INHALT

1. Inhalt und Hierarchie von 3.2.2 Spezielle Erläuterungen 18 Grundbegriffen 3.3 Formen im Bereich des 2. Von der Beschreibung zur känozoischen Vulkanismus 26 Erklärung der Geländeformen 6 3.4 Formen aus quartären Sedimenten 27 3. Erläuterungen zu Karte I 3.5 Anthropogen geformte (Geländeformen) und Landschaften 34 Karte 2.1 (Naturräume) 7 4. Erläuterungen zur Karte 2.2 3.1 Formen im Grundgebirge 7 (Flußeinzugsgebiete) 35 3.2 Formen im Deckgebirge 16 5. Erläuterungen zur Karte 2.3 3.2.1 Allgemeine Erläuterungen 16 (Höhenprofile) 38 Zitierte Literatur 39

.~ Geomorphologie und Naturräume

VON ERNST TH. SERAPHIM, PADERBORN

I. INHALT UND HIERARCHIE VON deshalb anders lauten, wird im folgenden GRUNDBEGRIFFEN auch auf den Begriffsapparat zurückgegrif• fen, der u. a. von HAASE (1967) und GEL­ Die Beschreibung der naturgegebenen LERT (I968 u. a.) in Zusammenarbeit mit der Oberflächenformen der Landschaft und ihrer "Kommission fUr geomorphologische For­ Vergesellschaftung ist Gegenstand der Mor­ schung und Kartierung in der Internationa­ phographie, die kausale Analyse des zeitli­ len Geographischen Union" in der ehemali­ chen Ablaufs der Bildung der Formen ist gen DDR entwickelt worden ist (s. DEMEK Aufgabe der Geomorphologie. Die Abbildung 1976, Hg.: Handbuch der geomorphologi­ der Formen eines bestimmten Gebietes schen Detailkartierung). Auf seiner Grund­ durch Symbole geschieht in der morphogra­ lage sind dort zahlreiche Arbeiten entstan­ phischen Karte (vgl. HEMPEL 1982) bzw. in den. Synonyme und Beispiele sind in Ta­ der geomorphologischen Karte (vgl. LIEDTKE belle I zusammengestellt. 1984). Wieweit die Beschreibung bzw. Kau­ Wenn die Karte 1 der vorliegenden Liefe­ salanalyse auf Einzelheiten eingehen darf rung nicht mit "Oberflächenformen" , son­ oder muß, richtet sich nach dem Zweck und dern mit "Geländeformen" überschrieben ist, dem Maßstab der Karte sowie der Größe und dann wird damit einer spezifisch geographi­ Differenzierung der darzustellenden Fläche. schen Beziehung des Wortes "Gelände" ent­ Um die in diesem Atlaswerk benutzten Be­ sprochen, das auf das althochdeutsche "gi­ griffe mit solchen vergleichen zu können, die lenti" und das mittelhochdeutsche "geiende" im Grunde dasselbe meinen, aber aus ande­ zurückgefUhrt wird und durch die Vorsilbe ren geographischen Schulen stammen und "ge" eine Kollektivbildung zu "Land" dar-

Tabelle I Hierarchie morphographischer Raumeinheiten, mit Beispielen

Bezeichnung Beispiele aus Westfalen Beispiele aus der ehern. Beispiele aus Karte 2.1 Jt. Geogr. Landesauf- DDR (nach GELLERT, in "Naturräume" nahme DEMEK 1976) Physiotop, wegen Maßstab kein Beispiel wegen Maßstab Morphotop I : 200000 erwähnt I : 1,5 Millionen nicht dargestellt nicht dargestellt Physiotopkomplex, Phöbener Morphotop-Gruppe Endmoränenhügel Kleinlandschaft, Delbrücker Rücken Phöbener Morpho-Mikrochore, Moräneninsel Naturraum 6.(-7.) Ordnung Naturraum Ostmünsterländer Brandenburg- (4.)-5. Ordnung, Sande Potsdamer Morpho-Mesochore Havelniederung Naturraum Ostmünsterland Mittelbrandenburgi- Ostmünsterländer 3. Ordnung, sche Moränenplat- Sandebene Morpho-Makrochore ten und Urstromtal- niederungen Naturraum Westfalische (nicht weiter ausge- Westfalische Bucht 2. Ordnung Tieflandsbucht fUhrt) stellt. Mithin hat man beim Gelände, was im bensraum gegenüber. Die Verfasser des in folgenden zu berücksichtigen ist, bereits an sieben Bänden erschienenen "Handbuch(s) ein komplexes Gebilde zu denken! der naturräumlichen Gliederung Deutsch­ Auch die Bezeichnung "Naturraum" (s. lands" und der erläuternden Texte zu den Karte 2.1) bedarf an dieser Stelle einer kurzen Karten der Geographischen Landesaufnahme Erläuterung. Unter einem Naturraum wird I: 200000 sind auf diesen Raumaspekt nur hier, entsprechend der von west- und ost­ am Rande eingegangen. deutschen Geographen noch gemeinsam kon­ Die Bausteine des Geländes und zugleich zipierten "Naturräumliche(n) Gliederung die kleinsten geographisch relevanten For­ Deutschlands", in erster Linie eine chorogra­ men in der Landschaft sind die Physiotope phische Raumeinheitverstanden. Ihr steht, (Morphotope). Beispiele aus Westfalen für gemäß einer wesentlich weiteren Fassung des die unterschiedliche Differenzierung des Ge­ Begriffes "Natur", der Naturraum als Le- ländes durch Physiotope sind bei FRALlNG

c=::JTalaue I< ~ ·_-.~1 r.: ... ~.

-- feuchlkerbe o Hangdelle Hochdelle

~FuBfläChe ~Riedel 13 Flachhang _ 11111111111111 ~~~I~:~g Schatten­ steilhang Hochrücken I Abb. I: Physiotopkomplex aus dem Faltengebirgsrumpf des Süderberglandes bei Laasphe (aus FRALlNG 1950, Anhang)

2 N t

"

•./ ? 59 0m

~ Naßkerbe ITIIIl Sonnensleilhang \; ~ Feuchlkerbe lIIIIIllJ SchallenSleilhang J U1J Feuchldelte ~ Flachhang rn Trockendelte §I Bachgrund En!wurt: E. TI ... SeraphIm Abb. 2: Physiotopkomplex aus der Schichtrippenlandschaft des Bielefelder Osnings (Entw. d. Verf.)

(1950) und SERAPHIM (1964) zu finden (s. aller biotischen Faktoren, darstellen und als Abb. 1 u. 2). Man versteht unter Physiotopen solche "Ökotope" heißen. Die Physiotope Raumeinheiten der unbelebten Natur, die in sind in Karte 1 mit Rücksicht auf den Maß• ihrer ganzen Ausdehnung etwa gleichartige stab und den Umstand, daß es sich bei den Bedingungen aufweisen. Dabei haben sie in Geländeformen bereits um komplexe Bildun­ erster Linie Typencharakter, d. h., sie verfU­ gen handelt, nicht berücksichtigt. Auf der gen in den meisten Fällen nur über eine typo­ nach den Physiotopen nächsthöheren Stufe logische Bezeichnung, nicht jedoch einen in der Hierarchie der morphographischen Be­ individuellen Eigennamen. Beispiele fUr sol­ griffe stehen die Physiotopkomplexe (SERA­ che Typenbezeichnungen sind "Kerbtal", PHIM 1964), die den "Fliesen komplexen" H H "Deli eH, "Flachhang , "Steilhang , "Bach­ SCHMITHÜSENS (1949) und den "Morphotop­ aue" u. a., die durch Angabe der Bodenart, Gruppen" GELLERTS (bei DEMEK 1976 u. a.) des Feuchtigkeitsgrades, der Exposition etc. entsprechen. noch differenziert werden können, so daß Die zu einem Komplex zusammengefaßten ihre Kartierung im Gelände auch fUr prakti­ Physiotope stehen räumlich und - trotz man­ sche Aufgaben und fUr planerische Zwecke cher Verschiedenheit untereinander - auch (land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Be­ in ihrer Entwicklung miteinander in enger bauung u. a.) Bedeutung gewinnen kann. Beziehung. Als Typus tragen die Physiotop­ Ein weites Feld der Anwendung morpho­ komplexe beispielsweise die Bezeichnungen graphischer Feinkartierung, zu der Anleitun­ "Berg", "Tal" oder "Platte"; als einmalige gen von BARSCH, FRANZ, HEYER et al. (1968) und unverwechselbare Geländeformen haben erschienen sind, bietet heute vor allem die sie im allgemeinen aber auch bereits indivi­ Ökologie, aus deren Sicht die Physiotope duelle Bezeichnungen. Sie sind, wenn sie die auch Flächen ähnlicher Bedingungen im Na­ Landschaft prägen, als einfache Geländefor• turhaushalt, d. h. unter Einbeziehung auch men in der Karte 1 bereits dargestellt. Solche

3 prägenden Singularitäten sind z. B. der De­ namen Meierberg (häufig!), Mönkeberg, Kö• senberg bei Warburg und der Rodderberg se sterberg, Poppenberg oder Hörster Berg. Den Bonn, der Köterberg im Oberweserbergland niederdeutschen Eigennamen entsprechen und der Piesberg nw Osnabrück. Im allge-· südlich der durch unser Gebiet verlaufenden meinen haben Physiotopkomplexe jedoch Sprachgrenze die hoch- und mitteldeutschen erst dann in die Karte Aufnahme gefunden, Bezeichnungen Mönchsberg, Küsterberg und wenn sie in größerer Anzahl nebeneinander Pfaffenberg. vorkommen. Aber auch dann stehen in der Die Nutzung von Bergen durch die - meist Karte häufig nur einzelne und erst bei einer bäuerliche - Bevölkerung des Umlandes hat für den Kartenmaßstab relevanten Flächen• z. B. in den Bezeichnungen (auch hier gibt es ausdehnung mehrere gleichartige Symbole. nicht selten eine nieder- und eine hochdeut­ Am Beispiel der Geländeform "B erg" sol­ sche Variante) Rottberg (von "roden"), Kah­ len die vorstehenden Ausführungen vertieft lenberg (häufig!), Wartenberg (warten = be­ werden: Ein Berg stellt als Ganzes eine Voll­ wachen), Mühlenberg (häufig!), Klusberg form dar, an der mit den Steil- und Flachhän• (von "Klause"), Kapellenberg, Galgenberg, gen verschiedener Exposition, den Dellen, Hoppenberg (von "Hopfen"), Ziegenberg Schluchten, Quellnischen und Klippen ver­ (häufig!), Ochsenberg (auch Ossenberg), schiedene Physiotope teilhaben. Schweineberg (Masthude) und Isenberg Die Bedeutung der Berge und gleichrangi­ (Eisenerzabbau) ihren Niederschlag gefun­ ger Geländeformen, aber auch schon be­ den. Viele Eigennamen von Bergen lassen er­ stimmter Physiotope derselben, für den Men­ kennen, daß hier zur Zeit der Namengebung schen hat ursprünglich gewiß darin bestan­ eine charakteristische, oft bereits sekundäre den, daß sie ihm die notwendige Orientie­ Vegetation zu finden war. In diese Gruppe rung im Raum ermöglichten, einen besonde­ gehören die Bezeichnungen Rosenberg (häu• ren Vorteil gewährten oder in anderer Weise fig!), Bramberg (Bram = Besenginster), Hüls• wichtig waren. Hiermit hängt zusammen, berg (Hülse = Stechpalme, Ilex), Blömkeberg, daß er ihnen Namen gab, und zwar um so Hasselberg, Buchenberg (auch Büchenberg) eher, je mehr sie aufgrund ihrer Größe, Lage und Eichberg oder Eike(r)nberg (Eichel mast). und sonstiger Besonderheiten hervortraten, Die Bezeichnung Iberg geht auf die heimi­ womif sie dann auch ihren bloßen Typencha­ sche, bis auf wenige Steillagen ausgestorbene rakter verloren. Die auf die Gegenwart über• Eibe zurück. kommenen Namen oder Teile dieser Namen Da Berge sich wegen ihres oft steinigen reichen wegen der frühen Beziehungen des Untergrundes und der Steilheit ihrer Hänge Menschen zu solchen Geländeformen nur begrenzt für eine landwirtschaftliche manchmal bereits in die "graue Vorzeit" zu­ Nutzung eignen, sind sie häufig noch heute rück. So wird die Wurzel der Grundwörter bewaldet. Als allgemeiner Hinweis auf die "berg" und "tal", aber auch von "quelle" und Bewaldung zur Zeit der Namengebung gelten H "born" bereits auf eine indogermanische die Grundwörter "loh", "holz" und " , Stammform zurückgeführt. Teile mancher die allerdings auch bei ebener Ausbildung des Eigennamen von Geländeformen haben ih­ Geländes vorkommen. Dagegen ist mit der ren Ursprung vermutlich in keltischen, viele hochdeutschen Bezeichnung "Hardt" o. ä. aber auch in verschollenen oder über Jahr­ immer ein bewaldeter Berg, eine Bergweide hunderte mundartlich veränderten Wort­ oder eine bergige bewaldete Landschaft ge­ stämmen. meint (STURMFELS u. BISCHOF 1961). Dieser Zu einem großen Teil geben die Eigenna­ Bezeichnung steht im niederdeutschen. Teil men von Geländeformen in der Größenord• unseres Gebietes die des "Brink" gegenüber, nung der Physiotopkomplexe Hinweise auf - d. h. eines erhöhten (meist grasigen) Gelän• oft nicht mehr aktuelle - Eigentumsverhält• des (altnordisch "bringr" = Hügel), das heute nisse oder Nutzungsarten sowie die Beschaf­ nicht selten wieder in Waldnutzung steht, je­ fenheit des Untergrundes oder der einstigen doch in früheren Jahrhunderten offenes Wei­ Vegetation oder das Vorkommen bestimmter deland für Schafe und Ziegen war. Beispiele (inzwischen dort schon ausgestorbener) Tier­ für Berge, die entsprechend benannt wurden, arten. sind der Wurzelbrink und Heidbrink im Wie­ Eigentumsverhältnisse und Beziehungen hengebirge sowie der Stecklenbrink im Teu­ zu Siedlungen spiegeln sich z. B. in den Berg- toburger Wald. Da "Brink" jedoch auch in

4 Gelände mit nur schwachem Relief als Flur­ lungs- und Wirtschaftsstruktur ausgewiese­ name verbreitet ist, kann man vermuten, daß nen Kulturlandschaften nicht übereinzustim• diese Bezeichnung allmählich von einer Ge­ men. Beide Landschaftstypen lassen sich ländeform auf eine Nutzungsform übergegan• hierarchisch von kleineren Einheiten bis zu gen ist. Großräumen beschreiben. In der Sprache der Schließlich tragen viele Berge auch die Na­ Geographischen Landesaufnahme I: 200 000 men von Tieren. Beispiele sind Uhlenberg werden die Physiochoren "Naturräume" ge­ (= Eulenberg, häufig!), Habichtsberg, Krä• nannt. henberg, Raben(s)berg (auch Ravensberg), Da die Geländeformen als solche und nicht Hahnenberg (auch Auerhahnsberg) und Reh­ die auf ihnen fußenden Physiochoren Gegen­ berg. stand der Karte 1 sind, wurden dort keine Das Vorhandensein von Klippen an den Landschaftsgrenzen eingezeichnet. Zwischen steilen, felsigen Hängen hat den Bergen häu• den Geländeformen und den Naturräumen fig in Verbindung mit einem anderen kenn­ besteht dennoch eine enge Beziehung. Die in zeichnenden Wort die Bezeichnung "Stein" der Karte 2.1 ausgewiesenen größeren und eingetragen (z. B. Öhrenstein und Wilden­ mittleren morphochorographischen Einhei­ stein n Niedersfeld im Sauerland, Kieken­ ten bauen sich aus nachgeordneten Naturräu• stein bei Holzminden w der Weser). men bis zu Kleinlandschaften auf (s. Tab. I). Sowohl im Südergebirge als auch im Wie­ Die Differenzierung der größeren Einheiten hengebirge und Teutoburger Wald ist anstelle läßt sich freilich nicht in jedem Falle gleich von "Berg" auch das Grundwort "Kopf' ver­ weit betreiben. Die von der Geographischen breitet (z. B. Ruhrkopf), das wiederum ver­ Landesaufnahme vorgegebene Zahl von ma­ wandtschaftliche Beziehungen zu "Kuppe" ximal sieben Stufen ist nur in wenigen Fällen aufweist. Weniger auffällige Erhebungen hei­ sinnvoll realisierbar. ßen auch "Hügel" (z. B. Kleihügel bei Espel­ Ebenso wie flir die Physiotopkomplexe kamp), lang gestreckte aber "Rücken". Bei ei­ gibt es auch flir die morphochorographischen ner deutlich erkennbaren Kammlinie findet Einheiten verschiedener Größenordnung Ty­ man besonders im Wiehengebirge und im pen- und individuelle Bezeichnungen. Zu Teutoburger Wald die Bezeichnung "Egge" den Typenbezeichnungen gehören z. B. (z. B. Luttersche Egge, Werther Egge) mit ei­ "Bergland", "Gebirge", "Hochebene", "Hü• ner sprachgeschichtlich ebenfalls bereits in­ gelland", "Becken", "NiederungH und dogermanischen Wurzel. Anfangs dürften "Geest". Geläufige individuelle Bezeichnun­ wohl nur wenige Geländeformen Eigenna­ gen, die den genannten Begriffen entspre­ men getragen haben. Die heute fast lücken• chen, sind Süderbergland, Siebengebirge, Bri­ lose namentliche Benennung unserer Berge loner Hochebene, Ravensberger Hügelland, und Täler ist erst das Ergebnis der amtlichen Pyrmonter Becken, Diepholzer Niederung Kartierung seit Beginn des 19. Jh.s. Dabei und Wildeshausener Geest. entstanden im niederdeutschen Raum frei­ Der in den Jahren nach 1950 unternom­ lich nicht wenige Namen, die auf das feh­ mene Versuch, ein ganz Deutschland umfas­ lende Sprach verständnis hochdeutsch spre­ sendes Kartenwerk mit Begleittexten zu er­ chender Kartierer zuTÜckzuflihren sind. stellen, das im Maßstab I: 200000 die natur­ Wenn einfache Geländeformen in einem räumliche Gliederung wiedergeben sollte, ist bestimmten Verteilungsmuster auftreten, das wegen der damals eingetretenen politischen sich von benachbarten Mustern hinsichtlich Situation nur teilweise verwirklicht worden. der beteiligten Typen und ihrer Beziehung Erschienen sind zwischen 1953 und 1961 das zueinander deutlich unterscheidet, dann "Handbuch der naturräumlichen Gliederung sprechen wir von verschiedenen Landschaf Deutschlands (Hg. MEYNEN et al.) und je ten. Die sich mit der Beschreibung und Glie­ eine Übersichtskarte I: I Mill. der "Natur­ derung der Landschaften (und Länder) befas­ räumliche(n) Gliederung Sachsens, Thürin• sende Wissenschaft ist die Chorographie gens und angrenzender Gebiete" (1959) so­ (Herder-Lexikon Geographie, 1972). Soweit wie der "Naturräumliche(n) Gliederung sich die Beschreibung und Gliederung allein Deutschlands" (1960), die zuerst genannte auf die Geländeformen stützt, heißen diese als Beilage zur 6. Lieferung des Handbuchs. Landschaften Physiochoren (Morphochoren). Ferner wurden - zuerst vom Amt flir Lan­ Sie brauchen mit den aufgrund ihrer Sied- deskunde, dann u. a. von der Bundesanstalt

5 ftir Landeskunde und Raumforschung - seit oberfläche. So haben sich neben den zumeist 1952 zahlreiche topographische Übersichts• in der Sprache des Volkes gewachsenen mor­ karten der Bundesrepublik Deutschland mit phographischen (deskriptiven) Bezeichnun­ Überdruck der naturräumlichen Gliederung gen ftir Physiotop-, Physiotopkomplex- und und Begleittexten herausgegeben. Die ehema­ Naturraumtypen, mit denen wir es im ersten lige DDR ist in diesen Karten im Maßstab Abschnitt zu tun hatten, andere gebildet, die 1:200000 und Texten nur soweit berücksich• in stärkerem Maße dem Ziel der Wissen­ tigt worden, wie die Karten der Bundesrepu­ schaft entsprechen und mit der Bezeichnung blik auf sie übergriffen. Die Autoren dieses zugleich etwas über die Bedingungen und das Kartenwerkes haben sich, soweit vorhanden, Werden der Formen aussagen. Bezeichnun­ der üblichen Landschaftsbezeichnungen be­ gen dieser Art, die im folgenden im Vorder­ dient, ftihrten darüber hinaus aber auch zahl­ grund stehen sollen, sind ihrem Wesen nach reiche neue Bezeichnungen ein, die sich nur nicht mehr nur deskriptiv, sondern morpho­ zum Teil durchsetzen konnten. genetisch, also erklärend. Aufgrund ihrer Entstehung handelt es sich vielfach um Kunstwörter, die nicht selten auch von der 2. VON DER BESCHREIBUNG ZUR ERKLÄRUNG Geologie verwendet werden, die sich ur­ DER GELÄNDEFORMEN sprünglich als Teilwissenschaft der Geogra­ phie verstand (LOUIS 1968, S. 35ff). Als Bei­ Die Formen der Erdoberfläche entstehen spiele ftir deskriptive Bezeichnungen aus den im Zusammenwirken der Faktoren Materie, verschiedenen Stufen der morphographi­ Energie und Zeit; da sich mit der Zeit auch schen Hierarchie haben wir "Steilhang", das Klima ändern kann, ist mit ihm ein wei­ "Berg" und "Bergland" kennengelernt; ver­ terer Faktor gegeben, der auf den Formge­ gleichbare morphogenetische Bezeichnungen bungsprozeß Einfluß nimmt. Mit der Materie sind "Schichtstufen-Stirn hang", "Vulkan­ erklärt man die Tatsache, daß z. B. aus Sedi­ kegel" und "Bruchschollen-Bergland". mentgesteinen andere Geländeformen her­ Unter den einschlägigen Kartenwerken ist vorgehen als aus magmatischen Gesteinen, hier zunächst die von HEMPEL (1982) ent­ und zwar auch dann, wenn sie über die glei­ worfene Morphographische Kartei: 500 000 che Zeitspanne derselben Energie ausgesetzt im Band Nordrhein-Westfalen des Deut­ waren. Die Rolle der Energie ergibt sich aus schen Planungsatias zu nennen. Die dort ge­ der Tatsache, daß z. B. die Kräfte des fließen• mischt verwendeten deskriptiven und mor­ den Wassers andersartige Geländeformen phogenetischen Formenbegriffe werden von hervorrufen als die Kräfte des Inlandeises HEMPEL in der Legende zur Karte mit Bezug und wieder andere als die des Windes oder auf die materiellen Grundlagen, die wirken­ der chemischen Verwitterung oder des Erdin­ den Kräfte und die zeitliche Einordnung der neren (endogene Kräfte), und zwar auch Formen erläutert. dann, wenn die Materie, auf die sie einwir­ Arbeiten, in denen die morphogenetische ken, dieselbe und die Zeit, über die ihre Wir­ Analyse im Vordergrund steht, liegen aus kung anhält, von gleicher Dauer ist. Die Be­ dem Bereich der Karte 1 u. a. von MOSLER deutung des Faktors Zeit schließlich geht (1981) und LIEDTKE (1984) vor. Beide Auto­ daraus hervor, daß sich die Geländeformen ren stützen sich nicht zuletzt auf die Ergeb­ z. B. junger und alter Faltengebirge (Alpen nisse der geologischen Fachkartierung und und Süderbergland) oder auch junger und al­ unterscheiden auf dieser Grundlage verschie­ ter Moränenlandschaften (Schieswig-Hol­ dene "Prozeß- und Reliefbereiche" (MOSLER) stein und Niedersachsen/Westfalen) nicht bzw. "geomorphologische Prozeß- und Struk­ gleichen, und zwar auch dann nicht, wenn turbereiche" (LIEDTKE). Während MOSLER die Zeit unter Einsatz derselben Energiefor­ ausgewählte Flächen im Lippischen Keuper­ men und mit demselben Energieaufwand auf bergland zwischen dem Piesberg-Pyrmonter ein durchaus gleichartiges Material einge­ Achsenfeld und der Weser großmaßstäbig wirkt hat. kartiert und dabei u. a. fluviale, glazifluviale, Die Vielfalt möglicher Kombinationen der denudative, cryogene (durch Bodenfrost und Wirksamkeit von Materie, Energie, Zeit und Auftauen bedingte), äolische und glazigene Klima ergibt eine hohe Zahl entwicklungsge­ Prozeßbereiche mit den entsprechenden Re­ schichtlich verschiedener Formen der Erd- liefbereichen ausgeschieden hat, wurde von

