Rubus Nessensis Hall)
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Weber 107-110:Giani 59-64 05.07.2013 12:32 Uhr Seite 107 DROSERA 20 11: 107-110 Oldenburg 20 13 Nomenklatur und Taxonomie zweier Brombeerarten aus der Verwandtschaft der Fuchsbeere ( Rubus nessensis Hall) Heinrich E. Weber Abstract: Nomenclature and taxonomy of two bramble species, related to Rubus nessensis Hall. – Rubus scissus W. C. R. Watson is according to its type the correct name for the yellow greenish-prickled bramble that was 2010 described as Rubus ochracanthus H. E. Weber & Sennikov. Rubus scissoides H. E. Weber sp. nov. ( R. nessensis ssp. scissoides H. E. Weber 1973, nom. inval.) is established as name for the similar purplish-prickled bramble ( R. scissus according to Watson’s description). So the names used since 1973 for both species in the Eu - ropean continent are maintained. In Nordwestdeutschland wie in vielen anderen Gebieten Europas kommen zwei Brom - beerarten aus der Verwandtschaft des Rubus nessensis Hall vor, deren Nomenklatur zu ungewöhnlichen Missverständnissen geführt hat. Hierzu wurden bereits im vorigen Heft dieser Zeitschrift einige Daten mitgeteilt ( WEBER 2010). Bevor die korrekte Benennung dieser Arten diskutiert wird, seien ihre wesentlichen Merk - male aufgeführt: Beide Arten wachsen mehr oder minder aufrecht und gehören zu den kleinsten Brombee - ren Europas. Auf den armen Böden, auf denen sie normalerweise gedeihen, werden sie meist nur 0,5–1,0 m hoch; außerdem sind bei beiden die Blätter wegen Teilung des End - blättchens in der Mehrzahl 6- bis 7-zählig. Von Rubus nessensis unterscheiden sich beide durch den kleineren Wuchs, viele sessile Drüsen auf dem Schössling, durch viel dichtere, nadelig-pfriemliche Stacheln, überwiegend 6- bis 7-zählige Blätter (bei R. nessensis über - wiegend oder alle 5-zählig), kürzere Staubblätter und behaarte Fruchtböden. Beide Arten sind deutlich verschieden und wurden in allen Ländern des europäischen Kontinents, in de - nen sie vorkommen, getrennt kartiert (siehe Karten bei KURTTO et al. 2010). Taxon A. – Schössling scharfkantig, streckenweise mit zerstreuten Härchen, mit vielen sessilen und subsessilen Drüsen, pro 5 cm mit 8–30 pfriemlichen, gelbgrünlichen Sta - cheln, die auf die Schösslingskanten beschränkt sind (Abb. 1). Blätter oberseits mit 20– 100 Haaren pro cm². Endblättchen mit eng stehenden, meist scharf zugespitzten Zähnen periodisch mit etwas längeren Hauptzähnen gesägt. Staubblätter kaum so hoch wie die Griffel oder oft etwas kürzer. Ohne Ähnlichkeit mit Rubus nessensis . Taxon B. – Schössling stumpfkantig-rundlich, kahl, mit vielen sessilen Drüsen, pro 5 cm mit 5–15 pfriemlichen, dunkelvioletten bis purpurfarbenen Stacheln, die rund um den Schössling gestellt sind (Abb. 1). Blätter oberseits mit 5–30 Haaren pro cm². Endblättchen Abb: 1: Schösslingsabschnite von Rubus sc issus W. C. R. Wat - son (oben) und Rubus scissoides H. E. Weber (unten), verändert nach WEBER (1973). 