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Vamp VMP Vereinsanzeiger Ausgabe Sommer 2010

Der Freizeitvamp Wo machen unsere Professoren Urlaub? Ultimative Freizeittipps Ausserfachliches Engagement IMPRESSUM Redaktionsleitung Shu Li, Andrea Hofmann Redaktion Nikola Ciganović, Johanna Griesshammer, Bettina Meyer, Colin von Negenborn, Anna Stockklauser, Nadja Ulrich Mitwirkende in dieser Ausgabe Oliver Huggenberger, Pirmin Weigele Gestaltung/Satz Jonathan Binas Au age 1200 Exemplare Druck B&B Druck, Basel Herausgeber Verein der Mathematik- und Physikstudierenden an der ETH UNG E5, Universitätstr. 19, 8092 Zürich +41 44 632 4998, [email protected]

Diese Broschüre Ausgabe Sommer 2010 ist auf Recyclingpapier gedruckt. HERBST 08

Der Freizeitvamp.

Der Sommer und damit die Lernphase rücken näher und die Freizeit wird knapper. Dennoch oder gerade deswegen befasst sich dieser Vamp mit dem, was manchen ETH Studenten nur noch in ferner Erin- nerung bleibt... VMP Intern

4 Vorstandseditorial

Unterhaltung

5 Eine Mathematik-Legendre

Titelthema Freizeit

7 In eigener Sache

8 Professorenumfrage

9 Die Schweiz erkunden....

15 Der richtige Sommer

17 Ein Appell

20 Drogenkonsum – wie sieht es an der ETH aus? Eine Umfrage...

24 Interview mit der psychologischen Beratungsstelle

30 Von Teigtaschen und Atombomben

Vamp Sommer 2010 3 VMP VAMP

Von Pirmin Weigele Vorstandseditorial

Ausbau der VMP Infrastruktur, Feri- gearbeitet - das soll nicht bedeuten, dass en und Freizeit an der ETH an der Uni nicht gelernt wird. Es ist eine Besonderheit der ETH, dass Vorlesungs- Das wars schon wieder - das Semeste- zeit und Prüfungsphase so stark vonei- rende naht und damit beginnen die Feri- nander getrennt sind. Diese Trennung en und auch die Phase zur Vorbereitung hat durchaus Vorteile. Während des Se- auf die Prüfungen. Für die Studenten im mesters hat man doch sehr viel Zeit mit Basisjahr stehen die ersten 5 Prüfungen Übungsserien, Semesterarbeiten und an der ETH an. Damit die Studenten im Praktika zu tun. In den Ferien ist endlich Basisjahr auch gut vorbereitet in diese Zeit in aller Ruhe sich der Mathematik Phase starten, bietet der VMP wieder und Physik zu widmen. Bei 8 Wochen die Vordiplomkurse (in Zukunft: Prü- bleibt auch noch genug übrig, um ein fungsvorbereitungskurse - PVK) an. Ein paar Tage Wandern zu gehen oder ei- ereignisreiches Semester geht zu Ende: nen Tag am See zu entspannen. Jeder Der neue Physik Bachelor wurde nun Student entwickelt dabei im Laufe des endgültig abgesegnet, es gibt nun eine Studiums seine eigene Erfolgsstrategie. Semestersprecherkomission, alle Vorle- Die aktuelle Ausgabe des VAMP widmet sungen werden schon in der Mitte des sich dem Thema Ferien und Freizeit. Semesters mit den Semestersprechern Ein Interview mit der psychologischen evaluiert, für die PVKs wurde eine Da- Beratungsstelle gibt Auskunft über den tenbank von Assistenten eingeführt, es Mangel an Freizeit. Wer über den Tel- gibt klare Richtlinien zur Auswahl sol- lerrand des Studiums blicken will, wird cher und der VMP ist Kollektivmitglied im Artikel über ausserschulisches Enga- der Schweizerischen Physikalischen gement fündig, und falls ihr noch nichts Gesellschaft. Alles in allem wurde die vorhabt, gibt es einen Kulturkalender für Infrastruktur für künftige Generationen den Sommer. erweitert und verfeinert. Im Namen des VMP wünsche ich Jedes Jahr steht uns ein anstrengender allen Lesern einen schön sonnig war- Sommer bevor. Während Studenten von men, langen und erfolgreichen Sommer der Uni schon ihre Koffer packen und 2010 und auf ein Wiedersehen bis zum in die Ferne ziehen oder am Zürichsee Herbstsemester. grillen, wird an der ETH noch fleissig

4 VMP intern HERBST 08

Von Oliver Huggenberger Eine Mathematik-Legendre

Es war einmal vor langer Zeit in ei- logie. Im rechten Winkel ergriffen die nem beschaulichen Hausdorff namens beiden die Flucht, denn sie kannten den Landau am Kronecker-Delta. Dort lebte mächtigen Satz des Pythagoras. Hermite Johann Carl Friedrich, der kleine Gauss, waren sie die Gefahr los, kamen jedoch mit seiner nichtleeren Familie in einer vom kürzesten Pfad ab, den ihnen Bür- gemütlichen Fourierreihen-Wohnung germeister Dijkstra vorgeschlagen hatte. an der Weierstrass. Direkt gegenüber lag So kramte Fermat in seinem Atlas nach eine Bushaltestelle, daneben Hilberts einer Karte, hatte aber versehentlich Hotel. Sein Haus war nur einen kleinen über das falsche Kartengebiet integriert. Satz von Fermat, einem Schulkamera- Die Irrfahrt endete an einer Verknüp- den aus einer Nebenklasse, entfernt. Sie fungstafel. Sie entschieden sich für die waren beste Freunde, sozusagen eine Rechtsinverse – eine mutige Entschei- Einheit. Musikalisch gehörten sie defi- dung angesichts dieser Mannigfaltigkeit. nitiv in eine Äquivalenzklasse, wobei Jo- Mit wenigen Minuten Verspätung hann Carl Friedrich stets der Repräsen- schritten die beiden gleichmässig ste- tant war. Denn Gauss war nicht nur ein tig durch die Gänge der Primfakultät begeisterter Mathematiker, sondern ein und lasen die Signaturen: Krylowraum, leidenschaftlicher Komponist. Bis spät Banachraum, Euklidischer Raum - ei- in die Nacht übte er jeweils an seinem gentlich der Standardraum für solche Markenklavier, einem Peano Axiome. Er Ereignisse – da, endlich: der Eingang spielte so vorzüglich, dass er am Stadtfest zum Foyer des Hilbertraums, dem Prä- mit einer Cantor-Menge der örtlichen hilbertraum. Doch die Vorzeichen stan- Sängerknaben sein eigenes Stück „an der den schlecht; er war abgeschlossen. Gauss’schen Glockenkurve“ vortragen Während sich Gauss noch Gedanken durfte. Das Konzert fand statt im - Hil machte, ob das eine kompakte Teilmen- bertraum der städtischen Primfakultät, ge eines Hausdorff-Raums war und er eines der wichtigsten Landau-Symbole. selbst hätte darauf kommen müssen, Eine halbe Stunde vor dem grossen entdeckte Fermat den Hausmeister Fi- Auftritt machten sich Gauss und Fermat bonacci, verlangte lautstark einen Heap zusammen auf den Weg. Er führte sie und hielt den gesuchten Schlüssel nach durch ein dichtes Gebiet im Wald. Plötz- einem ExtractMin-Befehl in der Hand – lich ein Schreck: ein giftiger Pythagoras ohne Beweis. züngelte und wandte sich in der Topo-

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Im Foyer suchte man vergebens nach unlösbares Anfangswertproblem, denn Garderobenständer; nein, hier wurde der Dirichlet hatte seinen Taktstock zu- das Schubfachprinzip angewendet. Und hause vergessen – nur eine Mühsal des natürlich stand nicht für jeden Gast eine Dirichlet-Prinzips. Schublade bereit. Kein Wunder, wenn Ein „Galileo Galilei“ jauchzten variab- man mit Epsilon und Delta, den beiden le primitive Elemente aus der überabzähl- griechischen Gastarbeitern, rechnet. baren Menge, in der man nun vergebens Die Cantor-Menge und das Beglei- eine Ordnungsrelation suchte. Johannes torchester warteten rational auf die zwei Kepler, der Kommutator der Präsenta- kompakten Träger des aufgeführten tion erhitzte den Tensor zusätzlich mit Werks. Der Saal war randgefüllt - das einem freien Produkt von trivialen Flos- heisst, für jeden Punkt x im Saal und kelgruppen. „Sie nilpotenter Kern eines jede Umgebung U von x existierte ein injektiven Homomorphismus!“, hörte Element y der Menge der Zuschauer Z, man mentale Nullstellen aus dem Spek- so dass y im Durchschnitt von U und Z tralradius der Zuschauerschar schreien; lag. Die Herleitung wird dem Leser als dabei hatten diese selbst ein Eigenwert- Übungsaufgabe überlassen. problem. Die Störungsanalyse rief die Zuvorderst sass eine Kleinsche Vie- öffentliche Hand auf den Laplace und rergruppe von Professoren, ein adeliger schon bald sah man erste Polizeieinhei- Graph und die geistliche Kardinalität; ten, die eine ausgeartete Untergruppe im die Orthonormalbasis für eine solche Zentrum auf ihrem Index hatte und sie Veranstaltung. Dahinter einige österrei- mit der Bessel-Funktion ihrer Möbius- chische Austauschstudenten, die soge- bänder bedrohte. Es folgten kanonische nannte Leibniz-Reihe, deren Riemann- Projektionen, es roch nach einer Divisi- Integration mehrmals scheiterte, obwohl on durch Null! Einige neutrale Elemente diese gesetzlich explizit im Leibnizkrite- und Normalisatoren wiesen die zur Un- rium festgehalten wurde. Offensichtlich endlichkeit getriebenen auf de L’Hôpital hatten sich auch einige Musik-Zerfäl- hin. Davon abgeleitet bestimmte die lungskörper in diese Vorstellung verirrt, Menge ihren Grenzwert und beruhigte eine geistige Nullmenge, auch bekannt sich zusehends. als der Jordanblock. Endlich erklangen die ersten Töne. Die n-dimensionale Show begann (für Aber keine Normalform in Sicht, zu viele n∈(N≤3)∪{„über“}). Endlich konnte Einträge neben der Spur: Im Orchester Gauss seinen Lagrangen Traum verwirk- hatten sich Schiefkörper eingeschlichen, lichen und war nur noch einen Stein- so dass die Faktorgruppen nur bedingt wurf vom monoton wachsenden Erfolg kommutativ waren. Einen Logarithmus entfernt. Doch das Orchester hatte ein suchte man vergebens und auch unter

