Studie zur regionalen Demografiefähigkeit

LOS 1

ECKDATEN ZUR REGIONALSPEZIFISCHEN BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

Endfassung

Verfasser:

FORUM GmbH, Oldenburg Oktober 2007

Gliederung

1 Konzeption und Hintergrund ...... 3 2 Demografischer Wandel in Deutschland...... 4 3 Demografische Entwicklung im Landkreis ...... 7 4 Demografische Entwicklung in den Kommunen im Vergleich...... 9 4.1 Demografische Komponenten und Indikatoren als Vergleichsbasis...... 9 4.2 Bildung der Kategorien...... 9 4.3 Bevölkerungsentwicklung...... 11 4.4 Ältere Menschen ...... 13 4.5 Junge Menschen ...... 15 4.6 Familien...... 16 4.7 Migration...... 18 4.8 Gesamtmaß der Betroffenheit vom demografischen Wandel ...... 18 5 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse ...... 20

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1 Konzeption und Hintergrund Die Studie zur regionalen Demografiefähigkeit des Landkreises Osterholz baut auf der „Praxisstudie zum demografischen Wandel in der Region “ auf, die die FORUM GmbH im Auftrag des Kommunalverbundes Niedersachsen/Bremen e.V. im Jahr 2006 erstellt hat. Ziel der vorliegenden Studie ist es, einen Vergleich demografischer Merkmale zwischen den Kommunen des Landkreises Osterholz zu leisten. Hierzu wird ein Überblick über die demografische Situation und die Entwicklungsperspektiven auf der Grundlage aktuellster statistischer Daten und Prognosen geliefert. Der Auswertung liegt das Zahlenmaterial der Bertelsmann-Stiftung aus dem Vorhaben „Wegweiser Demografie“ zugrunde. Dieses Material liegt für weitestgehend jede Kommune Deutschlands in einem einheitlichen und konsistenten Datensatz mit dem Zeithorizont bis zum Jahr 2020 vor. Die Analyse ist in vier Kapitel gegliedert. Im Anschluss an eine kurze allgemeine thematische Einführung zu wesentlichen Merkmalen und Prozessen des demografischen Wandels wird im Kapitel 3 die allgemeine demografische Entwicklung im Landkreis skizziert; in Kapitel 4 werden die Kommunen des Landkreises Osterholz anhand von ausgewählten Indikatoren verglichen. Der Vergleich erfolgt sowohl in textlicher als auch in grafischer Form. Darauf aufbauend wird eine Gesamtbewertung der Betroffenheit der Kommunen von den Prozessen des demografischen Wandels erarbeitet. Abschließend werden die Ergebnisse analytisch zusammengefasst.

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2 Demografischer Wandel in Deutschland Der demografische Wandel in Deutschland ist kein neues Phänomen. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts sinkt die Geburtenrate kontinuierlich ab – mit lediglich kurzzeitigen Unterbrechungen wie z.B. in den 1930er und 1940er Jahren – und die Lebenserwartung steigt an. Auch markante historische Ereignisse wie Kriege, Seuchen oder die wirtschaftlichen Innovationen haben sich seit jeher auf die Struktur der Bevölkerung ausgewirkt. Vor etwa 35 Jahren vollzog sich jedoch in Deutschland ein bisher beispiellos rascher und durchgreifender demografischer Entwicklungsschritt, dessen Folgewirkungen aktuell immer stärker sichtbar werden: Die Geburtenrate sank innerhalb weniger Jahre um mehr als ein Drittel ab, weit unter das Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Geburten pro Frau. Die bis in die 1960er Jahre in Deutschland vorherrschende Bevölkerungspyramide mit breiter Basis und verjüngter Spitze wandelt sich seither. Besonders einschneidend war dieser Einbruch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die 1950er und 1960er Jahre außerordentlich geburtenstark waren. Deutlich zu erkennen ist das „Durchwachsen“ der sog. ‚Babyboomer’- Jahrgänge der 1960er Jahre in den nachstehenden Grafiken (abgebildet ist die Altersstruktur Deutschlands im Abstand von 30 Jahren). 1 Abb. 1: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung 1975, 2005 und 2035 (Vorausberechnung )

Quelle: Statistisches Bundesamt 2006 Aufgrund der beschriebenen, unter der Bezeichnung ‚Pillenknick’ zusammengefassten gesellschaftlichen Prozesse liegt die Sterberate in Deutschland bereits seit den 1970er Jahren über der Geburtenrate. Das Geburtendefizit konnte jedoch bislang durch einen positiven Außenwanderungssaldo ausgeglichen werden, so dass die Bevölkerung Deutschlands bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts gewachsen ist. Für die Zukunft wird jedoch vom Statistischen Bundesamt eine deutliche Abnahme der Bevölkerungszahl prognostiziert, denn seit einigen Jahren fällt die internationale Zuwanderung geringer aus als das kontinuierlich steigende Geburtendefizit.

