Der Kinderfil .In Frankreich

Sonderdruck der I(inder Jugend {I-Im Korrespondenz MUNCHEN

ISSN 0175-0933 Neuerscheinung Anläßlich der 2. Informationsschau: Kinderfilme aus der BRD erschien Ende August 1989 ein Sonderdruck der 'Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz': DER NEUE DEUTSCHE KINDERFILM (1970 bis heute) (Bestandsaufnahme und Perspektive) Inhalt Kurzgefaßte Geschichte des Kinderfilms in der BRD Der neue deutsche Kinderfilm im Spiegel heutiger Kindheit Neue deutsche Kinderfilme (Produktionsübersicht ab 1970) Einzelvorstellungen von exemplarischen Kinderfilmen Situation der Kinderfilmförderung in der BRD Institutionen der Kinderfilm- und Kinderkino-Arbeit Herausgeber Kinderkino München e.V., Werner-Friedmann-Bogen 18, 8000 München 50 8,-- DM KinderfiI Sonderdruck der Jugend I m Korrespondenz

München 1989

Hans Strobel / Christel Strobel

DER KIN DER F I L M I N FRA N K R E ICH mit Beiträgen von Raymond Defosse, Antoine Tixeront, Georges Vanderchmitt

Herausgeber: Kinderkino München e.V. Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit Institut Fran~ais de Munich/CICIM Bundesarbeitsgemeinschaft für Jugendfilm­ arbeit und Medienerziehung e.V.

Titelgrafik: Günter Mattei Foto aus dem Film AM GROSSEN WEG

Druck: MEOX Druck Tocolor München

Diese Publikation erschien anläßlich des FESTIVALS DES FRANZÖSISCHEN KINDERFILMS (13. bis 22. Oktober 1989 in München) Für die Unterstlitzung danken wir:

Fran~oise Castello und Heiner Gassen vom Institut Fran~ais de Munich/CICIM

Raymond D~foss~, Generalsekretär des Festival International du Cinema Jeune Public de Laon

Fotonachweis: atlas film + av (Duisburg) Concorde Filmverleih (München) Jugendfilmverleih (Berlin) Lupe Filmverleih (Göttingen) Senator Film (München) Kinderfilm-Archiv München

FESTIVAL DES FRANZÖSISCHEN KINDERFILMS 13. - 22. Oktober 1989

Eine Veranstaltung von KULTURREFERAT DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN und KINDERKINO MÜNCHEN e.V. 1m Rahmen von Filmstadt München e.V.

in Zusammenarbeit mit Institut Fran~ais de Munich/CICIM Filmmuseum der Landeshauptstadt München Kinderkino Gasteig/Städtische Bibliotheken Kinder- und Jugendfilmzentrum in der BRD

4 Inhalt

Vorwort...... 6

Die Situation des Kinder­ und Jugendfilms in Frankreich...... 7

Institutionen der Kinder­ und Jugendfilmarbeit in Frankre ich ••••...... ••..•..•....•.....••.... 1 1

Filme für Kinder und Jugendliche ­ Ein Bestandteil der Jugendbildung 14

Die Kindheit im Kino. von gestern bis heute .•.• 16

Französischsprachige Literatur 19

Informationen zu den Filmen des Festivals des französischen Kinderfilms

AM GROSSEN WEG •..•.....•...... ••...•••...•.••... 2 1 ASTERIX. DER GALLIER ...••...•...••....•...... •... 23 AUF WIEDERSEHEN KINDER •..•...... •..• 24 BIM. DER ESEL ..•.•...•...... ••...... •.•...... 26 DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT ...•.....•••.•••..•.•.• 27 DIE KLEINE BANDE •...... •.....•.•.. 29 DER KÖNIG UND DER VOGEL .••.....•..•••.•...... •... 30 DER KRIEG DER KNÖPFE .•...... •...... •• 32 LUCKY LUKE - SEIN GRÖSSTER TRICK ...... •••.....•..• 34 ME IN ONKEL ...... •...... •...... •...... •..•..•..• 35 DIE REISE IM BALLON 36 DER ROTE BALLON .. . . . • ...... • • • . • • . . 38 SIE KUSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN 39 TASCHENGELD ...... •.....••...... •.... 40 TATI 's SCHUTZENFEST ...... •...... •.... 42 VERBOTENE SPIELE ...... •...... 43 DER WEISSE HENGST ...... •...•...... •..••• 44 DER WOLFSJUNGE ...... •...... •..••.. 45

Verleihangaben für die Filme des Festivals des französischen Kinderfilms •... 47

Verleihanschriften ..•.....•...... •...... ••••. 48

5 VORWORT

Frankreich zählt nicht zu den typischen "Kinderfilmländern" , aber ein Blick in das Programm des Münchner FESTIVALS DES FRANZÖSISCHEN KINDERFILMS zeigt das breite Spektrum dieses Genres. Große Namen des französischen Films sind vertreten: Fran~ois Truffaut, Louis Malle, Albert Lamorisse, Michel Deville, Yves Robert, Rene Clement, Paul Grimault, . Einige Filme basieren auf eigenen Kindheitserinnerun­ gen und -erlebnissen, wie zum Beispiel Louis Malle's AUF WIE­ DERSEHEN KINDER, Truffaut's SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN und TASCHENGELD, ebenso AN GROSSEN WEG von Jean-Loup Hubert. Andere vergegenwärtigen zurückliegende Kindheiten, so die Fil­ me VERBOTENE SPIELE von Rene Clement und DER KRIEG DER KNÖPFE von Yves Robert, der "ein Stück wildes, leidenschaftliches Leben wieder heraufbeschwört".

Weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt geworden sind auch die intelligenten, amüsanten und hintergründigen Filme des Jacques Tati (TATI'S SCHÜTZENFEST, DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT, MEIN ONKEL). Und das französische Zeichen­ trickfilmschaffen präsentiert sich beim Festival durch so unterschiedliche Filme wie ASTERIX, DER GALLIER, LUCKY LUKE ­ SEIN GRÖSSTER TRICK und DER KÖNIG UND DER VOGEL.

Bei aller Verschiedenheit - ein gemeinsamer Aspekt ist er­ kennbar: Nicht pädagogische Ziele stehen im Vordergrund, sondern eigene Gefühle der Filmemacher, die sie sich aus der Kindheit bewahrt haben. Es sind Filme, die bei Kindern von heute und bei Erwachsenen anko~nen.

Der vorliegende Sonderdruck der 'Kinder- und Jugendfilm­ Korrespondenz' gibt einen Überblick über die gegenwärtige Kinderfilolszene in Frankreich und enthält ausführliche Informationen zu den in München vorgestellten Filmen. Nach­ dem die meisten dieser Filme in der Bundesrepublik einen Verleih haben, soll die Publikation auch dazu motivieren, in möglichst vielen Orten französische Kinderfilmtage/festi­ vals zu veranstalten.

Mit dem FESTIVAL DES FRANZÖSISCHEN KINDERFILMS wird in München zum achten Mal - nach den Ländern Tschechoslowakei (1982), Schweden (1983), Dänemark (1984), DDR (1985), Sowjetunion (1986), Großbritannien (1987), Ungarn (1988) - einem inter­ essierten Publikum Einblick in die sehenswerte Kinderfilm­ produktion eines Landes gegeben.

München, Oktober 1989

6 Raymond DHosse

DIE SITUATION DES KINDER- UND JUGENDFILMS IN FRANKREICH

W~e in vie~en europä~schen Ländern, steht der Kinder- und Jugend­ f~lm auch ~n Frankre~ch - aus verschiedenen Gründen - nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Zuallererst werden die Walt-Disney-Produktionen für das Nonplusultra des Kinderfilms ge­ halten. Des weiteren sind mehr als 50 % der Kinobesucher zwischen 15 und 25 Jahren alt, und was für die Kinder, ist seit einigen Jahren für die Jugendlichen die Produktion Spielbergs ­ von E.T. bis zu INDIANA JONES. Diese Situation überrascht keines­ wegs, vielnlehr gibt sie die allgemeine Lage des Kinos in Frankreich wieder: Jeder zweite Filme kommt aus Amerika.

1. Die Produktion

Angesichts dieser Vormachtstellung reagiert die Branche - vom Pro­ duzenten und Verleiher bis zum Kinobetreiber - mit größter Zurück­ haltung. Hier sei jedoch bemerkt, daß in den letzten Jahren einige Filme mit Kindern als Protagonisten, die ein im weitesten Sinn jun­ ges Publikum ansprachen, mehr als nur beachtliche Besucherzahlen verbuchen konnten. Das war der Fall bei AU REVOIR LES ENFANTS (AUF WIEDERSEHEN KINDER) von Louis Malle, LE GRAND CHEMIN (AM GROSSEN WEG) und APRES LA GUERRE (DER KRIEG IST AUS) von Jean-Loup Hubert. Ein anderer Film dagegen, PROMIS ...JURE! (GROSSES EHRENWORT) von Jacques Monnet fand, zu Unrecht, nur wenig Anklang.

Paul Grimault, der Autor von LE ROI ET L'OISEAU (DER KÖNIG UND DER VOGEL), 1979, mußte zehn Jahre warten, bevor er einen neuen Film herausbringen konnte: LA TABLE TOURNANTE, der nur wenig Erfolg hat­ te. Die Karriere des Zeichentrickfilmers Paul Grimault ist exempla­ risch für die Situation des Kinder- und Jugendfilms in Frankreich, denn im Laufe einer mehr als 50jährigen Karriere konnte er nur drei abendfüllende Filme realisieren. Sein Film LA BERGERE ET LE RAMONEUR (1947-1950), war der erste französische abendfüllende Zeichentrick­ film, der in die Kinos kam (1953). Eine alles in allem eher beschei­ dene Leistung der französischen Filmindustrie.

Zum Vergleich: Der erste sowjetische Zeichentrickfilm, NOWY GULLIVER (DER NEUE GULLIVER) von Alexander Ptuschko, stammt aus dem Jahr 1935.

Ohne den Kinder- und Jugendfilm auf das Animationskino reduzieren zu wollen, sei hier noch der Fall Rene Laloux erwähnt, dem wir LES MAITRES DU TEMPS (HERRSCHER DER ZEIT), 1983, verdanken, und GANDAHAR, den er 1988 in Nordkorea in den Studios von Pyong Yang drehte, wobei ihm nur ein Budget von 15 Millionen Francs zur VerfUgung stand - ein Drittel dessen, was ein ASTERIX kostet.

Von einer wirklichen Produktion von Kinder- und Jugendfilmen in Frankreich kann also nicht die Rede sein.

7 Ir. Der Verleih Unterschiedlich gestaltet sich die Verleihsituation für den Kinder­ und Jugendfilm, und nur wenige Verleiher engagieren sich in dieser auf den ersten Blick nicht vielversprechenden Sparte.

Häufig waren es die Dachverbände der C~ne-Clubs, insbesondere die Union Fran9aise des OEuvres Laiques d'Education par l'Image et le Son (UFOLEIS), die Federation Jean Vigo und die Federation Fran9aise des Cine-Clubs, die den Zugang zu dem "anderen Kino" für ein junges Publikum ermöglichten; "anders", natürlich, als die großen US-Vehi­ kel. Den Federations verdanken wir, daß in Frankreich die Filme des tschechischen Regisseurs Karel Zeman und ein Großteil der Produk­ tion aus den sozialistischen Ländern sowie einige skandinavische Filme zu sehen waren.

In den letzten Jahren konnte man, dank der UFOLEIS, den sehr inter­ essanten Film des Dänen S~ren Kragh-Jacobsen RUBBER TARZAN (GUMMI TARZAN) entdecken, der übrigens für seinen Film SKYGGEN AF EMMA (EMMAS SCHATTEN) 1989 den Großen Preis des Festivals des Kinder­ und Jugendfilms von Laon erhielt, wie vor ihm Ken Loach aus Groß­ britannien für seinen Film KES.

Die Federation Jean Vigo verlieh ihren Preis den deutschen Filmen FLUSSFAHRT MIT HUHN von Arend Agthe und ROSI UND DIE GROSSE STADT von Gloria Behrens. In diesen beiden Fällen wurden die Filme aus­ schließlich auf der nichtkommerziellen Schiene gezeigt, weshalb sie keinerlei Unterstützung in den Medien erhielten, außer bei der Vorstellung auf spezialisierten Festivals, wie dem von Laon.

Einige Verleiher bemühen sich um Kinder- und Jugendfilme. So die Films de l'Atalante, die in den 80er Jahren zwei Versuche starte­ ten; mit PELLE OHNE SCHWANZ des schwedischen Regisseurs Stig Lasseby und DER KÖNIG DER AFFEN von dem chinesischen Regisseur Wan Lai Minj, der für diesen, zwischen 1961 und 1965 entstandenen Film Arbeits­ verbot bekam und wegen der satirischen Anklänge sogar ins Gefäng­ nis mußte.

Seit kurzem engagiert sich die Societe J.P.F Diffusion, die durch das Festival von Laon initiiert wurde, für den Verleih der Filme des kanadischen Produzenten Rock Demers; PINOTTE BUTTER SOLUTION (UNTERNEHMEN ERDNUSSBUTTER), THE YOUNG MAGICIAN (DER JUNGE MA­ GIER), BACH AND BROCCOLI (BACH UND BROCCOLI). Diese Bemühungen hatten beim letzteren Film, der zusammen mit Cosmos Films ver­ liehen wurde, einen Hauch von Erfolg. BACH UND BROCCOLI kam im Dezember 1988 in die Kinos und wurde in sechs Monaten von 50.000 Besuchern gesehen.

Die Films Cosmos bringen regelmäßig sowjetische Filme in die Kinos. In den letzten Jahren waren das TSCHUTSCHELO (DIE VOGEL­ SCHEUCHE) von Rolan Bykow und PRIKULJUTSCHENIJA NA MALENJKICH OSTROWACH (ABENTEUER AUF DEN KLEINEN INSELN) von Usman Saparow, die auf spezialisierten Festivals prämiert wurden.

8 Die Societe Cosmos kann Probleme, wie sie sich anderen Verleihern stellen, umgehen, da sie über eigene Kinos in Paris verfügt, "Le Triomphe" auf den Champs Elysees und "Le Cosmos", ebenfalls in gu­ ter Lage. Trotz all dieser Bemühungen gelingt es Cosmos nicht im­ mer, die Zurückhaltung oder das mangelnde Interesse des breiten Publikums für Filme aus den sozialistischen Ländern - und erst recht Kinderfilme - aus der Welt zu schaffen.

Ein kleiner Verleih, K-Films, bemüht sich um den Einsatz von skan­ dinavischen, besonders von dänischen Filmen. Einige davon sprechen durchaus ein junges Publikum an, wie z.B. ZAPPA (1983) von Bille August (PELLE DER EROBERER) und TWIST AND SHOUT vom gleichen Re­ gisseur.

Schließlich gibt es zwei Beispiele, die das nur marginale Inter­ esse der großen Verleiher für Kinder- und Jugendfilme illustrie­ ren: LA GRENOUILLE ET LA BALEINE (DAFFY UND DER WAL) des Kanadiers Jean-Claude Lord, im Verleih der Fox, und LE SILENCIEUX (DER STUM­ ME/JONASI UND DIE WEISSE SCHILDKRÖTE) von Yvonne Mackay, Neusee­ land, im Verleih von Les Films 44, deren Kinoauswertung enttäusch­ te, wohl auch wegen des Starttermins im Sommer.

111. Die Kinoauswertung

Diese Voraussetzungen sind der kommerziellen Auswertung von Kinder­ und Jugendfilmen natürlich nicht förderlich. Dennoch bemühen sich die Kinobesitzer seit einigen Jahren beständig um neuere - und ins­ besondere französische - Filme, durch gezielte Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendverbänden. Diese Kinobesitzer haben sich in der Commission Cinema de l'Association Fran~aise du Cinema d'Art et d'Essai zusammengeschlossen. Innerhalb des Verbandes wählen sie Filme aus, für die sie sich bei den Verleihern einsetzen und sich zu deren Auswertung verpflichten, wie z.B. vor kurzem beim Kino­ start von SABINE KLEIST, 7 JAHRE (1982, DDR) von dem Regisseur Helmut Dziuba, oder der Wiederaufführung von französischen "Klas­ sikern".

Dieser, obgleich lobenswerte, Einsatz ist leider nur eine Rand­ erscheinung, denn er betrifft ca. 100 der insgesamt 5000 franzö­ sischen Kinos. Das Engagement dieser Kinos wird vom Centre Natio­ nal de la Cinematographie finanziell unterstützt.

IV. Die Festivals

Abgesehen von der geringen französischen Produktion von Kinder­ und Jugendfilmen, gründen diese Bemühungen seitens der Verleiher und Kinobesitzer häufig in der Arbeit von Veranstaltungen, die sich seit einigen Jahren dem Kinder- und Jugendfilm widmen.

Im folgenden eine Liste der wichtigsten Veranstaltungen, die das Ziel auf verschiedene Weise verfolgen:

9 Zwei Veranstaltungen verdienen unser besonderes Interesse: Das Festival du Cinema pour Enfants in Corbeil-Essonnes • Das Festival International du Cinema Jeune Public von Laon.

Das Festival von Corbeil-Essonnes - in der Nähe von Paris - hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr die Produktion eines Landes oder einer Region zu präsentieren. So konnte man auf diesem Fe­ stival in den letzten Jahren den indischen, chinesischen, kana­ dischen Film kennenlernen. Die wettbewerbsfreie Veranstaltung spricht ein großes Publikum an, zur Unterrichts- und Freizeit. In interdisziplinären Nebenreihen kann man die Kultur des Gast­ landes kennenlernen.

Das Festival von Laon widmet sich seit 1983 verstärkt der Förde­ rung von Kinder- und Jugendfilmen. 1989 besuchten fast 40.000 Zu­ schauer und 200 Fachleute aus Frankreich und dem Ausland etwa 150 Filme. Dieses Festival hat einen Wettbewerb und ist korre­ spondierendes Mitglied des CIFEJ und das einzige Festival in seiner Art in Europa, das von der Federation Internationale des Associations des Producteurs de Film (FIAPF) anerkannt wird.

Wie bereits erwähnt, resultierte aus dem Festival von Laon die Gründung einer Verleihgesellschaft, J.P.F. Diffusion, die eini­ ge Filme, die in den letzten Jahren auf dem Festival vorgestellt wurden, in die Kinos brachte.

Neben diesen beiden Hauptveranstaltungen finden sich unter den 400 offiziellen Filmfestivals, die jedes Jahr in Frankreich stattfinden, noch andere dem Kinder- und Jugendfilm gewidmete Veranstaltungen.

Zusammenfassung

Die Situation des Kinder- und Jugendfilms in Frankreich ist kei­ neswegs hoffnungslos, wenn man bedenkt, daß alle zuvor Genannten über ganz Frankreich verteilt aktiv sind, was letztlich - ausge­ hend von dieser Struktur - ermöglichen sollte, eine noch größere Anzahl von Filmen zu zeigen.