6 Unterhaltung HERBST 08

den Sängern waren einige Euler zu fin- Diskriminanten waren, denen auf jener den, alles in allem: das Lebesque-Mass komplexen Ebene der Sinn für einen po- war vollständig. Die Musik-Liebhaber sitiven Imaginärteil fehlte. Er verschrieb stempelten diese Vorstellung als Wrons- sich fortan der Mathematik, auf der Su- ki-Determinante ab, obwohl dies nicht che nach neuen Idealen. genügend differenzierbar war. Man Gaussklammer: Ob gesellschaftliches konnte ja wohl kaum von einer glatten Residuum oder Heron, den Erwartungs- Abbildung sprechen. wert dieser Zufallsvariable bestimmst Welch doppeltes Lemma! Gebro- allein du. ☐ chen tröstete sich Gauss damit, dass Zusatzaufgabe: Finde 37 bekannte Mathemati- die Kritiker eine beschränkte Folge von ker, Physiker und Informatiker. In eigener Sache » 66% der Vamp Redaktion sind weiblich » 55% der Redakteure kommen aus Deutschland, ein Mitglied ist Kroate und nur 33% der Redakteure sind aus der Schweiz » 78% der Vamp Redaktion studieren Physik, ein Mitglied ist N-ler und nur einer studiert Mathematik! » Und an die 89% der Redaktionsmitglieder werden mit ihrem Übertritt in den Master in den Vamp-Ruhestand treten. Daher: VAMP WANTS YOU!

Gesucht wird o ein Chefredakteur o ein Layouter o eine ganze Redaktion

Stellenbeschreibung: Der VMP sucht einen Chefredakteur (m/w) für seinen Vereinsanzeiger. Die- ser sollte motiviert sein, aktiv im Vorstand des VMP mit zu arbeiten und das Ressort VAMP zu übernehmen. Zu seinen Aufgaben zählt die Kommunikation zwischen Vorstand und Redaktion, die Herausgabe zweier Ausgaben des Vamp pro Semester, die Organisation des Druckes und insbesondere die Führung der Redaktion. Dazu sind Motivierungsvermögen, Führungsqualitäten und Orga- nisationstalent gefragt. MELDET EUCH UNTER [email protected]

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Von Andrea Hofmann und Shu Li Professorenumfrage

„Wenn ich mir einen Ort aussuchen Warum? Der Aufenthalt in den Bergen könnte, wo ich meinen nächsten Urlaub beruhigt unheimlich, die gute Luft, die verbringen würde, welcher wäre es?“ Natur.“ Ähnlich geht es auch Herr Prof. Ren- Diese Frage hat sich bestimmt schon ner, der nach reichlich Überlegungszeit jeder oft gestellt. Je nachdem welche Art folgendes zu Blatt gab: von Urlaub man selber bevorzugt, kann „Mir fällt so spontan nichts ein.. wobei die Antwort jedoch sehr unterschiedlich doch: Ich würde nach Andermatt gehen, ausfallen. Dieses Mal wollten wir von das ist mein Heimatort (mein Vater ist unseren Professoren wissen, wo Sie ger- dort aufgewachsen) und ich hatte nie die ne einmal oder wiedereinmal hinfahren Gelegenheit, länger dort zu verweilen. möchten. Andermatt gefällt mir, weil es so schön Herr Prof. Dissertoris spontane Ant- urchig ist und noch nicht so mondän. wort lautet: Und falls Sie auch mal da hinwollen, tun „Am liebsten würde ich einige Wo- Sie es in nächster Zeit, solange die Lu- chen auf einer entlegenen einsamen xushotels noch nicht da sind!“ Alm-Huette irgendwo in den Bergen Herr Prof. Kirch möchte am liebsten verbringen, z.B. in den Südtiroler Bergen Zeit mit seiner Familie verbringen: (meine Heimat), oder im Engadin. Die „Tatsächlich bin ich ja in der kom- Zeit würde ich verbringen mit dem Le- fortablen Lage, meinen Urlaubsort ge- sen von Büchern, fuer welche ich sonst meinsam mit meiner Familie auswählen nie Zeit habe, mit Wandern und eventu- zu können. Im nächsten Urlaub fahren

Tokyo ell mit den Tieren, die zur Alm gehören. wir auf ein Landgut an der Ardeche in

8 Titelthema Freizeit HERBST 08

Frankreich. Wir haben da eine geräu- Von Bettina Meyer mige Wohnung mit grosser Terasse, viel Zeit zum Lesen und viel Auslauf für die Die Schweiz er- Kinder, vom Schweinefüttern, übers Bäumeklettern bis zum Schwimmen. kunden.... Wir mögen die Gegend da sehr, machen Ausflüge, Wanderungen und essen gut. Im Folgenden möchten wir Abschalten und Erholen pur.“ euch einige Ideen für Ausflü- Eine weitere interessante Antwort ge zu Fuss, mit dem Fahrrad, haben wir von Herr Prof. Wallraff erhal- Mountainbike oder gemütlich ten: „Das kommt darauf an, wie lange ich mit dem Zug geben. Für wei- Zeit hätte. Falls ich spontan eine Woche Ferien hätte, würde ich in die Karibik tere Ideen und Anregungen gehen zum Segeln, das habe ich letztens lohnt es sich, bei „Schweizmo- schon einmal gemacht und das hat mir bil“ reinzuschnuppern. Hier sehr zugesagt. Für einen richtig langen findet ihr alles, was das Wan- Urlaub würde ich nach Südamerika fah- der-, Velo- und Inlineskating- ren, allerdings glaube ich nicht, dass ich herz begehrt. Auch Wasser- in nächster Zeit so viel Urlaub habe, da- sportler und Abenteuerlustige mit sich das lohnt. Was mich als dritter kommen mit Ausflugsideen Punkt auch noch sehr interessieren wür- per Kanu auf ihre Kosten. de, wäre Tokyo. Die Stadt und eigentlich www.schweizmobil.ch das ganze Land Japan finde ich höchst- www.ausflugsziele.ch spannend, weil die Kultur so anders ist als hier, obwohl das Land genau so ent- wickelt ist wie Europa.“ Zu Fuss... Herr Prof. Kressner möchte sich auch ...für spazierende, straff marschierende, in seiner Freizeit am liebsten seinem schlendernde, Power-Läufer und Genies- Forschungsgebiet widmen. Seine Ant- ser... wort ist kurz und knapp: Eigentlich kann man überall und zu „Im mathematischen Forschungsins- jeder Zeit die Schuhe schnüren um sich titut Oberwolfach, dem Paradies für Ma- zu Fuss auf Entdeckungsreise der weite- thematiker.“ ren und näheren Umgebung zu machen. Zu guter Letzt gab es natürlich viele Was soll ich also schreiben? Wir haben Professoren, die sich weigerten an Ur- drei Routen ausgewählt: eine von der laub zu denken und deswegen auch kei- Haustüre weg, eine geschichtsträchti- ne Antwort gaben. ge und eine etwas abenteuerliche. Viel

