätze geschaffen haben. So, wie es dort auch Dank!) geklappt hat, ist es auch an ganz vielen anderen Standorten dieser Stadt. und ich glaube, dass wir mit dem Bauen nicht nur schneller werden müssen, sondern in aller Regel (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) auch weitgehend fertig sein müssen, wenn die Um- stellung in den Ganztagsbetrieb am Ende kommt. Deswegen ist das Problem nicht ganz so, wie Sie es hier schildern. Wir lehnen diesen Antrag nicht deswegen ab, weil er von der Opposition kommt, sondern wir lehnen Es gibt eine Gemeinsamkeit, die wir miteinander ihn ab, weil auf ganz vielen Ebenen sehr viele An- haben, und ich bekenne, dass ich da besonders un- strengungen unternommen werden, dieses Prob- geduldig bin, auch ich hatte nämlich die Illusion, in lem zu lösen. Das Problem hat auch nicht die Di- welchem Zeitraum wir Schulen zu Ganztagsschu- mension, die Sie mit dem Antrag suggerieren, weil len umwandeln würden. Dieses Tempo ist deutlich Sie ganz viele Lösungen, die tatsächlich existieren, langsamer, als man sich das wünschen kann, egal gar nicht mit aufgenommen haben. Es gibt sie aber ob man in der Regierung oder in der Opposition ist. trotzdem, und deswegen können wir, glaube ich, Wir haben in dieser Bürgerschaft dazu beigetra- ziemlich guten Gewissens sagen, dass es dieses gen, dass es in Zukunft schneller wird, indem wir Antrags an dieser Stelle nicht bedarf. Deswegen Anträge beschlossen haben, die Verfahren für Pla- wird meine Fraktion ihn auch ablehnen. – Vielen nung und Bau deutlich zu beschleunigen, das darf Dank! man auch nicht verkennen. Wenn es irgendwie ge- lingt, diese Beschleunigung durchzuziehen und in (Beifall Bündnis 90/Die Grünen, SPD) Zukunft diesen Ganztagsschulprozess schneller vo- ranzubringen, dann ist das ein ganz zentraler Bau- Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das stein, um die Betreuung für die Kinder deutlich zu Wort die Abgeordnete Vogt. verbessern. Das ist auch die Schiene, auf die wir setzen, das ist der Weg, auf den wir setzen, obwohl Abgeordnete Vogt (DIE LINKE)*): Herr Präsident, wir, wie gerade schon gesagt, keine Hortplätze liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau wegfallen lassen, wenn die Ganztagsschule Ahrens, wenn Sie sagen, wir seien im Wahlkampf- kommt, sondern sie an anderer Stelle in dieser modus, weil wir aufgrund der Statusberichte im Stadt einsetzen. Das ist dieser zentrale Grundsatz. Sommer einen Antrag stellen, weil wir nicht wol- len, dass das im nächsten Schuljahr genauso ist, Ich teile inzwischen auch eine Position, die sich ge- dann kann ich Ihnen sagen, Sie sind schon irgend- ändert hat, über die ich lange nachgedacht habe. wie gefühlt im Regierungsmodus. Ich habe früher wegen dieser Ungeduld, dass wir diese Ganztagsplätze ganz dringend brauchen, (Abgeordneter Rohmeyer [CDU]: Das sagt die Rich- auch gedacht, wir können an verschiedenen Schu- tige!) len den Ganztagsbetrieb schon aufnehmen und die baulichen Gegebenheiten wie Mensa, Küche, zu- Sie jonglieren nämlich genauso mit den Zahlen sätzliche Räume und so weiter dann danach schaf- technokratisch hin und her, wie wir das hier sonst fen. von den Vertretern der Regierungskoalition kann- ten. (Abgeordneter Dr. vom Bruch [CDU]: Sieh einmal an!) (Zuruf Abgeordnete Ahrens [CDU]) 2598 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Ehrlich gesagt, liebe Frau Ahrens, hören Sie doch vor die baulichen Voraussetzungen nicht geschaf- auf, herumzukreischen! fen sind. Wer sich diese Schulen angesehen hat, wird ganz genau wissen, welche Katastrophe das (Unruhe) für die Lehrenden dort war, für das unterrichtende Personal wie das nicht unterrichtende Personal, Sie wissen doch ganz genau, liebe Frau Ahrens, aber auch vor allem für die Schülerinnen und Schü- warum einige Eltern diese Hortplätze dann nicht ler. mehr brauchen, weil sie nämlich andere Lösungen gefunden haben, und nicht nur die, die der Kollege Man weiß aber auch, wenn man mehr Kinder ver- Herr Dr. Güldner genannt hat, die Schülertreffs, sorgen muss, als Ganztagsplätze in einer vernünf- sondern es gibt auch Eltern, die zum Beispiel Groß- tigen Art und Weise geschaffen werden – und wir eltern oder Verwandte gefragt haben. Es gibt aber reden hier in dieser Legislaturperiode ständig dar- auch Eltern, die ihre Arbeitszeiten reduziert haben, über, wie hoch die steigenden Schülerzahlen sind und genau das wollen wir nicht! –, dann kann man eben keine Hortplätze abbauen,

(Abgeordnete Ahrens [CDU] meldet sich zu einer (Abgeordneter Güngör [SPD]: Wir haben sie doch Zwischenfrage.) gar nicht abgebaut! Da haben Sie nicht richtig zu- gehört!) Deshalb finde ich, Ihr Jonglieren mit Zahlen geht an den Bedarfen der Kinder und vor allem der El- Wir haben das – darauf hat die Kollegin Frau Kohl- tern vorbei. rausch hingewiesen – im Mai debattiert, genau das ist passiert, in der gesamten Legislaturperiode wur- Präsident Weber: Gestatten Sie eine Zwischen- den noch Hortgruppen geschlossen, und ich rede frage der Abgeordneten Ahrens? von der Nettosumme, das waren 100 Plätze. Ich glaube ganz ernsthaft, dass das die falsche Politik Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Nein, auf gar kei- war. nen Fall! Ich habe nur fünf Minuten, die hat schon genug geredet! Wenn man sich das alles und das, was nicht zum Ganztagsbetrieb umgewandelt worden ist, ansieht, (Heiterkeit) dann sind genauso viele Hortplätze abgebaut, wie wir derzeit unversorgte Kinder pro Jahr haben, Ich komme jetzt noch einmal auf die Koalition zu- denn der Schnitt ist ja immer gleich. Wir sind daher rück! Herr Güngör, die Probleme, die wir in den der Meinung, dass wir schnelle und unkomplizierte vergangenen Jahren hatten und die wir wahr- - -. scheinlich auch erst einmal wieder im Frühjahr ha- ben werden, sind natürlich hausgemacht. Wir (Zuruf Abgeordneter Eckhoff [CDU]) wussten in dieser Legislaturperiode schon sehr früh, dass durch geburtenstarke Jahrgänge und Es wird schlimmer, und wenn es schlimmer wird, Zuwanderung steigende Zahlen bei den Grund- bekommen Sie den Ärger! schulkindern zu verzeichnen sind und Sie es nicht schaffen, den Ganztagsausbau zu beschleunigen. (Heiterkeit) Wir wissen auch alle, dass der Koalitionsvertrag – das hat der Kollege Herr Dr. Güldner ja eingeräumt Das Wasser ist nämlich mit Kohlensäure, und das –beim Ganztagsausbau nicht eingehalten und der macht es eigentlich schlimmer. Ganztagsausbau gedrosselt worden ist. Man wan- delt jetzt nur noch eine Grundschule pro Haus- (Zurufe – Glocke) haltsjahr um und nimmt dort den Nachmittagsbe- trieb auf. Präsident Weber: Liebe Kollegen, bitte!

