Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Dezember 2019 Dezember

Martina Mikelic „Mein Talisman ist die Stimme...“ Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

Inhalt Liebe Volksopernfreunde! Wieder einmal neigt sich das Jahr viel 2 Editorial und Kommentar zu schnell seinem Ende zu und man lässt so manche fulminante Abende 4 Künstlerporträt Martina Mikelic und Premieren im Haus am Währinger Künstlergespräche mit KS Kurt Gürtel noch einmal Revue passieren. 7 Rydl, Martina Dorak und KS So etwa das grandiose Musical „Caba- Josef Luftensteiner ret“ von John Kander und John Ebb – die herb-süße Ode an das Berlin der Vesna Orlic und das Wiener 30er-Jahre am Vorabend des National- 10 Staatsballett sozialismus in der Regie von Gil Meh- mert mit Lorenz C. Aichner am Pult. Zur Premiere „Der Man erinnert sich dabei mit Entzücken 13 Zigeunerbaron“ an eine hinreissende Bettina Mönch als Zum 80er von Dagmar Koller Sally Bowles und Ruth Brauer Kwam 16 und KS Mirjana Irosch als grotesk androgyne Figur des Con- férencier irgendwo zwischen Puck und „Der Herr Hofrat“ - Porträt Nosferatu. Ein Erfolg jagte im Herbst Fassung. Wiederum mit Lorenz C. 18 Karl Dönch zum 25. Todestag den Anderen: Gruselig wurde es dann Aichner am Pult. Mit Songs wie „Al- im Oktober mit dem „Gespenst von most Like Being in Love“, „The Hea- „Sternensplitter“ – Ein Blick in Canterville“ von Marius Felix Lange. ther on the Hill“ oder „I’ll Go Home 20 die Vergangenheit Regisseur Philipp M. Krenn inszenierte with Bonnie Jean” ist „Brigadoon” das Sir Falstaff unterwegs: da zwischen familienfreundlicher Aus- erste Meisterwerk der späteren Schöp- 22 Atlantis Fisch gelassenheit und schwermütigem Seh- fer von „My Fair Lady” und „Gigi” nen des Geistes des Sir Simon! Schau- und bezauberte sowohl Publikum als rig schön in Szene gesetzt und gespickt auch Presse. mit verblüffenden multimedialen Schon freut sich der Besucher auf die Video-Effekten. Ein weiteres High- nächsten Premieren: im Februar star- light war Jacques Offenbachs schräge tet man mit dem Operetten-Klassiker Zauberoper „König Karotte“ in der „Der Zigeunerbaron“ ín der Regie von Regie von Matthias Davids. Geboten Peter Lund. Bass-Legende Kurt Rydl Impressum: wurde ein ebenso schrilles wie flottes wird dabei den tollpatschigen Schwei- Wiener Volksopernfreunde (VOF) Panoptikum politischer Anspielungen, nezüchter Kolomán Zsupán mimen. Medieninhaber: die bis zur österreichischen Politreali- Große Oper (in deutscher Sprache) Wiener Volksopernfreunde tät reichten! Das Bühnenorchester un- hält dann mit Modest Mussorgskys c/o Präsident Dr. Oliver Thomandl Goldschlagstraße 84 / 1 / 37 ter Guido Mancusi wusste Offenbachs „Boris Godunow“ im Mai Einzug am 1150 Wien theaterwirksame Musik einfach pulsie- Gürtel. Für die Inszenierung konn- e-mail: [email protected] rend und mitreissend wiederzugeben! te Starregisseur Peter Konwitschny Telefon: 0676 / 3407464 Vereinskonto: Ein Feuerwerk an Gags in vier Akten gewonnen werden. Im April geht die Erste Bank und 19 Bildern als österreichische Erst- erfolgreiche Bespielung des Kasinos IBAN: AT16 2011 1283 2213 9901 aufführung mit viel lebendem Gemüse, am Schwarzenbergplatz in die bereits BIC: GIBAATWWXXX tanzenden Tieren, herumschwebenden vierte Saison, wo Tod Machovers 2018 Druck: druck.at Hexen und gruseligen Zauberern in in Boston uraufgeführte Kammeroper Layout, Satz & Grafik: Dipl.-Ing. Gerfried Mikusch - content design spektakulären Bühnen- und Theateref- „Schoenberg in Hollywood“ gezeigt www.mikusch.net fekten sowie rasanten Szenenwechseln wird. Den berühmten Komponisten Redaktion: in palastartigen Prospekten und Video- Arnold Schönberg verkörpert dabei Michael Koling, Gerhard R. Menhard, Verena C. Ramsl, Erich Ruthner, Dr. Oliver Thomandl projektionen. Am ersten Advent ging‘s Marco Di Sapia. Abschied nehmen Fotos: dann in die schottischen Highlands heißt es allerdings vom Chef des Staats- Archiv, Elisabeth Bolius, Tim Lange, Barbara - und zwar zur Premiere des romanti- balletts Manuel Legris. Seine Compag- Pálffy/Volksoper Wien, Ashley Taylor / Wiener schen Musicals „Brigadoon“ aus der nie ist an der Volksoper mit „La Piaf“ Staatsballett, Oliver Thomandl Coverfoto: Feder des Musicalduos Alan J. Lerner – einer Hommage an die große Edith Barbara Pálffy/Volksoper Wien und Frederick Loewe in halbszenischer Piaf in der Choreografie von Mauro

2 Dezember 2019

Bigonzetti – sowie mit dem dreiteiligen burtstages von Meister Lehár ein „Ge- auch den beiden 80er-Diven Dagmar Abend „Appassionato – Bach und Vi- burtstagskonzert“ geben, das natürlich Koller und KS Mirjana Irosch in Por- valdi“ vertreten. (am Muttertag!) im Nussdorfer Lehár- träts zu ihren Jubiläums-Geburtstagen. Abwechselnd und umfangreich war schlössel stattfinden wird. Im Juni wird Anlässlich des 25. Todestags des unver- auch das Programm der Volksopern- dann der beliebte Volksopern-Bariton gessenen Volksopern-Prinzipals Hof- freunde in diesem Herbst: Pünktlich Michael C. Havlicek ein Wienerlied- rat Karl Dönch gedenkt Michael Ko- zum Adventbeginn gab´s ein zau- Programm zum Besten geben. Chor- ling in einem Porträt dem Wirken des berhaftes Adventkonzert im Lehár- Bariton Hubertus Reim hat sich im langjährigen Direktors und Meisters Schlössel in Nußdorf. Volksopern- März für einen Liederabend in der Ge- des Charakterfachs. In der „Nostalgie- „Heimkehrer“ KS Sebastian sellschaft für Musiktheater angesagt. Ecke“ von Erich Ruthner erfahren Sie Reinthaller, Kristiane Kaiser und Ju- Die Reihe der Künstlergespräche wol- unter anderem allerlei Wissenswertes liette Mars boten ein wunderbares, len wir mit Alfred Eschwé, Publikums- über Tenor-Legende Karl Terkal so- stimmungsvolles Programm der Extra- liebling Vincent Schirrmacher und KS wie die im Jahr 1916 an der Volksoper klasse mit gesungenen und gespielten Ulrike Steinsky fortsetzen. Anlässlich uraufgeführte musikalische Komödie Szenen aus Oper („La Bohemé“, „Die der Wiederaufnahme des Publikums- „Das Testament“ von Wilhelm Kienzl. tote Stadt“ und „Lakmé“), Operette erfolges „Vivaldi – Die fünfte Jah- Zum Abschluss führt Sie „Sir Falstaff“ („Die Fledermaus“) und herrlichen reszeit“ planen wir ein Gespräch mit diesmal auf den Kutschkermarkt in Arien und Stücken vom Barock bis ins dessen Schöpfer Christian Kolonovits Währing, wo er in einem Fisch-Res- 20.Jahrhundert. (Bach, Händel, Mahler, und „Vivaldi persönlich“ - Musical-Star taurant rechtzeitig vor Weihnachten Humperdinck, Fauré). Felix Lemke be- Drew Sarich! Auch hat sich Peter Edel- so manche kulinarische Offenbarung wies dabei wieder einmal mehr großes mann wieder zu eine Künstlerporträt erlebt… Einfühlungsvermögen und Virtuosität angesagt. Er wird diesmal wieder in der Wir wünschen allen unseren Mitglie- am historischen Flügel von Meister Reihe „Neues aus Mörbisch“ aus dem dern und Freunden sowie der Direkti- Lehár. Nähkästchen plaudern! Bei den Künst- on, dem gesamten Ensemble und allen Im Oktober war „Mega-Bass“ KS Kurt lergesprächen und einigen Konzerten Mitarbeitern des Hauses eine besinnli- Rydl Gast bei einem launigen Künstler- wird es künftig eine Kooperation mit che Weihnachtszeit und einen glückli- gespräch in der Gesellschaft für Musik- dem „Museum der Johann Strauss Dy- chen und erfolgreichen schwungvollen theater. Zum ersten Mal waren gleich nastie“ im Alsergrund geben, das uns Auftakt in das nächste Jahrzehnt! zwei Künstler gemeinsam Gesprächs- auch als Jahressponsor unterstützt. Ein Herzlichst, mit musikalischen Grüßen partner eines Künstlerportäts im No- ganz besonderes Projekt im Bereich vember: nämlich das Ehepaar KS Josef Operette darf ich aber (noch nicht) Luftensteiner und Martina Dorak, die verraten… zahlreiches Interessantes wie auch so Auch diesmal ist der „Souffleur“ wie- Dr. Oliver Thomandl, Präsident manche Schnurre zum Besten gaben. der besonders umfangreich ausgefallen Gespickt waren die Porträts mit zahl- und bietet Ihnen einigen Lesestoff für Hinweis zum Datenschutz: reichen musikalischen Gustostückerln. die Feiertage! Das Porträt ist diesmal Hiermit wollen wir unsere geschätzten Für seine jahrelange Treue und seine der bezaubernden Altistin Martina Mi- Mitglieder über die neuen Datenschutz- Unterstützung der Volksopernfreunde kelic gewidmet, die in diesem Herbst regelungen (DSGVO) informieren: wurde KS Josef Luftensteiner schließ- ihr 10-jähriges Jubiläum als Ensem- Ihre Daten (Name, Adresse, e-mail lich die Ehrenmitgliedschaft verliehen! blemitglied der Volksoper feierte. In etc.) werden ausschließlich für Ver- Für die beliebten Soiréen wurde das dieser Ausgabe finden sie ausführliche einszwecke verarbeitet und automa- Gasthaus Lechner in der Wilhelm-Ex- Nachlesen der Künstlerporträts mit tisiert gespeichert. Die Daten dienen ner-Gasse – nur einen Steinwurf von Kurt Rydl sowie Josef Luftensteiner ausschließlich zur Information über der Volksoper entfernt – als Veranstal- und Martina Dorak. In einem Inter- unsere Veranstaltungen, Kooperations- tungsort auserkoren und erfreut sich view gibt Erfolgschoreografin Vesna veranstaltungen, Mitglieder-Verwal- bei den Besuchern schon jetzt großer Orlic dem „Souffleur“ interessante tung und zur Einhebung des Mitglieds- Beliebtheit. Unter anderem konnten Einblicke in ihren Werdegang und ihre beitrages. Sie werden nicht an andere wir Nachwuchs-Shootingstar Christi- Arbeit im Wiener Staatsballett. Ger- Vereine oder Firmen weitergegeben an Graf als Gast bei einem amüsan- hard Menhard beleuchtet anlässlich und sind bis auf Widerruf digital ge- ten Nachmittag begrüßen. Schon jetzt der bevorstehenden Premiere des neu- speichert. Sie haben jederzeit die Mög- sind zahlreiche Veranstaltungen für das en „Zigeunerbaron“ Entstehung und lichkeit, ihre Daten schriftlich oder per kommende Jahr in Planung! So wird Geschichte des beliebten Operetten- e-mail zu ändern bzw. diese streichen es am 10. Mai anlässlich des 150. Ge- Evergreen. Natürlich gratulieren wir zu lassen.