107 Weber 107-110:Giani 59-64 05.07.2013 12:32 Uhr Seite 108 DROSERA 20 11 fast gleichmäßig, nicht eng mit eher mucronulaten Zähnen gesägt. Staubblätter oft so hoch wie die Griffel. Kann mit schwachwüchsigen Ausbildungen des Rubus nessensis , verwechselt werden, von dem die Sippe durch die oben genannten Merkmale abweicht. Namen für Taxon A Dieses Taxon wurde auf dem Kontinent zunächst irrtümlich für Rubus fissus Lindley ge - halten (so. u. a. von ERICHSEN 1900, FOCKE 1877, MAASS 1898). Später vergab WATSON (1937) hierfür den Namen R. scissus und stellte damit gleichzeitig ein neues Taxon auf (SENNIKOV & WEBER 2010). Dessen Beschreibung gehört jedoch zu Taxon B („stem … ar - med all round with with purple …. prickles”). WATSON lieferte keine von den Nomenklatur - regeln geforderte lateinische Beschreibung, schloss aber durch bibliografisches Zitat die lateinische Beschreibung des Rubus fissus bei FOCKE (1877) mit ein. Nach dem damals gültigen Nomenklaturcode ( VOSS et al. 1983: Art. 32) musste der Name Rubus scissus durch einen der Herbarbelege typisiert werden, die der validierenden Beschreibung bei FOCKE (1877) zugrunde lagen. Diese Lectotypisierung erfolgte bei WEBER (1986a) durch eine (in LE aufbewahrte) von G. Maass 1870 im Raum Magdeburg gesammelte Pflanze, die Focke 1870 in seinen „Rubi selecti“ als Rubus fissus verteilt hatte. Auch schon vorher wurde Taxon A auf dem Kontinent durchgängig als Rubus scissus be - zeichnet und unter diesem Namen in zahlreichen Floren und Verbreitungsatlanten be - handelt (u. a. HENKER & KIESEWETTER 2009, MARTENSEN et al. 1983, OREDSSON 1969, PEDER - SEN & WEBER 1993, PEDERSEN et al. 1999, WEBER 1973, 1986a, 1995, ZIELINSKI 2004). Wie bei SENNIKOV & WEBER (2010) und WEBER (2010) erläutert, musste jedoch die alte Lectotypisierung wegen geänderter Nomenklaturregeln ( MCNEILL et al. 2006: Art. 9.8, 37.3) aufgegeben und durch den von WATSON (1937) gewählten nomenklatorischen Typus ersetzt werden. Nach der Beschreibung (u. a. mit purpurfarbenen Stacheln) handelte es sich um Taxon B, so dass Taxon A ohne Namen war und 2010 als neue Art Rubus ochra - canthus H. E. Weber & Sennikov publiziert wurde. Diese Situation wurde neuerdings ins Gegenteil verkehrt durch BEEK (2011), der einen Iso - typus des Rubus scissus (in BM) studierte und diesen eindeutig mit dem gelbgrünstache - ligen Taxon A identifizierte. Er besuchte den locus typicus des Rubus scissus und fand auch dort das Taxon A vor. Eine ungewöhnliche Situation, denn WATSON (1937) beschrieb das Ta - xon B, sein nomenklatorischer Typus gehört jedoch zum Taxon A. Dieses ist umso er - staunlicher, da von den Britischen Inseln vor BEEK (2011) noch niemals das Taxon A ange - geben wurde. In der Monographie der britischen Brombeeren ( EDEES & NEWTON 1988) heißt es „prickles … not confined to the angles, … brown or often purple“, und auch in der übri - gen britischen Literatur wird Rubus scissus ausschließlich mit den Merkmalen des Taxon B beschrieben. Eine Nachfrage bei A. Newton (in litt.) ergab jedoch die Auskunft, dass dort auch Taxon A vorkommt, aber nomenklatorisch nicht von Taxon B unterschieden wird. Da der Name Rubus scissus gemäß seines Typus zu Taxon A gehört, ist er hierfür der kor - rekte Name. Damit wird auf dem Kontinent die bisherige Verwendung dieses Namens wie - derhergestellt. Namen für Taxon B Auf dem Kontinent wurde dieses Taxon lange Zeit meist nicht beachtet, doch gelegent - lich bei Herbarbelegen