Steht Später Die Headline
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LÄNDERBERICHT Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. EUROPABÜRO BRÜSSEL Startsignal für Kommunal- und OLAF WIENTZEK Europawahl Februar 2014 PARTEIKONGRESS DES CDA AM 8. FEBRUAR www.kas.de www.eukas.eu Der Parteikongress der niederländischen chende Änderungsanträge ein. Letztlich Christdemokraten (CDA) am 8. Februar in fanden Forderungen wie etwa die Renatio- Utrecht war der Startschuss für die heiße nalisierung von Zuständigkeiten im Bereich Phase des Kommunalwahlkampfs (Wahl- der Außen- und Entwicklungs- und Migrati- termin: 19. März) und für die Europawah- onspolitik aber keine Mehrheit. len am 22. Mai. Dennoch gibt es einige auffällige Neuerun- gen in der Endversion des Programms: In Utrecht fällte die Partei die letzten per- sonellen und programmatischen Entschei- 1. Der CDA spricht sich gegen ein fö- dungen für den Europawahlkampf. Seit derales Europa aus. Damit folgte der CDA der historischen Niederlage bei den Par- einem Antrag der CDJA, setzte diesen aller- lamentswahlen im September 2012 ist dings in modifizierter Form um. Der Partei- dies die erste Bewährungsprobe für den nachwuchs hatte zudem eine explizite Ab- CDA. In aktuellen Umfragen liegt die Par- lehnung einer politischen Union gefordert. tei bei 11-12,5% der Stimmen und damit Diesem Vorschlag kam die Programmkom- leicht über dem Resultat von 2012 mission aber nicht nach. (8,5%). Sie ist nach wie vor die größte niederländische Partei nach Mitgliedern. 2. Die Partei lehnt eine EU- Erweiterung in der kommenden Legislatur- 1. Europawahlen periode des EP ab. Die bisherige Formulie- rung, die auf der strikten Erfüllung der Ko- In Utrecht verabschiedete der CDA sowohl penhagener Kriterien pocht, reichte der das endgültige Europaprogramm als auch Mehrheit der Stimmberechtigten nicht aus. die finale Kandidatenliste. Zwar hatte die Partei bereits beim letzten Kongress im No- 3. Der Parteikongress verschärfte ei- vember einen ersten Programmentwurf vor- nige Formulierungen zur Verschlankung der gestellt und auch eine vorläufige Kandida- EU-Institutionen und zur Stärkung des Sub- tenliste veröffentlicht. Allerdings konnten sidiaritätsprinzips (wie etwa zur Ausarbei- die Mitglieder noch bis Mitte Januar Ände- tung eines Kompetenzkatalogs der EU- rungsanträge für das Wahlprogramm und Kommission oder die verstärkte Beachtung die Rangordnung der Listenplätze einreichen des Prinzips der Verhältnismäßigkeit). Zu- Lediglich die derzeit jüngste Europaabge- dem fordert das Programm mehr Transpa- ordnete des CDA, Esther de Lange (38), renz von den EU-Institutionen, beispielswei- stand seit November als Spitzenkandidatin se die Offenlegung vieler bislang nicht öf- bereits fest. fentlich zugänglicher Akten. Das unter der Leitung des ehemaligen Eu- 4. Der CDA will die Zusammenarbeit ropastaatssekretärs Ben Knapen ausgear- mit anderen christdemokratischen Parteien beitete Programm wurde nicht mehr grund- in der EVP-Fraktion intensivieren, insbeson- sätzlich verändert. Die Diskussionen in den dere mit den flämischen Christdemokraten parteiinternen Arbeitsgruppen zeigten aber, (CD&V) und der CDU/CSU-Gruppe. Bemer- dass Teile der Partei (wenn auch nicht die kenswert: die Spitzenkandidatin der CD&V, Mehrheit) einen kritischeren Europakurs Marianne Thyssen, war eigens zum Partei- fordern. Insbesondere der im CDJA organi- tag nach Utrecht gekommen. sierte politische Nachwuchs reichte entspre- 2 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. 5. Das Programm geht – ohne dies Veränderungen (Liste im Anhang). Auffällig explizit zu nennen - auf die deutschen ist die hohe Zahl junger Kandidaten auf EUROPABÜRO BRÜSSEL Mautpläne ein: So wendet sich der CDA ge- vorderen Listenplätzen. Zusätzlich zu den gen die Schaffung entsprechender Gebüh- ursprünglich 24 Kandidaten werden sieben OLAF WIENTZEK ren ohne vorherige Absprache und mahnt weitere prominente Parteivertreter (z.B. der im Falle einer Einführung eine enge Konsul- ehemalige Außenminister Bernard Bot) auf Februar 2014 tation auf europäischer Ebene an. den Listenplätzen 25-31 an der Wahl teil- www.kas.de nehmen. Sie sollen die Sichtbarkeit des CDA www.eukas.eu 6. Die zuletzt diskutierte Forderung im Wahlkampf verstärken. Es bleibt noch eines Initiativrechts des Europäischen Par- abzuwarten, wie sich die aktuelle Listenplat- laments fand keine Mehrheit und findet sich zierung im Wahlergebnis widerspiegelt. daher nicht im Programm wieder. Durch die Möglichkeit einer personalisierten Stimmabgabe können die Wähler auf die Die groben Linien des ursprünglichen Pro- Rangfolge der Liste noch Einfluss nehmen. grammentwurfs bleiben aber bestehen: starke Betonung des Subsidiaritätsprinzips, Analyse und Ausblick Verschlankung der EU-Institutionen, mehr Kontrollbefugnisse für Brüssel in Haushalts- Das Programm ist