OÖ. Heimatblätter; 2014 Heft
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OÖ. HEIMATBLÄTTER 2014 HEFT 3/4 Beiträge zur Oö. Landeskunde | 68. Jahrgang | www.land-oberoesterreich.gv.at OÖ. HEIMATBLÄTTER | 2014 HEFT 3/4 HEFT 2014 | HEIMATBLÄTTER OÖ. 68. Jahrgang 2014 Heft 3/4 Herausgegeben vom Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion Kultur Josef Simbrunner: Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug 103 Wolfgang Sachsenhofer: Zwischen Historismus & Moderne – Josef Raukamp und die „Oberösterreichische Glasmalerei“ 127 Leopold Heinrich Ammerer: Vom Kaufmannssohn zum Benediktiner-Abt – Werdegang und Wirken des Innviertlers DDr. Albert Bruckmayr (1913–1982) 157 Karl Wirobal: Alpine Insel der Andacht – hundert Jahre Dachsteinkapelle 169 Petra Strobl: Eine Jugend im Barackenlager Haid 183 Franz Zamazal: Bruckner auf dem Weg zu sich selbst in Linz 193 BUCHBESPRECHUNGEN 195 101 Medieninhaber: Land Oberösterreich Mitarbeiter: Herausgeber: Amt der OÖ. Landesregierung, Dr. Josef Simbrunner Direktion Kultur Doppelbauerweg 4, 4040 Linz-Urfahr Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter Mag. Wolfgang Sachsenhofer der OÖ. Heimatblätter: Kaisergasse 18, 4020 Linz Camillo Gamnitzer, Amt der OÖ. Landesregierung, Dr. Leopold Heinrich Ammerer Direktion Kultur, Promenade 37, 4021 Linz, Tel. Hauptplatz 30, 4910 Ried i. I. 0 73 2 / 77 20-1 54 77 Prof. i. R. Ing. DI Dr. mont. Karl Wirobal Lahn 109, 4830 Hallstatt Jahresabonnement (2 Doppelnummern) e 12,– (inkl. 10 % MwSt.) Dr. Petra Strobl Fliederweg 12, 4061 Pasching Hersteller: TRAUNER DRUCK GmbH & Co KG, Köglstraße 14, 4020 Linz Dr. Franz Zamazal Knabenseminarstraße 33, 4040 Linz Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Steingasse 23 a, 4020 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Für unverlangt eingesandte Manuskripte über- nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85383-019-0 Titelbild: Raukamp-Gemäldefenster, Pfarrkirche Vöcklabruck, 1922 (Beitrag Sachsenhofer) 102 Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug* Von Josef Simbrunner Als am 12. April 2013 im neuen Vorfeld auch bei der Standortfrage.1 „Bühnenhaus Linzer Volksgarten“ erst- (Weiteres zum neuen Linzer Musikthe- mals der Vorhang hochging, hatten ater am Schluss dieses Beitrags.) planerischer Innovationsgeist und kul- Als Ort von Begegnung im weites- turpolitischer Weitblick Oberösterreichs ten Sinn ist Theater Teil und Spiegel Musik- und Opernfreunden einen menschlichen Seins und Miteinanders, jahrzehntelangen Traum und Herzens- Schnittpunkt von Gesellschaftspolitik wunsch erfüllt. Ungenügende Akus- und Gesellschaftskritik, es vermittelt tik- und Sichtverhältnisse, der zu kleine Werte der Philosophie und der Ethik, Orchestergraben und teils indiskutabel reflektiert Zeitumstände und histo- gewordene Arbeitsbedingungen im rische Entwicklungen, Träume und Stammbetrieb an der Promenade waren Sehnsüchte. Die Kunstform „Theater“ für die Kulturverantwortlichen des Lan- als Symbiose aus Unterhaltung und Bil- des zwingende Gründe zur Schaffung dung hat auf Linzer Boden reiche Tra- eines eigenen, zeitgemäßen Musikthe- dition, in die sich der Opernneubau