Das schwule Anti -Gewalt -Projekt in Be rlin MANEO-Toleranzkampagne 2006-2009 Bülowstraße 106 | 10783 Berlin | Deutschland  MANEO-Gewaltpräventionskampagne 2010-2011 Büro/ Office:  +49+ (0)30+ 21753213 Bürozeiten: Di.+Do. 13-15  + 49 (0)30+ 23638142 eMail: [email protected] | Home: www.maneo.de

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 Regenbogenbr ücke  Internationaler Tag gegen Homophobie

MANEO-News Berlin, 05.08.2013

MANEO zeigt Unterstützung

In Tel Aviv wurde des Anschlags vor vier Jahren gedacht Am 1. August 2009, gegen 23:00 Uhr, betrat ein maskierter Mann den Jugendtreffunkt ‚Bar Noar‘ in Tel Aviv und schoss auf die anwesenden Jugendlichen, Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen. Nir Katz (26) und Liz Troubishi (16) wurden erschossen, fünfzehn weitere junge Menschen schwer verletzt. Auf zahlreichen Veranstaltungen in wurde des Anschlags vor vier Jahren gedacht. Überschattet wurden die diesjährigen Veranstaltungen von Berichten über die Verhaftung der mutmaßlichen Täter, die Anfang Juni durch die Polizei bekannt gegeben worden war. Folge waren widersprüchliche Meldungen. Das hatte zu erneuten Belastungen unter den Opfern und zu Betroffenheit unter Angehörigen und Freunden geführt. MANEO-Projektleiter Bastian Finke reiste nach Israel, um die Verbundenheit mit den Opfern und Angehörigen des Anschlags zu unterstreichen. Mit der Regenbogenbrücke waren 2010 Jugendliche, die den Anschlag überlebt hatten, zu Ferien nach Berlin eingeladen worden.

Anteilnahme und Solidarität auch aus Berlin Das Grab von Nir Katz nahe Modi‘in, der am 01.08.2009 in der Bar Noar in Der Anschlag hatte weltweit unter den LSBT*-Communities Tel Aviv erschossen worden war. für Entsetzen gesorgt. Zahlreichen Solidaritätsbekundungen und Unterstützungsangebote erreichten LSBT*- Organisationen in Israel. Von Berlin aus startete MANEO die „Regenbogenbrücke“. Spenden wurden gesammelt, so dass im Sommer 2010 Ju- gendliche, die den Anschlag überlebt hatten, und Angehörige, deren Familienmitglieder erschos- sen worden waren, zu Ferien und Erholung nach Berlin und Köln eingeladen werden konnten. Die „Regenbogenbrücke“, die vom SPD-Abgeordneten Tom Schreiber und von der Jüdischen Ge- meinde zu Berlin, allen voran dem damaligen Geschäftsführer, André Lossin, und der damaligen

Spendenkonto: Mann-O-Meter e.V. Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Konto: 312 60 00, Stichwort „MANEO“

MANEO ist ein eigenständiges Projekt von Mann-O-Meter e.V. – Mitglied im Arbeitskreis der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland (ado) e.V. und im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband/ LV Berlin – finanziell gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF) – gewürdigt von der LANDESKOMMISSION BERLIN GEGEN GEWALT (2003) – ausgezeichnet mit dem METE -EKSI -PREIS (1999), dem CSD-PREIS FÜR ZIVILCOURAGE (2001) und dem Gewaltpräventionspreis CHANCE -AWARD (2006) – Partner von: SCHULE OHNE RASSISMUS / SCHULE MIT COURAGE . Gemeinsam mit KAMPANIA PRZECIW HOMOFOBII (Polen), Lambda-Warszawa (Polen) und SOS-HOMOPHOBIE (Frankreich) vergibt MANEO jährlich den europäischen TOLERANTIA -AWARD . MANEO organisiert das BERLINER TOLERANZBÜNDNISSES , dem bereits über 115 Unternehmen, Events und Institutionen aus Berlin angehören.

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Vorsitzenden, Lala Süsskind, unterstützt worden war, hat viele neue Freundschaften zwischen Berlin und Tel Aviv entstehen lassen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist zwischen Agudah und MANEO entstanden.

MANEO als Projekt stand Vorbild für das ‚Nir-Katz-Report-Center‘ in Israel Am 1. August 2012 eröffnete Agudah das ‚Nir-Katz-Report-Center‘, mit dem fortan Fälle von Diskriminierung und Übergriffe in Israel erfasst und ausgewertet werden sollen. Dem Projekt stand MANEO Pate, nach dessen Vorbild das neue Report-Center aufgebaut wurde.

