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Palästinas Nakba

Palästinas Nakba

Staat Palästina - Palästinensische Befreiungsorganisation Mai 2019

نكبة فلسطني 71 JAHRE PALÄSTINAS NAKBA

“FALASTIN” (PALÄSTINA) TAGESZEITUNG Die Gestaltung dieser Publikation ist an die Zeitung “FALASTIN”, der wichtigsten palästinensischen Tageszeitung vor der Nakba angelehnt. Sie wurde von Issa Al-Issa 1911 in Jaffa gegründet. Nach der Nakba wurde die Zeitung aus veröffentlicht.

“Und die Tage gehen dahin […] dann kommt die Nakba und die mächtige Stadt Jaffa fällt. Dann verlässt ‘FALASTIN’ seine Heimat, wie auch die Palästinenser gezwungen werden ihre Heimat zu verlassen [...] vereint unter dem Versprechen zurückzukehren.”

– Raja Al-Issa, Herausgeber der Tageszeitung “FALASTIN”

“Straßenverkäufer mit der Tageszeitung ‘Palestine’ in Jaffa (1921-1923)” ©Frank Scholten EINLEITUNG Die Zeugnisse (testimonies) sind in lautlosen Erfahrungen berichten. Palästinenser jung Insgsamt 71 Palästinenser aus der Westbank Buchstaben niedergeschrieben. Doch jedes und alt aus der ganzen Welt, haben mit Tränen einschließlich Jerusalem, dem Gaza-Streifen Wort ist voll von lebendigen Emotionen und des Stolzes und unter Schmerzen diese Frage und dem verbleibenden Teil des historischen kostbar eingebetteten Tränen. Jeder Buchstabe beantwortet. Palästinas, aus den Flüchtlingslagern der beinhaltet einen Hoffnungsschimmer auf eine Nachbarländer und jene im Exil, haben bessere Zeit, in der Gerechtigkeit und Recht Diese Zeugnisse sind ein sehr bescheidener das kollektive palästinensische Gedächtnis über allem stehen werden. Beitrag. Sie sind nur ein Teil der Geschichte skizziert. Sie haben ihre Gedanken über die und Wahrheit und spiegeln nur einen Bruchteil palästinensische Nakba in der modernen TESTIMONIES “Was bedeutet die Nakba für dich?” Das des Schmerzes und der Entbehrungen 71 Geschichte und ihre feste Entschlossenheit, ist die Frage, auf die Väter, Großmütter wider, die das palästinensische Volk durch eines Tages ihre legitimen Rechte zu erlangen, und Jugendliche antworten und von ihren die Nakba erfahren hat und erfahren muss. niedergelegt.

S.5 S.8 S.3 S.2 S.5 S.6

NORA KORT AHMAD YOUSEF WADHA AL-BAYED ABDEL QADER AL-LAHAM TURKIYA WAHBEH OMAR AWADALLAH geb. 1950 in Jerusalem geb. 1975 im Flüchtlingslager geb. Anfang 1930 im Dorf al-Faluja geb.1920 im Dorf Bayt ‘Itab geb. 1946 im Dorf Sa’sa’ geb. 1972 in Damaskus al-Yarmouk/Syrien نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 2

ABDEL QADER AL-LAHAM YOUSEF HAMZA geb. 1920 im Dorf Bayt ‘Itab (lebt im Flüchtlingslager Dheisheh) geb. 1947 im Dorf Qaditta (lebt im Flüchtlingslager Shatila/ “Ich habe die Schafe in Bayt Zakariyya geweidet. Etwa um vier Libanon) Uhr nachmittags sahen wir Bomben aus der Luft auf Dayr Jamal und Dayr al-Hawa, wo sich die ägyptische Armee befand, fallen. “Die Nakba ist das unverzeihliche Später zogen sie (die Armee) ab. Ich lief zurück zu meinem Dorf. Verbrechen des Jahrhunderts Die Nacht brach bereits an. Als ich Bayt Nitaf erreichte, sah ich, wie an uns. Sie hat dazu geführt, die Menschen ihre Sachen aufluden. Ich ging in der Nacht weiter dass wir auf der Suche nach bis ich morgens in mein Dorf kam. Auch dort luden Menschen unserer Identität sind. Sie ist ihre Sachen auf. Ich wusste nicht, wo meine Familie war. So nahm eine Wunde, die noch immer ich meine Schafe und lief weiter zum Wadi Fukin bis ich abends blutet und einen hohen Preis in Hussan ankam. Dort stiegen die Menschen in Fahrzeuge und hat. Sie begann mit der Balfour- wollten nach al-Khader und Bethlehem. Ich sah Leute aus meinem Deklaration. Ich bin eines ihrer Dorf, die auch Schafe dabei hatten. Zusammen gingen wir in Opfer. Sie ist der Preis für die Richtung al-Khader, wo wir dann die Nacht verbrachten. Bis dahin Vertreibung aus der eigenen hatten alle ihre Dörfer Hussan, Battir, al-Qabu und Ras Abu Ammar Heimat, weil die Kolonialmächte verlassen. In der Nacht wurden wir von Dorfbewohnern geweckt. sie an andere übergaben. Sie Sie wollten uns warnen, dass die zionistischen Kräfte in Hussan wollen immer noch unser Volk eingedrungen waren. Ich sagte jedem, wir sollen bleiben und aus Palästina verdrängen und nicht wieder weggehen. Ich fand meine Familie drei Tage später in gewaltsam vertreiben, sowie Bethlehem. Das Leben war bitter. Wir hatten schlimme Tage ohne sie es mit uns gemacht haben. Essen, Wasser oder Kleidung. Früher hatten wir in unseren Häusern Was die USA und heute und auf unserem Land ein würdiges Leben.“ tun, ist der Beweis für ihre Absicht eine zweite Nakba zu verhängen, indem sie das Rückkehrrecht verleugnen und die Arbeit der UNRWA beenden. FUAD SHEHADEH Das bedeutet, sie lassen uns geb. 1925 in Jerusalem (lebt in Ramallah) / Interview 2017 geführt zu einem enteigneten und zerstreuten Volk werden. Aber “Während der Nakba eröffneten zionistische Milizen das Feuer all dies wird scheitern. Auch auf unser Auto. Meine Mutter und ich wurden schwer verletzt, wenn die Welt Jerusalem als während mein Freund noch an Ort und Stelle starb. Wir wurden Israels Hauptstadt ansieht zur Behandlung in das Krankenhaus des Verhörzentrums gebracht und sich mit dem jüdischen (bekannt als Russisches Gelände in der Zeit unter Verwaltung der Nationalgesetz abfindet, bleibt britischen Regierung). Nach anderthalb Monaten konnten wir es für unser Volk unakzeptabel. das Krankenhaus verlassen. Meine Familie und ich gingen nach Wir sind die Eigentümer Jordanien. Als ein Waffenstillstand verkündet wurde, kehrten wir unseres Landes. Dafür haben zu unserem Haus in Jerusalem zurück, das sich im heute besetzten wir mehr als 100 Jahre geopfert. Ost-Jerusalem nicht weit vom ‘National Hotel’ befindet. Wir fanden Wir entscheiden über unser zerbrochenes Glas und ein geplündertes Haus. Das Einzige, was Schicksal in diesem Land. Das noch da war, war die Zeitung Mira’t Al-Sharq (Spiegel des Ostens), sage ich meinen Söhnen und die mein Vater veröffentlicht hatte. Sie lag achtlos auf dem Boden. Enkeln. Unsere Tragödie, in der Wir mussten nach Jordanien zurück und kamen erst Mitte 1949 Diaspora in Flüchtlingslagern wieder nach Palästina und ließen uns in Ramallah nieder.“ leben zu müssen, ist unsere gegenwärtige Nakba.“ SHARIF KANANA ABDEL RAHMAN AWDALLAH geb. 1935 im Dorf Arraba al-Batouf (lebt in Ramallah) geb. 1931 in Isdud (lebt in Ramallah) “Die Nakba ist die Erinnerung an mein Dorf Arraba, Ebenen zu stärken. Die Nakba vereinte die “Die Nakba bedeutet, sich an laufen. Es ist, wenn man mit Panzern, wie meine Brüder geflohen sind und sich in den Palästinenser und stärkte ihr Bewusstsein für meine Heimatstadt Isdud zu Kanonen und Feuer empfangen und Bergen versteckt haben, als zionistische Banden die Bedeutung der Wahrung ihrer Identität. erinnern. Nachdem die Menschen belagert wird. Es ist, dass jene Lieben in unsere Städte und Dörfer eingedrungen Heute sehen wir ein düsteres Bild. Aber die von Massakern an anderen und Verwandte getötet werden, um waren. Sie haben alle Männer aus den Häusern Geschichte zeigt einen Kreislauf von Ebbe Orten erfuhren, flohen sie ohne zu verhindern, dass sie in ihre Häuser getrieben und die Waffen im Stadtzentrumund Flut. Wir sind es, die auf eine Flut warten.“ ihr Habe in die nahegelegenen zurückkehren. Die Nakba ist eine eingesammelt. Zu dieser Zeit war mein Vater Städte. Es blieben nur etwa 50 persönliche, historische, menschliche ein geachteter Gemeindevertreter. Als er vor ältere Menschen zurück. Meine und politische Tragödie. […] Es ist dem Haus saß, schlug ihn ein israelischer Offizier Familie und ich gingen auch – die Massenvernichtung unseres einfach mit dem Kolben seines Gewehrs. Seine bis auf meinen Vater. Er dachte, Lebens, des Lebens unserer Kinder Keffiyeh mit der schwarzen Kordel fiel zu Boden. die Probleme hätten sich in ein und Enkelkinder und die Eroberung Wir kannten diesen israelischen Offizier schon als paar Tagen erledigt. Es war eine ihrer Zukunft, ihres Landes und ihrer Metzger. Es scheint, als hätte er diese Tätigkeit erbärmliche Situation. Alle hatten Geschichte. Sie ist unvergesslich als Vorwand benutzt, um palästinensische Angst und waren in großer Sorge. und wird an unsere Kinder immer Städte vor der Einnahme auszukundschaften. Ich erinnere mich auf der Flucht weitergegeben.“ Die Nakba ist ein Ort, der an Angst, Terror und nach Hirbia gehört zu haben, Frauenklagen, besonders nach den Massakern in dass die Vereinten Nationen eine nahegelegenen Dörfern erinnert. Jeder fürchtete Resolution verabschieden wollen um sein Leben. Wir dachten, dass sie uns alle und die Flüchtlinge zurückkehren töten, aber die Männer wurden mit Bussen zur können. Aus diesem Grund libanesischen und jordanischen Grenze gebracht. wandten wir uns wieder Isdud Auf die Fersen der Fliehenden eröffneten sie das zu. Aber sie fingen an, auf uns zu Feuer. Nachdem ich die Nakba von 1948 erlebt schießen und wir flohen erneut. habe, bedeutet sie für mich 71 Jahre später, Die Nakba bedeutet, sich in das dass wir die Hoffnung bewahren und einen ursprüngliche Haus in Isdud zu Weg in eine bessere Zukunft finden müssen. Die schleichen, um der enteigneten Nakba hat großen Einfluss, die palästinensische Familie im Gaza-Streifen etwas nationale Identität hervorzuheben. Wir müssen Essbares zu bringen. Es bedeutet jetzt daran arbeiten, diese Identität auf allen auch, lange Strecken barfuß zu 3 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