Ebenso sollten die Lehreinrichtungen zum Film, die seit e~n~gen Jahren geschaffen wurden - in Zusammenarbeit mit dem Ministere de la Culture, dem CNC und dem Ministere de l'Education Nationale ­ es nicht nur ermöglichen, das internationale Filmschaffen der Ver­ gangenheit zu entdecken, sondern ebenso neue Produktionen; viel­ leicht wird das auch die französischen Produzenten ermutigen, einige Risiken mehr einzugehen. In diesem Zusammenhang seien er­ wähnt: die Einrichtungen von Filmkursen an Grundschulen, des Wahlfachs Film in Realschulen und Gymnasien, die neuen Diplom­ studiengänge an den Hochschulen und natürlich die FEMIS (früher IDHEC).

10 Außer der sehr spezialisierten Ausbildung an der FEMIS entstehen noch andere Bildungseinrichtungen in einem kulturellen Klima, in dem der Film seinen Platz hat.

Die Filmkurse an Grund- und weiterführenden Schulen kooperieren mit kommerziellen Kinos, Kultureinrichtungen mit besonderem In­ teresse am Film oder Veranstaltungen wie den Festivals von Corbeil-Essonnes oder Laon. Es gibt also keinen Grund zu ver­ zweifeln.

Raymond Defosse ist der Generalsekretär des Festival International du Cinema Jeune Public von Laon.

Weitere Informationen enthalten folgende Beiträge der KINDER- UND JUGENDFILM KORRESPONDENZ: Festivalbericht "Laon 1988" in KJK Nr. 35/3'88 Festivalbericht "Corbeil-Essonnes/Paris" in KJK Nr. 32/4'87

INSTITUTIONEN DER KINDER- UND JUGENDFILMARBEIT IN FRANKREICH

Das Centre International du Film pour l'Enfance et la Jeunesse (CIFEJ) wurde 1955 gegründet und ist eine nicht-staat­ liche Vereinigung, die Beraterstatus (Kategorie B) bei der UNESCO und der UNICEF hat.

Ziele: Das eIFEJ, das unter der Ägide der UNESCO gegrUndet wurde, trägt zur Realisierung der Ziele dieser Organisation bei, in den Berei­ chen der Bildung, Wissenschaft. Kultur und Kommunikation. Das ClFEJ kümmert sich um die internationale Koordination aller Akti­ vitäten des Kinder- und Jugendfilms im Bereich von Kino und Fern­ sehen.

Veröffentlichungen: Das CIFEJ hat einen Katalog der 2000 besten Kinder- und Jugend­ filme herausgegeben (Young Cinema International). Zur Zeit ist eine Broschüre mit vollständigen Informationep über internatio­ nale Festivals und Institutionen zu Kinder- und Jugendfilmen in Vorbereitung.

Der Preis des CIFEJ: Der Preis der CIFEJ wird heute bei den meisten Festivals für Kinder und Jugendliche verliehen, ebenso bei Festivals mit Spezialprogram­ men Hir Kinder.

11 Die wichtigsten Aktivitäten des CIFEJ: · Ständige Kommission, die sich um die Anerkennung von Kinder- und Jugendfilmfestivals bemüht. • Jährlicher Wettbewerb junger Filmregisseure aus der ganzen Welt. · Zusammenstellung, Austausch und Verbreitung von Informationen (Fernsehen, Video und andere Medien). · Produktion und Verbreitung von Filmen und audiovisuellen Program­ men für Kinder und Jugendliche in der ganzen Welt; Jahrbuch der Produzenten und Verleiher in diesem Bereich. · Erforschung der Wirkung dieser Filme und Fernsehsendungen auf Ju­ gendliche. · Verbreitung und Koordination der Kino- und Fernsehforschung, die sich mit Kindern und Jugendlichen befaßt. · Informationsaustausch über bestehende gesetzliche Regelungen in verschiedenen Ländern, insbesondere über Kinder- und Jugendschutz im Bereich des Kino- und Fernsehfilms. · Förderung der Kreativität im Rahmen der schulischen Ausbildung; Einführung in die audiovisuellen Medien. · Förderung von Filmen, die von Kindern oder Jugendlichen realisiert wurden.

Dem CIFEJ angeschlossen sind 34 nationale Mitglieder sowie 17 inter­ nationale Vereinigung mit zahlreichen Korrespondenten in 61 Ländern.

Direktor: Pedrag Golubovic (Jugoslawien) Generalbevollmächtigte: Monique Gregoire Sitz: 10, rue de Marignan, F-75008 Paris Verwaltung: 9, rue Bargue, F-75015 Paris, Telefon 40 56 00 67 oder 43 43 08 52

Das Centre National du Film pour l'Enfance et la Jeunesse (CNFEJ), französisches Mitglied des CIFEJ, ist heute gewissermaßen eine leere Schale. ~[an kennt seine Verantwortlichen, weil man sie bei allen Veranstaltungen, die sich mit Kino für Kinder und Jugendliche befassen, trifft, aber man ist außerstande anzugeben, welche Tätig­ keiten sie tatsächlich ausüben. Jetzt, da man die Verlegung des Sit­ zes des CIFEJ von Paris in eine andere Hauptstadt erwägt, scheint es besonders wichtig, sich zu überlegen, wie sich die Aktivitäten dieses Centre National neu definieren lassen (in Frankreich sind sie sehr zahlreich), und wie alle, die sich mit Kino und Kindern beschäftigen, an dieser Erneuerung teilhaben können.

Eine Tagung anläßlich des Kinderfilmfestivals von Laon brachte eine Diskussion in Gang zwischen dem ClFEJ, den staatlichen Institutio­ nen (Centre National de la Cinematographie, Außenministerium und

12 Ministerium für Jugend und Sport) und all jenen, die sich der För­ derung des Kinos für Kinder und Jugendliche verschrieben haben, ob Vereinigungen der Filmkunsttheaterbesitzer wie die ACRIF oder die AFCAE oder Verleiher wie Les Films Cosmos, Les Films de la Lune Vague, JPF-Diffusion oder CITEVOX, Festivals wie Laon, Grenoble oder Alen~on, die Dachverbände der Cine-Clubs wie UFOLEIS oder INTER FILM, kulturelle Vereinigungen wie L'OEil en Cascade, Orga­ nisationen wie die BPI Beaubourg oder eine' Zeitschrift wie Cinema. Alle waren sich einig, daß eine Neugestaltung der Aktivitäten des CNFEJ und insbesondere eine Änderung seiner Statuten notwendig sind, um diesem Centre National wieder die Position zu geben, die ihm gebührt, und daraus eine wahre Informationszentrale zu machen, ohne dabei irgendeiner bestimmten Vorstellung vom Kinderkino den Vorrang zu geben.

Eine zweite Tagung, die in Laon beschlossen wurde und von neuem die meisten der auf dem Festival anwesenden Gesprächspartner ver­ einigte, beauftragte - wiederum unter der Schirmherrschaft des CNC und des Ministeriums für Jugend und Sport - eine Gruppe von Personen, einen Entwurf der Statuten für ein neues Centre Natio­ nal auszuarbeiten, der es ermöglichen soll, einen größeren Teil der Aktivitäten im Bereich des Kinder- und Jugendkinos unter sei­ nem Dach zu vereinigen.

Im Augenblick ist also noch alles offen, doch scheint es an der Zeit, in Frankreich eine wirkungsvolle und dynamische Struktur auf diesem Gebiet aufzubauen, sei es das umgestaltete alte CNFEJ (die Fassade bleibt, aber innen wird alles erneuert) oder eine neue Vereinigung, die unter Umständen jedoch mit dem Handikap zu kämpfen hätte, nicht sofort international anerkannt zu werden.

Antoine Tixeront ~ Erstveröffentlichung in CINEMA 89, Nr. 456 (April 1989)

Erläuterung der Abkürzungen der erwähnten Institutionen CNC: Centre National de la Cinematographie 12, rue de Lübeck, F-75784 Paris Cedex 16, Telefon 45 05 14 40 Generaldirektor: Dominique Walion

AFCAE: Association Fran~aise des Cinemas d'Art et d'Essai 22, rue d'Artois, F-75008 Paris, Telefon 45 63 45 64 Präsident: Jean Leseure

UFOLEIS: Union Fran~aise des OEuvres Laiques d'Education par l'Image et le Son (Ligue Fran~aise de l'Education) 21, rue Fargeau, F-75020 Paris, Telefon 43 07 59 30 Präsident: Pierre Delfaud Direktor: Michel Serouart

13 UFOLEIS ist der wichtigste Verband zur Verbreitung der Kultur durch das Kino. Der Dachverband von mehr als 8000 Vereinigungen. Er ver­ fügt über 19 Filmarchive, darunter 17 regionale t und gibt die REVUE DU CINEMA heraus.

INTER FILM: 42, rue du Cardinal Lemoine, F-75005 Paris, Telefon 43 54 35 91 Präsident: Dominique Paini INTER FILM ist der nationale Dachverband der Cine-Clubs aus ver­ schiedenen Bereichen der Volksbildung, einschließlich der Cine­ Clubs für Kinder und Jugendliche. Er organisiert unter anderem jedes Jahr das Festival von Marly-le-Roi, besitzt ein Filmarchiv mit 16mm-Kopien und gibt eine Vierteljahresschrift heraus: LE JOURNAL D'INTER FILM.

FILME FUR KINDER UND JUGENDLICHE ­ EIN BESTANDTEIL DER JUGENDBILDUNG

Seit mehreren Jahren hat das Ministerium für Jugend und Sport eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, um ein qualitativ hochstehendes Kino für Kinder und Jugendliche zu fördern. Das geschieht in er­ ster Linie durch eine Finanzhilfe, die mehreren Kinder- und Jugend­ filmfestivals mit nationalem und internationalem Anspruch gewährt wurde, wie zum Beispiel Laon, Annecy, Bourg en Bresse, Marly le Roi, Quimper, Alen~on, Grenoble und Clermont-Ferrand. Diese Veran­ staltungen, die alle eine spezielle Ausrichtung haben (Spielfilme, Zeichentrickfilme, künstlerische Filme, Kurzfilme), ermöglichen es, Filme von Qualität ausfindig zu machen und stellen einen außeror­ dentlichen Grundstock an Werken für Kinder und Jugendliche dar. Diese Filme verdienen es, gesehen zu werden, nicht nur auf Festi­ vals, sondern im gesamten traditionellen Abspielbereich: kommer­ zielle Kinos, Filmkunstkinos, nichtkommerzielle Kinos, Cine-elubs.

So besteht die Rolle des Ministeriums darin, die Verbreitung dieser Filme zu fördern, insbesondere durch die Schaffung enger Beziehun­ gen zu gegebenen Strukturen. Deshalb sind die Association Fran~aise des Cinemas d'Art et d'Essai (AFCAE) ebenso wie die meisten Cine­ Club-Verbände als nationale Vereinigungen anerkannt, die jedes Jahr die Möglichkeit haben t Rahmenvereinbarungen mit dem Ministerium für Jugend und Sport zu treffen, um in den Genuß finanzieller Hilfe für ihre Projekte zu kommen.

Zu diesem Zweck hat das Ministerium 1988 als Verleihhilfe 50.000 FF für bestimmte Filme vergeben, die im Rahmen des Festivals von Laon prämiert wurden: LA GUERRE DES TUQUES (1986 ausgezeichnet) und BACH ET BOTTINE (BACH UND BROCCOLI, 1987). Letzterer war ein großer Er­ folg bei der Kritik und läuft zur Zeit in der zehnten Woche in Paris und Umgebung.

14 Schließlich organisiert das Ministerium seit 1982 im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes den "Prix de la jeunesse". Dieser Preis wird von einer Jury junger Cineasten verliehen, die nach ihren Bewerbungsunterlagen ausgewählt werden. Er prämiert einen franzö­ sischen und einen ausländischen Film aus den vier Parallelabtei­ lungen des Festivals von Cannes. 1989 wurden erstmals auch junge Europäer in die Jury miteinbezogen; sie bestand aus vier Franzo­ sen und drei Ausländern. Neben diesem Preis gewährt das Ministe­ rium dieses Jahr eine Verleihhilfe (50 000 FF) für einen der bei­ den von der Jugendjury prämierten Filme.

Diese verschiedenen Aktionen zeugen alle von dem Willen, zu der kulturellen Ausbildung der Jugendlichen beizutragen, unabhängig von ihrer augenblicklichen Situation. Die siebte Kunst ist eines der Hauptinteressengebiete der jungen Leute, und es ist wichtig, ihr theoretisches und praktisches Wissen darüber zum Wohle aller weiterzuentwickeln.

Georges Vanderchmitt Directeur de la Jeunesse et de la Vie Associative du Secretariat d'Etat de la Jeunesse et des Sports Erstveröffentlichung in CINEMA 89 (März 1989)

Vertretung des französischen Films im Ausland

UNIFRANCE FILM

L'ORGANISME DE PROMOTION DU CINEMA FRAN~AIS DANS LE MONDE 114, aVe des Champs-Elysees, F-75008 Paris Telefon 43 59 03 34 - Telex UFILM 290358 F

Vertretung 1n der Bundesrepublik Deutschland

Elisabeth Berg UNIFRANCE FILM Sendlinger-Tor-Platz 10, 8000 München 2 Telefon (089) 59 39 17

15 DIE KINDHEIT IM KINO, VON GESTERN BIS HEUTE

Innerhalb weniger Monate haben an den französischen Kinokassen zahlreiche Filme, die das Thema der Kindheit behandeln, triumphale Einspielergebnisse erreicht. Es begann mit dem hervorragenden STAND BY ME von Rob Reiner; die Begeisterung des Publikums für die lustigen oder dramatischen Abenteuer der "kleinen blonden Jun­ gen" hielt an bei LE GRAND CHEMIN (AM GROSSEN WEG) von Jean-Loup Hubert, der problemlos mehr als eine Million Zuschauer in Paris in die Kinos lockte. Es folgten ~~ VIE DE CHIEN (MEIN LEBEN ALS HUND) des Schweden Lasse Hallström, LA VIE EST UNLONG FLEUVE TRANQUILLE (DAS LEBEN IST EIN LANGER RUHIGER FLUSS) von Etienne Chatilliez ­ ebenfalls mehr als eine Million Zuschauer - und DAS REICH DER SONNE von , sowie natürlich der anrührende Film von Louis Malle AU REVOIR, LES ENFANTS (AUF WIEDERSEHEN KINDER).

Das Festival von Cannes 1989 stand ebenfalls teilweise im Zeichen der Kinder mit Filmen wie PELLE DER EROBERER von Bille August, der die Goldene Palme erhielt, SALAAM BOMBAY von Mira Nair (Gol­ dene Kamera), A WORLD APART (ZWEI WELTEN) von Chris Menges, der seiner sehr jungen Schauspielerin einen Darstellerpreis einbrach­ te, oder auch LES PORTES TOURNANTES von Francis Mankiewiecz, LA LEGNE DE CHALEUR von Yves Hubert Rose, VOLS D'ETE von Yousri Nas­ rallah, CHOCOLAT von Claire Denis, THE NAVIGATOR von Vincent Ward und PARMI LES PIERRES GRISES von Kira Muratova.

Man fragt sich nach den Gründen, die heutzutage so zahlreiche Filmemacher dazu bewegen, ihre Kamera auf Kinder oder ihre Kind­ heit zu richten (vgl. LE GRAND CllEMIN oder RADIO DAYS von Woody Allen und HOPE AND GLORY von John Boorman). Vielleicht weil ihre Unschuld uns aufatmen läßt mitten in der Welle von Brutalität, die in unsere Kinos schwappt, wie in RAMBO I, 11, 111 oder Fil­ men wie CRYSTAL TRAP. Aber vielleicht auch, weil, wie wim Wen­ ders sagt, " ... die Kinder ihren Blick nicht verloren haben, ihre Fähigkeit, die Welt zu betrachten, ohne dazu sofort eine Meinung zu haben und Schlüsse daraus ziehen zu müssen. Ihre Art und Weise, die Welt zu sehen, entspricht dem Zustand der Gnade in de.n Augen des Filmemachers."

Hat man auch in kurzer Zeit viele Filme sehen können, die die Welt der Kinder behandeln, so ist dieses Thema im Film doch al­ les andere als neu. Eine Aufzählung wäre lang und ermüdend, aber man stieße dabei auf zahlreiche der größten Filmemacher.

Ruft man sich diese Filme ins Gedächtnis, denkt man natürlich zu­ allererst an THE KID von Chaplin. Paradoxerweise zeigen manche Äußerungen Chaplins ein gewisses Mißtrauen gegenüber Kindern,ins­ besondere THE PILGRIM und A KING IN NEW YORK. Tatsächlich besteht der Unterschied darin, daß das Kind in THE KID nicht irgendwer ist. Es besitzt symbolischen Wert. Es ist ein Double Chaplins,und der Film kommt einem vor wie eine Autobiographie, die einen Ab­ schnitt seiner Kindheit illustriert.

16 Die Autobiographie war im übrigen der Quell zahlreicher bedeuten­ der Filme, die die Kindheit zum Thema haben. In LE GRAND CHEMIN evoziert Jean-Loup Hubert den Sommer, den er als Kind bei diesem seltsamen Paar verbrachte, das auf der Leinwand Anemone und Richard Bohringer darstellen. Woody Allen beschreibt in RADIO DAYS seine Jugendjahre, die ganz im Zeichen der täglichen Hör­ spiele im Radio standen. Mit HOPE AND GLORY zeichnet John Boor­ man seine "drole de guerre" nach, die er im Alter von sieben Jah­ ren im zerbombten London verbrachte. , Davor gab es noch viele andere, wie Jean Vigo, der 1933 ZERO DE CONDUITE (BETRAGEN UNGENÜGEND) drehte, worin er sich an seine Internatsjahre erinnert - heute ein Klassiker. Im Jahre 1959 stö­ bert Fran~ois Truffaut in seinen Erinnerungen, um seinen ersten abendfüllenden Film zu drehen, und in "Antoine Doinel" findet er ein Double seiner selbst, um (einmal mehr) seine QUATRE CENTS COUPS zu begehen (deutscher Verleihtitel: SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN).

In LA OMMUNALE evoziert Jean Lhote nostalgisch und mit Humor die längst vergangene Epoche der ländlichen Grundschule zu Beginn der Dreißiger, während Marianne Rosenbaum in PEPPERMINT FRIEDEN ein deutsches Dorf beschreibt, wie es (ihre) unschuldige(n) Augen zwischen 1943 und 1950 sehen konnten. Mit FANNY UND ALEXANDER schließlich schildert Ingmar Bergman mit viel Geschick die glück­ lichen und weniger glücklichen Stunden seiner Jugend.

