Gemeinde Talheim Landkreis

Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“ Textteile und Örtliche Bauvorschriften

Planungsstand: Entwurf zur Anhörung der Öffentlichkeit sowie zur Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange (§§ 3 Abs. 2 und 4 Abs. 2 BauGB) Fassung: 04. Juni 2020

FRITZ & GROSSMANN UMWELTPLANUNG GMBH Wilhelm-Kraut-Straße 60 72336 Balingen Telefon 07433 930363 Telefax 07433 930364 E-Mail [email protected] Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

INHALTSVERZEICHNIS

1 Verfahrensvermerke ...... 3 2 Rechtsgrundlagen...... 4 3 Planungsrechtliche Festsetzungen § 9 BauGB und §§ 1-23 BauNVO ...... 4 4 Hinweise ...... 7 5 Pflanzlisten ...... 9 6 Örtliche Bauvorschriften § 74 LBO BW ...... 10 7 Begründung Teil A allgemein ...... 13 Begründung Teil B - Umweltbericht mit Grünordnungsplan ...... Anhang Begründung Teil B - Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) ...... Anhang Begründung Teil B - NATURA 2000 Verträglichkeitsprüfung ...... Anhang Antrag auf Waldumwandlung gemäß § 9 LWaldG BW ...... Anhang Entwässerungskonzept mit Plananhang ...... Anhang Konzeptstudie und Standortsuche einer neuen Umladestation ...... Anhang

2 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

1 Verfahrensvermerke

Aufstellungsbeschluss (§ 2 (1) BauGB) am 10.09.2019

Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses (§ 2 (1) BauGB) am 26.09.2019

Billigung des Bebauungsplanvorentwurfes und Beschluss über am 15.10.2019 die öffentliche Auslegung (§ 3 (2) BauGB)

Bekanntmachung der frühzeitigen Beteiligung der am 24.10.2019 Öffentlichkeit (§ 3 (1) BauGB)

Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit (§ 3 (1) BauGB) vom 28.10.2019 bis 25.11.2019

Frühzeitige Beteiligung der Behörden und Träger vom 23.10.2019 bis 25.11.2019 öffentlicher Belange (§ 4 (1) BauGB)

Beschluss über Bedenken und Anregungen (§ 3 (2) BauGB) am

Billigung des Bebauungsplanentwurfes und Beschluss über am die öffentliche Auslegung (§ 3 (2) BauGB)

Bekanntmachung der öffentlichen Auslegung (§ 3 (2) BauGB) am

Öffentliche Auslegung (§ 3 (2) BauGB) vom bis

Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger vom bis öffentlicher Belange (§ 4 (2) BauGB)

Beschluss über Bedenken und Anregungen (§ 3 (2) BauGB) am

Satzungsbeschluss (§ 10 (1) BauGB) am

Ausfertigung: Es wird bestätigt, dass der Inhalt dieses Planes sowie die schriftlichen Festsetzungen mit den hierzu ergangenen Beschlüssen des Gemeinderates der Gemeinde Talheim übereinstimmen.

Gemeinde Talheim, den Martin Hall Bürgermeister

Genehmigung durch das Landratsamt Tuttlingen (§ 10 Abs.2 BauGB) am

Bekanntmachung und Inkrafttreten (§ 10 Abs.3 BauGB) am

Gemeinde Talheim, den Martin Hall Bürgermeister

3 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

2 Rechtsgrundlagen

Baugesetzbuch (BauGB) neugefasst durch Bekanntmachung vom 03. November 2017 (BGBl. I S. 3634)

Baunutzungsverordnung (BauNVO) neugefasst durch Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786)

Landesbauordnung (LBO) für Baden-Württemberg in der Fassung vom 05.03.2010 (GBl. 2010, 357, 358, ber S. 416), zuletzt geändert durch Gesetz vom 18. Juli 2019 (GBl. S. 313)

Planzeichenverordnung (PlanzV) vom 18.12.1990 (BGBl. I 1991 S. 58), die durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) geändert worden ist

Gemeindeordnung (GemO) für Baden-Württemberg in der Fassung vom 24.07.2000 (GBl. S. 581, ber. S. 698), zuletzt geändert durch Artikel 17 des Gesetzes vom 11.02.2020 (GBl. S. 37, 40)

3 Planungsrechtliche Festsetzungen § 9 BauGB und §§ 1-23 BauNVO

1. Art der baulichen Nutzung § 9 Abs.1 Nr.1 BauGB; §§ 1-11 BauNVO)

SO Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

Das Sondergebiet wird gemäß § 11 BauNVO als sonstiges Sondergebiet mit der Zweckbe- stimmung „Abfallwirtschaft“ ausgewiesen.

Zulässig sind alle Nutzungen, die für den Betrieb eines Abfallzentrums erforderlich sind und der Zweckbestimmung des Sondergebietes entsprechen.

2. Maß der baulichen Nutzung § 9 Abs.1 Nr.1 BauGB; §§ 16-21a BauNVO)

Die Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung sind entsprechend dem Planeintrag Höchstwerte.

2.1 Grundflächenzahl

Die Grundflächenzahl wird mit 0,8 festgesetzt.

2.2 Vollgeschosse

Die Zahl der Vollgeschosse wird mit III festgesetzt. Darüber hinaus ist ein Dachgeschoss zulässig.

2.3 Höhe der baulichen Anlagen

Die maximal zulässige Höhe der Gebäude und Anlagen beträgt 17,00 m.

Die Höhe bemisst sich von der Oberkante der befestigten Betriebsflächen und dem höchsten äußeren Punkt der Dachkonstruktion.

4 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

3. Bauweise § 9 Abs.1 Nr. 2 BauGB und § 22 BauNVO

Festgesetzt ist die abweichende Bauweise. Als abweichende Bauweise (a) gilt die offene Bauweise, wobei auch Gebäudelängen über 50 m zulässig sind.