WADHA AL-BAYED geb. Anfang 1930 im Dorf al-Faluja (lebt in der Altstadt von Hebron/Al-Shuhada-Straße) “Das Bedeutende an meiner Existenz ist, diese “Ich stamme aus al-Faluja, das acht Monate Vater trug meine Geschwister - wir waren acht Erzählung weiterzugeben und über mein Volk zu belagert wurde. Meine Mutter wollte, dass ich - auf seinem Rücken, jeweils einen nach dem sprechen. Es lebt weiter in Stolz, unabhängig vom und meine Geschwister gehen, bevor sie uns anderen. Irgendwann konnten wir nicht mehr Leiden und kämpft um seine Existenz. Wir sind die alle angreifen und töten. Also gingen wir, aber weiter, weder die Jungen noch die Alten. Einige meine Eltern sind geblieben. Wir waren 15 Tage nachdem wir al-Dawayima erreichten, Zeugen unserer eigenen Geschichte. Das ist unser Tage im Dorf al-Dawayima. Wir kehrten dann starb mein Bruder. Wir sind dann weiter nach Erbe.” nach al-Faluja zurück und wurden aus der Luft Khirbet Loza, wo 24 Kinder an den Masern angegriffen. Flugzeuge warfen Bomben auf starben. Dann gingen wir nach Hebron und – Nora Kort uns. Als wir aus unseren Häusern rannten, war wohnen seitdem im selben Haus. Heute ist das die ägyptische Armee noch in al-Faluja, um es Leben genauso hart wie damals. Einer meiner zu verteidigen. Meine Mutter nahm den Besen Söhne wurde während des Massakers in der Al- in dem Glauben, er wäre mein Bruder. Am Ibrahimi-Moschee 1994 getötet. Mein anderer Stadtrand fragte jemand meine Mutter, warum Sohn wurde von den Israelis vor seinem Geschäft sie den Besen trägt. Sie schrie nach meinem 2002 getötet. Ich hatte 13 Kinder, acht leben RIDA NATEEL Bruder. Mein Vater eilte zurück und fand meinen noch. In der Altstadt von Hebron leben wir wie geb. 1946 in al-Majdal sechsjährigen Bruder im Haus versteckt. Auf in einem Gefängnis. Ein Krankenwagen erreicht (lebt in Ramallah) dem Weg in das Dorf al-Dawayima verbrachten uns nicht und wir brauchen eine Erlaubnis, um wir die Nacht in einem Tal. Die Zionisten fanden überhaupt zu einem Krankenhaus fahren zu “Die Nakba bedeutet, sich an eine uns und begannen auf uns zu schießen. Einige dürfen. Sie wollen, dass wir gehen, damit sie Frau und ihre Kinder zu erinnern, wurden getötet, andere überlebten. Mein unsere Häuser übernehmen.“ die vor den Massakern des Krieges von 1948 geflohen waren, Zuflucht unter einem Baum suchten und Brot buken, als aus israelischen Flugzeugen Bomben abgewurfen wurden und sie zerstückelten. Die Nakba sind diese Erinnerungen, die nicht verblassen, der Blick auf Leichen von Kindern, Frauen und älteren Menschen, die ich während meiner Flucht von al-Majdal nach Gaza gesehen habe. Es ist die Tragödie jedes Palästinensers vom ersten Tag als Flüchtling, die bis heute andauert. Es sind die wiederholten Zwangsumsiedlungen von al-Majdal nach Gaza und dann von Gaza nach Jordanien, Syrien und Zypern und wieder von Syrien zurück nach Gaza. Die Nakba ist, wenn sie ihre Kinder von einem Ort zum anderen tragen, wie Katzen auf der Suche nach einem endgültigen Platz es tun. Trotz der negativen Auswirkungen der Nakba auf unser Leben gab es für mich persönlich und mein Volk den Ergeiz auf Bildung, Fortschritt und Beharrlichkeit. Viele Frauen und Männer schlossen sich an. Um unsere Sache zu retten und zu unterstützen sind zwei Dinge erforderlich: Bildung und Widerstand. Dies haben wir trotz unserer Enteignung an unsere Kinder weitergegeben. Aus der Tragödie haben wir starke und standhafte Kinder geschaffen. Die Nakba bedeutet, meinen Enkeln zu sagen: ‘Es ist euer Recht und ihr müsst weiter daran festhalten.‘ Wir werden so lange Widerstand leisten, bis wir das Recht ausüben. Wir werden immer hier sein - bis zur Befreiung Palästinas.“ SAMAR ABDUL RAHMAN KHALED AL-ABADI geb. 1974 im Flüchtlingslager al-Yarmouk/Syrien, lebt in Ramallah geb. 1964 im Flüchtlingslager Tal al-Zaatar/Libanon (stammt aus Balad al-Shaykh) (stammt aus Isdud) “Die Nakba ist unser tägliches Leben in den “Die Nakba ist ein intuitives Gefühl von Ungerechtigkeit und endloser Flüchtlingslagern. Sie ist von Menschen geschaffen Unterdrückung. Es ist mein Bündel, das ich in alle Zufluchtsländer und keine Katastrophe durch höhere Gewalt. tragen musste. Es ist die Vertreibung der Erinnerung an Ort und Zeit. Was in Palästina geschah, wurde nicht durch ein Es ist das Gefühl, dass du vergeblich nach Isdud und Palästina in Erdbeben verursacht. Heute werden wir aufgrund den Geschichts- und Geographiebüchern suchst und auf fremden von Vertreibungen durch organisierte Kriminelle Inhalt stößt. Es ist der lange und anstrengende Leidensweg und die enteignet. Die Nakba ist, wenn andere glauben, Gefängniszellen, die den Körper meines Vaters und seine Träume dass ich in lange Zeit gelebt habe, weil ich zerstört haben. Es ist diese verdammte Entfremdung, der mein Vater seine Topographie, seine Straßen, Traditionen und meine Mutter ihre Leben gewidmet haben, während sie uns die und Gewohnheiten kenne. Es ist in Haifa zu leben, Liebe zur Heimat und die Sehnsucht nach Nostalgie lehrten. Die Nakba ohne sie jemals gesehen zu haben. Es sind jene ist, es nicht zuzulassen, dass sich das wiederholt, was unseren Eltern Erinnerungen meiner Töchter,deren Narrative von und Großeltern widerfahren ist. Es ist, in unserer Heimat zu sterben meinem Großvater und Vater an sie weitergegeben und sie niemals zu verlassen. Es ist, diesen Traum und dieses Narrativ wurden. Es ist die ewige Bewahrung unseres an meine Kinder und ihre Kinder weiterzugeben und sie niemals zu nationalen Erbes trotz aller Maßnahmen und vergessen.“ Pläne, diese aus unseren Erinnerungen zu löschen. Es ist, wenn wir zur Freiheit Palästinas einen Beitrag leisten, indem meine Töchter eine gute Ausbildung erhalten. Sie wissen inzwischen mehr über Palästina als ich selbst. Sie wissen, wie man “In Jerusalem leben alle in einer Nakba. Einige der falschen israelischen Erzählung begegnet. Sie tun alles dafür, das Bewusstsein für die Rechte betrifft es schlimmer als andere.” unserer Flüchtlinge und unsere Sache zu schärfen. Es ist das Versprechen trotz aller miserablen – Hatem Abu Assab Bedingungen, unter denen wir hier im Lager leben müssen, eines Tages zurückzukehren.“ نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 4

SA’ID AL-TIRAWI MOHAMMAD geb. 1933 im Dorf Tiret Dandan (lebt in Nablus) AL-SHOLI “Ich stamme aus dem Dorf Tiret Dandan im Bezirk al- geb. 1956 im Flüchtlingslager Ein El Hilweh/Libanon “Ich kann nicht glauben, wie wir 71 (stammt aus Dayr al-Qasi) Lydd. Ich war 15 Jahre alt, als wir gewaltsam vertrieben Jahre später noch immer unter ihren wurden. Vor der Nakba war unser Leben viel besser “Die Nakba bedeutet, dass mein Vater als 12-jähriger Folgen leiden.” als heute. Wir waren sehr glücklich und lebten in aus seinem Haus vertrieben wurde. Er flüchtete in Ruhe und Frieden auf unserem Land. Mein Vater die Gargour-Garrison, eine große Halle, die durch war Bauer und Viehzüchter. Unsere wirtschaftliche vier Vorhänge in Räume von 2x2m unterteilt war. – Nakhleh Abu Eid Situation war ausgezeichnet. Die Nakba ist die Jede Familie wurde in einen solchen Raum mit vier schlimmste Katastrophe, die uns ereilt hat. Ich würde Vorhängen anstatt Wänden untergebracht. In dieser lieber in einem Zelt in meiner Heimatstadt leben, als schmerzhaften Realität heiratete mein Vater und erzwungen in einem Haus hier in Nablus.“ zwischen diesen Vorhängen kamen seine Kinder zur Welt. Die Nakba ist, wenn man aufwächst und auf die kleine Kiste seines Großvaters aufmerksam wird. In ihr bewahrte er die Urkunden unserer Eigentümer im Dorf Dayr al-Qasi und unsere Hausschlüssel auf. Sie ist diese Kiste, die ignoriert wurde und erst dann wieder hervorgeholt wird, wenn die Zeit der Rückkehr MOHAMMAD anbricht. Sie ist diese Kiste mit Lebensmitteln und Kleidung, die von der UNRWA mit der Botschaft: ‚Das AL-MISKAWI ist euer vorübergehender Wohnort. Bald werdet ihr geb. 1936 im Dorf Miska (lebt im Flüchtlingslager in eure Häuser zurückkehren,‘ verteilt wurden. Das ist 71 Jahre her und wir warten immer noch. Es ist, den Balata) Flüchtlingsstatus zu erben und einen blauen Ausweis “„Ich stamme aus dem Dorf Miska, dass 15km mit der Aufschrift ‘Palästinensischer Flüchtling’ zu südwestlich von Tulkarem liegt. Wir wurden 1948 tragen. Es ist das Gefühl, ein Untermensch ohne gewaltsam vertrieben. Wir besaßen 100 Dunum bürgerliche, soziale oder politische Rechte zu sein. Ackerland mit Obst- und Gemüsefeldern. Die Es ist, wenn uns Arbeit, Bildung und Zugang zur Ernte verkauften wir in nahe gelegenen Städten, Gesundheitsversorgung verweigert werden. Es ist, insb. in Jaffa. In unseren Herzen und Gedanken ist ein Kind zu sein, das in Vertreibung, Enteignung und die Erinnerung an die Nakba immer da. Seit der Ungerechtigkeit aufwächst und spürt, dass es in den Katastrophe mussten wir mindestens zwölf Mal Augen anderer ein unvollständiger Mensch ist. Es ist, umziehen bis wir im Flüchtlingslager Balata in Nablus wenn ein Kind beginnt, kreativ nach Mitteln zu suchen, ankamen. Wir waren glückliche Bauern und lebten um seine eigene Existenz zu beweisen und sich dabei wunderbar in unserem Paradies. Aber die Nakba zu übertreffen versucht. Wir streben nicht nur nach hat unser Leben völlig zerstört und die Besatzung Erfolg, sondern nach Exzellenz und Innovation. Die zerstört es weiter. Drei meiner Söhne wurde von Nakba ist die Hoffnungslosigkeit, die eine permanente Besatzungssoldaten erschossen.“ Hoffnung auf Rückkehr birgt.“

AYSHEH HAJAJLEH geb. 1936 im Dorf al-Walaja (lebt in Jericho) “Meine Familie wurde 1948 aus dem Dorf al-Walaja vertrieben, wo wir tausende Dunum Land besaßen. Wir waren eine sehr glückliche Familie. Ich erinnere mich, dass schwerer Artilleriebeschuss meine Familie zwang, das Dorf zu verlassen. Wir mussten barfuß zu den Feldern laufen und konnten unsere Sachen nicht mitnehmen. Wir schliefen auf den Feldern von Bethlehem und versuchten vergeblich, in unser Dorf zurückzukehren. Wir mussten in das Flüchtlingslager Ein el-Sultan in Jericho, wo wir acht Monate lang unter unerträglichen Bedingungen, im Sommer mit Hitzewellen und in bitterer Kälte im Winter, hausten. Ich wünschte, wir wären in al-Walaja geblieben. Ich möchte zurückkehren. Es gibt keine Nation auf der Welt wie die Palästinenser, die so fürchterlich vertrieben wurde. Palästina braucht von niemandem finanzielle Hilfe, weil wir über reiche Ressourcen verfügen. Wenn wir in unsere Häuser zurückkehren könnten, würden wir unser Land mit eigener Kraft wieder aufbauen und glücklich in Frieden leben.“

IBRAHIM TAFESH geb. 1977 in Gaza (stammt aus Isdud) “Ich habe 71 Jahre später “Ich stamme aus Isdud (Ashdod). Mein Vater das Gefühl, dass wir ist 82 Jahre alt und meine Mutter 80. Sie erzählen uns immer noch über ihr Leben immer noch die Hüter vor der Nakba und wie all ihr Glück in Elend der Erinnerung an ein verwandelt wurde. Zuerst wurde das Haus fantastisches Palästina meines Großonkels bombardiert und sein 8-jähriger Sohn starb dabei. Mein Onkel sind, das uns verweigert verschwand spurlos. Meine ganze Familie wird und dessen Träume war entschlossen, ihre Häuser nicht zu jeden Morgen ein bisschen verlassen. Doch sie alle wurden vertrieben als der Beschuss auf das Dorf verstärkt mehr verschwinden.” wurde. Obwohl ich in Gaza geboren bin, sind die Erinnerungen an die Nakba immer – Fadi Kattan noch in unseren Gedanken und Herzen. Ich sehe die Traurigkeit in den Gesichtern meiner Eltern, die nie aufhören, darüber zu sprechen. Ich fühle ihre große Sehnsucht nach ihrem Zuhause, nach ihrem Land, ihrer Familie und ihren Nachbarn. Ich hoffe, in das Dorf zurückzukehren, in dem meine Eltern und Großväter lebten. Das ist unser Traum und unsere ständige Hoffnung. Wir werden niemals das Recht auf Rückkehr aufgeben.“ 5 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

MOHAMMAD ABU HASSAN geb. 1931 im Dorf Sa’sa’ (lebt im Flüchtlingslager Burj al- Barajneh/Libanon) GHAITHAH AMIRAH geb. 1995 im Flüchtlingslager Aida (stammt aus dem Dorf Dayr Aban) “Die Nakba bedeutet, mit 88 Jahren immer “Ohne die Nakba hätten wir viel Land gehabt. Hier im Flüchtlingslager haben noch die Erinnerung an Palästina zu haben, wir zusätzlich zur israelischen Besatzung große Probleme. Trotzdem werden wie am Tag meiner Flucht mit 12 Jahren. Es wir bis zum letzten Tag unseres Lebens daran festhalten, unsere Rechte zu ist die Erinnerung an hohe Berge und weite verwirklichen: das Recht auf Selbstbestimmung, Rückkehr und auf ein würdiges Landschaften, in meiner Kindheit von Dieben Leben. Wir wollen unser Schicksal selbst bestimmen. Wir verstehen den Schmerz gestohlen. Es ist das Gefühl der Ohnmacht, das unserer Großeltern, als sie ihr Dorf verlassen mussten. Aber wir haben immer mich als Zeuge der gewaltsamen Vertreibung noch das Recht zurückzukehren. Wir haben unter mangelnder Gerechtigkeit und überwältigt, die ich nicht verhindern konnte. Gleichbehandlung gelitten. So ist unser Leben seit 71 Jahren.“ Es ist das Gefühl der Niederlage und zu wissen, dass Kolonialherren in meiner Heimat leben, während wir als Fremde auf der Flucht sind. Die Niederlage erlitt nicht nur das palästinensische Volk, sondern die Nakba “Es ist der 100-millionste Versuch, sich selbst und die betrifft weltweit alle, die geschwiegen und Kinder vor den Bomben und der Zerstörung in al Yarmouk sie nicht verhindert haben. Sie ist der Verlust unserer Menschenwürde vor den Augen der zu retten, weil sie nicht das Recht auf Rückkehr haben.” Die Weltgemeinschaft. Sie ist die Geschichte, dass Nakba ist, Enteignung und Verletzlichkeit mehr als einmal wir ‘so schnell wie möglich in unsere Häuser in einem Leben erleiden zu müssen. zurückkehren’ werden. Sie ist der Schlüssel, den ich immer noch habe und behalte. Die Nakba sind meine Kinder und Enkelkinder, die – Dima Odeh diesen Schlüssel weiter behalten. Denn dieser Schlüssel ist der Ursprung der Erzählung.“