1 Auf Basis der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Variante 1: positiver internationaler Wanderungssaldo von 100.000 Personen), 2006

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 4

Abb. 2: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 1946 – 2006 (Quelle Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)

1600000 1964: 1357304 Geborene 1400000 Gestorbene Saldo

1200000 Baby-Boomer 1000000 der 1960er

800000 Echo in den 1990ern 600000 2006:

400000 672724

200000

0

-200000

-400000

6 964 1946 1948 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 198 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Bedeutsam vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen der vergangenen fünfzehn Jahre ist die Feststellung, dass zwei Prozesse den Blick auf den sich längst vollziehenden demografischen Wandel verstellt haben: • In den 1990er-Jahren befand sich die o.g. ‚Babyboomer’-Generation in der Familiengründungsphase, mit der Folge, dass die Geburtenzahlen leicht anstiegen und sich kurzfristig Geburten und Sterbefälle in Deutschland sogar wieder im Gleichgewicht befanden (vgl. Abb. 2). • Bedingt durch den Zusammenbruch des Ostblocks und die Bürgerkriege in Südosteuropa realisierte Deutschland außerordentlich hohe internationale Wanderungsgewinne, die das Geburtendefizit weit überstiegen haben. Abb. 3: Entwicklung der Außenwanderungen Deutschlands (Quelle Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)

1.800.000

1.600.000 Zuzüge

1.400.000 Fortzüge Saldo 1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000

200.000

0

-200.000

-400.000 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: Statistisches Bundesamt

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 5

Nachdem bereits die 1980er Jahre durch Stagnation und Alterung gekennzeichnet waren ist demnach die deutsche Bevölkerung in den 1990er Jahren und bis über die Jahrtausendwende hinaus durch singuläre Impulse nochmals stark gewachsen; gleichzeitig stiegen auch die Geburtenzahlen spürbar an. Aufgrund der zuletzt stark rückläufigen Zuwanderungen aus dem Ausland und der ebenfalls wieder deutlich sinkenden Geburtenzahlen wird jedoch in den meisten deutschen Regionen klar erkennbar, dass die vergangenen fünfzehn Jahre lediglich eine kurze ‚Atempause’ im demografischen Wandel bedeutet haben und nun wieder in stetig steigendem Maße mit ‚Unterjüngung’ und absolutem Einwohnerrückgang gerechnet werden muss.

Zusammengefasst schlägt sich der demografische Wandel in folgenden Tendenzen nieder: • Bevölkerungsrückgang: Übersteigen die Sterbefälle die Zahl der Geburten, so schrumpft eine Bevölkerung sofern das Geburtendefizit nicht durch Zuwanderung ausgeglichen werden kann. Seit etwa der Jahrtausendwende reicht in Deutschland die internationalen Zuwanderung nicht mehr aus, um die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung umzukehren. • Alterung: Die Geburtenzahlen sinken liegen als Folge der niedrigen Geburtenrate jeweils um etwa ein Drittel im Vergleich zur Elterngeberation. Gleichzeitig wächst somit der Anteil der älteren und hochbetagten Menschen an der Gesamtbevölkerung. • Internationalisierung: Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund steigt auf Grund der wachsenden Bedeutung der Zuwanderung für die Bevölkerungsentwicklung. • Veränderung der Haushaltsstrukturen: Es hat eine Verkleinerung und Pluralisierung der Haushaltsformen stattgefunden, die sich zukünftig noch verstärken wird. Die klassischen Familienhaushalte mit vier bis fünf Personen treten immer seltener auf. Wohingegen 1- und 2-Personen-Haushalte an Bedeutung gewinnen.

Sowohl auf Bundes- als auch auf Landes- und kommunaler Ebene sind deutliche Disparitäten bezüglich der Betroffenheit vom demografischen Wandel zu erkennen. Die Zahlen bezüglich Alterung, Schrumpfung und Internationalisierung variieren in den jeweiligen Gebietskörperschaften z. T. erheblich. Dies legt nahe, dass eine Studie zum demografischen Wandel besonders die kleinräumigen Ausprägungen berücksichtigen muss. Die räumlichen Unterschiede hinsichtlich der Folgen der demografischen Entwicklung erschweren die Formulierungen von Handlungskonzepten und Maßnahmen. Dabei hat der demografische Wandel Auswirkung auf nahezu alle Lebensbereiche und damit auch auf nahezu alle öffentlichen Aufgaben. Zudem wirkt er sich auch auf die Kaufkraft, die Flächen- und Immobilienangebote, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsförderung aus. Nicht zuletzt wird auch die Finanzausstattung der Kommunen erheblich von demografischen Faktoren beeinflusst. Handlungsoptionen im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel sollten nicht nur eine Risikenabwehr, sondern auch eine Chancennutzung im Blick haben. Dabei ist genau zu analysieren, wo sich welche demographischen Prozesse abspielen, um daraufhin z.B. wichtige Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge anpassen zu können.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 6

