Steine erzählen Geschichte(n) geologische und archäologische Phänomene aus Niederhessen

Guten Abend, meine Damen und Herren, ich beginne mit einem Zitat: „Steine sind unsere Ahnen und unsere Lehrmeister, sie lehren uns Kraft, Geduld und Ausdauer“. Diese poetischen Gedanken habe ich als Kommentar auf der Internetseite „Der Steinflüsterer“ gefunden. Sie sprechen eine eher unbewusste emotio- nale Verbindung oder eine besondere Beziehung zwischen Mensch und Steinen an.

Steine sind nämlich nicht nur Baumaterial – z. B. der Backstein – oder ein Vermögenswert, wie die Edelsteine. Von Steinen kann ein außergewöhnlicher Reiz, ja ein Zauber, ausgehen. Ein Blick in die Vorgärten lehrt, Steine sind nicht nur dekorative Elemente, der Mensch scheint in ihnen ganz offensichtlich auch ein Sinnbild für Dauerhaftigkeit, Unabänderlichkeit und Zuverlässigkeit zu sehen.

Steine finden wir in jedem Park – als Kunstwerk oder als Symbol für Harmonie und Ausge- wogenheit, wie diese symbolischen fünf Finger einer Hand. Den an sich unpersönlichen Steinen wird manchmal eine neue Rolle zugewiesen, als Gedenkstein etwa, der die Erinne- rung an bestimmte Ereignisse wach halten soll. Dort wo wir unsere Verstorbenen zur letzten Ruhe betten, sind Steine Orte der Besinnung und des Gedenkens.

Steine standen auch schon im Mittelpunkt einer spektakulären Kunstaktion der „Stadtverwal- dung“ von Joseph Beuys auf der Documenta 1982.

Viele Menschen glauben an die heilende Kraft von Steinen oder an Steine als Glücksbringer. Heilsteine haben Konjunktur und einen großen Markt mit wachsenden Umsätzen. Steine können somit als Ausdruck der Skepsis gegenüber der herkömmlichen Medizin und der Sehnsucht nach Glückseeligkeit gedeutet werden.

Sie finden das Wort „Stein“ in vielfältigen Begriffszusammenhängen in unserer Sprache. Die hier gezeigten Beispiele erheben durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ein altes, heute fast ausgestorbenes, Handwerk widmete sich der Umformung kantiger Stei- ne in Kugeln, nämlich die Stein- oder Kugelmühle. Ich denke, der ein oder andere von ihnen wird sich noch an die beliebten Murmeln aus seiner Kindheit erinnern.

Ja und er wurde durch einen Stein berühmt, den Marmorstein – damm, damm. Aber auch in jüngerer Zeit werden Steine besungen, etwa vom Rapper Sido.

Die Steine, meine Damen und Herren, die ich ihnen jetzt vorstellen will, wollen einerseits über historische Vorgänge berichten, aber auch Geschichten erzählen. Sie werden über erdgeschichtliche Entwicklungsprozesse informieren, Episoden aus der Urgeschichte der Menschheit mitteilen, historische Begebenheiten referieren und so manche Legende oder Anekdote zum Besten geben.

Die Stand- oder Fundorte unserer Steine liegen im unteren Edertal, an der Schwalmmün- dung und im Tal der Elbe zwischen Naumburg und Fritzlar. Zwei „Ausreißer“ stammen von der Gudensberger Kuppenschwelle und der Schwalmpforte.

Lassen wir nun den ersten Stein zu Wort kommen.

Am Fuße des 450 m hohen Hammelrückens im waldeckschen Langen Wald, liegt die Quelle der Elbe. Gemeint ist nicht der bekannte große deutsche Strom, sondern ein kleines Flüss- chen – eher ein Bach –, der bei Fritzlar in die mündet. Durch ein schmales Waldtal 2 fließt die Elbe in nordöstlicher Richtung bis nach Ippinghausen, wo sie nach Süden umbiegt. Sie passiert den Vulkankegel des Weidelsberges und schlängelt sich durch ein liebliches Wiesental unterhalb des Mühlholzes.

Hier nun – nördlich von Naumburg – finden wir, im lichten Buchenwald verborgen, unseren ersten Stein. Ein mächtiger Sandsteinfelsen liegt auf dem Hangfuß. Er trägt den Namen Bildstein. Diese geologische Sehenswürdigkeit wurde als Naturdenkmal unter Schutz ge- stellt.

Wie kam dieser freiliegende Felsen dorthin?

Unsere Vorfahren glaubten, der Teufel oder Riesen hätten ihre Hände im Spiel gehabt, denn Steinwurfsagen ranken sich um diesen großen Felsblock. Die Legenden um Steinwürfe sol- len später von anderen Steinen geschildert werden. Der Bildstein soll uns von seinem Ur- sprung am Beginn des Erdmittelalters, dem Mesozoikum, erzählen.

Damals sah die Erdoberfläche noch völlig anders aus als heute. Der Superkontinent Pangaea vereinte die gesamte Landmasse der Erde. Am Ende des Erdaltertums, im Perm, begann er, auseinander zu brechen, und das Ur-Mittelmeer, die Tethys, drang von Osten in den Urkontinent ein. Das führte zu Dehnungen der Erdkruste, so dass ein riesiges von Eng- land bis nach Weißrussland reichendes Becken – das Germanische Becken – entstand. Hochländern und hohe Gebirge umrahmten diese Senkenzone.

Wir befinden uns erdgeschichtlich in der Epoche des Bundsandsteins, des ältesten Ab- schnitts der geologischen Periode der Trias. Sie dauerte von etwa 251 Mio. Jahren bis etwa 242 Mio. Jahren vor unserer Zeit.

Die Festlandgebiete Mitteleuropas lagen damals im Bereich der nördlichen Randtropen in Äquatornähe. Das Klima war deshalb im Sommer subtropisch heiß und wüstenhaft. Die Win- ter dagegen waren kühl und trocken. Monsunartige Regenfälle überschwemmten periodisch die weiten Ebenen, um dann wieder langen Trockenzeiten zu weichen. Seen und Tümpel existierten meist nur zeitweise. Die Tethys drang immer einmal in das Becken ein, überflutet weite Teile und schuf sumpfige Flachwasserlagunen.

In feuchten Niederungen oder Flussoasen wuchsen neben Nadelhölzern Palmfarne, Bär- lappgewächse, baumgroße Schachtelhalme und Koniferen und vereinzelt auch Ginkoge- wächse. Pfeilschwanzkrebse, Lungenfische und Strahlenflosser tummelten sich in Wasser- stellen. Krokodilähnliche Amphibien, Froschlurche und frühe Saurier lebten in und an den flachen Lagunen.

Sie haben im Mittleren Bundsandstein unseres Raumes ihre Fährten hinterlassen. In einem Steinbruch im Stadtwald von Wolfhagen bargen Geologen eine Vielzahl zum Teil hervorra- gend erhaltener Saurierspuren.

Ein besonders gut erhaltener Fährtenabdruck des Wolfhager Ur-Handtieres zeigt hinten den Fuß- und vorn den Handeindruck der linken Extremitäten. Deutlich sind seine Schuppen zu erkennen. So etwa könnte der Landlebende Vorfahre der heutigen Krokodile, der diese Spu- ren hinterließ, ausgesehen haben.

In diesem aufgelassenen Steinbruch südwestlich von Martinhagen sind 1999 Sandsteinplat- ten mit Sedimentstrukturen entdeckt worden. Einige sind durch Saurierfüße entstanden, die durch den weichen Sand glitten. Der Saurierfuß erzeugte lang gezogene Spuren. Auf dem rechten Bild wurde das Fußskelett eines Reptils aus der unteren Trias über die Spur gelegt. Es verdeutlicht, dass die Schleif- und Rutschmarken auf der Sandsteinplatte von Martinha- gen mit den einzelnen Zehen des Skeletts korrespondieren. Geologen deuteten den Befund 3 so, dass ein Saurier in einer flachen Wasserrinne paddelte und seine Extremitäten nur noch teilweise mit dem sandigen Untergrund in Berührung kamen.

Doch zurück zum Germanischen Becken und zum Ursprung unseres Bildsteines.

Starke Stürme trugen feine Sedimente der Randgebirge in Richtung des Zentrums des Ger- manischen Beckens und lagerten sie hier ab. Mäandrierende Flussläufe, die nur episodisch Wasser führten, durchzogen die Sandwüste und lagerten den mitgeführten Verwitterungs- schutt in Delta-Landschaften und Schwemmfächern ab.

So türmten sich im Laufe von 10 Mio. Jahren immer neue Schichten von Sanden, Schluff und Tonen aufeinander, füllten das Becken und erreichten eine Mächtigkeit von bis zu 1.000 Metern. In diesen Sandsteinschichten steckte einst auch der Bildstein.

Die Epoche des Bundsandsteins gliedert sich nach unterschiedlichen Färbungen und Kör- nungen der Gesteinsablagerungen in den Unteren, Mittleren und Oberen Bundsandstein. Sie werden wiederum in so genannte Folgen unterteilt, die Ortsnamen aus dem Reinhardswald, dem Solling und dem Waldecker Land tragen.

Unser Bildstein entstammt der Sollingfolge, die heute vor allem im Raum Naumburg zutage tritt. Noch präziser gesagt geht es um die Untereinheit der Wilhelmshausener Schichten. Sie sind 25 bis 60 m mächtig und liefern einen weißlich bis mittelgrauen, mittelkornigen Sand- stein.

Kaum war das Germanische Becken mit Sedimenten gefüllt, setzten Wind, Wasser und Frost ihre Zerstörungsarbeit in Gang. Durch die Erosion wurde die Landoberfläche allmählich aus- geräumt. Ihre Kräfte formten einzelne Sandsteinfelsen in Form steiler Klippen oder blockarti- ger Tische, wie den Rauenstein bei Bründersen oder den Riesenstein bei Heimarshausen, der uns später noch begegnen wird.

Auch unser Bildstein ist so entstanden. Nicht Riesen haben ihn auf den Hang am Mühlholz bei Naumburg geworfen, sondern er ist als Rest einer ursprünglich mächtigen Sandstein- schicht erhalten geblieben. Er hat den Kräften der Verwitterung und Abtragung bis heute standgehalten.

Dies wird aber nicht immer so bleiben, denn die Erosionskräfte nagen bereits an ihm. An seiner Wetterseite kann man gitter- oder wabenartige Strukturen erkennen. Sie sind typisch für die Verwitterung des Bundsandsteins. Es mag also noch etliche hunderttausend Jahre – vielleicht auch mehr als eine Million – dauern, ehe der Bildstein verschwunden sein wird. Sein Verwitterungsschutt und sein Sandsteinstaub werden von Wasser und Wind an anderer Stelle wieder abgelagert und so dazu beitragen, neue Gesteinsschichten aufzubauen. „Kreis- lauf der Gesteine“ heißt die Geschichte, die uns der Bildstein zu erzählen weiß.