Ein weiterer wichtiger Quell der Inspiration für die Filmemacher war die Literatur: Es gibt mehrere Fa-sungen des Romans OLIVER TWIST von Charles Dickens; eine erste wurde 1933 von william Cowan realisiert, eine zweite 1948 von David Lean (der auch LES GRANDES ESPERANCES adaptierte) und eine Musical-Version von Carol Reed (un­ ter dem Titel OLIVER!). Ebenso gibt es mehrere Verfilmungen von Jules Renards POIL DE CAROTTE; die gelungenste ist zweifellos die­ jenige Julien Duviviers aus dem Jahre 1932, mit Harry Baur und Robert Lynen. Erwähnen könnte man noch GORKIS KINDHEIT von Mark Donskoi nach Gorkis autobiographischen Erinnerungen, PREMIERE DESILLUSION von Carol R~ed, nach einer Kurzgeschichte von Graham Greene, ZAZIE DANS LE METRO (ZAZIE), in dem Louis Malle die Welt von Raymond Queneau ins Bild setzt. Diese Liste wäre unvollstän­ dig, erwähnte man nicht THE NIGHT OF THE HUNTER (DIE NACHT DES JÄGERS), das außergewöhnliche Werk von Charles Laughton, der den Roman noir von Davies Grubb bewundernswert umsetzte.

Die Kindheit im Kino war das Lieblingsthema mancher Filmemacher. In Frankreich gab es Fran~ois Truffaut mit LES QUATRE CENT COUPS (SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN), L'ENFANT SAUVAGE (DER WOLFS­ JUNGE) , L'ARGENT DE POCHE (TASCHENGELD) und zahlreiche Kinder­ figuren, die in seinen anderen Filmen vorkommen. Aber der Cineast der Kindheit ist (obwohl er es bestreitet) der italienische Filme­ macher Luigi Comencini. Von HEIDI (1952) bis UN ENFANT DE CALABRE (1987), über NEIN SOHN MARIO (1956), INCOMPRESO (1967), KINDHEIT, BERUFUNG UND ERSTE ERLEBNISSE DES VENEZIANERS GIACOMO CASANOVA

17 (1969), PINOCCHIO (1972), EUGENIO (KOMM ZURÜCK, KLEINER; 1980), CUORE (1985) und LA STORIA (1987), nicht zu vergessen die Doku­ mentation I BAMBINI E NOI, die er zwar für das Fernsehen drehte, die aber integraler Bestandteil seines Werkes ist. Er wird heute als einer der Cineasten angesehen, die sich am besten auf die Welt der Kinder einstellen konnten, weil er sie mit Sensibilität und Feinfühligkeit beschreibt, ohne jemals auf den Gemeinplatz der Sicht eines Erwachsenen auf die Kindheit zurückzugreifen.

Als Abschluß dieses keineswegs erschöpfenden Überblick könnte man noch einige der (bisweilen sehr wichtigen) Werke bestimmter Regisseure anführen, deren Namen in die Filmgeschichte einge­ gangen sind. So Roberto Rossellini, der in DEUTSCHLAND IM JAHRE NULL "eine konkrete Schilderung allgemein-menschlichen Verhaltens eines Kindes in einer gegebenen Situation" liefert. Oder auch Manoel de Oliveira, der in ANIKI-BOBO in einem Stil, der dem ita­ lienischen Neo-Realismus nahesteht, das Lebenlernen eines kleinen Jungen im Hafen von Porto des Jahres 1940 beschreibt. Oder Tarkowski mit IWANS KINDHEIT, Losey mit DER JUNGE MIT DEN GRÜNEN HAAREN, Ken Loach mit KES, Ozu mit UMARETE WA MITA KEREDO, Clement mit JEUX IN­ TERDITS (VERBOTENE SPIELE), Flaherty mit LOUISIANA STORY, Satyajit Ray mit PATHER PANCHALI, De Sica mit SCIUSCIA, Wenders mit ALleE IN DEN STÄDTEN, Clayton mit OUR MOTHER'S HOUSE, Pialat mit L'ENFANCE NUE (NACKTE KINDHEIT), Cassavetes mit A CHILD IS WAITING (EIN KIND WARTET), Eustache mit MES PETITES AMOUREUSES (MEINE KLEINEN GELIEB­ TEN), Minelli mit TRE COURTRSRIP OF EDDIE'S FATRER (VATER IST NICRT VERHEIRATET) oder John Ford, der in LES COW-BOYS den klassischen Western und Kindheit vereint.

Wie man sieht, haben die Kinder viele Filmemacher zu allen Zeiten der Filmgeschichte inspiriert, und wurden sie auch allzu oft ste­ reotyp dargestellt, so doch manchmal mit viel Respekt, so daß ihre Anwesenheit verstörend für uns wird, weil sie unweigerlich Fehler und Schrecken unserer Gesellschaft enthüllen.

Antoine Tixeront Erstveröffentlichung ~n CINEMA 88, Nr. 450 (Oktober 1988)

Übersetzungen der französischen Beiträge: Fran~oise Castello und Reiner Gassen (Institut Fran~ais de Munichi CICIM) FRANZÖSISCHSPRACHIGE LITERATUR (Auswahl)

L'ENFANCE AU CINEM/\. 1988. Catalogue presentant les 2emes Recontres Cinematogr. de Dunkerque (5-18 Oct.88) dont le theme etait consacre a L'Enfance au Cinema: fiche sur les films du theme, sur les films en competition, bio-filmographie de Fran~ois Truffaut, textes ine­ dits, nombreuses photographies. 127 p. Broche. 89 F. Chevallier, Jacques: KID - 50 FILMS AUTOUR DE L'ENFANCE. 1986. Repertoire documentaire et critique de films significatifs de la place faite a l'enfant dans le cinema de nombreux pays; ill 176 p. Broche. 63 F. Chevallier, Jacques: KID - 51 FILMS AUTOUR DE L'ENFANCE. Tome 2. 1988. Chaque dossier comporte le generique, un commentaire, un ensemble de points de vue; index thematique, par pays, realisateurs, titres etrangers, distributeurs et editeurs cites, photos n.b. 271 p. Broche. 64 F. Malle, Louis: AU REVOIR LES ENFANTS.1987.Scenario.132 p.Broche. 68 F. Martineau, Monique: GRAINE DE CINEASTES. 1982. La creation audio­ visuel des enfants et des adolescents en et en Suisse, Photos n.b., adresses. 254 p. Broche. 92 F. Martineau, Monique: DES JEUNES A LA CAMERA. 1985. Fait suite au numero: GRAINES DE CINEASTES: la passion des enfants/adolescents pour fabriquer des images, synthese et pedagogie du cinema; photos n.b. et annexes. 125 p. Broche. 80 F.

Elaine Michaux-Vignes

Librairie du Cinema 24, rue du Colisee F-75008 Paris Telefon 43 59 17 71

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AM GROSSEN WEG (LE GRAND CHEMIN)

Produktion: Flach Film / Selena Audiovisuel / TF1 FILMS, 1987 Regie und Drehbuch: Jean-Loup Hubert - Kamera: Claude Lecomte Musik: Georges Granier - Darsteller: Antoine Hubert, Vanessa Guedj, Anemone, Richard Bohringer, Christine Pascal - Laufzeit: 104 Minuten - Farbe - FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 10 Jahre Auszeichnung (u.a.): 1. Preis der Kinder-Jury beim 13. Intern. Kinderfilmfestival Frankfurt/Main 1987

Inhalt "Am großen Weg", das ist eine Bushaltestelle an einer Kreuzung ir­ gendwo in der Bretagne. Hier beginnt und endet der Film. - Es ist ein heißer Sommer, man schreibt das Jahr 1959. An der abgelegenen Busstation steigt die schwangere Claire mit ihrem neunjährigen Sohn Louis aus, um ihn zu ihrer besten Freundin Marcelle und deren Mann Pelo zu bringen. Hier erlebt Louis seine Sommerferien, an der Seite von Martine, der zehnjährigen Nachbarstochter, die den Jungen aus Paris in die kleinen Geheimnisse des Lebens einweiht. Während die Kinder mit ihren Streichen die Gegend unsicher machen und die Freu­ den des Landlebens genießen, bricht zwischen Marcelle und Pelo der jahrelang schwelende Ehekonflikt auf, ausgelöst durch die Anwesen­ heit von Louis. Sie haben bei der Geburt ihr einziges Kind verloren, das jetzt ungefähr so alt wäre wie Louis. Als die Ferien zu Ende gehen, erfährt Louis zufällig, daß sein Vater die Mutter sitzengelassen und sich aus dem Staub gemacht hat - für Louis bricht eine Welt zusammen. In seiner Verzweiflung flüchtet er sich auf das Dach der Dorfkirche. Das gefährliche Abenteuer nimmt ein glimpfliches Ende. Als ihn seine Mutter nach der Geburt seines kleinen Bruders wieder abholt, hat sich das Leben verändert - für Louis, aber auch für Marcelle und Pelo.

Zum Film Aus einem Gespräch mit Jean-Loup Hubert: - Wie kam es zu diesem Film, dessen Drehbuch stark von Ihren Er­ .innerungen geprägt ist? All:s fing damit an, daß ein Projekt, das mir sehr am Herzen lag, zwe~ Wochen vor Drehbeginn platzte. Enttäuscht und deprimiert fuhr ich aufs Land. Ich schwor mir, in Zukunft beruflich keine Konzes­ sionen mehr zu machen. Es dauerte nicht lange, und mir kamen viele Kindheitserinnerungen in den Sinn. Davon ausgehend verfaßte ich in­ nerhalb eines Monats die Dialoge der Geschichte. Ich hatte als Kind im Haus von Marcelle und Pelo gewohnt, und ich kannte mich in dem Dorf, in dem wir drehen wollten, aus. Der Ort hat sich seit damals kaum verändert. Marcelles Garten ist noch da, auch die Hauptstraße, der Friedhof, der mir soviel angst machte, und die Kirche, die in der Mitte des Dorfes steht und so imposant wirkt wie eine Kathedrale.

21 - Aber Innenräume, Möbel und Kleidung, all das hatte sich doch mit Sicherheit gewandelt? Ja, was die Details anging, so mußten wir einiges ändern. Aber ich wollte keine Rekonstruktion um jeden Preis. Mir ging es um ein ganz bestimmtes Klima, die Atmosphäre, die damals herrschte - weniger darum, eine genau datierte Epoche wirklichkeitsgetreu zu zeigen. In der fünfziger Jahren war dieses Dorf völlig von der Außenwelt abge­ schnitten. Es war ganz auf sich fixiert, die Menschen lebten im Um­ kreis von Kirche und Friedhof. Nach Nantes zu fahren, kam einer Ex­ pedition gleich. Diese Menschen hatten ihre ganz eigene Sprache. Sie hatten zwar keinen Dialekt, aber ihre Unterhaltungen waren mit ländlichen, archaischen Ausdrücken und Redewendungen gespickt. Es war eine lebendige, phantasievolle Sprache. - Sie haben die Rolle des Louis mit Ihrem Sohn Antoine besetzt. Hatten Sie diese Idee von Anfang an? Während ich die Figur des Louis schrieb, beobachtete ich Antoine sehr genau, der im gleichen Alter war wie ich damals und der mir auch charakterlich ähnelt. Nachdem ich ihn während der Schreib­ phase als Modell "benutzt" hatte, schlug ich ihm natürlich vor, im Film mitzuspielen. Antoine hatte noch keine Erfahrungen in diesem Medium, aber die Vorstellung, zwei Monate lang ständig mit mir zu­ sammenzusein, gefile ihm sehr. Er hatte das Drehbuch nicht gelesen und entdeckte stets ein, zwei Stunden, bevor wir sie drehten, jene Szenen, die er spielen mußte. Wir haben uns bemüht, den Film mög­ lichst in der tatsächlichen Reihenfolge der Ereignisse zu drehen, damit Antoine die Entwicklung der Figur leichter nachvollziehen konnte. Antoine begann nach einer Weile, mir Fragen zu stellen über die Zeit, als ich in seinem Alter war. Ich glaube, die Dreharbeiten haben uns einander nähergebracht. Kinder haben leider viel zu sel­ ten eine Vorstellung von der Kindheit ihrer Eltern.

Kritik "Der Regisseur Jean-Loup Hubert hat eigene Kindheitserinnerungen in die Geschichte einfließen lassen. Großartig gelingt es ihm, den Blick der Kinder zur Perspektive seines Films zu machen. Das nimmt der Tra­ gödie von Marcelle und Pelo nicht ihre Schärfe, aber die beiden blei­ ben dabei verletzliche, schutzbedürftige Menschen ••.• Der Film, der ganz einfach Schritt für Schritt erzählt, wäre nichts ohne seine vor­ züglichen, glaubwürdigen Schauspieler, die zudem - erstaunlicher­ weise auch die beiden Kinder - gut synchronisiert sind. Ein Kinderfilm, ein Film für Erwachsene? Für beide. Kinder (etwa ab zehn Jahren) werden das Abenteuerliche darin entdecken, werden aber auch eingeführt in die Konflikte des Lebens und wie man mit ihnen umgehen kann. Erwachsene werden an ihre Kindheit erinnert, vor al­ lem aber sehen sie sich mit ihren eigenen Beziehungsproblemen kon­ frontiert. Ein Film, in den man Assoziationen einbringen kann, der Erkenntnisse ermöglicht." (Maria Capponi, epd Film 9/1987)

Aus der Begründung der Kinder-Jury beim 13. Intern.Kinderfilmfestival Frankfurt 1987 für ihren 1. Preis an den Film AM GROSSEN WEG: "Die Geschichte wurde lustig, unterhaltsam und ein bißchen nachdenk­ lich stimmend erzählt. Die Schauspieler waren gut, besonders Martine und Pelo. Ausstattung und Musik wurden passend ausgewählt. Am Ende vertragen sich Marcelle und Pelo wieder. Das hat uns besonders ge­ fallen." 22 ASTERIX, DER GALLIER (ASTERIX LE GAULOIS)

Produktion: Dargoud I Edi, 1967 - Regie: Ray Gossens ­ Drehbuch: Willy Lateste, Jos Marrissen, Laszlo Molnar, nach den Comics von Rene Goscinny und Albert Uderzo ­ Kamera: Georges Lapeyronnie, Etienne Schurman, Fran~ois Leonard - Musik: Gerard Calvi - Laufzeit: 65 Minuten ­ Farbe - FSK: ab 6, ffr. Deutschsprachige Fassung ­ Altersempfehlung: ab 6 Jahre

Inhalt Zeichentrickfilm - Im Norden Galliens existiert ein kleines Dorf, das Cäsar große Probleme bereitet. Dank des Zaubertranks, gebraut vom Druiden Miraculix, verfügen Asterix und Obelix ebenso wie alle anderen Bewohner des Dorfes über Bärenkräfte. Um die beschämende Situation ständiger Niederlagen seines Heeres zu beenden, schmug­ gelt der römische Feldherr einen Spion in dieses Dorf. Mit dessen Hilfe wird Miraculix entführt, der sich aber weigert, das Geheim­ nis des Trankes preiszugeben. Asterix eilt dem Druiden Miraculix zu Hilfe, und dann geht alles drunter und drüber. Am Ende sind die Römer die Dummen, und die Gallier haben wieder einen Anlaß zu einem großen nächtlichen Wildschweingelage.

Zum Film Die beiden Comic-Gallier, der kleine Kluge und der dicke Starke, sind weit über ihr Heimatland Frankreich hinaus berühmt. Der erste französische Satellit erhielt den Namen "Asterix", Präsident de Gaulle nahm ihn als Werbegag mit in den Wahlkampf, und Schülern hilft er beim Büffeln von Latein auf die Sprünge. Die 25 bisher erschienenen Abenteuergeschichten erreichten weltweit eine Auf­ lage von 150 Millionen. 60 Millionen wurden allein in der Bundes­ republik verkauft. Nach Mao, Marx und Lenin zählen die beiden Autoren, der Texter Rene Goscinny und der Zeichner Albert Uderzo, zu den zehn meist übersetzten Autoren.

Im Jahre 1968 kam der erste "Asterix" in der Bundesrepublik auf den Markt - mit einer Startauflage von SO 000 Exemplaren. Weil die aufmüpfige Pfiffigkeit der beiden genau den Nerv der rebel­ lierenden Schüler und Studenten traf, konnte drei Jahre später der zehnte Band der Reihe ("Asterix, der Legionär") schon mit einer Erstauflage von einer Million erscheinen. (Aus: Welt der Arbeit, 9.8.1984)

Kritik "Das Vergnügen an Asterix und Obelix, die beim Zauberer Miraculix Wundersüppchen für teuflische Muskelkräfte schlabbern, beruht auf der Schadenfreude, arrogante Imperialisten (wie die Römer) von kleinen Schlaumeiervölkern (wie den Galliern) aufs Kreuz gelegt zu sehen." (AZ, München, 9.8.1971)

23 AUF WIEDERSEHEN KINDER (AU REVOIR LES ENFANTS)

Produktion: N.E.F.Filmproduktion GmbH/STELLA Film GmbH, München / NOUVELLES EDITIONS DE FILMS S.A./MK2 Produc­ tions, Paris, 1987 - Regie und Drehbuch: Louis Malle ­ Kamera: Renato Berta - Schnitt: Emmanuelle Castro - Musik: Franz Schubert (Moment Musical Nr.2), Camille Saint-Saens (Rondo Capricioso) - Darsteller: Gaspard Manesse, Raphael Fejtö, Francine Racette, Philippe Marier-Genoud - Laufzeit: 100 Minuten - Farbe FSK: ab 6, ffr. FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 10 Jahre Auszeichnungen: "Goldener Löwe" der Intern.Filmfestspiele Venedig 1987; "Film des Monats" November 1987 der Jury der Ev •F i I ma rb e i t; Fran z ö s i s eher F i Impreis " Ces a r " 1988

Inhalt Frankreich im Januar 1944. Der elfjährige Julien, der die Weihnachts­ ferien daheim in Paris verbrachte, kann sich nur schwer von seiner Mutter trennen. Er fährt zurück ins Internat, wo mittlerweile drei neue Mitschüler eingetroffen sind. Julien, einer der Klassenbesten, bekommt Konkurrenz. Bonnet heißt einer der drei Neuankömmlinge, ist hochintelligent und von Anfang an für Julien von einem Geheimnis um­ wittert. Juliens Instinkt trügt nicht. Bonnet heißt eigentlich Kip­ pelstein, ist Jude und wird von den Mönchen, die das Internat betrei­ ben, wie die beiden anderen neuen Mitschüler vor den deutschen Besat­ zern versteckt. Ein junger Küchengehilfe denunziert die Mönche. Die drei jüdischen Schüler werden ebenso wie der Leiter des Internats von der Gestapo abgeholt. Im Nachspann erfährt der Zuschauer, daß sie das KZ nicht überlebten.