Ich muss auch sagen, ich finde es abgesehen da- Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Um es einmal von, dass ich mir in der Vergangenheit andere An- ganz klar zu sagen, was die Kollegin Kohlrausch strengungen gewünscht habe, an einer Stelle abso- hier suggeriert hat oder vorhin auch die Kollegin lut richtig, und wir haben es im Schulkonsens des- Ahrens, man wedelt mit dem Zauberstab und be- wegen ja auch gemeinsam vereinbart: Es soll keine schließt, wir wollen alle Ganztagsausbau: Das wol- Schule mehr geben, die Ganztagsschule wird, be- len wir alle! Ich glaube, es gibt kein Wahlpro- gramm – vielleicht außer dem der AfD –, in dem das Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2599

nicht steht, auch mit den zeitlichen Dimensionen. Präsident Weber: Nein, Frau Kollegin Vogt! Bitte Wir wissen doch alle, wie lange Schulausbauten strapazieren Sie jetzt nicht das Parlament und vor dauern. Am Pastorenweg dauert es vom Beschluss allem Ihre Stimme! bis zum Umbau zur Ganztagsschule sieben bezie- hungsweise inzwischen acht Jahre. Wenn wir wis- (Heiterkeit – Zuruf Abgeordnete Vogt [DIE LINKE] sen, wir haben steigende Schülerzahlen und der – Beifall DIE LINKE) Ganztagsumbau – –. Für eine Kurzintervention gebe ich das Wort an die (Zurufe SPD) Abgeordnete Ahrens.

Schreien Sie doch nicht alle so herum! Abgeordnete Ahrens (CDU): Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich möchte zum Thema Zahlen (Lachen SPD) noch etwas deutlich machen: Wenn Sie sich den Antrag ansehen, dann lesen Sie im zweiten Absatz, Sie kichern doch immer noch! dass die Fraktion DIE LINKE behauptet, dass im Jahr 2018 die Plätze für Horte auf 2 528 verringert (Zurufe) wurden. Wer den Statusbericht III liest, stellt fest, dass diese auf 2 586 Plätze festgesetzt werden soll- Es ist doch schlichtweg so – –. ten, plus 201 im Lückeprojekt, aber nur 2 550 da- von tatsächlich belegt werden konnten und in kei- (Unruhe – Glocke) nem einzigen Stadtteil – ebenfalls dem Statusbe- richt zu entnehmen – noch offene Nachfragen nach Wenn wir Ganztagsschulen haben wollen, dann Hortplätzen waren. Es gab nur offene Plätze, aber brauchen wir eine Perspektive bis Mitte der Zwan- kein unversorgtes Kind. Insgesamt blieben auf zigerjahre, das ist realistisch, weil wir ansonsten ei- diese Weise in allen Stadtteilen 42 Plätze übrig, die nen Zustand wie an der Delfter Straße oder am Pas- nicht belegt werden konnten. Soviel zum Thema torenweg haben. Wenn wir nicht wollen – das ha- Zahlen, Wahrheit und Klarheit! Das ist der Grund, ben wir im Schulkonsens vereinbart –, dass es warum ich gesagt habe: Sie hatten in der Vergan- Schulen gibt, die in der Bauphase in den Ganztags- genheit recht, aber an dieser Stelle, bezogen auf betrieb gehen, dann muss man die Versorgungslü- die Zahlen des Jahres 2018, definitiv nicht. Mir an cke für die Schülerinnen und Schüler schließen, in- dieser Stelle zu unterstellen, ich wüsste nicht mit dem man das Hortangebot den Bedarfen anpasst. Zahlen umzugehen, liebe Frau Kollegin, weise ich Nichts anderes wollen wir, und auch das mit der eindeutig zurück! Flexibilisierung, (Beifall CDU) (Glocke) Erst vor der eigenen Tür wischen und feststellen, dass man nicht wie früher technokratisch die Zah- wenn man etwas falsch macht, und dann andere len hin- und herschiebt, da oben sind Plätze frei, beschuldigen! – Danke! wenn sie dann unten fehlen – –. Das funktioniert eben nicht! (Beifall CDU)

Ich meine, Herr Güngör, Sie haben ja eben im Hin- Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das ausgehen das Argument – –. Wort Senatorin Dr. Bogedan.

(Glocke) Senatorin Dr. Bogedan*): Sehr geehrter Herr Präsi- dent, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Präsident Weber: Frau Kollegin, jetzt ist es gut! meisten Argumente sind tatsächlich schon genannt Jetzt haben Sie Ihre Redezeit wirklich weit über- worden, ich würde aber gern noch auf zwei As- schritten. pekte eingehen.

Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Die meiste Zeit Wir haben schon ausreichend davon gehört, dass habe ich gewartet, bis die Schreierei aufhört! Herr Hortplätze nicht abgebaut, sondern verschoben Güngör will noch wissen, was ich– –. worden sind. Wir haben gehört, dass die unversorg- ten Kinder laut Statusbericht III nicht unversorgte 2600 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Kinder sind, weil sie im Zweifel in irgendeinem an- Insofern ist das, was in dem Antrag gefordert wird, deren Betreuungsangebot untergebracht sind, so- ehrlich gesagt kein Beitrag irgendeiner Art zu einer dass man das dem nicht entnehmen kann. Lösung des hier beschriebenen Problems, sondern eine Schimäre, die aufgebaut wird. Wichtig wäre, Zum langsamen Ganztag würde ich gern noch ein- glaube ich, dass wir gemeinsam an den echten mal eine Sache sehr deutlich sagen: Wir haben uns Problemen arbeiten und nicht gegenseitig Augen- hier in Bremen für einen besonderen Weg entschie- wischerei betreiben und so tun, als könnte man – den, nämlich zu sagen, dass für uns Qualität vor un- den Zauberstab haben Sie genannt –, indem man zureichender Nachmittagsbetreuung kommt. Bre- zehn zusätzliche Hortgruppen einführt, den nach- men hat den höchsten Anteil an Schulplätzen im mittäglichen Betreuungsbedarf decken. Die Flexi- gebundenen Ganztag im Grundschulbereich. Das bilität, die Sie dort wünschen, ist tatsächlich ein ist etwas, weil wir gesagt haben, wir brauchen hier frommer Wunsch, denn das größte Problem, das wir die Qualität, weil wir besondere Schülerinnen und im Moment in der Stadt doch haben, sind im Be- Schüler haben, die dort diese qualitative Unterstüt- reich von Kitas und Schulen fehlende Räumlichkei- zung benötigen. Ich glaube, es ist noch einmal ganz ten und fehlendes Fachpersonal. – Vielen Dank! wichtig, dass wir das hier festhalten: Das ist eine absolute Willensentscheidung gewesen und nicht (Beifall SPD) dem Zufall überlassen, dass wir gesagt haben, Qualität hat hier den Vorrang! Präsident Weber: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. (Beifall SPD) Die Beratung ist geschlossen. Das Zweite ist, dass ich gern noch einmal kurz dar- legen möchte, was wir eigentlich in den vergange- Ortsgesetz zur Änderung des Ortsgesetzes über nen Jahren gemacht haben, um für Eltern insbe- Beiräte und Ortsämter sondere die Anmeldesituation und auch den Ab- Mitteilung des Senats vom 14. August 2018 gleich zu verbessern. In der Vergangenheit war es (Drucksache 19/827 S) so, dass Eltern, wenn sie ihr Kind im Hort anmelde- ten, zeitgleich die Anmeldung in der Schule abge- Dazu ben mussten und somit überhaupt nicht überbli- cken konnten: Bekommt mein Kind einen nachmit- Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE täglichen Betreuungsplatz oder nicht? Wir haben vom 6. November 2018 schon zum letzten Schuljahr die sogenannte Be- (Drucksache 19/871 S) treuungskennziffer eingeführt, mit der es möglich ist, diesen Abgleich unmittelbar zu machen. Das Wir verbinden hiermit: heißt, der Teil des Monitorings, den Sie fordern, ist damit überhaupt erst einmal grundsätzlich auf ei- Ortsgesetz zur Änderung des Ortsgesetzes über ner Verwaltungsebene möglich geworden. Es gibt Beiräte und Ortsämter jetzt eine Kennziffer, die beides ermöglicht. Das Bericht und Änderungsantrag des Ausschusses wird aufwachsend der Fall sein, sodass wir für alle für Bürgerbeteiligung, bürgerschaftliches Grundschulkinder in spätestens zwei Jahren in der Engagement und Beiräte Lage sein werden, das auch entsprechend doku- vom 21. September 2018 mentieren zu können. (Drucksache 19/847 S)

(Beifall SPD) Die gemeinsame Beratung ist eröffnet. – Wortmel- dungen liegen nicht vor. – Die Beratung ist ge- Wir haben zum kommenden Schuljahr ein neues schlossen. Anmeldeverfahren eingeführt. Das heißt, dass wir erstmalig schon heute, im Dezember, wissen, wel- Wir kommen zur Abstimmung. che Kinder an einer Ganztagsgrundschule ange- meldet sind und welche Eltern dort auch einen Be- Gemäß § 51 Absatz 7 unserer Geschäftsordnung treuungsbedarf angemeldet haben. Wir bereiten lasse ich zunächst über die Änderungsanträge ab- gerade vor, dass zukünftig auch für den Hortbedarf stimmen. ein Online-Anmeldeverfahren möglich ist, mit dem wir noch schneller die Daten gemeinsam abglei- Als Erstes lasse ich über den Änderungsantrag der chen können. Fraktion DIE LINKE abstimmen. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2601

Wer dem Änderungsantrag der Fraktion DIE Umgestaltung des Domshofs nicht länger LINKE mit der Drucksachen-Nummer 19/871 S aufschieben seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um Bericht der städtischen Deputation für Wirtschaft, das Handzeichen! Arbeit und Häfen sowie der städtischen Deputation für Umwelt, Bau, Verkehr, (Dafür DIE LINKE) Stadtentwicklung, Energie und Landwirtschaft vom 28. September 2018 Ich bitte um die Gegenprobe! (Drucksache 19/851 S)

(Dagegen SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen FDP, BIW, Abgeordnete Wendland [parteilos]) nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Stimmenthaltungen? Wir kommen zur Abstimmung.

Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft lehnt den Än- Wer dem Antrag der Fraktion der CDU mit der derungsabtrag ab. Drucksachen-Nummer 19/778 S seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Nun lasse ich über den Änderungsantrag des Aus- schusses für Bürgerbeteiligung, bürgerschaftliches (Dafür CDU, DIE LINKE, FDP, BIW) Engagement und Beiräte abstimmen. Ich bitte um die Gegenprobe! Wer dem Änderungsantrag des Ausschusses für Bürgerbeteiligung, bürgerschaftliches Engage- (Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen) ment und Beiräte mit der Drucksachen-Nummer 19/847 S zustimmen möchte, den bitte ich um das Stimmenthaltungen? Handzeichen! (Abgeordnete Wendland [parteilos]) (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, BIW) Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft lehnt den An- trag ab. Ich bitte um die Gegenprobe! Im Übrigen nimmt die Stadtbürgerschaft von dem Stimmenthaltungen? Bericht der städtischen Deputation für Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie der städtischen Deputation (DIE LINKE, Abgeordnete Wendland [parteilos]) für Umwelt, Bau, Verkehr, Stadtentwicklung, Ener- gie und Landwirtschaft Kenntnis. Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem Änderungsantrag zu. Ortsgesetz zur Änderung des Ortsgesetzes zur Einrichtung des Innovationsbereichs Sögestraße Mit der Annahme dieses Änderungsantrags ist das Mitteilung des Senats vom 6. November 2018 Ortsgesetz in der geänderten Fassung beschlossen. (Drucksache 19/866 S) Die Mitteilung des Senats, Drucksachen-Nummer 19/827 S, ist dadurch erledigt. Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. Im Übrigen nimmt die Stadtbürgerschaft von dem Bericht des Ausschusses für Bürgerbeteiligung, Wir kommen zur Abstimmung. bürgerschaftliches Engagement und Beiräte Kenntnis. Wer das Ortsgesetz beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Umgestaltung des Domshofs nicht länger auf- schieben (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Antrag der Fraktion der CDU BIW) vom 15. Mai 2018 (Drucksache 19/778 S) Ich bitte um die Gegenprobe!