Mit unserem nächsten Stein wollen wir noch ein wenig im erdgeschichtlichen Zeitalter ver- weilen.

Aus dem Tal der Eder ragt östlich von Gensungen die weithin sichtbare – von einer Burgrui- ne bekrönte – Kuppe des Heiligenberges empor. Der von seinem Fuße zum Gipfel führende Wanderweg bringt uns am Nordhang des Berges zu unserem Stein oder genauer gesagt zu mehreren Moosbewachsenen Steinblöcken. Imposant erheben sie sich aus dem Waldboden.

Alteingesessene Gensunger wissen zu berichten, dass hier einst ein großer, zusammenhän- gender, massiver Basaltfelsen aus dem Berghang herausragte. Er wurde gesprengt als man den Weg zum Berggipfel anlegte.

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Als die Hänge des Heiligenberges bis zur Mitte des 19. Jh. noch kahl und nur von Wachol- der, Haselsträuchern und wilden Kirschen bewachsen waren, muss dieser Steinblock einen noch weit wuchtigeren Eindruck hinterlassen haben. Es kann deshalb nicht verwundern, wenn in früheren Zeiten die Menschen glaubten, ein Riese oder gar der Teufel habe diesen Steinbrocken hierher geschleudert. Er trägt im Volksmund deshalb den Namen „Teufelskan- zel“.

Der Archivar und Historiker Georg Landau schrieb 1860, auf dem Heiligenberg habe eine altgermanische Kultstätte gestanden. Später wurde sie in einer heimatgeschichtlichen Ab- handlung mit der „Teufelskanzel“ in Verbindung gebracht. Sie habe nach indogermanischem Brauch der Götterverehrung gedient. Von der Teufelskanzel soll ein unterirdischer Gang zum nahe gelegenen Kloster Eppenberg/Karthause und von dort weiter bis zum „Riesenstein“ bei Wolfershausen geführt haben. Ein Felsspalt an der Teufelskanzel soll davon noch heute Zeugnis ablegen.

Historische und in den letzten Jahren auch archäologische Forschungen brachten aber neue Erkenntnisse. Im 5. Jh. bis zum frühen 4. Jh. v. Chr. hat auf dem Heiligenberg eine befestigte Höhensiedlung gestanden. Fünf Bronzefibeln und zahlreiche Bronzeschmuckfragmente, da- runter mehrere Arm- und Halsringe, deuten darauf hin, dass ihre Bewohner wohl zu einer sozialen Elite gehörten. Die Höhenbefestigung dürfte eine zentralörtliche Funktion für die laténezeitlichen Siedlungen im unteren Edertal wahrgenommen haben.

Die altgermanische Kultstätte müssen wir also ins Reich der Fabel verweisen. Was hat es aber dann mit den Steinblöcken der Teufelskanzel auf sich?

Die Felsen der „Teufelskanzel“ bestehen aus mit einer zwar stark verwitterten aber noch deutlich erkennbaren säulenartigen Struktur. Diese Merkmale deuten auf den vulkani- schen Ursprung des Heiligenberges hin.

Das Miozän – eine geologische Epoche der jüngeren Erdgeschichte vor 23 Mio. bis 5 Mio. Jahren – muss im wahrsten Sinne des Wortes als ein sehr bewegter geologischer Zeitab- schnitt bezeichnet werden. Die Afrikanische Platte stieß mit der Eurasischen Platte zusam- men. Hierdurch falteten sich das Atlasgebirge, die Alpen und die Karpaten auf.

Diese Gebirgsfaltungen waren von starkem Vulkanismus begleitet. In Mitteleuropa bildete sich ein etwa 700 km langer Bogen mit Vulkangebieten aus. Er erstreckt sich von der Eifel bis nach Niederschlesien. Der größte deutsche Vulkan, der Vogelsberg, türmte sich auf.

Zur gleichen Zeit regte sich auch im nördlichen Hessen der Vulkanismus im Habichtswald, am Meißner und im Knüll. Die Gesamtzahl der Vulkane in Niederhessen wird auf einige hun- dert geschätzt. Östlich von Schwalm und Eder erstreckt sich eine fast geschlossen erschei- nende Reihe von Basaltkegeln mit dem Harler Berg im Süden bis zum Heiligenberg und dar- über hinaus im Norden.

Seit dem Ende der vulkanischen Aktivitäten vor etwa 10 Mio. bis 7 Mio. Jahren nagen die Erosionskräfte an den aufgetürmten Gesteinsmassen. Der harte Basalt hat den abtragenden Kräften stärker widerstanden als die weichere Umgebung aus Sedimentgesteinen. Darum wurden die mit Basalt gefüllten Schlote zu Bergkuppen herausmodelliert. Sie prägen heute das Landschaftsbild Nordhessens.

Wir dürfen uns den Vulkanismus nicht nur als Lava und Asche speiende Berge vorstellen. Lavaströme treten vielmehr auch durch Gänge und Spalten aus. Als glühende zähflüssige Masse fließen sie den Vulkanhang hinab. Kühlt die Lava langsam ab, zieht sie sich zusam- men und zerspringt während des Abkühlungsprozesses. So bilden sich Basaltlavasäulen.

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Damit kommen wir zum Ende der Geschichte unseres Steines vom Nordhang des Heiligen- berges. Nicht der Teufel hat ihn hierher geschleudert, sondern er entstand vor vielleicht 20 Mio. Jahren beim Abkühlen von Lavaströmen, die den Vulkanhang des späteren Heiligen- berges hinunter flossen.

Wir verlassen nun den Heiligenberg und wenden uns nach Südwesten und erreichen südlich von Rhünda einen in Terrassen gegliederten, zur Schwalm hin abfallenden Basaltrücken. Auf der Terrasse des unteren Hangbereiches sehen wir eine kleine Geländeerhebung, den „Ameisenkuppel“.

Auf den Äckern rund um den „Ameisenkuppel“ las Alfred Pflüger, ein Hobbyarchäologe und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte Gensungen, in den 1980er und 1990er Jahren umfangreiches urgeschichtliches Fundmaterial auf. Darunter befinden sich auch jene Steine, die uns jetzt ihre Geschichte erzählen wollen.

Ihre Form ähnelt Blättern; Weidenblättern – Buchenblättern – oder Lorbeerblättern. Sie wer- den deshalb Blattspitzen genannt. Es handelt sich aber nicht um natürliche Gesteinsbildun- gen, sondern um von Menschenhand geschaffene Steinwerkzeuge. Man darf sie zweifellos als Spitzenprodukte der Steinbearbeitungstechnik bezeichnen.

Unsere Blattspitzen sind aus Kieselschiefer oder Feuerstein – oft mit einer weißen marmo- rierten Patina – geschaffen worden.

Blattspitzen können sowohl aus Kernsteinen als auch aus Abschlägen angefertigt worden sein. Bei den Abschlägen wurde meist die sog. „Levallois-Technik“ angewandt. Hierbei wird der Steinkern durch umlaufende Abschläge an der Seite und auf der Oberfläche präpariert, um am Schluss durch einen gezielten Schlag den formgerechten Abschlag zu gewinnen. Dieser kann dann weiter verarbeitet werden.

Blattspitzen sind in der Regel beidseitig, mehr oder weniger flächenretuschierte, flache Werkzeuge mit zumindest einem spitz retuschierten Ende. Zur Flächenbearbeitung verwen- dete der Frühmensch Schlagsteine und sog. Retoucheure aus Geweih, Knochen oder Hart- holz. Die flache Retusche entstand durch das Abdrücken feiner hauchdünner Splitter.

Die Blattspitzen aus Rhünda und Harle zeigen ein breites Formenspektrum. Es kommen breit zungenförmige Spitzen mit leichter Schulterung, solche mit einer schwach ausgebilde- ten schaftzugenartigen oder gerader bis schräger Basis vor.

Besonders hervorzuheben sind Jerzmanovice-Spitzen – benannt nach einem Fundort in Po- len – aus weiß patiniertem Feuerstein.

Die Frage wer diese kunstfertigen Steinwerkzeuge hergestellt hat, lassen unsere Steine un- beantwortet. Nach dieser Werkzeugform ist eine Kulturerscheinung – die Blattspitzengruppe – benannt. Am Ende des mittleren Abschnittes der Altsteinzeit – dem Mittelpaläolithikum – bzw. am Beginn des Jungpaläolithikums, des jüngeren Abschnittes der Altsteinzeit vor etwa 50.000 bis 35.000 v. Chr., herrschte ein eher kühles Klima mit mehreren markanten Kälte- einbrüchen.

In diesem Zeitraum wanderte der moderne Mensch, der Homo sapiens sapiens, aus Afrika nach Mitteleuropa ein. Er löste den Neandertaler ab, der über 250.000 Jahre lang in Mittel- und Südeuropa verbreitet war. Aus dem älteren Mittelpaläolithikum und dem frühen Jungpa- läolithikum sind nur sehr wenige menschliche Skelettfunde bekannt. Deshalb wissen wir nicht genau, ob der Neandertaler oder der moderne Mensch die Blattspitzen herstellte.

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Sie sind typologisch aus dünnen, schlanken Faustkeilen, Keilmessern oder Faustkeilblättern hervorgegangen. Der Ursprung aus mittelpaläolithischen Artefakten spricht eher dafür, im Neandertaler den Schöpfer der Blattspitzen zu sehen.

Grundsätzlich werden zwei Verwendungsweisen für Blattspitzen angenommen, als Waffen- bewehrung oder als Messer. Gerade die gestielten Blattspitzen aus unserem Raum spre- chen für eine Funktion als Lanzen- oder Speerspitze.

Die Blattspitzengruppe war vor allem in Mittel- und Osteuropa sowie in Südosteuropa ein- schließlich der Türkei verbreitet. Reiche Vorkommen kennen wir aus Mähren, der Slowakei und aus Polen sowie aus Ungarn und Bulgarien. Weiter westlich reicht die Verbreitung über die Beneluxländer bis ins südliche Großbritannien. In Deutschland finden wir Blattspitzen entlang der Donau in Bayern, mit wenigen Exemplaren in Baden-Württemberg und vor allem In Hessen.