NORA KORT TURKIYA WAHBEH geb. 1950 in Ost-Jerusalem (stammt aus West-Jerusalem) geb. 1946 im Dorf Sa’sa’ (lebt in Ramallah) “Ich habe die Nakba nicht selbst erlebt, aber meine Familie hat viel verloren.Sie hatte “Die Nakba ist, wie ein Waisenkind ohne Einundsiebzig Jahre danach sind meine Eigentum in West-Jerusalem und wohnte im zweiten Stock des Hauses. Im Erdgeschoss Heimat zu sein und die von der UNRWA Söhne noch entschlossener als ich, gab es eine nach dem Heiligen Georg benannte orthodoxe Kirche. Meine Vorfahren verteilte Milch jeden Morgen zu trinken. unsere Freiheit wiederzuerlangen. Sie hatten im 15. Jh. die Etage zu einer Kirche umfunktioniert. Im Jahr 1948 waren die Mit jedem Schluck wird man an seine tun das noch entschlossener, als ich es Kämpfe zwischen palästinensischen Revolutionären und der zionistischen Haganah Kindheit erinnert, die Zerstörung des im Vergleich zu meinem Vater war. Meine in der Nähe unseres Hauses. Aus Angst um die Sicherheit ihres ersten Kindes verließen Eigentums und Lebens durch Diebe, die Enkelkinder werden entschlossener sein meine Eltern ihr Haus. Mein Vater Samaan konnte nach der Besatzung im Jahr 1967 das Land stehlen wollen. Gleichzeitig ist als ihre Eltern, weil sie wissen, dass die zurückkehren und besuchte es jede Woche. Bald darauf erlitt er seinen ersten die Nakba eine große Schule, in der wir israelischen Parks und Gärten auf den Herzinfarkt, als er von einem jemenitischen Juden, der zu dieser Zeit im Erdgeschoss unter dem Motto ‘Die Tragödie vereinigt Friedhöfen ihrer Väter und Großväter des Hauses wohnte, rausgeworfen wurde. Mein Vater verließ Palästina, ging nach uns’ Widerstand und soziale Integration errichtet wurden. Denn die Blumen Jordanien, dann nach Syrien und in den Libanon, um ein neues Zuhause und einen lernen. Die Nakba ist die Demütigung, werden vom Blut der Großeltern gespeist. Job zu finden. Schließlich kehrte er zurück. Trotzdem betrachtet uns das israelische in einem Zelt leben zu müssen, den Als ich drei Jahre alt war, wurde ich Gesetz bis heute als Abwesende ohne Recht auf unser Eigentum. Mein Vater hatte einst großen und erhabenen Vater mit gewaltsam vertrieben. Damals wusste ich die Haustürschlüssel bis zu seinem letzten Tag immer bei sich. Er bat mich, sie nicht gebeugtem Rücken stehend und die instinktiv, dass ich eine Palästinenserin zu vergessen. Das Haus befindet sich auf 38 Dunum Land (fast neun Morgen) in der Mutter nach ihren Verwandten suchend bin und etwas Schreckliches passiert Nähe des King Hotels. Das Künstlerviertel in West-Jerusalem befindet sich auf zu erleben. Es bedeutet, ohne Identität ist. Das wissen auch meine Kinder und einem Teil unseres Landes. Unser Haus wurde zum Hauptquartier der Zionistischen zu sein. Die Nakba soll die Würde meines Enkelkinder. Sie wissen, dass mein und Weltorganisation. Die Kirche wurde in einen Konzertsaal umgewandelt. Das Vaters und Großvaters wiederherstellen, ihr Zuhause in Palästina ist. “ Bedeutende an meiner Existenz ist, diese Erzählung weiterzugeben und über mein um ihr Leiden während der Flucht Volk zu sprechen. Es lebt weiter in Stolz, unabhängig vom Leiden und kämpft um und Enteignung zu entschädigen. seine Existenz. Wir sind die Zeugen unserer eigenen Geschichte. Das ist unser Erbe.”

“Nach 71 Jahren tut mir am meisten weh, dass es noch so viele Menschen gibt, die immer noch nicht begreifen, was die Besatzung ist und die Israelis uns antun.”

– Henry Khoury نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 6

JOHARA BAKER geb. 1971 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) “Das Leben war bitter. Wir hatten schlimme Tage ohne Essen, Wasser oder “Auch wenn ich kein direkter Nachkomme palästinensischer Flüchtlinge bin, bedeutet die Kleidung. Früher hatten wir in unseren Nakba eine kollektive Wunde für alle Palästinenser. Häusern und auf unserem Land ein Für mich ist es auch eine schmerzliche Erinnerung, würdiges Leben.” dass es immer noch diese offene Wunde gibt: Palästina ist nicht frei, unter Besatzung und Millionen von Palästinensern wird ihr Recht auf – Abdel Qader Al-Laham Rückkehr verweigert. Für mich bedeutet sie eine jährliche Erinnerung daran, dass wir weiter dafür kämpfen müssen unser Recht zu erhalten.”

FUAD DAWABE OMAR AWADALLAH geb. 1948 in Bethlehem (lebt in Chile) geb. 1972 in Damaskus/Syrien, lebt in Ramallah (stammt “Ich wurde einen Monat nach der Nakba im Juni 1948 aus Isdud) geboren. Mein Vater kam aus einer Gegend in der Nähe des Mar-Elias-Klosters, was jetzt ‘Ramat Rahel’ heißt. Er war “Die Nakba bedeutet, auch wenn man nicht zur Generation Bauer und arbeitete manchmal an der Buslinie zwischen von 1948 gehört, sie jeden Tag zu erleben, seitdem deine Bethlehem und Jerusalem. Unser Land und unser Haus Familie Isdud verlassen musste. Sie ist die Erinnerung haben wir 1948 verloren. Mein Großvater wollte nicht, an Isdud, die ich verehre und mich freue, wenn ich ihren dass meine Mutter in ein Flüchtlingslager muss. Er brachte Namen höre. Die Nakba beraubt mehr als sechs Millionen uns zu seinem Haus in Bethlehem. Wir haben nie daran Palästinenser ihrer Namen und nennt sie ‘Flüchtlinge’. Es ist gedacht Palästina zu verlassen. Als es schlimmer wurde, die Herausforderung der palästinensischen Generation, die gab es auch keine Arbeit mehr. Wir hatten Verwandte in nicht aufgehört hat, über ihr Rückkehrrecht in ihre Häuser Chile. Es dauerte ungefähr zwei Jahre, um die Papiere für und ihre Heimat nachzudenken. Es ist für uns die Motivation die Einwanderung vorzubereiten. Dieser Schritt hat meine zu studieren und eine höhere Bildung zu bekommen. Es Kindheit beendet. Ich konnte meine Freunde nicht mehr ist die Beharrlichkeit in jedem Bereich zu arbeiten, der zur sehen und musste in ein Land, von dem ich wenig wusste, Auseinandersetzung mit der israelischen Besatzungspolitik einschließlich der Sprache. Alles wurde vorübergehend: beiträgt. Die Nakba bedeutet, dass keiner der Nachkommen Warum sollten wir uns woanders niederlassen, wenn wir in der Flüchtlinge sein Recht auf Rückkehr vergessen oder ein freies Palästina zurückkehren würden? Zurückblickend aufhören wird, eine gerechte Lösung für die Folgen der bin ich sehr verzweifelt darüber, dass ich nichts erreichen Nakba zu erringen. Es sind die langen und schmerzlichen konnte und sehr wütend. Letztes Jahr konnte ich mit Erinnerungen in den Erzählungen unserer Großeltern und einem Touristenvisum das erste Mal Palästina besuchen. unsere Entschlossenheit diese Erinnerungen fortzusetzen, Ich war sehr frustriert. Meine Generation begann den wo auch immer wir sind. Die Nakba bedeutet, sich den Kampf um die Befreiung ganz Palästinas. Heute spricht vielen Maßnahmen zu stellen, die den Flüchtlingen ihre man nur über 22% (von 1967 besetzten Gebieten). Noch Rechte verweigern und sie zum Scheitern zu bringen. Es frustrierender ist, dass ich keine normale Kindheit hatte. bedeutet, dass Flüchtlinge die lebenden Zeugen der Nakba Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit 12 Jahren sind, [...] und meinen Kindern beizubringen, sich der Nakba Palästina verlassen habe. Ich bin in ein Auto gestiegen zu stellen, indem sie den Namen unseres Dorfes immer und habe nicht zurückgeblickt. Ich war traumatisiert. Ich wieder sagen.” habe mich nie daran gewöhnt, in Chile zu sein.“

FATIMAH BARSEH geb. 1956 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) “Heute ist wie gestern, ebenso ist die Nakba. Das Leben in Jerusalem ist heute auf allen Ebenen sehr hart. Ich wurde sogar angehalten und verhört, weil ich die Hatta (palästinensische Kuffieh) trage. Ich wurde aufgefordert, sie nicht zu tragen, weil ich nicht in Palästina sei. Aber ich bin es. Mir wurde gerade mit Verhaftung gedroht, wenn ich sie weiter trage. Israel hat unser Leben zerstört und jetzt tut Trump das Gleiche. Obwohl alles schwierig ist, haben wir weiter Hoffnung und beten zu Gott, dass die Situation besser wird.“ FADI KATTAN geb. 1978 in Bethlehem (lebt immer noch in Bethlehem) “Die Nakba war für uns eine andere Erfahrung, als sie gewöhnlich hören. Als es passierte, war meine Familie in Bombay. Über Nacht war alles verschwunden, was mein Großvater geerbt oder aufgebaut hatte. Wir sind an sich keine Flüchtlinge. Ich lebe immer noch im Haus meines Großvaters in Bethlehem. Aber wir fühlen uns immer noch vergessen, mehr als andere. Wie viele Familien, die noch nie öffentlich darüber gesprochen haben, erbten wir das Trauma mit Bildern und Eigentumsurkunden aufzuwachsen[...]. Ein Teil meiner Familie ist gegangen und niemand spricht darüber, auch nicht die Welt. Ich stamme aus einer Handelsfamilie, in der das Recht auf Privateigentum das Wesentliche des geschäftlichen Handelns ist. Wir glauben, dass die westliche kapitalistische Welt mit dem Prinzip des Privateigentums uns genau dieses Recht verweigert. Warum ist es bei uns anders als bei allen anderen Völkern in der Welt? Die Weltgemeinschaft erkennt heute das Privateigentum der Israelis an, die unser Land gestohlen haben. Einige davon nutzen unser Land und unsere Orangenhaine für sich. Manche europäische Unternehmen treiben Handel mit ihnen. Wie überall in der liberalen Welt, ob in den USA, Lateinamerika oder Asien, wo heute private Investitionen durch internationale und lokale Gesetze garantiert werden, haben wir das Recht, unser Eigentum zurückzubekommen und eine Entschädigung für die Nutzung von den Israelis zu erhalten. Ich habe 71 Jahre später das Gefühl, dass wir immer noch die Hüter der Erinnerung an ein fantastisches Palästina sind, das uns verweigert wird und dessen Träume jeden Morgen ein bisschen mehr verschwinden.“ 7 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

ZAKKIA AL JESHI geb. 1945 im Dorf al-Kabri (lebt im Flüchtlingslager KHALIL SHOKEH geb. 1955 in Bethlehem (lebt immer noch in Bethlehem) Mar Elias/Libanon) “Nach der Nakba verließ die Familie mit meiner Mutter das “Die Nakba ist, wenn man aus Akka, Haifa, Jaffa, Land bis nach Jordanien. Ihr Haus war in West-Jerusalem und Galiläa, Gaza, Nablus, Ramallah stammt und sagt, es wurde abgerissen. Viele Dinge haben sich verändert. Mein ich komme aus Palästina und ganz Palästina Vater arbeitete in Jerusalem. Nach 1948 konnte er viele Jahre gehört mir. Sie bedeutet, am Stacheldrahtzaun nicht mehr arbeiten. Die Familien, die nach 1948 vertrieben an der libanesischen Grenze zu Palästina wurden, konnten insb. nach 1967 nicht mehr zurückkehren. Besatzungssoldaten vorzufinden. Sie ist, wenn ich In Bethlehem verließen nach der Nakba viele Menschen die meine Hand durch den Zaun stecke, um den Boden Stadt, auch weil die wirtschaftliche Situation sehr schwierig Palästinas zu berühren und nicht zu vergessen, wurde. Bethlehem musste tausende Flüchtlinge aufnehmen. wie der aggressive Soldat mit seinen schmutzigen Familien, Kirchen, Moscheen und Institutionen öffneten ihre Stiefeln auf meine Hand tritt, um es zu verhindern. Türen, um sie unterzubringen. Auf dem Ackerland wurden Ich wollte etwas Erde nehmen, um sie meinen Flüchtlingslager errichtet und es war für alle chaotisch. Am Kindern und Verwandten in den Flüchtlingslagern schlimmsten für die Stadt Bethlehem war das Leiden unter im Libanon zu geben. Ich wollte sie in mein Haus der Besatzung und die Trennung von Jerusalem. Historisch legen, um die Heimat zu riechen, in der meine betrachtet waren die Einwohner von Bethlehem, ob Christen Großeltern und Vorfahren geboren wurden. oder Muslime, von Jerusalem abhängig. Heute haben Sie bedeutet, dass Palästina in uns weiterlebt, israelische Siedlungen und die Mauer die Kontrolle über den unabhängig von der Lage und Entfernung. Es ist, an größten Teil des Landes. Das hat enorme psychologische Palästina festzuhalten, wo auch immer du hingehst.“ Auswirkungen auf die Menschen. Sie fühlen sich wie in einem Gefängnis.“