6 LIEDTKE das Blatt C 5510 Neuwied der Geo­ spezifischer Weise beansprucht worden sind. morphologischen Kartei: 100 000 der Bun­ Der wichtigste Unterschied zwischen dem desrepublik Deutschland, das sich mit unse­ Grund- und dem Deckgebirge besteht darin, rem Kartenaussschnitt noch überlappt, kar­ daß die Schichtfolgen des Grundgebirges, be­ tiert und erläutert. Dabei hat LIEDTKE neben vor und während sie emporgepreßt wurden, der Darstellung der Prozeß- und Strukturbe­ in großer Tiefe einer intensiven Faltung und reiche auch auf die Wiedergabe von Hangnei­ vielfach auch einer Umstrukturierung ihrer gungen, Wölbungen, Kanten und Gelände• mineralischen und organischen Bestandteile stufen, Talformen, Altflächenresten, geomor­ unterworfen waren (Metamorphose), wäh• phologischen Einzelkennzeichnungen (u. a. rend die Schichtfolgen des Deckgebirges, die Einzelerhebungen, Vulkankegel, Sporne, dem Grundgebirge im allgemeinen aufliegen, Grate, Umlaufberge, Klippen) und boden­ in weitaus geringerem Maße durch Druck kundiich wichtigen Lockersubstrat-Typen und Hitze geprägt wurden, so daß sie im we­ Wert gelegt. Damit wurden, da es der Maß• sentlichen nur zerbrachen und an den Bruch­ stab zuließ, teilweise auch noch Erscheinun­ stellen gegeneinander verstellt wurden. Die gen von der Größenordnung der Physiotope unterschiedliche Beanspruchung hat sich, wie berücksichtigt. wir sehen werden, neben anderen Ursachen Der Verfasser der vorliegenden Atlaskarte so wesentlich auf den Typus der aus dem konnte den von MOSLER und LIEDTKE einge­ Grund- bzw. Deckgebirge hervorgegangenen schlagenen Weg mit Rücksicht auf den Maß• Geländeformen ausgewirkt, daß jeder, der stab der Karte (1: 750000) trotz einer im ein offenes Auge ftir die Landschaft hat, so­ ganzen ähnlichen Blickrichtung nicht gehen, gleich erkennt, daß er das Verbreitungsgebiet sondern sah sich zu einer wesentlich stärke• des einen Typus verläßt und in das des ande­ ren Verallgemeinerung gezwungen. Das ren überwechselt. ftihrte um der Übersichtlichkeit willen zu Wie ein Blick auf die Karte 1 zeigt, ist die Einbußen in der Genauigkeit der Karte, die Verbreitung der Formen des Grundgebirges auch im begleitenden Text nicht überall aus­ mit wenigen Ausnahmen an das Rheinisch­ geglichen werden können. Deshalb wird es Westfälische Schiefergebirge gebunden, von den mit einem bestimmten Raum Vertrauten dem das gesamte Süderbergland sowie Teile nicht schwer fallen, Mängel und Versäum• des Westhessischen Berglandes und der Eifel nisse zu entdecken, die jedoch - wenigstens in den Rahmen der Karte fallen. Ausnahmen teilweise - auch dem Verfasser nicht unbe­ stellen drei kleinere Gebiete im Osnabrück• kannt sind. Tecklenburger Berg- und Hügelland dar. U n­ ter diesen sind Schafberg und Piesberg in der Karte berücksichtigt, nicht jedoch der Hüg• 3. ERLÄUTERUNGEN ZU KARTE I gel , an dessen Aufbau nur wenig Grundge­ (GELÄNDEFORMEN) birge und relativ viel Deckgebirge beteiligt UND KARTE 2.1 (NATURRÄUME) ist. Alle drei Vorkommen werden aus Grün• den, die später erläutert werden, zusammen 3.1 FORMEN IM GRUNDGEBIRGE mit dem Deckgebirge behandelt. Die in der Legende zu Karte 1 verwendeten Ferner zeigt ein Vergleich mit der Geologi­ Begriffe "Grundgebirge" und "Deckgebirge" schen Karte dieser Atlaslieferung, daß die stammen aus der geologischen Fachsprache Verbreitung des Grundgebirges in unserem und werden im folgenden entsprechend ihrer Gebiet mit jener der paläozoischen Systeme dortigen Bedeutung gebraucht. Durch die (Formationen) Ordovizium, Silur (Gotlan­ Darstellung des Grund- und Deckgebirges dium), Devon und Karbon übereinstimmt. wird also nicht ausgesagt, daß an den ent­ Während dieser Zeitabschnitte haben die ftir sprechenden Stellen ein Gebirge im geogra­ die Faltentektonik und Metamorphose der phischen Sinne vorhanden ist, d. h. ein Stück Gesteine bei uns maßgeblichen Bewegungen Landoberfläche, welches sich deutlich über der Erdkruste stattgefunden (variskische Fal­ seine Umgebung erhebt und in Berge und Tä• tungsära). Alle danach abgelagerten und zu ler gegliedert ist. Es soll vielmehr zum Aus­ Gestein verfestigten Schichten, die überwie• druck gebracht werden, daß die geologischen gend aus der Abtragungsmasse des Grundge­ Schichten, welche den Gesteinsuntergrund birges hervorgegangen sind, tragen die Merk­ bilden, durch die Kräfte des Erdinneren in male des Deckgebirges.

7 Der Stoff des Grundgebirges, aus dem die - Weitere Gesteinsarten verdanken ihre Ent­ ihm eigenen Geländeformen gebildet wur­ stehung der Kontaktmetamorphose durch die den, ist recht verschieden. Hierfür gibt es erwähnten älteren Magmen, z. B. Hornfels­ mehrere Ursachen: Vorkommen in der Aureole (Kontakthof) - Die Bedingungen, unter denen es zur Sedi­ von Diabas. mentation in dem hier damals vorhandenen Wegen der Vielfalt der Gesteinsarten des Meer gekommen ist, wechselten in der zeitli­ Grundgebirges mit ihren unterschiedlichen chen Folge und auch lokal mehrmals. Hierbei Verhaltensweisen gegenüber den exogenen waren Küstennähe und Küstenferne des vor­ Kräften der Verwitterung und Abtragung er­ rückenden oder sich zurückziehenden Mee­ wartet man vielleicht auch eine große Vielfalt res von besonderer Bedeutung. Entsprechend an Geländeformen. Bei den in der Karte 1 bildeten sich im Zuge der Verfestigung (Dia­ darstellbaren handelt es sich jedoch im we­ genese) Konglomerate aus Kies und Geröll in sentlichen nur um von Härtlingen und Härt• Küstennähe, Sandstein aus Sanden vor den lingszügen überragte Hochflächen abseits Flußmündungen, Schluffstein und Tonstein und um Rumpfriedel-Landschaften mit leb­ aus feinkörnigem Sediment im ruhigeren haftem Relief .im Bereich der intensiv ero­ Wasser tieferer Meeresteile und Kalke aus dierenden Flüsse und Bäche, ferner um Aus­ den Skeletten von Meerestieren, sei es in ge­ raummulden und -kammern mit Randkup­ löster Form oder als zu Schillagen zusam­ pen sowie um Rumpftreppen. Nicht darstell­ mengeschwemmter Grus oder aus Korallen­ bar, aber im folgenden Text erläutert sind die stöcken, die auf dem Schelf des warmen Mee­ Schluchttäler einiger Flüsse und bestimmte res mächtige Riffe aufgebaut hatten. Darüber Singularitäten wie die Turmfelsen der Bruch­ hinaus entstanden Mischgesteine wie Grau­ hauser Steine, während auf die Blockmeere wacken, Kalksandsteine und Mergelsteine. und Blockhalden sowie die für das Sauerland - Die genannten Gesteine wurden während typischen Kerbtäler der "Siepen" ("Seifen") ihrer Diagenese und danach unter dem und die Quellmulden (Flachmulden) hier Druck und der erhöhten Temperatur, die auf nicht eingegangen werden kann, da sie für sie einwirkten, vielfach weiträumig (regional­ eine Darstellung in der Karte der Gelände• metamorph) verändert, so daß aus Sandstein formen zu kleinflächig sind und in den For­ quarzitischer Sandstein oder Quarzit, aus menschatz der Physiotope gehören (vgl. Schluffstein und Tonstein Tonschiefer, aus Abb. I). Grauwacken Grauwackenschiefer hervorgin­ Die unterwartet . geringe Zahl verschiede­ gen. Der im Grundgebirge stellenweise vor­ ner Geländeformen ist eine Folge der endo­ kommende witterungsresistente Kieselschie­ genen Strukturen des Grundgebirges. Eine fer ist ein Gestein, das zu einem großen Teil Rolle spielt vor allem die Durchdringung und aus den Kieselskeletten von Strahlentierchen Verzahnung der Schichten des Gebirges (Radiolarien) aufgebaut ist, die sich auf dem durch eine Klein- und Kleinstja/tung, wo­ Meeresboden als Schlamm abgesetzt hatten. durch die selektive Erosion, wie sie im Deck­ - Die paläozoischen Schichten sind mehr­ gebirge die Regel ist, in engen Grenzen gehal­ fach von magmatischen Gesteinen durch­ ten wird. An ihre Stelle trat eine eher flächen• setzt. Erwähnt seien hier die mitteIdevoni­ hafte Abtragung. Diese hielt so lange an, wie schen Gang- und Lagerdiabase bei Nieders­ sich das im wesentlichen in der asturischen feld im Rothaargebirge, der devonische Dia­ Phase emporgestiegene Land oberhalb des bas und Diabastuff (Hauptgrünstein) südlich Meeresspiegels befand. Sie führte bereits ge­ Meschede und Brilon, die karbonischen Dia­ gen Ende des Paläozoikums zur Ausbildung basdecken bei Dillenburg, die Quarzkerato­ einer ausgedehnten, schwach welligen phyre des Ebbegebirges sowie die Vorkom­ RumpfJläche (Fastebene, peneplain). Hiermit men von Quarzporphyr südlich Brilon. So­ war der erste Abschnitt der Morphogenese weit die magmatischen Gesteine im Grund­ des Grundgebirges unseres Raumes beendet. gebirge und Deckgebirge dem känozoischen Der zweite Abschnitt, auf den die heutigen Vulkanismus angehören und für bemerkens­ Geländeformen zurückgehen, hat im Tertiär werte Geländeformen verantwortlich sind, mit einer erneuten Hebung des Rheinisch­ werden sie in einem eigenen Kapitel behan­ Westfälischen Schiefergebirges begonnen. delt. Ihre Einwirkung auf das durchstoßene Diese war eine Begleiterscheinung zu der Un­ Gestein des Gebirges ist relativ gering. ruhe, welche die Erdrinde weltweit gegen

8 1"0' . /"<9 r·

't­ /// .~ , .

Brühl O.

o 10 20km

Oberdevon und D Ouartär und Tertiär ~ Milleldevon ~ Un!erdevon _ Silur und ITIIlJ mineldevonischer Massenkalk ~ Ordovizium Abb. 3: Tektonische Sättel und Mulden der Bergischen Hochflächen- und RiedeIlandschaft am Abbruch des Grundgebirges zum Schollenland der Niederrheinischen Bucht (aus v. KAMP 1986, S. 17)

Ende des Erdmittelalters erfaßt hatte und in Positionen nach sich zogen, haben sich in un­ Europa zur Bildung u. a. der Alpen, d. h. ei­ serem Raum zunächst epirogenetische, d. h. nes neuen jungen Faltengebirges (mit ver­ über eine längere Zeit andauernde "sanfte" breiteter Deckentektonik) fUhren sollte. Als Bewegungen der Erdkruste abgespielt. Mit Vorläufer dieser revolutionären Vorgänge, dem erneuten Aufstieg des Grundgebirges die eine radikale Neuverteilung von Land setzte auch der Prozeß der Einrumpfung er­ und Meer und das Zerbrechen der alten neut ein. Dabei dürften sich, soweit keine Landmassen sowie ihr Abwandern in neue Veränderungen in der Struktur des Gebirges 9 eingetreten waren, die Grundzüge der paläo• dem der Faltenspiegel von bei den Rändern zoischen Formbildung wiederholt haben. Das des Bündels zur Mitte aufsteigt, so daß insge­ trifft vor allem im Bereich der Großfalten zu, samt eine große Antiklinale zustande auf die an dieser Stelle etwas näher einzuge­ kommt"; MURA WSKI 1983) treten mit dem hen ist. Ordovizium die ältesten Schichten des Wie aus der Karte 1 hervorgeht, zeigen die rechtsrheinischen Teiles des Schiefergebirges Härtlingszüge und Ausraummulden im zutage. Für die von den Härtlingen erreich­ Grundgebirge häufig eine Längserstreckung ten Höhen über NN (Nordhelle 663,3 m, in SW-NE-Richtung (s. Abb. 3). Da diese Waldberg 648,6 m, Rehberg 645,9 m, Rüen• Richtung dem Streichen der Sättel (Antikli­ hardt 622,4 m, Homert 656 m) sind in erster nalen, Bereiche maximaler Hebung) und Linie Sandsteine, Konglomerate und Kera­ Mulden (Synklinalen, Bereiche minimaler tophyre verantwortlich. Hebung) des Faltenwurfs der variskischen Eine Ausraummulde in geologischer Mul­ Gebirgshebung entspricht, liegt die Vermu­ den lage ist z. B. die Schwelm-Vörder Mulde tung nahe, daß zwischen Härtlingszügen und (Geol. Kte. 1: 100 000, C 4706 Düsseldorf• Ausraummulden auf der einen Seite und tek­ Essen, Profil C-D), in der vor allem Tonstein tonischen Sätteln und Mulden auf der ande­ der Honseler und Brandenberg-Schichten des ren eine Beziehung besteht. Dies trifft auch Mitteldevons bis auf ein Niveau zwischen zu, jedoch muß zwischen einer unmittelbaren 250 und 350 m über NN ausgeräumt worden und einer mittelbaren Übereinstimmung un­ sind. Ein System von bereits früh angelegten terschieden werden. Eine unmittelbare Rela­ großen Ausraummulden derselben Art stellen tion stellt sich nur dann ein, wenn in der Sat­ die ebenfalls variskisch streichenden sog. In­ tel achse zufallig resistente und in der Mul­ nersauerländer Senken (Naturräuml. Gliede­ den achse ebenso zufallig leicht verwitternde rung Deutschlands 1: 200000, Blatt 110 und erodierbare Schichten von hinreichender Arnsberg) dar. Der nördliche Zweig dieser Mächtigkeit anstehen bzw. im Verlauf der Ausraummulden einer alten Rumpffiäche er­ Abtragung an die Oberfläche gelangt sind. streckt sich mit den Teilstücken "Lüden• Wird die Sattelachse umgekehrt von leicht scheider Flachmulde", "Neuenrader Flach­ erodierbaren und die Muldenachse von resi­ mulde", "Hellefelder Ausraum" (MÜLLER• stenten Schichten eingenommen, dann WILLE 1966) und "Wennemer RuhrtaIwei­ kommt es in dieser auf dem Wege der Relief­ tung" (BüRGENER 1969) von Lüdenscheid bis umkehr zur Bildung eines Härtlingszuges, zur unterhalb Meschede, der südliche während in jener eine Ausraummulde ent­ mit den Teilstücken "Attendorner Senken" steht. Zu beachten ist freilich, daß die Be­ und "Reister Senken" (MÜLLER-WILLE 1966) griffe "Mulde" und "Sattel" von Geologen bzw. "Attendorn-Elsper Kalksenken" und und Geographen unterschiedlich gebraucht '"Eslohe-Reister Senke" (BÜRGEN ER 1969) werden: im geologischen Sinne als Faltental von Attendorn über Eslohe und Rembling­ bzw. Faltenrücken, im geographischen dage­ hausen bis zur Henne s Meschede. gen als durch Erosion, Bodenfließen und ähnliche Vorgänge geschaffene, gestreckte b) Reliefumkehr Hohlform bzw. als "niedriger (für eine Über• Der Reister Sattel, welcher sich nw an die querung günstiger) Teil eines Berg- oder geologische Struktur der Attendorn-Elsper Gebirgskammes" (Brockhaus-Enzyklopädie Doppelmulde anschließt und in dem "milde" 1973). Schiefer des Mitteldevons anstehen, ist durch Im Rheinisch-Westfalischen Schieferge­ die Reisrnecke, einen kleinen Zufluß der birge finden sich für Härt/ingszüge und Aus­ Wenne, in seinem Kern zu einer SW-NE ge­ raummulden zahlreiche Beispiele. streckten geographischen Mulde ausgeräumt worden. Der Talboden der Reisrnecke liegt a) Strukturkonforme Geländeformen im Bereich dieser Mulde kaum noch 300 m Ein Härtlingszug in SattelsteIlung ist das über NN (Geol. Kte. 1: 25 000, Blatt 4715 Es­ Ebbegebirge zwischen Wipperfürth und Plet­ lohe, Profil C-D). tenberg samt seiner nordöstlichen Fortset­ Umgekehrt verhält es sich bei der geologi­ zung, des Homert, von Eslohe bis s Me­ schen Struktur der Frielinghauser Mulde, die schede. Im Ebbe-Antiklinorium (Antiklino­ sich se an den Reister Sattel anschließt und rium: "Bezeichnung für ein Faltenbündel, bei der Attendorn-Elsper Doppelmulde unterge-

10 0, Hm D Ablagerungen in Talkerben Holozän A B i22j Hang-und Hochflächenlehm Pleistozän

Obere Sandstein- ~ NW Kahler SE ... ~ Asten CJ Tonschiefer-Folge .c ceu Aitastenberg-Folge u B '"~ Untere Sandstein- ~ j ~ ... Ji 0 Tonschiefer-FolgB > m ~ Obere ~ ~-- Fredeburger Schichten ~ ~~< ~ D Sandstein in den Oberen ~= j.~ .!: ',- . -. -.'. - Fredeburger Schichten ,ztX~= rg--=-1) Untere ~~ Fredeburger Schichten D Langewiesener Schichten und Obere ZwiSlkopf-Schichten ~ 0 > Kera lophy ,-Horizont ~

~ C ) "=> -D Uniere Zwistkopf-Schichten Abb. 4: Geologischer Querschnitt durch den Kahlen Asten, Beispiel ftir die Einrumpfung eines Faltengebirges und Reliefumkehr (aus MÜLLER 1985, S. 37)

ordnet ist. Hier haben Sandsteine und quar­ Teil in einer geologischen Mulde liegt zitische Sandsteine des Oberdevons die Um­ (Abb.4). kehr des Reliefs gefördert. Der von ihnen ge­ In den Rahmen der hier aufgezeigten Zu­ bildete, SW-NE orientierte Härtlingszug er­ sammenhänge gehört auch der von PAFFEN, reicht mehrfach mehr als 500 m über NN SCHÜTTLER u. MÜLLER-MINY (1963, S. 8) als und im Lum-Berg mit 559 m seinen höchsten "Märkisches Schichtrippenland" und "Ruhr­ Punkt. Ein Beispiel ftir Reliefumkehr ist auch schichtrippenland" bezeichnete, von zahlrei­ der Kahle Asten (841 m), dessen Gipfel zum chen schmalen Härtlingsrücken eingenom-

I I mene Landstrich beiderseits der Ruhr zwi­ schen Hattingen und Herdecke. Da die Ent­ stehung der Geländeform "Schichtrippe" je­ doch nur im Deckgebirge möglich ist (vgl. 3.2.1), nicht aber im gefalteten Grundge­ birge, um das es sich bei den hier anstehen­ den Quarziten, Sandsteinen, Konglomeraten, Tonschiefern und Schiefertonen des Ober­ karbons handelt, sind Zweifel an der Eignung der erwähnten Bezeichnungen angebracht. Unzweckmäßig erscheint dem Verfasser auch die Bezeichnung der zwischen den Härtlings• rücken entstandenen Ausraummulden als "Senken", da man hiermit in der Geomor­ !:~].~~i:~l ~~~~r~;;eJrrrnsenu . • '3'0 m-Niveau _ 1811- 2!D m - Niveau 1j",",1 370 " phologie im allgemeinen Absenkungen in· 11m 310 ~Hinge Verbindung bringt, wie sie z. B. im Bereich tektonischer Gräben und in Karstgebieten Abb. 5: Niveaus im Arnsberger Forst beobachtet werden (s. Subrosionssenken im (aus HEMPEL 1962, S. 15) Deckgebirge). Vielleicht sollte man, um der Besonderheit der Geländeformen in diesem Teil des Schiefergebirges gerecht zu werden, Tertiär in mehreren Phasen abgelaufen ist. von einer "Rumpfrippenlandschaft." spre­ Während eine intensive Hebung jedesmal chen. mit Tiefenerosion verbunden war, begün• Da die beschriebenen Härtlingsrücken und stigte eine schwache Hebung oder Stagnation Ausraummulden von SE nach NW, also die Seitenerosion und damit die Ausbildung senkrecht zu ihrem Streichen, von 300 auf von Ebenheiten. 200 m abfallen, nehmen sie an der allgemei­ Im zuerst gehobenen Teil des Schieferge­ nen Abdachung des Gebirges teil. Da die Bä• birges hat sich die Winterberger Hochfläche che dieser Landschaft ebenfalls der Abda­ mit dem Haarfeld und dem Glindfeld bis in chung und nicht den Ausraummulden folgen, die Gegenwart als 700 m hohes Rumpffiä• durchbrechen sie die Härtlingsrücken in steil­ chenniveau erhalten. Es wird seinerseits noch wandigen Tälern, bevor sie in die Ruhr mün• von Bergköpfen überragt, in denen Grauwak­ den. Diese Tatsache läßt die Täler als alte kensandstein, Quarzite und Diabase die wi­ Formelemente der Landschaft erkennen. derstandsfahigsten Gesteine darstellen. Da Unter der Abdachung versteht man die diese ebenfalls auffällig breit und flach ge­ "Gefallsrichtung einer Fläche gegen den Ho­ formt sind, kann man vermuten, daß es sich rizont" (Herder-Lexikon "Geologie und Mi­ bei ihnen auch nur um Reste von bereits ab­ neralogie", 4. Aufl., 1977). Da das rechtsrhei­ getragenen, noch älteren Verebnungsniveaus nische Schiefergebirge von mehr als 800 m handelt. HEMPEL (1962) spricht in diesem über NN im Rothaargebirge auf 300 m süd• Zusammenhang von dem "Kopfniveau" des lich der Möhne im Arnsberger Wald und auf Rothaargebirges. Als Anzeichen fUr Reste ei­ 250 m südlich der Ruhr bei Witten abfallt, ner älteren und höheren Rumpffiäche läßt beträgt das Gefälle im Zuge der SE-NW-Ab­ sich auch die vergleichbare Höhe benachbar­ dachung 500 bis 600 m. Richtung und Grö• ter Berge verstehen, die dann als Gipfelflur ßenordnung des Gef

