Dr. Reiner Bernstein Tel. 089/34 01 95 20 Viktor-Scheffel-Str. 5 Fax 089/34 01 95 21 D – 80803 München Mobile 0173/39 22 852/4 [email protected]

München, 01. Juni 2014

Die Vollendung des Neo-Zionismus oder als Nationalstaat des jüdischen Volkes

„Ich bin mit diesem Land verbunden. Mein ältester Sohn und Enkel leben hier, aber ich kann mich selbst nicht als Zionist bezeichnen. Nicht weil ich mich Israel entfremdet habe, sondern weil der Zionismus von der äußersten Rechten eingenommen und sogar gekidnappt worden ist.“ (Saul Friedlaender 2014)

Der 29. April 2014, bis zu dem nach den Vorstellungen John Kerrys eine Rahmenvereinbarung zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde abgeschlossen werden sollte, verstrich fast unbemerkt – worüber in Israel der „extreme rechte Flügel … sehr glücklich“ gewesen sei (Coren/Starkman 2014) –, als die Regierung in mit einer dezidierten Agenda aufwartete: mit der Forderung nach Anerkennung Israels als jüdischen Staat beziehungsweise als Nationalstaat des jüdischen Volkes. Mit diesem Verlangen will die israelische Politik die Annexion großer Teile der Zone C mit reichlich 61 Prozent einschließlich des Jordantals vorbereiten. In geradezu klassischem Gleichschritt bezeichnete Wirtschaftsminister Naftali Bennett den von ihm so bezeichneten Friedensprozess als „Selbstmord“ – trotz seiner ins Auge springenden Ergebnislosigkeit.

Mein Bericht geht auf den Aufenthalt meiner Frau Judith und mir in Israel und in den palästinensischen Gebieten 1 im April/Mai 2014 zurück. Er beschäftigt sich, ergänzt

1 Ich vermeide nach wie vor den Begriff „Palästina“, weil er eine staatspolitische Ebenbürtigkeit mit Israel unterstellt. Als einen Beleg für die Verletzung der Menschenwürde palästinensischer Reisender über die Allenby Bridge nach Jordanien empfehle ich die Dokumentation von Raed Al Helou „Gute Reise“ (Arabisch/Englisch mit deutschen Untertiteln, 2014), die von der „Rosa-Luxemburg-Stiftung“ gefördert wurde. Der Einsatz des 2 hin und wieder durch einen Blick in die einschlägige Literatur, vor allem mit der Kontinuität im politischen Denken Benjamin Netanjahus und seiner politisch- ideologischen Weggefährten, die die israelischen Reportagen und Kommentaren jener Wochen beherrscht hat. Gegenüber dem heftigen Streit um eine Bestätigung Israels als jüdischen Staat sind Debatten um eine „deutsche Leitkultur“ ohne dogmatische Schärfen geblieben. Verschiedentliche Rufe nach einem „christlichen Menschenbild“ lösten in der Öffentlichkeit keine nachhaltige Resonanz aus. Es ging und geht um Prägungen und nicht um Indoktrination.

I. Benjamin Netanjahus „Nationales Grundgesetz“

„Es war ein Traum von äußerster Perfektion: Der Tag werde kommen, an dem sich das gesamte jüdische Volk, die gesamte Gemeinschaft Israel[s] in einem ungeteilten Land Israel wieder versammelt (und) dort ihr Leben gemäß der Thora in all ihren Aspekten neu gestaltet. Das jüdische Volk werde sich vollständig von seiner Unterdrückung durch die großen Mächte befreien“ (Aviezer Ravitzky 1993).

Bei einer Veranstaltung in hat Netanjahu Anfang Mai 2014 ein „Nationales Grundgesetz“ angekündigt, dass Israel als „der Nationalstaat des jüdischen Volkes“ verankert werden solle. Schon früher wollte der heutige Ministerpräsident das Land Israel und vor allem Judäa als die Heimat des jüdischen Volkes gewürdigt sehen (Netanjahu 1993). Dieses Bestreben als Vorbedingung zur Aufnahme ernsthafter Verhandlungen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde wurde von ihm erstmals 2010 vorgetragen (Bernstein 2010; Bernstein 2013). In Tel Aviv fügte Netanjahu beruhigend hinzu, dass „Israel immer die volle Gleichheit der Menschen- und Bürgerrechte für alle Bürger des Staates Israel achten (wird), für Juden und Nichtjuden in einem jüdischen und demokratischen Staat. Deshalb werden in Israel individuell die Rechte eines Bürgers sichergestellt sein.“ Aus Netanjahus „zweiter Staatsräson“ neben den nationalen Sicherheitsansprüchen (Bernstein 2012) lassen sich zumindest fünf Interpretationen ableiten:

Wortes „Palästina“ ist m.E. erst durch die internationale Anerkennung eines Staates Palästina und die Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen gerechtfertigt.

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1. Das „enthusiastische“ Bekenntnis der Europäischen Union zur Zwei-Staaten- Lösung auf der Basis der Waffenstillstandslinien vor dem Junikrieg 1967 ist trotz insistierender Wiederholung (Standley 2013) keine politische Option mehr. Gleichwohl hielten – wie zuletzt noch einmal am 07. Mai 2014 – Barack Obamas Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice und fünf Tage später der Europäische Rat an der Teilung Palästinas fest, wobei immerhin auffällig war, dass der Rat entgegen früheren Verlautbarungen vorsichtig formulierte: „remains convinced“ und „the best way“ (Ravid 2014.1; Council 2014). Einst schrieb Netanjahu, dass „jedes westliche Bündnis mit einem befreundeten arabischen Regime von Grund auf ein Bündnis zwischen Einzelpersonen, nicht zwischen Völkern“ sei (Netanjahu 1993). Was Israel angeht, sollte für die internationale Diplomatie künftig die umgekehrte Regel gelten.

Bennett hat einen „Stabilitätsplan“ ins Spiel gebracht: vollständige Bewegungsfreiheit für die Palästinenser in den Zonen A und B sowie Abbau der „Trennungsmauern“, der den Weg für die förmliche Annexion der Zone C freimachen solle (Bennett 2014.1; Bennett 2014.2; ähnlich schon Netanjahu 1993). Die frühe Ikone des Annexionismus Geula Cohen zeigte sich überzeugt, dass die Palästinenser schlussendlich der Autonomie zustimmen würden (Cohen 2013), während für Wohnungsbauminister Uri Ariel die Staatsbürgerschaft in Frage kommt, wenn die Palästinenser die hebräische Sprache beherrschen und sich mit dem Staat Israel solidarisch zeigen (Ariel 2013). Auch jene Anweisung der Regierung lässt sich dazu rechnen, die Palästinenser daran zu hindern, die Siedler von ihrem Grund und Boden zu entfernen, auch wenn ein entsprechendes Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofs ergangen ist (Levinson 2014.3).

