<<

Ausg. Nr. 127 • 3. Februar 2014 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at »1914–2014« Vor 100 Jahren war der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Foto: http://anno.onb.ac.at/

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, in der ersten Ausgabe in diesem Jahr müssen wir leider von zwei Todesfällen berichten: Am 11. Jänner ist mit Prof. Fritz Molden eine der profiliertesten Persönlichkeiten der Zweiten Republik gestorben. Ihm widmen wir auf der Seite 92 einen Nachruf. Knapp drei Wochen später, am 1. Feber, ist Schauspielerlegende Maximilian Schell ge- storben. Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe einen ausführlichen Bericht über einen der größten Darsteller des deutschsprachigen Raums. Serie »1914 – 2014« S 45 Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Der Inhalt der Ausgabe 127

Serie zur Europawahl 2014: Bischöflicher Besuch in Toronto 73 Diesmal geht's um mehr! 3 Historischer Gutshof als Faymann: Dürfen uns nicht an Armut Genußkompetenzzentrum 76 und Arbeitslosigkeit gewöhnen 12 Startschuß für die Offene Kurz: Die ersten Wochen des Bühne Burgenland 77 neuen Außenministers 14 SPÖ: 150 Jahre Hainfeld S 59 ------Klug: Sicherheitspolitik darf kein Elitenthema sein 21 Führungswechsel in Südtirol 79 Südtirols Landeshauptmann EU-Kommission: Freizügigkeit 80 auf Antrittsbesich in Wien 26 2014 im Zeichen der Österreich übernahm ZEI-Vorsitz 29 Konjunkturerholung 81 Höchste französische Neue Tourismusrekorde 82 Auszeichnung für B. Prammer 30 Teuerung in Österreich 83 Premierminister-Gattin besucht Rekordumsatz beim Weinexport 84 Haus der Barmherzigkeit 31 Bargeldlose Gesellschaft? 85 EU für Österreichs Jugend 100 Jahre Grazer Flughafen 87 komplex, aber wichtig 32 Prof. Fritz Molden ist tot S 92 Europawahlordnung geändert 33 NÖ Wirtshauskultur kürt die Top-Wirte des Landes 90 OÖ: Gelebte Nachbarschaft 34 Prof. Fritz Molden ist tot 92 NÖ: Grenzüberschreitende Fachhochschul-Studiengänge 36 Altbischof Krenn gestorben 93 39. Ratstagung der IMC in Venedig 40 Suche nach der Neutronenwelle 94 Porsche: Die Rückkehr des »P1« 44 Erstmals Strahl von Anti- »1914 – 2014« Gedenken an wasserstoff-atomen erzeugt 95 den Ersten Weltkrieg 45 Wölfe lernen besser von Teil 1: Österreich-Ungarn und der Artgenossen als Hunde 96 Erste Weltkrieg. Ein Überblick. 47 Die fünf Finger der Vögel 98 Restriktives Budgetprovisorium Wien – Berlin Kunst zweier Metropolen S 102 Promotionsrecht für Donau auf dem Prüfstand 54 Universität Krems 100 Burgenland sitzt Bundesrat und Landeshauptleutekonferenz vor 57 Skiflug-Weltcup gerettet 101 Angelobungen im oö. Landtag 58 Wien – Berlin Kunst zweier Metropolen 102 SPÖ: 125 Jahre Hainfeld 59 Die Welt von Febergé 104 ------»Burgenland Journal« Rens Veltman: Loop 105 Niessl: Grundsatzerklärung 2014 65 15 Jahre Essl Museum 107 Baukultur im Brennpunkt 64 Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks 109 LT-Präsident Steier zieht Bilanz 65 Starke Allianz für regionalen Bau 66 15. Internationales Akkordeon- Landlaufen in Oberösterreich S 119 festival Vienna 110 Gesamtverkehrsstrategie 67 klangfruehling Burg Schlaining 111 Burgenland soll zum Familien- Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Musterland werden 68 Österreichischer Filmpreis 2014 112 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Serie »Österreicher in Hollywood« Internationale Reiseveranstalter ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- zu Gast 69 von Rudolf Ulrich. Diesmal: der torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Starker Auftritt in der Slowakei 70 Komponist Fritz Spielmann 114 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Eisenstädter Neujahrsempfang 71 Ausgezeichnete Bergberührungen 118 S. 2: Erschienen am 25. Nov. 1916 in »Sport & Sa- lon«; SPÖ / Lehmann; ORF / Pammer Film/Esther Vorsitz im »Ländernetzwerk Auf der sportlichen Spur ins Glück Pruckner; Berlinische Galerie, Berlin / Bildrecht, Weiterbildung« 72 Langlaufen in Oberösterreich 119 Wien 2014; OÖ. Tourismus/Erber

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 3 Österreich, Europa und die Welt Europawahl 2014: Diesmal geht's um mehr! Die europäischen BürgerInnen wählen im Mai 2014 ihr Europäisches Parlament und haben damit die Möglichkeit, den Kurs der Europäischen Union für die kommenden fünf Jahre mitzubestimmen. Teil 2: »Eine neue Finanzordnung zur Verhinderung zukünftiger Wirtschaftskrisen« Foto: Europäische Gemeinschaf 2014 Europawahl 2014: neue Webseite zu Terminen, Ablauf und Inhalten

m ersten Teil unserer kurzen Serie zur Es wurde deutlich, daß die Wirtschaftspo- Die Arbeit des EP im Überblick IEuropawahl 2014 haben wir uns in der litiken der EU-Staaten und die Finanzmärkte In der Legislaturperiode 2009-2014 hatte Ausgabe 126 vom 23. Dezember 2013 mit umfassend reformiert werden mußten. der Ausschuß für Wirtschaft und Währung den Themen: „Wie viele Europa-Abgeordne- Das Europäische Parlament hatte eine doppelt so viel Arbeit wie in der vorange- te werden insgesamt gewählt“, „Warum ist zentrale Rolle einzunehmen, um die Krise henden Legislaturperiode und veranstaltete diese Europawahl anders“, „Welche Aufga- bewältigen zu können und den Steuerzahler zahlreiche Anhörungen mit einflußreichen ben hat das Parlament?“, „Fraktionen: die trei- vor unkalkulierbaren Risiken zu schützen. Persönlichkeiten wie den Präsidenten der benden politischen Kräfte im Europäischen Zudem wirkte es entscheidend dabei mit, Europäischen Zentralbank (EZB) und der Parlament“ und „Einige Fakten über die bis- sichere Strukturen für die Finanzmärkte zu Eurogruppe sowie den zuständigen Europäi- herigen Europawahlen auseinandergesetzt. schaffen. Der Druck von Interessensverbän- schen Kommissaren und den verschiedenen den war dabei immens. Finanzministern. Wirtschafts- und Zu den wichtigsten Erfolgen des EU-Par- Das Parlament hat neue Rechtsvorschrif- Finanzreform laments gehören die Durchsetzung von ver- ten maßgeblich mitgestaltet und sich dabei bindlichen Obergrenzen für Bonuszahlungen immer wieder für ein Finanzsystem ausge- Die Finanzkrise, die im Jahr 2007 begon- an Banker, eine bessere Kontrolle des Fi- sprochen, das im Dienst der Realwirtschaft nen hat, und die Krise in Ländern des Euro- nanzsektors, ein Verbot hochspekulativer steht und dafür gesorgt, daß die Steuerzahler gebietes seit 2010 wirkten sich verheerend Credit Default Swaps (Kreditausfallversi- nie mehr alleine für die Konsequenzen der auf die Volkswirtschaften der EU aus. Klar cherungen) und die Verankerung klarer Re- Krise haften müssen. Es trat wiederholt für wurde, daß es gravierende systemische Feh- geln für eine verantwortungsbewußtere Wirt- eine gemeinsame europäische Lösung ein, ler gab und eine unzureichende Regulierung. schafts- und Finanzpolitik. da eine unvollständige und unzusam-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 4 Österreich, Europa und die Welt menhängende Wirtschaftsunion ohne jeden Zweifel unrentabel ist. Außerdem würde eine „Repatriierung“ der Wirtschaftspolitik dazu führen, daß sogar größere Mitgliedsstaaten der Globali- sierung völlig schutzlos ausgeliefert wären.

Die Arbeit konzentrierte sich auf drei Hauptbereiche:  die Errichtung eines neuen Systems der wirtschaftlichen Ord- nungspolitik (Economic governance),  die Beschränkung übergroßer Risikobereitschaft seitens der Finanzdienstleistungsindustrie und  die Verbesserung der Bankenaufsicht und des Krisen- managements.

Zur neuen wirtschaftlichen Ordnungspolitik Das Parlament, das wirtschaftspolitische Vorschriften ge- meinsam mit den nationalen Parlamenten verabschiedet, spielte eine Schlüsselrolle, als es darum ging, die Koordinierung der öffentlichen Mittel in der Eurozone neu zu gestalten. Es war den Abgeordneten von Anfang an klar, daß die Volks- wirtschaften enger aufeinander abgestimmt werden und die von ständigen Schulden angetriebenen Wirtschaftssysteme umgestal- tet werden mußten. Das Parlament forderte wiederholt wachstumsfördernde Maß- nahmen anstelle von Sparpolitik und führte einen oft einsamen Kampf für mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht als Grundlagen für eine erfolgreiche wirtschaftliche Integration. Die Abgeordneten setzten das Sechserpaket für die wirt- schaftliche Ordnungspolitik mit schärferen Sanktionen gegen Staaten durch, die gegen die Regeln verstoßen. Darauf folgte das Zweierpaket aus Überwachungsvorschriften für eine Prüfung der Haushalte der Mitgliedsstaaten durch die EU und ein Fahrplan für die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion. Das Parlament setzte sich auch nachdrücklich für ein stärkeres und transparenteres sowie rechenschaftspflichtiges Koordinierungs- system der Wirtschaftspolitik ein, das derzeit durch das Euro- päische Semester entwickelt wird.

Neue Rechtsvorschriften für Finanzdienstleistungen Durch die Finanzkrise wurden die Menschen mit Begriffen vertraut, die vorher zur Welt der Finanzhändler gehörten. Credit Default Swaps, Derivate und Leerverkäufe waren plötzlich die Themen der Nachrichtensendungen zur Hauptsendezeit. Damit wurde gleichzeitig deutlich, wie hoch die Risikobereitschaft im Finanzsystem war. Der Beitrag des Parlaments war entscheidend für die neuen Rechtsvorschriften, mit denen die Exzesse der Finanzdienstlei- stungsindustrie eingedämmt werden sollten, damit diese nicht nur für schnelle Gewinne, sondern vor allem im Interesse der Realwirtschaft arbeitet. Während der fünfjährigen Legislaturperiode setzte der Fi- nanzdienstleistungssektor die Abgeordneten massiv unter Druck. So starken Lobbyismus hatte das Parlament selten erlebt. Einige der von der EU geprägten Rechtsvorschriften betref- fen Regelungen über Leerverkäufe und Credit Default Swaps, Geschäfte mit Hedge-Fonds, Marktmißbrauch, Überwachung und Standards des Handels sowie Ratingagenturen. Das Europäi- sche Parlament gehörte auch zu den führenden Verfechtern einer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 5 Österreich, Europa und die Welt

Finanztransaktionssteuer und war jahrelang Das Parlament hat während der gesamten kräfte und durch Investitionen in Forschung das einzige EU-Organ, das sich nachdrück- letzten Legislaturperiode daran gearbeitet, und Infrastruktur. lich für diese Abgabe einsetzte. Das Parla- Unternehmen und deren Arbeitnehmerinnen Das Parlament ist außerdem jedes Jahr ment wirkte allgemein als Antrieb bei der und Arbeitnehmer zu unterstützen. So wur- für den Abschluß der Abrechnungen aller Ausarbeitung der neuen Aufsichtsstruktur den Mittel aus dem EU-Haushalt eingesetzt, EU-Organe verantwortlich und arbeitet da- für Finanzdienstleistungen. damit europäische Unternehmen auf dem bei mit dem Europäischen Rechnungshof Weltmarkt bestehen können und um den (der Finanzaufsicht der EU) zusammen. Bankenaufsicht und Aufbau von Beschäftigung zu fördern, ins- Regionale Beihilfen für von der Krisenmanagement besondere von jungen Menschen. Rezession betroffene Gebiete Seit 2010 forderte das Parlament grundle- Gemeinsam mit den nationalen Parla- Etwa ein Drittel des EU-Budgets wird in gende Änderungen der Art und Weise, wie menten verabschiedete das EU-Parlament Projekte zur Förderung der regionalen Ent- Banken beaufsichtigt werden, und der Struk- Gesetze, um den Patentschutz zu stärken so- wicklung investiert, vor allem in den Ge- turen, die zur Bewältigung eventueller Bank- wie Zahlungsverzug durch Einführung einer bieten, die am stärksten von der Wirtschafts- krisen notwendig sind. Leider wurde vielen allgemeinen 30-Tage-Frist für Zahlungen zu krise betroffen sind. Die Abgeordneten ha- Ländern diese Notwendigkeit erst in der bekämpfen. Das Parlament hat entscheidend ben den neuen Struktur- und Investitions- Mitte des Jahres 2012 bewußt. In diesen dazu beigetragen, die öffentliche Auftrags- fonds in Höhe von insgesamt 325 Milliarden zweieinhalb Jahren gab es in der EU mehre- vergabe zu überarbeiten, um öffentliche Euro zugestimmt und dabei die Planung der re spektakuläre Bankenzusammenbrüche, Ausgaben ökologischer, sozialer und inno- regionalen Beihilfen für den Zeitraum 2014 die ganze Volkswirtschaften ernsthaft be- vativer zu gestalten, und den Luft- und bis 2020 verbessert. Beispielsweise sollen drohten und die Steuerzahler in Bedrängnis Eisenbahnverkehr zu modernisieren. sich die lokalen und regionalen Partner stär- brachten. Die Abgeordneten spielten eine wichtige ker an der Einrichtung zukünftiger regiona- Die schließlich vereinbarten Vorschriften Rolle dabei, 325 Milliarden Euro für Inve- ler Hilfsprogramme beteiligen. für den Bankensektor sorgen für eine deutli- stitionen in die regionale Entwicklung zu Die Abgeordneten haben auch eine Klau- che Verstärkung der Aufsicht auf EU-Ebene sichern, um Europa aus der Krise zu führen. sel abgeschwächt, die im Falle von Fehlern und für strengere Regeln über die Höhe der Dazu gehören Projekte zur Ausbildung jun- eines Landes bei makro-ökonomischen Fra- Kapitalpolster, über die die Banken zur Ab- ger Menschen und entlassener Arbeitskräfte gen Kürzungen der Finanzmittel zur Folge sicherung von Risiken verfügen müssen. Vor und zur Förderung kleiner, innovativer Un- hätte, etwa wenn das Land übermäßige De- allem aber wurden auch Systeme eingerich- ternehmen, die neue Geschäftsmöglichkei- fizite aufweist. Die Abgeordneten sind der tet, die sicherstellen sollen, daß die Steuer- ten suchen. Weiterhin soll die Anbindung Ansicht, dadurch würden die Regionen un- zahler nie mehr alleine zur Abwehr gegen entlegener Regionen an das schnelle Internet gerechterweise für die Fehler bestraft, die den Zusammenbruch der Bankenbranche sowie die europäische Forschung unterstützt ihre Zentralregierung begangen hat. Des herhalten müssen und daß herkömmliche werden. weiteren ist das Parlament nun bei der An- Bankeinlagen ein hohes Maß an Schutz er- wendung dieser Klausel in den Entschei- halten. Mittel für Wachstum dungsprozeß einbezogen, und es müssen Bemerkenswerte Rechtsvorschriften, die und Beschäftigung soziale und wirtschaftliche Umstände im be- das Europäische Parlament maßgeblich mit- Das Parlament setzte sich während der troffenen Mitgliedsstaat berücksichtigt wer- gestaltet hatte, umfassen Gesetze zur Ban- Verhandlungen zum EU-Haushaltsrahmen den. kenaufsicht, zum Kapitalbedarf, zu den Bo- für die Jahre 2014 bis 2020 dafür ein, In- Förderung von Innovation nuszahlungen an Banker und zu Einlagen- vestitionen in den Bereichen Wachstum und und Forschung sicherungssystemen. Das Parlament forderte Beschäftigung zu schützen. Die Abgeordne- Das Parlament verabschiedete Rechtsvor- auch mit Nachdruck eine umfassende Ban- ten bestanden auch darauf, daß es eine schriften zur Unterstützung von Forschung, kenreform und einen gemeinsamen Rahmen Möglichkeit zur Anpassung des Haushalts- KMUs und Innovation im Zeitraum 2014 bis für die Abwicklung insolventer Banken. rahmens geben muß, wenn vor Ende der 2020. Zu den wichtigsten Prioritäten zählten Schließlich bestand das Parlament wegwei- Legislaturperiode etwas Unvorhergesehenes die Vereinfachung der Regeln und kürzere send auf den Obergrenzen für die Banker- geschieht, damit die Mittel nicht an Stellen Wartezeiten. Um Europa dabei zu helfen, die boni, ein Modell, das manche nun auch auf gebunden werden, an denen sie nicht not- Finanzkrise schneller zu überwinden, konnte andere Bereiche der Finanzdienstleistungs- wendig sind, während sie in anderen Be- das Parlament die Mitgliedsstaaten dafür branche angewendet sehen wollen. reichen fehlen. Eine weitere Priorität des gewinnen, die Mittel für die beiden Haupt- Parlaments war, dafür zu sorgen, daß die EU programme (Horizont 2020 für Forschung Wettbewerbsvorteile für ihre Rechnungen pünktlich zahlen kann. und Innovation und COSME für KMUs) in Unternehmen und Schaf- Das Europäische Parlament hat ebenfalls den ersten Jahren des Haushaltszeitraums gewährleistet, daß in jedem der Jahreshaus- 2014-2020 aufzustocken. fung neuer Arbeitsplätze halte der EU, die seit 2009 vom Parlament Weitere Maßnahmen, mit denen Unter- Der globale Wettbewerb und die Finanz- und den EU-Regierungen gemeinsam ausge- nehmen in Zukunft unterstützt werden sol- krise haben europäische Unternehmen vor arbeitet werden, genügend Mittel bereitstan- len, schließen zum Beispiel einen besseren große Herausforderungen gestellt. Beson- den, um der EU bei der Bewältigung der Zugang zu öffentlichen Daten ein, sowie ders in den von der Krise besonders stark Krise zu helfen, beispielsweise durch die einen Gesetzesvorschlag, der ermöglichen betroffenen Ländern geht es vielen Unter- Unterstützung ärmerer Regionen, arbeitslo- soll, elektronische Unterschriften grenzüber- nehmen schlecht. ser Jugendlicher oder entlassener Arbeits- greifend zu nutzen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 6 Österreich, Europa und die Welt

Weniger Bürokratie, fairere Regeln und mehr Sicherheit für Unternehmen Das Parlament hat in den letzten fünf Jahren eine Schlüssel- rolle dabei gespielt, Gesetze auf den Weg zu bringen, die den Unternehmen in Europa das Leben einfacher machen sollen. Die Abgeordneten bemühen sich bei der Gesetzgebung darum, sicherzustellen, daß die neuen EU-Gesetze nicht zu einem noch höheren Verwaltungsaufwand führen. Dazu muß oft ein ausge- wogenes Verhältnis zwischen mehr Umwelt- oder Verbraucher- schutz einerseits und weniger Regulierung andererseits gefunden werden. Ein neues, einheitliches EU-Patent, das in 25 Mitglieds- staaten gilt, wurde mithilfe des Parlaments durchgesetzt. Es wird nach über 30 Jahre währenden Bemühungen im Januar 2014 in Kraft treten. Nach der Einführung des neuen Systems wird eine einzige Patentanmeldung in 25 EU-Ländern Patentschutz bieten. Damit wird das EU-Patent um 85 Prozent günstiger als vorher, als die Erfinder die Anmeldung in jedem Staat getrennt durch- führen mußten. In seinen Verhandlungen mit den Regierungen sorgte das Parlament für eine Rückerstattung der Übersetzungs- kosten für kleine Unternehmen und für die Verringerung der Verlängerungsgebühren. Andere Gesetze in diesem Bereich umfassen Regeln zum Schutz kleiner Unternehmen, vor allem vor verspäteter Zahlung von Rechnungen durch die Einführung einer 30-Tage-Frist für Zahlungen, zu faireren öffentlichen Ausschreibungsverfahren und zur Beschleunigung des Zugriffs auf Standardlösungen für technische Probleme, wie z. B. elektronische Ladegeräte. Die Abgeordneten bemühten sich um eine Verschmelzung der natio- nalen Online-Märkte für Musik, um die Geschäftsentwicklung anzukurbeln, und stellten gleichzeitig sicher, daß die Musiker angemessen entlohnt werden und die lokale oder regionale Musik nicht im internationalen Musikgeschäft untergeht.

Schienenverkehr, Luftfahrt und Tele- kommunikation für das 21. Jahrhundert Die Abgeordneten nahmen mehrere Gesetze an, um funktio- nierende und moderne Infrastrukturen, reibungslose und er- schwingliche Verkehrsverbindungen und zuverlässige Telekom- munikationsdienste zu schaffen. Bei der Feinabstimmung dieser Gesetze konzentrierten sich die Abgeordneten darauf, Unter- nehmen, die über nationale Grenzen hinweg Waren und Dienst- leistungen kaufen und verkaufen, die Arbeit zu erleichtern. Während der Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten bemüh- te sich das Parlament um eine Verbesserung der neuen Rechts- vorschriften zur Öffnung der Schienenverkehrsmärkte der EU- Länder für den Wettbewerb. Infolge dieser Anstrengungen wer- den alle Eisenbahnunternehmen einen fairen Zugang zum Schie- nennetz und zu Dienstleistungen und Infrastruktur erhalten. Die Abgeordneten haben sich ebenfalls weiter für bessere Schienen- personenverkehrsdienste in den laufenden Verhandlungen über die Vorschläge zum 4. Eisenbahnpaket für ein einheitliches EU- Eisenbahnsystem eingesetzt. Ebenso wichtig ist, daß das Parlament dafür gesorgt hat, die von der EU kofinanzierten Investitionen in Infrastrukturen auf eine solide Grundlage zu stellen. Die Abgeordneten bemühten sich auch um die Förderung eines fairen Wettbewerbs im Straßenverkehrsmarkt und verab-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 7 Österreich, Europa und die Welt schiedeten Gesetze, um sicherzustellen, daß alle Transportunter- nehmen wenigstens einige Mindeststandards für Sicherheit und Ruhezeiten einhalten. Andere Maßnahmen umfassen Regeln für eine bessere Nut- zung von Start- und Landezeitnischen auf stark frequentierten Flughäfen und für die Steigerung der Anzahl von Unternehmen, die Dienstleistungen wie Wartung, Betankung oder die Ge- päckausgabe an großen Flughäfen anbieten, um dadurch bessere und schnellere Dienstleistungen zu ermöglichen. Es wurden auch Gesetze verabschiedet, damit die Tele- kommunikation zuverlässiger, sicherer und günstiger wird. Neue Regelungen sollen beispielsweise sicherstellen, daß ausreichend Informationen über die Preise und Bedingungen für Telekommu- nikationsdienste zur Verfügung gestellt werden, daß die Benut- zer leichter die Telefongesellschaft wechseln und dabei ihre Telefonnummer behalten können und daß es Maßnahmen zur Abwehr von Spam und Cyber-Angriffen gibt. Die Telekommunikationsindustrie erhält einen besseren Zu- gang zum Frequenzspektrum (für Breitband-Internet, Mobil- funk, Systeme für die Satellitennavigation usw.). Die Abge- ordneten arbeiten ebenfalls an neuen Gesetzen, um Hindernisse für die Entstehung eines wirklichen Binnenmarkts nationaler Telekommunikationsmärkte für digitale Inhalte für zu beseiti- gen. Das Parlament drängt auch darauf, Roaming-Gebühren für Mobiltelefone ab 2015 abzuschaffen.

Sozialprogramme und Arbeitnehmerrechte Das Parlament setzt sich seit 2009 für eine Unterstützung jener ein, die am stärksten von der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen sind. Es verteidigte die Sozial- und Fürsorgeleistungen bis 2020 und unterstützt die Menschen dabei, sich innerhalb der EU eine sichere Existenz aufzubauen. In der EU dürfen alle überall nach Arbeit suchen und sich dort niederlassen, wo sie für sich ihre besten Chancen sehen. Die Abgeordneten setzten sich beispielsweise ein bei der Initiative für das Jugendgarantieprogramm zur beruflichen Bil- dung und Beschäftigung von Jugendlichen. Sie unterstützten Menschen, die in anderen Ländern arbeiten, und stellten sicher, daß Berufsqualifikationen europaweit aner- kannt und ArbeitnehmerInnen weder durch Abstriche bei der Entlohnung noch bei den Arbeitsbedingungen benachteiligt wer- den, wenn sie ins Ausland versetzt werden. Sie setzten das Vor- zeigeprojekt „ERASMUS+“ durch, das jungen Menschen im Ausland Stipendien gewährt. Eines der Hauptanliegen des Parlaments war, die Arbeits- bedingungen erwerbstätiger Eltern und schwangerer Arbeit- nehmerinnen zu verbessern sowie den Frauenanteil in Führungs- positionen zu erhöhen. Es verbesserte auch die Gesundheit und Sicherheit am Ar- beitsplatz für Bus- und Fernfahrer und für Arbeitnehmer, die elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt sind.

EU-Beihilfen für Entlassene, Selbständige und Leiharbeit- nehmer sowie Unterstützung für arbeitslose Jugendliche Das Parlament setzte sich gegen die Kürzung mehrerer wich- tiger Sozialprogramme ein, die von der EU finanziert werden. Es

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 8 Österreich, Europa und die Welt forderte, daß die Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) ungefähr ein Viertel der regionalen EU-Hilfsmaßnahmen für den Zeitraum 2014-2020 betragen müssen. Die Abgeordneten bestanden darauf, daß die finanzielle Unterstützung für entlassene Ar- beitskräfte auch nach 2014 fortgesetzt wer- den muß. Trotz des Widerstands einiger Mit- gliedsstaaten gelang es den Abgeordneten auch, den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten von Armut betroffenen Personen beizubehalten, der das ehemalige Nahrungs- mittelhilfeprogramm der EU ersetzt. Sie ha- ben ebenfalls die eine Milliarde Euro wieder eingesetzt, um die die Kommission den Fonds ursprünglich kürzen wollte, sodaß die Mittel unverändert bei 3,5 Milliarden Euro bleiben. Es ist dem Parlament zu verdanken, daß die Mittel für regionale Hilfsgelder aus dem Foto: European Parliament 2014 Europäischen Fonds für die Anpassung der Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments (l.), im Gespräch mit José Manuel Barroso, dem Präsidenten der Europäischen Kommission Globalisierung auf neue Gruppen von Ar- beitnehmerInnen, wie Selbständige und Ar- in ein anderes Land der EU entsandt werden. einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von zwei beitnehmerInnen mit befristeten Verträgen, Ziel ist die Verhinderung von Sozialdumping Wochen. Sie verabschiedeten auch Regeln, ausgedehnt werden, da mit den Mitglieds- und die Bekämpfung von „Briefkastenfir- die die Kündigung schwangerer Arbeitneh- staaten neue Vorschriften vereinbart wurden. men“. merinnen verbieten und ihnen das Recht zu- Das Parlament stellte auch sicher, daß drei Die europäischen Arbeitgeber und ihre sichern, an den gleichen oder einen gleich- bestehende Programme im Rahmen des Pro- ausländischen Arbeitnehmer können eine wertigen Arbeitsplatz zurückzukehren. gramms für sozialen Wandel und soziale In- „kombinierte Erlaubnis“ nutzen, welche Das Parlament nahm Rechtsvorschriften novation fortgeführt werden: das Progress- durch die Verknüpfung von Aufenthalts- und an, die den Frauenanteil in Führungspositio- Programm für Beschäftigung und soziale Arbeitsgenehmigung Bürokratie abbaut und nen erhöhen sollen, und legte einen Plan vor, Solidarität, das Europäische Beschäftigungs- die Verfahren sowohl für Wanderarbeitneh- damit mehr Frauen in die Betriebsführung netz EURES (European Employment Ser- merInnen als auch für ihre ArbeitgeberInnen gelangen. vices) und das Mikrofinanzierungsinstru- vereinfacht. Die nationalen Behörden der ment. einzelnen Länder können weiterhin entschei- Gesundheit und Sicherheit den, ob und wie viele ArbeitnehmerInnen Die Abgeordneten trugen dazu bei, die Jugendgarantieprogramm aus Drittländern sie zulassen. Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz Die von den Staats- und Regierungschefs Das Parlament setzte sich auch für das zu verbessern. Das Parlament sorgte für die vereinbarten Jugendgarantie-Programme neue „ERASMUS+“-Programm für Jugend, Angleichung der Arbeitszeitregelung für wurden erstmals von Europaabgeordneten Bildung und Sport ein, in dem alle bestehen- selbständige Bus- und FernfahrerInnen an für die Mitgliedsstaaten vorgeschlagen, um den EU-Programme in den Bereichen Aus- jene der Angestellten von Unternehmen. Da- sicherzustellen, daß kein Jugendlicher in der bildung, Fortbildung und Sport mit dem bei ging es den Abgeordneten um die Ge- EU länger als vier Monate ohne Arbeit, Wei- Erasmus-Programm im Bereich der Hoch- sundheit und Sicherheit der ArbeitnehmerIn- terbildung oder Ausbildung ist. Diese Pro- schulbildung zusammengeschlossen werden. nen, um die Verkehrssicherheit und die Not- gramme sollten durch den Europäischen Das neue Programm wird mit 14,7 Milliar- wendigkeit eines fairen Wettbewerbs im Sozialfonds finanziert werden. den Euro ausgestattet sein (ein Anstieg von Güterverkehrssektor. 40 Prozent), sodaß über fünf Millionen Die Abgeordneten genehmigten auch ein Arbeit und Studium im Ausland Studenten aller Altersstufen im Ausland Gesetz zur Verbesserung der Sicherheit von Das Parlament wollte die EU-Bürger da- mehr Mobilität und Kooperation erwarten Arbeitnehmern, die hohen Strahlungsrisiken bei unterstützen, sich zu Arbeits- oder Stu- können. von elektromagnetischen Feldern ausgesetzt dienzwecken frei zwischen den Mitglieds- sind, beispielsweise in Schwerindustrien wie staaten bewegen zu können. Es verabschie- Berufstätige Mütter und Frauen der Stahl- oder Metallverarbeitung, und von dete neue Vorschriften zur Anerkennung von in Führungspositionen Menschen, die viele Stunden lang in der Nä- Berufsqualifikationen und schlug die Ein- Die Abgeordneten stimmten für eine he von Fernseh- oder Rundfunksendern, Ra- führung einer elektronischen Karte mit In- Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs von daranlagen oder Mobiltelefonmasten arbei- formationen über Qualifikationen und beruf- 14 auf 20 Wochen bei vollem Lohnaus- ten. Dazu wurden Grenzwerte festgelegt und liche Erfahrung vor. gleich, wobei für Länder mit einem bereits die ArbeitgeberInnen dazu verpflichtet, die Die Abgeordneten forderten die Umset- geltenden familienbezogenen Urlaub eine Gefahren durch die Exposition abzuschätzen zung neuer Gesetze zur Verbesserung der flexible Regelung angewendet werden soll. und Maßnahmen zu ihrer Reduzierung zu Arbeitsbedingungen von Arbeitnehmern, die Sie forderten einen Rechtsanspruch auf ergreifen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 9 Österreich, Europa und die Welt Bürgerrechte: Schutz in Zeiten der Wirtschaftskrise

Seit dem Jahr 2009 hat sich das Parlament dafür eingesetzt, daß alle EinwohnerInnen der EU dieselben Grundrechte und die- selben Freiheiten genießen. Das EU-Parlament hat stets betont, daß die Wirtschafts- und Finanzkrise nicht als Ausrede dafür mißbraucht werden darf, diese Freiheiten einzuschränken. Das Parlament hat dazu beigetragen, Kinder und Gewaltopfer besser zu schützen, und strengere strafrechtliche Sanktionen in ganz Europa gefordert. Es hat sich für eine umfassende Überarbeitung der Daten- schutzvorschriften zum Schutz der Privatsphäre eingesetzt, sowie dafür, daß Internetunternehmen ihre Kunden informieren müs- sen, wenn Regierungen aus Drittländern nach deren Daten ver- langen. Die Abgeordneten haben ebenfalls eine Untersuchung der Programme zur Überwachung europäischer Bürger durch die USA und einige EU-Länder durchgesetzt. Das Parlament erzwang Änderungen der Abkommen mit den USA zur Übermittlung von Fluggastdaten und Bankdaten und lehnte das Abkommen zur Bekämpfung von Produkt- und Mar- kenpiraterie (ACTA) wegen möglicher Einschränkungen der Privatsphäre und der Freiheit des Internets ab. Ein wichtiger Erfolg war die Erweiterung von Grundrechten. AsylbewerberInnen muß so z.B. eine angemessene Unterkunft und ärztliche Versorgung garantiert werden. EU-Länder, in die besonders viele Asylbewerber kommen, erhalten Unterstützung.

Besserer Opferschutz Während der Legislaturperiode verschärften die Abgeordne- ten die EU-Gesetze zur Bekämpfung des sexuellen Mißbrauchs von Kindern und der Kinderpornographie, des Menschenhan- dels und zum europaweiten Schutz von Verbrechensopfern.

Schutz für Kinder im Internet Das Parlament drängte auf EU-weit geltende Regeln zur Prävention von Online-Mißbrauch, zur Strafverfolgung von Tä- tern und zum Schutz von Opfern im Kindesalter. Kinderschänder und Betrachter von kinderpornographischen Bildern im Internet müssen aufgrund der von den Abgeordneten unterstützten neuen Regeln mit drastischen Strafen rechnen. Dem Parlament gelang es in seinen Verhandlungen mit den nationalen Regierungen, die sofortige Entfernung von Webseiten durchzusetzen, die sich auf Servern in ihrem Hoheitsgebiet befinden und Kinderpornogra- phie enthalten oder verbreiten.

Bekämpfung des Menschenhandels Menschenhändler werden durch die vom EP durchgesetzten Regelungen strenger bestraft. Diese Vorschriften gelten für den Menschenhandel in der Sexindustrie oder die Ausbeutung von Arbeitskräften, etwa in der Bauindustrie, im Agrarsektor oder im häuslichen Bereich. Durch die Bemühungen der Abgeordneten stehen den Opfern jetzt besserer Schutz und mehr Unterstützung zu, wie beispielsweise Unterbringung, Beratung und medizini- sche Behandlung.

EU-weiter Schutz für Kriminalitätsopfer In allen Mitgliedsstaaten bestehen Maßnahmen zum Schutz von Verbrechensopfern vor Angreifern. Sie verlieren jedoch der-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 10 Österreich, Europa und die Welt zeit ihre Gültigkeit, wenn ein Opfer in ein anderes Land zieht. Das Parlament verab- schiedete ein Gesetz, durch das ab Januar 2015 jeder, der in einem EU-Land einen sol- chen Schutz genießt, ähnlichen Schutz er- hält, wenn er in ein anderes EU-Land zieht. Die Abgeordneten konnten sicherstellen, daß die Vorschriften für alle Kriminalitätsopfer gelten würden, nicht nur für die Opfer von geschlechtsbezogener Gewalt. Die Europäi- sche Schutzanordnung zielt darauf ab, Opfer vor Verbrechen zu schützen, einschließlich Belästigung, Entführung, Stalking und Mord- versuchen, zusätzlich zum Schutz vor ge- schlechtsbezogener Gewalt.

Schutz der Privatsphäre, personen- bezogener Daten und Internetfreiheit Die Einschränkung der massenhaften Erhebung von personenbezogenen Daten Foto: European Parliament 2014 Blick auf eine interparlamentarische Konferenz über die wirtschaftspolitische durch soziale Netzwerke, Suchmaschinen Governance in der Europäischen Union im Europäischen Parlament in Brüssel und andere Online-Dienstleister sowie der Bürokratieabbau für Unternehmen standen eines entsprechenden neuen Vetorechts aus Sanktionen für den Austausch von Filmen bei der gründlichen Überarbeitung der Da- dem Jahr 2009. über das Internet führen könnte. tenschutzbestimmungen im Zentrum der Wenn EU-Passagiere in die USA, nach Dies war das erste internationale Ab- Tätigkeit des Parlaments. Australien oder Kanada reisen, dürfen die kommen, das vom Europäischen Parlament Die Abgeordneten unterstützten einen Behörden dieser Länder Details wie Namen, anhand der neuen, im Rahmen des Vertrags Vorschlag, durch den die Inhaber der perso- Adressen oder Kreditkartennummern spei- von Lissabon erhaltenen Befugnisse abge- nenbezogenen Daten in den Mittelpunkt der chern. Die Abgeordneten setzten jedoch wiesen wurde. neuen Gesetze gerückt werden, um sicherzu- strengere Begrenzungen für die Speiche- Die EU hat auch Fortschritte bei der stellen, daß sie genau wissen, welche perso- rungsdauer und wirksamere Vorkehrungen Verbesserung des Schutzes der Bürger vor im nenbezogenen Daten erfaßt werden und zu gegen Mißbrauch durch. Die Behörden ha- Internet begangenen Straftaten gemacht, welchen Zwecken. Sie können auf ihre Da- ben beispielsweise keinen direkten Zugang indem es die Sanktionen gegen die Verant- ten zugreifen und sie berichtigen oder lö- zu den Datenbanken der Fluggesellschaften. wortlichen von Cyber-Angriffen verstärkt schen lassen, auch im Internet, und müssen Auch für die Daten der Fluggäste, die Euro- und Großunternehmen verpflichtet hat, sich ausdrücklich mit einer Weiterverar- pa verlassen oder dorthin einreisen, gelten schwerwiegende Datenschutzverletzungen beitung ihrer Daten einverstanden erklären. strenge Auflagen. in ihren Systemen zu melden. Das EP ergriff Die Abgeordneten forderten, daß Geldstra- Das Parlament konnte außerdem Ände- die Führungsrolle, um sicherzustellen, daß fen gegen Unternehmen, die diese Vorschrif- rungen des Abkommens mit den USA zum die personenbezogenen Daten der Internet- ten mißachten, erhöht werden und 5 Prozent Austausch von Bankdaten – dem Programm nutzerInnen nicht mißbraucht werden. ihres jährlichen weltweiten Umsatzes ent- zum Aufspüren der Finanzierung von Terro- sprechen sollten. rismus (TFTP) – erreichen. Nachdem die Rechte für Asylbewerber in Das Parlament hat ebenfalls neue Schutz- Annahme des Abkommens sechs Monate der EU und Grenzkontrollen bestimmungen für Datenübertragungen in lang verzögert wurde, handelten die Abge- Ein Mindestkatalog an Rechten für Asyl- Drittländer eingeführt. Falls die Regierung ordneten des Ausschusses für bürgerliche bewerberInnen bei ihrer Ankunft in einem eines Drittlandes ein Internet-Unternehmen Freiheiten neue Bestimmungen aus, um den EU-Land, gemeinsame Verfahren, gemein- um die Preisgabe persönlicher Daten er- Schutz der Privatsphäre und den Daten- same Fristen für die Bearbeitung von Asyl- sucht, die in der EU verarbeitet werden, muß schutz zu stärken. Dabei ließ das Parlament anträgen und mehr Unterstützung für Län- dieses Unternehmen die nationale Daten- zum ersten Mal seine Muskeln spielen und der, die dem Zustrom von AsylbewerberIn- schutzbehörde um Erlaubnis bitten, bevor setzte im Rahmen der neuen, im Jahre 2009 nen ausgesetzt sind, waren die Haupterfolge die Daten die EU verlassen. Das Unterneh- erhaltenen Befugnisse Änderungen an einem des Parlaments für ein gemeinsames europä- men muß ebenfalls den betroffenen Inhaber internationalen Abkommen durch. isches Asylsystem, das im Laufe des Jahres der Daten benachrichtigen. Das EP stimmte gegen das Abkommen 2015 eingeführt werden soll. Um den Schutz der Privatsphäre zu ver- zur Bekämpfung von Produkt- und Marken- Die Abgeordneten haben die neuen, mit schärfen, setzte das Parlament eine Neuver- piraterie (ACTA) zum Schutz des internatio- den Mitgliedsstaaten ausgehandelten Vor- handlung des Abkommens mit den USA nalen Urheberrechts, da es Bedenken hin- schriften zur Aufnahme und zur Behandlung über den Zugang zu personenbezogenen Da- sichtlich der Privatsphäre und der Beschrän- von AsylbewerberInnen wesentlich verbes- ten von Fluggästen durch und stimmte gegen kung der Freiheit gewöhnlicher Internetnut- sert. Sie schränkten die Gründe für eine In- die ursprüngliche Vereinbarung aufgrund zerInnen hatte, die sogar zu strafrechtlichen haftierung von AsylbewerberInnen ein und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 11 Österreich, Europa und die Welt gewährten diesen ein Recht auf bessere Lebensbedingungen, einen schnelleren Zu- Wählerevidenz bzw. gang zum Arbeitsmarkt und eine frühzeitige Einschätzung von möglichen medizinischen oder psychologischen Bedürfnissen ein. Europa-Wählerevidenz Das Parlament setzte bei den nationalen Regierungen auch durch, daß laut der über- uslandsösterreicherIinnen, d.h. österrei- die zuständige Gemeinde gestellt werden arbeiteten Dublin-II-Verordnung zur Über- Achische StaatsbürgerInnen mit Haupt- (Adressen siehe unter Kontakte „Österreich“. stellung von AsylbewerberInnen zwischen wohnsitz im Ausland, die von ihrem Wahl- Wenn Sie dazu Fragen haben, stehen Ihnen EU-Staaten die Überstellung in EU-Staaten recht Gebrauch machen wollen, haben zu- die österreichischen Vertretungsbehörden im verboten ist, in denen systemische Mängel nächst einen Antrag auf Eintragung in die Ausland – Botschaften und (General-)Kon- des Asylverfahrens und der Aufnahmebedin- Wählerevidenz (für Nationalratswahlen, Bun- sulate – gerne zur Verfügung. gungen vorhanden sind, die die Gefahr einer despräsidentenwahlen, Volksabstimmungen, Legen Sie bitte dem Antrag zumindest unmenschlichen oder erniedrigenden Be- Volksbefragungen gemäß § 2a Abs.6 des Kopien Ihres österreichischen Reisepasses handlung zur Folge haben. Dies entspricht Wählerevidenzgesetzes 1973) bzw. die Eu- oder, sofern Sie keinen österreichischen Rei- der Rechtsprechung des Europäischen Ge- ropa-Wählerevidenz (für Europawahlen ge- sepaß besitzen, eine Kopie Ihres österreichi- richtshofs und des Europäischen Gerichts- mäß § 4 Abs. 6 des Europa-Wählerevidenz- schen Personalausweises oder Staatsbürger- hofs für Menschenrechte. gesetzes) zu stellen. Dies kann frühestens in schaftsnachweises bei. Gleichzeitig verstärkte es die Solidarität jenem Kalenderjahr erfolgen, in dem der/die AuslandsösterreicherInnen, die in Wähler- mit den Mitgliedsstaaten, die durch eine Auslandsösterreicher/in 15 Jahre alt wird. evidenzen eingetragen sind, sind verpflichtet, hohe Zahl an Asylanträgen belastet werden, Der Antrag ist bei der zuständigen Wäh- ihrer Wählerevidenzgemeinde jede Adreßän- indem es sicherstellte, daß AsylbewerberIn- lerevidenzgemeinde in Österreich mittels des derung im Ausland – samt, wenn zutreffend, nen nicht in Länder überstellt werden, die Formulars „Antrag auf Eintragung in die auch der E-Mail-Adresse – mitzuteilen. dadurch überfordert werden. (Verbleib in der) Wählerevidenz und/oder Die Eintragung ist maximal zehn Jahre EU-Mitglieder werden besser ausgestat- Europa-Wählerevidenz“ zu stellen (klicken gültig. Vor Ablauf der Zehn-Jahres-Frist in- tet sein, um illegale Migration zu verhin- Sie bitte auf den Link – auch wenn er nicht formiert die jeweils zuständige Gemeinde dern, zu entdecken und zu bekämpfen, aber lesbar ist): die Auslandsösterreicher/innen über die be- auch, um MigrantInnen in lebensbedrohli- http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/bmeia/media/AOes/2Themen/Wahlbuero/Antrag_Waehlerevidenz_gelb.pdf vorstehende Streichung und erinnert an eine chen Situationen beizustehen, dank des Bei- Bitte füllen Sie den Antrag nur aus, wenn Verlängerungsmöglichkeit (für weitere zehn trags des Parlaments zum neuen „Eurosur“- Sie derzeit nicht in der Wählerevidenz ein- Jahre). Sollten Sie Zweifel an Ihrer Eintra- Grenzkontrollsystem. getragen sind. Beachten Sie dabei bitte gung oder deren Datum haben, ist es zur Si- genau die Ausfüllanleitung: cherheit ratsam, rechtzeitig vor einer kom- Freizügigkeit http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/files/Ausfuellanleitung.pdf menden Wahl, Volksabstimmung oder Volks- Eine der wichtigsten Errungenschaften Die zuständige Wählerevidenzgemeinde befragung Kontakt mit Ihrer Wählerevidenz- der EU ist der grenzfreie Schengener Raum, ist die österreichische Gemeinde Ihres letz- gemeinde aufzunehmen, um den Stand der in dem die BürgerInnen sich frei und ohne ten Hauptwohnsitzes in Österreich (s. Punkt Eintragung zu klären. Allenfalls wäre ein Grenzkontrollen bewegen können. Das Par- 7 des Formulars). Wenn ein solcher nicht (neuer) Antrag zu stellen. lament möchte dies beibehalten. Versuche vorliegt, dann jene Gemeinde in Österreich, Mit diesem Formular kann auch – gleich- zur Wiedereinführung vorübergehender Kon- in der zumindest ein Elternteil von Ihnen sei- zeitig oder separat – die Eintragung in die trollen an den EU-Binnengrenzen lösten Be- nen Hauptwohnsitz hat oder hatte (s. Punkt 8 Europa-Wählerevidenz beantragt (bzw. ver- denken bei den Abgeordneten aus, die beton- des Formulars). Sollte auch ein solcher nicht längert) werden. Für die Eintragung in die ten, daß solche Kontrollen nur als letztes vorliegen, dann richtet sich die zuständige Europa-Wählerevidenz eines anderen EU- Mittel eingesetzt werden dürfen. Gemeinde nach anderen glaubhaft zu ma- Landes – für jene AuslandsösterreicherIn- Hinweis: Das Vereinigte Königreich und chenden Lebensbeziehungen zu Österreich, nen, die nicht die österreichischen EP-Mit- Irland nehmen nicht vollständig teil an der deren Wertigkeit die Reihefolge in Punkt 9- glieder sondern diejenigen ihres Wohnsitz- Gesetzgebung für den Bereich „Justiz und 15 des Formulars bestimmt. Es wäre daher landes wählen wollen –, bestehen in jedem Inneres“. Sie können selbst entscheiden, insgesamt nur ein Anknüpfungspunkt anzu- Land eigene Formulare, die bei der dafür welche Regeln sie anwenden. Beide Länder geben: derjenige, der von oben gesehen als zuständigen lokalen Behörde erhältlich sind. stehen ebenfalls außerhalb des grenzfreien erster zutrifft. Österreichische StaatsbürgerInnen, die Schengen-Raums. Dänemark hat sich kom- Sollten Sie von der Möglichkeit Gebrauch ihren dauernden Wohnsitz im Ausland ha- plett von den Vorschriften im Bereich „Justiz machen wollen, die Wahl- bzw. Stimmkarten ben, sollten sich anläßlich eines Kurzauf- und Inneres“ ausschließen lassen und kann für maximal 10 Jahre „im Voraus“ an die Ihrer enthaltes in Österreich nicht mit Haupt- dies nur durch ein Referendum ändern. „ Wählerevidenzgemeinde mitgeteilte Post- wohnsitz anmelden, da sie sonst automa- http://www.europarl.europa.eu/portal/de adresse automatisch zugestellt zu erhalten, tisch und ohne gesonderte Verständigung Quelle: Pressedienst des Europäischen Parlaments können Sie diesen Antrag auf demselben For- aus der Wählerevidenz gelöscht werden Lesen Sie in der nächsten Folge über Ver- mular – unter Punkt 18 – stellen (Details da- könnten. „ braucherrechte und Schutz der öffentlichen zu finden Sie unter Wahlkarte/Stimmkarte). Quelle: BMeiA Gesundheit in der „Österreich Journal“ pdf- Ihr Antrag kann jederzeit – d.h. unab- http://auslandsoesterreicher.at Magazin-Ausgabe 128 (E: 27. Feber 2014) hängig von bestimmten Wahlen – direkt an http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 12 Österreich, Europa und die Welt Dürfen uns nicht an Armut und Arbeitslosigkeit gewöhnen Rede von Bundeskanzler Werner Faymann vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg

Regionen Europas ist jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit und ohne Perspektive“, betonte Faymann. „Wir dürfen uns nicht an Armut und Massenarbeitslosigkeit gewöh- nen. Es ist klar, daß kein europäisches Land diese Herausforderungen im Alleingang bewältigen kann, die Solidarität darf daher auch nicht an den Landesgrenzen enden.“ „Die Logik des Marktes nimmt keine Rücksicht darauf, ob der Wohlstand hier nicht mit Elend an anderer Stelle bezahlt wird. Dem müssen wir etwas entgegensetzen, eben- so dem Vormarsch von prekären Arbeitsver- hältnissen, die neue Unsicherheiten brin- gen“, so Faymann weiter. „Ebenso müssen wir gemeinsam der Verhetzung etwas ent- gegensetzen, denn die Jugend soll die Werte der Demokratie, der Freiheit und der Rechts- staatlichkeit mittragen und nicht auf ver- meintlich einfache Lösungen vertrauen. Aber die Enttäuschung junger Menschen, die keine Chance auf Zukunft haben, führt oft zu falschen Feindbildern. Daher bin ich über- zeugt, daß nur die Versöhnung von Wettbe- werbsfähigkeit und sozialen Standards in Europa Frieden und Wohlstand auf Dauer sichern kann. Eine noch engere Zusammen- arbeit von Europarat und Europäischer Union kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten“, schloß Faymann seine Rede. Foto: BKA / Andy Wenzel

Am 30. Jänner hielt Bundeskanzler Werner Faymann eine Ansprache vor der Österreichischer Vorsitz im Europarat Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg. Am 14. November 2013 übernahm Öster- er Europarat hat in diesen schwierigen ist nur ein erster Schritt, daß wir in Europa reich in Straßburg den halbjährlich wech- DZeiten eine große Bedeutung. Öster- Banken retten und Finanzkreisläufe stabili- selnden Vorsitz im Ministerkomitee. Der reich als Vorsitzland fühlt sich besonders sieren. Wir müssen uns auch für ein neues, Außenminister des Vorsitzlandes spricht bei verpflichtet, am Friedensprojekt Europa mit- nachhaltiges Wachstum einsetzen, denn das den vierteljährlich stattfindenden Tagungen zuwirken“, sagte Bundeskanzler Werner Fay- ist die Basis für Beschäftigung und Wohl- der Parlamentarischen Versammlung sowie mann am 30. Jänner in seiner Rede vor der stand“, sagte der Kanzler. bei der halbjährlichen Tagung des Kongres- Parlamentarischen Versammlung des Euro- Dazu müßten die Spekulation weiter ein- ses der Gemeinden und Regionen. Auch der parates in Straßburg. Österreich hat derzeit gedämmt, Steuerbetrug bekämpft und die Staatschef und der Regierungschef des Vor- den halbjährlich wechselnden Vorsitz im Finanzmärkte an den Krisenkosten beteiligt sitzlandes haben die Möglichkeit, vor der Ministerkomitee des Europarats inne. werden. „Die Finanztransaktionssteuer ist PV zu sprechen. Am Ende des österreichi- „2014 ist das Jahr der historischen Rück- ein wichtiger Puzzlestein, um zusätzliche schen Vorsitzes wird im Mai 2014 in Wien besinnung auf die größten Menschheitskata- Mittel für soziale Maßnahmen zu generie- die jährliche Ministertagung des Europarates strophen der jüngeren Vergangenheit. Wer ren, wie etwa eine Ausbildungsgarantie für stattfinden. die Lektionen des 20. Jahrhunderts ernst Jugendliche zu finanzieren.“ Der Ständige Vertreter (= Botschafter) nimmt, kann nicht zulassen, daß die Finanz- „Wir dürfen nicht zulassen, daß die Fal- des Vorsitzstaates leitet die wöchentlichen krise auf Dauer zu Massenarbeitslosigkeit, schen den Preis für die Krise zahlen – die Jun- Sitzungen des Ministerdelegiertenkomitees Armut und Perspektivenlosigkeit führt. Es gen und die sozial Schwächsten. In manchen des Europarates.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 13 Österreich, Europa und die Welt

Lebensrealitäten gezielt durch eine best- mögliche Ausbildung und durch Er- ziehung zur demokratischen Teilhabe einzugehen.

In Vorbereitung des Vorsitzes wurde ein Prioritätenpapier erstellt, um die österreichi- schen Schwerpunkte zu illustrieren. Dieses Dokument wurde unter Mitwirkung der zu- ständigen Ressorts und der Bundesländer erarbeitet und der Bundesregierung zur Kenntnis gebracht. Es wurde als offizielles Dokument des Europarates zirkuliert. Zur Unterstützung dieser Schwerpunkte wird der österreichische Vorsitz durch ein dichtes Veranstaltungsprogramm begleitet. Sowohl in Österreich als auch in Straßburg wird eine Anzahl von Konferenzen, wissenschaft- Foto: Council of Europe / Sandro Weltin lichen Tagungen und Kampagnen abgehal- Bundeskanzler Werner Faymann (l.) traf auch mit dem Generalsekretär des ten, um Experten, Entscheidungsträger und Europarates, Thorbjørn Jagland, zusammen. die Zivilbevölkerung zur Behandlung wich- Österreich setzt sich auf Basis der zahl-  Kampf gegen den Menschenhandel; tiger Themen des österreichischen Vorsitzes reichen Instrumente und Mechanismen des  Sicherung der Meinungs- und Medien- einzubinden. Europarates besonders aktiv für eine verbes- freiheit, va. auch im Internet, sowie Schutz Während der sechs Monate seines Vor- serte und nachhaltige Umsetzung der euro- von Journalisten; sitzes wird Österreich in Straßburg ein um- päischen Standards in den Kernbereichen  Schutz von Frauen vor Gewalt; fangreiches Kulturprogramm durchführen. des Europarats ein. Im Vordergrund stehen  Fragen des sozialen Zusammenhalts, ins- Über 40 Veranstaltungen mit Beteiligung ös- dabei jene Themen, in denen die Rechts- und besondere in bezug auf die Lebenssitua- terreichischer Künstler werden bis Mai 2014 Politik-Instrumente des Europarates von tion von Menschen mit Behinderungen, in der Stadt Straßburg abgehalten. „ besonderer Bedeutung und Aktualität sind: und die Notwendigkeit, auf moderne Quellen: http://www.austria.gv.at – http://hub.coe.int Foto: Council of Europe / Candice Imbert Ein Blick über die Mitglieder der Parlamentarischen Vollversammlung des Europarates im Europapalast in Straßburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 14 Österreich, Europa und die Welt Die ersten Wochen des neuen Außenministers Mit der Angelobung der neuen Bundesregierung am 16. Dezember ist Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz vom Innenminsterium als neuer Minister ins Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres übersiedelt, wie das Außenministerium nun heißt.

n der Aufstellung des Hauses setzt Inte- Igrations- und Außenminister Sebastian Kurz ganz gezielt auf die Expertise des Mi- nisteriums und auf einen kooperativen Ar- beitsstil, indem die Sektionen stets eng ein- gebunden werden sollen. Besonderes Augen- merk legt der Minister dabei auf eine engste und gut abgestimmte Zusammenarbeit mit dem Generalsekretär Michael Linhart als oberster Beamter des Außenministeriums. Auch sein persönliches Büro besetzt der Minister neu. Kabinettschef ist Nikolaus Mar- schik, der bis dato Sektionsleiter für admini- strative Angelegenheiten und Infrastruktur war sowie bereits als Kabinettschef unter der damaligen Außenministerin Ursula Plassnik arbeitete. Pressesprecher des Ministers ist Gerald Fleischmann, der bisherige Sprecher des Integrationsstaatssekretärs. Unterstützt wird er von Etienne Berchtold, bisher Re- ferent an der Österreichischen Ständigen Ver- tretung in Brüssel und davor für die Presse- arbeit von Shell zuständig. Foto: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic Alexander Schallenberg, der die letzten Am 9. Dezember hat Außenminister Kurz seinen ersten Auslandsbesuch absolviert und wurde auch vom kroatischen Staatspräsidenten Ivo Josipovic empfangen. acht Jahre als Sprecher der jeweiligen Bun- desminister und zuletzt als stellvertretender sowie die Bedeutung, die die Region für Ös- EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien Kabinettschef tätig war, leitet nun die strate- terreich hat. In Zagreb wurde er von seiner wichtiges Signal an die Region gische außenpolitische Planung im Außen- Amtskollegin Vesna Pusic, von Parlaments- Außenminister Sebastian Kurz begrüßte ministerium. präsident Josip Leko und von Staatspräsi- am 18. Dezember den Beginn der EU-Bei- Die Integrationsagenden stehen weiterhin dent Ivo Josipovic empfangen. trittsverhandlungen Serbiens mit 21. Jänner unter der bewährten Federführung von „In dieser Region haben wir nicht nur 2014. „Der gestrige Beschluß zur Eröffnung Sektionsleiter Stefan Steiner, der auf mehr- starke historische und kulturelle Bande, son- von EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien jährige Erfahrung in diesem Bereich verwei- dern auch intensive wirtschaftliche und si- ist ein wichtiges Signal am Ende eines ereig- sen kann. cherheitspolitische Interessen“, betonte der nisreichen Jahres am Westbalkan. Ich gratu- Die Funktion des Sprechers des Außen- Minister, der in Zagreb auch österreichische liere der serbischen Regierung zu diesem ministeriums und Leiter der Pressestelle des Wirtschaftstreibende traf. Auch die mensch- Durchbruch, der hochverdient ist“, äußerte Hauses bleibt in den bewährten Händen von liche Komponente dürfe nicht ausgeblendet sich der Außenminister zur Entscheidung des Martin Weiss, der im Krisenkommunikations- werden, sagte der auch für Integrationsfra- EU-Außenministerrates. Entscheidend für management erfahren ist. gen zuständige Minister: „Wir haben rund die Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlun- 40.000 ÖsterreicherInnen mit kroatischen gen ist der stetig voranschreitende Fort- Der erste Auslandsbesuch Wurzeln in Österreich.“ schritt im Normalisierungsprozeß zwischen führte Kurz nach Zagreb Außenministerin Pusic zeigte sich nach Serbien und Kosovo. Mit der im April des Außenminister Sebastian Kurz hat am 9. dem Treffen mit ihrem neuen Amtskollegen Jahres beschlossenen Grundsatzvereinba- Dezember seinen ersten offiziellen Aus- hörbar beeindruckt: „Ich kann Österreich nur rung zwischen Serbien und Kosovo wurde landsbesuch nach Kroatien absolviert. Kurz gratulieren“ erklärte sie. „Ich habe einen ener- die stabile und friedliche Entwicklung der hat dadurch die Bedeutung der Beziehungen gischen Mann mit Maß kennengelernt, der Beziehungen unter Beweis gestellt. Kurz ap- Österreichs mit Kroatien unterstrichen, einen neuen Geist mitbringt.“ pellierte in diesem Zusammenhang an beide

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 15 Österreich, Europa und die Welt

(86 Ja- zu 36 Nein-Stimmen) mit klaren Mehrheiten angenommen wurden. „Ich for- dere die Staaten eindringlich zur vollen Zusammenarbeit mit den Menschenrechts- mechanismen der Vereinten Nationen auf. Um das Leiden der Menschen zu lindern müssen endlich Fortschritte bei der Ver- besserung der Menschenrechtslage vor Ort erreicht werden“, betonte Außenminister Kurz. Schließlich hat die UNO-Generalver- sammlung mit der Resolution über die Si- cherheit von JournalistInnen neuerlich die Bedeutung des Kampfes gegen die Straflo- sigkeit im Fall von Verbrechen gegen Jour- nalistInnen hervorgehoben. „Wir würdigen den mutigen Einsatz vieler Journalisten, die große Risiken bei der Erfüllung ihrer Auf- gaben in Kauf nehmen müssen. Ihr Beitrag Foto: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic für eine lebendige Demokratie ist gerade in Außenminister Kurz im Gespräch mit seiner kroatischen Amtskollegin Vesna Pusic. Ländern, wo die Meinungsäußerungsfreiheit Seiten, „die Aussöhnung zügig und coura- sind. Die Stärkung der Grundrechte im digi- unter Druck ist, von grundlegender Bedeu- giert weiterzuverfolgen“. talen Zeitalter ist mir auch persönlich ein tung“, so der Außenminister. Der Westbalkan spielt aufgrund der geo- wichtiges Anliegen“, erklärte Außenminister „Die gestrige Annahme vieler wichtiger graphischen Nähe, der gemeinsamen Ge- Kurz am 19. Dezember aus Anlaß der Kon- Resolutionen zum weltweiten Schutz der schichte und der engen menschlichen, wirt- sensannahme der Resolution durch die Menschenrechte durch die UNO-General- schaftlichen und kulturellen Verbindungen UNO-Generalversammlung am Tag zuvor, versammlung hat neuerlich bewiesen, wie eine besondere Rolle für Österreich. „Öster- die auch von Österreich als Ko-Sponsor wichtig der Einsatz Österreichs und der reich ist nicht nur in Serbien der größte Aus- aktiv unterstützt wurde. Europäischen Union auf internationaler landsinvestor, sondern auch in Kroatien und „Besonders freut es mich auch, daß mit Ebene ist“, folgerte der Außenminister. Bosnien-Herzegowina. In Serbien etwa sind der österreichischen Initiative zum Schutz über 400 österreichische Firmen aktiv, die von Minderheiten die Generalversammlung EU-Rat beschließt Ausarbeitung Fortführung des Reformprozeß durch Ser- eine weitere wichtige Resolution im Inter- einer EU-Alpenraumstrategie bien wird für die heimische Wirtschaft noch esse dieser Diskriminierung ausgesetzten In seiner Sitzung am 20. Dezember 2013 viele weitere Möglichkeiten eröffnen“, so Gruppe ebenfalls einstimmig angenommen erteilte der Europäische Rat der Europäi- Kurz. hat“, so der Außenminister weiter. Der welt- schen Kommission den Auftrag, bis Juni Was die weitere Entwicklung am West- weite Schutz von Minderheiten ist ein Kern- 2015 eine makro-regionale Strategie der EU balkan anbelangt, sprach sich der Außenmi- anliegen der österreichischen Menschen- für den Alpenraum auszuarbeiten. nister für eine Fortsetzung der Heranfüh- rechtspolitik und Österreich setzt seit Jahren Außenminister Sebastian Kurz begrüßte rungsstrategie an die EU aus: „Für Öster- in diesem Bereich zahlreiche Initiativen, wie diese Entscheidung und hob dabei insbeson- reich ist eines ganz klar: der Westbalkan ge- etwa auch die Schaffung des Minderhei- dere die Rolle der Regionen und der Zivil- hört zu Europa. Nach dem EU-Beitritt von tenforums in Genf. „Gerade in Zeiten, in gesellschaft hervor: „Dank des Engagements Kroatien und den laufenden Beitrittsver- denen die meisten Konflikte auf dem Rük- der Regionen unter maßgeblicher Mitwir- handlungen mit Montenegro ist die erste Bei- ken von besonders schutzbedürften Personen kung Tirols und von Vertretern der Zivilge- trittskonferenz mit Serbien im Jänner 2014 ausgetragen werden, sind klare Vorgaben an sellschaft bietet diese Strategie neue Chan- der nächste logische Schritt der Heranfüh- Staaten und die internationale Gemeinschaft cen für Österreich und Europa“, so Kurz. rung der gesamten Region an die EU. Auch zu deren Schutz unabdingbar.“ In diesem Dies gilt insbesondere für die Bewahrung für Albanien, Mazedonien und Bosnien und Zusammenhang ist die Förderung des inter- der Biodiversität und der Naturräume sowie Herzegowina hoffen wir, daß es 2014 klare kulturellen und interreligiösen Dialogs, den die nachhaltige Bewirtschaftung der Ener- Fortschritte im EU-Annäherungsprozeß Österreich besonders aktiv betreibt, eben- gieressourcen. Dadurch werden auch ein gibt“, so der Außenminister. falls von großer Bedeutung. nachhaltiges und sozial gerechtes Wachstum Die UNO-Generalversammlung nahm durch eine Stärkung der Wettbewerbsfähig- Wichtige Signale für den weltweiten auch Resolutionen zu Nord-Korea, Iran und keit und Innovation sowie die Förderung der Schutz der Menschenrechte Syrien an, in denen die Lage der Men- ökologischen Mobilität und digitalen Vernet- „Mit der einstimmigen Annahme der schenrechte besonders besorgniserregend zung ermöglicht. Resolution zum Schutz der Privatsphäre hat ist. So konnte die Resolution zur Lage in Am 18. Oktober 2013 wurde auf Einla- die internationale Staatengemeinschaft einen Nord-Korea einstimmig beschlossen wer- dung Frankreichs in Grenoble bereits eine wichtigen Akzent gesetzt, daß die Grund- den, während die Resolutionen zu Syrien politische Erklärung der Alpenstaaten rechte online wie auch offline zu schützen (127 Ja- zu 13 Nein-Stimmen) und dem Iran (Deutschland, Frankreich, Italien, Slowe-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 16 Österreich, Europa und die Welt

Im Jahr 1951 als „Internationales Komi- tee für Europäische Migration“ gegründet und 1989 umbenannt, verfügt die IOM seit 1954 über ein Länderbüro in Wien. Im Jahr 2011 unterstrich die IOM durch die Errich- tung eines Regionalbüros für Ost- und Süd- osteuropa sowie Zentralasien die Bedeutung, die Wien als Amtssitz zahlreicher internatio- naler Organisationen zukommt. „Es ist ungeheuer wichtig, daß sich Österreich auf die Zusammenarbeit mit einer fachkundig erfahrenen, von allen Ländern geachteten und anerkannten Organisation wie IOM stützen kann“, unterstrich Außen- minister Kurz. Österreich greift in vielen Bereichen auf die Unterstützung der IOM zurück, bei Projekten zur Bekämpfung des Menschenhandels, bei Projekten, die Mi- Außenminister Sebastian Kurz traf im Rahmen einer Vertragsunterzeichnung den grantInnen eine freiwillige Rückkehr in ihre IOM Generaldirektor William Lacy Swing. Heimatländer ermöglichen und jüngst bei nien, Liechtenstein, Schweiz) und Regionen die Wanderungsbewegungen haben aber in der Abwicklung der Aufnahme von syrischen angenommen, in der die Verabschiedung einer jüngster Zeit weltweit deutlich zugenommen Flüchtlingen aus der Krisenregion. Die IOM makro-regionalen Strategie der EU für den und sind vielschichtiger geworden. Auch Ös- unterstützte Österreich bereits in vergange- Alpenraum gefordert wird. „Dem mit dieser terreich sieht sich dabei neuen Herausfor- nen Jahrzehnten bei der Flüchtlingsaufnah- Erklärung bekräftigten starken politischen derungen gegenüber, denen wir uns verant- me, etwa 1956/57, als tausende ungarische Willen der Staaten und Regionen des Alpen- wortungsvoll zu stellen haben.“ Flüchtlinge in unser Land kamen, genauso raumes trägt der Europäische Rat nun Rech- Die IOM, der gegenwärtig 155 Staaten wie in den 1990er Jahren, als eine große nung. Im übrigen ist dies auch in einer angehören, gilt als die führende internationa- Zahl von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Entschließung des Europaparlaments vom le Organisation, die sich auf weltweiter Jugoslawien bei uns Zuflucht suchten. 23. Mai 2013, die dank des Einsatzes der Ebene mit Migration auseinandersetzt. Ihre österreichischen Abgeordneten Richard Aufgabe ist es, die Staaten in Migrations- Kurzbesuch in Brüssel Seeber und Karin Kadenbach mit starker angelegenheiten und bei der Integration von Am 7. Jänner stattete der Außenminister überparteilicher Unterstützung angenommen MigrantInnen in ihren Gastländern zu unter- seinen ersten offiziellen Besuch in Brüssel worden ist, zum Ausdruck gekommen“, so stützen. Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung ab, wo er von der EU-Außenbeauftragten der Außenminister weiter. des Verständnisses für Migrationsphänome- Catherine Ashton, von der Kommissarin für „Wir freuen uns auf die enge Zusam- ne und ihre Wechselwirkungen mit sozialer humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, und menarbeit mit der Europäischen Kommis- und wirtschaftlicher Entwicklung, um damit EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle sion und allen anderen Partnern bei der Aus- zu einer menschenwürdigen Behandlung empfangen wurde. arbeitung der Strategie. Dabei ist es wichtig, von MigrantInnen und einer Förderung von Asthon gegenüber hat Kurz umrissen, bestehende Strukturen, insbesondere die deren Wohlergehen beizutragen. wie er sich eine künftige Rolle Österreichs in Alpenkonvention mit Sitz in , opti- mal zu nutzen und positive Resultate für alle Bürgerinnen und Bürger im Alpenraum zu erzielen. Wir werden uns dabei stets für die vollwertige Einbindung der Zivilgesellschaft einsetzen, deren weitsichtige Anliegen nun in dieser neuen makro-regionalen Strategie aufgegriffen werden“, erklärte Kurz.

