EISHOCKEY – DIE AKTEURE

68 Eishockey – die Akteure

Eine Eishockey-Mannschaft besteht aus bis zu 22 Spielern. Die Auftei- lung ist insofern vorgeschrieben, als nur zwei Mann als Torhüter mit entsprechender Ausrüstung und entsprechenden Privilegien im Spiel ausgestattet werden dürfen. Die restlichen zwanzig Cracks können exakt vier Blöcke bilden, woraus sich eine Regel-Aufstellung von acht Verteidigern und zwölf Stürmern ergibt. Vier komplette Abwehrpaare trifft man allerdings selten an, gebräuchlicher ist der Einsatz von sechs Defensivspielern, zwölf Angreifern und je einem Ersatzmann pro Bereich.

Der Tormann Beispiel dafür. Ein Kanadier, Martin Brodeur, verewigte sich in der Natio- Wer zu dick ist oder schlecht Schlitt- nal Hockey League sogar dreimal als schuh läuft, der geht ins Tor? Ganz Torschütze. Die Grundhaltung des Tor- gewiss nicht! Man kommt nicht als hüters ist ein wenig gebeugt – und Tor hüter zum Eishockey. Am Anfang das geht ganz schön in Knie, Ober- steht die Laufschule, dann die nor- schenkel und Aduktoren. Zonen, die male Feldspieler-Ausbildung mit Schlä- diesen Akteuren am häufigsten Verlet- ger und Puck. Wer das Zeug zum zungsprobleme bereiten. Je nach Keeper hat, das kristallisiert sich mit Größe wählt ein Tormann U- oder A- der Zeit heraus. Für einen guten Stellung: Die Beinschienen sind paral- Schluss mann ist eine Stürmer- oder lel zueinander oder bei der A-Stellung Verteidiger-Vergangenheit unerläss- sind die Knie zusammen, die Unter- lich. Denn nur durch sie weiß er, was schenkel gehen auseinander. Spieler, die sein Tor attackieren, im Schilde führen könnten. Und natürlich, wie die eigenen Mitspieler sich im Das Gros der Goalies (mindestens Felde bewegen. 90 Prozent) hält den Stock, mit Zwar liegt die vorrangige Aufgabe des dem aufgrund seines Gewichts und Torhüters in der Abwehrarbeit, doch seiner Sperrigkeit schwer zu vor allem die kanadischen Goalies ha- hantieren ist, rechts, die Fanghand ben einen offensiven und aggressiven ist links. Stil entwickelt und international zur Norm gemacht: Da spielt der letzte Mann schon fast mit, leitet einen An- griff ein, nimmt sogar einmal ein Der inzwischen zurückgetretene Rückspiel mit seiner Kelle auf. Der Martin Brodeur, hier im Trikot der St. Louis Blues, gehört zu den überragende Pat Roy (einst Montréal erfolgreichsten und besten und Colorado) war ein eindrucksvolles Goalies in der NHL-Geschichte.