Vor drei Jahren soll Shimon Peres einer Grundsatzvereinbarung mit Machmud Abbas nahe gewesen sein, wonach der palästinensische Präsident „im Namen des palästinensischen Volkes“ und Netanjahu „im Namen des jüdischen Volkes“ einen Friedensvertrag unterschreiben solle. Dieser Vorschlag sei von Netanjahu strikt zurückgewiesen worden (Verter 2014.2). Nach Einschätzung eines ranghohen US- Diplomaten wird Netanjahu „ keine Geste oder irgendeinen positiven Kommentar der anderen Seite akzeptieren“ (Barnea 2014) – obwohl für Sonderbotschafter Martin Indyk Israelis und Palästinenser „physisch verflochten und psychologisch 4 getrennt“ auf engstem Raum leben und die zentralen Probleme „Land, Flüchtlinge, Jerusalem“ Teil ihrer Identität sind (Indyk 2014).

Auf dem XIV. Zionistenkongress 1925 in Wien hatte der Chefredakteur der in Berlin erscheinenden „Jüdischen Rundschau“ Robert Weltsch (1891 – 1982) ausgeführt:

„Palästina wird stets von zwei Völkern bewohnt sein, von Juden und Arabern. Welcher von den beiden Teilen 51 Prozent und welcher 49 Prozent bildet, ist prinzipiell irrelevant. Denn auf keinen Fall ist eine Entwicklung des Landes möglich, wenn eines der beiden Völker die Rechte der Majorität im Sinne einer Herrschaftsstellung geltend macht. Die Zukunft Palästinas, seine friedliche Entwicklung und Wohlfahrt kann nur dadurch gesichert werden, dass es ein politisches System erhält, in welchem beide Völker gleichberechtigt nebeneinander leben, verbunden durch die natürlichen Bande des Verkehrs, der Wirtschaft und der kulturellen Beziehungen.“

Der „nationale Humanismus“ des ebenfalls aus Prag gebürtigen Literaten und Freund Franz Kafkas Max Brod (1884 – 1968) war in Israel anlässlich seines 130. Geburtstages kaum der öffentlichen Erinnerung wert (Chomsky 2014).

Im Nationalstaat des jüdischen Volkes stehen „Nichtjuden“ individuelle, aber keine kollektiven Rechte zu. Der Status der arabischen Staatsbürger als „second-class citizens“ wäre endgültig festgeschrieben. „Ein demokratischer Nationalstaat ist tatsächlich ein Staat der Mehrheitsbevölkerung in dem Sinne, dass er ihre nationale Unabhängigkeit verkörpert und ihrer nationalen und kulturellen Identität Ausdruck verleiht (…). Aber er ‚gehört‘ der Mehrheitsbevölkerung nicht allein und schließt andere nicht aus“ , wurde eingewendet (Yacobson 2014). Die strenge sinaitische Tradition kann Minderheiten in einem als jüdisch-ethnisch konzipierten Staat keine egalitären Rechte einräumen.

2013 sprach sich fast ein Drittel „vollständig“ dafür aus, dass den jüdischen Staatsbürgern mehr Rechte als den nichtjüdischen zustehen sollten, und 16 Prozent waren damit „irgendwie“ einverstanden. Der Frage, ob die Regierung den arabischen Bevölkerungsteil zur Auswanderung auffordern solle, stimmten 27,5 5

Prozent vollständig und weitere 16,3 Prozent „irgendwie“ zu – Außenminister Avigdor Liebermans Vorschlag ihres Transfers bei gleichzeitiger Ablehnung eines Staates Palästina kann also auf breite Unterstützung zurückgreifen –, während 34 Prozent eine solche Ermutigung „vollständig“ und weitere 15,8 Prozent sie „irgendwie“ ablehnten.

Gemäß der politischen Erziehung des jungen Meron Benvenisti, „die Wüste zum Blühen (zu bringen) durch das Ausreißen alter Olivenbäume in [der arabischen Ortschaft] al-Basra, um den Boden für eine Bananenplantage freizumachen“ (Benvenisti 2000), besteht bis heute kein Anlass, den Vandalismus der Siedler und den Einsatz von scharfer Munition durch das Militär nachdrücklich zu ahnden (Hass 2014).

3. In dem von Netanjahu angekündigten Grundgesetz sollen – wie die rhetorische Abfolge seiner Ausführungen belegt – die jüdischen vor den demokratischen Rechten rangieren, wobei sich die jüdischen Rechte aus dem nationaljüdischen Religionskompendium und aus der jüdischen Präsenz im Lande seit der Antike herleiten. Abgeordnete der nationalreligiösen Parteien kündigten gegen Netanjahus Ansinnen gleichwohl Widerstand an, weil sie demokratische Rechte von Grund auf ablehnen.

2013 sprachen sich 32,3 Prozent dafür aus, dass „jüdisch“ am wichtigsten sei, 37,0 Prozent hielten „jüdisch“ und „demokratisch“ für gleichgewichtig, und 29,2 Prozent setzten „demokratisch“ an die erste Stelle. Im Konfliktfall gaben 42,7 der Demokratie und 28,2 Prozent dem Jüdischen den Vorrang, während 21,2 Prozent keinen grundlegenden Widerspruch zwischen beiden Modellen erkennen wollten. Interessant war immerhin, dass 23,7 Prozent der arabischen Befragten die Kombination aus „jüdisch“ und „demokratisch“ für möglich hielten (Hermann et al. 2013).

4. Den Palästinensern wären in den zu annektierenden Gebieten die israelische Staatsbürgerschaft sowie das aktive und das passive Wahlrecht vorenthalten, während den dort lebenden rund 320.000 jüdischen Siedlern neben dem permanenten Wohnrecht dieses Privileg erhalten bleiben würde. Heute stehen fast 6

40 Prozent der israelischen Siedlungen, der Außenlager („outposts“) und der Industriezonen auf privatem palästinensischem Grund und Boden. Im Jordantal mit 37 Siedlungen und rund 4.500 Bewohnern sind 69 Prozent der israelischen Kolonien auf ehemals jordanischem Staatsland errichtet worden, während 11 Prozent auf privatem Gelände sowie 19 Prozent in Ländereien entstanden sind, deren Eigentumsverhältnisse nach israelischer Lesart nicht geklärt sind.