Verstärkte Zusammenarbeit mit Inter- nationaler Organisation für Migration Außenminister Sebastian Kurz und IOM- Generaldirektor William Lacy Swing unter- zeichneten am 27. Dezember ein neues Amtssitzabkommen für die Internationale Organisation für Migration (IOM). „Wir wissen es sehr zu schätzen, in der IOM einen verläßlichen Partner zu haben“, betonte Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic Kurz. „Migration ist kein neues Phänomen, EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton begrüßte den Außenminister in Brüssel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 17 Österreich, Europa und die Welt

Europa und der Welt vorstellt: „Ein Ziel der Außenpolitik sollte sein, daß unserem Land ein bißchen mehr Gewicht zukommt, als es vielleicht unserer Größe nach zustehen würde“, so Kurz, der beispielsweise in der Menschenrechtspolitik deutliche Akzente setzen will. Ashton sagte, sie würde in ihren Bemü- hungen zur Annäherung zwischen Belgrad und Pristina auf die Unterstützung Öster- reichs bauen. „Ich habe vereinbart, daß eine meiner ersten größeren Reisen neben den bilateralen Antrittsbesuchen nach Serbien und Kosovo sein wird“, sagte Kurz im Rah- men einer Pressekonferenz vor österreichi- schen JournalistInnen. Mit diesem Besuch Foto: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic möchte er ein „Signal der Wertschätzung Gemeinsame Pressekonferenz von Außenminister Sebastian Kurz mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier in Berlin und Gesprächsbereitschaft“ gegenüber Bel- grad und Pristina geben. Ashton habe, wie didat der Südtiroler Volkspartei bei den men nachhaltige Energie und Jugend einset- Kurz sagte, den Westbalkan-Schwerpunkt in Landtagswahlen vom 27. Oktober 2013 mit zen, um diese wichtigen zukunftsweisenden der österreichischen Außenpolitik „sehr freu- 81.107 Vorzugsstimmen mit einem beein- Bereiche vermehrt in die Aufmerksamkeit dig zur Kenntnis genommen“. Nach diesem druckenden Vertrauensvorschuß ausgestat- der internationalen Gemeinschaft zu rüc- Treffen soll Ashton in einem Eintrag auf tet. „Nun gilt es, die Stärken Südtirols weiter ken“, führte Außenminister Kurz aus. „Twitter“ „als großartig“ bezeichnet haben. auszubauen und dabei die gesamte Süd- „Österreich übernimmt diese Funktion in Kurz sieht, wie er erklärte, „Österreich tiroler Bevölkerung mitzunehmen. Dies gilt einer entscheidenden Phase zur Gestaltung als aktiven Teilhaber innerhalb der EU“ und auch für die Südtirol-Autonomie, die es an der post-2015 Agenda“ so Kurz weiter. Die er wolle die Rolle Österreichs mit Aktivitä- die sich ändernden Rahmenbedingungen weiteren Überlegungen werden vor allem im ten in Nischenbereichen wie dem Westbal- anzupassen und dynamisch weiterzuent- neu gegründeten „High Level Political kan oder Menschenrechtsfragen stärken. wickeln gilt. Die Republik Österreich ist und Forum“ erfolgen, das in diesem Jahr erst- Sein junges Alter sieht der neue Außen- bleibt dabei ein verläßlicher Partner Süd- mals unter Schirmherrschaft des ECOSOC minister auch als Chance, denn so könne er tirols“, betonte Kurz. zusammentrifft. Der Beteiligung der Zivil- auch auf Österreichs Anliegen aufmerksam gesellschaft wird ein großer Stellenwert ein- machen, einen „jungen Blickwinkel“ in die Österreich übernimmt den Vorsitz geräumt, welche die Möglichkeit erhält, sich EU-Politik bringen und Themen wie Teil- des Wirtschafts- und Sozialrates aktiv einzubringen. Unter österreichischer habe und Transparenz ansprechen immerhin der Vereinten Nationen Präsidentschaft wird überdies die im Sep- ist er Europas jüngster Außenminister. „Ich gratuliere Botschafter Martin Sajdik tember beschlossene Reform des ECOSOC sehr herzlich zu seiner neuen Funktion. umgesetzt werden und die Zusammenarbeit In einem vereinten Europa Partnerschaft Seine Wahl ist ist ein Ausdruck des großen des ECOSOC mit anderen UN-Organisa- mit Südtirol weiter ausbauen Ansehens und Vertrauens, das Österreich im tionen und Institutionen, wie beispielsweise Außenminister Sebastian Kurz gratulierte Rahmen der Vereinten Nationen genießt“ WHO, ILO, UNCTAD, FAO, WFP gestärkt dem am 9. Jänner gewählten neuen Landes- freut sich Außenminister Sebastian Kurz an- werden. hauptmann Arno Kompatscher und dankte läßlich der einstimmigen Wahl des Ständi- zugleich dem scheidenden: „Landeshaupt- gen Vertreters Österreichs bei den Vereinten Berlin, Bratislava, Zürich mann Durnwalder hat fast 25 Jahren die Nationen zum neuen Vorsitzenden des UN Die gemeinsame Pressekonferenz von Geschicke Südtirols gelenkt. Er kann mit Wirtschafts- und Sozialrates (ECOSOC) am Außenminister Sebastian Kurz mit seinem Stolz sagen, daß Südtirol dank seines Ein- 14. Jänner. deutschen Amtskollegen Frank-Walter Stein- satzes und seiner Visionen zu einer der wirt- Der ECOSOC hat als eines der sechs UN- meier im Auswärtigen Amt in Berlin am 15. schaftlich und kulturell stärksten Regionen Charterorgane die Aufgabe, die wirtschaftli- Jänner verlief demonstrativ harmonisch. Europas wurde“, so Kurz, der sich darüber che und soziale Entwicklung voranzutrei- Hauptthema des vorangegangenen Gesprächs freut, daß Österreich und Südtirol heute ben. In diesem Gremium werden die ersten war die Integration der Länder des Westbal- Partner auf Augenhöhe im vereinten Europa Weichenstellungen zur post-2015 Agenda, kans in die Europäische Union – die Kurz sind. Der Außenminister hofft, daß Luis die Fragen der nachhaltigen Entwicklung, ein großes Anliegen ist: „Wir haben starkes Durnwalder auch in Zukunft Österreich ver- des Nachfolgeinstruments der Millenniums- Interesse an der Integration der Westbalkan- bunden bleibt und seine Erfahrung – wenn Entwicklungsziele und der Entwicklungs- länder“, so Kurz, der dies auch zuvor schon auch in anderer Form – einbringen wird, finanzierung umfassen soll, erfolgen. „Ös- bei seinen Aufenthalten in Zagreb und Brüs- etwa im Rahmen der Europaregion Tirol- terreich wird daher Akzente setzen können sel verdeutlicht hatte. „Die ganze Region Südtirol-Trentino. und auf eine post-2015 Agenda drängen, die braucht Perspektiven“, so Kurz, der aber Der neue Südtiroler Landeshauptmann einen menschenrechtsbasierten Ansatz ver- klarmachte, daß es für Serbien, Montenegro, Arno Kompatscher wurde als Spitzenkan- folgt. Ich werde mich besonders für die The- Mazedonien, den Kosovo oder auch Alba-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 18 Österreich, Europa und die Welt

se zur Stärkung von Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit in der gesamten Alpenregion. Die Schweiz und Österreich arbeiten auch im Rahmen der UNO, in der OSZE und im Europarat sehr eng zusammen. Österreich führt im ersten Halbjahr 2014 den Vorsitz im Europarat, während die Schweiz dieses Jahr den OSZE-Vorsitz innehat. Beide Länder werden sich daher aktiv darum bemühen, Synergien zu nützen und die Zusammen- arbeit zwischen diesen maßgeblichen euro- päischen Organisationen zu verstärken. Kurz betonte gegenüber Präsident Burk- halter, daß sich Österreich weiterhin beson- ders für die Heranführung der Länder des Westbalkans an die EU einsetzen wird: „In den Bemühungen um Reformen und Stabili- Außenminister Sebastian Kurz mit seinem slowakischen Amtskollegen Miroslav Lajcak tät am Westbalkan ist die Schweiz ein wich- tiger Partner für uns“, so Kurz.

Österreich reagiert auf die dramatische humanitäre Krise in der Zentralafrikanischen Republik Österreich leistet einen solidarischen Beitrag zur Linderung der dramatischen humanitären Krise in der Zentralafrika- nischen Republik. „Wir stellen 500 000 Euro an Soforthilfe aus dem Auslandskatastro- phenfonds zur Verfügung. Damit reagieren wir auf die Zuspitzung der humanitären Not- lage mit rund 2,2 Millionen Hilfsbedürfti- gen“, erklärte Außenminister Sebastian Kurz am 15. Jänner nach dem Ministerrat. Der Betrag – so der Außenminister – wird dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) für die Erstversorgung Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic der betroffenen Zivilbevölkerung mit Nah- Außenminister Sebastian Kurz traf den Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Didier Burkhalter, in Wien. rungsmitteln und Material für Behelfsun- terkünfte zur Verfügung gestellt. Darüber hin- nien keine Ausnahmen von den Aufnahme- Noch am gleichen Tag, unmittelbar nach aus zielt das Hilfsprogramm des IKRK auf Kriterien geben könne. seiner Rückkehr aus Berlin, reiste Kurz nach die Stärkung der Selbsthilfe, etwa durch die Statt des Begriffs „Sozialtourismus“ im Bratislava, um dort seinen Amtskollegen Mi- Beistellung landwirtschaftlicher Geräte, und Zusammenhang mit der Ost-Erweiterung roslav Lajcak zu einem Gespräch zu treffen, der medizinische Nothilfe sowie die Sicher- spricht Kurz von „Armutsmigration“: „Die in dem er seine Priorität zur Integration der stellung des Zuganges zu Trinkwasser ab. Niederlassungsfreiheit ist nicht infrage zu Westbalkanländer verdeutlichte. Die humanitäre Krise trifft mit der Zen- stellen.“ Es gehe darum, sich „das Land aus- Von Berlin bzw. Bratislava zurückge- tralafrikanischen Republik ein Land, das den zusuchen, in dem ich leben will – nicht aber kehrt, traf der Außenminister in Wien zu von der Europäischen Kommission erstellten das Sozialsystem, das mir am liebsten ist.“ einem Arbeitsgespräch mit dem Bundesprä- Vulnerabilitäts- und Krisenindex der am Das österreichische Modell der Meldepflicht sidenten und Außenminister der Schweiz, stärksten von lange anhaltenden, humanitä- sei hier sinnvoll, denn das biete die Mög- Didier Burkhalter zusammen. Kurz betonte ren Notlagen betroffenen Ländern anführt lichkeit, „die Niederlassungsfreiheit sicher- zu diesem Anlaß: „Die bilateralen Bezie- und dessen staatliche und soziale Strukturen zustellen“, indem man prüfe, ob Zuwanderer hungen zwischen unseren beiden Ländern zusammengebrochen sind. Laut dem UN- „Erwerbsabsicht“ oder vor hätten, sich fi- sind hervorragend. In vielen Bereichen arbei- Büro für die Koordinierung humanitärer An- nanziell selbst zu erhalten. Jedenfalls würde, ten wir bereits intensiv zusammen und wün- gelegenheiten (OCHA) belief sich die Zahl so Kurz, die überwiegende Mehrheit der Zu- schen uns daher eine möglichst enge Ein- der intern Vertriebenen mit Anfang Jänner wanderer in Österreich in das heimische So- bindung der Schweiz in die EU-Alpen- 2014 auf 935 000; Zehntausende sind in die zialsystem einzahlen – „und zwar wesentlich raumstrategie.“ Österreich erwartet sich von Nachbarländer geflüchtet. 2,2 Mio. Personen mehr, als sie aus dem System wieder erhält.“ der EU-Alpenraumstrategie positive Impul- benötigen humanitäre Hilfe.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 19 Österreich, Europa und die Welt

Israels Außenminister Liebermann machte Umweg nach Wien Auf seiner Heimreise von Genf nach Israel hatte Israels Außenminister Avigdor Lieberman einen Umweg auf sich genom- men, um Außenminister Sebastian Kurz ken- nenzulernen. In Gespräch im Außenministe- rium zeigte sich Lieberman über den wach- senden Antisemitismus in Europa besorgt und plädierte dafür, daß Österreich „eine führende Rolle im Kampf gegen den Antise- mitismus einnehmen“ solle, wie das Außen- ministerium nach dem nicht-medienöffent- lichen Treffen der APA mitteilte. Liebermann sagte, sein Land hoffe, daß sich Israels und Österreichs Zusammenarbeit auf internationaler Ebene noch weiter ver- stärken ließe. Kurz erklärte, Israel sei „ein

enger Freund Österreichs“ und daß „den is- Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic raelischen Bedürfnissen vor dem Hintergrund Israels Außenminister Avigdor Lieberman stattete Außenminister Sebastian Kurz unserer historischen Verantwortung beson- einen kurzfristigen Besuch im Wiener Außenministerium ab. dere Beachtung“ geschenkt werden würde. ein Wirtschaftsraum mit Währungsunion. und Intellektuelle in einem öffentlichen Dia- Neue Ideen für Europa Wir brauchen daher jetzt zu Beginn des 21. log die Erfolgsgeschichte Europas in einer Der Außenminister begrüßt die Initiative Jahrhunderts kreative Ansätze und innovati- neuen „Version 2.0“, insbesondere für die des Präsidenten der EU-Kommission José ve Ideen, um Europa den Menschen näher zu junge Generation, fortschreiben. Dabei soll Manuel Barroso „Ein neues Leitmotiv für bringen“. Die im April 2013 vorgestellte es nicht nur ausschließlich um das ur- Europa“: „Das 20. Jahrhundert war vor al- Initiative des Präsidenten der Europäischen sprüngliche Leitmotiv Europas als „Frie- lem von nationalen Gegensätzen geprägt, es Kommission ist für Kurz ist ein wichtiger densgemeinschaft“ gehen, sondern um die ging vielmehr um ein Gegeneinander statt Schritt und der österreichische Beitrag ein Zukunft. ein Miteinander. Dank der EU konnten wir wertvolles Element, ein Europa der Bür- Für Richard Kühnel, Vertreter der Euro- das überwinden. Ein friedliches Zusammen- gerInnen, somit ein Europa, mit dem sie sich päischen Kommission in Österreich, ist leben in dieser Union ist selbstverständlich identifizieren können, zu schaffen. „2014 ein für Europa in vielerlei Hinsicht geworden. Das europäische Projekt muß Mit dieser Initiative sollen die Bürger vor symbolträchtiges und zukunftsweisendes aber mehr sein als ein Friedensprojekt und allem aber auch Künstler, Wissenschaftler Jahr. Neue Visionen, neue Ideen, eine neue Erzählung sollen uns helfen, auch emotional eine Brücke zu den Menschen zu schlagen.“ Im Museumsquartier diskutierten am 21. Jänner im Rahmen einer öffentlichen Dis- kussion im Museumsquartier in Wien Fabian Eder, Filmemacher und Autor mit Schau- spielerin Katharina Stemberger, Miguel Herz-Kestranek, Schauspieler und Autor, Julya Rabinowich, Schriftstellerin und Ma- lerin sowie Christoph Thun-Hohenstein, Di- rektor des Museums für angewandte Kunst mit zahlreichen Jugendlichen und der Öf- fentlichkeit in einer angeregten Debatte über ihre Visionen, wie ein geeintes Europa auch in gesellschaftlicher bzw. kultureller Hin- sicht Realität werden kann. Die in einem Österreichischen Thesen- Foto: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich/APA-Fotoservice/Preiss papier zusammengefaßten Ergebnisse der Neue Ideen für Europa (v.l.): 1. Reihe: Moderator Miguel Herz-Kestranek, Erzählerin Anika Nussgraber, Moderator Fabian Eder, Moderatorin Katharina Gespräche werden als österreichischer Bei- Stemberger, Moderatorin Julya Rabinowich und Erzähler Markus Kirchschlager trag zur Initiative des „New Narrative for 2. Reihe: Richard Kühnel, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Europe“ an Kommissionspräsident Barroso Wien; Moderator Christoph Thun-Hohenstein; Botschafter Martin Eichtinger, Leiter übermittelt werden und fließen in die weiter- der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für europäische und interna- tionale Angelegenheiten; Erzähler Stefan Windberger; Moderator der öffentlichen führenden gesamteuropäischen Diskussio- Diskussion Wolfgang Böhm (»Die Presse«) und Erzähler Joseph Waldstein nen mit ein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 20 Österreich, Europa und die Welt

Erster Außenministerrat in Brüssel Außenminister Kurz nahm am 20. Jänner erstmal an den Beratungen der Außenmi- nister der EU-Mitgliedsstaaten teil, in der die bevorstehende Syrien-Konferenz, Fragen von Sanktionserleichterungen für den Iran und des Umgangs mit der Krise in der Zen- tralafrikanischen Republik im Mittelpunkt standen. Wie Kurz nachher berichtete, sei er von seinen KollegenInnen freundlich aufge- nommen worden, „mit den meisten hatte ich bereits in den letzten Wochen telefoniert“, so Kurz, der den Ablauf als „unspektakulär“ bezeichnete. Mit wenigen Ausnahmen führ- ten dann alle AußenministerInnen ein Ge- spräch mit Kurz, William Hague (Groß- britannien) und Emma Bonino (Italien) ha- ben ihn umgehend nach London bzw. Rom eingeladen. Tags darauf nahm Kurz – im Gegensatz zu vielen anderen, die sich von BotschafterInnen vertreten ließen, selbst an der ersten Verhandlungsrunde mit Vertretern Belgrads teil. „Mir ist es wichtig, persönlich Im Rahmen des Außenministerrats in Brussel nahm Außenminister Sebastian Kurz anwesend zu sein. Österreich hat ein hohes (r.) an der ersten Verhandlungsrunde mit Vertretern Belgrads teil – hier ist er mit Interesse, daß die Region Teil der EU wird. Premierminister Ivica Dacic (vorne) und Vizepremier Aleksandar Vucic zu sehen. Stabilität in der Region ist für Österreich von sehr großem Vorteil“, erklärte Kurz seine Entscheidung und löste damit einige Überra- schung aus.

Kurz’ Rede vor dem Europarat „Im Vordergrund unseres Engagements stehen die Verteidigung der Meinungs- und Pressefreiheit, vor allem der Schutz von Jour- nalistinnen und Journalisten, die freie Nut- zung des Internets und der Kampf gegen den Menschenhandel. Damit können wir mit dem Europarat einen Beitrag dazu leisten, das Leben vieler Menschen in Europa zu verbes- sern“, informierte Außenminister Sebastian Kurz am 27. Jänner in seiner Rede vor der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates über die Schwerpunkte des österrei- chischen Vorsitzes im Ministerkomitee. Nach seiner Rede stellte er sich den Fragen der Abgeordneten aus den 47 Mitgliedsstaaten Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic des Europarates. v.l.: Außenminister Sebastian Kurz mit Elisabeth Steiner, österreichische Richterin am EGMR, und Dean Spielmann, Präsidenten des EGMR Kurz traf unter anderem den Europarats- Generalsekretär Thorbjørn Jagland, mit dem „Der Europäische Menschenrechtsge- und reicht von Island bis zum Kaukasus. er aktuelle politische Fragen wie die Situa- richtshof (EGMR, Anm.) hat unter den euro- Seine Aufgabenschwerpunkte sind die För- tion in der Ukraine und die Vorbereitung des päischen Institutionen eine einzigartige Stel- derung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit Ministertreffens am 6. Mai in Wien erörter- lung: Er ist zum Symbol für ein Europa ge- und Menschenrechten. Im Rahmen des Euro- te. „Wie aktuell unsere Prioritäten, insbeson- worden, das die Rechte des Einzelnen ernst parates wurde die Europäische Menschen- dere der Schutz von Journalisten, sind, zeigt nimmt. Österreich wird sich auch weiterhin rechtskonvention ausgearbeitet, die Einzel- sich derzeit in der Ukraine. Der Europarat für die Beibehaltung des Beschwerderechts personen nach Erschöpfung des innerstaat- kann und sollte einen wichtigen Beitrag zur für Einzelpersonen einsetzen“, erläuterte der lichen Instanzenzuges eine Beschwerde ge- Lösung dieses Konfliktes leisten, der ganz Minister nach seinem Gespräch mit Dean gen einen Mitgliedsstaat beim Menschen- oben auf unserer Agenda stehen muß“, Spielmann, dem Präsidenten des Gerichts. rechtsgerichtshof in Straßburg ermöglicht. betonte Kurz nach dem Treffen. Der Europarat umfaßt 47 Mitgliedsstaaten http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 21 Österreich, Europa und die Welt Sicherheitspolitik darf kein Elitenthema sein Gerald Klug ist der erste österreichische Verteidigungsminister, der eingeladen wurde, einen Vortrag im Rahmen der Sicherheitskonferenz in München zu halten – Vortrag und Diskussionsabend mit AuslandsösterreicherInnen am Vorabend Foto: Bundesheer / Pusch Verteidigungsminister Gerald Klug bei seinem Vortrag vor rund 200 AuslandsösterreicherInnen in München

m Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte ster, der eingeladen wurde, einen Vortrag im Wolfgang Ischinger, den Leiter Außenbezie- Ihat sich die Münchner Sicherheitskon- Rahmen der Sicherheitskonferenz zu halten. hungen und für Sponsoring und Protokoll ferenz (MSC) zu einem zentralen jährlichen der MSC verantwortlichen Benedikt Franke Treffen der internationalen „strategic com- Notwendigkeit authentischer Informa- und Carl Paul Wieland, Präsident der Öster- munity“ entwickelt. Seit ihrer Gründung als tion von AuslandsösterreicherInnen reichisch-Bayerische Gesellschaft München, „Internationale Wehrkunde-Begegnung“ im Am Vorabend der 50. Münchner Sicher- begrüßen. „Wie mir mitgeteilt wurde, leben Jahr 1963 dient die MSC als unabhängiges heitskonferenz hat der Minister in Bayern allein in Bayern um die 100.000 Österrei- Forum, das sich der Förderung friedlicher lebende AuslandsösterreicherInnen getroffen, cherinnen und Österreicher. Daher mein Konfliktlösung und internationaler Koope- um nach einem Vortrag gemeinsam über besonderer Dank auch an die Österreichisch- ration beim Umgang mit gegenwärtigen und Sicherheitspolitik zu diskutieren. Mit rund Bayerische Gesellschaft, die es immer wie- zukünftigen sicherheitspolitischen Heraus- 200 Interessierten war die Veranstaltung, die der schafft, einen repräsentativen Querschnitt forderungen widmet. Im Mittelpunkt steht in dieser Form erstmals stattgefunden hat, unserer interessierten Landsleute für Veran- dabei insbesondere die transatlantische Part- gut besucht. Unter den TeilnehmerInnen war staltungen wie diese zu gewinnen“, so Klug, nerschaft. Zusätzlich zur traditionellen jähr- auch der gesamtverantwortliche Organisator der, wie er sagte, schon öfter den Eindruck lichen Konferenz in München hat die MSC der Münchner Sicherheitskonferenz, der hatte, „daß die Diskussion mit unseren einige kleinere Formate entwickelt, insbe- deutsche Botschafter Wolfgang Ischinger. Landsleuten im Ausland zu kurz gerät. Dem sondere die MSC Core Group Meetings und „Ich freue mich, heute bei Ihnen im schö- möchte ich heute entgegenwirken, und ich den Cyber Security Summit, um spezifische nen München sein zu dürfen. Der rege Zu- freue mich ganz besonders auf Ihre Fragen Herausforderungen in der internationalen Si- spruch zu der in dieser Form erstmals durch- und Diskussionsbeiträge. Es ist mir ein An- cherheitspolitik in verschiedenen Hauptstäd- geführten Veranstaltung zeigt einmal mehr, liegen, daß Sie als Auslandsösterreicher über ten der Welt zu debattieren. Österreichs Ver- wie hoch das Interesse an Fragen der Sicher- österreichische Politik nicht nur aus zweiter, teidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) ist heits- und Verteidigungspolitik ist“, konnte sondern authentisch aus erster Hand erfah- der erste österreichische Verteidigungsmini- der Minister unter anderem Botschafter ren. Ich kann mir vorstellen, daß Sie in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 22 Österreich, Europa und die Welt

reichischen Sicherheitspolitik bezeichnete und aus der er einige ihm politisch besonders wichtige Aspekte für seinen Vortrag heraus- griff. (Am Ende dieses Beitrags finden Sie einen Download-Link auf das im Juli 2013 erschienene Grundlagendokument im pdf- Format, Anm.) „Unverrückbares Fundament der österrei- chischen Sicherheitspolitik ist unsere Neu- tralität. Deren Kernelemente sind: keine Teilnahme an Kriegen, kein Beitritt zu einem Militärbündnis und keine dauerhafte Statio- nierung ausländischer Soldaten in Österreich. Die österreichische Neutralität bedeutet im Verständnis der Sicherheitsstrategie aber kein ,sicherheitspolitisches Trittbrettfahren‘, son- dern ein aktives Engagement für den inter- nationalen Frieden. Als neutrales Land kön- nen wir glaubwürdig als internationaler Ver- mittler auftreten und uns für humanitäre Zie- le einsetzen“, so der Minister, der als ganz konkrete Beispiele dieser österreichischen Form einer engagierten Neutralitätspolitik die konsequente Haltung Österreichs in der Foto: Bundesheer / Pusch Frage des EU-Waffenembargos gegenüber Verteidigungsminister Gerald Klug (l.) und der gesamtverantwortliche Organisator Syrien oder das frühzeitige Eintreten für ein der Münchner Sicherheitskonferenz, der deutsche Botschafter Wolfgang Ischinger, mit einem Expemplar des Buches »Strategie und Sicherheit 2013« chemiewaffenfreies Syrien nannte. „Wir haben unseren Worten auch Taten folgen las- Deutschland vielleicht öfter zur österreichi- cherheitspolitischen Rahmenbedingungen sen: Das Österreichische Bundesheer betei- schen Politik befragt werden. Einen kleinen einer vernetzten Welt könne das „Friedens- ligt sich mit ABC-Spezialisten und Luft- Ausschnitt davon, nämlich Sicherheits- und projekt Europa“ im 21. Jahrhundert nur dann transport an der laufenden Operation zur Verteidigungspolitik, möchte ich heute erfolgreich weitergeführt werden, wenn es ge- Chemiewaffenvernichtung.“ Abend mit Ihnen diskutieren.“ linge, auch international wirksam für euro- Es sei offenkundig, daß viele der neuen, päische Werte- und Rechtsvorstellungen ein- grenzüberschreitend wirkenden Risiken nur Historisches Friedensprojekt EU ist zutreten. in Kooperation bewältigt werden könnten: nicht hoch genug einzuschätzen Der Verteidigungsminister teilt die Ein- „Unsere Sicherheitspolitik beginnt nicht erst Deutschland und Österreich seien noch schätzung vieler Experten, daß Europa zu- an den Grenzen Österreichs. Wir werden den nie so frei, wohlhabend und sicher gewesen, künftig mehr Verantwortung für die eigene Weg der Europäisierung und der Zusammen- was vor allem dem europäischen Einigungs- Sicherheit werde übernehmen müssen. Wenn arbeit mit gleichgesinnten Partnern überall werk zu verdanken sei. Die Europäische sich Europa nicht den zahlreichen Krisen in dort intensivieren, wo es um die Bewältigung Union sei nicht bloß eine Wirtschaftsgemein- seiner Nachbarschaft zuwende, dann würden transnationaler Sicherheitsprobleme geht, al- schaft, sondern vielmehr ein historisches Frie- sich diese auf die Sicherheitslage in der so etwa in den Bereichen Konfliktmanage- densprojekt. 100 Jahre nach Ausbruch des Union negativ auswirken – siehe Lampe- ment, internationale Katastrophenhilfe, Ter- Ersten Weltkrieges, 75 Jahre nach Beginn des dusa, Syrien oder Mali. Dem Europäischen rorismusabwehr oder Cyber-Sicherheit. Denn Zweiten Weltkrieges und 25 Jahre nach dem Frieden sei heute und in Zukunft am besten diese neuen Sicherheitsrisiken respektieren Fall des Eisernen Vorhangs könne die frie- gedient, wenn die EU von stabilen und de- keine Staatsgrenzen“, erläuterte Klug, der in denstiftende Funktion der EU nicht hoch ge- mokratisch regierten Staaten umgeben sei. diesem Zusammenhang auch auf die grenz- nug eingeschätzt werden. überschreitenden Auswirkungen von Kata- „Mit der Verleihung des Friedensnobel- Neue Österreichische strophen hinwies. Die Bilder der Zerstörung preises an die EU im Jahr 2012 wurde diese Sicherheitsstrategie durch die Sturm- und Hochwasserkatastro- historische Leistung Europas aus meiner „Im Juli letzten Jahres wurde im Parla- phen der letzten Jahre seien nur allzugut in Sicht zu Recht gewürdigt“, so Klug. „Dank ment mit breiter Mehrheit die neue Österrei- Erinnerung, weshalb es dem Minister ein be- der EU sind Kriege zwischen EU-Staaten na- chische Sicherheitsstrategie beschlossen. sonderes Anliegen sei, die grenzüberschrei- hezu undenkbar geworden. Aus Feinden wur- Darin sind die spezifisch österreichischen tende Katastrophenhilfe weiter voranzutrei- den Freunde, deren politische, wirtschaftli- Ansätze herausgearbeitet, mit denen wir die ben: „Gemeinsame zivil-militärische Kata- che und sicherheitspolitische Zukunft unteil- Sicherheitspolitik in der nächsten Dekade strophenschutzübungen zwischen Deutsch- bar miteinander verbunden ist.“ Diese histo- gestalten wollen“, so Klug, der auf deren land, Österreich und der Schweiz – wie rische Errungenschaft sei zugleich Auftrag Verfügbarkeit in Form einer Broschüre hin- zuletzt 2012 – sollten aus meiner Sicht inten- für die Zukunft, denn unter den neuen si- wies, die er als „Mutterdokument“ der öster- siviert werden.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 23 Österreich, Europa und die Welt

Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik Nach Überwindung der unmittelbarsten Herausforderungen der Wirtschafts- und Finanzkrise widmet sich die EU auch wieder anderen wichtigen Themen. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten stehen dabei an einem wichtigen Wendepunkt: „Ein bloßes ,Weiter wie bisher‘ reicht in vielen Politikfeldern wie in der Gemeinsamen Sicherheits- und Vertei- digungspolitik (GSVP) nicht aus. Im De- zember haben sich die Staats- und Regie- rungschefs daher Verteidigungsfragen zuge- wandt. In der Gipfelerklärung wird ein um- fassendes Maßnahmenpaket zur Revitalisie- rung der GSVP in Auftrag gegeben. Jetzt geht es darum, diese vielen sinnvollen Vor- schläge konsequent umzusetzen. Österreich sieht sich hier als aktiver und engagierter Mitgestalter bei der Weiterentwicklung der Foto: Bundesheer / Pusch GSVP“, sagte der Verteidigungsminister vor Verteidigungsminister Gerald Klug (r.) mit Christoph Prantner (»Der Standard«), der die angeregte Diskussion mit den AuslandsösterreicherInnen moderierte. den überaus interessierten Landsleuten. Der Europäische Rat habe insbesondere sche Soldaten im Einsatz für den Frieden Militärische Auslandseinsätze eine „Bündelung und gemeinsame Nutzung“ ums Leben. Mit der Eskalation der Lage hat sind kein Selbstzweck von militärischen Kapazitäten in Auftrag im Sommer 2013 der Bürgerkrieg in Syrien „Es geht mir dabei nicht nur um die gegeben. Die wirtschaftlichen Vorteile, die auch den Einsatzraum von UNDOF erreicht. Erfüllung quantitativer Ziele. Militärische sich aus einer verbesserten Abstimmung der Die syrische Regierung war nicht mehr in Auslandseinsätze sind kein Selbstzweck. Sie militärischen Kapazitätenentwicklung zwi- der Lage, ihrer Sicherheitsverantwortung als sind vielmehr ein wesentlicher Solidarbei- schen den 28 EU-Staaten ergeben könnten, „Gastland“ nachzukommen. Mandat und trag Österreichs zur Stärkung des internatio- beziffert eine aktuelle Studie mit mindestens Ausrüstung der Truppe vor Ort haben mit der nalen Friedens und damit auch zur Erhaltung 30 Milliarden Euro pro Jahr. Dieses Poten- realen Lage im Einsatzraum nicht mehr des Friedens in unserem eigenen Land. Zu tial dürfe angesichts des Spardrucks, der auf übereingestimmt. „Und dieses Mißverhältnis Recht gelten unsere Friedenssoldaten als allen Verteidigungsbudgets liege, nicht un- von Auftrag und Lage war der Grund für die ,rot-weiß-rote‘ Visitenkarte in aller Welt und genutzt bleiben. Abzugsentscheidung. Unbeschadet der Kri- als wesentlicher Träger des internationalen tik, die wir zur Kenntnis genommen haben, Ansehens Österreichs.“ Seit seiner Amts- Österreichs Bundesheer hatte unsere Entscheidung auch positive übernahme im März vorigen Jahres habe er in internationalem Einsatz Folgen“, erläuterte Klug. So seien nicht zu- die Teilnahme an zwei neuen Einsätzen an- „Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, letzt auf Grund des Abzugs der österreichi- geordnet: an der UNO-Mission zur Vernich- um mich klar zu den internationalen Einsät- schen Soldate seitens der UNO langjährige tung der syrischen Chemiewaffen und an der zen des Österreichischen Bundesheeres zu Forderungen hinsichtlich der Verbesserung OSZE-Mission zur Rüstungskontrolle in bekennen. Wenn wir Konflikten dort entge- des Schutzes und der Ausrüstung der Blau- Moldawien. „Ich habe einen Einsatz beendet gentreten, wo sie entstehen, gewinnen wir helmsoldaten umgesetzt worden, die bis da- und neun Einsätze verlängert. Alle Entschei- ein Mehr an Sicherheit für Europa und damit hin trotz nachhaltiger Urgenz unerfüllt ge- dungen werden in enger Abstimmung in der auch für Österreich. Indem wir Demokrati- blieben waren, wovon heutige Truppenstel- Bundesregierung koordiniert und letztlich sierungs- und Aufbauprozesse auf Basis ler profitieren würden. durch einen parlamentarischen Beschluß eines umfassenden Sicherheitsansatzes vor- „Ich sage aber auch klar und deutlich: legitimiert. Konkrete Einsätze sind immer antreiben, erzielen wir ganz klar einen Si- Österreich ist und bleibt ein verläßlicher in- eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung, cherheitsgewinn, weil wir Krisen von Euro- ternationaler Truppensteller. Aktuell sind es geht um die Gesundheit und das Leben pa, von Österreich fernhalten“, so Klug. Die- rund 800 Soldatinnen und Soldaten in 14 Mis- meiner Soldatinnen und Soldaten. Einsätze se Politik stehe in keinem Widerspruch zur sionen auf drei Kontinenten im Einsatz, und werden von mir nur dann empfohlen, wenn Entscheidung für einen Abzug der österrei- etwa 250 stehen als operative Reserve sofort sie militärisch sinnvoll und sicherheitspoli- chischen Blauhelme vom Golan. Die Gründe abrufbar bereit. Damit liegt Österreich in der tisch zweckmäßig sind. Darauf können sich dafür habe er öffentlich mehrfach dargelegt. Spitzengruppe der Europäischen Union an unsere Soldatinnen und Soldaten verlassen!“ Zur Erinnerung: Seit 1974 waren mehr als siebenter Stelle“, so Klug. Die neue Sicher- Geographisch werde Südosteuropa auch 29.000 Österreicher am Golan im Einsatz, heitsstrategie lege fest, daß Österreich auch in absehbarer Zeit Schwergewichtsraum und sie haben dabei viele kritische und ge- zukünftig sein Auslandsengagement auf ho- bleiben. Für viele ÖsterreicherInnen sei das fährliche Situationen mit Bravour und gros- hem Niveau fortsetzen werde. Es sollen la- dortige Engagement unseres Landes auch ser internationaler Anerkennung gemeistert. gebedingt mindestens 1100 SoldatInnen im leicht nachvollziehbar. „Wir sind schon jetzt Während dieser Zeit kamen 27 österreichi- Auslandseinsatz stehen. größter Truppensteller in Bosnien und Her-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 24 Österreich, Europa und die Welt zegowina und größter Nicht-NATO Truppen- steller im Kosovo. Und daran soll sich mit- telfristig auch nichts ändern. Im Gegenteil, wir werden unser Kontingent in Bosnien- Herzegowina im Sommer von rund 200 auf 300 Soldatinnen und Soldaten aufstocken.“ Darüber hinaus bestehe nach dem Abzug des französischen Kontingents auch ein er- höhter Bedarf im Kosovo, der, so Klug, wir zur Stunde geprüft werde. Der politische Zweck der Balkan-Einsätze sei klar definiert: Österreich habe ein vitales Interesse an einer nachhaltigen Stabilisierung und Prosperität der gesamten Region Südosteuropa: „Wir werden gemeinsam mit unseren Partnern die- se historische Aufgabe, die die Staatenge- meinschaft vor 15 Jahren begonnen hat, auch erfolgreich zu Ende bringen und dafür auch die notwendige Leadership aufbringen.“ BM Gerald Klug mit AuslandsösterreicherInnen beim Signieren der Bücher

Aktuelle Beispiele für österreichische Aktivitäten Wie die Konflikte in Mali, in der Zentral- afrikanischen Republik und in Nordafrika zeigen würden, gewinne Afrika langfristig an Bedeutung für die europäische Sicherheit. Österreich werde dabei nicht an vorderster Front stehen, sehr wohl aber im Rahmen einer umfassenden Sicherheitsvorsorge und in enger Abstimmung von Sicherheits- und Entwicklungspolitik einen angemessenen Beitrag leisten. „Wir sind hier bereits aktiv. Wir haben einen sehr erfolgreichen und in- ternational hoch beachteten Einsatz im Tschad absolviert. Wir haben im Jahr 2011 österrei- chische und europäische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem Bürgerkriegschaos in Libyen sowie aus Ägypten evakuiert. Wir Foto: Bundesheer / Pusch beteiligen uns an der Trainingsmission der erforderlichen militärischen Fähigkeiten er- Neuausrichtung des Bundesheeres EU in Mali sowie mit Experten an drei wei- halten werden, wozu es in der Verteidigungs- Die neuen Herausforderungen in Verbin- teren afrikanischen Missionen. Und erst letz- politik mehr und nicht weniger Europa brau- dung mit der Ressourcenlage machen eine te Woche habe ich einen österreichischen Of- che. Ob am Ende des Prozesses eine gemein- Neuausrichtung des Österreichischen Bun- fizier als Kursdirektor an das Kofi-Annan- same „Europäische Armee“ stehen werde, desheeres unumgänglich. Der Verteidigungs- Trainingszentrum nach Ghana verabschie- könne aus heutiger Sicht noch keiner mit Si- minister sieht darin eine große Chance, det“, nannte der Verteidigungsminister eini- cherheit sagen. Klar sei aber, daß die näch- „Reformen, die man in der Vergangenheit ge aktuelle Beispiele für österreichische sten Schritte „Partnerschaftliche Kooperatio- vermieden hat, jetzt umsichtig, aber mit aller Aktivitäten. nen“, „gemeinsame Fähigkeitsentwicklung“ Konsequenz und unter Einbeziehung aller und „Arbeitsteilung“ umfassen werden. Betroffenen anzugehen“. Seine politische Herausforderung Einsparungen „Das sind politische Aufgaben, die eine Vorgabe sei klar: Im Zentrum müßten die „Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif. umfassende, offene und geduldige Kommu- Verbesserung der Befähigung des Bundes- Die aktuell vielleicht größte Herausforde- nikationsarbeit erfordern. Aber wir haben heeres zur Bewältigung der einsatzwahr- rung für einen europäischen Verteidigungs- dabei die europäischen Bürgerinnen und scheinlichen Aufgaben und die Attraktivie- minister ist es daher, den jeweiligen Vertei- Bürger hinter uns. Mehr als 70 Prozent der rung des Wehrdienstes stehen. „Bei diesen digungshaushalt neu auszurichten“, ging der EU-Bürger unterstützen eine gemeinsame prioritären Aufgaben darf daher auch nicht Ressortchef auf die aktuell im Regierungs- Außenpolitik der EU, und noch mehr, näm- gespart werden. Ansonsten gibt es keine programm verordneten Einsparungen in Mil- lich durchschnittlich 75 Prozent, sprechen Tabus, und ich habe den Generalstab beauf- lionen-Höhe ein. Ein Element dabei sei die sich für eine gemeinsame Verteidigungspoli- tragt, das gesamte System auf Einsparpoten- verstärkte Kooperation mit europäischen tik aus“, verwies Klug auf „ermutigende tiale und Effizienzsteigerung hin zu überprü- Partnerstaaten. Nur gemeinsam könnten die Zahlen, auf die wir aufbauen können!“ fen.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 25 Österreich, Europa und die Welt

„Ich gehe davon aus, daß viele von Ihnen Johann Frank und Walter Matyas (Hg.) vor rund einem Jahr an der Volksbefragung zur Wehrpflicht teilgenommen haben. Das Strategie und Sicherheit 2013 eindeutige Ergebnis interpretiere ich vor Chancen und Grenzen europäischer allem als Auftrag zur Attraktivierung des militärischer Integration Grundwehrdienstes. Bis zum Ende des Jah- ach Überwindung der vordringlich- Die Union wird ihre politische und militä- res werden die meisten der 180 Vorschläge Nsten Probleme im Zusammenhang mit rische Integration vorantreiben müssen, zur Verbesserung des Grundwehrdienstes um- der Finanzkrise sind die EU und ihre Mit- um Verwerfungen im globalen Macht- gesetzt sein. In sechs Monaten Grundwehr- gliedsstaaten gefordert, sich anderen drän- gefüge abfedern und weiterhin einen dienst kann man natürlich nicht die ganze genden strategischen Themen zu widmen. Raum der Freiheit und Sicherheit aufspan- Welt des Militärs vermitteln. Daher wird es nen zu können. In diesem Sinn untersu- zukünftig nach einer gemeinsamen Basis- chen namhafte internationale und österrei- ausbildung Wahl- und Spezialisierungsmo- chische Experten neben den allgemeinen dule geben. Die jungen Rekruten können Herausforderungen europäischer Sicher- zwischen den Wahlpflichtmodulen ,Schutz- heit spezielle Fragen der militärischen In- und Hilfe‘, „Cybersicherheit‘, „Militärisches tegration, der Stabilisierung der unionseu- Berufspraktikum‘ und ,Militärische Spezia- ropäischen Peripherie und der europäi- lisierung“ wählen. Hier wird künftig ein brei- schen Afrikapolitik sowie Perspektiven tes Spektrum an Ausbildungsinhalten – von einer Neuausrichtung der österreichischen einer intensiveren Schießausbildung bis zu Sicherheits- und Verteidigungspolitik im einer erweiterten Ersten Hilfe Ausbildung – europäischen Kontext. „ angeboten“, kündigte Klug an, dessen Ziel es sei, „eine klassische Win-Win-Situation zu Johann Frank und Walter Matyas (Hg.) schaffen“. Die jungen Männer sollten den Strategie und Sicherheit 2013 Dienst beim Heer möglichst sinnstiftend er- Chancen und Grenzen europäischer mili- fahren und Fähigkeiten für ihren weiteren tärischer Integration Lebensweg erwerben. Gleichzeitig aber soll Böhlau Wien-Köln-Weimar 2013 das Österreichische Bundesheer von den Fä- 640 S., Taschenbuch higkeiten der Grundwehrdiener profitieren 60,70 Euro und möglichst viele für freiwillige Funktionen ISBN 3-205-79467-2 in der Miliz oder als Zeitsoldat ansprechen. Der Link auf die Detailseite von thalia.at, wo Sie dieses Buch gleich online bestellen können: „Die Münchner Sicherheitskonferenz http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid=9783205794677 wird in den nächsten Tagen wertvolle und unverzichtbare Experteneinsichten und Ex- pertenanstöße liefern. Aber wir wollen die Bundesheer entsendet Experten zur Sicherheitspolitik nicht nur den Fachleuten überlassen. Entscheidend ist auch der Dialog Friedenssicherung nach Ghana mit der Zivilgesellschaft, denn ohne einen kritischen Diskurs mit den Bürgerinnen und as Österreichische Bundesheer unter- ters obliegt ihm der Kooperationsausbau mit Bürgern ist eine konsistente und innovative Dstützt das Kofi Annan International der Westafrikanischen Staatengemeinschaft Sicherheitsvorsorge nicht möglich. Daß Peacekeeping Training Centre durch die (ECOWAS) sowie mit westafrikanischen Sicherheit und Verteidigung uns alle angeht, Entsendung eines Offiziers nach Accra/ Armeen. Der 40-jährige Offizier war davor ist mehr als ein Schlagwort“, schloß der Ghana für die Dauer von zwei Jahren. „Mit bereits in Afghanistan, im Tschad sowie im Bundesminister für Landesverteidigung und Major Ortwin Gammer leistet das Österrei- Kongo stationiert. Sport seinen Vortrag, dem eine angeregte Dis- chische Bundesheer einen Beitrag zu diesem Das Kofi Annan International Peace- kussion folgte. Eine „Signierstunde“ und ein Friedensprojekt. Die sicherheitspolitische keeping Training Centre in Ghana wurde wenig Zeit für persönliche Gespräche be- Lage in Afrika hat direkte Auswirkungen auf 2003 vom damaligen UNO-Generalsekretär schlossen den interessanten Vorabend der Er- Europa. Daher ist es auch für Österreich von und vom ghanaischen Verteidigungsministe- öffnung der Münchner Sicherheitskonferenz Interesse, solche Initiativen zu unterstützen, rium gegründet. Ziel sind die politische Sta- 2014. „ um den Menschen vor Ort eine friedliche Ko- bilität und Konfliktprävention in Westafrika. Quelle: Bundesministerium für existenz zu ermöglichen“, sagte Verteidi- Bislang hat das Trainingszentrum über 9.000 Landesverteidigung und Sport gungsminister Gerald Klug. Soldaten, Polizisten und Zivilisten aus mehr http://www.bmlvs.gv.at „Mit der Entsendung von Major Gammer als 80 Ländern für Friedensoperationen aus- Zahlen zu österreichischen Auslandseinsätzen können wir unsere Expertise aus den Frie- gebildet. Unterstützt wird das Training Cent- http://www.bmlv.gv.at/ausle/zahlen.shtml denseinsätzen des Bundesheeres weiterge- re unter anderem vom Österreichischen Stu- Link zum Grundlagendokument der ben“, ergänzt Klug. Als Kursdirektor ist Ma- dienzentrum für Frieden und Konfliktlösung, Österreichischen Sicherheitsstrategie jor Gammer für die Durchführung von Kur- von der Westafrikanischen Wirtschaftsge- http://www.bmlv.gv.at/wissen-forschung/publikationen/publikation.php?id=663 sen zum Ausbildungsthema „zivil-militäri- meinschaft sowie der Österreichischen Ent- https://www.securityconference.de sche Zusammenarbeit“ verantwortlich. Wei- wicklungszusammenarbeit. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 26 Österreich, Europa und die Welt Antrittstour Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher war auf Antrittsbesich in Wien.

ie Antrittstour von Südtirols Landes- Dhauptmann Arno Kompatscher in Wien hat am frühen Abend des 26. Jänner mit einem informellen Treffen mit Außenminister Sebastian Kurz begonnen. Für Kompatscher stand die Information von Kurz über aktuel- le Entwicklungen in Südtirol im Vorder- grund, vom Minister gab es ein klares Be- kenntnis zur Schutzfunktion Österreichs. Das Treffen zwischen Kompatscher und Kurz diente zum gegenseitigen Kennenler- nen, gleichzeitig wurde die Gelegenheit aber auch genutzt, um sich über die aktuellen Entwicklungen im Dreieck Wien-Bozen-Rom auf den neuesten Stand zu bringen. Landes- hauptmann Kompatscher informierte den Minister über die politische Lage in Südtirol und jene in Italien, gab Kurz aber auch einen Überblick über jene Schritte, die in den kom- menden Wochen gesetzt werden sollen, um Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Dragan Tatic Landeshauptmann Arno Kompatscher (.l) und Außenminister Sebastian Kurz die Südtirol-Autonomie weiter auszubauen und den Grad an Eigenständigkeit des Lan- – Trentino“ hinwies, die im Rahmen der kann Modell für viele Regionen Europas des weiter zu erhöhen. zukünftigen EU-Alpenraumstrategie stärker sein“, so Kurz abschließend. Kompatscher ersuchte den Außenmini- eingebunden und somit auf EU-Ebene sicht- ster zudem, Österreich möge weiter erster barer werden könnte. Faymann: Südtirol hat gute Ansprechpartner Südtirols bleiben, von Kurz Diskutiert wurden auch Fragen in Zusam- Argumente, die wir unterstützen gab es darauf ein klares Bekenntnis zur menhang mit der Entwicklung der Auto- „Südtirol hat gute und richtige Argumen- Schutzfunktion: Schon als Staatssekretär nomie in Südtirol. „Die Südtirol-Autonomie te, wenn es um den Schutz der Autonomie habe er eine enge Verbindung zu Südtirol ge- muß laufend angepaßt und weiterentwickelt geht, und diese werden wir weiterhin unter- pflegt, das für ihn ein emotionales Thema werden, ich sehe dieses Thema als dynami- stützen.“ Von Bundeskanzler Werner Fay- sei, so Kurz. Und diese gute Zusammen- schen Prozeß. In vielen Fragen hat es in den mann gab es beim Besuch von Landeshaupt- arbeit wolle er auch in seiner neuen Funktion letzten Jahren positive Entwicklungen gege- mann Arno Kompatscher am 27. Jänner Rük- fortsetzen. Mit entsprechend großem Inter- ben. Vor kurzem ist es im Zuge der Verab- kendeckung für die anstehenden politischen esse verfolgte Kurz demnach auch die Aus- schiedung des italienischen Stabilitätsgeset- Verhandlungen in Rom. führungen Kompatschers zu den anstehen- zes gelungen, erstmals eine primäre Zustän- „Danke, daß Ihr Besuch Sie zu uns führt den Herausforderungen. digkeit Südtirols für Lokalsteuern zu ver- und daß wir ein erstes gemeinsames Gespräch ankern. Dies ermöglicht der Südtiroler Lan- in guter Atmosphäre führen konnten“, sagte Kurz: Erfolgreiches Südtirol als Modell desregierung, die Wirtschaft weiter zu stär- Bundeskanzler Werner Faymann nach dem für europäische Regionen ken und Arbeitsplätze zu sichern“, erläuterte Arbeitsgespräch mit dem Südtiroler Landes- „Österreich ist und bleibt ein verläßlicher Kurz. hauptmann im Kongreßsaal des Bundes- Partner für Südtirol“, betonte Kurz. „Zwi- Intensiven Austausch gab es auch zur kanzleramtes und gratulierte ihm zu seiner schen Österreich und Südtirol gibt es eine kürzlich erfolgten Regierungsbildung in kürzlich erfolgten Wahl. „Es ist keine Über- enge Abstimmung in vielen aktuellen Fragen Südtirol und zu den politischen und wirt- raschung, daß Österreich und Südtirol in wie etwa der wachsenden Bedeutung des Al- schaftlichen Plänen des neuen Landeshaupt- freundschaftlicher Verbundenheit miteinan- penraumes. Gerade die für den alpinen Raum mannes. „Südtirol ist eine der führenden Re- der reden. Neben der Geschichte und der wichtigen grenzüberschreitenden Fragen gionen Europas. Wirtschaftsleistung, Infra- politisch engen Zusammenarbeit haben wir Umwelt- und Naturschutz, Verkehrspolitik struktur und der Lebensstandard der Bevöl- auch wirtschaftlich sehr viel gemeinsam“, und wirtschaftliche Entwicklung benötigen kerung haben einen beeindruckenden Auf- verwies Faymann auf die jeweils hohen Be- auch erhöhte Aufmerksamkeit auf EU-Ebe- wärtstrend geschafft. Ich habe Landeshaupt- schäftigungszahlen, die Stärke der jeweili- ne, was wir durch die Schaffung einer EU- mann Kompatscher ermutigt, eine Vorzeige- gen Wirtschaftsstandorte, auf Ähnlichkeiten Alpenraumstrategie erreichen möchten“, funktion in Europa zu übernehmen. Nicht bei den Strukturen im Industriesektor, etwa führte der Minister aus, der auch auf die nur die Autonomie kann als Musterbeispiel gemessen an den vielen kleinen und mittle- enge Zusammenarbeit Tirols mit Südtirol im für die Lösung von Minderheitenkonflikten ren Betrieben sowie auf die gemeinsamen Rahmen der Europaregion „Tirol – Südtirol dienen, auch der wirtschaftliche Erfolgsweg Infrastrukturprojekte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 27 Österreich, Europa und die Welt

„Wir haben Südtirol immer bei der Erhal- tung seiner Rechte unterstützt und dies auch bei Gesprächen mit der italienischen Staats- spitze geäußert. Südtirol leistet durch seine wirtschaftliche Stärke in Italien einen wert- vollen Beitrag in dieser schwierigen Zeit. Ich bin daher optimistisch für die bevorste- henden Gespräche des Herrn Landeshaupt- manns mit der Regierung in Rom“, antwor- tete Faymann auf Nachfrage hinsichtlich der Autonomie Südtirols. Zur Sprache kamen auch die in Rom anstehenden Verhandlungen zur Reform des Wahlgesetzes, zur Reform der Verfassung, aber auch zum Beitrag, den Südtirol zur Sa- nierung des Staatshaushalts leisten muß. „Die Zusammenarbeit war auch in den letz-

ten 25 Jahren sehr gut und eng. Ich glaube, Foto: BKA / Andy Wenzel daß das der Herr Landeshauptmann in seiner Bundeskanzler Werner Faymann (r.) empfing den Landeshauptmann von Südtirol, neuen Funktion auch weiterführen wird. Die Arno Kompatscher, zu einem Gespräch im Bundeskanzleramt. gemeinsame Politik in der Alpenregion in Heinz Fischer in der Wiener Hofburg bespro- Der Bundespräsident unterstrich, daß Richtung Investition und Wachstum sowie chen hat. Beim Treffen dabei war auch der man die Tradition der gegenseitigen Infor- der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. mation zwischen Bozen und Wien aufrech- ist etwas, das Südtirol und Österreich ver- Mit ihrem gemeinsamen Besuch bei terhalten wolle: Österreich verfolge die poli- bindet. Ich bin überzeugt, daß wir die bevor- Bundespräsident Fischer wollten die beiden tischen, kulturellen und wirtschaftlichen stehenden Aufgaben gemeinsam bewältigen Landeshauptleute heute ein Zeichen setzen: Entwicklungen in Südtirol mit wachsamen werden“, zeigte sich der Bundeskanzler „Der europäische Weg ist jener, der für Süd- Augen, so Fischer. Eine Aussage, die Lan- zuversichtlich und wünschte Landeshaupt- tirol vorgezeichnet ist“, so Kompatscher, „und deshauptmann Kompatscher nach dem Tref- mann Kompatscher alles Gute für die Aus- auf diesem Weg hin zu einer immer weiter fen bestätigen konnte: „Bundespräsident übung seines Amtes. fortschreitenden europäischen Einigung bie- Fischer ist überaus gut über die Entwicklun- Kompatscher verwies indes auf die engen tet uns die Euregio große Chancen.“ Ge- gen in unserem Land informiert und hat sich Kontakte, die man zu Innsbruck und Wien meinsam mit seinem Amtskollegen Platter über sehr viele Bereiche eingehend erkun- pflege. Daß die ersten Antrittsbesuche in erläuterte Kompatscher dem Bundespräsi- digt.“ Interessiert habe ihn etwa die Ent- diese beiden Städte geführt hätten, sei kein denten die konkreten Schritte hin zu einem wicklung von Wirtschaft und Beschäftigung, Zufall: „Es ist ein Zeichen der Verbunden- Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den aber auch die politische Lage in Bozen und heit mit dem Bundesland Tirol sowie der Ländern. Das Ziel der Euregio und ihres in- Rom. Bei dieser Gelegenheit äußerte Kom- Republik Österreich, die aufgrund bilateraler stitutionellen Arms, des Europäischen Ver- patscher seine Besorgnis aufgrund der zu- Abkommen mit Italien die Schutzfunktion bunds territorialer Zusammenarbeit (EVTZ), nehmend zentralistischen Tendenzen in Rom, für Südtirol innehat“, so Kompatscher, der sei in jedem Fall, die Zusammenarbeit für die auch in der Diskussion rund um die sich darüber erfreut gezeigt hat, „mit welcher die Bürger spürbarer zu machen. Verfassungsreform zutage treten würden. Herzlichkeit ich hier aufgenommen worden bin.“ Faymann gab sich überzeugt, daß die Zusammenarbeit mit dem „Neuen“ ebenso eng sein würde, wie mit Altlandeshauptmann Luis Durnwalder. „Jede Zeit bringt ihre Aufgaben, die heute vor allem eine gemein- same Politik in Europa und im Alpenraum, aber auch eine Politik in Richtung Wachstum und Beschäftigung sind“, so Faymann. „Ich bin sicher, der neue Landeshauptmann wird darauf zeitgemäße Antworten finden.“

Besuch beim Staatsoberhaupt Von der Zusammenarbeit in der Euregio über die Beschäftigungslage bis hin zu Dop-

pelpaß und Bürgerbeteiligung reichte die Pa- Foto: HBF / Peter Lechner lette der Themen, die Südtirols Landeshaupt- Bundespräsident Heinz Fischer (l.) empfing Arno Kompatscher (r.) und Tirols mann anschließend mit Bundespräsident Landeshauptmann Günter Platter in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 28 Österreich, Europa und die Welt

gebracht und die Grenzen in all den Jahren weniger spürbar gemacht“, Kompatscher.

Im Landwirtschafts- und Umweltministerium Arno Kompatscher war am 28. Jänner auch zu Gast bei Landwirtschafts- und Um- weltminister Andrä Rupprechter. Im Mittel- punkt des Arbeitsgesprächs stand das Thema Europa. „Die Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino ist ein Vorbild für die regionale Zu- sammenarbeit in der Europäischen Union“, betonte Rupprechter. Die beiden wollen die Achse Südtirol und Österreich in Europa stärken. Begleitet wurde Kompatscher vom Tiro-

Foto: Parlamentsdirektion / HBF Harald Minich ler Landeshauptmann Günter Platter. Der Mi- Im Parlament – linke Bildhälfte: Österreichische Delegation mit Nationalratspräsi- nister sicherte den Landeshauptleuten seine dentin Barbara Prammer – rechte Bildhälfte: Südtiroler Delegation mit dem Süd- tiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher im Hohen Haus am Ring Unterstützung beim Verkehrsprotokoll der Al- penkonvention zu, denn ein Zusatz Italiens Zur Sprache kam zudem die Frage der Bür- Unternehmen und Arbeitsmarkt. „Es ist klar, könnte ein Schlupfloch für den Bau neuer gerbeteiligung und das anstehende Referen- daß die Krise auch an uns nicht spurlos vor- Transitschneisen durch die Alpen eröffnen. dum zur Direkten Demokratie. Und auch über gegangen ist und einige Unternehmen Österreich setzt auf den Dialog mit Italien. eine mögliche Doppelstaatsbürgerschaft der mit deren Folgen zu kämpfen haben“, so Für den Fall, daß es keine Einigung gibt, Südtiroler wurde heute angesprochen. Auch Kompatscher. „Gleichzeitig zeigen uns die wird ein offizieller Einspruch gegen den ita- in dieser Frage, so war man sich einig, wolle Daten aber auch, daß wir vergleichsweise lienischen Zusatz – in Abstimmung mit man im Gespräch bleiben. gut dastehen und sich unser ganzes Wirt- Deutschland – vorbereitet. schaftssystem auch in der Krise bewährt Die ländliche Entwicklung war ein weite- Besuch im Hohen Haus am Ring hat“, betonte der Landeshauptmann, der der res Thema des Treffens. Kompatscher und Südtirols Dankbarkeit Österreich gegen- Parlamentsspitze in diesem Zusammenhang Rupprechter wollen Allianzen suchen, um die über hat Landeshauptmann Arno Kompat- auch die Zielrichtung der Landesregierung Interessen der Berglandwirtschaft zu wah- scher im österreichischen Nationalrat unter- hin zu Entlastungen von Familien und Un- ren. Die Makroregionale Strategie für den strichen: „Wir haben Österreich viel zu ver- ternehmen vorgestellt hat. Alpenraum, die derzeit vorbereitet wird, wer- danken, dies sollte an dieser Stelle klar und Auf den Tisch kam auch das Thema einer ten beide als Chance, in Brüssel besser ge- deutlich betont werden“, so Kompatscher Makroregion Alpen, die neue Perspektiven hört zu werden. Rupprechter: „Die Bauern in bei seinem Antrittsbesuch bei Nationalrats- einer Zusammenarbeit über die Ländergren- den alpinen Gebieten brauchen besondere präsidentin Barbara Prammer und den parla- zen hinweg eröffne. „Die Zusammenarbeit Unterstützung. Gemeinsam können wir ihre mentarischen Vertretern aller Parteien. im europäischen Geist hat uns stets weiter- Anliegen wesentlich besser vertreten.“ „ Prammer machte klar, daß die besondere Rolle, die Österreich für Südtirol spiele, allen bewußt sei. Auch deshalb gebe es im Parla- ment in Wien einen eigenen Unterausschuß, der sich mit Südtirol und dessen Entwick- lung befasse. Und nicht zuletzt deshalb wa- ren beim Antrittsbesuch Kompatschers im Nationalrat auch die Vertreter aller Parteien zugegen, um sich über die neuesten Ent- wicklungen in und um Südtirol informieren zu lassen. „Ich habe bei dieser Gelegenheit unterstrichen, daß in Italien ein verstärkter Trend hin zu mehr Zentralismus spürbar sei, wir aber weiter den Weg eines Ausbaus der Autonomie beschreiten wollen, auf dem wir mehr Eigenständigkeit für unser Land errei- chen wollen“, so der Landeshauptmann. Besonderes Interesse zeigten die Ver- Foto: BMLFUW / Bernhard Kern treter des Nationalrats auch an der wirt- Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (2.v.r.) traf sich mit LH schaftlichen Entwicklung Südtirols und die Günther Platter (2.v.l.) und dem Südtiroler LH Arno Kompatscher (r.) sowie Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Nationalratspräsident a.D. Andreas Kohl (l.) zu einem Arbeitsgespräch.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 29 Österreich, Europa und die Welt Österreich übernahm ZEI-Vorsitz Die Zentraleuropäischen Initiative soll sichtbarer gemacht werden… Fotos: BMeiA / Minoritenplatz 8 Mahmoud Die TeilnehmerInnen an der Konferenz der Zentraleuropäischen Initiative, die in der vorletzten Jännerwoche in Wien stattfand.

sterreich führt seit Jänner 2014 für ein Das neue ZEI-Dreijahresprogramm mit umfaßt mittlerweile 18 Staaten, wovon be- ÖJahr den Vorsitz in der Zentraleuropäi- den Prioritäten auf Weiterentwicklung einer reits zehn EU-Mitglieder sind. In diesem schen Initiative (ZEI). Das Motto des öster- Bildungsgesellschaft, nachhaltiger Wirtschaft geänderten Umfeld hat sich die ZEI in den reichischen Vorsitzes ist, „Die ZEI als Brücke und zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit letzten Jahren neben ihrem multilateralen zwischen europäischen (Makro)Regionen/ trägt gerade diesen europäischen Standards politischen Ansatz auch zu einer verläßli- Synergien mit anderen internationalen Or- Rechnung. chen Implementierungsorganisation für EU ganisationen“. Dazu fand am 24. Jänner in Die ZEI begeht während des österreichi- Projekte entwickelt. Wien das erste Treffen der Nationalen ZEI- schen Vorsitzes ihr 25. Gründungsjahr. Die Im Dezember 2011 erhielt die ZEI unter KoordinatorInnen, welches vom Generalse- 1989 von Österreich (neutral), Italien (NA- ihrem damaligen österreichischen General- kretär für auswärtige Angelegenheiten, Mi- TO), Jugoslawien (blockfrei) und Ungarn sekretär den Beobachterstatus bei der UNO- chael Linhart, eröffnet wurde, statt. Unter (Warschauer Pakt) gegründete Organisation Generalversammlung. „Wir wollen gerade den TeilnehmerInnen einer hochkarätigen mit der angestrebten Vernetzung mit anderen Konferenz mit VertreterInnen regionaler und regionalen und internationalen Organisatio- internationaler Organisationen befanden sich nen der ZEI eine sichtbarere Gestalt verlei- auch der österreichische EU-Kommissar Jo- hen, aber durch die heutige Veranstaltung auch hannes Hahn und der Vizepräsident der die Bedeutung Wiens als Sitz internationaler Europäischen Investitionsbank, Wilhelm Organisationen und Ort der Begegnung un- Molterer. terstreichen“, so Linhart bei der Eröffnung. Österreich verfolgt während seines dies- Der Generalsekretär für auswärtige An- jährigen Vorsitzes das Ziel, die ZEI sichtba- gelegenheiten ist als höchster Beamter des rer zu machen und durch Vernetzungen mit Außenministeriums für die zusammenfassen- anderen, in den ZEI-Mitgliedsstaaten tätigen de Behandlung aller Agenden des Ministe- Organisationen Aktivitäten zu bündeln, Sy- riums – sowohl in politischen als auch in nergien zu schaffen und Projektüberlappun- organisatorischen Fragen – verantwortlich. gen zu verhindern. Besonderes Augenmerk Aufgrund seiner Funktion ist er auch Mit- wird darüber hinaus dem EU-Annähe- glied des Nationalen Sicherheitsrates, also rungsprozeß der Westbalkanstaaten ge- dem Gremium, das die Bundesregierung in schenkt bzw. der Unterstützung aller Nicht allen grundsätzlichen Angelegenheiten der Österreichs Generalsekretär für EU-ZEI Mitglieder zur Erreichung europäi- auswärtige Angelegenheiten, Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspo- scher Standards. Michael Linhart litik berät. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 30 Österreich, Europa und die Welt Höchste französische Auszeichnung für B. Prammer Premierminister Ayrault überreicht NR-Präsidentin Orden der Ehrenlegion – Französische Abgeordnete auf Besuch im Hohen Haus Foto: Parlamentsdirektion / HBF Franz Hartl Der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault (r.) und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (m.)

it der Aufnahme in die „Légion ein herausragendes Beispiel dafür, was das gutes Einvernehmen mit ihrem französi- Md’Honneur“ wurde Barbara Prammer Besondere des politischen Engagements aus- schen Amtskollegen Claude Bartolone, dem nun eine der höchsten Auszeichnungen des macht. Ayrault erinnerte in diesem Zusam- Präsidenten der Nationalversammlung, her- französischen Staates zuteil. Premierminister menhang an Prammers Einsatz im Kampf vor. Beruflichen Bezug zu Frankreich habe Jean-Marc Ayrault überreichte der National- gegen die Diskriminierung der Frauen und sie aber auch durch ihre Tätigkeit im Natio- ratspräsidentin am Abend des 17. Jänner in für die Gleichstellung der Geschlechter und nalfonds und Entschädigungsfonds für die einer feierlichen Zeremonie in der französi- meinte, ihr sei es zu verdanken, daß die glä- Opfer des Nationalsozialismus, die sie im- schen Botschaft die Insignien des Komman- serne Decke, an die Frauen im Berufsleben mer auch mit österreichischen Überleben- deurs der Ehrenlegion und würdigte damit oft stoßen, nun durchlässiger geworden ist. den, die heute in Frankreich leben oder dort das Engagement Prammers für Chancen- Opfer der NS-Besatzer wurden, in Verbin- gleichheit, die Rechte der Frauen und für die Prammer: Frankreich ist das dung bringe. Die Ehrung sah Prammer über- Durchsetzung demokratischer Werte. Mutterland von Menschenrechten, dies auch als Motivation, die Beziehungen Demokratie und Solidarität und Verbindungen zu Frankreich, und gera- Ayrault würdigt Prammers Sie fühle sich außerordentlich geehrt, zu- de auch zum französischen Parlament weiter Engagement für die Rechte der Frauen mal der Orden die für sie wichtigsten Wer- zu intensivieren. In seiner Laudatio bezeichnete Ayrault te – Menschen- und Frauenrechte, Demokra- Die Ehrenlegion ist ein Verdienstorden, Barbara Prammer als außergewöhnliche po- tie und Solidarität – verkörpere, meinte der 1802 unter dem damaligen Ersten Kon- litische Persönlichkeit und große Demokra- Prammer in ihren Dankesworten und erin- sul Napoleon Bonaparte von der National- tin, die in all ihren beruflichen Tätigkeiten nerte auch an ihre persönlichen und beruf- versammlung gestiftet wurde und herausra- und Funktionen von dem Grundsatz ausge- lichen Beziehungen zu Frankreich, das sie gende militärische und zivile Leistungen, gangen sei, daß es kein gesellschaftliches als Mutterland dieser politischen Ideale be- ausgezeichnete Talente und große Tugenden Miteinander ohne Politik geben kann. Die zeichnete. Prammer sprach ihre durch den belohnt. Mit dem Rang eines Kommandeurs österreichische Nationalratspräsidentin sei französischen Großvater ihrer Cousine ent- wurden in den letzten Jahren u.a. die Poli- gerade in einer Phase, in der die Sirenen- standene familiäre Bindung zu Paris und tiker Wladyslaw Bartoszewski und Klaus gesänge des Populismus in Europa ertönen, Frankreich an und hob überdies auch ihr Wowereit, aber auch Kulturschaffende wie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 31 Österreich, Europa und die Welt

die in Österreich verbreitete Praxis von Früh- den, könne es zu einer Ankurbelung der pensionierungen und Schulungen hinwies. Wirtschaft kommen. In der Frage einer Fi- Auf großes Interesse seitens der österrei- nanztransaktionssteuer, die von den Abge- chischen Abgeordneten stießen die von Prä- ordneten Christine Muttonen (SPÖ) und sident Hollande angekündigten Justierungen Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne) ange- in der Wirtschafts- und Steuerpolitik Frank- sprochen wurde, traten die französischen reichs. Wolfgang Gerstl (ÖVP) begrüßte die Gäste für eine gesamteuropäische Lösung in Aussicht gestellten Steuererleichterungen ein, um der Gefahr der Abwanderung von ausdrücklich und meinte, nur wenn von den Banken vorzubeugen. „ Unternehmen Arbeitsplätze geschaffen wer- Quelle: Parlamentskorrespondenz Premierminister-Gattin besucht Haus der Barmherzigkeit Foto: Parlamentsdirektion / HBF Franz Hartl Nach der Auszeichnung: Nationalrats- präsidentin Barbara Prammer und Premierminister Jean-Marc Ayrault Charles Aznavour und Daniel Barenboim ausgezeichnet.