nach wie vor klar proeu- und Wirtschaftspolitik, Ablehnung von Euro- ropäisch. In vielen konkreten Forderungen, bonds, mehr Zusammenarbeit im Bereich gerade im wirtschafts- und außenpolitischen der Justiz- und Innenpolitik, Haushaltskon- Bereich gibt es große Schnittmengen mit solidierung, verstärkte grenzüberschreiten- der CDU. Einige Passagen (wie etwa die de Zusammenarbeit, mehr europäische Ko- Forderung nach einer Halbierung der Euro- operation in Außen-, Sicherheits- und Ver- päischen Kommission, der rigorose Erweite- teidigungspolitik, strengere Konditionalität rungstop oder die explizite Ablehnung eines in Erweiterungsfragen und Ablehnung des föderalen Europa) sind Zugeständnisse an Türkeibeitritts. eine europakritische Grundhaltung der nie- In ihrer Rede betonte Spitzenkandidatin derländischen Öffentlichkeit und auch vieler Esther de Lange die Bedeutung Europas für Wähler. Die zahlreichen pragmatischen Vor- Wohlstand, Sicherheit und Stabilität. Es ge- schläge verbunden mit der regelmäßigen he bei den Wahlen nun nicht um eine Ent- Betonung des Subsidiaritätsprinzips spiegeln scheidung für oder gegen Europa, sondern die Haltung des CDA zur EU besser wider. um die Schaffung eines besseren Europas. Die EU müsse nun in erster Linie verlorenes Geht man von den aktuellen Umfragewerten Vertrauen zurückgewinnen. Vor einer Erwei- aus, dann kann der CDA lediglich drei statt terung oder einer Vertiefung der Integration der aktuellen fünf EP-Sitze erwarten. Sozi- müsse Europa zunächst einmal sein Funda- aldemokraten und Linksliberale werden wohl ment stärken. kaum besser abschneiden; selbst die regie- rende VVD wird möglicherweise nur 3-4 Sit- ze erhalten. Sofern der aktuelle Trend an- hält droht die rechtspopulistische PVV von Geert Wilders somit die größte Gruppe der niederländischen Delegation zu stellen. Die PVV wird einen aggressiven antieuropäi- schen Wahlkampf führen. Ähnliches wird auch von der linkspopulistischen Sozialisten Partei (SP) erwartet. Gerade auch der CDA Spitzenkandidatin Esther de Lange als traditionelle Europapartei wird – bei aller Quelle: CDA berechtigten Kritik gegenüber Fehlentwick- lungen – die Errungenschaften des Integra- Darüber hinaus legte der Parteitag die end- tionsprozesses und auch die wichtigen In- gültige personelle Aufstellung für die EP- strumente zur Bekämpfung der Krise offen- Wahlen fest: Gegenüber der im November siv verteidigen müssen. Ein nur halbherzi- vorgeschlagenen Liste gab es nur wenige ges Bekenntnis zur EU wird der PVV in die 3 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Karten spielen. In diesem Zusammenhang Der CDA kann bei den Wahlen auf ein zu- wird es wichtig, die in diversen Studien er- mindest passables Ergebnis hoffen, obgleich EUROPABÜRO BRÜSSEL mittelten Kosten von „non-europe“ in ver- rund ein Drittel der Sitze an freie Wähler- schiedenen Politikbereichen zu kommunizie- gruppen gehen könnten. Die Gründe: die OLAF WIENTZEK ren. Die Diskussionen zum Subsidiaritäts- PVV wird erneut nur in Almere und Den prinzip sind in der niederländischen Öffent- Haag antreten. Bei VVD und PvdA wird die Februar 2014 lichkeit bisweilen etwas einseitig: Selten Unbeliebtheit der nationalen Regierung so- www.kas.de wird erörtert, wo im Sinne des Subsidiari- wie Skandale um führende Minister wohl www.eukas.eu tätsprinzips „mehr Europa“ geboten wäre. das Ergebnis drücken. Auf einen Erfolg kön- Ein pro-europäischer Diskurs würde wohl nen hingegen die Sozialisten (SP) hoffen, tendenziell auch den Präferenzen die Wähl- die im Gegensatz zur PVV lokal gut veran- erklientel entsprechen. So bewerten in einer kert sind. Möglicherweise zahlen sich bei Umfrage 64% der CDA-Wähler die EU- den Kommunalwahlen auch die in den letz- Mitgliedschaft ihres Landes positiv oder ten drei Jahren forcierten Bemühungen um recht positiv, 12% negativ oder recht nega- mehr Bürgernähe und Mitentscheidung aus. tiv (Durchschnitt in den Niederlanden (45%:37%). Eine ähnliche Tendenz zeigt Die den Parteitag abschließende Bühnens- sich auch bei der Frage nach einem Refe- how mit über 200 nach Utrecht gereisten rendum im Falle weiterer Kompetenzüber- kommunalen CDA-Spitzenkandidaten ver- tragungen von den Mitgliedstaaten nach deutlichte die paradoxe Situation der Partei: Brüssel: Während 67% der Niederländer Auf der einen Seite bot die Bühne nicht ge- eine solche Abstimmung fordern, sind es bei nug Platz für die kommunalen Listenführer. den CDA-Wählern nur 34%. Weniger ein- Keine andere niederländische Partei kann deutig ist die Haltung zur Frage, ob die EU eine derartig starke Verwurzelung auf loka- sich auf einem guten Weg befindet: 41% ler Ebene nachweisen wie der CDA. Trotz der CDA-Wähler stimmen zu, 44% vernei- sinkender Mitgliedszahlen ist der CDA nach nen dies. Gleichwohl liegt die Zustimmung wie vor mit über 60 000 Mitgliedern vor den deutlich höher als im niederländischen