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Spass beim Ausprobieren! nal aufgeladen ist wie wohl kein anderer Region Zürich: Üetliberg-Panoramaweg Ort in der Schweiz) und der Tellsplatte (Zürich, Triemli - Horgen) mit der wuchtigen Tellskapelle während der Wanderung ein Muss. Zu Fuss (von Zürich, Triemli) oder Diese Wanderung wird kaum an ei- mit der S-Bahn auf den Üetliberg und nem Tag zurückgelegt werden, kann von da auf dem Albisgrat in einer Wan- aber wunderbar mit einer Schifffahrt derung mit viel Aussicht bis nach Hor- über den Vierwaldstättersee verbunden gen laufen. Bei gutem Wetter reicht die werden! Sicht bis in den Schwarzwald, die nördli- Ein kleines Abenteuer: Viamala-Schlucht chen Ausläufer des Jura und zu den Glar- ner Alpen. In Horgen ins Schiff steigen, Auf den Spuren der Schmuggler und Beine hochlagern und sich bei einem Säumer durch die Alpen... Glacé in der Hand den Fahrtwind durch 321 Treppenstufen führen hinab in die Haare wehen lassen. die eindrückliche Schlucht in der Nähe Die Route kann beliebig abgekürzt von Thusis (GR). Hier sprudelt das Was- werden, indem man das Schiff bereits in ser des Hinterrheins zwischen bis zu 300 Wollishofen oder Kilchberg nimmt. m hohen Felswänden, welche an den Ein bisschen Schweizer-Geschichte: Der engsten Stellen nur wenige Meter vonei- Weg der Schweiz (Brunnen/Rütli – Seelis- nander getrennt sind. Viamala-Wanderung. Veia Traversina berg - Flüelen - Brunnen) Der Weg der Schweiz windet sich Am schönsten verbindet man die um den Urnersee; mal hoch oben, dann Besichtigung der Viamala-Schlucht wieder direkt am Ufer, mal über in Fels mit einer Wanderung entlang der Veia gehauene Treppenstufen, dann auf brei- Traversina. Dieser Weg führt über 11.5 ten bequemen Wegen, vorbei an vielen km (700 Höhenmeter) in ca. 4h 45min Rast- und Badeplätzen, und immer wie- mitten durch die Schlucht von Thusis der mit herrlicher Aussicht auf den See nach Zillis. Dank den diversen Postauto- und die umliegenden Berge. Dank der Haltestellen (Postauto-Kurs Thusis - San Schifffahrt hat man die Wahl zwischen Bernardino) in der Schlucht können einer Vielzahl möglicher Ausgangs- und Läufer, welche es lieber gemütlich an- Zielpunkte. gehen, auch kürzere Etappen durch die Für alle heimatverbundenen Schwei- schönsten Teile der Schlucht wählen: zer oder sich darüber amüsierenden Zu- ›› Thusis - ViaSpluga - Viamala-Schlucht gezogenen ist ein Besuch des Rütli (eine (5 km / 2h 20min): die ehemalige, nicht an sich unspektakuläre Wiese, die aber mehr befahrenen Kommerzialstrasse durch geschichtliche Symbolik emotio- „via Spluga“ führt entlang von hohen 10 Titelthema Freizeit HERBST 08

Viamala-Brücke

Felswänden und tiefen Schluchtein- schnitten in die Schlucht hinein ›› Thusis - Traversinersteg - Viamala (7.0 km / 430 hm / 3h 10min): Zustieg über den Traversinersteig, einer spekta- kulären Hängebrückenkonstruktion, zur Schlucht ›› Rongellen - Traversinersteg - Viama- la - Punt da Suransuns - Rania (4.5 km / 300 hm / 1h 30min): nach der Viama- la-Schlucht überspannt die Punt da Su- rasuns, eine weitere Hängebrücke, den Hinterrhein und führt zum Römerweg Cultira Dafora Richtung Zillis Zu beachten: die Route gilt als Berg- wanderweg, gutes Schuhwerk wird emp- fohlen. www.viamala.ch Öffnungszeiten: Apr. und Okt.: täglich, 9.00-18.00 Uhr, Mai-Sept.: täglich, nige Möglichkeiten für Veloliebhaber 8.00-19.00 Uhr (oder jene, die es noch werden wollen) Eintrittspreis: Erwachsene CHF 5.00 aufzeigen: vom gemütlichen Spazier- Allgemeine Links: Karten zu allen Rou- Velofahrer bis zur sportlichen Bikerin ten unter: map.wanderland.ch oder Rennvelofahrerin ist für alle etwas dabei. Hoch zu Pferde mit dem Velo... Genussfahrten ...für gemütliche Damenvelos, flitzige Region Zürich Renner oder Stock-und-Stein-suchende Am HB kann man gratis ein Velo aus- Bikes... leihen und damit im Sommer zum Bei- Es gibt kaum ein besseres Fortbewe- spiel gungsmittel als das Velo, um eine Um- ›› dem Zürisee entlang radeln. gebung zu erkunden: man ist nicht zu ›› In einer kurzen Tour aus der Stadt an schnell unterwegs, so dass man alle schö- den Katzensee fahren und dort ins Was- nen Details rundherum wahrnehmen ser springen (Zürich HB - Bucheggplatz kann und doch kann man eine ziemliche - Oerlikon - Affoltern - Katzensee) Strecke zurücklegen. ›› Über den Zolliker Berg oder via Dü- Im Folgenden möchten wir euch ei- bendorf zum Greifensee radeln (Zürich Vamp Sommer 2010 11 VMP VAMP

HB - Milchbuck - Oerlikon - Schwam- Links: mendingen - Dübendorf - Schwerzen- ›› Ausflugsideen, Tourenplanung: www. bach - Greifensee) veloland.ch Veloland Schweiz (www.veloland.ch) ›› Velotourenführer Raum Zürich - Für 9 nationale, 52 regionale und 30 loka- begeisterte Velofahrende und alle, die es le Routen in der ganzen Schweiz werden werden wollen... Provelozürich: www. hier vorgestellt. Hier findet ihr Karten- provelozuerich.ch/veloland_zuerich. material, Reiseberichte, Übernachtungs- html möglichkeiten unterwegs, Hinweise zu Sehenswürdigkeiten an den Strecken Mountainbike-Touren und vieles mehr. Bikeland Schweiz Die Strecken sind sehr gut ausgeschil- Super Bikekarten und Bikeguides für dert mit den roten Schildern, die der Einsteiger sowie geübte Outdoormen- eine oder die andere vielleicht schon schen findet ihr von Swiss Singletrail vom radeln durch die Stadt Zürich ken- Map (www.singletrailmap.ch) und Bike- nen. Ausserdem sind dank dem gut aus- Explorer (www.bike-explorer.ch). Auf gebauten ÖV-Netz in der Schweiz alle bike-explorer.ch findet ihr zudem „glus- Anfangs- und Endpunkte der Etappen tig“ machende Tourenbeschriebe mit bequem zu erreichen. Fotos für Touren im Flachland (z.B. auch Vorschläge: Region Zürich) sowie in den Bergen. ›› ein Klassiker: entlang dem Bodensee. Die Karten sind beim Velohändler Von Konstanz (D) (wo es fast schon ita- und in vielen Sportgeschäften erhältlich lienwürdiges Glacé gibt!!) aus dem Un- oder können direkt übers Internet bezo- tersee entlang bis zum hübschen Städt- gen werden. chen Stein am Rhein. Sehr zu empfehlen: ›› Die Mittelland-Route (Route 5) führt ›› Touren von der Haustüre weg: Single- in 7 Etappen vom Bodensee an den Gen- trailmaps „Zürich“, „Zürich Oberland“ fersee: Romanshorn (Bodensee) - Wil - ›› Nehmt euch im Herbst ein Wochen- Kloten - Aarau - Solothurn - Ins - Yver- ende Zeit für traumhafte Touren entlang don (Neuenburgersee) - Lausanne (Lac der türkisblauen Seen und durch die Léman) gelben Arvenwälder im Oberengadin. ›› Besonders zu empfehlen sind die (Bike-Explorer: Karte Oberengadin) Etappen ab Aarau, wo man zuerst der Links: Aare folgt, durchs hübsche Städtchen ›› Ausflugsideen, Tourenplanung: www. Solothurn und schlussendlich durch mountainbikeland.ch Rebberge und mit Blick auf die Schnee- ›› Bikekarten und Guides: www.single- berge an den Lac Léman gelangt. trailmap.ch, www.bike-explorer.ch

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Metropolen der Schweiz scherwasserblaue Aare springen und sich erfrischt durch die Altstadt treiben Zwei Studenten aus Bern und Basel lassen... (Tipp: Einstieg beim Bärengra- haben uns als „Locals“ Insidertipps über ben und sich bis zur Kornhausbrücke „ihre“ Stadt verraten: Warum muss man oder Lorraine Badi treiben lassen) die Stadt unbedingt besucht haben? Dann natürlich der Gurten! In der Wieso ist es hier schöner als in Zürich? Altstadt einen Abend bei einem Glas Welche Geheimtipps und versteckten Rotwein und Jazz verbringen, beim „lä- Eckchen gibt es in der Stadt zu entde- dälä“ durch die schrägen Altstadtläden cken? schlendern und doch ist man unglaub- Bern lich schnell in der weiten Ruhe auf 850 aaalso... Bern ist so schön, dass es m.ü.M. auf dem Hausberg Gurten wo ei- schwierig ist den Zauber dieser Stadt in nem schon fast ein wenig Bergwind um einem Satz zusammenzufassen! die Ohren bläst... In Bern fängt der Tag bereits mit ei- Basel nem wunderschönen Tag an: mit dem Wieso ist es schön in Basel zu wohnen Velo an die Uni fahren ist fast wie der und warum eher Basel anstatt Zürich? Aufbruch zu einem Bergtag - die- ma Basel ist eine grosse Stadt aber famili- jestätischen 3 Berner Giganten Eiger, ärer. Durch die nahe Lage zu Frankreich Mönch und Jungfrau leuchten dir auf und Deutschland ist alles ziemlich mul- der Kornhausbrücke entgegen.... tikulturell. Und natürlich ist Basel eine Ein weiterer Grund: Urban swim- Kulturstadt, die viel zu bieten hat mit ming! Forscher aus Boston kamen sogar ihren Museen und Ausstellungen. extra nach Bern um diesen fast weltweit Meine Geheimtipps in Basel: einzigartigen Trend zu erforschen! Zu In Basel muss man unbedingt zum heiss im Sommer? Einfach am Feier-