Ende April 2014 hat die „Zivilverwaltung“ (an deren Spitze immer ein Offizier steht) für die Westbank in Beth El bei Ramallah mitgeteilt, dass allein im vergangenen Jahr 2.800 Hektar „Staatsland“ für den Ausbau der Siedlungen und ihrer Außenlager vor allem in strategisch wichtigen Regionen requiriert worden sind – mehr denn je zuvor (Levinson 2014.1). Anfang Mai 2014 kündigte der jüdische Regionalrat einen 10-Jahr-Plan für das Jordantal an, in dessen Verlauf die jüdische Bevölkerung verdreifacht und die Rückgabe im Zuge eines Schlussvertrags mit den Palästinensern endgültig verhindert werden solle (Lazaroff 2014). Unter solchen Vorzeichen geht der Vorschlag Yossi Beilins an die Adresse Washingtons in die Irre, auf einen palästinensischen Staat in vorläufigen Grenzen hinzuarbeiten (Beilin 2014).

5. Die Etablierung Israels als „Nationalstaat des jüdischen Volkes“ soll die jüdische „Diaspora“ 2 nationalisieren und hätte für sie gravierende Rückwirkungen, weil sie den mit antisemitischen Untertönen durchsetzten Vorwurf der geteilten Loyalität außerhalb des „Zentrums“ begünstigen würde. Diese Gefahr dürfte jene US- amerikanischen Juden veranlassen, sich immer deutlicher von Israel abzuwenden, weil sie den Ausbau der Siedlungen, die orthodoxe und ultraorthodoxe Diskriminierung säkularer Juden und der Frauen sowie die offen vorgetragenen rassistischen und fremdenfeindlichen Erklärungen führender Repräsentanten als selbstzerstörerisch ablehnen und als US-Bürger doppelte Maßstäbe auf Dauer nicht hinnehmen wollen (Maltz 2014; Chemi Shalev 2014; Nir 2014; Landsman 2014).

2 Ich verwende diese übliche Bezeichnung mit großer Zurückhaltung, weil sie der Delegitimierung des jüdischen Lebens außerhalb des Staates Israel Vorschub leistet. Auch das Judentum ist eine Weltkultur, weil Juden ihren Lebensmittelpunkt in Europa, in den Amerikas, in Südafrika und anderswo bewusst gewählt und gefunden haben.

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Die Zusage der westlichen Diplomatie, das nationale Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes zu unterstützen, wird systematisch untergraben. „Die Amerikaner sind zusammengeklappt, die Europäer haben aufgegeben, die Israelis genießen, und die Palästinenser sind verloren“. Amerika und Europa hätten Israel lange genug geschmeichelt, schrieb Gideon Levy (2014). Solange die internationale Diplomatie ihr Interesse an der Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts hintanstellt, wird Netanjahu fortfahren – wie nach der Ermordung eines Ehepaars aus Tel Aviv, einer nichtjüdischen Französin und einem schwerverletzten belgischen Angestellten am 24. Mai 2014 im Brüsseler Jüdischen Museum –, den Mord als das Ergebnis der „ unaufhörlichen Hetze gegen Juden und ihren Staat“ in Europa zu beanstanden:

„Es gibt Repräsentanten in Europa, die schnell jeden Bau einer Wohnung in Jerusalem verurteilen, aber es nicht eilig haben, den Mord an Juden in Europa selbst zu missbilligen oder dies nur schwach tun“ (Ravid 2014.2). An die Adresse ihrer Regierung gerichtet, verbat sich die amerikanisch-israelische Autorin Emily L. Hauser jede Entschuldigung, den fortgesetzten Siedlungsbau nicht erkannt zu haben (Hauser 2014).

II. Resonanzen in der deutschen und internationalen Politik: naiv?

Vor einigen Jahren wurde Shimon Peres von Netanjahu irritiert gefragt, warum die USA keinen Verteidigungspakt mit Israel unterschreiben, worauf der Staatspräsident antwortete, dass die USA mit niemandem einen solchen Vertrag abschließen, der keine förmlich verankerten offiziellen Grenzen hat (Verter 2014.1).

Im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung vom Dezember 2013 – und von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen im Februar 2014 wiederholt – ist das politische Bekenntnis „zu der besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel als jüdischem und demokratischem Staat und dessen Sicherheit“ verankert. Diese Zusicherung wird vom Fraktionsvorsitzenden der LINKEN im Bundestag Gregor Gysi und in einer 8

Variante, die die Definition offenlässt, wem denn die „Solidarität mit Israel“ gilt, vom Plenum des Bundestages (Deutscher Bundestag 2008) mitgetragen.

Washington hat die palästinensische Ablehnung kritisiert, Israels Identität als jüdisch zu akzeptieren (Barnea 2014). Vor der UN-Vollversammlung im September 2010 oszillierte Barack Obama zwischen „Israel“ und „jüdischem Staat“ (Shindler 2014). Für das „State Department“ fand der Tod zweier Palästinenser am 16. Mai 2014 in Beitunia in der Nähe Ramallahs auf „israelischem Boden“ statt. Gleichzeitig lobte seine Sprecherin den „moralischen Code“ des israelischen Militärs, während Lieberman das amerikanische Verlangen, den Vorgang wenigstens untersuchen zu lassen, empört als „Scheinheiligkeit“ zurückwies.

Bei der Konferenz „Review 2014 – Außenpolitik Weiter Denken“ am 20. Mai 2014 hat Frank-Walter Steinmeier die provozierende Frage gestellt, was an der deutschen Politik falsch sei und was daran geändert werden sollte. Neben Mali, Afghanistan und der Ukraine nannte der Außenminister ausdrücklich auch Nahost in einem wohl über den israelisch-palästinensischen Konflikt hinausreichenden Verständnis (Steinmeier 2014.1). Zum Abschluss der Konferenz kündigte Steinmeier eine „selbstkritische, ergebnisoffene Diskussion mit einer breiten Öffentlichkeit“ an (Steinmeier 2014.2).

Die im Auswärtigen Amt vorgestellten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von „TNS Infratest Politikforschung“ im Auftrag der „Koerber-Stiftung“ förderte zu Tage, dass 86 Prozent der Befragten humanitäre Hilfe, 85 Prozent diplomatische Verhandlungen, 80 Prozent die Stärkung der Zivilgesellschaft und 86 Prozent den Schutz der Menschenrechte an die oberste Stelle der deutschen Außenpolitik einordnen (Koerber-Stiftung 2014). Der „deutsche Graben“ (Sattar 2014) zwischen der Regierungspolitik und einer breiten Öffentlichkeit ist eindeutig. Obwohl die Transformation des israelischen Gemeinwesens zu politischer Selbstverantwortung unstrittig ist, würden die deutschen Verbrechen „seit Jahren virtuell zur Erinnerung an die Shoah genutzt werden, um zu verhindern, dass durch Schuldgefühle gegenüber dem jüdischen Volk vom Westen effektiver Druck ausgeübt wird“ (Chomsky 2014.1).