3 Demografische Entwicklung im Landkreis Osterholz Die demografische Entwicklung im Landkreis Osterholz war in den vergangenen Jahren durch drei wesentliche Prozesse gekennzeichnet: • Vor allem durch Wanderungsgewinne innerhalb der Stadtregion, teilweise auch durch leicht positive natürliche Bevölkerungsentwicklungen ist die Einwohnerzahl aller Kommunen kräftig angestiegen. Im gesamten Landkreis betrug der Einwohnerzuwachs zwischen 1990 und 2004 mehr als 17 % und damit weit mehr als in der Stadtregion insgesamt. • Wanderungsgewinne wurden vor allem in den klassischen Familien- Altersgruppen erzielt (30 – 50 Jahre, Kinder). • Gleichzeitig hat sich aber der demografische Wandel auch im Landkreis und in den kreisangehörigen Kommunen fortgesetzt, und inzwischen zeigt die altersstrukturelle Zusammensetzung der Bevölkerung ein ausgeprägtes Ungleichgewicht auf. Abb. 4: Vergleich der Altersstrukturen der Bevölkerung im Landkreis Osterholz 1970 und 2005 (Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage von Daten des Niedersächsischen Landesamts für Statistik)

1970 2005 Landkreis Osterholz Landkreis Osterholz

Seit etwa 2004 hat sich ein Entwicklungsbruch im Vergleich zu den bisherigen Strukturen und Trends vollzogen. Das Wachstum der Einwohnerzahl des Landkreises zum Stillstand gekommen; in praktisch allen Kommunen hat nach der Jahrtausendwende Stagnation, teilweise auch Schrumpfung eingesetzt. In erster Linie ist diese Entwicklung in den stark rückläufigen Zuzügen aus dem Oberzentrum in die Kommunen des Landkreises begründet. Diese Entwicklung wiederum ist einerseits im Zusammenhang mit den rückläufigen Zuwanderungen nach Deutschland zu sehen. Zum anderen werden die Wohnungs- und Immobilienmärkte in den großstädtischen Verflechtungsräumen aber auch durch die sinkende Zahl von Familiengründern spürbar entlastet. Abb. 5: Altersspezifische Wanderungsverflechtungen zwischen dem Landkreis Osterholz und dem Land Bremen (eigene Darstellung, Datengrundlage Niedersächsisches Landesamt für Statistik) 800

600 0-18 400 18-25

200 25-30

30-50 0 50-65

-200 65+

-400

4 6 8 0 96 98 98 988 990 992 9 99 00 002 004 1 1 1 1 1 1994 1 1 2 2 2 2006

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 7

Die beschriebenen Veränderungen machen es außerordentlich schwierig, die künftigen Entwicklungen durch Prognosen zu beschreiben, denn Prognosen müssen üblicherweise beobachtete Prozesse in die Zukunft fortschreiben. Insbesondere die starke Abhängigkeit der Bevölkerungsentwicklung ländlicher Kommunen von den erzielten Wanderungsgewinnen trägt zu einer erhöhten Prognoseunsicherheit bei, wenn sich Wanderungsstrukturen – wie aktuell festzustellen – erkennbar verschieben.

Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Osterholz und in den Kommunen (Index: 1994 = 100) (Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage von Daten des Niedersächsischen Landesamts für Statistik)

115 LK Osterholz Lilienthal 112 Osterholz-Scharmbeck, Stadt Worpswede 109 , SG

Landkreis 106 OHZ

103

100

97 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 8

4 Demografische Entwicklung in den Kommunen im Vergleich Im Folgenden wird ein regionaler Vergleich der demografischen Entwicklung der (Samt)Gemeinden und der Kreisstadt des Landkreises Osterholz durchgeführt. Mit Hilfe dieses Vergleichs wird das Strukturprofil der jeweiligen Kommunen im demografischen Wandel dargelegt. Dieser Vergleich ist als Hilfestellung für die Kommunen zu verstehen, Ausgangssituation, Perspektiven und vorrangige Handlungsfelder im demografischen Wandel zu identifizieren. Nicht zuletzt aufgrund der beschriebenen Prognoseunsicherheiten kann dieses Instrument aber nur als erste Annäherung an die Herausforderungen des demografischen Wandels in den Kommunen verstanden werden. Weitergehende Hinweise auf die speziellen Problemlagen, Potenziale und Handlungsoptionen sind in den demografischen Fallstudien (LOS 2 der Studie ‚Regionale Demografiefähigkeit’) für die Kommunen des Landkreises zu entnehmen.

4.1 Demografische Komponenten und Indikatoren als Vergleichsbasis Auf der Grundlage der allgemeinen demografischen Entwicklung in Deutschland wurden fünf Komponenten formuliert, die Aussagekraft im Hinblick auf die Betroffenheit einer Kommune vom demografischen Wandel besitzen. Zu diesen demografischen Komponenten wurden jeweils Indikatoren ausgewählt, für die einheitliches Datenmaterial für alle Kommunen des Landkreises zur Verfügung steht. Die regionalstatistischen Daten stammen aus dem Datensatz der Bertelsmann-Stiftung (Online-Datenabruf Juli 2007). Grafiken mit dem Vergleich aller Kommunen des Landkreises Osterholz für jeden der 12 Indikatoren geben den Kommunen einen Hinweis, welche Ausprägung ihre demografische Entwicklung im Vergleich in Bezug auf die jeweiligen Indikatoren aufweist. Folgende fünf demografische Komponenten und die dazugehörigen Indikatoren wurden in den Vergleich einbezogen.