als aterneubaus gewesen. Das architekto- jüngstes Schlussglied imposant einfügt. nisch, technisch wie funktionell Maß- Der Anlässe genug, im Buch der lokalen stäbe setzende Resultat bildet als eines Theatergeschichte ein wenig zu blättern. der modernsten Opernhäuser Europas schon heute einen Markstein in der Lin- Grundlagen des Linzer städtischen zer bzw. heimischen Theatergeschichte. Bühnenwesens: Zur Aufrechterhaltung des Mehr- 1) Theater für den kaiserlichen Hof (ab spartensystems mussten am Landesthe- 1500) ater in den gut zwei Jahrhunderten seit 2) Schultheater der Stände (16./17. Jh.) der Eröffnung im Herbst 1803 laufend und der Jesuiten (17./18. Jh.) kostenintensive Veränderungen vorge- 3) Das Spiel der Wanderkomödianten nommen werden, und auch die zuletzt (ab 1600 bis zum 19. Jh.). immer dringlichere Notwendigkeit eines neuen, selbstständigen Quartiers für den * Redaktionell adaptiert. 1 Unzweifelhaft hätte eine bauliche Integration in Sektor „Musiktheater“ hatte vor massive die Schlossbergflanke, wie ursprünglich vorge- Herausforderungen gestellt. Es galt, sehen, der aufstrebenden Landeshauptstadt ganz die politischen Lager auf Konsenskurs besonderen Glanz verliehen – in Form einer ge- zu bringen, einen Finanzierungsschlüs- schlossenen Kulturmeile mit Theater, Bruckner- haus, Kunstmuseum Lentos und Ars Electronica sel zu finden und dem Großprojekt die Center am Donaustrom. Die Variante “Theater im nötige gesellschaftliche Akzeptanz zu Berg” scheiterte jedoch bekanntlich aus mehreren sichern. Hürden zu meistern waren im Gründen. 103 Hbl 3_4 14.indd 103 28.11.14 09:21 Arrangeur der ersten beurkundeten Theatervorstellung im Linzer Schloss: Maximilian I. (1459–1519). Radierung v. Peter Klitsch. 1) Theater für den kaiserlichen Hof und ser Maximilian I. (1459–1519) daselbst als gesellschaftliches Ereignis am 1. März 1501 die erste nachweisbare Theatervorstellung arrangiert, und zwar ein Dianaspiel, verfasst vom bedeuten- Seit dem 15. Jahrhundert war die Burg den Humanisten und Dichter Konrad zu Linz (urkundlich erstmals erwähnt Celtis.2 Das vor geladenen Gästen, unter 799) immer wieder auch habsburgische Kurzzeit- oder Nebenresidenz und als 2 K. Celtis (1459–1508), Beiname Protucius, war solche Hort höfischer Kultur. Wie seine 1487 durch Friedrich III. zum Dichter gekrönt und dann von Maximilian als Lektor für Rhetorik und Vorgänger und Nachfolger kunstsinnige Poetik an die Universität Wien berufen worden. Menschen, Gelehrte und Poeten um sich Sein „Dianaspiel“ gilt als Vorläufer des humanisti- scharend, hatte der hoch gebildete Kai- schen Festspiels. 104 Hbl 3_4 14.indd 104 28.11.14 09:21 ihnen Maximilians zweite Gattin Bianca kamen in Linz unter Leopold I. (1658– Maria Sforza, die Fürsten Mailands und 1705) prächtige Draghi-Opern nach Tex- der gesamte kaiserliche Hofstaat, zur Ur- ten von Nicolo Minato auf die Bühne, aufführung gebrachte Stück diente ge- wozu der musikbegabte Regent persön- zielt der Huldigung des Herrschers, der lich Arien und Balletteinlagen kompo- persönlich in die Hauptszene eingriff. In- niert hatte; 1684 gelangten im Schloss halt: Die römische Jagdgöttin Diana legt „Gli elogii“ und „Tullio Hostilio“ zur Ur- dem als Weidmann kostümierten Maxi- aufführung. milian zum Zeichen der Unterwerfung die Attribute ihrer Macht, Spieß und Das höfische Barocktheater Bogen, zu Füßen.3 Auch Maximilian II. (1527–1576) Gleichzusetzen mit monumentalem hatte, schon vor seiner Krönung zum Kulissentheater, fußte das höfische Ba- Kaiser (1564), in der Linzer Burg samt rocktheater auf der Idee des Gesamt- Familie Quartier genommen. Während kunstwerks und vereinte in prunkvollem seines späteren Linz-Aufenthalts im Rahmen Dichtung, Musik und Bühne. Jahre 1565 spielte hier die renommierte Gemeinsam mit Oper und Ballett oft in italienische Truppe „Comici gelosi“ mit tagelange Feste eingebunden, blieb es den Hauptdarstellern Francesco und Isa- als exklusives Vergnügen ausnahmslos bella Andreini, 1568 begrüßte man am dem Adel vorbehalten. Hof zu Linz die Formation des Venezia- Zur Erbhuldigung für Karl VI. ners Giovanni Tabarino. Damit verbrei- (1685–1740) war der Linzer Schlosspark teten sich nördlich der Alpen die Dar- am 28. August 1732 Schauplatz einer bietungen in italienischer Sprache, die epochalen Freiluftaufführung von An- in den kommenden 250 Jahren das Mu- tonio Caldaras Oper “L’ asilo d’amore“. sikleben Europas dominieren sollten. Der hochgeachtete Hofarchitekt und Hoftheateringenieur Giuseppe Galli da Weitergepflegt wurde diese Auffüh- Bibiena (1696–1757), Meister der Pers- rungstradition auch am Linzer Schloss, hervorgegangen aus der Burg Anfang des 17. Jahrhunderts unter Rudolf II. 3 Im Verlauf des Spiels hatte der Kaiser den Dichter (1552–1612). So trat anlässlich des von Vinzenz Lang, genannt Longinus, einen Schüler von Konrad Celtis, zum Poeta laureatus gekränzt. Kaiser Matthias (1557–1619) im Jahr 1614 Zwei Gobelins von der Hand des Oberösterrei- nach Linz einberufenen Generallandta- chers Prof. Rudolf Steinbüchler (1901–1985), zur ges eine italienische „del’arte Gruppe“ Eröffnung der Kammerspiele 1957 geschaffen und auf, 1677 wurde zum Besuch des jung- dort bis vor wenigen Jahrzehnten künstlerischer Raumschmuck, zeigen Maximilian unter Bezug- vermählten Kaiserpaares Leopold I. nahme auf diese Aufführung als Jäger und Mo- (1640–1705) und Eleonore Magdalena narch; in ersterer Rolle empfängt er aus Dianas Theresia die Oper „Hercole acquisitore Hand Spieß und Bogen, in der zweiten überreicht dell’immortalitá“ gegeben, deren Kom- er Longinus den Lorbeerkranz. ponist Antonio Draghi (1634–1700) 4 Das kaiserliche Hofopernorchester galt damals als das beste der Welt. 1680 bot man im Linzer kaiserlicher Opernintendant und Hof- Schloss Draghis „L´ ìngegno à sorte“ und „Intro- 4 opernkapellmeister war. Zur Zeit der inzione ad un ballo si Teutoni“, 1681 dessen Oper zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 „La forza dell’amicizia“. 105 Hbl 3_4 14.indd 105 28.11.14 09:21 pektive, hatte dabei mit beträchtlichem Aufwand, und erstmals überhaupt, be- malte transparente Szenerien als Deko- ration eingesetzt. (Unter den Gästen der illustren Aufführung weilte auch Prinz Eugen von Savoyen.) 2) Das Schultheater der Stände und der Jesuiten Die Wiederentdeckung der Antike in Kunst und Wissenschaft, der Sie- geszug des Humanismus und die ra-