3 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

Soiréen:

Termine 2020: Gasthaus Lechner, Wilhelm-Exner- Gasse 28, 1090 Wien 10. Jänner, 14. Februar, 13. März, 17. April, 8. Mai, 12. Juni

Konzerte und Künstler- gespräche:

Sonntag, 10. Mai 2020: „Ein Salut für Meister Lehár“ – Jubilä- umskonzert zum 150. Geburtstag Lehár-Schikaneder-Schlössel Beginn 18:00 Uhr Anmeldung: [email protected] Sonntag, 22. März 2020: Hubertus Reim (Baßbariton - Chor Volksoper Wien, Eva-Maria-David Wien Prinz Orlofsky in „Die Fledermaus“ Foto: Barbara Pálffy/Volksoper – Klavier: „Sag´, welch wunderbare Träume“ – Richard Wagners „Wesen- donck-Lieder“ sowie ausgewählte Lie- der von Franz Liszt, Hugo Wolf und . Gesellschaft für Musiktheater Beginn: 15:00 Uhr Martina Mikelic Sonntag, 26. April: „Neues aus Mörbisch“ – Peter Edel- mann im Gespräch mit Oliver Tho- „Mein Talisman ist die Stimme…“ mandl. Gesellschaft für Musiktheater Matinée 11:00 Uhr Sonntag, 28. Juni 2020: Genau zehn Jahre ist die charmante, in überlegte sie ein Biologie-Studium zu Wienerlied-Abend mit Michael C. Hav- der kroatischen Stadt Split geborene, absolvieren. Doch das Schicksal wollte licek. Am Klavier: Istvan Bonyhardi Altistin Martina Mikelic nun schon En- es anders: Durch Zufall lernte sie die Lehárschlössel semblemitglied der Volksoper. Dabei berühmte kroatische Mezzosopranistin Beginn 18:00 Uhr stand zu Beginn aber keineswegs fest, Ruža Baldani kennen, die sie zu einem dass Mikelic Sängerin wird. Zunächst Gesangsstudium in Wien überredete.

4 Dezember 2019

O.T.: Gab´s ein „Schlüsselerlebnis“ zum Beruf Opernsängerin? M.M.: Ich war von klein auf sehr mu- sikalisch. Kaum ist ein Lied im Radio erklungen, konnte ich es schon nach- spielen oder nachsingen. Das haben meine Eltern ziemlich früh erkannt und mich in die Musikschule geschickt, wo ich erst mal mit Klavier angefangen habe. Solo-Gesang ist viel später ge- kommen. Aber schon als kleines Kind habe ich viel in Kirchen gesungen. Mit Neun hatte ich anlässlich der Erstkom- munion meinen ersten großen Auftritt, Mary in „Der fliegende Holländer“ Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien Mary in „Der fliegende Holländer“ Foto: Barbara Pálffy/Volksoper bei dem ich einen Psalm sang. Und die vielen Menschen, die an diesem Got- Als Mezzosopran begonnen entwi- gen Oper, sowie ab Februar die Czipra tesdienst teilnahmen, begannen zu ckelte sie sich dank der behutsamen in der Neuproduktion des „Zigeuner- weinen. Ich war verunsichert und frag- Führung ihres Lehrers Gerhard Kahry baron“. In der Wiederaufnahme von te meine Mutter: Mama, war es wirk- schließlich zur Altistin. Das Vorsingen „Rigoletto“ gibt sie die Rolle der Mad- lich so schlecht, dass sie alle weinen? an der Volksoper klappte schließlich wie dalena und in der Neuproduktion von Aber es stellte sich heraus, dass die am Schnürchen und es wurde ihr schon „Boris Godunow“ wird sie als Schen- Menschen begeistert und von meinem damals das „Zeug für eine große Karri- kenwirtin zu sehen sein. Gesang berührt waren. ere“ vorhergesagt. Ihr Debüt feierte sie Der „Souffleur“ traf die großgewach- O.T.: Hast Du sängerische Vorbilder? als Dritte Dame in der „Zauberflöte“ sene, liebenswürdige Künstlerin zu ei- Mit welchen Sängern der Vergangen- und war seither in zahlreichen Rollen nem Interview: heit oder Gegenwart würdest Du ger- zu bewundern: so etwa als Hippolyta in O.T.: Liebe Martina, hast Du bei den ne auf der Bühne stehen? „Ein Sommernachtstraum“, Gräfin in zahlreichen Rollen, die Du an der VOP „Der Wildschütz“, Frau Reich in „Die M.M.: Meine sängerischen Vorbilder gesungen hast, eine in die Du Dich be- sind all jene Sänger, die mich mit ih- lustigen Weiber von Windsor“, Magda- sonders verliebt hast? lena in „Der Evangelimann“ als Ciesca, rer Leistung dazu bringen, noch besser später als Zita in „Gianni Schicchi“, Li- M.M.: Anfangs war das noch die Car- werden zu wollen. Das sind auch Sän- netta in „Die Liebe zu den drei Oran- men, aber mittlerweile habe ich so vie- ger, mit denen ich auf der Bühne ste- gen“, Rosalia in „Tiefland“ und Mad- le kennenlernen dürfen, dass ich mich he möchte, denn wenn das Niveau um dalena in „Rigoletto“ zu sehen. Weiters eigentlich gar nicht mehr entscheiden einen herum sehr hoch ist, dann wird sang sie die Rolle des Pagen in „Salo- kann und auch nicht möchte, weil es man automatisch eine bessere Version me“, Floßhilde in „Wagners RING wohl möglich sein kann, dass eine neue von sich selbst, und das ist schließlich an einem Abend“, Florence Pike in Rolle hinter der Ecke lauert, in die ich das Ziel zu dem wir alle als Künstler Brittens „Albert Herring“, Kontscha- mich bald verlieben werde… und als Menschen hinstreben sollten. kowna in „Fürst Igor“, Dritte Elfe und O.T.: Wolltest Du schon als Kind im- O.T.: Du hast bei Gerhard Kahry und später Jezibaba in „Rusalka“, Afra in mer Sängerin werden oder hattest Du Robert Holl studiert! Was zeichnet bei- „La Wally“, Wigelis in der konzertan- als Mädchen andere Berufswünsche? de als Lehrer aus? Nimmst Du heute ten Aufführung von Richard Strauss‘ noch Stimmbildung? „Feuersnot“, die Alt-Stimme in „Ro- M.M.: Als Kind und Jugendliche woll- méo et Juliette“ sowie die Titelrolle von te ich eigentlich immer Biologie, und M.M.: Beide zeichnet es aus, dass sie „Carmen“. In der laufenden Saison war insbesondere Genetik studieren. Ich mich vor allem als Mensch verstanden Martina wieder als Mary in „Der flie- war ein sehr neugieriges Kind. Die haben. Das ist einer der wichtigsten gende Holländer“, Venus in „Orpheus Möglichkeiten, Fähigkeiten und die Punkte in unserem Beruf. Erst dann in der Unterwelt“, Als Prinz Orlofsky Vielfalt, die wir schon in uns tragen kann man mit dem Singen anfangen. in der „Fledermaus“ zu erleben. Eben- bevor wir überhaupt auf die Welt kom- Außerdem ist jeder von ihnen aus- so singt sie wiederum Carmen in der men, haben mich immer wahnsinnig gezeichnet in dem was er tut. Robert Wiederaufnahme-Serie der gleichnami- fasziniert. Aber wie so oft im Leben, Holl unschlagbar in der Lied-Interpre- ist es etwas ganz anderes geworden.

5 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde tation und Gerhard Kahry als techni- was unter die Hände kommt, lese ich werden. Vor lauter Bäumen sehen wir sche Stütze und „Lebensversicherung“ es, wieso nicht. Ich weiß doch selber den Wald nicht mehr! für die Stimme. Natürlich gehe ich am besten, was ich an dem Abend ge- Für die Zukunft würde ich mir so sehr weiterhin zu den Gesangstunden. Nur leistet habe, also kann mich nichts we- wünschen, dass Menschen mit Persön- weil ich schon so lange auf der Bühne der positiv noch negativ überraschen lichkeit, Intelligenz, Talent und Willen stehe, heißt ja nicht, dass ich fertig bin. oder beeinflußen. Ich kann höchtens erkannt und aufgebaut werden. Das Im Gegenteil, jetzt fängt es erst richtig eine Bestätigung für mein Empfinden waren früher die großen Künstler, an an! lesen. die wir uns heute mit Ehrfurcht ger- O.T.: Leidest Du auch heute noch un- O.T.: Wo geht Deine stimmliche Ent- ne erinnern. Menschen, die mit ih- ter Lampenfieber? wicklung – Deine „künstlerische Rei- rem Können begeistert haben. Solche se“ hin? Künstler gibt es heutzutage auch, man M.M.: Lampenfieber ist da und bleibt muss sie nur erkennen können und da! Man lernt nur damit umzugehen M.M.: Mir ist persönlich das Wichtigs- auch wollen! Das würde ich mir von und findet schlussendlich sogar Freude te das Gefühl zu haben, mich perma- Herzen wünschen. Für uns in der Ge- daran! nent weiterentwickeln zu können. Die genwart und für alle, die noch nach Richtung ergibt sich schon von selber. O.T.: Lernst Du leicht Rollen? uns kommen werden. O.T.: Singst Du lieber in der Original- M.M.: Eigentlich ja. Mir hilft es sehr, O.T.: Welchen Rat würdest Du an jun- sprache eines Werkes wie Italienisch dass ich Klavier spielen kann. Dadurch ge SängerInnen geben, die am Anfang oder auf Deutsch? kann ich vieles allein schaffen, bevor ihrer Karriere stehen? ich mich überhaupt mit dem Pianisten M.M.: Für mich als Sängerin eindeu- M.M.: Sich bei einer bühnenerfah- treffe. Und Text lerne ich automatisch tig Originalsprache! Ich kann mir aber renen, vertrauensvollen Person tief- mit der Musik gemeinsam. vorstellen, dass es für das Publikum gründig zu informieren was es wirk- ganz anders und vieles um einiges O.T.: Viele Deiner Kollegen erzählen lich heißt ein/e Sänger/in zu sein. leichter zu verstehen ist, wenn man es mir immer von einem gewissen Aber- Das erklärt einem nämlich niemand! auf Deutsch aufführt. glauben auf der Bühne? Bist Du aber- Wir lernen brav die ganze Palette von gläubisch? O.T.: Welche Art von Musik hörst Du Nebenfächern, haben ab und zu Ge- privat? sangstunden, und Lied und/-oder M.M.: Abergläubisch bin ich nicht, Oper-Interpretationen, aber was der aber gläubig bin ich schon… M.M.: Privat...alles außer Klassik und Beruf tatsächlich alles in sich trägt, Volksmusik! (lachend) O.T.: Du hegst eine große Leiden- eher nicht. schaft für Lied und Oratorium! O.T.: Würdest Du auch „Ausflüge“ in O.T.: Was sind Deine nächsten Pläne? andere Genres wagen? M.M.: Im Lied und vor allem im Ora- M.M.: Für das Jahr 2020...viele Kon- torium gibt es sehr viel Musik, die für M.M.: Ooooo jaaa!!! Wenn ich schon zerte und Oper – Auftritte, unter ande- einen richtigen Alt geschrieben wurde, so eine seltene Stimme geschenkt be- rem Die Zauberflöte, Carmen, Zigeu- was in der Oper nicht so oft zu finden kommen habe, dann müsste man das nerbaron, Rigoletto, Boris Godunov, ist. Und dann ist ja kein Wunder, dass auch in die Richtung Ella Fitzgerald Tristan und Isolde in den Niederlanden bei der Musik meine Seele so richtig oder Zarah Leander ausnützen...unbe- und zu Silvester Fledermaus mit einer aufblüht. Noch dazu handelt es sich dingt! Live-Übertragung an der Volksoper. oft um wunderschöne Musik, die ei- O.T.: Besuchst Du auch hin und wie- nem automatisch unter die Haut geht. O.T.: Dein Lebensmotto? der Aufführungen Deiner Kollegen Wie soll man da keine Leidenschaft und Kolleginnen? M.M.: Um etwas Großes zu erreichen, entwickeln?! darf man nicht vergessen, den kleinen M.M.: Schon, ja. Eine ehrliche, gut ge- O.T.: Hast Du einen Talisman? Dingen sein Herz zu schenken. meinte Unterstzützung ist schon was M.M.: Klar, natürlich meine Stimme! Wichtiges! O.T.: Danke für das Interview! Wir (lachend) wünschen Dir weiterhin viel Erfolg O.T.: Welche Wünsche hast Du an die und schenken Dir natürlich auch wei- O.T.: Wie gehst Du mit Kritiken um? Zukunft? terhin unser Herz! Liest Du sie oder sind sie Dir egal? M.M.: Der Markt ist dermaßen von Das Interview führte Oliver Thomandl M.M.: Also, explizit nach Kritiken su- Quantität überfüllt, dass die Qualität chen mache ich nicht, aber wenn mir einfach keine Chance hat, erkannt zu