Es ist also eine durchaus spannende Geschichte, die unsere Steine von der „Ameisenkup- pel“ und ihrer näheren Umgebung zu erzählen wissen. Sie sind Teil einer nahezu europaweit vernetzten technokulturellen Entwicklung. Kenntnisse und Traditionen der Bearbeitungswei- se von Steinkernen und Abschlägen sind von den Menschen des späten Mittelpaläolithikums offenbar von Generation zu Generation und über weite Regionen hinweg weitergegeben worden.

Jene Menschen, die vor rund 40.000 Jahren an der „Ameisenkuppel“ lagerten, dort die Blatt- spitzen herstellten und den durch die Flussauen ziehenden Tierherden auflauerten, waren auf jeden Fall Zeugen eines fundamentalen kulturellen und ethnischen Umbruchs in der eu- ropäischen Altsteinzeit.

Von der „Ameisenkuppel“ aus kann man auf der gegenüberliegenden Seite des Edertales den Felsberger Stadtteil Lohre erkennen. In seiner Gemarkung ist unser nächster Stein ge- funden worden, der uns jetzt seine Geschichte erzählen will.

Nördlich oberhalb des Dorfes erstreckt sich eine weite Hochfläche, die von Felsberg im Os- ten bis nach Fritzlar im Westen reicht. Auf ihr liegt in der Lohrschen Gemarkung die Flur „Auf der Heide“. 1989 fand hier ein Landwirt aus Lohre bei der Feldbearbeitung eine schwere Steinaxt. Ihre Oberfläche ist sorgfältig geschliffen, in der Mitte der Axt befindet sich eine Hohlbohrung für den hölzernen Schaft. Der Nacken ist abgerundet.

Solche Äxte wurden während der Jungsteinzeit bei schweren Rodungsarbeiten oder zum Spalten von Holzstämmen benutzt. Allein anhand ihrer Form kann die Axt nicht exakt datiert werden. Äxte mit rundem Nacken stammen meist aus dem Jungneolithikum, also aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Diese vorgeschichtliche Epoche wird im nordmainischen Hessen nach dem Wartberg bei Kirchberg als Wartbergkultur benannt.

Die Siedlungen dieser Kultur lagen in der Regel auf gut zu verteidigenden Anhöhen. Die Wartberg-Leute gelten als Erbauer der Steinkammergräber. Die bekanntesten liegen bei Zü- schen und bei Gudensberg. Diese Kollektivgräber sind über Generationen hinweg zur Be- stattung der Toten einer Dorfgemeinschaft genutzt worden.

Der auf der ebenen Hochfläche nördlich von Lohre liegende Fundplatz unserer Axt entspricht nun aber gar nicht den Siedlungsanforderungen der Wartbergleute. Da die Axt als Einzelfund aufgelesen worden ist, kann sie nicht als Zeugnis für eine wartbergzeitliche Siedlung oder gar eines Grabes gelten.

Welche Geschichte verbirgt sich denn dann hinter unserer Steinaxt?

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Bei jeder Steinaxt, die nicht in eindeutiger Lage gefunden wird, muss man bedenken, dass sie als so genannter „Donnerkeil“ gebraucht und von weither verschleppt worden sein kann.

Der römische gelehrte Plinius der Ältere bezeichnete steinerne Äxte als wirkungsvolle magi- sche Gegenstände. Er erwähnt, dass diese Steine bei Magiern begehrt seien und nur an solchen Stellen gefunden werden, wo der Blitz eingeschlagen habe. Er nennt sie „ceraunia“, was so viel wie Donnerkeil oder eingeschlagener Blitz bedeutet.

Der Donnerkeilglaube scheint aber noch weiter zurück zu reichen. So sind jungsteinzeitliche Steinbeile oder -äxte als Beigaben in Urnengräbern der jüngeren Bronze- und älteren vorrö- mischen Eisenzeit gefunden worden.

Im Mittelalter schrieb Marbodus, Bischof von Rennes, dass der Besitz von „Donnerkeilen“ vor Blitzschlag schütze und sichere Seereisen, siegreiche Schlachten sowie süßen Schlaf und angenehme Träume garantierten.

Der Volksglaube weiß zu berichten, dass die „Donnerkeile“, nachdem sie sieben oder neun Klafter – also bis zu 15 Meter – tief in die Erde gefahren seien, in jedem Jahr wieder etwas emporsteigen würden. Im siebten Jahr seien sie so dicht unter der Oberfläche angekommen, dass ein Hahn sie ausscharren könne.

In seiner „Kleinen Weltbeschreibung“ aus dem 17. Jh. versuchte der aus Kirchhain stam- mende Gelehrte Happelius die natürliche Entstehungsweise der „Donnerkeile“ so zu erklä- ren:

„Der Keil entsteht aus der Materie, die mit den Dünsten in die Luft gezogen und da- selbst durch die Kraft des Versteinerungsgeistes in einen harten Stein verhärtet und verwandelt wird. […] Der Keil selber ist so hart wie Eisen, hat nicht allemal einerlei Gestalt und soll nachdem er seinen Schlag verrichtet, hernach großen Nutzen in der Arzeney haben.“

Kleine Mengen „Donnerkeile“ in pulverisierter Form wurden gegen verschiedene Krankheiten verabreicht. Im 17. Jh. sind sie von Medizinern als vortreffliches Mittel gegen Gelbsucht emp- fohlen worden. Bis ins 18. und 19. Jh. versprach man sich von der Einnahme des Steinpul- vers Linderung von Krämpfen oder Bauchschmerzen, die Senkung von Fieber und die Hei- lung von Epilepsie.

Bauern mischten einen „Donnerkeil“ unter das Futter von Ferkeln und Kälbern, damit das Jungvieh besser gedeihe.

Aus Hessen ist die Gepflogenheit überliefert, dass man „Donnerkeile“ auch als Geburtshelfer einsetzte. Man gab ihn der Kreißenden in die Hand, damit die Geburt des jungen Erdenbür- gers ohne viele Umstände und ohne Gefahr vonstatten gehe.

Außerdem wird berichtet, der Braut wäre bei der Hochzeit ein „Donnerkeil“ als Glücksbringer mitgegeben worden. Ähnliches ist beim Einzug in ein neues Haus überliefert. Beim Bau von Haus und Stall legte der Bauherr einen „Donnerkeil“ ins Fundament oder hängte ihn in den Schornstein. Böse Geister sollten auf diese Weise vertrieben werden.

Beim Säen trug der Bauer den „Donnerkeil“ zwischen der Saatfrucht im Tuch. Auch wurden die Steine gelegentlich zum Schutz und besserem Gedeihen der Saat im Acker vergraben.

Am häufigsten dienten die „Donnerkeile“ aber dazu, Blitzgefahr abzuwehren. Zu diesem Zweck hängte man ihn oft oben im First der Scheune an einen Nagel oder klemmte ihn zwi- schen Ziegel und Dachsparren. 8

Noch zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870 verlangten viele Soldaten in den Apotheken „Donnerkeile“, die sie gegen feindliche Kugeln schützen sollten.

Dabei hatte Johann Hermann Schmincke bereits 1714 in seiner Dissertation über eine Aus- grabung mehrerer Hügelgräber auf der Mader Heide bei Gudensberg durchbohrte Äxte als „Steinwaffen der alten Chatten“ bezeichnet. Er schreibt:

„Aber nun wird man fragen, was jener Stein bedeutet, der wie ein Hammer aussieht. Er bezeugt mit wünschenswerter Deutlichkeit auch den Gebrauch der übrigen Steine zu kriegerischen Zwecken. Nichts wird häufiger in den Grabhügeln gefunden als die- se Steine, so daß sie zweifellos als Waffen der Vorzeit anzusehen sind.“

Im Volk lebte dagegen der phantastische „Donnerkeil-Aberglaube“ weiter.

Unsere Steinaxt aus Lohre verrät uns also nicht wie sie auf den Acker der Flur „Auf der Hei- de“ gekommen ist. Aber ihre Geschichte der „Donnerkeile“ ist trotzdem überaus spannend.

Unser nächster Stein will uns sein wahres Alter nicht verraten. Er ist nämlich nicht sehr mit- teilsam, ihn umgibt eine „mysteriöse Sprachlosigkeit“. Aber es spricht viel dafür, ein jung- steinzeitliches Alter anzunehmen.

Ich spreche von dieser 5 ½ Meter breiten, 5 Meter hohen und etwa 1 Meter dicken Quarzit- platte, die rund 7,5 t wiegt. Sie steht etwa 1 Kilometer nördlich von Wolfershausen auf einem Ausläufer des Fuldaberges in einer Schleife der Eder. Die scheibenförmige Felsplatte wird „Riesenstein“ genannt und gehört zu einer Gruppe von neun niederhessischen Menhiren. Dieser aus der bretonischen Volkssprache entlehnt Begriff bedeutet soviel wie „langer Stein“.

Menhire sind von Frankreich über das nördliche Oberrheingebiet bis nach Mitteldeutschland verbreitet. Auch in Norddeutschland findet man diese aufrecht stehenden Steine. Besonders imposant wirken die in bis zu drei Kilometer langen Steinreihen angeordneten 3.000 Menhire von Carnac in der Bretagne.

Es muss früher auch in Nordhessen weit mehr Menhire gegeben haben. Durch die Flurneu- ordnung im 19. Jh., den Straßen- und Wegebau und die Mechanisierung der Landwirtschaft sind viele von ihnen beseitigt worden. Heute erinnern oft nur noch Flurnamen wie „Hünen- stein“ oder „dicker Stein“ an ihre ursprünglichen Standorte.

Der Menhir von Wolfershausen zog schon 1615 die Aufmerksamkeit Wilhelm Dilichs, des bekannten in Wabern geborenen Kartographen, Historikers und Künstlers, auf sich, der den „großen Stein“ auf dem Blatt Breitenau seiner Landtafeln der hessischen Ämter einzeichnete.

Von Menschenhand gebrochen, grob zugerichtet und mit einfachen mechanischen Hilfsmit- teln bewegt, wurde die Quarzitplatte an ihren Standort transportiert und aufgerichtet. Unsere Vorfahren glaubten dagegen – wie beim Bildstein und der Teufelskanzel –, Riesen hätten ihn auf den Hang bei Wolfershausen geworfen. Sagen wissen zu berichten, dass ein auf dem nahen Lotterberg lebender boshafter Riese die Klosterkirche Breitenau zerstören wollte. Doch von göttlicher Hand aufgehalten, sank der Felsblock schon vor der Ellenberger Höhe zu Boden.

Eine andere Version handelt von dem edlen Ritterfräulein Nagate. Die beiden Riesen Lothar vom Lotterberg und Kunibert vom Heiligenberg verliebten sich in sie. Der Vater wies aber beide ab. Kunibert entführte daraufhin seine Liebste des Nachts. Als ein Blitz die Nacht er- hellte, sah Lothar die Fliehenden und warf ihnen wütend einen Felsblock nach.