4. Baugrenzen § 9 Abs.1 Nr. 3 BauGB und § 23 Abs. 3 BauNVO

Die überbaubaren Grundstücksflächen nach § 23 Abs. 3 BauNVO werden entsprechend den Eintragungen in der Planzeichnung als Baugrenzen festgesetzt.

5. Flächen, die von der Bebauung freizuhalten sind § 9 Abs.1 Nr. 10 BauGB

Auf den in der Planzeichnung dargestellten nicht überbaubaren Flächen sind Nebenanlagen im Sinne des § 14 BauNVO soweit sie Gebäude sind, nicht zugelassen. Diese Festsetzung gilt auch für Werbeanlagen.

6. Verkehrsflächen § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB

Die Verkehrsflächen ergeben sich aus der Darstellung in der Planzeichnung und sind entspre- chend ihrer Zweckbestimmung anzulegen.

7. Leitungen § 9 Abs.1 Nr. 13 BauGB

Leitungen sind unterirdisch zu verlegen.

8. Beseitigung des Niederschlagwassers § 9 Abs. 1 Nr. 14 BauGB

Das unverschmutzte Oberflächenwasser ist getrennt vom Schmutzwasser abzuleiten.

Die Verordnung des Umweltministeriums über die dezentrale Beseitigung von Niederschlags- wasser ist in der geltenden Fassung zu berücksichtigen.

9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft § 9 Abs.1 Nr. 20 BauGB

Folgende Vorkehrungen zur Vermeidung werden durchgeführt, um Gefährdungen von Tierar- ten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und von Vogelarten zu vermeiden oder zu mindern.

➢ V 1 (Vermeidungsmaßnahme 1 – Fledermäuse, Haselmäuse, Vögel) Bauzeitenbeschränkung für die Baufeldfreimachung sowie bodenschonende Bau- mentfernung: Um eine Tötung oder Schädigung von Fledermaus-, Haselmaus- und Vogelindividuen während der Bauphase zu vermeiden, soll die Gehölzentnahme im Winterhalbjahr stattfinden. Zu dieser Zeit ist mit keiner Anwesenheit von Fledermäusen in den potenziell vorkommenden Zwischen- /Einzelquartieren zu rechnen. Haselmäuse halten sich in diesem Zeitraum in ihren Winterschlaf- nestern auf. Aus diesem Grund sollen die Bäume bodenschonend entfernt werden, um die Ha- selmäuse in ihren Winterquartieren nicht zu schädigen. Der Zeitraum liegt weiterhin außerhalb der Vogel-Brutzeit, sodass keine Schädigung von bebrüteten Nestern und Jungvögeln zu er- warten ist.

5 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

➢ V 2 (Vermeidungsmaßnahme 2 - Haselmäuse) Bauzeitenbeschränkung für die Planierung und die Bodenbewegungen während der Bauphase: Zur Vermeidung der Tötung oder Verletzung von Individuen, sollen die Planierung sowie die Bodenbewegungen stattfinden, wenn die Tiere ihre Winterschlafnester verlassen bzw. noch nicht bezogen haben. ➢ V 3 (Vermeidungsmaßnahme 3 - Haselmäuse) Erhalt von nachgewiesenen Haselmaushabitaten und Aufwertung durch Neupflan- zung: Zum Schutz des nachgewiesenen Haselmaus-Habitats soll der südliche Waldrand, welcher laut Bebauungs-plan im Bereich des Pflanzgebotes liegt, erhalten bleiben und lücken- schließend gebietsheimische, Früchte tragende Büsche angepflanzt werden. Damit soll eine Beschädigung der ökologischen Funktion der Fortpflanzungsstätten ausgeschlossen werden.

10. Leitungsrecht § 9 Abs.1 Nr. 21 BauGB

Es ist ein Leitungsrecht zugunsten der Gemeinde Talheim für den innerhalb des Bebauungs- planes verlaufenden Schmutzwasserkanal festgesetzt. Die Lage des Leitungsrechts sind den Planeintragungen zu entnehmen. Grundsätzlich sind im Bereich dieses Schutzstreifens nur Nutzungen zulässig, die die Belange der Kanalleitung nicht beeinträchtigen.

11. Pflanzgebote § 9 Abs. 1 Nr. 25a BauGB

PFLANZGEBOT 1 (PFG 1): Eingrünung entlang der Straße Die innerhalb der Planzeichnung mit PFG 1 gekennzeichneten Fläche ist von jeglicher Bebau- ung freizuhalten. Da im Bereich der Pflanzgebotsfläche ein Leitungsrecht zugunsten der Ge- meinde Talheim festgesetzt (Abwasserkanal) ist, muss die Fläche mit flachwurzelnden, stand- ortgerechten Laubbäumen der Pflanzliste 1 (Hochstamm, Mindeststammumfang 16-18, 3x verpflanzt mit Ballen) und Sträuchern der Pflanzliste 2 (Qualität: 60-100, 2x verpflanzt, mind. 3 Triebe) neu bepflanzt und dauerhaft unterhalten werden.

Die Gestaltung der Pflanzfläche ist so auszuführen, dass zum einen die Sichtschutzfunktion der Eingrünung erfüllt wird und zum anderen die Unterhaltung der Kanalleitung gewährleistet bleibt. Grundsätzlich ist bei Gehölzpflanzungen die uneingeschränkte Funktionalität der Ka- nalleitung zwingend zu erhalten. Dies gilt auch für ggf. erforderliche Aufschüttungen und Ab- grabungen. Die Flächen dürfen außerdem nicht zu Lagerzwecken genutzt werden.