12 als "Rumpffläche" bezeichnet, bei 750 mund Da Rumpftreppen in verschiedenen Gebie­ ein viertes bei 700 m über NN. Für die Erhal­ ten der Erde beobachtet worden sind, haben tung der hohen Verebnungsniveaus hat die sich mit den Vorgängen, die im einzelnen zu Tatsache eine Rolle gespielt, daß sich mit der ihrer Entstehung führen können, schon früh in Phasen nach NW und N fortschreitenden zahlreiche namhafte Geomorphologen, dar­ Hebung zugleich die Erosionsbasis der dort­ unter BÜDEL, DAVIS, HETTNER, KAYSER, hin abfließenden Flüsse und Bäche immer LOUIS, PASSARGE, PENCK und SPREITZER, weiter entfernte. Die im Wechsel von Ero­ auseinandergesetzt. Auf die von ihnen gege­ sion und Einebnung in der Abdachungsfläche benen, recht unterschiedlichen Deutungen des östlichen Schiefergebirges entstandene und Erklärungen (Primärrumpf, Zyklentheo­ Geländeform wird als Rumpjireppe bezeich­ rie, Piedmonttreppe, Klimaeinflüsse u. a.) net. Ihre Gipfellagen sind in Karte 1 als Härt• kann der Verfasser an dieser Stelle nicht ein­ linge, ihre am höchsten gelegenen Ebenheiten gehen. Eine Übersicht mit ausführlichen Li­ als Hochflächen dargestellt. teraturhinweisen findet sich z. B. bei GRAUL Die Sauerländer Rumpftreppenlandschaft u. RATHJENS (1973, S. 72ff u. 220ft) sowie (s. Karte 2.1) ist östlich der mittleren und un­ bei HEMPEL (1962). teren Lenne besonders charakteristisch aus­ Unter den Geländeformen des östlichen gebildet. Die der Abdachung folgenden Teiles des Grundgebirges nimmt die Briloner Flüsse Lenne (mit Verse und Bigge), Hönne, Hochfläche als fast allseits von Störungen be­ Röhr (mit der Sorpe), Wenne, Henne, die grenzte und selbst von solchen durchzogene, obere Ruhr und die Hoppecke haben sich seit in SattelsteIlung befindliche Horstscholle eine der neuerlichen Hebung des Grundgebirges Sonderstellung ein. Ihr verwandt ist die be­ und mit der Verlagerung ihrer Erosionsbasis nachbarte, aber viel kleinere und weniger auf die Ruhr-Möhne-Linie vielfach tief in die charakteristische Warsteiner Hochfläche. Die Rumpftreppenlandschaft eingeschnitten. Zu­ etwa 80 Quadratkilometer umfassende Brilo­ gleich haben sie auf die in ihrem Oberlauf an­ ner Hochfläche ist im wesentlichen aus den gelegten älteren Hochflächen, bei denen es Korallenskeletten eines hier im Devon auf sich teilweise um Hochtalböden (Trogflä• dem Schelf eines tropischen Meeres gewach­ chen), d. h. breit entwickelte Talungen frühe• senen Wallriffs hervorgegangen. Ihr sog. rer Flußsysteme handelt, an Einfluß verloren. Massenkalk, der sich als spröder Block der Hier finden sich heute flache Dellen, Quell­ Klein- und Kleinstfaltung des Grundgebirges mulden und Moore. Wo die Flüsse die Stu­ widersetzt hatte, wurde nach der tertiären fenkante einer Rumpffläche schneiden oder Hebung zwar eingerumpft, im Verlauf weite­ einen Härtlingszug durchbrechen, fließen sie rer Hebungen dann jedoch von der Erosion in einem Engtal, das nicht selten - wenig­ nur noch wenig zerschnitten. Eine Ausnahme stens einseitig - von Klippen eingefaßt wird. stellt die tiefe Felsschlucht oberhalb des Dies gilt z. B. für das Tal der Hönne unter­ Alme-Quelltopfes im Nordwesten der Scholle halb Balve, wo devonischer Massenkalk an­ dar; im übrigen sind nur einige flachere, der steht. Andererseits werden zumindest die Abdachung nach NW folgende Trockentäler größeren Flüsse auch von einer deutlich aus­ zu beobachten. Die Erhaltung der Rumpf­ gebildeten Talaue begleitet. ebene als Briloner Hochfläche, die nach KÖR• Beispiele für hochgelegene Rumpfflächen BER (1956) und HEMPEL (1962) zwei ver­ zwischen den Flüssen der Rumpftreppen­ schiedene Abtragungsniveaus (480 bis 500 m, landschaft sind die in 420 bis 460 m über NN 420 bis 430 m) aufweist, ist vor allem der zwischen Lenne und Hönne gelegene Ihmert­ fortgeschri ttenen Verkarstung des Massen­ Hochfläche (BÜRGENER 1969, S. 36) und die kalkes zu verdanken, die zu einer frühen Ver­ westlich der Lenne n Lüdenscheid gelegenen legung des oberirdischen Gewässernetzes in Hülscheider Hochflächen. BÜRGENER (1969, die Tiefe geführt hat (s. FEIGE 1987: Karte S. 35) beschreibt die zuletzt genannten als und Begleittext, Lfg. 3 dieses Atlaswerkes, so­ 400 bis 500 m hohe, "von Buckeln und Del­ wie FEIGE 1961 und 1970). Mächtige inselar­ len kleinförmig reliefierte... Hochflächen• tige Vorkommen von Kalkspat haben in der rücken" und erhalten gebliebene Hochflä• Hochfläche die Bildung zahlreicher, sich bis chenreste, die schroff zu den tiefen Ta/­ 100 m über ihre Umgebung erhebender, felsi­ schluchten von Rahmede/Lenne, Nahmer ger Härtlinge (u. a. Heimberg 536,4 m, Ratt­ und Volme abbrechen. merstein 504,3 m über NN) begünstigt. 13 Eine weitere Geländeform des Grundgebir­ tributären Bröl-Baches sowie die Schluchttä• ges sind die RumpJriedel. Sie finden sich ler der oberen Agger und der Wiehl. In der dort, wo die Zertalung'von Rumpffiächen be­ Karte 1 sind die Schluchttal-Abschnitte der reits weit fortgeschritten ist. Diese Riedel Flüsse - mit Rücksicht auf die notwendige sind als meist schmale, manchmal auch grat­ Übersichtlichkeit - nicht dargestellt, wohl artig zugeschnittene Rücken und Sporne im aber ihre Flußauen, die man hier eigentlich allgemeinen - im Gegensatz zu den Rumpf­ nicht erwartet. Die Ausbildung von - wenn treppen - nicht mehr gestuft und als relativ auch manchmal recht schmalen - Sohlentä• junge Formen in ihrer Längserstreckung und lern ist damit zu erklären, daß das Gefälle ihrem Gefalle nicht mehr der Abdachung des bzw. die mitgeführte Wassermenge bei den Faltengebirgsrumpfes zugeordnet, sondern inzwischen fast bis auf ihre Erosionsbasis . auf eine lokale Erosionsbasis ausgerichtet. eingetieften Flüssen für eine Fortsetzung der Als solche kommen in erster Linie die untere Tiefenerosion nicht mehr ausreicht. So sind Lenne, untere Ruhr, Wupper und Dhünn so­ es vor allem die gefällestarken Nebenflüsse wie Sieg und Agger in Frage. Übergeordnete und Bäche, von denen die weitere Zerriede­ Erosionsbasis für die Fließgewässer, welche lung der noch erhaltenen Verebnungen der die Zerriedelung der Bergischen Hochflä• Rumpffiäche ausgeht. chen- und RiedeIlandschaft bewirkt haben, Die Entscheidung, ob eine zerschnittene ist der Rhein, dessen Wasserspiegel bei Nor­ Rumpffiäche noch mit der Signatur "Hoch­ malwasser an der Ruhrmündung bei Duis­ fläche" versehen oder bereits als von Rumpf­ burg nur 19 m, bei Düsseldorf 27 m, an der riedeIn beherrscht aufgefaßt werden sollte, ist Wupper-/Dhünnmündung bei Leverkusen 36 . dem Verfasser manchmal nicht leicht gefal­ m, bei Köln 38 m und an der Sieg-/Agger­ len. Ausschlaggebend war letztlich der Grad mündung bei Bonn 45 m über dem Meeres­ der Zertalung im Verhältnis zur Größenord• spiegel liegt. Da die Aue der Ruhr bei Kett­ nung der noch erkennbaren Hochfläche. So wig ebenfalls nur bei 42 m, bei Witten 80 m erhielt das Gebiet südlich der mittleren Ag­ und bei Volmarstein 86 m über NN liegt, ger, das "Marialinder RiedeIland" (FISCHER geht auch von dem Unterlauf dieses Flusses 1972, S. 32), welches eine durch Zuflüsse der eine starke erosive Wirkung aus. Agger zerschnittene und auf 180 bis 220 m Da das Tal des Mittelrheins zwischen Bin­ erniedrigte Hochfläche darstellt, die Signatur gen und Bonn beiderseits von Flußterrassen einer Rumpfriedel-Landschaft. Nach FI­ begleitet wird, unter denen die höchstgelege• SCHER ist das Gebiet um Marialinde "weitge­ nen und zugleich ältesten bereits im Tertiär hend zerschnitten, abgeflacht und in einzelne entstanden (pliozäne Hauptterrasse), handelt unterschiedlich breite und ungleich hohe es sich beim Rhein um einen Fluß, der der Riedel zerlegt". Demgegenüber wurde die be­ Hebung des Faltengebirgsrumpfes gefolgt ist nachbarte, 260 bis 280 m hoch gelegene und dabei seine Fließrichtung beibehalten "Mucher Hochfläche" auch als solche ausge­ hat. Flüsse, für die das zutrifft, werden als wiesen, da das "bodenplastische Gefügebild" antezedente Flüsse bezeichnet. Hierzu zählen der Einheit eine "Faltenrumpfhochfläche mit außer dem Rhein auch seine an der Bildung unregelmäßig geformten Rücken und Flach­ der Rumpfriedel beteiligten Nebenflüsse. Sie kuppen" ist, zwischen denen - bis zu 40 m alle fließen, bedingt durch ihre Nähe zur tief­ tiefer - Ursprungsmulden.und das "sehr fla­ liegenden Erosionsbasis des Rheins, soweit che Kastental des Wahnbaches" eingesenkt sie sich in resistente Gesteine einschneiden liegen (FISCHER 1972, S. 32). mußten, in längeren Abschnitten in Schlucht­ Einige der "Bergischen Hochflächen" tälern (Engtälern). Beispiele sind die bis 300 (MÜLLER-MINY in PAFFEN, SCHÜTTLER und m tiefe, an Mäanderspornen (Spornen zwi­ MÜLLER-MINY 1963) folgen nicht mehr der schen Talschlingen) reiche Altenaer Len­ SE-NW-Abdachung, sondern sind in ihrer neschlucht zwischen Elverlingsen und Let­ Abdachung auf den Rhein ausgerichtet. mathe, die Nahmerschlucht s Hohenlimburg, Hierzu zählen die - stark zertalte - Dhünn• die Volmeschlucht bei Dahl se Hagen, das Hochfläche s Wermelskirchen, die von etwa Schluchttal der unteren Wupper zwischen 330 m im NE auf weniger als 200 m im SW Sonn born und Burg sowie der mittleren abfällt, und die sich an diese se anschlie­ Wupper zwischen Hückeswagen und Ober­ ßende Kürtener Hochfläche. Weiterhin ist barmen, ferner die Schlucht des der Wupper bemerkenswert, daß die Wupper mehrfach

14 ihre Fließrichtung wechselt. Während sie von sich um einen erweiterten, mindestens von der Quelle bis Oberbarmen noch der SE-NW­ drei, manchmal aber auch von allen Seiten Abdachung folgt, wendet sie sich von dort bis ("Kessel") durch Vollformen (Härtlingszüge, Vohwinkel zuerst nach SW, dann zwischen Randkuppen) eingefaßten Ausraum, der Vohwinkel und Burg auf 20 km ihres Laufes weitgehend strukturunabhängig und deshalb sogar gegen die "normale" Abdachung nach bei den sog. Skulpturformen einzuordnen ist. SSE und schließlich bis zum Rand des Wegen ihrer besonderen reliefbedingten und Grundgebirges erneut nach W, um unterhalb klimatischen Gunst stellen die Kammern in Leverkusen nach einer nach SSE gerichteten dem sonst nur bedingt tauglichen Bergland Laufstrecke schließlich in der Niederrheini­ bevorzugte Siedlungs- und Wirtschaftsräume schen Bucht den Rhein zu erreichen. dar. Die Entwicklung von Kammern ist auf Ob sich in den erwähnten Besonderheiten solche Teile des Süderberglandes beschränkt, der Bergischen Hochflächen und dem eigen­ in denen sich im Bereich weicher Gesteine willigen Verhalten der Wupper bereits jene die Quellarme von Flüssen vereinigen. Da randlichen Störungen äußern, von denen das sich hierzu in der Nordwestabdachung des Grundgebirge seit dem Tertiär betroffen war, Gebirges, wo das Gewässernetz vorwiegend kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden. parallel ausgerichtet ist, kaum eine Gelegen­ Fest steht jedoch, daß es bei der Hebung von heit bietet (die sog. Mescheder Kammer der Teilen der Erdrinde stets zu Spannungen Naturräuml. Gliederung Deutschlands, Blatt kommt, welche die Wiederbelebung vorhan­ 110 Arnsberg, ist nur Teil eines Systems von dener, aber auch die Bildung neuer Bruchsy­ Ausraummulden), findet sich die Gelände• steme auslösen können. Deshalb wurde das form "Kammer" fast nur 'im südlichen Teil Grundgebirge und, soweit vorhanden, auch des Berglandes. Hierbei handelt es sich vor sein Deckgebirge vorwiegend während des allem um die Siegener, die Berleburger und Tertiärs in mehrere große Schollen zerlegt. die Fredeburger Kammer. Eine solche Großscholle ist letztlich auch das Um dem Benutzer der Atlaskarte zu ver­ gesamte Süderbergland, das im Westen, Sü• deutlichen, daß die Beurteilung der geomor­ den und Osten von Brüchen eingefaßt wird phologischen Verhältnisse und der natur­ und deshalb sowie wegen seiner allgemeinen räumlichen Gliederung eines Gebietes nicht Abdachung als Übergang zwischen einem selbstverständlich ist, sondern auch subjek­ Horstgebirge und einer Pultscholle aufgefaßt tive Gesichtspunkte eine Rolle spielen, wer­ werden kann (vgl. GRAUL U. RATHJENS 1973, den im folgenden Ausschnitte aus den Texten S. 96). Andere Schollen, die Reste des ur­ zweier intimer Kenner der Landschaft des sprünglich wesentlich umfangreicheren, von "Siegberglandes" (s. Karte 2.1) einander ge­ den Ardennen bis zum Harz reichenden (rhe­ genübergestellt: Nach MÜLLER-WILLE (1966, noherzynischen) Grundgebirges darstellen (s. S. 76) ist die Siegener Kammer "unter den MURAWSKI 1983, Abb. 81), sind östlich des ähnlichen Formengemeinschaften des Süder• Rheins Taunus, Kellerwald und Harz, west­ gebirges die größte. Allseits umrahmt von lich des Rheins Hunsrück, Ardennen und Ei­ Höhenschwellen, beherrscht von einem ein­ fel. Diesen relativ gehobenen stehen die in heitlichen flußnetz, aufgelöst in zahlreiche "Gräben" abgesunkenen Schollen gegenüber. Bergrücken und Kuppen, durchzogen von Sie wurden nach dem Absinken oder auch mehr oder minder breiten Sohlentälern, die bereits vorher von jüngeren Sedimenten be­ sich mehrfach zu kleinen Talwannen erwei­ deckt. Hierzu zählen im Bereich des Grund­ tern, bildet sie eine solch einprägsame For­ gebirges im Westen die Schollen der Nieder­ menlandschaft, daß ihre besondere Stellung rheinischen Bucht, im Süden die durch ter­ von jeher erkannt und gewürdigt wurde." tiäre Basalt- und Basalttuff-Decken plom­ Nach dem Verständnis von FISCHER (1972, bierten tertiären Zerrungsstrukturen u. a. des S. 23) entspricht dasselbe Gebiet zwei ver­ Westerwaldes und im Osten die Schollen der schiedenen Naturräumen, nämlich dem "Sie­ Hessischen Senken. gener Kessel" und dem "Südlichen Siegener Eine letzte Geländeform des Grundgebir­ Bergland". "Die kleine naturräumliche Ein­ ges, die hier erläutert werden muß, ist die der heit des Siegener Kessels ist nach Lage, Höhe Ausraummulde nahestehende und in der und Oberflächengestalt der Mittelpunkt des Karte mit derselben Signatur versehene Siegerlandes. Hier hat sich im Bereich der Hohlform der Kammer. Dabei handelt es Mündungsgebiete von Ferndorfbach, Birken-

15 bach, Weisbach, Leimbach und Alchenbach 3.2 FORMEN IM DECKGEBIRGE sowie zahlreicher weiterer kleiner Siegzuflüs• Die Geländeformen des Deckgebirges sind se eine Ausraumzone gebildet mit breiter im wesentlichen Schichtstufen (mit und ohne Sohle und unterschiedlich steilen, gelegent­ Kappungsflächen = Schnittflächen), Schicht­ lich gestuften Hängen." Über das Südliche rippen, Bruchstufen, Bruchschollen, Aus­ Siegener Bergland heißt es bei FISCHER, es sei raum- und Subrosionsmulden sowie TaIrand­ "durch den Südost-Nordwest-Verlauf der kuppen. Im strengen Sinne nicht zum Deck­ Siegzuflüsse Heckebach, Weisbach und Wer­ gebirge gehören drei Horstschollen des thenbach und durch deren fiederfcirmiges Grundgebirges, die aus noch zu erläuternden Seiten bach system in zahlreiche Berg-, Hügel• Gründen erst hier besprochen werden, sowie und Riedelgruppen unterteilt, die jeweils an Lößplatten und Lößriedei, welche die Gelän• den talseitigen Flanken angeschnitten oder deformen des in geringer Tiefe unter ihnen eingeengt sind." liegenden Deckgebirges übernommen haben. Die Fredeburger Kammer wird von der Auf die in das Deckgebirge eingeschnittenen oberen Lenne durchflossen, deren Quellarme Trockentäler (Schiedden des Haarstrangs, bei Fredeburg, Gleidorf und Schmallenberg Trockengründe der Paderborner Hochfläche, die anstehenden Ton- und Schluffsteine des Dillen der Hohen Mark, Teilen der Borken­ Devons am Fuß der 818 m hohen Hunau zu berge u.a.) und die "Sieke" des Ravensberger einer kammerartigen Talweitung ausgeräumt Hügellandes, die in den Formenkreis der haben. In ihrem Mittellauf folgt die Lenne Physiotope gehören, kann im folgenden nicht später der generellen SE-NW-Abdachung des eingegangen werden. Süderberglandes. Die Schichten des Deckgebirges gehören den mesozoischen Systemen Trias, Jura und Außer den beschriebenen gibt es im Kreide, dem nicht mehr gefalteten paläozoi• Grundgebirge noch weitere Formen, die in schen Perm und dem känozoischen Tertiär ihrer Größenordnung jedoch unterhalb der an. Die Gesteine dieser Systeme bilden die durch den Maßstab der Karte 1 gesetzten Westfälische Bucht mit ihren Randhöhen, so­ Grenzen liegen. Sie lassen zudem fraglich er­ weit keine Bedeckung mit mächtigen quartä• scheinen, ob man sie noch als komplexe Ge­ ren Sedimenten vorliegt, ferner die Westfä• bilde im Sinne von Geländeformen oder nur lisch-Niedersächsische Mittelgebirgsschwelle als Anhäufung mehrerer gleichartiger Physio­ . samt einigen nördlicher gelegenen Vorposten tope auffassen soll. Hierzu zählen die Bruch­ und die von der Karte 1 erfaßten Teile des hauser Steine am Westhang des Istenberges Weser-Leine-Berglandes und des Westhessi­ bei Bruchhausen s Brilon und die Albaumer sehen Berglandes, soweit dieses nicht aus Klippen zwischen Albaum und Heinsberg se Grundgebirge besteht. Schließlich gehört ein Kirchhundem. In bei den Fällen handelt es schmaler Streifen am Westrand der Bergi­ sich um eine Gruppe von Turmjelsen aus ei­ schen' Hochflächen- und RiedeIlandschaft nem verwitterungsresistenten vulkanischen und am Nordrande der Eifel (Mechernicher Ergußgestein, bei Bruchhausen aus mitteide­ Voreifel, u. a. mit dem Wollersheimer Stu­ vonischem Quarzporphyr, bei Albaum aus fenländchen aus Schichten des Muschelkalks) unterdevonischen Keratophyren. Die Bruch­ dazu. hauser Steine erheben sich bis zu 70 m, die Da das Deckgebirge, wie soeben ausge­ Albaumer Klippen, die in einem 800 m lan­ fUhrt, auf verschiedene GroßIandschaften gen Bogen angeordnet sind, bis zu 30 m über (Morpho-Makrochoren) verteilt ist, wird im ihre Umgebung. Eine Grenzsituation zwi- folgenden zuerst allgemein auf die Entste­ . sehen Physiotopen und komplexen Gebilden hung und dann speziell auf die Verbreitung im Sinne von Geländeformen liegt auch bei der verschiedenen Geländeformen eingegan­ größeren Blockhalden und Blockmeeren so­ gen. wie beim Sundwiger Felsenmeer bei Iserlohn vor, wo ein u. a. durch Einsturz zerstörtes Karsthöhlensystem im Massenkalk mit sei­ 3.2.1 ALLGEMElliE ERLÄUTERUNGEN nem "verwirrenden Durcheinander an Spal­ Wenn Sedimente nach ihrer Verfestigung ten, Senken, Gesteinsblöcken, Schluchten zu Gestein (Diagenese) in einem größeren und Graten" (KÜHN-VELTEN 1981, S. 34) un­ Gebiet durch die Kräfte des Erdinneren un­ ter Naturschutz gestellt worden ist. gefaltet über das Meeresspiegelniveau geho-

16 ben und dabei unter einem flachen Winkel Erfolgte die Schrägstellung der verfestigten schräggestellt werden, ohne in unregelmäßig Sedimente unter einem steileren Winkel, was angeordnete Schollen zu zerbrechen, dann vor allem in der Nähe der Hebungsachsen werden diejenigen Schichtfolgen, welche ge­ (Sättel, Antiklinalen) zutrifft, dann ist die genüber der Verwitterung und Abtragung re­ Stufenfläche steiler und die Stufenstirn weni­ lativ widerstandsfahig sind, allmählich ge­ ger steil ausgebildet als bei flacher Schichten­ genüber den leichter angreifbaren als Vollfor­ lagerung. Man spricht jetzt von einer men des Geländes herauspräpariert. Der da­ "Schichtrippe". Anstelle dieses Terminus bei entstehende Physiotopkomplex ist ein wird häufig auch die Bezeichnung "Schicht­ parallel zur Hebungsachse verlaufender Ge­ kamm" verwendet (s. WILHELMY 1972, S. länderücken, der in der artefiziellen geomor­ 182). Der Verfasser gibt hier der Bezeich­ phologischen Fachsprache "Schichtstufe" nung "Schichtrippe" den Vorzug, da sie den heißt; die untergeordneten Elemente sind die gesamten Höhenzug einschließlich seiner "Stufenstirn" mit oder ohne "Schuttrampe" Hänge meint, was für den Begriff "Kamm" an ihrer Basis und die fast ebene oder doch nicht zutrifft (vgl. "Kammweg"). Auch der wesentlich flacher verlaufende "Stufenflä• von MURAWSKI (1983, S. 192) vertretenen che" mit ihren konsequenten (dem Gefalle Auffassung, daß man "bei stark geneigten folgenden) und subsequenten (etwa senkrecht Schichten" von Schichtkämmen und "bei dazu) anschließenden Erosionstälern (vgl. etwa senkrechter Lagerung" von Schichtrip­ BLUME 1971, S. 17, n. DAVIS). Die Stufenflä• pen spreche, kann der Verfasser nicht folgen, che ist im allgemeinen nicht mit einer weil sich in der Morphologie des Geländes Schichtgrenze identisch, sondern verläuft, in­ zwischen beiden Lagerungsformen im allge­ dem sie die Schichten schneidet, als sog. Kap­ meinen keine Unterschiede feststellen lassen. pungsjläche (Schnittfläche) flacher als diese. Zum Beispiel bilden die Schichten der Obe­ Sind die über den Meeresspiegel gehobe­ ren Kreide des Teutoburger Waldes Schicht­ nen Gesteinsbänke in flacher Lagerung rippen unabhängig davon, ob sie steil normal ("plan") zur Ruhe gekommen, dann entwik­ (nach SW) einfallen, senkrecht (saiger) stehen kelt sich infolge von Abtragungsprozessen - oder sogar überkippt sind. Und aus den sai­ unter der Voraussetzung eines hinreichenden ger stehenden festen Sandsteinen der U nte­ Hebungsbetrages - eine tafelähnliche Hoch­ ren Kreide haben sich bei Horn im Lippi­ fläche mit allseits etwa gleich steilen Rän• schen Wald nach Abtragung der benachbar­ dern. Ihrem Wesen nach ist, wie LOUIS ten weicheren Schichten nicht Schichtrippen, (1968, S. 40 I f) ausgeführt hat, diese Gelän• sondern Turmfelsen gebildet. deform aber mit Rücksicht auf die Klimabe­ Mit den Unterschieden zwischen Schicht­ dingungen der Entstehung keine echte Tafel, stufen und Schichtrippen im Bergland zwi­ sondern auch nur der Sonderfall einer schen Weser und Harz hat sich SPÖNEMANN Schichtstufe. Ihre Oberfläche, das "Dach", (1966, S. 127ft) näher befaßt. Er stellte fest, entspricht einem einzigen widerstandsfahi­ daß der Grenzwinkel des Schichteinfalls zwi­ gen Schichtpaket. "Der Unterschied gegen­ schen bei den Geländeformen schon bei zehn über der gewöhnlichen, an Gesteinswechsel bis zwölf Grad liegt. In diesem Übergangsbe• innerhalb der Schichtserie gebundenen reich stellte nach SPÖNEMANN als Folge von Schichtstufe kann dadurch zum Ausdruck ge­ Quellerosion auch der Grundriß der Stirn­ bracht werden, daß man die aus gleichem seite ein wichtiges Kriterium für die typologi­ Gestein bzw. ohne Rücksicht auf Gesteinsun­ sche Zuordnung dar: "Ein gebuchteter terschiede gebildeten Schichtstufen als homo­ Grundriß ist im allgemeinen das Kennzei­ lithische Schichtstufen bezeichnet. Ihnen ste­ chen der Schichtstufe, ein gestreckter der des hen die gewöhnlichen, klassischen Schicht­ Schichtkammes" , d. h. der Schichtrippe. stufen als heterolithische Schichtstufen gegen­ Ist es bei der Hebung der ursprünglich über" (LOUIS 1968, S. 402). Die Bildung ei­ etwa waagerecht sedimentierten Schichten ner homolithischen Schichtstufe kann sich schließlich nicht nur zu einer Schrägstellung, bei fortschreitender Erosion auf einem tiefe­ sondern auch zu einer Zerstückelung der ren Niveau wiederholen. Eine solche Eben­ Schichtverbände zu "Schollen" gekommen, heit wird in der Karte der Geländeformen als dann sind die durch unterschiedlich inten­ "Abdachungsjläche im Deckgebirge" bezeich­ sive Abtragung entstehenden Voll- und Hohl­ net. formen nicht mehr als langgestreckte Stufen