Österreichisch-französische Gespräche unter Freunden Der schwierige Kampf gegen die Auswir- kungen der Krise stand heute im Mittelpunkt eines Treffens einer französischen Parlamen- tarierInnendelegation mit MandatarInnen aus dem Kreis des Außenpolitischen Aus-

schusses unter Leitung des Abgeordneten Foto: Haus der Barmherzigkeit/APA-Fotoservice/Hörmandinger Josef Cap (SPÖ). Die Gespräche, die von Brigitte Ayrault (rechts) wurde von Pamela Rendi-Wagner, Sektionschefin im den guten freundschaftlichen Beziehungen Bundesministerium für Gesundheit (links), und Tanzschulleiter Thomas Schäfer- Elmayer begleitet (ganz rechts). zwischen den Parlamenten beider Staaten geprägt waren, boten beiden Seiten die Mög- m Rahmen des zweitägigen Arbeitsbe- Aufmerksam auf das Demenz-Tanzcafé lichkeit, Gemeinsamkeiten zu unterstrei- Isuches von Frankreichs Premierminister wurde Brigitte Ayrault übrigens durch Tanz- chen, aber auch auf mitunter unterschiedli- Jean-Marc Ayrault besuchte dessen Gattin, schulleiter Thomas Schäfer-Elmayer, der die- che Zugänge zu einzelnen Politikbereichen Brigitte Ayrault, auch das Haus der Barm- ses Therapieangebot unterstützt. hinzuweisen. herzigkeit in der Wiener Tokiostraße. Nach Mit dem therapeutischen Demenz-Tanz- Die französischen Gäste zeigten sich vor einer offiziellen Begrüßung nahm sie am café können insbesondere Personen erreicht allem beeindruckt von den guten wirtschaft- Demenz-Tanzcafé teil, einer innovativen werden, die klassische Therapieangebote ab- lichen Eckdaten Österreichs und der im in- Therapieform, die das Haus der Barmherzig- lehnen. Bei DemenzpatientInnen erlaubt die- ternationalen Vergleich niedrigen Arbeitslo- keit als eine der ersten heimischen Einrich- se Bewegungsform ein Aktivieren des Kör- sigkeit und hoben insbesondere den sozial- tungen mit großem Erfolg anbietet. Bereits pergedächtnisses, hellt ihre Stimmung auf partnerschaftlichen Dialog als Vorbild auch im Vorfeld hatte es Brigitte Ayraults beson- und kann zur Steigerung der kognitiven Lei- für Frankreich hervor. Erschwert werde die deres Interesse geweckt, da sie sich selbst als stungen beitragen. Grundvoraussetzung für Suche nach einem Konsens zwischen Ar- Botschafterin des Projekts „Monalisa“ aktiv den Tanz als Therapieform ist das Herstellen beitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen al- für die Belange älterer Menschen einsetzt. des richtigen „Settings“: Durch biografisch lerdings, wie der Leiter der Delegation, Ab- „Wir arbeiten ständig an der Weiterent- relevante Musik und feierliche Kleidung und geordneter Robert del Picchia, bemerkte, wicklung unseres Pflege- und Therapieange- Dekoration wird eine festliche Kaffeehaus- durch den Umstand, daß es in Frankreich bots und engagieren uns insbesondere auch Atmosphäre geschaffen. Diese Umgebung nicht einen zentralen Gewerkschaftsbund, dafür innovative Konzepte in die Betreuung ruft verloren gegangene Erinnerungen wach sondern mehrere, ideologisch unterschied- unserer pflegebedürftigen Bewohner zu inte- und ermöglicht den TeilnehmerInnen eine lich ausgerichtete Gewerkschaften gibt. grieren. Wir freuen uns daher besonders, Bri- bessere emotionale Beteiligung. Seit vergan- FPÖ-Abgeordneter Johannes Hübner erklär- gitte Ayrault bei uns begrüßen und ihr bei- genem Jahr wird das Demenz-Tanzcafé ein- te die hierzulande niedrige Jugendarbeits- spielhaft das therapeutische Demenz-Tanz- mal monatlich von einem Tanzpaar der Tanz- losigkeit auch durch die niedrige Geburten- café vorzustellen zu können“, erklärt Prim. schule Elmayer unterstützt, das zusätzlichen rate, während Christoph Vavrik von den Athe Grafinger, Ärztliche Leiterin des HB Glanz in die Veranstaltung bringen soll. „ NEOS seine französischen KollegInnen auf Tokiostraße. http://www.hausderbarmherzigkeit.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 32 Österreich, Europa und die Welt EU für Österreichs Jugend komplex, aber wichtig 72 Prozent sehen sich als EU-Bürger – 74 Prozent von EU-Mitgliedschaft überzeugt – größte Skepsis an Berufsschulen

ie EU wird unter Jugendlichen vor Dallem als „kompliziert“ aber auch als „fern“ wahrgenommen, gleichzeitig als „sozial“ und „wichtig“ eingestuft – auch für das eigene Leben. Signifikant sind dabei die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schultypen. Dies zeigt die diesjährige öster- reichweite Umfrage, die die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) im Rahmen der Wanderausstellung „Die EU und DU“ bereits zum fünften Mal in Schulen (in der Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren) durchgeführt hat. 72 % der 1047 befragten Jugendlichen fühlen sich als EU-Bürgerin oder -Bürger (nur 8 % stimmen dem gar nicht zu.) In Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) sind es sogar 84 %, in Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) 80 %, in Berufs- schulen dagegen nur 63 %. Foto: ÖGfE Die befragten SchülerInnen sind mehr- Paul Schmidt, Generalsekretär der ÖGfE bei einer der Veranstaltungen anläßlich heitlich von der EU-Mitgliedschaft Öster- der Wanderausstellung »Die EU und DU« reichs überzeugt: 74 % verneinen die Aussa- „jung“ bewegen sich zwischen 50 und 60 %, Im Vergleich zur BHS finden AHS-Schü- ge, daß es besser für ihre Zukunft wäre, wäre „schwach“, „unsicher“ und „alt“ zwischen lerInnen die EU aber weniger „interessant“ Österreich nicht EU-Mitglied. 23 % stim- 25 und 32 %. Gleichzeitig empfindet die (56 versus 66 %). men zu – in BHS nur 13 %, in Berufsschulen Hälfte der jungen Erwachsenen die EU als jedoch 33 %. Für die Politische Bildung an eher „fern“ und „fremd“ („nahe“ und „ver- Berufsschulen: diffuses Bild der EU den Schulen besteht also Potential, auf die traut“: jeweils 32 %). In der Wahrnehmung der befragten Be- unterschiedliche EU-Wahrnehmung zwi- rufsschülerInnen ist die EU ebenfalls „kom- schen den Schultypen gezielt zu reagieren. Große Unterschiede zwischen pliziert“ (62 %), aber nur noch für 51 % „so- Schultypen – BHS top zial“ und für durchschnittlich 48 % „wich- Insgesamt positive EU-Wahrnehmung Bei der Betrachtung nach Schultypen tig“, „modern“ und mit „Freiheit“ verbun- Wagen die Jugendlichen auch den Blick zeigt sich eine überdurchschnittlich positive den. Zwischen Gegensätzen wie solidarisch- über die Grenzen? Insgesamt 63 % der Be- EU-Wahrnehmung der Gruppe der BHS. unsolidarisch, offen-verschlossen oder inter- fragten zeigen Interesse daran, wie die Ju- Über 80 % bezeichnen die EU als eher essant-langweilig wurden keine eindeutigen gend in anderen EU-Ländern lebt, lernt und „wichtig“‚ „solidarisch“, „nötig“ und „sozi- Entscheidungen getroffen. Insgesamt ist das arbeitet. BHS-SchülerInnen sind mit 78 % al“, wenn auch „kompliziert“. Im Vergleich Stimmungsbild diffuser und kritischer. überdurchschnittlich interessiert. In den AHS zur Grundgesamtheit empfindet eine größere Bei den Assoziationen zur EU enthielten sinkt der Wert auf 63 % und in den Berufs- Anzahl der BHS-Schülerinnen und Schüler sich die Befragten in den Berufsschulen rund schulen auf 58 %. die EU auch als „interessant“ (66 zu 48 %) drei- bis viermal öfter als in den anderen Konfrontiert mit vorgegebenen Gegen- und stuft sie als „offen“ (60 %) ein. Die Wer- Schultypen. Der Anteil derer, die die EU satzpaaren wirkt die EU auf knapp drei te für „fremd“ (59 %) und „fern“ (64 %) lie- nicht genau einordnen können oder wollen, Viertel der Befragten „kompliziert“, wird gen jedoch ebenfalls über dem Gesamter- ist relativ gesehen hoch. Mit verstärkter jedoch auch von mehr als zwei Drittel als gebnis. Informationsarbeit könnte daher den Schü- eher „wichtig“ und „sozial“ bezeichnet. Je- lerInnen insbesondere an den Berufsschulen weils mehr als 60 % assoziieren die EU AHS: EU jung und modern eine bessere Orientierungshilfe im Hinblick außerdem mit „Freiheit“ (anstatt „Zwang“: In etwas abgeschwächter Form gilt dieses auf europäische Entwicklungen gegeben 20 %) und entscheiden sich tendenziell für Profil auch für Befragte aus AHS, wobei die werden. „ „modern“, „nötig“, „einflußreich“ und „soli- EU hier am öftesten als „jung“ (zwei Drittel) http://www.oegfe.at darisch“. Die Werte „stark“, „sicher“ und und „modern“ (78 %) wahrgenommen wird. http://www.die-eu-und-du.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 33 Österreich, Europa und die Welt Änderungen bei Europawahlordnung Nationalrat senkt Vorzugsstimmen-Hürde auf 5 Prozent

echtzeitig vor den Wahl zum Europäi- sei ein Friedensprojekt, hielt Berlakovich men der FPÖ vor, die Briefwahl als solche Rschen Parlament hat der Nationalrat am fest und nutzte wie seine Fraktionskollegin auf ein Minimum zurückzufahren und ande- 29. Jänner noch einige Bestimmungen der Michaela Steinacker (ÖVP) vor diesem Hin- re Wege für eine größtmögliche Wahlbetei- Europawahlordnung geändert. Mehrheitlich tergrund die Gelegenheit, einen Aufruf zur ligung zu finden. stimmten die Abgeordneten für eine Sen- Wahlbeteiligung bei den Europawahlen am Grünen-Abgeordnete Daniela Musiol kung der Vorzugsstimmen-Hürde und Erlei- 25. Mai zu starten. wünscht sich bei der Neuregelung der Vor- chterungen bei der Briefwahl. Die Opposi- FPÖ und Grüne machten für ihre Ab- zugsstimmen mehr als eine Senkung der tion ist allerdings gespalten, nur das Team lehnung des Gesetzentwurfs unterschiedli- Hürde. Diese sei eine Themenverfehlung und Stronach und die NEOS votierten neben den che Gründe geltend. So begrüßte FPÖ-Ab- zu kurzsichtig. Die Kernfrage sei, welche Koalitionsparteien für das Gesetz. Ange- geordneter Harald Stefan zwar die neue Auswirkungen Vorzugsstimmensysteme für nommen wurde auch ein Abänderungsantrag Vorzugsstimmenregelung, er sprach sich mit die Zusammensetzung der Parlamente in be- der Regierungsparteien, wodurch Formal- Hinweis auf die generelle Skepsis seiner zug auf Frauen haben, meinte sie und gab zu fehler beseitigt und die in der Europawahl- Partei gegen die Briefwahl jedoch dagegen bedenken, daß geltende Systeme dazu füh- ordnung angeführte Anzahl der Regional- aus, diese weiter zu erleichtern. Die Brief- ren, daß der Anteil an Frauen im Parlament wahlkreise richtig gestellt wurde. wahl entspreche nicht den Grundsätzen des sinke. Diskussionen über Demokratie und Laut Gesetzesbeschluß werden Kandi- Wahlrechts, meinte Stefan und äußerte seine Wahlrechtsordnung müssen stets dem Gleich- datInnen künftig bereits dann vorgereiht, Bedenken, ob damit Prinzipien wie die freie, heitsgrundsatz entsprechen, gab die Manda- wenn sie 5 Prozent der auf ihre Partei entfal- persönliche und unbeeinflusste Stimmen- tarin zu bedenken. „ lenden Stimmen als Vorzugsstimmen erhal- abgabe vereinbar sind. Stefan schlug im Na- Quelle: Parlamentskorrespondenz ten. Derzeit ist die Hürde mit 7 Prozent fest- gelegt. Neu ist außerdem, daß Wahlkarten am Wahlsonntag in jedem beliebigen Wahl- Österreichische Parlamentarier in lokal bzw. in jeder beliebigen Bezirkswahl- wichtigen Europaratsfunktionen behörde abgegeben werden können. Die Überbringung muß nicht persönlich, sondern ie langjährige Leiterin der österreichi- Ein besonders Anliegen ist ihr der Kampf kann auch durch eine andere Person erfol- Dschen Delegation zur Parlamentarischen gegen alle Arten der Gewalt. Wurm hofft, gen. Versammlung des Europarates, Gisela Wurm, daß die Konvention des Europarates zur Ver- SPÖ und ÖVP sehen in der Gesetzes- wurde in ihrer Funktion als Vizepräsidentin hütung und Bekämpfung von Gewalt gegen novelle einen weiteren wichtigen Schritt zur der Parlamentarischen Versammlung des Eu- Frauen und häusliche Gewalt („Istanbul Personalisierung des Wahlrechts. So sprach roparates bestätigt und auch zur Vorsitzen- Konvention“) noch während der österreichi- Abgeordneter Peter Wittmann (SPÖ) von den des Ausschusses für Gleichbehandlung schen Präsidentschaft im Europarat in Kraft einer guten Errungenschaft und Dienstlei- und Nichtdiskriminierung der Versammlung treten wird. Schon bald, am 4. und 5. März, stung für die BürgerInnen, die ihr Wahlrecht gewählt. Überaus erfolgreich verlief es in wird im österreichischen Parlament eine Sit- ausüben wollen. Besonders positiv sei auch, Straßburg auch für Wurms Delegationskol- zung des parlamentarischen Netzwerkes dass so das vorläufige Vorzugsstimmener- legen Stefan Schennach, der die Kür zum „Women Free from Violence“ sowie des Aus- gebnis bereits wenige Tage nach dem Wahl- Vorsitzenden des Monitoring-Ausschusses der schusses für Gleichbehandlung und Nichtdis- tag bekannt gegeben werden könne. Sein Parlamentarischen Versammlung für sich kriminierung stattfinden, kündigt Wurm an. Fraktionskollege Josef Cap (SPÖ) sah in den entschied. Bundesrat Stefan Schennach (S)ÜÖ, der Änderungen der Europawahlordnung einen Die SPÖ-Abgeordnete Gisela Wurm steht der österreichischen Delegation zur Parla- Weg in die richtige Richtung. Man müsse seit fünf Jahren an der Spitze der österreichi- mentarischen Versammlung des Europarates aber noch etwas dafür tun, damit die schen Delegation zur Parlamentarischen Ver- seit 2011 angehört, wurde in Straßburg zum Möglichkeit der Vorzugsstimmenabgabe ver- sammlung, wurde 2013 erstmals zur Vize- Vorsitzenden des Monitoring-Ausschusses der mehrter angenommen wird. präsidentin der Versammlung gewählt und Versammlung gewählt. Dieser überprüft die „Unser gemeinsames Haus Europa ist gehört dem Ausschuß für Gleichbehandlung Einhaltung jener Verpflichtungen, die neue noch nicht fertig“, mahnte Abgeordneter und Nichtdiskriminierung seit vielen Jahren Mitgliedsstaaten des Europarates mit ihrem Nikolaus Berlakovich (ÖVP) und argumen- als Mitglied an. Erst im vorigen November Beitritt zu dieser Organisation eingegangen tierte die Notwendigkeit einer Änderung der hat die engagierte Parlamentarierin dort mit sind. Bisher leitete er den Unterausschuß Um- Europawahlordnung etwa mit der wachsen- einem Bericht über Stalking auf sich auf- welt und Energie, weiterhin ist er Mitglied den Bedeutung des EU-Parlaments. Es hand- merksam gemacht. des Ausschusses für Soziales, Gesundheit le sich um eine Attraktivierung der Vor- Als Ausschußvorsitzende möchte sie ge- und nachhaltige Entwicklung. „ zugsstimmenabgabe. Die Europäische Union gen Diskriminierung in jeder Form eintreten. Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 34 Österreich, Europa und die Welt Gelebte Nachbarschaft Oö. Grenzregionen profitieren vom gemeinsamen Europa Umfrage in oberöster- reichischen grenznahen Gemeinden zeigt positive Entwicklung der Regionen OÖ mit einem Exportvolumen von 31,8 Mil- liarden Euro (Prognose für 2013) das füh- rende Export-Bundesland dieser Republik. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt mit dem Export zusammen. Da wun- dert es nicht, daß im Vorjahr ein Beschäf- tigungsrekord in OÖ verzeichnet wurde: Knapp 620.000 Menschen waren durch- schnittlich in Beschäftigung – deutlich mehr als vor dem EU-Beitritt. Seitdem sind rund 100.000 Beschäftigte dazugekommen, das ist ein Plus von mehr als 20 %. So weit die Fakten. Daß die Europäische Union, die Nachbarschaft mit den Grenzre- gionen in Deutschland/Bayern, aber auch mit den jahrzehntelang abgeschnittenen Regio- nen wie Tschechien/Südböhmen, auch in den Köpfen der Menschen angekommen ist, zeigt die jüngste Umfrage der Österreichi- schen Gesellschaft für Europapolitik.

Oberösterreicher über

Foto: Land OÖ Bayern gut informiert OÖ. Wirtschafts- und Europa-Landesrat Michael Strugl (l.) und Paul Schmidt, Für die befragten BewohnerInnen der oö. Generalsekretär der Österr. Gesellschaft für Europapolitik Grenzbezirke Braunau, Ried, Rohrbach und ie oft kommen Sie nach Bayern und aber das Einkaufen: Knapp 80 Prozent der Schärding ist das Verhältnis zu Bayern von Wwarum? Wie haben sich die grenz- Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher Vertrautheit und regelmäßigen Kontakten überschreitenden Beziehungen in den ver- in grenznahen Gemeinden nützen ihren Auf- geprägt: Vier von fünf Befragten fühlen sich gangenen Jahren entwickelt? Wo ergeben enthalt in Bayern dafür“, so Paul Schmidt, gut über die Nachbarregion informiert – kein sich durch verstärkte Zusammenarbeit Ver- Generalsekretär der ÖGfE. „Drei von vier Wunder, halten sich mehr als drei Viertel besserungsmöglichkeiten? Zu diesen und Befragten sind mindestens einmal im Monat von ihnen doch mindestens einmal pro Mo- noch vielen anderen Fragen hat die Österrei- in der Nachbarregion anzutreffen. Ein nat „drüben“ auf, mehr als ein Drittel sogar chische Gesellschaft für Europapolitik wichtiger Faktor, der zeigt, daß die Regionen mindestens einmal wöchentlich. Hauptmo- (ÖGfE) 500 BewohnerInnen grenznaher noch weiter zusammenwachsen“, betont tive dafür sind Einkaufen (79 %), der Besuch Gemeinden in den Bezirken Braunau, Ried, Schmidt. von Freunden & Verwandten (29 %) und Rohrbach und Schärding befragt. Urlaub/Ausflüge (27 %). Deutlich abgeschla- „Die Antworten zeigen, daß die Men- Tourismus, Wirtschaft, Kultur – gen ist das Motiv „Arbeiten“ mit nur 7 %. schen in den Grenzbezirken auf oberösterrei- OÖ hat sich durch Abbau der Insgesamt wird die Entwicklung der Be- chischer Seite die Entwicklung in ihrem Grenzen positiv entwickelt ziehungen zur Nachbarregion in Bayern je Umfeld positiv sehen“, sagt Wirtschaft- und Seit 19 Jahren ist Oberösterreich in der nach Themenfeld unterschiedlich beurteilt: Europa-Landesrat Michael Strugl. Erfreulich EU und hat in dieser Zeit eine Phase der In- Positiv werden kultureller Austausch, Tou- seien das rege Interesse an der Nachbar- ternationalisierung durchlebt. Die Mitglied- rismus und das nachbarschaftliche Verhäl- region und der Wille zur Zusammenarbeit. schaft in der Europäischen Union ist ein tnis allgemein bewertet, ebenso das Thema „Die Menschen wissen um die Bedeutung Wettbewerbs-, Innovations-, Konjunktur- Arbeitsplätze. Überwiegend negativ wird die des gemeinsamen Europa für die wirtschaft- und Arbeitsplatzmotor für unser Bundesland. Entwicklung der Verkehrsbelastung gese- liche und persönliche Entwicklung und ken- Auch mit Unterstützung aus EU-Förder- hen, keine Veränderung der Entwicklung der nen auch Projekte, die mit Unterstützung der töpfen ist es gelungen, in punkto Wettbe- Kriminalität attestiert. EU ermöglicht wurden“, so Strugl. werbsfähigkeit ins obere Mittelfeld aufzu- Die Beziehungen ins Nachbarland spie- schließen. Verkehr und Atomkraft könnten gutes len sich stark auch auf einer persönlichen Vor allem von der EU-Osterweiterung im Nachbarschaftsverhältnis trüben Ebene ab: Drei von zehn Befragten besuchen Jahr 2004 hat Oberösterreich überdurch- Beim Verkehrsaufkommen aus Bayern Freunde und Verwandte, wenn sie sich in der schnittlich stark profitiert und seine Chancen sehen 27 % der Befragten einen (sehr) pro- Nachbarregion aufhalten. „Hauptmotiv ist auf den neuen Märkten gut genutzt. Heute ist blematischen Einfluß auf das nachbarschaft-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 35 Österreich, Europa und die Welt liche Verhältnis, ebenso bei der Sicherheit große Erwartungen in die Kooperation ge- wird von der Österreichischen Gesellschaft der Atomkraftwerke auf bayerischer Seite setzt: Vor allem bei Kultur- und Tourismus- für Europapolitik durchgeführt und vom (49 %). angeboten sollen Verbesserungen eintreten. Land Oberösterreich finanziell unterstützt. Als weitgehend unproblematisch gelten Skeptisch ist man, wenn es um die Chancen Methodik: Befragt wurden im Sommer jedoch Themen wie die Abwanderung ober- zur Verbesserung der Verkehrsverbindungen 2013 500 Personen in den grenznahen Be- österreichischer Betriebe nach Bayern, Kri- geht: 57 % halten diese für (sehr) groß, 44 % zirken Braunau, Ried, Rohrbach und Schär- minalität aus Bayern oder der Zuzug bayeri- für (sehr) gering. ding in Form von telefonischen Interviews. scher Arbeitskräfte in die Region. Das Projekt „Gelebte Nachbarschaft in Durchgeführt wurde die Umfrage vom Mar- der Grenzregion Oberösterreich-Bayern“ ket-Institut in Linz. „ Bekanntheit von EU-geförderten Projekten ausbaufähig Vier von zehn befragten Oberösterrei- Russische Delegation überzeugt cherInnen kennen in ihrer Region Projekte, sich vom Wirtschaftsstandort NÖ die mit finanziellen Mitteln der EU gefördert wurden – 56 % allerdings kennen keine. Da- ie Nachfrage nach innovativen Mate- dem 1. Halbjahr 2012. Damit liegt Rußland bei wurden in der abgelaufenen Programm- Drialien, Technologien, Anlagen und Ma- an 15. Stelle der wichtigsten Handelspartner periode 2007 bis 2013 allein aus den EU- schinen aus Niederösterreich ist hoch. Allein Niederösterreichs. Fördertöpfen, die explizit für grenzüber- 2013 wurden knapp 50 Unternehmen seitens Im Zuge des Gesprächs wurde eine stär- schreitende Projekte vorgesehen sind, mehr ecoplus International bei ihren Exportbestre- kere Zusammenarbeit zwischen Krasnodar als 160 Projekte unterstützt – von wirtschaft- bungen nach Rußland betreut“, sagte Wirt- und Niederösterreich vereinbart: So infor- lichen Kooperationen über Tourismus bis schafts-Landesrätin Petra Bohuslav, die mierte sich Wirtschaftsminister Proschunin hin zu Arbeitsmarkt und auch Verkehr. Ins- Mitte Jänner eine Wirtschaftsdelegation aus im ecoplus Wirtschaftspark Industriezen- gesamt standen dafür in Oberösterreich rund der Region Krasnodar, wo auch die Olym- trum NÖ-Süd, worauf es bei der Entwick- zehn Millionen Euro zur Verfügung. piastadt Sotschi liegt, in St. Pölten empfing. lung von erfolgreichen Parks ankommt. Aus- „Auch der hohe Modernisierungs- und Inve- serdem besuchte die Delegation den Techno- Positive Haltung gegenüber Euro stitionsbedarf bei Agrar- und Lebensmittel- polstandort Tulln, um sich über die Möglich- und Abbau der Grenzkontrollen technologien in Rußland eröffnet gute Ab- keiten des Technologiestandorts Niederöster- Seit mehr als 15 Jahren sind die Grenz- satzchancen. Die Region Krasnodar bietet reich zu informieren. kontrollen zwischen Bayern und OÖ bereits exzellente Voraussetzungen, um diese wirt- „Um international erfolgreich zu sein, ist Geschichte. Ihren Abbau halten acht von schaftlichen Chancen für beide Seiten zu das persönliche Gespräch mit Entschei- zehn Befragten im Rückblick für die richtige nutzen“, erklärte Bohuslav im Gespräch mit dungsträgern ein wertvoller Beitrag. Daß wir Entscheidung. Nicht ganz so eindeutig ist Andrey Proschunin, dem Wirtschaftsmini- am russischen Markt am richtigen Weg sind, die Meinung zum Euro: Hier glauben zwei ster von Krasnodar. zeigen uns die positiven Zahlen: Im Vorjahr Drittel, daß der Euro die Regionen stärker Im Jahr 2012 startete das Land Nieder- wurden allein mit Hilfe von ecoplus Inter- zusammenwachsen hat lassen. Interessant ist österreich die Exportoffensive „Rußland national knapp 50 niederösterreichische Un- hier der Vergleich zu einer ÖGfE-Umfrage 2012+“. Rußland ist einer der größten Wirt- ternehmen bei ihren Exportbestrebungen im oö. Grenzgebiet zu Tschechien 2011: schaftsräume weltweit. Insbesondere in den nach Rußland betreut. Egal ob es sich um Dort glaubte die Hälfte der Befragten, daß Bereichen Bau, Energie, Infrastruktur sowie eine Vertriebspartnersuche, Unterstützung eine gemeinsame Währung das Zusammen- Umwelttechnik bietet der russische Markt bei der Suche nach einem russischen Reprä- wachsen der Regionen fördern würde. Das großes Potential – auch für Niederösterreichs sentanten für Unternehmen oder um Unter- könnte ein Indiz dafür sein, daß die Euro- Unternehmen. Dieses Potential wird immer stützung bei der Gründung von Vertriebsnie- Einführung im Nachhinein positiver beur- stärker genutzt: Während im ganzen Jahr derlassungen handelt. Das Beraterteam von teilt wird als sie zunächst vermutet wird. 2012 mit einem Gesamtexportvolumen von ecoplus International steht für die nieder- rund 343 Millionen Euro ein Plus von 2,7 österreichischen Klein- und Mittelbetriebe in Europaregion Donau-Moldau ist Prozent gegenüber 2011 verzeichnet wurde, Exportfragen stets zur Verfügung“, sind sich bekannt und kann Entwicklung positiv steigerte sich dieser Wert im ersten Halbjahr die Wirtschafts-Landesrätin und ecoplus- beeinflussen 2013 enorm: plus 21,5 Prozent gegenüber Geschäftsführer Helmut Miernicki einig. „ Drei Länder, zwei Sprachen, eine Region: Die Europaregion Donau-Moldau, 2012 in Linz gegründet, ist ein Zusammenschluß Zusammenarbeit zwischen von sieben Regionen (Oberösterreich, das Kärnten und Südtirol vertieft niederösterreichische Most- und Waldvier- tel, die tschechischen Kreise Südböhmen, ls erster offizieller Kärntner Vertreter tausch“, faßte Ragger zusammen. Im Rah- Pilsen und Vysocina, die Oberpfalz und Nie- Abesuchte Landesrat Christian Ragger men von bilateralen Gesprächen im Bereich derbayern mit Altötting) zur trilateralen am 23. und 24. Jänner den Südtiroler Lan- National- und Naturparks sowie Jagd und Zusammenarbeit in den Bereichen Wirt- deshauptmann Arno Kompatscher. „Südtirol Tierschutz sollen in Zukunft grenzüber- schaft, Forschung, Bildung und Tourismus. und Kärnten sind sich sehr ähnlich. Vor al- schreitende Kooperationen entstehen. Es sei Die Hälfte der Befragten kennt die Euro- lem im Hinblick auf die Mehrsprachigkeit wichtig, die Internationalisierung Kärntens paregion Donau-Moldau und es werden auch bietet sich ein spannender Erfahrungsaus- voranzutreiben. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 36 Österreich, Europa und die Welt Grenzüberschreitende Fachhochschul-Studiengänge Niederösterreichs LH Erwin Pröll unterzeichnete gemeinsames Arbeitsprogramm mit Südmähren, Südböhmen und Vysocina^

andeshauptmann Erwin Pröll unter- Lzeichnete am 16. Jänner in Brünn das gemeinsame Arbeitsprogramm des Landes Niederösterreich und der tschechischen Kreise Südböhmen, Südmähren und Vyso- èina für die Jahre 2014 bis 2017. Pröll sprach dabei von einem „historischen Zusammen- treffen“: „Es ist dies nicht nur das bereits elfte Arbeitsübereinkommen zwischen Nie- derösterreich und den Regionen auf tsche- chischer Seite, sondern wir befinden uns auch in einem historischen Jahr, in dem wir 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhanges und zehn Jahre EU-Erweiterung feiern.“ Neben dem niederösterreichischen Lan- deshauptmann unterzeichneten auch die Kreishauptleute Michal Ha¹ek (Südmähren), Jiøi Behounek (Vyèocina) und Jiøí Zimola (Südböhmen) das Übereinkommen, anwe- send war auch der Premierminister der tsche- Foto: NLK Pfeiffer

chischen Republik, Jiøí Rusnok. v. l.: Kreishauptmann Zimola (Südböhmen), Landeshauptmann Erwin Pröll, ^ Kreishauptmann Hasek (Südmähren) und Kreishauptmann Behounek (Vysocina).

Pröll: »Damals waren wir benachbarte uns anstrengen und miteinander diskutieren reich und den tschechischen Kreisen Süd- Fremde, heute sind wir Freunde.« müssen, etwa in Fragen, die uns noch auf mähren, Südböhmen und Vyèocina wurden Die Unterzeichnung des ersten Arbeits- Distance halten, so etwa in der Frage der bereits zahlreiche Projekte umgesetzt, so zum übereinkommens habe noch unter „vollkom- atomaren Nutzung.“ Es dürfe jedoch kein Beispiel das grenzüberschreitende Hoch- men anderen Begleitumständen“ stattgefun- Thema geben, „wo es keine Kooperation wasser-Frühwarnsystem oder auch kulturelle den, erinnerte Pröll: „Damals waren wir be- und vor allem auch Kommunikation gibt“, Initiativen wie die grenzüberschreitende nachbarte Fremde, heute sind wir Freunde.“ so Pröll. Landesaustellung im Jahr 2009. Man habe die „historische Verpflichtung, Das neue, nunmehr unterzeichnete Ar- einen Beitrag dazu zu leisten, daß wir weiter »Wesentlicher Schritt der grenzüber- beitsübereinkommen sieht nun die Einrich- zusammenwachsen“, betonte der Landes- schreitenden Zusammenarbeit« tung von grenzüberschreitenden Fachhoch- hauptmann. Er freue sich deshalb sehr, daß Premierminister Rusnok sprach von einem schul-Studiengängen unter der Führung der es im Rahmen dieses Arbeitsübereinkom- „wesentlichen Schritt der grenzüberschrei- IMC Fachhochschule Krems (mit einem mens nun möglich sei, eine grenzüberschrei- tenden Zusammenarbeit“, denn es brauche Außenstandort Hollabrunn) und der Mendel tende Zusammenarbeit auf Ebene der Fach- „konkrete Schritte, um Menschen zusam- Universität Brünn vor. Geplant sind die Ba- hochschulen zu fixieren: „Für die jungen menzubringen“. Er sehe in der Zusammen- chelorstudiengänge „Agrarwirtschaft/ Agro- Menschen, die an dieser Fachhochschule arbeit zwischen den tschechischen und öster- business“ sowie „Lebensmittelmanagement studieren, wird es in 20, 30 Jahren selbstver- reichischen Regionen „großes Potential“, so mit Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit“. ständlich sein, daß sie in einer gemeinsamen Rusnok. Die beiden Studiengänge sollen im Septem- Region leben und arbeiten. Es gibt nichts zu- „Wir haben eine reiche Vergangenheit ber 2015 starten. kunftsträchtigeres, als der Jugend diese und möchten daran eine gemeinsame Zu- Themen des neuen Arbeitsüberein- Chance zu bieten.“ kunft anknüpfen“, sagte der südmährische kommens sind auch die Nordautobahn (der Pröll betonte auch, daß man das heute Kreishauptmann Ha¹ek in seiner Stellung- Abschnitt Schrick – Poysdorf Nord soll unterzeichnete Arbeitsprogramm bis 2017 nahme. Kreishauptmann Behounek aus Vy- Ende 2016 fertig sein, der Abschnitt Poys- „Schritt für Schritt abarbeiten“ werde: „Je- èocina betonte wie auch sein Amtskollege dorf Nord – Drasenhofen soll Ende 2016/ der und jede von uns muß sich tagtäglich Zimola aus Südböhmen die Bereitschaft, das 2017 die Verkehrsfreigabe erhalten) sowie bemühen, dieses Programm umzusetzen. Das Arbeitsübereinkommen zu realisieren. die vertiefende Zusammenarbeit bei der wird in vielen Bereichen sehr freundschaft- Auf Basis der früheren Arbeitsüberein- grenzüberschreitenden Gesundheitsversor- lich sein, in anderen Bereichen werden wir kommen zwischen dem Land Niederöster- gung. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 37 Österreich, Europa und die Welt In New York: »Vienna: City of Dreams« it dem Festival „Vienna: City of Programm eine Brücke ins Heute schlägt. schaftliches Begleitprogramm, bei dem das MDreams“ in der renommierten Carne- Dies zeigt einmal mehr die Bedeutung einer Thema der Wiener Moderne reflektiert wird. gie Hall stehen New York vom 21. Februar aktiven, zukunftsgewandten Auslandskultur- Musikalisch herausragend sind die USA- bis 16. März „Wiener Festwochen“ ins Haus. politik, mit der sich Österreich international Premieren von Werken der österreichischen Drei Wochen lang werden die Wiener Phil- als weltoffenes und kreatives Land präsen- AusnahmekomponistInnen Olga Neuwirth harmoniker und Mitglieder der Wiener tieren und positionieren kann.“ und Bernhard Gander sowie ein Festivaltag Staatsoper Höhepunkte österreichischen im Szenemusiklokal „Le Poisson Rouge“, Musikschaffens der Wiener Klassik zum Be- der zeitgenössischen österreichischen Impro- sten geben. Einen zeitgenössischen Kontra- visation mit prominenten Vertretern wie punkt dazu setzt das Österreichische Kultur- Franz Hautzinger, Martin Siewert, und Hel- forum New York (ÖKF) unter der Leitung ge Hinteregger gewidmet ist. der neuen Direktorin Christine Moser: „Mit Wien als Filmschauplatz ist schließlich einem breiten Programm von Ausstellungen, Thema einer von Filmmuseum-Direktor Konzerten, Filmvorführungen und wissen- Alexander Horwath ko-kuratierten Schau schaftlichen Veranstaltungen präsentieren im New Yorker Museum of Modern Art, wo wir dem amerikanischen Publikum eine im Rahmen von „Vienna Unveiled: A City hochkarätige Auswahl der vitalen künstleri- in Cinema“ zwei Monate lang 40 Spielfilme Foto: ACFNY schen Impulse, die auch heute noch so zahl- gezeigt werden, die sich mit dem Mythos reich von Wien und Österreich ausgehen.“ Herzstück des Programms des ÖKF New und der Realität der Stadt auseinanderset- Außenminister Sebastian Kurz betont die York ist die Ausstellung „Vienna Complex“ zen. Bedeutung der Wechselbeziehung von Ge- die einerseits auf die spezifische Verschrän- Zu den zahlreichen Kooperationspartnern, schichte und Gegenwart: „Diese Hommage kung von avantgardistischen Neuerungen in die das ÖKF für sein Programm gewinnen an Wien um 1900 in der weltberühmten Car- Kunst und Therapie in Wien um 1900 zu- konnte, zählen u.a. die Universität Wien, das negie Hall ist eine große Anerkennung, über rückblickt, und andererseits Arbeiten zeitge- Sigmund Freud Museum, das Filmmuseum, die wir uns alle freuen können. Ganz be- nössischer KünstlerInnen wie Franz West, das Museum of Modern Art, Le Poisson sonders freut mich aber, daß das Österreichi- Josef Dabernig, Verena Dengler und Heimo Rouge und das Czech Center New York. „ sche Kulturforum New York mit einem ent- Zobernig präsentiert. Dazu gestaltet Zeit- http://www.acfny.org sprechend abgestimmten zeitgenössischen geschichtler Oliver Rathkolb ein wissen- http://www.carnegiehall.org/vienna/ JMW in Mainz: »Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor« ach den erfolgreichen Präsentationen in NWien und Berlin stellt das Jüdische Mu- seum Wien, ein Unternehmen der Wien Hol- ding, seine umfassende Ausstellung über jü- dischen Witz und Humor von 11. Jänner bis 15. März 2014 im Rathaus von Mainz vor. Beleuchtet wird das breite Spektrum des jüdischen Humors, von seinen Wurzeln in Osteuropa bis zu Ephraim Kishon in Israel sowie Billy Wilder, Mel Brooks oder Woody Allen in Hollywood, von der jiddischen Tra- dition, in der auch der jüdische Witz seine Wurzeln hat, über die Glanzzeit der Revue, des Kabaretts und den Film in Wien und Berlin in den 1920er und 30er Jahren bis hin zum Lachen im Exil und im Angesicht der Foto: Ecki Friz Schoa. Anders als Berlin konnte das Wien Szenenfoto aus dem Dany Levy-Film »Der Fuehrer« – Helge Schneider nimmt ein der Nachkriegszeit an die jüdische Tradition Schaumbad des Humors anknüpfen, dafür stehen Namen Traditionen jüdischen Humors an. Die des jüdischen Humors ist. Für Mainz wurde wie Georg Kreisler, Gerhard Bronner, Hugo Ausstellung führt bis in die Gegenwart, wo- außerdem vom Deutschen Kabarettarchiv, als Wiener und Karl Farkas. bei die Weiterentwicklung des jüdischen Hu- Partner der Deutschlandtournee der Ausstel- In Deutschland knüpfen erst viel später mors in Israel und den USA einen besonde- lung, ein kleiner Bereich zu Werner Finck Künstler wie Dani Levy mit seinen Filmen ren Stellenwert einnimmt. „Alle Meschugge“ gestaltet, der die Präsentation ergänzt. „ „Alles auf Zucker“ und „Mein Führer – Die präsentiert auch Filmausschnitte und Tondo- http://www.jmw.at wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hit- kumente der Größen des jüdischen Humors, http://vimeo.com/jewishmuseumvienna ler“ oder der Comedian Oliver Polak an die die dokumentieren, wie vielfältig die Welt http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/MBEH-9EJCDU.DE.0

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 38 Österreich, Europa und die Welt OÖ: 30 vertretene Nationen verdeutlichen die Internationalität emeinsam mit Landeshauptmann Josef GPühringer begrüßte Klaus Luger, Bür- germeister von Linz am 15. Jänner erstmals das Konsularische Korps Oberösterreich zum Neujahrsempfang im Renaissancesaal des Alten Rathauses. Dieser Empfang wird abwechselnd vom Land Oberösterreich und der Stadt Linz ausgerichtet. Luger betonte besonders in einer globali- sierten Welt „die Bedeutung eines intensiven Erfahrungsaustausches und einer engagier- ten Zusammenarbeit zwischen der Stadt Linz mit ihren zahlreichen Städtepartner- schaften und dem Konsularischen Korps, um die Herausforderungen der Zukunft in einer lebenswerten Stadt zu meistern“. Die Do- yenne des Konsularischen Korps, Honorar- konsulin Cecilia Baldivieso de Witzany, ver- wies auf die wichtige Aufgabe des Konsu- larischen Korps Brücken zwischen den Foto: Stadt Linz Ländern zu schlagen sowie in einem verein- vl.: Bgm. Klaus Luger mit der Doyenne des Konsularischen Korps OÖ., Honorarkon- ten Europa die Menschen wieder näher zu- sulin Cecilia Baldivieso de Witzany, und LH Josef Pühringer sammenzubringen. Die Stadt Linz hat aktuell mit insgesamt wohl in wirtschaftlicher als auch in kulturel- VertreterInnen von 30 Nationen waren im 16 Partnerstädten auf vier Kontinenten Part- ler Hinsicht. Als besonderen Dank betonte Alten Rathaus zu Gast und verdeutlichten so nerschaftsverträge abgeschlossen und ist mit Luger das Engagement der Konsulen für eindrucksvoll die Internationalität der Lan- einer Reihe von so genannten Freund- internationale Zusammenarbeit, ein Wert, deshauptstadt Linz. Zu den Gästen zählten schaftsstädten, das sind Städtekooperationen der in einem Gedenkjahr an die Ausbrüche Vertreterinnen und Vertreter aus der EU, ohne Partnerschaftsverträge, eng verbunden. des 1. und 2. Weltkrieges nicht hoch genug ebenso aus Staaten Afrikas, Asiens oder Süd- Bürgermeister Klaus Luger bekannte sich geschätzt werden kann. „. amerikas. zur Teilnahme am globalen Netzwerk, so- http://www.linz.at Chinesischer Kulturminister in Salzburg – Mozart in Peking nläßlich seines Besuchs bei der Salz- Aburger Mozartwoche traf der chinesi- sche Kulturminister Cai Wu am 24. Jänner mit seiner Delegation zu einem Arbeits- besuch mit Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und dem Präsidenten der Stiftung Mozarteum, Johannes Honsig-Erlenburg, zusammen. Thema war eine großangelegte Mozart-Ausstellung in Peking im Jahr 2015 oder 2016, die in Zusammenarbeit zwischen Stiftung Mozarteum, den Wiener Philharmo- nikern und den chinesischen Partnern abge- wickelt werden soll. Cai Wu legte bei dem Treffen im Schloß Mirabell das große Interesse Chinas an der Mozart-Ausstellung dar, in deren Rahmen es auch zu einer Kooperation zwischen den

Wiener Philharmonikern und chinesischen Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer Spitzen-Orchestern kommen könnte. Heinz Shakehands für eine Mozartausstellung in Peking: Chinas Kulturminister Cai Wu Schaden: „Für Salzburg ist das Mozart-Pro- und Bürgermeister Heinz Schaden bei einem Arbeitstreffen im Schloß Mirabell. jekt eine Riesenchance, sich in China sehr wird auch durch das persönliche Engage- bei einem China-Besuch vor rund zwei Jah- prominent als das weltweit führende Mozart- ment des Kulturministers für das Projekt un- ren von Bürgermeister Heinz Schaden und Kompetenzzentrum darzustellen.“ Welche terstrichen, ergänzt Schaden. Die Ausstel- Johannes Honsig-Erlenburg thematisiert. „ Bedeutung China dem Vorhaben beimißt, lung wurde von chinesischer Seite erstmals http://www.stadt-salzburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 39 Österreich, Europa und die Welt Chinesische Delegation zu Besuch in Innsbruck Foto: RMS / Mörzinger Die chinesische Delegation mit Vizebürgermeister Christoph Kaufmann (m.), Sportamtsleiter Romuald Niescher (3. v. l.), Georg Spazier (innsbruck-tirol sports legacy) (3. v. r.) und Bürgermeisterin Zhou Limin (m.) m Zuge des Jubiläums „50 Jahre Olympia- daß Sie in Innsbruck Station machen“, be- Die Gäste aus der Gemeinde Zhangjiakou Istadt“ begrüßte Vizebürgermeister Chri- grüßte der für Sport zuständige Vizebürger- sind ambitioniert, die YOG (Youth Olympic stoph Kaufmann am 20. Jänner eine chinesi- meister die Gäste: „Innsbruck gilt in diesem Games) 2020 in ihrer Heimat auszutragen sche Delegation aus der Gemeinde Zhang- Bereich als Stadt mit Vorbildcharakter, da und kamen nach Tirol, um sich sportliche In- jiakou im Bürgersaal des historischen Rat- wir als einzige Stadt weltweit, bereits drei- formationen und Veranstaltungstipps zu ho- hauses. Die Delegation tagte in Innsbruck, mal Austragungsort der Olympischen Win- len. Zur Sprache kamen dabei speziell die um sich über das facettenreiche Thema der terspiele waren. Damit nehmen wir im Be- Themen Sportinfrastruktur, Entwicklung, Olympischen Spiele zu informieren. reich der Sportveranstaltungen eine Vorrei- Kosten, Nutzen sowie Nachhaltigkeit und „Für unsere Stadt ist es eine große Ehre, terrolle ein“. Bedürfnisorientierung der Bevölkerung. „ Tschechien auf Grazbesuch – Eintragung ins Goldene Buch er Botschafter der Tschechischen Repu- Dblik, S. E. Jan Sechter, war am 29. Jän- ner zu Besuch bei Bürgermeister Siegfried Nagl. Begleitet wurde er vom Honorarkon- sul der Tschechischen Republik, Ägyd Mi- chael Pengg, Eigentümer der Firma PEWAG, einem weltweit führenden Kettenhersteller. Ein Anlaß für den Grazbesuch war die Eröffnung von neuen Räumlichkeiten des PEWAG-Gebäudes in Graz, in dem nunmehr das Honorarkonsulat der Tschechischen Repu- blik für den Amtsbereich Steiermark ange- siedelt ist. Als ein wichtiges Thema stand der Wunsch nach dem Ausbau von Zug- und Transport- verbindungen zwischen Österreich und Tsche- chien im Fokus: „Eine Nord-Süd-Strecke für bessere Transportwege ist dringend erforder- lich“, so der Botschafter. Auch das Thema

Universitäten wurden besprochen. „Graz ist Foto: Stadt Graz / Foto Fischer als Bildungs- und Wissenschaftsstandort sehr v.l.: GR Daniela Gmeinbauer, Bürgermeister Siegfried Nagl, Botschafter S.E. Jan wichtig geworden, was hier in Graz entwick- Sechter und GR Gerald Haßler nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Graz kelt wird, hat Zukunft“, so Nagl. SmartCity und von der erfolgreichen „Bür- back“ günstig Energie zu erwerben. Ab- Großes Interesse zeigte der Botschafter gerInnen-Solaranlage“, die den GrazerInnen schließend wurde der Botschafter noch ge- auch an erneuerbaren Energien, in die sein die Möglichkeit bietet, auf öffentlichen beten, sich in das Goldene Buch der Stadt Land zunehmend investiert. In diesem Zu- Gebäuden angebrachte Photovoltaik-Felder Graz einzutragen. „ sammenhang berichtete Nagl vom Projekt anzukaufen und so durch „sale and lease http://www.graz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 40 Österreich, Europa und die Welt 39. Ratstagung der IMC Der Österreichische Marineverband grüßt seine bulgarischen Partner Bulgarian Naval Association als Mitglied der Internationalen Maritimen Confederation (IMC).

om 27. bis 29. November 2013 fand in VVenedig die 39. Ratstagung der Interna- tionalen Maritimen Confederation (IMC) statt, an welcher der Österreichische Marine- verband (ÖMV) durch seine ständigen IMC- Delegierten Präsident Prof. Oberst dhmtD Karl Skrivanek, den Vizepräsidenten Herwig Brun und Markus Habsburg-Lothringen sowie den Beauftragten für das alljährlich stattfindende Jugendsegellager, Kamerad Hans Müller, vertreten war. Brun unterstütz- te, unabhängig von seiner Aufgabe in der ÖMV-Delegation, den IMC-Präsidenten Karl Heid (DMB) in seinem Stab. Bei dieser Sitzung war u.a. gemäß der vorliegenden Tagesordnung über die Auf- nahme des ÖMV-Partners „Bulgarian Naval Association“ in den IMC zu entscheiden, die Foto: Österreichischer Marineverband vom ÖMV partnerschaftlich eingeleitet, vor- Die Delegation der BNC mit Kameraden des ÖMV in Venedig (v.l.): Herwig Brun bereitet und unterstützt worden war. Dazu (ÖMV-Vizepräsident), Lt. Pavel Dimitrov (BNC), Capt. Stanko Stankov (BNC-Chair- hatte Präsident Heid eine vierköpfige Dele- man), Prof. Col. Karl Skrivanek (ÖMV-Präsident), Lt. Cdr. (Korvetten Kapitän) Tihomir Dimitrov (BNC), Lt. Plamen Dimitrov (BNC) und Markus Salvator Habsburg- gation der BNC, geführt vom Vorsitzenden, Lothringen (ÖMV-Vizepräsident) Kapitän (Navy) i.R. Stanko Stankov, einge- laden. So entsandte die BNC neben den schon Veteranen Geschenke an die Organisationen garischen Institutionen für die Unterstützung genannten Vorsitzenden den Sekretär des und die Vertreter der nationalen Verbände der erfolgreichen bulgarischen Teilnahme an Rates der Konföderation, Leutnant (Navy) des IMC und sprachen eine Einladung an sie dieser Tagung aufrichtigen Dank. Mit Hilfe i.R. Plamen Petrov, Commander i.R. Tiho- aus, das Sommercamp – voraussichtlich vom des Bulgarian Navy Command, der Naval mir Dimitrov und Leutnant (Navy) Pavel 31. Juli bis 11. August in Varna – zu besuchen. Akademy NY Vaptsarov, der Premier Group Dimitrov, welche von Varna per PKW nach Die BNC berichtete nach Rückkehr Ltd. Varna, der Chudo Ltd. Varna, der Chim- Venedig angereist waren en und von Präsi- Varna den dortigen maritimen Dienststellen import AD, der Hydroremont IG Ltd. Varna dent Heid herzlich begrüßt wurden. und der bulgarischen Presse von der Rats- und anderer Anhänger und Freunde wurde Der Entscheidung über die Aufnahme in tagung und sandte einen im bulgarischen diese Entsendung ermöglicht. die IMC war eine eindrucksvolle Power- „Maritime Newspaper“ am 2. Dezember 2013 Point-Präsentation der BNC durch ihren erschienenen Artikel an alle nationalen Part- Völkerverständigung Vorsitzenden, Kapitän z.S.i.R. Stanko Stan- nerverbände in der IMC. und maritime Tradition kov, in englischer Sprache vorausgegangen, Dort heißt es etwa, daß die „bulgarischen Mit den bei dieser Tagung erzielten Ent- die überzeugend die Qualifikation in allen Delegierten allen Teilnehmern an der Ta- scheidungen hat die IMC nun wieder einen Perspektiven des Verbandes nachwies. gung mit herzlichen Worten vorgestellt“ wur- wesentlichen Schritt in eine erfolgreiche Ent- Die darauffolgende Abstimmung ergab den. „An dieser Stelle soll auch auf die dau- wicklung im Geiste der Völkerverständigung erwartungsgemäß die Aufnahme der BNC in erhafte und anhaltende Unterstützung durch und der maritimen Tradition getan und der IMC als vollwertiges Mitglied – mit allen unsere Partner und Freunde vom Österreichi- ÖMV hat hierbei wieder einen wichtigen, Rechten und Pflichten, die aus dieser Mit- schen Marineverband, vertreten durch seinen international anerkannten Impuls gesetzt. gliedschaft erwachsen. Dies kann besonders Präsidenten Oberst Professor Dipl.-Ing. Karl Der Erfolg bei der IMC-Tagung basiert auch als Erfolg des ÖMV gewertet werden. Skrivanek hingewiesen werden. Auch soll für wesentlich auf der nun schon ins Jahr 2009 Die erste Aufgabe mit der BNC betraut die mehr als gastfreundliche Haltung der ita- zurückreichenden partnerschaftlichen Zu- wurde, ist nun Organisation und Durchfüh- lienischen Gastgeber, vertreten durch Admi- sammenarbeit von ÖMV und BNC (bzw. rung des internationalen Sommercamps der ral i.R. Paolo Pagnottella und Commodore dessen Vorgänger USARB), die nun interna- IMC im Sommer. Nach dem traditionellen i.R. Massimo Messina, gedankt werden.“ tional erweitert werden konnte. Austausch der Glückwünsche und der guten Der Vorsitzende der BNC wird nun auch Wünsche für den Erfolg des Sommer-Segel- deren Vertreter im Executiv-Council der IMC Die Tagung lagers, ausgesprochen während des Gala- sein (die weiteren Mitglieder werden kurz- „Am Abend des 26. November wurde ich Abendessens, übergaben die bulgarischen fristig benannt werden) und er sagte den bul- mit meiner Gruppe von meinem Freund Pier-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 41 Österreich, Europa und die Welt paolo Zagnoni empfangen – er hat mit sei- nem Bruder vor einigen Jahren das k.u.k. Torpedofahrzeug ,SMS Wildfang‘ betaucht hatte und darüber auch in der ,Flagge‘ be- richtet“, erzählt Oberst Skrivanek über die gemeinsame Reise nach Venedig, die mit einer Einstimmung beim Abendessen in der echt venezianischen „Antica Sacrestia“ be- gonnen hatte, einem kleinen Restaurant, das angeblich in einer alten Sakristei eingerich- tet ist und „La cucina dei Dogi“ ( die Küche der Dogen) anbietet. Tags darauf fand dann eine Sitzung der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der eigent- lichen Tagung im Offiziersklub statt und am Abend war zu einem harmonischen kamerad- schaftlichen Begrüßungscocktail im Offi- ziersklub eingeladen worden. Die tags darauf beginnende Tagung des Präsentation der BNC durch ihren Vorsitzenden, Kapitän z.S.i.R. Stanko Stankov, links neben ihm Karl Heid, Präsident des IMC und des Deutschen Marine Bundes Executive Councils legte die Grundlage für die Aktivitäten der IMC im Jahr 2014 und darüber hinaus für die Ausrichtung in der nä- heren Zukunft. Wesentliches Ergebnis war, wie eingangs berichtet, die Aufnahme der BNC in den internationalen Verband – über die auch in der Bulgarischen Presse verkün- det wurde: „Navy veterans – full members of the International Maritim Confederation“ Infolge der Aufnahme des ÖMV-Partners BNC wird das Jugendsegellager der IMC 2014, das alljährlich die von den Mitglieds- verbänden entsandte Jugend zusammen- bringt, wird erstmals in Varna am Schwarzen Meer stattfinden. „Aus eigener Erfahrung bin ich überzeugt, daß dies für die Teilneh- mer ein besonderes Erlebnis werden wird“, so Skrivanek. Die bulgarischen Partner ha- v.l.: Commander ret. Paul Quinn, Royal Naval Association-United Kingdom (RNA) ben daher auch herzlich zum Admiralstag und Hans Müller, ÖMV (Organisation IMC-Jugendsegellager) am 11. August, dem letzten Tag des Segella- gers, eingeladen – dies ist auch der Tag der bulgarischen Marine und daher für die Ver- treter der IMC sicher interessant. Im Rahmen der Tagung stellte sich auch der neue Präsident des französischen Ver- bandes F.A.M.M.A.C., Admiral Jean-Marc Schindler, vor und wurde von allen Teilneh- mern herzlich kameradschaftlich begrüßt. Die mitgekommenen Damen hatten wäh- rend der Tagung die Möglichkeit zum Be- such der Sehenswürdigkeiten von Venedig, darunter auch das Museo Storico Navale in unmittelbarer Nähe des Arsenals und am Abend traf man sich wieder zum Galadinner im Restaurant des Unteroffiziersklubs der

Marine (Circolo Sottufficiali Marina Milita- Fotos: Österreichischer Marineverband re Venezia), wo in kameradschaftlicher At- Delegierte des IMC-Verwaltungsrates aus den Mitgliedsländern A, B, D, F, I, NL mosphäre die Tagung geschlossen wurde. und UK

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 42 Österreich, Europa und die Welt

Danksagung „Ich danke den Kameraden des Italieni- schen Verbandes A.N.M.I. und besonders sei- nem Präsidenten Admiral Paolo Pagnottella, dem Generalsekretär Cdr Massimo Messina, dem Team des Circolo Sottufficali Marina Militare Venezia und dem Circolo Ufficiali Marina Militare Venezia für die ausgezeich- nete Organisation und die von allen im mari- timen Geist geschaffene herzliche Atmo- sphäre, folgend dem Wahlspruch der italieni- schen Seeleute: ,Una volta marinaio … ma- rinaio per sempre!‘ In gleichem Sinne danke ich dem Präsidenten der IMC, Kamerad Karl Heid, und seinem Stab für die gute Vorbe- reitung und die verständnisvolle Leitung der Tagung mit unserem Wahlspruch: ,Viribus unitis‘“, so der Präsident des ÖMV, der sich am 29. November – begleitet von Vizepräsi- Besprechung der ÖMV-Delegation – geführt von Präsident Karl Skrivanek – mit dent Markus Habsburg und Hans Müller – dem Präsidenten der ANMI-Gruppe »P.FOSCARI – Venedig«, Cav. Raffaele Pinto mit Kameraden der ANMI-Gruppe P. Fos- cari-Venezia in deren schönem Bordheim neben dem Unteroffiziersklub an der Strand- promenade traf, um mit deren Präsidenten Cav. Raffaele Pinto und einigen Kameraden seiner Gruppe die weitere enge Zusammen- arbeit zu besprechen. Zu diesem Gespräch waren auch Sig Carlo Machini, er ist der Urenkel des Kdt der „SMS Wildfang“, mir Kapitän Albert Felix Machnitsch und seiner Mutter, Laura Salvador Machini, sowie Pier- paolo Zagnoni gekommen. Die in Italien ver- bliebenden Nachfahren mußten nach damali- ger Gesetzeslage ihren Namen in „Machini“ italianisieren.

Das Museo Storico Navale Danach hatten die Teilnehmer der Dele- gation noch Gelegenheit, das Museo Storico Oberst Karl Skrivanek und Erzherzog Markus Salvator Habsburg-Lothringen, Vize- Navale in Castello 2148 zu besuchen und sich präsident des ÖMV, vor dem Bild der Hl. Barbara, der Schutzpatronin der Seeleute dem Gebotenen ausgiebiger zu widmen. Das Museum dokumentiert die Geschich- te der Seefahrt im allgemeinen und die der Seestreitkräfte der Republik Venedig und Ita- liens im besonderen. Auf fünf Etagen werden in 42 Ausstellungssälen auf einer Fläche von rund 4000 m² zahlreiche Schiffsmodelle, Re- konstruktionen, Waffen, Uniformen, Flaggen, Seekarten und sonstige Erinnerungsstücke dargestellt. Im obersten Stockwerk befindet sich unter anderem ein Ausstellungsbereich, der der Schwedischen Marine gewidmet ist. Das Schiffsmuseum gehört der Italieni- schen Marine, die es als Ausstellungs- und zugleich als historisches Zeugnis verwaltet und ist untergebracht in einem Gebäude aus

dem 15. Jhdt., das früher Kornkammer der Fotos: Österreichischer Marineverband „Serenissima“ war. Es befindet sich auf dem Das Museo Storico Navale mit den Ankern der k.u.k. Schiffe »Tegetthoff« und Campo San Biagio (Hl. Blasius) beim Arse- »Viribus Unitis«, die nach dem I. Weltkrieg von Italien hierher gebracht wurden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 43 Österreich, Europa und die Welt nal, das heute noch zum Teil der Militärge- richtsbarkeit der italienischen Marine unter- steht. An seine vergangene Blütezeit soll heute das Schiffsmuseum, das bedeutendste seiner Art in Italien, erinnern. In dem Hauptgebäude befinden sich, auf fünf Stockwerken verteilt, 42 Ausstellungs- räume. Hinzu kommen noch der Schiffs-Pa- villon, der in der antiken Ruderwerkstatt des Arsenals liegt und die im 11. Jhdt. erbaute und im 18 Jhdt. umgestaltete Kirche vom Hl. Bla- sius. Diese diente als Marinekirche für die „Serenissima“ und später für die Österreichi- sche Marine. Heute wird in der Kirche wie- der Gottesdienst für die Italienische Marine gehalten und gleichzeitig dient sie auch als Ausstellungsraum des Museums. Hier befinden sich die sterblichen Über- Chinesische Schiffe aus der Schatzflotte des Admirals Zheng He, 15. Jahrhundert reste des Admirals Angelo Emo und das Herz von Erzherzog Franz Friedrich von Habsburg, das auf dessen Wunsch nach sei- nem Tod Venedig geschenkt wurde. Das Erdgeschoß im Hauptgebäude des Museums sowie die ersten zwei Stockwerke sind vorwiegend der „Serenissima“ und der Italienischen Marine gewidmet. Im zweiten Stock befinden sich auch Zeugnisse von an- deren italienischen Seerepubliken: Amalfi, Pisa, Genua und Venedig. In diesem Stock- werk ist auch der „Bucintoro“ zu sehen, das historische Staats-Prunkschiff, von welchem aus der Doge alljährlich am Himmelfahrts- tag als symbolisches Zeichen der „Vermäh- lung“ Venedigs mit dem Meer den Ring in die Lagune warf. Im dritten Stock sind hauptsächlich Mo- delle sowie Teile und Ausrüstungsgegenstän- de von Fischerbooten und typischen Lagu- Der »Bucintoro«, das Staats-Prunkschiff der »Serenissima« (der Republik Venedig) nenbooten ausgestellt. Der Schwedische Saal im vierten Stock zeugt von der engen Verbindung zwischen Venedig und der schwedischen Marine, ein Beweis für den von Italien geleisteten Bei- trag bei der Entwicklung der schwedischen Marine. Der Museumsbesuch endet mit einer kostbaren und reichhaltigen Muschelsamm- lung, die dem Museum geschenkt wurde. Im Schiffspavillon im Bereich des Arse- nals, der während besonderer Veranstaltungen für die Öffentlichkeit zugänglich ist, sind echte typische venezianische Boote, Militär- boote und ein Teil des Maschinenraums der Yacht „Elektra“ von Guglielmo Marconi auf- Fotos: Österreichischer Marineverband bewahrt. »Kleinst-U-Boot« – ein bemannnter Torpedo „Nach unserem ausführlichen Rundgang durch das Museum traten wir die Fahrt zum Freude , daß ich schon im April wohl wieder nach Venedig bringen werde“, schloß Oberst Flugplatz an – natürlich, wie es sich in Ven- eine Gruppe des ÖMV – wie mit den venezi- Karl Skrivanek. ÖMV edig anbietet – auf dem Wasser. Dies in der anischen Freunden bereits abgestimmt – http://www.marineverband.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 44 Österreich, Europa und die Welt Die Rückkehr des »P1« Weltpremiere zum fünften Geburtstag des Porsche- Museums: Die erste Porsche-Konstruktion der Welt eit dem ersten Sportwagen mit dem Na- Smen Porsche, dem Typ 356 aus dem Jahr 1948, gilt die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG als weltweit führender Sportwagenhersteller. Doch die Geschichte reicht noch viel weiter zurück: 1898 präsentierte Ferdinand Porsche mit dem „Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton“ (kurz „P1“ genannt) die erste Porsche-Konstruktion der Welt. Nach 116 Jahren ist das originale und unrestaurierte Fahrzeug wieder gefunden worden und be- reichert künftig die Sammlung des Porsche- Museums in Stuttgart-Zuffenhausen als technik-historische Weltsensation. Fünf Jahre nach seiner Eröffnung im Jänner 2009 wird das Porsche-Museum seine Dauerausstellung mit dieser Konstruk- tion neu ausrichten. Neben dem neustruktu- rierten Aufbau der Bereiche Produkt- und Die erste Porsche-Konstruktion der Welt – Die Rückkehr des »P1« Motorsportgeschichte leitet nun der „P1“ als zentrales Exponat in den ersten Teil der Aus- stellung, den so genannten Prolog ein. Der „P1“ bildet als innovatives Fahrzeugkonzept künftig eine Brücke von der Vergangenheit bis hin zu Entwicklungen der Gegenwart, wie dem Porsche 918 Spyder. Als Techno- logieträger steht der 918 Spyder ganz in der Tradition, die bereits vor 116 Jahren mit dem „P1“ begründet wurde. Der von Ferdinand Porsche konstruierte und gebaute „P1“ rollte als eines der ersten zugelassenen Fahrzeuge Österreichs am 26. Juni 1898 über die Straßen Wiens. In alle wichtigen Bauteile schlug Ferdinand Porsche das Kürzel „P1“ (für Porsche Nummer 1) ein, das dem Elektrowagen seinen inoffiziel- len Namen gab. Die Vielzahl der in diesem Fahrzeug verwirklichten Ideen ist noch heu- te bemerkenswert. Die Leistung des sehr Fotos: Porsche AG kompakten und nur 130 kg schweren Elek- Die Leistung des sehr kompakten und nur 130 kg schweren Elektroantriebs: 3 PS troantriebs betrug 3 PS. Kurzfristig waren durch Überlastung sogar bis zu 5 PS mög- nationalen Motorwagen-Ausstellung in der die Hälfte der Teilnehmer hatten das Ziel lich, womit der P1 bis zu 35 Stundenkilome- deutschen Hauptstadt Berlin. Bereits zu die- aufgrund von technischen Problemen nicht ter erreichte. Die Fahrgeschwindigkeit konn- ser Zeit war der Wettbewerb der Antriebs- erreicht. Auch in der Wirtschaftlichkeits- te dabei mittels eines „Controller“ genannten systeme im vollen Gange. Dort wurde für wertung siegte Ferdinand Porsche, denn sein Reglers in 12 Stufen gewählt werden. Die den 28. September eine „Preiswettfahrt für „P1“ hatte im Stadtverkehr den geringsten Gesamtreichweite des Fahrzeuges betrug Elektromobile“ über 40 km ausgeschrieben, Energiebedarf. schon damals 80 Kilometer. Eine weitere In- um die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge zu Am 31. Januar enthüllten Wolfgang Por- novation war die Lohner-Wechselkarosserie, testen. Die Strecke stellte u.a. durch Steigun- sche, Aufsichtsratsvorsitzender der Dr. Ing. so dass der Wagen sowohl im Sommer als gen hohe Ansprüche an die Teilnehmer. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart, und Matthias auch im Winter genutzt werden konnte. Ferdinand Porsche und sein „P1“ beendeten Müller, Vorstandsvorsitzender der Porsche Die erste Bewährungsprobe für den „P1“ das Rennen mit drei Passagieren an Bord mit AG, den „P1“ vor geladenen Gästen. „ wartete im September 1899 bei der Inter- 18 Minuten Vorsprung als Erster. Mehr als http://www.porsche.de/museum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 45 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« Gedenken an den Ersten Weltkrieg

jährt sich der Aus- bruch des Ersten Welt- 2014kriegs zum hundert- sten Mal – ein denkwürdiges Datum, das nicht nur Anlaß zum besonderen Gedenken an die Opfer des Krieges bietet, sondern auch ein Anstoß zur Reflexion über den langen Weg hin zu einem friedlichen Europa sein sollte: über die Fortschritte der letzten hun- dert Jahre und über die weiteren Schritte, die wir noch setzen müssen. Anläßlich des Gedenkjahres 2014 ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen in Öster- reich und Europa geplant. Dabei ist es Öster- reich sehr wichtig, daß die Veranstaltungen eine vorwärts gerichtete pro-europäische Haltung wiedergeben und daß ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Man will über einen bloßen Akt der Erinnerung und Grä- ber- und Denkmalpflege hinausgehen und vielmehr einen Perspektivenwechsel anre- gen – hin zu einer Erweiterung nationaler Perzeptionen und zur Entwicklung eines ge- meinsamen europäischen Geschichtsver- ständnisses. Den Planungen für das Gedenkjahr liegt eine enge interministerielle Zusammenarbeit zugrunde: VertreterInnen des Bundeskanz- leramts, von Außen- (BMeia), Innen-, Ver- teidigungs-, Unterrichts und Wissenschafts- ministerium sind an den Vorbereitungen be- teiligt. Ein Kreis prominenter österreichi- scher HistorikerInnen hat im Auftrag dieser Ressorts ein Grundlagenpapier zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Dieses enthält Grund- züge einer österreichischen Betrachtungswei-

se auf Basis des aktuellsten Forschungsstan- Foto: http://anno.onb.ac.at/ des und stellt nicht zuletzt auch eine Infor- »Die Heerführer Österreich-Ungarns im Kriegsfalle« titelte 25. Juli 1914 das in mationsgrundlage für die österreichischen Wien erschienene »Interessante Blatt«. Im Bildtext sind deren Namen aufgelistet: Vertretungsbehörden im Ausland dar. »Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte rangälteste Armee- Inspektor G.d.J. Erzherzog Friedrich« (Mitte, die anderen beginnen links oben im Das „Österreich Journal“ freut sich, daß Uhrzeigersinn) Armee-Inspektor FZW Oskar Potiorek, G.d.R. Rudolf Ritter von Dank der Initiative des BMeiA die Histori- Brudermann, der Chef des Generalstabs G.d.J. Conrad Freiherr von Hötzendorf, kerInnen zugestimmt haben, daß wir Ihnen, G.d.J. Liborius Ritter von Frank, Marinekommandant Admiral Anton Haus, G.d.J. sehr geehrte LeserInnen, diese Sammlung in Moritz Ritter von Auffenberg und Kriegsminister FZM Alexander v. Krobatin Form einer Serie das Jahr hindurch zur Lek- BMeiA im Rahmen des Gedenkjahres 2014 Das Gedenken an den Ausbruch des türe anbieten können. Wir werden sie durch ernannt. Durch Koordination und vor allem Ersten Weltkriegs wird einen Schwerpunkt Berichte über Ausstellungen und Veranstal- wechselseitige internationale und nationale der österreichischen Auslandskulturarbeit im tungen ergänzen. Information über geplante und laufende Pro- Jahr 2014 darstellen. Veranstaltungen mit ös- Im September 2012 wurde Botschafter jekte möchte das BMeiA eine Optimierung terreichischer Beteiligung werden u.a. in i.R. Christian Prosl, zuletzt österreichischer und inhaltliche Kohärenz der österreichi- Belgien, Bosnien und Herzegowina, Frank- Botschafter in Washington, DC, als Koordi- schen Veranstaltungen im Ausland sicher- reich, Großbritannien, Kroatien, Litauen, nator für die Betreuung der Projekte des stellen. Polen, Rußland, Schweden, der Schweiz,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 46 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