Am 2. August präsentierte Agudah seinen ersten ‚Gewalt-Report‘. Mehr als 1.000 Fälle wurden seit dem letzten Jahr gesammelt und ausgewertet. Aus diesem Anlass lud die LGBT*-Organisation in die Bar Noar zu einem Runden Tisch ein, um die Ergebnisse zu dis- kutieren und weitere Vorhaben zu bespre- chen. An dem Gespräch nahmen Mitglieder des Vorstandes von Agudah und der Eltern- organisation ‚Tehila‘ teil, außerdem Vertreter der – u.a. (Meritz), 2 Merav Michaeli (Meritz), Ofer Shelah, (), Moshe Mizrahi (Labor Party), David Tzur (Hatnuah), Dov Khenin (Hadash) – Ver- treter der Polizei – u.a. Shimon Nachmani 02.08.2013: Runder Tisch in der Bar Noar von Agudah , (Tel Aviv, Polizei) und Nissim Daudi (Tel Aviv, mit Vertretern von Agudah, Abgeordneten der Knesset und Polizei) – und MANEO-Projektleiter Bastian der Polizei von Tel Aviv . Foto © S.Kowalski. Finke. Er informierte über den Stand der Zu- sammenarbeit zwischen MANEO, der Berli- ner Polizei und der Berliner Staatsanwaltschaft, die über viele Jahre wuchs und oft über einen mühseligen Weg führte, ebenso über die fortlaufenden Schulungen und Fortbildungen bei der Berliner Polizei. Allein im letzten Jahr 2012 erreichte MANEO mit seinen Schulungsangeboten über 1.000 Polizeibeamtinnen und –beamte. Von diesen Erfahrungen will zukünftig Agudah lernen und eine ähnliche Kooperation mit der Polizei in Israel anstreben. Bastian Finke hatte zuge- sagt, deren Bemühungen mit den Erfahrungen aus Ber- lin zu unterstützen.

Öffentliche Kundgebung in Tel Aviv in Gedenken an die Opfer des Anschlages Nach einer bewegenden Gedenkveranstaltung am Grab von Nir Katz, die am 1. August im engsten Fami- lien- und Freundeskreis in Modi’in stattfand, folgte am

3. August eine öffentliche Kundgebung im Meir Park in 03.08.2013: Auf der öffentlichen Gedenkveran- Tel Aviv. Rederinnen und Redner erinnerten an die staltung im Meir Park in Tel Aviv, Israels Belastungen der letzten Wochen, die durch wider- Gesundheitsministerin Yael German (65). Foto sprüchliche Äußerungen der Polizei ausgelöst zu vielen © S.Kowalski.

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öffentlichen Spekulationen beigetragen hatten. Dazu beigetragen hatte neben der Ergreifung der mut- maßlichen Täter auch die vorübergehende Verhaf- tung und die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen einen Jugendarbeiter von Agudah, nach dem einer der Tatverdächtigen erklärt haben soll, die Tat stehe möglicherweise im Kontext einer persönlichen Beziehung zwischen dem Jugendarbeiter und einem Jugendlichen, womit die Tat ein persönlicher Ra- cheakt gewesen sein soll. Nachdem der Jugendar- beiter dieser Version widersprochen hatte und wie- der entlassen worden war, schließt nun auch die Polizei die Möglichkeit eines vorurteilsmotivierten Verbrechens nicht aus. Zu den Rednerinnen und Rednern zählten u.a. die israelische Gesundheitsministerin Yael German, der Bürgermeister von Tel Aviv- Jaffa Ron Huldai, der 03.08.2013: Ron Huldai, Bürgermeister von Tel Aviv- Knesset-Abgeordnete Nitzan Horowitz, Ayala Katz, Jaffa. Foto © S.Kowalski.

Mutter von Nir Katz, sowie MANEO-Leiter Bastian Finke. Ayala Katz warnte vor wilden Spekulationen und rief sowohl zur Ruhe wie auch die Strafverfolgungsor- gane zu gründlicher Ermittlungsarbeit. Sie bat eben- falls um mehr Rücksichtnahme gegenüber den Op- 3 fern des Anschlages. Allen Hinweisen muss nachgegangen werden Bastian Finke erinnerte in seiner Ansprache an die Forderungen der OSZE, die in ihrer Beschäftigung mit dem Thema Hate Crime deutlich darauf hinge- wiesen hatte, dass viele vorurteilsmotivierte Verbre- chen deshalb nicht nachgewiesen werden können, weil Ermittlungsorgane oft nicht gründlich oder nur unzureichend ermittelten, deshalb oft Beweise nicht sichergestellt und verloren gingen bzw. Hinweisen nicht nachgegangen werde. Vor diesem Hintergrund fordert die internationale Organisation verbesserte Trainings und Schulungen für Mitarbeiter und Mitar- 03.08.2013: „Kavod li ledaber itchem“. MANEO- beiterinnen aller mit Ermittlungen beschäftigten Projektleiter Ba stian Finke . Foto © S.Kowalski. Dienststellen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Gesellschaften noch immer tief von ho- mophoben Einstellungen geprägt sind, die Ermittlungen beeinflussen können“, so Bastian Finke. „Wir wissen nicht, zu welchen Ergebnissen die weiteren Ermittlungen führen werden“, erklärte Bastian Finke im Anschluss. „Wichtig ist, dass gründlich ermittelt wird. Ich erinnere mich an ein persönliches Gespräch mit Dave O’Malley, den ich 2010 in Laramie (WY) traf und der seinerzeit als zuständiger Sheriff mit dem Fall „Matthew Shepard“ beauftrag gewesen war. Er hatte betont, dass nur eine konzentrierte und professionelle polizeiliche Ermittlungsarbeit, die alle Informatio- nen entgegennahm und Beweise nicht von vornherein ausschloss, dazu geführt hatte, eine vorur- teilsmotivierte Tat nachzuweisen.“ MANEO wird an der Fortsetzung der „Regenbogenbrücke“ weiter arbeiten.