Zum Film AUF WIEDERSEHEN KINDER ist der erste Film, den der 55jährige französi­ sche Regisseur Louis Malle nach seinem zehnjährigen Aufenthalt in den USA wieder daheim in Frankreich realisierte. "Der Film basiert auf einer Erinnerung aus meiner Kindheit, die sich mir als die am meisten dramatische eingeprägt hat. Im Januar 1944 war ich elf Jahre alt und Schüler eines katholischen Internats in der Nähe von Fontainebleau." Louis Malle hat aus der kleinen Episode seiner Kindheit einen großen Film geschaffen. "Ein Teil der Beziehung von Julien und Bonnet ist ganz sicher nur auf den Drehbuchschreiber in mir zurückzuführen ­ ohne Zweifel habe ich da auch hineingelegt, was ich gerne mit diesem Jungen erlebt hätte." Authentisch ist: Louis Malles Schulfreund wurde in Auschwitz ermordet, der Priester, der ihn zu verbergen suchte, im KZ Mauthausen. AUF WIEDERSEHEN KINDER beschreibt präzise und liebevoll die Welt heran­ wachsender Kinder, die von den Gemeinheiten und Grausamkeiten der ~elt der Erwachsenen noch abgeschirmt ist. Der Krieg, die Besatzung, alles ist für sie nur ein Abenteuer, bis zu jenem Januarmorgen, an dem die Gestapo auftaucht und Bonnet und die zwei anderen jüdischen Flüchtlinge

24 verhaftet. Der Moment im Film, wenn Bonnet, der ahnt, was ihn erwar­ tet, stumm von seinen Klassenkameraden Abschied nimmt, wenn er von der Gestapo in dem Augenblick brutal weggerissen wird, da er Julien zum letztenmal die Hand reichen will, dieser Moment gehört in seiner Schlichtheit zu den ergreifendsten Szenen, die man seit langem im Kino gesehen hat. Der junge Küchengehilfe, der im Film die jüdischen Schüler denunziert, erinnert sehr stark an die Figur eines naiven französischen Kollabora­ teurs, die Louis Malle in seinem Film LACOMBE LUCIEN (1973) beschrie­ ben hat.

Kritik "Louis Malles Film ist weit mehr als ein Stimmungsbild aus einer histo­ rischen Epoche. Um Authentizität in den Fakten und Emotionen bemüht, schildert Malle, unterstützt von großartig spielenden Laiendarstel­ lern, einen Reifungsprozeß, der ein Kind an die Schwelle des Erwach­ senseins führt. Zugleich denunziert sein Film eindrücklich, aber ohne Pathos und falsche Töne (aber vielleicht eine Spur zu naiv und ver­ söhnlich) ein Verbrechen, dessen Zeuge Malle als Kind war, ein Verbre­ chen aus rassistischer Ideologie, der Millionen Juden zum Opfer gefal­ len sind. Möglich war das nur, weil die Nazis Komplizen fanden, auch in Frankreich. Die heikle Szene im Restaurant zeigt deutlich die Rolle der Kollaborateure - eine Tatsache, die in Frankreich immer noch weit­ gehend verdrängt wird. Anders ist die Frage der Schuld bei Joseph gelagert, der so etwas wie ein zweiter Lacombe Lucien ist. Joseph ist ein Opfer, ein armer Hund, den die Söhne reicher Eltern glaubten hänseln und quälen zu dürfen. Weil er keine Solidarität erfuhr, einE~ unverhältnismäßige Strafe auf sich nehmen mußte, rächte er sich und wurde zum Verräter. Zur Solida­ rität ruft auch der Schulleiter in seiner für die betuchten Zuhörer unbequemen Predigt am Besuchstag auf, fordert zum Gebet auf für die Hungernden, die Leidenden, die Opfer, die Verfolgten, aber auch für die Henker. Bei der Kommunion, zu der auch Pater Jean angetreten ist, verweigert der Priester aber die Hostie. Solidarität über alle Schran­ ken der Rassen und Ideologien hinweg zu leben ist schwierig, viel­ leicht eine Utopie. Aber nur diese unteilbare Solidarität kann das Verbrechen des Rassismus zum Verschwinden bringen." (Franz Ulrich in ZOOM 87/286)

"Der Film zeichnet sich nicht nur durch seine ungewöhnliche psycho­ logische Genauigkeit aus, mit der das Internatsleben aus dem Blick­ winkel der Kinder geschildert wird. Er ist gleichzeitig ein bedrük­ kendes Dokument einer durch die Brutalität nationalsozialistischer Machtausübung zerstörten Kindheit." (Aus der Begründung der Jury der Ev.Filmarbeit zum "Film des Monats" November 1987)

25 BIM, DER ESEL (LE PETIT ANE)

Produktion: Societe Fran~aise pour le Jeunesse, Paris, 1951 - Regie: Albert Lamorisse - Drehbuch: Albert La­ morisse, nach einem Kinderbuch von Jacques Prevert ­ Laufzeit: 55 Minuten - FSK: ab 6, ffr. - Deutschspra­ chige Fassung - Altersempfehlung: ab 6 Jahre

Inhalt Auf einer Insel im fernen Orient hatte einst jeder Junge, ob arm oder reich, einen Esel zum Spielgefährten. Den schönsten Esel be­ sitzt Abdallah, ein armer Beduinenjunge, mit dem Namen "Birn". Das erregt den Neid des reichen Kalifensohns Messa-Ud, und er befiehlt der Palastwache, den Esel Bim einzufangen. Beim Versuch, seinen geliebten Spielgefährten zu befreien, wird Abdallah gefangengenom­ men und eingesperrt. Als der Esel jedoch auf Befehl des Kalifen getötet werden soll, setzen sich beide Jungen für die Rettung von Bim ein.

Zum Film Mit dem Film BIM, DER ESEL, der Geschichte eines arabischen Jungen und eines kleinen Esels, realisierte Albert Lamorisse seine Ideen und schuf einen Kurzfilm von atmosphärischer Dichte, der ihn gleich­ zeitig als Bilderzähler und Filmdichter auswies. Der Erfolg dieses Films veranlaßte Lamorisse, den Film DER WEISSE HENGST (CRIN BLANC) zu drehen, die bildliche Konkretisierung eines Kindertraums.

BIM, DER ESEL hat zwar Geräusche und Musik, die Sprache der handeln­ den Personen wird jedoch durch einen Komnlentar ersetzt.

Kritik "Die muntere, eigens für Kinder geschriebene Handlung wird frisch erzählt in einer Form, die den kleinen Filmbesuchern angemessen ist (lange Schnittsequenzen). Dabei hat man das Bildliche keines­ wegs zugunsten des Erzählers vernachlässigt. Die Kamera malte Bil­ der, die auch den verwöhnten Filmfreund entzücken." (film-dienst Nr. 4358, 1955)

Bio-Filmografie Albert Lamorisse siehe Seite 37

Auf die Frage, ob er seine Filme für Kinder oder Erwachsene produziere, antwortete Albert Lamorisse: "Für Erwachsene, denn ihnen ist die Phan­ tasie der Kinder abhanden gekommen." Seine Versuche, Träume zu reali­ sieren, wurzeln in der Erkenntnis, daß die Realität des Alltags einen Gegenpol braucht, damit dem raschlebigen Maschinenzeitalter ein Rest von Besinnlichkeit erhalten bleibt.

26 DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT (LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT)

Produktion: Fred Drain für Cady-Film / Discina mit Eclair Journal, 1952 - Regie: Jacques Tati - Drehbuch: Jacques Tati, Henri Marquet - Kamera: Jacques Mercanto, Jean Mous­ seIle - Schnitt: Grassi,Ginou Bretoneiche, Suzanne Baron ­ Musik: Alain Romans - Darsteller: Jacques Tati, Louis Per­ rault, Andre Dubois u.a. - Laufzeit: 95 Minuten - FSK; ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fas­ sung (von J.Tati in Zusammenarbeit mit Martin Morlock) Altersempfehlung: ab 6 Jahre

Inhalt Monsieur Hulot fährt - wie alle Franzosen im Sommer - in die Ferien ans Meer. Sein Automobil ist nicht mehr das neueste, seine Strand­ mode auch nicht. Der Monsieur, so umständlich wie liebenswert, gibt sich im überfüllten Badeort mit einer kleinen Dachkammer zufrieden. Höflich wie immer, will er es allen recht machen, doch ungewollt befindet er sich immer wieder im Mittelpunkt des Interesses. Sei es durch seine ungewi5hnliche, wippende Gangart, seinen aussichtslos scheinenden Kampf mit dem Liegestuhl oder das ungeschickte Bemühen um sein Auto. Durch charmantes Überspielen versucht er, den peinli­ chen Situationen zu entkon~en, gerät aber gerade deshalb immer tiefer hinein. Zum Film Von den Sturnmfilmkonlikern der Mack-Sennett-Schule, deren berühmteste Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd waren, scheint eine direkte Linie zu Jacques Tati zu führen, der in Frankreich den fast vergessenen Max Linder zum Vorfahren hat. Waren jedoch für jene die "Tücken des Objekts", mit denen sie zu kämpfen hatten, besonders auf ihre Persönlichkeit zugeschnitten und für den Normalbürger nicht re­ levant, so kommt Tati viel öfter mit Dingen in Konflikt, die jeden betreffen könnten. Die Slapstick-Comedies waren zunächst Burlesken, die nur sich selbst genügten, und später erst kam z.B. Chaplin mit 'Moderne Zeiten' in das Fach der Gesellschaftssatire. Jacques Tati knüpft mit seinen Filmen an die großen Komiker der Stummfilmzeit an, wobei er es versteht, mit meisterhafter Pantomime und Parodie klein­ bürgerliches Verhalten zu entlarven und damit Satiren auf Zeiter­ scheinungen zu liefern.

Kritik "Ein von der Konzeption und von der Gestaltung her bravourös gemach­ ter Filmulk, der in dieser Vollendung Seltenheitswert besitzt und in den Goldrahmen gehi5rt. Zudem werden Freunde filmischer Raffinesse hier auf Entdeckungsreise gehen, um zu sehen, was man ohne Dialog machen kann ••• Tatis Gags sind ein Wunder an menschlicher Beobach­ tungsgabe und technischer Präzision. Und er selbst ist ein Pantomime von einer Ausdruckskraft, wie wir ihn seit Charlie Chaplin nicht mehr auf der Leinwand gesehen haben. Für Tati ist in diesem Film die nach­ synchronisierte Sprache nur verzerrte Geräuschkulisse aus Satzfetzen,

27 die man keineswegs zu verstehen braucht. Er hat nämlich genauso wie sein Vorbild Chaplin in 'Lichter der Großstadt' oder Disney in sei­ nen Zeichentrickfilmen begriffen, daß eine stilisiert.e Pantomime nicht von einer naturalistischen Sprache begleitet werden darf,wenn ihre Einheit nicht gestört werden soll." (Walter Talmon-Groß in FILMBEOBACHTER)

Bio-Filmografie J acque s Ta t i (sein vollständiger Name ist: Tatischeff) wurde am 9. Oktober 1908 in Pecq, nahe bei St.-Germain-en-Laye, geboren. Sein Vater war Russe, seine Mutter Französin. Sein Großvater, der General Dimitri Tatischeff, lebte als Botschafter des Zaren in Paris, sein anderer Großvater war Rahmenmacher bei van Gogh. - Tati studier­ te am Lycee von St.-Germain. Für den Beruf des Vaters, ebenfalls Rah­ menmacher (ein in Frankreich sehr geachtetes Metier) und Bilderver­ käufer, zeigte Jacques Tati wenig Interesse. Mehr Gefallen fand er an Sportarten wie Tennis und Rugby, außerdem war er ~litglied des' größten Pariser Fußballclubs "Racing", wo er seine Vereinskameraden mit der Einmannparodie einer Rughypantomime erheiterte. Tristan Bernard, erfolgreichster Bühnenautor seiner Zeit, sah Tati dabei und riet ihm zu einer Varietekarriere. So versuchte sich Jacques Tati in Schauspielen und gastierte im "Gerny's", dem Kabarett von Louis Leplee, im "Theatre Michel", im "ABC", im Casino von Knokke­ le-Zoute. 1932 debütierte Tati mit einem unvollendeten Kurzfilm im Filmgeschäft: OSCAR CHAMPION DE TENNIS. 1947 folgte sein erster langer Spielfilm JOUR DE FETE (der in Deutschland unter den Titeln TEMPO-TEMPO und spä­ ter in einer Neufassung als TATIS SCHÜTZENFEST lief). Zuvor hatte er an einigen Drehbüchern anderer Filme nlitgewirkt bzw. allein geschrie­ ben sowie kleinere Filmrollen übernommen. Jacques Tati starb am 5. November 1982. Filme: OSCAR CHAMPION DE TENNIS (1932), JOUR DE FETE (1947, Regie und Hauptdarsteller J.Tati, Drehbuch J.Tati und Henri Marquet), LES VACAN­ CES DE MONSIEUR HULOT (1952, Regie und Hauptdarsteller J.Tati, Dreh­ buch J.Tati und H.Marquet), MON ONCLE (1958, Regie, Drehbuch und Haupt­ darsteller J.Tati), PLAY TIME (1967, Regie und Hauptdarsteller J.Tati), TRAFIC (1971, Regie und Hauptdarsteller J.Tati, Drehbuch J.Tati und Jacques Lagrange).

28 DIE KLEINE BANDE (LA PETITE BANDE)

Produktion: Denis Mermet/Hamster/Gaumont/Stand'Art/FR3/ Elefilm, 1983 - Regie: Michel Deville - Drehbuch: Gilles Perrault - Kamera:Claude Lecomte Schnitt:Raymonde Guyot Musik: Edgar Cosma Special Effects: Michel Fran90is Darsteller: Fran90is Marthouret, Andrew Chandler, Hel~ne Dassule, Nicole Palmer u.a. - Laufzeit: 92 Minuten-Farbe FSK: ab 6, ffr. - Altersempfehlung: ab 8 Jahre

Inhalt Die kleine Bande: Das sind sieben englische Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die der Langeweile des Alltags entfliehen wollen und sich auf eine Fähre nach Frankreich schmuggeln. Als blinde Pas­ sagiere überqueren sie den Kanal und erleben auf der anderen Seite eine Menge phantastischer Abenteuer, sind neugierig, erfinderisch und respektlos. Allmählich stellt sich heraus, daß hinter der klei­ nen Bande eine große Bande her ist, deren Mitglieder in merkwürdi­ gen Verkleidungen auftauchen (als Nonnen mit tätowierten Armen, als bayerische Trachtengruppe, indische Mönche oder arabische Scheiche) und die Absicht haben, Kinder mittels einer unheimlichen Maschine in kleine Erwachsene zu verwandeln.

Zum Film Der Film bezieht sich auf eine authentische Ausreißerstory aus dem Jahr 1979. Deville macht daraus eine philosophische Allegorie auf den Konflikt zwischen der irrationalen Sichtweise der Kindheit und der materialistischen Erwachsenenwelt, dargestellt in unmittelbar erfaßbaren, klar umrissenen Begebenheiten. Ein Film gegen herrsch­ süchtige Erwachsene und für die eigene Identität der Kinder, ein Film, der ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt.

Der Regisseur hat in diesem Film auf Sprache - ~orte und Dialoge ­ verzichtet und stattdessen nur Musik und Geräusche eingesetzt.

Kritik "Devilles realistisch-phantastischer Ausreißerfilm ist typisch fran­ zösisch. Locker, spritzig und geistreich legt er los. Wie in einer bunten Revue werden am laufenden Band witzige Einfälle, Gags und ver­ blUffende Überraschungen produziert. Klare, schöne, in sich stimmige Einstellungen lösen sich wie hingewürfelt ab. Eine Dramaturgie uner­ warteter Wechselfälle und Verwicklungen sorgt für eine turbulente und geheimnisvolle Stimmung, der wir uns genußvoll hingeben dürfen.Deville hat die Kinder und die Lacher auf seiner Seite. Eine nicht endenwollen­ de Kette von Ereignissen hält sie in Schwung und bester Laune . .•• Die Frankfurter Kin.derjury hat diese Botschaft verstanden. Aber es war nicht die Botschaft allein, die sie veranlaßte, diesen Film mit einem Preis auszuzeichnen. Ihnen gefiel die Aktion und das Tempo des Films, die flotte Schnittfolge der Handlungs- und Schauplätze, die nicht kon­ stant sin.d und nicht logisch verknüpft werden • •.• Besonders angetan waren sie vom originellen Stil und der experimentellen Technik des Films." (Helmut KOTmller in KJK Nr. 20/4'84)

29 DER KÖNIG UND DER VOGEL (LE ROI ET L'OISEAU)

Produktion: Les Films Paul Grimault/Les Films Gib~/Antenne 2 1979 - Regie: paul Grimault - Drehbuch: Jacques Prevert und Paul Grimault, frei nach dem Märchen "Die Hirtin und der Schornsteinfeger" von Hans Christian Andersen Musik: , Joseph Kosma - Laufzeit: 84 Minuten- Farbe ­ FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 8 Jahre Auszeichnung (u.a.): Preis der französischen Filmkritik 1979 "Prix Louis Delluc"

Inhalt Im Lande Takicardie herrscht der grausame König Karl mit seinem gigan­ tischen Roboter. In seinem Lieblingsraum hängen zwei Bilder, die eines Nachts zu leben beginnen: Eine Schäferin und ein Schornsteinfeger ge­ stehen sich ihre Liebe. Der eifersüchtige König will mit allen Mitteln diese Liebe zerstören, doch der schlaue Vogel legt dem Mächtigen das Handwerk.

Zum Film Bereits 1947 begannen der Zeichner Grimault und der Schriftsteller Pre­ vert mit der Arbeit an diesem Härchen- und Zeichentrickfilm. 1952 lief der Film gegen den Willen der Gestalter in einer Kurzversion bei den Filmfestspielen in Venedig und wurde prämiert. 1967 gelang es Grimault, die Urheberrechte zurückzuerwerben, und 1979 konnte der inzwischen 76­ jährige Grimault sein Lebenswerk vollenden, die "grol3e Filmträumerei eines Märchenerzählers". Jacques Prevert (geb. 1900) hat sich wie kein anderer Dichter seiner Generation für das Kino interessiert und kontinuierlich für den Film gearbeitet. Als Schriftsteller und Autor stieß er 1920 zu der Schule der Surrealisten, ab 1935 ist sein Name eng mit dem Begriff des "poe­ tischen Realismus" im französischen Film verbunden, für den Regisseure wie Jean Renoir und Marcel Carne stehen. In den 50er Jahren arbeitete er auch für Joris Ivens. In einenl Punkt haben sich der Dichter Jacques Prevert und der Zeichen­ trickfilmer paul Grimault stets getroffen: in einer uneingeschränkten Parteinahme für die Schwachen der Welt, für das Gute in seinem steti­ gen Kampf gegen das Böse. Der letzte Film, für den Jacques Prevert ge­ arbeitet hat, ist ein anschauliches Beispiel dafür. Paul Grimault über diese letzte Zusammenarbeit mit Jacques Prevert: "Die Arbeit am Film war für ihn wie eine Verlängerung seines Lebens. Er wußte, daß er den fertigen Film nicht mehr sehen w~rde. Noah zwei Wochen vor seinem Tod arbeitete er mit mir an den Dialogen. Das war in La Hague, wohin er sich zurückgezogen hatte, um alleine zu sein. Er litt schon sehr. Aber wir hatten neue Elemente für den Film besprochen: Die Szene, in der der Roboter den kleinen Vogel befreit und den Käfig zertrümmert, war die letzte, an der er vor seinem Tod schrieb." Jacques Prevert starb 1977, der Film wurde 1979 uraufgeführt. (Weitere Informationen zum Film siehe Presseheft von Senator Film)

30 Kritik "Diesem Zeichentrickfilm, sehr frei nach R.C.Andersen, gelingt mühelos, woran zahlreiche Vorläufer scheiterten: Er funktioniert sowohl als bun­ tes und auch lustiges Märchenabenteuer für Kinder als auch als ernste und anspruchsvolle Geschichte für Erwachsene." (Rubert Raslberger in film-dienst 4/81)

Für die französische Filmkritik, die den FilIn DER KÖNIG UND DER VOGEL 1979 mit dem renonnnierten "Prix Louis Delluc" ausgezeichnet hat, bedeu­ tet die Zeichentrick-Arbeit von Paul Grimault ein historisches Ereig­ nis: Zum ersten Mal ist es einem europäischen Regisseur gelungen, auf diesem vornehmlich von Walt-Disney-Filmen beherrschten Gebiet einen kom­ merziell interessanten Film anzubieten, der sich mit den gelungensten Beispielen dieses Genres messen kann.

