Am Beispiel Der Büchereien Wien
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Stefan Lichtenegger Büchereien Wien. Am Gürtel Urban-Loritz Platz 2a, 1070 Wien U-Musikmedien als Anziehungspunkt in Öffentlichen Bibliotheken : am Beispiel der Büchereien Wien Projektarbeit im Rahmen der hauptamtlichen Ausbildung für Bibliothekar/innen (Ausbildungslehrgang 2006-2008/B) Eingereicht am 08. Februar 2008 Stefan Lichtenegger Büchereien Wien. Am Gürtel Urban-Loritz Platz 2a Abstract: U-Musikmedien als Anziehungspunkt in Öffentlichen Bibliotheken : am Beispiel der Büchereien Wien Die Bereitstellung von U-Musikmedien in der früheren Musikbücherei in der Skodagasse ab Mitte der 80er Jahre fand bei den Bibliotheksbenutzern sofort regen Zuspruch. Die Entwicklung von einer fast gänzlich auf klassische Musik spezialisierten Bibliothek für eine relativ kleine Zielgruppe hin zu einer alle Musikrichtungen präsentierenden Einrichtung entspricht dem Bild einer modernen öffentlichen Bücherei für ein großes Publikum. Zugleich wurden damit auch neue Benutzer in die Bücherei gelockt, die zu den nicht so stark vertretenen Gruppen in Büchereien zählen. Seit Anfang der 90er Jahre hat sich vor allem die Compact Disc als eines der am meist entlehnten Medien durchgesetzt. Auch U-Musiknoten und DVDs sind stark nachgefragte Medien. Nach einer nun schon 20 Jahre andauernden Erfolgsstory zeigen sich aber durch die Entwicklungen neuer Technologien auf dem Markt Veränderungen an, die in Zukunft auch das Angebot der herkömmlichen U-Musikmedien in Öffentlichen Bibliotheken betreffen werden. Während die Musikindustrie seit Jahren Umsatzrückgänge verzeichnet, haben neue Technologien die Entlehnungen von U-Musikmedien bei den Büchereien Wien bislang zusätzlich gefördert. Doch auch hier sind erste Auswirkungen durch die Möglichkeiten des Kopierens und durch das Downloaden von Musik feststellbar. Diese Arbeit wirft einen Blick zurück auf die Geschichte der U-Musikmedien bei den Büchereien Wien, gibt einen Einblick in die momentane Situation und zeigt mögliche Auswirkungen für Bibliotheken durch die rasanten Veränderungen in der Musikindustrie. Bei folgenden Personen möchte ich mich für Hilfestellung, Informationen und aufgewendete Zeit bedanken: Mag.a Karin Claudi Peter Hörschelmann Gina Jank Werner Kantner Robert Kellner Susanne Kurz Bernadette Posch Dr. Alfred Pfoser Anita Pravits Ilse Weber Reinhard Wieser Anmerkung zum Sprachgebrauch: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde durchgehend die männliche (neutrale) Anredeform benutzt, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt. Inhaltsverzeichnis 1. U-Musik 1 1.1.Was ist U-Musik? 1 1.2. Einteilung von U-Musik 6 1.2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musik 6 1.2.2. Anforderungen an den Bibliothekar mit Schwerpunkt U-Musik 15 1.2.3. Systematische Zuordnung bei den Büchereien Wien 16 2. U-Musikmedien 19 2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musikmedien 19 2.2. Bestand an U-Musikmedien in den Büchereien Wien 20 2.2.1. Bestand an U-Musikmedien in der Hauptbücherei 20 2.2.1.1. Entwicklung des Bestandes seit Eröffnung der neuen HB 21 2.2.2. Bestand an U-Musik-CDs in den Zweigstellen der Büchereien Wien 22 2.2.3. Geschichte der