Komponente Komponente Komponente Komponente Komponente „Bevölkerungsdynamik“ „Ältere Menschen“ „Junge Menschen“ „Familien“ „Migration“ Anteil der 60- bis Anteil der unter Bevölkerungsentwicklung 79-Jährigen an der 18-Jährigen an Familienwanderung Ausländeranteil der vergangenen 7 Jahre Gesamtbevölkerung der Gesamtbevölkerung Veränderung der Veränderung der Bevölkerungsentwicklung Anzahl der 60- Anzahl der unter Fertilitätsindex bis 2020 bis 79-Jährigen bis 2020 18-Jährigen bis 2020 Anteil der ab 80-Jährigen Anteil der Frauen an an der Gesamtbevölkerung den 20- bis 34-Jährigen Veränderung der Anzahl der ab 80-Jährigen bis 2020

4.2 Bildung der Kategorien Eine Kategorienbildung der Ergebnisse aller Indikatoren vereinfacht den Vergleich der Kommunen und legt die „demografische Betroffenheit“ der Gemeinden offen. Um eine gesamtregionale Einordnung zu ermöglichen wurde das Kategoriensystem herangezogen, das für das Vorhaben „Demografischer Wandel in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten“ von der FORUM GmbH im Mai dieses Jahres entwickelt wurde. Hierdurch ist es dem Landkreis Osterholz und den einzelnen Kommunen möglich die „eigene Betroffenheit“ vom demografischen Wandel vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der Metropolregion zu betrachten und entsprechend einzuordnen sowie in einem gesamtregionalen Zusammenhang zu reflektieren.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 9

Um Aufschlüsse über das Maß der Betroffenheit von den Prozessen des demografischen Wandels in Bezug auf die fünf Komponenten zu ermöglichen, werden für sämtliche Indikatoren jeweils vier Kategorien festgelegt. Eine Mittelwertbildung mehrerer Indikatorenausprägungen gestattet dann die Ermittlung eines Wertes für jede Demografiekomponente und als Mittelwert aller Ausprägungen der Komponenten einen Gesamtwert. Die Kategorienbildung ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Indikator 1 2 3 4 Bevölkerungsentwicklung stark wachsend wachsend stabil schrumpfend vergangene 7 Jahre >= 6% 2% bis < 6% 0% bis < 2% < 0% Bevölkerungsentwicklung stark wachsend wachsend schrumpfend stark schrumpfend bis 2020 >= 5% 0% bis < 5% -5% bis < 0% < -5% Anteil der 60- bis 79-Jährigen sehr niedrig recht niedrig recht hoch sehr hoch 2005 < 16% 16% bis < 19% 19% bis < 22% >= 22% Veränderung Anzahl der stabil mäßig steigend stark steigend sehr stark steigend 60- bis 79-Jährigen bis 2020 < 10% 10% bis < 20% 20% bis < 30% >= 30% Anteil der ab 80-Jährigen sehr niedrig recht niedrig recht hoch sehr hoch 2005 < 3% 3% bis < 4% 4% bis < 5% >= 5% Veränderung Anzahl der leicht steigend mäßig steigend stark steigend sehr stark steigend ab 80-Jährigen bis 2020 < 50% 50% bis < 75% 75% bis < 100% >= 100% Anteil der unter 18-Jährigen sehr hoch hoch niedrig sehr niedrig 2005 >= 24% 21% bis < 24% 19% bis < 21% < 19% Veränderung Anzahl der leicht sinkend mäßig sinkend stark sinkend sehr stark sinkend unter 18-Jährigen bis 2020 > -10% -10% bis > -20% -20% bis > -25% <= -25% sehr hohe W.-Gew. hohe W.-Gew. leichte W.-Gew. Wanderungsverluste Familienwanderung >= 10 4 bis < 10 0 bis < 4 < 0 hoch überdurchschnittlich niedrig sehr niedrig Fertilitätsindex >= 30% 0% bis < 30% < 0% bis -10% < -10% Frauenanteil an 20- bis hoch durchschnittlich niedrig sehr niedrig 34-Jährigen 2005 >= 50% 49% bis < 50% 47% bis < 49% < 47% sehr niedrig niedrig hoch sehr hoch Ausländeranteil < 3% 3% bis < 5% 5% bis < 7% >= 7%

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 10

4.3 Bevölkerungsentwicklung Die Analyse der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen sieben Jahre zeigt deutlich, dass die Kommunen des Landkreises Osterholz starke Entwicklungsunterschiede aufweisen. Die Bevölkerung des Mittelzentrums Osterholz-Scharmbeck ist am stärksten geschrumpft. Von Bevölkerungsverlusten ist ebenfalls Worpswede betroffen. Auch Grasberg als suburbane Gemeinde mit ähnlicher Lage wies in den vergangenen Jahren lediglich eine stabile Entwicklung auf. Die direkt an das Oberzentrum Bremen angrenzenden Gemeinden Ritterhude, Schwanewede und Lilienthal zeigten hingegen im selben Zeitraum eine positive Bevölkerungsentwicklung. Ebenso die ländlich geprägte Samtgemeinde Hambergen, die nur noch am Rande des Einzugsbereichs Bremens liegt.

