Sehen Statt Hören
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
SEHEN STATT HÖREN ... 17. November 2007 1346. Sendung In dieser Sendung: SCHÖNHEITSKÖNIGINNEN UNTER SICH Wahl zur „Miss Deaf World“ in Prag, Juli 2007 Präsentatorin Conny Ruppert: Hallo, herzlich willkommen bei Sehen statt Hören! Das haben Sie bestimmt noch in keinem Fern- sehprogramm gesehen: Die 20 schönsten gehörlosen Frauen der Welt kämpfen um den Titel der „Miss Deaf World“! Auch unsere „Miss Germany“ ist dabei und möchte natürlich Erste werden. Von dieser Misswahl, die im Sommer in Prag stattfand, haben unsere Kollegen aus England eine Re- portage gedreht. Dabei zeigen sie uns nicht nur die glitzernde Oberfläche, sondern schauen auch hinter die Kulissen, wie aufregend es da bei den Vorbereitungen zugeht. Film ab! „Miss DEAF World“ Knar Adourian: Ich dachte, wir kommen Bildersequenz von der Misswahl, Prag, 14. schneller zum eigentlichen Wettbewerb. Aber Juli 2007, bisher mussten wir immer nur als Mannequins Missen stellen sich vor: über den Laufsteg spazieren. Ich bin die Miss Südafrika. Ich bin Miss Ma- Caroline Hyklova, Miss Tschechische Re- zedonia. Ich bin Miss Germany! Ich bin Miss publik: Wir bekommen immer das Gleiche zu Kanada. essen: Hühnchen und Chips! Das ist nicht gut Kelly Moody, Miss Deaf U.K.: Wie ich mich für den Magen. Und wenn wir nach den Mo- fühle? Ich hasse es! denschauen zurück ins Hotel kommen, wis- Platz in Prag, Models auf dem Laufsteg sen wir nicht, was wir tun sollen. Die Geschäf- Josef Uhlir, Organisator: Wir haben mit te haben dann immer schon zu. „Miss Deaf World“ im Jahr 2001 angefangen. Kellie Moody, Miss Deaf United Kingdom: Ich war damals der Direktor einer Organisati- Wir machen immer dasselbe, führen immer on für Hörgeschädigte. Wir wollten das ma- nur dieselben Kleider vor! Am liebsten möchte chen, um zu zeigen, dass Gehörlose auch als ich nach Hause. Mannequins in der Modebranche dieselben Kellie zu anderem Model: Jetzt lach doch! hohen Standards erfüllen können wie Hören- Mädchen im Zelt, de. Ich konnte das nicht alles selbst finanzie- Kellie: Das hätten wir geschafft. Yeah! Mor- ren. Wir suchten Sponsoren und machten gen beginnen die Proben. Verträge mit ihnen. „Missen“ stellen sich vor: Ich bin Miss Kon- Mädchen unterwegs in der Tschechischen go. Ich bin Miss Polen. Ich bin Miss Bulgaria. Republik Und ich Miss Serbien. Knar Adourian, Miss Kanada: Bei der An- Kellie Moody, Miss Deaf U.K.: Als ich hier kunft im Hotel sagten sie uns, dass wir eine ankam, war ich aufgeregt, erwartete etwas Reise durch viele Städte in der Tschechi- Großartiges. Aber alles ist ganz anders. Ich schen Republik machen würden. Wir müssen dachte, wir hätten eine tolle Zeit zusammen. richtig arbeiten und immer unser ganzes Ge- Und was war es dann? Nichts als Arbeit! Und päck im Bus mitschleppen! dieser Stress! Ich bin so müde, das Essen ist Josef Uhlir: Es wäre gut, wenn diese Reise scheußlich, ich fühle mich erschöpft und kraft- nur eine Woche dauern würde. Aber tatsäch- los. lich brauchen wir drei Wochen dafür, weil sich Models bei den Proben die Mädchen bei jedem einzelnen Sponsor, Trainerin: Konzentriere dich! Verliere keine bei den Firmen und den Bürgermeistern in so Zeit! Du musst weiter