Serbien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den Ver- einigten Staaten stattfinden. Dabei spannt sich der Bogen von Ausstellungen über Konferen- zen und wissenschaftliche Symposien bis zu Bildungsinitiativen und vielem mehr. Eine eigens entwickelte Wanderausstellung mit dem Titel „Das Jahr 1914 – Bewegte Ruhe vor dem Sturm“, die die Entwicklungen in Österreich unmittelbar vor Ausbruch des Er- sten Weltkriegs in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beleuchtet, wird in mehreren Or- ten im Ausland Station machen. Zu den geplanten österreichischen Ge- denkveranstaltungen im Ausland zählt ein Konzert der Wiener Philharmoniker in Sara- jewo am 27. Juni 2014, dem 100. Jahrestag des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie. Das Konzert wird die erste öffentliche Veranstaltung in der neu wiedereröffneten Vijeænica sein (sie wurde 1892–1894 nach Plänen des österreichischen Architekten Alexander Wittek als Rathaus Sarajewos erbaut und beherbergte nach 1948 die National- und Universitätsbibliothek. Im Bosnienkrieg stark zerstört, wurde sie in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung der Republik Österreich und der Stadt Wien – wiederaufgebaut und komplett neu reno- viert.) Die von der österreichischen Botschaft in Sarajewo mitveranstaltete internationale wissenschaftliche Tagung „The long shots of Sarajevo“ wird sich ebenfalls den folgen- schweren Ereignissen im Juni 2014 widmen. Nicht nur im Ausland, sondern selbstver- ständlich auch in Österreich ist eine Vielzahl von kulturellen und wissenschaftlichen Pro- Foto: http://anno.onb.ac.at/ grammpunkten geplant. So steht der Erste Im Bildtext zur Titelseite des »Wiener Salonblatts« hieß es: »Gen. d. Inf. Erzher- Weltkrieg beispielsweise im Mittelpunkt zog Friedrich, der am 4. Juni 1856 zu Groß-Seelowitz geborene Sohn weiland des Erzherzogs Karl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth verwitw. gewes. Erzher- einer Ausstellung auf der Schallaburg unter zogin von Österreich-Este geb. Erzherzogin von Österreich wurde zur Disposition dem Titel „Jubel & Elend – Leben mit dem des Oberbefehles Sr. Majestät gestellt und gleichzeitig vom k k. Landwehr-Ober- Großen Krieg 1914-1918.“ Die Ausstel- kommando enthoben.« »Lieber Herr Vetter…«, schrieb Kaiser Franz Joseph, »In Ihrer Eigenschaft als rangältester Armeeinspektor stelle Ich Sie zur Disposition lungsräume im Heeresgeschichtliche Museum meines Oberbefehls…« Wien werden neu konzipiert, um mit geogra- fischen, zeitlichen und thematischen Schwer- und das Ende der Habsburgermonarchie Darüber hinaus werden sich im Gedenk- punkten ein umfassendes Bild der damaligen 1914-1918“ wurde bereits am 19. September jahr 2014 wissenschaftliche Konferenzen, Ereignisse zu zeigen. Auf Schloß Artstetten 2013 im RadioKulturhaus in Wien vorge- Symposien, Filmprojekte, Forschungspro- gibt es neben der dem Leben von Erzherzog stellt. Christa Hämmerle beleuchtet in ihrem gramme, Bildungsinitiativen… mit dem Franz Ferdinand gewidmeten Daueraustel- ebenfalls im Herbst des Jahres erschienenen Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. lung „Für Herz & Krone“ die Sonderschau Buch „Heimat/Front“ Geschlechtergeschich- Die meisten der Projekte im In- und Aus- „Vom Machthunger zur Friedenskultur – te/n des Ersten Weltkrieges in Österreich- land sind in der Vorbereitungsphase und 100 Jahre nach dem Tod des Thronfolgers" Ungarn. Die Akademie der Wissenschaften werden in den kommenden Wochen und Mo- zu sehen, die die Geschichte aus der Sicht- schließlich wird mit der Publikation „Welt- naten konkrete Gestalt annehmen. Sie sind weise Franz Ferdinands beleuchtet. kriegsstatistik Österreich-Ungarn 1914-1918. daher eingeladen, in regelmäßigen Ab- Mehrere Publikationen werden verschie- Bevölkerungsbewegung, Humanverluste, ständen die Website des BMeiA zu besu- dene Themen rund um den Ersten Weltkrieg Kriegswirtschaft“ erstmalig und umfassend chen, um sich über den aktuellsten Stand der beleuchten. Um stellvertretend nur einige da- wesentliche Daten zu Österreich-Ungarn im Planungen zu informieren und alle Termine von zu nennen: Das neue Werk von Man- Ersten Weltkrieg gesammelt und strukturiert zu informieren: fried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg zugänglich machen. http:// www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 47 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Ein Überblick. Beitrag aus einem Grundlagenpapier, das auf Initiative des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres mit sechs anderen Ressort bei namhaften österreichischen WissenschaftlerInnen in Auftrag gegeben wurde. Teil 1 der Serie von Manfried Rauchensteiner *)

ie Entfesselung des Kriegs war ein Vor- Dgang, der bis zu einem gewissen Grad erwartet worden war. Österreich-Ungarn wur- de dann zwar zu Recht als jenes Reich her- ausgegriffen, das mit dem Ultimatum an Ser- bien vom 23. Juli 1914 und mit der Kriegs- erklärung am 28. Juli ganz wesentlich zur Entfesselung beigetragen hat, doch das er- klärte nicht die Reaktionen der Entente (England und Frankreich) sowie Rußlands, ebenso wenig wie jene des mit Österreich- Ungarn seit 1879 verbündeten Deutschland. Man begibt sich bei der Kriegsschuldfrage und den Ursachen für den Krieg aber ebenso schnell auf das Gebiet der kontrafaktischen Geschichte wie bei der Frage nach den Grün- den, weshalb es keinen Verständigungsfrie- den und keine Beendigung der Kampfhand- lungen zu einem Zeitpunkt X gegeben hat. Jeder Staat, der in den Krieg eingetreten ist, verfolgte ganz bestimmte Interessen. Ös- terreich-Ungarn wollte mit einem Sieg über Serbien der Gefahr begegnen, daß Serbien weiterhin seine jugoslawischen Ziele ver- folgte und die Habsburgermonarchie desta- Foto: Erschienen am 25. November 1916 in »Sport & Salon« bilisierte. Mit dem Krieg gegen Serbien Kaiser Franz Joseph (1830 – 1916) spielte bei der Entfesselung des Kriegs eine wurde aber bewußt in Kauf genommen, daß entscheidende Rolle. sich Rußland einschaltete, das noch vor dem September 1915 Bulgarien) ihre Verbünde- Kriegs. Dank der massiven militärischen Sommer 1914 Truppen in seinen östlichen ten Italien und Rumänien nicht zum Kriegs- Hilfe Deutschlands konnte die Rückerobe- Militärbezirken auf Kriegsstand gebracht eintritt bewegen konnten. rung Galiziens begonnen und Rußland für hatte. Bereits in dieser frühen Phase des Die Entfesselung des Kriegs war ein ein Jahr die Offensivfähigkeit genommen wer- Kriegs wurde die Auflösung ganzer Staaten Vorgang, bei dem Kaiser Franz Joseph eine den. Mit deutscher Hilfe konnte 1915 auch ins Spiel gebracht: Österreich-Ungarn über- entscheidende Rolle spielte und auch seine Serbien niedergeworfen werden. Schließlich legte die Aufteilung Serbiens auf andere extrakonstitutionelle Macht nutzte. Der Kai- ermöglichte die deutsche Truppenpräsenz in Balkanstaaten (Rumänien, Bulgarien, Grie- ser wollte den Krieg und vermied bis zu sei- Polen der k. u. k. Armee, den von Italien am chenland) und Rußland erklärte die Auflö- nem Tod jegliche Erörterung eines Waffen- 23. Mai 1915 erklärten Krieg im Südwesten sung der Habsburgermonarchie zum Kriegs- stillstands oder Sonderfriedens. Auch die zu führen und die Entscheidung auf diesem ziel. Dabei setzten alle Kriegführenden auf schweren militärischen Niederlagen der Kriegsschauplatz bis 1917/18 offenzulassen. die bestehenden Bündnisse. Die Entente Habsburgermonarchie gegen Serbien und Im September 1916 kam es zu einer kaum konnte freilich ihr Bündnis zur Gänze zum Rußland und die Besetzung eines Großteils ausreichend beachteten, definitiven Ver- Einsatz bringen, während die Mittelmächte Galiziens 1914 änderten nichts an seinem schiebung der Gewichtungen innerhalb des (Deutschland und Österreich-Ungarn, ab No- Entschluß, den Krieg fortzusetzen. Das war Bündnisses der Mittelmächte. Nach einer vember 1914 das Osmanische Reich und ab jedoch ab dem Winter 1914/15 nur mehr mit von den Russen überraschend erfolgreich ge- deutscher Hilfe möglich. Das österreichisch- führten Offensive war Österreich-Ungarn ein *) Ao. Univ.-Prof. Dr. Manfried Rauchensteiner – deutsche Verhältnis wurde zu einem der ganz weiteres Mal nicht mehr kriegsfähig, erhielt siehe Kurzbiographie am Ende des Beitrags entscheidenden Faktoren für den Verlauf des aber wieder so massive deutsche Hilfe, daß

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 48 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« es nicht zum Zusammenbruch der öster- schen Suprematie nur bei Inkaufnahme eines reichisch-ungarischen Front im Osten kam. Bündnisbruchs möglich gewesen. Dazu Deutschland forderte jedoch in der Folge konnte sich Kaiser Karl nicht entschließen. einen weitgehenden Souveränitätsverzicht Große militärische Erfolge und das Aus- der Habsburgermonarchie. Aufgrund der scheiden Rußlands aus dem Krieg schienen dann vereinbarten Bestimmungen der „Ge- noch dazu 1917 einen deutschen und damit meinsamen Obersten Kriegsleitung“ lag die auch österreichisch-ungarischen Siegfrieden letztinstanzliche und ausschließliche Befehls- in greifbare Nähe zu rücken. gewalt beim deutschen Kaiser, dessen Ein- Die Völker der Habsburgermonarchie fluß sich auf alle Fronten erstrecken sollte, haben auf den Krieg sehr unterschiedlich an denen k. u. k. Truppen standen. Letztlich reagiert. Auch wenn die Kriegsbegeisterung war es auch nur mehr dem deutschen Kaiser differierte und am stärksten in den deutschen gegeben, über Fortsetzung oder Beendigung Gebieten der Habsburgermonarchie sowie in des Kriegs zu entscheiden. Kaiser Franz Ungarn war, konnte 1914 eine merkliche Joseph erklärte sich einverstanden. Geschlossenheit beobachtet werden. Sie be- Nach dem Tod Franz Josephs versuchte gann aber schon im Herbst 1914 zu schwin- Kaiser Karl erfolglos, die deutsche Domi- den, vor allem in den tschechischen und ru- nanz zu beenden. Da Österreich-Ungarn aber thenischen Teilen der Monarchie. Repres- immer wieder auf deutsche Hilfe angewie- sionsmaßnahmen, die Aufhebung von Bür- Foto: Heeresgeschichtliches Museum, http://www.hgm.or.at Manfried Rauchensteiner sen war, und zwar in militärischer Hinsicht gerrechten, Evakuierungen und Internierun- Direktor des Heeresgeschichtlichen ebenso wie auf politischem und wirtschaftli- gen sollten dem begegnen. Die Zahl der Hin- Museums a.D. chem Gebiet und vor allem auf dem Ernäh- richtungen in den frontnahen Bereichen ging rungssektor, wäre eine Beendigung der deut- in die Tausende. Die vom k. u. k. Armee- oberkommando geforderte Verhängung des Kriegsrechts über Böhmen unterblieb je- Manfried Rauchensteiner: doch. Nichtsdestoweniger zeigte sich die par- Der Erste Weltkrieg und das tielle Ablehnung des Kriegs in einem zuneh- Ende der Habsburgermonarchie menden Identitätsschwund und einer ver- mehrten Desertionsbewegung, vor allem im ach der Ermordung des Erzherzogs wieder deutsche Truppenhilfe bekam, hat Winter und Frühjahr 1915. Die Massen- NFranz Ferdinand in Sarajevo stand bis heute nichts an Dramatik verloren. Zwei desertionen, die als ein primär österrei- fest, daß es Krieg geben würde. Kaiser Monate vor seinem Tod verzichtete der chisch-ungarisches Phänomen zu sehen wa- Franz Joseph wollte es und in Wien rech- österreichische Kaiser auf einen Teil seiner ren, fanden jedoch ausschließlich am russi- nete man durchaus mit der Möglichkeit Souveränität und willigte in eine gemein- schen und zeitweilig auch am serbischen eines großen Kriegs. Wie der Krieg entfes- same oberste Kriegsleitung unter der Füh- Kriegsschauplatz statt. Die Zahl der österrei- selt wurde und bereits Wochen später rung des deutschen Kaisers ein. Der chisch-ungarischen Kriegsgefangenen vor- Nachfolger Franz Josephs, Kaiser Karl, nehmlich in Rußland erreichte bis Ende konnte das nie mehr rückgängig machen. 1917 die Zahl von rund zwei Millionen. Ge- Auch ein Teil der Völker Österreich-Un- gen Italien war jedoch im Verhalten der Solda- garns fürchtete die deutsche Dominanz. ten aller Reichsteile kein Unterschied zu be- Schließlich konnten nicht einmal die mili- merken. Das sollte sich erst 1918 ändern. Bis tärischen Erfolge 1917 den Zerfall der dahin hatte die k. u. k. Armee mehr als acht Habsburgermonarchie verhindern. Das Millionen Männer eingezogen. Auch mehr Buch beruht auf jahrzehntelangen For- als 30.000 Frauen waren Teil von Öster- schungen und bleibt bis zur letzten Seite reich-Ungarns gesamter bewaffneter Macht. fesselnd, obwohl man das Ende kennt. Nach dem von Kaiser Karl gewollten Viele Zusammenhänge werden aber erst Wiederzusammentritt des Reichsrats in Ös- jetzt klar. Rauchensteiner sieht den Ersten terreich Ende Mai 1917 verlagerten sich die Weltkrieg als Zeitenwende. Ob er die „Ur- Absage an den Krieg und der Widerstand katastrophe“ des 20. Jahrhunderts war, muß gegen das enge Bündnis mit Deutschland in der Leser entscheiden. „ das Abgeordnetenhaus. Hier zeigten sich be- reits 1917 Auflösungserscheinungen, die von Manfried Rauchensteiner: Emigrantengruppen gefördert und geschürt Der Erste Weltkrieg und das Ende der wurden. Es wäre aber falsch, für Österreich- Habsburgermonarchie Ungarn eine Art Dolchstoßlegende zu erfin- Böhlau Wien-Köln-Weimar 2013. den. Front und Hinterland hatten ihre jeweils Österreich-Ungarn nur deshalb nicht zur 1222 Seiten, 32 s/w-Abb. und 2 Karten eigenen Entwicklungen wie Wahrnehmun- Aufgabe gezwungen war, weil es immer Preis: 45 Euro, ISBN 978-3-205-78283-4 gen und erlebten synchrone Zerfallsprozes- Der Link auf die Detailseite von thalia.at, wo Sie dieses Buch gleich online bestellen können: se. Trotz des Ende 1917 von österreichisch- http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid=9783205782834 ungarischen und deutschen Truppen in Ita-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 49 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« lien errungenen Siegs (12. Isonzoschlacht) begann die Auflösung des Reichs. Öster- Jahresübersicht der Beiträge war man einem Siegfrieden um nichts näher reich-Ungarn hatte seine Wehrfähigkeit ein- gekommen. Rund die Hälfte der 1918 noch gebüßt. Es gab keine gemeinsame Perspek- 11. Motivenbericht und Einleitung immer über vier Millionen Soldaten zählen- tive mehr. Die Identität des Gesamtreichs Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 den k. u. k. Armee wurde im Inneren des wurde fragmentiert. Kaiser Karl trug dem 12. Österreich-Ungarn und der Erste Reichs gebraucht, um Arbeitskräfte zu stel- mit seinem „Völkermanifest“ vom 16. Okto- Weltkrieg. Ein Überblick len, Deserteure aufzuspüren und vor allem ber 1918 Rechnung, in dem er den Völkern Von Manfried Rauchensteiner Unruhen niederzuhalten. Der Hunger, der im seines Reichs den Weg freigab. Die am 24. Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Herbst 1916 ausgebrochen war, konnte trotz Oktober 1918 einsetzende Offensive der 13. Über die Kriegsschuld der Zuschübe aus der Ukraine und Rumä- Alliierten in Italien traf auf keinen intakten Von Helmut Konrad nien nicht mehr eingedämmt werden. Die militärischen Organismus mehr, und der am Ausgabe 128 / E: 27.02.2014 Alliierten, zu denen sich nach der amerikani- 3. November in der Villa Giusti bei Padua 14. Demokratie, Krieg und Frieden. schen Kriegserklärung an Österreich-Un- abgeschlossene Waffenstillstand gab dem in Anmerkungen zu den Rahmen- garn am 7. Dezember 1917 auch die USA beredter Weise Ausdruck, da die k. u. k. bedingungen des Ersten Weltkriegs gesellt hatten, erklärten immer öfter die Auf- Armee die Kampfhandlungen einstellte, Von Anton Pelinka lösung Österreich-Ungarns zu einem we- noch ehe der Waffenstillstand gültig gewor- sentlichen Kriegsziel. Militärisch ließ sich den war. Mittlerweile hatten bereits die Nach- Ausgabe 129 / E: 27.03.2014 dem nicht mehr begegnen. Die letzte öster- folgestaaten der Habsburgermonarchie, Sie- 15. „Das Befreiende der mutigen Tat“: reichisch-ungarische Offensive im Juni 1918 ger und Besiegte, ihre Unabhängigkeit Die „dunkle“ Seite der Wiener scheiterte schon nach zwei Tagen. Von da an erklärt. „ Moderne um 1914 Von Oliver Rathkolb Ausgabe 130 / E: 30.04.2014 Manfried Rauchensteiner 16. Soziale Militarisierung ist am 25. Juli 1942 in Villach geboren und Schriften Von Christa Hämmerle ist österreichischer Historiker und Autor. Eine Vielzahl von Publikationen dokumen- Ausgabe 131 / E: 30.05.2014 Rauchensteiner studierte von 1961 bis tieren Rauchensteiners wissenschaftliche 17. Der Krieg und die Medien 1966 Geschichte und Germanistik an der Arbeit, darunter: Von Wolfgang Maderthaner Universität Wien. Seit 1966 war Rauchen- Ausgabe 132 / E: 30.06.2014 steiner wissenschaftlicher Beamter am Hee- Der Krieg in Österreich 1945, 18. Fronterfahrung resgeschichtlichen Museum (HGM). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, Von Helmut Konrad Im Jahr 1975 habilitierte er sich für öster- ISBN 3-215-01672-9 Ausgabe 133 / E: 31.07.2014 reichische Geschichte an der Universität 19. Kriegführung und humanitäre Wien und ist seit dieser Zeit Dozent in Wien Der Sonderfall. Folgen und Innsbruck, daneben hat er auch Lehr- Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis Von Verena Moritz aufträge an der Diplomatischen Akademie 1955, Styria-Verlag, Wien/Graz 1985, Ausgabe 134 / E: 28.08.2014 Wien und an der Landesverteidigungsakade- ISBN 3-222-11219-3 10. Frauen- und Geschlechter- mie. Von 1988 bis 1992 war er Leiter des geschichte des Ersten Weltkriegs Militärhistorischen Dienstes im Bundesmi- Die Zwei. Von Christa Hämmerle und nisterium für Landesverteidigung (BMLVS). Die Große Koalition in Österreich 1945- Gabriella Hauch In der Zeit vom 1. August 1992 bis 31. Au- 1966, Österreichischer Bundesverlag, Wien Ausgabe 135 / E: 09.10.2014 gust 2005 hatte Rauchensteiner das Amt des 1987, ISBN 3-215-06433-2 Direktors des Heeresgeschichtlichen Mu- 11. Folgen des Ersten Weltkriegs seums (Hofrat) inne. Seit 1999 bekleidet er Der Tod des Doppeladlers. Von Stefan Karner das Amt des Präsidenten der Österreichischen Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg, Ausgabe 136 / E: 30.10.2014 Kommission für Militärgeschichte. Das Styria-Verlag, Wien/Graz 1994, 12. Nachwirkungen der „Front- Schwergewicht der Forschung liegt auf der ISBN 3-222-12116-8 erfahrung“ des Ersten Weltkriegs Militär- und Zeitgeschichte. Er ist Mitglied auf die Entwicklung Österreichs des Erweiterten Wissenschaftlichen Beirates Das Heeresgeschichtliche Museum in der Zwischenkriegszeit des BMLVS für das Militärgeschichtliche in Wien Von Verena Moritz Forschungsamt. Verlag Styria, Wien 2000, Ausgabe 137 / E: 25.11.2014 Rauchensteiner ist Herausgeber der Reihe ISBN 3-222-12834-0 13. Der Erste Weltkrieg im Gedächt- Militärhistorische Dissertationen Österrei- nis Österreichs und (Zentral- chischer Universitäten. Darüber hinaus ist Der Erste Weltkrieg und das Ende der Europas – Gedächtnistraditionen Rauchensteiner Autor zahlreicher kleinerer Habsburgermonarchie in (transnationaler Perspektive Arbeiten, Aufsätze und Zeitungsartikel und Böhlau, Wien 2013, Von Heidemarie Uhl betreut Fernseh- und Hörfunkproduktionen. ISBN 978-3-205-78283-4 Ausgabe 138 / E: 22.12.2014 Rauchensteiner erhielt 2004 das Goldene Anm.: Die Erscheinungstermine können um bis zu Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Quelle: drei Tage verschoben werden. Die Redaktion. Wien. http://de.wikipedia.org/wiki/Manfried_Rauchensteiner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 50 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

Chronik des Ersten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns

1914 12. August: 23. Januar: 28. Juni: Kriegserklärung Großbritanniens an Öster- Winterschlacht in den Karpaten (bis Ende Ermordung des österreichisch-ungarischen reich-Ungarn März). Schwere Verluste des österrei- Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand chisch-ungarischen Heeres und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo 23. August: Beginn der Schlacht von Krasnik (bis 25. 6. Februar: 23. Juli: August). Erster Erfolg von k. u. k. Truppen Rumänisch-italienisches Defensivbündnis Befristete Demarche Österreich-Ungarns an Serbien Kriegserklärung Japans an das Deutsche 22. März: Reich und Beginn der Belagerung von Kapitulation der österreichisch-ungari- 25. Juli: Tsingtau (Einnahme am 7. November 1914) schen Festung Przemysl Abbruch der diplomatischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Serbien. Beginn 26. August: 22. April: der Generalmobilmachung in Serbien Beginn der Schlacht bei Komarów (bis Erster Einsatz von Chlorgas durch deut- 1. September). Sieg der k. u. k. Truppen sche Truppen im Gebiet von Ypern 28. Juli: 25. April: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an 27. August: Beginn der alliierten Landungen im Serbien Kriegserklärung Japans an Österreich- Ungarn Dardanellengebiet (Halbinsel Gallipoli) 29. Juli: 26. April: Teilmobilmachung in Rußland 2. September: Eroberung von Lemberg durch russische Londoner Vertrag zwischen Italien und der Entente 30. Juli: Truppen Beginn der Generalmobilmachung in 2. Mai: Rußland 8. September: Zweite Offensive österreichisch-ungari- Beginn der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice 31. Juli: scher Verbände gegen Nordwest- und Westserbien Deutsches Ultimatum an Rußland 4. Mai: Aufkündigung des Dreibundvertrages 22. Oktober: 1. August: durch Italien Kriegseintritt des Osmanischen Reiches an Beginn der Mobilmachung in Frankreich der Seite der Mittelmächte und im Deutschen Reich. Deutsche 7. Mai: Kriegserklärung an Rußland Versenkung des britischen Passagier- 16. November: dampfers „Lusitania“ durch ein deutsches Beginn der dritten österreichisch-ungari- U-Boot 3. August: schen Offensive gegen Serbien Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. 23. Mai: Neutralitätserklärungen Italiens und 1. Dezember: Rumäniens Kriegserklärung Italiens an Österreich- Schlacht bei Limanowa-Lapanów führt Ungarn zum Rückzug zweier russischer Armeen 4. August: (bis 15. Dezember) Deutscher Einmarsch in das neutrale 3. Juni: Przemysl von deutschen und österrei- Belgien. Kriegserklärung Großbritanniens 2. Dezember: chisch-ungarischen Truppen wieder- an das Deutsche Reich Einnahme Belgrads durch k. u. k. Truppen erobert

05. August: 3. Dezember: 22. Juni: Kriegserklärung Montenegros an Öster- Beginn der serbischen Gegenoffensive Lemberg von deutschen und österrei- reich-Ungarn chisch- ungarischen Truppen wieder 15. Dezember: befreit 06. August: Rückzug der letzten österreichisch-ungari- Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche schen Truppen von serbischem Gebiet 23. Juni: Reich. Kriegserklärung Österreich- Beginn der ersten Isonzoschlacht Ungarns an Rußland 1915 (bis 7. Juli) 13. Januar: 11. August: Ablösung des Grafen Leopold Berchtold 17. Juli: Kriegserklärung Frankreichs an Öster- durch Stephan Graf Burián von Rajecz als Beginn der zweiten Isonzoschlacht reich-Ungarn k. u. k. Minister des Äußern (bis 10. August)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 51 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

26. August: 29. Februar: 22. September: Beginn der „schwarz-gelben“ Offensive Besetzung von Nordalbanien durch Ver- Beginn der Gegenoffensive deutscher und gegen Rußland bände des k. u. k. Heeres abgeschlossen österreichisch-ungarischer Truppen in Siebenbürgen 6. September: 11. März: Abschluß einer Militärkonvention zwi- Beginn der fünften Isonzoschlacht 9. Oktober: schen dem Deutschen Reich, Österreich- (bis 16. März) Beginn der achten Isonzoschlacht Ungarn und Bulgarien (bis 12. Oktober) 16. März: 6. Oktober: Schwere Kämpfe im Adamello-Gebiet, 21. Oktober: Offensive deutscher und österreichisch- Sprengung des Col di Lana Der k. u. k. Ministerpräsident Karl Graf ungarischer Verbände gegen Serbien. Stürgkh wird von Friedrich Adler erschos- Feststellung des gemeinsamen Ministerrats 15. Mai: sen. Nachfolger Stürgkhs wird Ernest von in Wien, wonach die nationale Struktur Beginn der österreichisch-ungarischen Koerber und der staatsrechtliche Aufbau Österreich- Südtiroloffensive („Strafexpedition“) Ungarns keine Gebietserweiterungen ver- 31. Oktober: tragen würden. 31. Mai: Beginn der neunten Isonzoschlacht (bis 4. Seeschlacht im Skagerrak November) 8. Oktober: Eroberung von Belgrad 4. Juni: 5. November: Beginn der russischen Sommeroffensive Proklamierung eines selbstständigen 14. Oktober: (Brusilov-Offensive). Bis 31. August Königreichs Polen durch das Deutsche Kriegserklärung Bulgariens an Serbien schwere Verluste des k. u. k. Heeres Reich und Österreich-Ungarn

18. Oktober: 6. bis 22. Juni: 21. November: Beginn der dritten Isonzoschlacht Blockade Griechenlands durch die Entente; Tod Kaiser Franz Josephs I. Sein (bis 5. November) am 21. Juni Demobilisierung der griechi- Nachfolger wird Kaiser Karl I schen Armee 10. November: 6. Dezember: Beginn der vierten Isonzoschlacht 16. Juni: Eroberung von Bukarest durch Truppen (bis 11. Dezember) Ende der Schlacht in Südtirol der Mittelmächte 25. November: 29. Juni: 12. Dezember: Niederlage des serbischen Heeres auf dem Erster Giftgaseinsatz österreichisch- Friedensangebot der Mittelmächte an die Amselfeld (Kosovo polje). Rückzug der ungarischer Truppen im Raum Görz Serben über Montenegro nach Albanien Alliierten (am 30. Dezember abgelehnt) (bis 26. Februar) 4. August: Beginn der sechsten Isonzoschlacht 18. Dezember: Dezember: (bis 17. August). Görz von italienischen Vergeblicher Friedensaufruf des amerika- Friedensinitiativen der sogenannten Meinl- Truppen erobert nischen Präsidenten Woodrow Wilson Gruppe 23. August: 20. Dezember: 1916 Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Ottokar Graf Czernin neuer k. u. k.- 4. Januar: Reich Minister des Äußern Österreichisch-ungarische Offensive gegen Montenegro 27. August: 1917 Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Januar bis Mai: 8. Januar: Ungarn. Beginn einer rumänischen Vertrauliche Friedensangebote Kaiser Räumung der Halbinsel Gallipoli durch die Offensive gegen Siebenbürgen Karls an die Alliierten durch Prinz Sixtus Alliierten von Bourbon-Parma (vgl. 12. April 1918). 28. August: Italien lehnt Verhandlungen über einen 11. Januar: Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Sonderfrieden ab Besetzung des Lovcen-Massivs (Monte- Rumänien negro) durch österreichisch-ungarische 12. Januar: Truppen September: Kronrat unter dem Vorsitz Kaiser Karls: Schwere Versorgungsprobleme in der Integrität der Monarchie, weitgehende 23. Januar: österreichischen Reichshälfte Existenzmöglichkeiten für Serbien, Bedingungslose Kapitulation Monte- 1. September: Annäherung an Rußland; Status quo in der negros. K. u. k. Truppen beginnen den Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien polnischen Frage Einmarsch in Albanien 21. Februar: 14. September: 1. Februar: Beginn der Schlacht um die Festung Beginn der siebten Isonzoschlacht Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Verdun in Nordfrankreich (bis 17. September) Kriegs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 52 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

27. Februar: Einsatz einer tschechischen Brigade bei 1. Februar: General der Infanterie Arz von Straußen- Zborów im Rahmen der Kerenskij- Matrosenrevolte im k. u. k. Kriegshafen burg löst Generaloberst Conrad von Offensive von Cattaro. Nach der Niederschlagung Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab vier Todesurteile vollstreckt 16. bis 18. Juli: Bildung eines gemeinsamen Ernährungs- Bolschewistischer Aufstand in St. Peters- 9. Februar: ausschusses für beide Reichshälften, der burg scheitert Friedensvertrag der Mittelmächte mit der dem Kaiser direkt unterstellt ist Ukrainischen Volksrepublik 20. Juli: 12. März: Vertrag von Korfu zwischen Serben und 28. Februar: Beginn der (bürgerlichen) Revolution in Kroaten über die Errichtung eines König- K. u. k. Truppen beteiligen sich am Rußland reiches der Serben, Kroaten und Slowenen Einmarsch in die Ukraine

15. März: 18. August: Ende Februar: Zar Nikolaj II. von Rußland dankt ab Kaiser Karl will die 14 Punkte Wilsons mit Beginn der elften Isonzoschlacht Einschränkungen anerkennen (bis 13. September) 6. April: Kriegserklärung der USA an das Deutsche 3. März: Reich 24. Oktober: Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwi- Beginn der zwölften Isonzoschlacht. schen den Mittelmächten und Rußland 19. bis 21. April: Deutsche und österreichisch-ungarische Englisch-französisch-italienische Konfe- Truppen erzielen einen Durchbruch bei 14. März: renz in Saint-Jean-de-Maurienne. Ein Flitsch und Tolmein. In der Folge Vor- Besetzung Odessas durch Verbände der Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn wird marsch bis an den Piave Mittelmächte abgelehnt 07. November: 21. März: 23. April: Beginn der bolschewistischen Revolution Deutsche Frühjahrsoffensive in Belgien Kriegszielbesprechung in Bad Kreuznach in Rußland und Frankreich (bis 17. Juli) zwischen dem Deutschen Reich und Öster- reich-Ungarn 20. bis 29. November: 1. April: Alliierter Großangriff bei Cambrai mit Der erste Luftpostverkehr der Welt wird 12. Mai: „Tanks“ auf der Strecke Wien – Olmütz – Krakau – Zehnte Isonzoschlacht (bis 5. Juni) Lemberg – Kiew aufgenommen 3. Dezember: 15. Mai: Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen 8. April: Seegefecht in der Otrantostraße zwischen den Mittelmächten und Rußland Kongreß der unterdrückten Völker (Öster- (Waffenstillstand am 15. Dezember. reich-Ungarns) in Rom (bis 11. April) 30. Mai: Beginn von Friedensverhandlungen am Wiederzusammentritt des österreichischen 22. Dezember) 12. April: Reichsrats Der französische Ministerpräsident 7. Dezember: Clemenceau veröffentlicht den (ersten von 10. Juni: Kriegserklärung der USA an Österreich- zwei) „Sixtusbriefen“. Kaiser Karl leugnet Italienische Offensive im Gebiet der Ungarn ihn ab. Der Minister des Äußern, Czernin, Sieben Gemeinden (Ortigaraschlacht; bis tritt zurück 29. Juni) Waffenstillstand zwischen den 25. April: Mittelmächten und Rumänien in Focsani 15. Juni: Heimkehrermeutereien in Böhmen, Moritz Graf Esterházy Nachfolger Graf Mähren und Galizien (bis 5. Juli) Tiszas als ungarischer Ministerpräsident 1918 7. Mai: 3. bis 25. Januar: Abschluß des Friedensvertrages von 27. Juni: Streikbewegung in Österreich-Ungarn. Bukarest zwischen den Mittelmächten und Griechenland tritt der Entente bei Nach und nach sind über 700.000 Arbeiter Rumänien 29. Juni: im Ausstand Offensive des russischen Heeres in 12. Mai: Weißrußland (Kerenskij-Offensive) 6. Januar: Kaiser Karl in Spa: Vereinbarung über ein „Dreikönigsdeklaration“ der tschechischen enges politisches, militärisches und wirt- 02. Juli: Abgeordneten zum österreichischen schaftliches Bündnis mit dem Deutschen Kriegserklärung Griechenlands an das Reichsrat Reich Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich. 8. Januar: Meutereien in Judenburg, Murau, Fünf- Kaiser Karl erläßt eine Amnestie für politi- Friedensbotschaft von US-Präsident kirchen, Rumburg und Radkersburg (bis sche Delikte Wilson („14 Punkte“) 24. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 53 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

30. Mai: Friedensnote Österreich-Ungarns an Anschluß der polnischen Gebiete Öster- Vertrag von Pittsburgh (USA) zwischen US-Präsident Wilson reich-Ungarns an den polnischen Staat dem tschechischen Emigrantenführer T. G. Masaryk und amerikanischen 6. Oktober: Slowakenführern Konstituierung eines Nationalrats der 30. Oktober: Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb Einrichtung eines provisorischen Staatsrats 10. Juni: und einer deutschösterreichischen Versenkung des k. u. k. Großkampf- 14. Oktober: Regierung schiffes „Szent István“ vor der Insel Konstituierung einer tschechoslowaki- Premuda schen Regierung in Paris 31. Oktober: 15. Juni: 16. Oktober: Übergabe eines Großteils der k. u. k. Beginn der Piaveoffensive. Die letzte Völkermanifest Kaiser Karls Kriegsmarine an den südslawischen Staat Offensive des k. u. k. Heeres scheitert innerhalb von Tagen 18. Oktober: Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Der ehemalige ungarische Ministerpräsi- dent István Graf Tisza wird ermordet 6. Juli: Friedensnote ab Beginn der alliierten Offensive in Albanien 21. Oktober: 01. November: 17. Juli: Konstituierung einer provisorischen Versenkung des (ehemaligen) k. u. k. Nationalversammlung Deutschösterreichs Zar Nikolaj II. wird mit seiner Familie Flaggenschiffes „Viribus Unitis“ durch ita- von Bolschewisten erschossen 23. bis 26. Oktober: lienische Haftminen 8. August: Besuch des Kaiserpaars Karl und Zita in Debrecen. Der ungarische Reichstag Schlacht von Amiens (bis 11. August). Bildung einer selbstständigen ungarischen beschließt die Bildung eines Nationalrats Beginn des Zusammenbruchs der deut- Regierung unter Graf Mihály Károlyi. schen Front in Frankreich 24. Oktober: Serben besetzen Belgrad Beginn der alliierten Offensive am Piave 9. August: Rücktritt Buriáns. Graf Gyulá Andrássy 2. November: Anerkennung der Tschechoslowakei als d. J. wird letzter k. u. k. Minister des Rücktritt des letzten österreichisch-ungari- kriegführende Nation durch Großbritannien Äußern schen Ministers des Äußern Graf 14. September: 27. Oktober: Andrássy. Friedensnote Kaiser Karls „An alle“ Bildung der letzten kaiserlich-österreichi- schen Regierung unter Heinrich 3. November: 15. September: Lammasch Alliierte Offensive an der Mazedonien- Abschluß des Waffenstillstands zwischen front (bis 29. Oktober) 28. Oktober: Österreich-Ungarn und den Alliierten in Proklamation eines selbstständigen tsche- der Villa Giusti (am 4. November in Kraft 18. September: choslowakischen Staates in Prag getreten) Beginn der alliierten Offensive in Palästina

26. September: Masaryk proklamiert in Paris einen selbst- ständigen tschechoslowakischen Staat 29. September: Waffenstillstand zwischen Bulgarien und den Alliierten

Generalfeldmarschall Hindenburg verlangt von der deutschen Reichsregierung Schritte zum Abschluß eines Waffenstillstands

1. Oktober: Beginn der Räumung Albaniens durch österreichisch-ungarische Truppen

3. Oktober: Beginn der Räumung Serbiens durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 54 Innenpolitik Restriktives Budgetprovisorium auf dem Prüfstand Über die Notwendigkeit einer Konsolidierung der Staatsfinanzen waren sich die RednerInnen in der Sitzung des Nationalrats vom 29. Jänner weitgehend einig. Über das Wie und Wo beim Sparen schon weniger… as gesetzliche Budgetprovisorium, das auch in Kärnten. Darmann befürchtet einen schlag bei der Polizei könne keine Rede sein. Dder Nationalrat am 29. Jänner auf An- „Kahlschlag bei der Polizei“" und eine wei- Tamandl, die Verständnis für die Sorgen trag und mit der Mehrheit von SPÖ und ÖVP tere Verlängerung der Interventionszeit der mancher Bürgermeister äußerte, zeigte sich an die Stelle des derzeit geltenden automati- Exekutive, was einen erfolgreichen Kampf zuversichtlich, daß es gelingen werde, die schen Provisoriums setzte, ist ausdrücklich gegen die Kriminalität beeinträchtige. Da die Sicherheit für die BürgerInnen durch die Po- restriktiv und kürzt gestaltbare Mittelver- Regierungsparteien die Sorgen der Bevölke- lizeireform zu verbessern. Ein ausgegliche- wendungen (früher „Ermessensausgaben“) rung bei Postenschließungen ignoriere, wand- ner Haushalt bis 2016 und dessen Erhaltung um 500 Mio. Euro. Zugleich gelten für wich- te sich Darmann in einem Entschließungs- über dieses Datum hinaus habe für die Bun- tige Zukunftsaufgaben, etwa bei den Univer- antrag seiner Fraktion gegen die Schließung desregierung absolute Priorität, daher seien sitäten, Ausnahmen, klärten die Staatsse- von Polizeidienststellen und schloß mit den die vorgeschlagenen Einsparungen notwen- kretäre Jochen Danninger (ÖVP) und Sonja Worten: „Beim Thema Sicherheit ist die dig. Steßl (SPÖ) mit Unterstützung von Abge- FPÖ den Menschen im Wort.“ Auch Tamandls Klubkollege August Wö- ordneten der Regierungsparteien auf. Auf Seitens der FPÖ kündigte Walter Rosen- ginger bekannte sich gemeinsam mit Werner Kritik der Grünen stieß der Plan der Regie- kranz im weiteren Verlauf der Debatte eine Groiß zum Beschluß eines gesetzlichen Bud- rung, im Mai zugleich mit dem Budget für Reihe von Entschließungsanträgen an, mit getprovisoriums sowie zu den dabei budge- 2014 bereits einen Haushalt für 2015 be- denen seine Fraktion der Regierung ihre An- tierten Einsparungen. Vorwürfe wegen Ein- schließen zu wollen. Die Abgeordneten der liegen mit auf den budgetpolitischen Weg sparungen bei der Polizei wies der Redner Opposition fragten, wie schon im Budget- gebe. Dazu gehörten angesichts des „Burg- als falsch zurück, weil bei den Polizeiplan- ausschuß, wo in den Ressorts konkret der theaterskandals“ die Aussetzung von Lohn- stellen nicht gespart werde, sondern nur Sparstift angesetzt wird und warnten vor Ein- erhöhungen für Kulturmanager, da die „Frei- Polizeiposten zusammengezogen würden. schnitten, vor allem zulasten von Bildung, heit der Kunst“ dort ende, so Rosenkranz, Ein strukturelles Nulldefizit – Ziel für das sozialen Initiativen, Frauen und der Sicher- wo Steuergeld eingesetzt werde. Ein weite- Jahr 2016 – ist für Wöginger eine unabding- heit. Thematisiert wurden auch die Steuer- rer Entschließungsantrag galt angesichts bare Notwendigkeit, um die Finanzen der pläne der Koalition. Ihre speziellen Wünsche jüngster Krawalle in Wien dem Ausschluß Republik nachhaltig zu gestalten. In diesem zur Budget-und Finanzpolitik brachten die der Jugendorganisation der Grünen von öf- Sinne mahnte auch Nikolaus Prinz (ÖVP) die MandatarInnen der Opposition mittels – bei fentlichen Förderungen. Rosenkranz appel- Verantwortung der Politik ein, Österreich der Abstimmung durchwegs abgelehnten – lierte an die Grünen, sich von Gewaltauf- weiterhin aus der immer noch nicht über- Entschließungsanträgen zum Ausdruck. rufen auf der Homepage ihrer Jugendorga- wundenen Wirtschaftskrise herauszuführen, Das gesetzliche Budgetprovisorium ent- nisation zu distanzieren. Angesichts eines ein gutes Budget 2014 zu erstellen und einen spricht der veränderten Ressortverteilung in Wertverlusts der Fachhochschulförderung ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Dem der neuen Bundesregierung und ermöglicht von 12 Prozent seit 2009 verlangte FPÖ- dienten die vorgeschlagenen Ausgabenbin- auch notwendige Umschichtungen, insbe- Abgeordneter Andreas Karlsböck eine Er- dungen bei den „Ermessensausgaben“. Ga- sondere zur Realisierung der seit Anfang höhung dieser Fördersätze. Sein Klubkol- briel Obernosterer (ÖVP) kam auf das The- 2014 geltenden Reform der Verwaltungsge- lege Axel Kassegger sah die Erfüllung der ma Sicherheitsreform zurück und erinnerte richtsbarkeit. Aufgaben des Bundesheeres durch die ge- die FPÖ an die Mahnung des Rechnungs- planten Budgetkürzungen gefährdet und hofs, diese Reform im Interesse der Men- FPÖ gegen Schließung drängte auf ein besseres Heeresbudget. schen voranzutreiben. Abgeordneter An- von Polizeidienststellen dreas Zakostelsky (ÖVP) meinte, Österreich Die Debatte eröffnete FPÖ-Abgeordneter ÖVP verteidigt die stehe finanziell gut da. Die „Ermessens- Gernot Darmann, der die Desinformations- geplante Sicherheitsreform ausgaben“ würden um 6,6 Prozent gekürzt, politik der alten und neuen Bundesregierung Die neue Obfrau des Budgetausschusses, wobei aber bei den Ärmsten nicht gespart in Erinnerung rief. Statt daß Milch und Gabriele Tamandl (ÖVP), erläuterte die Aus- und die EZA-Kürzungen zurückgenommen Honig fließen, wie dies SPÖ und ÖVP den gabenbindung für gestaltbare Mittelverwen- werde. „Die ÖVP ist eine christlich-soziale Menschen im Wahlkampf versprochen ha- dungen im Ausmaß von 500 Mio. Euro und Partei“, unterstrich Andreas Zakostelsky. ben, rolle nun eine Belastungswelle auf die wandte sich gegen die Kritik an den geplan- Menschen zu. Brutal gespart werde etwa bei ten Reformen bei der Polizei. Diese entsprä- Grüne verlangen zukunftsorientierte der Sicherheit: Minus 38 Mio. Euro seien bei chen den Vorschlägen des Rechnungshofs Prioritäten in der Budgetpolitik der Polizei budgetiert, kritisierte Darmann. sowie internationalen Vorbildern, etwa in Bruno Rossmann (Grüne) problematisier- Bedroht sei der ländliche Raum, vor allem München, erklärte sie. Von einem Kahl- te die Prioritätensetzung der Bundesregie-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 55 Innenpolitik rung in der Budgetpolitik und verlangte Prio- Prioritäten, vor allem auch um den Kampf ge- und Investitionen in die Wirtschaft. Daher ritäten auch für bildungs-, sozial- und ar- gen die Arbeitslosigkeit gehe. Den Vorwurf tritt das Team Stronach dafür ein, die Wirt- beitsmarktpolitische Ziele. Gefragt sei eine einer „Rasenmähermethode beim Sparen“ schaft anzukurbeln, sagte Klubobfrau Diet- Konsolidierungspolitik, die das Wachstum wies Krainer zurück und machte auf Aus- rich. Die Rednerin wandte sich entschieden nicht beeinträchtigt. Die Kürzung der „Er- nahmen, etwa für Bildung und Wissenschaft auch gegen die Absicht, Polizeiposten im messensausgaben“ gehen seiner Meinung aufmerksam. Mit den im Budgetprovisorium ländlichen Raum zu schließen. „Sicher sei nach zu Lasten von Bildung, Frauen und so- vorgesehenen 133 Mio. Euro für die Hypo dort nur noch der Einbrecher“, sagte Dietrich zialen Initiativen. Statt inhaltlicher Prioritä- werde man bis Ende des Budgetproviso- pointiert, „weil er genau weiß, daß die Poli- ten herrsche Mängelverwaltung und gleich- riums das Auslangen finden. Mehr Geld zei 40 Minuten braucht, bis sie am Einsatzort mäßiges Kürzen. Auch sollte das Budget werde erst im weiteren Verlauf des Jahres eintrifft.“ Es ist die Verantwortung der Po- 2015 nicht vor dem Sommer, sondern auf gebraucht, diese Budgetvorsorge sei erst bei litik, dafür zu sorgen, daß sich die Menschen Grund dann aussagekräftigerer Prognoseda- den Planungen für das ordentliche Budget sicher fühlen. Diesen Grundsatz vertrat auch ten für 2015 im Herbst beschlossen werden, 2014 zu berücksichtigen. Abgeordneter Christoph Hagen (Stronach), sagte Rossmann. Die Änderung des Bundes- Mit Cornelia Ecker argumentierte eine der in seiner Wortmeldung der ÖVP Vorarl- finanzrahmens sehe für die Hypo-Alpe- weitere SPÖ-Abgeordnete für das gesetzli- berg Doppelmoral in der Sicherheitspolitik Adria lediglich 133 Mio. Euro vor, obwohl che Budgetprovisorium, für die sorgfältige vorwarf. laut Vizekanzler Spindelegger bekannt sei, Ausarbeitung eines qualitätsvollen Budgets daß die Hypo 2014 eine Mrd. Euro brauchen 2014 und für die Fortsetzung des Konsoli- NEOS für Parlamentssanierung und werde. Somit entspreche diese Vorlage nicht dierungspfads in Richtung strukturell ausge- Kürzung der Parteienförderung dem Grundsatz des Haushaltsrechts, daß das glichenes Budget 2016. Rainer Hable (NEOS) zeigte Einigkeit Budget die finanzielle Situation des Bundes Hubert Kuzdas (SPÖ) setzte sich mit den mit den anderen Fraktionen über die not- getreu wiederzugeben habe, stellte er fest. RednerInnen der Oppositionsparteien aus- wendige Sanierung des Parlamentsgebäudes, Rossmanns Fraktionskollege Wolfgang einander und warf ihnen eine widersprüchli- äußerte aber zugleich eine unterschiedliche Zinggl (Grüne) urgierte beim Finanzminister che Argumentation vor, wenn sie zugleich Ansicht hinsichtlich der Finanzierung des Antworten auf Fragen zum Themenkomplex Einsparungen und Mehrausgaben verlang- Projekts. Die NEOS wollen die erforderli- ORF und Filmwirtschaft, wobei er von der ten. Es gelte, die Fortsetzung des Konsoli- chen Mittel durch eine Kürzung der Par- Bundesregierung verlangte, die filmwirt- dierungskurses sicherzustellen, wobei wich- teienförderung sicherstellen. Der Redner be- schaftlich relevanten Punkte des Regie- tige Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur, kannte sich zur öffentlichen Parteienförde- rungsprogramms umzusetzen, damit der Wissenschaft und Forschung ausdrücklich rung, ortete aber Einsparungspotential, da ORF seine wichtige Rolle für die Filmwirt- von den Ausgabenbindungen ausgenommen Österreich bei der Parteienförderung im in- schaft erfüllen kann. Abgeordneter Matthias seien. Neue Universitäten brauchten zusätz- ternationalen Spitzenfeld liege, und legte da- Köchl (Grüne) wandte sich gegen die Ver- liches Geld, hielt der Abgeordnete fest und zu einen Entschließungsantrag seiner Frak- unsicherung von Einpersonen-Unternehmen riet dazu, sich bei der Förderung von Wis- tion vor. durch die Diskussion über die Einschrän- senschaft und Forschung an den europäi- NEOS-Abgeordneter Nikolaus Alm wand- kung des Gewinnfreibetrags und plädierte schen Spitzenreitern, etwa den Skandina- te sich gegen undefinierte Einsparungen und für eine Verdoppelung des Gewinnfreibe- viern, zu orientieren. zugleich gegen Einschränkungen bei der trags, wobei es dem Redner in seinem Ent- Einmal mehr für die Einführung von Förderung kleiner GmbH. Es sei gut, wenn schließungsantrag darum ging, die Verpflich- Vermögensteuern plädierten die SPÖ-Ab- die ÖVP die Gewerbeordnung novellieren, tung zu beseitigen, in begünstigte Wertpa- geordneten Karin Greiner und Rainer Wim- die Wirtschaft entbürokratisieren und die piere zu investieren. Tanja Windbüchler- mer, der darauf hinwies, daß die Löhne in Lohnnebenkosten senken wolle. Den NEOS Souschill (Grüne) beklagte, daß Österreich Österreich mit einem Steuersatz belastet gehe es vor allem darum, kleine Unterneh- bei der bilateralen EZA noch weit von seinen werden, der im internationalen Spitzenfeld men zu unterstützen, Start-ups möglichst Zielen entfernt sei und begründete damit liegt. Schließlich begrüßte Abgeordnete Pe- rasch in die Gewinnzone und Risikokapital Ihren Entschließungsantrag zur Verbesse- tra Bayr (SPÖ) die Ausnahme bei der Kür- in die Unternehmen zu bringen. In einem rung der EZA. zung von „Ermessensausgaben“ zugunsten Entschließungsantrag drängte der Redner der Entwicklungszusammenarbeit. auf die Abschaffung der Gesellschaftssteuer SPÖ: Zugleich sinnvoll sparen und auf Abschaffung der Mindest-KöSt. Min- und sinnvoll investieren Team Stronach gegen Steuerlawine deststammkapital stelle eine Bevormundung Kai Jan Krainer (SPÖ) erinnerte an die und Schließung von Polizeiposten von UnternehmerInnen dar und sollte abge- Notwendigkeit, ein Budgetprovisorium zu Waltraud Dietrich (Stronach) sprach die schafft werden, sagte er. Dem entspricht ein schaffen, das der neuen Ressortgliederung Befürchtung einer Belastung der Menschen Entschließungsantrag der NEOS mit dem entspricht. Außerdem werde sinnvoll gespart durch eine Steuerlawine aus. Es sei daher Titel „GmbH Zero“. NEOS-Klubobmann und sinnvoll investiert und damit ein hoch an der Zeit, den SteuerzahlerInnen Matthias Strolz erinnerte die ÖVP an die Grundsatz verfolgt, mit dem Österreich bes- deutlich zu machen, wie sehr die Regierung Forderung von WKO-Präsident Christoph ser als alle anderen europäischen Länder die Menschen belaste und zugleich Geld ver- Leitl, der sich für Beibehaltung des Ge- durch die Krise gekommen sei. Zugleich schwende. Das vertreibe, wie auch WKO- winnfreibetrags ausgesprochen hat und for- bekannte sich Krainer zu dem Ziel, 2016 Präsident Christoph Leitl richtig erkannt derte die ÖVP-MandatarInnen in dieser einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, habe, die Unternehmen und vernichte Ar- Gewissensfrage dazu auf, gegen ihre Klub- betonte aber, daß es auch andere politische beitsplätze. Die Menschen verlangten Jobs linie aufzutreten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 56 Innenpolitik

Die neuen Finanzstaatssekretäre langte Abgeordneter Nikolaus Alm eine le Beine stellen. Grünen-Abgeordneter Wolf- zum Budgetprovisorium Neuregelung im Körperschaftssteuergesetz, gang Zinggl wiederum drängte auf Lösun- Staatssekretär Jochen Danninger (ÖVP) die Einrichtung einer GmbH „Zero“ und gen zur Verbesserung der finanziellen Lage begründete das gesetzliche Budgetproviso- eine Neuregelung der Gesellschaftssteuer im der Filmwirtschaft. rium mit Änderungen in der Kompetenz- Kapitalverkehrssteuergesetz, während sein FPÖ-Abgeordneter Andreas Karlsböck verteilung innerhalb der Bundesregierung Fraktionskollege Matthias Strolz (NEOS) beantragte einen Entwicklungs- und Finan- und mit Berücksichtigung finanzieller Not- für eine Reduktion der Bundes- und Landes- zierungsplan für die Fachhochschulen und wendigkeiten bei der Reform der Verwal- parteien-Förderung und die Verwendung der die Erhöhung der Fördersätze für Studien- tungsgerichtsbarkeit. Außerdem ermögliche Minderaufwendungen zur Sanierung des plätze in Fachhochschulen. Sein Klubkol- das gesetzliche Budgetprovisorium, Unre- Parlaments sowie für die Beibehaltung des lege Walter Rosenkranz schlug vor, Gehalts- gelmäßigkeiten beim Eingang der Steuer- Gewinnfreibetrags im Einkommensteuerge- erhöhungen für hochdotierte Kulturmanager mittel auszugleichen. Dazu komme eine setz eintrat. auszusetzen und die Parteienförderung für Ausgabenbindung von 500 Mio. Euro auf Dieser Antrag wurde namentlich abge- die „Jungen Grünen“ zu streichen. Ein wei- gestaltbare Mittelverwendungen, wobei die stimmt und blieb mit 50 zu 115 Stimmen in terer Entschließungsantrag der FPÖ wandte Ressorts eigenständig entscheiden werden, der Minderheit. sich gegen die Schließung von Polizei- wo sie Einsparungen vornehmen. Mit ihrem Bei den Grünen machte sich Matthias dienststellen und wurde in namentlicher Ab- Budgetentwurf wird die Bundesregierung Köchl für eine Verdoppelung des Grundbe- stimmung mit 43 zu 120 Stimmen abgelehnt. sicherstellen, daß die EZA-Mittel 2014 nicht trags beim Gewinnfreibetrag im Einkom- Schließlich traten die Freiheitlichen für eine gekürzt werden, kündigte Danninger an. Das mensteuergesetz stark und Tanja Windbüch- bessere budgetäre Ausstattung des Bundes- Budgetprovisorium erlaube es, das ordentli- ler-Souschill wollte die österreichische Ent- heeres ein. „ che Budget 2014 sorgfältig vorzubereiten, wicklungszusammenarbeit endlich auf stabi- Quelle: Parlamentskorrespondenz dabei die Budgetkonsolidierung voranzutrei- ben und zugleich Beschäftigung und Wachs- tum sicherzustellen, hielt er fest. Änderung des Bundesministeriengesetzes Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) sah Österreich als ein Erfolgsmodell, das besser ie zahlreichen Proteste haben letztend- grationsangelegenheiten vom Innenministe- durch die Krise gekommen sei als andere Dlich nicht gefruchtet: Der Nationalrat rium ins Außenministerium mit, das nun Bun- Länder und nach wie vor steigende Beschäf- stimmte in seiner Sitzung vom 29. Jänner desministerium für Europa, Integration und tigung, niedrige Zinsen und eine bessere mehrheitlich einer Änderung des Bundesmi- Äußeres heißen wird. Für Kunst und Kultur Arbeitslosenrate als die anderen Länder auf- nisteriengesetzes und damit einer Zusam- wird das Bundeskanzleramt zuständig sein. weise. Als Ursachen dafür nannte die Staats- menlegung des Wissenschaftsressorts mit Im Gegenzug werden dem Unterrichtsmi- sekretärin die Sozialpartnerschaft, eine aus- dem Wirtschaftsministerium zu. Das neue nisterium die Frauenagenden übertragen, es gewogene Budget- und Finanzpolitik sowie Ressort wird künftig die Bezeichnung Bun- nennt sich in Hinkunft Bundesministerium die Europaorientierung und die Exportkraft desministerium für Wissenschaft, Forschung für Bildung und Frauen. der Wirtschaft. Erster Schritt auf dem Weg und Wirtschaft tragen. Der Beschluß fiel mit Die Gesamtzahl der Ressorts – zwölf plus der Fortsetzung dieser Politik sei das vorlie- den Stimmen von SPÖ und ÖVP, lediglich das Bundeskanzleramt – bleibt gleich, aller- gende Budgetprovisorium, das auf das Ziel der frühere Wissenschafts- und Forschungs- dings hat die Regierung, wie SPÖ-Klub- gerichtet sei, bis 2016 mit sinnvollem Spa- minister und nunmehrige ÖVP-Abgeordnete obmann Andreas Schieder hervorhob, zwei ren ein ausgeglichenes strukturelles Budget Karlheinz Töchterle wich von der Koali- Staatssekretäre eingespart. zu erreichen. Investieren will die Staats- tionslinie ab. sekretärin in die ganztägige Kinderbetreu- Mit berücksichtigt bei der Abstimmung Opposition lehnt Bundes- ung und in die Jugend im ländlichen Raum. wurde auch ein Abänderungsantrag der Ko- ministeriengesetz geschlossen ab Dafür spare der Staat bei sich selbst, betonte alitionsparteien mit lediglich technischen Von seiten der Opposition wurde das Steßl. Eine „GmbH Zero“, wie sie die NEOS Änderungen. Anträge der Opposition, die neue Bundesministeriengesetz geschlossen wollen, hielt Steßl für keine gute Idee und auf eine geänderte Kompetenzverteilung ab- abgelehnt. FPÖ, Grüne, Team Stronach und meldete Konsumentenschutz-Bedenken an. zielten, blieben hingegen in der Minderheit. NEOS kritisierten nicht nur die Zusam- Außerdem gehe es um Steuergerechtigkeit Auch der Vorstoß der NEOS, eine zumindest menlegung des Wissenschaftsministeriums gegenüber den ArbeitnehmerInnen. Die vierwöchige Begutachtungsfrist von Regie- mit dem Wirtschaftsressort, sondern stellten Staatssekretärin informierte über die Einset- rungsvorlagen gesetzlich zu verankern, zum Teil auch andere Kompetenzverschie- zung einer Arbeitsgruppe zur Vorbereitung wurde abgelehnt. bungen in Frage. So setzt die Regierung nach einer Steuerstrukturreform zur Entlastung Meinung von Grünen-Abgeordneter Alev des Faktors Arbeit. Gesamtzahl der Ressorts Korun mit der Verschiebung der Integra- bleibt unverändert tionsagenden in das Außenministerium ein Keine Mehrheit für Anstelle des Wissenschaftsministeriums fatales Signal. Schließlich habe Integration Entschließungsanträge der Opposition wird es künftig ein eigenständiges Bundes- mit Menschen zu tun, die im Inland lebten, Die Anträge der Oppositionsparteien ministerium für Familie und Jugend unter argumentierte sie. Die Integrations-Sektion wurden bei der Abstimmung mangels Mehr- der Leitung von Sophie Karmasin geben. wird im Außenministerium ihr zufolge zu- heit durchwegs abgelehnt. Im Einzelnen ging Außerdem nimmt der neue Außenminister dem stets ein Fremdkörper bleiben. „ es um folgende Anliegen: Für die NEOS ver- Sebastian Kurz seine Kompetenzen für Inte- Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 57 Innenpolitik Burgenland sitzt Bundesrat und Landeshauptleutekonferenz vor Bundesratspräsident Lampel erfreut über »klares Bekenntnis zum Bundesrat«

it Jahreswechsel ging der Vorsitz der MLandeshauptleutekonferenz von Wien an das Burgenland. Im Rahmen einer Feier im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rat- hauses übergab Wiens Landeshauptmann Michael Häupl am 23. Jänner den Vorsitz offiziell an den Landeshauptmann des Bur- genlandes, Hans Niessl. Der Vorsitz zwi- schen den Ländern wechselt alle sechs Mo- nate nach alphabetischer Reihenfolge, paral- lel zum Wechsel der Bundesratspräsidenten. So waren auch der scheidende Präsident des Bundesrates, Reinhard Todt, sowie dessen Nachfolger, Michael Lampel, unter den vie- len prominenten Gästen der Veranstaltung. Michael Häupl und Hans Niessl sprachen einander den Dank für die gute Zusammen- arbeit aus. „Bei der Landeshauptleutekonfe- renz spielt Parteipolitik nur eine geringe Rolle, die Interessen der Länder stehen im Vordergrund“, betonte Häupl. Nur durch die Foto: media wien konstruktive Zusammenarbeit könnten ein- v.l.: Landeshauptmann Michael Häupl, der scheidende Bundesratspräsident Reinhard Todt, Nachfolger Michael Lampel und Landeshauptmann Hans Niessl stimmige Beschlüsse erarbeitet werden. In diesem Zusammenhang sprach sich Häupl Wien und dem Burgenland in ihren An- Michael Häupl und Landeshauptmann Hans für eine regionale bürgernahe Politik und da- sprachen zum Bundesrat geäußert haben“. Niessl, die sich für eine Aufwertung des Bun- mit für den Föderalismus aus. Vor diesem Als Vorsitzender der Länderkammer werde desrates ausgesprochen haben. „Der Bundes- Hintergrund brauche es auch eine Aufwer- er sich vehement für eine Modernisierung, rat sollte mit den nötigen Kompetenzen aus- tung des Österreichischen Bundesrates, etwa Aufwertung und Stärkung des Bundesrats gestattet werden, zum Beispiel mit einem durch die Einräumung eines Vetorechts beim einsetzen. echten Vetorecht bei Gesetzen, die finanziel- Finanzausgleichsgesetz. „Von einer Abschaf- „Der heutige Tag ist ein besonderer Tag le Angelegenheiten der Länder betreffen“, so fung des Bundesrates habe ich noch nie viel für das Burgenland und er ist auch für mich Lampel. Er verwies zudem auf das Arbeits- gehalten“, stellte der Bürgermeister klar. persönlich ein ganz besonderer Tag. Denn programm der Bundesregierung, in dem Für Hans Niessl war die Übernahme des ich erachte es als große Ehre und Auszeich- auch als Ziel formuliert sei, daß „der Bun- Vorsitzes im Wiener Rathaus etwas Beson- nung, in diesem Halbjahr für das Land Bur- desrat in seinen Aufgaben gestärkt“ wird. deres, „denn diese Länder verbinde sehr genland den Vorsitz im Bundesrat innehaben Reformideen müßten in der geplanten Föde- viel“. Die Verbindung sei nicht nur verbal, zu dürfen“, so Lampel beim Festakt. Er be- ralismus-Reformkommission diskutiert wer- sondern real und werde auch gelebt. Ge- dankte sich bei seinem Vorgänger im Amt, den. Bevor die Frage der Zusammensetzung meinsam würden wichtige Impulse gesetzt. Bundesrat Reinhard Todt, für die engagierte des Bundesrates auf der Tagesordnung stehe, Die Zusammenarbeit bei Centrope, Vienna Vorsitzführung im zweiten Halbjahr 2013. müßten die Kompetenzen und die Aufga- Region und der Donauraum-Strategie nannte Als einen inhaltlichen Schwerpunkt, den er benverteilung geklärt werden. Der Bundes- er als Beispiele. Als Schwerpunkt der Lan- setzen wolle, nannte Lampel das Thema ratspräsident betonte auch die Bedeutung deshauptleutekonferenz unter dem Vorsitz Energiewende: „Das Burgenland gilt in die- des Bundesrates als Europakammer. Was die des Burgenlandes nannte Niessl u.a. Maß- sem Bereich als eine Modellregion. 2013 ist Aktivitäten in bezug auf die EU-Gesetz- nahmen gegen die Arbeitslosigkeit, im Be- dem Land die Energiewende bei der Strom- gebung betrifft, liege der österreichische sonderen auf die Jugend bezogen. Auch er versorgung gelungen. Und ich sehe in der Bundesrat in einem Ranking von 39 parla- unterstrich die Wichtigkeit des Subsidiaritäts- Energiewende eine Notwendigkeit für den mentarischen Kammern in der EU auf dem prinzips und des Österreichischen Bundes- Klima- und Umweltschutz, aber auch als ausgezeichneten zweiten Platz. Lampel: „Ich rates. Chance für eine nachhaltige wirtschaftliche bekenne mich zu Reformen, ich bekenne mich Der neue Bundesratspräsident Michael Entwicklung und neue Arbeitsplätze.“ zu einem modernen Föderalismus. Födera- Lampel zeigte sich erfreut über das „klare Besonders erfreut zeigte sich Lampel lismus bedeutet Vielfalt, Nähe zu den Bür- Bekenntnis, das die Landeshauptleute von über die Aussagen von Bürgermeister gerinnen und Bürgern.“ Und er verwies auf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 58 Innenpolitik

das Arbeitsprogramm der Bundesregierung, Aufgaben gestärkt wird“, so Lampel weiter. derkammer, sondern auch eine wichtige in dem die Einrichtung einer Föderalismus- „Daß es einen Reformbedarf gibt, steht mei- Europakammer“ und liege in einem Ranking Reformkommission vorgesehen ist: „In die- nes Erachtens außer Streit. Wir brauchen von 39 parlamentarischen Kammern inner- ser Kommission soll unter Einbindung der einen modernen Föderalismus, eine klare halb der EU in punkto Beteiligung an der Länder ohne Tabus über die künftige Rolle Aufgabenverteilung, wobei das Mitwir- EU-Gesetzgebung auf Platz zwei. des Bundesrates diskutiert werden. Am Ende kungsrecht der Länder an der Gesetzgebung Lampel erhofft sich, daß „zuerst in einer muß dann ein Gesamtpaket stehen, das von des Bundes gesichert bleiben muß.“ Jeden- offenen und sachlich geführten Diskussion einer breiten Mehrheit getragen wird.“ falls stelle sich die Frage einer Abschaffung ein Gesamtpaket für die Föderalismusreform Auch die Übertragung der Aufgaben des des Bundesrates nicht mehr, „wenn die Län- erarbeitet wird“. Wenn es eine Einigung auf Bundesrates an die Landtage könne dort in derkammer aufgewertet wird – zum Beispiel breiter politischer Basis unter Einbindung die Diskussion eingebracht werden. „Eine durch ein echtes Vetorecht bei Gesetzen, von der Länder gibt, „können die Ergebnisse die- Abschaffung des Bundesrates würde jedoch denen die Länder betroffen sind“. ser Diskussion als umfassendes Maßnah- den Zielen der Bundesregierung widerspre- Zudem verwies der Bundesratspräsident menpaket in die Umsetzung gehen“. „ chen. Diese hat in ihrem Arbeitsprogramm auch auf die europapolitischen Aktivitäten Der Bundesrat im Internet: vorgesehen, daß der Bundesrat in seinen des Bundesrates. Dieser sei „nicht nur Län- http://www.parlament.gv.at/PERK/NRBRBV/BR/ Angelobungen im oö. Landtag Foto: Land OÖ / Stinglmayr 1. Reihe v.l.: LRin Doris Hummer, LH-Stv. Franz Hiesl, LH Josef Pühringer, LH-Stv. Reinhold Entholzer, LRin Gertraud Jahn; 2. Reihe v.l.: LR Max Hiegelsberger, LR Michael Strugl, LR Rudolf Anschober, LR Manfred Haimbuchner n der Sitzung des Oö. Landtags am 23. glied in den letzten 20 Jahren: „Als Sozial- desrätin Doris Hummer eine Mitzuständig- IJänner wurde Reinhold Entholzer zum politiker, Gemeindereferent und in Fragen keit eingeräumt (gemeinsames Unterzeich- neuen LH-Stv. gewählt und von LH Josef der Integration kann Ackerl eine beeindruk- nen der Regierungsvorlagen und gemeinsa- Pühringer angelobt. Er folgt damit dem aus kende Bilanz vorweisen“, so Landeshaupt- me Vertretung der Beschlüsse nach außen). der Oö. Landesregierung ausgeschiedenen mann Pühringer. Die gemeinnützigen Beschäftigungspro- LH-Stv. Josef Ackerl nach. Gertraud Jahn Die Landesregierung beschloß auch eine jekte und sozialökonomischen Betriebe kom- wurde zur Landesrätin gewählt und ange- Änderung der Geschäftverteilung, die im men aus dem Sozialressort in das Wirt- lobt. Sie übernimmt das Sozial- und Jugend- wesentlichen folgendes beinhaltet: LH-Stv. schaftsressort von Landesrat Michael Strugl, wohlfahrtsressort. Das frei werdende Land- Entholzer wird das Gemeinderessort von ebenso die Produktionsschulen. In diesem tagsmandat von Gertraud Jahn übernimmt LH-Stv. Ackerl übernehmen. LRin Jahn über- Bereich erhält jedoch die Sozialreferentin Harald Baumgartner. nimmt das Sozial- und Jugendwohlfahrts- eine Mitzuständigkeit (gemeinsames Unter- Bei der Sitzung der neuen Landesregie- ressort sowie die Tierschutz-Agenden von zeichnen der Regierungsvorlagen und ge- rung wurde zunächst Josef Ackerl als LH- LH-Stv. Entholzer. meinsame Vertretung der Beschlüsse nach Stv. verabschiedet. LH Josef Pühringer wür- Darüber hinaus wird in Zukunft im Be- außen). „ digte das Wirken Ackerls als Regierungsmit- reich der Schulsozialarbeit Bildungs-Lan- http://www.land-oberoesterreich.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 59 Innenpolitik 125 Jahre Hainfeld SPÖ feierte auf historischem Boden ihr Partei-Jubiläum Foto: SPÖ / Lehmann v.l.: Moderator Frank Hoffmann, SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Werner Faymann, SPÖ-NÖ-Vorsitzender Bürgermeister Matthias Stadler, Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, Gesundheitsminister Alois Stöger und Hainfelds Bürgermeister Alberrt Pitterle. Keelin Loicht, Angelina Dirnberger, Jenny, Andy und Tomi Loicht, alle fünf stammen aus Hainfeld, überbrach- ten der SPÖ-Parteispitze ihre Zukunftswünsche: Arbeit für Jung und Alt, faire Löhne, keine Armut, beste Schulbildung usw. und sie ernteten für ihre aktuellen und toll vorgetragenen Wünsche tosenden Applaus. ie österreichische Sozialdemokratie wird“. Stadler fuhr fort: „Das solidarische reichen wollen.“ Swoboda wies weiters dar- Dfeierte am 11. Jänner in Hainfeld ihr Miteinander, der Gedanke der Gerechtigkeit auf hin, daß sowohl im Bereich der Gesund- 125jähriges Jubiläum. Zum Jahreswechsel und des Friedens sind Grundsteine, die hier heitssysteme als auch im Bereich der Bil- 1888/89 fand dort der Einigungsparteitag gelegt wurden“, und betonte: „Ich sehe uns dung die öffentliche Hand eine größere Rol- statt. Auf diesem historischen Boden fand noch lange nicht am Ende des Weges.“ le in Europa spielen sollte. Auch in Sachen man sich ein, um die 125jährige Erfolgsge- Swoboda erklärte, daß die wesentlichen Gleichbehandlung gebe es noch einiges zu schichte der Sozialdemokratie zu feiern und Werte, die den Einigungsparteitag geprägt tun, obwohl die österreichischen Sozialde- auch um einen Ausblick in die Zukunft zu haben, „auch heute nicht an Aktualität verlo- mokratInnen hier schon viel erreicht haben. wagen. Nach einleitenden Worten von Nie- ren haben: Die soziale Frage zu lösen ohne Eine Absage müsse dem Nationalismus derösterreichs SPÖ-Vorsitzendem Matthias Unterschied von Nation, Rasse und Ge- erteilt werden. „Der Nationalismus führt in Stadler sprach S&D-Vorsitzender Hannes schlecht“. Daher machte Swoboda in Hin- die Irre“, betonte Swoboda die Rolle des Swoboda (Socialists & Democrats-Fraktion blick auf Europa klar: „Wir dürfen den Kampf Nationalismus bei den beiden Weltkriegen. im Europaparlament, Anm.) über die Bedeu- gegen die Armut nicht aufgeben.“ Auch „Der Nationalismus führt zum Krieg – und tung sozialdemokratischer Politik in Europa: müsse weiterhin um ein gerechteres Steuer- wenn es ein Wirtschaftskrieg ist.“ Swoboda „Wir kämpfen für Europa, aber für ein ande- system gekämpft werden. Swoboda sprach betonte, daß der österreichische Arbeits- res, ein soziales Europa.“ in dem Zusammenhang auch von Steuer- markt europaweit sehr gut dastehe, was bis Matthias Stadler begrüßte die Anwesen- hinterziehungen von 1000 Milliarden Euro heute unmittelbar mit sozialdemokratischer den „im Bethlehem der Sozialdemokratie“, pro Jahr, das sei nicht hinzunehmen. Politik im Zusammenhang stehe. Swoboda wie Karl Renner Hainfeld genannt hatte. Der gemeinsame gewerkschaftliche hob besonders auch den „aktiven Einsatz Stadler betonte, daß hier der Grundstein für Kampf sei zu fördern: „Ich würde mir auf von Bundeskanzler Werner Faymann für die eine Gesinnung gelegt wurde, „die nicht nur europäischer Ebene so starke Gewerkschaf- Jugendbeschäftigung“ hervor. „Es macht für das 19. und das 20. Jahrhundert, sondern ten wünschen, wie wir sie in Österreich ha- mich als Österreicher stolz, daß in den letz- auch für die Zukunft Bedeutung haben ben. Das ist eines unserer Ziele, die wir er- ten Jahren immer wieder von internationaler