6 Dezember 2019 Fotos: Oliver Thomandl (2), Tim Lange (1)

Künstlergespräche

Kurt Rydl – der „König der Bässe“ (13.Oktober)

Man bezeichnete ihn als „Megabass“, wie dem Stromminger in „La Wally“, rend der Ära Seefehlner, die Liebe als „Titan der tiefen Töne“, „Bass-Gla- dem Kaspar im „Freischütz“ und dem zum italienischen und russischen Fach diator“, „Sänger der Rekorde“ und als Graf Moor in Verdis „Die Räuber“ an – und natürlich seine Leidenschaft zu einen der „letzten schwarzen Bässe“. der Volksoper sang. Der Tevje sei ei- Richard Wagner. Munter plauderte der Bass-Legende Kurt Rydl war im Ok- nes „der schönsten und berührendsten Bass-Weltstar unter anderem über des- tober bei einer launigen Matinée der Bühnenerlebnisse“ seiner Karriere ge- sen komisches Talent, die Operette, Volksopernfreunde ein hinreißender wesen. Bayreuth, die Ära Holender und Pa- Gast in der Gesellschaft für Musik- raderollen wie den Osmin und Ochs. Der Vormittag war viel zu kurz für all theater. Der Kammersänger kann auf Weiters gab es interessante Einblicke die Geschichten, Erinnerungen und stolze 130 Partien in sechs Sprachen in den Aberglauben von Sängern auf Schnurren aus einem reichen, vielfäl- in rund 4000 Auftritten zurückblicken. der Bühne, die „Deutungsfreude“ tigen Bühnenleben. Der launige Pu- Gesungen hat er in allen wichtigen mancher Regisseure, Bühnen-Hoppa- blikumsliebling erzählte von seiner Häusern rund um den Globus. Nicht las und die (nicht immer jugendfreien) Schulzeit im 4. Bezirk, von seinem umsonst wurde er auch oft als „Singen- Derniéren-Streiche an zickigen Büh- anfänglichen Studium der Meeres- des Lexikon“ der Bass-Opernliteratur nenpartnerinnen, die der schelmische biologie, seinen Studenten-Jobs als mit dem „unmenschlichen Terminka- Bass selbst gerne praktizierte. Einer Barpianist und Kofferträger im Hotel lender“ bezeichnet. Mit leuchtenden der größten Momente seines Büh- „Intercont“ sowie seinem Studien-Jahr Augen erzählt er gleich zu Beginn von nenlebens war mit Leonard Bernstein in Moskau. Wir erfuhren zahlreiche seiner Herzensrolle – dem Tevje, den ,Fidelio‘ gemacht zu haben. Als die- Details über sein Linzer Engagement, der charmante Star-Bass nach Rollen ser die dritte ,Leonoren-Ouvertüre‘ seine Rollen an der Staatsoper wäh-

7 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde dirigiert hat, haben Gwyneth Jones, Lucia Popp und er sich in den Armen gehalten und geweint vor Glück. Zum Abschluss dieses informativen und lus- tigen Vormittags erfuhren wir allerlei Interessantes und Witziges aus dem Privatleben des Künstlers. So ist er der einzige Opernsänger der Welt der einen Bahnhof besitzt. In Wuppertal, wo Rydls Frau herstammt, hat er den neoklassizistischen Barmer Bahnhof vor dem Verfall gerettet und zu einem Kulturzentrum samt Restaurant und

Buchgeschäft umgebaut. Neben Wup- Fotos: Oliver Thomandl, privat pertal ist auch Mallorca zu seiner zwei- ten Heimat geworden, erwarb er doch dort vor einigen Jahren eine Finca mit rund 800 alten Olivenbäumen. Neben einem Faible für Schuhe hegt Rydl eine Martina Dorak und KS Josef große Leidenschaft für das Kochen und den Fußball, spielte er doch selbst Luftensteiner (17. November) in seiner Jugend als klassischer Rechts- außen immerhin bei Vereinen wie dem WAC, Sportclub und Rapid. Ein Leben für die (Volksopern)-Bühne Die Volksoper ist ihm sehr ans Herz gewachsen, gesteht der rührige Bass abschließend. Selten habe er so eine kollegiale, herzliche und famililäre At- Eine Premiere gab es am 17. Novem- schon als Kind beim Kärtnerlied-Sin- mosphäre wie im Haus am Währinger ber in den Räumlichkeiten der Gesell- gen mit schöner Stimme auf und fand Gürtel erlebt. Und er freut sich schon schaft für Musiktheater in der Türken- trotz Widerstand der Eltern vom elter- auf die Rolle des Kolomán Zsupán in straße: Gleich zwei Gäste in Form des lichen Bauernhof in Niederösterreich der Neuproduktion des „Zigeunerba- charmanten Sänger-Ehepaares Martina seinen Weg zu den berühmten Wiener ron“, die im kommenden Februar Pre- Dorak und KS Josef Luftensteiner, Sängerknaben, wo er u.a. sogar Pamina miere haben wird! derzeit beide in der neuen „König singen durfte. Josef Luftensteiner, lie- Karotte“-Produktion von Jacques Of- bevoll „Lufti“ genannt, studierte spä- Gespickt war dieser kurzweilige Vor- fenbach in der Volksoper zu sehen, ter Kontrabass an der Linzer Bruck- mittag mit zahlreichen Musik-Aus- gaben sich ein Stelldichein zum Künst- ner-Universität und Gesang sowohl in schnitten. Dabei reichte das Spektrum lerporträt im Alsergrund. VOF-Präsi- Linz, als auch an der Wiener Musik- von Verdis „Attila“ über den Tevje im dent Dr. Oliver Thomandl führte wie- hochschule. Schon in jungen Jahren Musical „Anatevka“, der Arie des Bar- der souverän durch den Vormittag und als Ensemblemitglied an der Grazer tolo aus Mozarts „Le Nozze di Figa- lotste die beiden Gäste gekonnt durch Oper durfte er bereits bedeutende Par- ro“, der Ochs-Arie aus dem „Rosenka- dieses amüsante interessante und kurz- tien singen, nach Station an der Wie- valier“, dem Fliedermonolog des Hans weilige Doppel-Gespräch. ner Kammeroper landete er, durch Sachs aus Wagners „Meistersingern“, ein Vorsingen bei Eberhard Waechter, der Arie des Banco aus „Macbeth“ Die Wienerin Martina Dorak kommt der ihn weiterempfahl, schließlich mit bis hin zum Wienerlied „I hab´ die ursprünglich vom klassischen Tanz, sie der Saison 1987/88 an der Volksoper. schönen Maderln ned erfunden“ von absolvierte die Ballettschule der Wie- Martina Dorak begann ihre Laufbahn Ludwig Schmidseder. Mit dem Fiaker- ner Staatsoper und tanzte an der dorti- im Musicalfach, zuerst bei „Anatev- lied ging eine gar köstliche Matinée zu gen Ballettakademie, bevor sie Gesang ka“ im Theater an der Wien, dann in Ende und der wunderbare, herzliche bei Prof. Gerhard Kahry an der Musik- der legendären „CATS“-Produktion. Stargast versprach bald wiederzukom- hochschule sowie Schauspiel am Kon- Bei einer Tourneeproduktion ge- men. servatorium bei Elfriede Ott studierte. meinsam mit Dagmar Koller traf sie KS Josef Luftensteiner wiederum fiel Oliver Thomandl auch auf die „Seele der Volksoper“,

8 Dezember 2019

zertgalas auf und waren immer wieder auch gern gesehene Gäste im öster- reichischen und deutschen Fernsehen, z.B. bei Karl Moik. Dem aufmerksamen Volksopern- freund ist bekannt, dass das Ehepaar Dorak-Luftensteiner seit Jahren auch bei Sommerfestivals mitwirkt, etwa in Mörbisch, Kufstein und in den letzten Jahren in Steyr bei Intendant Karl-Mi- chael Ebner. Dort konnten sie, anders als in der Volksoper, z.B. gemeinsam als Josefa Vogelhuber und Zahlkellner Leopold im „Weissen Rössel“ auf der Bühne stehen, Martina Dorak 2018 im Musical „Chicago“ eine umwerfende Velma Kelley geben oder zuletzt heuer Prof. Robert „Bobby“ Herzl, damals sie gemeinsam mit anderen namhaften auch in „Cabaret“ wieder zusammen- Oberspielleiter und Inspizient, der Volksopern-Kollegen letztes Jahr ein arbeiten und abseits der Bühne die Doraks Vielseitigkeit erkannte und neu komponiertes Stück, die Operet- spielfreie Zeit mit ihrem Hund Adele sie gottseidank an „sein“ Haus holte, te „Die Unbekannte“ des ehemaligen privat in Steyr genießen, bevor die bei- wo sie nun seit 1992 wirkt. Ihre erste Volksopern-Posaunisten, Komponis- den anschließend meist noch in ihrem Produktion dort war „Die Zirkusprin- ten und Arrangeur Siegfried Andra- Lieblingsziel, der griechischen Insel zessin“, wo sie auch gleich auf ihren schek auf CD eingespielt. Die gehör- Thassos, Urlaub machen und Kraft für späteren Lebenspartner Luftenstei- ten Ausschnitte geben Hoffnung, dass die neue Volksopern-Saison tanken. ner treffen, und mit ihm gemeinsam das Genre Operette auch nach 2019 singen sollte. Martina Dorak und KS lebt und lebendig bleibt. KS Luften- Martina Dorak und KS Josef Luften- Josef Luftensteiner blicken auf ein steiner erzählte viel über seine enga- steiner sind das, was man ein echtes überaus großes und breites Repertoire gierte anstrengende Arbeit als künst- eingespieltes Traumpaar sowohl im zurück, in über 25 bzw. 30 Jahren sam- lerischer Betriebsrat der Volksoper, Leben als auch auf der Bühne nennt, melten sich unzählige Rollen im Ope- da wurde die Stimmung schon mal die beiden sind Vollblut-Künstler retten-, Musical und auch Opernfach ernster, als es um die einst drohende und Vollprofis, die uns als Publikum an. Unvergessen da etwa Martina Do- Schließung bzw. Umwandlung in ein schon unzählige schöne Abende in raks „My Fair Lady“-Eliza an der Sei- Schwimmbad ging, oder den stetig an- der Volksoper beschert haben und te von Michael Heltau, Valencienne in dauernden Kampf um fehlende Geld- dadurch zurecht auch Publikums- der „Lustigen Witwe“, Cagliari in der mittel für die Aufrechterhaltung des lieblinge. Die Zuhörer konnten einen alten „Wiener Blut“-Produktion oder Produktionsbetriebs in der Volksoper. Einblick in ihr Leben gewinnen und Chirinos in Hans Werner Henze´s mo- Wir hörten aber auch lustige Anekdo- einen launigen kurzweiligen Vormittag derner Oper „Das Wundertheater“; ten und Hoppalas aus dem Bühnenle- erleben. Am Ende wartete auch noch „Luftis“ Leopold im „Weißen Rössl“, ben, beim Leben des Sänger-Ehepaa- eine besondere Überraschung- KS Jo- eine Paraderolle, Frank in der „Fleder- res wurde quasi aus dem Nähkästchen sef Luftensteiner, der von Anfang an maus“, „Figaro“-Barbier oder seine geplaudert- etwa, wenn die fleißige ak- hinter den Volksopernfreunden stand wirkliche Lebensrolle, den Papageno in ribische Text-Lernerin Martina Dorak und den Verein seit Anbeginn nach der „Zauberflöte“, den er inzwischen ihren Ehemann rügen muss, weil er das Möglichkeiten unterstützt, bekam von über 500 mal gesungen hat. ihm empfohlene Motto „lieber 2 Mi- Vizepräsident Gerhard Menhard die nuten schämen als 2 Stunden Text ler- Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft Im Gespräch hörten wir einige Bei- nen“ beherzigt und beim Auftritt dann bei den Volksopernfreunden sowie spiele, die die künstlerische Bandbreite sehr „wort- und text-flexibel“ agiert. eine gläserne Stele mit dem eingravier- der beiden Sänger zur Geltung brach- Neben der Volksoper haben Lufti KS ten VOF-Logo überreicht, worüber er ten, so z.B. Die Fledermaus-Adele, Luftensteiner und Dorak seit den 90er sich sichtbar freudig überrascht und Memories aus „Cats“ oder den bereits Jahren unzählige Konzerttourneen im gerührt zeigte. erwähnten Rössl-Leopold. Auch für Ausland absolviert, traten auf Bällen musikalisches Neuland sind Dorak / Verena C. Ramsl im Rathaus und verschiedensten Kon- Luftensteiner zu gewinnen. So haben