zählen. – vielen Städten für die geleisteten Spenden Model: Wir sind alle durcheinander! bedanken müssen. Darum müssen die Mäd- Trainerin: Schau! chen von Stadt zu Stadt reisen. Model: Nein, nicht ich. Das Mädchen dort im Laura Valyte: Ich mag sie nicht in meiner kurzen Rock, die ist völlig durch den Wind. Nähe haben. Dann gehe ich weg. Trainerin: Okay, dann machen wir jetzt Pau- Miss Ukraine spottet über Schwarze: se. Schau, wie sie beim Gehen ihre Lippen hin Kellie Moody, Miss Deaf U.K.: Also, ich ha- und her bewegt! be das Gefühl, „Miss Deaf World 2007“ ist Miss Zimbabwe: Mit Terneil aus Südafrika nicht gut organisiert. Der Organisator, Josef, bin ich sehr gut befreundet. Wir sind beide hat keine Ahnung. Er gebärdet überhaupt Afrikanerinnen. Aber mit ihr haben sie kein nicht. Seit 7 Jahren arbeitet er schon für Miss Problem, weil sie eine hellere Haut hat. Wenn Deaf World, ohne Gebärdensprache! Nach 7 sie schwarz wäre, würden sie nichts von ihr Jahren könnte er wenigstens ein paar Gebär- wissen wollen. Sie mögen sie, weil sie eine den beherrschen. Weiße ist. Aber die anderen Afrikanerinnen Josef bei der Arbeit, mit Gebärdensprachdol- hier, wie ich als Miss Zimbabwe oder Miss metschern, Zambia, bleiben unter uns. Ich bin doch Kellie: Josef hat mir nur einmal kurz Hallo schön! Warum mögen sie uns nicht? gesagt. Er telefoniert immer. Josef Uhlir: Ich habe nichts gehört, dass Josef Uhlir: Die Bewerberinnen arbeiten in dergleichen passiert. Niemand hat mir davon der Gruppe eng zusammen. Alle sind gleich- erzählt. Wenn eine Teilnehmerin tatsächlich wertig. solche Äußerungen macht, wird sie nach Audrey Chakara, Miss Zimbabwe: Die an- Hause geschickt. deren wollen nicht mit mir befreundet sein. Ich Miss-World-Kandidatinnen, dazu Song von weiß nicht, warum. Michael Jackson „Black or White“ von Michael Eviance Chanda, Miss Zambia: Die weißen Jackson Mädchen halten zusammen. Mit uns Schwar- It's Black, It's White. It's Tough For You To zen sprechen sie nicht. Get By. Laura Valyte, Miss Litauen: Wir kommen It's Black, It's White. It's Black, It's White... aus hochentwickelten Ländern Europas, mit Miss Zimbabwe weiter: Wir wollten keinen einem anderen Lebensstil, anderer Kultur, Ärger machen, darum haben wir nichts ge- anderen Verhaltensregeln. In Afrika ist die sagt. Es soll zu keiner Eskalation kommen. Kultur anders, sie benehmen sich anders. Sie Kandidatinnen, weiter Song „Black or White“ passen hier nicht rein, riechen auch ganz an- We don't want it to escalate. It's Black, It's ders. Sie riechen! Wir respektieren uns. Sie White. verstehen, was ich ihnen über Hygiene erzäh- It's Black, It's White. It's Tough For You To le. Es ist gut, dass sie von uns Europäerinnen Get By. lernen. It's Black, It's White... Miss Zimbabwe: Wenn ich auf sie zugehe Kellie Moody: Ich ergreife keine Partei. Alle und Hallo sage, verdrehen sie die Augen und sind Teilnehmerinnen. Ich möchte mit allen in wenden sich ab. Wenn sich schwarze Mäd- Freundschaft leben. Ich weiß, dass einige chen zu ihnen setzen, stehen sie auf und ge- Mädchen andere nicht mögen. Da ist schon hen weg. Wir wollen sie nur kennen lernen, eine gewisse Spaltung da. Aber ich möchte aber sie sind nicht interessiert. mit beiden Gruppen