6 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

4 Hinweise

1. Grundwasserschutz

Sofern durch Baumaßnahmen unerwartet Grundwasser erschlossen wird, ist dies unverzüg- lich der Unteren Wasserbehörde des Landratsamtes Tuttlingen anzuzeigen. Für Baumaßnahmen im Grundwasser und für eine vorübergehende Ableitung von Grundwas- ser ist eine wasserrechtliche Erlaubnis erforderlich. Aus Gründen des vorsorgenden Grund- wasserschutzes kann dauerhaften Grundwasserableitungen nicht zugestimmt werden. Das Grundwasser ist sowohl während des Bauens als auch nach Fertigstellung des Vorha- bens vor jeder Verunreinigung zu schützen (Sorgfalt beim Betrieb von Baumaschinen und im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, Anwendung grundwasserunschädlicher Isolier-, Anstrich-, und Dichtungsmaterialien, kein Teerprodukte usw.) Abfälle jeglicher Art dürfen nicht in die Baugrube gelangen.

2. Bodenschutz

Gemäß § 202 BauGB ist Mutterboden, der nicht zum Zwecke des Ausgleichs anderen Orts eingebracht wird, in nutzbarem Zustand zu erhalten und vor Vernichtung und Vergeudung zu schützen. Der durch das Bauvorhaben anfallende Oberboden ist auf dem Grundstück wieder zu verwenden. Nähere Ausführungen zum Vorgehen enthält die DIN 18915 Blatt 3 bezüglich des Bodenab- trags und der Oberbodenlagerung.

3. Denkmalpflege

Sollten bei Erdarbeiten Funde und Befunde entdeckt werden, ist die Archäologische Denkmal- pflege des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart unverzüglich zu benachrichtigen. Fund und Fundstelle sind bis zur sachgerechten Begutachtung, mindes- tens bis zum Ablauf des 4. Werktags nach Anzeige, unverändert im Boden zu belassen. Die Möglichkeit zur fachgerechten Dokumentation und Fundbergung ist einzuräumen. § 20 DSchG BW ist zu berücksichtigen.

4. Altlasten

Werden bei Erdarbeiten weitere Altablagerungen angetroffen, ist das Landratsamt Tuttlingen unverzüglich zu verständigen. Kontaminierte Bereiche sind entsprechend der gesetzlichen Anforderungen zu entsorgen. Zu beachten ist grundsätzlich der Mustererlass der ARGEBAU 2001 (Mustererlass zur Be- rücksichtigung von Flächen mit Bodenbelastungen, insbesondere Altlasten, bei der Bauleit- planung und im Baugenehmigungsverfahren).

5. Geotechnik

Das Plangebiet befindet sich auf Grundlage der am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau vorhandenen Geodaten im Ausstrichbereich der Gesteine der Opalinuston-Formation (Mitteljura), welche teilweise von quartären Verwitterungs-/Umlagerungsbildungen mit einer zu erwartenden Mächtigkeit im Dezimeter- bis Meterbereich überlagert werden. Mit lokalen Auffüllungen vorangegangener Nutzungen, die ggf. nicht zur Lastabtragung geeig- net sind sowie mit einem oberflächennahen saisonalen Schwinden (bei Austrocknung) und Quellen (bei Wiederbefeuchtung) des tonigen/tonig-schluffigen Verwitterungsbodens ist zu rechnen. Die anstehenden Gesteine der Opalinuston-Formation neigen in Hanglage oder im Bereich von Böschungen zu Rutschungen.

7 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

6. Artenschutz

Folgende Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (CEF-Maßnahmen) sind festgesetzt, um den artenschutzrechtlichen Anforderungen ge- recht zu werden. Art, Umfang und Ausführung der Maßnahmen können der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) im Anhang entnommen werden.

CEF 1 (CEF Maßnahme 1) Erhöhung des Nistplatzangebotes durch Aufhängen von 10 Haselmauskobeln.

CEF 2 (CEF Maßnahme 2) Installation von 10 Vogelnistkästen an bestehende Bäume.

8 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

5 Pflanzlisten

Pflanzliste 1: Laubbäume

Acer campestre Feldahorn Betula pendula Birke Populus tremula Zitterpappel

Pflanzliste 2: Gehölze mittlerer Standorte Sträucher Cornus sanguinea Roter Hartriegel Corylus avellana Haselnuss Euonymus europaeus Europäische Pfaffenhütchen Rhamnus frangula Faulbaum Ligustrum vulgare Gemeiner Liguster Lonicera xylosteum Gemeine Heckenkirsche Prunus spinosa Schlehe Rosa canina Hunds-Rose Rosa rubiginosa Wein-Rose Sambucus nigra Schwarzer Holunder Sambucus racemosa Traubenholunder Viburnum lantana Wolliger Schneeball Vibumum opulus Gewöhnlicher Schneeball

Aufgestellt: Ausgefertigt: Balingen, den Gemeinde Talheim, den

Tristan Laubenstein Martin Hall Büroleitung Bürgermeister

9 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

Gemeinde Talheim Landkreis Tuttlingen

Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

6 Örtliche Bauvorschriften § 74 LBO BW

Planungsstand: Entwurf zur Anhörung der Öffentlichkeit sowie zur Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange (§§ 3 Abs. 2 und 4 Abs. 2 BauGB) Fassung: 04. Juni 2020

FRITZ & GROSSMANN UMWELTPLANUNG GMBH Wilhelm-Kraut-Straße 60 72336 Balingen Telefon 07433 930363 Telefax 07433 930364 E-Mail [email protected] 10 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

RECHTSGRUNDLAGEN

Baugesetzbuch (BauGB) neugefasst durch Bekanntmachung vom 03. November 2017 (BGBl. I S. 3634)

Landesbauordnung (LBO) für Baden-Württemberg in der Fassung vom 05.03.2010 (GBl. 2010, 357, 358, ber S. 416), zuletzt geändert durch Gesetz vom 18. Juli 2019 (GBl. S. 313)

Planzeichenverordnung (PlanzV) vom 18.12.1990 (BGBl. I 1991 S. 58), die durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) geändert worden ist

Gemeindeordnung (GemO) für Baden-Württemberg in der Fassung vom 24.07.2000 (GBl. S. 581, ber. S. 698), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 21.05.2019 (GBl. 161,186)

1. Äußere Gestaltung baulicher Anlagen § 74 LBO

1.1 Dachgestaltung

Alle Dachformen sind zulässig.