9 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Carmina Burana, Foto: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Vesna Orlic und das Wiener Staatsballett

„Man soll nie aufhören wie ein Kind zu denken“

Den Wunsch Tänzerin zu werden, hat solvierte Vesna Orlic in ihrer Heimat- chische „Ballett-Legende“ lud sie zum sie schon immer gehabt - seit sie den- stadt Belgrad. Danach führte sie ihr Vortanzen nach Wien ein. Bis 2008 ken kann. Einen „Plan B“ hat sie nie künstlerischer Weg für zwei Jahre nach war sie im Ballett der Wiener Staats- gehabt. Der Glaube an sich und die Sarajewo. Irgendwie wollte es aber das oper und Volksoper als Halbsolistin Leidenschaft für das Tanzen führte sie Schicksal, dass Wien ihr Lebensmittel- tätig. Fleiß, Erfahrung und pädagogi- schließlich auch zum Erfolg. Seit 1987 punkt werden sollte. Durch Zufall traf sches Einfühlungsvermögen ebneten ist sie nun schon mit der Volksoper sie in Belgrad ihre spätere Mentorin ihren weiteren Weg als Proben- und verbunden. Ihre Tanzausbildung ab- Susanne Kirnbauer und die österrei- Trainingsleiterin, sowie schließlich ab

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allem aber eine große Leidenschaft, ein „Brennen“ für den Tanz. Vesnas 19-jähriger Sohn hat diese Laufbahn ergriffen und ist ebenso von der Magie der Bühne und des Tanzes ebenso „be- sessen“ wie die Frau Mama. Glaube an den Beruf und Opferbereitschaft gehören zum Beruf, hat man doch im- mer die Angst vor Verletzungsgefahr im Hinterkopf, ebenso wie das Leben nach der Karriere, die in der Regel so um die 40 endet. Krisen, Enttäuschun- gen und Schmerzen gehören zum All- tag eines Tänzers: „Man hat eigentlich immer Schmerzen“, so Vesna Orlic. „Der Leistungsdruck ist immer stärker geworden. Tanzen hat sich zum Hoch- leistungssport entwickelt. Es gibt mehr Konkurrenz als früher. Die Branche ist härter geworden“. Die in den Me- dien kolportierten Vorwürfe von Drill, Demütigung und Gewalt an der Bal- lettakademie habe sie noch nie erlebt. Man müsse im Umgang mit Kindern und Jugendlichen im harten Training

Foto: Elisabeth Bolius sehr achtsam sein, viele sind sehr ver- letzlich und sensibel. Die Grenze zwi- schen Tadeln und persönlicher Belei- dung ist da oft sehr schmal. 2010 als Ballett-Meisterin und Stell- Filmmusik der 30er bis 60er Jahre, vor vertreterin des Ballettdirektors Manuel allem basierend auf Erich Wolfgang Aberglaube und Hoppalas sind auch Legris für künstlerische Belange in der Korngold und Max Steiner, den beiden beim Ballett keine Seltenheit, erklärt Volksoper. österreichischen Komponisten, die zu die Ballettchefin lachend, den -Aber Wegbegleitern des „Sound of Holly- glauben habe sie jedoch mittlerweile Als Choreografin jagte dann bald eine wood“ wurden. „Carmina Burana“ war abgelegt. In ihrer Freizeit ist Vesna Or- Erfolgsproduktion die andere: „Out ein Meilenstein der choreografischen lic vor allem wiederum kreativ. So hat of Tango“, „Tausendundeine Nacht“, Arbeit der charmanten Ballettmeiste- sie damit begonnen, eine Leidenschaft „Tango Amor“. Für die jetzt schon rin. Die Idee, den Chor und Solisten für das Zeichnen, die Malerei und legendäre Produktion „Carmina Bura- darin einzubinden ist bei Publikum, Handarbeit allgemein zu entwickeln. na“ erhielt sie schließlich den Österrei- Presse und Ensemble gleichermaßen Mit wem sie denn gerne zusammenge- chischen Musiktheaterpreis „Goldener gut angekommen und viele Solisten arbeitet hätte? „Natürlich mit Rudolf Schikaneder“. wünschen sich, wieder Ähnliches in Nurejew“, erklärt Orlic nach kurzem „Peter Pan“ war ihr letzter Genie- diese Richtung mit dem Ballett gemein- Nachdenken. Seine Magie und die Zu- streich: „Peter Pan“ war eine große sam auf die Beine zu stellen. sammenarbeit mit ihm müsse einfach Herausforderung für mich. Der Stoff Zur „Routine“ dürfe Tanzen nie wer- fantastisch gewesen sein. Auch hätte ist sehr inspirativ. Ich kannte die Typen den. Als Tänzer müsse man „jedes Mal sie gerne die alte russische Ballett-Tra- im Ballett und hatte meine Vorstellun- versuchen, wieder etwas mehr dazuzu- dition, die Entwicklung des klassischen gen, aber dann bekam ich Angst, weil geben und sich bemühen den Zauber Bolschoi- oder Kirow-Balletts miter- die Musik fehlte. Unser Musik-Experte auf die Bühne zu bringen“. Für den lebt. Gerald C. Stocker hat mir dann gehol- Beruf des Tänzers bzw. der Tänzerin fen, die richtige Filmmusik zu finden. Wir kehren im Gespräch in die Gegen- sind eiserne Disziplin, Talent, Konzen- Es war ein Prozess, der über zwei Jahre wart zurück: Das Ballett in Hamburg trationsfähigkeit und gute körperliche dauerte“. Gemeinsam erarbeiteten sie wird von den Arbeiten John Neumei- Konstitution Voraussetzungen. Vor ein umfangreiches Musikkonzept mit ers geprägt, jenes in Stuttgart ist bis

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eine andere Persönlichkeit und hatte mehr Unterstützung vom Staat, auch eigene Vorstellungen für die Compag- in der medizinischen Betreuung und nie“ erinnert sie sich im Gespräch mit Begleitung der Tänzer und Tänzerin- den Volksopernfreunden. Mit Schläp- nen. Tänzerisch wünsche ich mir, dass fer erwartet sie sich eine interessante sich das Ballett weiterentwickelt“. Ihr Zusammenarbeit. Nicht nur, weil sie Rat an junge Kollegen? „Man darf den eine grundsätzliche Optimistin und Glauben an sich selbst nie verlieren, aus Prinzip nicht rückwärtsgewandt ebenso wenig die Leidenschaft. Man ist. „Er hat Erfahrung als Ballettdi- soll nie aufhören wie ein Kind zu den- rektor und als Choreograph und hat ken!“ Womit wir wiederum bei Peter sehr konkrete Vorstellungen für die Pan und dem Träumen wären… Volksoper“. In die Planung der Ballett- Oliver Thomandl & Michael Koling abende und Programme der kommen- den Saison war der neue Leiter schon wesentlich eingebunden. Details darf Vesna Orlic noch nicht nennen; nur so viel - „es wird ein paar spannende Pro- Zur Person jekte geben“. Vesna Orlic wurde in Belgrad gebo- Peter Pan, Foto: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor Für ihre Tätigkeit als Ballettmeisterin ren. Ihre Ausbildung erfolgte in ihrer und damit in weiterer Folge für die Heimatstadt an der Ballettschule Lujo heute untrennbar mit dem Namen Tänzerinnen und Tänzer hat sie indi- Davico. Ihr erstes Engagement hatte John Cranko verbunden und auch rektes Lob durch die Tatsache erhal- sie am Nationaltheater Sarajewo. 1987 George Balanchine oder Maurice Bé- ten, dass die von der Presse durchaus wurde sie an das Ballett der Volksoper jart haben den von ihnen geleiteten kritisch kommentierten personellen engagiert und 1995 zur Halbsolistin Compagnien ihren unverwechselbaren Maßnahmen Schläpfers die Volksoper ernannt. 2005-2008 war sie Halbso- Stempel aufgedrückt; in Wien fehlten nur am Rande treffen. Was zweifellos listin des Balletts der Wiener Staats- immer diese prägenden Persönlichkei- nicht allein der Tatsache geschuldet ist, oper und Volksoper. 2006 wurde sie ten. Eröffnen wir ein neues Thema: dass das Ballett hier auch stark in Ope- Probenleiter-Assistentin, 2008 Pro- Unsere Gesprächspartnerin sieht das retten und Musicals eingesetzt ist, was ben- und Trainingsleiterin des Balletts differenziert. Beide Systeme hätten auch für die Qualität und Flexibilität der Wiener Staatsoper und Volksoper. ihre Vor- und Nachteile. Eine so do- des Ensembles spricht. Vesna Orlic hat Im Wiener Staatsballett ist sie seit 2010 minierende Person wie die genannten daher auch nicht wirklich überlegt, den Ballettmeisterin und Stellvertreterin würde die Truppe in eine bestimmte Führungswechsel mit einer persönli- des Ballettdirektors für künstlerische Richtung führen. In Wien haben im- chen Neuorientierung zu verbinden. Belange in der Volksoper. mer Choreographen unterschiedlicher Dass sie gleichsam Dienerin zwei- Als Choreographin debütierte sie in Stilrichtungen gearbeitet. Den Tänzern er Herren ist - der Ballettdirektor des choreo.lab 06 mit Buenos Aires Hora werden dadurch auch mannigfaltige Wiener Staatsballettes einerseits und Cero, für choreo.lab 08 kreierte sie Aufgaben gestellt und Entwicklungs- der Volksoperndirektor andererseits Parfum und für choreo.lab 09 Broken möglichkeiten geboten. - bereitet ihr keine Probleme. Sie ver- Wings. 2013 wurde sie in Belgrad mit Eine neue Herausforderung kommt sucht mit beiden gut auszukommen. dem „VIP Poziva“-Preis als erfolg- auf Vesna Orlic ab der kommenden Ihre grundsätzlich positive Lebens- reichste serbische Künstlerin im Aus- Saison zu, wenn Martin Schläpfer die einstellung ist da zweifellos hilfreich. land ausgezeichnet und nahm beim 1. Leitung des Wiener Staatsballettes Und auch die Aussicht, dass nach Österreichischen Musiktheaterpreis übernimmt. Es ist bereits der sieben- dem bevorstehenden Wechsel an der den „Goldenen Schikaneder“ für te Leitungswechsel in ihrer Karriere! Spitze des Ballettes nur eine Saison Carmina Burana entgegen. Peter Pan Einige Gespräche hat sie mit dem ak- später aller Voraussicht nach auch die (2019) war nach der Erfolgsproduktion tuellen Ballettdirektor und Chefcho- Volksoper eine neue Leitung bekom- Carmina Burana (2012), Out of Tan- reographen der Deutschen Oper am men wird, bereitet ihr keine schlaflosen go und Tausendundeine Nacht (beide Rhein schon geführt. Sie hat schon Nächte. 2013) sowie Tango Amor (2014) die eine Reihe von Ballettdirektoren er- erste abendfüllende Kreation von Ves- Ihre Wünsche an das Ballett in der lebt, als Tänzerin ebenso wie als Pro- na Orlic für das Wiener Staatsballett an Zukunft? „Ich wünsche mir vor allem ben- und Trainingsleiterin. „Jeder war der Volksoper.