17 und Rippen mit den zwischen ihnen liegen­ Driftbewegungen von Großschollen der Erd­ den Mulden angeordnet, sondern mehr oder rinde in geringerem Umfang auch die Mobi­ :p~ minder regellos gestreut. Die unterschiedli­ lität von Salzlagerstätten sein. Die dabei im che Größe, ,Orientierung, Aufrichtung und Zusammenwirken mit der Verwitterung und Abtragung der Schollen fUhrt zur Ausbildung Abtragung hervorgerufenen Geländeformen von Bergindividuen, deren Zusammenfas­ sind von solchen Formen, die aus Erdkru­ sung durch den ordnenden Geographen zu stenbewegungen hervorgegangen sind, äußer• einem höheren Raumgebilde gerade aus der lich oft nicht und in ihrer Kausalität dann ihnen gemeinsamen Regellosigkeit zu verste­ nur mit Hilfe geologischer und geophysikali­ hen ist. Wahrscheinlich gehen diese Bruch­ scher Methoden unterscheidbar. Als Voll­ schollenmosaike letztlich auf starke endogene form treten sie als "Salzhorste", als Hohlform Beben zurück, die sich während der Haupt­ in einer der Geländeformen des Salinarkar­ phasen der Gebirgsbildung im Bereich des stes (vgl. Doppelblatt I, "Lfg. 3 dieses Atlas­ Deckgebirges unseres Raumes in der Jura­ werkes) oder als Subrosionsrnulden(-becken) und Kreidezeit ereignet haben. Je feiner das in Erscheinung. Schollenrnosaik, desto mehr neigen die Berge Wird ein größeres Gebiet von Geländefor• und Hügel zur Annahme einer Oval- oder men eingenommen, deren Genese dem Ty­ Rundform, die Mulden zur Auflösung in un­ pus der Schichtstufen entspricht, so bezeich­ regelmäßig geformte Abschnitte, die nicht net man es als SchichtstuJenlandschaji. Die selten verschiedenen Flußsystemen tributär Anordnung mehrerer Schichtrippen zu einem sind. Allseits durch Bruchränder begrenzte in sich geschlossenen Raumgebilde fUhrt zu Schollen werden, wenn sie sich heute im Ge­ einer Schichtrippenlandschaji. Begrenzte, aus lände als Vollform abheben, als Bruchschollen gebildete Komplexe von Ge­ "Horst(berge)" bezeichnet. Im Gegensatz ländeformen werden im folgenden als Bruch­ dazu treten in Bruchschollengebieten auch schollenlandschaji bezeichnet; sie bilden je allseits von Brüchen eingefaßte Senkungsfel­ nach ihrem sonstigen Charakter ein Bruch­ der auf, die bei rundlicher Form "Kesselbrü• schollenbergland oder Bruchschollenhügel• che" und bei gestreckter Form "Grabenbrü• land. che" heißen. Hierbei handelt es sich um In den Schichten des Deckgebirges spiegeln durch Dehnungsbeanspruchung während der sich wie in jenen des Grundgebirges Küsten• Gebirgsbildung eingesunkene oder in der He­ nähe und Küstenferne, die Klimabedingun­ bung relativ zurückgebliebene Stücke der gen des Festlandes und der Meere, die Vor­ Erdrinde. Die Ausdrücke "Graben" und gänge der Diagenese sowie der jeweilige evo­ "Horst" sind von der Geomorphologie aus lutive Entwicklungsstand und die lokalen Le­ der Bergmannssprache übernommen. bensbedingungen der Tier- und Pflanzenwelt. Das Ergebnis einer meist nur lokalen Auf­ Entsprechend der Variabilität dieser Fakto­ wölbung der Erdkruste mit elliptischem bis ren ist auch im Deckgebirge eine Vielzahl kreisförmigem Grundriß ist die tektonische von Gesteinsarten vertreten. Im Gegensatz Bauform der "Beule", die sich von der Horst­ zum Grundgebirge lassen sich jedoch meta­ scholle dadurch unterscheidet, daß sie im morphe Merkmale nicht oder nur in gerin­ Dach zwar ebenfalls Dehnungsstrukturen gem Maße feststellen. Deshalb fehlen dem aufweist, randlich gegenüber dem angrenzen­ Deckgebirge bestimmte Gesteinsarten. Eine den Gestein aber kaum durch Brüche abge­ leichte Metamorphose läßt sich im Bereich setzt ist. Der Beule ähnlich ist das " Gewölbe", der Karte 1 im weiteren Umkreis von Bram­ das jedoch sattelartig gestreckt ist und im sche ne Osnabrück und von Vlotho/Weser Streichen der Längsachse auch von Bruchstu­ beobachten, wo kreidezeitliche Magmakör• fen und Gräben durchzogen werden kann. per, die in mehreren Kilometern Tiefe unter Während die Beule morphographisch oft als der heutigen Oberfläche stecken geblieben isolierter Einzelberg in Erscheinung tritt, bil­ sind, zu einer Aufheizung der bis dahin sedi­ det das Gewölbe einen breiten Bergrücken, mentierten Schichten gefUhrt haben (Bram­ dessen Flanken allmählich zum flachen scher und Vlothoer Massiv). Dachniveau ansteigen. Auslösende Kraft fUr die Hebung und Dis­ 3.2.2 SPEZIELLE ERLÄUTERUNGEN lokation von Schichtverbänden kann außer Die Geländeformen des Deckgebirges las­ dem hochtemperierten Erdinneren und sen sich in unserem Raum in zwei Gruppen

18 mit eigenen regionalen Schwerpunkten unter­ die Turon-Schichtstufe am Haarstrang zwi­ teilen: I. in die Schichtstufenlandschaften schen Menzel und Rüthen sowie das Abtau­ der Westfälischen Bucht mit Teilen ihres chen der nächstjüngeren Einheit, des Coni­ südlichen und östlichen Rahmens (Hellweg­ acs, unter die Lößplatte des Hellwegs. Nörd• abdachung, Paderborner Hochebene) und 2. lich des in weiche Mergel und Tone des Coni­ in die Schichtrippen- und Bruchschollenland­ acs und San tons eingetieften Tales der Lippe schaften der Westfälisch-Niedersächsischen folgen die Schichtstufen der Beckumer Berge. Mittelgebirgsschwelle einschließlich des Teu­ Es sind in der Benennung durch ALLKÄMPER toburger Waldes, des Eggegebirges und von ( 1986): Teilen des Weser-Leine-Berglandes. 3. die Außenrandstufe, die durch einen nur 2 Die Westfälische Bucht stellt ein bis 5 m hohen Geländesprung markiert ist, nach W geöffnetes Sedimentationsbecken des der sich im südlichen Bereich der Beckumer Kreidemeeres auf überfluteten Teilen des Berge deutlicher abzeichnet als an der Nord­ Grundgebirges dar. Während der erneuten seite (ALLKÄMPER 1986, S. 161). Diese nicht Hebung dieses Gebietes am Ende der Kreide­ in die Karte aufgenommene Stufe wird durch zeit und im Tertiär wurden die vom Kreide­ Schichten des San tons verursacht. Ihr folgt meer abgelagerten Schichten an den Rändern 4. die Löchtenknapp-Schichtstufe im SE und des Beckens intensiver als im Beckeninneren E bzw. die Paulenknapp-Schichtstufe im NE gehoben, zu dem sie seitdem in einem unter­ der Beckumer Berge. Mit einer Höhe von 80 schiedlich steilen Winkel einfallen. Da im bis 100 m über NN "stellen diese Stufen die Süden und Osten der Bucht alle Schichtfol­ eigentliche Naturlandschaftsgrenze der Bek­ gen in ihrem Verband erhalten blieben, wi­ kumer Berge dar" (a.a.O., S. 17). Die zugehö• derstandsfähige mit leicht ausräumbaren rige Stufenfläche ist "wellig bis eben" ausge­ Schichtfolgen wechseln und der Einfallwinkel bildet. Es folgt zum Beckeninneren sehr gering ist, sind dort 5. die Strom berg-Schichtstufe. Diese Stufe alle Voraussetzungen ftir die Ausbildung ei­ aus festen Kalkmergeln mit dünnbankigen ner Schichtstufenlandschaji erftillt. Sandsteinen des Unter-Campans über wei­ Unter den unterschiedlich resistenten Ver­ chen Tonmergelsteinen ist nach dem Burgort tretern der Sedimentgesteine bilden jeweils Strom berg auf dem Trauf der Stufenstirn be­ zwei verschiedene zusammen eine Schicht­ nannt. Die Mächtigkeit der festen Stromber­ stufe, wobei das härtere Gestein einen Teil ger Schichten beträgt etwa 30 m, die Gesamt­ der Stufenfläche, den Trauf sowie den oberen höhe der Stufenstirn bis zu 45 m. Die Stufen­ Teil des Steilhanges der Stufenstirn und das fläche, auf der die Straße Stromberg-Beckum weichere den Unterhang der Stufenstirn bil­ verläuft, ist fast eben, "so daß hier der det. Schichtfolgen der Oberen Kreide, die in Schichtstufencharakter besonders gut ausge­ diesem Sinne im östlichen Teil der Westfäli• bildet ist ..." (a.a.O., S. 171). Diese Schicht­ schen Bucht "Paare" bilden, sind vom Au­ stufe findet weiter nördlich in der Dromberg­ ßenrand zum Inneren des Beckens, d. h. von Schichtstufe eine Fortsetzung. Ihr folgt der Paderborner Hochebene über die Becku­ 6. die Höxberg-Schichtstufe. Sie ist nach dem mer Berge bis zu deren Abdachungsflächen 160 m hohen Höxberg benannt und wird von s Münster: festen, ca. 20 m mächtigen Kalksteinbänken I. die Cenoman-Schichtstufe mit Kalkbän• der Beckumer Schichten des Ober-Campans ken über basalen Mergeln bei Veldrom, AI­ und in diese eingeschalteten weichen Mergel­ tenbeken, Schwaney und Asseln, steinen gebildet. "Die Steilhänge der gut aus­ 2. die Turon-Schichtstufe mit den Kalken der gebildeten Höxbergstufe lassen sich über Lamarcki-Schichten über den Labiatus-Mer­ weite Strecken gut verfolgen" (a.a.O., S. 18). geln (s. VOGELSANG 1973). In dieser Stufe erreichen die Beckumer Berge Eine ähnliche Schichtfolge wie in der Pa­ mit dem Höxberg und dem 173 m hohen derborner Hochebene findet sich in der Fort­ Mackenberg ihre höchsten Erhebungen. setzung der Abdachung des Süderberglandes Das nordwestliche Hinterland der Becku­ in die Westfälische Bucht. Ein von HOF­ mer Berge um Drensteinfurt und Senden­ MANN veröffentlichtes Profil (1985, S. 1161) horst dacht sich als schiefe Ebene aus tonigen zeigt hier anstelle der Cenoman-Schichtstufe Mergelsteinen und Kalkmergelsteinen der die Auflagerung der Oberen Kreide auf dem Vorhelmer Schichten des Ober-Campans eingerumpften Grundgebirge bei Rüthen und nach N und NW ab (Münsterländer Platten,

19 in der Legende zur Karte 1 als "Abdachungs­ nämlich einen Feinsand-Mergelstein des Un­ fläche im Deckgebirge" bezeichnet). ter-Campans, ermöglicht, der wenig weiter Für die Morphogenese der Schichtstufen­ östlich bereits in eine tonige Fazies übergeht. flächen in der Hellwegabdachung ist die Be­ Die lokale Fazies bestimmter Schichten obachtung von HEMPEL (1962) im Anschluß spielt bei der Schichtstufen bildung vor allem an TIMMERMANN (1957) und KLEINN (1961) im westlichen und südwestlichen Teil der interessant, daß auch hier mehrere Vereb­ Westfalischen Bucht eine Rolle. Ein Beispiel nungsniveaus vorhanden sind. In der nach N hierftir sind die in küstennaher Sandfazies bis NW gerichteten Abdachung des östlichen (Halterner Sande) abgelagerten Sedimente Hellwegs zwischen Soest und den Haarhöhen des Ober-San tons bis Unter-Campans der bei Menzel und Hemmern unterscheidet Hohen Mark, Rekener Berge und Borken­ HEMPEL bei einem Höhenunterschied von Ramsdorfer Berge. Allerdings hat hier die etwa 260 m (Soest 115 m über NN, Haarhö• sehr geringe diagenetische Beeinflussung des hen um 375 m über NN) allein zehn solcher Sedimentes bewirkt, daß es anstelle von ech­ Niveaus (Ober-Hellweg-Niveau bis Haarhö• ten Schichtstufen nur zur Ausbildung ver­ hen-Niveau 11), deren jedes zudem von W schiedener Kuppen gekommen ist. Unter die­ nach E bis zum Rand der Paderborner Hoch­ sen erreichen einige eine Höhe von mehr als ebene um 45 bis 75 m ansteigt. HEMPEL ver­ 100 m über NN, so der Waldbeerenberg (146 weist in diesem Zusammenhang auf die Ver­ m), Granatsberg (139 m), Hasenberg (131 m) hältnisse in der Abdachung des nördlichen und Galgenberg (124 m) in der Hohen Mark, Sauerlandes und stellt fest, daß die" Wieder­ der Melchenberg (133 m) und der Schwarze kehr dieses Formenrhythmus" (1962, S. 33) Berg (103 m) in den Rekener Bergen sowie zusammen mit vielen Einzelbefunden die der Tannenbültenberg (104 m) in den Bor­ Folgerung nach sich ziehe, daß das Grundge­ ken-Ramsdorfer Bergen. birge des Sauerlandes und das Deckgebirge Von den zuletzt genannten zu unterschei­ der östlichen Hellwegabdachung die "gleiche den sind die nicht bei Borken, sondern ne geotektonische und geomorphologische Ge­ Haltern gelegenenen Borkenberge, die im schichte durchgemacht" haben (a.a.O., S. Fischberg (134 m) und im Rauhen Berg (127 28). Wenn diese Beurteilung zutreffen sollte, m) vergleichbare Höhen erreichen. Ihre Rük• dann handelte es sich bei der Hellwegabda­ ken "weisen vielfach Steilhänge von mehr als chung um eine zugleich von Schichtstufen 20° Neigungswinkel auf, die oft 30 bis 50 m und Rumpfflächen mit Rumpftreppen ge­ tief zu schluchtartig eingeschnittenen Trok­ prägte Landschaft. Entsprechendes gilt nach kentälchen hinabftihren" (v. KÜRTEN 1977, den Ausftihrungen von HEMPEL auch ftir die S. 23). Zu derselben Gruppe von mehr oder Paderborner Hochebene. minder zu Kuppen aufgelösten, schichtbezo­ Es ist nicht möglich, im Begleittext zur genen Vollformen, die aus Halterner Sanden Karte auf alle Einzelheiten einzugehen; doch hervorgegangen sind, gehört die Haard süd• bedürfen folgende Formen im Deckgebirge lich. der Lippe bei Haltern. Wo der Sandstein der Westfalischen Bucht noch einer kurzen durch ein kieseliges Bindemittel verfestigt ist, Erläuterung: Die als Randkuppen bezeichne­ so vor allem am Stimberg (156 m) bei Oer­ ten Geländeformen südlich der Lippe unter­ Erkenschwick, hat sich eine Art Traufkante halb Hamm sind Reste einer Schichtstufe des entwickelt. Die nach N abgedachte Stufenflä• Ober-San tons; Stufenbildner sind Feinsand­ che der Haard wird von zahlreichen Trocken­ Mergelsteine mit Kalksandsteinbänken. Die­ tälern durchzogen. "Ihre engen Talgründe lie­ selbe Stufe verläuft weiter östlich als Löch• gen oft 25 bis 40 m tiefer als die benachbar­ tenknapp-Schichtstufe nördlich der Lippe. ten, unregelmäßig gestalteten Rücken und Ähnlich zu begründende Randkuppen von zerlappten Bergplatten" (a.a.O., S. 25t). Tälern,(z. B. der Stever) und Ausraummul­ Schließlich ist der Vestische Höhenrücken, den treten auch im Wund SW der Münster• ein sich bis zu 60 m über das Emschertal er­ länder Schichtstufenlandschaft auf. Die hebender, aus Recklinghäuser Sandmergel­ nördlich der Lippe nw Lünen dargestellte stein des Santons bestehender Schichtstufen­ Schichtstufe, auf der Schloß Cappenberg rücken, zu erwähnen, der zwar weitgehend steht, wird durch eine widerstandsfahige Fa­ von quartären Sedimenten zugedeckt wird, zies (spezielles Erscheinungsbild eines Sedi­ dabei jedoch ftir die Geländeform bestim­ mentes, oft in einem eng begrenzten Gebiet), mend bleibt.

20 Wie die Karte 1 ausweist, tragen eInIge (Malm) bzw. in der Kreidezeit und im Ter­ hochgelegene Bereiche der etwas komplizier­ tiär ab. ter gebauten Schichtstufen landschaft der Der Verfasser hat sich rur die Bezeichnung Baumberge sowie eine Stufen- bzw. Kap­ "Westfäl isch-Niedersächsische MitteIgebirgs­ pungsfläche der Beckumer Berge die Signatur schwelle" anstelle der geläufigeren "Weser­ ftir Hochflächen. In diesen Fällen handelt es bergland" (u.a. MÜLLER-WILLE 1966) ent­ sich um mehr oder minder deutlich umlau­ schieden, weil fende Schichtstufen, bei denen an die Stelle - fast ein Drittel des sog. Weserberglandes der deutlich abgedachten Stufen fläche ein nicht der Weser, sondern über die Hase oder plateauartiger Innenraum tritt. Derartige die Große Aa der Ems tributär ist, Ebenheiten sind besonders in 140 bis 150 m - eine Ausgliederung des der Ems tributären über NN auf dem "Dach" des aus Kalksand­ Teilgebietes mit eigener Bezeichnung auch und Mergelsandstein der Coesfelder Schich­ nicht sinnvoll ist, da hier im Prinzip gleichar­ ten des Ober-Campans bestehenden Schöp• tige geomorphologische Strukturen und Ge­ pinger Berges und im Struckfeld nördlich des ländeformen anzutreffen sind wie im Ein­ Longinus-Turms in den Baumbergen (i.e.S.) zugsgebiet der Weser und zu beobachten, wo Mergelkalke und sandige - auch die Aufteilung des sog. Weserberglan­ Kalke der sog. Baumberger Schichten eine des entsprechend der "Naturräumlichen 160 bis 180 m hoch gelegene Fläche bilden. Gliederung Deutschlands" I: 200000 in das Demgegenüber wurde die Paderborner Hoch­ "Obere Weserbergland" (zwischen der Die­ ebene, die im Sintfeld bei Haaren und im So­ mel bei Warburg und der Werre bei Herford ratfeld bei Lichtenau zwei größere Ebenhei­ einschließlich der zur Lippe und damit zum ten aufweist, in der Karte mit Rücksicht auf Rhein entwässernden Paderborner Hoch­ die Beziehung zur gesamten Westfälischen ebene) und das "Untere Weserbergland" Bucht nicht deskriptiv als Hochebene, son­ (zwischen Herford und Rheine) weder den dern morphogenetisch als Schichtstufen land­ hydrologischen noch den geomorphologi­ schaft ausgewiesen. sehen Verhältnissen gerecht wird. Die Wes t f ä I i s c h - Nie der s ä c h s i - Der Vorzug der Bezeichnung "Westfälisch• sc h e Mit tel g e b i r g s s c h weil e ist in Niedersächsische Miuelgebirgsschwelle" be­ erster Linie ein von herzynisch SE-NW strei­ steht darin, daß mit ihr Zusammengehöriges chenden Achsen durchzogenes Berg- und Hü• vereint bleibt und zugleich die hydrologi­ gelland zwischen der Westfälischen Bucht schen Beziehungen berücksichtigt werden. und der Nordwestdeutschen Tiefebene. Als Der bekannteste Gebirgszug der West­ geologische Achsen bezeichnet man den fälisch-Niedersächsichen Mittgelgebirgs­ "Längsverlauf von Bruchfaltenbündeln" schwelle ist der T e u tob u r ger Wal d , der (MURAWSKI 1983). Ihnen liegen, ähnlich wie sich - einschließlich des Lippischen WaIdes­ beim Grundgebirge, Sättel in Großfalten zu­ über etwa I 10 km von Hörstel bei Rheine bis grunde, deren Schichten jedoch nicht durch zum Tal der Strothe (B I) bei Horn-Bad Kleinfaltung, sondern durch Bruchstrukturen Meinberg erstreckt. Er bildet mit Schichten beansprucht sind. Außer den geologischen vor allem der Oberen und Unteren Kreide Achsen sind den nördlichen und nordöstlichen Rahmen - Auf- und Überschiebungen im Grenzbe­ der Westfälischen Bucht. Schon außerhalb reich zweier Großschollen im Teutoburger dieses Rahmens sind zwischen Borghölzhau• Wald, sen und Horn am Aufbau des Gebirges auch - eine Flexur (s-förmige Schichtenverbiegung Schichten des Röts (Obererer Buntsandstein) "durch gegenläufige relative Verschiebung und des Muschelkalks beteiligt, die nach NE zweier Schollen ohne Bildung größerer einfallen und der Osning-Achse zugeordnet Bruchfugen"; MURAWSKI 1983) im Bereich werden. des Wiehengebirges sowie Muschelkalk, Untere und Obere Kreide - Hebungen und Senkungen im Zusammen­ bilden je eine Schicht rippe, so daß der Teuto­ hang mit Salzlagern in den tieferen Schichten burger Wald insgesamt ein 2- bis 3kettiges des Deckgebirges formgebend. Schichtrippengebirge darstellt. Bei genauerer Die ftir die Gebirgsbildung maßgeblichen Betrachtung zeigt sich allerdings, daß jede Prozesse spielten sich in der jungkimmeri­ der Schicht rippen nochmals eine U ntertei­ schen und laramischen Phase im Oberen Jura lung in zwei Teilrippen zuläßt: Die beiden 21 Rippenbildner der Oberen Kreide, Ceno­ Wiehen-/Wesergebirges liegt im allgemeinen man- und Turonkalke, sind mit den Stufen­ zwischen 15 und 40° nach N bis NE. Am Ha­ bildnern der Paderborner Hochebene und verstädter Berg und am Wittekinds-Berg, wo des Haarstrangs identisch. Die bei den Rip­ die Weser von SW mit einem Prall hang an penbildner der Unteren Kreide werden vom das Gebirge herantritt, haben sich an den be­ sog. Flammenmergel, einem durch Verkiese­ sonders steilen Hängen Felsklippen gebildet. lung verhärteten Sandstein des Albs, und Dies trifft auch im östlichen Teil des Weser­ dem eisenschüssigen Sandstein des Neokoms gebirges zu, wo der Schichteinfall stellen­ (Osningsandstein) gestellt, dem im allgemei­ weise unter 10° absinkt, so daß relativ lange, nen der Kamm des Gebirges folgt. Die dritte flache Nordhänge und steile Stirnhänge ent­ Doppelrippe besteht aus festen Kalkbänken standen, mit denen der Übergang zum Typus des Unteren Muschelkalks (Wellenkalk) bzw. der Schichtstufe angezeigt wird. des Oberen Muschenkalks (Trochiten- und Aus geotektonischer Sicht ist das Wiehen­ Ceratiten-Schichten). Die Zuordnung zum gebirge an eine Flexur gebunden. In diesem Typus der Schichtrippen ergibt sich aus dem Falle handelt es sich um eine relative Absen­ steilen Hanggefalle sowohl auf der Stirn als kung des Unteren Juras im südlich benach­ auch dem Rücken der an der Rippenbildung barten Ravensberger Hügelland bei einer ge­ beteiligten Schichten, dem im Aufschluß ein gen gerichteten relativen Hebung des Mittle­ Einfallwinkel von mehr als 10° entspricht. ren und Oberen Juras im Bereich des heuti­ Die Kreideschichten weisen in der Regel so­ gen Gebirges, dessen Ausbildung als Schicht­ gar einen wesentlich steileren Schichteinfall rippe durch die Flexur begünstigt wurde. auf, der bis zu einer senkrechten Aufrichtung Die Geländeform "Schichtrippe" trägt im (SaigersteIlung) und selbst Überkippung rei­ niederdeutschen Sprachraum häufig die Be­ chen kann. Zu diesen Lagerungsverhältnissen zeichnung "Egge", die auch als gekürzte Vor­ ist es gekommen, als in der laramischen silbe (eb, eh) zum Grundwort "berg" auftritt. Phase der Gebirgsbildung am Ende der Obe­ Egge-Namen, die zumeist an langgestreckte ren Kreide die Schichten der Kreide und des Bergrücken gebunden sind, finden sich im Muschelkalks längs der sog. Osning-Haupt­ Teutoburger Wald in der Oberen Kreide z. B. verwerfung, die sich durch den gesamten als Timmer Egge, Scholl-Egge, Ascher Egge Teutoburger Wald verfolgen läßt, in einer Be­ und Johannis-Egge (alle TK 25 Borgholzhau­ wegung mit ausgeprägter horizontaler Kom­ sen), in der Unteren Kreide z. B. als Ebberg, ponente aufeinander stießen. Auf der Egge (TK 25 Brackwede), Große Die Abtragung des Gebirges zu Schichtrip­ Egge (TK 25 Halle/Westf.), Kleiner Ehberg, pen erfolgte in Anpassung an die unter­ Kahler Ehberg (TK 25 Lage) sowie im Mu­ schiedliche Resistenz der gehobenen Schich­ schelkalk z. B. als Werther Egge (TK 25 ten. Die bei den Haupt-Längstäler des Gebir­ Halle/Westf.) und Riewe Egge (TK 25 Brack­ ges liegen in den weichen Mergeln an der Ba­ wedel. In der Schicht rippe des Wiehen-/ sis des Cenomans und in den Tonsteinen von Wesergebirges stoßen wir z. B. bei der Lut­ Jura und Röt. Da die Röttone zugleich die äl• ternschen Egge (TK 25 Bad Oeynhausen) so­ testen Schichten des Teutoburger Waldes wie der Wülpker und Westendorfer Egge (TK stellen, liegt in dem Längstal zwischen Unte­ 25 Bückeburg) auf diese Bezeichnung. Der rer Kreide und Muschelkalk ein Fall von Weg auf dem Kamm des Teutoburger Wal­ Reliefumkehr vor. des, aber auch des Wiehengebirges zwischen Das Wie h eng e bi r g e, welches die Mit­ Lübbecke und der Porta Westfalica und telgebirgsschwelle von der Larberger Egge schließlich auch auf der Oberkante des stei­ westlich der Hase bei Achmer bis zum Witte­ len Weser-Prallhanges beim Buhn (TK 25 kinds-Berg gegen das Nordwestdeutsche Tief­ Vlotho), d. h. hierauf dem First einer land begrenzt, und das Wes erg e b i r g e , Schichtstufe des Mittleren und Oberen Keu­ welches die Fortsetzung des Wiehengebirges pers, heißt "Eggeweg" etc. Die bekannteste östlich der Porta Westfalica vom Jakobs-Berg Egge, das Eggegebirge zwischen Horn und bis zum Mönchs-Berg an der Schaumburg Blankenrode (TK 25 Kleinenberg), stellt frei­ bildet, stehen dem Teutoburger Wald als ein­ lich keine Schicht rippe, sondern eine von W kettiges Schichtrippengebirge nur an Breite, nach E sanft ansteigende Stufenfläche der nicht aber an Länge und Geschlossenheit Unteren Kreide dar, die stellenweise mit ei­ nach. Der Einfall der Schichten des ner Bruchstufe steil in das in Schollen aufge-