Wir verbinden hiermit: Stimmenthaltungen? 2602 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

(DIE LINKE, Abgeordnete Wendland [parteilos]) Bericht des städtischen Petitionsausschusses Nr. 33 Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft beschließt ent- vom 30. November 2018 sprechend. (Drucksache 19/889 S)

Bebauungsplan 2474 Eine Aussprache ist nicht beantragt worden. für ein Gebiet in Bremen-Huchting zwischen Alter Dorfweg und Kirchhuchtinger Landstraße Wir kommen daher zur Abstimmung. Mitteilung des Senats vom 20. November 2018 (Drucksache 19/875 S) Es ist getrennte Abstimmung beantragt.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen Ich lasse zuerst über die Petition S 19/353 abstim- nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. men.

Wir kommen zur Abstimmung. Wer der Behandlung der Petition in der empfohle- nen Art zustimmen möchte, den bitte ich um das Wer den Bebauungsplan 2474 beschließen möchte, Handzeichen! den bitte ich um das Handzeichen! (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Ich bitte um die Gegenprobe! BIW)

Stimmenthaltungen? Ich bitte um die Gegenprobe!

Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft beschließt ent- (Dagegen DIE LINKE) sprechend. Stimmenthaltungen? (Einstimmig) (Abgeordnete Wendland [parteilos]) Sturmgewehre und Co. raus aus den Privathäusern Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft beschließt ent- Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis sprechend. 90/Die Grünen vom 27. November 2018 Ich lasse jetzt über die übrigen Petitionen abstim- (Drucksache 19/879 S) men.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen Wer der Behandlung der übrigen Petitionen in der nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. empfohlenen Art zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Wir kommen zur Abstimmung. (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und LINKE, FDP, BIW) Bündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen- Nummer 19/879 S seine Zustimmung geben Ich bitte um die Gegenprobe! möchte, den bitte ich um das Handzeichen! Stimmenthaltungen? (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, BIW, Abgeordnete Wendland [parteilos]) (Abgeordnete Wendland [parteilos])

Ich bitte um die Gegenprobe! Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft beschließt ent- sprechend. (Dagegen FDP) Ortsgesetz zur Änderung der Nutzungs- und Stimmenthaltungen? Gebührenordnung der Übergangswohneinrichtungen der Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft stimmt dem Stadtgemeinde Bremen Antrag zu. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2603

Mitteilung des Senats vom 11. Dezember 2018 Ich schließe die Sitzung. (Drucksache 19/890 S) (Schluss der Sitzung 18.56 Uhr) Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung.

Wir kommen zur Abstimmung. Wer dem Antrag der Fraktion DIE LINKE mit der Drucksachen-Nummer 19/825 S seine Zustimmung Wer das Ortsgesetz beschließen möchte, den bitte geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen! ich um das Handzeichen! (Dafür DIE LINKE) (Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, BIW, Abgeordnete Wendland [parteilos]) Ich bitte um die Gegenprobe!

Ich bitte um die Gegenprobe! (Dagegen SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, BIW, Abgeordnete Wendland [parteilos]) Stimmenthaltungen? Stimmenthaltungen? (FDP) Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft lehnt den An- Ich stelle fest, die Stadtbürgerschaft beschließt ent- trag ab. sprechend.

Das war der letzte Tagesordnungspunkt für heute. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kol- leginnen und Kollegen, ich bedanke mich und wünsche Ihnen einen angenehmen Abend. Wir se- hen uns morgen pünktlich um 10.00 Uhr an dieser Stelle wieder.

Die mit *) gekennzeichneten Reden wurden vom Redner/von der Rednerin nicht überprüft. 2604 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Anhang zum Plenarprotokoll

Schriftlich vom Senat beantwortete Anfragen aus terstützung der ZwischenZeitZentrale konkreti- der Fragestunde der Stadtbürgerschaft vom siert und bildet die Grundlage unter anderem für 11. Dezember 2018 genehmigungsrechtliche Belange.

Anfrage Acht: Mögliche Standorte für die Wa- Zu Frage drei: Eine kurzfristige, zeitlich befris- genburg-Crew Ölhafen tete Nutzung einer infrage kommenden Fläche ist wegen offener Fragen der Bausicherheit und Wir fragen den Senat: der für Ende Juni 2019 vorgesehenen beginnen- den Abbrucharbeiten nicht möglich. Zudem Erstens: Welche möglichen Standorte für die würde die Nutzung in die heiße Phase der Inbe- Wagenburg-Crew Ölhafen werden derzeit sei- triebnahme des TEN fallen. Der klinische Be- tens des Senats geprüft beziehungsweise sind trieb soll dort Mitte Mai 2019 aufgenommen wer- geprüft worden? den. Jedweder zusätzlicher Ressourcenaufwand sowie Beeinträchtigungen der umfangreichen Zweitens: Wie bewertet der Senat die Initiative An- und Ablieferungen im Wirtschaftshof des der Ölhafen-Crew, alternatives Wohnen mit dem KBM, der in der unmittelbaren Nachbarschaft Aufbau einer Kulturwerkstatt zu verbinden und der Häuser liegt, sind deshalb zu vermeiden und dafür einen geeigneten Standort zu finden? können von der GeNo nicht verantwortet wer- den. Drittens: Aus welchen Gründen wurde ein mög- licher Standort im Hulsbergviertel inzwischen Für eine mittel- bis langfristige Nutzung des verworfen? Standortes sieht weder das Bebauungskonzept noch das freiraumplanerische Konzept eine Nut- Frau Bernhard, Frau Vogt und Fraktion DIE zung des öffentlichen Freiraums durch eine dau- LINKE erhaft errichtete Bauwagengruppe vor.