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schon ein Billet zur Premiere?“ ist von gar schwerwiegender Bedeutung und die Art ihrer Beantwortung eröffnet eine weitgedehnte Perspektive auf die soziale Stellung, den Einfluss, den pe- kuniären Opfermut, die gesellschaftli- che Gewandtheit oder die großstädti- sche Schlauheit Desjenigen, gegen den man die versteckte Spitze dieser heim- tückischen Redensart der Theater-As- sisen richtet. Die Wunden, welche die Schlacht um das Billet zur Strauß‘schen Premiere „Der Zigeunerbaron“ ge- schlagen hat, waren schwerer als ge- wöhnlich und manche hoffnungsvolle Banknote höheren Grades wurde jäh- lings dahingerafft, manche blühende, ehedem von finanzieller Gesundheit Karikatur anlässlich der Uraufführung 1885, Fotos: Archiv / Karikatur anlässlich der Uraufführung 1885, Fotos: Archiv strotzende Brieftasche ward von den Strapazen welk und dünn, krank und siech.“ (Zitat Ende). „Der Zigeunerbaron“ ist eine Operet- te in drei Akten. Das Libretto stammt von Ignaz Schnitzer und basiert auf Der Zigeunerbaron der Novelle „Saffi“ von Mór Jókai. Das Theater an der Wien stand zur Zeit der Uraufführung des „Zigeunerbaron“ unter der künstlerischen Leitung von Persönliche Betrachtungen zur Camillo Walzel. Seine Mitdirektoren waren Alexandrine von Schönerer und Premiere am 29. Februar 2020 an der Franz von Jauner. Walzel schuf auch Wiener Volksoper als Librettist großartiges. Allein für Johann Strauss Sohn verfasste er ge- meinsam mit Richard Genée die Texte Man schreibt Samstag, den 24. Oktober Johann Strauss Sohn unsterblich in zu „Cagliostro in Wien“, „ Der lustige 1885, es ist der Vorabend des 60. Ge- Adele Deutsch, verw. Strauss. Für die- Krieg“ und „Eine Nacht in Venedig“. burtstages von Johann Strauss, Sohn. se Frau gab er sogar seine österreichi- Für die Premiere bot die Direktion für Das kunstinteressierte Wiener Publi- sche Staatsbürgerschaft auf. Sie war es die Besetzung der einzelnen Rollen kum erwartet an diesem Tag mit großer auch, die den Meister zur Komposition das Beste vom Besten auf. Graf Pe- Spannung die Premiere der neuesten einer neuen Operette, zum „Zigeuner- ter Homonay - Josef Josephi, Conte Strauss Operette „Der Zigeunerbaron“ baron“, anregte. Zwei Jahre benötigte Carnero - Carl Adolf Friese, Sándor im Theater an der Wien. Immerhin der damals schon weltberühmte Kom- Barinkay - Karl Streitmann, Kálmán sind seit der letzten Strauss Premiere ponist, den „Zigeunerbaron“ in Noten Zsupán - Alexander Girardi, Arse- „Eine Nacht in Venedig“, die in Ber- zu fassen. Ein Artikel aus „Die Presse“ na - Frau Reisser, Czipra - Frau Hart- lin einen Theaterskandal auslöste, zwei vom Sonntag, dem 25. Oktober 1885, mann, Saffi - Ottilie Collin. Auf dem Jahre vergangen. Auch im Privatleben zeigt uns, wie groß das Interesse an die- Originaltheaterzettel sind noch weitere von Meister Strauss hat sich einiges ser Premiere gewesen ist. 30 Mitwirkende namentlich genannt getan. Er ließ sich von seiner zweiten „Es gibt Leute, die erfahrungsgemäß sowie der Chor und die Komparserie Ehefrau Angelika Dittrich (Lili) schei- bei solchen Anlässen Billette haben (Schiffsknechte, Zigeuner, Zigeune- den, da diese es vorzog mit dem The- und solche, die keine haben. rinnen und Zigeunerkinder, Traban- aterdirektor Franz Steiner gemeinsam Die harmlose, dem Anscheine nach ten, Grenadiere, Tambours, Husaren, durch das weitere Leben zu gehen. mehr der gesellschaftlichen Neugier Marketenderinnen, Pagen, Hofherren, Jedoch kurze Zeit später verliebte sich entspringende Frage: „Haben Sie Hofdamen, Ratsherren, Volk etc.). Ein

13 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Alexander Girardi in der Rolle des Kálmán Zsupán, Fotos: Archiv Alexander Girardi riesen Spektakel ist es gewesen, das der Akte allein, wo Girardi seine Begeg- Zigeunerkinder, Trabanten, Grenadie- Regisseur Franz von Jauner da auf die nung mit dem Feinde in der Bodega re, Tambours und Husaren reduziert. Bühne stellte. Weit über 200 Mitwir- schildert, ist ein Meisterstück allerers- Aber eines ist bei dieser Aufführung kende wurden aufgeboten. Der Erfolg ten Grades. Der Erfolg des gestrigen sehr bemerkenswert. Die Rolle der war gigantisch. Auszug aus einer Kritik ersten Abends war ein voller, ein rau- Saffi wurde einer jungen Sängerin an- aus der Presse vom 25. Oktober 1885: schender. Strauß empfing nach jedem vertraut, die über Brünn, Olmütz und „Die Ausstattung der neuen Operette Aktschlusse - von den Beifallsunter- München nach Wien kam. Ihr bürger- ist glänzend und imposant, die Insze- brechungen während der Szene gar licher Name war Mizzi Jedlitzka. Sie nierung von faszinierender Lebendig- nicht zu sprechen - förmliche Ovatio- machte große Karriere unter ihrem keit und die eigentliche Darstellung voll nen durch allgemeinsten Applaus und Künstlernamen Maria Jeritza. Auch die künstlerischer Sorgfalt und Liebe. Herr durch Lorbeerspenden und aus der Kritiker der damaligen Premiere haben Streitmann spielte den Barinkay mit überreichen Partitur mussten etwa acht schon darauf hingewiesen. Frische und Ausdauer und Frl. Collin Nummern wiederholt werden“. (Zitat Neue Freie Presse vom 24. März 1910 wirkte als Saffi durch schöne Stimme Ende). „(Volksoper.) Im „Zigeunerbaron“, der und diskretes Spiel. Frl. Reißer feierte Erst 25 Jahre später kam es in Wien heute zum ersten Mal in der Volksoper ihr Debüt als Arsena und zeigte hier- zu einer neuerlichen Premiere vom gegeben wurde, finden wir wieder, bei eine sichere Gesangstechnik. Frau „Zigeunerbaron“. Diesmal wurde die was unsere Operettensehnsucht aus- Schäfer stand als Gouvernante Mira- Operette (sie mutierte in der Zwischen- macht, trotz aller Erzeugnisse der un- bella vielleicht etwas zu sehr im Vor- zeit als „komische Oper“) erstmals an mittelbaren Gegenwart. Was könnte dergrund und Herr Friese hätte, wohl der Wiener Volksoper – dem Kaiser es Schöneres geben, als das Gemüt im dem königlichen Kommissär und Chef Jubiläums Stadttheater gezeigt. Regie dreieinigen Feuerstrom der Melodie, der Sittenpolizei etwas mehr Humor führte der Direktor des Theaters, Herr des Rhythmus und des Temperaments, verleihen können. Die Episodenrol- Rainer Simons, selbst. Als Gaststar der das Werk in majestätischer Selbst- le des Grafen Homonay brachte Herr wurde Herr Josef Josephi in der Rolle verständlichkeit durchzieht, gesund zu Josephi mit vieler Verve zur Geltung des Kálmán Zsupán angekündigt. Jener baden! Keine Nummer darin, die nicht und Frl. Hartmann sang die Zigeunerin Josef Josephi der in der Welturauffüh- populär geworden wäre, keine die nicht Czipra, obwohl ihr diese Rolle etwas zu rung unter dem Dirigat von Johann immer wieder zündend einschlagen hoch liegt, mit Geschmack und Talent. Strauss selbst die Rolle des Graf Peter würde. Es ist alles so alt vertraut und Mit dem Schweinezüchter Zsupan hat Homonay spielte. Diesmal wurde das klingt doch so neu! Ein solches Werk sich Girardi wieder einmal eine Rolle Werk von Herrn Kapellmeister Groß- mit der größten Sorgfalt herauszubrin- geschaffen, die durch ihre komische kopf geleitet. Von den 30 namentlich gen ist eine musikalische Ehrenpflicht, Vielseitigkeit und ihre herrliche Na- genannten Mitwirkenden der Premiere deren sich auch die Volksoper bewusst turwahrheit die nachhaltigste Wirkung wurden 15 Akteure ersatzlos gestri- geworden ist. Die Ausführung unter hervorbringt. Die Szene im dritten chen. Auch die Komparserie wurde um der befeuernden Leitung Kapellmeis-