Bevölkerungsentwicklung der vergangenen 7 Jahre 2000 bis 2006

Ritterhude 5,7% Schwanewede 3,7% Hambergen, SG 3,1% Lilienthal 2,5% Grasberg 1,1% Worpswede -0,7% Osterholz-Scharmbeck, Stadt -1,6%

-2%0%2%4%6%8%

Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Statistik, 2007

Laut der Prognose der Bertelsmann-Stiftung werden voraussichtlich alle Kommunen des Landkreises Osterholz bis zum Jahr 2020 in unterschiedlichem Ausmaß wachsen. Diese Zahlen sind jedoch aus den beschriebenen Gründen sehr kritisch zu betrachten. Die jüngsten Daten der Bevölkerungsfortschreibung und speziell die Strukturverschiebungen bei den regionalen Wanderungsbeziehungen deuten darauf hin, dass die Prognoseannahmen vermutlich deutlich zu optimistisch ausfallen und wesentlich früher als bisher vermutet mit Stagnation und einsetzender Schrumpfung zu rechnen ist. Die Auflistung nach der Höhe der prognostizierten Bevölkerungsgewinne ähnelt der oben beschriebenen Verteilung. Worpswede und Osterholz-Scharmbeck werden laut der Bertelsmann-Prognose lediglich in äußerst geringem Umfang wachsen. Ritterhude würde voraussichtlich zwar wachsen, aber das starke Wachstum der letzten Jahre nicht beibehalten. Dahingegen werden die Gemeinden Schwanewede, Grasberg und Lilienthal sowie die Samtgemeinde Hambergen den Wachstumstrend demnach fortsetzen bzw. sogar noch verstärken können – eine Annahme, die zumindest im Hinblick auf Hambergen und Grasberg inzwischen mit einem Fragezeichen versehen werden muss.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 11

Bevölkerungsentwicklung 2005 bis 2020

Schwanewede 7,6% Hambergen, SG 5,4% Grasberg 3,3% Lilienthal 3,2% Ritterhude 1,5% Osterholz-Scharmbeck, Stadt 0,6% Worpswede 0,2%

0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8%

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

Im Hinblick auf die Komponente „Bevölkerungsentwicklung“ zeigen die Samtgemeinde Hambergen mit ländlichem Charakter sowie die direkt an das Oberzentrum Bremen angrenzende Gemeinde Schwanewede die geringste Betroffenheit trotz äußerst unterschiedlicher Lagen („zweiter“ und „erster Ring“ um das Oberzentrum Bremen). Die suburbanen Gemeinden Ritterhude, Lilienthal und Grasberg weisen eine moderate positive Bevölkerungsentwicklung auf. Die Gemeinde Worpswede und das Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck wären in ähnlichem Maße stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen.

Mittelwert der Indikatoren "Bevölkerungsentwicklung"

Hambergen, SG 1,5

Schwanewede 1,5

Ritterhude 2

Lilienthal 2

Grasberg 2,5

Worpswede 3

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 3

00,511,522,533,5

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 12

4.4 Ältere Menschen Besonders hohe Anteile an Senioren (60- bis 79-Jährige) finden sich in den Gemeinden des engeren Verflechtungsraumes des Oberzentrums Bremen (Lilienthal, Ritterhude und Schwanewede). In diesen Suburbanisierungsgemeinden „der ersten Stunde“ zeigen sich auf Grund der annähernd analogen Zuzugsströme ähnliche Altersstrukturen. Auch die Gemeinde Worpswede zeigt als beliebter „Altersruhesitz“ einen hohen Anteil an Senioren. Recht niedrige Anteile an 60- bis 79-Jährigen liegen in der Gemeinde Grasberg, der Samtgemeinde Hambergen und dem Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck vor. In eben diesen Kommunen wird die Anzahl an Senioren nach der Prognose der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2020 jedoch erheblich ansteigen. In den Suburbanisierungsgemeinden wird die Zahl hingegen wahrscheinlich stagnieren bzw. nur mäßig ansteigen, so dass sich die Anteile an Senioren in den Kommunen des Landkreises bis zum Jahr 2020 annähern müssten. Ausgenommen hiervon ist die Gemeinde Worpswede. Der bereits im Jahr 2005 hohe Anteil steigt – u. a. aufgrund ihrer Beliebtheit als Wohnort bei Senioren - zukünftig weiter stark an.