22 löste Achsensystem des Oberweserberglandes Die in der Nähe der Hebungsachsen gele­ abfallt. genen Schichten wurden zumeist so steil auf­ Bereits östlich der Weser stellen im We­ gerichtet, daß sie zu Schollen mit regelloser se r - Lei n e - B erg I a n d der Süntel (Hohe Orientierung zerbrachen. Die wichtigste He­ Egge 437,5 m über NN), der Kleine Deister bungsachse zwischen Teutoburger Wald und se Springe und die ebenfalls noch im Karten­ Wiehengebirge ist die Piesberg-Pyrmonter blatt gelegenen Höhenzüge des Ith und des Achse, genauer ein ganzes Feld (Bündel) von Thüster Berges Schichtrippen dar. MEISEL fiederartig verzweigten, stark gestörten He­ (1960, S. 9) beschreibt den Ith wie folgt: "Der bungsachsen, in denen vorwiegend Schollen Ith stellt den westlichen Flügel der (geologi­ aus Muschelkalk an die Oberfläche gelang­ schen, Zusatz d. Verf.) Ith-Hils-Mulde dar, ten. Beim Piesberg selbst handelt es sich um jener modellhaften Schichtrippenlandschaft, eine bei Osnabrück gelegene Horstscholle, in die in ihrem klaren, fast ungestörten Aufbau der sogar harte Konglomerate und Grobsand­ und ihrer morphologischen Eindeutigkeit fast steine des Karbons, also des Grundgebirges, ohne Beispiel ist. Der Ith selbst, der aus har­ anstehen. tem Korallenoolith aufgebaut ist, tritt als Dem Piesberg-Pyrmonter Achsenfeld las­ markante, schmale, bis zu 439 m hohe sen sich zwei größere Bruchschollen-Land­ Schichtrippe mit Steilhängen, Klippen und scha/ien zuordnen. Die eine liegt im Ober­ Schutthalden sehr eindrucksvoll in Erschei­ weserbergland zwischen Exter und Barntrup nung . . ," im se Teil des Achsenfeldes (mit Schwer­ punkt um Bavenhausen n Lemgo), die andere Einige der in der Karte I als Schichtrippen im Osnabrück-Tecklenburger Hügelland zwi­ ausgewiesenen Bergrücken liegen freilich be­ schen Westerkappeln und Meile im nw Teil reits im unscharfen Übergangsbereich zu den (mit Schwerpunkt um Schiedehausen). Das Schichtstufen. Die Weserkette östlich des zuerst genannte Bruchschollenfeld wird auf Rhodener Passes, die Bückeberge, der Hohe seinem SW-Flügel von achsenfernen Schicht­ Deister (Nienstädter Deister) und der Nessel­ rippen und Schichtstufen aus Rhätsandstein berg gehören nach den Untersuchungen von begleitet, die z. B. im Stucken berg und Obe­ SCHUNKE (1968) bereits zum Typus der ren Berg e Herford (Schichteinfall bis mehr Schichtstufen. Zu dieser Einschätzung tragen als 20° SW), dem Vierenberg e Bad Salzuflen, ebenso mehrere Details in der Ausbildung dem Windelstein in der Lemgoer Mark von Trauf und First der Stufen wie der Ver­ (Schichteinfall bei Berglust 22° SW) und lauf der Stufenstirn und die geringen Einfall­ schließlich dem BIomenstein südlich der winkel der Schichten bei (im Malm des We­ Bega markante Bergrücken bilden. Dabei ist sergebirges am Hohenstein 3° NE, im Deister der Hang zum herzynisch verlaufenden Aus­ am Beilstein 9° N, im Wealden-Sandstein der raumtal der Bega steiler als der dem Achsen­ Bückeberge am Bornauplatz 3° NW, des Ho­ feld zugewandte. Auf dem NE-Flügel nörd• hen Deisters 5° E, der Hohen Warte 13° NE, lich der Osterkalle sind die Rhät-Schichtrip• am Nesselberg 13° SW; alle Angaben nach pen weniger deutlich ausgebildet. SCHUNKE 1968). Das Bruchschollenfeld im Osnabrück• Für die typologische Zuordnung der Hö• Tecklenburger Hügelland wird im Norden henrücken ist auch ihre Entfernung von den von der Schichtrippe des Wiehengebirges be­ Hebungsachsen bzw. von den geologischen grenzt. Im Süden befinden sich zwischen Mulden wichtig: Je weiter entfernt sich die dem Piesberg-Pyrmonter Achsenfeld und der harten Schichten von der Hebungsachse be­ Osning-Achse des Teutoburger Waldes mit finden, um so flacher wird im Regelfall ihr der Holter und der Sandforter Achse noch Einfallwinkel und um so mehr nähern sie zwei weitere Hebungsachsen. Wegen der en­ sich der Geländeform der Schichtstufe: ihre gen Nachbarschaft der Achsen gehen ihre Stirn ist dabei der Hebungsachse zugewandt. Bruchschollenfelder ineinander über, so daß Wenn die resistenten Schichten dagegen ei­ große Teile des Osnabrück-Tecklenburger ner geologischen Mulde zugeordnet sind, wie Berg- und Hügellandes eine Bruchschollen­ das beim Korallenoolith im Ith und im Thü• landschaft bilden. In seinem Mittelstück zwi­ ster Berg gegenüber der Hils-Mulde zutrifft, schen Meile und Herford ist· das Piesberg­ dann sind ihre Schichtköpfe nach außen ge­ Pyrmonter Achsenfeld im Ravensberger Hü• richtet, also der Mulde abgewandt. gelland weniger auffällig ausgebildet. An die 23 Stelle einer Bruchschollenlandschaft tritt hier schung erst spät auf die unterschiedliche Ge­ eine geologisch-tektonische und zugleich nese aufmerksam geworden. Ein Beispiel morphologische Mulde. Ihre eiszeitliche Löß• hierfür ist das Blomberger Becken e Det­ decke ist durch Bäche, die vom Teutoburger mold, wo bei Istrup und Wöhren im Mittle­ Wald und Wiehengebirge kommen, in Riedel ren Keuper Lagen aus Anhydrit und Gips zerlegt. Die Täler dieser Bäche, Sieke ge­ durch Zufluß von Wasser abgelaugt sind. Die nannt, schneiden sich bis in das Deckgebirge dabei entstandene Subrosionsmulde, die aus weichen Schichten des Unteren Juras ein, schon während ihrer Entstehung mit 45 m dessen Relief, wie die Grundfarbe der Karte mächtigem grusigen Zersatzmaterial des der Geländeformen andeutet, trotz der par­ Muldenrandes, Tonlagen und Torfhorizon­ tiellen Lößbedeckung für die Landschaft prä• ten teilweise wieder aufgefüllt wurde (DAHM gend geblieben ist. In Begleitung der bereits 1980), wird heute von einem Nebenbach der jungkimmerischen Berlebecker, Driburger, Emmer mit seinen Quellarmen durchflossen, Warburger und Germeter Achse schließen so daß zunächst falschlich der Eindruck ent­ sich östlich des Eggegebirges im Oberweser­ stehen konnte, als sei sie von diesem allein bergland weitere Bruchschollenfelder an, so durch Erosion geschaffen worden. Der Sub­ daß auch dort eine kleingliedrige, abwechs­ rosionsprozeß scheint im Süden des Beckens, lungsreiche Landschaft mit zahlreichen Berg­ das randlich von Kuppen gesäumt wird, noch rücken, Hügeln und Tälern entstanden ist. nicht abgeschlossen zu sein. . Weiter östlich folgen in Schichten aus Un­ Da Absenkungen der Erdoberfläche das terem Keuper und Muschelkalk großflächige, Gewässernetz auf sich ziehen, das seinerseits durch die Nebentäler der Weser (Nethe, Be­ ebensowohl eine Auffüllung wie auch eine ver) zerschnittene Verebnungen. Die zumeist weitere Ausräumung bewirken kann, wird die geringen Einfallwinkel der Schichten lassen Entstehung des ebenfalls von der Emmer eine Beziehung der Schichtstufen entweder durchflossenen Pyrmonter Beckens kontro­ noch zu den herzynisch verlaufenden Achsen vers diskutiert. Für die Deutung als Ausraum oder bereits zum Buntsandstein-Gewölbe könnte die Erosionskraft der Emmer spre­ östlich der Weser erkennen. Wenn die zuge­ chen, dagegen ihr tatsächliches Verhalten. Es hörigen Stufen flächen ineinander übergehen, ist dadurch gekennzeichnet, daß der Fluß, beobachten wir Geländeformen vom Typus der sonst nur ein schmales Sohlental durch­ der Hochflächen (u. a. Ottensteiner Hochflä• fließt, im Becken einen mäanderreichen wei­ che und Brakeler Hochfläche). Diese liegen ten Bogen schlägt, der ein Anzeichen dafür zwischen Bad Pyrmont und Bodenwerder, s ist, daß er in das Becken gezogen wurde, es Polle/Weser, bei Löwendorf (TK 25 Schie­ also nicht erosiv erschlossen hat. Für ein der-Schwalenberg) und Tietelsen (TK 25 Subrosionsbecken sprechen auch mehrere Borgholz) um 300 m über NN, bei Altenber­ Torf- und Moorerde-Vorkommen. Zwei gen (TK 25 Brakel) um 320 m und bei Bosse­ große, tiefe Erdfalle, die zunächst auf die Ab­ born (TK 25 Brakel) um 340 m über NN. Es laugung von Gips im Oberen Buntsandstein liegt nahe, in ihnen das Ergebnis einer seit (Röt) zurückgeführt worden waren, werden dem Tertiär stattgefundenen Abtragung und heute mit der Lösung von Steinsalzen des Einebnung des Gebirges zu Rumpfflächen zu Zechsteins in 800 m Tiefe, Hohlraumbildun­ sehen. Die geringe Auswirkung der Erosions­ gen und Nachsturz der hangenden Schichten basis der Weser dürfte auf eine frühe Verkar­ erklärt (LEPPER, MENGELING u. a., 1990). stung und damit die Verlegung des Gewässer• Nach KÜHN-VELTEN (I985, n. HERRMANN netzes in den Untergrund zurückzuführen 1969) ist die Bildung des gesamten Talkessels sein. auf Subrosion zurückzuführen. Zu den Geländeformen innerhalb und Wieweit an der Entstehung des dem Blom­ nördlich außerhalb der Westfalisch-Nieder­ berger benachbarten Steinheimer Beckens sächsischen Mittelgebirgsschwelle gehören Subrosionsprozesse beteiligt waren, ist ohne auch die Sättel und Horste der Salztektonik entsprechende Bohrbefunde noch ungeklärt; und die als Folge der Ablaugung von Salzla­ das Becken wird in der Karte vorläufig als gerstätten entstandenen Subrosionsmulden Ausraummulde der oberen Emmer darge­ und -becken. Da diese Formen äußerlich den stellt, die im Südosten von Randkuppen Sätteln und Mulden, die auf tektonische Pha­ (aus Sandsteinen des Mittleren Keupers) und sen zurückgehen, ähnlich sind, ist die For- im Nordosten von der Hochfläche des

24 Schwalenberger Waldes (Rhätsandstein) ein­ Sattelflanken verstärkt wurde. Die Sandstein­ gefaßt wird. schichten der Unteren Kreide bilden hier Bei der im Süden des Sollings bei Allers­ deshalb heute eine Schichtrippe oder eine hausen gelegenen Mulde handelt es sich dage­ Schichtstufe. Der Sattel kern ist infolge Sub­ gen eindeutig um eine Subrosionsmulde rosion des eingedrungenen Salzes zu einer (Subrosionssenke). Mulde (die in Karte I nicht mehr dargestellt Größere Bedeutung für die Bildung von werden konnte) eingesunken. Subrosionsmulden hatten die im Winkel zwi­ Eine ähnliche Genese hat der Benther Sat­ schen Deister, Süntel und Bückebergen sowie tel nordöstlich des Deisters, wo die steilge­ am Nordrand des Wiehengebirges anstehen­ stellten festen Gesteine an den Sattelflanken den, Anhydrit, Gips und zum Teil auch heute die Schichtrippe des Harenberger Hö• Steinsalz führenden Münder Mergel des Obe­ henzuges, des Ronnenberger Höhenzuges ren Juras. Die Subrosionsmulde im Deister­ und des Benther Berges bilden. Süntel-Bückeberge-Dreieck wurde von der Unter den Durchragungen des Deckgebir­ voreiszeitlichen Weser angenommen und ges durch das Quartär nördlich des Wiehen­ durchflossen, die Subrosionsmulde nördlich gebirges stellen die Stemmer Berge (Stemwe­ des Wiehengebirges von der früh-saaleeiszeit• der Berge) südlich des Dümmer eine bis 80 lichen Weser nach deren Durchtritt durch die Meter über ihre Umgebung aufragende Porta Westfalica. Die mehr als 50 Erdfälle Schichtstufe der Oberen Kreide (Ober-Cam­ des Heiligen Feldes am Schafberg gehen pan) mit steiler südgerichteter Stirn, der ebenfalls auf die Ablaugung von Anhydrit, Schwarze Brink und der Limberg w Lüb• Gips und Steinsalz im Münder Mergel bzw. becke einen orogenetisch-tektonischen im Mittleren Muschelkalk zurück (THIER­ Malmsattel mit Reliefumkehr (Schichteinfall MANN 1975, S. 523). Die jüngeren Erschei­ 20 bis 40°), der Kalkrieser Berg bei Engter ei­ nungen des Salinarkarstes in diesem Gebiet nen ähnlichen Sattel mit bereits stark zertal­ wurden bereits in Lieferung 3, Doppelblatt I ten Flanken und. der Gehn nw Bramsche eine aus dem Themenbereich "Landesnatur", in nach N steil abfallende Bruchstufe mit nach diesem Atlaswerk behandelt (SERAPHIM S sanft geneigter Stufenfläche (MEISEL 1961, 1987). S. 20: "Pultfläche") dar. Die auf Salztektonik zurückgehenden Sät• Der in der Karte 1 als tektonische Beule tel liegen nördlich der Mittelgebirgsschwelle ausgewiesene Kleine Berg bei Bad Rothen­ inselartig in der Nordwestdeutschen Tief­ felde (208 m über NN) und die am Nord­ ebene. Die Rolle des Salzes läßt sich an der westrand der Westfälischen Bucht ebenfalls Entstehung der Rehburger Berge (Wölping• als solche dargestellten Waldhügel bei Rheine hausen er Höhenzug) südlich des Steinhuder (90 m) und Rothenberg bei Wett ringen Meeres beispielhaft beschreiben. Hier stehen, (96 m) sind kompliziert gebaute kurze sattel­ wie KÜHN-VELTEN, MICHEL U. SKUPIN ähnliche Strukturen mit elliptischem bis (1982, S. 691) ausführen, Gesteine des Obe­ kreisförmigem Grundriß. Wenigstens beim ren Juras und der Unteren Kreide in einer Waldhügel und Rothenberg wird heute von geologischen Sattel struktur an, die "zunächst einer Beteiligung der Zechsteinsalze an der eine flache Schichtenaufwölbung" bildete. Morphogenese ausgegangen. Dies trifft auch Der Sattelkern wurde von wenig wider­ für den Bentheimer Sattel zu, auf dessen Süd• standsfähigen oberjurassischen Gesteinen ge­ flügel zwei markante Schichtrippen aus bildet, die Sattel flanken von festeren Sand­ Sandsteinen der Unteren Kreide aus der steinen der Unteren Kreide (Typus Bücke• flachen Landschaft der Nordhorn-Plantlün• berge ). Infolge stärkerer Abtragung der Ge­ ner Sand niederung aufsteigen. Eine entspre­ steine im Sattel kern entstand dort eine flache chende Geländeform auf dem Nordflügel ist morphologische Mulde (Reliefumkehr!), die Felsrippe des Isterberges zwischen Bent­ während die Sattel flanken diese Mulde rand­ heim und Nordhorn. lich einfaßten. Dieser von einer orogeneti­ Zu den wegen ihrer erdgeschichtlichen schen Tektonik bestimmte Vorgang wurde Herkunft interessantesten Geländeformen durch die Einwanderung von mobilem Stein­ der Westfälisch-Niedersächsischen MitteIge­ salz aus dem Münder Mergel in die Sattel­ birgsschwelle gehören die Horste des Schaf­ struktur unterstützt, so daß diese zusätzlich bergs, Piesbergs und Hüggels. Der Schafberg aufgebeult und die Schichtenneigung in den bildet eine leicht nach NE geneigte Plateau- 25 scholle, der Piesberg eine beulenartige Material ausgekleidete Ausraummulde auf. Scholle am Nordwestende des Piesberg-Pyr­ Unter der Bezeichnung "Vulkankegel" bzw. monter Achsenfeldes und der Hüggel eine "Vulkankuppe" sind in der Karte nicht nur Gruppe von BruchscholIen in der nordwestli­ erloschene Vulkane, sondern alle Vollformen chen Fortsetzung der Osning-Achse, die sich zusammengefaßt, die aus vulkanischem Ma­ bis zur Süd flanke des Schafbergs verlängern terial (Basalt, Trachyt, Tuffe, Asche u. a.) läßt (FIEDLER b. KLASSEN 1984, S. 548). Mit aufgebaut sind, also z. B. auch erhärtete allen drei Schollen sind durch die Gebirgshe­ Gang- und Schlotfüllungen, die nicht eruptiv bung Schichten des paläozoischen Grundge­ an die Erdoberfläche gelangten, sondern erst birges aus mehr als 2000 m Tiefe an die durch die Abtragung der umgebenden wei­ Oberfläche gelangt, wo die resistenten quar­ cheren Sedimentgesteine freigelegt wurden. zitischen, zum Teil konglomeratischen Sand­ Eine weitergehende Differenzierung hätte die steine des Karbons durch die Abtragung des Karte überlastet. Ferner ist anzumerken, daß umgebenden Deckgebirges herauspräpariert in der Karte in vielen Fällen - aber nicht in wurden. Diese Grundgebirgsschollen werden allen - die Zuordnung des Symbols für Vul­ hier zusammen mit den Geländeformen des kankegel und -kuppen zu einem bestimmten Deckgebirges behandelt, weil ihre Schichten Berg möglich ist.' von der weiter südlich aktiven variskischen Zum Aufstieg von Magma - mit oder ohne Faltung kaum noch erfaßt worden sind, so Ausfluß von Lava - ist es vor allem während daß sich diese "nur noch in einer leichten der Entstehung der großen Grabeneinbrüche NE-SW-gerichteten Wellung ... bemerkbar und anderer starker Störungen in der Erd­ macht" (FIEDLER b. KLASSEN 1984, S. 537). rinde im Tertiär, verschiedentlich aber auch Das am Nordrand des Süderberglandes unter noch im Quartär gekommen. Bedeutende Deckschichten der Kreidezeit abtauchende Grabeneinbrüche ereigneten sich in Europa Grundgebirge wurde beim Abteufen der in erster Linie auf der Mittelmeer-Mjösen-Li• Schächte für die Zeche Maximilian in Hamm nie, einer Schwächezone der Erdrinde, die in etwa 580 m Tiefe und in der Bohrung sich über den Rhönegraben, den Oberrhein-' "Münsterland I" ne Billerbeck in den Baum­ talgraben (mit dem Kaiserstuhl), die hessi­ bergen in 1795 m Tiefe angetroffen (HESE­ schen Senke (mit Vogelsberg, Habichts­ MANN 1965, S. 13). Der Piesberg wurde waId) sowie den Leinegraben letztlich bis bereits im Zusammenhang mit den Achsen zum Oslograben (mit dem Oslofjord) und der Westfalisch-Niedersäschsischen MitteIge­ dem Mjösensee verfolgen läßt. Ein Zweig die­ birgsschwelle erwähnt; durch den seit mehr ser im einzelnen stark aufgefiederten Stö• als 100 Jahren durchgeführten Abbau seiner rungszone zieht vom Oberrheintalgraben un­ Gesteine ist die ursprüngliche Geländeform ter Beibehaltung der sog. rheinischen Rich­ nur noch teilweise erkennbar. Der Hüggel ist tung (SSE-NNW) über das Neuwieder Bek­ in der Karte der Geländeformen wegen der ken und das Siebengebirge in das Staffelgra­ starken Beteiligung von Schichten des Deck­ bensystem der Niederrheinischen Bucht zwi­ gebirges und seiner engen Einbindung in das schen Eifel und Bergischem Land. Der Eifel­ dortige Bruchschollenbergland nicht abgebil­ vulkanismus und der Vulkanismus des We­ det. sterwaldes sind Erscheinungen über seitli­ chen Ausläufern dieser Störungszone. 3.3 FORMEN IM BEREICH DES Die Entwicklung des Sie ben g e b i r g es, KÄNOZOISCHEN VULKANISMUS das aus über 20 Bergkuppen (Westermann­ Die Geländeformen des känozoischen Vul­ Lexikon der Geographie) vulkanischen Ur­ kanismus (Känozoikum: Tertiär und Quar­ sprungs besteht, begann im Ober-Oligozän tär) treten im Siebengebirge und im Wester­ (Alttertiär) vor mehr als 25 Millionen Jahren waId landschaftsprägend als Vulkangebirge (BURGHARDT 1979, S. 21). Die heute noch in Erscheinung und bilden in den von der Höhen zwischen 250 und 460 m (Großer ÖI• Karte 1 erfaßten Teilen der Eifel, im West­ berg) über NN erreichenden Vulkan kuppen hessischen Bergland und im Süden des We­ bestehen aus Trachyt (Lohrberg, Drachen­ serberglandes im Grund- und Deckgebirge fels), Latit (Wolkenburg) oder Basalt (u. a. auffallige Sonderformen. Petersberg, Kleiner Ölberg, Weilberg). "ins­ Als Geländeformen treten Plateaus, Kegel gesamt gesehen ist das Siebengebirge als die und Kuppen sowie eine von vulkanischem Ruine eines einzigen Großvulkans in Form