HENRY KHOURY HEIJAR IRSHEID geb. 1944 in al- (lebt in Ramallah) geb. 1941 im Dorf Abu Zurayq (lebt im Flüchtlingslager al- Baqa’a/ “Die Nakba hat mich verändert, als mir bewusst wurde, was passiert war. Insbesondere 1967 wollte mein Jordanien) Vater das tun, was wir 1948 getan haben: von Ramallah nach Amman (Jordanien) gehen. Ich lehnte ab “Ich stamme aus dem Dorf Abu Zurayq im Distrikt Haifa. Die Juden und sagte, dass ich hierbleiben würde. Warum? Weil ich wusste, was 1948 passiert war und die Folgen für griffen unser Dorf an und wir mussten fliehen. Wir wurden nach meine Familie und mich kannte. Nach 71 Jahren tut mir am meisten weh, dass es noch so viele Menschen Jenin, in das Flüchtlingslager al-Karama in Jordanien und dann gibt, die immer noch nicht begreifen, was die Besatzung ist und die Israelis uns antun.” in das Flüchtlingslager al-Baqa’a vertrieben. Wir werden niemals unsere Heimat vergessen, gingen nur mit unserer Kleidung und sonst nichts. Ich bin die Tochter Palästinas, das in meiner Seele, meinen Gedanken und meinem Herzen ist. Ich erinnere mich gut an mein Dorf und werde es bis zum letzten Atemzug nicht “Es ist das Gefühl der Niederlage und zu wissen, dass Kolonialherren in vergessen. Wenn Sie mich fragen, was gestern passiert ist, dann meiner Heimat leben, während wir als Fremde auf der Flucht sind. [...] Es würde ich antworten, dass ich es vergessen habe. Wenn Sie mich ist der Schlüssel, den ich immer noch habe und behalte. [...] Denn dieser aber nach meiner Kindheit in Abu Zurayq fragen, dann würde ich Schlüssel ist der Ursprung der Erzählung”. alles erzählen können.“

– Mohammad Abu Hassan

AMIN ALI (BEKANNT ALS ABU ARAB) geb. 1935 im Dorf Saffuri (lebt in ) “Wir haben alles verloren, was wir hatten: unser Haus und Land, unsere Einnahmequellen. Unser Leben wird niemals wieder dasselbe sein. Ich werde diese Nacht niemals vergessen, als wir uns im Ramadan auf Iftar vorbereiteten. Die Zionisten begannen Saffuri zu bombardieren, die Menschen verließen erschrocken den Iftar-Tisch und flohen hinaus. Meine Familie ging zwei Tage zu Fuß bis in den Libanon und wir lebten sieben Monate im Flüchtlingslager Faroun. Meine Schwester starb an Meningitis. Ich werde niemals vergessen, wie ich in langen Schlangen zur Essensausgabe anstand. Die ganze Welt kann weder das immense Leid kompensieren noch die schmerzhaften Erinnerungen an die Nakba auslöschen. Ich lebe heute in Nazareth. Aber ich träume immer noch von einer Rückkehr.“

“Ich erinnere mich, als ob es gerade passiert wäre. Die hässlichste Szene war, als die israelische Armee 14 junge Männer aus der Kirche drängte und sie kaltblütig ermorderte. Sie verbluteten bis zum letzten Atemzug.”

– Habib Zreik نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 8

KHADER ABDEL WAHED geb. 1992 in Jordanien, lebt im Ramallah (stammt aus dem Dorf Tiret Dandan)

“Die Nakba hat das Leben jedes leben, hat mich am meisten die Trennung Palästinensers nachhaltig beeinflusst. Sie von unserer Großfamilie in Jordanien markierte den Beginn einer neuen Ära für getroffen. Ich erinnere mich, wie ich meinen alle, nicht nur für meine Familie. Ich wurde Vater einmal fragte, warum wir nicht den 45 Jahre nach der Nakba geboren. Als ich Ramallah-Akzent haben und die Antwort zum ersten Mal von ihr erfuhr, ergab das war: ‘Wir sind Flüchtlinge und haben ein überhaupt keinen Sinn. Ich meine, ich habe bisschen von hier und dort.‘ Ich bin sehr eine ganz andere Realität in einem anderen frustriert, wenn ich an das denke, was vor Land erlebt. Es ist einfach so weiterzuleben, 71 Jahren passiert ist. Das ist der größte wenn man nicht ständig an ihre Folgen Betrug, den man sich nur vorstellen kann. erinnert wird. Erst als meine Familie in die Meistens fühlt es sich für mich unrealistisch Westbank zog, wurde mir klar, wie sich die an. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich Nakba auf mein Familienleben und das aller passiert ist. Es ist gegen jede Logik. Am anderen auswirkt. Erst dann erkennt man Unwirklichsten sind für mich die ethnische wirklich die drastische Veränderung, die sie Säuberung und der Versuch, eine Identität auf jeden einzelnen Aspekt unseres Lebens und Kultur auszulöschen, so, als ob ich hat. Trotz all der schrecklichen Umstände, niemals existiert habe. Das ist unglaublich.“ unter denen wir hier in der Westbank

MOHAMMAD JARADAT geb. 1964 im Dorf Sa’eer (lebt in Bethlehem) “Die Nakba hat unsere nationale Identität beeinflusst. Sie veränderte einen “Bildung ist der Schlüssel für uns. Ohne Ausbildung wären wir Teil des Landes und führte zu seiner Besatzung. Es war die Palästinensische Nationalbewegung, die PLO, die unsere Identität aus der Asche der Nakba nicht wieder auf die Beine gekommen. Wir sind wohlauf und geholt hat. Jedoch nicht alle Folgen konnten rückgängig gemacht werden. Für am Leben. Sie können uns niemals auslöschen.” mich ist es am wichtigsten, wieder als Mensch betrachtet zu werden. Derzeit blicke ich auf das schlimmste politische Szenario. Aber ich habe das Gefühl, – Mahira Al-Dajani dass die Besatzung am Ende ist und dass die Zukunft für uns und unsere Freunde angebrochen ist. Ich sage nicht, dass es leicht sein wird. Wer seine Heimat haben will, der muss bereit sein, einen Preis zu zahlen. Es lohnt sich, für die Erfüllung unserer Rechte zu arbeiten, auch wenn der Preis hoch sein wird.“

AHMAD YOUSEF YOUSEF AMR geb. 1975 im Flüchtlingslager al-Yarmouk, lebt im Frankreich (stammt aus dem geb. 1938 im Dorf al-Sarafand, lebte bis zu seiner Vertreibung im Flüchtlingslager Dorf al-Sarafand) al-Yarmouk/Syrien (lebt heute am Stadtrand von Damaskus/Syrien) “Die Nakba ist das kühle Lächeln jedes ausländischen Mitarbeiters, der sich über “Die Nakba ist, wenn ein Fremder fragt: ‘Woher kommst du?’ Und wenn du antwortest die vorbereitete Antwort auf die Frage ‘Woher kommst Du?’ langweilt. Es ist die ‘aus Palästina’ und er fragt weiter ‘Was hat dich zu uns gebracht?’. Sie macht uns seltsame Ruhe, wenn der Lehrer die Fischölkapseln in den Hals drückt, bevor zu anderen Menschen und gibt uns das Gefühl, egal was wir tun, wir werden nicht man weint und sich übergibt. Sie ist der schwierige Teil meiner Erinnerung, die gleichen Menschenrechte haben. Ein Palästinenser wird kein normaler oder der an das nach jeder Niederlage erhobene V-Zeichen nicht glauben will. Es ist vollständiger Mensch sein bis er in sein Land zurückgekehrt ist. Bis dahin wird er im das Nirgendwo, das dein Vater verließ und das andere Nirgendwo, aus dem du Leben durch Katastrophen und Bürgerkriege herumgeschubst. Er muss weiterhin den kommst. Es ist zu glauben, dass die Unschuld des Opfers das Übel dieser Welt Preis dafür zahlen, was Kriminelle ihm angetan haben. Wer kennt Palästina besser besiegen wird. Es ist der begleitende Schmerz, seitdem der Dorn in den Fuß deines als ich? Wer kennt dieses Gefühl der Nostalgie für meinen Geburtsort? Meine Kinder Vaters eingedrungen ist. Es ist das Kind, das 70 Jahre später barfuß von Haifa nach wurden im Lager geboren und waren wütend, weil sie es nach der Zerstörung verlassen Aleppo ging und immer noch die Narbe an seinem Fuß verspürt. Heute habe ich mussten. Von welcher Wut und welchem Gefühl der Ungerechtigkeit sprechen wir? Die versucht, meinen Schlüssel in den Fluss zu werfen. Ich konnte die Erzählung meiner Nakba bedeutet, in einem Haus zu leben, das dir nicht gehört, auch nicht der Eingang Großeltern über diesen verdammten Schlüssel nie leiden. Das verlassene Haus in zum Garten. Sie ist die Wahrheit, bezeugt von den Wänden meines Hauses in Haifa mit Yarmouk hat mich gelehrt, dass verlorene Häuser keinen Wert haben. Trotzdem unseren Feldern und Zitronenhainen. Sie ist der Traum, in der Erde Palästinas begraben werfe ich die Schlüssel nicht weg. Etwas hindert mich daran. Ich komme aus Haifa.“ zu werden, was mich von den Qualen eines langen Lebens als Flüchtling erlösen wird.“

CHRISTINE* geb. 1987 in Ecuador (stammt aus Beit Jala) “Die Nakba hat meine Familie beeinflusst, indem sie ihre unveräußerlichen Rechte verletzt, insb. das Recht auf Bewegungsfreiheit, Freiheit, das Recht auf eigenes Land und auf Staatsangehörigkeit, wie es in der UN-Charta von 1948 festgeschrieben ist. Sie wirkt immer noch auf unsere Familie, die nicht frei ist. Mich hindert sie daran, einen Ort zu finden, den ich Zuhause nennen kann, denn ich brauche eine (israelische) Erlaubnis um zurückzukommen. Ich bin aufgewachsen, ohne meine Familie kennenzulernen. Ich habe z. B. meine Großeltern wegen der israelischen Restriktionen niemals kennengelernt. Erst als ich älter war, konnte ich eine Verbindung zu meiner Familie und meinem palästinensischen Kulturerbe aufbauen. Natürlich bin ich frustriert. Ich meine, nach 71 Jahren Verhandlungen sehen wir noch mehr Besatzung, Siedlungen und Menschen, die ihre Häuser und ihr Land verlieren. Wenn ich als Mensch und Palästinenserin auf 71 Jahre zurückblicke, sehe ich 71 Jahre Straflosigkeit und jetzt Apartheid. Es ist empörend, dass niemand etwas unternimmt, um Israel aufzuhalten. Ich rede nicht von Gewalt, aber von Verantwortung der Welt, die sie nicht wahrgenommen hat.“

*Der Nachnahme bleibt auf ihren Wunsch ungenannt. 9 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

GEORGE RISHMAWI geb. 1972 in Beit Sahour (lebt immer noch in Beit Sahour) “Die Nakba hat alle Palästinenser beeinflusst, ob Flüchtlinge oder nicht. Sie bedeutet, den Diebstahl unseres nationalen Kulturerbes, unserer Lebensart und Identität. Es ist, den Namen Palästina von der Landkarte zu löschen, aber nicht aus meinen Gedanken und Herzen. Wenn ich auf die Zeit vor 1948 blicke, dann denke ich immer daran, wie unser Leben ohne die Nakba gewesen wäre. Wie viel besser wäre unser Leben dann. Palästinenser sind sehr gastfreundlich. Wir hätten alle in Palästina zusammenleben können. Aber die Zionisten wollten das Land ohne uns, ohne mich und meine Familie, unsere Kultur und Identität. Sie haben sehr viel getan, alles über uns auszulöschen, es aber nicht geschafft.“