14 Dezember 2019 ters Großkopf hatte respektables Ni- stein ihre Rolle mutiger angehen. Von stellen, um 22:45 Uhr war die Vorstel- veau. Zsupan war ein Gast, Herr Josef den übrigen Darstellern, die sich im lung zu Ende und nach 16 Stunden, um Josephi, ein gemütlicher Komiker, der Spiel samt und sonders an bewährte 01:00 kam ich wieder nach Hause. Die nichts übertrieb und ein wenig zu ma- Operettenvorbilder anlehnten, verdient Inszenierung und das Bühnenbild ha- nierlich war, um glaubwürdig zu sein. der stimmlich vorzügliche Barinkay ben mir damals nicht sehr gefallen. Be- Die Leistungen der Damen Orsbach, des Herrn Pacher besonderes Lob; die geistert war ich von den Mitwirkenden, Drill-Orridge und Kellersperg sowie Leistungen der Damen Salinger, Attler, dem Orchester und dem Dirigenten. der Herren Adler, Mainau, Günther, der Herren Brand und Markowsky An- Weniger begeistert hatte mich damals Makowsky und Forners waren entspre- erkennung. Ein paar nicht mehr zeitge- Rudolf Schock, der stimmlich sehr an- chend. Fräulein Jeritza als Saffi trat aus mäße Längen im ersten Akt könnten geschlagen wirkte. Auch seine schau- dem Rahmen des Ensembles, mit ihrer wegfallen. Die Regie gab eine Reihe spielerische Leistung glich eher einem reinen, leichtgeführten Stimme blen- hübscher gut wirkender Bühnenbilder schwerarbeitenden Straßenarbeiter als dend und verblüffend. Die Chöre wa- und eine vielbejubelte Balletteinlage. einem jungen Gutsbesitzer. ren kräftig und nur allzu lebendig. Die Die Aufnahme des Stückes war über- Dreimal noch wurde „Der Zigeunerba- angekündigte „komische Oper“ wur- aus herzlich“. (Zitat Ende). ron“ in weiterer Folge an der Volksoper de unter fröhlichem Lachen als echte Weitere Neuinszenierungen von „Der neu inszeniert: Operette von Johann Strauß erkannt Zigeunerbaron“ an der Volksoper fan- 16. Oktober 1977 – Regie: Marecek, und vom Publikum freudig begrüßt“. den am 14. Dezember 1934 - Regie: Dirigent: Malek, (Zitat Ende). Karl Lustig-Prean, Dirigent: Walter 07. Februar 1989 – Regie: Herzl, Diri- Nach 10 Jahren kam es abermals in Herbert und am 14. März 1948 Regie: gent: Bibl, der Volksoper (der Zusatz Kaiser Ju- Hubert Marischka, Dirigent: Anton 04. April 1998 - Regie: Alden, Dirigent: biläums Stadttheater wurde bereits Paulik statt. Fisch. entfernt) zu einer neuerlichen Premiere Für 24. Mai 1965 wurde an der „Der Zigeunerbaron ist trotz all seiner der komischen Oper „Der Zigeuner- Volksoper die 5. Premiere vom „Zi- humoristischen Details und der darin baron“. Das Haus stand damals unter geunerbaron“ angekündigt. Unter der zeitweilig auftauchenden heiteren Ele- der Führung von . Regie von Adolf Rott und dem Dirigat mente nicht ganz das, was man bisher In Szene gesetzt wurde das Werk von von Robert Stolz wurden die besten unter einer „Operette“ verstanden hat. Herrn Lustig–Prean, der später eben- Sänger und Darsteller aufgeboten. Die Das Talent Johann Strauß‘ scheint in falls als Direktor die Volksoper leitete. Besetzungsliste ist ein „who is who“ in dieser neuen Arbeit an einem wichti- Dirigent dieser Aufführung war Herr der Operettenszene. Es seien nur Eber- gen Wendepunkt angelangt zu sein: an Dr. Ludwig Kaiser. Als Kritik sehen hard Waechter, Ferry Gruber, Rudolf der Kreuzungsstelle zwischen der Oper wir uns die Arbeiter Zeitung vom 20. Schock, Walter Slezak, Renate Holm, und der Operette. Der Meister hat sich September 1920 an: Hilde Konetzni, Adolf Dallapozza, durch den ungestümen Übermut der „Volksoper. Johann Strauß‘s Operette Hilde Rössel-Majdan und Elisabeth „Fledermaus“, durch die Schalkhaf- „Der Zigeunerbaron“ gelangte in guter Hazy genannt. Diese Premiere habe ich tigkeit des „Spitzentuches der Köni- Neueinstudierung wieder zur Auffüh- selbst miterlebt. Mir ist unter anderem gin“ und der nachfolgenden Werke zu rung - gute, wertvolle Operetten mö- das ewig lange Warten in Erinnerung. den künstlerisch reineren Formen der, gen immerhin auch an Opernbühnen Man musste sich sehr lange vorher auf man möchte fast sagen, seriösen Ope- gespielt werden und man braucht sie der Straße anstellen um an vorderster rette hindurch gerungen, von welcher deshalb gar nicht in „komische Oper“ Stelle dabei zu sein, bis das Theater aus nur ein kurzer Schritt zur Oper zu umzutaufen. Die Palme winkt übrigens geöffnet wurde. Dann musste man im machen übrig bleibt“. (Zitat aus Die allen Komponisten der leichten Muse. Theater ewig warten bis die Kasse ge- Presse 25. Oktober 1885, Theater- und Kapellmeister Kaiser, der musikalische öffnet wurde. Endlich hatte man Kar- Kunstnachrichten.) Leiter der Vorstellung, betonte mit ten und Stehplatz. Nach der Vorstel- Man schreibt Samstag den 29. Febru- Nachdruck das Opernhafte des Stü- lung musste man wieder extrem lange ar 2020. Das kunstinteressierte Wie- ckes durch die Verlegung des Schwer- warten, bis die Künstler zum Bühnen- ner Publikum erwartet an diesem Tag gewichtes auf die gesangliche Seite. türl kamen und Autogramme gaben. mit großer Spannung die Premiere der Und gesungen wurde im Allgemeinen Die Fuchsthallergasse war sogar vom vor 135 Jahren erstmals aufgeführten sehr schön, selbst die Partie des Zsu- Gürtel bis zur Lustkandlgasse polizei- Strauss Operette „Der Zigeunerbaron“ pan brachte Herr Frischler zum Er- lich gesperrt, da wirkliche Menschen- an der Wiener Volksoper. klingen. Frau Ferenczy, eine prächtige massen den Bühneneingang belagerten Gerhard R. Menhard. Saffi, möge sich nur das Ziehen und um ein Autogramm zu erhaschen. Um Forcieren abgewöhnen, Fräulein Her- 09:00 Uhr vormittags begann das An-

15 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Fotos: Archiv Zum 80. Geburtstag Zwei Ehrenmitglieder der Wiener Volksoper feierten ihren 80. Geburtstag. Am 26. August Dagmar Koller und am 24. Oktober KS Mirjana Irosch

Dagmar Koller umso härter arbeitete sie an sich unter „Land des Lächelns“. der Devise - „jetzt erst recht“. Die deutschsprachige Erstaufführung Die in Klagenfurt zur Welt gekomme- 1955 wurde Dagmar Koller als Grup- von „Der Mann von La Mancha“ fand ne Dagmar Koller wollte schon seit pentänzerin an die Volksoper enga- am 4. Jänner 1968 im Theater an der frühester Kindheit zum Theater, zum giert. „Sie ist der erste, der letzte und Wien mit Josef Meinrad in der Titel- Ballett. Mit sechs Jahren kam sie in die der einzige Musicalstar, den Österreich rolle und Blanche Aubry als Aldonza Ballettschule. Mit dreizehn Jahren über- je hervorgebracht hat“, sagte Opern- statt. Dagmar Koller übernahm in der siedelte sie nach Wien, wo sie in einem führer Marcel Prawy, in dessen erster Folge die Partie der Aldonza. Es folg- Lehrlingsheim in Simmering unterge- Wiener Produktion auch die junge ten „Sweet Charity“, „Sorbas“ und bracht wurde und inskribierte an der Koller tanzte: 1956 in „Kiss me, Kate“. ihre Paraderolle der Eliza in „My Fair Akademie für Musik und Darstellende Von Juli bis November 1964 bereis- Lady“, die sie 1971 erstmals in Köln Kunst. Es war für sie eine sehr schwere te sie mit einer Tournee von „Wiener verkörperte. Zeit so ganz allein in Wien. Von den Blut“ die USA und Kanada. Ehe sie 1973 holte sie ihr Mentor Marcel Prawy Studienkollegen wurde sie wegen der 1966 an das Berliner Theater des Wes- für „Carousel“ wieder nach Wien an zu großen Nase gehänselt und von den tens engagiert wurde, gelang ihr 1964 die Volksoper zurück. Von dieser ver- Lehrern für ihre zu dicken Schenkel. in Hamburg der Durchbruch als chi- abschiedete sie sich 1999 mit ihrem Je mehr Schmach sie erfahren musste, nesische Prinzessin Mi in Franz Lehárs ersten Soloprogramm „Lieder meines

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Lebens“, stand allerdings nach einem mische und kulturelle Zentrum und Irosch gastierte u. a. an der Wiener Jahr Pause in der Wiederaufnahme von die zweitgrößte Stadt des Landes. Hier Staatsoper als Rosalinde, am Opern- „Der Mann von La Mancha“ erneut studierte Mirjana Irosch am Konserva- haus Graz, an der Oper Frankfurt, am auf der Bühne. torium. Mit 23 Jahren erhielt sie ihr ers- Opernhaus Zürich, am Theater Basel 1978 war ein wichtiges Jahr für Dag- tes Engagement in Linz. Sie debütierte und am Théâtre de la Monnaie in Brüs- mar Koller. Sie heiratete im Juli 1978 als Mezzosopranistin in der Rolle der sel. Im Sommer 1980 sang sie im Thea- standesamtlich ihren Helmut Zilk. Die Mercedes in „Carmen“. Weitere Ver- ter an der Wien eine „konkurrenzlose“ kirchliche Trauung wurde zwölf Jahre pflichtungen führten sie ans Theater in Hanna Glawari in der Lehár-Operette später klammheimlich in Wien vollzo- Ulm und an das Stadttheater Bern. „Die lustige Witwe“. gen. 1967 wurde Irosch von Direktor Al- Etliche Plattenaufnahmen und vie- 1979 produzierte das Fernsehen der bert Moser an die Wiener Volksoper le Fernsehauftritte machten Mirjana DDR mit ihr „Komm in den Park von engagiert, wo sie im Oktober 1967 Irosch auch außerhalb von Österreich Sanssouci - Dagmar Koller singt Ro- als Judith in Bartóks einaktiger Oper sehr bekannt. bert Stolz“, diese Produktion wurde in „Herzog Blaubarts Burg“ debütierte. Bei mehreren Konzertreisen nach Bel- über 80 Länder verkauft. Ihre erste Premierenrolle an der Wie- gien hatte ich das Vergnügen „Miri“ Sie nahm auch zahlreiche Schallplatten ner Volksoper war im Dezember 1967, Irosch „hautnah“ zu erleben. Gemein- auf. Außerdem drehte die Allrounderin damals noch als Mezzosopran, die Ilka sam mit Peter Minich sang sie 1980 /81 viele Spiel- und Operettenfilme (z.B. in „Háry János“. 1968 übernahm sie und 1987 im Koningin Elisabethzaal „Ringstraßenpalais“, „Das Lächeln an der Volksoper, in deutscher Spra- in Antwerpen ein Konzert unter dem einer Sommernacht“) und wirkte in che, die Angelina in „La Cenerentola“, Titel „Grüße aus Wien“. Als Dirigent vielen Fernsehshows mit – darunter an der Seite ihres späteren Ehemanns war Franz Bauer-Theussl mit von der „Musik mein Leben“ und die Inter- Harald Serafin, mit dem sie 11 Jahre Partie. Es war eine sehr schöne, recht viewserie „Hallo, wie geht’s?“. verheiratet gewesen ist. Aus dieser Ehe unterhaltsame, humorvolle Zeit, die Am 1. September 2019 würdigte die stammt Ihre Tochter Martina Serafin, wir in Belgien erleben durften. Volksoper Dagmar Koller mit einer die ebenfalls als Sopranistin große Er- Ende der 1990er Jahre vollzog sie den „Hommage an Dagmar Koller“. Im folge auf den Opernbühnen der Welt Fachwechsel zurück ins Mezzo-Fach ausverkauften Haus erinnerte sich die feiert. und schließlich übernahm sie erfolg- Jubilarin in einem Gespräch mit Chris- In den 1970er Jahren wurde Mirjana reich komische Partien des Charakter- toph Wagner-Trenkwitz an ihre künst- Irosch zur gefeierten Operetten-Diva fachs bei den Seefestspielen in Mör- lerischen Momente in der Volksoper. an der Wiener Volksoper. In über 50 bisch und im Haus am Währinger Ihr zu Ehren sangen Juliette Khalil, Rollen stand KS Irosch ca.1.500-mal Gürtel. Lisa Habermann, Jeffrey Treganza, auf der Bühne der Volksoper. Unver- Ab 2002 stand Mirjana Irosch u. a. als Axel Herrig und Robert Meyer Lieder gessen ihre Darstellung als Rosalinde Peronella in „Boccaccio“, als Gräfin aus Musicals, in denen Dagmar Koller in der „Fledermaus“ oder als Hanna Palmatica in „Der Bettelstudent“ und gespielt hatte. Außerdem erzählte KS Glawari in der „Lustigen Witwe“. In als Schwester Bertha in „The Sound Josef Luftensteiner sehr humorvoll diesen beiden Partien gastierte Mirja- of Music“ auf der Bühne der Wiener über deren gemeinsame Arbeit in dem na Irosch 1982 mit dem Ensemble der Volksoper. Musical „Der Mann von La Mancha“. Wiener Volksoper in Japan. KS Mirjana Irosch ist seit 52 Jahren an In einem Artikel schrieb „Die Presse“ Aber auch in der Oper feierte Irosch der Volksoper tätig, sie wurde 1981 zur anlässlich des 80. Geburtstages von große Erfolge. Ihre Musette in der Österreichischen Kammersängerin er- Dagmar Koller: „Dass es in diesem Harry Kupfer Inszenierung der „La nannt und ist seit 1992 Ehrenmitglied Land jemanden gibt, der nicht wissen Boheme“ schrieb Theatergeschichte. des Hauses. sollte, wer Dagmar Koller ist, darf man Die Premiere fand am 8. Juni 1984 Beiden Künstlerinnen möchten wir getrost ausschließen.“ statt. Nach der überaus erfolgreichen anlässlich des 80. Geburtstages die al- Vorstellung ging es zur Premierenfei- lerherzlichsten Glückwünsche ausspre- KS Mirjana Irosch er ins legendäre Restaurant „Falstaff“ chen. Für die weitere Zukunft noch Am 24. Oktober 2019 jährt sich zum gegenüber der Volksoper. Ich kann viel Erfolg, Gesundheit und Lebens- 80. Mal der Geburtstag von KS Mirja- mich noch sehr gut an eine absolut freude. Diese Wünsche verbinden wir na Irosch. gelöste und erleichterte „Miri“ Irosch mit einem aufrichtigen Danke für die Mirjana Irosch erblickte in Zagreb erinnern, als sie mit ihrer 13-jährigen vielen wunderbaren Stunden, die sie (Königreich Jugoslawien) das Licht Tochter Martina das Lokal betrat und uns beschert haben. der Welt. In der Zeit des Königreichs sie mit tosendem Beifall empfangen Gerhard R. Menhard Jugoslawien war Zagreb das ökono- wurde.