Bio-F ilmog raf ie Paul Grimault, gebe am 23. März 1905 in Neuilly-sur-Seine als Sohn eines Archäologen, besuchte die Ecole Germain-Pilon, arbeitete nach dem Militärdienst als Möbelzeichner im Faubourg Saint-Antoine und war Mit­ arbeiter der Werbeagentur "Damour". Von'1931-36 war er Mitglied der Theatergruppe "Octobrell und unternahm erste Filmversuche zusaImnen mit Jean Anouilh, Marcel Carne, Fran~ois V.Rugo, Max Ernst sowie Jacques und pierre Prevert. 1936 gründete Paul Grimault seine eigene Produk­ tionsfinna "Les Gemaux". Filme (Auswahl): MONSIEUR PIPE FAlT DE LA PEINTURE (1936), PRENOMENES ELECTRIQUES (1937), LE MESSAGER OE LA LUMIERE (1938), GO CREZ LES OISEAUX (1939), LE MARCHAND OE NOTES (1942), L'EPOUVANTAIL (1943), LE VOLEUR DE PARATONNERRES (1944), LA FLUTE MAGIQUE (1946), LA PETIT SOLDAT (1947), LA BERGERE ET LE RAMONEUR (1947-1950), ENRICO CUISI­ NIER (1956), LA FArM DU MONDE (1957), LE DIAMANT (1970), LE CRIEN HELOMANE (1973), LE ROI ET L'OISEAU (DER KÖNIG UND DER VOGEL, 1967­ 1979)

Das Motto zu dem Film »Der König und der Vogel«

von Jacques Prevert,---­ ---:;;;;;;::::----='! .Nach seinem ~riumphzu9durch I:Fran~ichjetzt in'Deutschl&Jld ~f. «La vie est une cerise ~ .f.'~, La mort est un noyau, -.uer \: :~'i L'amour, un cerisier.» ~i& i

31 :~I :f.~~ DER KRIEG DER KNÖPFE I ~~-:~~..~~ (LA GUERRE DES BOUTONS) ...... nn~~~ Produktion: La Gueville, 1961 - Regie: Yves Robert - Dreh­ buch: Yves Robert, Fran~ois Boyer, nach dem gleichnamigen Roman von Louis Pergaud - Kamera: Andre Bac - Musik: Jose Berghmans - Darsteller:Pierre Trabaud,Jean Richard,Michel Galabru u.v.a. - Laufzeit: 85 Minuten - FSK: ab 6, n.ffr. FBW: wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung ab 8 Jahre Auszeichnungen: "Prix Jean Vigo" 1962; Ehrung I1Victoire du cin~ma fran~ais"

Inhalt Der Film zeichnet das Porträt zweier kleiner Dörfer in der Nähe von Paris, die seit Generationen verfeindet sind. - Seit Menschengedenken gibt es zwischen den Jungen der benachbarten Dörfer Longeverne und Velrans eine Fehde. Der Grund ist im Laufe der Jahrzehnte vergessen worden. Aber der "Krieg" geht erbittert weiter, aus Gewohnheit, weil ihn schon di~ Eltern führten und vor ihnen die Großeltern. Nur wäh­ rend der Sommermonate herrscht eine Art von Waffenstillstand und man sammelt Kräfte für den nächsten Kampf. Beim Schulbeginn werden dies­ mal die beiden feindlichen Lager von zwei großen "Generälen" ange­ führt: von Lebrac aus Longeverne und von Aztek aus Velrans. Der "Krieg" findet nachmittags auf neutralem Gelände statt, und den Verlierern werden sämtliche Knöpfe an der Kleidung abgeschnitten. Das ist nicht nur schmachvoll, sondern zieht auch noch Strafmaßnah­ men daheim nach sich. Also beschließen die Jungen, nac.kt in den Kampf zu ziehen, wobei sie die Rechnung ohne die Brennessein gemacht haben. Da ist es schon besser, sich eine Knopfreserve anzulegen, um nach einer Niederlage den Verlust ersetzen zu können. Die Auseinander­ setzungen nehmen mit der Einweisung der beiden Anführer ins Inter­ nat ein jähes Ende.

Zum Film "Kommet nicht herein hier, frömmelnde Heuchler, alte Glubschtrottel, Kesselschnüffler, Sauertöpfe ..•" Diesen Ausspruch von Fran~ois Ra­ belais stellte der französische Schriftsteller Louis Pergaud (1882­ 1915) seinem 1912 entstandenen Roman 'Krieg der Knöpfe' voran. Er berichtete darin aus eigenem Erleben und den Erfahrungen, die er als Lehrer gesamrrlelt hat. Daraus ergibt sich die gesellschaftskri­ tische Wirkung des Werkes. Für Pergaud war der Knopfkrieg mehr als nur ein Blick ins Spiegelbild der kleinen Welt.

Yves Robert drehte 1961 den Film DER KRIEG DER KNÖPFE frei nach die­ ser Romanvorlage. Um die Produktion finanzieren zu können, gründeten er und seine Frau, die Schauspielerin Daniele Delorme, mit ihrem ver­ pfändeten Gut die Produktionsfirma La Gueville. Es war eine große Überraschung, als das Regiedebüt nach seiner Uraufführung zu einenl der größten Kassenerfolge der Saison wurde. Yves Robert, Schauspie­ ler und Regisseur, gilt als ein Allroundman des französischen Kinos.

32 Als Schauspieler hat er in mehreren Dutzend Filmen mitgewirkt t nach­ dem er als Conferencier im berühmter, Kabarett "La rose rouge" in St. Germain-des-Pres aufgetreten war und dort auch eine Reihe von

Sketchen inszeniert hatte. 1949 wurde Yves Robert t auf der Bühne in Fran~oise Stücken von Jean Anoui1h t Marce1 Achard t Jean Cocteau, Sagan und anderen zu sehen, als bester französischer Schauspieler ausgezeichnet. 1953 drehte er mit LES ROMMES NE PENSENT QU' A~A (mit Louis de Funes) seinen ersten Film. DER KRIEG DER KNÖPFE mach­ te ihn als Filmregisseur international bekannt. Diesem Film folg­ ten hauptsächlich Lustspiele und Komödien, wobei er sich mit den bekanntesten französischen Kollegen dieses Genres messen kann.

Der Film DER KRIEG DER KNÖPFE ist umstritten t seit er in den bundes­ deutschen Verleih gekommen ist. Anfang der 60er Jahre der Freiwilli­ gen Selbstkontrolle vorgelegt, wurde er zunächst unbeanstandet für Kinder ab 6 Jahre freigegeben. Daraufhin hagelte es Proteste. Die FSK untersuchte ein zweites Mal mit dem Ergebnis: Freigabe des Films für Jugendliche ab 16 Jahren!

Inzwischen wurde die FSK-Freigabe für den Klassiker des französischen Kinderfilms revidiert. Der Kinderbuch-Klassiker jedoch, von dem der Rowoh1t-Ver1ag seit 1964 bereits 70 000 Exemplare in seiner Jugend­ "Rotfuchsreihe" druckte und der 1980 auf der Auswahlliste für den

Deutschen Jugendbuchpreis stand t wurde im Februar 1988 vom bayeri­ schen Kultusministerium auf Anraten des sittenstrengen 'Maria­ Goretti-Kreises' wegen der "ordinären Umgangssprache" als Lektüre von Bayerns Gymnasien verbannt: "Informationen über sexuelles Ver­ halten von Tieren und Menschen in Vulgärsprache seien für Schüler 'keine Hilfe zur richtigen Einordnung menschlicher Sexualität in ih­ rem Leben'." (F.Janda in AZ, München t 12.2.1988)

Kritik Die Meinungen gingen auch in der Kritik weit auseinander. So erhielt Regisseur Yves Robert den begehrten Jean-Vigo-Preis, mußte sich aber auf der anderen Seite Kritiken wie diese gefallen lassen: "Unter der an sich ganz lustigen Oberfläche verbirgt sich eine Moral, die man schlicht faschistisch nennen kann; ein stilles Lob dem Füh­ rertum und dem Parageist. Militärische Formationen werden ausgebil­ det, Befehle gegeben, Lieder gesungen und Geld eingetrieben - dazwi­ schen einige deftige Obszönitäten aus dem Munde der kindlichen Dar­ steller in bezug auf ganz bestimmte menschliche Organe. Kurz, der Geist, der da so fleißig verarbeitet wird, ist nicht der eines Kin­ des, sondern der eines erwachsenen t wenig intelligenten Rechtsradi­ kalen." (Aus: FILMKRITIK 1/63)

Im film-dienst wurde DER KRIEG DER KNÖPFE wie folgt beurteilt: "Ein nichtiger Anlaß belebt den alten Rivalitätskampf zwischen den Jugendlichen zweier französischer Dörfer. Die harmlos scheinende

Auseinandersetzung wird zum Kleinkrieg der Kinder t dem die Erwach­ senen hilflos gegenüberstehen. Packend inszenierter Jugendfilm nach dem Roman von Pergaud; zugleich eine satirische, zuweilen bitter sarkastische Schilderung des Provinzmilieus als Brutstätte von Res­ sentiments und latenter Gewalt'." (film-dienst 11 541)

33 LUCKY LUKE - SEIN GRÖSSTER TRICK (LA BALLADE DES DALTONS)

Produktion: Dargaud/Rene Goscinny/Studio$ ldefix, 1978 ­ Regie und Drehbuch: Morris, Rene Goscinny, pierre Tcher­ nia Kamera: pierre Watrin, Claude Pointis - Musik: Claude Bolling - Laufzeit: 80 Minuten - Farbe - FSK: ab 6, ffr. - FBW: wertvoll Deutschsprachige Fassung Altersempfehlung: ab 6 Jahre

Inhalt Ein Zeichentrick-Western aus der Werkstatt von Morris und Goscinny. Die Personen der Handlung: Lucky Luke, Jolly Jumper, die vier Dal­ tons, der Bürgermeister, der Indianerhäuptling, der Leichenbestat­ ter und Seni Geyer, die Sängerin, sowie der Ansager auf dem Fest. Lucky Luke, "der unerschrockenste Held des Westens", hat die be­ rüchtigte Dalton-Bande hinter Schloß und Riegel gebracht. Dort be­ jammern die vier Ganoven bei der Arbeit im Steinbruch ihr Schicksal und sinnen auf Rache. Eines Tages erhalten sie Besuch von einem Rechtsanwalt. Der eröffnet ihnen, daß sie mit einer Erbschaft zu rechnen haben, wenn sowohl der Richter als auch die Geschworenen, die ihren Onkel verurteilten, umgelegt werden. Außerdem fordert das Testament, daß ausgerechnet Lucky Luke die Ausführung dieser Horde bezeugen soll. Nach einer waghalsigen Flucht schnappen sich die Dalton-Brüder ihren Erzfeind Lucky und "überreden" ihn, bei ihrem bösartigen Plan mitzumachen. Daß die Daltons die größte und unangenehmste Uberraschung ihres Gangsterlebens erwartet, hätten sie natürlich nicht gedacht.

Zum Film Rene Goscinny, 1926 in Paris geboren, wuchs in Buenos Aires auf. Nach Beendigung der Schulzeit, in einer französischen Schule, nahm er zunächst eine Stelle als Hilfsbuchhalter an, ging aber ein Jahr später zu einer Anzeigenagentur, die ihm eine künstlerische Betä­ tigung erlaubte. 1945 ging er in die Vereinigten Staaten, kehrte nach seinem Militärdienst in Frankreich auc.h wieder dorthin zurück und wurde künstlerischer Leiter eines Kinderbuchverlages in New York. Seit 1954 lebt Goscinny in Frankreich, wo seine Karriere als humoristischer Schriftsteller begann. Neben LUCKY LUKE hat er auch den populären Comic-Strip ASTERIX kreiiert. In den Pari­ ser Kinos hat LUCKY LUKE mit manchen erfolgreichen US-Western gleichgezogen oder sie sogar übertroffen.

Kritik "Vier Wildwest-Gangster di.irfen das Erbe ihres Onkels nur antreten, wenn sie zuvor seinen Tod rächen, was der Cowboy Lucky Luke natür­ lich zu verhindern weiß. Mäßig unterhaltsame Zeic.hentrick-Parodie, die ihre spärlichen Reize aus einigen überraschenden Details und der Freude am Wiedererkennen zi.eht." (film-dienst Nr. 20 701)

34 MEIN ONKEL (MON ONCLE)

Produktion: Specta/Gray/Alter/Centauro, 1958 - Regie und Drehbuch: Jacques Tati - Kamera: Jean Bourgoin - Musik: Norbert Glanzberg - Darsteller: Jacques Tati, Jean-Pierre Zola, Adrienne Servantie, Alain Becourt, Lucien Frejis ­ Laufzeit: 86 Minuten - Farbe - FSK: ab 6, n.ffr. - FBW: wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 8 Jahre Auszeichnungen: Oscar 1959; Sonderpreis der Jury beim Festival in Cannes, Kritikerpreis und Akademiepreis beim Festival in New York, 1959

Inhalt Jacques Tati niwmt den krampfhaften Modernismus der heutigen Lebens­ führung aufs Korn, indem er den Alltag einer reichen Industriellen­ familie ironisiert, die sich mit unsinnigen Ceräten und Apparaturen umgibt. Die Familie Arpel - Vater, Mutter und Sohn Gerard - lebt in einem modernen Stadtviertel, in einem prächtigen Haus, in dem al­ les am schönsten, am teuersten, am ausgefallensten ist. Ebenso per­ fekt sind die Bewohner. In diese wohlsituierte, unverletzliche Ord­ nung platzt Onkel Hulot hinein, der Bruder von Madame Arpel und Freund des jungen "Herrn" Gerard.

Zum Film Tati setzt seine schmunzelnde Lebensweisheit, seine zärtliche Güte und tiefe Menschlichkeit gegen den kalten Komfort. Seine spontane Phantasie entlarvt immer wieder die erstarrten Gewohnheiten des All­ tags. Die Beziehungen zwischen Menschen werden zu Beziehungen zwi­ schen Waren degradiert, die sich auf dem freien Markt in Konkurrenz zueinander austauschen. Tati macht da nicht mehr mit. Und es ist seine filmische Mission, auch andere zu veranlassen, nicht mehr mit­ zumachen. Die besten Sequenzen des Films bilden ein Geflecht aus subtil verschlungenen Reaktionsketten, in denen ein Gag den anderen auslöst. (Gregor/Patalas, "Geschichte des Films")

Kritik "Monsieur Hulot, der lebensklug-weltfremde Held schon des 'Ferien'­ Films von Tati, nimmt sich in der Stadt eines kleinen Neffen an, dessen Eltern Hulots perfekte Antithese sind: reiche, modernisti­ sche Snobs, Roboter des technisierten Zeitalters. Die Hauptperson dieser sehenswerten Komödie spielt Tati Jacqueslati: wieder selber: eine träumerische Persön­ tmAn\. lichkeit mit einer Silhouette, die ihre Unfähigkeit markiert, sich einem Dasein ohne Wärme anzupassen." (film-dienst 8235) Bio-Filmografie Jacques Tati siehe Seite 28

35 DIE REISE IM BALLON (LE VOYAGE EN BALLON)

Produktion: Filmsonor / Films Montsouris, 1960 - Regie und Drehbuch: Albert Lamorisse - Kamera: Maurice Fe110us, Guy Tabary - Luftaufnahmen: Albert Lamorisse - Schnitt: pierre Gi11ette, John Dwyre - Musik: Jean Prodromides ­ Darsteller: Andri Gi11e, Pascal Lamorisse Laufzeit: 82 Minuten - Farbe - FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 6 Jahre Auszeichnungen (u.a.): Preis des Intern. Kath. Filmbüros (OCIC) beim Festival von Venedig; Preis der französischen Film- und Fernsehkritiker; San-Gregorio-Preis bei den Festspielen des religiösen und menschlich wertvollen Films in Va1lado1id; Preis der Intern.Vereinigung für den Wissen­ schaftsfilm in Krakau; Sonderpreis des Präsidenten der Französischen Republik beim I. Welt-Festival des Flieger­ und Raumfahrtfilms; "Monatsbester Film" der Ev. Filmjury

Inhalt Der Großvater von Pascal, ein Physikprofessor, hat einen Ballon ge­ baut und will sich damit seinen Jugendtraum erfüllen: über Frankreich schweben und die Welt von oben betrachten. Sein Enkel Pascal möchte gerne mitfliegen und hält sich deshalb beim Start einfach am Korb des Ballons fest. So bleibt dem alten Herrn nichts anderes übrig, als den Kleinen auf seine Reise im Ballon mitzunehmen. Sie gleiten über weite Wälder, wogende Kornfelder, rauchende Schlote, über die Dächer von Paris bis hin zum rauschenden Atlantik und erleben gemeinsam auch et­ liche kleine Abenteuer.