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Der Torhüter arbeitet mit Körper, Hän- wehren, nennt man Slide. In Zone 5 den und Beinen – ein »Full-Body-Job«. werden das linke Bein, die Fanghand Er muss beweglich sein wie ein Turner. und der von der Stockhand geführte Spagat, Vollgrätsche – gehört alles Schläger als »Instrumente« benötigt. zum Repertoire. Durch den langen Ausfallschritt ent- Sein 183 x 122 cm großes Tor lässt steht zwischen den Beinen jedoch viel sich in fünf Zonen aufteilen, die er be- Raum – eine Gefahr. herrschen muss: Manche Torhüter sind Butterfly-Typen. Das bedeutet: Bei flachen Schüssen Zone 1 entspricht dem Raum, den er gehen sie mit den Knien aufs Eis und mit dem Körper, in der Tormitte ste- spreizen die Beine seitlich ab. Der pro- hend, abdeckt, wenn er die Beine in minenteste Butterfly-Goalie war der U-Stellung hat. Bei A-Stellung muss er Kanadier Pat Roy, zuletzt 2001 NHL- eine »Tunnelung« durch den Einsatz Meister mit der . des Schlägers verhindern. Zone 2 be- Die Butterflytechnik hat den Vorteil, arbeitet man mit Fanghand, Arm und dass man blitzschnell nach unten Brust. Zone 3 mit Stockhand, rechtem kommt und auf beiden Seiten mit Voll- Arm und rechter Brustseite. Scheiben, grätsche abwehren kann. Nachteile: die auf die Stockhandplatte kommen, Erstens ist man anfällig bei halbhohen deckt der Torhüter mit der Fanghand Schüssen, die über die Schoner gehen. zu. Die unteren Zonen sind 4 und 5. Zudem leidet mit der Zeit der Band - In Zone 4 setzt der Tormann sein rech- apparat in den Knien. tes Bein, die Stockhand und den Schlä- Manchmal erfordert die Spielsituation, ger ein. Die Technik des seitlichen dass der Torwart im Sitz nahezu eine Rutschens, um flache Schüsse abzu- Spagatposition einnimmt. Oder dass er auf dem Bauch oder der Seite liegend klärt. Dabei ist der Bewe- gungsraum der Tor- 3 2 hüter eingeschränkt: 1 Grundsätzlich dürfen sie nicht über die rote Mittellinie. Wenn es jemals einen Grund gibt, diese zu überschrei- 4 ten, dann, um an ei- 5 ner Massenrauferei teilzunehmen. Wäh- rend einer Spielun- Die fünf Zonen des Tores terbrechung ist der Die Verteidiger 71

Platz des Keepers der Torraum. Das vergrößert; Verteidiger sollten über Verlassen desselben wird mit einer einen harten platzierten Schuss verfü- Zwei-Minuten-Strafe geahndet. gen und keine Angst haben, sich in Hinter seinem Tor darf der Schluss- die Knaller des Gegners mit dem Kör- mann nur bedingt agieren. Nachdem per zu werfen. Es ist außerdem erfor- es heftige Attacken von Angreifern, mit derlich, dass sie mit den Standard-Si- schweren Verletzungsfällen bei gegen tuationen der Abwehrarbeit vertraut die Bande gewuchteten Goalies, gege- sind: ben hatte, wurde die Regel 1990 ent- sprechend geändert. Seitdem muss der Torwart, wenn er hinter der Tor - á Sichern: Ein Verteidiger fährt in linie die Scheibe festhält, mit irgend - die Ecke, um dort den Kampf um einem Körperteil diesseits der Linie die Scheibe aufzunehmen. Der bleiben. andere übernimmt die verwaiste Position. Überlassen: Gefordert in der Die Feldspieler á Situation, wo der Angreifer, den Ein Verteidiger muss auch als Stürmer es zu stoppen gilt, hinter dem spielen können und umgekehrt. Im mo- Tor läuft. Der eine Verteidiger dernen Grundlagentraining wird jeder geht den Weg nicht mit, Spieler auf jeder Position ausgebildet. sondern überlässt ihn dem Allmählich erfolgt dann eine Spezialisie- Abwehrpartner, sichert seiner- rung und die Entwicklung besonderer seits das Tor. Fertigkeiten schreitet voran, der end- á Übernehmen durch Kreuzen: gültigen Position angepasst. Sieht Verteidiger A, dass B Wenn im Folgenden nun von besonde- schlecht postiert ist und mit ren Anforderungen an den Verteidiger einem Finalpass des Gegners in der Defensivarbeit die Rede ist, dann überspielt werden kann, wechselt gelten sie eigentlich genauso für die er auf dessen Seite; der Partner Stürmer, die ja ebenso, sogar in ihrem kreuzt ebenfalls und besetzt die Angriffsraum, zu Abwehraktivitäten fä- vakante Position. hig sein müssen. Und umgekehrt: Die á Verdoppelung: Angreifen des Verteidiger sind es, die normalerweise Gegenspielers zu zweit mit von ihrem Aufbauplatz neben oder hin- strenger Aufgabenteilung: A ter dem Tor den Aufbau zum Angriff drängt den Kontrahenten an die einleiten. Bande, blockt ihn mit dem Körper ab, B schnappt sich die Scheibe. Manndeckung: Der direkte Die Verteidiger á Gegenspieler muss abgeblockt Verteidiger sind am besten groß ge- werden, bis eine Situation geklärt wachsen, weil das beim Gegner eher ist. für Respekt sorgt und die Reichweite 72 Eishockey – die Akteure