Anteil der 60- bis 79-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2005

Grasberg 17,8% Hambergen, SG 18,8% Osterholz-Scharmbeck, Stadt 18,9% Schwanewede 21,8% Worpswede 22,4% Ritterhude 23,1% Lilienthal 23,6%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

Veränderung der Anzahl der 60- bis 79-Jährigen 2005 bis 2020

Ritterhude 1,1%

Lilienthal 10,2%

Schwanewede 12,0%

Worpswede 27,5%

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 29,3%

Grasberg 32,3%

Hambergen, SG 38,5%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

Bereits einen recht hohen Anteil an Hochbetagten weisen die Suburbanisierungs- gemeinden „der ersten Stunde“ Lilienthal und Ritterhude auf, ebenso die als „Altersruhesitz“ beliebte Gemeinde Worpswede und das Mittelzentrum Osterholz- Scharmbeck. Ein recht niedriger Anteil an ab 80-Jährigen liegt hingegen in den Schwanewede und Grasberg sowie der Samtgemeinde Hambergen vor. In allen Kommunen des Landkreises wird die Anzahl der Hochbetagten, wie die Bertelsmann- Stiftung prognostiziert, bis 2020 stark bis sehr stark ansteigen. Besonders betroffen sind die Suburbanisierungsgemeinden Ritterhude, Lilienthal und Schwanewede.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 13

Anteil der ab 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2005

Hambergen, SG 3,4%

Schwanewede 3,8%

Grasberg 3,9%

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 4,0%

Ritterhude 4,2%

Lilienthal 4,5%

Worpswede 4,6%

0% 1% 2% 3% 4% 5%

Veränderung der Anzahl der ab 80-Jährigen 2005 bis 2020

Hambergen, SG 79,8%

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 93,7%

Grasberg 96,0%

Worpswede 96,0%

Ritterhude 105,4%

Lilienthal 120,2%

Schwanewede 152,0%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140% 160%

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

Bezüglich der Komponente „Ältere Menschen“ sind besonders die Suburbanisierungs- gemeinden Ritterhude und Lilienthal sowie die als „Altersruhesitz“ beliebte Gemeinde Worpswede betroffen. Alle übrigen Kommunen des Landkreises zeigen zwar eine große, aber keine derart ausgeprägte Betroffenheit von diesem Prozess des demografischen Wandels.

Mittelwert der Indikatoren "Ältere Menschen"

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 2,75 Grasberg 2,75 Hambergen, SG 2,75

Schwanewede 2,75 Ritterhude 3

Worpswede 3,25 Lilienthal 3,25

2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 3 3,1 3,2 3,3

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 14

4.5 Junge Menschen Lediglich die Gemeinde Grasberg weist gemäß der gebildeten Kategorien einen hohen Anteil an unter 18-Jährigen auf. Alle übrigen Gemeinden und die Kreisstadt zeigen einen vergleichsweise niedrigen Anteil an Jugendlichen. Diese ohnehin niedrige Anzahl an unter 18-Jährigen sinkt voraussichtlich bis zum Jahr 2020 weiterhin mäßig bis stark.

Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2005

Grasberg 21,9%

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 20,8% Hambergen, SG 20,7%

Schwanewede 19,8% Ritterhude 18,4% Lilienthal 17,6% Worpswede 17,3%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

Veränderung der Anzahl der unter 18-Jährigen 2005 bis 2020

-10,1% Ritterhude

-16,3% Schwanewede

-19,5% Hambergen, SG

-19,7% Lilienthal

-21,2% Osterholz-Scharmbeck, Stadt

-21,7% Grasberg

-22,4% Worpswede

-25% -20% -15% -10% -5% 0%

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

Von dem Rückgang an Jugendlichen werden nach der Prognose der Bertelsmann- Stiftung besonders Worpswede, Grasberg, Osterholz-Scharmbeck und Lilienthal betroffen sein. Da hier auch besonders deutliche Zunahmen an älteren Menschen erwartet werden, sind sie v.a. in Zukunft sehr stark durch Überalterungsprozesse geprägt.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 15

Mittelwert der Indikatoren "Junge Menschen"

Grasberg 2,5

Hambergen, SG 2,5

Schwanewede 2,5

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 3

Ritterhude 3

Lilienthal 3

Worpswede 3,5

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4

4.6 Familien Die suburbanen Gemeinden, die direkt an die Großstadt Bremen angrenzen sowie die Samtgemeinde Hambergen im weiteren Verflechtungsraum wiesen in den vier Jahren bis 2003 sehr hohe Wanderungsgewinne bei den Altersgruppen der unter 18-Jährigen und der 30- bis 49-Jährigen (sprich von Familien) auf. Die Gemeinden Worpswede und Grasberg waren hingegen zusammen mit dem Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck in den letzten Jahren in geringerem Ausmaß Wanderungsziele von Familien. Alle Kommunen des Landkreises verzeichnen jedoch Wanderungsgewinne in den Familien- Altersgruppen und mussten im Betrachtungszeitraum (noch) keine Wanderungsverluste der entsprechenden Bevölkerungsgruppen hinnehmen.