Dachneigungen sind von 0° bis 30° zulässig.

Zur Dacheindeckung sind stark reflektierende, glänzende oder glasierte Materialien sowie die Ver- wendung von unbeschichtetem Kupfer, Zink (auch Titanzink) oder Blei nicht zugelassen.

Die Verwendung dieser Materialien ist im untergeordneten Umfang zulässig (z.B. Dachrinnen, Re- genfallrohre, Verwahrungen, Kehlbleche, Anlagen für die Gewinnung solarer Energien).

Solaranlagen und Dachbegrünungen sind zulässig und erwünscht.

1.2 Fassadengestaltung

Die Außenseiten der Gebäude sind in Material und Farbgebung so zu gestalten, dass das Natur- und Landschaftsbild nicht beeinträchtigt wird. Grelle, leuchtende Farben sowie reflek- tierende Materialen dürfen nicht großflächig verwendet werden.

Als Fassadenmaterial ist das zum Gewerbe-Hallenbau übliche Material zulässig.

Fassadenbegrünungen sind zulässig und erwünscht.

2. Werbeanlagen § 74 Abs. 1 Nr. 2 LBO

Werbeanlagen sind unzulässig.

Nicht beleuchtete Informationstafeln, die im räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit der Zweckbestimmung des Sondergebietes stehen, sind zulässig.

11 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

3. Gestaltung und Nutzung der unbebauten Flächen § 74 Abs. 1 Nr. 3 LBO

3.1. Oberflächenbefestigung der Verkehrs- und Betriebsflächen

Verkehrsflächen sind grundsätzlich mit versiegelten Belägen herzustellen und über eine Re- genwasserbehandlungsanlage zu entwässern.

Betriebsflächen, auf denen wassergefährdende Stoffe regelmäßig umgeschlagen werden oder auf denen Fahrzeuge gewaschen oder gewartet werden, sind über einen Leichtstoffabschnei- der in die öffentliche Kanalisation zu entwässern.

Betriebsflächen, auf denen keine Gefahr besteht, dass es zu Verschleppungen und Verunrei- nigungen aus den Entlade- und Verladebereichen kommt, ist die Herstellung aus wasserdurch- lässigen Belägen oder wasserrückhaltenden Materialien wie Rasenpflaster, Rasengitterstei- nen, Pflaster mit Breitfugen oder wassergebundenen Decken, zulässig.

Generell sind Bodenversiegelungen auf das unabdingbare Maß zu reduzieren.

3.2 Beleuchtung

Die Außenbeleuchtung ist energiesparend und insektenverträglich zu installieren. Deshalb sind LED-Lampen (oder gleichwertig) zu verwenden. Die Leuchten sind so auszubilden, dass eine Licht- wirkung nur auf die zu beleuchtende Fläche erfolgt (streulichtarm).

Aufgestellt: Ausgefertigt: Balingen, den Gemeinde Talheim, den

Tristan Laubenstein Martin Hall Büroleitung Bürgermeister

12 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

Gemeinde Talheim Landkreis Tuttlingen

Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

7 Begründung Teil A allgemein

Planungsstand: Entwurf zur Anhörung der Öffentlichkeit sowie zur Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange (§§ 3 Abs. 2 und 4 Abs. 2 BauGB) Fassung: 04. Juni 2020

FRITZ & GROSSMANN UMWELTPLANUNG GMBH Wilhelm-Kraut-Straße 60 72336 Balingen Telefon 07433 930363 Telefax 07433 930364 E-Mail [email protected] 13 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

INHALTSVERZEICHNIS 1 Veranlassung ...... 15 2 Räumlicher Geltungsbereich und Lage des Plangebiets ...... 16 3 Übergeordnete Planungen ...... 17 3.1 Regionalplan Schwarzwald--Heuberg 2003 ...... 17 3.2 Flächennutzungsplan ...... 18 4 Bestandsbeschreibung ...... 18 5 Ziele und Zwecke der Planung...... 20 5.1 Planungsvarianten ...... 20 5.2 Nutzungskonzept des Abfallzentrums ...... 20 5.3 Bebauungsplankonzept ...... 22 6 Erschließung ...... 23 6.1 Verkehrliche Erschließung ...... 23 6.2 Energieversorgung ...... 23 6.3 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ...... 23 7 Begründung der planungsrechtlichen Festsetzungen ...... 25 8 Begründung der Örtlichen Bauvorschriften ...... 26 9 Natur und Landschaft: Erfassung der Wirkung der städtebaulichen Planung ...... 26 10 Flächenbilanz ...... 27

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Übersichtslageplan, unmaßstäblich ...... 16 Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Regionalplan Schwarzwald-Baar-Heuberg 2003 ...... 17 Abbildung 3: Ausschnitt des Flächennutzungsplan VG ...... 18 Abbildung 4: Fotos vom Plangebiet ...... 19 Abbildung 5: Wertungsmatrix der möglichen Standorte ...... 20 Abbildung 6: Konzeptentwurf des Abfallzentrums ...... 21 Abbildung 7: Lageplan der vorgesehenen Nutzungen ...... 22 Abbildung 8: Lageplan zum Entwässerungskonzept ...... 24

BEGRÜNDUNG TEIL B Umweltbericht mit Grünordnungsplan ...... Anhang Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) ...... Anhang Natura 2000 Verträglichkeitsprüfung ...... Anhang Antrag auf Waldumwandlung gemäß § 9 LWaldG BW ...... Anhang Entwässerungskonzept mit Plananhang ...... Anhang Konzeptstudie und Standortsuche einer neuen Umladestation ...... Anhang