Die Stürmer

Die Zukunft, so sagen die Experten, ge- hört auch bei den Angreifern den gro- ßen kräftigen Cracks. Doch noch findet man jede Menge exzellenter Spieler von ganz durchschnittlicher Körper - statur. Stürmer müssen wendig sein, technisch versiert und ein gutes Auge haben.

Center oder Mittelstürmer nennt man den Sturmführer. In der Tat ist er der maßgebliche Mann mit den vielfältigsten Aufgaben und dem größten Wirkungskreis, der einzige Spieler auf dem Eis, dessen Zuständigkeitsbereich von Bande zu Bande reicht.

Nicht immer sind es die Mittelstürmer, die auch als die Top-Torjäger in Erschei- nung treten. Denn wenn es darum geht, das Angriffs-Dreieck zu bilden, muss nicht immer dem Center der »Abstauber-Platz« direkt vor dem Tor zustehen. Den kann genauso gut de Außenstürmer einnehmen. Unerlässlich für zumindest einen der beiden Flügel ist es, arbeitsintensive Deckungsarbeit zu übernehmen, einen defensiv ausgerichteten Part zu spie- len. Ohne Mithilfe der vorderen Reihen stünden sonst immer zwei Verteidiger den drei Stürmern des anderen Teams gegenüber.

Thomas Greilinger (ERC Ingolstadt) gilt derzeit als einer der besten Stürmer Deutschlands.

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Der Trainer Typische Angriffs tätigkeiten und Anforderungen an die Stürmer sind: Fußball-Trainer schaffen es schon mal, bei einem Verein ein halbes Jahrzehnt á Sie dürfen nie stehen, müssen oder länger zu verbringen – Eishockey- permanent in Bewegung sein, Trainer hingegen verschleißen sich nach dem Abspiel weiterlaufen, meist deutlich schneller. sich gleich wieder anbieten, die Mannschaft und Trainer leben im Eis- Plätze tauschen, kreuzen – hockey nämlich sehr eng zusammen, Motto: Give and go! die Spieler erleben Übungsleiter und á Sie müssen verschiedene Formen Coach sehr viel intensiver. Die überwie- des Passes beherrschen: gende Zeit eines Matches verbringt Diagonal-, Steil-, Querpass, den der Eishockey-Crack auf der Bank, wo hohen Flippass und den Drop- er mitbekommt, welche Emotionen pass: das kurze Abtropfenlassen sein Chef zeigt, welche Unsicherheits- der Scheibe für den Mitspieler. phasen er durchmacht, welche Fehler á Wie Verteidiger müssen sie ab - er begeht. Die Emotionen auf dem Eis schirmen und abblocken. kochen hoch, und das überträgt sich á Vor dem Tor ist es ihre Aufgabe, zwangsläufig auch hinter die Bande. Standfestigkeit gegen drängelnde Noch ein Unterschied zum Fußball: Verteidiger zu zeigen, den Nur während der Halbzeitpause hat Tormann zu blenden und Schüsse der Trainer Redezeit, im Eishockey gefährlich abzufälschen (Tip-in). marschiert man zweimal in die Kabine. á Stürmer müssen Bullys gewinnen Während der Partie kann der Trainer können. Und obwohl das im außerdem eine 30-sekündige Auszeit Normalfall die Aufgabe des nehmen und seiner Mannschaft Anwei- Centers ist, sollten die Außen sungen geben. Das geschieht zumeist gewappnet sein. Oft kommt es in kri tischen Situationen. zwischen den beiden Mittelstür- Einen weiteren Vorteil genießt der Eis- mern zu Rangeleien, und der hockey- gegenüber dem Fußball-Trai - Schiedsrichter kann zwei andere ner – er kann nahezu alle Spieler auf- Akteure zur Ausführung bitten. stellen. Die Unzufriedenen sind dann á Schließlich müssen Stürmer zwar aber diejenigen, die in Schlüsselsitua- nicht so sehr den mehr den Vertei- tionen wie dem Überzahlspiel nicht zum digern vorbehaltenen mächtigen Zug kommen … Schlagschuss beherrschen, dafür Das Training inklusive Ausbildung der aber den gezogenen Schuss sowie Spieler und Einstellung auf den Gegner den Handgelenkschuss, der ist die eine Seite der Arbeit. Die an- ansatzlos kommt und für den dere ist das Coaching. Man sieht Eis- Torhüter am schwersten zu hockey-Trainer häufig dabei, dass sie berechnen ist. sich Notizen machen. Sie haben auch die taktischen Eigenarten des Gegners Der Trainer 75