Zum Film "Jeder meiner bisherigen Filme'·, so sagt Albert Lamorisse, "übertrug eine Traumvorstellung ins Optische: DER WEISSE HENGST schildert das Traumbild eines Kindes, dessen höchster Wunsch es war, zu Pferde zu leben. DER ROTE BALLON - ein noch phantasievollerer Film - war das Ergebnis eines fast noch unsinnigeren Traums: einen 'gezähmten' Bal­ lon zu besitzen, der seinem Herrn überallhin folgt wie ein getreuer Pudel. Der neue Film DIE REISE IM BALLON ist mehr als der Traum ei­ nes Kindes oder eines Heranwachsenden: Das ist, dank der Zauberkraft der Filmleinwand, die Verwirklichung des Märchens vom fliegenden Tep­ pich geworden, jener orientalischen Legende, in der die Helden die Kraft besitzen, die Erde zu überfliegen in der Höhe und in der Ge­ schwindigkeit, die sie selbst bestimmten, und das Leben auf Erden aus der Höhe zu beobachten. Aber auch diese Zauberkraft der Leinwand mußte erst besiegt und unseren Absichten untergeordnet werden, d.h. wir haben zwei Jahre lang unser Material vorbereitet und die Geschwin­ ~igkeit des Hubschraubermotors berechnet, den wir für unsere Aufnahmen brauchten." Pascal Lamorisse spielt die Rolle des Enkels, und die Frau vOn Albert Lamorisse ist immer als Sekretärin, Scriptgirl und Fotografin an der Arbeit ihres Mannes beteiligt gewesen. So hat die Familie zwei Jahre

36 "im Schatten" des riesigen Ballons gelebt und immer wieder neue Winkel ihres Heimatlandes kennengelernt. Daß die Vorarbeiten zu dem Werk solange dauerten, war bedingt durch die neuartige Auf­ nahmetechnik. Um die Illusion des Zuschauers zu erzielen, von ei­ nem Ballon aus - also (angeblich) ganz ruhig schwebend - die Land­ schaft zu erleben, mußte eine Spezialkamera konstruiert werden, die an Bord eines Hubschraubers montiert war (da von einem wirk­ lichen Ballon aus wegen der Enge der Gondel, der Hanövrierunfähig­ keit und des heftigen Schwankens Filmaufnahmen fast unmöglich sind). Die Kamera war speziell gefedert, um der Vibration des Helikopters entgegenzuwirken und ruhige Bilder zu erzielen - ein Verfahren, das patentiert und als "Helivision" bezeichnet wurde.

Kritik "Eine diehterische Vision voller Liebe zur Jugend und zur Natur, unvergleichlich im Zauber der farbigen Bilder, erfindungsreich in der filmischen Technik." (film-dienst 9565)

Bio-Filmografie Albert Lamorisse wurde am 13. Januar 1922 in Paris geboren. Nach Abschluß seiner literarischen Studien war er zunächst freier Schriftsteller. Während einer Reise nach Tunis, die er 1946 unter­ nahm, begeisterte er sich so sehr für dieses Land, seine Sonne und seine Menschen, daß er beschloß, die Reise-Eindrücke in Bildern festzuhalten. Ein kurzer Dokumentarfilm über die Insel Djerba war der erste Film, für den Albert Lamorisse als Autor und Regisseur verantwortlich zeichnete. Dem folgte der Film BIM, DER ESEL (1950), eine Geschichte von einem kleinen Esel und zwei Jungen. DER WEISSE HENGST (CRIN BLANC, 1953) behandelte ebenfalls das Thema einer Freundschaft zwischen einem Kind und einem Tier. Dieser Film, mit vielen internationalen Auszeichnungen versehen, brachte dem Regis­ seur Albert Lamorisse, der auch Produzent des Films war~ ein klei­ nes Vermögen ein. Er investierte einen Teil der Einnahmen aus dem WEISSEN HENGST in die Vorbereitung eines neuen Films, der die Geschichte eines klei­ nen Jungen und zweier Bären zum Inhalt haben sollte. Bei der Motiv­ suche hatte er jedoch einen schweren Skiunfall, der ihn ein Jahr lang arbeitsunfähig machte. Nach seiner Genesung wollte er zunächst in Finnland den Spielfilm 'Katharina' drehen, stattdessen reiste er aber nach Guatemala und begann dort ein neues Filmexperiment in Farben über dieses Land. Die Farbwirkung faszinierte ihn so sehr, daß er sie in seinem nächsten Film, DER ROTE BALLON (1956), zum poetischen Element machte. Nach der REISE IM BALLON (1960) entstand 1965 FIFILA PLUME als sein letzter langer Spielfilm. 1970 verunglückte Albert Lamorisse im Iran tödlich. Er wollte einen Film über dieses L~nd drehen und stürzte zu­ sammen mit seinem Assistenten, dem Piloten und Co-Piloten mit einem Hubschrauber ab.

Von ihm selbst stammt der Satz: "Ich liebe es, Filme nach nach mei­ ner eigenen Fasson zu drehen. Und ich bin nicht Regisseur oder Pro­ duzent von Beruf, sondern nur Amateur."

37 DER ROTE BALLON (BALLON ROUGE)

Produktion: Films Montsouris. 1956 - Regie und Drehbuch: Albert Lamorisse - Kamera: Edmond Sechan - Musik: Maurice Le Roux Darsteller: Pascal Lamorisse - Laufzeit: 34 Mi­ nuten - Farbe - FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll Originalfassung, dt.eingespr. - Altersempfehlung: ab 6 J. Auszeichnungen (u.a.): "Oscar" für Original-Drehbuch von Albert Lamorisse; "Grand Prix du Cinema Franc;aise"; "Prix Louis Delluc"; Preis der deutschen Filmkritik; Preis der Britischen Filmakademie; Preis der Schweizer Filmkritik; Preis der New Yorker Filmkritiker

Inhalt Es war einmal ein kleiner Junge, der fand auf dem Weg zur Schule an einer Straßenlaterne einen großen, roten Luftballon. Weil er ihn voller Liebe und wie ein denkendes und fühlendes Wesen behandelte, gewann er in dem Luftballon einen treuen Freund, der ihn freiwillig überallhin begleitete, selbst ohne daß der Junge die Schnur in der Hand behielt. Allerdings gab es viele Schwierigkeiten: Die Mutter warf ihn hinaus, der Lehrer, der Kirchendiener, auch der Busschaff­ ner wollte sie nicht zusammen mitnehmen, und die berittenen Polizi­ sten sahen sehr beunruhigend auf beide herab. Aber ihre Freundschaft war so groß, daß all das ihnen nichts ausmachte. Da der Ballon groß und schön war, hatten es die Jungen des Viertels bald auf ihn abgesehen. Mehrmals gelang es dem kleinen Jungen, sei­ nen Freund aus höchster Gefahr zu retten. Eines Tages aber geschah es: Eine Schleuder zielte - und der Ballon hauchte sein Leben aus, wie ein armes gepeinigtes Menschenkind. Da aber schließen sich alle Luftballons der großen Stadt aus Protest gegen diesen Frevel zusam­ men, reisen sich los aus den Händen der Kinder, stürzen aus Fenstern, Türen und Dachluken und fliegen einer nach dem anderen zum Ort der Untat zu dem weinenden kleinen Jungen, dem sie sich als tröstender Ersatz anbieten. Und der kleine Junge, sprachlos vor Freude, nimmt sie alle, um mit ihnen davonzufliegen - irgendwohin, wo es keine bösen Menschen gibt, die immer zerstören müssen .•.

Kritik "Ein kleiner Junge aus der Pariser Gegend Menilmontant hat einen ro­ ten Luftballon, der ihm, gleichsam als zweites Ich, überallhin folgt. Er erweckt so den Neid, ja den Haß der anderen, besonders der Er­ wachsenen, die seinen Luftballon 'steinigen'. Alle Luftballons von Paris vereinigen sich und entführen den Jungen in den blauen Pariser Himmel. - Dieser höchst poetische, sanft und schön fotografierte Kurzfilm des (1970 bei Dreharbeiten tödlich verunglückten) A.Lamo­ risse gilt als eines der großen Filmgedichte des Nachkriegskinos ." (film-dienst 5385) Jean Cocteau nannte den Film DER ROTE BALLON eine "Feenerzählung ohne Fee".

38 SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN (LES QUATRE CENTS COUPS)

Produktion: Les Films du Carosse / SEDIF, 1959 - Regie: Fran~ois Truffaut - Drehbuch: Marcel Moussy, Fran~ois Truffaut - Kamera: Henri Decae - Musik: Jean Constantin Darsteller: Jean-pierre Leaud, Claire Maurier, Albert Remy, Guy Decomble, Georges Flamant - Laufzeit: 95 Minu­ ten - FSK: ab 12, ffr. - FBW: besonders wertvoll ­ Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 12 Jahre

Inhalt Der zwölf jährige Antoine Doinel wächst in einer engen Wohnung in bedrückenden Verhältnissen auf. Sein Vater ist ein Schwächling, seine Mutter hat ein Verhältnis mit einem anderen Mann, was Antoine zufällig entdeckt. Zunächst schockiert ihn diese Entdeckung, aber dann benutzt er sie der Mutter gegenüber als Waffe. Auch sein Leh­ rer, ein verknöcherter l'edant, findet keinen Kontakt zu dem Jungen. So kommt Antoine auf die schiefe Bahn, stiehlt eine Schreibmaschine, wird erwischt und in eine Besserungsanstalt gesteckt. Hier werden die Jungen zwar von einem Psychologen befragt, gleichzeitig aber auch mit Ohrfeigen traktiert. Antoine flieht. Im Schlußbild, das abrupt einfriert, sieht man ihn an einem Strand - vor sich das Meer, hinter sich die Verfolger. (Aus: Reclams Filmführer)

Zum Film Fran~ois Truffaut: "Ich habe diesen Film sehr instinktiv gemacht. Das Script schrieb alles vor. Gewisse Dinge mußten vom Gesichts­ punkt des Kindes aus gesehen werden. Und dann hatte der Film etwas Dokumentarisches, das zwang zu großer Neutralität. In der Tat sind gewisse Filmfreunde durch SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN enttäuscht worden. Über die Aussage eines Films hinaus möchten sie eine Form se­ hen, die sie wie ein Stimulans erregt. Der Film war aber neutral, ohne Form, \-leil die Regie allein auf die moralische Wirkung angelegt war, sie war praktisch unsichtbar. Wenn ich den Film jetzt wieder­ sehe, fällt mir auch eine gewisse Ungeschicklichkeit auf; aber die Wirkungen, die erreicht werden mußten, waren oft sehr einfach. Es ist ein Film, dem ich noch nachhänge ...• Es gab Dinge darin, die ich derart nachempfand, daß es nur eine Möglichkeit gab, sie zu realisie­ ren." (Aus: Der Film, Piper Verlag 1964)

Kritik "SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN, der erste Film von Fran~ois Truf­ faut, war bahnbrechend für die 'Neue Welle' des französischen Films. In Episodenform und in einem Tonfall, der von der Burleske bis zur bitteren Anklage reicht, erzählt der Film die Geschichte eines Jun­ gen, den Familie und Lehrer als 'unbequem' empfinden und vernachläs­ sigen; nach einigen 'Verfehlungen' landet er in einer Erziehungsan­ stalt. In dem schicksal seines kindlichen Helden berichtet Truffaut sein eigenes ...• Kein anderer Film der 'Neuen Welle' war so sehr wie dieser von der lebendigen Erfahrung geprägt." (Gregor/Patalas, Ge­ schichte des Films)

39 TASCHENGELD (L'ARGENT DE POCHE)

Produktion: Les Films du Carosse / Les Productions Arti­ stes Associes Paris, 1975 Regie: Fran90is Truffaut ­ Drehbuch: Fran~ois Truffaut, Suzanne Schiffmann - Kamera: Pierre-William Glenn - Schnitt:Yann Dedet - Musik:Maurice Jaubert - Darsteller -Die Kinder: Geory Desdemouceaux (Pa­ trick), Philippe Goldmann (Julien), Bruno Staab (Bruno), Sebastian Mare (Oscar), Eva Truffaut (Patricia) u.v.a.; Die Erwachsenen: Francis Devlaeminck, Jean-Marie Carayon Laufzeit: 104 Minuten - Farbe - FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Alters­ empfehlung: ab 8 Jahre

Inhalt TASCHENGELD erzählt keine Geschichte im üblichen Sinn, sondern reiht eine Fülle Von Episoden aus der Welt der Kinder aneinander und zeich­ net damit die Stationen der Kindheit vom Babyalter bis zur beginben­ den Pubertät. - Es gibt heitere Zwischenspiele wie bei Mathieu und Franck, die ihrem Freund Richard hilfsbereit die Haare schneiden und dafür das Geld kassieren, das ihm sein Vater für den Friseur gegeben hat. Das Ergebnis dieser Aktion ist nicht gerade ansehnlich, und so ist es kein Wunder, daß Richards Vater dem Friseur wegen dessen ver­ meintlichem Kunstfehler eine große Szene macht. Heiter ist auch die Geschichte der kleinen Sylvie, der Tochter eines Polizeibeamten: We­ gen einer kleinen Ungezogenheit erhält sie - statt des gemeinsamen Mittagessens im Restaurant - Stubenarrest. Mit dem Megaphon ihres Va­ ters alarmiert sie daraufhin die Nachbarn und wird mit Hilfe eines abgeseilten Korbes bestens verpflegt. Es gibt aber auch erschütternde schicksale wie das von Julien, der mit Mutter und Großmutter in einem Elendsquartier lebt, den ständi­ ger Hunger plagt und der sich bei einer ärztlichen Untersuchung in der Schule nicht ausziehen mag, weil sein Körper von Schlägen zer­ schunden ist. Natürlich spielt in diesem Kaleidoskop auch die "erste Liebe" eine Rolle. Patrick verliebt sich zunächst bis über beide Ohren in Madame Riffle, die Mutter seines Schulkameraden Laurent. Aber seine Liebes­ erklärung mit einem Strauß roter Rosen wird schlicht mißverstanden. Und so muß Patrick noch bis zu den Ferien warten; da erhält er in einem Landschulheim von der kleinen Martine seinen ersten Kuß.

Truffaut erzählt noch zahlreiche andere Episoden, auch von Lehrern und Eltern. Aber im Mittelpunkt seines Films stehen die Kinder mit a11 den Ängsten und Freuden, die die Kindheit ausmachen. (Aus den Verleihinformationen von Zentral-Film Hamburg)

Zum Film Mehrfach hat Truffaut in seinen Filmen die Probleme von Kindern be­ handelt. Sein erster Spielfilm (SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN) schildert - in autobiografischer Färbung - das Schicksal des zwölf­ jährigen Antoine Doinel. DER WOLFSJUNGE berichtet von einenl Kind, das unter Tieren im Wald aufgewachsen ist und dann von einem Arzt auf­ gezogen und in die Gesellschaft integriert wird. Truffaut kommentierte: "Die Kindheit ist die Welt, die ich am besten kenne. Ich fühle mi('h mit einem Kind \-,'ohler als nlit einem Erwachsenen."

Während in diesen frühen Filmen stets ein einzelnes Kinderschicksal im Hittelpunkt stand, hat sich Truffaut in TASCHENGELD gleichsam auf ein Panorama eingelassen, das in Anekdoten und Episoden nicht mehr ein Einzelschicksal, sondern allgemein den Zustand lIKindheit" definieren soll: "Das Ganze sollte dazu dienen, aufzuzeigen, daß die Kindheit sehr oft stark gefährdet ist, daß sie aber auch Gnade besitzt - und e1ne harte Schale. Das Kind erfindet das Leben für sich, es stößt sich an ihm und entwickelt dabei alle Fähigkeiten des \viderstehens."

Rund 200 Kinder hat Truffaut in TASCHENGELD vor die Kamera gebracht. Nicht ein einziges von ihnen hatte bisher irgendwelche Film-Erfahrung. Trotzdem gelang es dem Regisseur, die Kinder zu einem ganz natürli­ chen Spiel zu animieren. Ob es sich dabei um die Reaktionen einer ganzen Schulklasse oder um einen "Solo-Auftritt" handelt - innner ent­ steht der Eindruck, als sei hier unbemerkt ein Stück Wirklichkeit be­ lauscht worden. Die Rollen der Erwachsenen besetzte Truffaut mit we­ nig bekannten Schauspielern, "denn der Star in einem Kinderfilm kann nur die Kindheit selber sein".

Bio-Filmografie Franc;ois Truffaut, geboren am 6. Februar 1932 in Paris, besuchte verschiedene Volksschulen in der Umgebung der elterlichen Wohnung am Pigalle. Als Minderjähriger lief er von zuhause fort, um einen Film­ club zu gründen. Er kam daraufhin in das Erziehungsheim Villejuif. Einige Jahre später wurde er Schweißer in einer Fabrik. Während sei­ ner Militärzeit kam er in Kontakt mit Filmkritikern, schrieb selbst Kritiken und veröffentlichte 1954 in der Zeitschrift "Cahiers du Ci­ nema" einen Grundsatzartikel, der die Erneuerung des französischen Films zum Inhalt hatte, indem er den Autorenfilm forderte. 1958 dreh­ te er seinen ersten Kurzfilm LES MISTONS (DIE UNVERSCHÄMTEN), 1959 folgte sein erster Spielfilm SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN (LES QUATRE CENTS COUPS). ~1it diesem Film leitete Truffaut - zusannnen mit anderen jungen Filmregisseuren (Jean-Luc Godard, Louis Malle u.a.) ­ die "Neue Welle" (Nouvelle Vague) ein. Gleichzeitig begann Truffaut seine filmische Karriere mit diesem 'Kinderfilm', der sich mit den Sorgen eines Kindes auseinandersetzt und dabei deutlich macht, daß die Ursachen dafUr in den gestörten sozialen und familiären Verhält­ nissen zu suchen sind. Das Thema der Kindheit findet seine Fortset­ zung in den Filmen DER WOLFSJUNGE (L'ENFANT SAUVAGE, 1969) und TA­ SCHENGELD (L'ARGENT DE POCHE, 1975). Weitere Filme (Auswahl): JULES UND JIM (JULES ET JIM, 1961), FAHREN­ HEIT 451 (1966), DIE AMERIKANISCHE NACHT (LA NUIT AMERICAINE, 1972), DAS GRÜNE ZIHI-lER (LA CHAMBRE VERTE, 1978), DIE LETZTE METRO (LE DER­ NIER METRO, 1980). Franc;ois Truffaut starb am 21. Oktober 1984 im Alter von 52 Jahren. Der Film AUF LIEBE UND TOD (VIVEMENT DIMANCHE!, 1982) wurde Truffauts letzter Film.

41 TArI'S SCHÜTZENFEST (JOUR DE FETE)

Produktion: Cady, 1947 /colorierte Neufassung 1963 - Regie: Jacques Tati - Drehbuch: Jacques Tati, Henri Marquet, Rene Wheeler - Kamera: Jacques Mercanton, Marcel Franchi - Musik: Jean Yatove - Darsteller: Jacques Tati, Guy Decomble, Paul Frankeur, Santa Relli, Maine Valli sowie die Einwohner von Sainte-Severe-sur-Indre - Laufzeit: 82 Minuten - FSK: ab 6, n.ffr. - FBW: wertvoll - Deutschsprachige Fassung (J.Tati in Zusammenarbeit mit H.de Haas) - Altersempfehlung: ab 6 J. Auszeichnungen: Preis für das beste Drehbuch, Venedig 1949; Grand Prix du Cinema 1950

Inhalt Kirmes, Schützenfest in einem beschaulichen französischen Dorf: Lampions, Karussels, Wurfbudenglück - die Attraktion aber ist ein Kinozelt. Dort sieht Fran<;ois, der "Facteur", der Briefträger die­ ser kleinen Gemeinde, einen Kurzfilm über die amerikanische Post und ist überwältigt von der Schnelligkeit der fernen Kollegen. Von den Kirmesdirektoren wird Fran<;ois in Schwung gebracht - "Rapidite, rapidite!": Mit diesem Zuruf jagen sie den Don Quichotte der Land­ post, und der strampelt gegen die Windmühlen der Trägheit an, über­ holt die Tour de France und erledigt die postalischen Geschäfte noch unterm Fahren. Sein Arbeitseifer hat ein jähes Ende, denn er landet im Dorfbach. Fran<;ois, nicht nur im Rausch von den anderen auf die Schippe genom­ men, karikiert uns und unsere Räusche der Geschwindigkeit. Am Ende ist Langsamkeit wieder eine (menschliche) Tugend.