Seit den Osloer Vereinbarungen sind der Palästinensischen Autonomiebehörde Mittel in Höhe von mehr als 24 Milliarden US-Dollar mittels internationaler 9

Zuwendungen gewährt worden (Bouris 2014). Dass der politische Prozess mit dem Ziel des palästinensischen Staatsaufbaus weit hinter dieser Summe zurückblieb, längst sich im freundlichsten Fall als Naivität charakterisieren.

III. Von David Ben-Gurion zu Benjamin Netanjahu

„… keine israelische Regierung hat das Recht, unser Land zu verkaufen, das dem ganzen Volk Israel gehört, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Die gegenwärtige Regierung geht vorüber und ist im Vergleich zur Ewigkeit Israels vergänglich, und ihr fehlt die Autorität oder die Erlaubnis, das ewige Versprechen aufzugeben, dass ›ich euren Nachkommen das Land gegeben habe‹“ (Perl 2013).

Jüngst ist noch einmal behauptet worden, dass die Forderung nach Anerkennung Israels als jüdischer Staat in der UN-Teilungsresolution vom November 1947 verankert sei (Avineri 2014). Tatsächlich war in ihr die Gründung eines „jüdischen“ und eines „arabischen Staates“ in Palästina vorgesehen. Doch im Gegensatz zu heutigen Interpretationen verstand David Ben-Gurion wenige Tage später unter „jüdisch“ die freie Einwanderung und die Integration der Ankömmlinge – damals im Wesentlichen der Überlebenden der „Shoah“ –, die er im Übrigen als einziger Repräsentant der zionistischen Führung in DP-Lagern der amerikanischen Besatzungszone besuchte. Dem nachmaligen ersten Ministerpräsidenten war überdies klar, dass dem künftigen „jüdischen Staat“ mit 499.000 Juden und 438.000 Arabern eine binationale Realität bevorstand.

Mitte der 1970er Jahren versuchte Geula Cohen der jüdischen Bevölkerung Israels ins Stammbuch zu schreiben:

„Wenn wir unseres Rechts, an den Ufern des zu sein, nicht sicher sind, werden wir morgen daran zweifeln, ob wir das Recht haben, an den Ufern des Yarkon [d.h. in Tel Aviv] zu sitzen! Schließlich werden wir Zweifel daran haben, ob wir überhaupt das Recht haben, hier zu existieren“ (Cohen 1977, zitiert bei Bernstein 2000). 10

In dieser Kontinuität wies Ministerpräsident Menachem Begin die diplomatischen Vertretungen im Ausland an, fortan die Bezeichnung „Judäa und Samaria“ zu verwenden. Als zusätzliche Einladung zur Forcierung des Siedlungsunternehmens diente nach amtlicher Lesart der Eintritt König Husseins in den Junikrieg 1967, der die jordanische Legitimität über Cisjordanien aufgehoben habe, und im Juli 1988 der Verzicht Ammans auf die Westbank zugunsten der PLO, deren Führung im fernen Tunis überfordert war und ihren Repräsentanten vor Ort keine eigenständigen politischen Spielräume überließ – ein Vorgehen, das Yasser Arafat nach seinem Einzug in Ramallah 1994 fortsetzte. Die Ausschaltung der politischen Träger der ersten „Intifada“ mit Haydr Abd‘ El-Shafi, Faisal Husseini, Sari Nusseibeh, Hanan Ashrawi und Mustafa Barghouti ging fortan zu Lasten innerer Geschlossenheit und strategischer Programmatik (Emilio Dabed 2014). Machmud Abbas wird bis heute intern vorgeworfen, dass er politische Entscheidungen ohne angemessene Beratung fällt. Die Kritik unterschätzt jedoch die von „Hamas“ verursachte Abtrennung des Gazastreifens 2007, die mit dem Ende der 1999 verabschiedeten verfassungsmäßigen Ordnung einherging, die ihrerseits die Prärogativen des Präsidenten bezeugte.

Gegen Phantasien der nationalen Koexistenz ist Netanjahu, ungeachtet seiner Rede von den „zwei Staaten für zwei Völker“ an der Bar-Ilan University im Frühsommer 2008, angetreten. 1993 vertrat er in seinem Buch „A Place Among the Nations” die Auffassung, dass die Palästinenser in den „Bezirken („counties“) Jenin, Nablus, Ramallah, Hebron“ nach einer „Abkühlungsperiode von zwanzig Jahren“ als „Staatsbürger“ leben könnten. In Israels Hauptstadt gab es für Netanjahu von vornherein keine kollektiven Spielräume für die andere Seite: „Israel ist bereit, den Arabern volle und gleiche Rechte in Jerusalem – nicht jedoch Rechte über Jerusalem“ – einzuräumen (Netanjahu 1993).

Seither bemüht er zusätzlich die „ demographische Gefahr“ , die für ihn von den Arabern innerhalb der Grenzen vor 1967 ausgeht – ein Etikett gegen das Zusammenleben in „gemischten“ Städten wie Akko, Haifa, Tel Aviv-Jaffo, Beersheva und Jerusalem. Dass Moshe Arens seit geraumer Zeit das friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern in Israel als das über die Zukunft des Staates entscheidende 11

Kriterium bezeichnet, kann nicht darüber hinwegtäuschen, weil er an der überwölbenden israelischen Souveränität festzuhalten gedenkt (Arens 2014). Dieselbe Intention lässt sich Reuven Rivlin („Likud“) zuschreiben, dem designierten Staatspräsidenten in der Nachfolge von Shimon Peres, dem nach dem Scheitern einer Zweistaatenregelung das Ziel eines jüdisch-arabischen Staates zwischen dem Mittelmeer und dem nachgesagt wird. Trotz seines Beharrens auf dem Rechtsstaat, und zwar in Abgrenzung gegen Interessen in der Koalition, lässt sich nicht vermuten, dass er zu Abstrichen an der israelischen Souveränität bereit wäre – womit er die große Mehrheit der jüdischen Bevölkerung in Israel hinter sich weiß.