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Wenn traditionell rund um Weihnach- ten und dem Jahreswechsel „Hän- sel und Gretel“ am Spielplan der Volksoper steht, erfreuen sich die zahlreich gekommenen Kinder Jahr für Jahr an den realistischen Bildern auf der Bühne und der zum mitsingen lockenden Musik. Und wie ihre beglei- tenden Eltern, die wiederum mit ihren Eltern diese Oper schon im Kindesal- ter erlebt haben, zittern sie um das Ge- schwisterpaar, staunen über die durch den Zuschauerraum fliegende Hexe und freuen sich über das gute Ende. Weit über 200 Aufführungen hat die- se Inszenierung seit ihrer Premiere vor 35 Jahren erlebt, Karl Dönch als Re- gisseur und nicht nur damalige Knus- perhexe ist uns älteren Besuchern aber bis heute unvergessen geblieben. Vor 25 Jahren ist Kammersänger Professor Hofrat Karl Dönch, der bisher längst- amtierende Volksoperndirektor (erst Robert Meyer wird, wenn er aus seiner Funktion ausscheiden wird, länger in Amt und Würden gewesen sein) ver- storben. Geboren wurde der Sänger, Schauspie- ler, Regisseur und Operndirektor am 8. Jänner 1915 in Hagen in Westfalen und debutierte nach einem Studium am Dresdner Konservatorium bereits 1936 als Dr.Bartolo in Rossinis „Bar- bier von Sevilla“, eine Rolle, die er Fotos: Archiv später oftmals auch in Wien - an der Staatsoper wie in der Volksoper - ver- körpern sollte. Und bereits ein Jahr nach seinem Debut auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, war er in jener Rolle zu hören, mit der er wie Beckmesser und kaum ein anderer Kollege identifiziert und mit der er weltberühmt wurde - der Beckmesser in „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner. Knusperhexe Bei den Bregenzer Festspielen wirkte er ebenso mit wie bei den Salzburger Festspielen oder in Mörbisch, jahr- zehntelang gehörte er dem Ensemble Vor 25 Jahren starb Karl Dönch der Wiener Staatsoper an und sang durch mehrere Saisonen hindurch an der Met.

18 Dezember 2019

Aber weniger dem Sänger als vor allem ten für kleinere Häuser komponier- dem Volksoperndirektor Karl Dönch te Opern, Abwendung vom Musical solle diese Erinnerung gewidmet sein. (eine Entscheidung, die Marcel Prawy als persönlich gegen ihn gerichtet be- An der Volksoper war der spätere Di- trachtete), aber auch zeitgenössische rektor schon aktiv, als das Haus in der Werke. Unverzichtbar war für ihn, Nachkriegszeit eines der beiden Aus- dass grundsätzlich in deutscher Spra- weichquartiere der Staatsoper gewesen che gesungen wurde. Einen weiteren ist. Im Archiv der Staatsoper ist der Aspekt beschreibt Angelika Kozak in 16. März 1948 als sein erster Auftritt ihrer Diplomarbeit: „Gleich zu Beginn im Haus am Gürtel verzeichnet - der seiner Amtszeit kündigte Dönch an, Conte Carnero im „Zigeunerbaron“ das Repertoire drastisch auf 35 Werke (der Besetzungszettel dieser Auffüh- zu reduzieren. Ein großer Teil wurde rung nennt unter anderem auch Esther gleich 1973 entfernt, die verbleibenden Réthy, Rosette Anday oder Alfred Jer- Werke versprach Dönch rundum zu ger). Diesem Hausdebut sollten zahl- erneuern und somit qualitativ auf dem reiche weitere Auftritte und Rollen Höchststand zu halten. In Dönchs folgen, die den gebürtigen Deutschen Amtszeit fiel auch die Einführung des neben Opernrollen auch als perfek- so genannten Blocksystems, bei dem in ten Sänger in wienerischen Operetten bestimmten Zeiträumen nur eine be- zeigten und die ihn durch lange Jahre grenzte Zahl von Werken zur Auffüh- begleiten sollten. Auch die erste Knus- beendet, der Volksoper blieb er aber rung kommt“. perhexe auf dieser Bühne fällt in das als Sänger weiterhin erhalten und ab Jahr 1948. Diese auf den ersten Blick kulturpo- und zu führte er auch Regie. Seine In- litisch wenig visionär wirkende Philo- szenierung von „Hänsel und Gretel“, sophie hinderte Dönch aber in keiner Premiere war am 1. Dezember 1985, Direktor 1973 bis 1987 Weise, die Volksoper auch deutlich steht bis heute am Spielplan. Als Nachfolger von Albert Moser soll- jenseits von Ring und Gürtel zu prä- Als sich am 13. Dezember 1986 der te Karl Dönch zunächst lediglich Vize- sentieren. Gastspiele führten nach Ja- Vorhang zur Premiere von „Fra Diavo- direktor der Volksoper werden, stand pan, die Vereinigten Staaten und nach lo“ hob, standen der aktuelle und der doch 1973 wieder einmal eine Fusio- Moskau, aber auch in die Bundeslän- designierte Direktor gemeinsam auf nierung von Staatsoper und Volksoper der. Für Neuinszenierungen konnte der Bühne - Karl Dönch als Giacomo zur Diskussion. Aber stillschweigend er unter anderem Harry Kupfer und und Eberhard Waechter als Beppo. ließ Robert Jungbluth, der als damals Johannes Schaaf gewinnen. Und auch für die Bundestheater zuständige Mi- bei der Gestaltung des Spielplanes Die künstlerischen Erfolge von Karl nister für die Zusammenlegung war, blickte er über den legendären Teller- Dönch wurden durch zahlreiche Aus- diese Lösung wieder einschlafen. Dem rand. Marcel Rubins „Kleider machen zeichnungen auch von offizieller Seite im Einvernehmen mit der Belegschaft Leute“ gelangte hier ebenso zur Ur- gewürdigt - schon 1955 erhielt er den für die Übergangszeit als „stellvereten- aufführung wie Alfons Wolperts „Der Titel Kammersänger, zum Professor der Direktor“ bestellten Sänger wurde eingebildete Kranke“, Georg Friedrich wurde er 1973 und zum Hofrat 1977 per Dienstanweisung die alleinige Ver- Händels „Giustino“ kam zu seiner ös- ernannt, eine Reihe von Orden wur- antwortung für Programm, Premieren terreichischen Erstaufführung (und den ihm von der Stadt Wien wie von und Engagements übertragen. Die Di- das Publikum erlebte in der Volksoper der Republik Österreich verliehen, er rektionszeit von Karla Dönch dauerte mit Jochen Kowalski erstmals einen ist Ehrenmitglied der Staatsoper (seit schließlich von 1973 bis 1987, also 13 Countertenor), ein revueartiges Pas- 1975) und der Volksoper (1984). Saisonen. ticcio würdigte die britischen Operet- Karl Dönch starb am 16. September Für „sein Haus“ hatte der neue Di- tenkönige William Gilbert und Arthur 1994. Begraben ist er in einem Ehren- rektor sehr konkrete Vorstellungen im Sullivan. Das sind nur einige wenige grab am Wiener Zentralfriedhof. Hinblick auf das Repertoire und die Beispiele; ein Mehr würde den Rah- Positionierung des Hauses - Pflege der men sprengen. Mit dem Antritt sei- Michael Koling Operette, schwerpunktmäßig Volks- ner Funktion als Direktor hatte Karl und Spieloper bzw. vom Komponis- Dönch seine internationale Karriere

19 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Karl Terkal, Foto: Archiv Karl Terkal, Hans Duhan, Foto: Archiv Wilhelm Kienzl, Fotos: Archiv

Sternensplitter von heute, gestern und vorgestern ...

Eine Kolumne, in der Erinnerungen, Anekdoten und Interes- santes nicht nur aus unserem geliebten Haus zu lesen ist.

Heute möchte ich zu Beginn an einen An deutschsingenden Tenorstim- auch schon die soldatische Ausbildung, Publikumsliebling unserer Volksoper men interessierte Leute hatten in den die zur Folge hatte, dass er in Grie- erinnern: 1950er Jahren die Namen Peter An- chenland verwundet wurde; auch den Am 12. August dieses Jahres hätte ders und Rudolf Schock im Kopf, aber Status eines Kriegsgefangenen konnte Karl Terkal seinen 100. Geburtstag auch die Österreicher Karl Friedrich er seiner Biografie noch hinzufügen. gefeiert, ein Anlass, ihn nicht ganz in und Karl Terkal. Gemeinsam war allen, Schließlich wurde er Haustischler in Vergessenheit geraten zu lassen. Wie dass diese Sänger neben der Oper auch der Wiener Musikakademie (heute Mu- viele Sänger seiner Zeit hatte auch Ter- die damals noch recht beliebte Operet- sikuniversität) und war damit seinem kal zunächst einen bürgerlichen Beruf te bedienten. Ziel eventuell professionell zu singen ausgeübt, in seinem Falle war es der Noch im Kindesalter versuchte er sein schon etwas näher gekommen, denn Beruf des Tischlers, beziehungsweise Glück als Straßensänger, dann kam die beim Aufbau der Kulissen konnte er Kunsttischlers. Handwerkerausbildung und bald folgte hören, auf welchem Niveau man sin-