Darryl Sutter, Cheftrainer der Los Angeles Kings, hat eine Auszeit genommen. zu analysieren – man trifft sich im Eis- Übungsleiter/C-Lizenz: 120 –144 hockey in einer Saison ja nicht nur in Stunden müssen investiert werden, so- Hin- und Rückspiel. Und sie müssen lides Eishockey-Können ist erforderlich, Spieler wieder aufbauen, sie aber ab 16 Jahren kann man die C-Lizenz in ebenso von ihren Höhenflügen herun- Angriff nehmen. Sie berechtigt in Ober- terholen. liga und sämtlichen Nachwuchsmann- schaften, ausgenommen denen der Ju - ni or en-Bundesliga, tätig zu werden. Die psychologische und sportliche Ausbildung erfolgt in Deutschland B-Lizenz: Sie kann erwerben, wer min- durch den Deutschen Eishockey-Bund destens 20 Jahre alt ist, seit zwei Jah- (DEB) und – in höheren Stufen – ren den Übungsleiterschein hat und durch die Trainerakademie Köln. eine Tätigkeit als Trainer nachweisen kann. Zur Fortbildung genügen dann 76 Eishockey – die Akteure

75 bis 90 Lehrgangsstunden. Die Mutig, mutig, wenn ein deutscher B-Lizenz ist die Eintrittskarte in die Trainer so viel Zeit in eine Karriere in- II. Bundesliga und die höchste Junio- vestiert, die dann vielleicht gar nicht ren-Klasse bundesweit, die DNL. stattfindet. Denn in den oberen Ligen stellen die ausländischen Experten A-Lizenz: Mit ihr darf man alle Mann- den größten Anteil der Trainergarde. schaften, auch international, trainieren. Um die eigenen Leute zu schützen, Voraussetzungen ist ein Mindestalter hat der DEB seine Richtlinien ver- von 22 Jahren, zwei Jahre im Besitz schärft: Ein ausländischer Trainer, der der B-Lizenz, entsprechende Praxis. eine gleichwertige Ausbildung in sei- Neun Tage dauert der Lehrgang, der nem eigenen Verband nachweisen zur A-Lizenz führt. An der Trainerakade- kann, erhält lediglich eine Gastlizenz mie Köln erfolgt eine überfachliche Aus- für ein Jahr (die Entscheidung darü- bildung (vier Tage), im Eishockey-Bun- ber liegt beim Trainerausbildungsstab) desleistungszentrum in Füssen wird und muss, falls er bleiben will, auch Sportartspezifisches vermittelt. hier die entsprechenden Lehrgänge besuchen. Diplom: Die Steigerung zur A-Lizenz. Der Nationaltrainer Hans Zach war der Tschechische und schwedische Trai- erste Eishockeytrainer, der es erwarb – ner haben eine sehr fundierte Ausbil- als Lehrgangsbester sogar. Wer sich dung und normal keine Probleme, an diese