Zum Film

Als Tati's JOUR DE F~TE 1948 erschien, galt die Kritik dem Amerikanis­ mus. Der totale Geschwindigkeitsrausch aber, bei dem die Unterschei­ dung in Amerikanisch und Nichtamerikanisch wegfällt, erhöht noch den parodistischen Reiz von Tati's erstem Spielfilm. Damals lachten vor­ nehmlich die Amerikaner und der Film war in den USA ein Publikums­ erfolg. Inzwischen sind wir alle gemeint; das ist der seltene Fall, wo ein alter Film seine Aktualität noch gesteigert hat. Der Film wur­ de vom 13.5. bis 15.11.1947 in Sainte-Severe gedreht. 1963 brachte Tati eine überarbeitete und mit einer Rahmenhandlung (ein junger Ma­ ler kommt in das Dorf, skizziert und kommentiert die Ereignisse), mit neuer Musik und poetischen Farbtupfen ergänzten Fassung heraus.

Kritik

'~iese skurril-poetische Geschichte ist eingebettet in die liebevolle Schilderung eines französischen Dorfes, seiner Sonderlinge und seiner alltäglichen Ereignisse. Mittelpunkt aber ist stets Jacques Tati, der Briefträger und Menschenfreund, der allen helfen möchte und überall nur Unheil stiftet. Tati hat dabei bereits seine eigene Form des Hu­ mors entwickelt, der menschliche Schwächen zwar entlarvt, der aber niemals verletzt und bei dem die Requisiten eine große Rolle spielen." (Aus: Reclams Filmführer)

42 VERBOTENE SPIELE (JEUX INTERDITS)

Produktion: Silver-Films/Robert Dorfmannt 1952 - Regie: Rene element Drehbuch: Jean Aurenche t pierre Bost. Rene Clement. nach dem Roman von Fran~ois Boyer - Kame­ ra: Robert Juillard - Schnitt: Roger Dwyre - Musik: Nar­ ciso Yepes - Darsteller: Georges Poujouly. Brigitte Fos­ sey. Laurence Badie. Suzanne Courtat - Laufzeit: 88 Mi­ nuten - Deutschsprachige Fassung - Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Inhalt Im Frühsommer 19/+0 wird ein französischer FHichtlingstreck von deut­ schen Fliegern angegriffen. Zu den Opfern gehören auch die Eltern der kleinen Paulette. Als das fünf jährige Mädchen mit einem toten Hündchen allein umherirrt. nimmt sich Michel. der jüngste Sohn der Bauernfamilie Dolle. seiner an. Er bringt Paulette zu seinen Eltern. und nach anfänglichem Widerstreben des Vaters darf die Kleine auf dem Hof bleiben. Der elfjährige Junge Michel und Paulette werden bald Freunde. In einer verlassenen alten Wassermühle begraben sie das Hündchen. Michel schlägt vor, dort einen Tierfriedhof anzulegen. Paulette, die noch nie von Gott gehört hat und nicht weiß, was ein Gebet ist. wird bald von dem heimlichen Spiel mit dem Tod faszi­ niert. Um sie zu erfreuen, stiehlt Michel Kreuze vom Leichenwagen und vom Friedhof. bis die Erwachsenen dahinterkommen und Paulette in ein Waisenhaus geschickt wird.

Zum Film

VERBOTENE SPIELE ist Rene Clements berühmtester Filnl und gehört ~ie sein Resistance-Film DIE SCHIENENSCHLACHT zu den Klassikern der Film­ geschichte. Aus dem Grauen des Krieges. in den Eingangsszenen beklem­ mend gegenwärtig, führt er in eine scheinbar heilere Welt mit ver­ meintlich idyllischen Zügen. Auch dort sind Krieg und Tod jedoch stets gegenwärtig. unmittelbar und gespiegelt in den kindlichen Spie­ len. Rene element: "Hein Film soll keinen Schrecken verbreiten. Er soll Erschütterungen auslösen. Kinder spielen alles. Lassen ~ir es darum nie wieder dazu kommen. daß sie in ihren Spielen dem Tod näher als dem Leben sind." - Einer der eindrucksvollsten Filme, die über die Auswirkungen des Krieges auf Kinder gedreht wurden.

Kritik

"Rene Clement ist ohne Zweifel der erste Regisseur. der uns e~n Bild der Kindheit vermittelt, das sich nicht an den Mythos hält, den die Erwachsenen in seine Geheimnisse hineinprojizieren. Seine Vorstellung ist nicht die eines Moralisten oder eines Pädagogen, sondern die ei­ nes Romanciers • .•• Michel und Paulette sind keineswegs artige oder böse Kinder, ihre Beschäftigungen, in keiner Weise absurd. resultie­ ren ausschließlich aus dem Psychologischen, mit Entschiedenheit je­ doch nicht aus dem Moralischen. Es sind die Erwachsenen, denen die Logik dieser Spiele fremd ist. die ihnen von außen eine moralische Bedeutung überstülpen ." (Andre Bazin in ESPRIT, 1952)

43 DER WEISSE HENGST (LE CRIN BLANC)

Produktion: Films Montsouris / Schongerfilm, 1953 - Regie und Drehbuch: Albert Lamorisse - Kamera: Edmond S~chan ­ Musik: Maurice Le Roux - Darsteller: Alain Emery, Pascal Lamorisse - Laufzeit: 40 Minuten - FSK: ab 6, ffr. - FBW: besonders wertvoll - Deutschsprachige Fassung / Original­ fassung - Altersempfehlung: ab 6 Jahre Auszeichnungen: "Grand Prix" von Cannes; Jean-Vigo-Preis; "Goldene Ähre" beim Festival des Landwirtschaftsfilms in Rom; Preis der polnischen Filmkritik

Inhalt Auf einer Insel im Rhone-Delta erlebt der Fischerjunge Folco ein fas­ zinierendes Schauspiel:Durch das Schilfrohr des Wattenmeeres jagt ein herrlicher, weißrnähniger Hengst seinen Verfolgern davon. Verärgert geben die Männer die sinnlose Jagd auf. Der Anführer verspricht, daß der Leithengst der wilden Pferdeherde dem gehören soll, der ihn zu fangen vermag. Folco hört das. In geduldigem Bemühen gelingt dem sanf­ ten, schüchternen Fischerjungen, was die erfahrenen Züchter nicht fer­ tigbrachten: Der Hengst freundet sich mit ihm an. Da aber will der reiche PferdeZüchter dem Jungen das kostbare Tier mit List und Gewalt abjagen. Nach einer wilden Jagd über das Wattenmeer stürzt sich der Hengst mit dent Jungen vor den Verfolgern ins offene Meer und schwimmt mit ihm hinaus - in ein Land, wo Mensch und Tier noch brüderlich ver­ bunden sind.

Zum Film Es bleibt offen, wie die Schlußeinstellung des Filnts zu deuten ist. Man könnte vermuten: Der Tod vereint die Freunde, für die es eine andere Lösung nicht mehr gibt. Man könnte aber auch an den Schluß von de Sieas Film 'Das Wunder von Mailand' denken, wo ebenfalls die in dieser Welt Erfolglosen, Guten - wie im Märchen - in eine bessere Welt aufbrechen.

Kritik "So ist DER WEISSE HENGST mehr als ein außergewöhnlicher Dokumentar­ film vom Leben der Pferde und Hirten in der Camargue, er ist auch mehr als ein Spielfilm mit schönen Naturaufnahmen; er ist eine weh­ mütige Ballade, ein Filmmärchen von ungewöhnlicher Eindringlichkeit und Schönheit. Fabel und Gestaltung durchdringen einander. Ohne Ate­ lier, nur mit einer Schmalfilmkamera, gelangen Albert Lamorisse und Edmond S~chan unvergeßliche Aufnahmen von Tieren, Menschen und der Rhonelandschaft . ... Bewundernswert ist die künstlerische Ökonomie, die realistische und märchenhafte Sequenzen, lyrische und dramati­ sche Passagen durch einen teils hartep~ teils weichen Schnitt und durch behutsame musikalische Untermalung in der Balance hält. Das Drehbuch verzichtet fast völlig auf Dialoge, die Bilder bedürfen kaum der verbalen Unterstützung." (Aus: Filmbesprechung der BAG) Bio-Filmografie Albert Lamorisse siehe Seite 37 44 DER WOLFSJUNGE (L'ENFANT SAUVAGE)

Produktion: Les Films du Carosse/Les Productions Artistes Associes Paris, 1969 - Regie: Fran~ois Truffaut - Drehbuch: Fran~ois Truffaut, Jean Gruault, nach "Memoire et rapport sur Victor de l'Aveyron" von Jean Itard - Kamera: Nestor Almendras - Musik: Antonio Vivaldi Darsteller: Jean­ pierre Cargol, Fran~ois Truffaut, Fran~oise Seigner, Jean Daste, pierre Fabre - Laufzeit: 84 Minuten - FBW: beson­ ders wertvoll - Deutschsprachige Fassung - Altersempfeh­ lung: ab 10 Jahre

Inhalt Die Geschichte fUhrt in das Jahr 1798: Eine franz8sische Bäuerin sieht sich beim Pilzesammeln im Wald plötzlich einem nackten, lang­ haa.rigen Jungen gegenUber, der bei ihrem Anblick entsetzt auf allen Vieren flieht. Sie alarmiert die Männer des Dorfes, die das verwil­ derte Kind mit Hunden aufstöbern, es fangen und trotz seines ver­ zweifelten Widerstands mit sich schleppen. Der Junge benimmt sich wie ein Tier, kann nicht sprechen, sondern nur unartikulierte Laute von sich geben, und scheint auch taub zu sein. Als Dr. Jean Itard vom Pariser Taubstummen-Institut in der Zeitung von dem "Wolfsjungen" liest, erwacht sofort sein wissenschaftliches Interesse. Er erreicht, daß der Findling nach Paris gebracht wird, und hält es fUr möglich, ihn zu zivilisieren. Daraufhin vertrauen die Behörden ihm den Jungen an. Mit unendlicher Geduld bemUhen sich Dr. Itard und seine Haus­ hälterin Madame Guerin um ihren Zögling. Nach täglichen Übungen und strengen Anweisungen kann Victor, wie Dr. Itard den Jungen genannt hat, nach einem Jahr aufrecht gehen, sich allein anziehen, den Sinn von Wörtern verstehen. Doch glUcklich ist Victor nur, wenn er drau­ ßen herumtoben kann.

Zum Film

"Ein elf- oder zwölfjähriges Kind, das e~n~ge Jahre zuvor in den Wäldern der Caune gesehen wurde, splitternackt beim Eicheln- und Wurzelnsuchen, von denen es sich nährte, wurde gegen Ende des Jah­ res an der gleichen Stelle von drei Jägern angetroffen, die es er­ griffen, als es auf einen Baum kletterte, um sich ihrer Verfolgung zu entziehen. In den nächsten Weiler gebracht und der Obhut einer Witwe anvertraut, entka.m es von dort nach einer Woche ins Gebirge, wo es in der größten Winterkälte herumirrte, von einem zerlumpten Hemd mehr bedeckt als bekleidet, sich tagsUber den nächsten Dörfern nähernd und so ein herumschweifendes Leben führend, bis zu dem Tage, an dem .•• " So notierte Dr. Jean Itard Uber den "Wolfsjungen", der in seine Obhut karn. Das Kind, das in den \.Jäldern von l'Aveyron gefunden, zunächs t gefan­ gengehalten und als Sensation begafft, von Dr. Itard nach Paris ge­ holt wurde, bekam von ihm den Namen Victor, weil "0" der erste Laut war, auf den er reagierte. "Eau" (0) ist das französische Wort fUr Wasser - Wasser spielte bei diesem Kind eine außergewöhnliche Rolle, die von seinen Erziehern nie genau entschlUsselt werden konnte.

4S Es ist belegt - was im Film nicht enthalten ist - daß Victor vierzig­ jährig starb; er konnte nur wenig lesen und schreiben, sprechen lern­ te er nie. Der Film basiert auf zwei Abhandlungen des Arztes Jean Itard, der 1774 bis 1838 in Frankreich lebte und seine pädagogischen Versuche mit einern wilden Kind schriftlich darlegte. Dem Drehbuch liegt außer­ dem die Abhandlung von Lucien Halson über "wilde Kinder" zugrunde: Kinder, die von frühester Kindheit an ohne menschlichen Kontakt auf­ wuchsen. Er berichtet von 52 Fällen, angefangen vorn hessischen Wolfs­ kind (1344) bis zu Yves Chemeau (1963).

Den Wolfsjungen spielt Jean-Pierre Cargol, der Sohn des bekannten Zigeunergitarristen Hippolyge Barlardo. Er wurde im Zigeunerlager Saintes-Marie-de-la-Her, in der Nähe von Montpellier, entdeckt und für diese Rolle verpflichtet. Fran~ois Truffaut selbst spielt den Dr. Itard. DER WOLFSJUNGE ist Truffaut's zehnter Film. Er ist dem französischen Schauspieler Jean-Pierre Leaud gewidmet, dem Haupt­ darsteller des ersten Spielfilms von Fran~ois Truffaut, SIE KtiSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN, der eine kritische Auseinandersetzung mit Er­ ziehung zum Thema hat.

Kritik

"Fran~ois Truffaut, der selber als elternloses Kind in Heimen auf­ wuchs, hat sich mit diesem historischen Thema so identifiziert, daß die Distanzierung und Verfremdung desto notwendiger und glücklicher war. Es entstand ein Film über ein Kind, über die Probleme der Ver­ menschlichung und über das Zeitalter der Aufklärung selber. Truffaut •.• hat am Fall dieses Naturwesens und seines wundervollen Darstel­ lers Cargol seine eigene Natur und eine Art höhere Naivität wieder­ gegeben. Besonders in den Waldszenen vermissen wir allerdings die Farben. Offenbar ist das ein Film, den Truffaut aus innerem Antrieb machen mußte und nur mit spärlichen Hittein machen durfte. Dieses 'Müssen' jedoch stellt L'ENFANT SAUVAGE hoch über die gesamte fran­ zösische Filmproduktion der letzten Jahre." (Fram;ois Bondy, DIE WELTWOCHE, 26.3.1970)

"Truffauts schlichter Film, der tagebuchartig dem Bericht des Arztes Jean Itard folgt, ist ein menschlich und künstlerisch eindrucksvol­ les Dokument des Glaubens an eine gewisse Entwicklungsfähigkeit jedes Menschen." Cf ilm-cl ienst 17 238)

"Der Film über die 'Zähmung eines wilden Kindes' bewegt die Kinder von heute außerordentlich. Sie fühlen mit dem 'Wolfsjungen' Victor, empfinden wie er die Erziehungsrnaßnahmen als Eingriff in die Persön­ lichkeit und empören sich über ungerechte Bestrafung als Erziehungs­ mittel, nehmen Anteil am Schicksal von Victor." (G.Lukasz-Aden/Chr. Strobel in DER KINDERFILH VON ABIS Z, Heyne Filmbibliothek, 1988)

Bio-Filmografie Fran~ois Truffaut siehe Seite 41

46 Verleihangaben für die Filme des "Festival des französischen Kinderfilms"

AH GROSSEN \-lEG 16mm: Hatthias; BAG; EMZ 12 3 5mm: Sen a tor

ASTERIX, DER GALLIER 16Olm: at las 35Olm: Jugendfilm

AUF WIEDERSEHEN KINDER 16mm: Matthias; BAG; EMZ 12 35mm: Concorde

DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT 16Olm: atlas; LES 7 35Olm: Jugendfilm

DIE KLEINE BANDE 16mm: ­ 35mm: Flop-Film

DER KÖNIG UND DER VOGEL 16mm: ­ 35mOl: Senator

DER KRIEG DER KNÖPFE 16mm: atlas; BAG; EMZ 12 3 5Olm: IOlpu I s

LUCKY LUKE - SEIN GRÖSSTER TRICK 16mm: at 1 a s 35Olm: Jugendfilm

MEIN ONKEL 16mm: at las 35mm: Jugendfilm

DIE REISE 1M BALLON 16mm: LBS 1-14; LFD 1-9; Imbild 3 5mm: ­

DER ROTE BALLON in der BRD nicht 1m Verleih

SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN 16mm: atlas; BAG; EMZ 12; LBS 4,7; LFD 7,14 3 5mm: ­

47 TASCHENGELD 16mm: DAG; KMZ 10; LBS 4,6; Zentral-Film 35mm: Lupe TATI'S SCHUTZENFEST 16mm: at 1a s 35mm: Jugendfilm DER WEISSE HENGST 16mm: Französische Mediathek; LFD 2,3,7,9; LBS 1,13,14; KMZ 18 35mm: DER WOLFSJUNGE in der BRD z.Zt.nicht im Verleih

Kurzfilmprogramm: LUMIERE (Paul Paviot, Frankreich 1953, 25 Min.) 16mm: Filmkundliches Archiv; Französische Mediathek; LFD 2 (Kurzfassung: 12 Min.), 3-9; LBS 1-10 (Kurzfassung), LBS 11-14; KMZ 10 LE GRAND M~LIis (32 Min., Dt.Fassung, Magnetton) 16mm: Französische Mediathek

Verleihanschriften

35mm-Verleiher Concorde-Filmverleih GmbH, Widenmayerstr. 5-6, 8000 München 22, Tel. (089) 220744 Flop-Film Disposition: Berliner Kinderkinoinitiative, Kaiserdamnl 95, 1000 Berlin 19, Tel. (030) 3019009 Impuls-Film, Grazer Str. 20,3000 Hannover 81, Tel. (0511) 835001 Jugendfilm-Verleih CniliH, Lietzenburger Str. 44, 1000 Berlin 30, Tel. (030) 219910 M+F Medien- und Filmagentur - General­ vertretung Jugendfilm, Türkenstr. 91, 8000 München 40, (089) 336531 Lupe Filmverleih, DIE LUPE GmbH, Grüner Landstr. 3, 3400 Göttingen, Tel. (0551) 75081/82 Senator Film, Herzog-Wilhelm-Str. 27, 8000 München 2, Tel. (089) 23118

16mm-Verleiher atlas film + av, Ludgeristr. 14-16, 4100 Duisburg, Tel. (0203) 308222 BAG Bundesarbeitsgemeinschaft für Jugendfilmarbeit und Medienerzie­ hung e.V., Schweizer Str. 6, 6000 Frankfurt 70, Tel. (069) 610439 Clubfilmothek (nur für Mitglieder): Deutschhausplatz, Postfach 3004, 6500 Mainz 1, Tel. (06131) 234641 Französische Mediathek, Adenauer-Allee 35, 5300 Bonn, T. (0228) 214542 Matthias-Film gem.GmbH, Gänsheidestr. 67, 7000 Stuttgart 1, T. (0711) 240512 + 240410 Zentral Film GmbH, Friedensallee 14-16, 2000 Hamburg 50, (040) 391676