Gleichsam als ersten Schritt wurde von Staats wegen am 11. März 2014 auf gesetzgeberischem Weg für die künftigen Parlamentswahlen in Israel die Sperrklausel von 2 auf 3,25 Prozent heraufgesetzt, wodurch nach gegenwärtigem Stand drei der vier arabischen Parteien aus der herausfallen würden. Unter solchen Bedingungen kann kaum verwundern, dass immer häufiger unter Palästinensern, den „Flüchtlingen im eigenen Land“ , die Auffassung zu hören ist, die israelische Besatzung habe 1948 begonnen und nach 1967 ihre Vollendung gefunden. Diese Einstellung steht hinter der Sorge im jüdischen Bevölkerungsteil um die Legitimität des Staates Israel. Auf kommunaler Ebene erfreuen sich islamistische Gruppen erheblicher Sympathien.

Ideologen und Praktiker des kolonialen Unternehmens sind in der Politik und in den Vorfeldorganisationen, bei denen der „Rat der Siedlungen in Judäa, Samaria und Gaza“ (YESHA) an vorderster Front steht, bestens vernetzt (Levinson/Bernstein 2013). Im Finanzausschuss der Knesset können sich die gemäßigten Kräfte bis hin zu Mitgliedern der Koalitionspartei „Yesh Atid“ („Es gibt eine Zukunft“) von Finanzminister Yair Lapid nicht gegen die fortwährenden massiven Geldzuflüsse in die Siedlungen wehren, die auf den Abgeordneten Yariv Levin („Likud“) und Zeev Elkin („Unser Haus Israel“ – ha-Bait ha-Yehudi“) – die „wildesten Parlamentarier“ (Verter 2014.1) – als ihre einflussreichsten Verbündeten vertrauen können (Verter 2014.2).

Im 23 Minister umfassenden Kabinett selbst zählen zu den dezidierten Gegnern einer Zweistaatenregelung neben Netanjahu vor allem Lieberman und sein Stellvertreter 12

Elkin (Außen), Moshe Yaalon und sein Stellvertreter Danny Danon (Verteidigung), Naftali Bennett (Wirtschaft), Uzi Landau (Tourismus), Yuval Steinitz (Strategie, Geheimdienste, internationale Beziehungen), Uri(el) Ariel (Bau und Wohnungsbau) sowie Israel Katz (Verkehr). Ende Mai 2014 verkündete Ariel in Anwesenheit Netanjahus, dass es zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan nur einen Staat gebe, den Staat Israel, und deshalb jeglicher Siedlungsstopp aufgehoben sei (Lis 2014). Die Siedler hätten „keinen größeren Schutzschild“ als ihn, ließ Netanyahu wissen, doch sei er leider „internationalen Zwängen“ unterworfen (Ravid 2004.3).

Die propagandistischen Breitseiten der extremistischen Gruppe „Wenn ihr wollt“ („Im Tirtzu“, eine schändliche Berufung auf Theodor Herzl) gegen den „New Israel Fund“, der von den USA, von Kanada, von Europa und von Australien aus zivilgesellschaftliche Projekte in Israel fördert und bis 2012 unter der Leitung der Jerusalemer Politologin Naomi Chazan (Mitglied der linksliberalen „Meretz“-Partei und als solche zeitweilig eine der stellvertretenden Parlamentspräsidenten) stand, hält unvermindert an.

Selbst der um die politische Legitimierung des klassischen Zionismus nicht verlegene Autor und Kolumnist Ari Shavit, der in seinem Buch „My Promised Land“ (2013) eine erschütternde Bilanz der Vertreibung der arabischen Bevölkerung 1948 abgeliefert hat, räumte die politisch starke Macht der Siedler ein, um dann hinzuzufügen.

„Während es in der Mitte des letzten Jahrzehnts noch möglich war, ihnen Zügel anzulegen, kontrollieren sie heute die herrschende Partei, ziehen die Strippen der Regierung und behandeln die Behörden (‚administration‘) wie ihr Eigentum. Es gibt keine große Partei als Puffer gegen sie und keine Führungspersönlichkeit, die ihnen Grenzen setzt“ (Shavit 2014).

Die israelische Öffentlichkeit solle endlich „die bittere Wahrheit nicht (länger) verkennen – die entscheidende Sabotage kommt aus den Siedlungen“, hieß es ergänzend (Barnea 2014). Die für eine Demokratie konstitutive offene Gesellschaft steht unter Druck: in Bildung und Erziehung, im Parlament, in politischen Vorfeldorganisationen wie der „Jewish Agency for Israel“ – zuständig für die Einwanderung und die Integration der Ankömmlinge –, im „Jüdischen Nationalfonds“ 13

(„Keren Kayemet le-Israel“), bei „Birthright-Taglit“ („Entdeckung“) mit Aufenthaltsangeboten für junge amerikanische Juden, bei „Nativ“ als verlängerter Arm Liebermans sowie in der Bürokratie und im Militär (Pfeffer 2014).

Der Staatskontrolleur – vergleichbar etwa mit dem Bundesrechnungshof – sah sich veranlasst, im Falle einer Organisation, die für die Einwanderung aus englischsprachigen Ländern sorgen soll, die völlig unübersichtliche Verwendung staatlicher Mittel anzuprangern (Levinson 2014.2).

IV. Zivilgesellschaftlicher Aufbruch?

Während die internationale Diplomatie gegenwärtig auf die politische Zukunft der Ukraine fixiert ist und die öffentliche Aufmerksamkeit für den Bürgerkrieg samt der Menschenrechtskatastrophen in Syrien und den Nachbarländern nachlässt, hat in Israel eine verbissene Diskussion zu Geist, Inhalt und Gestalt des Staates eingesetzt. Der Journalist und Buchautor Yossi Melman schrieb in diesen Tagen: „Ich habe einen Traum. Ich habe einen Traum, dass Israel Ethik, Moral und Werte in seine Außen- und Sicherheitspolitik einführen möge“ (Melman 2014). Lasst uns an die Stelle eines jüdischen Staates ein für alle Mal den Staat Israel gründen, wurde von anderer Seite verlangt (Aner Shalev 2014).

So häufig wie nie zuvor fanden staatsferne alternative Veranstaltungen bei jenen Menschen Zuspruch, die der politischen Vernunft eine letzte Chance geben wollen:

– Zum Gedenken an die „Shoah“ in Tel Aviv mit Autoren, Künstlern und Wissenschaftlern – unter ihnen mit dem an der Universität Tel Aviv lehrenden Historiker Moshe Zuckermann als Hauptreferenten – nahm eine beeindruckende Zahl junger Leute im Protest gegen die politische Instrumentalisierung der NS- Verbrechen teil.

– Im Gegenzug zu den offiziellen Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag versammelte sich in Jerusalem, was Rang und Namen in der aktiven Friedensszene Israels hat. 14

– Das Gedenken an die durch Krieg und Gewalt getöteten Israelis und Palästinenser auf dem Tel Aviver Messegelände zog fast dreitausend Menschen an.

– Bei der mit Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung geförderten Tageskonferenz in den Räumen der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tel Aviv fragten hochrangige arabische und jüdische Referenten nach der neuen politischen Agenda der arabischen Bevölkerung in Israel (Moshe Arens hörte als Gast aufmerksam zu).

Gruppen wie die Frauen von „Machsom Watch“, die „Combatants for Peace“ und die Aktivisten von „Breaking the Silence“ melden steigendes Interesse. Sie alle fühlen sich einem politischen Zionismus verbunden, der jüngst noch einmal eindringlich beschworen worden ist: Beide Völker haben das Recht auf Selbstbestimmung, ob im Rahmen zweier Staaten oder in Israel (Gans 2014). Die Stimmen werden lauter, die den Zusammenhang zwischen der Besatzung und ihren Kosten für die Innen- und Gesellschaftspolitik auf die Tagesordnung setzen: die stetigen Zuwächse im Militär- und Sicherheitshaushalt, die immensen Investitionen in die Siedlungen jenseits der „Grünen Linie“, die steigenden Lebenshaltungskosten, die Indoktrination in den Schulen und die Welle der Kriminalität, Gewalt und Rücksichtslosigkeit. Die als „schöne Seelen“ herabgewürdigten Gegner der Regierungspolitik lassen sich auch durch Drohungen nicht einschüchtern, dass gegen sie strafrechtlich vorgegangen würde, weil sich Israel im Kriegszustand mit einer „fremden Entität“ – den Palästinensern – befinde.

Dennoch sind die Auswirkungen nicht entschieden, wonach ein am 27. Mai 2014 eingebrachter Gesetzentwurf von Abgeordneten des „Jüdischen Hauses“, „Unseres Hauses Israel“ und des Vorsitzenden der Koalitionsfraktion Yariv Levin israelische Einzelpersonen, linke und liberale Menschenrechtsgruppen und Organisationen, die finanziell aus dem Ausland unterstützt werden, sich ausdrücklich als „ausländische Agenten“ bekennen müssen. Außerdem soll ihnen dann der Status der 15

Steuervergünstigung abgesprochen werden 3, die der Siedlungsabteilung der Zionistischen Weltorganisation und privaten Spendern zugutekommt (Burston 2014).

Wie können „Mensch-zu-Mensch-Begegnungen und (die) Stadt-zu Stadt- Begegnungen“ zwischen Israelis und Palästinensern Früchte tragen, wenn ihnen die politischen Rahmenbedingungen entgegenstehen? Lassen sie sich von der „machtvolle(n) gewaltfreie(n) zivile(n) Strategie des Widerstandes" aus dem Weg räumen (Wolf 2014)? Von einer annähernd wirksamen Kontrollfunktion gegenüber den Regierenden ist die Zivilgesellschaft auf beiden Seiten als Gegengewicht gegen den funktionsuntüchtigen „Palestinian Legislative Council“ und der ohnmächtigen Opposition in der Knesset weit entfernt.

Verwendete Literatur:

Arens, Moshe (2014): Good news, bad news, in „Haaretz“ 12.05.2014, S. 5. Der Autor war in den 1980er Jahren Israels Botschafter in den USA und dann Außen- und Verteidigungsminister.

Ariel, Uri (2013): Apply sovereignty without fear of the demographic „demon”, in „Sovereignty.” A Political Journal / Issue no. 1 / November 2013. Published by Women in Green and the Forum for Sovereignty, S. 4 f. Ariel ist Bau- Wohnungsbauminister, während die „Women in Green” im absoluten Widerspruch zu den „Women in Black“, die jeden Freitag Nachmittag in mehreren Städten gegen die Besatzung demonstrieren, für die Annexion der gesamten Westbank eintreten.

Avinery, Shlomo (2014): Jewish state law will only harm Netanyahu, in „Haaretz” 22.05.2014. Der Autor lehrte bis zu seiner Emeritierung Politische Wissenschaften an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Barnea, Nahum (2014): Inside the talks‘ failure: US officials open up, in „ynet“ 02.05.2014. Das Internetportal gehört zu der auflagenstärksten Tageszeitung „Yediot Achronot” („Letzte Nachrichten”).

3 Zur Erinnerung: In den 1970er Jahren gelang es dem damaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit Heinz Westphal (SPD) nach langen Mühen, dafür Sorge zu tragen, dass die Bundesregierung nicht länger die von der israelischen Politik allgemein verfügte Ausreisesteuer nun auch für die israelischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am israelisch-deutschen Jugendaustausch übernehmen musste. Die Reise- und Aufenthaltskosten der Israelis in der Bundesrepublik wurden dagegen weiter aus deutschen Haushaltsmitteln bestritten.

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Beilin, Yossi (2014): Kerry’s responsibility to continue, in „Norwegian Peacebuilding Resource Centre” (NOREF) 08.05.2014. Beilin hatte in der Regierung Ehud Baraks (1999 – 2001) mehrere Portfolios inne und leitet bis heute das israelische Team der „Genfer Initiative“.

Bennett, Naftali (2014.1): Bennett: Dismantle West Bank security barrier to achieve peace with Palestinians, in „The Jerusalem Post” 21.05.2014. Der Autor ist Wirtschaftsminister in der Regierung Benjamin Netanjahus. Der Bericht referiert seinen Gastbeitrag im „Wall Street Journal” vom selben Tag.

Bennett, Naftali (2014.2): Bennett supports Netanyahu on unilateral action, in „Haaretz“ 23.05.2014.

Benvenisti, Meron (2000): Sacred Landscape. The Buried History of the Holy Land Since 1948. Berkeley, Los Angeles, London 2000, S. 2. Der Autor, dessen Vater als angesehener Geograph und Kartograph in der britischen Mandatszeit Palästina erforschte und sich zur politischen Rechten bekannte, war in seiner Jugend Mitglied der rechtsgerichteten Bewegung der jungen Pioniere. Zwischen 1971 und 1978 diente er unter Teddy Kollek als stellvertretender Bürgermeister und war seit den frühen 1980er Jahren Leiter des „West Bank Data Project“, das vom „American Enterprise Institute for Public Policy Research“ aus Washington und London gefördert wurde. Damals vertrat Benvenisti als erster die politisch höchst unpopuläre These von der Unumkehrbarkeit der Siedlungspolitik – die er nach der Osloer Prinzipienvereinbarung vom September 1993 widerrief, um sich wenig später erneut zu ihr zu bekennen. Zuletzt ist von Benvenisti die deprimierte autobiographische Bilanz „Der Traum des weißen Sabra“, Tel Aviv 2012, erschienen (Hebr.).