akademische Ausbildung he- anerkannt zu werden. In Kanada je- ranwagt, braucht A-Lizenz, Tätigkeits- doch absolviert man weitaus weniger nachweis, eine Empfehlung seines Ver- Stunden als in Deutschland – sodass bandes, außerdem die mittlere Reife. sich hauptsächlich bei den nordame- Auf drei Wegen gelangt man dann zum rikanischen Gastarbeitern Streit- und Diplom: per Direktstudium (eineinhalb Härte fälle ergeben. Jahre Dauer), Fernstudium (vier Jahre) Und was ist mit Spielertrainern? oder Kombinationsstudium (zweieinhalb Eine solche Zwitter-Stellung ist auf Jahre). Dauer verboten, allenfalls für die Übergangsphase von einigen Wo- chen wird geduldet, dass ein Spieler Mit dem Lizenzerwerb ist es nicht nach der Entlassung des Trainers getan. Der C-Trainer muss einmal dessen frühere Rolle übernimmt. innerhalb von vier Jahren eine Fort - Trotzdem favorisieren niederklassige bildungsmaßnahme besuchen, alle Klubs die Lösung Spielertrainer – anderen Gruppen sind im Zwei-Jahres- weil sie schlicht billiger ist. Allerdings Rhythmus dran. Bei Untätigkeit über muss dann ein lizenzierter »Stroh- mehr als zwölf Monate kann nach den mann« gefunden werden, der sich neuesten Richtlinien des DEB die Trai- an die Bande stellt und in der Öffent- nerlizenz entzogen werden. lichkeit als der eigentliche Trainer auftritt. Der Schiedsrichter 77

Noch zwei Minuten scheint Schiedsrichter Daniel Piechaczek anzuzeigen.

Der Schiedsrichter Im Nachwuchs sowie in den Senioren- klassen bis zur Regionalliga werden Jeder Schiedsrichter fängt klein an, Spiele im Zwei-Mann-System geleitet. wird in seinem Landesverband bei Was bedeutet, dass es zwei gleichbe- Nachwuchs-, Landes- oder Bezirksliga- rechtigte Schiedsrichter gibt. Sind sie spielen getestet und beurteilt. Der Auf- sich in der Beurteilung einer Situation stieg in den DEB-Bereich erfolgt freilich uneinig, liegt die Entscheidungsgewalt zügig, als Linienrichter kann man ziem- bei dem, der sich näher am Brenn- lich schnell sogar die Qualifikation für punkt befunden hat. die DEL und internationale Turniere er- Dies war das bis zum Jahr 1976 in reichen. allen Ligen gängige System. Dann Unerlaubter Weitschuss Bandencheck Stockcheck Ellbogencheck

Stockschlag Stockendenstoß Stockstich Übertriebene Härte

Strafschuss Matchstrafe a) Kein gültiges Tor Behinderung (Spielausschluss) b) Kein unerlaubter Weitschuss c) Kein Abseits