Münster; zum Messeturm und dort in Bern abend mit einem „Gump“ in die glet-

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den obersten Stock in die „Bar Rouge“ Kunst: um einen fantastischen Ausblick auf die ›› Fondation Beyeler, Riehen bei Basel ganze Stadt zu haben; zum Barfi (Ba- ›› Zentrum Paul Klee, Bern füsserplatz), über den Marktplatz und ›› Kunsthaus Zürich durch die umliegenden kleinen Gäss- ›› Museum Bellerive, Zürich chen schlendern und sich das rote Rat- ›› Rietberg Museum, Zürich haus anschauen; über die Mittlere Brü- ›› Centre Le Corbusier (Heidi Weber cke laufen; mit einer „Fähri“ und ihrem Museum) (www.centrelecorbusier.com) „Fähri Maa“ über den „Rhy“ fahren; den Architektur: Tinguely Brunnen anschauen; und so ›› Vitra Design Museum, Weil am Rhein weiter.. (www.design-museum.de) Meine Lieblingsplätze sind: Geschichtlich: Der Andreas Platz ist für mich der ›› Freilichtmuseum Ballenberg (www. schönste Platz in Basel, ich liebe es dort ballenberg.ch): Mehr als 100 origina- ins „Café der Rote Engel“ etwas trin- le, jahrhundertealte Gebäude aus allen ken gehen; ich liebe es auf der Wett- Landesteilen der Schweiz, ursprüngliche steinbrücke von „Chly Basel“ uf „Gross Gärten und Felder, sowie Vorführungen Basel“ zu fahren und dabei nach rechts von traditionellem Handwerk und Spe- in die Abendstimmung schauen auf das zialveranstaltungen zeigen die Schweiz, Münster, den Rhein, die ganze Stadt. Im wie sie einmal war. Sommer bietet Basel mit dem „Festival Schlösser & Burgen: im Fluss“ etwas ganz spezielles: zwei ›› Kyburg (Region Zürich) Wochen lang finden jeden Abend gratis ›› Lenzburg: eine der schönsten und Konzerte auf einem Floss auf dem Rhein grössten Burganlagen der Schweiz statt. ›› Schloss Tarasp Kunst & Kultur ›› Schloss Oberhofen, direkt am Thu- nersee Die nähere und weitere Region Zü- ›› Schloss Chillon richs bietet ein riesiges Angebot an kul- ›› www.ausflugsziele.ch/schweiz/bur- turellen Veranstaltungen und Sehens- gen.asp würdigkeiten. Deshalb beschränken wir ›› www.infozentralschweiz.ch/burgen_ uns auf eine (bei weitem unvollständige) und_schloesser.htm Auswahl an Stichworten zu möglichen ›› www.swisscastles.ch Ideen. ›› www.burgen.ch Museen ›› Die Plattform der Museen in der Schweiz: www.museums.ch 14 Titelthema Freizeit HERBST 08

Von Anna Stockklauser OpenAir St. Gallen 24. – 27. Juni Der richtige The Strokes, Kasabian, Billy Talent, Stone Temple Pilots, LCD Soundsys- Sommer tem, 30 Seconds To Mars, 2Many DJs Live, NOFX, White Lies, , Leider ist das Frühjarssemester Gentleman, Biffy Clyro schon fast wieder zu Ende und Openair Frauenfeld der anstrengende Sommer be- 9. – 11. Juli ginnt. Die meisten ETH-Studenten Eminem, Jay-Z, Die Fantastischen müssen ihren Sommer wohl Vier, Jan Delay, Nas & Damian “Jr. Gong” «Lernsommer» nennen, aber Marley, Dizzee Rascal, Stress, Samy De- eigentlich hat er noch einen zwei- luxe, Culcha Candela ten, viel angenehmeren Namen: (Bern) «Festivalsommer». Für alle, die den 15. – 18- Juli ein bisschen geniessen wollen, Faith No More, Gossip, Amy Macdo- gibt es hier eine bunt gemischte nald, The Kooks, Skunk Anansie, Babys- Auswahl von Festivals und Kon- hambles, Florence & The Machine, Bad zerten, die diesen Sommer in der Religion, Archive, John Butler Trio, Em- näheren und weiteren Umgebung pire Of The Sun, Milow, Rodrigo y Ga- briela, Charlie Winston, von Zürich stattfinden. und viele andere Greenfield (Interlaken) Paleo Festival Nyon 11. – 13. Juni 20. – 25. Juli , The Prodigy, HIM, Beat- Gentleman & The Evolution, Archive, steaks, The Hives, Unheilig, Porcupine Iggy & The Stooges, Jacques Dutronc, Tree, Danko Jones, Wizo, Juliette Lewis, Jamiroquai, N.E.R.D., Paolo Nutini, Su- Subway to Sally, Eluveitie prême NTM, und viele andere (Neuhausen ob Eck, D) Heitere Openair Zofingen 18. – 20. Juni 13. – 15. August The Strokes, Beatsteaks, Billy Talent, Gentleman, Skunk Anansie, The Base- Jack Johnson, Mando Diao, The Prodi- balls, Solomon Burke with Special Guest gy, Massive Attack, Stone Temple Pilots, Joss Stone, , Peaches, Angéli- Dropkick Murphys, Faithless, Deich- que Kidjo, Pendulum live, Blumentopf kind

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Moon and Stars Locarno Caliente Festival 2010 (Zürich, Hafen – 7. – 17. Juli Enge) Stevie Wonder, Ben Harper & Relent- 02. – 04. Juli 2010 less7, Massive Attack, ZZ Top/Jeff Beck, Erfahrungsgemäss fällt der Zeitpunkt P!nk/Silbermond, Eros Ramazotti, Ja- des Caliente Festivals ziemlich genau mit miroquai, Toto/Earth, Wind & Fire, dem ersten grösseren Motivationstief Mark Knopfler, Stress/Jan Delay & Dis- der Lernphase zusammen. Gerade wenn ko No. 1 man wochenlang nur graue ETH-Wände Montreux Jazz Festival gesehen hat, tut einem das lateinameri- 2. – 17. Juli kanische Farbengewirr, auf das man dort Mark Knopfler, Sophie Hunger, Phil trifft, gut. Das Caliente Festival füllt drei Collins, Norah Jones, Diana Krall, Mas- Tage mit temperamentvollen Tänzen, sive Attack, Simply Red und viele, viele bunten Marktständen, lauten Jam Sessi- andere ons und viel gutem Essen. tonhalleLATE Für Jazz-Begeisterte sind sicher auch 4. Juni 2010 die vielen kleineren Jazzfestivals inter- «Classic meets electronic» beschreibt essant, die es in vielen Städten gibt. In diese Veranstaltung, die ein bis zweimal Schaffhausen und Bern enden gerade im Jahr in der Tonhalle stattfindet schon zwei jetzt im Mai, aber zum Beispiel in sehr gut. Eine spannende und hier sehr Frauenfeld findet im Oktober wieder das gelungene Kombination. internationale Jazztreffen «Generations Classic: Dmitri Schostakowitsch, 2010» statt. Ausserdem gibt es laufend Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester verschiedene schöne Auftritte im Musik- a-Moll op. 99 klub Mehrspur in Zürich. Electronic: Jazzanova live feat. Paul Randolph mit Solisten des Tonhalle- Orchesters Zürich, DJ Sets () und Jaime Fiorito (We Love) Auch für reguläre Konzerte in der Tonhalle können Studenten sehr güns- tig Tickets bekommen (schon ab CHF 15,-), allerdings muss man an der Kasse manchmal zuerst erklären, dass es Legi- Tickets gibt. Ganz kostenlos ist die Konzertreihe Spektrum, bei der Studierende und auch Dozenten der ZHDK auftreten. 16 Titelthema Freizeit HERBST 08