reden. Josef Uhlir: Das ist die Kameradschaft der Vorstellung: Ich bin Miss China. Ich bin Miss Mädchen. Schwarze sind gern mit Schwarzen Ghana. Ich bin Miss Australien. Und ich Miss zusammen und Weiße mit Weißen. Das ist Litauen. ganz natürlich Top-Hotel Prag Kudlic Neonila, Miss Ukraine: Als ich sie Kellie Moody: Gerade hat mir Miss Germany zum ersten Mal sah, bin ich erschrocken. gesagt, dass sie meinen Freund und meine Jetzt geht es. Ihre Gesichter erinnern an Af- Familie im Foyer gesehen hat. Ich kann es fen, das macht mir ein bisschen Angst. gar nicht erwarten, sie zu sehen! Darum gehe Miss Ukraine zu schwarzer Miss: Uuuh! Ich ich gleich mal runter und schaue, ob sie noch hab dich nur gepiekst, zweimal kurz gepiekst. da sind. Kommt mit! Schau, ich hab nur so gemacht, und schon Kellie trifft ihren Freund: Ich habe dich so zuckt sie zusammen. Hast du das gesehen? vermisst! Hallo! Geht’s dir gut? – Ja. Dir auch? Kellie: Meine ganze Familie…! Wir sind nur Fotoshooting mit Bikern eine kleine Familie. Aber es sind alle da, wirk- Josef Uhlir: Unsere Sponsoren haben ein lich alle! ganz aufrichtiges Interesse, uns zu helfen. Es Mädels mit Bikern auf Motorrädern, dazu Mu- geht nicht nur um Werbung. Es ist ihnen auch sik „Born to be Wild“ (Steppenwolf) ein Anliegen, dass Gehörlose in der Gesell- Josef Uhlir: Wir werden von Harley gespon- schaft stärker wahrgenommen werden und sert, wir zeigen ihre Logos als Gegenleistung die Unterschiede zu den Hörenden deutlicher für ihre finanzielle Unterstützung. Und da ha- gemacht werden. Sie wollen uns wirklich hel- be ich das hier organisieren können. fen. Hörender Mann: Afrika? Seid ihr alle aus Fotos verschiedenen Ländern? Von welcher Orga- Kellies Freund mit Kellie: Was ist das für ein nisation? Foto, für das du mich brauchst? - Ein Foto Miss ... von mir und ihm. Für WAS brauchst du mich? „Miss Deaf... Miss Deaf World”. “Miss…?” – - Du sollst von uns beiden ein Foto machen. “Deaf World!” Ein Foto! Warum ausgerechnet ich? - Du bist Gruppenfoto doch mein Freund! Kellie Moody: Mein Freund ist gar nicht er- Freund macht Foto, Kellie bedankt sich beim freut davon, dass ich meine Arme um einen Biker und beim Freund Biker lege. Ich sagte, er solle sich entspan- Danke schön! Ich danke dir! nen. Es ist nur ein Motorradfahrer, nichts wei- Models im Hotel ter! Er macht sich zu viele Gedanken. Kellies Freund und Kellie: Vorstellungen: Ich bin Miss Zimbabwe. Ich Du schaust müde aus. - Ja, bin ich auch. Mü- bin Miss Neuseeland. Ich bin Miss Zambia. de vom ständigen Lächeln. Wo ist die Kellie Und ich Miss Tschechische Republik. von früher geblieben? Wer bist du jetzt? Fahrt im Bus, Aussteigen aus dem Bus, Emp- Sean Priestley, Kellies Freund: Ja, ich bin fang durch Blasmusik-Kapelle, ein wenig eifersüchtig. Kellie geht immer auf Kellie: Habt ihr die Torte dort gesehen? Auf Parties, „auf einen Drink“. Wir wissen doch der Torte sind lauter Fotos von uns! Von dir alle, was passiert, wenn man „nur auf einen habe ich auch eines gesehen, wie du po- Drink“ geht. sierst. Schau es dir an! Kellie: Mein Freund sagt, ich bin heute lau- Torte mit Fotos nisch. Aber ich bin einfach zu müde. Ich habe Kudlik Neonila, Miss Ukraine: Gerade habe keine Lust, ständig nur zu lächeln.