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 60 Innenpolitik

Seite darauf hingewiesen wird, daß dieses Land einen aktiven und so erfolgreichen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit führt.“ „Unsere Politik hat es geschafft, den Menschen Arbeit zu geben und das werden wir auch nicht aufgeben, weder auf nationa- ler, noch auf europäischer Ebene.“ Swoboda schlußfolgerte: „Jenen, die behaupten, das sozialdemokratische Jahrhundert sei vorbei, sei gesagt: Das ist grundfalsch, das sozialde- mokratische Jahrhundert hat noch gar nicht erst begonnen.“ Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek betonte in der anschließenden Talk-Runde, daß die Geschichte der Sozialdemokratie im- mer auch eine Geschichte der Frauenbewe- gung gewesen sei. „Meine Vision ist eine ganz klare, nicht nur eine über die egalitäre Gesellschaft der Geschlechter in allen Be- Die Bundeskanzler Franz Vranitzky (1986-1997) und Werner Faymann (r.) reichen, sondern auch die der Migranten, Minderheiten, Benachteiligter.“ Das sei auch das Motiv Heinisch-Hoseks, die Bildungsre- form vorantreiben zu wollen. In der gleichen Diskussionsrunde betonte Nationalratsabgeordnete und JG-Vorsitzende Katharina Kucharowits, daß viele junge Menschen durchaus an Politik interessiert sind. Es gebe für die Sozialdemokratie auch wichtige Ansätze, Politik für Junge zu machen, etwa im Bereich Wohnen oder im Bereich Arbeitsmarkt, Stichwort Generation Praktikum. ÖGB-Präsident Erich Foglar erklärte, daß die Ziele um die damals gekämpft wurde, auch heute noch die gleichen sind: Der Kampf um Freiheit, um Mitbestimmung und Demokratie, um Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit. Geändert hätten sich die Rahmenbedingungen. SPÖ-NÖ-Vorsitzender Bürgermeister Matthias Stadler

Liessmann: Für eine Wiedergewinnung des Politischen Konrad Paul Liessmann, Universitätspro- fessor der Universität Wien, hielt eine Rede vor den rund 500 Anwesenden in Hainfeld. Er sprach über die Errungenschaften der Par- tei, die Zukunft der Sozialdemokratie, die Fol- gen des globalisierten Kapitalismus und die daraus resultierenden Ungleichheiten in der Gesellschaft sowie über zukunftspolitische Perspektiven, die Idee der Europäischen Union und das Verhältnis zwischen Staat und De- mokratie: „Was meines Erachtens Not tut, ist ein neues Konzept von Demokratie, ohne den Parlamentarismus zu schwächen. Wir brau- chen ein europäisches Staatskonzept, das mehr ist als eine Krisenbewältigungsagentur für

Banken, die in Not geraten sind. Was Not tut, Fotos: SPÖ / Lehmann ist eine Wiedergewinnung des Politischen.“ S&D-Fraktionsvorsitzender Hannes Swoboda

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 61 Innenpolitik

dern mehr zu bieten als einmal alle paar Jah- re in einer Wahlzelle ein Kreuz zu machen“, so Liessmann. Die moderne Chancengesellschaft ohne Kontext zur sozialdemokratischen Solidari- tät wäre eine ziemlich kalte, betonte Liess- mann. „Chancengleichheit muß hergestellt werden, aber in der Chance liegt auch das Menetekel des Scheiterns. Man kann immer auch verlieren. Wer hier nicht mithalten kann, hat rundum und ein für alle Mal verloren. Wir kennen das Problem der Langzeitarbeits- losen und das der Leiharbeiter“, denn „Es stellt sich immer dringlicher die Frage, ob das Konzept der Lohnarbeit für die Lebens-, und Überlebensmöglichkeit der Menschen überhaupt ausreicht“, betonte Liessmann. „Die Frage nach dem Staat ist heute

Fotos: SPÖ / Lehmann immer auch die Frage, welche Mittel und Universitätsprofessor Konrad Heinz Liessmann Wege staatlichem Handeln noch zur Verfü- gung stehen, um ordnungspolitische Aufga- „Der globalisierte Kapitalismus produ- einher. Diese war geprägt von der Grund- ben zu erfüllen und Regeln zu definieren und ziert wunderbaren Reichtum für wenige, struktur des 19. Jahrhunderts und knüpfte an zu setzen. Denn der Staat soll den Menschen aber auch Verarmung, Verslumung und Ver- klassische Sozialschichten an. Der Polito- nicht nur ihre Freiheit garantieren, sondern schmutzung“, mit diesen Worten leitete loge Franz Walter sagt dazu: Struktur und diese auch davor schützen, daß alle Lebens- Liessmann seine Rede ein und sprach dabei Selbstverständnis traditioneller Parteien bereiche den Prinzipien des Marktes bzw. die ungerechte Verteilung des Reichtums haben sich grundlegend gewandelt.“ den Interessen monopolähnlicher Marktbe- weltweit an, aber: „Mit seinen Möglichkeiten „Die Sozialdemokratie ist in einem Mi- herrscher unterworfen werden. Wie lange war das 20. Jahrhundert sozial und demokra- lieu verankert, das sie grundlegend gestaltet kämpfen wir schon um die Finanztransak- tisch. Wir haben alle Vorstellungen in uns hat“, sagte Liessmann und verwies auf die tionssteuer und wie schwer ist es, so etwas aufgenommen und zur Selbstverständlich- Einrichtungen der Sozialdemokratie: Arbei- einfaches, vernünftiges und nachvollziehba- keit werden lassen, die das Thema des sozi- terbildungsstätten, Volkshochschulen sowie res gegen Minderheiten durchzusetzen?“, so aldemokratischen Jahrhunderts definieren: einer „Arbeiter-Zeitung“. „All das sollte ein Liessmann und weiter: „Man soll eine sinn- Wachstum, Gleichheit, Arbeit, Vernunft, Lebensgefühl ermöglichen, das den einzel- volle Grenze zwischen Markt und Gesell- Staat und Internationalismus“, zitierte Liess- nen Mitgliedern und Anhängern dieser Partei schaft suchen. Dinge, auf die Menschen mann den Soziologen Ralf Dahrendorf. Möglichkeiten offeriert, innerhalb dieses so- einen Rechtsanspruch haben, können nicht „Die Diskussionen aber stellen sich zialen Milieus Karrieren verfolgen zu kön- alleine den Märkten überantwortet werden“, heute, nach der Krise, ganz anders dar, als nen. Solch eine Partei hatte ihren Mitglie- sagte Liessmann. damals, als man geglaubt hatte, der Staat habe seine Schuldigkeit getan und kann zu einer kleinen, schlanken Dienstleistungs- agentur seiner Bürger werden. Denn heute wissen wir: Ohne Staat geht fast gar nichts. Wie sich Staat und Demokratie zueinander verhalten, ist eine der brennenden Fragen unserer Zeit“, betonte Liessmann. „Demokratie gibt es schon seit 2500 Jahren, aber in unterschiedlicher Gestalt. Von einer res publica, der wir immer noch die Grundidee der Demokratie verdanken, bis zum neuen Parlamentarismus, wo Politik eine öffentliche, gemeinsame Angelegenheit ist“, so Liessmann, aber: „Wir beobachten nicht nur eine Erosion und Schwächung klassischer Institutionen, sondern überhaupt die zunehmende Verdrängung des Politi- schen durch die Interessen der Ökonomie. Mit der allgemeinen Mobilität geht ein radi- Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, JG-Katharina Kucharowits und ÖGB- kaler Wandel der politischen Öffentlichkeit Präsident Erich Foglar

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 62 Innenpolitik

Bundeskanzler Faymann: Für ein sozial- demokratisches und sozialeres Europa „Wir wollen nicht nur für ein stärkeres Europa eintreten, sondern auch für ein ver- stärktes soziales Europa“, hielt SPÖ-Vor- sitzender Bundeskanzler Werner Faymann fest. In seiner programmatischen Rede be- tonte er die Absage der Sozialdemokratie an Verhetzung, an nationale Alleingänge, wo internationale Lösungen erforderlich sind und plädierte für den sozialdemokratischen Grundwert der internationalen Solidarität, an Stelle von Ausgrenzung und dem „Suchen nach Sündenböcken“. „Die Verhetzung in der Politik ist keine Erfindung von Herrn Strache“, betonte Fay- mann. „Aber nach zwei Weltkriegen muß man sich vor Augen führen, daß es in der EU SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Werner Faymann um ein friedliches Europa geht“, sagte der SPÖ-Vorsitzende und in Anlehnung an Bruno Kreisky, der erklärt hatte, daß ihm mehr Schulden lieber wären als mehr Arbeitslose: „Mir ist es allemal lieber, daß die EU exi- stiert und wir uns Gedanken machen über die Bürokratie und die Kosten – als ein ein- ziger Tag Krieg in Europa.“ Faymann erklärte, daß die Prinzipiener- klärung von Hainfeld ein Grundrecht ge- schaffen habe, sich für Freiheit, Gleichheit und Demokratie einzusetzen. Denn dieses Zusammentreffen vor 125 Jahren beim Eini- gungsparteitag war zur damaligen Rechts- lage illegal. Noch heute gebe es aber viele Menschen, die nicht nur in ähnlicher Armut, sondern auch in prekären politischen, in un- demokratischen Verhältnissen leben. „Was Fotos: SPÖ / Lehmann Schauspielerin Erika Pluhar und Schauspieler Frank Hoffmann lasen historische Texte. ich mir wünsche ist, daß die Sozialdemo- kratie wieder diese Kraft der internationalen „Der gemeinsame Wohlstand ist nur vieles nicht gerecht ist und sich die Falschen Solidarität entwickelt“, plädierte der SPÖ- abzusichern, wenn es auch anderen gut geht. zum Feind machen.“ Wesentlich, um etwas Vorsitzende. Es ist die Kaufkraft, die in Europa existent verändern zu können, sei es, andere Mehr- „Viele Sozialdemokratinnen und Sozial- sein muß. Denn schon Henry Ford hatte ge- heiten in Europa zu schaffen. „Auch ein ös- demokraten haben hart daran gearbeitet, daß sagt: Autos kaufen keine Autos“, sagte Fay- terreichisches Parlament ist abhängig davon, wir heute auf einem hohen Niveau unsere mann und kritisierte, daß ein beträchtlicher ob es ein schwarz-blaues Parlament ist, oder kritische Brille aufsetzen können, was denn Teil von dem, was miteinander hart erarbei- ein sozialdemokratisch geprägtes, es zählen alles noch zu erreichen sei“, erklärte Fay- tet wird, in irgendwelchen Steueroasen lande die Mehrheitsverhältnisse.“ mann und erteilte den Tendenzen des Neo- „und damit kein Beitrag daran geleistet wird, Faymann resümierte: „Wir müssen auf- liberalismus eine klare Absage: „Es gibt gibt daß die Gemeinschaft an diesem erworbenen treten gegen die Hetzer, die zerstören wol- welche, die die Errungenschaften nicht als Wohlstand teilhaben kann. Das ist nicht len, was wir aufgebaut haben. Aber auch je- etwas Positives sehen, sondern als etwas, das fair.“ Die Antwort auf derartig international nen die Hand reichen, die gewillt sind – um es gilt stückchenweise wieder abzuschnei- organisierte Ungerechtigkeit könne nur eine mit Bruno Kreisky zu reden – ein Stück des den.“ Der SPÖ-Vorsitzende erläuterte in dem auf internationaler Ebene sein. Das bedeute Weges mit uns zu gehen, um Europa zu ver- Zusammenhang: „Es geht dabei etwa um Rat- aber auch, erklärte Faymann, daß es hier ändern.“ „Wer stolz auf seine Geschichte schläge, daß wir die Menschen ab einem ge- nicht mehr um Innenpolitik und nationale sein kann, muß auch die Aufgaben für die wissen Alter nicht in Pension gehen lassen Lösungen gehe, „sondern diese neue Finanz- Zukunft ableiten. Ich bin stolz auf unsere Ge- sollen, sondern in die Arbeitslosigkeit schik- logik verlangt europäische und internationa- schichte. Daher gilt es nach wie vor: Aufzu- ken sollen. Und in einem nächsten Schritt le Lösungen“. stehen und für die gemeinsame Sache einzu- sagen diese Stimmen, es gibt zu viele Ar- „Unsere Gegner sind jene, die auch gar treten“, schloß der SPÖ-Vorsitzende. „ beitslose, also soll man die Zugangsbe- kein Interesse an internationalen Lösungen Die Geschichte der Sozialdemokratie schränkungen verschärfen.“ haben. Aber auch jene, die sehen, daß noch https://rotbewegt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 63 »Burgenland Journal« Grundsatzerklärung 2014 Landeshauptmann Hans Niessl: »Jahr der Jugend – Wir lassen keinen Jugendlichen zurück« Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrat Peter Rezar, Landesrätin Verena Dunst, Kanzleramtsminister Josef Oster- mayer und Landesrat Helmut Bieler nach der Grundsatzerklärung zum ausgerufenen »Jahr der JUgend« 2014 in Eisenstadt

nter dem Motto „Wir lassen keinen sches Ziel erreicht. Windkraft, Biomasse und nen, denn das Burgenland soll sich auch in UJugendlichen zurück“ ließ Landes- Photovoltaik produzieren mehr Strom, als Zukunft nachhaltig positiv weiterentwic- hauptmann Hans Niessl am 9. Jänner im wir im Burgenland verbrauchen. Das Bur- keln. Die Jugend nimmt dabei einen beson- Rahmen seiner Grundsatzrede im Kultur und genland ist die erste Region in Europa, die deren Stellenwert ein. Daher haben wir im Kongresszentrum in Eisenstadt das Jahr das geschafft hat. Unser Weg in die Strom- Burgenland die Ausbildungsgarantie. Jede 2013 vor zahlreichen Fest- und Ehrengästen, autarkie ist für ganz Europa einzigartig und junge Burgenländerin und jeder junge Bur- mit Josef Ostermayer, Bundesminister im hat auch auf internationaler Ebene für Auf- genländer muß die Chance auf einen Schul-, Bundeskanzleramt, einem gebürtigen Bur- merksamkeit gesorgt“, betonte Hans Niessl, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz haben. Das genländer, an der Spitze, Revue passieren der sich auch 2015 bei der nächsten Land- heißt, daß alle jungen Menschen die glei- und gab gleichzeitig einen Ausblick auf die tagswahl der Wiederwahl zum Landeshaupt- chen Chancen haben sollen. Ich erkläre des- Aktivitäten im Jahr 2014, das er zum „Jahr mann stellen will. halb das Jahr 2014 unter dem Motto: ,Wir der Jugend“ erklärte. Aber auch insgesamt gesehen konnte das lassen keinen Jugendlichen zurück!‘ zum „2013 war im Burgenland das ‚Jahr der Burgenland 2013 – trotz einer europaweit ‚Jahr der Jugend‘. Das bedeutet, daß seitens Energiewende‘. Wir haben diesbezüglich vie- krisenhaften Situation – den erfolgreichen des Landes eine neue Offensive in diese le Maßnahmen gesetzt und gezeigt, daß auch Weg prolongieren und über die Grenzen des Richtung gestartet wird. Wir wollen eine ein kleines Land Großes leisten kann. Wir Landes hinaus aufzeigen, daß aus dem ein- Offensive im Bereich der Ausbildung, der haben mit der Realisierung der Stromautar- stigen Schlußlicht auch in vielen anderen Bildung, der Freizeit, am Arbeitsmarkt und kie durch erneuerbare Energie einen Mei- Bereichen eine Modellregion geworden ist. im Sportbereich auf den Weg bringen. Wir lenstein gesetzt und europaweit ein histori- „Wir werden uns aber 2014 nicht zurückleh- werden auch dutzende neue Lehrstellen im

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 64 »Burgenland Journal«

Land und in den landesnahen Betrieben schaffen.“ Baukultur im Brennpunkt „Wir brauchen“, so Niessl dazu, „jetzt und auch in Zukunft sehr gut ausgebildete, lei- 2014 soll das »Jahr der Baukultur« werden stungsbereite, umweltbewußte und motivier- te Menschen, damit sich unser Heimatland Burgenland auch weiterhin so erfolgreich entwickeln kann. Das Burgenland braucht Zukunft und – wie es in der Vergangenheit bereits der Fall war – die besten Facharbeiter Österreichs, die meisten Maturantinnen und Maturanten, die innovativsten Fachhoch- schul-Absolventinnen und Absolventen, aber auch die besten Lehrlinge.“ Weitere Aspekte, die für Landeshaupt- mann Hans Niessl, der per 1. Jänner auch den Vorsitz der Landeshauptleute Konferenz übernommen hat, 2014 sehr wichtig sind, betreffen die Bekämpfung der Arbeitslosig- keit, die Stabilisierung des Burgenlandes in Foto: Bgld. Landesmedienservice puncto Sicherheit, die Umsetzung der ge- v.l.: LR Helmut Bieler, Kuratorin Susanne Schmall und Architekt Erich Kugler planten infrastrukturellen Investitionen bei gleichzeitiger Auslotung von Sparpotentia- m die Wahrnehmung für Baukultur im schmiede zum Jahr der Baukultur“ Kultur- len, die weitere Verbesserung der internatio- UBurgenland zu schärfen und die Quali- und Bildungsverantwortliche eingeladen nalen Positionierung und Exportorientierung tät des Planens und Bauens zu steigern, rief worden, Inputs zur Vermittlung des Themas im Wirtschaftsbereich, den verantwortungs- Kulturlandesrat Helmut Bieler 2014 zum einzubringen. Entsprechend breit ist auch vollen Umgang mit der Umwelt gemäß dem „Jahr der Baukultur“ aus. „Baukultur umgibt das Programmspektrum: Mehr als 40 Veran- Landesleitbild „Mit der Natur zu neuen uns alle überall – beim Wohnen, Arbeiten, in staltungen – Symposien, Diskussionen, Vor- Erfolgen“, den weiteren Ausbau der erneuer- der Freizeit. Die Art der Gestaltung unserer träge, baukulturelle Wanderungen, Besichti- baren Energie mit dem Ziel, den Klima- Lebens- und Arbeitsräume ist von entschei- gungen und Exkursionen, Ausstellungen, schutz zu verbessern und daraus resultierend dender Bedeutung für unser Lebensgefühl Fachführungen, „Open-mind-Gespräche“, neue Arbeitsplätze, so genannte „Green und die Qualität unserer Arbeit. Und sie hat Lesungen – sind geplant. Die Themen, je- Jobs“, zu schaffen, sowie die Fortführung des auch Auswirkungen auf Landschaft, Um- weils mit „Baukultur“ im Mittelpunkt, um- eingeschlagenen Weges in den Bereichen welt, Natur und nicht zuletzt auf die Ent- fassen die Bereiche Kultur, Leben, Kunst, Forschung, Entwicklung und Innovation. wicklung unseres Gemeinwesens. Das Jahr Film, Fotografie, Literatur, Kinder, Schule, „Das Jahr 2014 ist ein besonderes Jahr. der Baukultur soll dazu beitragen, das Be- Musik, Tod und Glaube. Weitere Programm- Ein Jahr, das uns mehrfach an unsere Ge- wußtsein für Baukultur zu erhöhen“, erklär- punkte sind in Planung oder sollen entste- schichte erinnern wird. Vor allem der Fall te Bieler, der ein ein massives Wahrneh- hen“, erklärt Susanne Schmall, Kuratorin der Berliner Mauer und des Eisernen Vor- mungsdefizit im Hinblick auf – qualitätvolle des „Jahres der Baukultur 2014“ ist Susanne hanges vor 25 Jahren gab nicht nur den – Baukultur im Burgenland ortet. „Diesem Schmall vom Verein Baukultur Burgenland: Startschuß für unzählige Veränderungen, son- Umstand wollen wir mit dem ‚Jahr der Bau- „Das Konzept sieht kein abgeschlossenes dern auch den Startschuß für das Burgen- kultur‘ entgegenwirken. Denn es ist nicht Programm vor, es soll vielmehr ein Prozeß land, mit massiver Unterstützung der Euro- egal, in welcher Umgebung man lernt, arbei- sein, in dem durch Ideen und Wünsche der päischen Union aus dem Schatten des tet oder seine Freizeit verbringt. Und es geht Teilnehmer neue Themen entstehen.“ Eisernen Vorhanges zu treten und von einer schließlich auch um die Erhaltung unseres Zentraler Programmpunkt soll die Verlei- Grenzregion zu einer europäischen Modell- Lebensraumes, wertvoller Baukultur für hung des 7. Architekturpreises des Landes region im Herz eines neuen Europas zu wer- künftige Generationen“, so Bieler. Baukultur Burgenland mit anschließenden Ausstellun- den. Fleiß, Verläßlichkeit und Zusammen- bedürfe eines offenen Dialogs und die gen aktueller und früherer Auszeichnungen halt waren dabei die prägenden Elemente. Bereitschaft, die Perspektive des anderen ein- sein, aber auch das heute oft geringgeschätz- Genau diese Tugenden müssen wir auch zunehmen, erklärte Architekt Erich Kugler, te Handwerk soll in den Vordergrund gerückt 2014 an den Tag legen, damit wir in krisen- Vorsitzender des Burgenländischen Beirates werden. Wesentlich sei, die breite Öffentlich- behafteten Zeiten erfolgreich bestehen kön- für Baukultur und Ortsbildpflege: „Baukul- keit ebenso wie die Fachwelt anzusprechen. nen. Das Burgenland ist heute auf vielen tur ist ein kollektiver, integrativer Prozeß, sie „Die Verantwortung für die Gestaltung unse- Ebenen Vorreiter. Es ist vieles geschehen, erfordert das Zusammenwirken aller am Bau res (Lebens)Raumes liegt bei uns allen“, er- aber wir haben auch noch viel vor. Sorgen Beteiligten.“ innert Kugler. Letztendlich solle der private wir gemeinsam dafür, daß der erfolgreiche Um die gewünschte breite Basis für den Bauherr zu qualitätvollerem Bauen motiviert burgenländische Weg auch 2014 seine Fort- offenen Diskussionsprozeß und Meinungs- werden, dem öffentlichen Auftraggeber kom- setzung findet“, so der Landeshauptmann austausch zu gewährleisten, waren im Vorjahr me jedoch eine wesentliche Vorbildrolle zu. „ abschließend. „ vom Kulturreferat im Rahmen einer „Ideen- http://www.baukulturburgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 65 »Burgenland Journal« Das Burgenland profitiert von den föderalen Strukturen LT-Präsident Steier zieht Bilanz und nennt wichtige Vorhaben für 2014

ositive Bilanz über ein arbeitsreiches Jahr fünf Berichte des Bundes-Rechnungshofes P2013 zog Landtagspräsident Gerhard und ein Bericht der Volksanwaltschaft. Die Steier in einer gemeinsamen Pressekonferenz 61 bis zum heutigen Tag eingelangten Peti- mit Landtagsdirektor WHR Engelbert Rauch- tionen oder Resolutionen wurden zu 90 Pro- bauer am 16. Jänner. Gleichzeitig gab er einen zent bereits abgearbeitet. ersten Überblick über die Vorhaben 2014. Steier betonte einmal mehr die Wichtigkeit Highlights 2013: Barrierefreiheit föderaler demokratischer Strukturen. „Föde- Als einen Höhepunkt der Landtagsarbeit rale Strukturen, wie zum Beispiel der Bur- 2013 bezeichnet LT-Präs. Steier unter ande- genländische Landtag, sind die Grundlage rem das Symposium zum Thema Barriere- dafür, Anliegen im Sinne der Bevölkerung freiheit. „Diese Veranstaltung diente vor um- und durchzusetzen. Ein Beispiel: Die allem der Bewußtseinsbildung und Ausein- Ziel 1-Förderungen und die Nachfolgeför- andersetzung der Abgeordneten und der derungen waren in der erfolgten Qualitäts- Bevölkerung mit diesem Thema“, so Steier. umsetzung nur so möglich. Ein wichtiges Des weiteren bezeichnete der Präsident vor Vorhaben für 2014 ist die Modernisierung allem den 3. Jugendlandtag im November der Burgenländischen Landesverfassung. 2013 als besonderes Ereignis. Die engagier- „Es wird intensive Verhandlungen über die te Auseinandersetzung mit verschiedenen Abschaffung des Proporzes und über die selbstgewählten Themen durch die Jugend Verkleinerung des Landtages geben. Wichtig war vorbildlich und dient dem Landtag am ist, den Mandataren ein Instrument in die Foto: Bgld. Landesmedienservice 30. Jänner 2014 in den Vorlagen als Petitio- Hand zu geben, das ein ordentliches Arbei- Landtagspräsident Gerhard Steier zieht nen zur Beschlußfassung. Bilanz und gibt Ausblicke auf 2014 ten möglich macht. Dabei muß aber die in- haltliche Arbeit immer im Vordergrund ste- stimmig, 26 mehrheitlich angenommen. „Be- Vorhaben 2014: Modernisierung der hen. Die konkrete Umsetzung ist Verhand- sonders hervorheben möchte ich dabei die Landesverfassung, politische Bildung lungssache zwischen den Parteien.“ Zusätz- Änderung der Burgenländischen Landesver- Proporz, Verkleinerung des Landtages und lich wird die Modernisierung der Landesver- fassung, die Beschlußfassung zum Landes- z.B. die Prüfkompetenz des Landesrechnungs- fassung am 12. März auch Thema einer En- Verwaltungsgericht mit den Begleitgesetzen, hofes für Gemeinden stehen auf der Agenda, quete sein, die im Landtag stattfinden soll. die Novellierung der Geschäftsordnung des so Steier. Beim Regierungs-Proporz rechnet Außerdem muß 2014 die Arbeit im Bereich Landtages, des Burgenländischen Landes- der Landtagspräsident damit, daß das Bur- der Politischen Bildung verstärkt werden. Rechnungshofgesetzes und die Änderungen genland dem Vorbild anderer Bundesländer Einrichtungen wie der Burgenländische des Kinderausbildungs- und Betreuungsge- folgen wird: „Die meisten Bundesländer ha- Landtag sind unabdingbar für unsere Demo- setzes sowie des Kanalanschluß- und Kanal- ben den Proporz bereits abgeschafft, andere kratie. Das, so Steier, würde auch die Zahl abgabegesetzes“, so Steier. sind in der Umsetzungsphase.“ In den näch- der Besucher am Tag der offenen Tür und Darüber hinaus wurden 15 Beschlüsse sten Wochen wird sich zeigen, wie die Ver- übers Jahr zeigen: „Wir haben über 6000 gefaßt – unter anderem zur Sicherheitsstra- änderungen im Detail aussehen werden. Besucher empfangen und über unsere Arbeit tegie Burgenland, den Tätigkeitsberichten der Über die Parteienwünsche hinweg muß eine informiert.“ Kinder- und Jugendanwaltschaft, der Patien- qualitätsvolle Vertretung quer durch das Zwölf Mal trat der Landtag 2013 zusam- ten- und Behindertenanwaltschaft, der Um- Burgenland und alle Bezirke gewährleistet men. „In diesen zwölf Sitzungen wurden weltanwaltschaft sowie der Energiestrategie werden“, betont Steier. nicht weniger als 120 Tagesordnungspunkte Burgenland und dem EU-Umsetzungsbe- Einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt für behandelt. Dabei haben die Mitglieder der richt. 40 selbständige Anträge auf Fassung 2014 sieht der Landtagspräsident in der Landesregierung in neun Fragestunden 42 einer Entschließung wurden abschließend Positionierung des Burgenlandes im In- und mündliche Anfragen beantwortet“, zieht behandelt, 15a-Vereinbarungen sowie Verein- Ausland, wie zuletzt bei einer Tagung des Steier Bilanz. barungen im Hinblick auf Kinderbetreuung Europarates und des EU-Parlaments, wo er Die Arbeit des Burgenländischen Land- und ganztägige Schulformen und dem Ge- über die Rolle der Volksgruppen und tages präsentiert sich in Zahlen gegossen wie sundheitswesen – wurden zur Kenntnis ge- Minderheitensprachen in Österreich referie- folgt: Neben den bereits erwähnten Sitzun- nommen bzw. angenommen. Fünf Berichte ren konnte. Die klare Aufgabenstellung für gen, Tagesordnungspunkten und Anfrage- des Bundes-Rechnungshofes, sechs Berichte den Burgenländischer Landtag für 2014 lau- beantwortungen wurden 35 Gesetzesanträge des Burgenländischen Rechnungshofes wur- tet: Mit ganzer Kraft für die weitere positive abschließend behandelt, sechs wurden ein- den ebenso zur Kenntnis genommen wie Entwicklung des Burgenlandes arbeiten. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 66 »Burgenland Journal« Starke Allianz für regionalen Bau ohn- und Sozialdumping und unfairem LWettbewerb den Kampf anzusagen so- wie die regionale Wirtschaft zu stärken und damit Arbeitsplätze zu sichern – das sind die Ziele der Bauinitiative „Wir bauen burgen- ländisch“. Die Vergabe vorzugsweise an bur- genländische Unternehmen durch die öffent- liche Hand und Partner aus der Privatwirt- schaft soll dies gewährleisten. Am 21. Jänner präsentierte Landeshauptmann Hans Niessl die ersten Partner: Vertreter der gemeinnüt- zigen Siedlungsgenossenschaften, der BELIG und der VAMED unterzeichneten eine ent- sprechende Vereinbarung. Schon bisher würden Aufträge, wo dies möglich sei, vorwiegend an burgenländische Unternehmen vergeben und wesentliche Kri- terien der Initiative eingehalten, erklärten die Partner. Foto: Bgld. Landesmedienservice Die Vertreter der gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaften nach der Unterzeich- „Wertschöpfung, Arbeit und Geld sollen nung der Vereinbarung (v.l.): KommR Dir. Peter Schlappal (GF EBSG), Walter im eigenen Land bleiben“, nannte Niessl die Troger (GF VAMED Standortentwicklung), KommR Dir. Anton Mittelmeier (GF Neue Prämisse für die Bauinitiative, der sich nun Eisenstädter), Alfred Kollar (GF OSG), LH Hans Niessl, Heinz Fellner (GF BELIG) und Martin Ivancsics (GF B-Süd) erste Partner aus der Privatwirtschaft ange- schlossen haben. Neue Eisenstädter, der BELIG und der zu vergeben. Niessl sieht darin auch eine Vertreter der gemeinnützigen Siedlungs- VAMED verpflichteten sich mit ihrer Unter- moralische Verpflichtung, der sich die Sied- genossenschaften EBSG, OSG, B-Süd und schrift, Bauaufträge vorzugsweise regional lungsgenossenschaften unterwerfen. „

http://www.burgenland.at mailto:[email protected] http://Facebook.com/LandBurgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 67 »Burgenland Journal« Besser unterwegs Gesamtverkehrsstrategie Burgenland – Bürgerbeteiligung und Projektbeirat gestartet Foto: Bgld. Landesmedienservice LH Hans Niessl und Peter Zinggl, Verkehrskoordinator des Amtes der Burgenländischen Landesregierung und Leiter des Projektbeirates, wollen unter größtmöglicher BürgerInnenbeteiligung eine Gesamtverkehrsstrategie Burgenland erarbeiten.

as derzeit gültige Gesamtverkehrs- team Verracon – EBE Solutions – Rosinak & kehrszwecken sowie zur Situation der Dkonzept Burgenland stammt aus dem Partner begleitet wird, fandet am 14. Jänner Pendler. Jahr 2002. Seither haben sich die verkehrs- statt. „Ziel ist es, optimale Mobilitätsange- Erste Ergebnisse zeigen, daß den Burgen- technischen, wirtschaftlichen und politi- bote für die Bevölkerung und die Wirtschaft länderInnen, neben dem Top-Thema Ver- schen Rahmenbedingungen stark verändert. zu schaffen, einen leistungsfähigen und kehrssicherheit, vor allem ein gut funktio- Dies war und ist der Ausgangspunkt für eine bedarfsgerechten öffentlichen Verkehr anzu- nierendes öffentliches Verkehrssystem und neue Gesamtverkehrsstrategie Burgenland, bieten und aktive Mobilität, wie Radfahren gut ausgebaute Straßen besonders wichtig die das Leitbild für alle zukünftigen Planun- und zu Fuß gehen, zu fördern“, sagte Peter sind. Ein Hauptaugenmerk sollte auf die wei- gen im Verkehrsbereich sein wird. „Wir wol- Zinggl, Verkehrskoordinator des Amtes der tere Verbesserung der Verkehrsverbindun- len auf diese veränderten Mobilitätsbedürf- Burgenländischen Landesregierung und Lei- gen – Bus, Bahn und Straße – in die großen nisse der Burgenländerinnen und Burgenlän- ter des Projektbeirates. Zentren gelegt werden. Dies ist für die zahl- der eingehen und neuen Herausforderungen „Für uns ist besonders wichtig, die kon- reichen PendlerInnen nach Wien und Graz aktiv begegnen. Ausgehend von einer groß kreten Anliegen der Menschen in der Region von größter Bedeutung. Dem Ausbau der angelegten Befragung über die täglichen miteinzubeziehen, um den regionalen öffent- Radwege wurde im Burgenland bisher aus Mobilitätsgewohnheiten startet nunmehr die lichen Verkehr weiter optimieren zu kön- touristischer Sicht größtmögliche Bedeutung Einbindung der Bürgerinnen und Bürger vor nen“, so die VOR-Geschäftsführer Wolfgang beigemessen. Die Ergebnisse der Haushalts- Ort in den Regionen. Alle Burgenländerin- Schroll und Thomas Bohrn unisono. befragung zeigen nun, daß dem Radverkehr nen und Burgenländer sind herzlich eingela- Bereits Ende letzten Jahres konnten im im Hinblick auf die Nutzung des Fahrrades den, sich aktiv an der Erarbeitung dieser Ge- Rahmen einer flächendeckenden Haushalts- im Alltag künftig ein höherer Stellenwert samtverkehrsstrategie zu beteiligen. Mir ist befragung erste Grundlagen über das Mobi- zukommen sollte. wichtig, daß die Anliegen und Wünsche der litätsverhalten der Bevölkerung in Erfahrung Alle BurgenländerInnen sind herzlich ein- Bevölkerung als Grundlage für ein zukünftig gebracht werden. geladen, an der neuen Gesamtverkehrsstrate- noch lebenswerteres Burgenland in die Pla- Diese Befragung, die von der Bevöl- gie aktiv mitzuarbeiten. Die Anregungen, Fra- nungen einfließen“, sagte Landeshauptmann kerung mit großem Interesse angenommen gen und Verbesserungsvorschläge der Bevöl- Hans Niessl im Rahmen einer Fachtagung wurde, lieferte nun erste Ergebnisse für die kerung sind ein wesentlicher Teil des Stra- zur Gesamtstrategie Burgenland. weiteren fachlichen Arbeiten der Gesamt- tegieprozesses. „Es freut mich, daß bereits Expertinnen und Experten aus einzelnen verkehrsstrategie. Rund 10.000 Fragebögen so viele Bürgerinnen und Bürger an der Abteilungen der Landesverwaltung, der wurden abgegeben. Die Beteiligung der Be- Haushaltsbefragung teilgenommen haben. ÖBB, der ASFINAG, des Verkehrsverbundes völkerung war sensationell hoch. Bisher sind Nun wollen wir weiter gemeinsam an der Ost-Region (VOR) sowie von Arbeiterkam- etwa drei Viertel aller Fragebögen ausgewer- Zukunft der Mobilität im Burgenland arbei- mer, Wirtschaftskammer, NGOs und Ver- tet. In den nächsten Wochen wird ein voll- ten, mit den Menschen diskutieren, deren einen werden die neue Verkehrsstrategie in ständiges Ergebnis vorliegen. Die Daten bie- Bedürfnisse noch besser kennenlernen und den nächsten Monaten fachlich erarbeiten. ten zudem Informationen zur Verkehrsmit- dementsprechend berücksichtigen“, so der Der erste Projektbeirat, der vom Experten- telwahl der BurgenländerInnen, zu den Ver- Landeshauptmann. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 68 »Burgenland Journal« Burgenland soll zum Familien- Musterland werden Angebote und Serviceleistungen für Familien werden weiter ausgebaut.

ine Bilanz der Maßnahmen für Familien Eim vergangenen Jahr und einen Ausblick auf kommende Initiativen präsentierte Fa- milienlandesrätin Verena Dunst am 9. Jänner bei einem Pressegespräch. Der weitere Aus- bau der Serviceleistungen steht im besonde- ren Fokus des Familienpakets 2014 unter dem Motto „Mehr Service und mehr Ge- meinsamkeit“. „Wir haben 2013 wichtige Akzente gesetzt, im heurigen Jahr wollen wir die Angebote für Familien weiter aus- bauen. Darüber hinaus wollen wir verstärkt vor allem die individuellen Fördermöglich- keiten kommunizieren, denn noch immer wissen viele Familien darüber nicht Be- scheid“, so Dunst. Schwerpunkte des Fa- Foto: Bgld. Landesmedienservice milienpakets werden die Erweiterung des v.l.: Natascha Varga (Ref. Familie und Konsumentenschutz, Amt d. Bgld. LReg.), Familienpasses, die Lesefrühförderung und LR Verena Dunst u. Thomas Mikscha (Vertrieb Familienpaß österreichweit) die Einführung einer „Familien-App“ sein. Genuß dieser Hilfestellung bei den Investi- Einwohnern – aufgrund der Förderung durch tionen beim Schulstart der Sprößlinge. Ein die EU ohne zusätzliche Kosten“, freut sich 19,5 Millionen Euro für Familien besonderer Akzent wurde schließlich mit der Dunst. Aber nicht nur das: Ab April 2014 und Alleinerziehende seit 2009 Vernetzung des burgenländischen Familien- können auch Groß- und Urgroßeltern den Vom Kinderbonus über die Mehrlings- passes mit Anbietern in Niederösterreich und Familienpaß beantragen und damit gemein- geburten- und Kinderbetreuungsförderung der Slowakei im Rahmen eines ETZ-Pro- sam mit ihren Enkelkindern zahlreiche Er- bis zum Schulstartgeld und Zuschuß fürs jektes gesetzt. mäßigungen und Angebote in Anspruch neh- Familienauto reicht die umfangreiche Palette men. „Das ist mir ein ganz wichtiges An- der Leistungen des Landes für Familien. Familienpaket 2014 liegen und ein Impuls für das Gelingen von 2009 wurden Gratiskindergarten und Kin- Eine Reihe von Initiativen soll für Fa- Familienleben und Generationensolidarität derkrippenförderung eingeführt. „Allein da- milien ab 2014 noch mehr Unterstützung in unserem Land“. für haben wir seit 2009 16 Millionen Euro und Entlastung bieten. Eine noch vor dem aufgewendet, insgesamt wurden seither für Sommer startende „Familien-App“ soll künf- Lesefrühförderung die burgenländischen Familien und Allein- tig über sämtliche Serviceleistungen und Noch immer haben viele Kinder Proble- erziehenden rund 19,5 Millionen Euro be- Familienförderungen des Landes informie- me beim sinnerfassenden Lesen. Dem will reitgestellt“. Mit einer Betreuungsquote von ren. Denn noch immer wüßten 15 bis 20 Pro- Dunst mit einer Kooperation mit dem beinahe 100 Prozent bei den Drei- bis Fünf- zent der Familien nicht über individuelle Buchklub der Jugend entgegenwirken. Da- jährigen ist das Burgenland österreichischer Fördermöglichkeiten des Landes Bescheid. bei wird jedes neugeborene Kind mit einem Spitzenreiter. „Daß uns das trotz der länd- Immer wichtiger werde auch der Familien- Leseförderungspackage – einer Buchstart- lichen Strukturen gelungen ist, macht mich paß, den bereits mehr als 20.000 Familien tasche – ausgestattet. Neben einem Papp- stolz“, so Dunst. und AlleinerzieherInnen besitzen. Mit dieser bilderbuch und einer Elternbroschüre mit Vor- kostenlosen Vorteilskarte können burgenlän- lesetipps ist darin eine Liste aller Biblio- Bewährtes fortgeführt, dische Familien Vergünstigungen bis zu 50 theken des Landes und deren Angebote für neue Akzent gesetzt Prozent in den Branchen Freizeit, Kultur, Kinder und Familien enthalten. „Ungeachtet Die Großelternbildungsreihe „Opa – Handel, Gewerbe, Tourismus und Gastrono- ihres sozialen Umfeldes soll damit allen Oma – Kind. Wir lernen voneinander“ mit mie genießen. Diese soll künftig auch in den Kindern die frühe Begegnung mit Büchern landesweiten Veranstaltungen startete im Regionen Bratislava und Trnava in der Slo- ermöglicht und ihnen die Tür in die fantasti- vergangenen Jahr, um die Rolle der Groß- wakei – wechselseitig für die BewohnerIn- sche Welt der Bücher und des Lesens geöff- eltern in der Erziehung stärker in den Vor- nen aller Regionen – gelten. „Die Erfolgsge- net werden“, nennt Dunst das Ziel der dergrund zu rücken. Auch 2013 erhielten Fa- schichte des burgenländischen Familienpas- Initiative. Die flächendeckende Umsetzung milien und Alleinerziehende – einkommens- ses wird damit über die Grenzen hinweg soll über die Landesbibliotheken erfolgen, unabhängig – wieder Schulstartgeld. Die fortgeschrieben. Das eröffnet ein Potential das Projekt über drei Jahre laufen. „ Eltern von 2496 Erstklasslern kamen in den für die gesamte Region von drei Millionen http://www.familienpass-bgld.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 69 »Burgenland Journal« Internationale Reise- veranstalter zu Gast Weiterer Schritt für mehr Internationalisierung Foto: Burgenland Tourismus Burgenland Tourismus-Direktor Mario Baier mit 20 chinesischen Reiseveranstaltern bei der Besichtigung des Schloß Esterházy ach der erfolgreichen China-Reise einer Tourismusdirektor Mario Baier: „Es freut Das Outlet Center ist dem Gros der chinesi- Nburgenländischen Delegation im ver- mich sehr, daß bereits nach so kurzer Zeit schen Veranstalter ein Begriff und stößt gangenen Oktober, wo bereits erste Kontakte unserer China-Reise eine chinesischen Grup- immer wieder auf großes Interesse.“ mit großen Reiseveranstaltern geknüpft wer- pe von Reiseveranstaltern im Burgenland zu Die atb_sales ist ein Fixtermin für die den konnten, besuchten jetzt anläßlich der Besuch war. Freilich ist der Quellmarkt China Reisebranche. Unter den rund 600 österrei- größten Tourismus-Fachmesse des Landes, für uns noch schwer greifbar. Allerdings hat chischen Austellern ist auch das Burgenland der atb_sales, 20 namhafte chinesische Reise- das Burgenland durch die Nähe zu Wien, wo vertreten – alles dreht sich um die neusten veranstalter das Burgenland. jährlich knapp 200.000 Übernachtungen aus Trends, Angebote und Kooperationen im ös- Burgenland Tourismus ist es im Rahmen China verzeichnet werden, mit Themen wie terreichischen Tourismus, aber auch um den der atb_sales gelungen, eine hochkarätige Kultur sowie Wein und Kulinarik gute intensiven Austausch unter den Touristikern, Gruppe von 45 internationalen Reiseveran- Chancen als Ausflugsziel zu punkten. Auch das Knüpfen neuer Geschäftsverbindungen staltern ins Land zu holen, darunter 20 Ver- Shopping im McArthurGlen Designer Outlet und das Vertiefen von Businesskontakten. „ treter aus China. Neben den chinesischen Parndorf übt eine enorme Strahlkraft aus. http://www.burgenland.info Teilnehmern waren unter anderem auch Ver- anstalter aus den USA, Rußland und der Tschechischen Republik vertreten. Bevor Students meet Industry das rege Messetreiben der atb_sales in Wien begann, nutzte die Gruppe am 26. Jänner die wei Tage im Zeichen der Industrie ver- sprechendes Miteinander, das beiden Vorteile Chance und folgte der Einladung von Burgen- Zanstaltete Burgenlands größte Hoch- bringt“, betonen die beiden FH-Geschäfts- land Tourismus, das vielseitige burgenländi- schule gemeinsam mit der Industriellenver- führer Georg Pehm und Josef Wiesler. sche Angebotsportfolio in den Bereichen Kul- einigung Burgenland. Burgenländische Fir- Der zweite Termin fand am 24. Jänner im tur, Wein und Kulinarik zu entdecken. Pro- men hatten dabei Gelegenheit, sich einem jun- Studienzentrum Pinkafeld statt. Gestartet grammhighlights der Tour waren Eisenstadt gen Zielpublikum zu präsentieren. Die Ver- wurde mit einer Podiumsdiskussion unter und das Schloß Esterházy, welche zusam- anstaltungen waren auch offen für externe der Moderation von Florian Zangerl, Heraus- men mit der burgenländischen Gastronomie TeilnehmerInnen. Neben Studierenden der FH geber des Industriemagazins. Am Podium und den erstklassigen Weinen für einhellige Burgenland besuchten auch SchülerInnen di- diskutierten: LAbg Andrea Gottweis, LAbg. Begeisterung bei den Touristikern sorgten. verser maturaführender Schulen den Campus Prof. Kurt Maczek, Georg Pehm und Josef Das Burgenland hat beste Chancen, künftig Eisenstadt beim ersten Termin am 17. Jänner. Wiesler, FH Burgenland, sowie IV-Präsident als Top-Angebot in den Katalogen der Rei- „Wir bringen Wirtschaft und Studierende Manfred Gerger. „ severanstalter aufzuscheinen. zusammen – die Summe ist ein erfolgver- http://www.fh-burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 70 »Burgenland Journal« Starker Auftritt in der Slowakei it attraktiven touristischen Angeboten Mpräsentierte sich das Burgenland auf der bedeutendsten Reisemesse der Slowakei. Großes Interesse am Burgenlandstand gab es bereits am Eröffnungstag der dreitägigen ITF Slovakiatour, die am 30. Jänner in Bratislava stattfand. Burgenland Tourismus und Neusiedler See Tourismus informierten über das heimische Urlaubsangebot und prä-

sentierten sich als perfekte Naherholungsde- Foto: Burgenland Tourismus stination für slowakische Gäste. v.l.: Roland Tóth (Esterházy), Krizova Maria, Perceova Maria (beide Satur), Lud- Seit einigen Jahren kooperiert Burgen- mila Malzer (Falkensteiner Balance Resort) Michaela Fischbach (Burgenland Touris- land Tourismus mit einem starken Partner mus), Zuzana Mikulasova, Daniel Kollar (Esterházy) und Mia Erdössyova (Satur) aus der Reisebranche vor Ort: Mit dem größ- kaufkräftig und reisefreudig. Viele von ihnen seit mehreren Jahren gezielte Marketingmaß- ten Reiseveranstalter Satur, der über ein flä- haben das Burgenland längst für sich ent- nahmen in der Slowakei. Regelmäßige Stu- chendeckendes Filialnetz in der Slowakei deckt. Radfahren sowie Wein und Kulinarik, dien- und Pressereisen, effiziente Online- verfügt, wurde für heuer ein eigener Katalog aber auch das burgenländische Thermenan- Kampagnen, zielgruppengerechte Medien- mit Angeboten burgenländischer Betriebe in gebot stehen bei ihnen sehr hoch im Kurs. kooperationen, Reisebüro-Workshops und slowakischer Sprache aufgelegt. Anfang Viele nutzen zudem die Nähe zum Neusied- grenzüberschreitende touristische Projekte Februar wird er an 11.000 Satur-Kunden ver- ler See, um als Tagesgäste das Angebot zu haben das Interesse unserer Nachbarn am hei- schickt werden. genießen. mischen Urlaubsangebot angefacht“, unter- In den letzten Jahren gab es konstante „Die Region Bratislava mit einem enor- streicht Tourismusdirektor Mario Baier die Zuwächse bei den Nächtigungen slowaki- men Gästepotential gleichsam vor der Haus- Wichtigkeit der Werbeaktivitäten auf Burgen- scher Gäste. Im Großraum Bratislava leben türe bietet eine Riesenchance für den bur- lands fünftwichtigstem Herkunftsmarkt. „ 600.000 Menschen. Sie gelten als besonders genländischen Tourismus. Deshalb setzen wir http://www.burgenland.info

http://www.burgenland.at mailto:[email protected] http://Facebook.com/LandBurgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 71 »Burgenland Journal« Eisenstädter Neujahrsempfang Voller Erfolg: 5.352 Euro Spendengelder gesammelt Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt v.l.: Landesrat Andreas Liegenfeld, Vizebürgermeister Günter Kovacs, Landesrat Peter Rezar, Bürgermeister Thomas Steiner, Landesrat Helmut Bieler, Landesrätin Michaela Resetar und Vizebürgermeister Josef Mayer beim Neujahrsempfang m Rathaus der Landeshauptstadt ging am und die Feuerwehr Eisenstadt das 140. Ju- lem dazu nützen, um gute fundierte Pläne für IAbend des 9. Jänner die 41. Auflage des biläum. „Wir werden all diese Anlässe natür- die kommenden Jahre zu erstellen“, gibt Eisenstädter Neujahrsempfangs über die lich entsprechend feiern, aber dabei vor Bürgermeister Steiner die Marschroute vor. Bühne. Rund 500 Persönlichkeiten aus Po- allem in den Mittelpunkt stellen, daß in un- Konkreter Handlungsbedarf bestehe heuer litik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Ver- serer Stadt eine ausgeprägte Kultur des Hel- bei der Neuen Mittelschule: „Hier erarbeiten treter der Eisenstädter Vereine und Institutio- fens und des ehrenamtlichen Engagements wir im kommenden Jahr eine Machbar- nen folgten der Einladung von Bürgermei- existiert“, so der Bürgermeister in seiner Neu- keitsstudie. Diese soll aufzeigen, ob die ster Thomas Steiner. jahrsrede. In den vergangenen Jahren hat die Schule am bestehenden Standort von Grund Jährlich lädt der Bürgermeister am zwei- Stadt viel für junge Menschen getan. Sport- auf saniert wird, oder auf einem anderen ten Donnerstag im neuen Jahr ins Rathaus – und Freizeitflächen wurden errichtet, der Areal neu errichtet wird.“ für den passenden musikalischen Rahmen E_Cube wurde gebaut, Millionen-Investitio- sorgte das Bläserensemble der Stadt- und nen in die Kinderbetreuung und die Schulen Spendengelder für Feuerwehrkapelle Eisenstadt. getätigt. Bürgermeister Steiner versichert: Katastrophenhilfe Österreich Bürgermeister Steiner bot in seiner Rede „Ab dem heurigen Jahr werden junge Men- Wie auch in den letzten Jahren war der einen Rückblick auf das ereignisreiche ver- schen aber noch mehr als bisher in die Ent- Neujahrsempfang des Bürgermeisters gleich- gangene Jahr und präsentierte seine Pläne scheidungen der Stadt eingebunden.“ zeitig ein Charity-Fest: Gesammelt wurden für 2014: „Das neue Jahr wird in unserer Der dritte Schwerpunkt des Jahres 2014 bisher insgesamt 5.352 Euro (2.843 Euro per Stadt besonders von drei Themen geprägt wird die Planung sein. In den vergangenen aufgestellter Spendenbox und 2.509 Euro sein: Feuerwehr, Jugendbeteiligung und Pla- Jahren konnten dank der Finanzkraft der per Überweisung auf das Spendenkonto). nung.“ Stellvertretend für das große ehren- Stadt, der gut funktionieren Wirtschaft und Die Summe wird sich erfahrungsgemäß in amtliche Engagement innerhalb der Stadtge- auch durch den Einmaleffekt des Verkaufs den nächsten Wochen noch erhöhen, da viele meinde hebt Steiner die Florianijünger her- der BEGAS-Anteile zahlreiche Projekte in Gäste erst nach der eigentlichen Veranstal- vor: Die Feuerwehr St. Georgen feiert heuer der burgenländischen Landeshauptstadt rea- tung Spenden mittels Zahlschein überwei- das 125jährige Bestehen, nimmt den Zubau lisiert werden. „Auch 2014 werden wir dort sen. Nutznießer der Charity-Aktion war heuer des Feuerwehrhauses in Betrieb und richtet investieren, wo es notwendig ist, wir werden der Verein „Hilfe im eigenen Land – Kata- die Landesfeuerwehrwettkämpfe aus. Die aber auch dort einsparen, wo es möglich und strophenhilfe Österreich“. „ Stadt- und Feuerwehrkapelle begeht das 120. sinnvoll ist. Dieses Jahr werden wir vor al- http://www.eisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 72 »Burgenland Journal« Vorsitz im »Ländernetz- werk Weiterbildung« Die Burgenländische Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB) übernimmt 2014 den Vorsitz von der Erwachsenenbildung Tirol.

ildung und Weiterbildung sind ganz Bwesentliche Schlüsselfaktoren sowohl für die persönliche Entwicklung des einzel- nen Menschen als auch den gesellschaft- lichen Zusammenhalt und den wirtschaft- lichen Fortschritt“, erklärt die Vorsitzende der Burgenländischen Konferenz der Erwachse- nenbildung Burgenland (BuKEB), Christine Teuschler. „Die gemeinnützigen Erwachse- nenbildungseinrichtungen sind der Garant dafür, daß den Menschen in den einzelnen Regionen Österreichs hier auch ein entspre- chend vielfältiges und kontinuierliches Bil- dungs- und Weiterbildungsangebot zur Ver- fügung steht. Der Austausch über die ver- schiedenen Aktivitäten und die Umsetzung gemeinsamer Initiativen und Strategien zur Verbesserung der Weiterbildung in den Bun- desländern ist daher besonders wichtig und soll durch die regelmäßigen EB-Länder- netzwerk-Treffen gesichert werden. Die BuKEB freut sich, gemeinsam mit dem Land 2014 diese Treffen organisieren zu können und das Ländernetzwerk nach außen Foto: Burgenländische Konferenz der Erwachsenenbildung zu vertreten.“ Der für Erwachsenenbildung (EB) zuständige Landesrat Helmut Bieler und die Vorsitzende der Burgenländischen Konferenz für Erwachsenenbildung (BuKEB) Auch der für die Erwachsenenbildung im Christine Teuschler Burgenland zuständige Landesrat Helmut Bieler hält die Vernetzung der für die Er- Aktuell sind das: Burgenländische For- lichen Bibliotheken. Insgesamt sind mehr wachsenenbildung zuständigen Landesstel- schungsgesellschaft, Burgenländisches Volks- als 92.000 Personen in der Erwachsen- len und Landesorganisationen für die konti- bildungswerk, Burgenländische Volkshoch- enbildung in Einsatz, wobei die meisten nuierliche Weiterentwicklung dieses Bil- schulen, KUGA; Berufsförderungsinstitut nebenberuflich als Lehrende tätig sind. dungssektors für äußerst sinnvoll. „Das Bur- Burgenland, Ländliches Fortbildungsinsti- genland ist sich dieser wichtigen Aufgabe tut, Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Wirt- „Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die bewußt und wird den Vorsitz im Länder- schaftsförderungsinstitut Burgenland; Evan- Bedeutung der gemeinnützigen Erwachse- netzwerk Weiterbildung in diesem Sinne gelisches Bildungswerk, Haus der Begeg- nenbildung in Österreich. Es ist somit hoch auch gewissenhaft wahrnehmen.“ nung, Katholisches Bildungswerk sowie der an der Zeit, daß seitens der Politik neben der Landesverband der Burgenländischen Bi- Schul- und Hochschulbildung auch der Er- Hintergrund bliothekare. wachsenenbildung jene Aufmerksamkeit Das „Ländernetzwerk Weiterbildung“ Die gemeinnützige Erwachsenenbildung gewidmet wird, die ihr eigentlich zukommen koordiniert die Landesverbände der Er- in Österreich in Zahlen: sollte“, meint die BuKEB-Vorsitzende ab- wachsenenbildungsinstitutionen und vertritt  Gemessen an der Anzahl der Teilnahmen schließend. „Denn im Gegensatz zu den gemeinsam mit den in der „Konferenz der an Kursen, Seminaren und Lehrgängen Schulen, Fachhochschulen und Universitä- Erwachsenenbildung Österreichs“ (KEBÖ) ist die Erwachsenenbildung der mit Ab- ten werden die Erwachsenenbildungseinrich- vertretenen Bundesverbänden die Interessen stand größte Sektor im österreichischen tungen nur zum Teil von der öffentlichen der Erwachsenenbildung. Dem Landesver- Bildungssystem. Hand gefördert, was dazu führt, daß ein band im Burgenland – der „Burgenländischen  Die letzte Statistik (KEBÖ-Statistik Großteil des Bildungsangebots kostenpflich- Konferenz der Erwachsenenbildung“ – 2012) weist über 3 Millionen Teilnahmen tig ist und diese Kurse und Veranstaltungen gehören die großen gemeinnützigen Institu- in rund 220.000 Bildungsveranstaltungen somit vor allem von sozial Schwächeren nur tionen der allgemeinen, beruflichen und aus. Dazu kommen noch 1,2 Millionen begrenzt genutzt werden (können).“ „ konfessionellen Erwachsenenbildung an. eingeschrieben BenutzerInnen in öffent- http://www.bukeb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 73 »Burgenland Journal« Bischöflicher Besuch in Toronto Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics besuchte im Rahmen seiner Nordamerika-Reise auch den Burgenländerklub Toronto.