Das Alter des Menhirs von Wolfershausen lässt sich mit die üblichen archäologischen Me- thoden nicht bestimmen. Früher sollen bei Grabungen an seinem Fuße Knochen gefunden 9 worden sein. Sie sind aber verschollen. Datierbare Begleitfunde fehlen wie auch bei den an- deren nordhessischen Menhiren. Nimmt man westeuropäische Parallelen zu Hilfe, so dürften die langen Steine vom 4. Jahrtausend bis in die Frühbronzezeit errichtet worden sein. Sie werden in Niederhessen mit dem Phänomen der Großsteingräber der Wartbergkultur in Ver- bindung gebracht. Ihre Verbreitung deckt sich weitgehend mit der räumlichen Verteilung der Menhire. Allerdings sind Menhire noch nie im direkten Zusammenhang mit Megalithgräbern gefunden worden.

Zu welchem Zweck nahmen jungsteinzeitliche Siedler einen solch ungeheuren Arbeitsauf- wand auf sich, um lange Steine aufzustellen? Welche Funktion und Bedeutung hatten sie? Hierüber können wir nur spekulieren, denn der „Riesenstein“ schweigt hierzu.

Nach Analogien aus antiken Hochkulturen oder der Völkerkunde kann der Menhir als „See- lenstein“, quasi als Ersatzleib für die Seele Verstorbener gedeutet werden. Er wäre also eine Art „versteinerter Mensch“. Auch die Funktion als „Göttersitz“ oder Opferstätte ist denkbar. Menhire werden vielleicht mit Öl gesalbt und umtanzt worden sein. Opfer wurden ihnen dar- gebracht. Selbst profanere Bedeutungen wie Wegemarkierungen oder Begrenzungen der Einflusszone von Siedlungsgruppen können nicht ausgeschlossen werden.

Bis ins 19. Jh. hinein glaubten die Menschen an die Fruchtbarkeitsfördernde Wirkung der Menhire. Junge Frauen rieben ihre Körper am Stein oder rutschen an ihm herab, um so ih- rem Kinderwunsch nachzuhelfen. Mit der Christianisierung kam es häufig zu einer Umnut- zung der Menhire, indem sie mit christlichen Symbolen – etwa Kreuzen – versehen worden sind.

Eine kleine Gruppe von Menhiren ist von den Erbauern dekoriert oder mit Bild- und Zeichen- symbolen versehen worden. So trägt das Fragment eines pyramidalen Steins, der bei Feld- arbeiten auf einem Acker zwischen Istha und Martinhagen gefunden wurde, bildhafte Einrit- zungen. Im Zentrum erkennen wir einen eingravierten Kreis, der durch ein schräges Recht- eck geteilt wird. Darüber schließt eine ovale Einritzung an.

In diesem Zusammenhang sind auch die verzierten Steinstelen, die auf dem Fuldaberg bei Ellenberg – also ganz in der Nähe des Riesensteins – ausgegraben worden sind, zu nennen. Eine Stele trägt Reihen hervorgehobener stehender Dreiecke. Der rundbogenförmige Ober- teil der zweiten ist mit einer Fischgrätverzierung dekoriert. Diese Verzierungselemente wei- sen in die Glockenbecherkultur am Ende der Jungsteinzeit.

Verlassen wir nun das untere Edertal, um im Tal der Elbe unseren nächsten Stein zu treffen.

Südlich des Naumburger Stadtteils Altendorf engen die Bergrücken beiderseits der Elbe deren Bachlauf stark ein. Der Wanderer, der von hier aus zum 380 m hohen Heiligenberg bei Heimarshausen hinaufsteigt, sieht östlich vom Wege den Ziegenrück liegen. Unterhalb die- ser Bergkuppe ragt – im Wald versteckt – die schon angesprochene klippenartige Sand- steinformation des Riesensteins in die Höhe.

Seine Namensgleichheit mit dem Wolfershäuser Stein ist nicht ganz zufällig. Auch von ihm kennen wir Teufels- oder Riesensagen. Der Teufel soll auf einem Berg über Züschen geses- sen und zugeschaut haben, wie die Kirche in Naumburg von Tag zu Tag weiter emporwuchs. Sein Grimm und seine Wut steigerten sich bis er einen großen Felsbrocken ergriff und ihn nach Naumburg schleudern wollte. Er blieb aber an seinem Ärmel hängen, so dass der Fels auf dem Ziegenrück liegen blieb. Da ging der Teufel hin, setzte sich auf den Stein und weinte vor Zorn über den missglückten Wurf blutige Tränen. Noch heute glaubt man, am Riesen- stein erkennen zu können, wo der Teufel gesessen hat, und drei rote Flecken sollen von des Teufels Tränen herrühren.

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Eine andere Version dieser Steinwurfsage handelt von einem Riesen, der vom Homberger Schlossberg aus die Weidelsburg treffen wollte. Seine Kraft reichte nicht und sein Stein fiel unterhalb des Heiligenberges nieder. Aus Ärger setze er sich darauf, so dass der Eindruck seines Gesäßes noch heute zu sehen ist.

Der pittoresk geformte Monolith ist im Mittleren Bundsandstein entstanden und hat sich wahrscheinlich im Eiszeitalter von der schroff abfallenden Felskante gelöst. Heute steht er steil aufragend etwa 2 m von der Felswand entfernt. Die Abbruchkante bildet am Riesenstein einen schützenden Felsüberhang, ein sog. Abri.

Ausgelöst durch eine Raubgrabung legte ein archäologisches Team unter Leitung von Prof. Lutz Fiedler 1998/99 die Fläche unterhalb des Abris frei. Dabei wurde eine annähernd 2,50 m mächtige Folge stark gestörter Schichten dokumentiert. Anhand des Fundmaterials ließ sich aber trotzdem eine stratigraphisch gestützte Folge von Fundobjekten dokumentieren.

Das archäologische Fundgut beginnt mit einem Karabiner, der entweder am Ende des Zwei- ten Weltkrieges verborgen wurde oder von einem Wilderer hier versteckt worden ist. Neuzeit- liche Münzen, darunter drei aus dem Dreißigjährigen Krieg schließen sich an.

Eine aus Scherben zusammengesetzte Feldflasche aus heller Irdenware mit zwei Bandhen- keln könnte noch aus dem Spätmittelalter, eher aber aus dem 17. Jh. stammen. Zwei tumu- lusartige Messingknöpfe, von denen einer mit einem Flechtbandmotiv verziert ist, sind wohl ins Mittelalter zu stellen. Ins 11. Jh. gehört ein fast vollständig erhaltener Kugeltopf. Diese Gefäßform diente im Hochmittelalter als Kochtopf. Ein ähnliches aus Scherben zusammen- gesetztes bauchiges Gefäß mit einem breiten Linsenboden und einem abknickenden kräfti- gen Rand mit Deckelpfalz stammt aus dem 8. oder 9. Jh. n. Chr.

Aus den Jahrhunderten um Christi Geburt also aus der Vökerwanderungszeit, der Römi- schen Kaiserzeit und der Laténezeit wurden Gefäßscherben mit typischen Formen und Ver- zierungen sowie Spinnwirtel geborgen.

Die Bronzezeit ist durch eine Randscherbe mit schräg angeordneten Einstichen und ein tas- senartiges Gefäß vertreten.

Zu den bemerkenswertesten Fundobjekten gehören Gefäßfragmente vom Ende der Jung- steinzeit, d. h. aus der Mitte des 3. Jahtausends v. Chr. Es handelt sich um massive Rand- scherben sog. Riesenbecher und um solche mit Schnur-, Winkelband oder Ritzlinienverzie- rung. Hervorzuheben ist ein vollständig rekonstruierbarer Becher mit einer flächigen Tannen- zweigverzierung.

Der jüngere Abschnitt der Jungsteinzeit um 4.000 bis 2.800 v. Chr., ist durch einzelne Kera- mikscherben der Wartberggruppe und der Michelsberger Kultur vertreten. Stein- und Kno- chenartefakte können ohne genaue kulturelle Zuordnung nur allgemein in die Jungsteinzeit datiert werden.

Im tiefer liegenden Sediment des Abris konnte ein breites Fundspektrum von Steingeräten der Mittelsteinzeit freigelegt werden. Hierzu gehören sog. Mikrolithen, eine knöcherne Spitze sowie diverse Klingen, Lamellen, Abschläge und Kernsteine. Sie zeigen, dass Jäger und Sammler um 6.000 v. Chr. bei ihren Streifzügen das Felsabri des Riesensteines aufgesucht haben.

Wie sind nun diese vor- und frühgeschichtlichen Befunde zu deuten?

Die geringe Fundmenge der einzelnen Schichten bezeugt, dass der Platz am Riesenstein zu keiner Zeit als langfristige Wohnstelle, sondern stets als vorübergehender Unterschlupft ge- nutzt wurde. Man mag dabei an Wanderer, Waldarbeiter, Hirten oder Leute aus nahe gele- 11 genen Höfen oder Dörfern denken. C. von Buttlar aus Riede weist in einem Bericht an die Denkmalpflege von 1856 auf einen alten, längst in Vergessenheit geratenen Namen des Riesensteins hin, nämlich Hidenstein. Dieser Begriff kann mit dem Wort hiden in Verbindung gebracht werden, was soviel wie hüten bedeutet. Insofern lässt sich eine etymologische Ver- bindung zum Ausgrabungsbefund herstellen.

Es konnte nicht ausbleiben, dass die bizarre Felsform des Riesensteins Heimatgeschichtler mit mysteriös anmutenden Deutungen auf den Plan rief. So wird er für eine bedeutende germanische Kultstätte gehalten. Der Riesenstein sei die eigentliche Opferstätte einer größe- ren Anlage gewesen. Die schüsselförmige Mulde auf der Plattform des Riesensteins – das Gesäß des Riesen aus der Sage – sei eine Blutschale gewesen.

Andere Hobby-Heimatforscher halten den Riesenstein für ein vorzeitliches Sonnenobserva- torium. Die Sonne erscheine nämlich zur Sommer- und Wintersonnenwende im Schacht zwi- schen Felswand und Riesenstein. Unsere Vorfahren hätten zu den Sonnenwenden mit Um- zügen, Tanz, Musik und Mythen den Wechsel der Jahreszeiten gefeiert.

Wissenschaftlich sind solche Phantasie-Thesen nicht zu belegen. Der Grabungsbefund und der Fundstoff sprechen für eine profanere Ursache des Aufenthaltes der Menschen am Rie- senstein.