14 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

1 Veranlassung

Eine Umladestation für Haus-, Sperrmüll und Altholz ist notwendig, um eine geordnete Umver- ladung von kleinen Straßensammelfahrzeugen auf Großvolumensattelschlepper zu ermögli- chen und somit für einen wirtschaftlichen Streckentransport der Abfälle an die verschiedenen Verwertungsanlagen über die Landkreisgrenzen hinaus zu gewährleisten. Der Landkreis Tuttlingen mit seinen ca. 136.000 Einwohnern betreibt eine Umladestation für Haus- und Sperrmüll sowie Altholz auf der Deponie Talheim. Die bestehende Umladestation wurde 2004 als einfaches Provisorium innerhalb des Abfallablagerungsbereichs der Deponie errichtet. Bereits damals war geplant, die Umladestation mit fortschreitender Verfüllung der Deponie an einen anderen Standort zu verlegen. Die Verlegung der Umladestation steht nunmehr an, da die ausgebauten Bereiche der Depo- nie Talheim zwischenzeitlich weitgehend mit Abfällen verfüllt sind. Daher muss auf die, durch die bestehende, provisorische Abfallzentrum blockierten Ablagerungsbereiche, zurückgegrif- fen werden, da ansonsten ein Entsorgungsnotstand bei der Entsorgung mineralischer Abfälle droht.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie durch das Büro AU CONSULT GMBH, Augsburg wurde eine Konzeption für eine neue Abfallzentrum entwickelt und untersucht, welcher von einer Reihe zur Verfügung stehender Standorte am besten geeignet ist. Bauplanungsrechtlich ist der favorisierte Standort derzeit als Außenbereich entsprechend § 35 BauGB zu bewerten. Nach der Stellungnahme der Immissionsschutzbehörde des Landrats- amtes Tuttlingen genießt das Vorhaben keine Privilegierung nach § 35 Abs. 1. Um die pla- nungsrechtlichen Voraussetzungen für das Vorhaben zu schaffen, ist die Aufstellung eines Bebauungsplans erforderlich.

15 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

2 Räumlicher Geltungsbereich und Lage des Plangebiets

Das Plangebiet befindet sich ca. 2 Kilometer nordwestlich der Ortslage Talheim auf einer Höhe von ungefähr 775 m ü. NN auf einem nach Süden leicht abfallenden Gelände. Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die Lage der überplanten Fläche.

Abbildung 1: Übersichtslageplan, unmaßstäblich (Plangebiet rot)

Der Geltungsbereich des Bebauungsplans besitzt eine Gesamtgröße von ca. 2,75 ha und um- fasst das Flurstück 942 vollständig sowie teilweise die Flurstücke 941 und 945. Die Abgrenzung des räumlichen Geltungsbereiches kann dem Lageplan im Anhang entnom- men werden.

16 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

3 Übergeordnete Planungen

3.1 Regionalplan Schwarzwald-Baar-Heuberg 2003

Der Regionalplan Schwarzwald-Baar-Heuberg 2003 weist für das Plangebiet bzw. Teile des Plangebiets folgendes aus: ▪ Schutzbedürftige Bereiche für Bodenerhaltung und Forstwirtschaft o Schutzwald o sonstige Waldfläche ▪ Hausmülldeponie

Das Vorhaben steht somit keinen Zielen des Regionalplans entgegen.

Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Regionalplan Schwarzwald-Baar-Heuberg 2003

17 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

3.2 Flächennutzungsplan

Der wirksame Flächennutzungsplan (FNP) der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft (VG) Trossingen mit den weiteren Mitgliedsgemeinden , und Talheim weist für das Plangebiet folgendes aus: ▪ Flächen für Wald

Der FNP wird im Parallelverfahren nach § 8 Abs. 3 BauGB geändert. Das Verfahren wurde bereits eingeleitet.

Abbildung 3: Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan VG Trossingen

4 Bestandsbeschreibung

Die Landnutzung im Plangebiet ist ausschließlich forstwirtschaftlich. Es besteht ein weitge- hend flächendeckender Mischwald, der im Wesentlichen aus Ahorn, Eschen, Eichen und Fich- ten besteht (ca. 15 bis 30-jährige Bestände). Im nördlichen Teil wurden bereits Rodungsmaß- nahmen durchgeführt. Es handelte sich hauptsächlich um ca. 70 bis 80-jährige Tannen und Fichten. Eine befristete Waldumwandlungsgenehmigung liegt hierfür bereits vor. Eine dauer- hafte Waldumwandlungsgenehmigung für das gesamte Plangebiet soll im weiteren Verfahren beantragt werden. Nach Süden ist das Plangebiet durch die Kreisstraße 5919 mit einem Anbauverbotsstreifen von 15 m begrenzt sowie anschließend durch landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Norden

18 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“ grenzen der Deponierand und die Deponieumfahrungsstraße an. Westlich unterliegt das Be- triebsgelände eines Entsorgungsfachbetreibers einer gewerblichen Nutzung. Östlich setzen sich die forstwirtschaftlich genutzten Flächen weiter fort. Nachfolgende Fotos geben einen Eindruck über das Plangebiet wieder.

Blick nach Osten entlang der K5919, links im Bild die Blick nach Norden entlang der Feuerwehrzufahrt zur südliche Grenze des Plangebiets (Standort: südlich Deponie, rechts im Bild befindet sich das Plangebiet des Plangebiets) (Standort: westlich des Plangebiets)

Blick nach Osten entlang der nördlichen Gebiets- Blick nach Westen, links im Bild das Plangebiet, rechts grenze, hinten rechts im Bild die bereits gerodete Flä- im Bild gewerbliche Nutzung der Fa. Remondis (Stand- che (Standort: nördlich des Plangebiets) ort: nördlich des Plangebiets)

Abbildung 4: Fotos vom Plangebiet (FRITZ & GROSSMANN 04/2019)

19 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

5 Ziele und Zwecke der Planung

5.1 Planungsvarianten

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie durch das Büro AU CONSULT GMBH, Augsburg wurde untersucht, welcher von einer Reihe zur Verfügung stehender Standorte am besten geeignet ist. Das Ergebnis der Standortsuche ist im Folgenden zusammenfassend dargestellt. Die Standorte mit der Bezeichnung (1A), (1B) und (1C) befinden sich auf dem Gelände der Deponie Talheim. Standort (1D) im Gewerbegebiet „Ried-West“ der Gemeinde Talheim, Standort (2) an der Deponie und Standort (3) am Wertstoffhof/Grünsammelstelle der Stadt Tuttlingen. Die Kriterien sowie das Ergebnis sind in nachfolgender Matrix dargestellt.