M

Bein stellen Halten Beobachteter Regelverstoß, der nicht sofort gepfiffen wird

Disziplinarstrafe, Haken Hoher Stock

Spieldauer-Disziplinarstrafe Schwere Disziplinarstrafe Unsportliches Verhalten

Unerlaubter Check von hinten Auszeit Körperangriff 80 Eishockey – die Akteure

ging man zu einer Änderung über, die International und in der DEL wird das aus Nordamerika importiert wurde. Schieds-/Linienrichter-Gespann noch Einem Hauptschiedsrichter (Referee) durch zwei Torrichter ( Judges) er- wurden zwei Linienrichter (Linesmen) gänzt, die hinter der Bande in Glashäu- zur Seite gestellt. Aufgabe der Helfer: sern postiert sind und mit einer Lampe Sie sind für den einwandfreien techni- anzeigen, ob aus ihrer Sicht der Puck schen Ablauf der Partie zuständig, die Torlinie überquert hat. Die endgül- kümmern sich darum, Abseits, Icing, tige Entscheidung über die Anerken- zwei-Linien-Pässe anzuzeigen. Fouls nung eines Tores liegt aber auch hier gehen sie hingegen nichts an – eigent- beim Hauptschiedsrichter. lich. Beobachten sie jedoch krasse Wie machen Schieds- und Linienrichter Regelverstöße, die mindestens eine sich verständlich? Grundsätzlich wer- große Strafe nach sich ziehen müs- den sie nur im erlaubten Rahmen mit sen, melden sie das dem Haupt- den Kapitänen der Mannschaften über schiedsrichter bei der nächsten Spiel- die Regelauslegung debattieren – zur unterbrechung. Erklärung der Vergehen gibt es eine in- ternationale Zeichensprache mit 21 Ges ten. Die Strafen spricht der Haupt- schiedsrichter allein aus. Ebenso Die Ausrüstung des Schiedsrichters: liegt die Entscheidung »Tor« oder schwarze Hose und das typische ze- »kein Tor« ausschließlich bei ihm. bragestreifte Hemd, Pfeife und Maß- Rücksprache ist im Zweifelsfall band (um etwa beanstandete Ausrüs- möglich. tungsteile überprüfen zu können). Die Schüsse der Spieler sind scharf, als Schiedsrichter kann man da schon mal Dadurch, dass sich der mit roten Arm- im Weg stehen. Deshalb: Schienbein- binden gekennzeichnete Hauptschieds- und Tiefschoner sind unverzichtbar. In- richter nicht um triviale Sachen wie zwischen ist auch der Helm vorge- Abseits kümmern muss, konzentriert schrieben, nachdem es zu Kopfverlet- er sich ganz auf die Beobachtung der zungen und längeren Akteure. Das System mit drei Mann Bewusstlosigkeiten gekommen war. hat sich bewährt und in der NHL ging Prominente Namen früherer Spieler man 2000 sogar dazu über, zwei findet man in der Schiedsrichter-Zunft Hauptschiedsrichter einzusetzen, um selten. Bislang haben die Aktiven sich der härteren Gangart gerecht zu wer- gescheut, auf die andere Seite zu den. Inzwischen wird dieses »four-offi- wechseln, weil sie genau wissen, was cial system« auch in den untergeord- da auf sie zukäme. Zudem will kei ner, neten Profiligen Nordamerikas und der in der Bundesliga oder DEL als Ak- vereinzelt auch vom Weltverband so- tiver etabliert war, als Pfeifenmann den wie der DEL in der Endrunde prakti- Weg über die unterste Klasse und ziert. Nachwuchsspiele gehen. Die Offiziellen 81