CHRISTIAN ABU GHATTAS TAMARA TAMIMI geb. 1971 in Chile, lebt in Argentinien (stammt aus Beit Jala) geb. 1989 in Jerusalem (stammt aus Jaffa) “Als Familie, als Volk sind wir alle von der Nakba betroffen. Es geht “Die Nakba hat uns sehr beeinflusst. Während dieser Zeit lebte mein Großvater im heutigen um Enteignung – ein Gefühl, dass wir verletzt wurden und niemand West-Jerusalem und die Familie in Jaffa. Seine Familie ging nach Jenin und mein Großvater etwas für uns getan hat. Ich denke, dass der Kern unseres Problems mit wurde in das heutige Ost-Jerusalem vertrieben. Nach 71 Jahren leben nur mein Vater und ich in Enteignung begann und damit enden wird. Obwohl ich Palästina nur Jerusalem (mit Jerusalem-ID) und sind mit der Stadt in Verbindung geblieben. Die restliche Familie einmal besucht habe, wollen wir alle zurück. Es gibt uns das Gefühl, hat palästinensische Ausweise und damit keinen Zugang zur Stadt. Diese Ereignisse sind eine es gehört uns. Dieses Gefühl hat mich in meinem Leben begleitet Verkörperung der Nakba und ihrer Folgen für die Einwohner der Stadt Jerusalem. Die Nakba hat und nicht das Recht zu haben, in mein Land zurückzukehren. Mein uns getrennt. Sie beeinflusst unser tägliches Leben und verwirrt uns: Bin ich aus Jaffa? Bin ich aus Großvater war ein glücklicher Mensch, aber er war immer traurig, weil Jerusalem? Bin ich aus Ramallah? Wo komme ich her? Ich habe dann entschieden, dass ich aus er nicht bei seiner Familie in der Heimat bleiben konnte. Er wollte es Palästina komme. Ich bin von der Internationalen Gemeinschaft, die 71 Jahre später nicht unsere nicht zeigen, aber wir alle fühlen es heute noch. Ich empfinde viel Zugeständnisse gewürdigt hat, sehr enttäuscht. Ich bin verärgert, dass mein Volk eines der wenigen Ärger, Frustration und Schmerz nach allem, was passiert ist. Nur ganz Völker im 21. Jahrhundert ist, das noch unter Besatzung leben muss. Es ist an der Zeit, dass wir wenige kümmern sich wirklich um uns.“ endlich Gerechtigkeit erhalten.“

“Es ist in Haifa zu leben, ohne sie jemals gesehen AWAD KHADER BASSEM HUSSEIN zu haben. Es sind jene Erinnerungen meiner geb. 1939 im Dorf Zababdeh (lebt in Ramallah) geb. 1963 in Jerusalem, lebt in Frankreich (stammt aus dem Dorf ) Töchter, deren Narrativ von meinem Großvater “Während des Krieges zwischen Palästinensern und Vater an sie weitergegeben wurden. [...] Sie und Zionisten im Jahr 1948 war ich in einem “Die Nakba spiegelt die Schwäche der Waisenhaus in Mamilla. Wir blieben dort und wissen inzwischen mehr über Palästina als ich Internationalen Gemeinschaft wieder und dann brachten sie uns zur Terra Sancta Schule verkörpert die kaiserliche Hegemonie selbst.” am Neuen Tor (Altstadt Jerusalem). Kurze Zeit auf unserem Land. Sie ist eine wahre später errichteten sie eine Mauer und machten Beschreibung der aktuellen Situation in – Khaled Al Abadi das Gebiet von Musrara bis zum Neuen Tor zum Palästina und der arabischen Welt. Es ist, Niemandsland. Ich bin dort bis 1952 geblieben. sich daran zu erinnern, was meine Mutter Denn es war uns verboten, auf die andere Seite über ihre erzwungene Vertreibung aus ihrem zu gehen. Nur zu bestimmten religiösen Anlässen Dorf Abu Shusha erzählt hat. Sie ist meine durften wir mit einer Erlaubnis das Mandelbaum- palästinensische Identität, die ich noch Tor passieren. Einer meiner Erinnerungen an die nicht erfüllen konnte. Ich weiß nicht, ob ich DIMA ODEH Nakba ist, dass wir in der Nähe des King David geb. 1976 im Flüchtlingslager al-Yarmouk/Syrien (stammt aus es jemals kann, aber meine Verbindung zu Hotels spielten, als wir (von einer zionistischen Palästina ist das, was meine Persönlichkeit, al-) Bande) angegriffen wurden. Danach durften wir Existenz, Identität und Herkunft ausmachen. “Die Nakba ist dieses schwierige Gefühl bei der Verabschiedung dort nicht mehr spielen. Wir haben nur Kriege Es ist schwierig, ohne Wurzeln zu leben. Auch der Großmutter zu hören, wie sie mit ihrem letzten Atemzug sagt: erlebt. Wir hatten nie einen Moment des Friedens. wenn ich in Frankreich bin, haben weder ‘Ich will in Haifa sterben.’ Es ist, den Traum der Großmutter für immer Es gab nichts anderes als Kriege in unserem Leben. Trump noch andere Verschwörer das Recht, in Geist und Seele mitzunehmen, ihn wie den eigenen Namen Ich kann mich daran erinnern, dass die besten in unserem Namen eine Entscheidung auf auswendig zu lernen und ihn zu konservieren bis er erfüllt ist, wie Jahre meines Lebens, die vor der Besatzung von unsere Kosten zu treffen. Wir sind diejenigen, lange es auch immer dauern mag. Sie ist die Kälte, die mich erfasst, 1967 waren. Mit dem Friedensprozess hatten wir die es tun.“ wenn ich mich daran erinnere, was meine Großmutter mir über die Hoffnung, doch nichts ist passiert.“ Massaker der zionistischen Banden an den Dorfbewohnern erzählt hat,wie ihre Verwandten geschlachtet und der Schmuck der Frauen gestohlen wurden. Diese Diebe und Banditen haben das Leben meiner Kinder und mein eigenes gestohlen, es in Hölle und Elend verwandelt. Sie haben uns heimatlos und verletzlich werden lassen. “Die Nakba ist, wenn man aufwächst und auf die kleine Kiste seines Die Nakba ist, Enteignung und Verletzlichkeit mehr als einmal in einem Leben erleiden zu müssen. Sie bedeutet, deine Kinder auf Großvaters aufmerksam wird. In ihr bewahrte er die Urkunden unserer der Flucht von einem Gebiet in ein anderes zu tragen, während Eigentümer im Dorf Dayr al-Qasi und unsere Hausschlüssel auf. Sie ist im Flüchtlingslager al-Yarmouk alles bombardiert, getötet und diese Kiste mit Lebensmitteln und Kleidung, die von der UNRWA mit der zerstört wird. Es ist der 100-millionste Versuch, sich selbst und die Kinder zu retten, weil sie nicht das Recht auf Rückkehr haben. Sie Botschaft ‚Das ist euer vorübergehender Wohnort. Bald werdet Ihr in bedeutet, nicht den Schutz der Heimat zu spüren, nachdem man eure Häuser zurückkehren‘ verteilt wurden.” den Schutz des Vaters und der Mutter, die durch Bomben gestorben sind, verloren hatte. Aber sie ist auch die Entschlossenheit, trotz – Mohammad Al-Sholi des Leidens und des Schmerzes weiterzumachen und Palästina in den Köpfen der Kinder und Enkelkinder zu festigen, so wie es meine Eltern und Großeltern in meinem getan haben.“ نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 10

Ufer am See . 1934-1939

Erster Druck palästinensischer Briefmarken. 1920 Einweihung des Palästinensischen Rundfunks. Ingenieur kontrolliert Sendungsübertragung in Ramallah. 1936

Jaffa. Al-Hamra Kino. 1937 Blick vom Turm Notre-Dame de auf Jerusalem. 1934-1939

Lernende Jungen in der Blindenschule in Hebron. 1940 Ernte in Beit Sahur in Bethlehem. 1898-1946 Palästinensische Rundfunkaufnahme, Jerusalem. 1936-1946

©Palestine Photo Project 11 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

Quaker-Schule in Ramallah. 1937

Jaffa nach Jerusalem. Zug nach Battir. Bergauffahrend. Operationssaal im Krankenhaus in Hebron. 1944 Einrichtung der Imperial Airways in Gaza. 1935 1920-1937

Brotverkäufer in der Altstadt. 1934-1939

Arabische Frauenunion. Mädchenschule im Musrara-Viertel. 1940-1946 Seifenfabrik in Nablus. 1940

©Palestine Photo Project نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 12

ISHAQ AL-QUTUB ALI JADDEH geb. 1935 in Hebron (lebt in den USA) geb. 1950 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) “Die Nakba ist global betrachtet eine “Ich bin Palästinenser mit afrikanischen Wurzeln. Ich weiß noch, wie ich Katastrophe, die mit Gewalt über die Menschen 1968 im Alter von 18 Jahren die Folgen der Besatzung zu spüren begann: hereingebrochen ist und psychologische, soziale, Wir wurden auf der Straße angehalten, um erniedrigt und vor Passanten wirtschaftliche, kulturelle, erzieherische und gedemütigt zu werden. Wir erleben jeden Tag die Nakba. Und wie schon politische Schäden verursacht hat. Im Fall von Abu Ammar (Yassar Arafat) sagte, sind wir stark und standhaft. Trotz Palästina und Palästinensern in unserer Heimat Unterdrückung und Demütigung halten wir an unserer Standhaftigkeit, und darüber hinaus hat die Nakba weitreichende Opferbereitschaft und Geduld fest, bleiben unserer Identität und Folgen verursacht: (a) die Unfähigkeit der unserem Land verpflichtet. Wir sind keine Durchreisenden oder Touristen: Vereinten Nationen, ihre Resolutionen zur Lösung Unsere Wurzeln sind tief in unserem Land verankert, egal was Trump und des Konfliktes umzusetzen, (b) das kollektive Netanyahu sagen. Palästina wird wieder seinen wahren Eigentümern, Gedächtnis von etwa 14 Millionen Palästinensern, den Menschen in Palästina gehören. Wir sind uns der Zukunft sicher.” die diese Tragödie niemals vergessen werden. Von einer Generation zur nächsten versuchen die Palästinenser alles, um mit kreativen und wirksamen Mitteln in allen Bereichen zur Verwirklichung unserer Menschenrechte und unserer Freiheit beizutragen. Dies soll zur Schaffung eines eigenen Staates führen, der Seite an Seite mit unseren Nachbarn in Frieden und Sicherheit existiert. Die Auswirkungen der Nakba werden bis zur Wiederherstellung und Verwirklichung der palästinensischen Rechte bleiben.” MOHAMMAD YASSIN geb. 1932 im Dorf al-Faluja (lebt im Flüchtlingslager al-Mahatta/Jordanien)

“Ich stamme aus dem Dorf al-Faluja. Als die Nakba begann, wurden alle Familien getrennt und einige flohen mit Hilfe der ägyptischen Armee nach Gaza. Andere flohen mit Hilfe der jordanischen Armee nach Jordanien. Es gibt keinen Ort wie unsere Heimat. Wir waren in al-Faluja sehr glücklich und lebten in Ruhe und Sicherheit. Seitdem wir es verlassen mussten, haben wir Angst und fühlen uns verloren und unsicher. Die Nakba hat alle Aspekte unseres Lebens stark beeinflusst. Wir haben alle Eigentümer verloren. Wir hatten Grundbesitz mit hohem Lebensstandard, hier wurden wir zu Arbeitern mit geringem Lohn. Das Haus, das wir in al-Faluja besaßen, war geräumig. Dagegen ist unser Haus im Lager sehr klein und wir zahlen Miete.” KHALED AL-SAHEB geb. 1962 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem)

“Ich habe die Nakba nicht erlebt. Aber wir leiden bis heute unter einer “Heute ist das Leben genauso hart wie damals. Einer meiner Söhne Realität, die sie für Palästina, das Land und die Menschen geschaffen hat. Wir leiden unter der Besatzung und der Verstreuung des wurde während des Massakers 1994 in der Al-Ibrahimi-Moschee palästinensischen Volkes in verschiedene Länder. Wenn wir unseren getötet. Mein anderer Sohn wurde 2002 von den Israelis vor seinem Kindern von der Nakba berichten, dann erzählen wir von unserem Geschäft getötet.” Traum, Palästina als ein exzellentes Beispiel für Demokratie, Bildung und Kultur zu schaffen. Doch die Nakba war der Nagel im Sarg des palästinensischen Volkes. Anstatt eine entwickelte und prosperierende – Wadha Al-Bayed Nation in einem eigenen Staat zu sein, haben wir eine verheerende Realität der Zerstreuung und Enteignung erlebt.”