Von Eva Hergovich *)

Seine Exzellenz Bischof Ägidius Zsifkovics mit HR Prof. Walter Dujmovits (r.) und dem Burgenländer Frank Orovits in Toronto

as Wochenende des 26. Oktober 2013 Dwar für uns Burgenländer und auch für alle ÖsterreicherInnen in Toronto ein ganz besonderes. Seine Exzellenz, Ägidius Zsif- kovics, und seine Begleitung besuchten auf ihrer Nordamerika-Reise auch Toronto – und das am österreichischen Nationalfeiertag! Der Burgenländer Klub Toronto lud gemein- sam mit der Canadian-Austrian Society zu einem festlichen Abend ein, den der Edel- weiss Chor Toronto (Manfred Petz) als auch das Folklore Ensemble Croatia (Kristina Drlje) umrahmte. Christine Meyer, Präsiden- tin der Canadian-Austrian Society als auch John Brunner, Präsident des Burgenländer- klubs Toronto, führten durch das Programm. Der Bischof betonte in seiner Ansprache und in seiner Predigt am Sonntag, daß Glaube, Sprache, Kultur und zwei fleissige Hände Foto: Burgenländerklubs Toronto *) Eva Hergovich ist Vorstandsmitglied des Burgen- v.l.: R. Robert Luck (österreichischer Handelsdelegierter und General-Konsul länderklubs Toronto. Leider ist dieser Beitrag ir- Österreichs in Kanada), Dominik Orieschnig (Leiter des bischöflichen Sekreteriates gendwie verloren gegangen, weshalb wir ihn gerne in Eisenstadt) und Seine Exzellenz Bischof Ägidius Zsifkovics im Donauschwaben- übernehmen, wenn auch um einiges verspätet… klub in Toronto

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 74 »Burgenland Journal« das Rüstzeug waren, das unseren Landsleu- ten diente, sich in der Neuen Welt zu bewäh- ren – und wie sie sich bewährt haben! Robert Luck, der österreichische Handels- delegierte und Generalkonsul Österreichs in Kanada, gab einen kurzen Überblick über die derzeitige Handelsbilanz zwischen Öster- reich und Kanada. Am Sonntag, dem 27. Ok- tober, zelebrierte Bischof Zsifkovics mit dem hochw. Dechant J. Vertesich aus Kroa- tisch-Minihof/Nikitsch, dem hochw. Pfarrer Fr. Santo Arrigo, dem hochw. Fr. Karl Hoep- pe und dem Diakon Hans Schwarzbauer in der St. Patrickskirche in Toronto die Heilige Messe. Diese wurde vom Deutschen Män- nerchor „Harfentöne“ musikalisch beglei- tet. Nach der Heiligen Messe hatten wir alle noch einmal Gelegenheit, mit allen Teilneh- merInnen der Burgenland-Delegation zu

plaudern. Bei diesem letzten Zusammensein Fotos: Burgenländerklubs Toronto gratulierten HR Prof. Walter Dujmovits, der v.l: Erwin Weinhofer (Vizepräsident der Burgenländischen Gemeinschaft), John Präsident, und Erwin Weinhofer, der Vize- Brunner (m., Präsident des Burgenländerklubs Toronto) und HR Prof. Walter präsident der Burgenländischen Gemein- Dujmovits (Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft) nach Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im Pfarrsaal der St. Patrickskirche in Toronto schaft, zum Erfolg des Burgenländerklubs Toronto. Dujmovits überreichte John Brun- nem Namen als auch im Namen des Vor- land-Gäste begrüßen zu dürfen und wir allen ner die Ehrenmitgliedschaft der Burgenlän- standes dankend annahm. Für uns alle war es danken herzlichst für den Besuch. „ dischen Gemeinschaft, der diese Ehre in sei- eine große Ehre und Freude, unsere Burgen- http://www.burgenlanderclub.com

http://www.burgenland.at mailto:[email protected] http://Facebook.com/LandBurgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 75 »Burgenland Journal« »60plusTaxi« macht ältere Menschen mobil ie burgenländischen Taxiunternehmen Dstarteten 2008 mit Unterstützung von Soziallandesrat Peter Rezar die Aktion „60plusTaxi“. Mit der Gemeinde Schandorf sind mittlerweile 50 Gemeinden des Bur- genlandes an diesem Projekt beteiligt. Einkaufen, ein Arzttermin oder der Be- such bei Bekannten – für ältere Menschen ohne eigenes Fahrzeug oder ein fehlendes öffentliches Verkehrsangebot stellt dies oft ein großes Problem dar. „Tatsächlich kann nur jemand am heutigen Gesellschaftsleben teilnehmen, der auch mobil ist“, meint Patrick Poten, Obmann der burgenländischen Taxi- unternehmen. Foto: Wirtschaftskammer Burgenland „Durch individuelle und bedarfsorientier- v.l.: Patrick Poten, Obm. der bgld. Taxiunternehmen, Landesrat Peter Rezar, Bürger- te Taxiangebote zu günstigen Tarifen haben meister Werner Gabriel, Dir. Karl Kornhofer, Raiffeisenbezirksbank Oberwart wir mit dem ,60plusTaxi‘ speziell für ältere ten und wir mit Schandorf die 50. Partner- wollen wir speziell für unsere älteren Mit- Menschen ein attraktives Angebot geschaf- gemeinde präsentieren können. Das ist ein bürgerinnen und Mitbürger die Mobilität er- fen“, so Poten, der sich über den großen wichtiger Beitrag für den Erhalt der indivi- höhen und ein attraktives Angebot in unserer Zuspruch freut, „egal ob zum Einkaufen, duellen Mobilität der burgenländischen Gemeinde schaffen. Gerade im ländlichen zum Arztbesuch oder dem Verwandtenbe- Senioren!“ Raum brauchen wir solche alternativen such. Ein großes Dankeschön gilt allen am „Wir haben dieses Projekt im Gemein- Mobilitätslösungen, um die Menschen in der Projekt mitmachenden Gemeinden, die die derat diskutiert und schließlich den Beschluß Region zu stärken und zu halten“, freut sich Taxifahrten finanziell fördern und ihre ältere gefaßt, hier mitzumachen. Der Anteil der äl- Bürgermeister Werner Gabriel über das neue Bevölkerung mobil machen.“ teren Bevölkerung wird auch in unserer Angebot der Gemeinde. Peter Rezar: „Daher freue ich mich, daß Gemeinde größer. Durch diese bedarfsorien- Raiffeisen ist Kooperationspartner und wir 2008 das ‚60plus Taxi‘ vorstellen konn- tierten Taxiangebote zu günstigen Tarifen Sponsor des erfolgreichen Projekts. „ Burgenländer setzen auf Tradition und regionale Identität eit mehr als 80 Jahren erzeugt die Firma SWindisch aus Moschendorf bereits Kra- cherl in traditionellen Geschmacksrichtun- gen. Das jüngste Baby im Sortiment ist das „Pinkataler Kracherl“, ein Erfrischungsge- tränk aus Kräuterextrakten. Als Basis dient eine Rezeptur aus den 50er Jahren des vori- gen Jahrhunderts. In Zusammenarbeit mit dem promovierten Lebensmitteltechnologen (Boku Wien) Andreas Windisch wurde sie gemäß dem heutigen Stand der Technik ver- feinert und optimiert. Der Pinkataler schmeckt am besten ge- kühlt: pur oder gespritzt. Köstlich erfrischend schmeckt er mit Bier als „Pinkataler Radler“ und mit burgenländischen Weinen als „Roter Foto: Windisch Moschendorf oder Weißer Pinkataler“. Besonders gelun- Aufnahmen des Firmengründers (anno 1912) schmücken die Etiketten. gen scheint der Mix mit dem für die Region Burgenländische Sehenswürdigkeiten (Burg serkraft um den ökologischen Fußabdruck so typischen Uhudler als „Pinkataler UHU“. Güssing und Schloß Esterhazy) und Aufnah- klein zu halten. „Heimatverbundenheit und Tradition sind men des Firmengründers aus dem Jahr 1912 Besonders stolz ist Windisch auch auf Werte, die wir wieder hoch halten wollen“ so schmücken die Etiketten. Werbeträger Christoph F. Krutzler, Schau- Anton Windisch, der den Betrieb bereits in Mit der sorgfältigen Auswahl seiner Vor- spieler am Wiener Volkstheater und bekannt vierter Generation führt. lieferanten sorgt Windisch dafür, daß der aus zahlreichen Film- und Fernsehproduk- Regionale Identität und Nachhaltigkeit größte Teil der Wertschöpfung im Land bleibt. tionen. Er wird die Fahnen des Burgenländer sind zwei weitere Säulen auf denen der Er- Er setzt umwelbewußt auf Etiketten aus Na- Kracherls hochhalten. „ folg des Pinkataler Kracherls aufbauen soll: turpapier, Glasflaschen und Strom aus Was- http://www.kracherl.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 76 »Burgenland Journal« Historischer Gutshof als Genußkompetenzzentrum Nach Revitalisierung wird Donnerskirchner Martinsschlössl Heimstätte für Verein »Genuss Burgenland« sein.

as Martinsschlössl in Donnerskirchen, Deinst Esterházyscher Gutshof, soll revi- talisiert und künftig als Sitz des kürzlich ge- gründeten Vereins „Genuss Burgenland“ dienen. Das gaben die Vereinspartner – Land Burgenland, Landwirtschaftskammer, Wirt- schaftskammer, Wein Burgenland und Bur- genland Tourismus – am 13. Jänner in Don- nerskirchen bekannt. Das denkmalgeschütz- te Haus sei aufgrund seiner historischen Be- deutung und Verwendung als Reife- und La- gerstätte kostbarer Weine und kulinarischer Produkte, in den letzten Jahren als Fein- schmeckerrestaurant, prädestiniert, als archi- tektonisches Aushängeschild für heimische Genußprodukte zu fungieren. Die Umbau- arbeiten in dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäude, in dessen Keller noch heute das Luther-, das Haydn- oder das World Champion-Weinfaß zu sehen sind,

sollen noch 2014 durchgeführt werden und Foto: Bgld. Landesmedienservice im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. Präsentierten das Martinsschlössl als Sitz von »Genuss Burgenland« (v.l.): Land- Das neue „Haus des Genusses“ wird – in wirtschaftskammer-Präsident Ök.-Rat Franz-Stefan Hautzinger, Franz Perner, enger Kooperation mit Wein- und Wirt- Wirtschaftskammer Burgenland, Landeshauptmann Hans Niessl, LR Andreas Liegenfeld, Wein Burgenland und »Genuss Burgenland«-GF Christian Zechmeister schaftskammer, Wein Burgenland und Bur- genland Tourismus – künftig als Seminar-, zu genießen, entsprechende Angebote sollen See“. Und das Erscheinungsbild und das Fortbildungs- und Anlaufzentrum für heimi- zu einer positiven Kaufstimmung beitra- Ambiente machten das Martinsschlössl zur sche Genußprodukte und als Veranstaltungs- gen“. Wichtig sei auch, daß im neuen Haus perfekten Präsentationsplattform. „Ich kann stätte dienen. Die Gesamtkosten für das Pro- auch Fortbildung stattfindet, um den hohen mir vorstellen, daß im Sommer auch Märkte jekt sind mit einer Million Euro veran- Qualitätsstandard der burgenländischen Pro- im Hof abgehalten werden“. schlagt, die Geschäftsführung hat Wein Bur- dukte zu halten und auszubauen. genland-Chef Christian Zechmeister inne. Vollbetrieb im Frühjahr 2015 Schaukochen mit Spitzenköchen, Mit den Eigentümern des Martins- Plattform auch für kleine Produzenten Marketingseminare und Märkte im Hof schlössls, einer Genossenschaft von 50 Mit- „Die Zeit ist reif, daß das Burgenland Agrarlandesrat Andi Liegenfeld hob die gliedern, wurde mit Wirksamkeit ab 1. Feber seine erstklassigen Produkte endlich unter Schulungen als eine wesentliche Säule her- 2014 ein Pachtvertrag über dreißig Jahre ab- einer gemeinsamen Marke und unter einem vor. Neben den Verwaltungsbüros seien geschlossen. Der bisherige Pächter Ernst Dach in adäquater, hochwertiger Form in Schauküchen, in denen heimische Köche Engel, der vor 27 Jahren das Haus übernom- den Vordergrund rückt und professionell ver- regionale Kochkunst lehren sollen, aber men und als Restaurant geführt hatte, war marktet. Auch den vielen kleinen Produzen- auch Seminar- und Repräsentationsräume per Ende 2013 in Pension gegangen. Dem ten soll hier eine Plattform geboten werden. geplant. „Wir wollen zum einen Konsumen- denkmalgeschützten Haus sei von Experten ‚Genuss Burgenland‘ ist ein wichtiger Schul- ten, Genießer, Genußtouristen ansprechen, ein hervorragender Zustand attestiert wor- terschluß, mit dem es uns gemeinsam gelin- zum anderen vor allem kleineren Produzen- den, sodaß nur geringfügige bauliche Adap- gen wird, dieses Projekt rasch voranzutrei- ten professionelle Vermarktungsmöglichkei- tionen notwendig seien. Bereits im kommen- ben“, betonte Landeshauptmann Hans Niessl, ten aufzeigen und -techniken vermitteln“. den Feber werde mit den Bauarbeiten begon- der das Martinsschlössl als den am besten Liegenfeld verweist auf einen weiteren wich- nen, Ziel sei der Vollbetrieb im Frühjahr geeigneten Standort sieht. „Nicht zuletzt soll tigen Aspekt: „Das ‚Haus des Genusses‘ hat 2015. Die Revitalisierungskosten betragen damit ein Impuls für den Tourismus gesetzt eine strategisch gute Lage im nahen Ein- eine Million Euro; es werde dafür auch För- werden. Die Gäste sollen angeregt werden, zugsgebiet von Eisenstadt, Wien und den dermittel aus der ländlichen Entwicklung die Region und ihre Produkte zu erleben und touristischen Einrichtungen am Neusiedler geben, so Liegenfeld. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 77 »Burgenland Journal« Startschuß für die Offene Bühne Burgenland Neue Chance für die burgenländische Kleinkunstszene Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler (m.) und der Organisator Harald Pomper mit dem südburgenländischen Gitarristen Charlie Kager

ffene Bühnen sind Varieté-Veranstal- alle, die gern auf der Bühne stehen und ihr Kleinkünstler nutzen diese Möglichkeit, um Otungen, bei der sämtliche kleinkünstle- Können dem Publikum vorführen möchten. im kleinen Rahmen neue Nummern oder rische Genres wie Kabarett, Musik, Litera- In Österreich führt diese Form von Kul- Sketches auszuprobieren, bevor sie damit tur, Zauberei, Jonglage, Schauspiel etc. will- turbühne noch ein Schattendasein. Mit der auf große Bühnen oder sogar ins Fernsehen kommen sind. Nun gibt es derartige Veran- Veranstaltungsreihe „Offene Bühne Burgen- gehen. Für Neulinge sind offene Bühnen eine staltungen auch regelmäßig im Burgenland! land“ soll sich dies nun ändern. „Für 2014 erste Anlaufstelle, um ohne großen Aufwand Der Startschuß für das neue Projekt fiel am sind insgesamt zehn Open Stages in ver- ihre ersten Schritte in die Öffentlichkeit zu 13. Jänner im Rahmen einer Pressekonferenz schiedenen Teilen des Burgenlandes geplant. wagen“ erklärt Organisator Harald Pomper. mit Landesrat Helmut Bieler und Organisa- Mit der ,Offenen Bühne Burgenland‘ wollen Bieler: „Das Wichtigste für Kleinkünstler tor Harald Pomper in Oberwart. Die Veran- wir den burgenländischen Künstlerinnen und ist, regelmäßig vor Publikum zu spielen, um staltungsreihe startete bereits am 25. Jänner. Künstlern die Möglichkeit geben, im kleinen sich weiterzuentwickeln und so das Hand- Offene Bühnen – auch „Open Stages“, aber feinen Rahmen regelmäßig aufzutreten. werk der Kleinkunst zu erlernen. Auch hier „Open Mics“ etc. genannt – sind Kleinkunst- Mit diesem Projekt soll die Kleinkunstszene gilt, wie in anderen Bereichen: Kleinkünstler veranstaltungen, die international immer be- im Burgenland gestärkt und das potentielle ‚wachsen nicht auf Bäumen‘, sondern müs- liebter werden und in Berlin, Hamburg, etc. Publikum auf regionale Kleinkünstler auf- sen ein Umfeld haben, in dem sie gedeihen längst zum kulturellen Alltag gehören. Bei merksam gemacht werden“, so Bieler. und sich mit Gleichgesinnten austauschen Open Stage-Veranstaltungen treten die Die erste Offene Bühne Burgenland fand können“, so der Kulturlandesrat. Künstler in relativ schneller Abfolge hinter- bereits am 25. Jänner in Mischendorf statt, Den Zuschauern soll dabei ein abwechs- einander auf und haben eine beschränkte die zweite am 28. Feber in Bad Sauerbrunn. lungsreiches Programm abseits des Main- Auftrittsdauer. Willkommen sind alle, die im streams geboten werden. Sie sollen neue weitesten Sinn dem kleinkünstlerischen Genre Der Nutzen von Open Stages KünstlerInnen aus der Region kennenlernen zuordenbar sind: Musiker, Kabarettisten, Li- Offene Bühnen dienen Künstlern in un- und auf günstige und einfache Weise in neue teraten, aber auch Zauberer, Jongleure, also terschiedlichster Weise. Bereits bekannte Kunstformen „hineinschnuppern“ können.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 78 »Burgenland Journal«

Außerdem wird so ein Austausch zwischen selben Lokal veranstaltet, wie es in Städten Reinhold F. Stumpf, die zehnköpfige Ge- den Protagonisten auf der Bühne und den meist üblich ist. Ziel ist, das gesamte Bun- sangsformation Happy Voices, deren Chor- Zusehern forciert. desland zu bespielen, damit alle Kulturin- leiterinnen Liane Probst und Judith Kaiser Die „Offene Bühne Burgenland“ wird teressierten, ob Künstler oder Publikum, im auch im Duett sangen, sowie der südburgen- vom Amt der burgenländischen Landesre- Laufe eines Jahres eine derartige Veranstal- ländische Ausnahmegitarrist Charlie Kager. gierung unterstützt. „Mit regelmäßigen und tung in ihrer Nähe haben. Außerdem richtet Am 28. Feber gastierte die „Offene Büh- langfristig angelegten Open-Stage-Veran- sich die ,Offene Bühne Burgenland‘ explizit ne“ im H3-Pub in Bad Sauerbrunn – Teil- staltungen kann eine große Lücke in der an das kleinkünstlerische Genre und grenzt nehmer waren u.a. der Autor Wolfgang Mil- (ost-)österreichischen Kleinkunstszene ge- sich damit von reinen Musikveranstaltungen lendorfer, der Cellist und Autor Gernot schlossen und das Burgenland zum Vorreiter oder Jamsessions ab“, so Pomper. Schönfeldinger, die Sauberbrunner Autorin in Sachen Kleinkunst werden!", ist Landes- Die Teilnahme an einer „Offenen Bühne Monika Herzing sowie der Schauspieler und rat Helmut Bieler überzeugt: „,Die Offene Burgenland“ ist denkbar einfach: Interessier- Kabarettist Christoph Eder. Bühne Burgenland‘ ist keine Konkurrenz zu te KünstlerInnen und Lokale melden sich Auch für den Sommer gibt es schon zwei bestehenden Veranstaltungen, sie will diese beim Organisator, gemeinsam wird dann ein Termine: Am 17. Juli ist die „Offene Bühne vielmehr unterstützen! Den Kulturschaffen- abwechslungsreicher Kulturabend in der Burgenland“ im Künstlerdorf Neumarkt an den soll auch eine Plattform geboten wer- Nähe geplant. Die Künstler bekommen tech- der Raab zu Gast (in Kooperation mit dem den, um mit ihren Darbietungen für kom- nisches Equipment zur Verfügung gestellt, Kulturverein Neumarkt) und am 30. August mende Auftritte und Buch-oder CD-Er- die Lokalbesitzer neues Publikum. Mode- gibt es eine „Summerstage“ in Parndorf in scheinungen zu werben.“ riert werden die Offenen Bühnen vom Orga- Kooperation mit Kultur & Kunst Parndorf. nisator selbst. Es handelt sich dabei um eine Open-Air- Das Spezielle an der Veranstaltung (für den Fall von Schlecht- »Offene Bühne Burgenland« Die Veranstaltungsreihe wetter gibt es räumliche Ausweichmöglich- Es gibt bei der „Offenen Bühne Burgen- Die erste „Offene Bühne Burgenland“ keiten). land“ eine große Besonderheit – um den Ge- fand, wie erwähnt, am 25. Jänner im Café Für alle Veranstaltungen können sich noch gebenheiten der ländlichen Region, insbeson- Claudia in Mischendorf statt. Am Programm KünstlerInnen melden! Interessierte Lokal- dere der großen Nord-Süd-Erstreckung Rech- standen der Autor, Historiker und Musiker besitzerInnen werden ebenfalls noch ge- nung zu tragen: „Die ,Offene Bühne Burgen- Michael Hess, der Verfasser von Drehbüchern, sucht. „ land‘ wird nicht immer am selben Ort und im Theaterstücken und literarischen Werken http://www.offene-buehne.at

http://www.burgenland.at mailto:[email protected] http://Facebook.com/LandBurgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 79 Aus Südtirol Führungswechsel Durnwalder: Nach 1200 Landesregierungs-Sitzungen ist Schluß – Dank an Weggefährten und Bürger – Kompatscher: Freue mich, an die Arbeit zu gehen

ach der Wahl von Arno Kompatscher Nschied Luis Durnwalder nach 25 Jahren aus dem Amt des Landeshauptmanns von Südtirol. „Ich habe dieses Amt mit all meiner Kraft und mit viel Begeisterung ausgeübt, auch – oder besser: vor allem – weil so viele Menschen mich in diesen Jahren unterstützt und ihren Beitrag geleistet haben, um Süd- tirol voranzubringen“, so Durnwalder in einem Abschiedsstatement. Nach knapp über 9000 Tagen im Amt des Landeshauptmanns und damit als einer der dienstältesten Regierungschefs in Europa ist Durnwalder am 9. Jänner mit der Wahl sei- nes Nachfolgers Arno Kompatscher in den politischen Ruhestand getreten. Zurück- blickend nannte der Neo-Altlandeshaupt- mann vier Ziele, die er im Laufe seiner Kar- riere verfolgt habe: den Ausbau der Auto- nomie, die ethnische Aussöhnung, die (auch Foto: DiKom/Arno Pertl wirtschaftliche) Entwicklung des Landes Schlüsselübergabe: LH Kompatscher übernimmt die Schlüssel zu den Amtsräumen aus den Händen seines Vorgängers Luis Durnwalder. sowie die Öffnung nach Europa. „In all die- sen Bereichen hatten wir das Glück, ent- Ein Gedanke des nun ausgeschiedenen im Regierungsprogramm steht und was in scheidende Schritte setzen zu können.“ Landeshauptmanns gilt nicht zuletzt den Zukunft auf uns zukommt, so anzugehen, Er unterstrich allerdings, daß er nur das BürgerInnen, auf deren Unterstützung er stets daß spürbar wird, daß die Politik kein Selbst- Gesicht dieser Entwicklung gewesen sei, habe bauen können: „Man hat mir immer zweck, sondern für die Bürger da ist“, so der daß also alle Erfolge nur eingefahren werden sehr viel Zuneigung entgegen gebracht, man Neo-Landeshauptmann. Die Wahl sei ein be- konnten, weil er auf breite Unterstützung ha- hat mir Fehler verziehen und meine Ent- sonderer Moment gewesen, auch wenn er be zählen können: „Es haben so viele Men- scheidungen mitgetragen – auch das ist alles lange Zeit gehabt habe, sich darauf vorzube- schen hinter den Kulissen gearbeitet, begin- keine Selbstverständlichkeit für einen Politi- reiten: „Jetzt, da ich dieses Amt inne habe, nend bei meinen Mitarbeitern, denen ich ker“, so Durnwalder. Der stetige Austausch werde ich kurz innehalten und in mich, dann einen herzlichen Dank schulde“, erklärte mit der Bevölkerung sei letzten Endes der aber gleich an die Arbeit gehen.“ Durnwalder. Dazu kämen all die politischen Grundpfeiler seiner Politik gewesen: „Nur Kompatscher erinnerte daran, daß er – Weggefährten, die Verwalter von Land, Be- weil ich diesen Kontakt immer gesucht habe, wie viele andere Südtiroler auch – mit Luis zirken und Gemeinden, die Vertreter der ver- konnte ich mir ein sehr breites Bild der Ge- Durnwalder als Landeshauptmann aufge- schiedenen Verbände, Organisationen und schehnisse in unserem Land verschaffen, das wachsen sei: „Ich war gerade einmal volljäh- Interessengruppen: „Ohne sie würden politi- als Grundlage für alle Entscheidungen rig, als Durnwalder Landeshauptmann wur- sche Vorgaben nur das bleiben: Vorgaben.“ gedient hat.“ de“, so Kompatscher, der betonte, daß die Einen Blick warf der Neo-Altlandes- Übernahme der Schlüssel zu seinen Amts- hauptmann auch über die Grenzen. „Ich habe Arno Kompatscher ist neuer räumen ein bewegender Moment sei. „Ich in diesen Jahrzehnten sehr interessierte, sehr Landeshauptmann von Südtirol werde aber gar nicht erst versuchen, in die aufgeschlossene, sehr kluge Politiker und Er nehme, so Arno Kompatscher, das Fußstapfen von Luis Durnwalder zu treten, Verwalter in Rom, Wien und Brüssel ken- Amt mit großer Demut an, freue sich, an die sondern werde den Herausforderungen nach nenlernen dürfen, die verstanden haben, daß Arbeit gehen zu können. Eine konkrete Her- bestem Wissen und Gewissen begegnen“, so die Autonomie ein Mehrwert für alle Betei- ausforderungen gibt es bereits: die Steuerre- der neue Landeshauptmann. Es handle sich ligten ist“, so Durnwalder. Auch diesen Staats- form, insbesondere jene der Gemeindeim- demnach auch nicht um einen Bruch, son- männern und Verwaltern gebühre sein Dank, mobiliensteuer. dern einen fließenden Übergang. ebenso wie seinen Pendants in Innsbruck und Sein Amt als Landeshauptmann nehme er Kompatscher wünschte abschließend Trient. „Was dank des guten Verhältnisses im Bewußtsein an, daß dieses kein leichtes dem Alt-Landeshauptmann alles Beste für der drei Länder in diesen Jahren zustande sei und er auf breite Unterstützung angewie- die Zukunft und fügte an: „Mögen wir auch gebracht worden ist, verdient einen Platz in sen sei, so Kompatscher in einem ersten Sta- weiterhin verbunden bleiben.“ „ der Geschichte“, erklärt Durnwalder. tement. „Ich werde versuchen, all das, was http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 80 Europa Freizügigkeit Die EU-Kommission will steuerliche Diskriminierung bei grenzüberschreitender Mobilität beseitigen.

it einer gezielten Initiative will die MKommission die Steuervorschriften der Mitgliedsstaaten genau prüfen, um zu gewährleisten, daß mobile EU-BürgerInnen durch diese nicht diskriminiert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl erwerbstä- tige Personen wie Arbeitnehmer und Selb- ständige als auch nicht erwerbstätige Perso- nen wie RentnerInnen. Die Initiative ergänzt und vervollständigt ein vorangegangenes Pro- jekt zur steuerlichen Behandlung von Grenz- gängern. Die Mobilität der Arbeitskräfte hat sich als einer der potentiellen Schlüsselfaktoren für die Steigerung von Wachstum und Be- schäftigung in Europa erwiesen. Schätzun- gen zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU-15 durch die Mobilität nach der Erweiterung (2004 bis 2009) langfristig

um fast 1 Prozent gestiegen. Foto: European Commission 2014 Nach wie vor gehören jedoch steuerliche Algirdas Šemeta, Kommissar für Steuern und Zollunion, Audit und Betrugsbekämpfung Hindernisse zu den wichtigsten Faktoren, die BürgerInnen davon abhalten, ihren Her- Steuervorschriften der Mitgliedsstaaten in gen oder die Übertragung von Renten- kunftsstaat zu verlassen und in einem ande- die Praxis umgesetzt werden.“ und Lebensversicherungskapital; ren Mitgliedsstaat Arbeit zu suchen. Steuer- Da steuerliche Hindernisse nach wie vor  in bezug auf ihre in einem anderen Mit- liche Hindernisse können entweder im Her- zu den wichtigsten Faktoren gehören, die die gliedsstaat ausgeübte selbständige Er- kunftsstaat oder im neuen Ansässigkeitsstaat grenzüberschreitende Mobilität behindern, werbstätigkeit oder aufgrund der bloßen bestehen. ist die Kommission an vielen Fronten tätig, Verlegung solcher Tätigkeiten; Daher wird die Kommission im Jahr um für die EU-BürgerInnen Hindernisse ab-  weil ihnen bestimmte Steuerabzugsmög- 2014 die Steuervorschriften der Mitglieds- zubauen, beispielsweise mit ihrem Vorschlag lichkeiten oder Steuervergünstigungen staaten eingehend prüfen, um festzustellen, zur Bekämpfung der Doppelbesteuerung, verweigert werden; ob sich diese nachteilig auf mobile EU- dem Vorschlag für eine bessere Anwendung  in bezug auf ihr akkumuliertes Vermö- BürgerInnen auswirken. Findet die Kommis- des Rechts der Arbeitnehmer auf Freizügig- gen. sion diskriminierende Bestimmungen oder keit oder dem Vorschlag zur Verstärkung des stellt sie fest, daß die Grundfreiheiten der Schutzes für entsandte ArbeitnehmerInnen. Das Recht, überall in der EU zu leben EU verletzt werden, so signalisiert sie dies und zu arbeiten, ist sowohl ein Grundrecht den nationalen Behörden und besteht auf den Hintergrund der EU-BürgerInnen, als auch ein Schlüs- notwendigen Änderungen. Sollten die Pro- Mit dieser Initiative will die Kommission selinstrument zur Entwicklung eines europa- bleme weiterbestehen, kann die Kommission prüfen und beurteilen, ob EU-BürgerInnen, weiten Arbeitsmarktes. Gemeinsam mit den Vertragsverletzungsverfahren gegen die be- die in einem anderen Mitgliedsstaat als ihrem Mitgliedsstaaten arbeitet die Kommission treffenden Mitgliedsstaaten einleiten. eigenen leben, in ihrem Herkunftsmitglieds- daran, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern Algirdas Šemeta, Kommissar für Steuern staat oder in dem Mitgliedsstaat ihrer Wahl- zu erleichtern (z. B. Vorschlag der Kommis- und Zollunion, Audit und Betrugsbekämp- heimat für ihre Mobilität bestraft und stärker sion zur Modernisierung von EURES, dem fung, erklärte: „Die Bestimmungen der EU besteuert werden. Die BürgerInnen können europäischen Portal zur beruflichen Mobili- sind eindeutig: alle Bürgerinnen und Bürger steuerliche Nachteile erleiden: tät), sorgt aber auch dafür, daß Arbeitneh- der Europäischen Union müssen im Bin-  aufgrund des Standorts ihrer Investitio- merInnen und EU-BürgerInnen, die in einem nenmarkt gleich behandelt werden. Diskri- nen oder Vermögenswerte, des Wohnsit- anderen Staat leben als ihrem Herkunfts- minierung sollte nicht möglich sein und die zes des Steuerpflichtigen oder aufgrund staat, nicht anders behandelt werden als die Freizügigkeit der Arbeitnehmer darf nicht der bloßen Änderung des Wohnsitzes des Staatsangehörigen des neuen Ansässigkeits- beeinträchtigt werden. Es ist unsere Pflicht Steuerpflichtigen; staates und daß sie die gleichen steuerlichen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, zu  in bezug auf ihre Rentenversicherungs- Vorteile genießen. „ gewährleisten, daß diese Grundsätze in allen beiträge, den Erhalt von Rentenzahlun- https://ec.europa.eu/eures/home.jsp?lang=de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 81 Wirtschaft 2014 im Zeichen der Konjunkturerholung Österreich: Konjunkturelle Durststrecke überwunden – Differenzierter Aufschwung in CEE: Zentraleuropa als neuer Wachstumsführer

steht in Europa, aber auch glo- auch in den kommenden Quartalen das kon- USA: Fed beginnt Normalisierung 2014bal gesehen, ganz im Zeichen junkturelle Bild prägen. der Geldpolitik der Konjunkturerholung. Für die Eurozone „Für die kommenden Quartale rechnen Im Mai angedeutet, im September zu- bringt das neue Jahr mit Basel III nicht nur wir mit einer weiteren Belebung der Kon- rückgezogen, ist die Entscheidung zum Rück- eine Vielzahl von neuen Regelungen, son- junkturdynamik. Der konjunkturelle Höhe- zug aus dem US-Anleihenkaufprogramm nun dern mit Lettland auch ein neues Mitglied. punkt dürfte dabei im Winterhalbjahr 2014/ definitiv gefallen. Geplant ist eine schritt- Auf den globalen Märkten kommt es durch 2015 erreicht werden. Für das Jahr 2014 weise Einschränkung des Anleihenkaufpro- den Rückzug des amerikanischen Anleihen- gehen wir von einer Wachstumsbeschleuni- gramms, sodaß dieses im vierten Quartal kaufprogramms zu einem Ende der Liquidi- gung auf 1,5 Prozent nach erwarteten 0,3 2014 abgeschlossen sein sollte. Für 2014 ist tätsschwemme. Die Emerging Markets aus- Prozent in 2013 aus, gefolgt von 2,3 Prozent noch eine Bilanzausweitung um USD 450 serhalb Europas dürften im ersten Quartal im Jahr 2015“, sieht Brezinschek die Milliarden, also von rund 3 Prozent des BIP, tendenziell hinter den etablierten Märkten Wachstumsaussichten in Österreich durch- geplant. „Wir haben nach wie vor erhebliche zurückbleiben. Allerdings wird die Ent- aus positiv. Zweifel am Fahrplan der Fed zur Normali- wicklung differenziert ausfallen, denn re- sierung der Geldpolitik. Grund dafür ist, daß formorientierte Länder werden weiterhin Differenzierter Aufschwung in CEE1: sich die US-amerikanische Konjunktur 2014 höhere Performancegewinne aufweisen“, Zentraleuropa als neuer Wachstumsführer deutlich besser entwickeln wird als im abge- beginnt Peter Brezinschek, Leiter von Raiff- Gegenüber den letzten Jahren hat sich das laufenen Jahr. Die Arbeitslosenquote dürfte eisen Research der Raiffeisen Bank Interna- Konjunkturbild deutlich verschoben. War damit weiter sinken und in der Folge sollte tional AG (RBI), seine Analysen in den bei- seit dem letzten Aufschwung die CIS- der Lohnauftrieb zunehmen. Der vorab fest- den soeben erschienenen Publikationen Region mit den stärksten Wachstumszahlen gelegte Schwellenwert der Arbeitslosenquo- „Strategie Globale Märkte“ und „Strategie unterwegs, verschiebt sich die Wachstums- te von 6,5 Prozent wird bereits für das vierte Österreich & CEE“ zum ersten Quartal. dynamik seit Sommer 2013 in Richtung Quartal 2014 erwartet. Obwohl die Fed eine „Für die BRIC-Staaten sehen wir keine Zentraleuropa (CE). Hier nehmen vor allem Zinsanhebung erst für das zweite Halbjahr nennenswerte Wachstumsverbesserung auf- Polen, Tschechien und die Slowakei eine 2015 signalisiert, rechnen wir dennoch mit grund einsetzender Strukturänderungen in führende Rolle ein. einem ersten Zinsschritt bereits Anfang den nächsten zwölf Monaten. Wir erwarten „Während wir für CE von einem Wachs- 2015“, sieht Brezinschek die aktuellen Aus- den Höhepunkt der globalen Wachstumsdy- tum von rund 2,3 Prozent in 2014 ausgehen, sagen der Fed skeptisch. namik Anfang 2015, weshalb die korrespon- bleiben die Wachstumsaussichten in der dierenden BIP-Schätzungen für jenes Jahr CIS-Region weiter verhalten. Vor allem Ruß- Globale Aktienmärkte: Chancen/ über dem Potenzialwachstum liegen sollten. land mit nur 1,7 Prozent und die Ukraine mit Risiko-Profil weiter attraktiver als bei Auffallend ist auch, daß die Wachstumsdif- einem Nullwachstum bleiben hinter den vielen festverzinslichen Alternativen ferenzen innerhalb der Eurozone abnehmen Erwartungen. Den Hauptgrund darin sehen Die Staatsanleihenrenditen bei den lan- sollten“, so Brezinschek weiter. wir in der mangelnden Modernisierung der gen Laufzeiten in den USA und der Euro- Industrie außerhalb des Öl- und Gas-Sek- zone dürften wegen der Konjunkturbe- Österreich: Konjunkturelle tors. Auch die Forcierung hochwertiger Gü- schleunigung im Jahresverlauf weiter anstei- Durststrecke überwunden terproduktion für Konsumzwecke und die gen. Mit Ausnahme von Russland und der Nachdem die österreichische Volkswirt- Umlenkung der Kapitalabflüsse in inländi- Türkei sind die Renditen bei den Staats- schaft im zweiten Halbjahr 2012 sowie im sche Bruttoanlageinvestitionen sind unzurei- anleihen der CEE-Region vergleichsweise ersten Halbjahr 2013 so gut wie nicht vom chend“, analysiert Brezinschek die Gründe tief. Die Analysten erwarten im Jahresver- Fleck gekommen ist, setzte im dritten Quar- für das schwache Wachstum in der CIS- lauf 2014 im Zuge des Renditeanstieges in tal 2013 eine zaghafte Konjunkturbelebung Region. der Eurozone eine Parallelentwicklung für ein. Erstmals seit Anfang 2012 steuerten da- Für die Wachstumsführerschaft in CE CEE-Staatsanleihen mit rund plus 50 bis 70 bei Bruttoanlageinvestitionen, privater und sieht er dabei vor allem zwei Effekte maß- Basispunkten gegenüber Jahresende 2013. vor allem staatlicher Konsum einen höheren geblich: „CE profitiert von den engen wirt- Angesichts der vielfach niedrigen/negati- Beitrag zum BIP-Wachstum pro Quartal bei schaftlichen Verflechtungen zu Deutschland, ven realen Performanceaussichten bei siche- als der Außenhandel, der zuvor als maßgeb- das der Konjunkturmotor der Eurozone ist. ren festverzinslichen Anlagealternativen, liche Wachstumsstütze fungierte. Die sicht- Darüber hinaus haben diese Länder ihre In- erscheint das Chancen/Risiko-Verhältnis für bare Tendenz einer sich belebenden Binnen- dustrie wettbewerbsfähig gemacht und kön- globale Aktien, auch vor dem Hintergrund nachfrage bei gleichzeitig geringer werden- nen mit niedrigen Lohnstückkosten auch der unterstellten Belebung der Weltwirt- der Abhängigkeit vom Außenhandel sollte gegenüber Importen punkten.“ schaft und der Perspektive einer leichten Be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 82 Wirtschaft schleunigung des Gewinnwachstums im Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Ver- wicklung der Bukarester Börse. Die Re- Gesamtjahr 2014, noch ausgewogen. Die hältnis (KGV) 2014 von 13,0 im histori- gierung macht ihre Hausaufgaben und läßt Ausreizung des Gewinnzyklus beschränkt schen Vergleich als moderat, allerdings Budgetdisziplin walten. Fundamental sind das Kurspotential in den USA. Eine Kauf- leicht über westeuropäischem Niveau ange- die rumänischen Titel trotz der Anstiege empfehlung gibt es für die Aktienmärkte der siedelt ist. Zudem dürften, nachdem die pol- nach wie vor günstig bewertet. Auf Index- Eurozone. Hier wirken sich die sich weiter nische Regierung weitere Details zur Pen- basis erwarten wir für 2014 ein KGV von stabilisierende Konjunktur, die Aussicht auf sionsreform bekanntgegeben hat, die priva- 6,5“, so Brezinschek. wieder steigende Gewinne und Margen, mo- ten Pensionsfonds schneller als zuletzt ange- Die Raiffeisen Bank International AG derate Bewertungen wie auch der anhaltende nommen zu Nettoverkäufern von polnischen (RBI) betrachtet Österreich, wo sie als eine Mangel an Rendite-trächtigen Veranlagungs- Aktien mutieren“, erläutert Brezinschek die führende Kommerz- und Investmentbank tä- alternativen positiv aus. Untergewichtung für den polnischen Aktien- tig ist, und Zentral- und Osteuropa (CEE) als Im CEE-Raum sehen die Analysten von index. ihren Heimmarkt. 15 Märkte der Region wer- Raiffeisen Research bei den Aktienindizes „Mit einer Performance von plus 26 Pro- den durch Tochterbanken abgedeckt, darüber grundsätzlich Aufholpotential. Die Perfor- zent stellt der rumänische BET zweifelsohne hinaus umfaßt die Gruppe zahlreiche andere manceschätzungen für 2014 sind jedoch mit den Spitzenreiter im Jahr 2013 dar. Die poli- Finanzdienstleistungsunternehmen beispiels- 6 bis 13 Prozent sehr unterschiedlich. „In tischen und wirtschaftlichen Rahmenbedin- weise in den Bereichen Leasing, Vermögens- Polen liegt der für 2014 erwartete Gewinn- gungen schaffen ein gutes Fundament für verwaltung und Mergers and Acquisition. „ anstieg bei mäßigen 2,5 Prozent, wobei die eine weiterhin überdurchschnittliche Ent- http://www.rzb.at Neue Tourismusrekorde Vorjahresrekord mit 132,6 Mio. Nächtigungen neuerlich übertroffen

ie neuen Rekorde bei Ankünften und Herkunftsmärkte erschließen und den Tou- stärkte Internationalisierung ist auf einem DNächtigungen zeigen, daß der Touris- rismusbetrieben gute Finanzierungsmöglich- guten Weg und kompensiert damit auch die mus mehr denn je eine wichtige Konjunk- keiten anbieten“, nennt Mitterlehner zentrale zwischenzeitlichen Rückgänge in manchen turstütze ist, die Wachstum und Arbeitsplät- Schwerpunkte. „Daher stellen wir auch traditionellen Märkten“, betont Mitterlehner. ze im Land sichert. Diese positive Ent- heuer wieder ein Volumen von 50 Millionen „Positiv bemerkbar machen sich auch die wicklung wollen wir auch heuer auf allen Euro an zinsgünstigen ERP-Krediten zur von uns unterstützten Investitionen der Bran- Ebenen vorantreiben“, sagte Wirtschafts- und Verfügung, mit denen die Betriebe ihre Infra- che in Kultur-, Wander- und Gesundheits- Tourismusminister Reinhold Mitterlehner zu struktur ausbauen und neue Angebote umset- tourismus. Das belebt die Nebensaisonen und den am 28. Jänner Statistik von der Austria zen können. Zusätzlich gibt es ERP-Klein- erhöht die Auslastung der Betriebe. Durch für das Kalenderjahr 2013 veröffentlichten kredite, die mit einer Bandbreite von jeweils den Trend zum Ganzjahrestourismus sind Tourismuszahlen. Die Nächtigungen sind 10.000 bis 100.000 Euro auf den Bedarf wir breiter und stärker aufgestellt“, so Mit- um 1,2 Prozent auf 132,6 Millionen gestie- kleinerer Betriebe zugeschnitten sind“, so terlehner. Weiter auf der Überholspur ist da- gen, die Ankünfte um 1,8 Prozent auf 36,8 Mitterlehner. „Als neues Angebot wollen wir her auch der Städtetourismus, wie zum Bei- Millionen, was jeweils neuen Bestwerten über die ÖHT eine Kooperation mit der spiel das starke Nächtigungsplus von 3,7 Pro- entspricht. Europäischen Investitionsbank starten. Pro zent in Wien zeigt. Laut Angaben der Branche hat sich nach Jahr würde das ein zusätzliches Kreditvolu- dem guten Weihnachtsgeschäft auch die men von 38 Millionen Euro ermöglichen, Herausforderndes Jahr mit Buchungslage für die Semesterferien positiv mit denen Investitionen von rund 80 Millio- Rekordergebnis abgeschlossen entwickelt, wobei der Trend zur kurzfristi- nen Euro ausgelöst werden könnten“, erwar- Mit Blick auf das Rekordergebnis dankt gen Urlaubsentscheidung anhält. „Umso tet Mitterlehner. Mitterlehner der gesamten Tourismusbran- wichtiger ist die Rückkehr des Winters. Fri- che für ihren großen Einsatz. „Unsere Tou- scher Schnee verbessert nicht nur die Pisten, Mehr deutsche Gäste und Erschließung rismusbetriebe und ihre Beschäftigten sind sondern stärkt auch die Moral der Touri- neuer Märkte mit neuen Angeboten Weltspitze und haben sich daher auch von stiker und die Motivation der Gäste“, so Österreichs wichtigster ausländischer Her- der zähen Konjunkturlage und vielen weite- Mitterlehner, der auf Basis einer aktuellen kunftsmarkt Deutschland legte im Vorjahr ren Herausforderungen nicht unterkriegen las- WIFO-Prognose weitere Steigerungen bei bei den Nächtigungen mit 2,4 Prozent wie- sen. Gerade für die vom Hochwasser betrof- den Nächtigungen erwartet. der deutlich zu. „Der deutsche Gast entdeckt fenen Tourismusregionen war das Vorjahr uns wieder, wie der Zuwachs von rund 1,2 extrem schwierig, was sich auch in einzel- Mehr zinsgünstige Kredite verfügbar Millionen Nächtigungen zeigt“, betont Mit- nen Nächtigungsergebnissen niederschlägt. Langfristiges Ziel sind – wie im Regie- terlehner. Im langfristigen Trend steigen die Daher war es uns auch ein wichtiges Anlie- rungsprogramm vorgesehen – 140 Millionen Gästezahlen aus dem zentral- und osteuropä- gen, die Betriebe finanziell bei der Beseiti- Nächtigungen im Jahr 2018. „Trotz des här- ischen Raum besonders schnell, die jährliche gung der Schäden zu unterstützen und eine ter werdenden weltweiten Wettbewerbs wol- Wachstumsrate liegt laut Statistik Austria im Sonderkampagne zu starten, um noch mehr len wir unser Rekordniveau weiter übertref- Schnitt bei acht Prozent. „Die in den letzten Lust auf Urlaub in Österreich zu machen“, fen. Dafür müssen wir noch stärker neue Jahren auf Basis der Tourismusstrategie ver- betont Mitterlehner abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 83 Wirtschaft Teuerung in Österreich Österreich wies im Dezember 2013 mit 2 Prozent erstmals die höchste Inflationsrate aller Mitgliedsländer des Euroraums auf (Euroraum: 1,4 Prozent)

m Dezember 2013 ist die Inflation gemes- 7 % dagegen nicht einmal halb so hoch. Der land betrug der Anstieg im gleichen Zeit- Isen am harmonisierten Verbraucherpreisin- harmonisierte Verbraucherpreisindex zu kon- raum nur 11,6 %. Somit war der Preisanstieg dex in Österreich auf 2 % im Jahresvergleich stanten Steuersätzen ist in Österreich seit in Österreich rund ein Drittel höher als in gestiegen. Erstmals seit Beginn der Preisin- 2007 um 15,2 % gestiegen, damit also gerin- Deutschland. Die Differenz von 4,2 Prozent- dex-Berechnung Mitte der 1990er Jahre ger als der Gesamtindex (15,8 %), was zeigt, punkten über sechs Jahre ist auf eine höhere weist Österreich damit die höchste Teuerung daß ein Teil der Teuerung auch Steuererhö- Preisdynamik auf breiter Ebene zurückzu- aller Mitgliedsländer des Euroraums auf“, faßt hungen geschuldet ist. „Die Anhebung admi- führen. Einen besonders hohen Anteil an Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer nistrierter Preise, wie diverse Abgaben und diesem Teuerungsaufschlag haben die star- zusammen. Mit einer durchschnittlichen Jah- Gebühren, sowie auch Steuererhöhungen ha- ken Preissteigerungen in den Warengruppen resinflation von 2,1 % war das Jahr 2013 in ben in den vergangenen sechs Jahren Preis- Hotels und Restaurants (Anteil am Inflations- Österreich dennoch eines der preisstabilsten druck nach oben erzeugt. Strukturelle Beson- differential von 4,2 Prozentpunkten: 48 %), überhaupt. derheiten in Österreich, wie zum Beispiel de- Bekleidung und Schuhe (19 %), Hausrat und Die im Vergleich mit dem Durchschnitts- mographische Trends, sowie geringer Wett- Hausinstandhaltung (ca. 16 %) sowie Ge- wert im Euroraum von 1,4 % 2013 höhere bewerb in einigen Branchen haben den Preis- sundheit (15 %). Inflationsrate in Österreich ist nach Ansicht auftrieb quer über alle Wirtschaftsbereiche der Ökonomen der Bank Austria nur zum weitergetragen. Die vergleichsweise hohe In- Auch 2014 wird Teuerung in Österreich Teil durch die unterschiedliche Konjunktur- flation in Österreich ist somit nicht impor- spürbar über jener in Deutschland liegen entwicklung erklärbar. Denn die Euroraum- tiert, sondern hausgemacht“, faßt Bruckbauer In Österreich ist in den kommenden Mo- Teuerungsrate enthält auch Preistrends von zusammen. naten zwar weiterhin eine niedrige Inflation Ländern wie Griechenland, Slowenien oder zu erwarten. Im Jahresdurchschnitt 2014 ist Italien, die 2013 noch in einer Rezession ge- Nahrungsmittel-, Wohnkosten- und sogar ein Wert unter der 2-%-Marke mög- steckt sind und daher mit anderen Nachfrage- Treibstoffpreise waren 2013 keine lich. „Wir gehen davon aus, daß auch 2014 gegebenheiten als Österreich konfrontiert Inflationstreiber die Teuerung in Österreich spürbar über je- waren. „Aber auch im Vergleich mit Ländern Ein Blick auf die Preisentwicklung der ner in Deutschland liegen wird. Die jüngst an- mit einer ähnlichen Konjunkturentwicklung einzelnen Warengruppen zeigt, daß es im gekündigte Anhebung von Steuern- und Ge- weist Österreich eine deutlich höhere Vergleich zu Deutschland, nicht die oft dis- bühren, die mit März wirksam werden, könn- Inflation auf. Im Jahresdurchschnitt 2013 ist kutierten Nahrungsmittelpreise und auch nicht te den Inflationsaufschlag von bisher geschätz- die Inflation in Österreich 0,5 Prozentpunkte die Wohnkosten insgesamt oder die Treib- ten 0,3 Prozentpunkten sogar noch erhöhen. höher als etwa in Deutschland. Dieser In- stoffpreise sind, die für den höheren Preis- Die Maßnahmen werden den Preisauftrieb flationsaufschlag kann nicht durch konjunk- auftrieb verantwortlich sind. Die Nahrungs- 2014 um rund einen Viertel Prozentpunkt turelle Unterschiede erklärt werden. Dazu mittelpreise sind zwar in Österreich um zusätzlich erhöhen“, meint Bruckbauer. kommt, daß dieser stärkere Inflationsauf- 3,8 % im Vorjahr gestiegen, aber in Deutsch- Die im Vergleich zu Deutschland seit meh- trieb im Jahr 2013 kein einmaliges Phäno- land sogar um 4,2 %. Wohnen wurde in Ös- reren Jahren höhere Inflation könnte sich men ist. Bereits seit einigen Jahren ist die terreich 2013 tatsächlich spürbar teurer. Die langfristig auch als Bumerang für die Wett- Teuerung in Österreich höher als in Deutsch- Preise in der Warengruppe Wohnen, Wasser bewerbsfähigkeit der österreichischen Wirt- land“, analysiert Bank Austria Ökonom und Haushaltsenergie stiegen mit 2,7 % über- schaft erweisen. Die nominellen Lohnstück- Walter Pudschedl. durchschnittlich stark an, doch auch in kosten sind in Österreich seit 2007 um rund Deutschland betrug der Anstieg immerhin 16 % angestiegen, während sich für Deutsch- Abgaben und Gebühren stiegen seit 2007 2,5 %. Dabei steht dem starken Anstieg der land nur eine Zunahme von 13,8 % errechnet. doppelt so stark wie in Deutschland Wohnungsmieten in Österreich ein unter- „Der dauerhaft stärkere Preisauftrieb als in In Österreich ist ein erheblicher Teil der durchschnittlicher Preisauftrieb der Haushalts- Deutschland birgt die Gefahr, daß über den höheren Teuerung im Vergleich zu Deutsch- energie entgegen. Bei den Treibstoffpreisen höheren Inflationsdruck auf die Erzeuger- land auf die stärkere Anhebung sogenannter zeigte sich infolge sinkender Weltmarktprei- preise und die Lohndynamik die österreichi- „administrierter Preise“ zurückzuführen. Die se 2013 sogar ein inflationsdämpfender sche Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit und Preise für Sachgüter und Dienstleistungen, Effekt, der in Österreich mit einem Rück- damit als wichtiger Zulieferer für die deut- die entweder vollständig oder zum überwie- gang um 3,7 % zum Vorjahr sogar stärker als sche Wirtschaft an Boden verliert“, meint genden Teil von der öffentlichen Hand beein- in Deutschland (-3,5 %) ausfiel. Bruckbauer. flußt werden, stiegen innerhalb der vergan- genen sechs Jahre in Österreich um 15,8 %, Preisanstieg in Österreich seit 2007 rund Preisentwicklung 2013 bei täglichen davon allein über 3 % im Jahr 2013. In ein Drittel höher als in Deutschland Ausgaben stark überdurchschnittlich Deutschland war der Anstieg der admini- Von 2007 bis 2013 stiegen die Preise in Laut aktuellen Berechnungen von strierten Preise im gleichen Zeitraum mit nur Österreich um insgesamt 15,8 %. In Deutsch- Statistik Austria lag die Jahresveränderungs-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 84 Wirtschaft rate des Mikrowarenkorbes (+3,4%) deutlich über der allgemeinen Inflationsrate (+2,0%) des Jahres 2013. Auch die administrierten Rekordumsatz Preise lagen mit einer Preissteigerung von 2,3% über dem Jahresdurchschnitt des VPI. beim Weinexport Der Miniwarenkorb, der außer Nahrungsmit- teln auch Treibstoffe enthält, und der PKW- Durchschnittspreis von 3 Euro/Liter erreicht Index entwickelten sich im Jahr 2013 unter- durchschnittlich (Miniwarenkorb +1,3%, ie heimischen Winzer blicken 2013 über 7 Euro/Liter beträgt. In diesem Markt Pkw-Index -0,5%). Derneut auf ein erfolgreiches Exportjahr sieht die ÖWM weiteres großes Potential. Sämtliche Waren und Dienstleistungen zurück. Obwohl nach 2012 auch 2013 eine In den offiziellen Exportzahlen in die dieser Spezialindizes stammen aus dem all- mengenmäßig unterdurchschnittliche Ernte europäische Gemeinschaft sind auch Re- gemeinen VPI-Warenkorb und werden für eingebracht wurde, stieg der Exporterlös um exporte enthalten. Sie dürften 2013 gegenü- analytische Zwecke zu den entsprechenden mehr als 4 Prozent auf 137,5 Mio. Euro an. ber dem Vorjahr nicht gestiegen sein. Aggregaten zusammengefaßt und ausgewer- Durch den hohen Anteil von Flaschenwein- tet. Der Mikrowarenkorb verteuerte sich im exporten wurde erstmals in der Geschichte Mehr Winzer drängen in den Export Jahr 2013 um 3,4%, der Miniwarenkorb nur ein durchschnittlicher Exportpreis von 3 Euro/ In den vergangenen Jahren hat sich in der um 1,3% Liter erwirtschaftet. Durch eine Strukturbe- österreichischen Weinwirtschaft ein starker Das durchschnittliche Preisniveau des reinigung in der heimischen Weinwirtschaft Strukturwandel vollzogen. 2009 gab es Mikrowarenkorbs, der einen täglichen Ein- steigt die Anzahl an exportierenden Wein- knapp 1000 Betriebe in Österreich, die über kauf darstellt und hauptsächlich Nahrungs- baubetrieben konstant an. Besonders der Ex- 30.000 Liter Wein produzierten. Bis zum mittel enthält, erhöhte sich im Jahr 2013 port in Länder wie die Benelux-Staaten, Jahr 2012 stieg diese Zahl auf über 1600 an. durchschnittlich um 3,4% (Einfluß auf die Skandinavien oder Großbritannien, aber (2012 gab es 3300 Betriebe in Österreich, allgemeine Inflationsrate: +0,15 Prozent- auch Fernmärkte wie Japan und China, trägt die unter 30.000 Liter produzierten, 2009 punkte). Im Jahr 2012 hatte sich der Mikro- stark zum Rekordumsatz beim Weinexport waren es noch 5500.) Aufgrund des gleich- warenkorb um 3,2% verteuert. bei. bleibenden Konsums am Heimmarkt erhöht Das durchschnittliche Preisniveau des Österreichs Weinexportumsätze entwickel- diese Entwicklung auch den Konkurrenz- Miniwarenkorbs, der einen typischen wö- ten sich auch 2013 trotz kleiner Erntemenge druck im Inland. chentlichen Einkauf widerspiegelt und des- weiter dynamisch. Die vorläufigen Export- Aus diesem Grund nimmt die Bedeutung halb neben Waren und Dienstleistungen des zahlen der ersten drei Quartale 2013 der des Weinexportes seit einigen Jahren für die kurzfristigen Verbrauchs auch Treibstoffe Statistik Austria und Hochrechnungen der heimischen Winzer massiv zu. „Es reicht enthält, stieg im Jahr 2013 durchschnittlich Österreich Wein Marketing (ÖWM) auf Ba- nicht mehr aus, in wenigen großen Export- um 1,3% (Einfluß auf die allgemeine sis der Exportumsätze des letzten Quartals ländern wie Deutschland, Schweiz oder USA Inflationsrate: +0,23 Prozentpunkte). Im 2012 zeigen mit 137,5 Mio. Euro ein weiteres erfolgreich zu sein. Österreichischer Wein ist Jahr 2012 hatte die Teuerung noch 3,7% be- Umsatzplus von über 4 Prozent bei einem in allen Ländern ein Nischenprodukt. Daher tragen. Ausschlaggebend für diesen starken leichten Rückgang der Menge um 3 Prozent müssen wir im Export die Anzahl der Länder Rückgang war die Preisentwicklung der auf 45,5 Mio. Liter. Der Durchschnittspreis erhöhen, in denen wir in diesen Nischen Treibstoffe, die sich im Jahr 2013 als ein aller Exporte liegt erstmals über 3 Euro/ Li- erfolgreich sind. Dort müssen wir einerseits deutlicher Preisdämpfer herausstellten. ter, womit ein wichtiges Ziel der österreichi- die Spitze im Topsegment verteidigen, ande- Zu den administrierten Preisen zählen schen Weinwirtschaft erreicht wurde. We- rerseits aber auch in Preisklassen reüssieren, jene Preise für Waren und Dienstleistungen, sentlichster Erfolgsfaktor ist dabei weiterhin in denen eine vernünftige Menge umgesetzt die ganz oder teilweise staatlich festgesetzt der hohe Anteil an Flaschenweinexporten, wird und der durchschnittliche Exportpreis werden (durch Gesetze beziehungsweise die inzwischen 95 Prozent des gesamten bei drei bis fünf Euro pro Liter liegt“, erklärt Verordnungen von Bund, Ländern, Gemein- Exporterlöses erwirtschaften. Willi Klinger die Strategie der ÖWM. „Dies den). Im Jahr 2013 lag ihre Veränderungsrate Somit liegen die Weinexporterlöse erneut ist uns in vielen europäischen Ländern sehr (durchschnittlich +2,3%; Einfluß auf die all- deutlich über dem Vorjahresniveau von 132 erfolgreich gelungen.“ gemeine Inflationsrate: +0,22 Prozentpunk- Mio. Euro. „Bemerkenswert ist, daß das „Die erfreulichen Export-Daten zeigen, te) nur knapp unter der des Jahres 2012 Wachstum nicht von den traditionell stärk- daß die Zusammenarbeit von Winzern, (+2,4%). Im Laufe des Jahres 2013 verteuer- sten Märkten Deutschland, Schweiz und USA Händlern und ÖWM erfolgreich ist“, kom- ten sich Pflegeheimplätze (+4,6%; Einfluß: ausgeht, sondern von früheren „Problem- mentiert Johannes Schmuckenschlager, neuer +0,04 Prozentpunkte), die Kindergarten- kindern“ wie Skandinavien, den Beneluxlän- Präsident des Österreichischen Weinbauver- gebühr (+11,0%; Einfluß: +0,03 Prozent- dern, Großbritannien oder Japan“, analysiert bandes, die positive Exportentwicklung. „Er- punkte) sowie die Fernseh-Kombigebühr Willi Klinger, Geschäftsführer der ÖWM. folgreiche Exportzahlen signalisieren eine (+2,6%; Einfluß: +0,02 Prozentpunkte). Die „Aber auch die Märkte in der zentraleuropä- hohe Wertschätzung für den österreichischen Ausgaben für Musiktheater (+3,9%), die ischen Nachbarschaft geben Anlaß zu Wein im Ausland. Dieses Image wirkt sich Rezeptgebühr (+3,5%) und Dauerkarten für Optimismus.“ Besonders erfreulich ist, daß auch auf den Heimmarkt positiv aus und den öffentlichen Nahverkehr (+2,0%) stie- die österreichischen Weinexporte nach China trägt so zu einer Verbesserung der Wert- gen ebenfalls. „ bereits zum zweiten Mal um 50 Prozent schöpfung bei den Betrieben bei.“ „ Quellen: Bank Austria Volkswirtschaft, Statistik Austria zulegen konnten und der Durchschnittspreis http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 85 Wirtschaft Bargeldlose Gesellschaft? Utopie oder baldige Realität? – Marketagent.com & emotion banking präsentieren zwei Meinungsumfragen unter Konsumenten und Führungskräften der Finanzbranche und untersuchen die Frage nach der Auswirkung auf Banken.

erzeit halten 82 Prozent der Österrei- Dcher eine bargeldlose Gesellschaft für unmöglich. Ebenso kritisch äußern sich Bankexperten. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Innovationen, die bargeldlose Überweisungen und kontaktlose Zahlvor- gänge vereinfachen und die cash-less socie- ty befeuern. Überweisungen via Smartphone stehen bereits heute bei jedem zweiten Fi- nanzexperten auf der Tagesordnung und das Bezahlen an der Supermarktkassa via Handy ist für 55 Prozent vorstellbar. Immerhin ha- ben die Österreicher ein genauso starkes emotionales Verhältnis zur Bankomatkarte wie zu Banknoten und erstere ist bereits das beliebteste Zahlungsmittel für Einkäufe des täglichen Bedarfs. Vielleicht ist die bargeld- freie Gesellschaft in Wirklichkeit näher als allgemein vermutet. Vor diesem Hintergrund präsentierte Marketagent.com in Kooperation mit emo- Foto: Marketagent.com online reSEARCH GmbH tion banking am 28. Jänner die Ergebnisse Thomas Schwabl (GF Marketagent.com) u. Christian Rauscher (GF emotion banking) des Studiendoppelpacks „Die bargeldlose Gesellschaft“, welche das Thema von zwei unter KonsumentInnen zum Teil Unbehagen vom Inhalt der Geldbörse (75,9 %) und der Seiten beleuchtet: Eine repräsentative Um- hervorruft.“ Obgleich die FinanzexpertInnen Höhe des zu zahlenden Betrags (58,4 %) ab. frage unter 1000 KonsumentInnen nimmt in ihrem persönlichen Zahlungsverhalten Fast jeder Fünfte (18,5 %) entscheidet aus- das Zahlungsverhalten der ÖsterreicherIn- stärker bargeldlos agieren, deckt sich die serdem danach, ob der Einkauf auf der Kon- nen und die emotionale Komponente von Einschätzung hinsichtlich der bargeldlosen toübersicht aufscheinen soll oder nicht. Im Bar- und Buchgeld unter die Lupe. Eine Be- Gesellschaft mit jener der KundenInnen. Schnitt haben die ÖsterreicherInnen gut 75 fragung von 132 Führungskräften der öster- Lediglich 19 Prozent der Banker halten eine Euro (MW) in der Brieftasche, wobei gilt: Je reichischen Finanzbranche zeigt die Bedeu- bargeldlose Gesellschaft in Österreich in älter, desto mehr hat man „cash“ eingesteckt. tung des Zahlungsverkehrs für Banken, er- weiterer Zukunft für realistisch, wobei 34 Zwei Drittel (65,2%) der KonsumentInnen gänzt Pro und Contra einer bargeldlosen Ge- Prozent eine derartige Entwicklung begrüs- haben eine bestimmte Grenze, bis zu der sie sellschaft und gibt eine Einschätzung künfti- sen würden. Diesem Wunsch steht jedoch Einkäufe bar bezahlen. Im Schnitt liegt diese ger Player im Zahlungsverkehr aus Exper- bei der Mehrzahl der Banker die Gefahr eines bei knapp 60 Euro (MW), alles darüber wird tensicht. Die Ergebnisse im Detail: Überwachungsstaates, der Zunahme der di- bargeldlos bezahlt – bevorzugt mit Banko- gitalen Kriminalität sowie der Auslieferung matkarte. Bargeldlose Zahlung immer beliebter, an Technik gegenüber und so dominiert eine bargeldlose Gesellschaft noch Fiktion „sowohl als auch“ Sicht. ÖsterreicherInnen hängen an Bankomat- Die bargeldlose Zahlung wird in Öster- karte und Banknoten gleichermaßen reich immer beliebter, das ergibt die Konsu- Anteil bar bezahlter Waren im Einzel- Wie die Studie zeigt, haben die Österrei- mentenbefragung von Marketagent.com in handel auf 57 Prozent geschätzt cherInnen mittlerweile ein genauso starkes Kooperation mit emotion banking. „Sechs Bargeld verbindet man hierzulande laut emotionales Verhältnis zur Bankomatkarte von zehn ÖsterreicherInnen zahlen heute sel- Konsumentenumfrage vor allem mit Anony- wie zu Banknoten und erstere ist jetzt schon tener mit Bargeld als noch vor zehn Jahren“, mität (56,9 %), Tradition (54,3 %) und das beliebteste Zahlungsmittel für Einkäufe erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer Convenience (praktisch, rasch und unkom- des täglichen Bedarfs. Mehr als 60 Prozent von Marketagent.com. „Auch emotional nä- pliziert: 49,5 %). Der Anteil der im österrei- (63,1 %) würden die Bankomatkarte als Zah- hern wir uns immer stärker der bargeldlosen chischen Einzelhandel bar bezahlten Waren lungsmittel stark vermissen, wenn es diese Bezahlkultur an, auch wenn die Vorstellung wird aus Konsumentensicht auf durch- nicht mehr geben würde. Banknoten würden der cash-less society für die Bevölkerung der- schnittlich 57 Prozent (MW) geschätzt. Ob Herr und Frau Österreicher in gleichem Um- weil noch etwas abenteuerlich anmutet und man bargeldlos zahlt, hängt in erster Linie fang abgehen (61,1 %) – viel mehr als unse-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 86 Wirtschaft re Euro-Münzen (36,3 %). Müßten sie sich lichkeit zu haben (68,4 %), bereiten den Apple, Pay Pal) werden mit Abstand als die künftig für ein bestimmtes Zahlungsmittel Konsumenten in bezug auf eine bargeldlose wichtigsten Spieler bei der Entwicklung in- im stationären Handel entscheiden, würde Gesellschaft Kopfzerbrechen. Auch würden novativer Zahlungsverkehrslösungen gese- etwas mehr als jede(r) zweite ÖsterreicherIn die ÖsterreicherInnen in einer Welt, die rein hen. Auch Kreditkartenanbieter sowie große (52,5 %) Einkäufe des täglichen Bedarfs mit auf Buchgeld aufbaut, die Anonymität der Online-Versandhäuser (Amazon, Zalando) der Bankomatkarte zahlen. Nur jede(r) Dritte Barzahlung (58,0 %) sowie Trinkgeld zu mischen kräftig mit. Lediglich die Hälfte der (34,4%) würde lieber bar begleichen. Eine geben (57,1 %) bzw. selbst etwas „zuge- Experten sehen auch Raiffeisen, die Erste geringe Tendenz gibt es zur Bezahlung via steckt“ zu bekommen (49,6 %) vermissen. Bank sowie Direktbanken in der Lage, eine Kreditkarte (8,3 %), Quick (2,7 %), Prepaid- Knapp jeder/jedem Zweiten (45,5 %) be- angemessene Antwort auf die voranschreiten- Karte (0,6 %) oder Handy (1,6 %). scheren Münzen und Scheine ein gutes Ge- de Digitalisierung und veränderten Nutzer- fühl, da sie uns den Eindruck vermitteln, et- erwartungen zu geben. Banker mit rationaler Sicht was in der Hand zu haben. 43 % würde die- Nichtbanken dringen immer stärker in die Die Sicht der Banker ist stärker rational ses Gefühl abgehen, direkt zu vor Augen zu klassische Domäne der Banken ein. 84 % der geprägt. Für sie ist Bargeld vor allem Mittel haben, was man ausgibt. Trotzdem werden befragten Experten glauben, dass bankfrem- zum Zweck. Lediglich 32 % verbinden da- auch viele Vorteile in der bargeldlosen Ge- de Institute nicht nur innovative und moder- mit das Gefühl von Unabhängigkeit und sellschaft gesehen wie das Ausschalten von ne Front-End-Lösungen anbieten, sondern 27 % das gute Gefühl etwas „Greifbares“ zu Falschgeld (55,9 %) oder Wechselgeld- auch die Abwicklung von Zahlungsge- besitzen. 22 Prozent der FinanzexpertInnen Fehlern (45,3 %). schäften übernehmen könnten. sehen einen unnötigen Aufwand bei der Her- Die Auswirkung dieser Entwicklung auf stellung und Weitergabe; 30 % kommen zu In den Banken werden immer mehr Marktanteile der Banken wird davon abhän- dem Schluß, daß Bargeld immer unnötiger Transaktionen bargeldlos abgewickelt gen, welche Rolle sie im digitalen Wettbe- wird. Christian Rauscher, Geschäftsführer Fast alle befragten Experten berichten werb annehmen. „Banken haben alle Trümp- von emotion banking faßt zusammen: „Für von einer Steigerung der Anzahl bargeldlo- fe in der Hand. Sie verfügen über herausra- die Banken ist das Bargeldhandling mehr ser Transaktionen in ihren Finanzinstituten gende Expertise in der Abwicklung, haben Last als Lust. Sie stehen den Scheinen und in den vergangenen drei Jahren. Bei der Zugang und auch Zutrauen der Kunden und Münzen deutlich kritischer gegenüber. Gin- Hälfte aller Fälle überschritt diese Steige- kennen deren Wünsche. Auf Seite der Her- ge es nach den Bankern, so würden 1- und 2- rung die 5-Prozent-Marke. Vor allem Online- ausforderer stehen teilweise junge Fintechs Cent Münzen sofort abgeschafft werden, 500 Überweisungen und Überweisungen in der aber auch globale Giganten wir Google. Euro-Scheine hätten jedoch eine gute Zu- SB-Zone der Filiale konnten zulegen. Ob- Banken haben alle Chancen ihre Position kunft.“ gleich die Banker künftig von einer weiteren erfolgreich zu verteidigen, allerdings hat der Zunahme im Bereich des Internetbankings Zug schon Fahrt aufgenommen und nicht 52 Prozent der Konsumenten orten ausgehen, ist der größte Gewinner Mobile alle Institute sitzen an Bord“, zeigt sich in der cash-less society Nachteile Banking: Hier sehen 94 Prozent der Banker Rauscher erstaunt. Fragt man die Experten Eine völlige Abkehr von Banknoten und zumindest großes Wachstumspotential. Geht nach der Position ihrer eigenen Institute im Münzen ist für die Mehrheit der Österrei- es nach den Finanzexperten so wird mobile Bereich mobiler Zahlungsverkehr und Apps, cherInnen zum jetzigen Zeitpunkt allerdings banking stärker wachsen als der Bereich des so sieht sich der Sparkassensektor als Inno- noch nicht vorstellbar. Daß Österreich bald mobile payment und commerce bzw. des vator (71 % der Befragten, die diesem Sektor zu einer bargeldlosen Gesellschaft werden mobile money transfers. Zusammengefaßt angehören). Raiffeisen sieht sich eher als könnte, ist für 82 % noch Fiktion. Laut Um- bedeutet dies einen signifikanten Bedeu- früher Folger (57 % der Raiffeisen-Vertre- frage rechnen Herr und Frau Österreicher tungsverlust der Filiale für die Abwicklung ter), der Volksbankensektor als später Folger hierzulande erst um das Jahr 2033 (MW) mit der Bankgeschäfte und sinkende Kunden- (50 % der Volksbanker). einer Gesellschaft, in der nur mehr via Ban- frequenzen in den Schalterbereichen. Hier Sicherheitsfaktoren, Kosten der Entwick- komatkarte, Kreditkarte und Co. bezahlt wird es spannend sein, wie Banken künftig lung und Marktetablierung werden von den wird. Aktuell steht die Bevölkerung einer bar- Kunden gewinnen möchten, denn für 97 % Experten als größte Hemmnisse der Ent- geldlosen Bezahlung noch eher skeptisch ge- ist das Konto ein wichtiges Ankerprodukt, wicklung innovativer Zahlungsverkehrslö- genüber. Nur 15 Prozent würden zum jetzi- das vor allem dazu dient, den Kunden besser sungen gesehen. Verbreitung mobiler Endge- gen Zeitpunkt eine cash-less society begrüs- zu kennen und wichtige Signale zu identifi- räte und der Internetnutzung sowie Bequem- sen, 60 % lehnen diese sogar (eher) ab. Für zieren. lichkeit und Schnelligkeit der Abwicklung mehr als die Hälfte der Befragten überwie- sind nach Meinung der Experten die größten gen in der bargeldlosen Gesellschaft die Nichtbanken treiben Innovationen im Innovationstreiber. „ Nachteile (51,9 %), lediglich 14 % können Bereich bargeldloser Zahlungsverkehr http://www.emotion-banking.at darin Vorteile erkennen. voran http://www.marketagent.com Digitaler Strukturwandel stellt klassische Marketagent.com zählt zu den führenden Digitale Kriminalität und Gefahr eines Banken vor allem im Bereich bargeldloser Full-Service Online Markt- und Meinungs- Überwachungsstaats als größte Sorgen Zahlungsverkehr vor große Herausforderun- forschungsinstituten im deutschsprachigen Vor allem die Gefahr einer Zunahme der gen. Neue innovative Lösungen entstehen an Raum. Mit Niederlassungen in Baden bei digitalen Kriminalität (71,6 %) und eines den klassischen Banken vorbei, Zahlungen Wien, München, Zürich und Maribor werden Überwachungsstaats (66,6 %) sowie müssen nicht mehr exklusiv bei Banken ab- jährlich mehr als 800.000 Web-Interviews Bedenken, im Verlustfall keine Bezahlmög- gewickelt werden. Nichtbanken (Google, durchgeführt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 87 Chronik 100 Jahre Grazer Flughafen Zu seinem runden Geburtstag plant der Flughafen Graz ein halbes Jahr lang verschiedenste Veranstaltungen und Aktionen. Foto: Flughafen Graz Betriebs GmbH Eine historische Aufnahme vom ersten Betriebsgebäude auf dem Grazer Flughafen, hinter dem ein moderner Zeppeilin schwebt. m 26. Juni 2014 wird der Flughafen „Als Eigentümer, auch wenn wir ihn erst darstellt, mit seinen MitarbeiterInnen und AGraz 100 Jahre alt und ist damit der seit bald zehn Jahren mitprägen dürfen, sind deren vielfältigen Aufgaben. Darüber hinaus älteste Verkehrsflughafen Österreichs. Um wir stolz auf unseren Flughafen Graz und soll auch noch ein Blick in die Zukunft ge- dieses Jubiläum würdevoll zu feiern, wurde seine Entwicklung vom Militärflughafen zu worfen werden. ein Weg gewählt zwischen einem respekt- einem leistungsstarken Regionalflughafen“, 100 Jahre sind eine lange Zeit. Diese 100 vollen Umgang mit der Vergangenheit und so Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender Jahre waren von zwei Weltkriegen, Wirt- spannenden, sowie teilweise auch unbekann- der Holding Graz. „Das Programm der kom- schaftsrezessionen und schließlich dem Be- ten Einblicken in die Gegenwart und Zu- menden Monate, das auch wir gerne unter- ginn eines zivilen Flughafens geprägt. kunft. Das Veranstaltungs- und Aktionspro- stützt haben, zeigt den Flughafen Graz und „Wir haben einen Grund zu feiern, es ist gramm startete offiziell am 22. Jänner mit die Luftfahrt in vielen, teilweise auch wenig uns aber auch die historische Einbettung der der Vernissage zur ersten Ausstellung „Graz bekannten Facetten.“ Gründung des militärischen Flughafen Tha- aus der Vogelperspektive“ und dauert bis „Wir haben uns bei unseren Überlegun- lerhof bewußt, die kurz vor dem Beginn des Ende Juni dieses Jahres. gen rund um das Jubiläum sehr bewußt für ersten Weltkriegs stattfand. All diese Aspek- Bürgermeister Siegfried Nagl: „Der Gra- eine Abfolge kleinerer Veranstaltungen und te sollen in den kommenden Monaten nicht zer Flughafen ist unser internationales Tor Aktionen entschieden“, erklärte Gerhard Wid- zu kurz kommen!“, so Widmann weiter. zur Welt. Als die Anteile von Bund und Land mann, Geschäftsführer des Flughafen Graz. Um auch alle Interessierten aktiv in das auf den Markt geworfen werden sollten, ha- „Nur so können wir allen Aspekten, die zu Programm einzubinden, wurden bereits im be ich mich vehement für das Vorkaufsrecht einem Flughafen dieses Alters gehören, ge- vergangenen Jahr zwei Aufrufe gestartet: der Stadt eingesetzt, weil man immer selbst recht werden. Vergangenheit, Gegenwart und Der erste Aufruf gilt einem Kreativ-Wett- der Hüter seiner Eingangstür sein soll. Die- Zukunft des Flughafens und der Luftfahrt bewerb für Kindergartenkinder, Jugendliche ses Engagement hat sich längst bezahlt ge- sollen so ,zur Sprache kommen‘ und ein run- sowie SchülerInnen mit dem Titel „Der macht, denn unser Flughafen ist modern, des Ganzes ergeben.“ Flughafen Graz – ein Magnet der Gefühle, attraktiv und auch fnanziell bestens aufge- Viele Gedanken hat man sich am Flug- Wünsche und Träume“. Er wird in Zusam- stellt. Wir stehen als Stadt hinter unserem hafen in den letzten Monaten gemacht, wie menarbeit mit dem Landeschulrat Steiermark, Flughafen und hinter unseren Mitarbeiterin- man einerseits den Blick auf die Vergangen- dem Kulturamt der Landehauptstadt Graz und nen und Mitarbeitern, die dort täglich her- heit nicht zu kurz kommen läßt und anderer- der Kulturvermittlung Steiermark durchge- vorragende Arbeit leisten!“ seits den Flughafen in seinem Hier und Jetzt führt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 88 Chronik

Der zweite Aufruf gilt allen Interessier- ten. Unter dem Titel „Schicken Sie uns Ihre GRZ Geschichte“ geht es um die Einsen- dung besonderer Erlebnisse, lustige Erinne- rungen, spannende Anekdoten oder interes- sante Bilder. Übrigens: es wurde bei GRZ Geschichte nicht auf das A vergessen. GRZ ist nämlich das internationale Kürzel für den Grazer Flughafen. Bei beiden Aktionen können die Teilneh- merInnen Preise gewinnen.