unterschieden, so als Rubus pseudofissus G. von Holle (HBG) und R. fissiformis A. Neumann (HBG). OREDSSON (1970: 8) erwähnte ohne Benennung einige Merkmale einer Brombeere in Schweden, bei der es sich offenbar um Taxon B handelt. Bei WEBER (1973) wurde die Sippe als Rubus nessensis subsp. scissoides benannt, doch wurde dieser Name, wie sich später herausstellte, nicht gültig veröffentlicht, weil der zu - grunde gelegte Holotypus nicht am selben Tage gesammelt wurde ( SENNIKOV & WEBER 2010, WEBER 2010). Seit 1973 wurde das Taxon auf dem Kontinent konsequent von Ta - xon A unterschieden und als Rubus nessensis subsp. scissoides oder als R. scissoides bezeichnet. BEEK (2011) meinte, dass Rubus condruzensis Aigret identisch mit R. scissoides sei. Eine 108 Überprüfung der von AIGRET (1911) verwendeten Originalbelege aus Belgien und ein Be - Weber 107-110:Giani 59-64 05.07.2013 12:32 Uhr Seite 109 such der loci typici zeigte jedoch, dass es sich dabei um typischen Rubus nessensis han - 20 11 DROSERA delt. Entsprechend wurde die Art (von WEBER 1986b) mit einem Beleg lectotypisiert, den AIGRET 1903 gesammelt hatte und im Protolog erwähnte. Auf den Britischen Inseln wurde Taxon B zunächst wie Taxon A mit Rubus fissus Lindley verwechselt und dann (gemäß der Beschreibung von WATSON 1937) als Rubus scissus be - zeichnet. Da dessen Typus jedoch zu Taxon A gehört, ist für Taxon B Rubus scissoides der korrekte Name, der nachfolgend durch Beschränkung des Holotypus auf die Blätter und Schösslingsstücke gültig veröffentlicht wird. Somit ergeben sich für die beiden Taxa die folgenden korrekten Namen: Rubus scissus W. C. R. Watson 1937, J. Bot. 75 : 162. 1937. Typus: England. Shrewsbury: Almond Park, 1836 W. A. Leighton in Herb. Borrer 29 (K, holotypus, BM isotypus). = Rubus ochracanthus H.E. Weber & Sennikov 2010, Ann. Bot. Fenn. 45: 68-69 – Typus: Magdeburg, an sumpfigen Waldstellen bei Altenhausen, 1870 G. Maass [W.O. Focke, Rubi selecti no. 33, sub nom. Rubus fissus ], (LE, holotypus; ER, K, L, W, Z, isotypi). – R. fissus auct. mult. olim, non Lindley 1835. – Abbildungen: Abb. 1; WEBER (1973: 113, 402; 1995: 348 als R. scissus ; 2010: 57 als R. ochracanthus ), ZIELINSKI (2004: 30), HENKER & KIESEWETTER (2009: 145), BEEK (2011: 45, isotypus BM). Verbreitungskarten: PEDERSEN & WEBER (1993: 127, Niedersachsen und Bremen), KURTTO et. al. (2010: 48, Europa ohne Britische Inseln, als R. ochracanthus ). Rubus scissoides H. E. Weber, sp. nov. Descr. latina sub nom. Rubus nessensis subsp. scissoides apud WEBER 1973 (“1972”), Gattung Ru - bus Nordwestl. Europa: 108. – Typus: Niedersachsen, Kreis Wittlage, Wäldchen im Linnerbruch, 1.8.1971, H. E. Weber 71.627.1 sub. nom . R. nessensis subsp. scissoides , tantum folia turionesque (HBG, holotypus, KIEL, Herb. Weber, isotypi). – R. scissus W. C. R. Watson 1937 quoad descr.; R. scis- sus auct. angl. pro maxima parte. – R. fissus auct. angl. olim, non Lindley 1835. – Abbildungen: Abb. 1; HENKER & KIESEWETTER (2009: 143, als R. scissoides ); WEBER (2010: 57 als R. scissus ); http://www. southlancsflora.co.uk (Detailfotos, als R. scissus ). Verbreitungskarten: PEDERSEN & WEBER (1993: 105, Niedersachsen und Bremen); WEBER (1999: 239, Deutschland); KURTTO et