20 Dezember 2019

erblickte: Wilhelm Kienzl schrieb seine Oper „Das Testament“, die am 6. De- zember 1916 ihre Uraufführung hatte. Worum geht es im „Testament“? Im Mittelpunkt der Handlung (nach einer Vorlage von Peter Rosegger) steht der angesehene, betagte Wirt und Bür- germeister des Ortes, Stefan Holzer. Seine Beliebtheit verdankt der ledig Gebliebene der Tatsache, dass er sein Vermögen seinen Freunden verspro- chen hat. Um ihm die Scheinheiligkeit der Bevölkerung vor Augen zu füh- ren, überreden ihn zwei Schlitzohren zu einer Wette: Er soll alle enterben, zum Schein Selbstmord begehen, um dann die Reaktionen seiner Zeitgenos- , Fotos: Archiv sen auf die Testamentseröffnung von einem Versteck aus mitzuverfolgen. Kienzls „Testament“ ähnelt von der Handlung her also frappant Puccinis gen können muss. Aber er bemerkte nalsprache gesungen wurde, und diese „Gianni Schicchi“. Eine Tatsache, die auch, dass, wenn er sich verglich, weit Umstellung war Terkals Sache nicht. auch den Komponisten selbst sehr irri- weniger Begabte ihre ersten Bühnen- In der Folgezeit war er vor allem in tierte, um nicht zu sagen ärgerte. schritte unternahmen. Comprimario-Partien zu hören, übri- Die Oper wurde in Wien zuletzt 1927 Der Sängernachwuchs wurde dort gens auch in Bayreuth. gegeben, und erst wieder 2007 anläss- von Kammersänger Hans Duhan un- Besonderen Erfolg hatte er als Operet- lich des 150. Geburtstages des Kom- terrichtet und Theaterschreiner Terkal ten-Bonvivant, wo er sich wohlfühlte; ponisten am Landestheater Linz auf- hatte die Chuzpe diesen darauf anzu- an der Volksoper war er ein erstran- geführt. sprechen, dass das zu Gehör gebrach- giger Publikumsliebling, aber er sang te einige Mängel aufweist. Von Duhan auch noch mit 72 an der Staatsoper den Zum Abschluss noch etwas Humor- wurde er umgehend zum Vorsingen Wirt im »Rosenkavalier«. Als er anläss- volles, das aber keine Erfindung sein aufgefordert; woraus sich ergab, dass lich seines 70. Geburtstages ein Inter- soll: er vom Tischler zum Gesangseleven view gab, sagte er: Eine Operndiva, die dafür bekannt avancierte. »Ich habe das hohe C noch, nur brau- war, dass sie ihre Kollegen gern „an Wie einige vor ihm auch, holte er sich che ich es nicht mehr!« Auch Jahre spä- die Wand“ spielte, wollte einen Kolle- an der Grazer Oper Bühnenerfahrung ter soll diese Stimme noch völlig intakt gen für eine Tournee gewinnen. Man und erarbeitete sich ein vielfältiges Re- gewesen sein. werde ein richtiges Ensemble bilden, pertoire. Schon 1951 erschien er dann Wir werden ihn für immer in Erinne- versicherte sie ihm, in der jedes Mit- an der Wiener Staatsoper wo er den rung behalten. glied heute eine große Partie und mor- Don Ottavio in »Don Giovanni« und gen eine Kleinpartie übernehmen solle. Professor und Kammersänger Hans den Kalaf in »Turandot« sang, was ja „Ich selbst singe an einem Abend die Duhan war, wie wir heute zu sagen keine Nebenrollen sind. Der plötzliche Lady Macbeth und bei der nächsten pflegen, ein Multitalent. Er war nicht Tod von , der ihn för- Vorstellung trage ich nur ein Silber- nur ein beispielgebender Sänger und derte, bedeutete für Karl Terkal eine tablett.“ Darsteller, sondern auch Komponist. Zäsur. Der Sänger hörte sich das skeptisch So schrieb er das Singspiel „Mozart“, Herbert von Karajan tauchte an der an und meinte: „Das Tablett kenne (zwei Akte und ein Nachspiel) das an Wiener Staatsoper auf und verrückte ich schon. Da liegt dann bestimmt der der Volksoper am 2. Juni 1923 seine einige bisher geltende Maßstäbe - er Kopf des Jochanaan drauf.“ Uraufführung erlebte. Übrigens ein brachte den Duft der großen weiten einmaliges Beispiel dafür, wie sich ein Erich Ruthner Welt an das Haus. Etwa Mitte der Sänger seine Partie selbst komponierte. 1960er Jahre wurde an der Wiener Ich fand noch eine weitere Rarität, die Staatsoper obligatorisch, dass in Origi- an der Volksoper das Licht der Bühne

21 Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

ber wurden die Umbauarbeiten fertig. An der Stelle des heutigen eleganten Restaurants befand sich jahrelang ein Café. Den gegenüberliegenden Fisch- Stand mit Imbiss gibt es seit vierein- halb Jahren, erzählt mir Service-Chef Nico, der gemeinsam mit seinen Brü- dern Omer und Adem die Geschicke dieser wunderbaren kulinarischen Insel leitet. Nach nur drei Monaten Umbau- arbeiten entstand ein elegantes Wohl- fühl-Ambiente mit vielen runden Spie- geln, modernem behaglichen Interieur und einer schicken kleinen Bar. Die stets frische Ware beziehen Omer und Adem aus dem kroatischen Zadar, aber auch aus Holland, Frankreich und Nor- wegen. Seit über 30 Jahren ist der char-

Foto: Oliver Thomandl mante Service-Chef Nico, der auch selbst natürlich manchmal in der Küche steht, nun schon in Wien. Die Adres- sen seines Wirkens können sich sehen lassen: vom AnDo in Ottakring, über das Casino Baden, bis zum Plachutta und dem Hilton reichen die berufli- Sir Falstaff chen Stationen. Rund sechs Personen insgesamt – drei Köche und drei Ser- vice-Kräfte - kümmern sich abwech- selnd um das Wohl der Gäste. Küche unterwegs: gibt es außer an Sonn- und Feiertagen durchgängig bis 22:00 Uhr. Also ideal für ein spätes Mittagessen oder einen Imbiss mit einem guten Gläschen Wein Diesmal „Atlantis Fisch“ am vor einem Volksopern-Besuch. Rund 26 Gäste finden im gemütlichen - Res Kutschkermarkt - ein sagenhaftes taurant Platz, draußen vis à vis befindet sich ein kuschelig netter beheizbarer Fisch-Abenteuer Imbiss-Anbau, der acht Personen Platz für die kulinarischen Genüsse gibt. Bis zu 70 Personen können in der schönen Jahreszeit im Freien den Köstlichkeiten aus dem Reiche Neptuns huldigen. Bei Atlantis, der ewige Mythos der sa- Gewiss ist jedoch die Existenz eines unserem ersten Besuch delektierten genhaften, tragisch untergegangenen sagenhaften Fisch-Lokals mit dazu- wir uns an herrlichen Vorspeisen wie Hochkultur, fasziniert seit Jahrhun- gehörigem Markt-Stand am beliebten Gebratenen Jakobsmuscheln mit Avo- derten die Menschen wie kaum ein an- Kutschermarkt namens „Atlantis“ in cadocreme und wunderbar pikanten derer. Fast überall wurde bereits nach Währing – nur einen Steinwurf von Chili-Garnelen mit einer fantastisch Relikten des von Platon beschriebenen der Volksoper entfernt. Durch einen würzigen, aber nicht zu scharfen Sau- Inselreichs gefahndet: ob im Bermuda- Tipp ließen wir uns auf dieses (Fisch-) ce, Thunfischsteak mit Trüffel-Püree Dreieck, im Schwarzen Meer oder im Abenteuer ein und wurden dafür auch und der Atlantis-Grillteller mit Wolfs- tibetischen Hochland. Doch ob Atlan- reichlich belohnt. Das Ecklokal im barsch, Lachs und Zander mit Man- tis jemals existierte, ist mehr als unge- Schatten der Gertrudkirche gibt es gold waren von herausragender Quali- wiss. schon vier Jahre, erst heuer im Septem- tät und geschmacklich auf dem Punkt.

22 Dezember 2019

Tomate und Weisswein, aber auch im Ofen gschmort mit Kartoffeln, Gemü- se oder – als besondere Spezialität des Hauses – in der Salzkruste! Der „Suppenkaspar“ kommt mit der wechselnden Tages-Suppe oder mit einer köstlichen Fischsuppe ebenso auf seine Rechnung wie die Naschkat- ze: Als Nachtisch munden neben dem Foto: Restaurant Atlantis Fisch Foto: Oliver Thomandl täglichen Spezial-Dessert das bereits Ein himmlisches Tiramisu wie es in Tartar nach Art des Hauses, Octopus- erwähnte Tiramisu ebenso verboten Italien nicht besser sein könnte, sowie Salat mit Kirschtomaten und Rucola, gut wie Panna Cotta oder Orangen- ein göttliches Mandel-Parfait rundeten Buratta mit karamelisierten Feigen. Ingwer-Parfait. Der liebenswürdige den „kleinen Imbiss“ ab. Als Beglei- Soll man beim nächsten Besuch zu den Service-Chef Nico kredenzt mir noch tung wählten wir einen Zweigelt Rosé Calamari Fritti greifen, zur Bruschetta einen Cuvée und schwärmt bereits von „La Belle Montagne“ vom Bründlmay- mit Thunfisch und Lachs, zu Miesmu- seinen Lieblingsgerichten, die es zu er sowie einen Sauvignon Blanc vom scheln in Weißwein-Sud oder Vongole Weihnachten geben wird: Wildfang- Weingut Strauss aus der Steiermark. Veraci, oder doch zu Sushi-Thunfisch Branzino in der Salzkruste mit Trüf- Die Weinkarte lässt sich sehen: Zahl- gebraten mit Meeresalgen und Wasa- felpüree, Gratinierte Jakobsmuscheln, reiche namhafte Winzer gibt es da auch bi? Pasta-Fans finden hier ebenso ein sowie ein Garnelen-Trüffelragout… glasweise: bei den Weißen schlägt das El Dorado der Genüsse: Linguini, Fet- Noch schnell einen Petersfisch für den Herz bei Gewächsen von Anton Bauer, tucini oder Spaghetti kann man mit Weihnachtsabend vorbestellt und dann Zahel, Sabathi, Polzer, Strauss, Tscher- Schwarzem Trüffel, Vongole Veraci, ab in die Volksoper zum „Fliegenden monegg, Nigl, Tement, Jurtschitsch Juliengemüse, Miesmuscheln, Weiß- Holländer“, der zur endlosen Suche oder Jamek höher. Bei den Roten gibt wein, Kirschtomaten und allerlei Mee- auf den Meeren verdammt ist… es einen hervorragenden Cuvée und resfrüchten wie Garnelen, Jakobsmu- Lange suchen brauche ich aber nicht Zweigelt Rubin vom Grassl aus Gött- scheln, Calamari, Vongole, Gemüsen mehr, denn ich habe auf jeden Fall lesbrunn offen. Die Burgenländer Um- oder einfach nur Aglio e Oglio kom- „mein“ Atlantis gefunden – am athum, Igler und Kerschbaum domi- binieren. Die herzhaft cremigen Risotti Kutschkermarkt mitten in Wien, wo nieren bei den roten Flaschenweinen: sind ebenso eine Klasse für sich: diese Währing noch einen Hauch der „guten Ferner erfreuen Chablis, Pinot Grigio kann man mit Trüffel, Garnelen, Mee- alten Zeit“ versprüht… oder Spanier wie Rioja Reserve oder resfrüchten, Gemüse oder „Nero“ mit Oliver Thomandl ein Verdejo aus Kastillien den vinophi- Tintenfisch und Jakobsmuschel bestel- len Gaumen. len. Die Mittagsmenüs wechseln täglich. Auf dem Grill warten unter anderem Auch Fleischtiger kommen im „At- Octopus, Calamari, diverse Garnelen, lantis“ mit Lammkoteletts und Roast- Jakobsmuscheln, Thunfisch, Seeteufel, beef mit Beilagen nach Wahl durchaus Zander, Goldbrasse und Wolfsbarsch- auf ihre Rechnung. Sollen es vor dem filet auf den hungrigen Gast. Absolut ATLANTIS Fisch Volksopern-Besuch etwa Austern sein? zu empfehlen ist die Atlantis-Grillplat- Kutschkermarkt - Gertrudplatz 3 und Man hat die Wahl zwischen Fine de te für zwei Personen sowie die Meeres- Stand 4A, 1180 Wien Claire und Gillardeau. Oder doch etwa früchte-Platte DeLuxe. Aus der Vitrine der Antipasti-Teller nach Art des Hau- kann der „Fisch-Aficionado“ aus diver- www.atlantisfisch.at ses? Dieser lässt einfach keine Wünsche sen Meeresbewohnern aus Aquakultur Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-22 (Sonn- offen! Schon bei den kalten und war- und Wildfang auswählen: da tummeln tag und Feiertag geschlossen) men Vorspeisen hat man die Qual der sich auf Eis Fischlein wie etwa Gold- Wahl. Diese köstlichen Kompositionen brasse und Wolfsbarsch, Seezunge, Tel.: 0660 4353232, sind einfach der Knüller: diverse Tar- Zahnbrasse, Steinbutt, Goldbrasse, E-Mail: [email protected] tare von Thunfisch, Lachs und Wolfs- St.Petersfisch, Drachenkopf, Seeteufel barsch mit oder ohne Avocado und und Knurrhahn. Die Zubereitungsart Meeresalgen, Thunfisch-Carpaccio mit kann er ebenso beliebig wählen: entwe- Trüffelöl und Parmesan, Lachs-Tartar der klassisch nur mit Zitrone und Oli- mit Orangen-Senfsauce, Wolfsbarsch- venöl, oder „Brodetto“ mit Zwiebeln,

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