Bestandsentwicklung von U-Musikmedien bei den Büchereien Wien 25 2.2.3.1. Geschichte der Bestandsentwicklung in der Hauptbücherei 25 2.2.3.2. Standort der U-Musikmedien in der Hauptbücherei 28 2.2.3.3. Die Situation in der Stützpunktbücherei Philadelphiabrücke 29 2.2.3.4. Die Situation in der Stützpunktbücherei Bernoullistrasse 31 3. Katalogisierung von U-Musikmedien 33 4. Sichern von U-Musikmedien 39 4.1. Die Technologie RFID 39 4.1.1. Vor- und Nachteile von RFID 40 4.1.2. Booster-Etiketten 40 4.2. Diebstähle in Bibliotheken 41 4.2.1. Fallbeispiel 1 43 4.2.2. Fallbeispiel 2 45 4.2.3. Lösungsansätze 45 4.3. Beschädigungen von U-Musikmedien und ähnliche Problemfälle 46 4.3.1. Probleme mit CD-Hüllen 46 4.3.2. Beschädigungen von CDs und DVDs 48 5. Die Benutzer von U-Musikmedien 50 5.1. Auswertung 50 5.2. Ein Blick auf die Benutzer 54 6. Tendenzen 59 6.1. Markttendenzen 59 6.2. Tendenzen in Bibliotheken 60 6.3. Die digitale Bibliothek 61 Bildanhang 64 Interviews 73 Verzeichnis der verwendeten Literatur 73 Verzeichnis verwendeter Internetadressen 75 Erklärung 76 1. U-Musik 1.1. Was ist U-Musik? U-Musik als Kürzel für Unterhaltungsmusik erklärt sich anscheinend bereits ausreichend durch die Zusammensetzung der beiden Substantive Unterhaltung und Musik. Wir haben es also mit unterhaltender Musik zu tun. Diesbezüglich habe ich auch einmal in einem einfachen Musiklexikon, welches ich nicht mehr eruieren konnte, die logische, zugleich einfachste und damit auch im Gedächtnis haften gebliebene Definition gefunden: „Unterhaltungsmusik ist Musik, die unterhält.“ Damit wäre wohl alles geklärt, oder? Tatsächlich beginnen hier erst die Probleme. Denn, welche Musik hat eigentlich keinen unterhaltenden Charakter? Für viele Menschen wären damit auch die meisten zur „Ernsten Musik“ gezählten Komponisten Unterhaltungsmusiker. Bach, Mozart, Schubert, Puccini und Verdi auf jeden Fall. Jede Opernaufführung, jeder Liederabend hat einen in diesem Sinne unterhaltenden Charakter. Für jemanden, der beim Musikhören nicht automatisch wertende Maßstäbe anlegt, können somit auch problemlos moderne Komponisten wie Henze oder Nono, aber auch Musikrichtungen wie der Free Jazz oder die Avantgarde zur Unterhaltungsmusik gehören. Die Definition von U-Musik in den verschiedensten Musiklexika, die sich ernsthafter mit dem Begriff auseinandersetzen, findet dann meist über eine wertende Komponente statt, über die Trennung der Begriffe „Ernste Musik“ („E-Musik“) als Kunstmusik mit einem höheren Anspruch als nur dem der reinen Unterhaltung, und Unterhaltungsmusik als Musik mit rein unterhaltendem Charakter. Auch hier ist naheliegend, dass diese Klassifikation umstritten ist, denn die Grenzen zwischen E- und U-Musik sind fließend, beide Gattungen können ernstzunehmend und unterhaltend sein. Hinzu kommt, dass der Begriff U-Musik ausschließlich im deutschsprachigen Raum üblich ist und sehr häufig auch schon durch die Bezeichnungen „populäre Musik“, „Populärmusik“ oder auch einfach „Popmusik“ ersetzt wird. Neben der wertenden war im 20. Jahrhundert vor allem die verwertende Betrachtung entscheidend für die klare Trennung zwischen Klassischer Musik als E-Musik und nicht 1 klassischer als U-Musik. E-Musik wurde von den Verwertungsgesellschaften grundsätzlich