Antwort des Senats: Anfrage Neun: Anmeldeverfahren für das erste Schuljahr Zu Frage eins: Die von der Ölhafen-Crew vorge- legte umfangreiche Standortliste wurde sorgfäl- Ich frage den Senat: tig geprüft. Auf allen vorgeschlagen Flächen be- stehen mehr oder weniger kurzfristige Entwick- Erstens: Ergeben sich aus den neuen Fristen im lungsabsichten der Eigentümer. Dies hatte zur schulischen Anmeldeverfahren Probleme in der Folge, dass für keinen der Standorte eine Eigen- Abstimmung mit Anmeldungen an den privaten tümereinwilligung für eine mittelfristige Nut- Grundschulen, und falls ja, welche? zung erreicht werden konnte. Der Ölhafen-Crew wurden alternative Standorte vorgeschlagen, die Zweitens: Warum findet das Anmeldeverfahren allerdings nach Ansicht der Ölhafen-Crew auf- an Grundschulen und Horten weiterhin parallel grund ihrer zentrumsfernen Lage insbesondere statt, sodass Eltern sich doppelt für Ganztags- hinsichtlich der beabsichtigten kulturellen Akti- schulen und Hortplätze anmelden müssen, um vitäten als nicht geeignet angesehen werden. alle Chancen auf einen Betreuungsplatz zu wah- ren? Derzeit wird versucht, einen geeigneten Über- winterungsort zu finden. Parallel wird nach einer Drittens: Gibt es bereits Planungen, das Anmel- längerfristigen Lösung gesucht. Dazu werden deverfahren weiter zu verändern und insbeson- aktuell mit Pächtern beziehungsweise Eigentü- dere die Fristen von Schul- und Hortanmeldun- mern von potenziellen Standorten vertrauliche gen zukünftig so aufeinander abzustimmen, dass Gespräche geführt. die schulischen Zusagen vor Beginn der Anmel- dephase für die Horte vorliegen? Zu Frage zwei: Das Konzept der Ölhafen-Crew, neben Wohnen auch kulturelle und soziale An- Frau Vogt und Fraktion DIE LINKE gebote zu realisieren, wird grundsätzlich unter- stützt. Das Rahmenkonzept wird derzeit mit Un- Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2605

Antwort des Senats: Zweitens: Gibt es Überlegungen im Senat, das bestehende ÖPNV-Angebot in Bremen durch Ri- Zu Frage eins: Im Rahmen des zeitlich vorgezo- desharing-Angebote zu ergänzen? genen Einschulungsverfahrens sind die Privat- schulen gemäß der neuen Aufnahmeverordnung Drittens: Hält der Senat ein Ridesharing-Pilot- zur Einschulung verpflichtet, die Verzichtserklä- projekt in Stadtrandbereichen für sinnvoll, und rungen zukünftig bis zum 15. Dezember eines falls ja, wird der Senat ein solches Projekt initiie- Jahres an die Senatorin für Kinder und Bildung ren? zu melden. Die Privatschulen haben mitgeteilt, dass sie sich bemühen werden, diese Frist einzu- Senkal, Frau Sprehe, Tschöpe und Fraktion der halten. Einige private Schulträger haben aber SPD bereits mitgeteilt, dass sie diesen Termin voraus- sichtlich nicht werden halten können. Antwort des Senats:

Zu Frage zwei: Der Ablaufplan 2019/2020 für Zu Frage eins: Aus heutiger Sicht sieht der Senat den Schulbereich wurde zeitlich derart geän- Ridesharing im Sinne eines bedarfsgesteuerten dert, dass die Zusagen sowohl für die Schul- Kleinbusmobilitätsangebots („on demand bus“) plätze als auch für die Ganztagsplätze im offe- als einen möglichen weiteren Baustein des klas- nen Ganztag spätestens Anfang Februar 2019 sischen ÖPNV in der Stadt. Diese Ansätze wer- zentral über die Behörde verschickt werden kön- den zurzeit durch Start-up-Unternehmen in eini- nen. Dies wirkt sich positiv auf den zeitlichen Be- gen deutschen Großstädten und teilweise in ginn des Zusageverfahrens im Hortbereich An- Kombination mit Automobilherstellern auspro- fang März 2019 aus und wurde entsprechend po- biert. Dabei sind Fragen des Genehmigungs- sitiv seitens der Träger aufgenommen. Eltern rechts für diese neue Angebotsform zwischen Li- wissen also vor einer möglichen Annahme eines nienverkehren und Taxi grundsätzlich zu klären. Hortplatzes, welches schulische Angebot ihnen Für eine Bewertung zu Chancen und Risiken sol- zur Verfügung steht. cher Angebote liegen noch keine ausreichenden Daten vor. Der Anmeldezeitraum für den Hortbereich wurde für Januar beibehalten, damit Einrichtun- Zu Frage zwei: Das Thema Ridesharing ist im gen das Hauptaufnahmeverfahren für alle Ange- Masterplan Green City, Handlungsfeld 2 – Digi- botsformen parallel und effizient abwickeln so- talisierung des Verkehrssystems/Vernetzung im wie stichtagsgenau zum Statusbericht I berich- ÖPNV, als mögliche Maßnahme aufgenommen. ten können. Entsprechend sind zunächst weiter- Die BSAG hat darauf basierend beim Bundesmi- hin Mehrfachanmeldungen in Schule und Hort nisterium für Verkehr und digitale Infrastruktur zu erwarten. erfolgreich einen Förderantrag für einen Testbe- trieb gestellt. Der Förderbescheid des Bundesmi- Zu Frage drei: Ja, im Zusammenhang mit der ge- nisters für Verkehr und digitale Infrastruktur für planten Einführung eines Onlineanmeldever- ein Modellprojekt in Bremen wurde am 30. No- fahrens für die Kindertagesbetreuung zum Re- vember 2018 übergeben. Die BSAG wird nach gelverfahren für das Betreuungsjahr 2020/2021 dem Vorliegen entsprechender finanzieller Rah- und den damit einhergehenden Veränderungen menbedingungen eine Demonstrationsanwen- in Bezug auf die behördlichen und einrichtungs- dung einleiten. Auf Basis der Evaluation des bezogenen Verwaltungsprozesse wird eine ide- Testbetriebs können dann weitere und grund- ale Abstimmung der beiden Anmeldephasen im sätzliche Entscheidungen zu dieser neuen Ange- Schul- und Hortbereich angestrebt. botsform getroffen werden.