48 Verleihanschriften der BRD .

LANDESBILDSTELLEN (LBS) (16 mm) LANDESFILMDIENSTE (LFD) (16 mm)

LBS 1: Baden LFD 1: Baden·Württemberg Rastatter Sir 25, 7500 Karlsruhe 51. Tel. (07 21) 88 08-0 Wolframstr. 20, 7000 Stul1gart 1, Tel. (07 11) 25 10 12 LBS 2: Nordbayern LFD 2: Bayern Carl-Burger-Str. 26. 8580 Bayreuth, Tel. (0921) 4 1051 Dietlindenstr. 18,8000 München 40, Tel. (089) 34 70 65 LBS J: Südbayern Filmothek Augsburg Am Stadtpark 20, Eingang Maria-Eich-Str. 29, 8000 München 60, Prinzregentenplatz 4,8900 Augsburg, Tel. (08 21) 51 0715 Tel. (089) 8 39 43-124 (Verleih) Filmothek Nürnberg LBS4: Berlin Fürther Str 80 a, 8500 Nürnberg, Tel. (09 11) 26 26 05 Wikingerufer 7, 1000 Berlin 21, Tel. (030) 3 90 92-1 Filmothek Würzburg LBS 5: Bremen Kardinal-Döpfner-Platz 5,8700 Würzburg, Tel. (0931) 5 41 41 Uhlandstr. 53. 2800 Bremen, Tel. (0421 i 4 96 31 21 LFD 3: Berlin LBS 6: Hamburg Bismarckstr 80, 1000 Berlin 12, Tel. (030) 3 138055 Kieler Str 171, 2000 Hamburg 54, Tel. (040) 54 99-2 87/2 90 LFD 4: Hessen LBS 7: Hessen Kennedy-Allee 105 a, 6000 Frankfurt. Tel. (069) 63 BO 25 Gutleutstr. 8-12, 6000 Frankfurt. Tel. (069) 25 68-1 Filmothek Fulda, Sturmiusstr. B, 6400 Fulda, Tel. (0661) 731 38 LBS B: Niedersachsen Filmothek Kassel, Niedersachsisches Landesverwaltungsamt - LandesmediensteIle Wilhelmshöher Allee 19, 3500 Kassel, Tel. (0561) 1 37 10 Post!. 107. Stittstr. 13,3000 Hannover 1, Tel. (05 11) 1 08-9527 Leopold-Lucas-Str. 8, 3550 Marburg/Lahn, Tel. (06421) 2 7577 LBS 9: Rheinland LFD 5: Niedersachsen Pnnz-Georg-Str. 80. 4000 Düsseldorf 30, Tel. (02 11) 8 99-8182 Podbielskistr. 30, 3000 Hannover 1, Tel. (05 11) 66 1393 LBS 10: Rheinland-Pfalz LFD 6: Nordrhein-Westfalen Hofstr 257, 5400 Koblenz-Ehrenbreitstein, Tel. (02 61) 7 20 22-23 Schirmerstr. 80, 4000 Düsseldorf ", Tel. (02 11) 36 05 56 LBS 11: Saarland LFD 7: Rheinland·Pfalz LandesInstitut für Pädagogik und Medien (LPM) - Landesbildstelle .­ 6500 Mainz 1, Postf. 30 04, Deutschhausplatz, Tel. (061 31) 2346· Beethovenstr 26, 6602 Dudweiler, Tel. (0 6897) 7908-20 5400 Koblenz 1, Postl. 2463, Markenbildchenweg 38 LBS 12: Schieswig-Hoistein Tel. (02 61)3 6243 Schloß, 2300 Kiel 1. Tel. (0431) 9 06 70 6730 Neustadt 1, Poslf. 100710, Talgrafenstr. 2, Tel. (0 6321) B46 LBS 13: Westfalen - Lippe 5500 Trier 1, Poslf. 2566, Zurmaienerstr. 114, Tel. (0651) 2 30 5 Warendorfer Str. 24, 4400 Münster, Tel. (02 51) 5 91 39 11 LFD 8: Saarland LBS 14: Württemberg Mainzer Str. 30, 6600 Saarbrücken 1, Tel. (06 81) 671 74 Rotenbergstr. 111, 7000 Stuttgart, Tel. Zentrale: (07 11) 28 32 04 LFD 9: Schieswig-Hoistein Tel. Verleih: (07 11) 28 1082/83 Thormannplatz 20-22, 2370 Rendsburg, Tel. (04331) 7 63 8B

Dachverband - Konferenz der Landesfilmdienste e.V. Rheinallee 59, 5300 Bonn 2, Tel. (0228) 35 50 02

Anschriften der Evangelischen Medienzentralen (EMZ) .

EMZ 1: Feldbrunnenstraße 29 EMZ 11: Evangelische Bildstelle Baden 2000 Hamburg 13 a) Postfach 22 69 Tel. (040) 45 66 24 Evang. Zentralbildkammer und Erbpnnzenstr. 5 Evang. Filmzentrale der 7500 Karlsruhe 1 EMZ7: Evang. Kirche in Westfalen Medienzentrale im Amt für Gemeindedienst Tel. (07 21) 147368 Cansteinstraße 1 der EV.-Iuth. Landeskirche 4800 Bleiefeld 14 EMZ2: Archivstraße 3 Tel. (0521) 4466-22 3000 Hannover 1 Evangelische Medienzentrale in Bayern b) Postfach 45 01 63 Tel. (0511) 1241-501 Medienpadagoglk und Beschaffung: Hummelstelner Weg 100 EMZ8: RPI Villigst, 8500 Nürnberg 45 a) Ref. AV·Medien Tel. (09 11) 43 04-2 15 Ton- und Bildstelle e.V. 5840 Schwerte 5 EMZ 3: Medienzentrale der EKHN Tel. (02304) 755-171 Eschersheimer Landstr. 48 Evangelische Medienzentrale EMZ 12: 6000 l=rankfurtiMain in der Berliner Arbeitsgemeinschaft Ev. Medienzentrale Württemberg Tel. (069) 5 970079 + 5970070 fur kirchI. Publizistik Theodor·Heuss-Straße 23 b) Goethestr 27-30 7000 Stuttgart 1 Filmdienst der Ev. Kirche 1000 Berlin 12 Tel. (07 11) 2 22 76-63/64/65 Tel. (030) 3191292 in Hessen·Nassau im Amt für Missionarische Dienste EMZ13: EMZ4: und Gemeindeaufbau Ev. Informationszentrum Amt für Medienarbeit (Medienzentrale) Elisabethstraße 51 Kurhessen-Waldeck (Medienzentrale) der EV.-Iuth. Landeskirche 6100Darmstadt Heinrich-Wimmer-Straße 4 In Braunschweig Tel.(06151)405450 3500 Kassel Klostergang 66 Tel. (0561) 310 01-60 3300 Braunschweig EMZ9: Tel (0531)371011 Evangelische Kirche der Pfalz Landeskirchenrat AGEMZ EMZ5: Film-, Bild- und TonsteIle Die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Medienzentrale der Domplatz 5 Medienzentralen (AG EMZ) ist ein Zusam­ Bremlschen Evang. Kirche 6720 Speyer menschluß der in der Bundesrepublik une Franzluseck 2-4 Tel. (06232) 1091 79 West-Berlin anSässigen Medienzentralen 2600 Bremen der evangelischen Landeskirchen. Tel (0421) 55 97-211 EMZ 10: Mitglieder sind 13 evangeiisChe Medienzen­ Film Funk Fernseh Zentrum tralen und die Matthias-Film gem. GmbH. EMZ6: der Ev. Kirche im Rheinland Vorsitzender: Nordeibisehe Medienzentrale Lenauslraße 41 Martin Dellit, EMZ Württemberg Amt für Öffentlichkeitsarbeit 4000 Düsseldort 30 Theodor-Heuss-Straße 23 der Nordelbischen EV.-Iuth. Kirche Tel. (02 11) 63 98-2 22 7000 Stuttgart 1

49 Anschriften der Katholischen AV-Medienzentralen (KMZ)

KMZ1: KMZ 17: Katechet. Institut des Bistums Aachen KMZ12: AV-MedienzenIrale Diözese Passau Eupener Straße 138 AV-Medienzentrale der Diözese Fulda, Gr. Messergasse 1/1 5100 Aachen Limburg, Mainz, Speyer. Trier 8390 Passau Tel. (0241) 6 70 31 6500 Mainz 1 Tel. (08 5t) 39 33 62 + 393317 KMZ2: Posltach 30 04 KMZ 18: AV-Medienzentrale Diözese Augsburg Deutschhausplatz LFD-Haus AV-Medienzentrale Kappelberg 1 Tel. (0 61311234641 Diözese Regensburg 8900 Augsburg Btx .20375*, BIl< 06131221782 Obermünsterplatz 7 Tel. (08 21) 31 52-205 Telex 4187163 mas d 8400 Regensburg 6400 Fulda 1 Tel. (0941) 565251 KMZ3: Postfach 147 AV-Medienzentrala Erzdiözese Bamberg Paulustor4 KMZ 19: Hein"chsdamm 32 Tel. (0661) 87-2 88 Fachstelle für Medienarbeit 8600 Bamberg BIl< 06 6187 (GV) Diözese Rottenburg·Stuttgart Tel. (0951) 20 32 48 Sonnenbergstraße 15 5400 Koblenz 1 7000 Stuttgart KMZ4: Postfach 24 63 Tel. (0711)241702 AV-Zentraie des Bistums Berlin Markenbildchenweg 38 Kolonnenstraße 38 Tel. (0261) 3 62 43 KMZ20: 1000 Berlln 62 BIl< 0 2613 2853 (LFD) Bischöfliches Ordinariat Tel. (030) 7845066 6730 Neustad11 Referat AV-Medien KMZ5: Postfach 10 07 10 Webergasse 11 AV-Medienzentrale Diözese Eichstätt Talgralenstraße 2 6720 Speyer Luitpoldstraße 2 Tel. (06321) 8 46 72 Tel. (0 62 32) 10 23 25 Bt. 06 3218 1272 (LFD) 8078 Elchstätt KMZ21: Tel. (08421) 50-3 33 6600 Saarbrücken 3 AV-Medienreferat der Diözese Trier KMZ6: Postfach 4 63 Saargemunder Straße 185 DiözesansteIle Film­ Mainzer Straße 30 6601 Saarbrücken-Bübingen Funk-Fernsehen-Presse Tel.(0681)67174 Tel. (0 6805) 1944 Burgplatz 3 5500 Trier 1 KMZ22: 4300 Essen Posttach 25 66 AV·Medienzentraie Tel. (02 01) 22 04-2 66 Zurmaienerstraße 114 Kardinal·Döpfner·Platz 5 (Verleih durch: KMZ 10) Tel. (06 51) 2 3055 8700 Würzburg BIl< 0 6512 3056 (LFD) KMZ7: Tel. (0931) 3 86-2 67 Bild- und Filmstelle d. Erzdiözese Freiburg 6330 Wetzlar Okenstraße 15 Pariser Gasse 34 Tel. (0 64 41) 4 82 28 KFW Kalh. filmwerk GmbH 7800 Freiburg Ludwlgstraße 33. Postfach 11 11 52 Tel. (07 61) 51 44-252 6000 Frankfurt/Maln 11 KMZ8: KMZ 13: Tel. (069) 75 20 88 MediensteIle AV-Medienzentrale Paulustor 5 Erzdiözese München-Freislng 8400 Fulda Nußbaumstraße 30 Tel. (0661) 8 72 92 8000 München 2 (Verleih durch: KMZ 12) Tel. (089) 53 26 85 KMZ9: KMZ14: MediensteIle d. Bistums Hildesheim Bisch6f1 Generalvikariat Ret.: Medien und Kommunikationspädagogik Hauplabl.: Schule/Erziehung Domhol 18-21. Postf. 1307 - Mediothek ­ 3200 Hildesheim Breul23 Tel. (051 21) 30 72 85 4400 Münster Tel. (0251) 49 55 74 KMZ10: Diözesanfilmstelle Köln KMZ 15: AV Medienzenlrale Religionspädagogische Arbeitsstelle / Kardinal-Frings·Str. 1-3 Diözesanmedienstelle 5000 Köln 1 Domhof 12. Postfach 13 80 Tel. (02 21) 120501 + 120502 4500 Osnabrück Tel. (0541) 31 8208 KMZ 11: Referat Medienarbeit KMZ16: Bischöfliches Ordinariat Medienzentrum für das Rossmarkt 12 Erzbistum Paderborn 6250 Limburg Rathausplatz 7 Tel. (06431) 29 53 78 4790 Paderborn (Verleih: siehe KMZ 12) Tel. (05251) 2 6418

I ,"""" / - . rinderkino aus der Sicht der Kinder .SONDERDRUCK !~.Y.)_l'Jmagazln und der Erwachsenen - Entwicklung des Kinderfilms in der BRD -Kinder­ kino zum Selbermachen / Beispiele ­ ER!E8;1/lt Vorstellung aller Kinderfilme im Verleih der BAG-Clubfilmothek (ca. '100 Titel). Der Sonderdruck ist er­ - hältlich bei der BAG, Schweizer Str.6. 6000 Frankfurt/Main 70, zum Preis von 3,-- DM.

50 Centre d'Infonnation Cinematographique de l'Institut Fran<;ais de Munich I I Das Centre d'Information Cinematogra- I e I U Die REvue CICIM, 1981 gegründet, ist die phique de /'Institut Franr;ais de Munich ,_...__~ einzige deutschsprachige Filmzeit­ (CrClM) wurde 1979 gegründet. Zu sei­ schrift, die ganz dem französischspra­ nen wichtigsten Aktivitäten gehören chigen Kino gewidmet ist. Sie erscheint die Programmation französischer Filme mit 4 Nummern jährlich, darunter eine und die Herausgabe der REvue CrCIM. Doppelnummer. Jede Nummer ist Ziel des CrClM ist die Verbreitung des schwerpunktmäßig einem oder mehre­ französischssprachigen Films in den ren Themen gewidmet (Antonin Artaud, deutschsprachigen Ländern, aus­ , Georges Simenon), wofür es schließlich im nicht-kommerziellen Be­ oft auch in der französischen Fachpres­ reich. Es bietet seinen deutschen und se kein Pendant gibt. französischen Partnern Filmveranstal­ Die Nummer 24/25 der REvue trägt den tungen an (in Form von Hommagen ~ I e I U Titel "Jacques Rivette. Schriften fürs oder Retrospektiven), die zumeist ei- ~...... __...~ Kino"; in der Nummer 26 gibt es ein nem Regisseur, einem Autor oder einer großes Dossier Jean Rouch (mit voll­ Institution (z. B. einem französischen ständiger Filmographie!). Die gerade Filmarchiv) gewidmet sind. Jedes Jahr erschienene Doppelnummer 27/28 bie­ sind mehrere Persönlichkeiten des fran­ tet einen historischen Abriß des zösischen Kinos zu Gast in der Bundes­ schwarzafrikanischen Kinos (Pierre republik. Die Programme des CICIM BaHner: "Kino in Schwarzafrika.") sind so vielfältig wie möglich gestaltet: Experimentalkino, Spielfilme und Do­ Institut Franr;ais de Munich/CICIM, Kaul­ kumentarfilme, von den Anfängen bis bachstraße 13, 8000 München 22. Tel.: heute. (089) 28 0746. TeLefax: (089) 280 04 91.

Foto aus dem Film TASCHENGELD (Fran~ois Truffaut) Kinder Jugend Korrespondenz

Kinderdfl ~ Seit 1980 erscheint die Fachkor­ Die Kinder- und jugendfilm ------;=-1m respondenz mit dem Schwerpunkt Korrespondenz wendet sich an Mit­ lugenKort\.~pol\denl ... Kinder- und jugendfilm. arbeiter von Spielstellen . Landes­ bildsteIlen / Landesfi Imd ienste/ Die Kinder- und jugendfilm Medienzentralen . journalisten in Korrespondenz informiert über das Presse/Funk/Fernsehen' Filmema­ aktuelle Filmangebot, wichtige Er­ cher / Prod uktionsgesellschaf­ eignisse auf dem Gebiet des Kinder­ ten/Verleiher/ Kinobesitzer . Mitar­ und jugendfilms im In- und Aus­ beiter der Filmreferate in Behör­ land, unterstützt alle Initiativen und den / Akademien / Universitäten und Förderungsvorhaben, die die Quali­ Hochschulen' Interessierte Eltern. tät und das Angebot des Kinder­ und jugendfilms in der Bundes­ Die Kinder- und jugendfilm Kin erfel republik Deutschland verbessern, Korrespondenz erscheint viertel­ Jugend I m und berichtet regel mäßig über Ent­ jährlich Uanuar/April/juli/ KOIT(-spondenz wicklungen im Kinderkinobereich. Oktober). Das jahresabonnement kostet 22,- DM (Privatbezieher) Die Kinder- und jugendfilm bzw. 36,- DM (I nstitutionen / Orga­ Korrespondenz enthält im einzel­ nisationen), zuzüglich Porto. nen: Nachrichten aus Produktion/ Herausgeber ist das Kinderkino Verleih / Abspiel / Fil mpolitik/ Film­ München e. V. förderung' Kommentare zu Ten­ denzen / Medien pol itik / Fördermaß­ Als Sonderdrucke der KjK sind bis­ nahmen' Vorstellung neuer Pro­ her erschienen: duktionen . Portraits / Interviews . '\r.29 I'lO Kinderkino - Eine Alternative zu Praxisberichte . Fi Im kritiken . Festi­ Video ------' valberichte . Selbstdarstellung von Kinderfilmlandschaft München Kinder- und jugendfilm-Aktivitäten Drehbuchwerkstatt: Kinderspielfilm . Buchbesprech u ngen / Zeitsch rif­ Vom Zauberwald zur Traumfabrik tenschau . Personalien' Auszeich­ Der Kinderfilm in der CSSR (ver­ Kil1derfillm nungen' Termine. griffen) ugend Der Kinderfilm in Dänemark In den vier Ausgaben des jahres horN'. pondenz Der Kinderfilm in der DDR 1987 sind Filmkritiken zu folgenden Der Kinderfilm in Schweden (ver­ Filmen erschienen: Auf Wieder­ griffen) sehen Kinder, Ein Mann von sechs Der Kinderfilm in der Sowjetunion jahren, Ein Zirkus voller Abenteuer, Der Kinderfilm in Großbritannien Die große Käseverschwärung, jacob hinter der blauen Tür, Der Krieg mei­Ansichtsexemplare und weitere In­ nes Vaters, Mein Leben als Hund, formationen sind erhältlich beim Mio, mein Mio, Pinocchio und der Herausgeber: Kinderkino München Herrscher der Nacht, Der Tanz der e. v., Werner-Friedmann-Bogen 18, Puppen, Walhalla, Wir Kinder aus 8000 München 50, Bullerbü und X. Telefon 089/1491453.