Um der Erzählung des nächsten Steines zu lauschen zu können, wechseln wir an die Schwalmmündung. Hier ragt der Rhündaberg als mächtiger Basaltkegel bis zur Höhe von 338 m aus dem Flusstal empor.

Und hier liegen sie nun, unsere Steine. Viele sind es, sie reihen sich wie ein flach gewölbter Wall am Rande des Gipfelplateaus entlang oder sie laufen geradewegs den Hang hinunter.

Was können sie uns erzählen?

Zunächst einmal berichten sie über die mehr als 100jährige Forschungsgeschichte dieser Wallanlage. Um die Wende vom 19. zum 20 Jh. erwachte das Interesse der Vorgeschichts- forschung an den auf Bergkuppen zu findenden Ringwälle.

Generalmajor a. D. Gustav Eisentraut, langjähriger Vorsitzender des Hessischen Ge- schichtsvereins, und der ehemalige Schiffsarzt Wilhelm Lange, Direktor der Hessischen Landesbibliothek, bestiegen 1905 den Rhündaberg und erfassten seine Wallanlage. Lange veröffentlichte 1913 die Ergebnisse und legte erstmals eine Planskizze mit dem vermeintli- chen Verlauf der Steinwälle vor.

1949 und 1954 suchte Rektor Rudolf Haarberg, ein engagierter, ehrenamtlicher, nordhessi- scher Heimatforscher, den Berg ab, legte eine Suchgrabung an und publizierte 1963 einen ergänzten Plan der Wallanlage.

In den 1980er Jahren hat Dr. Rolf Gensen, damals Leiter der archäologischen Denkmalpfle- ge in Marburg, die Befestigungsanlage neu aufgenommen und glaubte, weitere Wallab- schnitte auf dem Nordwesthang zu erkennen.

Vergleicht man die drei Planskizzen, fallen deutliche Unterschiede auf. Das liegt daran, dass der Geländebefund zum Teil schlechte Erhaltungsbedingungen der Steinwälle aufweist, was zu unterschiedlichen Interpretationen des Wallverlaufs führte.

Nach der Neurekonstruktion der Wallanlage basierend auf den Ergebnissen einer archäolo- gischen Grabung erweist sich die Befestigung als weit weniger komplex als früher vermutet. Das 1,5 ha große Plateau wird aber nach wie vor von drei Seiten von einem Mauerring um- geben. An der Nordwestseite bedurfte es keiner aufwändigen Wallsicherung, da der natürli- 12 che Hang hier sehr steil ist. An der Südostseite waren keine Befestigungsstrukturen mehr nachweisbar. Entweder ist der Wall am Hang abgerutscht oder eine Palisade schütze hier das Siedlungsplateau.

Wozu dienten nun diese Steinwälle?

Rudolf Heussner, schreibt 1911 in seiner „Chronik des Ortes Gensungen“, dort hätte sich ein heidnisches Heiligtum befunden, wie die Überreste eines altgermanischen Ringwalles be- zeugten. „Eine jede Cent (Hundertschaft) hatte solch eine Befestigung für Kriegsfälle“, schreibt Heussner und weiter: „Im Inneren befanden sich vermutlich Opferaltäre, an denen heidnische Feste gefeiert wurden, und bei Feindesgefahr war solch ein Ringwall der Zu- fluchtsort für die Weiber und Kinder und für den Hauptbesitz des Volksstammes, das Vieh.“

Wilhelm Lange bezweifelt 1913 die These von der Kultstätte und hält die Wallanlage für eine Fliehburg aus keltischer Zeit. Vor allem die die Hänge hinunter laufenden Flügelwälle beleg- ten eine Verteidigungsanlage. Sie hätten dazu gedient, „den anstürmenden Feind in mehrere Kolonnen zu teilen und zu hindern, dass er sich nicht an der Steinmauer ausbreiten konnte.“

Anhand des umfangreichen Fundmaterials vom Rhündaberg, können wir heute die Funktion und den Besiedlungsverlauf präziser beschreiben. Die Lesefunden – hauptsächlich Keramik- scherben – belegen, dass sich schon während der jungsteinzeitlichen Rössener Kultur Men- schen auf dem Berg aufhielten.

Arkadenartige Ränder, Ränder von Tulpenbechern, Schüsseln mit kragenartigem Trichter- rand, subkutan durchbohrte Schnurösen und ein Backtellerfragment zeigen, dass auf dem Rhündaberg zwischen 4.400 und 3.500 v. Chr. Siedler der Michelsberger Kultur lebten.

Weitmundige Gefäße mit konischem Hals und Töpfe mit Durchbohrungen unterhalb des Randes, flaschenartige Gefäße sowie eine dreieckige kantenretuschierte Spitze aus Platten- hornstein stammen aus der anschließenden Wartberg Kultur.

Der Einzelfund eines bronzenen Tüllenbeils aus der jüngeren Bronzezeit – der Urnenfelder- kultur – dürfte als kultische Deponierung zu werten sein.

Der überwiegende Teil des Fundstoffes stammt aus der vorrömischen Eisenzeit. Bei der schon angesprochenen archäologischen Grabung unter Leitung von Armin Werner Fuchs legte das Grabungsteam sieben Flächen an den Wällen und auf dem Plateau frei.

Die zweischalige Mauer der Befestigung wurde unmittelbar auf dem offenbar einplanierten Felsboden errichtet. Sie dürfte eine Breite von etwa 2,80 m besessen haben. Im Inneren des Wallkörpers sorgten Holzeinbauten für die nötige Stabilität. Der Grabungsbefund vom Rhündaberg erinnert an die besonders gut erhalte zeitgleiche Mauer auf dem Christenberg bei Marburg. Dort fanden die Ausgräber in situ erhaltene verkohlte Eichenstämme. Dieser Befund ermöglicht als Modell eine Rekonstruktion des Aufbaues der Befestigungsmauer.

Auf dem Plateau konnten Bebauungsstrukturen in Form von Pfostenlöchern aufgedeckt wer- den. Sie sind aus der jüngeren Eisenzeit in der nördlichen Mittelgebirgszone bisher noch äußerst selten. Die Pfostengruben waren in der Regel nur noch 20 bis 25 cm tief erhalten. Zum Teil wurden die Standpfosten der Häuser mit Steinen verkeilt.

Es fällt auf, dass alle Pfosten entlang einer NW – SO – Achse ausgerichtet sind. Sie lassen sich zu einem zweischiffigen Großgebäude von 5 x 10,5 m und einem kleineren einschiffigen Nebengebäude ergänzen. Eine weitere 6 m lange Pfostenreihe gehört zu einem dritten Ge- bäude. Nördlich des Haupthauses kam ein einzelner Pfosten zum Vorschein, der auf ein viertes Haus außerhalb der Grabungsgrenze hindeutet.

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Die gefundene Keramik und Untersuchungen zur absoluten Datierung belegen, dass die Häuser in der zweiten Hälfte des 6. Jh. errichtet worden sind. Es muss von einer einphasigen Bebauung ausgegangen werden, so dass die Besiedlung spätestens zu Beginn des 5. Jh. endete.

Fassen wir zusammen so haben uns die Steine Funktion und Alter der Wallanlage auf dem Rhündaberg erklärt. Es handelt sich nicht – wie früher angenommen – um eine Kultstätte oder eine Fliehburg, sondern um eine Gehöftanlage, die durch eine Befestigungsmauer ge- schützt wurde. Eine soziale Elite dürfte hier gelebt haben, die für die Höfe und Weiler im un- teren Schwalm- und Edertal ein lokales, politisches und wirtschaftliches Machtzentrum bilde- te. Da die Grabung erst einen kleinen Teil der Plateaufläche des Rhündaberges aufgedeckt hat, sind weiteren Bebauungsspuren nicht auszuschließen. Die Siedlung scheint durch den neuen Zentralort auf dem Heiligenberg abgelöst worden zu sein.

Nun wollen gleich drei Steine gemeinsam ihre Geschichten erzählen. Sie sind an verschie- denen Orten aufgestellt, stehen aber trotzdem miteinander im Zusammenhang. Es sind Steinkreuze, sie wurden als Gedenksteine aufgestellt und führen uns ins Spätmittelalter.

1378 war Wenzel aus dem Hause der Grafen von Luxemburg zum römisch-deutschen König gewählt worden. Er geriet aber alsbald in Schwierigkeiten. Der böhmische Hochadel erhob sich gegen ihn, und er verlor die Unterstützung der Kirche. Im Konflikt zwischen süddeut- schen Fürsten und den Städten konnte er den Landfrieden nicht gewährleisten. Man warf ihm überdies vor, auch den Kirchenfrieden nicht wieder herstellen zu können.

Wegen seiner Untätigkeit dachten vor allem die rheinischen Kurfürsten an seine Absetzung. Sie meinten, weil die Goldene Bulle den Kurfürsten das Recht zur Königswahl gab, hätten sie auch das Recht, ihn abzusetzen. Im Februar des Jahres 1400 trafen sie sich zum Fürs- tentag in Frankfurt am Main. Sie sprachen die Absetzung Wenzels aus und rechtfertigten dies in einer in Oberlahnstein ausgestellten Urkunde vom 20. August 1400.

Der Kurfürst von Sachsen schlug Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg zur Wahl als Nachfolger vor. Aber der Erzbischof von Mainz und die beiden anderen kirchlichen Kurfürs- ten favorisierten Ruprecht, den Pfalzgrafen bei Rhein, aus dem Hause der Wittelsbacher. Er setzte sich letztendlich durch und wurde im selben Jahr in Köln zum König gekrönt.

Herzog Friedrich von Braunschweig verließ im Unfrieden den Frankfurter Fürstentag, um nach Hause zu ziehen. In Fritzlar wollte er das Pfingstfest feiern. Mit seinem adeligen und klerikalen Gefolge und seinem Tross – die Quellen sprechen von 400 Personen – erreichte er am 5. Juni 1400 die Schwalmpforte bei Kleinenglis. An die 200 Ritter und bewaffnete Dienstleute unter Führung des jungen Grafen Heinrich VII. von Waldeck lauerten ihnen hier auf und griffen sie an.

Bei dem folgenden erbitterten Gefecht stachen die Ritter Friedrich III. von Hertingshausen und Kunzmann von Falkenberg den Braunschweigschen Herzog und den Bischof von Ver- den nieder.

Der Verdacht zur Anstiftung zu dieser Bluttat fiel alsbald auf den Mainzer Erzbischof Johann. Die Mordgesellen waren allesamt Mainzer Lehnmannen. Seit 1399 hatte Heinrich der VII. das Amt des Mainzer Landvogtes über die niederhessischen Ämter des Erzbistums inne.