DAOUD BADER geb. 1942 im Dorf al-Ghabisiyya (lebt im Dorf RAFIQ NASRA geb. 1951 in , lebt in Abu Snan (stammt al-Shaykh Dannun) aus dem Dorf Kuwaykat) “Ich wurde im Dorf al-Ghabisiyya geboren. Ich war sechs “Ich gehöre zum Dorf Kuwaykat/Galiläa, das 1948 Jahre alt, als wir vertrieben wurden. Ich lebe heute im Dorf entvölkert wurde. Jetzt lebe ich im Dorf Abu al-Shaykh Dannun, das etwa einen Kilometer entfernt ist. Ich Snan, das etwa einen Kilometer entfernt ist. Als erinnere mich, dass meine Mutter mich am Tag der Nakba unser Dorf im Juli 1948 von Zionisten besetzt plötzlich weckte. Sie eilte aus dem Haus mit einer Bukjeh wurde, verließ meine Familie völlig verängstigt (im palästinensischen Dialekt: Stofftasche) auf ihrem Kopf. ihre Häuser und verlor sich aus den Augen. Ich folgte ihr und als ich müde wurde, nahm mich mein Mein Vater riskierte sein Leben, um meinen zwei Onkel auf seine Schultern und ich schlief ein. Mein Bruder Monate alten Neffen Ali zu holen, der in seinem und meine Schwester, beide waren verheiratet, flohen in Bett weinte. Ali wurde zu einem Waisen. Sein der Menge in den Libanon. Sie sind seitdem nicht mehr Vater starb noch vor der Nakba und seine Mutter, zurückgekehrt. Meine Mutter weigerte sich, in den Libanon die mit den Massen in den Libanon geflohen war, zu gehen. Sie war entschlossen, in ihrer Heimat zu sterben. verschwand spurlos. Israel und alle, die zu seiner Ich erinnere mich an ihre tiefe Trauer. Sie weinte, weil sie ihre Gründung beigetragen haben, wollen uns für Kinder verloren hatte und nur ich ihr geblieben war. Israel immer vertreiben und das wir aus dem Universum hat unsere Eigentümer unter dem Vorwand, dass seine verschwinden. Aber wir sind mutig und standhaft. Besitzer abwesend sind, beschlagnahmt. Aber wir hatten Wir haben unsere Geschichte, Kultur und Existenz doch unsere Dörfer aus Angst um unser Leben verlassen. bewahrt. Wir sind immer darauf bedacht, unsere Es besteht kein Zweifel, dass Israel ein rassistischer Staat ist, Enkelkinder zu erziehen, dass sie das Recht der nur Juden exklusive Privilegien gewährt. Wir werden auf Rückkehr nicht vergessen. Wir werden bis niemals auf unsere Forderung nach Rückkehr verzichten. zum letzten Atemzug weiterkämpfen und bis Das ist ein unveräußerliches Recht und im Völkerrecht das Recht auf Rückkehr für alle Palästinenser verankert. Wir werden weiterhin daran festhalten. Kein umgesetzt wird.” Recht geht verloren, solange es jemand einfordert.” 13 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

MOHAMMAD SARHAN geb. 1930 in Baysan (lebt in al-Fureidis)/ Interview 2017 geführt ABDULLAH ALI SAAD aus Baysan (geb. 1951 in Saida/Libanon, wo er lebt) “Ich erinnere mich noch gut , wie die britische Armee die Palästinenser gefoltert “Die Nakba ist ein Begriff, der Palästinenser auf der ganzen Welt definiert. Sie ist das Symbol hat. Sie wurden mit Waffen und Peitschen geschlagen oder gezwungen, für die palästinensischen Flüchtlinge und eine Schande der Internationalen Gemeinschaft. barfuß über Kaktuspflanzen zu gehen, alles sehr demütigend. Niemand Unser Volk hat seit 1948 viele Katastrophen erlebt. Die nachfolgenden Vertreibungen der hat erwartet, dass die Folterungen weitergehen. Uns war nicht bewusst, Palästinenser haben negative Folgen, die nicht weniger schlimm sind, wie die Nakba selbst. was dieses verhängsvolle Versprechen bringen würde. Niemand hat damit Die Hauptursache für alle Katastrophen des palästinensischen Volkes ist jedoch die Nakba gerechnet, dass die Zionisten 1948 in unsere Städte und Dörfer eindringen von 1948, die zur Gründung der Besatzung geführt und sich gewaltsam über ganz Palästina und diese zerstören. Wir dachten wirklich, dass die britische Besatzung eines ausgebreitet hat. Dazu gehörten etliche Massaker und die Niederlage der wehrlosen Tages enden oder etwas länger dauern wird, aber niemals, dass sie durch eine Menschen, die den zionistischen Banden allein gegenüberstanden. Die Nakba ist die zionistische Besatzung ersetzt wird. Die Nakba dauert seitdem an.” mehrmalige Vertreibung meiner Familie von Baysan nach Syrien und in andere arabische Staaten bis wir im Libanon ankamen. Die größte Katastrophe war, dass wir wie andere Flüchtlinge auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und Verweigerung unserer Rechte in Flüchtlingslagern leben mussten. Eine weitere Folge der Nakba war, dass nach dem internen Konflikt in Syrien palästinensische Familien Syrien verlassen mussten, um in den Libanon zu gehen. Einige mussten zum dritten Mal auf der Suche nach Sicherheit und Frieden über das Meer nach Europa und zu anderen Orten fliehen. Manche sind im Meer ertrunken. Die Nakba wird weitergehen, wenn die internationale und arabische Schwäche anhält. Unser Volk wird jedoch nicht wie früher auf Verschwörungen hereinfallen. Niemand hat das Recht, für uns zu entscheiden oder Maßnahmen zu ergreifen, die uns betreffen. Uns gehören das Land und die Häuser. Wir treffen die Entscheidungen selbst.”

“Wir haben alles verloren: unser Haus, unser Land, unsere Einnahmequellen. Unser Leben wird niemals wieder dasselbe sein. Ich werde diese Nacht niemals vergessen, als wir uns im Ramadan auf Iftar vorbereiteten. Die Zionisten begannen, Saffuri zu bombardieren.” – Amin Ali

YOUSEF ABU GHAZALEH BISSAN ABDEL DAYEM geb. 1939 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) geb. 1989 im Flüchtlingslager Rashidieh/Libanon (stammt aus al-Ramla) “Die Nakba in Palästina hat das palästinensische Volk zerstreut. Das Land ist “Die Nakba ist für mich die Heimat meiner Großeltern in al-Ramla. Auch wenn ich es bisher nicht mehr das, was es früher war, auch die Altstadt nicht, die viele nicht sehen durfte, höre ich immer wieder die Erzählungen meiner Verwandten über das Bewohner verlassen haben. Heute ist die Realität in Jerusalem so, als wenn man Land Palästina. Ich stelle es mir grün vor, voller Bäume, Landschaften und wunderschön. in Dunkelheit lebt. Nichts ist klar und wir können nicht einmal unseren Weg Die Nakba bedeutet, mit meinem Verwandten in Palästina nicht frei zu kommunizieren. Es finden. Die Aussichten sind düster. Mit Trumps Maßnahmen wird es immer ist ein Traum, mein Jurastudium zu beenden, um die palästinensische Sache zu verteidigen. schlimmer. Wir haben das Gefühl, kein Rückgrat mehr zu haben und niemand Sie ist die unvermeidliche Vision, die ich in meinen Träumen und in der Realität sehe. Sie schützt uns. Hoffnung existiert kaum noch. Aber ich bleibe hoffnungsvoll. signalisiert mir, dass die Rückkehr unmittelbar bevorsteht. Sie ist der unendliche Traum, der Motiviert von meinen Kindern bewahre ich unseren Laden, der seit 95 Jahren mich nicht davon abhält, das Land meiner Eltern und Großeltern zu sehen.” existiert.” HUSSEIN MUBARKI geb. 1930 im Dorf al-Nahr (lebt im Dorf Abu Snan) “Die Nakba hat uns gewaltsam vertrieben. Wir wurden durch jüdische Siedler aus aller Welt ersetzt, die unser Land genommen haben. Sie war kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Verschwörung zwischen der zionistischen Bewegung […] und des britischen Mandats. Dadurch wurde unser Leben auf den Kopf gestellt: von Grundbesitzern mit mind. 70 Dunum Land im Dorf al-Nahr hin zu Heimatlosen, die sich vor dem Kugelhagel der Haganah unter Olivenbäumen zu verstecken suchten. Mein Bruder war anderthalb Jahre alt, als er auf der Flucht meiner Familie aus dem Dorf von zionistischen Milizen getötet wurde.” نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 14

HABIB ZREIK geb. 1923 in (lebt immer noch in Eilabun) “Ich bin während des britischen Mandats und der Nakba aufgewachsen. Ich war Zeuge der Gräueltaten und der Brutalität der britischen und zionistischen Besatzungen. Beide unterscheiden sich nicht. Die Briten lehrten die Zionisten, wie man unterdrückt und brutal den palästinensischen Widerstand niederschlägt. Als die zionistischen Milizen meine Heimatstadt Eilabun besetzten und das schreckliche Massaker am 30. Oktober 1948 begingen, habe ich aus Schmerz viel geweint. Ich erinnere mich, als ob es gerade passiert wäre. Die hässlichste Szene war, als die israelische Armee 14 junge Männer aus der Kirche drängte und sie kaltblütig ermordete. Sie verbluteten bis zum letzten Atemzug. Ihr Blut spritzte überall hin. Es war ein schwarzer Tag, der traurigste für uns alle.” NOUR ODEH geb. 1978 in Damakus/Syrien (stammt aus Khirbet Salameh in JAMILA DEEB geb. 1936 im Dorf Aban (lebt im Flüchtlingslager al-Baqa’a/Jordanien) Dura, südlich von Hebron) “Ich war 12 Jahre alt, als wir aus unserem Dorf Dayr Aban in Jerusalem vertrieben wurden. Wir verließen es, “Für mich geht es bei der Nakba um Entwurzelung und um die nachdem wir von dem schrecklichen Massaker in Dayr Yasin hörten. Wir ließen alles hinter uns und kamen Negation meiner Identität, meines reichen Kulturerbes und in das Flüchtlingslager al-Karama in Jordanien und später in das Lager al-Baqa’a. Es gibt sehr traurige und meiner tiefen Wurzeln als Palästinenserin. Es ist das kollektive emotionale Momente, die wir nicht vergessen werden. Ich erinnere mich, wie wir meinen Cousin in einen Trauma eines ganzen Volkes, das quasi über Nacht entwurzelt Teppich einwickelten und an die Wand lehnten, um ihn vor den Soldaten zu verstecken. Ich kann auch wurde. Ihm wird sogar sein Recht auf Erinnerung verweigert, nicht vergessen, wie die von der zionistischen Armee unterstützten britischen Soldaten meinen Großvater über seine Vergangenheit zu sprechen und sein Erbe zu ehren. ins Gesicht schlugen. Er versuchte nur, sein Haus zu schützen. Er starb später an tiefer Traurigkeit, weil er Das ist die Nakba für mich. Ich habe sie nicht erlebt, aber ich die Bitternis der Vertreibung nicht aushalten konnte.” denke, sie ist in jedem Fall ein andauerndes Trauma, das niemals aufhört. Die Palästinenser wurden nicht besiegt und können auch nicht besiegt werden, solange sie ihre kollektive Seele bewahren. Solange sie darauf bestehen, was sie als Volk sind, auf ihrem Erbe, ihrer Stärke und ihren Idealen werden sie auch weiter an der Gewissheit festhalten, dass ihr Schicksal nicht mit “Die Nakba ist, es nicht zuzulassen, dass sich das wiederholt, was unseren Schmerz und Leid enden wird, sondern in Freiheit und Würde. Eltern und Großeltern widerfahren ist. Es ist, in unserer Heimat zu sterben Für mich ist das die wichtigste Lektion, eben nicht aufzugeben, und sie niemals zu verlassen.” sich nicht diesem überwältigenden Versuch zu ergeben, es lohne sich nicht daran festzuhalten. Doch für Freiheit und Würde lohnt es sich. Auch wenn wir in einer schwierigen Zeit – Samar Abdul Rahman leben und ich an mein Volk denke, bin ich sicher, dass wir die Nakba überstehen werden.”

NAHLA* SA’ID BARAKEH geb. 1963 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) geb. 1931 im Dorf Saffuri (lebt in Shafa Amr) “Ich kenne die Nakba, habe sie aber nicht erlebt. Sie lehrte “Saffuri ist meine Heimatstadt, aus der uns die uns Ausdauer und Geduld. Sie betrifft noch viel mehr meine zionistischen Milizen vertrieben haben. Die Nakba ist das Kinder als mich selbst. Ich fühle, sie wollen mehr darüber Verbrechen gegen das palästinensisch-arabische Volk. wissen als meine Generation. Meine Tochter geht oft mit Sie ist die gewaltsame Vertreibung hunderttausender ihrem Großvater, einem Flüchtling, zu seinem Familienhaus. Palästinenser, die Zerstörung unserer Dörfer und die Sie beobachtet ihn genau, wenn er zu erzählen beginnt. Ich Tötung vieler Menschen. Sie war kein Zufall, sondern erinnere mich an den Krieg von 1967, dass viele Menschen eine Verschwörung. Wir wurden gezwungen, Saffuri ihre Häuser verließen, um sich zu verstecken. Andere gingen zu verlassen und im Flüchtlingslager im Libanon in nach Jordanien. Ich kann nicht vergessen, wie wir als Kinder Hunger und Elend zu leben. Obwohl ich heute in Shafa während wir die Holzbrücke nach Jordanien überquerten Amr lebe, wünsche ich mir ständig zurückzukehren. Wir von einer Person an eine andere übergeben wurden. Die müssen die Erinnerungen lebendig halten und unsere älteren Menschen weinten. Sie dachten, sie würden niemals Entschlossenheit, das Rückkehrrecht nicht aufzugeben, zurückkehren. In Jordanien lebten wir in der Angst, dass wir an kommende Generationen weitergeben. Jedes Jahr niemals zurückkehren. Gott sei Dank sind wir zurückgekehrt.” organisierten wir zum Gedenken an unsere Vertreibung einen Marsch zu unserem Dorf. Nach dem Nakba- * Der Nachname bleibt auf ihren Wunsch ungenannt. Gesetz dürfen wir das nicht mehr tun.“

ALA’ ZORBA geb. 1975 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) “Die ultimative Niederlage ist, wenn wir, die “Ich habe die Nakba, die den Verlust des historischen Landes Palästina bedeutet, nicht Unterdrückten, die Rolle des Unterdrückers selbst erlebt. Aber wir leben seit 71 Jahren in einer Nakba. Meine Generation wurde einnehmen. Unsere Sache ist gerecht. Wir sollten unter Besatzung geboren und hat noch keine Freiheit erlebt. Unter Besatzung haben wir in unserem eigenen Land kein Recht auf freie Bewegung, als wären wir nicht das Volk niemals die Doktrin der Angreifer akzeptieren.” von diesem Land. Das ist auch so, wenn wir ins Ausland reisen wollen. Jerusalem bleibt vom Rest der Westbank isoliert, auch wenn die Wirtschaft unserer Stadt davon abhängt.” – Albert Aghazarian 15 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