Bernstein, Reiner (2000): Der verborgene Frieden. Politik und Religion im Nahen Osten. Berlin 2000, S. 51.

Bernstein, Reiner (2009): Naher Osten – ferner Frieden? Der Nahostkonflikt als Herausforderung für Deutschland und Europa. Referat am 19.05.2009 in der Politischen Akademie Tutzing unter Beteiligung von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Text verfügbar in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ von www.reiner-bernstein.de .

Bernstein, Reiner (2010): Israel heute oder Warum die internationale Nahostpolitik versagt. Vortrag in Zürich am 30.10.2010. Text verfügbar in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ von www.reiner-bernstein.de .

Bernstein, Reiner (2012): Israels zweite Staatsräson. Zusammenfassung von Eindrücken nach einem vierwöchigen Aufenthalt in Jerusalem und Ramallah. München, 02.06.2012. Text verfügbar in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ von www.reiner-bernstein.de .

Bernstein, Reiner (2013): Staat der Juden – jüdischer Staat – Staat seiner Bürger? Politik und Religion in Israel. Vortrag in der Ev. Stadtakademie München am 22.10.2013. Text verfügbar in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ von www.reiner-bernstein.de .

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Bouris, Dimitris (2014): The European Union and Occupied Palestinian Territories: State-Building Without a State. New York 2014. Der Autor forscht am „European Neighbourhood Policy Chair, College of Europe”, Warschau.

Burston, Bradley (2014): Are you a foreign agent? Israel’s 10 Most Unwanted Laws, in „Haaretz” 27.05.2014.

Chomsky, Dimitri (2014.1): Ari Shavit – er irrt und führt in die Irre, in „Haaretz“ 17.04.2014 (Hebr.).

Chomsky, Dimitri (2014.2): Der nationale Humanismus Max Brods, in „Haaretz“ 26.05.2014 (Hebr.).

Cohen, Geula (1977) in der Beilage zur „Haaretz”-Wochenausgabe 17.06.1977, S. 15. Die Autorin, die dem Jüdischen Untergrund während der britischen Mandatszeit angehörte, schloss sich 1972 der Partei Menachem Begins an, gehörte neben dem säkularen Nationalisten Elyakim Haetzni und dem Rabbiner Moshe Levinger (beide Kiryat Arba nordöstlich von Hebron) zu den wichtigsten Repräsentanten der Siedlerbewegung „Gush Emunim“ („Block der Glaubenstreuen“, gegründet im Februar 1974). Sie schied 1992 aus der Knesset aus.

Cohen, Geula (2013): ‘Every day without Israeli sovereignty advances the Palestinian state,’ in „Sovereignty.” A Political Journal / Issue no. 1 / November 2013. Published by Women in Green and the Forum for Sovereignty, S. 3.

Coren, Ora, and Rotem Starkman (2014): Naftali Bennett: No need to give peace a chance, in „Haaretz” 19.05.2014.

Council of the European Union, Press Release, Brussels, 12 May 2014: „A negotiated two-state solution remains the best way to resolve the conflict once and for all.”

Dabed, Emilio (2014): A Constitution for a Nonstate: The False Hopes of Palestinian Constitutionalism, in „Journal of Palestine Studies” # 170, XLIII(Winter 2014)2, S. 42 ff. Der Jurist, der an der Al-Quds University lehrt, thematisiert die Konzentration der legislative und exekutiven Vollmachten innerhalb der Autonomiebehörde bei Yasser Arafat.

Deutscher Bundestag (2008): Den Kampf gegen Antisemitismus verstärken, jüdisches Leben in Deutschland weiter fördern. BT-Drucksache 16/10775 vom 04.11.2008 auf Antrag der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Dort heißt es: „Die Solidarität mit Israel ist ein unaufgebbarer Teil der deutschen Staatsräson.“

Elkin, Zeev (2013): Land of Israel Loyalists don’t have to present an alternative, in „Sovereignty.” A Political Journal / Issue no. 1 / November 2013. Published by Women in Green and the Forum for Sovereignty, S. 8 f. Der Autor ist stellvertretender Außenminister Israels.

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(Friedlaender, Shaul 2014:) Anshel Pfeffer: ‘Zionism has been kidnapped by the far right,’ says Holocaust historian (Interview), in „Haaretz” 18.05.2014. Der Autor gehört zu den profiliertesten Historikern zur Shoah. Auf Deutsch stammt von ihm u.a. die Untersuchung „Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933 – 1939“ (München 1998).

Gans, Chaim (2014): Ein gerechter Zionismus. Essay über die ethische Position des Staates der Juden. Tel Aviv 2014 (Hebr.). Ders.: Jewish state and egalitarian Zionism, in „Haaretz” 11.04.2014. Der Autor lehrt Politische Philosophie an der Universität Tel Aviv.

Hass, Amira (2014): IDF officer: Live-fire exercises used to expel Palestinians from illegal homes, in „Haaretz“ 21.05.2014, S. 1. Die Autorin berichtet seit vielen Jahren von Ramallah aus für „Haaretz”.

Hauser, Emily L. (2014): Ignorance bordering on criminal, in „Haaretz“ 11.05.2014, S. 5. Die amerikanisch-israelische Autorin lebt in Chicago und bekennt sich ausdrücklich zum politischen Zionismus.

Hermann, Tamar, Ella Heller, Nir Atmor and Yuval Lebel (2013): The Israeli Democracy Index 2013, S. 62, 65, 68, 91 + 94. Hermann ist Professorin für Politische Soziologie an der Universität Tel Aviv.

Indyk, Martin (2014): Ambassador Martin Indyk: Remarks on the Israeli-Palestinian Negotiations. Washington, DC, May 8, 2014. Der Autor war zweimal US- Botschafter in Israel und leitete während der jüngsten Pendelmission John Kerrys dessen Verhandlungsteam in Jerusalem und Ramallah.

Koerber-Stiftung (2014): Einmischen oder zurückhalten? Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest Politikforschung zur Sicht der Deutschen auf die Außenpolitik. Hamburg 2014.

Landsman, Carolina (2014): Netanyahu playing into anti-Semites’ hands, in „Haaretz” 30.05.2014.

Lazaroff, Tovah (2014): Jordan Valley announces 10-year plan to triple population, in „The Jerusalem Post” 09.05.2014.