Am Ort der blutigen Tat wurde zum Gedenken an dieses Ereignis ein Steinkreuz, das sog. „Kaiserkreuz“ aufgestellt. Dies geschah wohl schon im 15. Jh., zumindest muss es vor 1605 gestanden haben, denn Wilhelm Dilich, erwähnt in seiner Hessischen Chronica ein „hohes steinern Creutz“.

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Das mit seinem Steinsockel 2,10 m hohe Sandsteinkreuz hat bis zum Kopf einen achtecki- gen Querschnitt. Die durchgehenden Arme des Kreuzes tragen eine Inschrift aus gotischen Minuskeln. Sie kann allerdings nicht mehr entziffert werden.

Gegen Ende des 17. Jh. wurde das Kreuz umgeworfen. Landgraf Karl von Hessen ließ es wieder aufrichten, reinigen und im Jahre 1712 mit einem Zaun umgeben. Ein noch im 18. Jh. verbreiteter Aberglaube besagt, Engel hätten das Kreuz an seinen Platz getragen. Noch während des Siebenjährigen Krieges pflegten deshalb vorüber ziehende Gläubige, ein Stück vom Kreuz abzuschlagen und quasi als Wundertuende Reliquie mitzunehmen. Weiter ist überliefert, dass ein Fuhrmannsglaube umging, das Kreuz würde von einer inneren geheim- nisvollen Kraft zusammengehalten. Lütticher Fuhrleute sollen seine Haltbarkeit erprobt ha- ben. Sie wackelten solange am Kreuz, bis es umfiel. 1790 wurde das „Kaiserkreuz“ wieder hergestellt und behielt seinen Platz bis heute.

Noch einmal zurück zu den beiden Mordgesellen Friedrich von Hertingshausen und Kunz- mann von Falkenberg.

Über sie verhängte 1402 König Ruprecht eine verhältnismäßig milde Strafe. Das Urteil ist aber nie vollstreckt worden, denn der Mainzer Erzbischof hielt schützend die Hand über sei- ne Vasallen. Friedrich von Hertingshausen starb 1422 in hohem Alter.

Sein Enkel, Friedrich IV. von Hertingshausen, führt uns nun zum zweiten Steinkreuz, das wir jetzt zu Wort kommen lassen wollen.

Es steht an der Straße von Naumburg nach Fritzlar gegenüber der Abzweigung nach Elben- berg. Am Fuß des Kreuzes ist ein langes, gerilltes Pflugsech eingemeißelt. So heißt das senkrecht stehende, leicht gekrümmte Messer, das den Boden vor der Pflugschar senkrecht einschneidet und so das Pflügen erleichtert.

Das Sandsteinkreuz von Elben ist nur 74 cm hoch und 81 cm breit. Es verrät uns nicht, wann es errichtet worden ist. Der Überlieferung nach markiert es die Stelle, an der 1453 während der Bundesherrenfehde ein Gefecht stattfand.

Als Bundesherrenfehde wird ein jahrelanger Kleinkrieg innerhalb der Ritterschaft von Nie- derhessen, der Grafschaft Waldeck und des Paderborner Landes bezeichnet. Von 1440 bis 1454 kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, bei denen Felder verwüstet, das Vieh weggetrieben und Dörfer zerstört oder in Brand gesteckt wurden. Die Fehde ist vor allem auf dem Rücken der Landbevölkerung ausgetragen worden, da sich die Kontrahenten gegensei- tig wirtschaftlichen Schaden zuzufügen suchten.

Auf der einen Seite der verfeindeten Parteien stand Werner von Elben, dessen Verbündete sich „Bundesherren“ nannten. Seine Widersacher waren Reinhard von Dalwigk V. und des- sen Neffe, Friedrich der IV. von Hertingshausen, der Enkel jenes Mörders von Kleinenglis.

Die von Elben werden 1231 erstmals urkundlich genannt, als das Stift St. Alban vor Mainz in den Besitz der Dörfer Altendorf, Beltershausen und Elben – die sog. Elber Mark – gekom- men war und die Edelleute von Elben zu Vögten und Markmeistern einsetzte. Im Laufe der Zeit gelang es ihnen, die Vogtei in faktischen Eigenbesitz zu verwandeln.

Das Stift St. Alban erwarb im Jahre 1266 auch die Vorgängerburg des heutigen Schlosses Elbenberg. Die Herren von Elben dürften als Dienstherren dort ihren Amtssitz gehabt haben. 1386 erhielten sie die Burg als Lehen.

Die Edelfreien von Dalwigk stammen aus dem 1036 erstmals erwähnten, im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Dorf Dalwig, südöstlich von Korbach. Anfang des 13. Jh. gelangten sie in 15 den Besitz der Schauenburg bei Hoof, die sie 1332 als Erblehen erwarben. Dadurch wurde sie zum zweiten Stammsitz dieser Familie.

Reinhard von Dalwigk – der Fünfte in dieser Namensreihe – wird der „Ungeborene“ genannt, weil er durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen sein soll. Er wird in zeitgenössischen Quellen als reich, geldgierig und sehr fehdefreudig geschildert. Auf seiner Burg hielt er Hof wie ein Fürst. Im Jahre 1412 heiratete er Agnes, die Tochter des schon mehrfach erwähnten Fried- rich von Hertingshausen.

Die Adligen von Hertigshausen stammen aus dem gleichnamigen heutigen Stadtteil von Baunatal. Sie saßen als Lehnleute des Mainzer Bistums auf Burg Naumburg. 1392 erhielten sie vom Mainzer Bischof Adolf den Auftrag, die damals zerstörte Weidelsburg wieder aufzu- bauen. Sein Nachfolger setzte 1431 Reinhard von Dalwigk zum neuen Mainzer Amtmann auf der Weidelsburg ein.

1440 zettelten Reinhard von Dalwigk und Friedrich von Hertingshausen Streit wegen Wald- nutzungsrechten in der Elber Mark an und gerieten so in Konflikt mit Werner von Elben. Ein durch Landgraf Ludwig I., der den Beinamen „der Friedsame“ trug, gefällter Schiedsspruch beendete diesen Streit am 13. März 1441.

Doch Dalwigk und Hertingshausen taten sich weiter als Unruhestifter hervor. Sie legten sich mit den Herren von Grifte und den Hund von Kirchberg an. Auch mit der Stadt Wolfhagen gerieten sie in Streit. 1443 und nochmals 1448 wurden Reinhard und Friedrich als Landfrie- densbrecher auf der Weidelsburg durch Truppen des Landgrafen und des Mainzer Erzbi- schofs belagert und zur Unterwerfung gezwungen.

Die Bundesfehde eskalierte schließlich und mündete in ihre blutige Phase. 1451 wurden Burg und Dorf Beltershausen zerstört und die Gegend um Elbenberg verwüstet. Alle Versu- che den Landfrieden wieder herzustellen, blieben erfolglos.

1453 nun kam es am heutigen Standort des Elbenberger Steinkreuzes zu einem Kampf zwi- schen Friedrich von Hertingshausen und seinen Knechten einerseits und Werner von Elben, Heinrich von Grifte und Otto Hund andererseits. Friedrich erhielt dabei von einem Rennspieß einen Stich in den Oberschenkel, fiel vom Pferd und wurde gefangen genommen.

Ein Jahr später gelang es Landgraf Ludwig I. und Graf Wolrad von Waldeck, die Fehde zu beenden. Beide Seiten ließen ihre Gefangenen frei, Friedrich von Hertingshausen erhielt für seine Verletzung eine Entschädigung in Höhe von 1.200 Gulden. Am 3. Dezember 1454 un- terzeichneten sie mit Zeugen einen Sühnebrief.

Dieser führt uns nun zum letzten der drei Steinkreuze. Es steht etwas verloren südlich des Ortes Dorla. Früher war die alte Frankfurter Straße eine wichtige Verkehrsverbindung zwi- schen dem nördlichen Hessen und der Messestadt Frankfurt.

Das Kreuz aus rötlichem Sandstein misst 80 mal 58 cm. Das inschriftlose Kreuz hat einen breiten Schaft, an dem kurze, abgerundete Armstummel sitzen. Auch der Kopf ist abgerun- det. Man vermutet, dass der Dorlarer Kreuzstein wegen seiner Form und seiner Lage an ei- ner wichtigen Straße mit großer Wahrscheinlichkeit zu den im 14. bis 16. Jh. errichteten Sühnekreuzen oder „Mordsteinen“ gehört. Sie waren Bestandteil von Sühneverträgen und sollten die Blutrache verfeindeter Adelsfamilien verhindern.

Der schon angesprochene Sühnebrief von 1454 enthält zwar keinen Hinweis auf ein Sühne- kreuz, aber bei Dorla hat während der Bundesherrenfehde ein blutiger Kampf stattgefunden. Am 29. April 1454 überfiel Johann von Meisenbug das den Herren von Elben zu Lehen ge- hörende Dorf Obervorschütz und brannte es nieder. Die Bundesherren wollten diesen Frevel rächen und sammelten sich in der Nähe von Züschen. Ihr Vorhaben wurde aber verraten. 16

Johann von Meisenbug und seine Leuten überfielen die Lagernden und haben fünf Ritter in der Nähe von Dorla erschlagen. Hieran hält das Steinkreuz bis heute die Erinnerung wach.

Verlassen wir das schaurige Geschehen und lassen den letzten Stein seine Geschichte er- zählen, eine eher traurige Erzählung.

Der nördliche Teil des Quillerwaldes wird – eingeklemmt zwischen Fulda und Eder – von den markanten Kuppen des Mönchskopfes, des Quillerkopfes und des Kesselkopfes überragt. Nordwestlich der zuletzt genannten Bergspitze, im sog. Kessel, versteckt sich unser Stein im Wald – der Wolfstein.

Seit über 200 Jahren erinnert er daran, dass genau an dieser Stelle am 18. November 1805 bei einer Treibjagd ein Wolf erlegt worden ist – ausgerechnet von einem Rittmeister namens Georg Friedrich von Wolff.

In vielen Kulturen wird der Wolf als übernatürliches mythisches Wesen verehrt. So sollen die Gründer der Stadt Rom, die Zwillinge Romulus und Remus, von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen worden sein. Oder denken sie an die beliebte Geschichte von Mowgli, der im Dschungel von seinen Eltern getrennt und von einer Wolfsfamilie aufgenommen und mit dem eigenen Wurf großgezogen wurde.

Odin wird in der nordischen Mythologie neben zwei Raben von den Wölfen Geri und Freki begleitet. Die Edda erzählt, der Wolf Skoll jage die Sonnengöttin in ihrem Wagen über den Himmel. Sein Zwillingsbruder Hati jagt den Mond. Beim Weltuntergang werden die Wölfe die Gejagten einholen und verschlingen.