26 eines Aschenkegels zu sehen" (GLÄSSER Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper 1978, S. 19). Der heutige Eindruck eines aus stecken blieb. Die erkaltete Schlotfüllung, zahlreichen Vulkanen bestehenden Gebirges durch die Abtragung des Deckgebirges freige­ hat sich erst durch die starke erosive Zer­ legt, zeichnet mit ihrem Mantel aus Resten schneidung dieses komplexen Vulkangebildes des Deckgebirges und Basaltschutt freilich seit dem Jungtertiär infolge der Hebung des gelegentlich besonders eindrucksvolle Kegel­ Rheinischen Schiefergebirges und der Nähe berge nach, deren bekanntester wohl der von der tiefliegenden Erosionsbasis des Rheins einer Burgruine gekrönte Desenberg ene ergeben. Warburg ist. Unter den in der Karte 1 dar­ Zu den Vulkanen, die ebenfalls auf Spalten über hinaus berücksichtigten Vulkankegeln des mittelrheinisch-niederrheinischen Stö• und -kuppen seien hier ferner der Ahne-Berg rungssystems entstanden, gehört der u. a. we­ n Bodenfelde (282 m) im Solling, der dort an gen seiner guten Erhaltung unter Naturschutz die Nienover Grabenstruktur gebunden ist gestellte Rodderberg bei Rolandseck se Bonn. (MÜLLER 1977, S. 33ft), der Schöneberg Das Magma hat hier devonische Schichten (323 m) und der West-Berg (341 m) am des Grundgebirges sowie altpleistozäne Sedi­ Rande des Reinhardswaldes und der Deisel­ mente durchbrochen. Der Rodderberg ist mit Berg (389 m) westlich der Diemel bei Tren­ seinem von weichseleiszeitlichem Löß teil­ delburg genannt. weise ausgekleideten Krater, dessen Tiefe noch etwa 50 m und dessen Durchmesser 3.4 FORMEN AUS QUARTÄREN SEDIMENTEN etwa 800 m beträgt, bei einem Alter von nur 30000 Jahren einer der jüngsten Vulkane Mehr als die Hälfte des Kartenblattes zeigt Deutschlands (LEDOUX 1987, S.47), d. h. eine Bedeckung durch Ablagerungen des wesentlich jünger als das tertiäre Siebenge­ Quartärs (Grundfarben blaugrün, gelbgrün, birge. Weitere linksrheinische Vulkan kuppen gelb und orange). Da die quartären Sedi­ sind der Scheidskopf (280 m), der Hohe Berg mente, von einigen Schotterlagen abgesehen, (263 m) und der Dungkopf (241 m). noch nicht verfestigt sind - der Geologe Vom Westerwald werden durch das spricht von Lockergestein -, sind sie der Kartenblatt nur die Dierdorfer Senke, das Schwerkraft sowie den Kräften des Wassers Dreifeldener Weiherland und Teile des Ho­ und des Windes in besonderem Maße ausge­ hen Westerwaldes erfaßt. Die Dierdorfer setzt. Die von dem Lockergestein aufgebau­ Senke ist eine durch die variskische Faltung ten Geländeformen sind daher weniger be­ bereits vorgezeichnete, mit vulkanischem ständig als jene des Grund- und Deckgebirges Material bedeckte Ausraummulde, das und bewirken im allgemeinen auch nur ge­ Dreifeldener Weiherland (Westerwälder ringe Reliefunterschiede. Dem Relieftypus Seenplatte) ein um 430 bis 450 m hoch gele­ der Ebenheiten entsprechen die Flußauen genes Plateau aus Basalttuffen über devoni­ und Moore, die jungpleistozänen Flußterras• schem Untergrund. Die zum Hohen Wester­ sen und Beckenfüllungen, die Schotter-, Löß• wald gehörende Basalthochfläche zwischen und Grundmoränenplatten sowie die der Nister und der Dill mit einer Höhenlage schwach geneigten Sander und Lößriedel. Sie zwischen 550 und 600 m über NN ist die am werden als Geländeformen vielfach kaum be­ höchsten gelegene naturräumliche Unterein­ merkt, was auch für die in quartären Sedi­ heit des Westerwaldes (FISCHER 1972, menten entstandenen Ausraummulden und S. 10f). Die sich noch darüber bis 650 m über die ursprünglich etwas lebhafter geböschten, NN erhebenden Basaltkuppen (u. a. Steys­ infolge ihres eiszeitlichen Alters aber bereits kopf 654 m, Saal-Berg 654 m) sind wegen ih­ verflachten Grundmoränenrücken und res sehr flachen Anstiegs im Gelände zum Drumlins gelten kann. Wirklich augenfällig Teil nur wenig aufrallig. sind unter den Vollformen nur die glaziären Auch im Bereich der Bruchtektonik des Stauchwälle, die aus der Tiefebene aufragen, Wes t h e s s i s c h e n B erg I a n des und an­ manche flußbegleitenden Uferwälle sowie die grenzender Gebiete (Warburger Börde, Sol­ Dünenfelder. Wegen ihrer großen Bedeutung ling, Reinhardswald) ist es an zahlreichen für den Bodentypus, den Grundwasserstand, Stellen in Spalten der Erdrinde zum Aufstieg die natürlichen und anthropogenen Pflanzen­ von Magma gekommen, das teilweise jedoch gesellschaften und die Inbesitznahme der auch hier als Intrusion im Deckgebirge aus Landschaft durch den siedelnden und wirt-

27 schaftenden Menschen sind jedoch auch die gen den Warmzeiten (einschließlich der erd­ geringen Reliefunterschiede bemerkenswert. geschichtlichen Gegenwart) zurückzuftihren. In den folgenden Erläuterungen wird ver­ Den mittel- und altpleistozänen (bis pliozä• sucht, die Formen aus quartären Sedimenten nen) Flußterrassen, die als Mittel- und im wesentlichen in der Reihenfolge bestimm­ Haupt-(Hoch-)Terrassen bezeichnet werden, ter naturräumlicher Einheiten, nämlich der stehen die jungpleistozänen Niederterrassen Niederrheinischen Bucht und des Nieder­ gegenüber. Die zuerst genannten, die bis zur rheinischen Tieflandes, sodann der WestfaIi­ Saaleeiszeit aufgeschüttet wurden, sind im schen Bucht und schließlich der Ems-Weser­ Bereich unseres Kartenblattes im allgemei­ Niederung (mit dem in der Karte berücksich• nen aus gröberen Sedimenten (Kies und Ge­ tigten Teil der Niederlande) zu charakterisie­ röll) als die sandig-lehmigen weichseleiszeitli­ ren. Dünen, Löß und Moore werden dabei chen Niederterrassen aufgebaut und deshalb nur am Rande erwähnt, da sie in Lieferung I, sowie wegen der in einigen Bänken bereits Doppelblatt 2, dieses Atlas bereits ausftihrli­ begonnenen diagenetischen Verfestigung ero­ cher behandelt worden sind (KRAMM 1985, sionsresistenter. SERAPHIM 1985). Wegen der fortschreitenden Eintiefung der Wie aus der Karte 1 der Geländeformen Flüsse in den Warmzeiten des Pleistozäns ist hervorgeht, nehmen die linksrheinischen der Schotterkörper jeder Kaltzeit jeweils in mittel- und altpleistozänen (sowie jungter­ den nächstälteren eingelassen. Die einander tiär-pliozänen) Schotterterrassen in der Nie­ entsprechenden Terrassenkanten der Haupt­ der r h ein i s c h e n B u c h t und im Nie­ terrassen beiderseits des Flußtales liegen da­ der r h ein i s c h e n Ti e fI a n d noch heute her - bei größerem horizontalen Abstand - große Flächen ein, während die rechtsrheini­ höher über NN als die Terrassenkanten der· schen nur in einem relativ schmalen Saum Mittel- und diese wieder als die Terrassen­ erhalten sind. Bei den als Schotterp/atten aus­ kanten der Niederterrassen. Zugleich fallt gebildeten Terrassen des Rheins und anderer jede Terrassenfläche entsprechend der Fließ• Flüsse (hier Maas, Rur, Erft, Sieg, Wupper, richtung des Flusses, beim Rhein also von S Ruhr) handelt es sich um eine Geländeform, nach N. Da dieses Gefalle bei den älteren die den Abfall des Talhanges unterbricht und Terrassen größer als das heutige Gefalle des den Talboden deutlich überragt. Sie ist aus Rheins ist, tauchen sie am Niederrhein all­ der schwach geneigten, unterschiedlich brei­ mählich unter den jüngeren Aufschüttungen ten Terrassenfläche (Terrassenflur) und dem ab. steileren Terrassenhang zusammengesetzt; Im linksrheinischen . Gebiet sind zwischen der Übergang der Fläche in den Hang wird den Tälern von Niers und Rhein drei tisch­ als Terrassenkante (Terrassentrauf) bezeich­ ebene, schwach nach N von etwa 46 auf 30· m net. Die Schotterterrassen treten an den Tal­ über NN abfallende Schotterplatten ausgebil­ hängen der Flüsse oft treppenartig übereinan• det, die von PAFFEN (1963) als Kempen-AI­ der auf und lassen sich dann einem Terras­ dekerker Platten (Niersplatten) bezeichnet sensystem zuordnen, das die Talentwicklung· wurden. Hierbei handelt es sich um Gelände• kennzeichnen kann (Westermann-Lexikon formen, die aus Schottern der Krefelder Mit­ der Geographie, Bd. IV, 1970, S. 559). tel terrasse und einer dünnen, durch Verwitte­ Man unterscheidet nach den Ursachen ftir rung verlehmten Lößdecke aufgebaut sind. die Entstehung zwischen Schotterterrassen, Eine weitere, westlich der Niers gelegene die glazialklimatisch oder durch Schwankun­ Schotterplatte ist die Straelener Terrassen­ gen des Meeresspiegels oder durch tektoni­ platte, in der unter dem Lößlehm Schotter sche Hebungen und Senkungen bedingt sind . der Hauptterrasse anstehen. Diese fallen, (MURAWSKI 1983, S. 181). Die in erster Linie stellenweise in Riedel zerschnitten, infolge glazialklimatischen Schotterterrassen der tektonischer Störungen steil zur Maas nach Niederrheinischen Bucht und des Nieder­ Westen und treppenartig zur Niers nach rheinischen Tieflandes sind auf die Anliefe­ Osten ab. Die komplizierten geomorphologi­ rung von Sediment fracht durch Rhein und schen Verhältnisse in diesem Gebiet wurden Maas sowie ihre Nebenflüsse während der von THOME (1984 b, S. 49ft) näher erläutert Kaltzeiten des Eiszeitalters und die Eintie­ (s. Abb. 6). fung dieser Flüsse in die sedimentierten Südlich der Niersplatten wird der Löß - Schotter und Sande während der jeweils fol- oberflächen nah teilweise zu Lößlehm verwit- 28 D Niederterrasse und Holozän

Untere o .. Oligozän 20 ... '. Mil1elterrasse Lu r-;··;·····) Obere :;',':;'.::;': Mitteltetrasse 7;/.Y' Verwerfungen Cl D Jüngere 50 Höhenzahlen <: o . Haupnerrasse ImNNI « 0 3 4 5'm

---' Entstehung der SCichtelner Höhen• 0:: 30 tekrnnische Hebung und Senkung 0 0 \ (schematisch) Lu 0 45 0 0 \ Cl 0 20 0 0 \ Lu 45. 0 \ 0 0 0 $' 0 ;.z.-i 0 0 '?;.il ,50 'I ~'" 0 3' .. A---\?.. . 0 ~~ 0 50 . 0 0 \ A B

·36· . . 37'

0 0 0 0 Venloer 0 0 0 0 0 0 0 Scholle 0 o .. 0 0 0 0 ·60 0

o 0 o '<... . 65 o o o o .0" 75. 0 """" o o o . o Abb. 6: Tektonik der Straelener Schotterplatte (aus TROME 1984 b, S. 50)

29 tert - in der Jülicher und Zülpicher Börde zu oberen (d. h. älteren) und einen unteren (d. h. einem Faktor, der die hydrologischen Ver­ jüngeren) Terrassenkörper kann hier nicht hältnisse und damit auch die Geländeformen eingegangen werden. Die Terrassenfläche der mitbestimmt. Vorherrschend sind hier Löß• Hauptterrasse liegt bei etwa 100 m über NN, platten und Lößriedel. Die Zerriedelung geht die der Mittelterrassen variiert infolge unter­ von den Rändern der Flußtäler, aber auch schiedlicher Abtragung beträchtlich, wozu von den Stufen aus, mit denen die Haupt- zu aber auch tektonische Bewegungen beigetra­ den Mittelterrassen abfallen. Sie ist aber auch gen haben. Die auf den Hilden-Lintorfer Mit­ eine Folge der bis in die Gegenwart fortdau­ tel terrassen liegenden I bis 2 m mächtigen ernden tektonischen Unruhe in der Nieder­ Sande sind stellenweise zu Dünen aufgeweht rheinischen Bucht, durch die die Terrassen­ (Näheres bei SCHÜTTLER 1963, S. 24ft). schotter in Horst- und Grabenschollen zer­ Weiter rheinabwärts zwischen Oberhausen legt worden sind. Große Mächtigkeit des po­ und der niederländischen Grenze wird die rösen Lösses (in der Jülicher Börde bis zu 20 hier über 15 km breite rechtsrheinische m) und geringe Niederschläge wirken sich Schotterplatte der Hauptterrasse zwischen darin aus, daß die Lößriedel breit und flach unterer Emscher und unterer Lippe durch die sind und die Hohlformen zwischen ihnen oft Königshardter, zwischen Lippe und Bochol­ Trockentäler darstellen. Große Teile der ter Aa durch die Brünen-Freudenberger und Landschaft sind aber - besonders in der Ville nördlich der Bocholter Aa durch die Var­ '- durch den Abbau tertiärer Braunkohle be­ dingholter Hauptterrassenplatte vertreten. reits derart verändert, daß die ursprünglichen Die Terrassenfläche sinkt dabei von 80 m Geländeformen gegenüber den anthropoge­ über NN nördlich der Emscher bei Bottrop nen in den Hintergrund treten (s. Kap. 3.5). auf etwa 40 m n Bocholt. Mit der Öffnung Im rechtsrheinischen Gebiet ist die aus der Niederrheinischen Bucht in das Nieder­ Mittel- und Hauptterrassenschottern des rheinische Tiefland verlieren die älteren Ter­ Altrheins aufgebaute Bergische Heideterrasse rassen des Rheins an Bedeutung zugunsten (Bergische Sandterrassen) zu erwähnen, die von Geländeformen, die aus der jungpleisto­ sich bei Wahn se Köln mit einer etwa 10 m zänen Niederterrasse, Rinnen in derselben, hohen Steilstufe gegenüber der Niederter­ Altarmen des Rheins sowie den Stauchwällen rasse absetzt. Die Heideterrasse erstreckt sich und Sander-Schwemmkegeln des Inlandeises als Schotterplatte - zum Teil mit Sand- oder der Saaleeiszeit hervorgegangen sind. Lößbedeckung und zerriedelt - über etwa 80 Die bei Düsseldorf 12 km, weiter flußab• km von Siegburg bis Duisburg. Der Terras­ wärts bis 25 km breite, schwach nach N abge­ senkörper enthält sandige und teilweise auch dachte, hochwasserfreie Niederterrasse er­ tonige Flußsedimente. Der häufigen Flug­ hebt sich 3 bis 7 m über die 3 bis 6 km breite sand- und Lößbedeckung stehen Flächen ge­ Aue des Rheins. Sie wird ihrerseits noch von genüber, in denen nach Abtragung des Quar­ Rinnen durchzogen, die in den sandigen bis tärs das Gestein des Grundgebirges (Devon) kiesigen Terrassenkörper 2 bis 3 m tief einge­ oder des Deckgebirges (Tertiär) fensterartig lassen sind. Durch diese bis 200 m breiten freigelegt worden ist. Das dadurch bedingte und grundwassernahen Niederungen, Kendel Kleinmosaik der verschiedenen geologischen genannt, wird die Niederterrasse in zahlrei­ Systeme (Formationen) und Serien kann im che niedrige Platten, die Danken, zerlegt. Rahmen der Karte 1 nicht im einzelnen be­ Ähnlich ist auch die Niederterrasse der unte­ rücksichtigt werden. Ebensowenig ist es mög• ren Niers gestaltet. Entsprechend unterschei­ lich, auf die Reste einer pliozänen (jungter­ det man zwischen dem Moerser Donkenland tiären) und weiterer altpleistozäner Schotter­ und dem Kevelaerer Donkeniand. Die Ent­ terrassen einzugehen, die noch weiter östlich stehung der Kendelniederungen im Donken­ auf dem Grundgebirge nachgewiesen wurden land wird von THOME (1984 a, S. 24) haupt­ (vgl. THOME 1980, S. 44ft). Die wichtigsten sächlich einem "sehr gleichmäßigen Abfluß, Teilstücke der Bergischen Heideterrasse sind wie ihn nur Grundwasserquellen liefern", zu­ von S nach N die Lohmarer, die Altenrather geschrieben. Die Rinnen" waren in der Über• und die Wahner Heideterrasse (GLÄSSER gangszeit vom Spätglazial zum Boreal 1978, S. 27ft) sowie unterhalb Leverkusen Grundwasserabflüsse aus der Niederterrasse" die Hildener und Lintorfer Terrassen. Auf (Spätglazial: letzter Abschnitt der Weichsel­ die Gliederung der Mittelterrasse in einen eiszeit; Boreal: warmer Klimaabschnitt vor

30 etwa 8000 Jahren). Im Gegensatz dazu führt Da das Inlandeis der Saaleeiszeit in die SCHLIMM (l984, S. 57ft) Gründe dafür an, Westfälische Bucht von NW eingedrungen ist daß an der Entstehung bestimmter Rinnen (SERAPHIM 1979) und im Anstieg zu den sowohl im Moerser als auch im Kevelaerer Rändern der Bucht abgebremst wurde, er­ Donkenland auch der Altrhein nicht nur bei folgte eine Überformung des aufgeschürften Hoch-, sondern auch bei Mittelwasser betei­ lokalen Untergrundes und des vom Eise mit­ ligt gewesen ist. Die in Karte 1 angedeuteten gebrachten Geschiebemergels zwischen der größeren der zahlreichen Kendelniederungen Senne und Versmold zu gleichgerichteten sind in der Grundfarbe der Hochflutbetten Geländerücken von der Art der Drumlins wiedergegeben. (SERAPHIM 1973). Demgegenüber verdankt Die auffälligsten Geländeformen des Nie­ die Senne ihre Entstehung vorwiegend einer derrheinischen Tieflandes sind die glaziären Schüttung von Schmelzwassersanden durch Stauchwälle des Drenthe-Stadiums der Saa­ Pässe im Teutoburger und Lippischen Wald leeiszeit. Der Gletscherlobus des Inlandeises, (Dörenschlucht u. a.). Die Senne wird in ih­ der von NE bis E in das von Schotterterras­ rem flachen südlichen und unteren Teil als sen flankierte Rheintal eindrang, fand dort von Dünen besetzter Sander und in ihrem reichlich Lockermaterial vor, das er westlich steileren gebirgsnahen und dünenfreien Ab­ des heutigen Flußlaufes zu Stauchmoränen• schnitt nordwestlich der Dörenschlucht als wällen zusammenschob (THOME 1959). Kameterrasse gedeutet (SERAPHIM 1979 b). Große Teile derselben wurden durch den Frühe Aufmerksamkeit hat außer der Rhein seitdem wieder fortgeräumt. Die am Senne vor allem ein morphologisch nur we­ besten erhaltenen, zumeist von Niederterras­ nig auffälliger, durch den Abbau von Kies senschottern eingefaßten Stauchwälle sind und Sand aber wirtschaftlich bedeutender der Schaephuysener Höhenzug, der sich öst• und gut aufgeschlossener Landrücken auf lich an die Aldekerker Schotterplatte anlehnt, sich gezogen, der sich durch die Westfälische der Ostrand der Bönninghardt zwischen We­ Bucht von Haddorf w Rheine in südöstlicher sei und Geldern, der sich bis zu 35 m über Richtung über Münster bis Ennigerloh am die Niederterrasse erhebt, die Hees s Xanten Rande der Beckumer Berge über eine Länge (Wolfsberg 75 m über NN), der Balberger von fast 80 km erstreckt. Im Gegensatz zu Rücken w Xanten und die Pfalzdorfer Höhen der ursprünglichen Deutung als Endmoräne w Kalkar. An die Stauchwälle schließen sich eines von NE über den Teutoburger Wald schwach geneigte Flächen aus Schmelzwas­ vorgedrungenen Gletschers wird dieser Mün• sersanden, die Sander, an. Sander werden sterländer Kiessandzug heute als glazifluviale z. B. im Westen des Schaephuysener Höhen• Bildung verstanden, die teilweise ein Os zuges, im Südwestteil der Bönninghardt, süd• (durch Schmelzwasser in Höhlen und Spalten östlich der Hees bei Birten und an der West­ des Inlandeises von fließendem Wasser als und Südwestseite des Balberger Rückens be­ Rücken abgelagertes gröberes Material) und obachtet. teilweise ein Kame (über und in Toteis in In der Westfälischen Bucht, wohin Stillwasser abgelagertes feineres Material) nur ein schwächerer Teilstrom des Inlandei­ darstellt (vgl. SERAPHIM 1979 a, S. 45). ses gelangte, der auf die vergleichsweise un­ In Karte 1 mit anderen jungpleistozänen bedeutenden Sedimente der Ems und Lippe Bildungen zusammengefaßt wurden die Ufer­ stieß, kam es nicht zur Bildung typischer gla­ wäUe an Niederrhein, Lippe, Ems u. a., bei ziärer Stauchwälle. Einzig der lokal von Stau­ denen es sich zumeist um niedrige (bei Elte chungsstrukturen durchsetzte, im ganzen an der Ems z. B. I bis 2 m über der Nieder­ nach den Untersuchungen von SKUPIN terrasse), aber bis 2 km breite Vollformen (1983) wohl nur eine Grundmoränenplatte handelt, die bei Hochwasser entstanden darstellende Delbrücker Rücken erinnert sind. Die Bildung der Uferwälle reicht bis in auch aufgrund seiner auf die Eisschubrich­ das Spätglazial der Weichseleiszeit zurück. tung geöffneten Bogenform an einen glaziä• Zur Sedimentation ihrer kreuzgeschichteten ren Stauchwall. Größere flache Grundmorä• Sande kam es, "wenn das Wasser über die nenplatten, die den Abdachungsflächen des Ufer der damaligen Stromrinne trat und flä• Deckgebirges aufliegen, sind vor allem im chenhaft verbreitert dahin floß. Dabei er­ westlichen Teil der Westfälischen Bucht vor­ lahmte am Rande der Flußrinne die Trans­ handen. portkraft des Wassers, und die im Wasser

31 mitgeführten Sande lagerten sich als flach tonische Senke, Subrosionssenke, Ausbla­ nach den Seiten abfallende Uferwälle ab" sungswanne) wird in neuerer Zeit von KÜHN• (THIERMANN 1970, S. 61). Die in der Karte VELTEN u. MICHEL (1986, S. 80ff) im An­ längs der sandftihrenden Flüsse auf den Nie­ schluß an DAHMS (1974) die Auffassung ver­ derterrassen dargestellten DünenJelder haben treten, daß sich die erdgeschichtlichen Be­ sich zum Teil als Auswehungen aus den Ufer­ funde am leichtesten mit der Annahme in wällen entwickelt. Einklang bringen lassen, daß das Becken und Die Geländeformen der Ern s - Wes e r­ in ihm der See eine Folge des Abtauens von Nie der u n g sind, abgesehen von den Eisresten ist, sei es Toteis der Saaleeiszeit Durchragungen des Deckgebirges, die bereits oder Bodeneis der Weichseleiszeit. Bodeneis erläutert wurden, Bildungen des Eiszeitalters entsteht in dafür geeigneten feinkörnigen und der jüngsten erdgeschichtlichen Vergan­ Lockersedimenten unter den Bedingungen genheit, des Holozäns. des kaltzeitlichen Dauerfrostes, wobei "Lin­ Bevor das saalezeitliche Inlandeis den sen oder Schichten reinen oder unreinen Ei­ Nordrand der Westfalisch-Niedersächsischen ses auftreten, die ein Mehrfaches des Volu­ Mittelgebirgsschwelle erreichte, schob es mens des Sedimentes ausmachen können. während der Rehburger Phase, die nach der Schmilzt dieses Eis ... , so sackt die Oberflä• Stadt Rehburg am Steinhuder Meer benannt che nach und es entsteht ein See ... " (MERKT wurde, ein stellenweise tiefgestaffeltes Sy­ 1979, S. 57). Die- Bildung von Hohlformen stem glaziärer Stauchwälle auf. Diese haben auf dieser Grundlage wird als Thermokarst sich, obwohl sie anschließend vom weiter bezeichnet. nach S vordringenden Inlandeis noch über• Auch das Steinhuder Meer mit seiner Um­ fahren wurden, bis heute als morphologisch gebung stellt den Rest eines flachen Beckens auffälliges Bündel von Endmoränen mit Hö• dar, das sich wohl vorwiegend aufgrund von hen bis 146 m über NN (Dammer Berge) er­ Thermokarst in Sedimenten in einem älteren halten. Die Geländeformen der Rehburger Rinnensystem entwickelt hat; doch scheinen Phase lassen sich quer durch das gesamte im Untergrund vorhandene Salzstrukturen Kartenblatt verfolgen. Sie sind im Hollerberg ebenfalls eine Rolle zu spielen (KELLER 1979, (59 m über NN) und Haarberberg (75 m) w S. 10). Der mit 30 Quadratkilometern Was­ Almelo in den Niederlanden, in einem serfläche größte Binnensee Nordwestdeutsch­ Stauchschuppenschwarm nw Nordhorn und lands ist durchschnittlich nur 1,4 m tief; das bei Oldenzaal, in Stauchwällen westlich der Wasservolumen beträgt 48 Mil!. Kubikmeter Ems bei Lohne und Emsbüren, im Wind­ (KELLER 1979, S. 9). Die Beckenftillung be­ mühlen berg (91 m) nw Freren, in den Fürste• steht vor allem aus weichseleiszeitlichen, nauer und Ankumer Bergen w Bersenbrück rund 20 m mächtigen Flußsanden und -kie­ (bis 140 m), in den Dammer Bergen westlich sen der Leine sowie Torflagen im Bereich der des Dümmer (Signalberg 146 m), im Kellen­ das Steinhuder Meer randlich umgebenden berg e Diepholz (77 m), in den Endmoränen• Nieder- und Hochmoore (Totes Moor, Meer­ rücken beiderseits der unteren Großen Aue bruch u. a.). und schließlich n Rehburg in den Mardorfer, Die nördlich der Stauchwälle der Rehbur­ Schnerener und Husumer Bergen vertreten. ger Phase gelegenen Teile der Nordwestdeut­ Weiter östlich finden sie außerhalb des Kar­ schen Tiefebene, die durch lehmige bis san­ tenblattes n Hannover und Braunschweig dige GrundmoränenplaUen sowie sandige ihre Fortsetzung. und vermoorte Beckenfollungen und Nieder­ Den genannten Endmoränen-Stauchwällen terrassen der Flüsse geprägt sind, werden, im sind vor allem im Süden Sanderj/ächen vor­ Unterschied zur fruchtbaren Marsch, die von gelagert, die häufig in vermoorte Niederungen der Karte nicht mehr erfaßt ist, als Geest be­ übergehen. In dieser Zone liegen die bei den zeichnet. Die teilweise bereits naturbedingte größten Seen Niedersachsens, der Dümmer Unfruchtbarkeit der Geest (vom niederdeut­ und das Steinhuder Meer. Der 16 Quadratki­ schen "gest" oder "güst", d. h. trocken, rissig, lometer große, aber durchschnittlich nur 1,2 unfruchtbar) beruht nicht zuletzt auf den m tiefe Dümmer (KELLER 1979, S. 9) ist der durch das Klima ausgelösteri chemisch-physi­ letzte Rest eines ursprünglich mehr als 80 kalischen Prozessen der Podsolierung und Quadratkilometer großen Beckens. Nach an­ Pseudovergleyung, die zur Verdichtung und deren Deutungsversuchen (Moorbrand, tek-· mineralischen Verarmung bestimmter Bo-