AHMAD HAMMASH geb. 1990 im Flüchtlingslager Dheisheh (stammt aus dem Dorf Bayt ‘Itab) “Es bedeutet, dass Flüchtlinge die lebenden Zeugen der Nakba sind, […] und meinen Kindern beizubringen, sich “Die Nakba bedeutet die fortgesetzte Verweigerung meiner Rechte und ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Sie ist die Verleugnung meiner menschlichen der Nakba zu stellen, indem sie den Namen unseres Dorfes Würde und dieses Gefühl in mir, weil die Nakba von 1948 noch immer existiert. immer wieder sagen.” Die Nakba geht weiter. Sie hat mir mein Rückkehrrecht genommen, das Recht auf Bewegungsfreiheit, auf Selbstbestimmung und viele andere Rechte. Israel – Omar Awadallah verdrängt weiter gewaltsam Palästinenser von beiden Seiten der Grünen Linie, wie in al-Araqib, Jerusalem und Khan al-Ahmar. Auch die Kriege gegen den Gazastreifen zwangen viele, in andere Länder zu gehen. Sie bedeutet die Tötungen und Kollektivbestrafungen meiner Familie und auch mir Nahestehenden. Sie ist das tägliche Eindringen der Besatzungsarmee in Städte, SUMAYA SWEILEM Dörfer und Flüchtlingslager. Die Nakba beraubt mich der Kommunikation mit geb. 1945 in Kafr Saba (lebt im Flüchtlingslager al-Mahatta/Jordanien) meinen Angehörigen in Jerusalem oder in der Diaspora. Sie ist die Hoffnung, die wir in der jungen Generation sehen, die sich mit Interesse an Aktivitäten der “Ich komme aus Kafr Saba. Meine Familie wurde 1948 vertrieben. Ich erinnere mich Flüchtlingsorganisationen beteiligen. Es ist ihr Festhalten am Rückkehrrecht, nicht, was während der Nakba passierte, denn ich war erst drei Jahre alt. Nach der das keinem Druck nachgibt. Weder Trumps Entscheidungen noch die Anderer Nakba folgte 1967 die Naksa, an die ich mich noch gut erinnern kann. Ich wuchs in können uns unser Rückkehrrecht nehmen. Auch das Fehlen von Richtlinien Qalqiliya auf, war verheiratet und hatte Kinder als sie Qalqiliya besetzten. Wir mussten oder operativen Mechanismen zur Umsetzung internationaler Resolutionen fliehen und schliefen in Olivenhainen. Ich fürchtete um meine Kinder. Es gibt keinen zur Flüchtlingsfrage bedeutet nicht, dass es dieses Recht nicht gibt. Als Ort wie die Heimat. Glücklich zu sein bedeutet, in der Heimat zu leben. Ich wünsche palästinensischer Flüchtling weiß ich, dass ich ein Recht darauf habe und ich mir, nach Palästina zurückzukehren und meine verheiratete Tochter in Qalqilia zu werde weiter darauf bestehen. Dies gilt auch für meine Kinder und Enkelkinder.” besuchen. Mein Visum wird immer abgelehnt, obwohl ich eine sehr alte Frau bin.”

IMAD ABU KHADIJEH geb. 1961 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) “Meine Familie sind alle Flüchtlinge aus al-Lydd (). Ich wurde vor 58 Jahren in Jerusalem geboren, aber die Nakba erlebe ich immer noch, die bis heute andauert. Mein Großvater erlebte die Nakba, auch mein Vater und das gilt für mich nun auch. Die Nakba geht weiter und wird nicht enden, bevor wir alle unsere Rechte erlangt haben. Dafür müssen wir weitermachen und hart arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Mein Vater ist heute 90 Jahre alt. Er war Zeuge der Nakba und hörte nicht auf, mir seit meiner Kindheit davon zu erzählen. Noch immer weint er, wenn ich ihn mit nach al-Lydd nehme. Die Vergangenheit darf nicht vergessen werden. Deshalb geben wir diese Erzählungen von einer Generation an die nächste weiter.“ ISHAQ ABU KHADIJEH geb. 1930 in al-Lydd (lebt in Jerusalem) “Sie (die Zionisten) drangen von Osten kommend ein, nahe des Flughafens in al- Lydd. Sie trugen Hatta und Egal (Kopfbedeckung arabischer Männer). Die Menschen verwechselten sie mit der jordanischen Armee. Wir dachten, es sei Hilfe gekommen. Doch (palästinensische) bewaffnete Kämpfer, die zu ihnen gingen, wurden getötet. Danach fingen sie an, auf alles zu schießen und zwangen alle zu gehen. Im Jahr 1948 war ich verheiratet und wir hatten ein kleines Mädchen. Ich ging mit meiner Familie und vielen Menschen aus verschiedenen Dörfern bis nach Ramallah. Im Jahr 1949 zog meine Familie nach Jerusalem. Wir hatten dort ein Haus und Eigentum. Aber sie rissen alles ab. Ich vermisse immer noch al-Lydd und fahre alle drei Monate hin, um es zu sehen. Wir haben dort keine Familie mehr. Alles ist ungerecht, was uns in den letzten 71 Jahren passiert ist. Das Leben kann sehr bitter sein.“

NAKHLEH ABU EID geb. 1941 in Beit Jala (lebt immer noch in Beit Jala) “Die Nakba ist, wie ein Waisenkind ohne Heimat zu sein. [...] Sie ist die Demütigung, in einem Zelt leben zu “Ich war ein Kind und alle Menschen hatten Angst. Nachbarschaften versuchten sich zur Verteidigung der Städte zu organisieren. Die Terrorattacken der Zionisten zwangen müssen. [...] Gleichzeitig ist die Nakba eine große Schule, die Menschen dazu, ihre Häuser zu verlassen. Ich erinnere mich noch daran, dass in der wir unter dem Motto ‘Die Tragödie vereinigt uns’ sich mein Cousin ein Gewehr kaufte. Wir fühlten uns damit sicherer. Es war ein gutes Widerstand und soziale Integration lernen.” Gewehr, aber es war auch eine skurrile Situation: Um in der Gegend zu patrouillieren, hatten wir ein Gewehr und Dutzende unbewaffneter Leute. Wir (die Kinder) suchten nach Steinen, um die Stadt zu verteidigen. Die Nakba hat definitiv unser Leben – Turkiya Wahbeh verändert. Sie zwang viele Menschen ins Ausland. Ich kann nicht glauben, dass wir 71 Jahre später noch immer unter ihren Folgen leiden.”

RAWAN ZGHARI geb. 1985 im Flüchtlingslager Dheisheh (stammt aus dem Dorf Jarash) “Meine Familie war im Dorf und wurde von dort in ein Flüchtlingslager gebracht. Tatsächlich kamen Menschen aus 48 Dörfern in dasselbe Flüchtlingslager. Wie kann man so leben? Im Dorf hatten sie genug Land, um es zu bebauen und davon zu leben. Meine Großmutter war sehr glücklich. Im Lager ist das anders. Die alte Generation kann nicht länger das Land bewirtschaften. Stattdessen investieren sie, was sie haben, in die Ausbildung ihrer Kinder. Aber es fehlt trotzdem etwas. Wir haben uns hier nie Zuhause gefühlt, so wie in unserem Dorf. Ich sehe hier keine Gerechtigkeit. Wir sind von hier. Aber dann sehen wir Menschen aus der ganzen Welt, aus Italien, aus Russland, die in unser Land kommen und diesen Ort ihr Zuhause nennen, während wir unseres eigenen Dorfes beraubt wurden.” نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 16

NAJIYEH AL-GHREIFI HATEM ABU ASSAB geb. 1943 im Dorf (lebt im Flüchtlingslager geb. 1973 in der Altstadt Jerusalems (stammt aus al- Baqa’a/Jordanien) West-Jerusalem) “Ich gehöre zum Dorf Ijzim in Haifa-Distrikt, aus dem “In Jerusalem leben alle in einer Nakba. Einige betrifft es wir 1948 vertrieben wurden. Ich war erst fünf Jahre schlimmer als andere. Fünf belastende Jahre schleppte alt, als wir es verlassen mussten und stundenlang ich meine (Eigentums-) Urkunden in einer Tasche von barfuß liefen bis unsere Beine wund waren. Ich einem Anwalt zum anderen und von einem (israelischen) wünschte, ich wäre in Palästina geblieben. Dort Gericht zum nächsten. Ich habe meinen Fall wohl aus ist meine Heimat, mein Land mit Weizenhainen, ganz banalen Gründen verloren und wurde (gewaltsam) Olivenbäumen und umgeben von Nachbarn. Wenn aus meinem Haus (in der Jerusalemer Altstadt) wir geblieben wären, dann wäre unsere Situation viel vertrieben. Es ist das zweite Mal, dass dies meiner besser. Ich verfolge die Nachrichten über Palästina. Familie passiert ist. Die Familie meiner Großmutter, die Ich habe noch immer Verwandte dort. Mein Vater vor 250 Jahren vom Judentum zum Islam konvertierte, und mein Bruder starben in Palästina. Ich konnte sie wurde 1948 (aus West-Jerusalem) vertrieben. Die Familie nicht besuchen, weil ich keine Erlaubnis dazu habe.” meines Großvaters lebte in al-Baqa’a (in West-Jerusalem) und floh 1948 in die Jerusalemer Altstadt. Vier Jahre fanden sie Zuflucht in einem oberen Zimmer einer nahen Moschee. Dann zogen sie 1952 in das Haus (das ich kürzlich verlor). Wir lebten fast 70 Jahre in unserem Jerusalemer Haus. Schon während der Verhandlungen merkte ich, dass die Entscheidung (mich aus meinem Haus zu vertreiben) beschlossene Sache war. Sie zu verteidigen, fühlte sich wie ein Theaterstück an. Ich war der Letzte (Palästinenser), der gehen musste. In den umliegenden Häusern wohnten bereits (israelische) Siedler. Diese Rückschläge und Schockmomente haben uns nur noch mehr bestärkt nach allem, was passiert ist, ©Salh Zighari hoffnungsvoll zu bleiben.“ MAHMOUD KANAAN geb. 1938 im Dorf al-‘Abbasiyya (lebt im Flüchtlingslager al-Mahatta/Jordanien) “Ich gehöre zum Dorf al-Abbasiyya, das zwischen Jaffa und al-Lydd liegt. Der israelische Ben-Gurion-Flughafen ist teilweise auf unserem Dorf gebaut worden. Wir werden niemals diesen schwarzen Tag vergessen, an dem unser Dorf mehrmals angegriffen wurde und wir es verlassen mussten. Zuerst fuhren wir in das Dorf Bayt Nabala in der Nähe von al-Lydd. Dann zogen wir nach Ni’lin, Bayt Rima, Hosh An-Nabi Saleh, in das Flüchtlingslager Jalazon, das Lager Aqbat Jaber in Jericho und schließlich nach Jordanien. Die Nakba hat die ganze Familie auseinandergerissen. Wir waren sechs Brüder und zwei Schwestern. Jeder von uns lebt jetzt in verschiedenen Ländern – einige im Irak, einige flohen nach Beirut, andere blieben in Palästina. Das sind die Folgen der Nakba: die Zersplitterung und Fragmentierung des palästinensischen Volkes. Unsere Enkelkinder kennen sich gar nicht. Als Familie können wir uns nicht treffen. Wenn der Traum der Rückkehr sich für mich solange ich lebe nicht erfüllt, hoffe ich doch, dass unsere Enkelkinder nach Palästina zurückkehren können.”

VARSEN AGHABEKIAN geb. 1958 in Amman (lebt in Jerusalem) “Sie haben sehr viel getan, alles “Ich weiß, was die Nakba für meine armenischen Eltern bedeutet. Sie denken ständig darüber nach, was mit über uns auszulöschen, es aber nicht ihnen passiert ist, ganz besonders die Familie meiner Mutter. Ihre Eltern haben fast alle Familienmitglieder verloren. Als Armenier tragen wir diese Last ständig mit uns. Es ist ein Trauma, das sehr lange bleibt und von geschafft.” einer Generation auf die Nächste übergeht, ganz besonders auf diejenigen, die nach Palästina geflohen sind und die wieder einer anderen Nakba ausgesetzt sind. Beide Katastrophen haben zu viel Leid geführt. So wurden – George Rishmawi unsere Träume gestohlen, die wir hätten verwirklichen können. Die Familie meiner Mutter hat hier ein neues Leben begonnen, wo sie herzlich aufgenommen wurde. Ich sehe mich als Palästinenserin mit armenischen Wurzeln. Für mich ist das hier mein Zuhause. Ich weiß aber auch, dass der Schmerz der palästinensischen Nakba niemals aufhören wird. Jede palästinensische Familie ist direkt oder indirekt von der Nakba betroffen. Sie ist in uns allen. Und so werden wir uns weiterhin daran erinnern. Es ist nicht möglich, sie zu vergessen.”