Der Wolf Isegrimm, das Fabelwesen des Tierepos „Reineke Fuchs“, hat seine Wurzeln in mittelalterlichen Erzählungen. In den Märchen der Brüder Grimm „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ verkörpert der Wolf das Böse, dessen Opfer aber am Ende gerettet werden während der Wolf getötet wird.

Der Wolf war ursprünglich in den Wäldern unseres Raumes heimisch. Der schon mehrfach zitierte Wilhelm Dilich schreibt in seiner „Hessischen Chronica“: „So werden auch unter Zei- ten Bärn angetroffen, deßgleichen auch Wolffe.“

Seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit wird die Beziehung des Menschen zum Wolf zu- nehmend von Angst und Dämonisierung geprägt. Die Ausbreitung menschlicher Siedlungs- und Agrarflächen sowie die bis ins 19. Jh. verbreitete Waldweide von Rindern, Schweinen und Schafen führte immer wieder dazu, dass Haustiere vom Wolf gerissen wurden. Der Wolf wurde zum Feind des Menschen.

So geht aus Schäferrechnungen des 15. Jh. hervor, dass die Schäfer den Wolf als Erzfeind ihrer Herden ansehen und es in abergläubischer Furcht nicht wagen, seinen Namen zu nen- nen. Noch das Universal-Lexikon von 1758 behauptet, der Wolf sei „gar gefräßig, grausam, arglistig und der gefährlichste Feind der zahmen Thiere, sonderlich der Schafe“. Weiter heißt es, er sei „das schädlichste Geschöpf Gottes, welches die Menschen angreiffet, zerreisset und frisset.“

Selbst in unseren Tagen führt die Wiederansiedlung von Wölfen zu Konflikten zwischen Na- turschützern, Schafzüchtern und Jagdpächtern. Es scheint, als brächen alte Urängste wieder auf. Sogar der Ende letzten Jahres gesendete Fernsehkrimi „Wolfsland“ griff dieses Thema auf.

Am 17. September 1613 fiel ein großer Wolf in die dicht beim Dorfe Böddiger stehenden Schafpferche ein. Schon aus drei Pferchen vertrieben, versuchte er sein Glück auch noch im vierten bei Felsberg. Als Wächter ihn hier bemerkten, fasste er gerade ein Schaf, schwang 17 es auf den Rücken und entkam mit gewaltigen Sprüngen. Am anderen Morgen fand man den Kopf des Schafes bei Gudensberg.

Es kann nicht verwundern, dass die damaligen Fürsten und Adligen deshalb immer häufiger zu Wolfsjagden aufriefen. So wird berichtet, Landgraf Wilhelm IV. habe auf einer Saujagd im Dezember 1576 im Knüll sechs Wölfe erlegt. Allein im Amt Spangenberg wurden im Januar 1634 12 Wölfe zur Strecke gebracht.

Ende des 16. Jh. waren die Wölfe dadurch zu seltenen Gästen in unseren Wäldern gewor- den. Die Schäfer konnten ihre Herden unbehelligt oft mehrere Tage ohne Aufsicht im Wald weiden lassen. Im Dreißigjährigen Krieg nahm die Zahl der Wölfe wieder zu, so dass sie in großen Rudeln durch Felder und Wälder zogen. Während der kalten Winternächte schallte ihr Geheul aus den Waldungen. Nicht selten trieb sie der Hunger sogar in die Dörfer. Durch ihre energische Verfolgung nach 1650 sind die Wölfe in Niederhessen dann fast völlig aus- gerottet worden.

Umso erstaunter muss nun unser Rittmeister gewesen sein, als ihm am 18. November 1805 im Wald bei Melgershausen ein Wolf vor seine Flinte kam. In seinem „Untertänigen Bericht“ an die Oberrent-Kammer in vom nächsten Tag schreibt der kurfürstliche Förster Hein- rich-Wilhelm Grau, man habe eine Treibjagd „nach Wildpret und Füchsen“ veranstaltet. Am sog. Wändchen, in einem dichten Gebüsch, sei dann vom Rittmeister Georg-Friedrich von Wolff ein Wolf geschossen worden. Förster Grau berichtet weiter: „Er blieb nicht gleich nach dem Schuß liegen, aber ohngefähr 250 Schritt hiernach wurde er ganz todt gefunden. Mein sonst sehr guter Schweißhund nahm anfangs den Schweiß an, aber ohngefähr 12 Schritt, ließ er hiervon ab, und war auch weiter zu folgen, nicht mehr zu verleiten.“

Über die Herkunft des erlegten Wolfes ist damals viel gerätselt worden. Man stellte sogar Nachforschungen an, ob nicht aus einer „Menagerie“ in der näheren oder weiteren Umge- bung ein Wolf aus einem Gehege ausgebrochen sei.

Rittmeister von Wolff veranlasste die Aufstellung eines Steindenkmals mit einem Hinweis auf den hier geschossenen Wolf am Jagdplatz im Quillerwald. Das kurfürstliche Spangenberger Forstamt weihte den Gedenkstein am 5. August 1806 ein und ließ über die Veranstaltung ein ausführliches Protokoll erstellen.

Ihm können wir entnehmen, dass die Festgäste in einer Prozession in den Wald zogen und sich am Wolfstein versammelten. Musikanten waren dabei, ebenso die Treiber, die Förster des Forstes, Jäger, junge Mädchen aus dem Dorf, Förster Grau mit seiner Frau und seinen Töchtern, Mitglieder des Regimentes des Wolfschützen und sogar die Forstschreiber. Natür- lich durfte Rittmeister von Wolff nicht fehlen. Oberförster Capitain Geiße hielt als Senior der Gesellschaft die Festrede.

Nachdem alle Anwesenden ein kräftiges „Der Wolfschütz lebe hoch“ ausgerufen hatten, überreichten die beiden ältesten Töchter des Försters Grau dem Rittmeister einen Eichen- zweig. Das Protokoll vermerkt sodann: „Hierauf gefrühstückt und dieser Tag mit einem fro- hen Tanz beschlossen.“

Meine Damen und Herren, damit komme ich zum Schluss, die letzte Geschichte ist zu Ende.

Neun Steine haben ihre Geschichten erzählt. Sie schlugen dabei einen historischen Bogen vom Erdmittelalter bis zum Beginn des 19. Jh. Von Menschen mit Ehrfurcht bewunderte geo- logische Formationen kamen ebenso zu Wort wie Steinwerkzeuge, schützende Befesti- gungsmauern und Gedenksteine. Menschen früherer Zeiten haben sich mit solchen Steinen – wie Brauchtum, Legenden, Sagen und Mythen zeigen – immer wieder sehr intensiv be- schäftigt. Steine sind Anlass für poetische, ja für philosophische, Gedanken gewesen. Den- ken wir nur an Sisyphos, der als Strafe der Götter einen Felsblock auf ewig einen Berg hin- 18 aufwälzen muss, der – fast am Gipfel – jedes Mal wieder zu Tale rollt. Aber Albert Camus schreibt in seinem berühmten Essay vom Mythos des Sisyphos: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Vielleicht haben meine Steingeschichten auch Sie ein wenig glücklich gemacht. Ich danke, dass Sie mir so geduldig zugehört haben.

Steine erzählen Geschichte(n)

Geologische und archäologische Phänomene aus Niederhessen

Joachim Hübner

Foto: M. Baumann (Foto: Hübner) 2 Rosengarten Bad Emstal (Foto: Hübner) 3 Rhünda Bad Emstal

4 Jüdischer Friedhof Breitenbach (Foto: Hübner) 5 Joseph Beuys „7000 Eichen“, documenta 7, 1982 (Foto: documenta)

6 7 Stolperstein

Ein Herz aus Stein

„Wer ohne Sünde ist, der einen Stein im werfe den ersten Stein“ Brett haben (Johannes 8,7) 8 Rekonstruierte Steinmühle (Quelle. berchdesgadenerland-com)

9 10 Stand- und Fundorte der Steine (Höhenschichtenkarte Hessen)

11 Im Tal der Elbe unweit der Quelle (Foto Hübner)

12 Die Elbe am Mühlholz nördlich von Naumburg (Foto: Hübner) 13 Bildstein am Mühlholz bei Naumburg (Foto: Hübner) 14 Der Superkontinent Pangaea während der Trias vor etwa 250 Mio. Jahren (Abbildung: Ron Blakey)

15 Paläogeographische Karte des Germanischen Beckens (Quelle: Dr. J. Fichter)

16 Die Lage Europas in der Nähe des Äquators in der frühen Trias (Quelle: Czerkas, 1991)

17 Landschaft der Buntsandsteinzeit, im Hintergrund die Tethys (Abbildung: E. Jaeger)

18 Vegetation während der Trias- Zeit vor etwa 250 Mio. Jahren (Abbildung: Caren Carr)

19 Fährtenabdruck des Wolfhager Ur-Handtieres und Rekonstruktion des Reptils (Foto: Dr. J. Fichter)

20 Aufgelassener Steinbruch des Mittleren Bundsandsteins bei Martinhagen (Foto: Hübner) 21 Skizze der „Gleitspuren“ Fußskelett eines fossilen Reptils

Sandsteinplatte von Martinhagen mit „Gleitspuren“ von Saurierfüßen (Quelle: Fichter/Heggemann/Kunz, 1999)

22 „Paddelnder“ Saurier in einer Strömungsrinne (Quelle: Fichter/Heggemann, Kunz, 1999)

23 Bundsandsteinschichten am Felsen von Helgoland (Foto: Norbert Bending)

24 Schematisches Profil des Mittleren Bundsandsteins im nördlichen Hessen (Abb. Kunz, 1992)

25 Rauenstein bei Bründersen (Foto: Hübner) 26 Bildstein am Mühlholz bei Naumburg (Foto: Hübner)

27 Bildstein am Mühlholz bei Naumburg (Foto: Hübner)

28 Heiligenberg bei Gensungen, Blick von Norden (Foto: Hübner)

29 Teufelskanzel am Nordhang des Heiligenberges bei Gensungen (Foto: Hübner)

30 Heiligenberg bei Gensungen um 1655 (Matthaeus Merian) 31 Burg Heiligenberg (Foto: Archiv AG Gensungen)

32 Mittellaténezeitliche Bronze- fibeln vom Heiligenberg (Foto: Sippel, Zeichnung: Schotten)

33 Bronzeschmuck vom Heiligenberg (Zeichnung: Kaletsch/Greven)

34 Basaltsäulen der „Teufelskanzel“ am Heiligenberg (Foto: Hübner) 35 Im Miozän entstandene Vulkangebiete in Mittel- europa (Quelle: Probst, 1986)