32 den horizonte und damit zu stark einge­ Der Hondsrug ist ein geradlinig über schränkten Lebensbedingungen der für die 50 km NNW-SSE streichender Rücken (rug = Bodenfruchtbarkeit notwendigen Mikroorga­ Rücken), richtiger jedoch ein nach ENE zur nismen geführt haben. Durch die Auswehung Hunze-Niederung ziemlich steil abfallender von Sand und seine Anhäufung in Dünen ist Hang, mit dem eine aus WNW allmählich das Relief der Geestplatten stellenweise recht ansteigende schiefe Ebene aus Grundmoräne abwechslungsreich. In der Nähe älterer Sied­ und Flugdecksanden plötzlich abbricht. Der lungskerne tragen zur Vielgestaltigkeit auch Anstieg dieser Ebene beträgt vom Meeres­ die flachen Rücken der Plaggen esche bei. Bei spiegelniveau auf 50 km Distanz bis zum diesen handelt es sich um Acker, die durch höchsten Punkt bei Emmen maximal 32 m. Düngung mit Heidehumus aus den Viehstäl• Sie wird von SCHUDDEBEURS (1990) als len im Verlauf von Jahrhunderten um I bis 2 Drentse Plateau bezeichnet. Meter gegenüber den Entnahmeflächen der Die bis zu 20 m unterhalb der oberen Heideplaggen erhöht wurden. Diese Beträge Hangkante des Hondsrug liegende Niederung erscheinen zwar gering, sind aber in der von der Hunze wird von RUEGG (1983, S. 380) Natur reliefarmen Landschaft optisch be­ als "icemarginal valley", also Eisrandtal deutsam. Gemäß der Naturräumlichen Glie­ (auch Urstromtal) während eines bestimmten derung Deutschlands I: 200000 wird regio­ Abschnitts der Saaleeiszeit aufgefaßt, was nal zwischen den Geestplatten der Sögeler auch für die Niederung nördlich der unteren Geest, CIoppenburger Geest, Delmenhorster Vecht(e) gilt. Der Hondsrug selbst war in sei­ Geest, Syker Geest und Achim-Verdener ner Entstehung lange Zeit umstritten. Sein Geest unterschieden (MEISEL 1959 a, Sockel besteht aus kiesigem Sand der Eibe 1959 b). Auf niederländischer Seite schließen und anderer mitteldeutscher Flüsse (EDEL­ sich westlich des dort fast restlos kultivierten MANN u. MAARLEVELD 1958, S. 646) und Bourtanger Moores weitere Geestplatten an. könnte aus dieser Sicht als mittel- oder alt­ In den erwähnten Geestlandschaften wei­ pleistozäne Flußterrasse (Terrassenkörper ei­ chen der Hümmling in der Sögeler Geest und nes durch das Inlandeis nach Sund W abge­ der Hondsrug in den Provinzen Drente und drängten Flußsystems) aufgefaßt werden. Da Groningen mit ihren Geländeformen vom das Inlandeis auf seinem Weg nach SW (bis durchschnittlichen Landschaftsbild ab. in die Gegend von Amersfoort) auf diese Der Hümmling, eine Grundmoränenplatte Flußschotter stieß, hinterließ es in ihnen an der Rehburger Phase der Saaleeiszeit, um faßt einigen Stellen Stauchungen, die zu der etwa 800 Quadratkilometer und ist eine der Überlegung geführt haben, ob man den urtümlichsten Landschaften Niedersachsens. Hondsrug nicht eher als Stauchmoränenzug "Er gliedert sich in vier NE-SW, d. h. in der auffassen müsse. Auf diese Interpretation Schubrichtung des Inlandeises streichende, trifft man z. B. in MEYERS "Kontinente und schwach gewölbte parallele Höhenrücken aus Meere" (Bd. 2, 1972), während EDELMANN u. Sand, Kies und Geschiebelehm, die einige MAARLEVELD (1958, S. 651) nur von einer Kilometer breit und 30 bis 40 km lang sind "glazialen Störungszone" sprechen. Da das und deren westlichster im Windberg bei Wer­ "Drentse Plateau" jedoch nahezu geschlossen peloh (nördl. Sögel) 73 m Ü. M. erreicht. Die von der Grundmoräne der Saaleeiszeit be­ zwischen den Rücken eingeschalteten brei­ deckt ist, so daß sich die Stauchungen des ten, feuchten, z. T. noch von Mooren bedeck­ Terrassenkörpers in den Geländeformen - ten Wiesensenken entwässern nach SW und im Gegensatz etwa zu den Stauchwällen des NE zur Hase bzw. Leda. Spätglaziale Dünen Rehburger Stadiums - nicht auswirken, hat an ihrem Rande sind teilweise noch heute als Verfasser den Hondsrug mit dem Drentse Flugsande in Bewegung... Einige kleine Plateau in der Karte der Geändeformen als Seen ("Meere" oder "Poeie") stehen auf un­ Grundmoränenplatte dargestellt. Für den durchlässigem Untergrund oder mit dem auffallig geradlinigen Verlauf des langen öst• Grundwasserspiegel in Verbindung. Viele lichen Steilhangs haben Untersuchungen zur kleine Wasserläufe ("Sichter" , "Beeke") Schubrichtung des Inlandeises durch VAN winden sich mit minimalem Gefalle zu den DEN BERG u. BEETS (1987) eine Begründung die Niederungen entwässernden "Radden" erbracht. Danach ist zwischen einem älteren (Westermann-Lexikon d. Geographie, Bd. II, Eisstrom aus etwa nordöstlicher Richtung, 1969, S. 4681). der die Stauchungen verursacht und die

33 Grundmoränenplatte hinterlassen hat, und und Flachhängen sowie Grundwasserseen. einem jüngeren Eisstrom zu unterscheiden, Die Erft erhielt ein neu es Flußbett. Darüber der aus NNW vorgedrungen ist: "De laatste hinaus wurden nach Abschluß des Kohleab­ ijsstroom zou de ruggen van het Hondsrug­ baues Naherholungs- und Naturschutzge­ complex gevormd heb ben" (SCHUDDEBEURS biete, ausgedehnte Forsten, neue landwirt­ 1990, S. 123). schaftliche Nutzflächen, aber auch Kippen für den natürlichen Abraum und diverse Ab­ 3.5 ANTHROPOGEN GEFORMTE ralle wie Bergematerial, Bauschutt, Müll, LANDSCHAFTEN Asche und Schlacke angelegt (Abb. 7). Die Die Nutzung der Landschaft durch den bedeutendsten Reliefunterschiede waren Menschen hat im Bereich der Karte 1 und 1988 im Bereich der Tagebaue Hambach e darüber hinaus zu nachhaltigen Veränderun• Jülich zu beobachten, wo mit der Sophien­ gen im Landschaftsbild geführt. Diese betref­ höhe (290 m über NN) ein bleibender Ab­ fen nicht nur die Vegetation, wo an die Stelle raumberg entstanden ist, der 200 m über das einer fast geschlossenen Bedeckung der Ge­ natürliche Niveau der Landschaft und 400 m ländeformen mit verschiedenen Laubwaldge­ über Sohle 5 des Tagebaues, die 110 m sellschaften Äcker, Wiesen, Weiden, Forsten unter NN liegt, aufragt (THIERMANN 1990, sowie Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieflä• S. 54ft). chen getreten sind. Sie betreffen auch die Ge­ Zu erheblichen Eingriffen in die Gelände• ländeformen selbst, sei es, daß diese für eine formen und damit in das Landschaftsbild, wirtschaftliche Nutzung durch Begradigung die in die Karte nicht aufgenommen werden (Fließgewässer), Planierung (Dünen) und konnten, ist es regional auch durch Halden Terrassierung (Berghänge ) hergerichtet oder und Bergsenkungen im Ruhrgebiet als Folge durch den Abbau von Bodenschätzen so des Steinkohle-Abbaues, durch Steinbrüche grundlegend umgestaltet wurden, daß ihre der Zementindustrie in den Kreidekalken der ursprüngliche Beschaffenheit nur noch mit Beckumer Berge, der Hellwegabdachung, der Hilfe älterer Kartenwerke rekonstruiert wer­ Paderborner Hochebene (z. T. erst durch den den kann. Landesentwicklungsplan vorgesehen) und Ein extremes Beispiel, das deshalb in der des Teutoburger Waldes bei Lengerich Karte 1 mit einer eigenen Signatur Berück• (Steinbruch-Landschaften) sowie durch Ein­ sichtigung gefunden hat, ist der Braunkoh/en­ griffe in die Kammlinie der Schichtrippen tagebau in der Niederrheinischen Bucht. Der des Wiehen-/Wesergebirges infolge des Ab­ Abbau der tertiären (miozänen) Braunkoh­ baues von jurassischen Sandsteinen und Kal­ lenflöze hat ein völlig neues Landschaftsbild ken als Schotter gekommen. geschaffen. Hierzu trug nicht nur die Ent­ Durch den Abbau der quarzitischen Sand­ nahme der Kohle, sondern auch die Entfer­ steine des Piesbergs bei Osnabrück für den nung ihrer Deckschichten bei, die aus Terras­ Gewinn von Pflastersteinen und Splitt seit senschottern des Rheins und der Maas sowie mehr als 100 Jahren sind große Teile des erd­ Löß bestehen. Deren Mächtigkeit wächst von geschichtlich hochinteressanten Karbonhor­ etwa zehn Metern im Südrevier zwischen stes inzwischen zerstört. Entsprechendes gilt Brühl und Liblar nach NW im Nordrevier für einige der tertiären Basaltvorkommen. (nördlich der Bahnlinie Köln-Düren) und Große Wunden in der Landschaft hat auch nach W im Bereich der Erftscholle auf ein der Abbau des Sandsteins der Bückeberge, ei­ Vielfaches an. Diese Deckschichten müssen nes geschätzten Bausandsteins, hinterlassen. vor dem Abbau der Kohle abgeräumt wer­ Nicht weniger gilt dies für die Naßabgrabun• den, um später, entsprechend den Rekultivie­ gen der u. a. für die Betonherstellung wert­ rungsplänen, in unterschiedlicher Weise wie­ vollen Rhein- und Weserkiese, wodurch in der eingebracht zu werden. der Insel- und Niederterrasse dieser Flüsse Im Zusammenhang mit .dem Kohleabbau eine anthropogene Seenlandschaft entstan­ (Gesamtmächtigkeit der Flöze bei Brühl 10 den ist. Die rechteckigen Grundrisse der bis 20 m, bei Quadrath-Ichendorf nw Fre­ Seen stehen in einem auffälligen Kontrast zu chen 80 bis 100 m; s. HAGER 1986, S. 19) so­ den Altarmen der Flüsse und zu natürlichen wie den vorausgehenden und nachfolgenden Seen. Vergleichbare Veränderungen hat das Maßnahmen entstehen künstliche Aufschüt• Landschaftsbild auch durch die Anlage der tungen, kesselartige Hohlformen mit Steil- zahlreichen Talsperren im Rheinisch-Westfä-

34 o Frechen

40

o Kerpen

35

D landwirtschaftliche Rekultivierung

D forstwirtschaflhche Rekultivierung Brühl 0 D Wasserflächen t trl l _ Umsiedlungen und Industriegebiete

_ Abbauflächen Liblar 0

5630 ~. .. E:=3 KIppenflachen () 0 o Lechenich () ---...... verbindliche Abbaugrenzen

o 2 3 5km I 1

Abb. 7: Süd revier des Braunkohlentagebaues der Ville (leicht veränd. nach PAAS 1986, S. 61)

tischen Schiefergebirge erfahren. Zu erwäh• 4. ERLÄUTERUNGEN ZUR KARTE 2.2 nen sind wegen der nachhaltigen Verände• (FLUSSEINZUGSGEBIETE) rung der Landschaftsformen auch die zahlrei­ chen ausgedehnten und tiefen Sandgruben in Flüsse I. Ordnung münden in das Meer, den glazialen Sanden der Senne, der Halter­ hier die Nordsee. Die Nebenflüsse werden als ner und der Dammer Berge sowie in den Flüsse 2. Ordnung, deren Nebenflüsse als flußbegleitenden Dünen und Uferwällen der Flüsse 3. Ordnung etc. bezeichnet. Das Ein­ Lippe und Ems u. a. zugsgebiet eines jeden Flusses wird gegen­ Viele dieser Aufschlüsse haben wissen­ über dem Einzugsgebiet benachbarter Flüsse schaftlich wertvolle Einblicke in die Erdge­ höherer oder gleicher Rangordnung durch schichte und die Morphogenese unseres Rau­ eine Wasserscheide begrenzt. Diese läßt sich mes gewährt, doch sind mit ihrer Anlage zu­ in den topographischen Karten, soweit in ih­ gleich auch charakteristische Beispiele für nen die Höhenlinien (Isohypsen) verzeichnet den geomorphologischen Aufbau der Land­ sind, zumeist sehr genau verfolgen. Ihr Ver­ schaft verloren gegangen. Hierzu hat beige­ lauf zwischen den in Karte 2.2 berücksichtig• tragen, daß viele Aufschlüsse kurzfristig ver­ ten Flüssen braucht deshalb an dieser Stelle fallen oder verfüllt worden sind. nicht beschrieben zu werden. Allerdings ist er 35 im Tiefland bei flächenhafter Vernässung nach ihrem längsten Quellarm zu benennen, nicht immer exakt festzulegen. Auch können hatte in unserem Raum von vornherein keine Flüsse und Bäche, die einen Schwemmkegel Chance, realisiert zu werden, da die Fließge• aufgeschüttet haben, sich in diesem verzwei­ wässer zu dem Zeitpunkt, als man mit wis­ gen. Wenn dann ihre Arme verschiedenen senschaftlichen Methoden zu messen und zu Flußsystemen tributär werden, so spricht kartieren begann, längst über einen geläufi• man von einer Bifurkation. So entwässert gen eigenen Namen verfügten. Dieser ent­ z. B. der Krollbach im Ostmünsterland nach sprach und entspricht aber durchaus nicht dem Eintritt von der Oberen in die Untere immer dem Namen des längsten Quellarms. Senne hauptsächlich zur Lippe, mit einem Andernfalls müßte die Lippe unterhalb des seiner Arme jedoch zur Ems. Ähnliches gilt Zuflusses der Alme nach dieser benannt wer­ ftir die Hase, die sich w Meile in einer jung­ den, die Ems nach dem Furlbach, die Werre pleistozänen Muldenfüllung einerseits der nach der Bega, die Dieme! nach der Hop­ Ems, andererseits aber mit der Else über die pecke etc. Ebensowenig sind die Flußnamen Werre der Weser zuwendet. konsequent nach dem wasserreichsten Fluß Ein Anlaß zur Kritik an der Karte könnte innerhalb eines Systems von Fließgewässern sich aus eini!len Vereinfachungen ergeben, gewählt worden. In manchen Fällen tragen die um der Ubersichtlichkeit willen vorge­ die Flüsse nach dem Zusammenfluß zweier nommen werden mußten. So sind beispiels­ größerer Quellflüsse mit eigenem. Namen weise die Einzugsgebiete von Vecht(e) und eine von diesen abweichende Bezeichnung. Ijssel, d. h. zwei Flüssen, die in das gegen die Ein Beispiel dafür ist die Weser unterhalb Nordsee abgedämmte Ijsselmeer münden, des Zusammenflusses von Werra und Fulda das seinerseits durch Schleusen in das offene bei Münden (wobei die Wörter "Weser" und Meer entwässert, als Flußeinzugsgebiet "Werra" allerdings eine gemeinsame sprach­ I. Ordnung zusammengefaßt worden. Ur­ geschichtliche Wurzel haben: Visarius). sprünglich handelte es sich zumindest bei der . Die Teilabschnitte der größeren Flüsse Vecht(e) um einen Fluß I. Ordnung, wäh• werden häufig unter dem Gesichtspunkt des rend sich für die Ijssel, einen dem Ijsselmeer Gefalles, der Schiffbarkeit, des Gezeitenein­ zufließenden Mündungsarm des Rheins, in flusses u. a. in Ober-, Mittel- und Unterlauf den zudem die bei Borken entspringende Is­ eingeteilt. Bei der Weser beträgt das durch­ sei (in den Niederlanden Oude Ijssel) mün• schnittliche natürliche Gefalle im Oberlauf, det, wie bei allen Mündungsarmen die Frage d. h. innerhalb der Mittelgebirgsschwelle von stellt, wie sie im Rahmen der genannten Ord­ Münden bis zur Porta Westfalica, I m auf nungskategorien zu behandeln ist. 1580 m Flußstrecke, während sich dieser Weiterhin konnten unter den Flüssen Wert im Mittellauf bis zur Mündung der Al­ 2. Ordnung in der Karte nur wenige als sol­ ler zunächst auf 1 :4250 und dann im von der che auch ausgewiesen werden. Zu diesen ge­ Weser benutzten Breslau-Bremer Urstromtal hören z. B. als linke Nebenflüsse der Weser (vgl. LrEDTKE 1976, Abb. 7) bis Bremen auf im Bereich der Mittelgebirgsschwelle Werre, 1 : 10 800 verringert (SCHIRMER b. KELLER Emmer und Diemel, während die aufgrund 1979, S. 43f). Als Unterweser bezeichnet des Ordnungsprinzips gleichrangigen Kalle, man den bereits unter Gezeiteneinfluß ste­ Exter, Humme und Bever nicht berücksich• henden Abschnitt zwischen Bremen und Bre­ tigt und zum Teil nicht einmal in die Karte merhaven, wo der Fluß in die Trichtermün• aufgenommen werden konnten. Hier mußte dung der Außenweser übergeht. Bei der Ems mit Rücksicht auf den Maßstab der Karte wird als Oberlauf der Flußabschnitt von der auch die Größenordnung der Flüsse als Ge­ Quelle bis zur Kreidekalk-Schwelle bei sichtspunkt eingebracht werden. Dabei bleibt Rheine, als Mittellauf der Flußabschnitt von zunächst wieder offen, ob die Größe eines hier bis Meppen und als Unterlauf der Fluß• Flusses durch seine Länge, die Fläche seines abschnitt von Meppen bis Emden bezeichnet Einzugsgebietes oder seine Wasserführung (SCHIRMER b. KELLER 1979, S. 41). definiert werden sollte. Da es sich bei den Flußeinzugsgebieten um Überlegungen dieser Art führen zu einer naturbedingte Raumeinheiten handelt, liegt weiteren Fragestellung, nämlich jener nach. der Gedanke nahe, an sie auch die natur­ dem Prinzip der Namengebung der Flüsse räumliche Gliederung anzulehnen. Wie ein und Bäche. Der bekannte Grundsatz, Flüsse Blick auf die Karten 2.1 und 2.2 zeigt, ist dies

36 jedoch nicht üblich. Maßgeblich sind die kehrswegen gekennzeichnet, die Zeit einspa­ zum Teil erheblichen Unterschiede hinsicht­ ren. Hohe Anforderungen an die Geschwin­ lich der Höhenlage über NN und der Klima­ digkeit lassen zudem nur geringe Gefälle• bedingungen, die innerhalb ein und dessel­ bzw. Steigungs werte zu. An die Stelle von ben Flußeinzugsgebietes herrschen können. Straßen, die im Bergland mit zahlreichen Deshalb werden z. B. in dem Naturraum der Serpentinen die Täler überwinden, sind hohe Westfalischen Bucht Teile der Einzugsgebiete Brücken und tiefe Einschnitte in die Höhen• von Rhein, Ijsselmeer und Ems zusammen­ züge getreten. Da die zuletzt genannten auch gefaßt, während sich das Einzugsgebiet der durch ebene Tunneltrassen ersetzt werden Ems nicht nur über Teile der Westfälischen können, die zudem das Landschaftsbild we­ Bucht, sondern auch solche der Westfälisch• niger beeinträchtigen, wird in der Planung Niedersächsischen Mittelgebirgsschwelle und nicht nur von Straßen-, sondern auch von der Ems-Weser-Niederung erstreckt. Bundesbahntrassen zunehmend auch dieser Dagegen kann die Kenntnis der Flußein• Weg beschritten (u. a. Neuplanung der B 61 zugsgebiete und Wasserscheiden ftir die Ver­ bei Porta Westfalica und Ie-Planung der folgung anderer Fragestellungen fruchtbar Strecke Dortmund-Kassel durch das Egge­ sein. Hierzu zählen z. B. solche der Wasser­ gebirge). bewirtschaftung, des Verlaufs alter Fernver­ Wo die Überwindung eines Wasserlaufes kehrswege und der historischen Grenzzie­ unvermeidbar war, erfolgte in früheren Jahr­ hung von Territorien. Unter ihnen soll im hunderten der Übergang über kleinere Flüsse folgenden der verkehrsgeographische Aspekt und Bäche an Furten, über größere Flüsse kurz beleuchtet werden. aber an solchen SteHen, wo ein festes Ufer Flüsse wie auch Wasserscheiden haben ftir (Niederterrasse, Gestein) den unmittelbaren den Menschen sowohl eine trennende wie Zugang zum Fluß und die Anlandung von eine verbindende Funktion. In ihrem Natur­ Schiffen, Booten oder Flößen erlaubte. zustand sind Flüsse trennende Elemente in Mit der Begradigung der größeren Flüsse der Landschaft. Soweit überhaupt eine Nut­ (z. B. Durchstich von Mäandern) erfolgte zung als Verkehrsweg möglich ist, bedeuten eine Zunahme der Fließgeschwindigkeit und die begleitenden sumpfigen Auenwälder so­ damit eine Tieferlegung der Flußrinne, wäh• wie Untiefen, zahlreiche Verzweigungen und rend die untergeordneten Seitenarme . trok­ weitschwingende Pendelbewegungen (Mäan• kenfielen oder zu Totarmen verkümmerten, der) des Flusses eine Erschwernis des Zu­ die nur noch zu Hochwasserzeiten vom Fluß gangs zum Fluß und eine Gefährdung und angenommen wurden. Dazu trug und trägt Zeitverluste ftir den Verkehr auf dem Fluß. auch die Vertiefung der Flußrinne durch Deshalb haben in früheren Jahrhunderten Bagger bei, wodurch zugleich die Flußschiff• nicht die Tal-, sondern die Höhenwege eine fahrt begünstigt wird. Flußparallele Deiche vorrangige Bedeutung gehabt. Viele alte und die Anlage von regulierbaren Seitenka­ Fernverkehrswege folgen vorzugsweise den nälen (u. a. Twente-Kanal an der Berkel, We­ Wasserscheiden, die im Bergland über ser-Datteln-Kanal und Datteln-Hamm-Kanal Kämme und Hochflächen und im Tief- und an der Lippe, Rhein-Herne-Kanal an der Em­ Hügelland über flache Geländerücken verlau­ scher, Dortmund-Ems-Kanal am Talrand fen. Beispiele ftir frühe Wasserscheidenstra­ von Stever, Werse und Ems) machten die zu­ ßen im Osten Westfalens sind vor schwer zugänglichen Flußtäler auch ftir - der Ha a r weg auf dem Haarstrang zwi­ die Ansiedlung von Industrie attraktiv. Die schen Ruhr/Möhne und Lippe, beiderseits des Rheines auf der Niederter­ - der E g g ewe g zwischen Alme (Lippe) und rasse angelegten alten Siedlungen wuchsen zu Nethe/Emmer (Weser) und bedeutenden Städten heran, die durch den - der Alt eHe II weg zwischen Alme und Fluß sowie durch Bahnlinien, Bundesstraßen Lippe. Dieser Weg "gilt in Verbindung mit und Autobahnen miteinander verbunden dem Haaiweg als die älteste Verbindung zwi­ sind. Die heute funktional eher verbindende schen dem Westen und dem Raum Pader­ als trennende Rolle des Rheines drückt sich born. Er ist das Musterbeispiel einer Wasser­ in dem vornehmlich wirtschaftlich gemein­ scheidenstraße" (KOCH 1977, S. 24). ten Begriff der "Rheinschiene" aus. Zu ihrer Die neuere Entwicklung ist durch den Be­ Entwicklung hat wesentlich auch die Nähe darf an geradlinig verlaufenden Hauptver- des Ruhrgebietes beigetragen, welche die Be- 37 gegnung von Erz und Steinkohle ermög• abgeleitet. Sie stellen Querschnitte durch lichte. Landschaften oder Teile von solchen dar. Bei Ems und Weser, ebenfalls Flüssen Ihre Aussagekraft ist um so größer, je besser 1. Ordnung, hat eine vergleichbare Entwick­ es gelingt, in ihnen typische Züge der erfaß• lung des Verkehrs und der Ansiedlung von ten Landschaften wiederzugeben. Daflir ist es Industrie wegen ihrer geringeren Breite und manchmal zweckmäßig, Profillinien zu wäh• Wasserflihrung, des weitaus geringeren Hin­ len, innerhalb deren Richtungsänderungen in terlandes und der fehlenden Rohstoffbasis Kauf genommen werden. Dieses Verfahren, Kohle nicht stattgefunden. Für den Fracht­ das auch bei geologischen Profilen üblich ist, gutverkehr der Binnenschiffahrt ist jedoch bleibt solange legitim, wie die Generalrich­ nördlich der Mittelgebirgsschwelle der Mit­ tung nur unwesentlich verlassen wird. Bei­ telland-Kanal bedeutsam, welcher zwischen spiele flir Richtungsänderungen finden sich Ems, Weser, Aller und Eibe n Magdeburg auch in den abgebildeten Profilen der Karte vermittelt. Für seine Anlage wurde weitge­ 2.3. Der Knick im Profil A-C bei B wurde hend die Subrosionsmulde nördlich des Wie­ von MÜLLER-WILLE, der die Profile entwor­ hengebirges (s. Karte 1) genutzt. Der Dort­ fen hat, eingeplant, um den Schnitt so legen mund-Ems-Kanal überwindet die Wasser­ zu können, daß auch das Eggegebirge, die scheide zwischen Stever (Lippe) und Werse Brakeler Hochflächen (Oberwälder Land), (Ems) an ihrer niedrigsten Stelle s Münster. das Wesertal und der Solling noch an charak­ teristischen Stellen erfaßt wurden. Beim N-S­ 5. ERLÄUTERUNGEN ZUR KARTE 2.3 Höhenprofil D-I ging es demgegenüber (HÖHENPROFILE) darum, westlich der zunächst eingeschlage­ Vor dem Verständnis flir die Ursachen von nen Profilrichtung auch noch die Baumberge geographischen Fakten steht, was heute und östlich dieser Richtung die höchsten manchmal in Vergessenheit zu geraten droht, Teile des Süderberglandes in das Profil ein- die Aneignung von soliden Kenntnissen aus zubeziehen. . dem weiten Feld der Topographie, d. h. der Abgesehen von der Zweckmäßigkeit des Lage und Größenordnung u. a. von Flüssen, Linienverlaufes, über die man stets diskutie­ Seen, Bergen und Städten auf der Grundlage ren kann, ist es bei der Anfertigung eines Hö• der verschiedenen Lehr- und Lernmittel. Die henprofils wichtig, den Vertikalmaßstab und folgenden Ausflihrungen befassen sich in al­ den Horizontalmaßstab aufeinander abzu­ ler Kürze mit dem Hilfsmittel des Höhenpro• stimmen. Profile mit langen Grundlinien - fils, das der Vermittlung bzw. Aneignung an­ beim Profil A-C handelt es sich um rund schaulicher Vorstellungen vom Relief dienen 250 km - erfordern einen kleinen, solche mit soll (vgl. SERAPHIM 1985 a). kurzen Grundlinien ermöglichen einen grö• Höhenprofile werden nicht aus geomor­ ßeren Vertikalmaßstab. Dieser beträgt in phologischen, sonder]) aus Isohypsenkarten Karte 2.3 bei einem Horizontalmaßstab von