Von Colin von Negenborn Für Weltverbesserer Die Kommission für Entwicklungs- Ein Appell fragen (KfE) sieht sich als Schnittstelle zwischen Universität und Entwicklungs- „Ausserfachliches Engagement“ zusammenarbeit. Wer schon immer ein- – was wie ein Zusatzmodul für mal Projekte im In- und Ausland planen, BWL-Studenten klingen mag, umsetzen und evaluieren wollte, kann bezeichnet in Wahrheit die Bereit- hier sein fachliches Know-How sowie schaft, sich jenseits der Vorlesung seine persönliche Motivation einbrin- an die Studentenschaft einzuset- gen. Durch kleine, dafür aber um so zen. Welche Möglichkeiten bieten effektivere Arbeitsgruppen sollen die sich an der ETH? sozioökonomischen Bedingungen in Entwicklungsländern nachhaltig verbes- sert werden. Die Projekte reichen - auf- Angesichts von über 15.000 Studie- bauend auf Initiativen der Kommissions- renden an der ETH sollten die Verei- mitglieder - von Theaterprojekten für ne und Kommissionen, die ein breites Behinderte über Anti-AIDS-Kampagnen Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten bis hin zum Bau von Waisenhäusern. jenseits der reinen fachspezifischen Stu- Nachhaltigkeit hat sich auch das dieninhalte bieten, wohl völlig überlau- projekt 21 auf die Fahne geschrieben. fen sein – könnte man meinen. Doch Ein bewusster Umgang mit den zur die Wirklichkeit sieht anders aus: Der Verfügung stehenden Ressourcen soll Grossteil der Hochschulgruppen, in de- für eine gerechte Verteilung derselben nen sich Studenten ehrenamtlich enga- über die Regionen und Generationen gieren, hat unter stetem Mitgliederman- hinweg sorgen. Lösungsansätze sind da- gel zu leiden oder kämpft gar akut ums bei ganz verschiedener Art: Der für die Überleben. Freiluft-Lichtbildschau benötigte Strom Warum also nicht einmal die Vorle- wird dank projekt 21 aus Solarpanelen sungsunterlagen ad acta legen und in gewonnen. Bei den Linux-Tagen wird einem der vielen Bereiche freiwillig mit- der Umstieg auf freie Software-Distri- wirken? Ob Bastler, Redner oder See- butionen unterstützt. Und in der Vor- lenklempner – bei solch mannigfaltigen tragsreihe Mittwochspecial informieren Kommissionen findet ein jeder Raum, Gastredner zu Nachhaltigkeitsprojekten sich selbst zu verwirklichen. Die Folgen- ihrer Fachbereiche. de Zusammenstellung will daher nicht Lokaler, aber nicht weniger segens- nur als Übersicht, sondern auch als Auf- reich als globale Entwicklungshilfe ist forderung verstanden sein. die Arbeit der Nightline. An jedem Vamp Sommer 2010 17 VMP VAMP

Abend unter der Woche bieten freiwil- ETH-Studenten sich den verschiedenen lige Helfer eine Telefon-Hotline an, bei Musikgruppen anschliessen. Sowohl Po- der sich Studenten mit Fragen zu (fast) lyband als auch ETH Big Band sind auf allen Lebenslagen melden können: Zum der Suche nach einzelnen Instrumenten. einen wird ein offenes Ohr geboten und Wer es bevorzugt, künstlerische Wer- wenn nötig seelsorgerisch unterstützt. ke zu präsentieren anstatt sie selber zu Andererseits werden aber auch adminis- erzeugen, kann dies sowohl mit Bild- als trative Fragen zum Studium beantwortet auch mit Tonmaterial tun. SIRUP (Stu- oder Auskünfte für Aktivitäten in Zürich dent/innen Radio Uni & Poly) bietet gegeben. All das passiert vollständig ein eigenes, buntes Radioprogramm zu anonym; die Mitglieder erhalten einen Kunst, Kultur und Politik fern des repe- zweitägigen, professionellen Ausbil- titiven Mainstream. Filmstelle und FLIK dungskurs für Gesprächsführung. (Freiluft Lichtbildschau) hingegen bil- Für Kreative den einen Anlaufpunkt für Cineasten und stellen regelmässig Highlights der So mancher mag sich im Laufe sei- international Filmgeschichte vor. Auch nes Daseins an der ETH wohl fragen, diese Organisationen funktionieren nur ob er statt des naturwissenschaftlichen dank des ehrenamtlichen Engagements Studiums nicht doch die künstlerische der Mitwirkenden. Laufbahn hätte einschlagen sollen. Doch Doch auch die anderen Ausdrucksfor- wer fürchtet, an ihm - oder ihr - sei ein men der Schönen Künste finden an der Stern der musischen Künste verloren ge- ETH Raum zur freien Entfaltung: Beim gangen, der verzweifle nicht, denn es ist Tanzquotient können erfahrene Tänzer noch nicht zu spät: ihr Repertoire weitervermitteln und No- Handwerklich Kreative können Ihr vizen bei ersten Gehversuchen auf dem Talent beispielsweise bei der Gestaltung Parkett unterstützen. Die Kulturstelle und Dekoration des Polyballs unter Be- organisiert ein breites Spektrum an The- weis stellen. Die Stiftung Kosta, auch ater- und Konzertbesuchen in Zürich, bekannt als Polyballkommission, koor- während das Fotolabor neben der Be- diniert den Event Jahr für Jahr. Sowohl reitstellung von technischem Equipment leitende Mitglieder für das Organisati- zur Filmentwicklung beispielsweise eine onsteam als auch emsige Helfer für Bas- Ausstellung mit Fotografien von Studen- tel-, Mal- und Kleisterarbeit werden stets ten installiert. gesucht und für ihr Engagement sogar Für Wortgewandte entsprechend entlohnt. Mit den in Kindertagen gespielten Schwerlich ist zu leugnen, dass unter und heute längst vergessenen Instrumen- dem einseitigen, formelhaften Studium ten können die musikalischen unter den die Eloquenz zwangsläufig leidet. Doch 18 Titelthema Freizeit HERBST 08

wo bietet sich Raum zum geschliffenen Fachvereinen ihrer Besetzung. Als Ver- Artikulieren, zum strukturierten Argu- antwortlicher für Hochschulpolitik oder mentieren; wo werden Ästhetik und Partyorganisation, Firmenkontakte oder kunstvolle Sprachbeherrschung statt Quästur kann sich jeder ambitionierte abstrakten Formelwesens noch wertge- Student einbringen und wird mit offe- schätzt? nen Armen empfangen: Statt vom VMP Die Antwort liegt nicht nur auf der nur per Newsletter und VAMP zu hören, Hand, sondern auch in der Hand: in der kann er hinter die Kulissen schauen und des geneigten Lesers. Der VAMP freut aktiv mitwirken. sich stets über redaktionellen Nach- Einen Schritt weiter geht ein Engage- wuchs und bietet die Möglichkeit zur ment beim VSETH. Als Dachverband vollen schriftstellerischen Entfaltung der Vereine und Kommissionen vertritt – sei es in Form von Interviews, Hinter- er alle 15.000 Studierenden der ETH. grundberichten oder Glossen. Eine Mitarbeit ist zwar mit einem teils Über den Zeitschriften der einzelnen erheblichen Arbeitspensum verbunden, Fachvereine steht das ETH-weite Poly- wird jedoch mit unsterblichem Ruhm kum, das ebenfalls von Studenten mit und Ehre für diesen besonderen Einsatz journalistischen Ambitionen lebt. für die Studentenschaft entlohnt. Neben dem geschriebenen auch das Erst jüngst waren die hohen Hallen gesprochene Wort zu schulen, ermög- des ETH-Hauptgebäudes wieder mit den licht die Teilnahme bei den Model Uni- Ständen der Polymesse gefüllt. Alljähr- ted Nations (ETH MUN). Zu aktuellen lich wird diese – ebenso wie der Polyvor- Themen aus Sicherheitspolitik, Wirt- trag – von Forum & Contact veranstaltet schaft und Umwelt kreuzen Studenten und bietet Studierenden einen Einblick im Rahmen simulierter Sitzungen der in die verschiedenen Berufsfelder, die Vereinten Nationen rhetorisch die Klin- ihnen nach dem Studium offen stehen. gen. Gemeinsam nehmen sie an Kon- Dabei sind die Organisatoren selbst Stu- ferenzen auf der ganzen Welt teil und denten und gewinnen so Erfahrungen in trainieren dabei freies Reden, Verhand- Akquisition und Eventmanagement. lungstechniken sowie diplomatisches Auf Entertainment statt Karriere setzt Geschick. Diese Qualifikationen mögen das das Challenge. Jährlich treten anläss- beim Lösen der wöchentlichen Serien lich eines Skirennens Studenten der ETH wenig helfen, im späteren (Berufs-)Le- und der EPFL gegeneinander an, um in ben dafür um so mehr. Näheres im sepa- erbitterten Schneesport-Wettkämpfen raten Artikel in diesem Heft. den begehrten Titel nach Hause tragen Für Organisationstalente zu können. Auch hier steht das ehren- amtliche Organisationskomitee einem Ressorts aller Arten harren in den Vamp Sommer 2010 19 VMP VAMP

beachtlichen Aufwand gegenüber, des- ausserfachliche Angebote brillieren sen Bewältigung den Event überhaupt kann. Doch dazu bedarf es des eingangs erst ermöglicht. erwähnten Engagements einer breiten Erst die Vielfalt dieser studentischen Studentenschaft, die bereit ist, derartige Kommissionen und Vereine machen die Services nicht nur in Anspruch zu neh- ETH zu einer Hochschule, die neben men, sondern sich auch selbst aktiv da- dem akademischen Niveau auch durch für einzusetzen.

