TUOTILO Archäologie Eines Frühmittelalterlichen Künstlers
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Monasterium Sancti Galli 8 TUOTILO Archäologie eines frühmittelalterlichen Künstlers Herausgegeben von David Ganz und Cornel Dora Verlag am Klosterhof St. Gallen Schwabe Verlag Basel 2017 Folgende Institutionen haben den Druck unterstützt: Stiftsbibliothek und Katholischer Konfessionsteil des Kantons St. Gallen Kunsthistorisches Seminar der Universität Zürich Lotteriefonds des Kantons St. Gallen Historischer Verein des Kantons St. Gallen Freundeskreis der Stiftsbibliothek St. Gallen Tuotilo: Archäologie eines frühmittelalterlichen Künstlers (Monasterium Sancti Galli; 8) St. Gallen: Verlag am Klosterhof, 2017 ISBN 978–3–905906–22–6 ISSN 1424–358X Basel: Schwabe Verlag, 2017 ISBN 978–3–906819–19–8 © Verlag am Klosterhof, St. Gallen Bestelladressen: Stiftsbibliothek St. Gallen, Postfach, 9004 St. Gallen, Schweiz; [email protected] Schwabe Verlag, Auslieferung, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Schweiz; [email protected] Gestaltung, Satz: TGG Hafen Senn Stieger, St. Gallen; Druck: Niedermann Druck AG, St. Gallen; Einband: Buchbinderei Grollimund AG, Reinach; Papier: Normaset Puro, 120 g/m2; Schrift: Rialto Inhaltsverzeichnis Cornel Dora (St. Gallen) Vorwort ............................................................................ 7 Bildtafeln .................................................................... 8 David Ganz (Zürich) An Artist-Monk in Pieces. Towards an Archeology of Tuotilo ............. 21 Die literarische und künstlerische Überlieferung zu Tuotilo Ernst Tremp (Freiburg im Üechtland) Tuotilo in den Casus sancti Galli Ekkeharts IV . ..............................53 Franziska Schnoor (St. Gallen) Das Tuotilo-Bild in Texten vom Mittelalter bis zum Barock ................73 Karl Schmuki (St. Gallen) «Sant Tütel» – ein Seliger oder Heiliger der Kirche? Ein stiftsanktgallisches Gutachten zur Kanonisierung des Tuotilo von 1776 ................................................................. 91 Karl Schmuki (St. Gallen) Tuotilo-Portraits aus der Frühen Neuzeit ...................................101 Künstlerische Aktivität im frühmittelalterlichen Kloster Rupert Schaab (Göttingen) Tuotilo: Die Klostergemeinschaft und der Künstler ...................... 109 Wojtek Jezierski (Göteborg) Tuotilo and St Gall’s Emotional Community. Monastic Sensations, Sentiments, and Sensibilities (9th–11th Centuries) .......................................................... 127 Philipp Lenz (St. Gallen) Tuotilo und das Evangelium longum: Alte und neue Wege ihrer Erforschung ....................................... 151 Anfänge musikalischer Schöpfung Andreas Haug (Würzburg) War Tuotilo ein Komponist? .................................................. 175 Susan Rankin (Cambridge) Ut a patribus audiuimus. Tuotilo, as Framed by Ekkehart IV ...........................................195 Goldschmied, Elfenbeinschnitzer und Buchmaler Joseph Salvatore Ackley (New York) Early Medieval Monastic Metalworking, and the Precious-Metal Book-Cover of the Evangelium longum ......... 213 Stefan Trinks (Berlin) Archäologie des Piercing. Tuotilo und die gebohrten Elfenbeine der Karolingerzeit ................................................ 231 Fabrizio Crivello (Turin) St. Galler Buchmalerei zur Zeit Tuotilos: Die Evangelistenbilder ........................................................ 255 Ittai Weinryb (New York) Material and Making: Artisanal Epistemology at St Gall ................. 269 Abbildungen ...............................................................285 Abbildungsnachweis ........................................................... 361 Kurzbiografien ................................................................. 365 6 Vorwort Unter den Büchern in der Stiftsbibliothek St. Gallen ragt das Evangelium Longum (Cod. Sang. 53) hervor, ein schon seines Formats wegen (39.8 × 23.5 cm) aussergewöhnliches Evangelistar mit den Bibelstellen, die im Lauf des Kirchenjahrs am Ambo in der Klosterkirche zu lesen waren.1 Die grossen geschnitzten Elfenbeintafeln auf dem Vorder- und Rückendeckel werden dem St. Galler Mönch Tuotilo zugeschrieben, der als erster nament- lich bekannter bildender Künstler aus dem Gebiet der heutigen Schweiz gilt. Er wurde wohl um 850 geboren, ist von 895 bis 912 urkundlich belegt und starb vermutlich am 27. April 913. Unter dem Titel Tuotilo – Archäologie eines frühmittelalterlichen Künstlers ver- anstalteten der Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters der Universität Zürich und die Stiftsbibliothek St. Gallen vom 26. bis 29. August 2015 in St. Gallen eine internationale Tagung. Dabei wurden neue Zugänge zu Tuotilos Leben, seinem Umfeld und seinem Werk als Goldschmied, Elfen- beinschnitzer, Maler, Dichter und Komponist sowie zu den verschiedenen Facetten des Tuotilo-Bildes späterer Jahrhunderte