= '" :::::::::::::::::::::::::::::::::::1:~:::::::::::r:::::::::::::::::::::::::~: '" .------~~------~------t------, '" ------" ------" --1------r------'" t------~;.:------L:------i------"'" )00 1 _____-=~=------~,fr-~"~'20 i ----~------I '" 2" > '" ~ 200 t---=~~~---~_~_~-~J-~b-,~-:JI~--~~::---:-:-:~J·~I~~...... j~--~- ~" '" ~ i'0 -.. ~ "0 18- .... _ "'-_... -"-... ---...-...... -...... -...... ~ fillrall~lI' ... j~iJO':_-~- .... jWJß- '" miiNN100 HXI"'iiNN" 0 "500 1000 1400m Abb. 8: HÖhenprofil und geologisches proril durch die Schichtrippe des Wesergebirges bei den Luhdener Klippen (aus SPÖNEMANN 1966, Anhang) 38 etwa I : 900 000 wegen der 20fachen Überhö• schichte des Dümmer. In: Sero naturhist. Ges. Han­ hung etwa 1:45000. Würde man um der nover, 118. Hannover EDELMANN, C. H. u. G. C. MAARLEVELD (1958): Pleisto­ Wirklichkeitstreue willen für beide Maßstäbe zän - geologische Ergebnisse der Sodenkartierung in den gleichen Quotienten wählen, so entsprä• den Niederlanden. In: Geol. Jb., Bd. 73, S. 639-684. che in der Profilzeichnung einem 900 m ho­ Hannover hen Berg - die höchste Erhebung im Bereich FEIGE, W. (1970): Die Briloner Hochfläche. Münster (~ der Karte 1 ist der 843 m hohe Langenberg LandschaftsfUhrer d. Westr. Heimatbundes, H. 9) DERS. (1987): Karbonatkarstlandschaften im südöstli• bei Willingen im Süderbergland - gerade chen Westfalen. In: Geogr.-Iandeskundl. Atlas von I mm, während das Relief der Ems-Weser­ Westfalen, Lfg. 3, Bcgleiuext zum Doppelblatt "La­ Niederung, des Ostmünsterlandes und der gerstätten, Gesteinsarten, Karst", S. 26-34. Münster Lippeniederung überhaupt nicht mehr dar­ FISCHER, H. (1972): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 124 Siegen. Geogr. Landesaufnahme 1:200000, stellbar wäre. Naturräuml. Gliederung Deutschlands. Bonn-Bad Dem Anspruch, zur Veranschaulichung Godesberg beizutragen, werden Höhenprofile besonders FRAlING, H. (1950): Die Physiotope der Lahntalung bei dann gerecht, wenn sie für eine relativ kurze Laasphe. Münster (- Westf. Geogr. Studien, Bd. 5) GELLERT, J. F. (1968): Das System der komplex-gec­ Grundlinie erstellt werden und zugleich aus­ morphologischen Karten. In: Petermanns Geogr. reichende Unterschiede in der Vertikalen Mitt., 112, S. 185-190. Gotha aufweisen. Bei einem Querschnitt durch das GLÄSSER, E. (1978): Die naturräumlichen Einheiten auf Rheintal im Bereich der Niederrheinischen Blatt 122/123 Köln-Aachcn. Geogr. Landesaufnahme 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutschlands. Bucht, durch den Teutoburger Wald oder das Bonn-Bad Godesberg Wiehengebirge oder durch Teile der Mün• GRAUL, H., C. RATHJENS (Bearb.) U. F. MACHATSCHEK steriänder Schichtstufenlandschaft sind die (1973): Geomorphologie. 10., neubcarb. u. erweit. genannten Bedingungen erfüllt; in besonders Aufl. Stuttgart günstigen Fällen ist es, wie Abb. 8 zeigt, sogar HAASE, G. (1967): Zur Methodik großmaßstäbiger land­ schafts-äkologischer und naturräumlicher Erkun­ möglich, das Profil ohne Überhöhung, d. h. dung. In: Wiss. Abh. d. Geogr. Ges. DDR, 5, S. in Maßstabstreue, wiederzugeben. 35-128 HAGER, H. (1986): Braunkohle. In: Geol. Karte von Nordrhein-Westfalen 1:100000, Erl. zu Blatt C 5106 Köln, S. 19. Krefeld ZITIERTE LITERATUR HEMPEL, L. (1962): Das Großrelief am Südrand der Westfalischen Bucht und im Nordsauerland. In: Spie­ ALLKÄMPER, D. (1986): Die Beckumer Berge. Münster ker, Bd. 12, S. 3-44. Münster (= Landschaftsftihrer des Westr. Heimatbundes, DERS. (1976): Erläuterungen zu den Karten "Morpho­ H.II) graphie" und ,.Höhenschichten". In: Deutscher Pla­ BARSCH, H., H.·J. FRANZ, E. HEYER et al. (1968): Ar­ nungsatIas, Bd. I, Nordrhein-Westfalen, Lfg. 9, S. beitsmethoden in der physischen Geographie. Berlin 1-13. Hannover BERG, M. W. VAN DEN U. D. J. BEETS (1987): Saalian DERS. (1983): Westfalens "Gebirgs-, Berg-, Hügel- und glacial deposits and morphology in the Netherlands. Tiefländer" - ein geomorphologischer Überblick. In: In: J. J. M. VAN DER MEER (Hg.): Tills and Glaciotec­ WEBER, P. U. K.-F. SCHREIBER (Hg.): Westfalen und tonics, S. 235-251. Rotterdam angrenzende Regionen. Festsehr. Z. 44. Dtsch. Geo­ BLUME, H. (1971): Probleme der Schichtstufen land· graphen tag in Münster, Teil I, S. 9-26. Paderbom (~ schaft. Darmstadt (- Erträge der Forschung, Bd. 5) Münstersehe Geogr. Arbeiten, 15) BÜRGENER, M. (1963): Die naturräumlichen Einheiten HERRMANN, R. (1969): Die Auslaugung der Zechstein­ auf Blatt 111 Arolsen. GeogT. Landesaufnahme salze im niedersächsisch-westfalischen Grenzgebiet 1:200 000, Naturräuml. Gliederung Deutschlands. bei Bad Pyrmont. In: Geol. Jb., 87, S. 277-294. Han­ Bad Godesberg nover DERS. (1969): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt HESEMANN, J. (1965): Die Ergebnisse der Bohrung Mün• I 10 Amsberg. Geogr. Landesaufnahme 1:200000, sterland I. Köln und Opladen (~ Forschungsber. d. Naturräurnl. Gliederung Deutschlands. Bad Godes· Landes Nordrhein-Westfalen, Nr. 1468) berg HOFMANN, M. (1985): Südliche Westfalisehe Bucht: Von BURGHAROT, O. (1979): Siebengebirge - Landschaft im der Ems zur Möhne. In: Westfalen in Profilen. Ein Wandel. Krefeld geographisch-Iandeskundlicher Exkursionsftihrer (= DAHM, H.-D. (1980): Überblick über das Blomberger LandschaftsfUhrer d. Westf. Heimatbundes, 10), S. Becken bei Istrup, TK 25 (4020) BIomberg. In: Quar­ 115-131. Münster tärgeologie, Vorgeschichte und Verkehrswasserbau in KAMP, H. v. (1986): Erdgeschichte. In: Geol. Karte von Westfalen. Vorträge und Exkursionen der 46. Tagung Nordrhein-Westfalen 1:100000, Erl. zu Blatt C 5106 der Arbeitsgemeinschaft Nordwestdeutscher Geolo­ Köln, S. 8-I 8. Krefeld gen in Münster vom 5. bis 8. Juni 1979 (= Westf. Ge­ KELLER, R. et al. (Hg.) (1979): Hydrologischer Atlas der ogr. Studien, Bd. 36, S. 193). Münster Bundesrepublik Deutschland. Boppard DAHMS, E. (1974): Geologische und limnologische Un­ KLASSEN, H. (Hg.) (1984): Geologie des Osnabrücker tersuchungen zur Entstehungs- und Entwicklungsge- Berglandes. Text- u. Kartenband. Osnabrück

39 KLEINN, H. (1961): Die Schiedden auf der Haarfiäche MOSLER, M.-A. (1981): Geomorphologische Untersu­ zwischen Geseke und Soesf. Ein Beitrag zur Hydro­ chungen im Lippischen Keuperbergland. Hamburg (= graphie und Morphologie temporärer Trockentäler. Hamburger Geogr. Studien, H. 37) In: Spieker, Bd. 11, S. 67-112. Münster MÜLLER, H. (1985): Der Kahle Asten. In: Geol. Karte KOCH, J. (1977): Frühe Verkehrsstraßen in der östlichen von Nordrhein-Westfalen I: 100 000, Erl. zu Blatt C Westfalischen Bucht. Paderbom-Neuenbeken (= 5114 Siegen, S. 35-39. Krefeld SchrineoT. d. Heimatvereins Neuenbeken e.V., MÜLLER, P. (1977): Tertiäre Vulkanite (tmi, +B). In: Nr.3) Geol. Karte von Niedersachsen 1:25000, Er!. zu KÖRBER, H. (1956): Morphologie von Waldeck und Ost­ Blatt Nr. 4323 Uslar, S. 33-35. Hannover sauerland. Würzburg (e> Würzburger Geogr. Ab­ MÜLLER-WILLE, W. (1966): Bodenplastik und Natur­ handl., H. 3) räume Westfalens. Text- und Kartenband. Münster KRAMM, E. (1985): Moore. In: Geogr.-Iandeskundl. At­ (- Spieker, Bd. 14) las von Westfalen, Lfg. I, Begleittext zum Doppel­ PAAS, W. (1986): Land- und forstwirtschaftliehe Rekulti­ blatt "Spät- und nacheiszeitliche AblagerungenlVege­ vierung der Braunkohlentagebaue. In: Geo!. Karte tationsentwicklung", S. 22-28. Münster von Nordrhein-Westfalen I: 100 000, Erl. zu Blatt KÜHN-VELTEN, H. (1981): Felsenmeer bei Sundwig. In: 5106 Köln, S. 60-64. Krefeld Geol. Karte von Nordrhein-Westfalen 1: 100000, Erl. PAFFEN, K., A. SCHOTTLER u. H. MÜLLER-MINY (1963): zu Blatt C 4710 Dortmund, S. 34-36. Krefeld Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 108/109 DERS. (1985): Bad Pyrmont. In: Geol. Karte von Nord­ Düsseldorf-Erkelenz. Geogr. Landesaufnahme rhein-Westfalen 1:100000, Erl. zu Blatt C 4318 Pa­ 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutschlands. derbom, S. 38-40. Krefeld Bad Godesberg KÜHN-VELTEN, H. u. G. MICHEL (1986): Dümmer und RUEGG, G. H. J. (1983): Glaciofluvial and glaciolacu­ Stemweder Berg. In: Geol. Karte von Nordrhein­ strine deposits in the Netherlands. - In: J. EHLERs Westfalen I: I 00000, Erl. zu Blatt C 3914 Bielefeld, (Hg.): Glacial Deposits in North-West Europe, S. S. 80-82. Krefeld 379-392. Rotterdam KÜHN-VELTEN, H., G. MICHEL u. K. SKUPIN (1982): SCHLIMM, W. (1984): Niepkuhlen. In: Geol. Karte von Rehburg. In: Geol. Karte von Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen I: 100 000, Erl. zu Blatt C 4702 1:100000, Erl. zu Blatt C 3918 Minden, S. 69-70. Krefeld, S. 57-59. Krefeld Krefeld SCHMITHÜSEN, J. (1949): Grundsätze rur die Untersu­ KÜRTEN, W. v. (1977): Die naturräumlichen Einheiten chung und Darstellung der naturräumlichen Gliede­ auf Blatt 95/96 Kleve/Wesel. Geogr. Landesauf­ rung von Deutschland. In: Ber. z. dtsch. Landeskde., nahme 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutsch­ Bd. 6, S. 8-19. Remagen lands. Bonn-Bad Godesberg SCHUDDEBEURS, A. P. (1990): De Zwerfstenen van het LEDOUX, H. (1987): Der Rodderberg-Vulkan. In: Geol. Drentse Plateau. In: Grondboor & Hamer. Tijd­ Karte von Nordrhein-Westfalen 1:100000, Erl. zu schrift van de Nederlandse Geologische Vereniging, Blatt C 5506 Bonn, S. 47-49. Krefeld 44. Jg., Nr. 4/5, S. 120-127. Haarlem LEPPE., J., H. MENGELING u.a. (1990): Geologische SCHÜTTLER, A. (1963): Hilden-Lintorfer Sandterrassen. Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark In: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 108/109 Solling-Vogier, I: I 00000. Hannover Düsseldorf/Erkelenz. Geogr. Landesaufnahme LlEDTKE, H. (1975): Die nordischen Vereisungen in Mit­ 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutschlands, S. teleuropa. Bonn-Bad Godesberg (~ Forsch. z. dtsch. 24-26. Bad Godesberg Landeskde., Bd. 204) SCHUNKE, E. (1968): Die Schichtstufenhänge im Leine­ DERs. (1984): Erläuterungen zur Geornorphologischen Weser-Bergland in Abhängigkeit vom geologischen Karte I: I 00000 der Bundesrepublik Deulschland Bau und Klima. Göttingen (e:! Göttinger Geogr. Ab­ (GMK 100), Blatt I, C 5510 Neuwied. Berlin u. handl., H. 43) Stuttgart SCHUNKE, E. u. J. SPÖNEMANN (1972): Schichtstufen LOUIS, H. (1968): Allgemeine Geomorphologie. 3., neu­ und Schichtkämme in Mitteleuropa. In: Göttinger bearb. u. stark erweit. Aufl. Berlin Geogr. Abhandl., H. 60 (Hans-PosER-Festschr.), S. MEISEL, S. (1959 a): Die naturräumlichen Einheiten auf 65-92. Göttingen Blatt 70171 CloppenburgiLingen. Geogr. Landesauf­ SERAPHIM, E. T. (1964): Das Physiotop-GeHige des Bie­ nahme 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutsch: lefelder Osnings. Inaugur.-Diss. d. mathem.-natur­ lands. Remagen wiss. Fak. zu Münster (Westf.). Maschinenschr., un­ DIES. (1959 b): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt gedruckt. Münster 72 Nienburg-Weser. Geogr. Landesaufnahme DERS. (1973): Drumlins des Drenthe-Stadiums am 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutschlands. Nordostrand der Westfalischen Bucht. In: Osnabrük• Remagen ker Naturwiss. Mitt., 2, S. 41-87. Osnabrück DIEs. (1960): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt DERs. (1979 a): Zur Inlandvereisung der Westfälischen 86 Hannover. Geogr. Landesaufnahme 1:200000, Bucht im Saale-(Riß-)Glazial. In: Münstersehe Naturräuml. Gliederung Deutschlands. Bad Godes­ Forsch. Geol. Paläont., 47, S. 1-31. Münster berg DERS. (1979 b): Der sogenannte Senne-Sander, eine DIES. (l961): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt Kame-Terrassse. Drenthestadiale Grundmoräne und 83/84 Osnabrück-Bentheim. Geogr. Landesauf­ postmoränale Schmelzwassersedimente der Oberen nahme 1:200000, Naturräuml. Gliederung Deutsch­ Senne. In: Ber. Nat. Ver. Bielefeld, 24, S. 319-344. lands. Bad Godesberg Bielefeld MERKT, J. (1979): Seeablagerungen. In: Geol. Karte von DERS. (1985 a): Höhenschichten und Reliefenergie. In: Niedersachsen 1:25000, Erl. zu Blatt Nr. 3521 Reh­ Gcogr.-Iandeskund!. Atlas von Westfalen, Lfg. I, Be­ burg, S. 48-57. Hannover g1eittext zum Doppelbatt .. Relier', S. 1-6. Münster 40 DERS. (1985 b): Dünen, Flugsanddecken und löß. In: DERS. (1990): Der Braunkohlentagebau Hambach. In: Geogr.-Iandeskundl. Atlas von Westfalen, Lfg. J, Be­ Geol. Karte von Nordrhein-Westfalen I: 100 000, Erl. gleittcxt zum Doppelblatt .,Spät- und nacheiszeitliche zu Blatt C 5102 Mönchengladbach, S. 54-57. Kre­ Ablagerungen/Veget3tionsentwicklung", S. 1-21. feld Münster TIMMERMANN, O. F. (1957): Zur Frage der Rumpftrep­ DERS. (1987): Quartärbasis, Verwerfungen und Erdfalle pen und Schichtstufen. Neue Beobachtungen im des Heiligen Feldes am Schafberg bei Ibbenbüren. In: Hellwegvorland des Rheinischen Schiefergebirges. Geogr.-Iandeskundl. Atlas von Westfalen, Lfg. 3, Be­ In: Deutscher Geographentag Hamburg 1955, Ta­ gleiuext zum Doppelblatt "Lagerstätten/Gesteinsar• gungsber. u. wiss. Abhandl., S. 338-345. Wiesbaden ten/Karst", S. 24-26. Münster VOGELSANG, R. (1974): Zur Morphologie des Schicht­ SKUPIN, K. (1983): Geologische Karte von Nordrhein­ stufenlandes am Beispiel der Paderborner Hochflä• Westfalen 1:25000, Erl. zu Blatt 4217 DclbTÜck (mit che und des Eggegebirges. In: Paderborner Studien, BeitT. von H. DAHM-ARENS, G. MICHEL, H.-W. RE­ Jg. 1973174, H. 6, S. 47-59. Paderborn HAGEN u. H. VOGLER). Krefeld WILHELMY, H. {I 972): Geomorphologie in Stichworten. SPÖNEMANN, J. (1966): Geomorphologische Untersu­ 11. Exogene Morphodynamik. Verwitterung - Abtra­ chungen an Schichtkämmen des Niedersächsischen gung - Tal- und Flächenbildung. Kiel Berglandes. Göttingen (- Göttinger Geogr. Abhandl., H.36) STURMFELS, W. U. H. BISCHOF (1961): Unsere Ortsna­ men, im ABC erklärt nach Herkunft und Bedeutung. ZITIERTE HANDBÜCHER, LEXIKA, WÖRTER• 3. verbess. u. stark erweit. Aun. Bonn BÜCHER THOME, K. N. (I959): Eisvorstoß und Flugregime an Niederrhein und Zuider See im Jungpleistozän. In: DEMEK, J. et al. (1976): Handbuch der geomorphologi­ FortsehT. Geol. Rheinld. u. Westr., 4, S. 197-246. sehen Detailkartierung. Deutschspr. Ausgabe, bearb. Krefeld von J. F. GELLERT. WIEN DERS. (1980): Talgeschichte. In: Geol. Karte von Nord­ HERDER-LEXIKON Geographie. 2. Aufl. (I972), bearb. v. rhein-Westfalen I: 100 000, Erl. zu Blatt C 4706 Düs• M. u. J. KLEIN. FreiburgiBasel/Wien sei dorf-Essen, S. 44-49. Krefeld MEYERS Kontinente und Meere. Daten, Bilder, Karten. DERS. (1984 a): Quartär. In: Geol. Karte von Nordrhein­ Europa, Bd. 2 (1972), bearb. von A. HANLE. Mann­ Westfalen I: I 00 000, Erl. zu Blatt C 4702 Krefeld, S. heim/Zürich 19-26. Krefeld. MEYNEN, E., J. SCHMITHÜSEN, J. GELLERT, E. NEEF, H. DERS. (1984 b): Süchtelner Höhen. In: Geol. Karte von MÜLLER-MINY U. H. J. SCHULTZE (Hg.) (1952- Nordrhein-Westfalen 1:100000, Erl. zu Blatt C 4702 1961): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Krefeld, S. 49-52. Krefeld Deutschlands, 7 Bde. Remagen/Bad Godesberg THIERMANN, A. (1970): Geologische Karte von Nord­ MURAWSKI, H. (1983): Geologisches Wörterbuch. 8., rhein-Westfalen 1:25000, Erl. zu Blatt 3711 Bever­ völlig überarb. u. erweit. Aufl. Stuttgart gern (mit Beitr. von M. KOCH u. K.-H. WILL). Kre­ WESTERMANN-LExIKoN der Geographie. Hg.: W. Tietze, feld beraten von E. WEIGT. 4 Bde. (1968-1970). Braun­ DERS. (1975): Zur Geologie der Erdfalle des "Heiligen schweig Feldes" im Tecklenburger Land/Westfalen. In: Mitt. geol.-paläonl. Insl. Univ. Hamburg, 44, S. 517-530. Anschrift des Verfassers: Dr. Ernst Theodor Seraphim, Hamburg Schäferweg 30, 4790 Paderborn

41 Verlag: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung GmbH & Co., Münster

® 1992 Landschaftsverband Wcstralen-Lippe, Geographische Kommission rur Westralen

Das Werk ist urheberrcchtlich geschützt. Die dadurch bcgründeten Rechte, insbesondere die der übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe aur rotomechanischem oder ähnlichem Wegc und der Speichcrung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwenung, vorbehalten. Die Vergülungsansprüchc des § 54, Abs. 2, UrhG, werden durch die VCJ""Y,'cnungsgcsellschaft Won wahrgenommcn. Gcsamtherstellung: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung GmbH & Co., Münster, 1992

Sechste Liererung insgesamt ISBN 3-402-06182-1

Doppelblatt: Geomorphologie und Nawrräume ISBN 3-402-061g5-6