Anfrage Zehn: Ridesharing – eine sinnvolle Er- Zu Frage drei: Mit der Erarbeitung des Green gänzung des ÖPNV? City-Masterplans und dem darauf aufbauenden Förderantrag ist ein Ridesharingprojekt für Bre- Wir fragen den Senat: men initiiert worden. Ein Bus-on-demand-Ange- bot ist in Zeiten und Räumen schwacher Nach- Erstens: Wie beurteilt der Senat Ridesharing-An- frage im ÖPNV ein interessantes Ergänzungsan- gebote, wie zum Beispiel MOIA? gebot zum klassischen ÖPNV, zum Beispiel als flexible und bedarfsgesteuerte Anschlussfunk- tion zu Straßenbahn- oder wichtigen Buslinien. 2606 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Hierfür bieten sich Stadtrandbereiche in Zeiten Am 16. Februar 2016 verfügte der Senator für In- schwacher Nachfrage ebenso an wie Gewerbe- neres Bremen das Verbot und die sofortige Auf- gebiete außerhalb von Schichtwechselzeiten. lösung einer Ersatzorganisation des im Dezem- Mit der Förderzusage des BMVI wird nun eine ber 2015 verbotenen Kultur & Familien Verein Konkretisierung erfolgen, in welchem Gebiet die e. V. (KuF). Der Verein legte gegen die Verbots- Maßnahme durchgeführt wird. verfügung Rechtsmittel ein; das Verfahren dau- ert derzeit noch an. Anfrage Elf: Moscheen im Fokus des Verfas- sungsschutzes Zu Frage drei: Im genannten Zeitraum erfolgte keine Ausweisung eines islamischen Geistlichen Wir fragen den Senat: wegen Agitation gegen die freiheitlich-demo- kratische Grundordnung. Erstens: Wie viele Moscheen und islamische Ge- betshäuser existieren derzeit in der Stadt Bre- Anfrage Zwölf: Messung der Luftqualität in der men, und wie viele davon werden vom Landes- Stadt Bremen amt für Verfassungsschutz beobachtet? Wir fragen den Senat: Zweitens: Wie viele Bremer Moscheen und Ge- betshäuser sind wegen verfassungsfeindlicher Erstens: Wie viele Messstationen zur gebiets- Umtriebe in den letzten zehn Jahren geschlossen und verkehrsbezogenen Überwachung der Luft- worden, und wie viele dieser Verfügungen wur- qualität sind derzeit in der Stadt Bremen instal- den später von den Verwaltungsgerichten wie- liert, wie viele davon wurden bereits vor Inkraft- der aufgehoben (bitte getrennt nach Moscheen treten der 39. Verordnung zur Durchführung des und Gebetshäusern ausweisen)? Bundes-Imissionsschutzgesetzes (BImSchV) im Jahre 2010 aufgestellt, und wie viele Messstatio- Drittens: Sind in den letzten zehn Jahren islami- nen erfüllen nicht die in Anlage 3 C BImSchV sche Geistliche mit Wohnsitz in Bremen wegen aufgeführten Kriterien, insbesondere, was den ihrer Agitation gegen die freiheitlich-demokrati- Abstand zum Fahrbahnrand und zu verkehrsna- sche Grundordnung (sogenannte Hassprediger) hen Kreuzungen betrifft? ausgewiesen worden, und wenn ja, um wie viele Personen handelte es sich dabei? Zweitens: Sind die laut Presseberichten von den Verkehrsministern des Bundes und der Länder Remkes, Leidreiter und Gruppe BIW bereits im April dieses Jahres beschlossenen Überprüfungen der Luftmessstationen in der Antwort des Senats: Stadt Bremen bereits durchgeführt worden, und wenn ja, wie viele der Messstationen in Bremen Zu Frage eins: Es gibt keine Verpflichtung, staat- wurden beanstandet, und welche Konsequenzen liche Stellen über die Einrichtung einer Moschee hat der Senat aus den Ergebnissen der Überprü- beziehungsweise eines Gebetshauses zu unter- fungen gezogen? richten. Laut Auskunft der Schura werden in der Stadt Bremen derzeit insgesamt 31 Moscheen Drittens: Ist es in den letzten zwölf Monaten zu und Gebetshäuser von allen islamischen Einrich- einer Überschreitung der Luftschadstoffgrenz- tungen vorgehalten. werte in der Stadt Bremen gekommen bezie- hungsweise rechnet der Senat infolge der mut- Die als Vereine vom Landesamt für Verfassungs- maßlichen Verkehrsentwicklung mit einer sol- schutz beobachteten Moscheen sind im Verfas- chen Überschreitung, die im Ergebnis zu Fahr- sungsschutzbericht Bremen erwähnt. Diese sind verboten für dieselbetriebene Fahrzeuge auch das Islamische Kulturzentrum Bremen e. V. so- im Stadtgebiet von Bremen führen könnte? wie die Al-Mustafa Gemeinschaft e. V. Remkes, Leidreiter und Gruppe BIW Zu Frage zwei: Am 5. Dezember 2014 wurde der Kultur & Familien Verein. e. V. durch den Bre- Antwort des Senats: mer Innensenator verboten. Hierbei handelte es sich deutschlandweit erstmalig um das Verbot Zu Frage eins: Gegenwärtig wird im Land Bre- eines Unterstützungsvereins des IS. Das Verbot men an sechs festen Standorten gebietsbezogen ist seit Januar 2015 rechtskräftig. und an drei festen Standorten verkehrsbezogen Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2607

die Luftqualität überwacht. Die Luftmessstatio- Erstens: In welcher Weise ist der Senat seit 2012 nen befinden sich verteilt über die Stadtgebiete dafür aktiv geworden, dass beim „Lichtbringer“ Bremen und Bremerhaven und charakterisieren am Eingang der Böttcherstraße eine Informati- durch ihre Lage die Luftqualität im städtischen onstafel angebracht wird, mit der auf die einzig- Hintergrund und an stark befahrenen Straßen. artige Bedeutung des Lichtbringers als NS-ver- Sieben Messstationen wurden vor 2010 aufge- herrlichende Kunst, die dennoch vom NS-Re- stellt. gime abgelehnt wurde, hingewiesen wird?

Alle drei verkehrsbezogenen Messstationen er- Zweitens: Wer müsste der Anbringung einer füllen die Vorgaben der Anlage 3 C der 39. Bun- Hinweistafel am Eingang der Böttcherstraße zu- des-Immissionsschutzverordnung. stimmen?