Abbildung 5: Wertungsmatrix der möglichen Standorte (Büro AU CONSULT GMBH)

Der am besten geeignete Standort für die Abfallzentrum ist der Standort (1B). Dieser soll im weiteren Verfahren verwirklicht werden. Durch ein zentrales Abfallzentrum an der Deponie Talheim, in dem alle Wertstoffe und alle Abfälle (außer Problemabfälle/Schadstoffe) abgege- ben werden können, kann eine erhebliche Vereinfachung und Erleichterung für die Landkreis- bürger, das Gewerbe und für die Verwaltung, insbesondere der Arbeit der Abfallberater, dar- stellen. Zusätzliche Wege zu verschiedenen Abfallentsorgungsanlagen entfallen, sodass dadurch Zeit gespart und die Umwelt entlastet wird.

5.2 Nutzungskonzept des Abfallzentrums

Das Landratsamt Tuttlingen hat das Büro AU CONSULT GMBH mit der Erarbeitung des Nut- zungskonzepts beauftragt. Nachfolgende Ausführungen und Darstellungen sind aus diesem Nutzungskonzept vom Mai 2018 entnommen.

20 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

Abbildung 6: Konzeptentwurf des Abfallzentrums (Büro AU CONSULT GMBH)

Die Umladehalle und die Rangierfläche wurde in separate Bereiche für die Kleinanlieferer und Großanlieferer unterteilt, wobei der Kleinanlieferer am nächsten zur Ausfahrt angeordnet wird. Der Großanlieferbereich kann durch einen Zaun und Ein-/Ausfahrtschranke gegen unberech- tigte Fahrzeuge abgesperrt werden. Dabei ist auch die Gebührenabrechnung ein System wie bei den Parkhäusern, allerdings an Stelle der Abrechnung nach Zeit nach Gewicht, möglich. Auf den Rangierflächen können Leercontainer oder auch Container für die Wertstofferfassung abgestellt werden. Die ermittelte Umladehallengröße beläuft sich für den Bedarf des Landkreises Tuttlingen auf ca. 36 m Breite (28 m Halle + 8 m überdachter Abholbereich) und einer Länge von ca. 70 m. Der Abholbereich ist 42 m bis 50 m lang. Abhängig ob Abholfahrzeuge aneinander vorbeifah- ren können sollen ca. 8 m oder nur 5 m breit. Die Ein- und Ausfahrtstore in den Anlieferbereich können als Sektional- oder Rolltore ausge- führt werden. Der Boden der Umladehalle kann als Stahlbeton-Bodenplatte oder als wasserdichter Asphalt- belag ausgeführt werden. Über ein Beladefenster/-Beladebalkon werden die Abholfahrzeuge im ca. -2,70 m tieferliegenden überdachten Abholbereich, vorzugsweise mit einem normalen Radlader, beladen. Bei der Beladung und im Abholbereich sind die beiden Rolltore des Abhol- bereiches zu schließen, damit keine Materialverwehungen entstehen können.

21 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

5.3 Bebauungsplankonzept

Durch die Aufstellung eines Bebauungsplanes sollen die planungsrechtlichen Grundlagen für das Vorhaben geschaffen und eine geordnete städtebauliche Entwicklung im Plangebiet er- möglicht werden. Die Aufstellung des Bebauungsplanes ist zur langfristigen Sicherung der öf- fentlichen Abfallentsorgung im Landkreis Tuttlingen erforderlich. Mit der vorliegenden Planung wird das Plangebiet als sonstiges Sondergebiet gemäß § 11 BauNVO mit der Zweckbestimmung „Abfallwirtschaft“ ausgewiesen. Innerhalb des Sonderge- bietes sind bauliche Nutzungen zulässig, die für den Betrieb der geplanten Abfallzentrum er- forderlich sind. Vorgesehen ist zum einen ein Wertstoffhof für die Anlieferung von Wertstoffen aus privaten Haushalten und Gewerbe sowie zur Weiterleitung an die entsprechenden Entsorgungseinrich- tungen. Zum anderen soll auf dem Gelände eine Lagerfläche für Grüngut und Deponiebau- stoffe geschaffen werden. Darüber hinaus soll im Hinblick auf die Zukunft die Möglichkeit bestehen, weitere Einrichtun- gen im Bereich der Abfallbehandlung zu betreiben, wie beispielsweise Sozialgebäude, Werk- statt und Unterstellmöglichkeiten für Maschinen und Geräte. Nachfolgende Abbildung zeigt beispielhaft die mögliche Lage der vorgesehenen Nutzungen.

Abbildung 7: Lageplan der vorgesehenen Nutzungen (Landratsamt Tuttlingen 2019)

Durch die Festsetzung des Sondergebietes werden Betriebe und Anlagen, die nicht der Ab- fallwirtschaft dienen, ausgeschlossen. Für diese branchenfremden Betriebe stehen ausrei- chende Entwicklungsmöglichkeiten in den Gewerbegebieten der Gemeinde Talheim zur Ver- fügung. Grundsätzlich ist die Nutzung des Plangebiets zu gewerblichen oder industriellen Zwe- cken nicht vorgesehen.

22 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

6 Erschließung

6.1 Verkehrliche Erschließung

Das Plangebiet ist über die bestehende Deponiezufahrt von der Kreisstraße 5919 und unter Inanspruchnahme der inneren Erschließung der Deponie Talheim verkehrlich erschlossen. Um die Möglichkeit einer eigenen Zufahrt zur Umladestation bereits jetzt bauplanungsrechtlich zu sichern, wird die bestehende Feuerwehrzufahrt (Fl. 942) als Verkehrsfläche ausgewiesen. Die Notwendigkeit einer Linksabbiegespur auf der K 5919 wird erst bei anstehender Planung einer eigenen Zufahrt mit der zuständigen Straßenbaubehörde abgestimmt. Die Kosten hierfür trägt das Landratsamt Tuttlingen.