Von Johanna Griesshammer Um auf einer gewissen Breite nach- zuforschen, wie sich das Verhältnis von Drogenkonsum Studenten an der ETH zu Drogen und Drogenkonsum darstellt, hat der VAMP eine Umfrage zu diesem Thema durch- – wie sieht es geführt. Der Fragebogen wurde in der ETH Cafeteria im Zentrum sowie der an der ETH aus? Physik-Mensa am Hönggerberg verteilt, um ein möglich breites Spektrum an Eine Umfrage... Studierenden zu erreichen. Das Ergeb- nis kann unten eingesehen werden, wo- bei zu beachten ist, dass in den meisten Fällen mehr als nur eine einzige Antwort angekreuzt werden konnte. Bei der Durchführung und Auswer- tung fielen einige Dinge ins Auge. Ers- tens war es erstaunlich, dass alle – und wirklich alle - Unistudenten, welche sich bereit erklärt hatten, einen Fragebogen auszufüllen, weiblich waren. Anschei- nend hat die Grosszahl der männlichen Unistudenten durchweg Angst, sich in die männerdominierte ETH zu bege- ben. Eine andere Erklärung könnte sich auch auf das schöne Wetter am Tag der Befragung beziehen: möglicherweise interessieren sich Jungen weniger für Kaffeepläuschchen auf der Polyterras- 20 Titelthema Freizeit HERBST 08

se als Mädchen. Oder das Bedürfnis zu Übrigens wurden meistens Kaffee und sozialer Interaktion ist beim männlichen Red Bull als Mittel zur Aufmerksam- Geschlecht etwas weniger veranlagt, ob- keitssteigerung genannt. Jedoch hatten wohl das in diesem Fall nur bedingt ver- einige wenige auch Tonoglutal und Rita- ständlich war, wurden sie doch von zwei lin zumindest ausprobiert. bildhübschen Studentinnen der ETH Bemerkenswert war auch die breite angesprochen. Unterstützung für Nichtrauchergesetze. Zweitens gaben prozentual doppelt Wiederum konnte dabei jedoch zwi- soviele Mädchen an, nie Drogen zu kon- schen Mädchen und Jungen unterschie- sumieren, wie Jungen. Letztere Grup- den werden. Mädchen votierten mit pe zählte aber Alkohol weit häufiger zu 90% für Nichtrauchergesetze, Jungen Drogen, sodass sich dies am Ende gera- nur zu 60%. de ausglich. Wenig erstaunlich war auch, Insgesamt kann man die Umfrage dass bei Jungen regelmässiger Alkohol- wohl schon als repräsentativ betrachten. konsum zu 50% angekreuzt wurde, wo- Trotzdem könnte man wohl noch einiges hingegen dies unter Mädchen nur zu ca. verbessern. Klarere Fragestellungen und 10% angegeben wurde. gegebenenfalls die Unterscheidung zwi- Zum Thema Drogen im konkreten schen Sucht und Drogen hätten den Fra- Fall fiel noch auf, dass nur zwei Drittel gebogen vereinfacht. Ausserdem wurde der Befragten Amphetamine zu Drogen ich mehrfach darauf angesprochen, dass zählten, hingegen 17% Merongola, eine diese Umfrage wohl nicht ernst gemeint Phantasiepflanze zum Test des ernsthaf- sei. Ich möchte mich dafür entschuldi- ten Ausfüllens, und 8% Vitamin K, ein gen, wenn dieser Eindruck entstanden natürliches Vitamin. Aber vielleicht bie- ist, denn mein Bemühen war ernsthaft, tet die psychologische Beratungsstelle auch wenn ich versuchte, das Ausfüllen irgendwann einmal Aufklärungskurse zu möglichst unterhaltsam zu gestalten. diesem Thema an. Weiterhin hielten Mädchen aufmerk- Die Ergebnisse samkeitssteigernde Mittel seltener für 1. Ich bin Drogen und konsumierten sie dement- sprechend häufiger. Diese Antwort wur- ›› männlich 44% de von 40% der Mädchen angekreuzt. ›› weiblich 66% Männliche Studenten standen dem 2. Mein Bezug zur ETH/ Uni Zürich kritischer gegenüber: 40% gaben an, ›› ETH Student 80% sie würden aufmerksamkeitssteigernde ›› Uni Student 16% Substanzen nie ihrer Wirkung wegen zu ›› anderes 4% sich nehmen und hielten sie für Drogen. 3. Ich konsumiere Drogen

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›› nie 51% zur mentalen Leistungssteigerung ›› selten 22% ›› bedenklich 55% ›› manchmal 23% ›› unfair 9% ›› oft 3% ›› verständlich 36% 4. Unter Drogen fallen für mich ›› normal 4% ›› Kokain, Heroin 99% 7. Alkohol trinke ich ›› Kaffee, Schokolade, Essen 7% ›› regelmässig 30% ›› Sport 4% ›› in geringen Mengen 35% ›› Alkohol 48% ›› nur auf Parties, dann aber richtig 21% ›› Sex 5% ›› weil es schmeckt 46% ›› Zigaretten 51% ›› weil alle anderen es tun 8% ›› Merongola 17% ›› um Spass zu haben 26% ›› Cannabis 86% ›› mit dem ein oder anderen Bürgersteig ›› LSD 94% habe ich Bekanntschaft geschlossen12% ›› Computerspiele 9% ›› quasi oder wirklich nie 12% ›› Amphetamine 66% 8. Party ›› Vitamin K 8% ›› alles, von was ich abhängig würde/ ›› öfter als zweimal pro Woche 4% bin 18% ›› StuZ2, was denn sonst 9% ›› nur was man spritzt, nicht was man ›› fast nie; es macht mir keinen Spass raucht 1% 12% 5. Substanzen zur Aufmerksamkeitsstei- ›› fast nie; ich würde gerne, aber das Stu- gerung dium/die Arbeit geht vor 22% ›› nur da, wo es angesagt ist 24% ›› sind für mich keine Drogen; in gewis- ›› eigentlich hatte ich mir vorgenom- sen Phasen mache ich auch davon Ge- men, mein Partyleben etwas einzu- brauch 30% schränken... 18% ›› keine Drogen; ich würde sie aber 9. Nichtrauchergesetze trotzdem nie ihrer Wirkung wegen zu mir nehmen 20% ›› absolut dafür 78% ›› Drogen; in gewissen Phasen mache ›› schränken die persönliche Freiheit ich aber doch von ihrer Wirkung Ge- ein 20% brauch 17% ›› dagegen 7% ›› Drogen; ich würde sie nie zu mir neh- 10. Zur Legalisierung von Cannabis men 34% denke ich 6. Ich finde die Verwendung von auf- ›› dann hat der Staat auch etwas davon merksamkeitssteigernden Substanzen 18% 22 Titelthema Freizeit HERBST 08

›› Cannabis legalisieren und Alkohol 14. Und eigentlich verbieten! 7% ›› ist meine grösste Angst bei Drogen- ›› auf keinen Fall; aussderdem bin ich konsum der Kontrollverlust 48% für ein Zigaretten- und Alkoholverbot ›› Fairtrade bei Drogen: da gibt es nichts 7% zu lachen, sondern nur zu weinen und zu ›› der Staat hat nichts davon, denn die schreien! 10% Krankenkasse muss hinterher einsprin- ›› finde ich es interessant etwas mal aus- gen 12% zuprobieren - auch in Hinsicht auf Dro- ›› finde ich gut 44% gen 13% 11. Beschaffung von harten Drogen ›› ist Sex besser, wenn man ein bisschen ›› Ich kenne keinen, der harte Drogen angetrunken ist 16% nimmt, und hätte auch keine Ahnung, ›› Quatsch, für Sex reichen zwei. Alko- wo ich so etwas bekommen könnte. hol, Kleidung und all der Rest haben da 62% nichts zu suchen. 23% ›› Wenn ich etwas bräuchte, wüsste ich, ›› ist der Unialltag ohne Betäubung wohin ich mich wenden müsste. 34% schwer auszuhalten 8% ›› Ich kenne mich in der Szene aus. 1% ›› die Uni betäubt von alleine 23% 12. Wenn ich im Sommer drei Monate ›› habe ich Angst vor Abhängigkeiten frei hätte, würde ich 36% ›› meinen Rucksack schnappen und nach Südostasien ziehen 48% ›› einen Praktikumsplatz bei einer soli- den Schweizer Firma suchen 16% ›› die Tage gelassen am See verbringen und grillieren 36% ›› ich wäre total überfordert 1% ›› mich auf das nächste Semester vorbe- reiten 8% 13. geteχte Fragebögen finde ich ›› das letzte 4% ›› mir fällt so etwas nicht auf 24% ›› kann einem nur in der ETH Cafeteria passieren 22% ›› too nerdy - too good 14% ›› ja, und? 33%

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Von Nikola Ciganovic und Anna Stockklauser Mangel an Freizeit? Stress? Was tun? Interview mit der psycholo- gischen Beratungsstelle