Graz aus der Vogelperspektive „Und Berg und Gewässer/Umfittichen wir/Sie weilet da drunten/Ich spähe nach ihr …“ Mit diesen Zeilen endet ein Gedicht Johann Wolfgang von Goethes, die Sehn- sucht, sich in die Lüfte zu erheben, beschrei- bend. Dem Geheimrat war es aber nicht ver- Eine Aufnahme vom 1. Flugtag im Jahr 1952 gönnt, die Welt von oben zu sehen. Das da- mals Unmögliche – ist es heute zur platten Selbstverständlichkeit geworden? Wie viele sehen sich im Flugzeug lieber einen Film an (den sie auf Erden sich nie anschauen wür- den), anstatt aus dem Fenster etwa auf die fantastische Gletscherwelt Grönlands oder auf die skurrile Grafik des Gangesdeltas „da drunten“ zu spähen? Warum aber in die Fer- ne schweifen, sieh’ das Gute – sprich Graz – liegt so nah: Die steirische Landeshauptstadt ist auch aus der Vogelperspektive faszinie- rend. Daher wurde der Stadt von oben die erste Ausstellung im Jubiläumsjahr des Flughafen Graz gewidmet. Karl A. Kubinzky, studierter Geograph und Historiker sowie über lange Jahre Pro- fessor am Institut für Soziologie der Univer- sität Graz, ist ein leidenschaftlicher Sammler alles Grazerischen. Seine umfangreiche Ein Blick auf das »alte neue« Flughafengebäude 1985… Sammlung deckt unterschiedlichste Berei- che ab. So bietet sie auch genügend Material für diese Ausstellung, beginnend mit diver- sen Stadtplänen bis hin zu den wahrschein- lich ersten Fotos, die Graz aus der Vogelper- spektive zeigen. Zudem: Kubinzky machte 1983 und 1990 mit dem Heißluftballon un- zählige Fahrten über Graz, um die Stadt auch von oben zu dokumentieren. Seine Aufnah- men bieten Einblicke und Ausblicke, Über- blicke und Details in/auf/von Graz, sein historisches Zentrum sowie die charakteristi- schen Siedlungselemente der Gesamtstadt. „Graz aus der Vogelperspektive“ ist eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Universalmuseum Joanneum und dem Kul- turamt der Stadt Graz und ist bis 16. März 2014 in der Galerie des Flughafen Graz, Ab- flughalle 1. Stock, zu besichtigen. „ Foto: Flughafen Graz Betriebs GmbH / Krug Foto: Flughafen Graz Betriebs GmbH Foto: Flughafen Graz Betriebs GmbH http://www.flughafen-graz.at/100jahre … und ein Blick über das Flugfeld, wie er sich heute bietet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 89 Chronik Innsbruck: Olympia auf Schritt und Tritt as 50jährige Jubiläum der Olympiastadt DInnsbruck wird heuer auf vielfältige Art und Weise gefeiert und auch die Stadt selbst wird sich in den kommenden Monaten olym- pisch präsentieren: Neben Fahnen und Schau- fensterkampagnen trägt seit 30. Jänner unter anderem auch ein „Walk of Fame“ zum olympischen „City-Dressing“ bei. Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Sportreferent Vizebürgermeister Christoph Kaufmann, Olympiateilnehmerin Nina Reith- mayer (Rennrodeln/Einsitzer) und Josef Feistmantl, Olympiasieger der Winterspiele 1964 im Rennrodeln/Doppelsitzer, brachten gemeinsam die ersten Sterne in der Maria- Theresien-Straße an. „Das vielfältige Veranstaltungspro- gramm, mit dem wir dieses olympische Foto: RMS / Mergl Jubiläum würdig feiern, wird das ganze Jahr Eröffneten den »Walk of Fame« (v. l.): Vizebürgermeister Christoph Kaufmann, Nina Reithmayer, Josef Feistmantl und Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer hindurch die Bedeutung der Spiele für Inns- bruck in Erinnerung rufen“, so die Bürger- gerInnen aller olympischen Winterspiele in vard in Los Angeles erinnert er in Innsbruck meisterin. „Mit diesem ,Walk of Fame‘ kön- Innsbruck ist lang und enthält zahlreiche an alle OlympiasiegerInnen und -teams der nen Einheimische und Gäste aus aller Welt klingende Namen“, so Sportreferent Kauf- Winterspiele 1964, 1976 und 2012 (Youth nun auf den Spuren der Medaillengewin- mann. „Besonders freut es mich, daß mit ). Die 136 bunten Sterne wer- nerinnen und -gewinner aller drei olympi- Josef Feistmantl eine echte Sportlegende der den im Innenstadtbereich angebracht und er- schen Winterspiele in Innsbruck wandeln.“ Olympiageschichte bei der Eröffnung des innern so auf Schritt und Tritt an die glorrei- „Franz Klammer, Karl Schnabl oder Walk of Fame anwesend ist.“ Ähnlich den chen SportheldInnen der Vergangenheit. „ – die Liste der Olympiasie- berühmten Sternen am Hollywood-Boule- http://www.innsbruckinformiert.at »Eis frei!« für den Wiener Eistraum 2014 m 24. Jänner läuteten Bürgermeister AMichael Häupl und Sportstadtrat Chri- stian Oxonitsch sowie die 21 EistänzerInnen des Eismärchens „Aquaria“ mit ihrer zauber- haften Show die 19. Saison des Wiener Eistraums ein. Im Anschluß waren wieder alle BesucherInnen zum kostenlosen Schlitt- schuhvergnügen am Wiener Rathausplatz eingeladen. Hunderte Eislaufbegeisterte folg- ten dieser Einladung. Bis inklusive 9. März bietet der Wiener Eistraum täglich von 9 bis 22 Uhr eine mär- chenhafte Eislandschaft von über 7000 m², eine 450 m² große kostenlose Anfängerflä- che, sechs Eisstockbahnen, einen 750 Lauf- meter langen Pfad quer durch den Südpark des Wiener Rathauses, eine Vielfalt an biolo- gischen und regionalen Köstlichkeiten sowie eine vergrößerte Almhütte. Auch heuer wird die bereits erfolgserprobte Radio Wien Foto: Votava / PID Disko wochentags sowie am Wochenende ab Ein 750 Laufmeter langer Pfad führt quer durch den Südpark des Wiener Rathauses. 14 Uhr für beste Stimmung sorgen. Materialmengen wie 600 m³ Holz, 450 t Edel- Jahr erfolgte auch 2014 die gesamte Be- Der technische und personelle Einsatz für splitt, ca. 4000 m² Holzpodest sowie 2 km leuchtung des Wiener Eistraums mit LEDs, den Aufbau war enorm: Rund 60 Firmen und Banden, 3,5 km Stromverkabelung und 35 um das winterliche Areal auch abends zum an die 350 Personen waren mit dem 21tägi- Container wurden benötigt, um den Wiener Erstrahlen zu bringen. gen Aufbau und der Organisation betraut. Eistraum zu gestalten. So wie im vergangen http://www.wienereistraum.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 90 Gastronomie & Kulinarisches NÖ Wirtshauskultur kürt die Top-Wirte des Landes! Gerti Geidel vom Landgasthof zur Linde wird Top-Wirtin des Jahres Foto: Niederösterreich-Werbung / romanseidl.com v.l.: Prof. Christoph Madl (GF Niederösterreich-Werbung), Haubenköchinf Regina Waldherr, Gerti und Robert Geidel (Landgast- hof zur Linde, Laaben), Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav und Ulli Amon-Jell, Obfrau der NÖ Wirtshauskultur

mmer wieder Herzklopfen, Spannung und und ein attraktives Preis-/Leistungsverhält- renommierte Zauberkünstler und Deutscher Idann Begeisterung – auch dieses Jahr, bei nis. Die Wirtshauskulturbetriebe haben einen Meister der Magie Thommy Ten und seine der bereits 16. Prämierung der Niederöster- großen Beitrag dazu geleistet, daß Nieder- Partnerin Amélie von Toss ließen ihr Publi- reichischen Wirtshauskultur zum Top-Wirt österreich als das ‚Land für Genießer‘ wahr- kum den Atem anhalten. Mit Lounge-Sound des Jahres. In den stilvollen Räumlichkeiten genommen wird.“ von Peter Sax und einem „Würstelstand“ der ehemaligen Reithalle von Schloß Grafen- So viel Engagement verdient Beifall. Den klang das Fest der Wirte noch weit in die egg wurden am Abend des 27. Jänner 50 der gab es auch, und die glücklichen Sieger wur- Nacht hinein aus. rund 260 Mitgliedsbetriebe der Wirtshaus- den nicht nur von ihren KollegInnen ge- kultur mit dem ehrenvollen Prädikat „Top- feiert. Auch die zahlreiche Prominenz, die Die Sieger der Prämierung: Wirt 2014“ ausgezeichnet. Danach ging es sich zu diesem Anlaß eingefunden hatte, ließ Top-Wirt 2014 um die heiß begehrten „Stockerlplätze“, die sich das Applaudieren nicht nehmen: Ger- „Einsteiger des Jahres 2014“ Prämierung der Besten in den drei Katego- hard Zadrobilek, Anton Pfeffer, Gary Howard, Michael und Dagmar Galler, Wirtshaus rien „Einsteiger“, „Aufsteiger“ und „Top- Stefanie Schwaiger, Waltraut Haas, Andreas Blumenstöckl, Klosterneuburg Wirt des Jahres“. Wojta, Georg Riha und Werner Auer. Ein Klosterneuburger und eine Kärnt- Je drei Anwärter waren in diesen Be- Verwöhnt wurden die Gäste durch Köst- nerin – so sieht das erfolgreiche Duo aus, das reichen nominiert gewesen, jeweils einer lichkeiten aus den Küchen der Vorjahressie- sich als „Einsteiger des Jahres 2014“ präsen- von ihnen bekam nun die Trophäe von Tou- ger, Harald und Sonja Pollak (Retzbacher- tiert, also unter den erstmals getesteten Be- rismuslandesrätin Petra Bohuslav überreicht. hof, Unterretzbach), Patrick Friedrich und trieben die meisten Punkte erringen konnte. Bohuslav stellte dem Verein Niederösterrei- Sebastian Pesau (Weingut Hutter, Krems) Das historische Gasthaus aus dem Jahre chische Wirtshauskultur, der 2014 sein und Alexander und Suzana Rehberger (Land- 1863 haben Michael und Dagmar Galler im 20jähriges Jubiläum feiert, das beste Zeugnis gasthof zum Schwarzen Adler, Altenmarkt August 2012 übernommen, heute zeigt sich aus: „Die Wirtshäuser, die sich in dieser Ver- an der Triesting). das „Wirtshaus Blumenstöckl“ in Kloster- einigung zusammengefunden haben, stehen Gezaubert wurde diesmal nicht nur an neuburg in neuem, sehr nostalgischem Glanz für Tradition, familiäre Führung, bodenstän- den Töpfen, auch die Bühne verwandelte mit geflämmter Holztäfelung und liebevol- dige Gerichte aus regionalen Spezialitäten sich in einen Ort der Magie: der international len Details. Die Karte ist ein klares Bekennt-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 91 Gastronomie & Kulinarisches nis zur traditionellen Küche, in der Klassiker großen Unterschied machen – Kinderspiele, wie Zwiebelrostbraten, Beuschl oder Kraut- Hausgemachtes wie Bier oder Brot oder be- strudel nicht fehlen dürfen. Die Weinkarte ist sonders liebevoll gestaltete Speisekarten. die besondere Passion des Wirtspaares, ein- gekauft wird direkt beim Winzer. Top Wirt-Sieger der http://www.wirtshaus-blumenstoeckl.at vergangenen Jahre 2013: Retzbacherhof, Unterretzbach „Aufsteiger des Jahres 2014“ 2012: Gasthaus Amstätter, Hausleiten Monika und Josef Hag, 2011: bittermann-Vinarium, Göttlesbrunn Stadtwirtshaus Hopferl, Gmünd 2010: Triad, Krumbach Einen wahren Höhenflug an Punkten 2009: Haslauerhof, Haslau/Donau haben Monika und Josef Hag hingelegt und 2008: Gasthaus Goldenes Bründl, damit den Titel „Aufsteiger des Jahres 2014“ Oberrohrbach verdient – jener Betrieb, der sich seit dem 2007: Gasthaus Schmutzer, Winzendorf letzten Test am meisten steigern konnte. Im 2006: DER jungWIRT, Göttlesbrunn „Stadtwirtshaus Hopferl“ der beiden begei- 2005: Gastwirtschaft Floh, Langenlebarn sterten Wirtsleute, die vor vielen Jahren mit 2004: Gasthof Zum Lustigen Bauern, einem kleinen Bierbeisl begonnen hatten, Zeiselmauer wird mitten in Gmünd nicht nur delikat, son- 2003: Gasthaus Kalteis, dern auch bemerkenswert regional gekocht. Kirchberg an der Pielach Nicht ohne kreative und zeitgemäße Inter- 2002: Landgasthof Zum Blumentritt, pretationen. Hinter den Töpfen steht mit Gün- St. Aegyd/Neuwalde ter Scheuerer ein exzellenter Koch mit Ti- 2001: Landgasthof Jeitler, roler Wurzeln, der mit den Waldviertler Iko- Bromberg/Oberschlatten nen wie Karpfen, Mohn, Blunzen oder auch 2000: Gasthaus Jell, Krems

Schwammerl virtuos umzugehen versteht. Foto: Niederösterreich-Werbung / romanseidl.com 1998: Gasthaus Schwarz, Nöhagen http://www.hopferl-gmuend.at Die »Top-Wirtin des Jahres 2014« Gerti Geidel, Landgasthof zur Linde Viel Grund zum Feiern: 20 Jahre „Top-Wirt des Jahres 2014“ Niederösterreichische Wirtshauskultur Gerti Geidel, Landgasthof zur Linde, „Aufsteiger des Jahres 2014“ In diesem Jahr gibt es besonders viel Laaben Monika und Josef Hag Anlaß zur Freude – feiert doch die Nieder- Außen Kaisergelb, innen historische Stadtwirtshaus Hopferl, österreichische Wirtshauskultur ihr 20jähri- Holzdecken und edle Stoffe – kein Wunder, Gmünd ges Bestehen. Was 1994 mit einer Handvoll daß sich schon Franz Joseph I. bei seinem Harald und Susanne Stumpfer engagierter Wirte und viel gutem Willen be- Besuch 1895 wohlgefühlt hat. Als „Top-Wirt Gasthof Stumpfer, Schönbühel gann, ist heute aus der kulinarischen Land- des Jahres 2014“ ist der Landgasthof zur Daniela und Hannes Kern karte Niederösterreichs nicht mehr wegzu- Linde von Gerti Geidel mehr denn je belieb- Gastwirtschaft Kern, Langmannersdorf denken. „Der Weg der Wirtshauskultur zeigt, ter Treffpunkt für Genießer. Hier in Laaben daß man sich mit Krisen nicht abfinden muß, im Wienerwald wird in der Lindenküche aus „Top Wirt des Jahres 2014“ daß man auch die Ärmel aufkrempeln und Bodenständigem überraschend Raffiniertes, Gerti Geidel als kleine Initiative Großes bewirken kann“, wie etwa Ganslbratensaft-Mousse, Roast- Landgasthof zur Linde, Laaben freut sich auch Tourismuslandesrätin Petra beef vom Hirschrücken oder alles rund um Werner und Günter Gruber Bohuslav über das runde Jubiläum. „Die die Elsbeere gezaubert. Gerti Geidel, die sich Grubers Wirtshaus, Stockerau Wirtinnen und Wirte Niederösterreichs ste- als Vollblutgastronomin am liebsten um ihre Michael Kolm hen dafür, was Niederösterreich immer schon Gäste kümmert, hat mit ihrem Mann Robert Bärenhof Kolm, Arbesbach geprägt und für Gäste attraktiv gemacht die „Linde“ im Jahr 2000 übernommen und hat – das Genießen der kulturellen und kuli- behutsam renoviert. Nun hat sie mit ihrem Die Bewertung narischen Reichtümer der Region.“ Heute Küchenteam das höchste Lob der heimi- Die Ehrenpreise wurden auch in diesem zeigt sich der Verein mit seinen rund 260 schen Wirtshauskultur erhalten. Jahr von einer handverlesenen, kompetenten Mitgliedsbetrieben als Hüter einer langen http://www.landgasthof-zur-linde.at Jury zuerkannt. Wer bei der Niederösterrei- Tradition, mit einer Reihe von Qualitätskri- chischen Wirtshauskultur zum Top-Wirt auf- terien aber auch offenem Blick über den Tel- Die Nominierten des Jahres 2014 steigen will, muß sich strengen Tests unter- lerrand. Stammtisch, Schank und Ofenbratl „Einsteiger des Jahres 2014“ ziehen – anonym und nicht nur auf Speis und sind ebenso Teil dieser Kultur wie zeitgemä- Michael und Dagmar Galler Trank beschränkt. Letzteres sollte sich natür- ße Architektur und kreative Haubenküche. Wirtshaus Blumenstöckl, Klosterneuburg lich nicht nur als köstlich, sondern auch als Zu ihrem 20. Geburtstag war beim Fest der Familie Hönig, Hönigwirt regional und saisonal präsentieren, mit viel Wirte in Grafenegg eine Wirtshauskultur zu Kirchschlag in der Buckligen Welt Know-how in Weinberatung und Service. erleben, lebendiger denn je, aktuell und be- Andreas Lang Bewertet werden aber auch die Ausstattung reit für die nächsten Jahrzehnte. „ Langs Gasthaus Figl, Wolfpassing des Betriebs und die kleinen Extras, die den http://www.wirtshauskultur.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 92 Personalia Prof. Fritz Molden ist tot Am Morgen des 11. Jänner 2014 ist Fritz Molden in einem Krankenhaus in der Tiroler Stadt Schwaz gestorben, in das ihn seine Familie wegen einer Erkrankung während der Weihnachtsfeiertage gebracht hatte...

ritz Molden wurde am 8. April 1924 in FWien in einen großbürgerlichen Haus- halt geboren. Sein Vater, Ernst Molden, war Chefredakteur der „Neuen Freien Presse“, seine Mutter Paula Preradovic war Lyrikerin und Schriftstellerin. Sie verfaßte übrigens den Text der österreichischen Bundeshymne. Als er 14 Jahre alt war, wurde er – kurz nach dem „Anschluß“ – verhaftet, weil er sich als Mitglied des katholischen Unter- grunds an Aktionen gegen das NS-Regime beteiligte, und das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Schließlich, als er wehrtaug- lich war, versetzte man ihn zu einem Strafba- taillon an der russischen Ostfront. Es gelang ihm die Flucht und er lebte anschließend bei den Partisanen im Apennin. Von dort gelang- te er in die Schweiz, wo er Mittelsmann zwi- schen der österreichischen Widerstandsbe- wegung O5 und den Alliierten fungierte – ab 1944 im Rang eines Verbindungsoffiziers, wofür ihm drei Jahre später, 1947, mit der „Medal of Freedom“ gedankt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann Fritz Molden seine beeindruckende Karriere als Sekretär von Außenminister Karl Gruber, für den er auch die Pressearbeit erle- digte. Ein Jahr später, 1946, führte ihn die Funktion eines Redakteurs für die von seinem Vater wiedergegründete „Die Presse“ ins Aus- land und war daraufhin als Diplomat in den USA im Informationsdienst des Österreichi- schen Generalkonsulates in New York tätig. Nach Wien zurückgekehrt übernahm er 1950 die kaufmännischen Agenden der „Presse“ und gründete im selben Jahr das Magazin „Wochenpresse“. Dann folgte die Gründung der Boulevard-Zeitung „Express“ gemeinsam mit dem späteren ORF-General- direktor Gerd Bacher und wurde, nach dem Kauf des Wiener Wochenblatts „WiWo“, als 34jähriger der größte und wichtigste Zei- tungsherausgeber des Landes und erreichte Foto: ORF/Pammer Film/Esther Pruckner Prof. Fritz Molden bei einem der letzten Interviews für die ORF-Dokumentation Marktanteile von bis zu 28 Prozent. »Wie wir wurden. Was wir sind. Generation Österreich.«, in der er sich an seine Sein Interesse für die Autonomiebewe- Mutter Paula von Preradovic erinnerte und wie sie den Text für die österreichische gung in Südtirol führte so weit, daß er bis Bundeshymne dichtete… 1960 als Mitglied des Politischen Komitees cherwerks ebenso für eine Erleichterung im stark – das aber dann noch viele Jahre auf des Befreiungsausschusses Südtirol verhan- Staatsbürgerschaftsrecht ein – vor allem was sich warten ließ... delte. die Doppelstaatsbürgerschaft anbelangte – Mit seinem eigenen Buchverlag, der ne- Bereits in den 80er-Jahren setzte sich und machte sich für die Einführung der ben Memoiren und Sachbüchern auch einige Molden als Präsident des Auslandsösterrei- Briefwahl für AuslandsösterreicherInnen Bestseller namhafter Autoren auf den Markt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 93 Personalia brachte, hatte er allerdings weniger Glück das Ableben von Fritz Molden aus: „Fritz „Mit ihm verliert Österreich einen kriti- und mußte 1982 Konkurs anmelden. Er wid- Molden hat seine Spuren als Widerstands- schen Geist, mit ihm gewinnt Österreichs mete sich daraufhin wieder der Schriftstel- kämpfer, Verleger, Journalist und Diplomat, Geschichte aber auch einen erinnerungswür- lerei und machte sich durch verschiedene nicht nur in Österreich hinterlassen. Er war digen Menschen, der die wechselvolle jün- Reisen ins Ausland für Österreich stark, als auch Mitbegründer des ,Forum Alpbach‘ gere Vergangenheit seines Landes durch sei- die „Affäre Waldheim“ die Berichterstattung und ist schon 1945 für eine Idee eingetreten, ne Biografie auf faszinierendste Weise wi- über unser Land dominierte. die noch heute wesentliche Akzente für un- derspiegelt“, so Wiens Kulturstadtrat. Im Herbst 1976 übernahm Fritz Molden sere Gesellschaft setzt. Meine Gedanken sind auf Wunsch von Bundeskanzler Bruno bei seiner Familie, der ich viel Kraft und Zu- Der Abschied Kreisky und Wirtschaftskammerpräsident versicht in dieser schweren Zeit wünsche.“ Am 20. Jänner nahmen das offizielle Ös- Rudolf Sallinger als Präsident die Leitung Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath- terreich und unzählige andere Trauergäste des Auslandsösterreicherwerks. Das trat für Pokorny nahm mit tiefer Betroffenheit das Abschied von Prof. Fritz Molden, der im Hilfsmaßnahmen für bedürftige Auslands- Ableben von Fritz Molden zur Kenntnis: Familiengrab am Wiener Zentralfriedhof österreicherInnen ein, für Aktionen in Öster- „Fritz Molden war ein engagierter Bürger beigesetzt wurde. Der ehemalige Außenmi- reich und aller Welt und mit der Zeitschrift und zeitlebens mit voller Energie gestalte- nister der Tschechischen Republik, Karl „Rot-Weiss-Rot“, die Verbindung zwischen risch tätig. Bereits in jungen Jahren gegen Schwarzenberg, verabschiedete sich von sei- der Heimat und AuslandsösterreicherInnen zu die Nazis aktiv, blieb er sich bis zur letzten nem Freund und sagte, mit ihm gehe „mit stärken. Schon damals bestand eine Zusam- Konsequenz treu. Später war er am Wieder- das Beste von Österreich von uns“. Auch der menarbeit mit dem Weltbund der Österreicher aufbau Österreichs beteiligt und gestaltete langjährige Freund und Weggefährte Mol- im Ausland, mit dem das Auslandsösterrei- die heimische Medienlandschaft – mit per- dens, der frühere ORF-Generaldirektor Gerd cherwerk 2004 schließlich fusioniert wurde. sönlichen Höhen und Tiefen – prägend mit. Bacher nannte Molden einen seiner „Le- Sein Wirken ist das eines mutigen, überaus bensmenschen“, niemand außer seiner Mut- Stimmen zum Tod Fritz Moldens vielseitigen Patrioten im besten Sinn.“ ter habe er mehr zu verdanken gehabt. „ Bundespräsident Heinz Fischer sagte, „Fritz Molden hat bei der Gründung der St. Pöltner Altbischof Krenn gestorben Zweiten Republik und in weiterer Folge durch viele Jahrzehnte hindurch in Öster- er St. Pöltner Altbischof Kurt Krenn ist reich eine hervorragende Rolle gespielt. Er Dam Abend des 25. Jänner nach langer war ein vielseitig interessierter Intellektuel- schwerer Krankheit im 78. Lebensjahr in ler, eine energiegeladene Verlegerpersön- Gerersdorf (NÖ) verstorben. Krenn war 13 lichkeit und ein echter österreichischer Pa- Jahre lang, von 1991 bis 2004, Bischof der triot im besten Sinne des Wortes. Während Diözese St. Pölten. In den vergangen Jahren der Nazi-Zeit war seine Haltung beispielhaft trat er krankheitsbedingt kaum noch in der und seine jahrzehntelange journalistische Öffentlichkeit auf. Er verbrachte seine letz- Tätigkeit war von einer liberalen Gesinnung ten Monate in der Pflegestation des Gerers- im besten Sinne des Wortes geprägt. Ich dorfer Schwesternkonvents. habe Fritz Molden Anfang der 60er Jahre, Kurt Krenn stammte aus dem oberöster- also vor einem halben Jahrhundert, kennen reichischen Mühlviertel, wo er am 28. Juni und schätzen gelernt und viele seiner Akti- 1936 in Rannariedl geboren wurde. Er be- vitäten bewundert. Fritz Molden war ein her- suchte das Gymnasium in Schlierbach und vorragender Herausgeber und Autor zahlrei- trat anschließend in das Priesterseminar Linz cher Publikationen und sein unerschrockener ein. Das Studium der Philosophie und Theo- Einsatz für die Wiedererrichtung eines freien logie absolvierte er an der Gregoriana und an und demokratischen Österreich bleibt unver- der Lateranuniversität in Rom. 1962 emp- gessen“, sagte der Bundespräsident, der der fing er in Rom die Priesterweihe. Seine wei- Foto: ORF / Ali Schafler Witwe des Verstorbenen, Hanna Molden, in teren Studien führten ihn nach Tübingen und Dieses Foto von Bischof Kurt Krenn einem persönlichen Kondolenzschreiben München. entstand bei einem seiner vielen Teilnahmen an den ORF-Diskussions- seine Anteilnahme an ihrem schweren Ver- 1970 bis 1975 war er Professor der sendungen »Club 2« lust zum Ausdruck brachte. Philosophie in Linz und 1974 bis 1975 auch Kanzleramtsminister Josef Ostermayer Lehrbeauftragter an der Hochschule St. den waren Hochschulen, Kunst und Kultur. zeigte sich von der Nachricht vom Tod Mol- Pölten. 1975 wurde er auf den Lehrstuhl für Am 11. Juli 1991 erfolgte die Ernennung zum dens betroffen: „Österreich verliert mit Fritz Systematische Theologie nach Regensburg Diözesanbischof von St. Pölten. Nach kom- Molden einen bedeutenden Publizisten und berufen. promittierenden Vorgängen im St. Pöltener eine der profiliertesten Persönlichkeiten der 1987 ernannte Papst Johannes Paul II., Priesterseminar und einer päpstlich an- Zweiten Republik. Ich drücke seiner seiner mit dem Krenn ein Faible für den deutschen, geordneten Visitation durch den damaligen Familie mein tief empfundenes Mitgefühl zum Katholizismus konvertierten Philoso- Vorarlberger Bischof Klaus Küng reichte aus“, so Ostermayer. phen Max Scheler teilte, den oberösterrei- Bischof Krenn 2004 seinen Rücktritt ein. Er Landwirtschaftsminister Andrä Rup- chischen Theologen zum Titularbischof von wurde von Johannes Paul II. am 7. Oktober prechter drückte sein tiefes Bedauern über Aulon und Weihbischof in Wien. Seine Agen- 2004 angenommen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 94 Wissenschaft & Technik Die Suche nach der Neutronenwelle Neutronen und ihre Welleneigenschaften: Ein bahnbrechendes Experiment, durchgeführt 1974 am Atominstitut, feiert Geburtstag.

s war sicher eines der bedeutendsten EExperimente, die je in Österreich durch- geführt wurden: Vor 40 Jahren, am 11. Jän- ner 1971, konnten Prof. Helmut Rauch und sein Team am Wiener Atominstitut erstmals nachweisen, daß Neutronen wellenartige In- terferenzeigenschaften ähnlich wie Licht haben. Sie sind keine kleinen Kügelchen, die sich auf eindeutig festgelegten Bahnen be- wegen, nach den Gesetzen der Quantenme- chanik muß man sich Neutronen wie Wellen vorstellen, die sich durch Überlagerung ver- stärken oder auslöschen können. Diese welt- weit aufsehenerregende Entdeckung war nicht nur das Produkt von jahrelanger harter Arbeit – wie immer in der Wissenschaft gehörte auch eine Portion Glück dazu.

Wellen und Teilchen Besteht Licht aus Teilchen oder Wellen? Darüber wurde jahrhundertelang gestritten, Eintrag im Original-Notizbuch: Der erste Nachweis von Neutronenwellen. bis die Quantentheorie schließlich die Auf- lösung brachte: Es ist beides! Teilchen- und Welleneigenschaften lassen sich nicht von- einander trennen. Das bedeutet einerseits, daß Lichtwellen sich manchmal wie diskrete Par- tikel benehmen, es führt andererseits auch dazu, daß man massiven Teilchen einen Wel- lencharakter zugestehen muß. Wenn man et- wa ein Elektron auf ein feines Gitter schießt, dann findet es nicht ein eindeutige Bahn zwischen zwei bestimmten Gitterstäben, wie das eine Gewehrkugel tun würde, sondern es schwappt ähnlich wie eine Welle durch alle Gitteröffnungen gleichzeitig hindurch. Damit lag allerdings die Frage nahe: Läßt sich diese Art von Wellen-Interferenz auch bei größeren, schweren Teilchen beobachten? Fotos: TU WIen Schon in den 60er-Jahren versuchte man, die Die Neutronenquelle des Atominstituts der TU Wien (im Jahr 2010). Welleneigenschaften von Neutronen zu unter- suchen – zunächst noch ohne Erfolg. Doch Der Effekt ähnelt dem bunten Schimmern also: Kann man mit Neutronen dieselben In- das Team am Wiener Versuchsreaktor pro- einer CD, wenn man sie ins Licht hält: An terferenz-Experimente durchführen, die man bierte es mit einer neuen Methode: Aus Sili- den feinen regelmäßigen Strukturen einer von Röntgenstrahlen schon kannte? ziumkristallen stellte man hochpräzise Inter- CD wird Licht einer bestimmten Farbe in Um die Neutronenwellen wirklich mes- ferometer her. „Die Neutronenwelle wird am ganz bestimmte Richtungen abgelenkt. sen zu können, muß man hochpräzise arbei- regelmäßigen Kristallgitter gestreut, dadurch ten und mit viel Mühe unterschiedliche Feh- kann ein Neutronenstrahl in verschiedene Die Entdeckung lerquellen ausschalten. Lange Zeit war unklar, Teilstrahlen aufgeteilt werden, die sich dann Daß sich auf diese Weise Röntgenstrah- ob die Quanteneigenschaften von schweren wieder zusammenführen und überlagern las- len aufspalten und überlagern lassen, wußte Materieteilchen – das Neutron hat über 1800 sen“, erklärt Helmut Rauch. man bereits – die entscheidende Frage war mal mehr Masse als ein Elektron – nicht aus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 95 Wissenschaft & Technik

bis hundert Hertz nachzudenken“, sagt Hel- und der nahegelegenen Autobahnen.“ Als mut Rauch. Herkömmliche Meßgeräte sind man das Problem erkannte, gelang mit ent- auf diese Art von Schwingungen relativ un- sprechender Schwingungsdämpfung das Ex- empfindlich, doch genau dieser Frequenzbe- periment auch in Grenoble. reich zerstört die Neutroneninterferenz. Wie hätte man reagiert, wenn man das Während sich Röntgenstrahlen mit Licht- Experiment nicht zuerst in Wien durchge- geschwindigkeit ausbreiten, fliegen die Neu- führt hätte, sondern es gleich in Grenoble tronen recht langsam durch das Interferome- probiert hätte? „Sehr wahrscheinlich hätte ter. Wenn sich der Kristall während ihres man einen guten Grund gefunden, warum Fluges bewegt, trifft das Neutron nicht mehr Interferometrie mit Neutronen nicht funktio- an der exakt richtigen Stelle am Siliziumkri- niert und hätte das wohl auch publiziert“, stall auf und der Überlagerungseffekt wird meint Helmut Rauch. Die Erfahrung zeigt zerstört. Die Röntgenstrahlen hingegen be- also: Die größten experimentellen Erfolge wegen sich so rasch durch den Apparat, daß müssen nicht immer mit den größten For-

Foto: TU WIen für sie die Schwingungen keine Rolle spie- schungsanlagen gelingen – und für wirklich Prof. Helmut Rauch len. gute Wissenschaft braucht man immer auch „Beim Atominstitut in Wien gab es da- ein kleines bißchen Glück. Seit der Ent- ganz fundamentalen physikalischen Gründen mals zum Glück noch keine Autobahn und deckung 1974 hat sich die Neutroneninter- kaputt gehen müssen. Doch am 11. Jänner keine U-Bahn, daher waren die Schwingun- ferometrie zu einem wichtigen Forschungs- 1974 konnte Helmut Rauchs Dissertant gen in diesem Frequenzbereich sehr gering“, gebiet entwickelt und sogar zu Interferenz- Wolfgang Treimer den entscheidenden Er- sagt Helmut Rauch. „In Grenoble hingegen Experimenten mit noch viel schwereren folg vermelden: Zum ersten Mal trug er an waren die Schwingungen deutlich größer, Teilchen geführt. „ diesem Tag eindeutig sichtbare Wellenmo- vor allem wegen der starken Kühlpumpen http://www.tuwien.ac.at dulationen in sein Labor-Notizbuch ein. Rasch wurden die Ergebnisse aufgeschrieben, schon am 22. April 1974 erschien das Paper Erstmals Strahl von Anti- „Test of a single crystal neutron interferome- ter“ im Journal „Physics Letters A“. wasserstoffatomen erzeugt

Kein Erfolg in Grenoble iner Gruppe internationaler Physiker ist Nächster Meilenstein in Sicht Allerdings liefert der Wiener Versuchs- Ees unter Mitwirkung des Stefan Meyer „Eine auch noch so winzig kleine Ver- reaktor nur eine beschränkte Zahl von Neu- Instituts für Subatomare Physik (SMI) der letzung der CPT Symmetrie könnte auf ein- tronen pro Sekunde. Der naheliegende näch- Österreichischen Akademie der Wissen- fache Weise zu der Dominanz von Materie ste Schritt war daher, den Versuch an der viel schaften erstmals gelungen, einen Strahl aus über Antimaterie führen“, erklärt Eberhard stärkeren Neutronenquelle in Grenoble zu Antiwasserstoffatomen zu erzeugen. Dieser Widmann, Direktor des SMI. „Deshalb sind wiederholen, um noch bessere Ergebnisse zu Erfolg, über den das Online-Journal „Nature möglichst genaue Überprüfungen der Eigen- erzielen. Das Team transportierte das Expe- Communications“ berichtet, stellt einen schaften von Materie und Antimaterie im riment also mit großen Erwartungen nach wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Labor von größter Wichtigkeit“, sagt der Lei- Frankreich – doch dort konnte man die Er- Verständnis von Antimaterie dar. Er ermög- ter der österreichischen Arbeitsgruppe zu dem gebnisse nicht reproduzieren, obwohl man es licht eine präzise Untersuchung von Anti- Projekt weiter. Der nun erzeugte Antiwasser- über ein Jahr lang versuchte. Die Röntgen- wasserstoff und verspricht, dem mysteriösen stoffstrahl ermöglicht diese exakte Vermes- strahlen konnten wunderbar gestreut wer- Fehlen von Antimaterie im Universum und sung von Antiwasserstoff, dem leichtesten, den, wie erwartet – doch die Neutronen zeig- damit den Grundlagen unserer Existenz nur aus Antimaterie bestehenden Atom. „Na- ten keine Interferenz. „Am Ende blieb uns einen Schritt näher zu kommen. tur Communications“ sieht dies als „großen nichts anderes übrig, als die ganze Apparatur Schritt in Richtung Präzisions-Spektrosko- wieder nach Wien zu transportieren, und sie- Fundamentale Symmetrie pie“. Auf Basis dieses Erfolgs, der im Rah- he da: Es konnten wieder sowohl Röntgen- Die Symmetrie zwischen Materie und men der ASACUSA Collaboration am Anti- als auch Neutroneninterferenzen beobachtet Antimaterie, die sogenannte CPT Symmetrie, proton Decelerator des CERN gelungen ist, werden“, erzählt Helmut Rauch. ist eine der fundamentalsten Symmetrien des erwartet man, in absehbarer Zeit erstmals die Standardmodells der Teilchenphysik. Bei al- interne Struktur von Antiwasserstoff bestim- Die Schwingungen sind schuld len bisher dazu durchgeführten Messungen men zu können. Die weiteren Messungen Der Effekt war also reproduzierbar, die bestätigt, steht dieser mikroskopischen Sym- dazu sollen bereits in der zweiten Jahreshälf- wissenschaftliche Ehre des Teams war geret- metrie jedoch eine eklatante Asymmetrie im te beginnen, die Grundlagen dafür sind je- tet. Trotzdem blieb die Frage, warum das Ex- Universum gegenüber: Im Augenblick des denfalls gelegt. „ periment in Grenoble, mit deutlich besserem Big Bangs hätte Antimaterie im gleichen Um- http://www.oeaw.ac.at Neutronenstrom, so lange mißlingen konnte. fang wie Materie erzeugt werden müssen – http://antimatter.at/e-widmann/welcome.html „Mehr zufällig als systematisch begann man, bisher wurden jedoch keinerlei Hinweise auf Video mit Erklärung des Experiments (auf über den Einfluß sehr niederfrequenter die Existenz von Antimaterie im Weltall ge- Englisch) Schwingungen im Bereich von einigen Herz funden. http://www.youtube.com/watch?v=sC3IJCB7EN0

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 96 Wissenschaft & Technik Wölfe lernen besser von Artgenossen als Hunde Anhand eines einfachen Lerntests untersuchten Verhaltensbiologinnen vom Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Vienna und vom Wolfsforschungszentrum, wie gut Wölfe und Hunde voneinander lernen.

hre Studie belegt, daß Wölfe deutlich Ierfolgreicher Artgenossen imitieren als Hunde. Wölfe scheinen sich untereinander genauer zu beobachten als Hunde. Wahr- scheinlich liegt sogar der Ursprung der guten Hund-Mensch-Beziehung in dieser Fähig- keit der Wölfe untereinander zu kooperieren. Die Arbeit wurde soeben im „Journal Plos One“ veröffentlicht. Wölfe wurden vor mehr als 15.000 Jah- ren domestiziert. Die Fähigkeit der Hunde, mit dem Menschen eine soziale Beziehung einzugehen, führen Experten auf diesen Ver- änderungsprozeß vom Wild- zum Haustier zurück. Wie hat sich die Domestikation aber auf die Interaktion der Tiere untereinander ausgewirkt. Um diese Frage zu klären, unter- suchten die Verhaltensforscherinnen Friede- rike Range und Zsófia Virányi insgesamt etwa 30 Wölfe und Hunde am Wolf Science Center (WSC) in Ernstbrunn, Niederöster- reich. Foto: Walter Vorbeck) Wölfe imitieren Artgenossen Wölfe beobachten sich untereinander viel genauer als Hunde und lernen so von- und lösen so Probleme einander. Die Forscherinnen zeigten anhand eines sozialen Lernversuchs, daß Wölfe wesent- lich besser als Hunde abschneiden, wenn sie Artgenossen beim Öffnen eines Behälters beobachten, um dann selbst dieses Behältnis zu öffnen. An der Studie nahmen 14 Wölfe und 15 Mischlingshunde teil. Wölfe wie Hun- de waren etwa sechs Monate alt, wurden mit der Hand aufgezogen und in Rudeln gehal- ten. Alle Tiere beobachteten eine von zwei Situationen, in der ein trainierter Hund eine Holzbox entweder mit der Schnauze oder der Pfote öffnete. In jeder Box befand sich eine Futterbelohnung. Alle Wölfe öffneten erfolgreich die Box, nachdem sie den Art- genossen zuvor bei dieser Tätigkeit beob- achtet hatten. Im Gegensatz dazu schafften dies lediglich vier von 15 Hunden. Friede- rike Range interpretiert: „Die Wölfe haben sehr genau beobachtet, was ihnen vorge- macht wurde und konnten dieses Wissen zum Lösen des Problems anwenden. Dies Foto: Peter Kaut kommt wahrscheinlich daher, daß Wölfe Hunde lernen weniger gut voneinander als Wölfe.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 97 Wissenschaft & Technik

sehr viel stärker auf die Koordination mit Artgenossen angewiesen sind als Hunde und daher auch aufmerksamer auf die Aktionen ihrer Partner achten“ Auffällig war, daß Wölfe häufiger jene Methode zum Öffnen der Box verwendeten, die sie zuvor beobachtet hatten. Die Hunde hingegen wählten, wenn es denn klappte, eher zufällig zwischen den beiden Methoden „Schnauze“ oder „Pfote“.

Wölfe beobachten ihre Artgenossen genauer als Hunde es tun Um auszuschließen, daß lediglich die Entwicklung der Hunde langsamer als die der Wölfe ist und so die Hunde noch zu jung für diese kognitive Leistung waren, wieder- holten die Forscherinnen den Test noch ein- mal nach rund neun Monaten. Die älteren Hunde zeigten aber auch zu diesem späteren

Zeitpunkt keine Verbesserung ihrer Fähig- Foto: Wolf Science Center) keiten. Verhaltensforscherin Zsófia Virányi von der Veterinärmedizinischen Universität Eine Erklärung für die Überlegenheit der Wien mit ihrem Studienobjekt, dem Wolf. Wölfe ist, daß Wölfe möglicherweise besser weitet und akzeptieren ihn als Sozialpart- wesen genauso wie der Lebensmittelsicher- Problemstellungen lösen, als Hunde. Im Fall ner.“ heit. Im Forschungsinteresse stehen die der vorliegenden Studie testeten die Forsche- Schaffung wissenschaftlicher Grundlagen rinnen deshalb abermals die Fähigkeit der Die Veterinärmedizinische für das Wohlbefinden von Tieren, Themen Wölfe, eine Box zu öffnen, jedoch ohne De- Universität Wien der Tierhaltung, des Tierschutzes und der monstration durch einen Artgenossen. In Die Veterinärmedizinische Universität Tierethik. diesen Fällen waren die Wölfe eher selten Wien (Vetmeduni Vienna) ist die einzige ve- Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1200 erfolgreich. Das Gelingen beruht also tat- terinärmedizinische, akademische Bildungs- MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2300 Stu- sächlich auf der Beobachtung der Artgenos- und Forschungsstätte Österreichs und zu- dierende aus. Der Campus in Wien Florids- sen. Range: „Wir gehen davon aus, daß die gleich die älteste im deutschsprachigen Raum dorf verfügt über fünf Universitätskliniken Beziehung zwischen Mensch und Hund (gegründet 1765). Die Vetmeduni Vienna und modernste Forschungsinfrastruktur. Zwei ursprünglich aus der Kooperation zwischen forscht an Themen, die für die Gesellschaft Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminen- den Wölfen untereinander resultiert. Hunde bedeutend sind. Ihr Augenmerk gilt der Tier- berg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in haben diese angeborene sozialen Fähigkeit gesundheit ebenso wie der präventiven Vete- Niederösterreich gehören ebenfalls dazu. „ zur Kooperation auf den Menschen ausge- rinärmedizin, dem öffentlichen Gesundheits- http://www.vetmeduni.ac.at Foto: Wolf Science Center) Eine Gruppe von Wölfen folgt dem Blick: Tiere, die den Blicken anderer folgen, erhalten damit wichtige Informationen für soziale Interaktionen und für ihr Überleben. Doch nur wenige Arten wie Menschenaffen oder Raben besitzen die kognitiven Fähigkeiten – daß auch Wölfe dazu zählen, haben Friederike Range und Zsofia Viranyi von der Universität Wien und Initiato- rinnen des Wolf Science Centers bereits im Feber 2011 der Fachzeitschrift PLoS ONE nachgewiesen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 98 Wissenschaft & Technik Die fünf Finger der Vögel Neue Forschungsergebnisse zur Evolution von Vögeln

n der Regel haben Landwirbeltiere fünf IFinger oder Zehen pro Hand oder Fuß. Viele Tiergruppen haben im Laufe der Evo- lution diesen Bauplan allerdings abgewan- delt. So haben etwa Paarhufer nur zwei oder vier Zehen. Ähnlich sind im Flügel der Vö- gel nur drei knochige Finger vorhanden. Die Anlage eines vierten Fingers auf der Hand- außenseite (posterior) läßt sich bei Vögeln je- doch embryonal belegen. Dadurch stellt sich die Frage, um welche Finger es sich nun tat- sächlich handelt: Daumen, Zeige- und Mit- telfinger (I, II, III) oder Zeige-, Mittel- und Ringfinger (II, III, IV). Theoretische Biolo- gen der Universität Wien haben dies geklärt und publizieren dazu aktuell im Journal of © Brian Metscher Experimental Zoology. Schematische Darstellung der Finger-Reduktion bei den Dinosauriervorfahren der Vögel. Bei den meisten Tetrapoden (Landwirbel- tieren) ist der erste Finger, der embryonal Daumen, Zeige- und Mittelfinger sind Posterior-Reduktion statt, bei der anfangs der angelegt wird, der vierte (Ringfinger). Auch eigentlich Zeige-, Mittel- und Ringfinger kleine Finger reduziert wurde und dann weg- bei Vögeln wird der Finger auf der Hand- „Das Erscheinungsbild – der sogenannte fiel sowie der Ringfinger teilreduziert wur- außenseite (posterior) als erster angelegt, Phänotyp – der Finger wird während der de. Es ist allerdings deutlich leichter, die bei- was dafür spricht, daß es sich dabei um den Embryonalentwicklung vom Protein Sonic den äußeren Finger zu reduzieren als zentra- Ringfinger handelt. Es konnte jedoch nach- Hedgehog bestimmt, das von der posterioren lere, da diese in der Entwicklung als letztes gewiesen werden, daß auch anterior – also Handseite ausgeht. Das bedeutet einfach ge- angelegt werden. Folglich wurde statt des auf der Handinnenseite – eine embryonale sagt, daß die Konzentration des Proteins auf vierten der erste Finger reduziert, und die Fingeranlage vorhanden ist, die allerdings der Handaußenseite am höchsten ist und übrigen Finger nutzten den zur Verfügung schnell wieder verschwindet. Diese Daten Richtung Handinnenseite abnimmt. Die ver- stehenden Platz aus, indem sie weiter nach sprechen für eine Identifizierung der Finger schiedenen Fingeranlagen passen daher ihre innen wuchsen. Dies führte schließlich dazu, als Zeige-, Mittel- und Ringfinger (II, III, Genexpression – und in Folge auch ihren daß diese Finger eine veränderte Sonic IV). Phänotyp – der Sonic Hedgehog-Konzentra- Hedgehog-Konzentration vorfinden und ihre Allerdings ähneln die drei Finger von tion in ihrem Umfeld an. Wir haben einen Entwicklung dieser anpassen. „Dieser Archaeopteryx – dem frühesten bekannten darauf basierenden molekular-biomechani- Mechanismus erklärt, warum die Finger von Vogel –, denen der Dinosaurierart Deinony- schen Mechanismus erdacht, der in der Lage Archaeopteryx und moderner Vögel die chus, mit der er wohl nahe verwandt war. ist, alle vorhandenen Daten zu erklären“, so Form der anterioren Finger I, II, III haben, Fossilreihen belegen die Reduktion von zwei Erstautor Daniel Capek, der in der Gruppe obwohl sie eigentlich die zentralen Finger II, Fingern an der posterioren Seite der Hand von Brian Metscher vom Department für III, IV sind. Gleichzeitig stimmt diese unter den Vorfahren von Deinonychus und Theoretische Biologie der Universität Wien Hypothese mit dem fossilen Befund und den stützen damit die Daumen, Zeige- und Mit- zu diesem Projekt forschte und derzeit als aktuellen entwicklungsgenetischen Resul- telfinger-Identifizierung (I, II, III) der Vogel- PhD-Student am IST Austria tätig ist. taten überein“, resümiert Brian Metscher finger. Auch entsprechen die Genexpressions- Nach dieser Hypothese fand in der Dino- Department für Theoretische Biologie. „ muster des vordersten Vogelfingers denen saurier-Evolution zunächst tatsächlich eine http://theoretical.univie.ac.at/people/metscher/ des Daumens bei anderen Tieren und nicht denen des Zeigefingers. Erste Blinden- und Schwarzdruckbibliothek Westösterreichs Um diesen Widerspruch zu lösen, waren bisher drei Ansätze vorherrschend: 1. Vögel ie neue Blinden- und Schwarzdruck- Angebot füllen wir einen weißen Fleck auf stammen nicht von den Dinosauriern ab, 2. Dbibliothek des Sonderpädagogischen der Landkarte und verbessern den barriere- die Dinosauriervorfahren der Vögel hatten Zentrums (SPZ) des Landes Tirol für Kinder freien Wissenserwerb“, sagte Bildungslan- ebenfalls die drei mittleren Finger oder 3. die mit Blindheit oder Sehbehinderung in Inns- desrätin Beate Palfrader und sicherte für den drei vorderen Finger der Vögel wurden ir- bruck ist die einzige in Westösterreich. Rund Ankauf von Büchern 3000 Euro zu. Für die gendwie auf die drei mittleren embryonalen 1500 Blinden- und Tastbücher sowie zahlrei- Adaptierung der Räumlichkeiten und Ein- Positionen verschoben. Fakt ist, daß keine che E-Books, Hörbücher und Bücher in Groß- richtung der Bibliothek wendete das Land dieser Theorien alle vorhandenen Daten er- druck (Schwarzdruck) stehen ab sofort Tirol rund 36.000 Euro auf. „ klären kann. kostenlos zur Ausleihe bereit. „Mit diesem http://www.spz-sbk.tsn.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 99 Wissenschaft & Technik Grazer Forscher berechnen physikalische Karte des Erdmondes issenschaftler am Institut für Welt- Wraumforschung (IWF) der Österreichi- schen Akademie der Wissenschaften haben in Zusammenarbeit mit Kollegen am Institut für Theoretische Geodäsie und Satelliten- geodäsie (ITSG) der TU Graz eine hochge- naue physikalische Karte des Mondes be- rechnet. Dazu analysierten sie Beobachtun- gen der NASA-Mission GRAIL, die von Sep- tember 2011 bis Dezember 2012 den Erd- mond umrundete. Von den Ergebnissen erhof- fen sich die Forscher vertiefte Einblicke in den Zustand und die Evolution des Mondes. Als einziger natürlicher Trabant unseres Heimatplaneten kommt dem Erdmond be- sondere Bedeutung unter den Himmelskör- pern zu. Aufgrund geringer geologischer Aktivität lassen sich mit dem Wissen um die Foto: NASA physikalische Natur des Mondes Rückschlüs- Hochgenaue physikalische Karte des Mondes se auf die Evolution der Erde und des Son- nensystems ziehen. Dabei nimmt die Kennt- des Schwerefeldes dient. Aus diesen Daten dominiert. Aufgrund der international aner- nis um das lunare Schwerefeld eine Schlüs- haben die Forscher am IWF und ITSG eine kannten heimischen Expertise im Bereich selstellung zur Erforschung des Mondes ein. physikalische Karte des Mondes berechnet. der Satellitengeodäsie wollen die Wissen- Das Schwerefeld ist sensitiv gegenüber der Die Arbeit hat Pionierstellung. „Unser schaftler jedoch künftig verstärkt in der pla- Zusammensetzung eines Körpers, seiner Modell ist das erste in Europa berechnete netaren Schwerefeldforschung mitwirken. Dichtestruktur und Rotation. Mit der Dop- und in einer Fachzeitschrift veröffentlichte So verwundert es auch nicht, daß sich die pel-Satellitenmission GRAIL (Gravity Re- hochauflösende Schwerefeldmodell des Grazer Forscher mit ihren bisherigen Er- covery And Interior Laboratory) wurde erst- Mondes“, erklärt IWF-Gruppenleiter Oliver kenntnissen noch nicht zufrieden geben. malig ein planetares Satellitenprojekt rea- Baur, Leiter der Studie. Traditionell ist die- „Wir sind erst am Anfang einer sehr spannen- lisiert, das ausschließlich der Bestimmung ses Forschungsgebiet von den Amerikanern den Forschungsaktivität“, resümiert Baur. „ ERC-Grant für Quantenforscher Arno Rauschenbeutel in Kommunikationsnetz, mit dem man Licht erzielen – und die benötigt man, um EQuanteninformation zwischen Kontinen- quantenmechanische Verschränkungen herz- ten teleportieren kann – das ist eines der am- ustellen. Wenn zwei Objekte quantenphysi- bitionierten Ziele von Prof. Arno Rauschen- kalisch verschränkt werden, etwa zwei Pho- beutels Forschung am Atominstitut der TU tonen oder aber ein Photon und ein Atom, Wien. Mit Hilfe von Glasfaserkabeln kop- dann sind ihre Zustände stärker miteinander pelt er Atome und Licht und entwickelt so korreliert, als man mit herkömmlicher All- die entscheidenden Grundbausteine für tagslogik erklären kann. Diese Verschrän- zukünftige Quantenkommunikationstech- kung spielt eine zentrale Rolle für zukünfti- nologien. Vom Europäischen Forschungsrat ge Quantenkommunikationsnetze oder Quan- wird diese Arbeit nun mit einem ERC tencomputer. Consolidator Grant gefördert. Arno Rauschenbeutel studierte in Düs- Die Glasfasern, mit denen in der For- seldorf, London und Bonn, seine Doktor- schungsgruppe von Arno Rauschenbeutel arbeit schrieb er an der Ecole normale supé- experimentiert wird, sind bloß 500 Nanome- rieure in Paris. Als Assistent kehrte er zu- ter dick – das ist weniger als die Wellenlänge nächst nach Bonn zurück, dann wurde er Pro- des Lichts, das durch sie hindurchgeleitet fessor an der Universität Mainz. Ende 2010 wird. Die Lichtwelle paßt daher gar nicht wurde Arno Rauschenbeutel schließlich ans vollständig in die Faser, sie ragt noch ein Atominstitut der TU Wien berufen. Seine For- Stück nach außen. „Genau in diesem Bereich schungsgruppe ist Teil des interuniversitären knapp außerhalb der Faser, wo noch ein Foto: Jacqueline Godany Vienna Center for Quantum Science and Prof. Arno Rauschenbeutel elektromagnetisches Feld zu spüren ist, kön- Technology (VCQ). Sein ERC Consolidator nen wir Atome an das Licht ankoppeln“, Auf diese Weise läßt sich eine sehr effi- Grant ist mit zwei Millionen Euro dotiert, erklärt Rauschenbeutel. ziente Kopplung zwischen Materie und die Laufzeit beträgt fünf Jahre. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 100 Wissenschaft & Technik Promotionsrecht für Donau Universität Krems Mitterlehner: Promotionsrecht ist Anerkennung für bisherige Leistungen und Ansporn für die Zukunft – Pröll: Grünes Licht der Bundesregierung ebnet Weg in Richtung Voll-Universität

as Promotionsrecht ist für die Donau- DUni Krems genau 20 Jahre nach ihrer Gründung eine schöne Anerkennung für die Fortschritte der Vergangenheit und ein An- sporn für die Zukunft, das hohe Niveau auf- recht zu halten“, so Wissenschafts-, For- schungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner anläßlich des erneuten Minister- ratsbeschlusses vom 29. Jänner, der die Wei- chen für das Promotionsrecht an der Donau- Universität Krems (DUK) stellt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1994 wurde die auf Wei- terbildung spezialisierte Institution stetig ausgebaut. Die Zahl der Studierenden stieg im Wintersemester 2012 auf 6894 Studie- rende. Durch das Promotionsrecht bekommt die Donau-Uni Krems die Möglichkeit, eige- nen wissenschaftlichen Nachwuchs auszubil- den. Die vorhandene wissenschaftliche In- frastruktur am Campus Krems kann dadurch noch besser genutzt werden. Dadurch wird Foto: DUK / Reischer Krems als Arbeitsplatz für renommierte Pro- Die Mitglieder des Rektorats können sich über das grüne Licht für das Promotions- fessorInnen und Professoren attraktiver und recht an ihrer Universität freuen (v.l.): Univ.-Prof. Viktoria Weber (Vizerektorin für Forschung), Rektor Friedrich Faulhammer und Univ.-Prof. Monika Kil (Vize- kann sich im internationalen Wettbewerb stär- rektorin für Lehre/Wissenschaftliche Weiterbildung) ker positionieren. Die Qualität der Lehren- den und der Forschung stehen im Mittel- Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit seit gestellt, daß Niederösterreich künftig noch punkt und wir werden wie bei allen anderen ihrer Gründung vor 20 Jahren. Damit wird deutlicher und stärker als Land von Wissen- Hochschulen darauf achten, daß dieser hohe auch der Wissenschaftsstandort Niederöster- schaft, Forschung und Innovation wahrge- Standard gehalten wird“, so Mitterlehner. reich um ein ordentliches Stück aufgewertet. nommen wird“, so der Landeshauptmann. Die künftigen PhD-Studiengänge haben Das Promotionsrecht ist eine wichtige „Wir freuen uns über diese Entscheidung. eine Mindestdauer von drei Jahren und wer- Grundlage zur Ausbildung des wissenschaft- Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt so- den vor ihrem Start einer Studiengangs- lichen Nachwuchses und damit der künfti- wohl auf unserem Weg zum Promotions- akkreditierung unterzogen. Die Hochschul- gen internationalen Reputation und Attrakti- recht als auch zur Volluniversität für Weiter- qualität wird somit wie bei Privatuniver- vität der Donau-Universität.“ bildung erfolgt“, sagte der Rektor der Do- sitäten durch die AQ Austria überprüft, wo- Die 1994 gegründete Donau-Universität nau-Universität Krems, Friedrich Faulham- mit ein wesentlicher Vorschlag aufgenom- Krems habe eine bemerkenswerte Entwick- mer. Geplant werden derzeit in einem ersten men wurde, den ein von der DUK beauftrag- lung genommen. Aus anfänglich 93 Studie- Schritt drei PhD-Programme, und zwar in tes Gutachten zur Einrichtung von Dokto- renden seien heute rund 7000 Studierende den Feldern „Regenerative Medizin“, „Mi- ratsprogrammen ausweist. Weiters werden geworden, rund um die Donau-Universität gration Studies“ und „Raum und soziale In- nach acht Jahren die Studiengänge erneut habe sich ein Campus mit Fokus auf Wis- klusion“. „ einer Evaluierung unterzogen. senschaft und Forschung von internationaler http://www.donau-uni.ac.at „Mit dem heutigen Beschluß der Bundes- Strahlkraft entwickelt. Dazu komme eine regierung ist der Weg für das Promotions- gute internationale Vernetzung, das würden Lesen Sie mehr über die Donau Universität recht an der Donau-Universität Krems geeb- die Kooperationen mit 30 Universitäten bzw. Krems in einem ausführlichen Bericht, der in net“, kommentiert Landeshauptmann Erwin der 30 Prozent-Anteil an Studierenden und der Ausgabe 122 unseres „Österreich Jour- Pröll die Entscheidung im Ministerrat. „Die- Professoren aus dem Ausland zeigen. nal“ pdf-Magazins am 28. August 2013 ser Schritt ist ein Meilenstein in der Ent- „Mit dem Promotionsrecht für die erschienen ist: wicklung der Donau-Universität und eine Donau-Universität Krems sind die Weichen http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_122.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 101 Wissenschaft & Technik Skiflug-Weltcup gerettet Neue Beschneiungstechnologie erstmals bei Skiflug Weltcup am Kulm im Einsatz – steirische Innovation soll Kosten für Kunstschnee-Erzeugung signifikant senken ie ERSO Technology GmbH aus Till- Dmitsch im südsteirischen Bezirk Leib- nitz hat eine Methode entwickelt, die bis zu ein Drittel der Kosten bei der Erzeugung von Maschinenschnee einsparen soll. Der nach der ERSO-HESU Beschneiungstechnologie erzeugte Maschinenschnee soll nicht nur für kompaktere Pisten sorgen, sondern auch län- ger erhalten bleiben. Neben der späteren Ver- sulzung soll es auch möglich sein, die Pro- duktion bei „wärmeren Temperaturen“ – ein bis zwei Minusgrade weniger – zu starten. Erich Kerecz, Geschäftsführer des Unterneh- mens, freut sich über diesen Erfolg: „Wir kön- nen Athleten auch bei schwierigen Wetterbe- dingungen ideale Schneeverhältnisse bieten. Und das vom ersten bis zum letzten Sprung.“ Die neue Beschneiungstechnologie wurde erstmals beim FIS Skiflug Weltcup 2014 gesetzt und überzeugte die Verantwortlichen: Hubert Neuper, Generalmanager des FIS Skiflug Weltcup 2014 am Kulm in der Stei- ermark hatte grünes Licht für den Einsatz der neuen Technologie gegeben – und die Foto: ERSO Technology GmbH Die neue ERSO-Beschneiungstechnologie rettete den Skiflug Weltcup 2014 am Kulm. Ergebnisse gaben ihm Recht. Neuper: „Das ERSO-HESU System hat sich hundertpro- System so funktionieren wird, wie es uns er- nisse vom Kulm auch beim Einsatz in ver- zentig bewährt und der Einsatz war ein vol- zählt wurde, und zusätzlich eine Verbesse- schiedenen anderen Skigebieten in Öster- ler Erfolg. Super!“ rung der Schneequalität bringen sollte. Wir reich, Slowenien und Italien. Überall konnte Jürgen Winkler, der die sportliche Lei- konnten bisher auf Grund des relativ war- im Schnitt mit den vorhandenen Anlagen die tung innehat, sagte, „trotz Wetterkapriolen men Wassers erst ab einer Temperatur von - Beschneiung bis zu 2 °C früher begonnen konnten wir den Schnee selbst produzieren 6,0 °C Schnee erzeugen. Mit der ERSO- werden und die Schneequalität entspricht und dies zu einer Qualität, die alle Beteilig- HESU Technologie wurde dieses Jahr be- durchwegs den hohen Anforderungen. Ge- ten nicht nur vollauf zufrieden stellte, son- reits ab -3,0 °C und einer Luftfeuchte von rade in Grenzsituationen ein Umstand, der dern sehr positiv überraschte. Das entschei- 98 % Schnee produziert. Die Werte wurden die Durchführung von Veranstaltungen erst dende Kriterium für den Einsatz der ERSO- vom Display der Beschneiungsmaschinen ermöglicht und sich zum großen Vorteil ent- HESU Bechneiungstechnologie ist die später abgelesen. Auffallend für mich war beson- wickeln wird. einsetzenden Versulzung des ERSO-HESU ders diese Feinkörnigkeit des Maschinen- Es sind vor allem die großen Eventver- Schnees. Dadurch konnten wir eine gleich- schnees. Dabei muß erwähnt werden, daß die anstalter, die auf den Punkt genau die ent- bleibend hochwertige Schneequalität von der Schneequalität sowohl von den Sportlern als sprechende Menge an Schnee zur Verfügung Anlaufspur bis zum Auslauf bieten. Den auch von den für die Präparierung zuständi- haben müssen. „Hier können wir helfen“, Athleten wurden auch bei schwierigsten Be- gen Personen besonders gelobt wurde.“ meint Erich Kerecz CEO von ERSO Tech- dingungen ideale Verhältnisse geboten.“ Auch Schanzenmeister Lambert Grill ist nology GmbH. „Selbstverständlich sind wir Rennleiter Harald Haim erklärte, die voll des Lobes: „Der ERSO-HESU Maschi- auch bei großflächigen Beschneiungen mit Durchführung des Weltcups seit trotz war- nenschnee ist wunderbar zu verarbeiten. unserem System für alle Skigebiete derzeit mer Witterung nicht zuletzt durch die Schnee- Dies bestätigte sich auch am Schanzenan- ein interessantes Thema.“ produktion mit Geräten der ERSO Techno- lauf, wo der Schnee schneller verarbeitet Die einfache Nachrüstung bei allen Syste- logy gerettet worden. werden konnte. Nach den Fräßarbeiten und men sowie die signifikanten Einsparungen Josef Pürcher, Schneimeister, seit vielen Präparieren des Schneefeldes hat der Schnee bei den Ressourcen Strom, Wasser und Ma- Jahren zuständig für die Beschneiung bei nach ca. 1 ½ Stunden durch seine feinkörni- schinenstunden würden eine geringe Amor- den Skiflug Bewerben am Kulm: „Als ich ge Dichtheit abgebunden. Das Schneefeld ist tisationszeit ergeben, seien schnell zu kalku- bei der Installation das ERSO-HESU Be- hart, griffig aber nicht eisig. So eine gute lieren und einfach festzustellen, ergänzt Ke- schneiungssystem zum ersten Mal gesehen Schneequalität hatten wir bisher noch nicht.“ recz. „ habe, konnte ich nicht glauben, daß dieses Mittlerweile bestätigen sich die Ergeb- http://www.erso-beschneiung.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 102 Kultur Wien – Berlin Kunst zweier Metropolen – von 14. Februar bis 15. Juni 2014 im Unteren Belvedere

owohl Berlin als auch Wien galten be- Sreits Ende des 19. Jahrhunderts als auf- strebende Metropolen, dennoch repräsentie- ren sie bis in die Gegenwart gänzlich konträ- re Identifikationsmodelle und ein unter- schiedliches kulturelles Selbstverständnis. Während der Austausch beider Weltstädte in der Literatur-, Theater- und Musikwissen- schaft bereits intensiv erforscht wurde, bil- den die Gegenüberstellung künstlerischer Entwicklungen und die Untersuchung ihrer Beziehungen einen blinden Fleck. Aus kunst- historischer Sicht wurden sie lediglich an- hand einzelner biografischer Studien beach- tet. Die Ausstellung „Wien – Berlin. Kunst zweier Metropolen“, eine Kooperation der Österreichischen Galerie Belvedere und der Berlinischen Galerie, ist erstmals den künst- lerischen Parallelen, Differenzen und Wech- selwirkungen zwischen den beiden Städten gewidmet und spannt dabei einen Bogen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Zwischenkriegszeit. Auf der einen Seite steht Berlin, eine groß- flächige, beinahe amerikanisch anmutende Metropole ohne gewachsenes Zentrum, auf der anderen Wien, eine Stadt der Operette mit barocker Prägung, die vor allem mit der Décadence in Verbindung gebracht wird. Während Wien die Kapitale einer ehrwürdi- gen Monarchie ist, muß sich Berlin als neues Machtzentrum gegenüber pluralistischen Tendenzen im Deutschen Reich durchsetzen. Dementsprechend entwickelt sich die Kunst in Berlin gemäß dem preußischen Hegemo- niestreben der Staatsführung dienend oder zu diesem in Opposition. Anders Wien, in dem die Habsburgermonarchie die avantgar- © Berlinische Galerie, Berlin / Bildrecht, Wien 2014 distischen kulturellen Bestrebungen, die George Grosz, Daum marries her pedantic automation »George« in May 1920. vom liberalen Bürgertum unterstützt wer- John Heartfield is very glad of it (Meta-Mech. Constr. nach Prof. R. Hausmann), 1920, Aquarell, Bleistift, Tuschfeder und Collage auf Aquarellkarton, 42 x 30,3 cm den, gewähren läßt. Kunstgewerbes und der Formkunst für die ven Gestus auf. Gezeigt werden Werke von Das Ausstellungskonzept Wiener Secession wird anhand von Werken Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner, basiert auf den Sammlungen der kooperie- Josef Hoffmanns aufgezeigt, und Arbeiten die sich in Berlin in Opposition zur etablier- renden Museen, wobei ein Gründungsgedan- von Eugen Spiro oder Max Liebermann ver- ten Secession als Neue Secession formieren, ke der Modernen Galerie, dem heutigen Bel- deutlichen die Orientierung der Berliner Se- Expressionisten wie Ludwig Meidner, Con- vedere, aufgegriffen wurde: die Dokumen- cession am französischen Impressionismus. rad Felixmüller oder Rudolf Belling sowie tation österreichischer Kunst, ihrer interna- Mit dem Ende des ersten Jahrzehnts ent- Arbeiten von Egon Schiele, Oskar Kokosch- tionalen Bezüge und Zusammenhänge. Aus- falten sich die expressionistischen Strömun- ka, Anton Faistauer oder Max Oppenheimer, gangspunkte von „Wien – Berlin“ bilden die gen in beiden Städten während sich die Wie- die von der Wiener Klimt-Gruppe unterstützt Beziehungen, Gemeinsamkeiten und Unter- ner Expressionisten durch ihre psychologi- werden. schiede der beiden kurz nacheinander ge- sche Einfühlung auszeichnen, weisen jene in Der Erste Weltkrieg führt zur Annähe- gründeten Secessionen. Die Bedeutung des Berlin vor allem einen ekstatisch-aggressi- rung beider Nationen, sodaß sich in bezug

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 103 Kultur

auf die einsetzende Neue Sachlichkeit und insbesondere im Rahmen der Bühnenkunst ein reger künstlerischer Austausch entwickelt. Beispielsweise verzeichnet Friedrich Kiesler, dessen konstruktivistisches Hängesystem in die Schau integriert ist, erste Erfolge in Ber- lin und organisiert im Jahr 1924 eine inter- nationale Ausstellung für Theatertechnik in Wien, die wiederum Berliner Avantgarden nach Österreich führt. Zeitgleich gewinnt der Wiener Kinetismus mit Ansätzen des Ex- pressionismus und des Futurismus an Ein- fluß, der mit einer Anzahl von Werken u. a. von Erika Giovanna Klien im Unteren Bel- vedere veranschaulicht wird. Ihm steht die Berliner Dada-Bewegung gegenüber, die sich auf kritische wie subversive Weise mit aktuellen gesellschaftlichen Zuständen aus- einandersetzt und auf diesem Weg eine Antikultur bildet. Insbesondere die Roaring Twenties ma- chen die Annäherungen der Positionen deut- lich und erlauben eine neue Sicht auf die Verbindungen der gegensätzlichen, aber den- noch eng miteinander verwobenen Haupt- städte Sozialkritik und Ästhetisierung, kubi- sche Formensprache und Verismus überla- gern sich. So ist Herbert Boeckl in Berlin anzutreffen, während Hauptwerke von Chri- stian Schad in Wien entstehen. Diese Ent- wicklung wird in der Schau mit Werken von Otto Dix, Christian Schad, Rudolf Schlich- ter, George Grosz, Albert Paris Gütersloh, Anton Kolig und Rudolf Wacker verdeut- licht.

oben: Jeanne Mammen, »Revuegirls«, 1928-1929, Öl auf Pappe, 64 x 47 cm links: Hannah Höch, »Die Journalisten«, 1925, Öl auf Leinwand, 86 x 101 cm Darüber hinaus wird die Bedeutung der miteinander konkurrierenden Kunstzeit- schriften Aktion, Sturm und MA beleuchtet. Gezeigt werden Arbeiten von u. a. Max Beck- mann, Rudolf Belling, Herbert Boeckl, Con- rad Felixmüller, Helene Funke, George Grosz, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Josef Hoff- mann, Johannes Itten, Friedrich Kiesler, Ernst Ludwig Kirchner, Erika Giovanna Klien, Gu- stav Klimt, Oskar Kokoschka, Lotte Laser- stein, Max Liebermann, Jeanne Mammen, Ludwig Meidner, László Moholy-Nagy, Kolo- man Moser, Felix Nußbaum, Max Oppenhei- mer, Max Pechstein, Christian Schad, Egon Schiele, Arnold Schönberg, Franz Sedlacek, Renée Sintenis und Rudolf Wacker. „

© Berlinische Galerie, Berlin / Bildrecht, Wien 2014 http://www.belvedere.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 104 Kultur Die Welt von Fabergé Das Kunsthistorische Museum zeigt einzigartiges Kunsthandwerk aus den Sammlungen des Moskauer Kreml Museums und des Fersman Mineralogischen Museums von 18. Februar bis 18. Mai 2014

us Anlaß des 90. Jahrestages der Auf- Anahme diplomatischer Beziehungen zwischen der UdSSR/Rußland und Öster- reich und des 525. Jahrestages der ersten diplomatischen Kontakte zwischen Moskau und Wien widmet das Kunsthistorische Mu- seum im Rahmen der Russisch-Österreichi- schen Kultursaisonen 2013–2015 dem wohl bedeutendsten und einflußreichsten russi- schen Juwelier und Goldschmied der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine umfang- reiche Ausstellung: Peter Carl Fabergé (1846- 1920). Mit dem Namen Fabergé verbindet man außergewöhnliche Schmuckkreationen, virtuoses, mit höchstem gestalterischen und technischen Können aus edelsten Materia- lien gefertigtes Kunsthandwerk. Das gilt ins- besondere für jene Werke, die Peter Carl Fa- bergé ab 1885 als kaiserlicher Hoflieferant für die letzten russischen Zaren schuf. Unter der Führung von Peter Carl Fa- Osterei mit Modell des Kreuzers »Pamjat Asowa«, Geschenk von Zar Alexander III. bergé wuchs sein Unternehmen zu einem der an die Zarin Maria Fjodorowna zum Osterfest des Jahres 1891, Sankt Petersburg. C. Fabergé, Meister: M. Perchin; Heliotrop, Aquamarin, Brillanten, Diamanten in größten seiner Zeit heran; es beschäftigte Rosenschliff, Rubin, Gold, Platin, Silber, Samt; Ei: 9,3 x 7 cm, Modell: 4 x 7 cm zeitweise über 500 Goldschmiede, Stein- schneider und Juweliere aus verschiedenen Ländern. Neben dem Zarenhof belieferte die Firma die europäischen Königshäuser und den Hochadel sowie die Handels- und Fi- nanzmagnaten, fertigte aber auch leichter erschwingliche Stücke für die russische Mit- telschicht. Mit über 160 erlesenen Pretiosen aus den Museen des Moskauer Kreml und dem Fers- man Mineralogical Museum in Moskau prä- sentiert diese Ausstellung die herausragende Kunst Fabergés, stellt sie in den Kontext der zeitgleichen russischen Goldschmiedekunst und beleuchtet die Rolle der russischen Za- renfamilie. Im Zentrum stehen vier kaiserli- che Ostereier – kostbare Kleinodien, die als innerfamiliäre Ostergeschenke der Zaren- für beide: © The Moscow Kremlin State Historical and Cultural Museum Heritage Site Brosche, Moskau, zwischen 1899 und 1908, C. Fabergé, Gold, Silber, Brillanten, familie angefertigt wurden und in denen sich Diamanten in Rosenschliff, Saphir, 2,4 x 2,4 cm häufig eine Welt im Kleinen verbirgt. Weite- re Kleinkunstwerke aus dem Besitz der Ro- hinaus die Tradition und Weiterführung die- übergestellt. Nicht zuletzt dadurch erhält der manow, die deren tägliches Leben bis zu ihren ser Kunstform im Rußland des späten 19. Besucher Einblick in das technische wie letzten Tagen begleiteten, geben Einblick in Jahrhunderts auf, die eng mit den Kunst- künstlerische Können russischer Juwelier- das Leben und Zeremoniell am Zarenhof. kammern verbunden ist. und Goldschmiedekunst des ausgehenden Mit einem zusätzlichen Schwerpunkt auf Die facettenreiche Kunst Fabergés wird 19. Jahrhunderts, das erstmals bereits bei der Steinschneidearbeiten Fabergés und der kai- schließlich jener anderer russischer Hofliefe- Wiener Weltausstellung des Jahres 1873 serlichen Manufakturen in Peterhof und ranten wie Bolin, Pawel Owtschinnikow, gewürdigt wurde. „ Jekaterinburg zeigt die Ausstellung darüber Carl Blank oder Iwan Chlebnikow gegen- http://www.khm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 105 Kultur Rens Veltman: Loop Bei der Architekturbiennale in Venedig vor zwei Jahren hatte er einen großen internationalen Auftritt: der Tiroler Künstler Rens Veltman. Jetzt stellt er im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum aus – von 24. Jänner bis 9. März 2014. Foto: Wolfgang Lackner Rens Veltman bei der Arbeit im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum anläßlich seiner Ausstellung »Loop«.

ens Veltman stellt umfunktionierte Zug wieder zu denunzieren“, ergänzt Gün- ab 1900 & Graphischen Sammlungen der RStaubsauger-Roboter ins Tiroler Landes- ther Dankl, Kurator der Ausstellung und Ku- Tiroler Landesmuseen. museum Ferdinandeum und thematisiert mit stos der Kunstgeschichtlichen Sammlungen einer Installation das Verhältnis von manuel- Künstlerischer Grenzgänger ler und technologischer Bildproduktion. Velt- Veltman zählt zu den vielseitigsten Künst- man arbeitet im Spannungsfeld von Grafik, lern Tirols. Seine Projekte und Arbeiten sind Malerei sowie elektronischer und interakti- nur schwer mit den gängigen Kategorien der ver Kunst. Sein eigenwilliger Umgang mit Kunst zu beschreiben. Er arbeitet interdiszi- unterschiedlichen künstlerischen Techniken plinär und kann zu Recht als künstlerischer und Strategien führt immer wieder zu Pro- Grenzgänger bezeichnet werden. Seit vielen jekten, die zwischen Science, Art und Fic- Jahren beschäftigt er sich mit den unter- tion oszillieren. Computer, Roboter und die schiedlichen Aspekten von Wahrnehmung, Lust am Spielen mit der Technik einerseits, mit Physiologie, Psychologie, Physik, der sowie das Hinterfragen der Wechselbezie- Programmierung von Computern und neuen hungen zwischen Gesellschaft und Technik Medien. Seit den 1970er Jahren leistet Velt- andererseits sind prägend für sein Schaffen. man Pionierarbeit im Bereich der elektroni- „Rens Veltman ist ein faszinierender Ti- schen und interaktiven Kunst. Dabei geht es roler Künstler, dessen Begeisterung sowohl ihm nie um die Technologie an sich, sondern für Computertechnologie und Roboter als immer um ein Hinterfragen der technischen auch für Ölmalerei, gesellschaftliche Phäno- wie gesellschaftlichen Wechselwirkungen, mene und Philosophie dem Besucher im die mit Maschine, Medium und Mensch ver- Ferdinandeum eine spannende Auseinander- bunden sind. Computer, Roboter, Maschi- setzung mit der zentralen Frage nach der nen, Algorithmen, elektronische Bauteile Kunstproduktion und dem Stellenwert des und Leuchtdioden sind für ihn Arbeitsma- Künstlers eröffnet“, betont Wolfgang Meig- terialien wie Ölfarbe, Pinsel und Leinwand. hörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen. Wiederkehrendes Moment in Veltmans

„Zudem geht es Veltman in seiner Arbeit um Foto: Rens Veltman Schaffen ist die Überführung von Materia- die Schärfung der Wahrnehmung. Er nutzt Moment aus einer Installation lität in Virtualität bzw. umgekehrt die Rück- digitale Technologien, um diese in einem von Rens Veltman führung von Digitalem in Materialität. In

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 106 Kultur seiner Arbeit „zimmergewitter II“, die er 1991 im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zeigt und in der Folge in ab- gewandelter Form mehrmals aufgreift, er- zeugt er durch die Vermischung eines analog produzierten Klangs eines Tropfens mit einem digitalen und elektronischen Signal ein artifizielles „Zimmergewitter“. In „zim- mergewitter IV“ setzt er Kartoffel für die audiovisuelle Umsetzung eines elektroni- schen Signals ein. Ab Mitte der 1990er Jahre beginnt er, die materielle Erzeugung von Kunst einem Roboter zu übertragen. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Elektrolumi- neszenz und experimentiert verstärkt mit Leuchtdioden (LEDs). Die Malerei verliert Veltman trotz der Auseinandersetzung mit den neuen Medien nie aus den Augen. So

beschäftigt er sich z. B. in seinem Gemälde Foto: Rens Veltman „bild für meine rot-grün-blinden freunde“ Moment aus einer Installation von Rens Veltman (2010) mit der Rot-Grün-Sehschwäche. Er erforscht die haptische Erscheinung von Ma- lerei, ihre Dreidimensionalität und behandelt die Parallelwelt von Mensch und Maschine.