Familienwanderungen (pro 1000 EW)*

Ritterhude 17,3 Schwanewede 14,1 Hambergen, SG 13,8 Lilienthal 10,9 Worpswede 4,8 Grasberg 3,8 Osterholz-Scharmbeck, Stadt 0,9

0 5 10 15 20

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de) * Wanderungssaldo der unter 18-Jährigen und der 30- bis 49-Jährigen über vier Jahre gemittelt

Der Indikator „Fertilitätsindex“ gibt die prozentuale Abweichung der Geburten je Frau vom bundesdeutschen Durchschnittswert an. Damit lassen sich Rückschlüsse auf das natürlich Bevölkerungspotenzial einer Kommune ziehen. Da die deutsche Geburtenzahl seit Jahrzehnten recht konstant bei lediglich ungefähr 1,4 liegt, ist eine Abweichung von ca. +50% vom bundesdeutschen Durchschnittswert notwendig, um rechnerisch den für eine stabile natürliche Bevölkerungsentwicklung notwendigen Indexwert von 2,1 zu erreichen. Die Indexwerte der Kommunen des Landkreises Osterholz sind weit von diesem Wert entfernt. Mit leicht positiven Werten sind die Gemeinden Lilienthal, Grasberg, Schwanewede und Ritterhude sowie die Samtgemeinde Hambergen jedoch noch als überdurchschnittlich zu bewerten. Die Kreisstadt und die Gemeinde Worpswede weisen jedoch beide einen negativen Fertilitätsindex auf, so dass sie mehr als die

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 16

übrigen Kommunen des Landkreises auf Wanderungsgewinne angewiesen sind, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten.

Fertilitätsindex* 2005

8,3% Hambergen, SG 6,7% Lilienthal 6,4% Grasberg 6,1% Schwanewede 2,0% Ritterhude -14,1% Osterholz-Scharmbeck, Stadt -25,7% Worpswede

-30% -25% -20% -15% -10% -5% 0% 5% 10%

Quelle: Datengrundlage der Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de) * Prozentuale Abweichung der Geburten pro Frau zwischen 15 und 45 Jahren vom Bundesdurchschnitt.

Der Anteil der Frauen an den 20- bis 34-Jährigen ist in den meisten Kommunen des Landkreises vergleichsweise durchschnittlich bis hoch. Lediglich die Gemeinden Grasberg und Schwanewede weisen einen niedrigen Wert auf. Vor dem Hintergrund des zuvor analysierten Fertilitätsindexes der Kommunen wird jedoch deutlich, dass auch ein hoher Frauenanteil nicht zwangsläufig zu einer hohen Geburtenanzahl führt. Dieser Indikator besitzt daher nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit für die Bestimmung der Betroffenheit vom demografischen Wandel.

Anteil der Frauen an den 20- bis 34-Jährigen 2005

Hambergen, SG 50,6% Ritterhude 50,4% Osterholz-Scharmbeck, Stadt 50,3% Lilienthal 50,1% Worpswede 49,5% Grasberg 48,8% Schwanewede 48,0%

46% 47% 48% 49% 50% 51%

Quelle: Datengrundlage der Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

In den (Samt)Gemeinden Hambergen, Ritterhude, Lilienthal und Schwanewede, die größtenteils direkt an das Oberzentrum Bremen grenzen - bzw. direkt über das Schienennetz mit ihr verbunden sind – liegt eine überdurchschnittliche Bedeutung von Familien vor. Die Gemeinden Worpswede und Grasberg sind bezüglich der Komponente „Familien“ zusammen mit dem Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck am stärksten vom demografischen Wandel betroffen.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 17

Mittelwert der Indikatoren "Familien"

Ritterhude 1,3

Lilienthal 1,3

Hambergen, SG 1,3

Schwanewede 2,0

Worpswede 2,7

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 2,7

Grasberg 2,7

0,00,51,01,52,02,53,0

4.7 Migration Der demografische Wandel ist auch durch einen wachsenden Anteil an Mensachen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung gekennzeichnet. Die Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck weist u.a. auf Grund der Arbeitsplatzzentralität einen sehr hohen Ausländeranteil auf. Bei allen übrigen (Samt)Gemeinden des Landkreises ist der Wert niedrig bis sehr niedrig. Sie sind u. a. nicht in besonderem Maße touristisch geprägt und weisen auch in den anderen Sektoren keine hohe Arbeitsplatzzentralität auf.