Zu Frage zwei: Im Jahr 2018 sind sämtliche Luft- Drittens: Welche Standorte in der näheren Um- messstationen im Land Bremen durch den Sena- gebung des Lichtbringers kämen infrage, an de- tor für Umwelt, Bau und Verkehr auf die Rah- nen die Stadtregierung aus eigener Entschei- menbedingungen der 39. Bundes-Immissions- dung eine Hinweistafel anbringen könnte? schutzverordnung hin überprüft worden. Dabei zeigten sich keine Abweichungen von den ge- Frau Bernhard, Frau Vogt und Fraktion DIE setzlichen Vorgaben. Eine Überprüfung durch LINKE Dritte, wie zum Beispiel durch andere Ressorts, ist in der 39. Bundes-Immissionsschutzverord- Antwort des Senats: nung und in der zugrundeliegenden EU-Luft- qualitätsrichtlinie 2008/50/EG nicht vorgesehen. Zu Frage eins: Der Senat hat bereits im Jahr 2014 Die Ergebnisse können in einer Dokumentation geprüft, mit welchem Inhalt eine Hinweistafel gemäß Anlage 3 D der 39. Bundes-Immissions- auf den Lichtbringer sinnvoll sein könnte. Die schutzverordnung auf der Homepage des Sena- Gespräche haben ergeben, dass das Anbringen tors für Umwelt, Bau und Verkehr nachgelesen eines solchen Schildes umstritten ist. werden. Das Relief am Eingang der Böttcherstraße zeigt Die Dokumentation ist auf Anfrage innerhalb ikonografisch den Erzengel Michael im Kampf von drei Monaten der Europäischen Kommission gegen den Höllendrachen. Bernhard Hoetger zu übermitteln. Es wurde angekündigt, dass die widmete das Werk explizit Adolf Hitler. Ziel war Kommission Anfang 2019 die Vorlage der Doku- es, das Paula Modersohn Becker-Haus und das mentationen verlangen wird. Haus Atlantis vor dem Abriss durch die Natio- nalsozialisten zu schützen. Diese besondere Si- Zu Frage drei: Im Jahr 2017 wurde erstmals an tuation bedeutet, dass zwar die Widmung das allen Luftmessstationen im Land Bremen der Kunstwerk in den Kontext der NS-Ideologie Grenzwert für Stickstoffdioxid von 40 µg/m³ un- stellt, das Kunstwerk selbst aber in seiner Inten- terschritten. Aktuell liegt der Jahresmittelwert tion nicht NS-verherrlichend ist. Das NS-Regime für den Zeitraum 1. Dezember 2018 bis 22. No- selbst hat das Kunstwerk abgelehnt. Die Ambi- vember 2018 an den beiden verkehrsbezogenen valenz zwischen völkischer Ideologie und Ab- Luftmessstationen Dobben und Nordstraße bei lehnung durch das NS-Regime gilt für Gebäude 37,8 beziehungsweise 39,8 µg/m³. in der Böttcherstraße ebenso, beispielsweise für das Haus Atlantis und den Himmelssaal. Diese Schwankungen in den Jahreskonzentrationen Besonderheiten in der Böttcherstraße sind wis- insbesondere aus statistischen und meteorologi- senschaftlich aufgearbeitet und vielfach Gegen- schen Gründen sind nicht auszuschließen. In na- stand von Publikationen. Der Inhalt einer etwai- her Zukunft wird nicht mit Überschreitungen ge- gen Hinweistafel müsste aus diesem Grund eine rechnet, die ein Dieselfahrverbot verhältnismä- breite Kontextualisierung der Geschichte des ßig erscheinen lassen würden. Gesamtkunstwerks Böttcherstraße enthalten.

Anfrage 13: Hinweistafel zum „Lichtbringer“ Die Böttcherstraße GmbH hat daher in Eigenini- tiative mithilfe des reichhaltigen Archivs der Wir fragen den Senat: Böttcherstraße einen Flyer in Auftrag gegeben, der kurz vor der Veröffentlichung steht. Vorge- 2608 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

sehen ist, in unmittelbarer Nähe zum Lichtbrin- Zu Frage eins: Das Gymnasium Horn wurde im ger eine Box für die Flyer anzubringen, aus der Zeitraum von Oktober 2013 bis Oktober 2017 sa- sich Touristinnen und Touristen, aber auch Bre- niert. Der Planungsvorlauf hierzu begann bereits merinnen und Bremer jederzeit einen Flyer mit- im Jahr 2010. Die Kosten beliefen sich auf insge- nehmen können. Der Flyer wird Informationen samt rund 16,8 Millionen Euro. zum Lichtbringer im Kontext der Geschichte der Böttcherstraße enthalten. Der Vorteil eines Fly- Zu Frage zwei: Grundsätzlich verpflichtet § 35 ers gegenüber einer Hinweistafel ist, dass er auf Absatz 4 in Verbindung mit § 4 Absatz 5 Bremi- mehr Interesse stößt, mehr Informationen über sches Schulgesetz alle Schulen zur gemeinsam den Kontext enthalten kann, bebildert wird und Gestaltung des Unterrichts und des Schullebens auch leichter geändert oder aktualisiert werden für behinderte und nicht behinderte Schülerin- kann. nen und Schüler.

Zu Frage zwei: Die Gebäude der Böttcherstraße Die Entscheidung, am Gymnasium Horn einen stehen sämtlich in privatem Eigentum. Der An- Klassenzug zur inklusiven Beschulung von bringung einer Hinweistafel müsste der Eigen- Schülerinnen und Schülern mit besonderem För- tümer des entsprechenden Gebäudes ebenso zu- derbedarf im Förderbereich Wahrnehmung und stimmen wie das Landesamt für Denkmalpflege. Entwicklung einzurichten, war Bestandteil des Aufnahmeverfahrens an öffentlichen Schulen in Zu Frage drei: In unmittelbarer Nähe und Sicht- der Stadtgemeinde Bremen zum Schuljahr beziehung zum „Lichtbringer“ gibt es keine öf- 2018/2019. Die Planungen für dieses Aufnahme- fentlichen Gebäude, über die der Senat ohne Be- verfahren wurden in der 24. Sitzung der städti- teiligung Dritter entscheiden kann. Eine Hin- schen Deputation für Kinder und Bildung am 29. weistafel kann daher aus eigener Entscheidung November 2017 beschlossen. des Senats nur im öffentlichen Straßenraum an- gebracht werden. Die Box für die Flyer bringt die In Vorbereitung auf die Aufnahme zum Schul- Böttcherstraße GmbH hingegen selbst an den jahr 2018/2019 wurde eine Untersuchung der von ihr verwalteten Gebäuden der Böttcher- räumlichen Kapazität durchgeführt. Zum Schul- straße an. jahr 2018/2019 wurde auf dieser Grundlage ein Differenzierungsraum im Gebäudebestand ein- Anfrage 14: Ist das Gymnasium Horn baulich fit gerichtet. Ein weiterer Differenzierungsraum für die Inklusion? soll zum Schuljahr 2019/2020 im Gebäudebe- stand eingerichtet werden. In den Schuljahren Ich frage den Senat: ab 2020/2021 werden die mit der inklusiven Be- schulung einhergehenden zusätzlichen räumli- Erstens: In welchem Jahr wurde das Gymnasium chen Bedarfe nicht im Bestand abzubilden sein, Horn saniert, und welchen Betrag hat die Stadt sodass die Planung einer Interimslösung in Form Bremen dafür aufgewandt? eines Mobilbaus aufgenommen werden soll.