Wenn Studierende nicht mehr erhalten, welche Sie auf unser Angebot weiter wissen, können sie bei der aufmerksam machen sollte. Man kann psychologischen Beratungsstelle aus dem Anstieg sicher nicht schliessen, (PBS) Unterstützung finden. Ihr dass es den Studierenden zunehmend Vorsteher, lic. phil. Ulrich Frisch- schlechter geht – zumindest sehen wir knecht, hat uns Auskunft über die keinen Anlass zu dieser Vermutung. Der Hauptgrund liegt sehr wahrscheinlich in Arbeit seines Teams gegeben. einer verbesserten PR. Auch die gesamt- Haben Sie viel zu tun? gesellschaftliche Zurückhaltung, solche Dienstleistungen in Anspruch zu neh- Ja. Unsere Belastung im Sinne von men, könnte sich reduziert haben. Anmeldungszahlen ist während des Se- mesters am Höchsten und je nach Prü- Mit welcher Art von Problemen fungsphasen können sich zusätzliche kommen denn die Studierenden Peaks ergeben. Die Zahl der Anfragen zu Ihnen? nimmt auch mit der Zeit zu: 2009 hatten Sehr häufig, also etwa zu zwei - Drit wir im Vergleich zu 2008 eine Zunahme teln, sind es persönliche Probleme und von 20%, das heisst es geht bei uns reich- etwa zu einem Drittel sind es Leistungs- lich stressig zu und her. Gerade von der probleme im Studium. Aber natürlich ist ETH verzeichnen wir in der letzten Zeit das sehr stark miteinander verwoben. einen Anstieg. Allerdings hatte die ETH auch einen gewissen Nachholbedarf ver- Was kann “persönliche Probleme” glichen mit der Uni. typischerweise bedeuten? Worauf führen Sie diesen Anstieg Das sind zum Beispiel Liebeskummer, zurück? Immigration, persönliche Unsicherheit, Schlafstörungen, Ängste oder auch das Ich nehme an wir kommunizieren Aufschieben von Arbeit und der damit besser und sind präsenter. Gerade kürz- verbundene Stress. Auch Probleme in lich haben Sie eine Rundmail von uns 24 Titelthema Freizeit HERBST 08

der Familie und Beziehungsprobleme einzulassen, noch ein Stück grösser. sind recht häufig. Das alles kann sehr schnell auch die Leistungsfähigkeit im Finden Sie, dass sich viele Leute Studium beeinträchtigen. Im Studium noch von gesellschaftlichen Vor- gibt es neben Leistungsproblemen oft urteilen abhalten lassen? auch Probleme der Motivation, etwa Das betrifft vor allem Ausländer. Leute Unsicherheiten bezüglich Studienwahl, aus dem Süden oder beispielsweise auch Unzufriedenheit mit der Lehre oder China verstehen das Konzept der Psy- dass man wegen Prüfungsmisserfolgen chotherapie wahrscheinlich nicht wirk- das Ganze als zäh empfindet und den lich. Bei Schweizern ist die Bereitschaft Anschluss verliert. unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen Auf welche Art können Sie bei grösser. Die Begeisterung ist nicht gross, solchen Problemen unterstützen? wenn wir eine Psychotherapie vorschla- gen. Aber wenn der Leidensdruck genü- Unser erstes Anliegen ist immer zu gend gross ist, gibt es kaum Alternativen. begreifen, um was es geht. Alle genann- Wenn jemand zu uns kommt, dann hat ten Probleme sind mit persönlichen Ge- er oft schon andere Varianten und Me- schichten verbunden. Allein schon diese thoden ausgeschöpft. zu verbalisieren und in einem Gespräch seine Emotionen darzulegen kann einen Stellen Sie bei Ihren Klienten entlastenden Effekt haben. Dann geht besondere Verteilungen im Bezug es darum das Problem in den Lebens- auf die Studienrichtung fest? kontext des Studierenden einzuordnen: Unsere Statistiken zeigen, dass die Handelt es sich um eine grosse Krise Verteilung nach Fachrichtung ziemlich oder um ein kleines Problem, dauert gleichmässig ist, sowohl für die ETH als das Problem an, ist es kurzfristig oder auch für die Uni. Wir stellen auch kein wiederkehrend, ist es vielleicht mit der Ungleichgewicht bezüglich Studienpha- Persönlichkeit des Studierenden ver- se fest, Bachelor-, Master- und Dokto- bunden? Danach müssen wir uns rela- rats-Studierende suchen uns etwa gleich tiv bald fragen, wie es weitergehen soll. häufig auf. Es ist für uns wichtig zu wis- In der Regel machen wir ein bis drei sen, dass unser Angebot für alle Studen- Abklärungsgespräche und falls sich he- ten attraktiv ist. Sollten wir eine Gruppe rausstellt, dass es sich um ein grösseres weniger erreichen, dann würden wir das Problem handelt, vermitteln wir unter eher auf mangelnde Kommunikation Umständen eine Psychotherapie. Diese unsererseits zurückführen, als zu vermu- kostet dann natürlich etwas. Auch ist die ten, dass es dieser Gruppe tatsächlich Hemmung, sich auf eine Psychotherapie besser geht. Vamp Sommer 2010 25 VMP VAMP

Wenden sich mehr Frauen an Sie als Männer? Eindeutig, das Verhältnis ist ungefähr drei zu zwei. Allgemein werden beraten- de, therapeutische Angebote stärker von Frauen in Anspruch genommen. Zu uns kommen etwa 3.1% aller Frauen und 1.8% aller Männer. Das entspricht etwa dem, was man erwarten würde. Ulrich Frischknecht phil. lic. Kommen Frauen mit anderen Pro- Kiffen, Alkohol und auch andere Dro- gen sind praktisch kein Thema. Das hat blemen zu Ihnen als Männer? auch damit zu tun, dass jemand, der es Ich sehe da keinen Unterschied. Es in diesem Bereich zu weit treibt, auch kann durchaus sein, dass Frauen tenden- ziemlich schnell aus dem Studium fliegt, ziell eher wegen Beziehungsproblemen denn die Leistungsfähigkeit nimmt so zu uns kommen und Männer eher we- rasch ab, dass diese Leute kaum die ers- gen Leistungsstörungen. So genau kön- ten Prüfungen überstehen. Die Idee von nen wir das aber nicht aufschlüsseln. Wir der künstlichen Leistungssteigerung ist gehen immer sehr auf den Einzelfall ein eigentlich ein Mythos. Die meisten, die und eine Statistik bezüglich Geschlecht so etwas gerne ausprobieren möchten, würde den Sachverhalt zu sehr verein- möchten einen Motivationsschub und fachen. Die Probleme von Leuten der genau den bekommen sie nicht. Ein Mit- gleichen Altersklasse und aus dem glei- tel kann sie sehr nervös oder sehr wach chen Umfeld sind unabhängig vom Ge- machen, aber wenn die Motivation nicht schlecht ziemlich heterogen. da ist, werden sie Mühe haben diese Wachheit auf die Arbeit und das Lernen Können Sie etwas zur Verbreitung zu fokussieren. Und schlafen muss man leistungssteigernder Mittel unter ja auch irgendwann. Studierenden sagen? Vielleicht nimmt man so ein Mittel für Bei uns wird das selten genannt. Wir eine Weile und ist während dieser Zeit haben den Eindruck, dass diese Ge- extrem gut drauf – darauf muss dann al- schichte medial ziemlich überzeichnet lerdings auch eine ausgleichende Phase worden ist. Wir wissen von vier oder der Erholung folgen. Ich glaube deshalb fünf Fällen, in denen mit Ritalin experi- nicht, dass sich so etwas bewähren, ge- mentiert wurde. Auch sonst haben wir schweige denn zu einer Verzerrung im es kaum mit Suchtproblemen zu tun. Wettbewerb unter den Studierenden führen kann. Was allerdings etwas brin- 26 Titelthema Freizeit HERBST 08

gen kann und was wir gelegentlich auch Das Hauptproblem dort ist eine Ge- empfehlen, sind Benzodiazepine. Wenn wichtszunahme, das ist meistens un- man unter akuter Prüfungsangst leidet angenehm. Neuroleptika, welche man und die Prüfungen nur noch die Angst gegen Ängste und psychotische Störun- und nicht das Gelernte abzubilden dro- gen einsetzt, können ausserdem zu ei- hen, dann kann es sinnvoll sein solche ner Persönlichkeitsverflachung führen. Mittel anzuwenden, denn sie wirken sehr Andere Medikamente haben ähnliche zuverlässig gegen solche Ängste. Diese Risiken. Meistens sind sie aber hilfreich. Medikamente müssen von einem Arzt Das Problem ist, dass sie nur Symptome verschrieben werden und da ist man in bekämpfen. Um wirklich etwas zu ver- der Regel sehr zurückhaltend, denn es ändern, wäre dann doch noch Psycho- besteht ein gewisses Abhängigkeitspo- therapie nötig, und die unterbleibt oft. tential. Dadurch haben beispielsweise Depres- sionen oft einen wellenartigen Verlauf, Wie reagieren Ihre Klienten, wenn denn sobald es den Patienten einmal Sie ihnen Psychopharmaka vor- besser geht, sind sie so froh, dass sie gar schlagen? nicht zurückdenken wollen und nicht in Sehr skeptisch. Psychopharmaka sind die Therapie gehen. Es ist aber natürlich nicht populär. Erstens ist es Leuten viel- auch nicht alles behandelbar. leicht etwas peinlich, dass sie so etwas Haben Sie es oft mit schweren brauchen und zweitens finden sie das et- Fällen zu tun? was unheimlich. Aber wenn wirklich be- rufliche Möglichkeiten limitiert werden Wir haben zum Glück relativ wenige nur wegen einer Angstanfälligkeit, dann Fälle von schweren Störungen, 2009 nur finde ich den Einsatz solcher Mittel legi- bei 87 von insgesamt rund 1000 Klien- tim. Ein verantwortungsvoller Umgang ten. In diesem Sinne sind die Studieren- gerade mit den Benzodiazepinen sollte den, die zu uns kommen, gesunde junge keine schwerwiegenden Folgen für den Leute, die in einer Krise stecken. Schwe- Patienten haben. re Erkrankungen sind wirklich nicht häu- fig, aber es gibt sie bei Studierenden wie Aber es gibt auch Medikamente, auch in jeder anderen Population. die problematischer sind. Konnte man in den über dreissig Das Problem ist meistens nicht das Jahren, in denen die Beratungs- Medikament, sondern die psychische stelle schon existiert, eine Ver- Störung im Hintergrund. Antidepressiva werden zum Beispiel über längere Zeit, schiebung in den Problemen und auch über mehrere Jahre, verschrieben. Vamp Sommer 2010 27 VMP VAMP