Ausländeranteil 2005

Hambergen, SG 2,2% Worpswede 2,7% Schwanewede 2,9% Ritterhude 3,5% Grasberg 3,8% Lilienthal 4,5% Osterholz-Scharmbeck, Stadt 7,1%

0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8%

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (www.wegweiserdemographie.de)

4.8 Gesamtmaß der Betroffenheit vom demografischen Wandel Werden alle Indikatoren zu einem Gesamtindikator „Demografische Betroffenheit“ zusammengeführt, so ergibt sich eine kontinuierliche Zunahme der Betroffenheit vom niedrigsten Wert der Samtgemeinde Hambergen bis zum höchsten Wert der Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck. Die direkt an die Stadt Bremen angrenzenden Suburbanisierungsgemeinden „der ersten Stunde“ weisen auf Grund ihrer ähnlichen Bevölkerungsstrukturen auch eine ähnliche (mäßig starke) Betroffenheit vom demografischen Wandel auf. In der als „Altersruhesitz“ beliebten Gemeinde Worpswede sowie in der ca. 20 km von Bremen entfernten Gemeinde Grasberg sind die Folgen des demografischen Wandels vergleichsweise stärker spürbar.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 18

Gesamtmaß der Betroffenheit vom Demografischen Wandel

Hambergen, SG 1,8

Schwanewede 2,0

Ritterhude 2,3 Lilienthal 2,3

Grasberg 2,5 Worpswede 2,7

Osterholz-Scharmbeck, Stadt 3,1

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 19

5 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse

Die „demographische Betroffenheit“ einer Kommune ist an Gesamtwerten und Zwischenwerten der fünf Demografie-Komponenten ablesbar. Zwischenwerte als Mittelwerte der fünf Demografie-Komponenten und Gesamtwerte sind als Maß der Betroffenheit der Kommunen im Hinblick auf die demografischen Prozesse Bevölkerungsdynamik, Alterung und Migration zu interpretieren. Diese Werte helfen zur Einordnung, wo die Kommune im Vergleich auf Landkreisebene steht. Hohe Betroffenheit drückt sich in hohen Gesamt- oder Komponentendurchschnitts- werten aus. So weist die Samtgemeinde Hambergen bei allen Mittelwerten der Demografie-Komponenten und beim Gesamtwert verhältnismäßig niedrige Werte auf, die Gemeinde Worpswede dahingegen in allen Bereichen sehr hohe. Die Kreisstadt ist besonders vom Bevölkerungsrückgang betroffen und zeigt eine unterdurchschnittliche Bedeutung für Familien. Der Vergleich der Bevölkerungsdynamik zeigt, dass besonders das Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck in den letzten Jahren an Einwohnern verloren hat und auch zukünftig nicht von ausgeprägten Bevölkerungsgewinnen ausgehen kann. Besonders in der Familien-Altersgruppe waren in den letzten Jahren kaum Zuzüge zu verzeichnen. Eine in diesem Bereich ähnlich stark ausgeprägte Entwicklung zeigen auch die östlich der Kreisstadt gelegenen Gemeinden Worpswede und Grasberg, die nicht als ausgeprägte Suburbanisierungsgewinner zu bezeichnen sind. Frühe Suburbanisierungsgemeinden zeigen deutliche Alterungstendenzen haben aber gleichzeitig (noch) Wanderungsgewinne von Familien zu verzeichnen. Die direkt an das Oberzentrum Bremen angrenzenden Gemeinden Lilienthal und Ritterhude, die zu den frühen Suburbanisierungsgewinnern der 1970er Jahre zählen, sind besonders von Alterungsprozessen betroffen. Die Elterngeneration der frühen Zuwanderer gehört mittlerweile zur Altersgruppe der Senioren. Daher weisen diese Gemeinden heute und in Zukunft hohe Anteile an älteren und alten Menschen auf. Sie haben damit einen besonderen Anpassungsdruck in Hinblick auf diese Altergruppen. Gleichzeitig hatten diese Gemeinden in den letzten Jahren noch vergleichsweise viele Zuzüge von Familien zu verzeichnen, so dass auch für diese Altersgruppen zur Zeit noch entsprechende Angebote vorgehalten werden müssen. Die Anzahl an jungen Menschen nimmt im gesamten Landkreis ab. Der Fertilitätsindex unterstreicht diesen Trend In den (Samt)Gemeinden und der Kreisstadt des Landkreises Osterholz wird die Anzahl der jungen Menschen mäßig bis stark sinken. In den (frühen) Suburbanisierungs- gemeinden (Lilienthal, Ritterhude und Schwanewede sowie Hambergen) wird ein mäßiger Rückgang erwartet. Die Kreisstadt und die Gemeinden Worpswede und Grasberg werden jedoch stark vom Rückgang der jungen Menschen betroffen sein. Obwohl der Fertilitätsindex in den meisten Kommunen des Landkreises überdurchschnittlich ist, liegt die Anzahl der Geburten unter dem Bestandserhaltungsniveau. Worpswede und Osterholz-Scharmbeck liegen sogar weit unter dem (bereits sehr niedrigen) bundesdeutschen Durchschnittswert von 1,4 Geburten pro Frau. In der Kreisstadt konzentrieren sich die Integrationsbedarfe. Im Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck ist der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung mit Abstand am höchsten. Hier werden die größten Anstrengungen zur Integration von Migranten aufzuwenden sein.

Eckdaten zur regionalspezifischen Bevölkerungsentwicklung 20