Zweitens: Wann hat der Senat beschlossen, dass Zu Frage drei: Das Gymnasium Horn ist in der auch am Gymnasium Horn inklusiver Unterricht am 28. November 2018 von der städtischen De- erteilt werden soll, und bis wann werden die da- putation für Kinder und Bildung beschlossenen für bislang noch fehlenden Differenzierungs- Schulstandortplanung im Sekundarbereich I mit räume zur Verfügung stehen? fünf Klassenzügen, davon einem Klassenzug zur inklusiven Beschulung von Schülerinnen und Drittens: Ist der Umstand, dass sich die Klassen- Schülern mit besonderem Förderbedarf im För- stärke am Gymnasium Horn infolge der Inklu- derbereich Wahrnehmung und Entwicklung, sion verringert und deshalb mehr Räume benö- ausgewiesen. tigt werden, bei der Umbauplanung berücksich- tigt worden? Abweichend davon wurde zum Schuljahr 2018/2019 eine sechste Klasse im Jahrgang 5 Leidreiter und Gruppe BIW eingerichtet. Auch zum Schuljahr 2019/2020 ist die Aufnahme einer sechsten Klasse im Jahr- Antwort des Senats: gang 5 geplant. Der damit verbundene Raumbe- darf wird bei den Bauplanungen berücksichtigt. Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018 2609

Anfrage 15: Nachnutzung des „Blauen Dorfes“ zur Unterbringung von Studierenden der Jacobs in Vegesack University Bremen ab und darf grundsätzlich nicht die Ergebnisse des sogenannten runden Wir fragen den Senat: Tischs Oeversberg konterkarieren. Aufgrund der im Rahmen einer ersten Prüfung ermittelten Erstens: Wie bewertet der Senat das Bestreben erheblichen Sanierungskosten sowie der gerin- der Willkommensinitiative Vegesack, die Flücht- gen Unterbringungskapazitäten hat die Jacobs lingsunterkünfte „Blaues Dorf“ in Bremen University bislang von einer Nachnutzung der Grohn 2019 nicht aufzulösen, sondern als ge- Mobilbauten für die Unterbringung von Studie- meinsames Wohnprojekt für Flüchtlinge und renden Abstand genommen. Studenten der Jacobs University Bremen auf- recht zu halten? Ferner sind bei einer auch für Hochschulzwecke erweiterten Verfestigung der wohnbaulichen Zweitens: Wie ist der Stand der Verhandlungen Nutzung und damit zur Absicherung von bauli- zwischen dem Senat, der Jacobs University Bre- chen Investitionen die planungsrechtlichen Rah- men und der Willkommensinitiative Vegesack in menbedingungen anzupassen. Im notwendigen puncto gemeinsamer Nutzung des „Blauen Dor- Verfahren zur Änderung des Planungsrechts ist fes“ über das Jahr 2019 hinaus? insbesondere der Lärmeintrag der benachbarten Verkehrstrassen zu prüfen. Drittens: Mit welchen Maßnahmen unterstützen Studentinnen und Studenten aktuell die Bewoh- Zu Frage zwei: Es gibt keine aktiven Verhand- ner der Flüchtlingsunterkunft? lungen zwischen dem Senat, der Jacobs Univer- sity Bremen und der Willkommensinitiative Scharf, Frau Neumeyer, Bensch, Dr. vom Bruch, Vegesack in puncto gemeinsamer Nutzung des Röwekamp und Fraktion der CDU „Blauen Dorfes“ über das Jahr 2019 hinaus. Es finden Gespräche zwischen der Stadt Bremen Antwort des Senats: und der Jacobs University Bremen zur Umset- zung der Ergebnisse des runden Tisches Oevers- Zu Frage eins: Die Senatorin für Soziales, Ju- berg statt, die auch die Fläche in der Steingut- gend, Frauen, Integration und Sport begrüßt das straße in Bezug auf die Absicherung zukünftiger ehrenamtliche Engagement der Willkommens- Entwicklungsbedarfe der Jacobs University Bre- initiative Vegesack ausdrücklich. Die Idee, das men betreffen. „Blaue Dorf“ – eine Flüchtlingsunterkunft, be- stehend aus Modulbauten in der Steingutstraße Zu Frage drei: Aktuell werden die Bewohnerin- – als gemeinsames Wohnprojekt zu nutzen, ist nen und Bewohner des Übergangswohnheims in bekannt. der Steingutstraße durch Studentinnen und Stu- denten der Jacobs University unterstützt, die je- Grundsätzlich wird seitens des Senats die Kom- weils montags und freitags nachmittags den Kin- bination von Flüchtlings- und Studierendenun- dern spielerisch Deutsch beibringen und nach terkünften positiv bewertet und unterstützt. Die der Schule die Hausaufgabenbetreuung ma- Umsetzung eines solchen Vorhabens am Stand- chen. Es wird ebenfalls Nachhilfe angeboten. ort „Blaues Dorf“ hängt wesentlich von den Ent- wicklungsbedarfen sowie Rahmenbedingungen 2610 Stadtbürgerschaft – 19. Wahlperiode – 44. Sitzung am 11.12.2018

Konsensliste

Von der Stadtbürgerschaft in der 44. Sitzung nach interfraktioneller Absprache beschlossene Tagesordnungspunkte ohne Debatte.

Tagesordnungspunkt Beschlussempfehlung

Gemeinsame beratende Äußerung nach § 88 Abs. 2 LHO zu den Finanzzuweisungen des Landes an die Gemeinden Bremen und Bremerhaven für die Wahrnehmung von Landesaufgaben Die Stadtbürgerschaft nimmt von dem 22. Bericht des Rechnungshofs der Freien Hansestadt Bericht des Rechnungshofs Kenntnis. Bremen vom 18. August 2017 (Drucksache 19/558 S)

Gemeinsame beratende Äußerung nach § 88 Abs. 2 LHO zu den Finanzzuweisungen des Landes an Die Stadtbürgerschaft stimmt der Emp- die Gemeinden Bremen und Bremerhaven für die fehlung des Ausschusses zu. Sie tritt den Wahrnehmung von Landesaufgaben 23. Bemerkungen im Bericht des Ausschus- Bericht und Antrag des städtischen Rechnungs- ses bei und nimmt im Übrigen von dem prüfungsausschusses Bericht Kenntnis. vom 15. November 2018 (Drucksache 19/872 S)

Flächennutzungsplan Bremen 3. Änderung Die Stadtbürgerschaft beschließt den Bremen-Sebaldsbrück (Umweltbildungszentrum 24. Plan zur 3. Änderung des Flächennut- Vahrer Feldweg) zungsplans Bremen. Mitteilung des Senats vom 20. November 2018 (Drucksache 19/873 S)

Bebauungsplan 2478 für ein Gebiet in Bremen-Se- baldsbrück zwischen Ludwig-Roselius-Allee, Im Die Stadtbürgerschaft beschließt den Be- 25. Holter Feld, Vahrer Feldweg und Vahrer Straße bauungsplan 2478. Mitteilung des Senats vom 20. November 2018 (Drucksache 19/874 S)

Dogan Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft