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Mittel nicht allein dazu benutzt, europäische Kabel- Aufstieg und Ausverkauf der und Satellitenkanäle zu erwerben, wie zum Bei- europäischen Produktionsgruppen spiel das britische Virgin Media (übernommen von Liberty Global), die pan-europäischen Rundfunk- veranstalter Scandinavian Broadcasting Systems US-Dominanz im (SBS) und Eurosport (beide übernommen von Dis- internationalen Markt covery Communications), den britischen Fernseh- kanal Channel 5 (übernommen von Viacom) sowie für Fernsehproduktionen das größte private Fernsehnetzwerk Polens TVN Von Andrea Esser* (übernommen von Scripps). Die führenden US- amerikanischen Medienunternehmen haben gleich- zeitig auch die größten und rasch expandierenden europäischen Produktionsgruppen akquiriert. US-Marktführerschaft Im 20. Jahrhundert war die Marktführerschaft US- im internationalen amerikanischer Unternehmen im internationalen TV-Handel lange Handel für Spielfilme und Fernsehproduktionen mit Kurz und knapp unangefochten einem Marktanteil von rund 70 Prozent unange- • Europäische Produzenten begründeten mit erfolgreichen Formaten fochten. (1) Auch im 21. Jahrhundert stehen die USA im Reality-TV und im Factual Entertainment einen neuen Trend in weiterhin an der Spitze des internationalen Pro- der internationalen Vermarktung von TV-Programmen. grammhandels. Im Jahr 2013 hatten sie gegen- • Zeitweilig verschoben sich die Gewichte von der traditionell über Europa, ihrem nach wie vor wichtigsten dominanten US-Fernsehbranche nach Europa. Absatzmarkt, einen Exportüberschuss von rund • Seit einigen Jahren kaufen US-Konzerne erfolgreiche europäische 9,6 Mrd Euro. (2) Allerdings gab es zu Anfang des Produktionsgruppen auf und erneuern ihre führende Position im neuen Jahrhunderts zwischenzeitlich eine auffällige globalen TV-Markt. Verschiebung der Marktkräfte zwischen europäi- schen und US-amerikanischen Unternehmen. Euro- • Die Folgen der vertikalen und horizontalen Integration betreffen päische Produktionsgruppen hatten sich an die Produktion, Distribution und Regulierung der Fernsehbranche. Spitze eines rasch wachsenden Geschäftszweiges gesetzt: des Handels mit unterhaltenden Fernseh- formaten. Dieser Zweig umfasst sowohl die älteren Der folgende Beitrag (4) behandelt in seinem ers- Genres der Gameshows und Quizshows als auch ten Teil die Entwicklung des internationalen Format- das neuere Genre des Reality-TV. Heute werden handels und die Herausbildung einiger wichtiger auf dem internationalen Markt hunderte solcher europäischer Produktionsgruppen. Deutlich wird Formate gehandelt, zum Beispiel „“, dabei, dass sich im Verlaufe des Aufstiegs dieser „Got Talent“ oder „Next Top Model“. Die meisten europäischen Produktionsgruppen die Gewichte dieser in vielfachen lokalen Versionen weltweit pro- im globalen Markt der Fernsehunterhaltung von duzierten Shows haben ihren Ursprung in Europa. den USA hin nach Europa verschoben, wesentlich Der globale Marktwert international gehandelter angetrieben durch den Umfang und die Geschwin- Formate betrug im Jahr 2008 rund 3,2 Mrd Euro digkeit der Übernahmeaktivitäten in Europa zu und ist seitdem deutlich gestiegen. Europäische Beginn des 21. Jahrhunderts sowie die Rolle von Firmen generierten zwei Drittel dieses Wertes. (3) Investmentunternehmen hierbei. Im zweiten Ab- Der zunehmende kommerzielle Erfolg dieser euro- schnitt wird die sich anschließende Phase US- päischen Formate war die Grundlage für das Wachs- amerikanischer Akquisitionen und der dahinter tum einiger multinationaler Produktionsgruppen, stehenden Managementstrategien näher beleuch- die ihr Hauptquartier in Europa hatten, darunter vor tet. Angeleitet wird diese Untersuchung von der allem , Fremantle Media, All3Media und begründeten Annahme, dass „ownership matters“, . Diese global engagierten, europä- das heißt, Eigentumsstrukturen bestimmen im ischen Produktionsgruppen entwickelten sich zu Medienbereich wesentlich darüber, was produziert einer maßgeblichen Konkurrenz für die etablierten wird, durch wen, auf welche Weise und für welche US-Konzerne. Publika. Darüber hinaus haben die Eigentumsver- hältnisse auch eine Bedeutung dafür, wo die gene- Europäische Wie im Folgenden gezeigt werden wird, ist das er- rierten Urheberrechte liegen und wohin die daraus Produktionsgruppen staunliche Wachstum der europäischen Produk­ resultierenden Gewinne fließen. Der letzte Abschnitt stark gewachsen – tionsgruppen und ihrer weltumspannenden Ver- des Beitrags befasst sich schließlich mit den Im- und von US-Konzernen triebsnetze in der ersten Dekade des 21. Jahr- plikationen eines zunehmend vernetzten globalen übernommen hunderts von konkurrierenden US-amerikanischen Marktes für Fernsehunterhaltung. Es wird ein vor- Medienkonzernen absorbiert worden. Seit etwa läufiges Modell präsentiert, in dem die Machtver- 2010 haben diese US-Konzerne ihre erheblichen schiebungen skizziert werden, die sich aus den neuen Eigentumsverhältnissen und dem fortlau- fenden Prozess der internationalen Integration der Fernsehproduktion ergeben, sowie die möglichen Folgen dieses Prozesses auf der nationalen Ebene * University of Roehampton, London. in Europa. US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 37 | Media Perspektiven 1/2017

Hintergrund der Forschung begann, sich seitdem fortgesetzt hat, wenn auch Multinationale Eine zentrale Annahme in der Forschung ist, dass über die Zeit gesehen in ungleichmäßiger Intensi- Konzerne spielen die multinationalen Konzerne (Transnational Corpo- tät. Ähnlich wie bei den Übernahmen und Fusionen zentrale Rolle im rations – TNC) ein zunehmend wichtiger Faktor im in den 1980er und 1990er Jahren sind dabei die Medienwandel Wandel der Mediensysteme in Ländern auf der Investments im internationalen Produktionsbereich ganzen Welt geworden sind. Der bekannte Globali- in jüngerer Zeit vor allem als defensive Maßnah- sierungskritiker Robert McChesney stellte beispiel- men gegen die europäisch geführten globalen Pro- weise fest: „Was das globale Mediensystem aus- duktionsgruppen, aber auch gegen die wachsende zeichnet, ist nicht die transnationale Kontrolle über Konkurrenz der finanziell starken Onlineunterneh- exportierte Medieninhalte, sondern die zunehmende men, zu verstehen. Unternehmen wie Amazon, Kontrolle multinationaler Konzerne über die Medien- Apple, Google oder YouTube schwächen die Markt- verbreitung und die Inhalte innerhalb der verschie- position der traditionellen Medienkonzerne wie denen Länder.“ (5) In jüngerer Zeit ist auch die zum Beispiel Time Warner oder 21st Century Fox Finanzierung des Mediensektors stärker in den und zwingen sie dazu, ihre Strategien anzupassen. Fokus der Forschung geraten: „Das außergewöhn- Die wirtschaftliche Macht verschiebt sich dabei liche Wachstum des Finanzsektors, sowohl insge- zunehmend weg von den traditionellen Flaschen- samt als auch relativ zum industriellen Sektor und hälsen der Fernsehdistribution hin zu neuen Ein- anderen Bereichen der Wirtschaft, hat dazu geführt, nahmequellen. Eine besondere Bedeutung kommt dass das Finanzkapital und finanzielle Modelle die dabei dem geistigen Eigentumsrecht zu. (10) Strategien und die Entwicklung im Rest der Ökono- Die vorgestellten Untersuchungsergebnisse be- mie bestimmen.“ (6) Das seit Jahren niedrige Zins- ruhen zum einem auf Hintergrundgesprächen mit niveau, und damit verbunden die leichte Verfügbar- leitenden Fernsehmanagern aus den Bereichen keit von Krediten, hat zu wiederkehrenden Wellen Programmeinkauf, Produktion und Vertrieb. Außer- internationaler Expansion von Unternehmen über dem wurde eine große Zahl von Dokumenten aus- Fusionen und Übernahmen geführt. (7) Die Finan- gewertet, darunter Branchenberichte, Fachpresse, zierung des Fernsehsektors und der Einfluss der Unternehmensberichte und Unternehmensweb- großen multinationalen Konzerne über die nationale seiten, Konferenzen, Diskussionsprotokolle sowie Medienproduktion und -distribution stellen daher Dokumente aus dem politischen Sektor. einen zentralen Hintergrund auch für die vorliegen- de Untersuchung dar. Der Aufstieg des Formatgeschäftes – und Europas Rolle dabei US-Produzenten Eine zweite relevante Forschungstradition beschäf- In der Welt des internationalen Programmhandels Rechtehandel hatten großen tigt sich seit vielen Jahren mit den Gründen der ist das Fernsehformat eine an eine Lizenz gebun- vor allem mit Vorsprung bei anhaltenden Dominanz der amerikanischen Medi- dene Ware, die in der Form einer „Production Bible“ Gameshows, kommerzieller enkonzerne über den internationalen Handel mit plus zugehöriger Beratungsdienstleistungen ver- Talentshows, TV-Unterhaltung Fernsehprogrammen. Historisch gesehen hatten die kauft wird. Die allermeisten Fernsehformate gehö- Reality-TV und US-amerikanischen Fernsehproduzenten immer ren den Genres Gameshow oder Talentshow (bei- Factual Entertainment einen großen Vorsprung bei der Herstellung kom- spielsweise „Dancing with the Stars“, „Top Model“), merziell orientierter Unterhaltungsprogramme. Hier- Reality-TV und Factual Entertainment („I’m A Cele- bei kam und kommt den sogenannten US-Majors brity Get Me Out!“, „Supernanny”, „Come Dine auch ihr großes globales Vermarktungs- und Ver- With Me”) an. Zunehmend zeigen sich allerdings triebsnetzwerk zugute. In jüngerer Zeit haben ver- Überschneidungen zwischen diesen Genres sowie schiedene Forscher auch darauf hingewiesen, dass eine Tendenz, weitere Genres in den Formathandel durch den zunehmenden finanziellen Druck im US- einzubeziehen, so etwa auch Serien und Fernseh- amerikanischen Fernsehmarkt die Bedeutung des spiele (beispielsweise „Desperate Housewives“, internationalen Marktes für die amerikanischen „The Bridge“). (11) Unternehmen gestiegen sei. (8) Es ist in diesen Zu- sammenhang auch kein Widerspruch, dass der Zwischen den 1950er Jahren und Mitte der 1980er Bis Mitte der 1980er Verkauf amerikanischer Produktionen auf dem in- Jahre gab es nur eine Handvoll von Formatgeschäf- Jahre nur geringer ternationalen Markt durch wachsenden regionalen ten zwischen den USA, Europa und Australien. (12) Handel mit Formaten Austausch und zunehmende einheimische Produk- Ab Mitte der 1980er Jahre wurden dann Format- tion global rückläufig gewesen ist. (9) Um dem ent- geschäfte mit Gameshows häufiger. Zu dieser Zeit gegen zu wirken und dem Bedarf an nationalen oder war das amerikanische Unternehmen Fremantle regionalen Inhalten nachzukommen, setzen die International, welches beispielsweise die Formate großen multinationalen Konzerne in ihren Manage- „Family Feud“, „The Price is Right“ sowie „Wheel mentstrategien zunehmend auf die „Lokalisierung“ of Fortune“ erfolgreich an eine größere Anzahl eu- der Medieninhalte. ropäischer Länder verkaufte, der prominenteste Exporteur von Fernsehformaten. Weitere Pioniere Amazon, Google usw. Im Folgenden wird aufgezeigt werden, dass die im Formatgeschäft waren das australische Unter- zwingen Medien­ internationale Expansion US-amerikanischer Me- konzerne zum dienkonzerne durch direktes Engagement bei aus- Strategiewechsel ländischen Unternehmen, welches bereits in der Mitte der 1980er Jahre im Bereich Distribution Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 38

Tab. 1 Top-10-Länder mit den größten Anteilen an den Formatexporten weltweit 2008

Anteil an Anzahl Zahl exportierter Formate Umsatz mit Formatexporten Anteil am Umsatz der Top-10 Rang* exportierter Formate in % in Mio € in % 1 Großbritannien 98 36 701 34 2 USA 56 21 378 18 3 Niederlande 23 8 346 17 4 Australien 12 4 183 9 5 Argentinien 20 7 134 6 6 Schweden 16 6 113 5 7 Frankreich 12 4 77 4 8 Japan 12 4 68 3 9 Deutschland 12 4 54 3 10 Spanien 12 4 23 1 Gesamt 273 100 2 077 100 * Nach Umsatz. Quelle: Jäger, Elfi/Sonja Behrens: The FRAPA report 2009 - TV formats to the world. Hürth 2009.

nehmen Grundy Worldwide, die Action Group aus Das Geschäftsklima erwies sich für die internatio- Niedrige Zinsen Großbritannien sowie die niederländischen Unter- nale Expansion dieser europäischen Unternehmen schafften günstiges nehmen JE Entertainment und John de Mol Pro- als sehr günstig: Zunächst und vor allem stammten Expansionsklima ductions (welche im Jahr 1994 zu Endemol Enter- die „Superformate“, die den Boom auslösten, alle tainment fusionierten). aus Europa, womit der Schweinwerfer auf die Pro- duktionsszene in diesem Kontinent gerichtet war. Weltweite Hits Als Schlüsselereignis erwies sich für den Format- Zweitens waren auf den Kapitalmärkten in der Mitte wie „“ handel der weltweite kommerzielle Erfolg der For- der 2000er Jahre und später wieder nach der Ab- brachten starken mate „“ (1997, Strix/SVT, Schweden), schwächung der Finanzkrise nach 2009 günstige Schub für „Who Wants to Be a Millionaire?“ (1998, Celador/ Finanzierungsmöglichkeiten für neue Expansions- Formathandel ITV, Großbritannien), „Big Brother“ (1999, Endemol/ projekte vorhanden. Drittens öffneten zu dieser Zeit Veronica, Niederlande) und „Pop Idol/Idols“ (2001, immer mehr Länder ihre Fernsehmärkte für inter- Thames Television/ITV, Großbritannien). (13) Mit nationale Akteure. Sogar der notorisch für auslän- der enormen Anziehungskraft, die diese neuen und dische Unternehmen als schwierig geltende US- kostengünstigen Unterhaltungsformate bei den Markt öffnete sich stärker für ausländische Formate, Zuschauern in vielen Teilen der Welt entwickelten, angetrieben durch den Streik der Writers Guild of expandierte das bis dahin vor allem auf das Dreieck America im Jahr 2007. Die unerwartet guten Zu- USA/Europa/Australien beschränkte Formatgeschäft schauerquoten, die einige dieser europäischen auf dynamische Weise. Der außerordentliche wirt- Formate in den USA erzielten, sowie der sich ver- schaftliche Erfolg, den die erwähnten, bis dahin schärfende finanzielle Druck auf Fernsehunterneh- relativ kleinen unabhängigen Produzenten mit die- men im einheimischen Markt bewirkten, dass der sen Programmen erzielten, trieb weitere europä­ amerikanische Markt offen blieb. (15) Für die euro- ische Produktionsgruppen dazu, ähnliche Formate päischen Anbieter dieser Formate brachte der Er- zu entwickeln und auf dem internationalen Markt folg in den USA nicht nur substantielle Einnahmen, anzubieten. Basierend vor allem auf dem Beispiel sondern stellte auch ein wichtiges Schaufenster der Produktionsfirmen Endemol und Fremantle für den globalen Markt dar. Media, die in den 1990er Jahren international ex- pandierten, indem sie Fernsehproduktionsunter- Im Vergleich zu den Europäern erkannten die US- US-Majors realisierten nehmen übernahmen oder neu gründeten, entwi- Majors nur langsam das Potenzial, das in der inter- Potenzial der inter­ ckelte sich ein neues Geschäftsmodell, mit dem sich nationalen Vermarktung und Produktion von Rea­ nationalen Format- sowohl Umsätze als auch Profite steigern ließen: lity-TV und Factual Entertainment lag. Fremantle produktion erst spät Statt lediglich die Lizenzen für bestimmte Formate International, ein ursprünglich amerikanisches Un- international zu vertreiben, strebten die Eigentü- ternehmen, war im Jahr 1997 an den britischen mer von Formaten nun an, diese Formate selbst in Konzern Pearson PLC verkauft worden, womit den den einzelnen Märkten in Fernsehsendungen um- USA in den Jahren der Expansion des Formathan- zusetzen. (14) dels nur ein relativ kleiner Anteil am Markt verblie- ben war. Im Jahr 2008 betrug der US-Anteil unter den zehn am stärksten im globalen Formathandel involvierten Ländern lediglich 18 Prozent (vgl. Ta- belle 1). Der europäische Anteil betrug 64 Prozent, US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 39 | Media Perspektiven 1/2017

davon allein für Großbritannien 34 Prozent. Die Abb. 1 Group und Zodiak Media Group 2015 neuen Produkte und Dienstleistungen, die von nicht-amerikanischen Formatentwicklern auf den Banijay Group Zodiak Media Group Markt gebracht worden waren, hatten ganz offen- sichtlich die strukturellen Grundlagen ins Wanken Gründung: 2008 Gründung: 2010 (2004) gebracht, die den US-Majors über viele Jahrzehnte Hauptsitz: Paris Hauptsitz: Paris Umsatz*: >384 Mio € eine dominante Position im internationalen Fern- Umsatz*: 600 Mio € sehproduktionsgeschäft gesichert hatten. 20 Firmen 45 Firmen Aufstieg der europäischen Produktionsgruppen 12 Länder 15 Länder 2004 bis 2016: Wie bereits angesprochen, starteten Endemol und Expansion Fremantle Media, historisch die wichtigsten euro- Frankreich (3)** Frankreich (5) Italien (3) Großbritannien (5) europäischer päischen Formatproduzenten, ihre internationale Spanien Belgien Produktionsgruppen Expansion über Fusionen und Akquisitionen Mitte Irland Niederlande der 1990er Jahre. (16) Im Folgenden soll der Fokus Deutschland jedoch auf die Jahre 2004 bis 2007 und 2009 bis Nordeuropa (6): 2016 gelegt werden. (17) In diesen Phasen erlebte Dänemark (3) Dänemark, Finnland, Norwegen, Finnland Schweden eine erstaunlich große Zahl weiterer europäischer Norwegen Produktionsunternehmen, die nicht an Rundfunk- Schweden Südeuropa (2): organisationen gebunden waren und damit keinen Italien, Spanien Australien Rückhalt durch eine starke Muttergesellschaft hat- Neuseeland Russland (2) ten, ein rasches Wachstum im internationalen Markt. Diese Unternehmen, darunter vor allem All3Media, USA (3) Naher Osten, Asien & Australasien: Eyeworks, Shed Media, , Banijay sowie Mumbai Zodiak Media Group, entwickelten ähnliche Unter- Amerika (4): nehmensstrukturen, indem sie jeweils eine Anzahl New York, Los Angeles, Mexiko., von Produktionsstätten mit einer auf den internatio- Bogota nalen Vertrieb spezialisierten Unternehmenssparte Zodiak Kids kombinierten. Ihre Struktur und Größe machten (Frankreich, Großbritannien) diese Unternehmen zu attraktiven Übernahmezielen für multinationale Konzerne. * Umrechnungskurs vom 20.12.2014 (1GBP = 1,28 €) wurde für die Berechnung des Jahresumsatzes der Banijay Group (geschätzt 300 Mio GBP) herangezogen. Finanzinvestoren Wie konnten diese europäischen Unternehmen so ** Die Zahlen in Klammern bezeichnen die Anzahl der Tochterunternehmen, die unterstützten rasch wachsen? Der außergewöhnliche Erfolg ei- im jeweiligen Land tätig sind. das Wachstum der niger dieser Produzenten und die Tatsache, dass in Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Unternehmensinformationen. Produzenten einigen europäischen Ländern Produzenten inzwi- schen zumindest über einen Teil der Rechte an ihren Produktionen verfügen, zogen die Aufmerk- samkeit von Finanzinvestoren auf sich. In ihrem aufgeführt, im unteren Teil die Firmen mit Anbin- Bestreben, die Verfügbarkeit von „billigem Geld“ dung an ein solches Rundfunkunternehmen. Mit und die Möglichkeiten überdurchschnittlicher Ge- Ausnahme von Fremantle Media, welches bereits winnmargen durch rasche Expansion und interna- im Jahr 2000 von Bertelsmann übernommen wor- tionalen Programmvertrieb zu nutzen, engagierten den war, sind die unabhängigen Produktionsgrup- sich diese Investoren bei europäischen Produktions- pen in der Regel die größeren Unternehmen, hinter unternehmen. Britische Produzenten, denen im ihnen stehen häufig Investmentfirmen und sie er- Jahr 2003 die Rechte für den internationalen Ver- lebten eine rasche Expansion über Fusionen und trieb und die Zweitverwertung zugesprochen wur- Akquisitionen. den, erwiesen sich als besonders beliebt. Aber auch Produzenten in anderen europäischen Ländern er- Zu beachten ist hierbei, dass Finanzinvestoren sel- Keine langfristigen lebten rasches Wachstum, indem sie mit Hilfe von ten an einer langfristigen Beteiligung interessiert Interessen der Investmentkapital mit anderen Unternehmen fusio- sind. Insbesondere Private-Equity-Investoren inte- Investoren nieren konnten. Als Beispiele mögen die Banijay ressieren sich an erster Stelle für den raschen Group und die Zodiak Media Group dienen (vgl. Profit. Ihr Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit eine Abbildung 1). Banijay befand sich im Besitz von hohe Gewinnmarge zu realisieren, indem sie das fünf Investmentunternehmen (18), worunter sich erworbene Unternehmen so umstrukturieren und die De Agostini Group befand, die gleichzeitig auch entscheidende Leistungskennzahlen so optimie- als Hauptinvestor bei Zodiak Media fungierte. (19) ren, dass beim Weiterverkauf der Anteile ein mög- Tabelle 2 listet jene europäischen Produktions- gruppen auf, die bereits im Jahr 2010 über Pro- duktionsstätten in verschiedenen Ländern sowie eine Vertriebsorganisation verfügten. Im oberen Teil der Tabelle sind die unabhängigen, nicht an einen Rundfunkveranstalter gebundenen Unternehmen Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 40

Tab. 2 In Europa ansässige Produktionsgruppen (unabhängig und senderabhängig) mit Aktiväten in mindestens zwei Ländern und eigenem Vertrieb 2010

Anzahl Produktionsgruppe Gründungsjahr Eigentümer Hauptsitz Territorien Tochterfirmen Wichtige Tochterfirmen Unabhängig All3Media 2003 Aktienfonds Permira London 5 20 IDTV, Lime Pictures, Lion Television, (Mehrheitseigner) Maverick Television, MME Moviement, Optomen, Studio Lambert Banijay Group 2008 Investmentkonsortium Paris 8 10 Air Productions, Banijay Finland, Brainpool, Bunim Murray Productions, Cuarzo, Nordisk Film TV Endemol 1994 Investmentkonsortium Amsterdam 31 80 Gestmusic Endemol, Remarkable Television, mit Mediaset Southern Star, True Entertainment, Zeppotron; überwiegend tätig unter dem Markennamen Endemol Eyeworks 2001 private Anteilseigner Amsterdam 17 4 (100 %) At It Productions, Cuatro Cabezas, (R. Oerlemans mit Egmont Film & Television, Touchdown Television; Venturekapital) alle tätig unter dem Markennamen Eyeworks Shed Media 1998 börsennotiert London 2 8 Richochet, Wall to Wall, Twenty Twenty, Outright Distribution Shine Group 2001 private Anteilseigner London 10 26 Dragonfly, Kudos, Metronome, Princess Productions, (E. Murdoch, 53 %) Reveille, Shine Australia/France/Germany Zodiak Media 2010 Investmentkonsortium Paris 17 45 Magnolia, Marathon, RDF, Zodiak TV; alle tätig unter dem MarkennamenZodiak Senderabhängig BBC Worldwide 1995 BBC London 7 3 (100 %) BBC Worldwide (London, Paris, L.A., Mumbai); sowie Anteile an GP Media, Freehand, Temple Street Productions, Tower Productions FremantleMedia 2001 RTL Gruppe/Bertelsmann London 22 25 Grundy-Ufa, Thames Television; überwiegend tätig unter dem Markennamen Fremantle ITV Studios 2009 ITV London 7 3 (100 %) 12 Yard, Granada Australia, Granada Germany, ITV Studios America; Shiver Productions; überwiegend tätig unter dem Markennamen ITV Red Arrow 2010 ProSiebenSat.1 Gruppe München 8 3 (100 %) Producers at Work, Redseven Entertainment, Entertainment SnowmanProductions; sowie Mehrheitsanteile an Kinetic Content, Sultan Sushi Strix Television 1988 Modern Times Group Stockholm 4 4 Strix Sweden, Norway, Netherlands, Czech Republic Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Chalaby, Jean K.: The format age. Television‘s entertainment revolution. Cambridge 2015; Jäger, Elfi/Sonja Behrens: The FRAPA report 2009 – TV formats to the world. Hürth 2009; Unternehmensberichte, Pressemitteilungen und Beiträgen in der Fachpresse.

lichst hoher Gewinn zu erzielen ist. Wie mehrfach Television Distribution, ein Wandel ab. Kaner gab belegt wurde (20), war es vor allem die durch zu: „Das globale Geschäft hat sich weiterentwickelt, Übernahmen erlangte Größe der neuen, expandie- unsere größten Konkurrenten im Markt sind nicht renden Produktionsgruppen, die diese attraktiv mehr die großen US-Studios. Es sind einheimisch auch für die Akquisition durch US-Majors machte. produzierte Programme.“ (22) Die Stärke von Unter- nehmen wie Fremantle und Endemol, erklärte er, US-Konzerne übernehmen die meisten liege in ihren verschiedenen Produktionseinheiten großen Produktionsgruppen auf der ganzen Welt (vgl. Abbildung 2 mit den in- 2009: US-Konzerne Wie bereits angedeutet, war das Engagement der ternationalen Niederlassungen des im Besitz von haben Anschluss großen amerikanischen Medienkonzerne während RTL Group/Bertelsmann befindlichen Fremantle). an neue Konkurrenz der Expansionsphase des Formathandels zu ver- verpasst nachlässigen. Noch im Jahr 2008 wurden 54 Pro- Mit der Erholung der Finanzmärkte begannen die Sony Pictures zent der aus den USA stammenden Fernsehformate US-Majors gegen Ende der Dekade zu handeln. greifen als erste über die Vertriebsabteilungen von vier britischen Sony Pictures, welches bereits in den 1990er Jah- nach europäischen Unternehmen abgewickelt. (21) Das lange Zögern ren begonnen hatte, Filmproduktionskapazitäten Unternehmen der US-Majors in Bezug auf die neue Konkurrenz in unterschiedlichen Ländern aufzubauen, war das wurde zunehmend in der Fachpresse zum Thema. erste US-Unternehmen, das seine schwache Markt- Im Jahr 2009 zeichnete sich in einem Interview position im Formatgeschäft durch den Erwerb einer mit Mark Kaner, Präsident der 20th Century Fox niederländischen Vertriebsfirma, 2waytraffic, im Jahr 2008 zu verbessern suchte. 2waytraffic hatte zwei Jahre zuvor durch die Übernahme von Celador International einen der größten und attraktivsten Formatkataloge erworben, darunter die Rechte für US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 41 | Media Perspektiven 1/2017

„Who Wants to Be a Millionaire?“, das weltweit Abb. 2 Fremantle Media 2015 erfolgreichste Fernsehformat. (23) Im Jahr 2010 übernahm Warner Bros. International Television Fremantle Media Production (erst im Jahr 2009 gegründet) die Gründung: 2001 Mehrheitsanteile der britischen Shed Media Group, die in den fünf Jahren zuvor mit der Unterstützung von Investmentfirmen stark gewachsen war. (24) Produktion in 23 Ländern Zwei Jahre später scheiterte Warner mit einem An- gebot über 1 Mrd Euro für das in Probleme geratene Unternehmen Endemol. (25) 2014 schließlich über- UFA Deutschland, inkl. Fremantle Media North America, inkl. nahm Warner Bros. erfolgreich das Unternehmen - UFA Fiction - Original Productions - 495 Productions Eyeworks (26), welches zuvor durch eine Reihe von - UFA Serial Drama - UFA Show & Factual Übernahmen zum sechstgrößten europäischen - UFA Lab Fremantle Media UK, inkl. Fernsehproduktionsunternehmen ausgebaut wor- - Boundless den war. (27) Ein weiterer wichtiger Deal eines Dänemark (2) - Thames - Talkback amerikanischen Unternehmens war im Jahr 2014 Finnland Norwegen - Retort die Übernahme von All3Media durch Discovery Schweden - Newman Strett Communications und den Kabelgiganten Liberty Belgien - Euston Films Global (vgl. Abbildung 3). (28) All3Media war durch Niederlande (2) - UK Interactive starkes Wachstum in den Jahren 2006 bis 2014 Frankreich Italien Brasilien zur viertgrößten Produktionsgruppe in Europa avan- Spanien Mexiko ciert. (29) Portugal Kroatien Fremantle India Polen 21st Century Fox Es war jedoch der US-Konzern 21st Century Fox, Fremantle Australia mit stärkstem welcher die größten Investments in der europä­ Engagement in ischen Produktionsbranche tätigte. Die Akquisitio- Fremantle Media Asia China europäischer nen starteten im Jahr 2011, als News Corp (30) die Singapur Produktionsbranche Shine Group übernahm, welche im Jahr 2001 von Thailand Rupert Murdochs Tochter Elizabeth gegründet wor- Indonesien den war. Ebenso wie All3Media, hatte auch die Shine Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Unternehmenswebsites. Group bereits 2006 mit eigenen Übernahmeaktivi- täten begonnen. Bis zum Jahr 2011 hatte sie ihr Portfolio auf 27 Unternehmen in elf Ländern aus- gebaut. (31) Die größte Aktivität von 21st Century Fox im Formatgeschäft erfolgte allerdings drei Jahre Managementstrategien der US-Investoren später. Ende 2014 gab der Konzern gemeinsam mit Wodurch wurden diese massiven Investitionen Wichtiges Ziel: der Investmentfirma Apollo ein 50:50 Joint Venture amerikanischer Konzerne in europäische Produk- Ausbau der eigenen für die Fusion von Shine International, Endemol und tionsgruppen ausgelöst? Die Auswertung von Ex- Programmbibliothek Core Media Group bekannt. Durch diese Fusion perteninterviews und Brancheninformationen führt wurde die weltweit größte Produktionsgruppe mit zu einer Liste von Strategien und Zielen, die zur einem geschätzten Wert von über 1,6 Mrd Euro Erklärung angeführt werden können (vgl. Tabelle 4). und einem Netzwerk von 120 Unternehmen in fünf Der angesprochene Erfolg des Formathandels ge- Kontinenten geschaffen (vgl. Abbildung 4). (32) Vor nerell ist dabei nur ein Teil der Geschichte. Eine dieser Fusion war Endemol bereits zum größten wichtige Motivation war es, die eigene Programm- europäischen Produzenten mit einem Umsatz von bibliothek so weit wie möglich auszubauen, um 1,26 Mrd Euro aufgestiegen, mehr als das Doppelte einerseits attraktive Inhalte für eigene Fernsehka- des an Nummer drei platzierten Konkurrenten näle zu erhalten und anderseits die Umsätze mit All3Media und deutlich mehr als der ehemalige Rechten für Formate zu erhöhen. (35) Die Bedeu- Hauptkonkurrent Fremantle Media. (33) tung der Lizenzrechte hat sich in den vergangenen Tabelle 3 gibt einen Überblick über den gegen- Jahren deutlich erhöht, unter anderem auch da- wärtigen Stand der ehemals unabhängigen Produk- durch, dass in einem zunehmend fragmentierten tionsgruppen. Es zeigt sich, dass lediglich Banijay, Medienumfeld mit sinkenden Zuschauerzahlen auch das im Februar 2016 mit Zodiak fusionierte, derzeit mit einem Rückgang der Werbeeinnahmen gerech- noch als unabhängig bezeichnet werden kann. Zwar net werden muss, den es auszugleichen gilt. Eine ist die französische Mediengruppe Vivendi in diese zweite zentrale Motivation ist die Diversifizie- Megafusion involviert, die eine Produktionseinheit rung. Sowohl die möglichst breite geografische als mit einem Umsatz von circa 1 Mrd US-Dollar auch genrebezogene Verteilung der Produkte hilft, schuf, (34) aber Vivendi ist nur Minderheitenge- die eigene Programmbibliothek auszubauen und sellschafter. Alle anderen ehemals unabhängigen gleichzeitig die Risiken beim Investment zu mini- Gruppen sind inzwischen Teil eines großen US- Konzerns und nun, wegen der europaweiten Fern- sehaktivitäten ihrer Muttergesellschaften, eben- falls vertikal integriert. Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 42

Abb. 3 Eyeworks, All3Media und Shed Media 2015

Eyeworks All3Media Shed Media

Gründung: 2001 Gründung: 2001 Gründung: 1998 Hauptsitz: Amsterdam Hauptsitz: London Hauptsitz: London Umsatz 2013: 274 Mio € Umsatz 2013: 595 Mio € Umsatz 2013: 167 Mio €

15 Firmen 18 Firmen 8 Firmen 15 Länder 5 Länder 2 Länder

Niederlande Großbritannien (13) Großbritannien Belgien Niederlande (1) USA Deutschland Deutschland (1) (3) Schweiz USA (3) Schweden Neuseeland (1) Dänemark Norwegen Erworben durch Warner Bros Finnland 2010 Spanien Portugal Erworben durch Liberty Global/ Argentinien Discovery 2014 Chile Brasilien Neuseeland Australien

Erworben durch Warner Bros 2014

* Jahresumsätze von Eyeworks, All3Media und Endemol wurden dem Jahrbuch 2014 des European Audiovisual Observatory, Tabelle 1.7, entnommen. Jahresumsatz von Shed Media kommt von Televisual (Anm. 28) und wurde in Euro umgerechnet zum Kurs vom 20.12.2013 (1GBP = 1,196 €). ** Die Zahlen in Klammern bezeichnen die Anzahl der Tochterunternehmen, die im jeweiligen Land/unter der Unternehmensbezeichnung tätig sind. Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Unternehmenswebsites und European Audiovisual Observatory: Statistical Yearbook 2014.

Abb. 4 (Eigentümer: 21st Century Fox) 2015 mieren. (36) Mit Hilfe ihrer Übernahmen haben die US-Konzerne Produkte und Technologien im Bereich Endemol Shine Group des Formathandels in ihre Unternehmensstruktu- ren integriert, darunter die kostengünstigen, aber ~90 Firmen 27 Firmen >30 Länder 11 Länder dennoch global erfolgreichen Genres des Reality-TV und des Factual Entertainment. Im letzteren Bereich gelten die europäischen Produzenten als besonders Niederlande Russland Hong Kong innovativ und erfahren. Belgien Großbritannien Türkei Malaysia Deutschland Die geografische Diversifizierung erleichtert außer- Geografische Frankreich Mittlerer Osten Australien dem den weltweiten Zugang zu Märkten, kreativem Diversifizierung: Spanien Potenzial und Knowhow. (37) In einer Branche, die Zugang zu kreativem Portugal Indien Argentinien Italien Brasilien stark angetrieben wird von einzelnen Hits, eröffnet Potenzial und Schweiz Südafrika Chile ein weltweiter Pool an kreativem Personal die Knowhow Polen Chance, „Must-Have“-Shows zu generieren. Der USA Zugang zu lokalem und regionalem Knowhow öff- Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Unternehmenswebsites, Januar 2015. net auf der anderen Seite neue Märkte und er- leichtert die Produktion von Adaptionen internatio- nal verbreiteter Formate. Auch wird angenommen, dass es ihre „einheimische“ Qualität erhöht. Schlussendlich wird mit dem Zugriff auf neue Pro- dukte und Technologien das Erfordernis der stän- digen Innovation und Produkterneuerung erfüllt, welches unabdingbar in einem hoch kompetitiven Markt ist. (38) US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 43 | Media Perspektiven 1/2017

Tab. 3 Internationale Produktionsgruppen 2016

Umsatz Produktionsländer Anzahl Tochter- Umsatz Eigentümer Produktionsgruppe in Mio € Anzahl & Hauptsitz unternehmen Eigentümer in Mio € Unabhängig Banijay ~928 19 Europa: Belgien, Dänemark, Finnland, >65 Investmentkonsortium mit Vivendi n.b. (einschl. Zodiak Group) Frankreich, Deutschland, (26,2 %) Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden, Großbritannien; Sonstige: Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland, Indien, Russland, USA Vertikal integriert All3Media 765 5 Europa: Niederlande, Deutschland, 20 Liberty Global, 10 513 Großbritannien; Discovery Communications 5 535 Sonstige: Neuseeland, USA Endemol Shine Group >1 800 >30 Europa: Belgien, Frankreich, Deutschland, >100 21st Century Fox, 25 682 Italien, Niederlande, Dänemark, Apollo (je 50 %) n.b. Finnland, Polen, Portugal, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien; Sonstige: Argentinien, Hongkong, China, Australien, Brasilien, Chile, Indien, Malaysia, Mittlerer Osten, Russland, Südafrika, Türkei, USA Sony Pictures n.b. 14 Europa: Belgien & Niederlande, Frankreich, 18 Sony 20 869 Television, Deutschland, Italien, Großbritannien; (über Sony Pictures Entertainment) International Production Sonstige: Australien, Brasilien, China, Kolumbien, Ägypten & Libanon, Mexiko, Russland, Vereinigte Arabische Emirate (mehrere Hauptsitze) Warner Bros. >274 17 Europa: Belgien, Dänemark, Finnland, >15 Time Warner 25 228 International Television Deutschland, Niederlande, (über Warner Bros. Entertainment) Production Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien (für Europa, Mittlerer Osten, Afrika); Sonstige: Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Neuseeland, USA Senderabhängig BBC Worldwide 196 10 Europa: Dänemark, Frankreich, 7 BBC 5 961 Deutschland, Großbritannien; Sonstige: Angola, Kanada, Indien, Nigeria, Südafrika, USA FremantleMedia 1 486 31 Europa: Belgien, Kroatien, Dänemark, >47 RTL Group 8 107 Estland, Finnland, Frankreich, (Bertelsmann) Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Schweden, Großbritannien; Sonstige: Australien, Brasilien, Kanada, China, Dubai, Hong Kong, Indien, Indonesien, Japan, Mexiko, Singapur, USA ITV Studios 1 157 8 Europa: Dänemark, Finnland, Frankreich, 25 ITV Plc 3 216 Deutschland, Niederlande, Norwegen, Schweden, Großbritannien; Sonstige: Australien, USA Red Arrow 202 10 Europa: Belgien, Dänemark, Deutschland, 19 ProSiebenSat.1 Gruppe 2 876 Entertainment Niederlande, Norwegen, Schweden, Großbritannien Sonstige: Israel, Türkei, USA Nice Entertainment 302 13 Europa: Tschechien, Dänemark, Estland, 28 Modern Times Group 1 731 (vormals MTG Studios) Lettland, Litauen, Finnland, Ungarn, Niederlande, Norwegen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Schweden Quelle: Eigene Zusammenstellung auf Basis von European Audiovisual Observatory 2015, Unternehmensberichten, Fachpresse. Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 44

Tab. 4 Unternehmensstragien der US-Konzerne im Kontext der Übernahme von Produktionsunternehmen

Strategie Ziele bzw. angestrebter Nutzen Ausbau der Programmbibliothek Durch vertikale Integration das Lieferantenrisiko verringern Wettbewerbsposition durch vertikale Integration verbessern Verwertungschancen aus Lizenzrechten durch größeren Programmkatalog erhöhen Produktdiversifizierung Programmfluss sichern Zugang zu Factual-Entertainment-Produktionen und erfahrenen Kreativen in diesem Genre Risikostreuung durch Verbreiterung des Programmkatalogs Geografische Diversifizierung Programmfluss sichern Weltweit kreatives Potenzial erschließen, um Bedürfnis nach ständiger Innovation zu befriedigen Chance für die Produktion und den Besitz von „Must have“- und „Hit“-Programmen verbessern Zugang zu einem weltweiten Pool kreativer Mitarbeiter zur Verringerung des Risikos von Talentmangel Investitionsrisiken durch Tätigkeit in mehreren Märkten reduzieren Programmvertrieb und Produktionsmöglichkeiten in internationalen Märkten erleichtern Zugang zu lokalem Know-how, um lokale Produktionen zu erleichtern und die Qualität zu verbessern Alle Stufen der Verwertungskette nutzen Maximale Ausbeutung der Lizenzrechte auf allen vier Stufen der Verwertungskette Markensteuerung durch zügigen internationalen Roll-out und Überwachung der lokalen Produktion Synergien erzielen Rascher und kostengünstiger Transfer von Know-how und innovativen Ideen Transaktionskosten durch vertikale Integration reduzieren Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Experteninterviews und Beiträgen in der Fachpresse.

Ausschöpfen Die dritte Motivation bezieht sich schließlich auf Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der gesamten die Verwertungskette im Bereich des Formathan- einige der großen US-Konzerne ihr anfängliches Verwertungskette dels und der Fernsehproduktion (39), das heißt auf Versäumnis im Hinblick auf das wachsende For- die Entwicklung, Produktion und Distribution von matgeschäft korrigiert haben, weil sie schließlich Formaten sowie deren Umsetzung in jeweils lokal das Potenzial erkannten, das im Reality-TV, im angepassten Versionen. Es geht dabei um die ma- Factual Entertainment sowie in der Ausschöpfung ximale Ausschöpfung der Rechte an Produktionen der gesamten Verwertungskette im Produktions- und Formaten. Die Übernahme derjenigen europä- bereich liegt. Die US-Konzerne haben durch ihre ischen Produktionsgruppen, die diese Strategie in Expansion ihre Programmbibliotheken ausgebaut, der Vergangenheit am erfolgreichsten entwickelt sich Zugang zu kreativem Potenzial, innovativen hatten, bedeutete für die US-Konzerne, dass sie Ideen und Knowhow weltweit verschafft. Gleich- zusätzlich zu den bereits vorhandenen Formatbib- zeitig wurde durch Diversifizierung das Risiko ihrer liotheken auch umfangreiche internationale Infra- Investments reduziert und ihre Produktionskapazi- strukturen und ein gut funktionierendes Geschäfts- täten in den wichtigsten internationalen Märkten modell erwarben. signifikant erhöht. Die amerikanischen Konzerne sind nun gut positioniert, um auf die Nachfrage Synergien und Das Ziel der Realisierung von Synergien und Kos- in den verschiedenen nationalen und regionalen Kostenreduktion tenreduktion wurde in den Experteninterviews zu Märkten zu reagieren, während sie gleichzeitig ihre dieser Untersuchung relativ selten angesprochen. europäische Konkurrenz durch Übernahmen redu- Dennoch sind Economies of Scale und Economies ziert haben. Im gleichen Zuge konnten sie durch die of Scope auch im Formatgeschäft wichtige Antriebs- verstärkte vertikale Integration ihre Wettbewerbs- kräfte. Des weiteren erwähnte ein Experte im Inter- position gegenüber den neuen, finanzstarken In- view, dass Produktions-Knowhow und innovative ternetkonzernen sowie auch gegenüber den etab- Ideen schneller und günstiger zwischen Schwester- lierten nationalen Rundfunkveranstaltern in Europa firmen ausgetauscht werden könnten. (40) Diese verbessern. Tatsache würde in einem zunehmend kompetiti- ven Umfeld und veränderter Konsumgewohnheiten Auswirkungen wichtiger. Ein anderer Interviewpartner wies auf Welches sind die möglichen Implikationen der oben Internationalisierung das Potenzial zur Kostenreduktion hin, welches sich beschriebenen Entwicklungen? Ganz offensichtlich verstärkt horizontale aus der vertikalen Integration ergäbe, da vertikale deuten die in Tabelle 4 zusammengefassten Er- und vertikale Produktionsunternehmen normalerweise über die gebnisse auf eine weitere Internationalisierung der Integration der Bedürfnisse ihrer Schwesterfirmen im Vertriebs- Produktion von Fernsehunterhaltung hin. Die welt- Medienunternehmen bereich besser informiert seien als die unabhängi- weite horizontale Integration ermöglicht einen noch gen Produzenten. (41) schnelleren und intensiveren Austausch von Ideen und Knowhow, welches wiederum zu einer be- schleunigten Anpassung der Produktionsabläufe und der Arten von Fernsehunterhaltung führen wird, die weltweit angeboten werden. Die zunehmende US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 45 | Media Perspektiven 1/2017

Abb. 5 Geografische Herkunft der Fernsehformate 2004 bis 2014 Anteile in %

60%

50%

40% Großbritannien

Sonstige Länder 30% USA

20% Niederlande

10%

0% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von: Wallace, Washa: Traveling formats by origin. Figure presented as part of an industry roundtable discussion at the MAB/ECREA conference "TV in the Age of Transnationalisation and Transmedialisation". London, University of Roehampton, 22.6.2015 (http://mediaacrossborders.com/wp- content/uploads/2016/02/Format-Distribution-slides_FremantleMedia.pdf; abgerufen am 1.11.2016).

Internationalisierung führt andererseits zu einer sich schiedenen nationalen Märkte zu drücken. Aller weiter verstärkenden horizontalen und vertikalen Wahrscheinlichkeit nach treffen beide Erklärungen Integration weltweit. Allerdings sind es nicht allein zu. Dennoch ist der abrupte Anstieg des Anteils der die inzwischen amerikanisch kontrollierten Pro- Länder aus dem „Rest der Welt“ zwischen 2012 und duktionsgruppen, die seit 2010 weiter gewachsen 2014, nach einem relativ stabilen Anteil von knapp sind. Auch Fremantle Media, ITV Studios, Red unter 30 Prozent in den Jahren zuvor, Anlass genug, Arrow Entertainment oder Modern Times Group Fragen zu stellen. Sollte es zutreffen, dass in erster haben weiter signifikante Investitionen getätigt, Linie die gewachsene Marktmacht der multinatio- dabei sowohl die Zahl ihrer Tochterunternehmen nalen Konzerne für diesen Anstieg verantwortlich vergrößert als auch die Anzahl der Territorien, in war, müsste man den Schluss ziehen, dass es für denen sie produzieren. Lediglich BBC Worldwide, die anderen, nicht in einen Konzern integrierten der einzige nicht-kommerzielle Rundfunkveranstal- Produzenten von Fernsehunterhaltung, zunehmend ter, der in diesen Zusammenhang eine Rolle spielt, problematisch wird, im internationalen Markt wett- ist nicht weiter gewachsen. bewerbsfähig zu werden oder es zu bleiben. Daraus ergäbe sich die Konsequenz, dass, während sich Formathandel: Speziell für den Bereich des Formathandels ist der Gegensatz zwischen Kernmärkten und Peri- Teilung in Kern- und festzustellen, dass die Expansion der führenden pheriemärkten weiter verringert, die Distanz zwi- Peripheriemärkte internationalen Produktionsgruppen zur Aufwei- schen multinationalen Konzernen einerseits und abgeschwächt chung der traditionellen Teilung in Kernmärkte und kleineren, unabhängigen Produktionsgruppen an- Märkte an der Peripherie führt. Wie aus Abbildung 5 dererseits wächst. Zur Illustration sei nur eine deutlich wird, ist der Marktanteil derjenigen Unter- ­Vergleichszahl genannt: Die größten Produktions- nehmen, die aus dem „Rest der Welt“ stammen, im gruppen weltweit haben regelmäßig Umsätze von Formathandel zwischen 2012 und 2014 drastisch ca. 1 Mrd Euro im Jahr (im Fall von Endemol sind gestiegen. Unklar ist dabei allerdings, ob diese es 2 Mrd Euro, vgl. auch Tabelle 3); dagegen er- auffälligen Veränderungen vor allem darauf zu- wirtschaften über 80 Prozent der unabhängigen rückzuführen sind, dass Programmeinkäufer offe- Produzenten in Großbritannien Umsätze von weni- ner auch für Produkte aus anderen Teilen der Welt geworden sind, oder ob es sich dadurch erklären lässt, dass die multinationalen Konzerne größere Möglichkeiten besitzen, ihre Formate in die ver- Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 46

Abb. 6 Schematische Übersicht: Potenzielle Auswirkungen der Macht transnationaler Medienkonzerne (TNC) auf den Produktionsmarkt für Fernsehunterhaltung

1. Bündelung von 3. Leichterer Zugang zu Programmen inkl solcher, Programmeinkäufern und die alleine schwer Programmplanern wegen verkäuflich wären - Marktstärke und Macht Marketingbudgets der TNC - größerer 4. Letztinstanzliche 2. Große Ressourcen für Programmbibliothek und Kontrolle über Forschung und Entwicklung Programmpakete Tochterfirmen sowie für Defizitfinanzierung

- Programme der TV-Sender werden mit Produktionen aus - Veränderte Zielsetzungen Programmpaketen gefüllt und somit Denk- und - Neue Produktionsaufträge gehen vor allem an Produzenten, die Verhaltensweisen Potenzielle sich an Entwicklungskosten und Risiken beteiligen - steigende Auswirkun- - Zugang zu Programmeinkäufern und -planern wird für Gewinnerwartung gen Produzenten erschwert, die obige Bedingungen nicht erfüllen - geringere Kontrolle über können. was, wie und für wen produziert wird

Betroffene Aufgekaufte Akteure Kleinere, national tätige Produzenten Produktionsfirmen

Quelle: Eigene Darstellung.

ger als 1,3 Mio Euro jährlich. Von den restlichen 20 etablierten nationalen Anbieter sich der geballten Prozent hat die Hälfte einen Umsatz von 1,3 Mio ökonomischen Macht der US-Majors entgegen stel- bis 7 Mio Euro. (42) len konnten. Doch diese unterstützenden Faktoren Die vertikale Integration einiger der größten werden, so ist die begründete Vermutung, nicht europäischen Produktionsgruppen in US-amerika- zuletzt als Folge der Expansion der US-amerikani- nische Konzerne ist dabei Anlass zur besonderen schen Konzerne weiter erodieren. Das finanzielle Besorgnis. Die US-Konzerne haben nunmehr die Gefälle zwischen den multinationalen Konzernen Kontrolle über a) die Mehrzahl der weltweit rele- auf der einen und den nationalen Medienunterneh- vanten Produzenten von Fernsehunterhaltung (so- men auf der anderen Seite sowie die sich daraus wohl in den Bereichen Fiction als auch Factual ergebenden Machtverschiebungen werden in Zu- Entertainment/Reality-TV), b) riesige Programm­ kunft an Bedeutung gewinnen. Allerdings lassen bibliotheken sowie c) weltweite lineare und nicht- die unterschiedliche Größe der nationalen Märkte lineare Verbreitungsplattformen. Dies zusammen- sowie Unterschiede in der Regulierung der unab- genommen gibt den Konzernen die Macht, sowohl hängigen Produktion und der Urheberrechte Gene- neuen als auch bereits existierenden, kleineren ralisierungen für Europa als Ganzes kaum zu. Fernsehanbietern (vor allem jenen, die nicht ver­ Dennoch sollen im Folgenden mit Hilfe eines theo- tikal integriert sind) attraktive Fernsehunterhal- retischen Modells einige der potenziell schädlichen tungsprogramme vorzuenthalten, sollte dies ihren Implikationen der beschriebenen Entwicklung Interessen entsprechen. aufgezeigt werden. Das Modell differenziert dabei zwischen Implikationen für die Produktion Negative Nationale Medien scheinen daher am ehesten von (vgl. Abbildung 6), die Distribution, speziell inner- Auswirkungen vor den potenziell negativen Auswirkungen der inter- halb der nationalen Märkte (vgl. Abbildung 7) allem auf nationale nationalen Integration, sowohl vertikal als auch sowie die nationale Medienpolitik und Regulierung Medien horizontal, betroffen zu sein. In Europa haben bisher (vgl. Abbildung 8). vor allem die historisch gewachsenen Strukturen und Beziehungen zwischen den Marktteilnehmern, Offensichtlich ist zunächst, dass transnational agie- Auswirkungen das sich über lange Zeit entwickelte Zuschauer- rende Produktionsgruppen einen Wettbewerbsvor- auf die Produktion verhalten sowie die Medienpolitik in den vergan- teil vor den kleineren und nicht vertikal integrierten genen 20 bis 30 Jahren dazu beigetragen, dass die Produktionsunternehmen besitzen, weil sie erstens leichter Programme als Teil von Programmpaketen verkaufen können und zweitens über größere finan- zielle Spielräume für Forschung und Entwicklung sowie Defizitfinanzierung verfügen. (43) Des weite- US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 47 | Media Perspektiven 1/2017

Abb. 7 Schematische Übersicht: Potenzielle Auswirkungen der Macht transnationaler Medienkonzerne (TNC) auf den Distributionsmarkt für Fernsehunterhaltung

1. Entscheidungsgewalt über 2. Große Finanzmittel und Fokus auf Inhalte mit größtem Verwendung von Produktionen Gewinnpotenzial ermöglichen es, Konkurrenten im Macht der wegen Kontrolle über Wettbewerb um kreatives Personal und "Hit"- TNC Produktionstöchter Produktionen zu überbieten

In einem wettbewerbsintensiven Durch die wachsende Konkurrenz durch TNC werden Umfeld können vertikal integrierte nationale Rundfunkveranstalter in einer Abwärtspirale Unternehmen gefangen: - Inhalte aus strategischen - ihre (finanzielle) Fähigkeit, um kreatives Personal und Gründen zurückhalten, "Hit"-Programme zu konkurrieren, nimmt ab, - den eigenen Vertriebsablegern - in der Folge sinkt ihre Attraktivität und ihre Potenzielle ein Vorkaufsrecht zu sichern, Zuschaueranteile werden geringer, Werbeeinnahmen und Auswirkun- - Beides zusammen resultiert die Legitimation der Gebührenfinanzierung gehen zurück, gen darin, dass attraktive Inhalte für - womit ihre Konkurrenzfähigkeit beim Einkauf Wettbewerber nicht zugänglich publikumsattraktiver Programme weiter reduziert wird, werden. wodurch erneut - die Gesamteinnahmen und das zukünftige Programmbudget zurück gehen

Betroffene Nationale Rundfunkveranstalter und nicht-konzerngebundene Unternehmen Akteure

Quelle: Eigene Darstellung.

Abb. 8 Schematische Übersicht: Potenzielle Auswirkungen der Macht transnationaler Medienkonzerne (TNC) auf die Regulierung und Medienpolitik auf nationaler Ebene

1. Erhöhte 2. Starke 3. Vorteile gegenüber Möglichkeiten, Profite Verhandlungsposition durch nationalen Wettbewerbern, Macht aus einem Land Möglichkeit, Investitionen zu weil sie nicht den gleichen der TNC herauszuziehen versprechen oder Public-service-Auflagen zurückzuziehen unterliegen

Verringerte Möglichkeit In dem Bestreben, den Dadurch schwächen die TNC der staatlichen Sektor zu beleben und die historisch gewachsenen Finanzkontrolle über Arbeitsplätze zu sichern, ist normativen Grundlagen des den Sektor, damit die nationale Medienpolitik Fernsehens in Europa (z.B. - reduzierte Einnahmen versucht, über Verpflichtung zur Stützung der Potenzielle aus Förderungsmaßnahmen wie nationalen Kultur und der Auswirkun- Unternehmenssteuern, Steuernachlässe oder Demokratie), forcieren die - weniger Re- staatliche Zuschüsse die Kommerzialisierung des gen Investitonen in Produktion zu Fernsehens und beeinflussen inländische Produktion subventionieren, wovon vor die Kultur(en) in Europa (im Vergleich zu allem TNC profitieren nationale Anbietern)

Betroffene Akteure Nationale Medienpolitik und Regulierung, Beschäftigte im audiovisuellen Sektor, Bürger

Quelle: Eigene Darstellung.

ren erleichtert ihr Markenname ihnen in vielen Fäl- Zugang zu Programmabnehmern zu finden und ihre len den Zugang zu Programmeinkäufern und Pro- Produktionen in den Fernsehprogrammen unterzu- grammplanern. (44) Als Konsequenz fällt es klei- bringen. Es gibt jedoch auch Belege dafür, dass neren nationalen Wettbewerbern und neuen Produ- zenten im Unterhaltungsmarkt zunehmend schwer, Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 48

nach wie vor persönliche Kontakte eine Schlüssel- formen investieren, da die Konkurrenz zunimmt rolle im Fernsehmarkt spielen und damit teilweise und die Märkte sich neu strukturieren. Es liegt ein Gegengewicht zur Macht multinationaler Kon- demnach nahe, dass die Konzerne bereit sind, zerne bilden. (45) Zu berücksichtigen gilt es aller- auch die finanziellen Kosten einer strategischen, dings ebenso, dass auch die Ableger multinationa- auf lange Sicht betriebenen Investition (und damit ler Konzerne nationale Unternehmen sind und von eventuellen Programmbindung und Gewinnminde- den oben beschriebenen Vorteilen profitieren. Für rung) zu akzeptieren. letztere können sich negative Implikationen unter Im Hinblick auf die Fähigkeit der transnationalen anderem dadurch ergeben, dass ihre Integration Konzerne, finanzschwächere Fernsehanbieter im in einen multinationalen Konzern Änderungen der Kampf um Hitshows und kreative Talente zu über- Unternehmenskultur mit sich bringen können. So bieten, haben sowohl die BBC als auch British Tele- legen neue Eigentümer höchstwahrscheinlich com gegenüber der Regulierungsbehörden Ofcom schärfere Gewinnerwartungen an das jeweilige im Jahr 2015 darauf hingewiesen, dass diese Ent- Unternehmen an und erwarten, dass neue Produk- wicklung auf lange Sicht einen schädlichen Ein- tionen vor allem mit Blick auf den internationalen fluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Markt und nicht nur auf den nationalen Markt er- Großbritannien haben werde. (48) Ein Beispiel sind stellt werden. (46) Natürlich sind weder Kostenbe- die exorbitanten Summen, die heutzutage für wusstsein noch der Blick auf den internationalen wichtige Sportübertragungsrechte verlangt wer- Markt für sich gesehen negativ. Doch dort, wo sie den und die für viele europäische nationale Rund- zum Hauptantrieb der Unternehmensaktivitäten funkveranstalter nicht mehr bezahlbar sind. werden, können Aspekte, die nur in einem natio- nalen Kontext von Interesse sind beziehungsweise Zu guter Letzt sind die möglichen Implikationen der Schwächung der die zu komplex oder widersprüchlich für eine in- Konzentration im Produktionssektor für die natio- Medienregulierung ternationale Verwertung sind, nicht länger als be- nale Medienpolitik und Regulierung in Abbildung 8 und -politik rücksichtigenswert für die Produktion eingestuft zusammengefasst. Zunächst ist auf die Fähigkeit werden. Schließlich dürfte es ausschließlich am der multinationalen Konzerne zu verweisen, Profite nationalen Markt orientierten Produktionsunter- aus einem Land herauszuziehen und dadurch Steu- nehmen zunehmend schwerer fallen, eine ange- ern zu sparen. Die komplexen, oft intransparenten messene Finanzierung für ihre Produktionen zu Strukturen der großen Medienkonzerne, aber auch finden, die es ihnen erlaubt, mit den hohen Pro- die Möglichkeiten, mit Hilfe von Heeren von Finanz- duktionswerten der für den internationalen Markt beratern und Rechtsanwälten gesetzliche Lücken produzierten Programme mitzuhalten. auszuschöpfen, setzen hier Grenzen für die natio- nale Regulierung. Zweitens schafft allein die Größe Folgen für die Abbildung 7 fasst die Überlegungen zu den mög­ der Medienkonzerne erhebliche Verhandlungsmacht Programmproduktion lichen Konsequenzen im Bereich der Programm- gegenüber den nationalen Regulierungsbehörden, distribution zusammen. Auch hier spielen die verti- gerade auch wenn es um Investitionen in oder den kale Integration der multinationalen Konzerne und (angedrohten) Abzug von Kapital aus einem Land ihre Finanzkraft die zentrale Rolle. Beide Faktoren geht. Drittens besitzen multinationale Konzerne erlauben es eher, kommerziell attraktive Inhalte schließlich eine größere Freiheit beziehungsweise und kreatives Potenzial an sich zu binden. Gegen eine stärkere Lobby, sich spezifischen Programm- die Annahme, dass die zunehmende Konsolidie- auflagen zu entziehen. Auch für den Markt insge- rung des Sektors mit einer Programmbindung an samt wird das Konsequenzen haben. Es ist nicht konzerneigene Sender einhergeht, kann angeführt von der Hand zu weisen, dass je größer der Einfluss werden, dass auch die Muttergesellschaften in den der internationalen Konzerne in den europäischen großen multinationalen Konzernen ein Interesse­ Märkten ist, desto stärker liegt der Fokus auf Pro- daran haben müssen, ihre Produkte nicht allein fitmaximierung im Markt insgesamt und desto innerhalb des eigenen Unternehmens zu vertrei- schneller und unwiederbringlicher droht der Rück- ben. Ihr Bestreben muss es sein, ihre Produktio- zug der normativen Grundlagen, die historisch das nen an diejenigen zu verkaufen, die die höchsten Fernsehen in Europa geprägt haben. Preise zahlen. Tatsächlich trifft es zumindest auf die meisten europäischen Länder zu, dass die Fazit nationalen, frei zugänglichen Fernsehprogramme Das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts erlebte Zeitweise immer noch höhere Zuschaueranteile vorweisen eine bemerkenswerte Verschiebung der Kräfte im Verschiebung können als die amerikanischen Kabel- und Satelli- internationalen TV-Geschäft mit Unterhaltungspro- der Kräfte im tenkanäle und daher auch höhere Programmbud- duktionen. Europäische Produktionsunternehmen internationalen gets aufweisen als letztere. (47) Allerdings ist in- konnten sich mit äußerst erfolgreichen Formaten TV-Geschäft zwischen zu berücksichtigen, dass die US-Konzerne im Reality-TV und im Factual Entertainment an die auch in Europa im großen Maßstab in frei zugäng- Spitze eines neuen Trends zur internationalen Ver- liche Fernsehkanäle und neue Verbreitungsplatt- marktung von Fernsehformaten setzen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Fernsehens waren es damit europäische Firmen, die mit einem attraktiven neuen Geschäftsmodell umfangreiche, international nachgefragte Programmkataloge aufbauen konn- US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 49 | Media Perspektiven 1/2017

ten. Aus der Perspektive der Eigentumsstrukturen gewisse Zeit ins Wanken geraten sein, doch nach war diese Verschiebung der Kräfte jedoch nur von wenigen Jahren haben sich die großen US-Konzerne kurzer Dauer. In den vergangenen Jahren haben die Erfolge ihrer europäischen Konkurrenz zu Nutze US-Konzerne, die anfangs nur zögerlich das Poten- gemacht, indem sie die erfolgreichsten Unterneh- zial internationaler Fernsehformate und Produktio- men selbst übernahmen. Festzuhalten ist, dass nen erkannten, ihre weltweit dominante Position Europa als Standort für Fernsehproduktionen und wieder gefestigt, indem sie die Mehrzahl der die Entwicklung erfolgreicher Fernsehformate inter- ­erfolgreichen europäischen Produktionsgruppen national an Bedeutung deutlich gewonnen hat und übernahmen. dadurch auch das zuvor unantastbar scheinende Image der USA als kreatives Zentrum der kommer- US-Konzerne Die Gründe für diese Übernahmen durch die US- ziellen Fernsehindustrie tangiert wurde. Doch am reagierten auf Konzerne gehen jedoch über das reine Aufholen Ende ist dies nicht gleichzusetzen mit einer einge- veränderte Markt­ der Entwicklung, was sowohl das erfolgreiche schränkten Macht der großen US-amerikanischen situation mit ­europäische Geschäftsmodell als auch die neuen Medienkonzerne. Im Gegenteil: Die Übernahme- Übernahme von Genres des Factual Entertainment und Reality-TV aktivitäten der letzten Jahre haben ihre internatio- Konkurrenten angeht, hinaus. Zusätzlich zu der wachsenden nale Marktposition gestärkt. Nachfrage nach einheimischen beziehungsweise lokal adaptierten Fernsehproduktionen, vor allem Die potenziellen Konsequenzen dieser Entwicklung Besitzverhältnisse in der oben genannten Genres, reagierten die US- konnten in dem vorliegenden Beitrag nur modellhaft den Medien wirken Majors mit ihren Übernahmeaktivitäten auch auf skizziert werden. In welcher Weise sich die Kont- sich auf das Angebot das veränderte Marktumfeld, in welchem Rechte rolle US-amerikanischer Konzerne über wichtige aus an Programminhalten mehr und mehr eine Schlüs- Teile der europäischen Fernsehproduktion auswir- selposition einnehmen. Zum einen hat der global ken, wie sie sich neben ihrer bereits vorhandenen zu beobachtende Anstieg des Wettbewerbs auf der substanziellen Macht über Distributionsplattformen Distributionsebene dazu geführt, dass Fernsehver- auch auf die europäischen Fernsehanbieter und anstalter größeren Zwängen ausgesetzt sind, sich andere am Markt Beteiligte auswirken wird – in Programminhalte zu sichern. Zum anderen hat der positiver oder in negativer Weise –, muss über wettbewerbsintensive, zunehmend globale Markt weitergehende Analysen und Fallstudien geklärt der Fernsehunterhaltung bis dahin unbekannte werden. Europa setzt sich aus vielen, sehr unter- Möglichkeiten der Verwertung von Rechten eröff- schiedlich strukturierten Märkten zusammen und net. Mit der Übernahme der europäisch geführten, es wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass für aber global agierenden Produktionsgruppen haben ein echtes Verständnis der Machtverhältnisse so- die US-Konzerne sich den Zugriff auf umfangrei- wohl die Gesamtheit der kulturellen Produktion in che Programmkataloge von zumeist langfristig einem gegebenen Markt als auch die Abhängigkei- laufenden Factual-Entertainment-Programmen und ten zwischen einzelnen Unternehmen in Betracht zu Talentshows sowie auf den dahinter stehenden ziehen sind. (50) Kurz gesagt, es gibt keine einfa- kreativen Pool gesichert. che, allseits gültige Theorie zu den Implikationen des Medieneigentums, doch es kann kein Zweifel Intensivere Die These von Jeremy Tunstall, dass „die europä­ darüber bestehen, dass sich die Besitzverhältnisse Verzahnung der ischen und amerikanischen Medien sich zuneh- nachhaltig auf das Medienangebot auswirken. europäischen und mend zu einer einzigen euro-amerikanischen Me- amerikanischen dienindustrie“ entwickeln (49), wird durch die vor- TV-Industrie liegende Untersuchung gestützt. Die Ergebnisse Anmerkungen:

weisen jedoch darüber hinaus, denn die Integration 1) Vgl. Doyle, Gillian/Richard Paterson: Public policy and der Fernsehunterhaltungsbranche umfasst nicht independent television production in the U.K. In: Journal nur Amerika und Europa, sie ist zunehmend global. of Media Business Studies 5, 3/2008, S. 17–33. Positiv daran ist, dass die lange Zeit gültige Zwei- 2) 13,123 Mrd US-Dollar umgerechnet in Euro zum Um- tauschkurs vom 14.12.2013 (1 US-Dollar=0,728 Euro). teilung in Kernmärkte und Peripheriemärkte des Vgl. European Audiovisual Observatory (EAO): Yearbook Fernsehprogrammhandels dadurch abgeschwächt online premium service 2014. Strasbourg 2014, wird. Zunehmend beobachten wir einen multi-direk- Tabelle 16, G 19. tionalen Austausch von Inhalten, kreativem Perso- 3) Vgl. Jäger, Elfi/Sonja Behrens: The FRAPA report 2009. TV formats to the world. Köln 2009; Stephens, J.: New nal, Ideen und Finanzkapital. Die Art der Ideen und report offers “snapshot” of buoyant European market. Inhalte, die auf diese Weise finanziert, produziert FRAPA, 7.6.2012 (https://www.frapa.org/archive/new- und vertrieben wird, ist allerdings begrenzt auf das, report-offers-snapshot-of-buoyant-european-market/; abgerufen am 10.1.2016); TRP Research: UK television was kommerziell attraktiv ist und einen möglichst exports. FY 2014/2015. Somerset, UK 2015 breiten, internationalen Publikumsgeschmack trifft. (http://www.thecreativeindustries.co.uk/media/ 311154/tv-exports-survey-fy-14-15.pdf, abgerufen am US-Konzerne konnten Des weiteren belegen die Ergebnisse bezüglich der 10.11.2016). ihre Marktposition Eigentumsstrukturen in der Unterhaltungsindustrie, stärken dass Tunstall Unrecht hat mit seiner Aussage, die Zeiten der US-Vorherrschaft im Medienbereich seien vorbei. Zwar mag die US-Marktführerschaft in der Produktion von Unterhaltungsfernsehen für eine Andrea Esser Media Perspektiven 1/2017 | 50