Levinson, Chaim, und Reiner Bernstein (2013): Bestens vernetzt. Erzählung aus Israels Rechtsstaatsnarrativ. München 26.05.2013. Text verfügbar in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ von www.reiner-bernstein.de .

Levinson, Chaim (2014.1): Israel bestätigt 28.000 Dunam in der Westbank für den Bau in Siedlungen, in „Haaretz“ 28.04.2014, S. 1 + 3 (Hebr.).

Levinson, Chaim (2014.2): State Comptroller: Nefesh B’Nefesh receiving 95% of state-allocated aliyah funds, in „Haaretz“ 14.05.2014, S. 1.

Levinson, Chaim (2014.3): Der Staat erschwert es den Palästinensern, die Siedler von ihrem Grund und Boden zu entfernen, in „Haaretz“ 27.05.2014 (Hebr.).

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Levy, Gideon (2014): Stop kowtowing to Israel now, in „Haaretz“ 31.05.2014, S. 5.

Lis, Jonathan (2014): Minister Ariel: Es wird keinen (Siedlungs-)Stopp mehr geben, zwischen dem Jordan und dem Meer wird es nur einen Staat geben, in „Haaretz“ 28.05.2014 (Hebr.).

Maltz, Judy (2014): U.S. Jews stand up to the occupation, in „Haaretz” 21.05.2014, S. 5.

Melman, Yossi (2014): My dream for Israel, in „The Jerusalem Post“ 25.04.2014, S. 21. Der Autor, in Polen geboren und 1957 in Israel eingewandert, ist Spezialist für Geheimdienst- und Sicherheitsangelegenheiten.

Netanyahu, Benjamin (1993): A Place Among the Nations: Israel and the World. New York 1993, S. 121, 141, 303 f., 346 + 351 ff.

Nir, Ori (2014): American Jews are running out of patience with Israel, in „Haaretz“ 28.05.2014, S. 5.

Perl, Gideon (2013): Sovereignty in our homeland, in „Sovereignty.” A Political Journal / Issue no. 1 / November 2013. Published by Women in Green and the Forum for Sovereignty, S. 6. Perl ist der Rabbiner des „Gush Etzion” („Etzion- Block“) im Süden Jerusalems. Die Ankündigung, „euren Nachkommen will ich dieses Land geben“ , bezieht sich auf 1. Mose 12,7.

Pfeffer, Anshel (2014): The politics and money that keep Israel’s outdated Zionist institutions running, in „Haaretz“ 11.05.2014, S. 6 f. Der Autor bietet einen wichtigen Überblick über die Vorfeldorganisationen und ihre von außen schwer durchschaubare Arbeit samt Finanzierung.

Ravid, Barak (2014.1): PM after meeting Rice: Israel fears ‘bad deal’ on Iran, in „Haaretz” 08.05.2014, S. 1 f. Rice: „… the United States remains convinced that lasting peace can only be secured through direct negotiations that lead to two viable, independent states living side-by-side in peace and security.”

Ravid, Barak (2014.2). Netanjahu: In Europa beeilt man sich, den [Wohnungs-]Bau zu verurteilen, aber missbilligt nur schwach den Mord an Juden, in „Haaretz“ 25.05.2014 (Hebr.).

Ravid, Barak (2014.3): Netanyahu to settlers: I’m fighting for you, but there are international constraints, in „Haaretz“ 29.05.2014.

Ravitzky, Aviezer (1993): Messianism, Zionism, and Jewish Religious Radicalism. Chicago & London 1993, S. 1. Der Autor, der sich der Neo-Orthodoxie verbunden fühlt, war Lehrstuhlinhaber („Chairman”) des „Department of Jewish Thought” an der Hebräischen Universität in Jerusalem und gehörte gemeinsam mit dem ebenfalls der Neo-Orthodoxie anhängenden Menachem Friedman (Bar- Ilan University) und dem Politologen Ehud Sprinzak (Hebräische Universität in Jerusalem) zu den profiliertesten Repräsentanten dieser Fachrichtung des religiösen Radikalismus.

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Sattar, Majid (2014): Der deutsche Graben, in FAZ 21.05.2014, S. 5.

Shalev, Aner (2014): The apartheid state we’re in, in „Haaretz“ 13.05.2014, S. 5.

Shalev, Chemi (2014): U.S. Jews and the Israeli right: the end of a beautiful friendship, in „Haaretz” 25.05.2014, S. 3.

Shavit, Ari (2013): My Promised Land. The Triumph and Tragedy of Israel. New York 2013. Der Autor ist einer der führenden Kommentatoren von „Haaretz“.

Shavit, Ari (2014): Israel cannot afford another lost decade, in „Haaretz” 22.05.2014.

Shindler, Colin (2014): Bibi’s big PR stunt, in „The International New York Times“ 13.05.2014, S. 11. Shindler, emeritierter Orientalist an der University of London, ist der Autor der Bücher „A History of Modern Israel” (2008) und „The Rise of the Israeli Right” (2014).

Standley, Andrew (2013): Foreword by the Head of the Delegation of the European Union to the State of Israel, in Reuven Pedatzur, Samir Hazboun and Mansour Abu Rashid (eds.): The Regional Implications of the Establishment of a Palestinian State. October 2013, S. 3. Die Veröffentlichung wurde von der Europäischen Union finanziert und vom „Israel Office“ der Konrad-Adenauer- Stiftung mit einem Vorwort begleitet.

Steinmeier, Frank-Walter (2014.1): Rede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier anlässlich der Eröffnung der Konferenz „Review 2014 – Außenpolitik Weiter Denken“ am 20. Mai 2014 in Berlin.

Steinmeier, Frank-Walter (2014.2): Das erwartet die Welt von Deutschland: Auftaktkonferenz zu „Review 2014“ im Auswärtigen Amt. Berlin 20.05.2014.

Verter, Yossi (2014.1): Swan song for the presidency, in „Haaretz” 09.05.2014, S. 5 f.

Verter, Yossi (2014.2): Netanyahu gets a lesson on the limits of power, in „Haaretz“ 17.05.2014.

Wolf, Frieder (2014): Euro – Middle East City-to City Cooperation beyond ‘Normalization’ and ‘BDS-Campaign. Manuskript-Fassung 2014. Der Autor ist im Büro des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters für die internationalen Kontakte der Stadt verantwortlich.

Yacobson, Alexander: Basic thoughts of a Basic Law, in „Haaretz“ 30.05.2014, S. 7 + 12.

Soweit nicht anders vermerkt, sind die Zeitungsbeiträge den Internet-Ausgaben entnommen.

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