6.2 Energieversorgung

Die Stromversorgung kann durch den Anschluss an das bestehende Leitungsnetz Talheims sichergestellt werden. Da es sich um eine Kalthalle handelt, werden für die Erwärmung der Halle keine Energieträger verwendet. Allerdings sind in der Planung Sozialräume /-gebäude zu berücksichtigen, die an ein Heizsystem angeschlossen sein müssen. Des Weiteren wird Strom für die Rolltore und die Beleuchtung benötigt.

6.3 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Die Trinkwasserversorgung kann durch den Anschluss an die bestehenden Leitungsnetze der Gemeinde Talheim sichergestellt werden. Trinkwasser wird im Wesentlichen für die Sozialein- richtungen benötigt. Die Entwässerung des Plangebiets ist im Folgenden beschrieben. Eine ausführliche Beschrei- bung kann dem Entwässerungskonzept im Anhang entnommen werden. Die Abwasserentsorgung erfolgt über ein Trennsystem. Das anfallende verschmutzte Abwasser aus Sozialräumen und Toiletten sowie Reinigungs- wasser aus der neuen Umschlaghalle kann durch den Anschluss an den bestehenden Kanal der Gemeinde Talheim abgeführt werden, der etwa parallel zur K 5919 verläuft. Niederschlagswasser von Verkehrs- und Betriebsflächen werden über Straßeneinläufe aufge- nommen und über ein Kanalsystem in ein Regenrückhaltebecken geleitet. Außerhalb der Halle (Umschlagstation) werden keine Abfälle gelagert oder umgeladen. Es findet ausschließlich Fahrverkehr, wie auf einer öffentlichen Straße, statt. Gemäß Merkblatt DWA-M 153 – Hand- lungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser, wird das Straßenwasser über einen Sub- stratfilter vorgereinigt und anschließend in ein Rückhaltebecken geleitet. Der Ablauf aus dem Becken wird gedrosselt und dann gemeinsam mit dem Niederschlagswasser der Kreisstraße in einen vorhandenen Kanal geleitet, der das Wasser in den südlich gelegenen Krähenbach führt. Die zulässige Einleitmenge in den Krähenbach berücksichtigt das angrenzende Gewer- begebiet „Ried“, welches ebenfalls in den Krähenbach entwässert. Das unverschmutzte Niederschlagswasser der Dachfläche kann vor Ort, aufgrund der geolo- gischen Verhältnisse, nicht zur Versickerung gebracht werden. Das gesamte Dachwasser wird in ein 400 m³ großes unterirdisch errichtetes Becken geführt. Das Becken wird gemäß den Anforderungen des Kreisbrandmeisters zur Löschwasservorhaltung genutzt. Eine Entnahme ist nur im Brandfall durch die Feuerwehr zulässig. Das Becken wird im südwestlichen Bereich des Plangebietes errichtet, so dass das Löschwasser auch für den westlichen Bereich des Bebauungsplanes genutzt werden kann. Der Überlauf aus dem Löschwasserbecken wird in ein weiteres Becken mit 200 m³ Inhalt geleitet, aus dem der Anlagen- und Deponiebetreiber Reinigungswasser für die Fahrflächen entnehmen kann. Das Becken ist so bemessen, dass das gesamte benötigte Reinigungswasser aus dem Becken entnommen werden kann. Nur bei besonderen Niederschlagsverhältnissen läuft dieses Becken über. Der Überlauf muss in das 23 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

Regenrückhaltebecken für das Verkehrsflächenwasser geführt werden. Das Regenrückhalte- becken ist auch für die Überschusswassermenge aus dem Becken für Reinigungswasser be- messen.

Abbildung 8: südöstlicher Ausschnitt aus dem Lageplan zum Entwässerungskonzept (AWIPLAN-PPD GmbH 2020) 24 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

7 Begründung der planungsrechtlichen Festsetzungen

Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Realisierung des Vorhabens in Talheim zu schaffen, ist die Art der baulichen Nutzung gemäß § 11 BauNVO als sonstiges Sonderge- biet mit der Zweckbestimmung „Abfallwirtschaft“ festgesetzt. Durch die Festsetzung als Son- dergebiet werden Betriebe und Anlagen, die nicht der Abfallwirtschaft dienen, ausgeschlossen. Für diese branchenfremden Betriebe stehen ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten in den Gewerbegebieten der Gemeinde Talheim zur Verfügung.

Die planungsrechtlichen Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung wie Grundflächen- zahl (GRZ), Anzahl der Vollgeschosse und Höhe der baulichen Anlagen begründen sich durch das anlagenbedingte Erfordernis. Mit der Festsetzung der Grundflächenzahl soll neben den anlagenbedingten Gesichtspunkten der Gliederung und Konzentration der Bebauung auch das Maß der Flächenversiegelung und damit der Eingriff in den Naturhaushalt begrenzt werden. Die Grundflächenzahl gibt den Flä- chenanteil eines Baugrundstücks an, der überbaut werden darf. Bei der Ermittlung der Grund- flächenzahl werden die Grundflächen aller baulichen Anlagen, wie Gebäude, Nebenanlagen und befestigte Flächen angerechnet. Die Festsetzung der abweichenden Bauweise, ermöglicht Gebäude, die für einen wirtschaftli- chen Betrieb der Anlagen notwendig sind. Eine Aufteilung des Gebäudes in mehrere Einzel- gebäude ist aus Gründen der Betriebsweise einer Umladestation nicht möglich

Die Festsetzung der Baugrenzen beschränkt sich auf das anlagenbedingte Erfordernis.

Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit dürfen Nebenanlagen im Sinne des § 14 BauNVO sowie Werbeanlagen auf den in der Planzeichnung dargestellten nicht überbaubaren Flächen soweit sie Gebäude sind, nicht errichtet werden.