Anliegen der Studenten feststel- Finden Sie, dass es viele Studie- len? rende gibt, die an einem Mangel Ich selbst bin erst seit gut zwei Jahren an Freizeit ernsthaft leiden? in diesem Amt. Eine Mitarbeiterin, die Mangel an Freizeit, Mangel an Ent- schon seit 15 Jahren dabei ist, sieht aber spannung und Alternativen ist bei uns keinen Unterschied. Woran man leidet, ein häufiges Thema. Zu extremes Lernen ist erstaunlich konstant. Eigentlich hört führt zu Erschöpfung und kann manch- man immer, dass die Anforderungen mal die Lebensqualität so vermindern, immer grösser werden. Gerade die Bolo- dass man unzufrieden und unmotiviert gna-Reform soll für viele einen zusätzli- wird. Wir empfehlen deshalb sehr oft, chen Druck bedeuten. sich in der Freizeit zu betätigen. Man Das war so eine Vermutung, aber das muss sich die Zeit nehmen, in der man hat sich für uns nicht wirklich so gezeigt. etwas ausserhalb des Studiums betreibt An der ETH hat sich durch Bologna wie Sport oder Musik. Es stabilisiert, nicht so viel verändert, die Studiengän- wenn man mehrere Standbeine hat. ge waren schon vorher sehr strukturiert. Wenn hingegen das Studium zum ein- An der Uni haben sich manche Studi- zigen Identitätsträger wird, kann es sehr enfächer sehr stark verändert. Aber ge- dramatisch werden, wenn es da irgend- rade die nun hochstrukturierten Studi- wie klemmt oder man sogar mal durch- engänge wie etwa Wirtschaft sind sehr fällt. Auch in einem harten Zeitplan beliebt – sie platzen aus allen Nähten. muss deshalb noch Zeit sein für Freunde, Die jungen Leute jammern vielleicht, Kultur und ähnliches. Man kann schon aber abschrecken lassen sie sich nicht. sagen, dass man kurz vor den Prüfungen Es ist auch eine Frage der Persönlichkeit, zum Beispiel das Turnen für zwei, drei welche Art von Studium zu einem passt. Wochen ausfallen lässt, aber nicht länger. Manche bedauern einen Verlust an aka- Das Studium ist ein Langstreckenren- demischer Freiheit, andere profitieren nen und kein Sprint. Wer zu verbissen sehr von der Strukturierung. Ich glaube, lernt, ist schon erschöpft, bevor er über- dass insgesamt das Studium nicht nega- haupt an die Prüfung kann. Eine gewisse tiver geworden ist im Vergleich zu der Selbstfürsorglichkeit ist daher auf jeden Zeit, als ich studiert habe. Ich höre auch Fall wichtig. wenig Systemkritik von Seiten der Stu- Die psychologische Beratungsstelle an der dierenden. Ich finde, manchmal etwas Wilfriedstrasse 6 steht Uni- und ETH-Studieren- zu wenig. den kostenlos zur Verfügung. Zusätzlich wird auf www.pbs.uzh.ch eine Online-Beratung angeboten. Donnerstags sind auch Termine am Hönggerberg möglich.

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VMP VAMP

Von Colin von Negenborn repräsentieren diese während der De- batte. Rhetorisch werden dann – einem Von Teigta- diplomatischem Verhaltens- und Regel- kodex folgend – die Klingen gekreuzt. schen und Die Themen stammen aus diversen Be- reichen des aktuellen Politikgeschehens und umfassen beispielsweise atomare Atombomben Abrüstung, anthropogenen Klimawan- Physikalisches Fachwissen und di- del oder Menschenrechte. Teilnehmen- plomatisches Fingerspitzengefühl, de Studierende schulen so nicht nur das zusammengeführt auf internatio- freie Sprechen vor grossem Plenum, son- dern auch das strukturierte Argumentie- nalem Parkett in Ostasien – jüngst ren bei komplexen Sachverhalten. geschehen, und die ETH mitten- Am Ende der Erörterung eines Dis- drin. kussionsthema soll eine Resolution nach Dass mit einem Physik- und Mathe- UN-Vorbild verabschiedet werden, die matikstudium weit mehr Tore der Be- konkrete Massnahmen zur Problemlö- rufswelt offen stehen als nur jene der sung enthält. Angesichts der kontrover- Forschung und der akademischen Lauf- sen Positionen einzelner Länder kommt bahn, ist kein Geheimnis. Doch dass der es daher oft zu intensiven und hitzigen Weg auch in die internationale Politik Debatten. führen kann, ist weniger bekannt. 12 ETH MUN Studenten der ETH – mehr als die Hälf- MUN-Teams organisieren sich auf te von ihnen sind Mitglieder des VMP – universitärer Ebene weltweit. Auch an konnten vergangenen März Einblicke in der ETH wurde 2007 eine Kommission multilaterale Diplomatie gewinnen und gegründet, die interessierten Studieren- dabei ihr fachliches Know-How einbrin- den Raum zur rhetorischen Ertüchti- gen: Als Delegation nahmen sie an den gung bietet. Wöchentlich finden Treffen „World Model United Nations“ in Tai- statt, in denen das freie Reden trainiert peh (Taiwan) teil. und tagespolitische Themen disputiert „Model What“? werden. Eingeladen ist jeder, der sich mit Themen jenseits der Vorlesungsin- Das Prinzip der „Model United Na- halte auseinandersetzen und an seiner tions“ (kurz MUN) folgt der Idee, die sprachlichen Ausdrucksweise feilen will. Arbeiten und Diskussionen der Verein- Vorwissen oder besondere Kompeten- ten Nationen realitätsnah zu simulieren. zen sind – bis auf Grundkenntnisse in Studenten nehmen die Rolle von Bot- Englisch – nicht nötig. schaftern der Mitgliedsstaaten ein und Highlight für einen jeden Delegierten 30 Titelthema Freizeit HERBST 08

ist die Teilnahme an einer der interna- Die zwölfköpfige Delegation der tionalen Konferenzen, zu denen MUN- ETH konnte dank ihres diplomatischen Teams aus aller Welt zusammenkom- Geschicks und dem Wissen zu fachspe- men. Über mehrere Tage wird in den zifischen Fragen wie Cyberterrorismus verschiedenen Komitees der Vereinten oder verborgener Urananreicherung Nationen verhandelt und gefeilscht, zwei der begehrten „Diplomacy Awards“ Blöcke werden geformt und Allianzen mit nach Zürich bringen. geschmiedet. Denn die Welt retten wol- Doch keine MUN-Konferenz wäre len alle, die Frage ist nur wie. vollständig ohne eine ganze Reihe an „social events“. Und so wurde auch in Von Zürich nach Taipeh Taipeh an jedem Abend zu einem um- Aufgrund seiner Diversität und Inten- fangreichen Kultur- und Unterhaltungs- sität thront die sogenannte WorldMUN- programm eingeladen. Im Rahmen eines Konferenz der Harvard Universität über chinesischen Neujahrsfest oder einer allen anderen. Alljährlich an einem an- Kung Fu-Nacht konnte man sich jenseits deren Ort ausgetragen, fand sie vergan- der hitzigen Debatten mit seinen „fellow genen März in Taipeh statt und versam- delegates“ austauschen und Freund- melte über 2.000 Studierende, um für schaften rund um den Globus knüpfen. eine Woche den Ausnahmezustand zu Auch für das Erkunden der Stadt mit proben: Eine Woche lang wurde nicht ihren Märkten, Tempeln und exotischen nur während der offiziellen Sitzungen Speisen blieb neben der Konferenz noch verbal scharf geschossen, sondern auch Gelegenheit. am Mittagstisch zwischen gedämpften Zurück in Zürich wartete zwar ein be- Teigtaschen und Miso-Suppe nach Ko- ängstigend grosser Berg an verpasstem alitionspartnern gesucht. Vorlesungsstoff und unbearbeiteten Se- Hier zahlen sich das wöchentliche rien. Doch auf die Frage, wie man es sich Training in die inhaltlichen Vorbereitun- studientechnisch leisten könne, andert- gen in Zürich aus. Denn der Adrenalin- halb Wochen im laufenden Semester zu pegel schnellt beachtlich in die Höhe, verpassen, gibt es lediglich zu erwidern: wenn der Name des eigenen Landes Was habt Ihr verpasst? durch die Lautsprecher schallt und man Das Team von ETH MUN nimmt an vor einigen hundert Hörern seine Bot- drei Konferenzen pro Semester teil. Wer schaft prägnant in 50 Sekunden vermit- Interesse an einer solchen Herausforde- teln muss. Hat man sich mit anschlies- rung hat und gerne einmal den Geist der send mit wackligen Knien wieder auf Vereinten Nationen atmen würde, der seinen Platz begeben, gilt es sofort, in sei herzlich zu den wöchentlichen Sit- seinem „Block“ weiter an einer werden- zungen eingeladen. Weitere Informationen unter www.mun.ethz.ch den Resolution arbeiten. oder jeden Mittwoch um 19.15 Uhr im HG D 5.2 Vamp Sommer 2010 31 High-Tech am Zürichsee 2009

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