vorgestellt und diskutiert. Die Inhalte werden in diesem Band zugänglich gemacht. Ich danke David Ganz für die Initiative, die sehr angenehme Zusammen- arbeit und die fachlich hochstehende inhaltliche Betreuung sowohl der Tagung als auch des vorliegenden Bandes. Herzlicher Dank gilt auch den Referenten, die ihre Beiträge für die Publikation teilweise wesentlich über- arbeitet haben. Für die Mithilfe in der Redaktion und Produktion danke ich Franziska Schnoor, Roland Stieger, Daniela Fetz und Gallus Niedermann und für die Unterstützung der Tagung und der Publikation dem Katholischen Konfessionsteil des Kantons St. Gallen, dem Kunsthistorischen Seminar der Universität Zürich, dem Schweizerischen Nationalfonds, Swisslos | Kanton St. Gallen, dem Historischen Verein des Kantons St. Gallen sowie dem Freun- deskreis der Stiftsbibliothek St. Gallen. St. Gallen, im Oktober 2017 Cornel Dora, Stiftsbibliothekar 1 Beschreibung von Cod. Sang. 53 in: Anton von Euw, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahr- hunderts, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, 3), Bd. 1, S. 425–431, Nr. 108. 7 BILDTAFELN Taf. I: Rückdeckel des Evangelium longum, um 900 (Elfenbein) und 10. Jahr- hundert (Goldschmiedearbeit). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 8 BILDTAFELN Taf. II: Vorderdeckel des Evangelium longum, um 900 (Elfenbein und Gold- schmiedearbeit). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 9 BILDTAFELN Taf. III: Vorderdeckel des Evangelium longum in Schrägansicht, um 900 (Elfenbein) und 10. Jahrhundert (Goldschmiedearbeit). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 10 BILDTAFELN Taf. IV: Rückdeckel des Evangelium longum in Schrägansicht, um 900 (Elfenbein und Goldschmiedearbeit). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 11 BILDTAFELN Taf. V: Tuotilo, Elfenbeintafel vom Rückdeckel, Evangelium longum, um 900. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 12 BILDTAFELN Taf. VI: Tuotilo, Elfenbeintafel vom Vorderdeckel, Evangelium longum, um 900. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 13 BILDTAFELN Taf. VII: Buchrücken des Evangelium longum, um 900 (Rückdeckel) und 10. Jahrhundert (Vorderdeckel). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 14 BILDTAFELN Taf. VIII: Schliessenseite des Evangelium longum, um 900 (Rückdeckel) und 10. Jahrhundert (Vorderdeckel). St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 53 15 BILDTAFELN Taf. IX: Perengar überträgt seinen Besitz dem Kloster St. Gallen, 907 in Uster ausgestellte Urkunde, unterschrieben mit «Ego itaque Tuotilo indignus presbyter ad vicem Engilberti prepositi scripsi et subscripsi», möglicherweise ein Autograph Tuotilos. St. Gallen, Stiftsarchiv, Trad. Urk. IV, 456r 16 BILDTAFELN Taf. X: Eintrag Tuotilos im Nekrolog, Kapiteloffiziumsbuch, 955. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 915, p. 316a 17 BILDTAFELN Taf. XI: Ekkehard IV., Casus Sancti Galli (älteste erhaltene Abschrift): Beginn von Kapitel 34 mit der Beschreibung Tuotilos, um 1200. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 615, p. 116 18 BILDTAFELN Taf. XII: Der Beginn des Tropus «Hodie cantandus est», Versicularium, Hymnar, Tropar, Sequentiar, um 930. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 381, p. 199 19 TUOTILO: KLOSTERGEMEINSCHAFT UND KÜNSTLER Tuotilo: Die Klostergemeinschaft und der Künstler Rupert Schaab Auf p. XVII des St. Galler Professbuches findet sich von alter Hand der Name eines Notker unterstrichen (Abb. 1). Es ist der einzige unterstrichene Name und es gibt unter den zwischen 803 und 933 eingetretenen 415 Mönchen allein fünf dieses Namens. Vor mehr als zwanzig Jahren gelang es mir, die Professfolge dieses Zeitabschnitts zu rekonstruieren und den überwiegenden Teil der Mönche anhand der weiteren Überlieferung zu identifizieren.1 Es hat mich überrascht, dass ausgerechnet die unterstrichene Eintragung diejenige des berühmten, als heilig geltenden St. Galler Mönches Notker Balbulus (MSG 331) war. Doch woher wusste man, als man wohl aus Verehrung diese Unterstreichung vornahm, dass gerade dieser Eintrag ihm zuzuordnen ist? Ekkehart IV., der unser Bild von St. Gallen prägt und verstellt, berichtet, Notker sei ein Mitschüler Tuotilos (MSG 385) und Ratperts (MSG 386) gewesen, deren Namen sich jedoch nicht auf den erhaltenen Blättern des Pro- fessbuchs befinden. Nach der Professfolge sind sie um 873 eingetreten,2 wo- hingegen Notker Balbulus bereits für 858 bezeugt ist.3 Und auch Iso (MSG 1 St. Gallen, Stiftsarchiv, Cist. c. 3 B. 56. Die Unterstreichung ist auch in der Faksimileausgabe erkennbar: Paul Krieg, Das Professbuch der Abtei St. Gallen, Augsburg 1931 (Codices liturgici, 2); vgl. Rupert Schaab, Mönch in St. Gallen. Zur inneren Geschichte eines frühmittelalterlichen Klosters, Ostfildern 2003 (Vorträge und Forschungen, Sonderband, 47). Im Folgenden wird auf die biographischen Nachweise zu den einzelnen