Museum als Atelier Mit der Ausstellung im Tiroler Landes- museum Ferdinandeum setzt Veltman seine Arbeit, in der er die Maschine bzw. den Computer als Verlängerung des Pinsels de- monstriert, fort. Unter dem Titel „Loop“ prä- sentiert er eine Installation, die das Verhäl- tnis von manueller und technologischer Bildproduktion thematisiert. Das Projekt ist auf zwei sich ergänzenden und bedingenden Ebenen angelegt. Ein Raum im Museum dient Veltman gleichsam als temporäres Atelier, in dem er während der gesamten Laufzeit der Ausstel- lung an Bildern, Zeichnungen und Compu- terprogrammen arbeitet. Der mit dem Tiroler Foto: Wolfgang Lackner Landespreis für zeitgenössische Kunst aus- Multimedia, 2014. Moment aus der Installation im Tiroler Landesmuseum gezeichnete Künstler ist immer wieder an Ferdinandeum seinem Arbeitsplatz im Vorraum zur Art Box Computer eingespeist hat, in den Raum ge- autonom ist, ob die Maschine den Künstler des Ferdinandeum anzutreffen. Die Mu- stellt. Damit schafft der Künstler einen wegrationalisieren kann und wo die Grenze seumsbesucherInnen können ihm bei der Bildraum, der sich ständig verändert. Bei zwischen Original und Kopie zu ziehen ist. Arbeit über die Schulter schauen und mit den digitalisierten Bildern handelt es sich Für den Betrachter eröffnet sich zudem die ihm ins Gespräch kommen. um ursprünglich vom Künstler analog ge- Möglichkeit, an Veltmans lustvollem Spiel schaffene Entwürfe, Zeichnungen und Ge- mit der Technik zu partizipieren: Der Bild- Bilderstrom in Endlosschleife mälde sowie am Computer kreierte Bilder. raum ist für die Museumsbesucher begehbar In einem zweiten Raum, eine Etage tiefer, Andererseits stammen sie von einem von und mit einer Kamera auf einem Stativ, die läßt Veltman umfunktionierte Staubsauger- Veltman programmierten Roboter. alle 10 Sekunden ein Bild macht, ausgestat- Roboter ihre Runden drehen. Auf einem Ge- Der Bildraum ist als Gesamtkunstwerk in tet. Die so erzeugten Fotos fließen in die stänge hat er Leuchtdioden angebracht. Die progress zu betrachten, in dem die Grenzen Installation sowie, in einem weiteren Schritt, Geräte sind mit einem Rechner und einem zwischen Mensch und Technologie sowie in Veltmans Künstlerbuch ein, das der Beamer verbunden. In Form eines Loops, zwischen analog und digital aufgehoben Künstler bei der Finissage am 9. März 2014 einer Endlosschleife, werden virtuelle Bil- sind. Mit dieser Arbeit wirft Veltman die präsentiert. „ der, die Veltman im Raum darüber in einen Frage auf, ob Kunst in ihrer Erschaffung http://www.tiroler-landesmuseen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 107 Kultur »made in austria« Essl Museum Klosterneuburg feiert 15jähriges Jubiläum Österreichische Kunst steht 2014 im Vordergrund

m Jahr 2014 wird das Essl Museum 15 IJahre alt. In diesem Jubiläumsjahr wird die österreichische Gegenwartskunst, die den Kern der Sammlung Essl bildet, im Vorder- grund stehen. Unter dem Jahresmotto „made in austria“ wird ein breites Spektrum der hei- mischen Kunstproduktion seit 1945 präsen- tiert. Bundespräsident Heinz Fischer über- nimmt für das gesamte Ausstellungsjahr den Ehrenschutz. „Kunst ist unser Leben. Kunst ist unsere Leidenschaft. Deshalb haben wir das Essl Museum errichtet. Die Sammlung zeitgenössischer Kunst und das Museum verstehen meine Frau und ich als unser kul- turelles Erbe, das wir den Menschen heute und jenen der kommenden Generationen zur Verfügung stellen. Es ist ihr Kulturgut, das wir verwalten“, so Prof. Karlheinz Essl zum Jubiläumsjahr 2014.

Kunstjahr 2014 Im Essl Museum beginnt das Kunstjahr 2014 mit der ersten großen Museumsausstel- lung der österreichischen Künstlerin De- borah Sengl (Eröffnung: 30. Jänner 2014). Sengls raumgreifende Arbeit mit dem Titel „die letzten tage der menschheit“ nach Karl Kraus, läutet auch das Gedenkjahr zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jah- ren ein. Die beiden Ausstellungen „made in austria. statement by karlheinz essl“ (ab 27. Februar 2014) und „die andere sicht. künst- lerin und sammlerin“, kuratiert von Agnes Essl (ab 19. März 2014), bilden das Herz- Foto: Essl Museum © 2012 by Frank Garzarolli stück des Jahresprogramms. In den beiden Das Essl Museum wurde vom Architekten Heinz Tesar erbaut und im Jahr 1999 als eines der ersten privaten Kunstmuseen im deutschsprachigen Raum eröffnet. Ausstellungen manifestieren sich Akzente und Schwerpunkte einer mehr als 40jährigen ganz Großen der Nachkriegskunst, entsteht Möglichkeit, sich für eine Ausstellungsteil- Sammlungsgeschichte, die das österreichi- in Zusammenarbeit mit dem Forum Frohner, name zu bewerben. sche Kunstgeschehen nachhaltig beeinflußt. Kurator ist Dieter Ronte. Parallel dazu läuft Die Ausstellung „weltenbummler. aben- Mit „farbenwunder“ (ab April 2014) wird die experimentelle Ausstellung „silence. ein teuer kunst“ (ab 9. November 2014) regt an, die Dependance des Essl Museums, das raum der stillen begegnung mit kunst“ (ab die Kunstbetrachtung als Abenteuer im Kopf Schömer-Haus in Klosterneuburg, mit einer 3. September 2014), welche die Besucher zu erleben. Mit partizipativen Strategien Schau bespielt, welche sich mit der Farbe als einlädt, eine Stunde vor zwei Werken zu ver- werden neue Zugänge zur Gegenwartskunst Quintessenz der Malerei beschäftigt. „öster- weilen. „silence“ war ein Publikumserfolg erforscht. reichische moderne“ (ab 15. Juni 2014) zeigt im Jahr 2012 und findet nun mit neuen vier wesentliche Sammlungspositionen der Werken seine Fortsetzung. Neue Musik und aktuelle Literatur Nachkriegsavantgarde: Hans Staudacher, „die zukunft der malerei. neue perspekti- Neue Musik ist wie aktuelle Literatur fest Markus Prachensky, Josef Mikl und Wolf- ven“ (ab 3. Oktober 2014) macht sich auf die im Programm des Essl Museums verankert. gang Hollegha. Die große Herbstausstellung Suche nach den spannendsten unter den bis- In seiner 15. Konzertsaison präsentiert Mu- „adolf frohner (1943-2007). fünf jahrzehnte her unentdeckten heimischen Malereitalen- sikintendant Karlheinz Essl junior ein Jah- malerei, grafik, objekte“ (ab 3. September ten. Im Frühjahr 2014 haben österreichische resprogramm, das sich auf den Begriff 2014), eine umfassende Retrospektive eines oder in Österreich lebende KünstlerInnen die „Ensemble“ konzentriert. Neben Gästen aus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 108 Kultur

Holland, Mexiko und China werden junge österreichische Ensembles auftreten, die am Anfang ihrer Karriere stehen. In ihrem Ge- päck befinden sich neue Werke österreichi- scher Komponistinnen und Komponisten, die erstmals zu hören sein werden. Zu Gast sind unter anderem das POW Ensemble Am- sterdam, das Duo Duplum (Mexiko), das Mobilis Saxophonquartett, das Duo Soufflé, das Ensemble Klingekunst, Platypus, das Ensemble dos à dos und viele mehr. Im Rahmen der Reihe „Neue Literatur im Essl Museum“ werden 2014 eine Reihe ös- terreichischer und in Österreich lebender AutorInnen vorgestellt. Sie bespielen alle Räumlichkeiten des Museums, von der Aus- stellungshalle bis zum Depot. Die erfolgrei- che Zusammenarbeit mit der Österreichi- schen Franz Kafka Gesellschaft im Rahmen der literarischen kafka-lektüren sowie mit © 2000 by Ali Schafler der Literaturgesellschaft Klosterneuburg Essl Museum, Innenhof bei Nacht wird fortgesetzt. Maja Haderlap, Julya Rabi- nowich, Teresa Präauer, Robert Prosser, Friedrich Hahn, Gabriele Kögl, Alexander Peer und Ewald Baringer werden im Essl Museum lesen.

Kunstvermittlung Ein Grundpfeiler des Essl Museum ist seit der Gründung die Kunstvermittlung, die im Jahr 2014 ganz im Zeichen von made in austria steht. Im Atelier der Kunstvermitt- lung werden Kinder, Jugendliche, Erwach- sene und SeniorenInnen selber kreativ und gestalten Bilder, Objekte und Installationen. Neben der sprachlichen Vermittlung von Kunst in Führungen, Ausstellungstexten, in sozialen Netzwerken und Katalogen sind es besonders die Gespräche in kleinen Gruppen und die ästhetische Praxis im Atelier, die neue Sichtweisen ermöglichen und für Be- sucherInnen und VermittlerInnen gleicher- maßen überraschende Zugänge eröffnen. © 2000 by C. Richters

Sammlung Essl und Essl Museum Ausstellungshalle Mit 7000 Werken ist die Sammlung Essl reichische Positionen seit 1945 finden sich bis hin zum Ausloten neuer Formen der die größte private Sammlung für Gegen- darin mit großen Werkblöcken, darunter: Kunstpräsentation. Das Essl Museum ver- wartskunst in Österreich. Seit mehr als 40 Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Valie Export, steht sich als visionäres Museum, das zeitge- Jahren sammeln Agnes und Karlheinz Essl, Hermann Nitsch, Günter Brus, Christian nössische Kunst für ein breites Publikum die sich 1959 in New York kennen gelernt Ludwig Attersee, Markus Prachensky, Kurt erfahrbar machen möchte. haben, gemeinsam Kunst. Seit den 1990er Kocherscheidt, Herbert Brandl, Erwin Wurm, Jahren wurde die Sammlung um internatio- Franz West, Elke Krystufek und viele mehr. Kostenloser Shuttlebus nale Positionen aus vier Kontinenten er- Das Essl Museum wurde vom Architekten Alle BesucherInnen können das kostenlo- weitert. So finden sich heute Hauptwerke Heinz Tesar erbaut und im Jahr 1999 als se Shuttlebus-Service vom Zentrum in Wien, von Cecily Brown, Georg Baselitz, Neo eines der ersten privaten Kunstmuseen im Albertinaplatz 1 zum Essl Museum in An- Rauch, Antoni Tapiés, Alex Katz, Rosemarie deutschsprachigen Raum eröffnet. Seither spruch nehmen. Das Schömer-Haus ist ca. Trockl und vielen mehr in der Sammlung. finden jährlich bis zu zehn Ausstellungen 600 Meter vom Essl Museum entfernt, Umge- Der Kern der Sammlung Essl besteht aus statt. Das Spektrum reicht von Einzelpräsen- bungspläne sind am Empfang erhältlich. „ österreichischer Kunst. Grundlegende öster- tationen, Themenausstellungen, junger Kunst http://www.essl.museum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 109 Kultur Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks Eine Ausstellung des Werkbundarchivs – Museum der Dinge, Berlin Von 19. Februar bis 6. Juli 2014 im Hofmobiliendepot Wien

as ist Geschmack? Wer bestimmt, was Wgut oder schlecht, schön oder häßlich ist? Obwohl sich darüber bekanntlich nicht streiten lässt, greift das Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien den Diskurs um „gu- ten“ und „schlechten“ Geschmack auf und zeigt die vom Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin entwickelte Ausstellung „Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Un- geschmacks“, die historische und aktuelle Positionen einander gegenübergestellt.

Historischer Ausgangspunkt: »Abteilung der Geschmacksverwirrungen« Das Konzept der Ausstellung „Böse Dinge“ von Imke Volkers und Renate Flag- meier basiert auf der Publikation „Guter und schlechter Geschmack im Kunstgewerbe“ des Kunsthistorikers Gustav E. Pazaurek von 1912. Darin entwickelte er einen komplexen Kriterienkatalog zum Erfassen von Ge- schmacksfehlern aller Art, der auch die © Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann Zum Beispiel: USB-Stick in Sushi-Form, China, 2009, CEC Promotions, Deutschland Grundlage für seine „Abteilung der Ge- Kategorie: Konstruktionsattrappen und Künstlerscherz schmacksverirrungen“ im Stuttgarter Landes- museum war. Die Bösartigkeit der Dinge be- daß im Zeitalter des Stilpluralismus und des Faktoren, im Vertrieb oder im Herstellungs- zieht sich bei Pazaurek auf das Schlechte, spielerischen Umgangs mit der Gestaltung prozeß liegen. Diese neuen „Vergehen“ ha- das sich in ihrer Ausführung, in ihrer Ge- eine Emanzipation zum „guten schlechten ben andere Namen: Sexismus, Kinderarbeit, staltung und in ihrer mangelnden Funktions- Geschmack“ stattgefunden hat. Insgesamt Rassismus, unfaire Produktionsbedingun- fähigkeit äußert. Die „strafrechtlichen“ Ka- umfaßt die Ausstellung über 500 Exponate gen, Umweltverschmutzung. tegorien, in die Pazaurek die Dinge einord- aus dem Museum der Dinge in Berlin, dem nete, lesen sich wie eine Metaphorik des Bö- Landesmuseum Württemberg, dem Hofmo- Historischer Exkurs: Der Deutsche sen, die heute manchmal faszinierend bizarr biliendepot und anderen Museen. und Österreichische Werkbund und befremdlich anmutet, dabei aber auch Pazaurek war Mitglied des Deutschen sachlich und treffend ist. Problematische Produktions- Werkbunds, der von einem starken Einfluß bedingungen als aktuelle Faktoren der Dinge auf den Menschen ausging, so- Historische und zeitgenössische für »schlechten Geschmack« wohl im ästhetischen wie auch im ethisch- Beispiele für »schlechten Geschmack« Eindeutige Fehlerkategorien aufzustellen moralischen Sinne: Das moralisch Gute ent- Die Ausstellung „Böse Dinge“ versucht oder Kriterien des „guten“ oder „schlechten“ steht, indem der Mensch sich mit wohlge- das Pazaurek’sche „Schreckenskabinett“ zu Geschmacks auszumachen, scheint heutzu- stalteten Dingen umgibt. rekonstruieren und zeigt dutzende Leihga- tage ein noch viel schwierigeres Unterfan- Die Ausstellung „Böse Dinge“ zeigt ben aus der Originalsammlung. Hunderte gen als zu Pazaureks Zeiten. Um die Dis- daher auch einen Abriß der Geschichte und weitere historische Objekte ergeben ein an- kussion darüber anzuregen, werden dem al- der Intentionen des Deutschen und Österrei- schauliches Bild früherer Geschmacksver- ten Ordnungssystem exemplarisch neue, chischen Werkbunds. Anhand bedeutender irrungen. Die Schau nimmt zudem Pazau- zeitgenössische Fehlerkategorien hinzuge- Zeugnisse, darunter dem „Propellertisch“ von reks Fehlerkatalog als Ausgangspunkt, um fügt. Es wurden an die 50 Produkte ausge- Richard Riemerschmid, dem Stuhl für das aktuelle Gestaltungstendenzen zu untersu- wählt, denen ihre „Verbrechen“ nicht des- Café der Wiener Werkbundausstellung von chen. Heutige Produkte, von Massentrash bis halb anzusehen sind, weil sie sich in der Josef Hoffmann und zwei „Werkbundki- zum Designerstück, werden der alten Syste- Konstruktion, dem Material oder dem Dekor sten“, wird ein Einblick in diese Epoche er- matik unterworfen und den historischen offenbaren, sondern im Zusammenhang mit möglicht. „ Objekten gegenübergestellt. Es zeigt sich, ökonomischen, sozialen und ökologischen http://www.hofmobiliendepot.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 110 Kultur 15. Internationales Akkordeonfestival Vienna Im Jahr 2000 ging es erstmals über die Bühne und verzaubert im Jubiläumsjahr von 22. Februar bis 23. März mit 51 Veranstaltungen an 20 Spielstätten. Foto: Manuel Miethe 2013 Das kulturelle Verknüpfen der Städte Wien und Berlin ist ein Anliegen von Programmgestalter Friedl Preisl, ist Herz des Akkordeonfestivals. Fünf Akkordeonistinnen aus Berlin (im Bild) und fünf Akkordeonisten aus Wien tun also das jeweils Ihre.

enn am 22. Februar 2014 das Akkor- der Sängerin Luisa Cottifogli (28.2., Stadt- mit Akkordeon – und der Magic Afternoon Wdeonfestival Vienna mit einem Doppel- saal), Herbert Pixner Projekt (1.3., Theater im Dschungel Wien für Kinder (fast) aller Konzert des Duos Klaus Paier & Asja Valcic Akzent), der Argentinier Chango Spasiuk Altersstufen (logisch mit …). und den von Publikum und Kritik heftig ak- mit seinem Duo (6.3. Sargfabrik) oder die „Als Programmgestalter des Akkordeon- klamierten WeltWienmusik-,,Newcomern“ portugiesischen Dancas Ocultas mit Maria festivals möchte ich dabei die Gelegenheit Donauwellenreiter beginnt, dreht sich da- Joao (18.3., Theater Akzent) ebenso wie der nutzen, zum runden Jubiläum bewußt noch nach einen guten Monat lang für nicht weni- fast 80jährige Luis di Matteo (2.3. HDB Flo- ein wenig mehr an qualitätvollem Programm ge kulturaffine Menschen in der musikver- ridsdorf) werden dem Publikum musikali- zu bieten“, so Friedl Preisl. „Wie immer steht rückten Donaumetropole vieles, um nicht zu sche Sternstunden bereiten, die Konzertreihe dabei das Bemühen im Zentrum des Festi- sagen, alles um das Akkordeon. „Nachbarn“ läßt Akkordeonmusik aus allen vals, Publikum und KünstlerInnen eine Be- Das Festival zum Instrument versteht es (!) österreichischen Nachbarländern hören. gegnung unter optimalen Rahmenbedingun- dabei von jeher, die vielen künstlerischen Größen der heimischen Musik wie Att- gen zu ermöglichen. Ein Bemühen, das schon Optionen, die das Akkordeon birgt, in ihrer wenger (22.3., Reigen, Abschlußgala 1), in der Vergangenheit so manche ,magische‘ ganzen Vielfalt in seinem Programm abzu- Dobrek Bistro (26.2., Orpheum) oder Die Konzertnacht in die Erinnerungen der Men- bilden, lokale und regionale Spielarten Wiener Tschuschenkapelle, die ihr 25jähri- schen auf und vor den Bühnen gezaubert gleichberechtigt mit internationalen Musi- ges Jubiläum feiert (15.3., Metropol), geben hat.“ kerInnen zum Zug kommen zu lassen, Tra- sich gerne die Ehre, wie auch aufstrebende „Mit den Programmschienen Stummfilm- ditionspflege und Innovationsanspruch jüngere Formationen künstlerisch Neues im Matinee, dem beliebten Magic Afternoon für nicht als Gegensätze zu sehen und in einer Rahmen des Festivals umsetzen werden, wie Kinder & Junggebliebene, Workshops und dynamischen Mischung Neuentdeckungen zum Beispiel die Großmütterchen Hatz 11 einer Tanz-Performance“, so Preisl, zeigt sich und Liebgewonnenes gleichermaßen zu bie- Piece Band (23.2., Porgy & Bess, Eröff- das Akkordeon zudem als überaus wand- ten. nungsgala 2). lungsfähiges Instrument, das im Dialog mit Dazu kommen heuer erstmals die Swing anderen Kunstformen essentielle Impulse zu Die 15. Ausgabe des Festivals Night und bewährte flankierende Veranstal- empfangen und zu geben in der Lage ist“. bleibt diesen Prinzipien treu tungs- Reihen wie die Stummfilm Matinee - In diesem Sinne: „Alles Akkordeon!“ und Große Namen wie Bratsch (16.3., Metro- jeweils am Sonntag um 13 Uhr wird dabei viel Vergnügen beim 15. Internationalen Ak- pol), die ihr 40jähriges Bandjubiläum (!) im Filmcasino ein Kino-Klassiker aus der kordeonfestival Vienna 2014. „ feiern, das Riccardo Tesi Cameristico mit Ära vor dem Tonfilm live vertont, logisch http://www.akkordeonfestival.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 111 Kultur Festival voller Wagnisse und Experimente Hochkarätiges Programm beim »klangfruehling Burg Schlaining 2014« von 27. Mai bis 1. Juni

er „klangfruehling Burg Schlaining“ Dgeht 2014 in seine bereits 13. Saison. Unter der künstlerischen Leitung der renom- mierten Pianisten Eduard & Johannes Kut- rowatz werden das Klavierduo selbst und namhafte Künstler die Burg Schlaining von 27. Mai bis 1. Juni 2014 mit einem hochka- rätigen Programm und künstlerischen Kon- zept rund um das Genre „2 Klaviere“ musi- kalisch beleben. „Für mich liegt der vielbe- achtete Erfolg dieses Festivals im permanen- ten Versuch einer lebendigen, qualitativ hoch stehenden und mit interessanten Aspekten untermauerten Gestaltung in einem einmali- gen Ambiente begründet. Mit dem diesjähri- gen Programm wird das Festival als Fix- punkt der burgenländischen Kulturszene sei- nem internationalen Ruf, den es sich durch Foto: Ferry Nielsen ein Höchstmaß an Professionalität über Jah- Die künstlerischen Leiter, die Pianisten Eduard & Johannes Kutrowatz re hindurch erworben hat, einmal mehr ge- auch heuer wieder ein Bühnenwerk in das beim klangfruehling wieder als Komponistin recht“, erklärte dazu Burgenlands Kulturlan- Festival integriert sein: Georg Kreislers in präsentiert. Die ausdrucksstarke Filmmusik desrat Helmut Bieler. Diesmal neigt sich der Wien 1971 mit seiner damaligen Frau Topsy Ryuichi Sakamotos gibt es seit kurzem auch Programmschwerpunkt mehr dem modernen Küppers in der Titelrolle uraufgeführtes und auf einer CD der Brüder Kutrowatz, die, wie Musikschaffen zu und möchte das Publikum in der ganzen Welt begeistert aufgenomme- bekannt, intensive Kontakte zu Japan pfle- mit bewegenden, ausdrucksstarken Werken nes Ein-Personen-Musical Heute Abend: gen und dort eine große Fan-Gemeinde be- für die Musik der Gegenwart gewinnen. Mu- Lola Blau. Das Stück, das von der Flucht vor sitzen. sik von heute, die sich nicht nur an den Kopf, den Nazis und dem Trauma des Exils han- Den Abschluß des Festivals bildet eine sondern auch an die Herzen wendet. delt, schwankt zwischen schwarzem Humor Schubert Matinée. Wenn man so will, ein In drei Konzerten mit den Titeln „klang- und abgrundtiefer Trauer, hinter der sich die biographisch getönter Spaziergang durch die fruehling Gala 2014“, „New Impressions“ eigenen Leiden bei Kreislers erzwungenem Gedankenwelt des begnadeten Musikers, bei und „klangfruehling Gala II“ wird, in anre- Aufenthalt in den USA verbergen. Der Kla- dem Auszüge (der Autor nennt sie „Mo- gendem Kontrast zu Bach, Schubert und Liszt, vierpart, den der Komponist bei der Urauf- ments musicaux“) aus Peter Härtleins faszi- ein weit gefächertes Spektrum der Moderne führung in Wien selbst spielte, zeigt den nierendem Schubert-Roman mit Musik für vor uns ausgebreitet. Es reicht vom Neo- Könner, der in Hollywood Charly Chaplin Violine und Klavier verschränkt werden. Als klassizismus eines Dmitri Schostakowitsch am Klavier doubeln durfte. Für die Rolle der Sprecherin konnte eine Idealbesetzung ge- und der Neoromantik Aaron Jay Kernis über Lola konnte die aus Produktionen des Wie- funden werden: Katharina Stemberger, be- jazzgeprägte Werke von George Gershwin, ner Raimundtheaters allseits bekannte Musi- kannt von TV, Film und Bühne und, wie Joe Zawinul, Roland Batik und Sascha Peres calsängerin Carin Filipcic gewonnen wer- Schubert, in einer Musikerfamilie aufgewach- bis hin zu Minimal Music von Philip Glass den. sen. und Kreationen der burgenländischen Vor- Cinema Fantasy entführt nicht nur mit Was die Atmosphäre betrifft, soll alles zeige-Komponisten Wilhelm Spuller und kunstvoll zu Kammermusik aufbereiteten beim alten bleiben: spürbare positive Schwin- Gerhard Krammer, dessen „Rosé“ mit zeit- Melodien in die Welt des westlichen und öst- gungen anstelle einer von Ehrgeiz und Quo- geschichtlichen Bezügen ein inhaltliches lichen Filmschaffens, sondern bietet darüber ten bestimmten Kulturindustrie; lebendige, Pendant zu „Schindler’s List“ und „Lola hinaus großes romantisches Gefühl („Salut herzliche Kommunikation zwischen Künst- Blau“ darstellt. d’Amour“, „Try to Remember“), Vergangen- lerInnen und Publikum, statt der üblichen Rund um die Klavierabende ist ein attrak- heitsbewältigung („Three Pieces from Trennung in Halbgötter und brave Unwis- tives Programm gruppiert: Nach dem letzt- Schindler’s List“) und einen Strauß latein- sende; Aufgeschlossenheit gegenüber allen jährigen Erfolg von Igor Strawinskis „Ge- amerikanischer Rhythmen, arrangiert von Formen der Musik statt stilistischer Graben- schichte vom Soldaten“ mit der beeindruk- der langjährigen Violaspielerin des klang- kämpfe. „ kenden Isabel Karajan in der Titelrolle, wird fruehlings, Cynthia Liao, die sich damit http://www.klangfruehling.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 112 Film Der Österreichische Filmpreis 2014 Zum vierten Mal wurde der Österreichische Filmpreis 22. Jänner 2014 verliehen, 1000 Gäste waren zu dem stimmigen Abend nach Grafenegg gekommen. Foto: Filmpreis2014 © eSeL Kanzleramtminister Josef Ostermayer und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll im Kreise der Filmschaffenden

m Abend des 22. Jänner wurde zum ins- „Referenz gegenüber dem Filmland Nieder- vier Preisen (Bester Spielfilm, Beste Regie, Agesamt vierten Mal der Österreichische österreich“, so Pröll, der weiters auch beton- Bestes Drehbuch, Beste Musik) gewürdigt Filmpreis verliehen, und erstmals fand die te, daß Niederösterreich „mittlerweile zu wurde. Bewegt und mit großer Emotion nahm Preisverleihung in Niederösterreich statt. Im einer wunderbaren Heimat für viele Künst- Tabak die Preisskulpturen entgegen und dank- Zuge der großen Gala im Auditorium in lerinnen und Künstler“ geworden sei. te seinem großartigen Team, den Darstel- Grafenegg wurde unter 58 Nominierten in Schauspielerin Ursula Strauss und Regis- lerInnen und Produzenten. Über jeweils drei 14 Kategorien der Österreichische Filmpreis seur Stefan Ruzowitzky, seit dem Vorjahr Preise durften sich Gustav Deutschs „Shir- vergeben. Rund 1000 Gäste aus der Film- Präsidenten der Österreichischen Filmaka- ley – Visions of Reality“ (Beste Kamera, Be- branche, darunter eine Vielzahl von bekann- demie, betonten in ihren Begrüßungsworten: stes Szenenbild, Bestes Kostümbild) und ten SchauspielerInnen, RegisseurInnen und „Wir freuen uns sehr, daß wir heuer erstmals Marvin Krens „Blutgletscher“ (Bester männ- ProduzentInnen, nahmen an der Preisverlei- in Niederösterreich zu Gast sind.“ 2013 sei licher Darsteller, Beste Maske, Beste Ton- hung teil. „ein gutes Jahr für den österreichischen Film gestaltung) freuen. Maria Hofstätter erhielt Daß die Preisverleihung erstmals in Nie- gewesen“, und „2014 wird ein gutes Jahr für die Auszeichnung „Beste weibliche Darstel- derösterreich stattfinde, sei eine Gelegen- den österreichischen Film werden“, so Strauss lerin“ und Gerhard Liebmann wurde als heit, „Grafenegg noch breiter an die Öffent- und Ruzowitzky. „Bester männlicher Darsteller“ prämiert. lichkeit zu tragen“, meinte Landeshaupt- Zu den mehrfachen Preisträgerfilmen der Das Präsidentenpaar Ursula Strauss und mann Erwin Pröll im Gespräch mit dem Mo- von der Akademie des Österreichischen Stefan Ruzowitzky eröffnete einen gelunge- derator des Galaabends, dem bekannten Films jährlich vergebenen Auszeichnung nen Abend: „2013 war ein gutes Jahr für den Schauspieler Karl Markovics. Er werte diese zählt heuer Hüseyin Tabaks Migrantendrama österreichischen Film, das mit einem Oscar Preisverleihung in Niederösterreich auch als „Deine Schönheit ist nichts wert“, das mit für Michael Hanekes ,Liebe‘ begann und mit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 113 Film einem Emmy für Andreas Prochaskas ORF- Koproduktion ,Das Wunder von Kärnten‘ zu Ende ging. Das österreichische Filmwunder wird 2014 weitergehen. Die kommende Ber- linale ist mit 21 Produktionen fest in öster- reichischer Hand. Viele neue Namen, viele junge KollegenInnen sind eingeladen.“ Gleichfalls verwiesen Strauss und Ruzo- witzky darauf, daß die Bundesländer wichti- ge Partner für Filmprojekte sind. Wien hat hier seit jeher eine Vorreiterrolle, Länder wie Niederösterreich haben erkannt, daß man mit regionaler Förderung nicht nur die Kunst be- fördert, sondern vor allem auch die Wirt- schaft ankurbeln kann. Die Präsidentschaft der Akademie freute sich auch Kanzleramtsminister Josef Oster- mayer unter den Gästen begrüßen zu dürfen. Foto: eSeL Vor wenigen Tagen war publik geworden, v.l.: Maria Hofstätter, Abdulkadir Tuncer, Hüseyin Tabak, Danny Krausz, Kurt daß massive Budgetkürzungen im ORF dro- Stocker, Paul-Julien Robert, Sabine Moser und Oliver Neumann hen und die Entwicklung des österreichi- schen Filmschaffens gefährden. Die Präsi- denten und der Vorstand der Akademie er- warten und hoffen, daß die Regierung als Eigentümervertreterin des ORF mit dessen Geschäftsführung rasch eine Lösung erarbei- tet, um dies zu verhindern. Aber auch großer Dank wurde dem ORF für die aktuelle und sehr umfangreiche Ko- operation ausgesprochen, denn erst so wird die Gala auch ein Medienereignis für das breite Publikum. So gab es einige Erstaus- strahlungen ausgezeichneter heimischer Filme zur Primetime am 22. und 23. Jänner auf allen Sendern. So sahen 731.000 „An- fang 80“. In Kooperation mit Fernsehdirek- torin Kathrin Zechner wurde gemeinsam mit der Akademie des Österreichischen Films ein neues Sendeformat entwickelt. „Ach- tung! Sondersendung zum Österreichischen Foto: Newald Schauspielerin Ursula Strauss und Landeshauptmann Erwin Pröll am Galaabend Film“, das erstmals am 23. Jänner um 22 Uhr auf ORF eins ausgestrahlt wurde. Da ist darin, daß uns das Kino Glauben und Wissen Kunstwerk. Prof. Valie Export war auch un- wirklich etwas gelungen!! Auch ORF III be- unzertrennlich macht, eine eigene Geschich- ter den Gästen der Gala. richtete mit Live-Einstiegen von der Gala te. Es geht ums Nicht-Vergessen-Können ...“ Erstmals gab es am Vorabend der Ver- und Party, samt Interviews und Filmaus- Karl Markovics führte mit Bonmots durch leihung den Abend der Nominierten im schnitten von den Vorbereitungen zur Ver- einen besonderen Abend, für dessen Insze- Wiener Rathaus (Stadtsenatssitzungssaal), leihung. „Und wieder einmal haben wir nierung Vorstandsmitglied Markus Schlein- auf Einladung von Kulturstadtrat Andreas Schwarmintelligenz bewiesen. Ein paar alte zer verantwortlich zeichnete. Der „Erster Mailath-Pokorny. In lockerer Atmosphäre, Hasen aber auch sehr viele Newcomer sind Chor der Akademie des Österreichischen im Setting von Markus Schleinzers Wohn- dabei. Mangelnde Vielfalt war noch nie un- Films“ unter der Leitung von Alexander zimmer – inklusive Plattenspieler und Nie- ser Problem!“, so Strauss und Ruzowitzky Fennon sang die PreisträgerInnen mit eigens rentischchen – wurden die Nominierten vor- abschließend, die sich damit auch bei den komponierten Nummern für Beatbox und gestellt und diese erzählten auch einiges über Filmschaffenden bedankten, „die durch ihre Scat Singing schwungvoll ein. Die spiralför- die Arbeit zu ihren Filmen. Leistungen diesen Abend notwendig ma- mige Statuette stammt von der renommier- Die Akademie gratuliert allen Preis- chen.“ ten österreichischen Künstlerin Valie Export, trägerInnen herzlich und bedankt sich bei Der Schriftsteller Franz Schuh sprach in die demnächst von Yoko Ono den „Courage den Akademiemitgliedern, die zum Gelingen seiner Gastrede viele Aspekte der heimi- Award for the Arts“ in New York (Modern der Abende beigetragen haben sowie bei schen Kulturpolitik an und begann seinen Arts) entgegen nehmen darf. Jede Statuette allen Förderern und Sponsoren. „ Vortrag mit: „Wahrscheinlich steckt gerade ist signiert und somit auch ein originales http://www.oesterreichische-filmakademie.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 114 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 73. Folge portraitiert er Fritz Spielmann Komponist

ritz Spielmann, Sohn des Geschäftsmannes Max Spielmann und Fdessen Gattin Mathilde1), geboren am 20. November 1906 in Wien, erhielt bereits im Alter von zwölf Jahren eine klassische Aus- bildung, 1927 schloß er sein Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in den Fächern Harmonielehre und Klavier bei Joseph Marx und Hans Gál ab. Seine eigentliche Karriere begann in Berlin, als er Anfang der sogenannten „roaring twenties“ in die quir- lige deutsche Hauptstadt kam, wo er die Liebe zur amerikanischen Musik entdeckte. Spielmann arbeitete eine Zeit als Korrepetitor und zweiter Kapellmeister, die politischen Verhältnise veranlaßten ihn jedoch zur Rückkehr nach Wien. Er debütierte 1931 als Solist im Kon- zerthaus, wurde Hauskomponist an Stella Kadmons zeitkritischem Kabarett „Der liebe Augustin“ und gab später als Nachtclub-Pianist eigene Lieder zum Besten. Sein großes Vorbild war Kurt Weill. Aus der Zusammenarbeit mit Stephan Weiss, einem weiteren Kompo- nisten der damaligen jüngeren Garde, entstanden Wiener Evergreens, teils nach Texten von Fritz Löhner-Beda, saisonale Schlager, 1936 ein Lied für den Franziska-Gaal-Film „Fräulein Lilli“ (A)2) und Musik zu Bühnenwerken wie die Komödie „Jimmys Bar“ von G. Fetter (pseud.)3) und die im November 1937 im Theater an der Wien aufgeführte für Wien neuartige Singspiel-Revue „Pam Pam“ von Max Kolbe. Während Partner Stephan Weiss bereits Ende 1937 vorausschauend in die USA emigrierte, ignorierte Fritz Spielmann, der einen erfol- greichen Aufstieg vor sich sah, die Zeichen der Zeit. Der „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich war indes für ihn existenzgefähr- dend. Ende Mai 1938 glückte ihm die Ausreise nach Frankreich, im Frühjahr 1939 kam auch seine Verlobte Mary Blakey (geb. Fels, Wienerin, in erster Ehe mit einem Engländer verheiratet) nach Paris. In den Monaten des unsicheren Aufenthaltes in der Seine-Metropole vermochte Spielmann seine Schlager auch dort zu popularisieren, dazu komponierte er mit dem Ungarn Joe Hajos (Jószef Hajós) die

Musik zum Filmdrama „L’inconnue de Monte Carlo“/„La signora di Foto: Archiv Rudolf Ulrich Montecario“ einer franco/italienischen Produktiongesellschaft. Sein Fritz Spielmann endgültiges Ziel aber waren die Vereinigten Staaten. Das Paar heira- tete auf dem beschwerlichen Fluchtweg in Havanna auf Kuba und Boy, My Boy“ geschrieben, weil Wilder das Lied für sein im Emi- traf, nachdem ein Verwandter mit dem benötigten „Affidavit“ bürgte, grantenmilieu spielendes romantisches Drama „Hold Back the am 4. September 1939 per Schiff in Miami, Florida ein, um von dort Dawn“ („Das goldene Tor“, 1941) haben wollte, erwarb Paramount per Zug die Weiterfahrt nach New York anzutreten. die Rechte, die Verwendung im Film erfolgte letztlich nur instru- Dem Allrounder gelang es, auch im Exil mit großem Erfolg in sei- mental. Es war der Einstieg des Exil-Wieners in das US-Movie Busi- nem erwählten Beruf zu reüssieren. Mit Auftritten als Pianist im neu ness, wenngleich er vorerst noch in New York blieb. Mit dem Song eröffneten Restaurant „Wiener Fiaker“ in der 80. Straße an der Upper „Shepherd Serenade“, gespielt von der Horace Heidt Band, gesungen West Side Manhattans wurde Spielmann, dessen Repertoire am Flü- von Bing Crosby, gelang ihm 1941 ein millionenfach verkaufter Hit, gel auch Gershwin- und Jerome Kern-Musik enthielt, neben Jimmy 1945 erhielt er den Kompositionsauftrag zum Musical „A Lady Says Berg und Hermann Leopoldi zu einem Begriff in der New Yorker Yes“ von Stanley Adams, das einige Zeit im Broadhurst Theatre lief. „Wiener Kleinkunstszene“. In der Stadt am Hudson sprach man bald Die Songtexte verfaßte George Gershwins Bruder Arthur, das Werk vom „Cole Porter from Vienna“, aus Hollywood kamen Stars und bestätigte Spielmann als europäischen Komponisten mit Gefühl für Produzenten, um den originellen Entertainer zu hören, Ingrid Berg- amerikanische Musik. man, Greta Garbo, John Huston, Otto Preminger und eines Tages sein Mitten im Krieg holte ihn Hollywood, Fritz Spielmann nannte sich Freund aus Wiener Tagen Billy Wilder. Spielmann hatte eben „My nun Fred Spielman. Der Newcomer schrieb als Song Provider 1943

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 115 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Aus der Orpheus Trust-Edition zum »Fritz Spielmann Festival«, Wien 1998 Fritz Spielmann mit seinem Texter Kermit Goell in den 40er Jahren, mit seinem Texter Kermin Goell „You Better freundes Joe Pasternak, mitgetextet vom Wie- kleine Däumling“ der Gebrüder Grimm, der Give Me Lots of Loving“ für die von ner Fritz Rotter für die MGM-Komödie „Lu- Country & Westernsong „Paper Roses“ von Universal für die „homefront“ produzierte xury Liner“ und gesungen von Jane Powell, 1960)4), der vom Distributor MGM initiierte musikalische Komödie „Swingtime Johnny“. geriet über das Kino hinaus zu einem profi- Mit Liedern, gesungen von Ann Dvorak in tablen Tagesschlager. Es waren Fritz Spiel- „Abilene Town“ (1946), von Guild Produc- manns „goldene“ Jahre in der Traumfabrik. tions als „Western with songs“ apostrophiert, Nach dem Tod seiner Frau 1950, deren beeindruckte Spielmann neben Kritikern Krankheit seine Barschaft aufgebraucht hat- auch die Filmgewaltigen Hollywoods. Dies te, fing Spielmann 1952 in New York von sicherte seinen längeren Aufenthalt in neuem an. 1955 gründete er mit „Spielman Kalifornien. In den Jahren bis 1952 folgten Music Corp.“ seinen eigenen Musikverlag. Beiträge für weitere zehn Filme von United Außerhalb des filmischen Bereichs interpre- Artists, RKO, MGM und Eagle Lion, darun- tierten Frank Sinatra die „One Finger Me- ter Musicals wie „The Bachelor’s Daugh- lody“, Doris Day „A Purple Cow“ und „In- ters“, „Song of My Heart“ (Biografie Peter stant Love“, Nat King Cole den Riesenhit „If Ijitsch Tschaikowskijs), wobei Spielmanns Love Is Good to Me“. Weihnachten 1956 lief Songs auf Themen des russischen Kompo- im Rahmen der NBC-TV-Serie „The Alcoa nisten basierten, „Big City“, „In the Good Hour“ das von ihm musikalisch untermalte, Old Summertime“ mit Judy Garland (Song mit bekannten Stars besetzte extravagante „Merry Christmas“) und „Nancy Goes to Special „The Stingiest Man in Town“ als Mu- Rio“ nach einer Story des Altösterreichers sicaladaption von Charles Dickens’ „A Christ- Fredrick (Friedrich) Kohner. Die „lyrics“ mas Carol“ landesweit über die Bildschirme. schuf nun meist die Text- und Drehbuch- Die mit Peggy Lee gestalteten, von der Kritik

autorin Janice Torre, bei dem Streifen „Night als „high caliber“ bezeichneten Songs zu der Foto: Archiv Rudolf Ulrich Song“ co-operierte Spielmann mit Hoagy 1958 in den britischen MGM-Studios ge- Widmung von Fritz Spielmann auf Carmichael. „Spring Came Back to Vienna“, drehten musikalischen Fantasy „Tom einem Rudolf Ulrich 1992 zugesandten komponiert auf Wunsch seines Produzenten- Thumb“, nach dem bekannten Märchen „Der Portraitfoto

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 116 Serie »Österreicher in Hollywood«

ber 1978 strahlte NBC eine auf dem gleichen Thema beruhende und mit Spielmanns Musik ausgestattete „animated“ TV-Version aus. Miles Davis und Keith Jarrett holten die 1953 von Joan Crawford im MGM-Drama „Torch Song“ kreierte Nummer „You Won’t Forget Me“ aus der Vergessenheit, die Sän- gerin Shirley Horn hievte diese 1992 an die Spitze der Jazz Charts. Musik war stets ein Lebenselixier des produktiven Wieners, der sich in den USA mit einer Unmenge von Songs einen Namen machte. American Society of Composers, Authors and Publishers (ASCAP) würdigte mehrfach sein Schaffen, Österreich, das er in lebenslanger Verbundenheit mit seiner Hei- matstadt 1970 erstmals wieder und danach regelmäßig besuchte, ehrte ihn 1975 mit dem Professorentitel, die Stadt Wien mit dem Sil- bernen Ehrenzeichen. Fritz Spielmann, seit 1944 US-Bürger, ein einzigartiges Showta- lent und „magic boy“ der Unterhaltungs- branche, gab 1990 seinen letzten Konzert- Foto: Archiv Rudolf Ulrich Werbung für das »animated« NBC-Special »The Stingiest Man in Town« von 1978, mit persönlichen Hinweisen und einer Widmung Fritz Spielmanns vom Mai 1994. Titelsong für das japanische Animations-Me- Girls!“ verwendete Song „I Don’t Want To“ lodram „Shonen Sarutobi Sasuke“ (in USA brachte ihn wieder auf die Erfolgsstraße

„Magic Boy“, 1960) und der von Elvis Presley zurück. „The Stingiest Man in Town“ ent- Foto: Archiv Rudolf Ulrich 1962 in Paramounts Musikfilm „Girls! Girls! zückte auch auf der Bühne, am 22. Dezem- Filmplakat zu »Magic Boy« (1960)

Einige Links zu Fritz Spielmann auf Youtube Instant Love, gesungen von Doris Day Shepherd Serenade, gesungen von Bing Crosby (1941) http://www.youtube.com/watch?v=7EG5-UCD678 http://www.youtube.com/watch?v=JhyYRQwMrvg If Love Is Good To Me, gesungen von Nat King Cole Merry Christmas, gesungen von Judy Garland (1949) http://www.youtube.com/watch?v=-2KuJYnvauc http://www.youtube.com/watch?v=kUEHM6NutKk Tom Thumb "This Is My Song" Spring Came Back To Vienna (Luxury Liner-1948) http://www.youtube.com/watch?v=XuEFRC7YG6M Finale, gesungen von Jane Powell & Lauritz Melchior Paper Roses, gesungen von Maureen Evans http://www.youtube.com/watch?v=-VbwiQEaq80 http://www.youtube.com/watch?v=xNRZTK2iND4 One finger melody, gesungen von Frank Sinatra I Don't Want To, gesungen von Elvis Presley http://www.youtube.com/watch?v=zfEP7Hk1iqk http://www.youtube.com/watch?v=EPKtCR3-M-o A Purple Cow, gesungen von Doris Day You Won't Forget Me, gesungen von Shirley Horn http://www.youtube.com/watch?v=GmDOWBPPAhg http://www.youtube.com/watch?v=ZUWNhW-WNEI

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 117 Serie »Österreicher in Hollywood«

halten, ist unverständlich und ein Makel im Kulturgeschehen des Landes5). „ 1) Es war Fritz Spielmann nicht geglückt, seine Eltern aus Österreich herauszuholen und vor den Nazischergen in Sicherheit zu bringen. Nach Kriegsende ergaben seine Ermittlungen, daß bis auf ihn und zwei Cousins seine Eltern und nahe Verwandte in einem Vernichtungsla- ger der Nationalsozialisten Opfer der Shoa ge- worden sind. 2) Der Schlager „Ich kann nicht mehr länger allein sein“ wurde später von den Nazis aus dem Film herausgeschnitten. 3) G. Fetter – Pseudonym der Autorin Grete Fet- ter Felsing. 4) Der Song „Paper Roses“ von 1960, gesungen von Anita Bryant, wurde 1973 in der Inter- pretation von Marie Osmond erneut ein unge- ahnter Erfolg, der sich wochenlang auf Platz Eins der Hitparaden hielt und neben einer ASCAP-Auszeichnung eine „Grammy“-Nomi- nierung erzielte.. 5) Die Kurzbiografie ist eine Hommage an Fritz Spielmann. Die Abbildungen mit Kermit Goell und zum Film „Luxury Liner“ entnahm ich dafür der Orpheus Trust-Edition zum „Fritz Spielmann Festival“ von 1998. r.u. – Mitglied Orpheus Trust it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe-

Foto: Archiv Rudolf Ulrich kannten oder Vergessenen und den darüber- Poster zur romantischen MGM-Komödie »Luxury Liner« von 1948, produziert von Joe hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Pasternak, ein Filmhit in Technicolor mit einem reizenden Plot und einer Fülle an chischer Filmkünstler musikalischen Nummern, wofür das Studio berühmt war. im Zentrum der Welt- abend in der Carnegie Hall. Er starb, in letz- Korrespondenz sowie persönlichen Gegen- kinematographie ge- ter Zeit erblindet, am 21. März 1997 in sei- ständen, die zunächst im Literaturhaus Wien widmet: „Alles, was nem Domizil an der West End Avenue in einen bleibenden Platz erhielten und Fritz an etwas erinnert, ist Manhattan, nach der Kremierung wurde die Spielmanns erfolgreiches und erfülltes Mu- Denkmal“, schließt Asche wunschgemäß an seinem langjährigen sikerleben in den drei Zentren Wien, New der Autor. Sommerwohnsitz East Jewett in den nörd- York und Hollywood umfassend dokumen- Rudolf Ulrich und lich von New York gelegenen Catskill Moun- tieren sollten. Nachdem der Verein aufgrund der Verlag Filmar- tains verstreut. unerfüllter Forderungen nach Subventions- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Am Ende seines bewegten Lebens erhöhung aus Bundesmitteln am 31. August Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, in wünschte sich Fritz Spielmann, daß sein 2006 der Auflösung anheim fiel, wurde der den kommenden Monaten im „Österreich Nachlaß in Wien aufgenommen und der Öf- Großteil des Nachlasses unter Außeracht- Journal“ einige Persönlichkeiten aus dem fentlichkeit zugänglich gemacht würde. lassung der Übernahme-Wünsche österei- Buch „Österreicher in Hollywood“ kennen- Orpheus Trust, 1996 in Wien als „Verein zur chischer Institutionen der Akademie der zulernen. Erforschung und Veröffentlichung vertriebe- Künste in Berlin überlassen. Ein Teilnachlaß ner und vergessener Kunst“ gegründet, si- lediglich in Doubletten- und Kopienform be- Rudolf Ulrich cherte 1998 die umfangreiche Hinterlassen- findet sich in der Wien-Bibliothek. Daß man „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, schaft des Emigranten, 33 Kisten mit Manu- in Österreich, beziehungsweise der Metro- zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- skripten, Fotos, Auszeichnungen, Briefen, pole und Kunststadt Wien nicht in der Lage terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; Bild- und Tonmaterial, Notenhandschriften, war, dieses wichtige nationale Konvolut zu http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 118 ÖJ-Reisetip Ausgezeichnete Bergberührungen Millstätter See Höhensteig erhält das Österreichische Wandergütesiegel Foto: MTG GmbH - steve.haider.com Das Granattor: Hoch oben auf der Millstätter Alpe thront der mächtige Durchgang, der die »Blutstropfen der Nocke« durch seine Füllung mit Tonnen von Granatgestein ehrt. Gleichzeitig öffnet es einen faszinierenden Blick über den Millstätter See. indrucksvolle Berge, weite Seeblicke, Kriterien zu erfüllen, die von der Beschaf- gie zugeschrieben wird. Der gesamte Weg Espannende Geschichte(n): Bei einer Wan- fenheit des Wegs bis hin zur landschaftlichen läßt sich in 13 Tagen mit Etappen von bis zu derung auf dem Millstätter See Höhensteig Dramaturgie reichen. Die Route zeichnet sich acht Stunden erwandern. Und als Erinnerung entdecken Besucher zu Fuß den Charakter etwa durch attraktive Logenplätze, Einkehr- nehmen sich die Wanderer einen „Feuerstein der Destination um den Millstätter See. Für möglichkeiten, eine verständliche Beschil- der Liebe“ mit nach Hause, wie der funkeln- seine hohe Qualität und seinen Erlebniswert derung und umfassende Serviceleistungen de Granatstein auch genannt wird, der Wan- erhielt der Weg nun das Österreichische wie Wanderkarten und Transportservice aus. derern auf vielen Pfaden entgegenstrahlt. Wandergütesiegel. Damit honoriert die „Ver- „Das Wandergütesiegel macht die Qualität Der Wanderführer ist im Infocenter Mill- einigung zur Qualitätssicherung für Wan- des Millstätter See Höhensteigs deutlich, der stätter See in Seeboden kostenlos erhältlich. dern in Österreich“ das umfassende Wander- die Erlebnisareale um den See harmonisch erlebnis am Millstätter See Höhensteig, das verbindet und das Wesen der Destination mit Package »Vom Granattor die „Magie des Gehens“ – so das Credo des ihren Berg- und Seeberührungen® auf Schritt zum Sternenbalkon« Vereins – eindrucksvoll erlebbar macht. Der und Tritt erfahrbar macht“, meint Wilhelm  Drei Nächte in einer Unterkunft rund um Höhensteig darf sich nun als einziger Weit- stolz. den Millstätter See, wanderweg Kärntens und als einer von drei  Wanderung zum Granattor inkl. Hütten- Mehrtageswegen österreichweit mit der be- Entdeckungsreise zu Berg und See einkehr auf der Lammersdorferalm mit gehrten Auszeichnung schmücken. Auf einer Länge von 200 km führt der Käseverkostung aus der Almsennerei, Höhensteig in acht Etappen rund um den  Picknick bei Sonnenuntergang am Ster- Umfassendes Wandererlebnis Millstätter See – vorbei an acht eindrucks- nenbalkon, mit Spezialitäten der Mir- Das Siegel wurde im Rahmen der Ferien- vollen Plätzen: Da geht´s auf 600 bis 2600 nockbauern und messe Wien am 16. Jänner von Obmann Höhenmetern zum kunstvollen Granattor,  Eintritt ins Granatium, die Erlebniswelt Reinhard Ferner und Geschäftsführer Sieg- das dem Granatstein als regionale Ressource rund um den Granatstein, inkl. „Schürf- hard Preis an Maria Wilhelm, Geschäftsfüh- ein Denkmal setzt, zum Sternenbalkon, einer recht“ und Veredelung des Granatsteins. rerin der Millstätter See Tourismus GmbH, Aussichtsplattform, die den Blick über den Den jeweils günstigsten Pauschalpreis und übergeben. Um die Auszeichnung zu erhal- See eröffnet, zu den Wegen der Salamanca weitere Informationen und Angebote finden ten, hatte der Millstätter See Höhensteig, der oder zum Weltenberg Mirnock, dem als Sie auf 2014 sein fünfjähriges Jubiläum feiert, 95 „Gipfel der Kraft“ seit jeher besondere Ener- http://www.millstaettersee.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 119 ÖJ-Reisetip Auf der sportlichen Spur ins Glück Langlaufen in Oberösterreich – Naturgenuß in allen Facetten Foto: OÖ.Tourismus/Erber Echte Höhenloipen finden sich – zum Beispiel – im Skigebiet auf der Wurzeralm in Spital am Pyhrn. berösterreich ist den Fans des Skilang- Einrichtung – das Nordische Zentrum Böh- der spielerisch mit dem Langlauf vertraut. Olaufes längst ein Begriff. Denn mit der merwald. Auf einem Hochplateau in 1000 http://www.oberoesterreich.at/oesterreich/poi/430009936/nordisches-zentrum-boehmerwald-schoeneben.html?h=33 atemberaubenden Vielfalt seiner Winterland- Metern Seehöhe gelegen, erstrecken sich schaften ist es bestens geeignet für das zwischen den Orten Schöneben und Grün- »Run & Win« im Mühlviertler Kernland genussreiche Gleiten über bestens präparier- wald die schönsten Waldloipen der Region. Auch weiter östlich ist in den Hügeln des te Loipen. Sportler, die dem nordischen Ver- Ausgangspunkt des Netzes, das mehr als 80 Mühlviertels sportliches Dahingleiten ange- gnügen gerne in Wald und Flur nachgehen Kilometer zweispurige Loipen umfaßt, ist sagt. Zum Beispiel im Mühlviertler Kern- und die sanfte Hügelkuppen vorziehen, sind die Böhmerwald Arena in Ulrichsberg/ land, wo eine übersichtliche Beschilderung in der von Granit geformten Welt des Mühl- Schöneben. Sie bietet mit Umkleideräumen, sicher den Weg durch 220 Loipenkilometer viertels bestens aufgehoben. Wer aber seine Sportverleih, Gastronomie und Sanitäranla- weist. Mit dem Loipengewinnspiel „Run & Runden gerne dort zieht, wo von oben mar- gen die optimale Infrastruktur für Langläu- Win“ können die Sportler einen Beitrag zur kante Bergriesen grüßen und eine markante fer. Höhepunkt und Referenz an den Welt- Erhaltung der Langlaufloipen beitragen und Tallandschaft die Kulisse bildet, der sollte meister und Olympiasieger zugleich ist die gleichzeitig voll auf der Gewinnerseite sein. sich auf den Weg ins Salzkammergut oder in „Christian-Hoffmann-Loipe“. Auf 13 Kilo- Zu diesem Zweck wurden an den Einstiegs- die Pyhrn-Priel Urlaubsregion machen. metern zwischen Grünwald und Schöneben stellen Loipenautomaten aufgestellt, an http://www.oberoesterreich.at/aktivitaeten/winter/langlaufen.html können Langläufer in die Spur des Profis denen gegen einen geringen Unkostenbei- steigen. Speziell für den Nachwuchs wurde trag eine Tageskarte gelöst werden kann. Die Das Nordische Zentrum Böhmerwald übrigens die Spiel-Loipe „Spi-Lo“ einge- Karte ist gleichzeitig ein Los, das in jedem Die Ferienregion Böhmerwald im äußer- richtet. Auf einem abwechslungsreichen Fall gewinnt. Der Erlös von „Run & Win“ sten Nordwesten Oberösterreichs bietet pas- Rundkurs mit Schanze, Wellenbahnen, Tor- wird in die Loipenpflege investiert. sionierten Langläufern eine einzigartige lauf und anderen Hindernissen werden Kin- http://www.oberoesterreich.at/detail/article/langlaufregion-muehlviertler-kernland.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014 120 ÖJ-Reisetip

wobei jene durch das Naturschutzgebiet Koppenwinkel in Obertraun ein echter Höhepunkt für Freunde stiller Naturschön- heiten ist. Übrigens: Alle Langlaufgebiete im Inneren Salzkammergut sind mit dem kostenlosen Skibus bequem zu erreichen.

Langlaufen in der Urlaubsregion Pyhrn-Priel Die mächtigen Gipfel des Toten Gebirges und des Nationalparks Kalkalpen sind die Kulisse, in die sich Langläufer in der Pyhrn- Priel Urlaubsregion im Südosten Oberös- terreichs bewegen. Die 130 Kilometer be- stens gespurter Langlaufloipen verteilen sich auf vier verschiedene Höhenlagen, zwischen 600 und 1400 Meter Seehöhe. Echte Höhen- loipen finden sich zum Beispiel in Ober-

Foto: OÖ Tourismus Röbl weng und in den Skigebieten auf der Hut- Die Ferienregion Böhmerwald bietet passionierten Langläufern eine einzigartige terer Höss in Hinterstoder und auf der Einrichtung: das Nordische Zentrum Böhmerwald. Wurzeralm in Spital am Pyhrn. Besonders Etwa 180 Kilometer umfaßt zudem das von mehr als 50 Kilometern Langlaufloipen beeindruckend sind hier die malerischen Ge- Loipennetz auf der Mühlviertler Alm. Die durchzogen. Von hoch droben grüßen die birgspanoramen, die sich den Sportlern aus familienfreundlichen Loipen sind doppelt schroffen Zacken des Gosaukammes und den verschiedensten Perspektiven bieten. gespurt, für sportliche Langläufer stehen weiß verschneite Berghänge die Langläufer Die Talloipen hingegen führen immer wie- eigene Skating-Loipen zur Verfügung. drunten im Tal, wo gleitende Genießer ge- der an urigen Hütten und gemütlichen Gast- http://www.oberoesterreich.at/detail/article/langlaufregion-muehlviertler-alm.html nauso die passende Herausforderung finden häusern vorbei, die zur verdienten Rast ein- wie ehrgeizige Sportsleute, welche die harte laden. Zu internationalen Wettkampfehren Lebensgefühl Langlauf im Prüfung der fünf Kilometer langen Sport- brachte es darüber hinaus das Langlauf- und Inneren Salzkammergut loipe auf sich nehmen. Die attraktiven Tal- Biathlonzentrum in der Innerrosenau. Daß der Langlauf zu einem besonders loipen zwischen den Orten Bad Goisern und http://www.oberoesterreich.at/detail/article/langlaufregion-urlaubsregion-pyhrn-priel.html intensiven Lebensgefühl werden kann, das Obertraun runden das Angebot für Lang- Mehr zu Ihrem Urlaub in Oberösterreich: weiß jeder der sich die langen Langlauf- läufer im Inneren Salzkammergut noch ab, http://www.oberoesterreich.at bretter schon einmal in der Region Dach- stein-Salzkammergut angeschnallt hat. Hier finden sich mehr als 100 Loipenkilometer in allen Schwierigkeitsgraden, vor allem aber unvergleichliche Panoramablicke. Zum Bei- spiel im Höhenloipenzentrum von Bad Goi- sern mit dem bezeichnenden Namen „Pano- ramaNova“. Vier Loipen sind rund um den Predigtstuhl hier auf einer Seehöhe zwischen 1000 und 1200 Metern gespurt. Sie sind zwi- schen zwei und 7,5 Kilometer lang und im Schwierigkeitsgrad abgestuft von der für Anfänger und Genießer geeigneten Floh- wiesenloipe bis hin zur als „nordische Her- ausforderung“ titulierten Murenschleife. Die Lage auf der Sonnenseite des Goiserer Tales und die Anlage der einzelnen Loipen – die immer wieder den Blick auf das majestäti- sche Dachsteinmassiv freigeben – lassen eine Runde auf der PanoramaNova zu einem un- vergeßlichen Erlebnis werden. http://www.oberoesterreich.at/detail/article/langlaufregion-ferienregion-dachstein-salzkammergut.html Der zweite „Hot Spot“ des nordischen Skisports im Inneren Salzkammergut ist das

Gosautal. Das gesamte Tal, mit dem maleri- Foto: Höhenloipe Bad Goisern: OÖ.Tourismus, Himsl schen Wintersportort Gosau als Zentrum, ist Höhenloipe von Bad Goisern am Hallstättersee

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at