Zur Verminderung einer technischen Überprägung des Gebietes und damit zum Landschafts- schutz, ist es vorgeschrieben, Leitungen unterirdisch zu verlegen.

Die Festsetzungen zu den Verkehrsflächen sind zur Regelung und Sicherstellung der Ver- kehrserschließung notwendig.

Um eine getrennte Ableitung des Abwassers zu ermöglichen, soll das verschmutzte Abwasser aus den Sanitäreinrichtungen für Mitarbeiter des Abfallzentrums zugeführt und zur kommuna- len Kläranlage abtransportiert werden. Das anfallende unverschmutzte Oberflächenwasser soll innerhalb des Gebietes zurückgehal- ten und kann als Brauchwasser genutzt werden. Das Übereich wird in den südlich verlaufen- den Vorfluter (Krähenbach) eingeleitet. Mit diesen Festsetzungen wird den gesetzlichen An- forderungen entsprochen und ein weiterer Betrag zur Vermeidung von Eingriffen in den natür- lichen Wasserkreislauf sowie zur Entlastung der Kläranlagen geleistet.

Das Pflanzgebot dient der wirkungsvollen Eingrünung des Gebietes. Darüber hinaus dient die- ses der Verminderung und dem Ausgleich des Eingriffs in Naturhaushalt und Landschaftsbild. Es wirkt sich positiv auf das örtliche Klima aus und bietet Lebensraum für verschiedene Tier- arten. Eine ausführliche Darstellung der Eingriffe in Natur und Landschaft sowie der Ausgleichsmaß- nahmen ist dem Umweltbericht mit Eingriffs- und Ausgleichsbilanz zu entnehmen.

25 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

8 Begründung der Örtlichen Bauvorschriften

Ziel der Bauvorschriften ist es, in positiver Weise auf die Gestaltung der baulichen Anlagen Einfluss zu nehmen. Sie sind im Hinblick auf die besondere städtebauliche Lage des Plange- bietes unverzichtbar. Die Bauvorschriften geben einen Rahmen vor, innerhalb dessen ein ein- heitliches und geordnetes Erscheinungsbild des Plangebietes, eine harmonische Einbindung in das Landschaftsbild und die Sicherung der ökologischen Erfordernisse gewährleistet sind. Aus diesen Gründen ergeben sich die Vorschriften zur Dach- und Fassadengestaltung bzw. zur Verwendung bestimmter Materialien. Die Vorschrift zur Dachneigung orientiert sich an den Örtlichen Bauvorschriften zum benach- barten Bebauungsplan „Ried-West“. Um die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern, sind diese zulässig und werden empfohlen. Ob die Dächer der Gebäude mit einer Dachbegrünung ausgeführt werden, ist von verschiede- nen Faktoren abhängig. Vorrangiges Ziel ist die Nutzung solarer Energie zur Stromproduktion. Nicht zuletzt sind statische Aspekte zu berücksichtigen. Dies wird im Rahmen eines Bauan- trags geprüft und falls möglich auch umgesetzt.

Um das Landschaftsbild nicht zu beeinträchtigen, sind Werbeanlagen nicht zulässig. Informa- tionstafeln sind jedoch, sofern sie im räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit der Zweckbestimmung des Sondergebietes stehen, zulässig. Diese dient der Information der Zu- lieferer, Abholer sowie der Bürgerinnen und Bürger.

Zum Schutz des Grundwassers vor möglichen Verunreinigungen wird festgesetzt, dass alle Verkehrsflächen aus Gründen des Grundwasserschutzes mit versiegelten Belägen zu verse- hen sind. Des Weiteren wird festgesetzt, dass Flächen auf denen wassergefährdende Stoffe regelmäßig umgeschlagen werden und Flächen, auf denen Fahrzeuge gewaschen oder ge- wartet werden, über einen Leichtstoffabschneider in die öffentliche Kanalisation zu entwäs- sern sind. Um die Auswirkungen der Versiegelung auf die Grundwasserneubildungsrate möglichst gering zu halten, wurde festgesetzt, dass Betriebsflächen, auf denen keine Gefahr besteht, dass es zu Verschleppungen und Verunreinigungen aus den Entlade- und Verlade- bereichen kommt, die Herstellung aus wasserdurchlässigen Belägen oder wasserrückhalten- den Materialien wie Rasenpflaster, Rasengittersteinen, Pflaster mit Breitfugen oder wasser- gebundenen Decken, zulässig sind. Auf diese Weise können Bodenversiegelungen auf das unabdingbare Maß reduziert werden.

Zur Energieeinsparung und zum Schutz nachtaktiver Insekten sind insektenfreundliche und energiesparende Außenbeleuchtungen festgesetzt.

9 Natur und Landschaft: Erfassung der Wirkung der städtebaulichen Planung

Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes sind die umweltschützenden Belange in die Abwägung einzubeziehen und gemäß § 2a Nr. 2 BauGB in einem Umweltbericht zu ermit- teln und zu bewerten. Zur Darstellung des Bestandes und der zu erwartenden Umweltauswir- kungen wurden die Umweltschutzgüter erhoben und bewertet. Die Ergebnisse der Umweltprüfung einschließlich der Eingriffs- und Ausgleichsbilanz sowie der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung und der Natura 2000 Verträglichkeitsprüfung sind Bestandteil der Begründung des Bebauungsplanes und als Anhang beigefügt.

26 Gemeinde Talheim – Bebauungsplan Sondergebiet „Abfallzentrum Talheim“

10 Flächenbilanz

Größe des Geltungsbereiches: 27558 m²

darin enthalten: Sondergebiet: 23776 m² Verkehrsflächen: 1266 m² Flächen für Pflanzgebote: 2417 m²

Aufgestellt: Ausgefertigt: Balingen, den Gemeinde Talheim, den

Tristan Laubenstein Martin Hall Büroleitung Bürgermeister

27