4) Der vorliegende Beitrag ist eine überarbeitete und 16) Vgl. Chalaby (Anm. 14); D’Arma, Alessandro: Internatio- gekürzte Fassung von: Esser, Andrea: Challenging US nalisation in the European television production sector. Leadership in Entertainment Television? The Rise and Paper presented at Crises and Transformations in Euro- Sale of Europe’s international TV Production Groups. pean Media Research seminar, London, University of In: International Journal of Communication 10/2016, Westminster, 30.11.2012 sowie Esser, Andrea: The S. 3585-3614 (http://ijoc.org/index.php/ijoc/article/ transnationalisation of television in Europe, 1985-1997. view/4809/1731; abgerufen am 15.1.2017). Unpublished PhD thesis. London, Southbank University 5) McChesney, Robert: The media system goes global. 2001. In: Thussu, Daya Kishan (Hrsg.): International communi- 17) Diese so definierten Wachstumsperioden stimmen cation. A reader. London 2010, S. 189. überein mit den Ergebnissen einer umfangreichen 6) Winseck, Dwayne: Financialization and the “crisis of the Studie über Kauf- und Verkaufsaktivitäten im Medien- media.” In: Winseck, Dwayne/Dal Yong Jin (Hrsg.): The und Kommunikationssektor zwischen 2000 und 2009. political economies of media industries. London 2011, Es zeigte sich, dass die Zahl der Deals zwischen 2004 S. 143. und 2007 einen Höhepunkt erreichte, bevor sie wegen 7) Vgl. Hardy, Jonathan: Critical political economy of the der globalen Finanzkrise für zwei Jahre einbrach. media. London 2014; Yong Jin, Dal: Deconvergence Vgl. Yong Jin (Anm. 7). and deconsolidation in the global media industries. 18) Die Investment-Holding LOV Group war größter Anteils- In: Winseck, Dwayne/Dal Yong Jin (Hrsg.): The political eigner mit 49 Prozent. Die restlichen Anteile wurden economies of media industries London 2011, S. 167-182) gehalten unter anderen von Groupe Arnault, IFIL Invest- sowie Winseck (Anm. 6). ments, deA Capital (Investmentfirme der italienischen 8) Vgl. Bielby, Denise D./C. Lee Harrington: Global TV: De Agostini Group) und Jean-Paul Bize (AMS Industries). Exporting television and culture in the world market. Vgl. Courbit, Stéphane: About Stéphane Courbit; New York 2008; Magder, Ted: Television 2.0: The business http://www.stephane-courbit.com (abgerufen am of American television in transition. In: Murray Susan/ 10.11.2016). Laurie Ouellette (Hrsg.): Reality TV. Remaking television 19) Zodiak Television entstand im Jahr 2004 aus der Fusion culture. New York, NY 2008, S. 141-164 sowie Torre, der schwedischen Produktionsgesellschaften MTV Pro- Paul: Reversal of fortune? Hollywood faces new compe- duction und Jarowskij. 2005 erwarben Investoren einen tition in global market trade. In: Oren, Tasha/Sharon Anteil von 25 Prozent. Zodiak übernahm Produzenten Shahaf (Hrsg.): Global television formats: Understanding in Großbritannien, Indien und Russland. Im Jahr 2008 television across borders. New York, S. 366-381. fusionierte Zodiak mit der französischen Marathon Group 9) Vgl. Sinclair, John/Jacka, Elizabeth/Stuart Cunningham: und der italienischen Magnolia Productions, welche Peripheral vision. In: Sinclair, John/ Elizabeth Jacka/ zuvor (im Jahr 2007) von der De Agostini Group über- Stuart Cunningham (Hrsg.): New patterns in global nommen worden war. Eine weitere wichtige Transaktion television. Oxford 1996, S. 1-32; Straubhaar, Joseph D.: von Zodiak, die Übernahme der RDF Media Group, bis World television. From global to local. London 2007 dahin eine der größten unabhängigen Produktionsfirmen sowie Tunstall, Jeremy: The media were American. in Großbritannien, erfolgte 2010. U.S. mass media in decline. Oxford 2008. Vgl. Jäger/Behrens (Anm. 3); Zodiak Media: About us; 10) Vgl. Doyle, Gillian: Understanding media economics. http://www.zodiakmedia.com/about-us/all-about-us.php London 2013; Flew, Terry: Media as creative industries. (abgerufen am 10.11.2015). Conglomeration and globalization as accumulation strate- 20) Vgl. Heggessey, Lorraine. In: Brown, M.: The revolution gies in an age of digital media. In: Winseck, Dwayne/ of the UK’s mega-indies. Dal Yong Jin (Hrsg.): The political economies of media roundtable discussion with Kevin Lygo, Alex Mahon, and industries. London 2011, S. 84-100 sowie Cunningham, Lorraine Heggessey, 15.10.2014 (http://www.rts.org.uk/ Stuart/Terry Flew/Adam Swift: Media economics. magazine/article/revolution-uks-mega-indies; New York 2015. 10.11.2015); Oliver & Ohlbaum Associates (O&O): 11) Vgl. Chalaby, Jean K.: The format age. Television’s enter- A decade of success. Industry report commissioned by tainment revolution. Cambridge, 2015; Esser, Andrea: the Producers Alliance for Cinema and Television. London, The format business: Franchising television content. Juli 2013. In: International Journal of Digital Television 4, 1/2013, 21) Vgl. Jäger/Behrens (Anm. 3). S. 141-158. 22) Vgl. Jäger/Behrens (Anm. 3), S. 116. 12) Vgl. Chalaby, Jean K.: Producing TV content in a globa- 23) Der Deal stärkte Sonys Position in Europa signifikant, da lized intellectual property market: The emergence of the 2waytraffic mit rund 8 000 Stunden Programm in über international production model. In: Journal of Media 40 Territorien vertreten war. Vgl. Levine, Stuart/Dominic Business Studies 9, 3/2012, S. 19-39; Moran, Albert: Schreiber: Sony Pictures acquires 2waytraffic. In: Variety Global television formats: Genesis and growth. In: Critical v. 4.6.2008 (http://variety.com/2008/scene/markets- Studies in Television 8, 2/2013, S. 1-19. festivals/sony-pictures-acquires-2waytraffic- 13) Vgl. Chalaby, Jean K.: The rise of Britain’s super-indies: 1117986861/; abgerufen am 10.11.2015). Policy-making in the age of the global media market. 24) Shed Media startete unter dem Namen Shed Productions In: International Communication Gazette 72, 8/2010, im Jahr 1998. 2005 ging das Unternehmen an die S. 675-693. Londoner Börse, und mit den dort erzielten 67 Mio US- 14) Vgl. Chalaby, Jean K.: At the origin of a global industry: Dollar erwarb es die britischen Produktionsfirmen The TV format trade as an Anglo-American invention. Ricochet, Wall to Wall, Twenty Twenty and Outright In: Media, Culture and Society 34, 1/2012, S. 36-52; Distribution. Vgl. Culture, Media and Sport Committee Esser, Andrea: Television formats: Primetime staple, (CMSC): New media and the creative industries: Fifth global market. In: Popular Communication: The Internatio- report of session 2006-07. Vol. 2. Oral and written nal Journal of Media and Culture 8, 4/2010, S. 273-292. evidence. London, 16.5.2007. 15) Vgl. Esser, Andrea: „Format”iertes Fernsehen – Die 25) Vgl. Khalsa, Balihar: Time Warner in 1 billion Euro bid for Bedeutung von Formaten für Fernsehsender und Produk- Endemol, 4.11.2011 (http://www.broadcastnow.co.uk/ tionsmärkte. In: Media Perspektiven 11/2010, S. 502-514 news/time-warner-in-1bn-bid-for-endemol/5034254. sowie Torre (Anm. 8). article; abgerufen am 12.11.2016). 26) Wesentliche Anteilseigner von Eyeworks waren der Gründer Reinout Oerlemans sowie Joop van den Ende, welcher 2006 über seine Venture-Kapital-Firma Van den Ende & Deitmers 30 Prozent der Anteile übernommen hatte. Vgl. Jäger/Behrend (Anm. 3). 27) Vgl. EAO (Anm. 2), Tabelle 1.7. 28) All3Media wurde 2003 von einer Gruppe ehemaliger ITV-Manager gegründet. Drei Jahre später übernahm der Investmentfonds Permira die Anteilsmehrheit; vgl. Televisual: Reports and surveys: Production 100, US-Dominanz im internationalen Markt für Fernsehproduktionen 51 | Media Perspektiven 1/2017

2013 (http://www.televisual.com/read-reports-surveys/ 36) Vgl. Bachmaier (Anm. 35); Beale (Anm. 35); 23/203/The-top-superindies-at-a-glance.html; abgeru- O&O (Anm. 20); Sweeney (Anm. 35). fen am 10.11.2015). 37) Vgl. Bachmaier (Anm. 35); Beale (Anm. 35), Discovery Communications und der Kabelkonzern Liberty O&O (Anm. 20). Global – beide verbunden durch John Malone, welcher 38) Vgl. Bachmaier (Anm. 35). umfangreiche Anteile in beiden Unternehmen hält und 39) Vgl. Chalaby (Anm. 11). gleichzeitig Vorsitzender von Liberty Global ist – erwarben 40) Vgl. Beale (Anm. 35). All3Media für angeblich 930 Mio US-Dollar im Jahr 41) Vgl. Feistauer (Anm. 25). 2014. Vgl. Szalai, G.: Discovery, Liberty Global complete 42) Vgl. Oliver & Ohlbaum Associates Ltd (O&O): Pact Financial acquisition of U.K. producer All3Media. In: Hollywood Census. Industry report commissioned by the Producers Reporter v. 9.8.2014 (http://www.hollywoodreporter.com/ Alliance for Cinema and Television (Pact), London 2015. news/discovery-liberty-global-complete-acquisition- 43) Defizitfinanzierung bezeichnet ein System, in dem Pro- 735000; abgerufen am 10.11.2015). duzenten sich am finanziellen Risiko einer Produktion 29) Vgl. European Audivisual Oberservatory (EAO): Yearbook beteiligen und ihre Auftraggeber (z. B. Fernsehveranstalter) online premium service 2015, Tabelle: The 40 leading ihnen weniger für das Programm zahlen, als die Pro- production companies in Europe by operating revenues. duktionskosten ausmachen. Dieses System hat in den Strasbourg 2015. USA bereits eine lange Tradition, wurde in Europa jedoch 30) News Corp wurde in 21st Century Fox umbenannt als erst vor relativ kurzer Zeit eingeführt. In Europa über- das Unternehmen seine Entertainment- und Verlags­ nimmt der Fernsehveranstalter traditionellerweise die aktivitäten 2013 voneinander trennte. gesamten Produktionskosten und zahlt dem Produzenten 31) Vgl. Shine Group; http://www.shinegroup.tv/about außerdem einen Ausgleich für seinen Aufwand. (abgerufen am 10.11.2015). Vgl. Doyle, Gillian: Media ownership: The economics and 32) Vgl. Flint, Joe: 21st Century Fox, Apollo finalize pact for politics of convergence and concentration in the UK and TV venture. In: The Wall Street Journal v. 10.10.2014 European media. London 2002. (http://www.wsj.com/articles/21st-century-fox-apollo- 44) Vgl. Feistauer (Anm. 35); Telefoninterview mit Marian finalize-pact-for-tv-venture-1412951308; abgerufen Williams, Media consultant, 28.8.2015. am 10.11.2015). 45) Vgl. Feistauer (Anm. 35). 33) Vgl. EAO (Anm. 2), Tabelle 1.7. Die zweitgrößte euro­ 46) Vgl. Abraham, David, Chief executive officer, : päische Produktionsgruppe 2013 war die spanische James MacTaggart Memorial Lecture, Edinburgh Mediaproduccion SL. Diese wird hier nicht weiter International Television Festival, 21.8.2014 behandelt, da sie nicht als Produzentin von Fernseh­ (https://www.youtube.com/watch?v=CBbTDumqlIY; formaten in Erscheinung getreten ist. Die viertgrößte abgerufen am 10.11.2015) sowie Bachmaier (Anm. 35). Produktionsgruppe war ITV studios mit einem Umsatz 47) Vgl. Feistauer (Anm. 35); Williams (Anm. 44); von 557 Mio Euro. O&O (Anm. 20); Ofcom: Public service broadcasting in 34) Vgl. Banijay Group: Banijay Group announces that the Internet age. Ofcom’s third review of public service Banijay-Zodiak merger transaction has completed. broadcasting. London, 2.7.2015 (http://stakeholders. 23.9.2016 (http://www.zodiakmedia.com/press_detail. ofcom.org.uk/binaries/consultations/psb-review-3/ php?id=736; abgerufen am 12.11.2016). statement/PSB_Review_3_Statement.pdf; abgerufen 35) Skype-Interview mit Jörg Bachmaier, Executive vice am 10.11.2015). president of international production, BBC Worldwide, 48) Vgl. Ofcom (Anm. 47). 12.2.2015; Telefoninterview mit Mike Beale, Director 49) Vgl. Tunstall (Anm. 9). of international formats, ITV, 13.2.2015; Interview mit 50) Vgl. Hesmondhalgh, David: The cultural industries. Katharina Feistauer, Vice president of programming, London 2013. UK & EMEA, Scripps Networks Interactive, 9.8.2015; Sweney, M.: British indie TV producers a victim of own success as foreign owners swoop. In: The Observer v. 10.8.2014 (http://www.theguardian.com/media/2014/ aug/10/british-indies-tv-production-companies- americans-coming; abgerufen am 10.11.2015).