36 Die Basalte östlich der Linie Wabern-Gensungen (Dissertation, 1906)

37 Vulkanlandschaft Nordhessen (Foto: Hübner)

38 Erkaltender Lavastrom im Kilauea-Gebiet auf Hawaii (Quelle: heise.de)

39 „Ameisenkuppe“ bei Rhünda (Foto: Hübner) 40 (Foto: AG Gensungen) (Foto: baumkunde.de)

41 (Foto: AG Gensungen) (Foto: baumkunde.de)

42 (Foto: AG Gensungen) (Foto: baumkunde.de)

43 44 Blattspitze aus Kieselschiefer (Rhünda) (Foto: AG Gensungen; Zeichnung: Kaletsch

45 Blattspitzen aus Kieselschiefer und weiß patiniertem Feuerstein Fundorte: Rhünda und Harle (Zeichnung: Kaletsch)

46 Jerzmanovicespitze und Basalbruchstücke solcher Spitzen aus Rhünda und Harle (Foto: AG Gensungen; Zeichnung: Kaletsch

47 Markante Klimawechsel am Ende des Eiszeitalters (Abb. Terberger/Weninger, 2011)

48 Faustkeil aus Wahlen (Zeichnung: Kaletsch)

Faustkeilblatt aus Rhünda (Zeichnung: Kaletsch) Keilmesser aus Rhünda (Zeichnung: Kaletsch)

49 Mögliche Schäftungsformen der Blattspitzen (G. Bosinski, 1990) 50 Verbreitung der Blattspitzengruppe in Mitteleuropa (Quelle: von Schnurbein) 51 Blattspitze aus Kieselschiefer (Rhünda) (Zeichnung: Kaletsch; Foto: AG Gensungen

52 Lohre, Blick von Südosten (Foto: Hübner) 53 Steinaxt von Lohre Flur „Auf der Heide“ (Zeichnung AG Gensungen)

54 Steinaxt aus Lohre, Flur „Auf der Heide“ (Foto: AG Gensungen)

55 Lautariusgrab bei Gudensberg (Foto: Hübner) 56 Johann Heyden: Naturalis historia des Plinus, 1584 (Universitätsbibliothek Salzburg) 57 Steinäxte aus Graburnen der jüngeren Bronzezeit (Uenze, 1960)

58 Wachsende „Donnerkeile“; (hortus sanitatis, 1517)

59 Eberhard Werner Happel, genannt Happelius 1647-1690 (Quelle: Universitätsbibliothek Leipzig)

60 „Der Sämann“ Vincent Willem van Gogh, 1889 (Sammlung M. W. Haft)

61 Auf dem Dachboden angebrachte Steinaxt zur Abwehr der Blitzgefahr (Zeichnung: Barner)

62 Steinwaffen aus der Dissertation Johann Hermann Schminckes von 1714 (Kurhessische Bodenaltertümer IV, 1964) 63 Riesenstein von Wolfershausen; Vorder- und Seitenansicht (Foto: Hübner)

64 Blick über Wolfershausen zum Riesenstein (Foto: Hübner) 65 Alignement de Kermaria in Carnac (Bretagne) (Quelle: fr.wikipedia.com) 66 Wilhelm Dilich: Landtafeln hessischer Ämter, Blatt Breitenau (1607-1625) 67 (Quelle: uni-kassel.de) Riesenstein von Wolfershausen (Foto: Hübner)

68 Steinkammergräber, Sied- lungen der Wartbergkultur und Menhire in Nordhessen (Abb. Kappel, 1978)

69 Menhir von St. Uzec (Bretagne) mit christlichen Symbolen (Foto: bretagne-tip.de)

70 Verzierter Menhir von Istha (Foto: Groth, 2013)

71 Verzierte Steinstelen von Ellenberg (Foto: Groth, 2013)

72 Im Tal der Elbe bei Altendorf; Blick nach Norden (Foto: Hübner) 73 Blick zum Heiligenberg und zum Ziegenrück bei Heimarshausen (Foto: Hübner) 74 Riesenstein von Heimarshausen (Foto: Hübner) 75 Abri am Riesenstein bei Heimarshausen Grabungsprofil (Foto: Fiedler/Braun) (Foto: Hübner) 76 Grabung Riesenstein, Heimarshausen Funde aus der oberen Schicht (Zeichnungen: hessenArchäologie)

77 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Kugeltopf aus dem 11. Jh. (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg)

78 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Topf mit Linsenboden 8./9. Jh. (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) 79 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Keramik aus dem 4. Jh. (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) 80 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Keramik aus der jüngeren Eisenzeit (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) 81 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: bronzezeitliche Keramik (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg)

82 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Riesenbecher und verzierte Becher 83 (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Keramik der Becher-/Glockenbecherkultur und des Jungneolithikums (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) 84 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Jungsteinzeitliche Steingeräte, Knochenpfriem (Zeichnung: hessenArchäologie, Marburg) 85 Grabung Riesenstein, Heimarshausen: Steingeräte der Mittelsteinzeit (Quelle: Fiedler/Braun, 2004)

86 Schüsselförmige Mulde auf dem Riesenstein (Foto: Hübner) 87 Wintersonnenwende 2007 am Riesenstein (Foto: geoverzeichnis.de/ petra2007)

88 Blick über die Eder zum Rhündaberg (Foto: Hübner)

89 Steinansammlungen auf dem Rhündaberg (Foto: Hübner)

90 Wallanlage auf dem Rhündaberg nach Lange, 1913 Haarberg, 1963 Gensen, 1986

91 Wallverlauf auf dem Rhündaberg nach dem Ergebnis der Grabung 2006/2007 (Abb.: Fuchs, 2009)

92 Verzierte Wandscherben der Rössener Kultur Randscherben von Gefäßen der Michelsberger Kultur (Zeichnung: Hübner und Müller)

93 Subkutan durchbohrte Schnurösen und Backtellerfragment der Michelsberger Kultur (Zeichnung: Hübner und Müller)

94 Gefäßscherben und kantenretuschierte Spitze der Wartberg Kultur (Zeichnung: Müller)

95 Bronzenes Tüllenbeil der Urnenfelderkultur vom Rhündaberg (Zeichnung: Kaletsch; Foto: AG Gensungen)

96 Gebrauchskeramik und Spinnwirtel der jüngeren vorrömischen Eisenzeit vom Rhündaberg (Zeichnung: J. Greven)

97 Schnitt durch die zweischalige Mauer auf dem Rhündaberg (Foto: Fuchs, 2009) Verkohlte Hölzer im Wall auf dem Christen- berg und Modell des Walles (Foto: Thiedmann, 2009)

98 Pfostenloch mit Steinverkeilung Profil durch ein Pfostenloch

(Foto: Fuchs, 2006)

99 Hausgrundrisse auf dem Plateau des Rhündaberges (Zeichnung: Fuchs, 2007)

100 Keramikfunde aus dem Wallkörper darunter eine Scherbe mit „Mehrener Schrägstrichverzierung“ der späten Hallstattzeit (Zeichnung: Greven; Foto: Fuchs, 2006.

101 König Wenzel IV. Absetzungsurkunde, 20. August 1400

(Initial der Wenzelbibel, Österreichische (Österreichisches Staatsarchiv, Wien) Nationalbibliothek) 102 Schwalmpforte mit Blick auf Kerstenhausen und Kleinenglis (Foto: Wikipedia)

103 Spätmittelalterliches Ritter- gefecht nach Wiegand Gerstenberg (1457-1522) (Abb.: Braasch-Schwermanns, 2007)

104 Goldgulden Erzbischof Johann II. von Nassau /1397-1419 (Quelle: Wikimedia Commens)

105 Kaiserkreuz Kleinenglis, 1960 (Quelle: Bickell, 1986)

106 Gotische Minuskeln auf dem Kaiserkreuz von Kleinenglis (Foto: Hübner) 107 Kaiserkreuz von Kleinenglis (Foto: Hübner) 108 Steinkreuz von Elbenberg (Foto: Hübner) 109 Komponenten eines Pfluges Legende: 1 Pflugrahmen (Grindel), 2 Verbindung zu Zugmaschine oder Zugtier, 3 Einstellung der Arbeitstiefe, 4Sech, 5 Meißel, 6 Schar, 7 Streichblech mit Streichschiene Quelle: Wikipedia

110 Steinkreuz von Elbenberg (Foto: Hübner) 111 Söldner überfallen ein Dorf (Sebastian Vrancx, 1583-1647) 112 Wappen derer von Elben (Siebmachers Wappenbuch 1605)

113 Elbenberg mit Schloss (Gemälde: Burkhard Niebert)

114 Breitenbach mit der Schauenburg im Hintergrund (Foto: Hübner)

115 Wappen Friedrichs von Hertingshausen am Friedhofstor in Naumburg (Foto: Hübner) 116 Naumburg mit Burg; im Hintergrund die Weidelsburg (Mattaeus Merian, 1655)

117 Landgrafenchor in der Elisabethkirche Marburg (Quelle: Elisabethkirchengemeinde, 2002)

Kopf Landgraf Ludwig I. ausgeführt von Meister Hermann 1471 (Quelle: H. Retzlaff, 1957)

118 Steinkreuz in Dorla (Foto: Hübner)

119 Steinkreuz in Dorla (Foto: Hübner)

120 Blick aus dem Fuldatal bei Grebenau zum Quillerwald (Foto: Hübner) 121 Wolfstein im Quillerwald (Foto: Hübner) 122 Die kapitolische Wölfin (Mitte d. 5. Jh. v. Chr.). Die Figuren der Zwillinge wurden im 15. Jh. n. Chr. von Antonio Pollaiuolo hinzugefügt (Quelle: Matyszak, 2004)

123 Odin (F. und Th. Dahn, 1888)

124 Reineke Fuchs, 12. Gesang Das deutsche Bilderbuch Nr. 4, 1910 (Stahlstich: Wilhelm von Kaulbach)

125 126 (Quelle. Wikipedia) 127 Polizeiruf 110 15.12.2013 – Wolfsland Quelle: ARD

Quelle: Frankfurter Rundschau 10.01.2014 (oben) und DIE WELT 26.03.2014 (rechts)

128 (Quelle: NATIONAL GEOGRAPHIC)

129 (Quelle: Hamburger Abendblatt)

130 Inschrift auf dem Wolfstein; Vor- und Rückseite (Fotos: Hübner) 131 Förster der fürstlich waldeckischen Oberförsterei Landau 1932 (Quelle: myheimat.de) 132 Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas schönes bauen (Johann Wolfgang von Goethe)

133 Foto: Vitos GmbH 134 Foto: Uwe Schmidt

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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