höher vergütet, die Verwaltung strikt getrennt. Diese Trennung existiert bei vielen Verwertungsgesellschaften bis heute und ist auch das entscheidende Erklärungsmodell für die Erhaltung der systematischen Klassifikation in E- und U-Musik. Da keine übereinstimmenden Definitionen für U-Musik in Musiklexika zu finden sind, werde ich Ihnen die wichtigsten aus bekannten Musikwörterbüchern präsentieren, wobei Sie sehr schnell feststellen werden, wie sehr sich die Musikwissenschaft mit diesem Begriff abmüht. Schon „Meyers Taschenlexikon Musik“ gesteht den zweifelhaften Charakter der Einteilung in E- und U-Musik ein: „Sie ist daher von Funktionsart und -weise her alltagsnah, stellt in Gestalt und Gehalt keine hohen Ansprüche und wird überwiegend zu Geselligkeit, Vergnügen, Erholung gebraucht. [...] Andere Bezeichnungen mit jeweils etwas anderer Akzentuierung sind »leichte«, »triviale«, »niedere«, »populäre« oder »Pop«-Musik. Im dt. Sprachgebrauch ist aber der Begriff U. (U-Musik) der mit dem weitesten Begriffsinhalt und der gebräuchlichste. [...] U. kann als eine Art Volksmusik unter den Bedingungen des industriellen Zeitalters gelten. [...] Dennoch gibt es ständige Wechselwirkungen zwischen U- und E-Musik (in beiden Richtungen) und es ist sicher, daß diese grobe Zweiteilung der Struktur und Entwicklung der Musikkultur nicht voll gerecht wird.“ 1 In der grundsätzlich sehr guten neuen Ausgabe „Handbuch der populären Musik“ aus dem Jahre 2007 begehen die Autoren den Fehler, die Begriffe „U-Musik“ und „Unterhaltungsmusik“ getrennt zu definieren: „U-Musik: Kürzel für →Unterhaltungsmusik, wird oft auch als Oberbegriff für die Genres und Gattungen der →populären Musik gebraucht und so dem für die →artifizielle Musik stehenden Kürzel E-Musik gegenübergesetzt. Rubrizierungen dieser Art haben sich vor allem bei Verwertungsgesellschaften und in der Rundfunkpraxis als Sparten 2 eingebürgert.“ 1 Meyers Taschenlexikon Musik : in 3 Bd. ; [rund 8000 Biographien u. Sachart.] / hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht. In Verbindung mit d. Red. Musik d. Bibliograph. Inst. unter Leitung von Gerhard Kwiatkowski. - Orig.-Ausg.. - Mannheim ; Wien ; Zürich : Bibliographisches Institut. – Bd. 3. On-Zz. – 1984, S. 280 – 281. 2 Wicke, Peter: Handbuch der populären Musik : Geschichte, Stile, Praxis, Industrie / Peter Wicke und Wieland & Kai-Erik Ziegenrücker. - Mainz : Schott, c 2007, S. 769. 2 „Unterhaltungsmusik: kaum eindeutig festlegbare Form von Hintergrundmusik, die sich ausschließlich funktional definiert, als Hintergrund zu oder für Unterhaltung. [...] Unterhaltungsmusik wurde so bis in die 1950er Jahre zu einem Oberbegriff für alle im Rundfunk gesendeten oder produzierten Formen der populären Musik, ein Begriffsgebrauch, der sich umgangssprachlich mit dem Kürzel →U-Musik weitgehend bis heute erhalten hat.“ 3 Der „Schülerduden Musik“ hält sich kurz und bleibt ohne genaueren geschichtlichen Hintergrund: „U-Musik: Abk. für Unterhaltungsmusik, verwendet als Gegensatz zur E-Musik. Die in ihrer Pauschalierung und Polarisierung problematische Einteilung der Musik in Unterhaltungsmusik und »ernste« oder »klassische« Musik (E-Musik) entstand in den 1920er-Jahren aus verwaltungstechnischen Gründen bei der Wahrung