SAMIR AMR MOHAMMAD DARWISH geb. 1958 in Jerusalem (lebt immer noch in Jerusalem) geb. 1936 im Dorf Bayt Nabala (lebt im Flüchtlingslager al-Mahatta/Jordanien) “Das palästinensische Volk benutzt das Wort ‘NAKBA‘, um “Es ist der begleitende Schmerz, ein Ereignis mit katastrophalen Auswirkungen und einem “Ich gehöre zum Dorf Bayt Nabala und erinnere mich, schweren Verlust zu beschreiben. Im Jahr 1948 waren seitdem der Dorn in den Fuß wie wir es erschrocken verließen. Die israelische Armee sich die Palästinenser bereits des Verlustes bewusst und deines Vaters eingedrungen teilte uns mit, dass das Dorf ‘Niemandsland’ ist und wir nannten es schon Nakba. Wir wurden von unserer Heimat ist. Es ist das Kind, das 70 Jahre nicht bleiben dürfen. Bis heute kann ich mein Land nicht durch Mord, Zerstörung, Vertreibung und brutale Gewalt vergessen, das Gemüse und die Früchte, die wir angebaut entwurzelt. Während der Nakba nahmen die Menschen später barfuß von Haifa nach haben. Ich war 12 Jahre alt und kann mich immer noch ihre Haustürschlüssel mit. Sie dachten, dass sie nur für Aleppo ging und immer noch Meter für Meter an dieses Land erinnern, auch an meine ein paar Tage weg sein würden. Aber diese Reise dauert die Narbe an seinem Fuß spürt.” Schule und die Gedichte, die wir auswendig gelernt seit 71 Jahren. Deshalb bestehen wir immer noch auf haben. Wenn wir in Bayt Nabala leben würden, dann wäre unserem Rückkehrrecht. Ich bin fest davon überzeugt, unser Leben toll: Wir hätten das Land bebaut und von dass mit Ausdauer und Beständigkeit die Flüchtlinge – Ahmad Yousef der Ernte gelebt. Hier fühlen wir uns nicht sicher, haben in unser Heimatland Palästina zurückkehren werden. kein Geld, wie früher. Ich hoffe, dass sich die Situation Die Palästinenser werden innerhalb oder außerhalb ändert und wir wieder mit unserer Familie in Palästina Palästinas weiter existieren. Unsere Nation wird nicht vereint sind. Ich hoffe, dass Palästina befreit wird.” ausgelöscht werden.” 17 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

MAHIRA AL-DAJANI geb. 1933 in Jerusalem (lebt in Jerusalem)

“Wir haben in Folge der Nakba alles verloren, verlies das Haus und kehrte niemals zurück. auch meinen Bruder Ala Al-Din, der 22 Jahre Ich wollte nach England gehen, um Jura zu alt war und bei der Verteidigung Jerusalems studieren. Aber ich konnte nicht. Wir haben am Bab al-Nabi Daoud zum Märtyrer wurde. alles verloren. Heute bin ich 86 Jahre alt. Ich hatte gerade meine Abschlussprüfungen Ich denke oft daran, dass ich nicht Anwältin in der Schule, als während des Krieges das werden konnte und es vielleicht Schicksal Massaker in geschah. Auch Abd war, dass ich mich um die Dar-Al-Tifel-Schule al-Qader al-Husseini wurde zum Märtyrer. kümmern sollte. Alle Kinder der Nation Ich blieb mit den anderen Mädchen in einem wurden in ihr aufgenommen. Bildung ist der Haus in der Nähe der Schule und konnte Schlüssel für uns. Ohne Ausbildung wären nicht nach Hause. Als ich dann zurückkam, wir nicht wieder auf die Beine gekommen. war nur mein Vater zuhause. Meine Mutter Wir sind wohlauf und am Leben. Sie können und meine Schwestern waren schon weg. uns niemals auslöschen. Wir sind voller Sie gingen nach Hebron. Mein Vater bat mich Hoffnung und glauben fest daran, dass wir alles zusammenzupacken [...]. Ich nahm nur eines Tages unsere Rechte und unser Land eine kleine Tasche und ließ alle Geschenke, zurückerhalten werden. Ich bete weiter, dass Auszeichnungen und Wertsachen zurück. Ich ich diesen Tag noch erlebe.”

ALBERT AGHAZARIAN HIDAYAH AL-HUSSEINI geb. 1949 in Jerusalem (lebt in Jerusalem) geb. 1956 in Jenin (lebt in Jerusalem) “Das palästinensische Volk musste durch die Nakba viel erleiden. Jede Nakba, “Ich bin das einzige Adoptivkind der verstorbenen Hind Al-Husseini, die nach dem Massaker jede Katastrophe, kommt nicht zufällig. Sie hat besondere Elemente und von Dayr Yasin die Dar-Al-Tifel-Schule in Jerusalem gegründet hat. Es gab dort 55 Kinder. Das Anforderungen. Am wichtigsten ist, dass manche Menschen glauben, einige Älteste war 12 Jahre und das jüngste gerade einmal ein Jahr alt, als sie von einem Lastwagen seien weniger Wert als sie selbst und moralische Normen gelten für sie nicht. am Damaskustor abgesetzt wurden. Meine Mutter war damals Lehrerin am Islamic College. So werden sie immer daran erinnert, dass sie einer Gefahr ausgesetzt sind. Sie kam zufällig vorbei und sah, was passierte und konnte sie nicht allein lassen. So mietete Für mich ist das Kernproblem in diesem Satz ‘Wir allein sind das von Gott sie zuerst zwei Zimmer, um sie aufzunehmen. Später überzeugte sie ihre Familie, die ein auserwählte Volk’, während das Wort ‚allein‘ unterstrichen ist. Andere Wörter, Haus hatte und in dem ein Teil der Familie lebte, es in ein Waisenhaus umzufunktionieren. die unser Kernproblem auch bezeichnen: Ignoranz, Gier und blinder Hass. Trotz Nach und nach entwickelte sich die Dar-Al-Tifel-Schule, wie wir sie heute kennen. Tausende der schmerzhaften Unruhen, die das palästinensische Volk erleben musste, Mädchen aus ganz Palästina haben diese Schule besucht, viele wurden sehr erfolgreich und sind wir immer noch hier. Sei es nun Niederlage oder Sieg, es kommt von innen später berühmt. Am Jahrestag des Gedenkens an Dayr Yasin und so lange meine Mutter heraus – eine Art Geisteszustand. Entscheidend ist, dass ich die Hoffnung nicht lebte, hielt sie vor der gesamten Schule immer diesselbe Rede: verliere und weiterhin hoffnungsvoll bleibe, solange wir nicht akzeptierten, die Rolle mit den Zionisten zu tauschen. Die ultimative Niederlage ist, wenn wir, die Unterdrückten, die Rolle des Unterdrückers einnehmen. Unsere Sache ist gerecht. Wir sollten niemals die Doktrin der Angreifer akzeptieren.”

Immer an diesem Tag im April erinnern wir uns an die heldenhaften Märtyrer von Dayr Yasin. Wir fürchten uns nicht und wir laufen auch nicht weg. Sondern wir erinnern uns an das Jahr 1948, als das Dorf Dayr Yasin von einer Bande unter Menachem Begin überfallen wurde. Sie töteten und terrorisierten die Dorfbewohner, um die Verbleibenden einzuschüchtern, damit sie fliehen [...]. Wir werden nicht wieder aus unserem Land fliehen, sondern in Palästina bleiben. Es ist unser Land und das Land unserer Väter und Vorfahren. Es ist unser legitimes Recht. Wir haben keine Angst vor dem Tod.” – Hind Al-Husseini نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71 18

BEGLEITENDES NACHWORT

Mehr als 70 Jahre sind vergangen, seitdem die Nakba einen tiefen Bruch in der Ihre Zeugnisse reflektieren das Leid und die Ungerechtigkeit, das ihnen widerfahren palästinensischen Geschichte verursacht hat. Die Nakba ist eine entsetzliche ist und bis heute ungeahndet blieb. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach ihren Wurzeln Geschichte der ethnischen Säuberung, die auf schmerzhafte Art und Weise immer und ihrer Heimat, die sie nie vergessen haben, wo auch immer sie leben müssen. noch in jeder palästinensischen Familie präsent ist. Die Nakba bedeutet für die Diese Sehnsucht ist zu einem festen Kern ihrer Identität geworden. An ihrem bisher Palästinenser auf der ganzen Welt den Verlust der Souveränität über ihr Land, ihr unerfüllten, verbrieften Recht auf Rückkehr in ein freies Palästina halten die Flüchtlinge unerfülltes Selbstbestimmungsrecht und sowie die tief schädlichen Auswirkungen weiter fest und geben es an zukünftige Generationen weiter. von Besatzung, Belagerung und Exil ertragen zu müssen. In der palästinensischen Erinnerung ist das Jahr 1948 als grässliche Zäsur fest verankert, deren Folgen bis in die Angesichts der aktuell drohenden Annexion palästinensischer Gebiete und der Gegenwart reichen. Aushöhlung internationaler Standards und Normen ist es unerlässlich, an die historische Verpflichtung der Internationalen Gemeinschaft zur Umsetzung der Bis heute verleugnet Israel die Nakba und übernimmt keine Verantwortung für ihre Zwei-Staaten-Lösung zu erinnern. Mit den subjektiven, persönlichen Aussagen Folgen. Stattdessen intendiert Israel in der Welt, sie vergessen zu lassen. Während über die Nakba und ihre Auswirkungen auf nachfolgende Generationen erhalten Israel versucht, die Relikte und Spuren der Geschichte auszulöschen, konservieren die palästinensischen Flüchtlinge eine Stimme und ein Gesicht. Erst das Verständnis die Palästinenser ihre Erinnerungen und bewahren sie im kollektiven Gedächtnis. des palästinensischen Narratives und der Ursachen des Konfliktes ermöglicht die Der erstmals im Zuge der gewaltsamen Flucht und Vertreibung mitgenommene kritische Auseinandersetzung mit kontroversen Nakba-Darstellungen und die Haustürschlüssel im Jahr 1948 ist längst zum Symbol für die ethnische Säuberung und Initiierung eines Prozesses, der das herrschende Schweigen beenden wird. Eine Entrechtung eines ganzen Volkes geworden. Debatte in Deutschland kann zu einem Beispiel für gesellschaftliche Verantwortung im 21. Jahrhundert werden, um die Hindernisse zur Korrektur der historischen Die in dieser Publikation* zu Wort kommenden 71 Palästinenser und Palästinenserinnen Ungerechtigkeit im Einklang mit dem Völkerrecht abzubauen. sind Zeugen der Nakba von 1948 und ihre Nachkommen. Sie stammen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen, gehören verschiedenen Konfessionen Diese Publikation ist der Kraft und Stärke aller Palästinenser gewidmet. an und unterscheiden sich voneinander in Ausbildung, Alter und Beruf. Ihre Antworten auf die Frage „Was bedeutet Nakba für dich?“ zeigen, dass der Schmerz über den Botschafterin Verlust der Heimat, des Landes und ihrer Eigentümer sie vereint. Dr. Khouloud Daibes

*Dieser Publikation liegt ein englischsprachiger Text der PLO-Verhandlungsabteilung (NAD) zugrunde. Die Interviews wurden mit zwei Ausnahmen zwischen März und Mai 2019 geführt. In den vergangenen Monaten sind drei Palästinenser bereits verstorben.

©UN 19 نكبة فلسطني Jahre | Palästinas Nakba 71

LANDKARTE DES HISTORISCHEN PALÄSTINAS

1. Abu Shusha 2. Abu Snan 3. Abu Zurayq 4. Aida Refugee Camp 5. Arraba al-Batouf 6. al-‘Abbasiyya 7. al-Dawayima 8. al-Faluja 9. al-Ghabisiyya 10. al-Kabri 11. al-Majdal 12. al-Nahr 13. al-Sarafand 14. al-Shaykh Dannun 15. al-Tantura 16. al-Walaja 17. Balata Refugee Camp 18. Baysan 19. Bayt ’Itab 20. Bayt Nabala 21. Balad al-Shaykh 22. Dayr Aban 23. Dayr al-Qasi 24. Dheisheh Refugee Camp 25. Eilabun 26. Fureidis 27. Ijzim 28. Isdud 29. Jarash 30. Kafr Yasif 31. Kafr Saba 32. Kuwaykat 33. Miska 34. Qaditta 35. Sa’sa’ 36. Saffuri 37. Tiret Dandan 38. Zababdeh SCHLUSSWORT

Diese Zeugnisse erinnern an die politische und menschliche Tragödie, die das Volk Palästinas ereilt hat. Sie sind zugleich eine ständige Botschaft an die Internationale Gemeinschaft, Israel, Großbritannien und die USA, sich der Nakba und ihrer Folgen bewusst zu werden. Dazu gehören auch die anhaltende Not der Flüchtlinge, die sich bis heute fortsetzt und ihre politische und rechtliche Verantwortung zur Verwirklichung der Rechte unseres Volkes.

Unser Volk wartet immer noch darauf, dass es Gerechtigkeit erfährt. Es wartet auf die Korrektur der historischen Ungerechtigkeit der Besatzung seines Landes, die gegen internationales Recht verstößt. All dies erfordert das Handeln und die Einforderung der Rechenschaftspflicht in Übereinstimmung mit den Prinzipien und Regeln des internationalen Rechtes und der UN-Resolutionen, insb. Res. 194. Jede gerechte Lösung für die palästinensischen Flüchtlinge muss ein Grundpfeiler einer künftigen Lösung sein und sollte von Grund auf angegangen werden. Bis dahin wird unser Volk auf unserem Land ausharren, wie es unsere Vorfahren seit Jahrtausenden getan haben. Wir werden unsere Rechte auf Existenz und Selbstbestimmung weiter verteidigen.

Das palästinensische Volk verdient Gerechtigkeit.

Impressum Palästinensische Mission Rheinbabenallee 8 14199 Berlin https://www.palaestina.org

Stand: Juni 2020

©UN

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