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Headshaking – Neues in Diagnostik und Therapie

K. Feige, T. Puschmann, V. Kopp

Klinik für Pferde Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Headshaking - Allgemeines

. Unwillkürliche horizontale, vertikale oder kreisende Bewegungen des Kopfes (Cook, 1979)

. Beginn typischerweise mit 7-9- Jahren

. 59%-64% sind saisonale HS im Frühjahr bis Sommer . Persistierend oder intermittierend . Häufiger im Trab, seltener im Schritt oder Galopp (Lane & Mair 1987; Newton et al. 2000; Madigan et al. 1995)

. 10% nur unter dem Reiter (Madigan & Bell 2001)

. Eingeschränkte Reitbarkeit

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Headshaking - Histopathologie

. Pferde mit idiopathischem HS zeigen degenerative Veränderungen von Axonen und Myelinscheiden des Ggl. trigeminale und des N. trigeminus

 Festgestellte degenerative Veränderungen können für die Symptomatik des HS verantwortlich sein

 Trigeminusneuralgie mögliche Ätiologie

Idiopathisches Headshaking

. Vorschlag zur Neubenennung in 2014:

 Headshaking ist eine Trigeminus mediierte Erkrankung

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Headshaking - Begriffsbestimmung

1. Gelegentliches Schütteln des Kopfes

 Physiologisches Verhalten oder Abwehrverhalten – kein Headshaking 2. Trigeminus Mediiertes Headshaking (TMHS)

 Neuropathie des N. trigeminus 3. Nicht-Trigeminus Mediiertes Headshaking (NTMHS)

Headshaking - Untersuchungsgang

Untersuchungsziel

 Diagnose der zu Grunde liegenden Krankheit für das TMHS

 Ausschluss von Nicht-TMHS

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Nicht-Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Fraktur Proc. paracondylaris

Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Erschienen in 2019

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Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Fraktur Os nasale Neuropathie GN 5; Zahnfehlstellung

Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Neuropathie und Zahnkrankheit Fallserie Klinik für Pferde

 61 Pferde mit HS und Zahnkrankheit  9/61 Pferde: HS aufgrund eines (erkrankten) Zahnes  8 Warmblüter, 1 Knabstrupper; 8 Wallache, 1 Stute; 8,3 ± 4,2 Jahre

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FallbeispielTrigeminus-Mediiertes-Headshaking 2 - CT

Slapfraktur 108 (P4)

Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Therapie Zahnkrankheit

 3 Pferde Wolfszahn ex  5 Pferde Backenzähne ex  1 Pferd ohne Therapie

Therapieerfolg

 Definition: Kein HS nach Behandlung der Zahnkrankheit

 Wolfszahn ex: nach 1 bis 14 Tagen symptomfrei

 Backenzahn ex: nach 1 bis 6 Monaten symptomfrei

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Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Fraktur Os maxillare

Trigeminus-Mediiertes-HeadshakingCT und MRI FLAIR MRT / T2 axial CT

Otitis media

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Trigeminus-Mediiertes-Headshaking

Erhöhte Signalintensität im Sinus frontalis

T1 dorsal T2 sagital

MRT Untersuchung

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MRT - N. maxillaris

Stuckenschneider, Dissertation, TIHO 2013

T2

Messung SAP (SEP)

• Messung des Schwellen wertes für die Auslösung eines sensomotorischen Aktionspotentials • 6/6 Probanden • Terminale Studie • Reizschwelle für SEP • Krank: ≤ 5 mA • Gesund: ≥ 10 mA • Asaisonal: 7,5 mA

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Therapieansätze

. Erleichterung der Symptome/ Management

. Nasennetz

. Augenmaske

. Medikamentöse Therapie

. Coil - Implantation

. Glycerininjektion an das Ganglion trigeminale

. (Neurektomie ist obsolet)

. Perkutane elektrische Nervenstimulation (PENS)

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Nasennetz und Augenmaske

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Nasennetz - Therapieerfolg

Symptom Reduktion durch ein Nasennetz 100% 90% 80% 70% 60% 40% 0% Kopfschlagen 41 (48%) 27 13 2 1 1 0

Schnauben 23 (43%) 20 7 2 0 0 1

Reiben 45 (59%) 18 9 1 1 1 1

Zügel greifen 28 (73%) 6 3 1 0 0 0

Nasenausflus 7 (54%) 0 1 0 0 0 5 s Husten 0 0 0 1 0 0 4

Tränenfluss 0 2 1 0 0 0 2

Dissertation Rehage, 2007

Medikamentöse Therapie

Medikament Dosierung (mg/kg) Applikation Häufigkeit

Carbamazepin 2-8 p.o. 2-4 x tgl.

Clonidine 0,0025 p.o. 2 x tgl.

Cyproheptadine 0,3 p.o. 2 x tgl.

Fluphenazin 0,1 i.m. 1-4 Monate

Gabapentin 5-20 p.o. 2-3 x tgl.

Hydroxyzine 0,6-0,8 p.o. 2 x tgl.

Magnesium 20-40 p.o. 1 x tgl.

Melatonin 0,03-0,04 p.o. tgl. 17h

Phenobarbital 3 p.o. 2 x tgl.

Modifizierte Tab. 11.19, Reed/Bayly/Sellon 4. Ed. 2018

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Gabapentin

Lindert Symptomatik in . hoher Dosierung (2 x tgl. 20 mg/kg p.o.) in Einzelfällen (eigene Daten)

Unerwünschte Arzneimittelwirkung . Apathie (Dirikolu et al., 2008)

Weitere Medikamente

. Glukokortikoide lindern Symptomatik in . Keinem Fall (Mair et al. 1992) . 3 von 20 Fällen (Madigan und Bell 2001) . 50% nach oraler oder intramuskulärer Verabreichung (Pickles et al. 2014)

. Cetirizin ist nicht effektiv (Brom-Spierenburg et al., 2018)

. NSAIDs, Kortison, Traumeel, Alternativmethoden meist ineffektiv

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Coil-Implantation Canalis infraorbitalis

Indikation • Wenn Alternative Euthanasie ist • Erfolg bis 84%

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Glycerolinjektion Ggl. trigeminale

Indikation: • Andere Therapien ineffektiv • Wenn Alternative Euthanasie ist

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PENS-Therapie

Durchführung

. Beidseitig am stehenden Pferd unter Sedierung

. Gerät: NeuroStimulator PENS therapy device (Algotec)

. Positionierung der PENS-Nadel unter sonographischer Kontrolle

. Lokalisation im Bereich For. infraorbitale unmittelbar peripher des N. infraorbitalis

. Stimulation des Nerven mit 2 und 100 Hz bei 0.2 bis 2.7 Volt

. Wiederholung der Behandlung bei erneutem Auftreten von HS

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PENS-Therapie

Ergebnisse

. Behandlung von 7 Pferden mit trigeminusassoziiertem HS

. Behandlung wurde von allen Pferden gut toleriert

. 6 Pferde reagierten auf die erste Behandlung erfolgreich

. 5 Pferde zeigten einen dauerhaften Therapieerfolg

. Dauer des Therapieerfolges

. 1. Behandlung: 3.8 [0;8] Tage . 2. Behandlung: 2.5 [0;8] Wochen . 3. Behandlung: 15.5 [0;24] Wochen . 4. Behandlung: 20 [12;28] Wochen

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