Die Offiziellen

Während des Spiels kooperiert der Schiedsrichter mit Stadionsprecher, Zeitnehmer, Strafzeitnehmer und Punktrichter. Der offizielle Punktrichter (Scorekee- per) ist eine Art Protokollführer. Er füllt den Spielberichtsbogen aus, indem er Torschützen, Assistenten und Torhüter- wechsel einträgt. Der Scorekeeper kann bis zu zwei Assistenten haben, er ist nämlich auch als Strafzeitnehmer tätig und schreibt nieder: Zeitpunkt und Dauer der Strafzeiten, ihnen zu- grunde liegendes Vergehen, verursa- chender Spieler. Daneben gibt es zwei Helfer auf den Strafbänken, die Ban- dentüren öffnen, wenn Strafzeiten abgelaufen sind ( Bench Atten- Torschiedsrichter dants). Der Strafzeitnehmer koordi- niert auch bei dicht besetzter Bank, ternationalen Turnieren kann der Refe- wer wann zurückdarf, gegebenenfalls ree bei strittigen Toren seine Entschei- erst bei der nächsten Spielunterbre- dung aufschieben, um sie als Video in chung. Zudem weist er den Schieds- Zeitlupe genau zu begutachten. Dazu richter darauf hin, wenn ein Spieler die gibt es einen eigenen Video Goal zweite große oder Disziplinarstrafe im Judge. Match erhalten hat, was zum soforti- Die offiziellen Helfer stellt der gastge- gen Ausschluss führt. Der Zeitnehmer bende Verein. Absolute Objektivität (Timekeeper) steuert die Spieluhr, auf mag deshalb manchmal fehlen. Um- der auch Strafzeiten und Spielstand an- stritten ist häufig der Zeitnehmer: Hat gezeigt werden. Er muss immer genau er vielleicht die Uhr zu früh gestoppt aufpassen, dass er Unterbrechungen oder absichtlich Sekunden weiterlaufen der Partie rechtzeitig mitbekommt und lassen? Der Auswärtsmannschaft die Uhr anhält. Der Stadionsprecher sollte folglich das Recht zugestanden (Announcer) sagt Tore und Strafzeiten werden, eine Kontrollperson neben an – außerdem kündigt er die jeweils dem Zeitnehmer zu platzieren – das letzte Spielminute im ersten und zwei- kommt zwar selten vor, ist aber schon ten Drittel an. Im Schlussabschnitt passiert. Ansonsten gilt, dass sich im weist er darauf hin, dass »noch zwei Eishockey wie im Leben alles aus- Minuten« und »die letzte Minute« zu gleicht. Zumal man ja jedes zweite absolvieren sind. In der NHL und bei in- Spiel nicht zu Hause bestreitet.

EISHOCKEY – TRAUMLAND NORDAMERIKA 84 Eishockey – Traumland Nordamerika

Jeder Eishockeyfreund kennt das Kürzel »NHL« für die und schätzt es, denn dahinter verbirgt sich nicht einfach nur eine beliebige Profiliga aus Nordamerika, sondern die absolut beste Liga im schnellsten Mannschaftssport der Welt. In der NHL spielen die Topspieler aus Kanada, den USA, Skandinavien, Russland, der Tsche- chei und sogar aus Deutschland. In die Hallen der 30 Clubs in Nord- amerika pilgern die meisten Zuschauer – in der Regeln über 17 000 pro Spiel –, Geld scheint in Hülle und Fülle vorhanden zu sein und in New York hat das beste Liga-Office, mit den optimalsten Marketingstrategen im Eishockeysport, seinen Sitz.

Doch bis das Eishockey und die NHL in Canadiens mindestens einmal auf der diese Position kamen, war ein langer, Siegerliste, zwischen 1953 und 1979 steiniger Weg zurückzulegen. »Erfun- dominierten die Frankokanadier die den« in Kanada breitete sich Eishockey Liga fast nach Belieben: 16 Stanley- zunächst nur zögernd in den USA aus, Cup-Gewinne und drei Vizemeister- wo die drei »Großen«, American Foot- schaften konnten sie in ihrer bisher ball, Baseball und Basketball, dominier- glanzvollsten Epoche verbuchen. ten. 1917 wurde die NHL ins Leben Es gab Zeiten, da teilte sich Kanadas gerufen – bis heute sind sechs der Eishockeywelt in zwei Lager: Einerseits Teams aus den Gründertagen noch ak- die (zumeist frankokanadischen) Anhän- tiv: die Montréal Canadiens, Toronto ger der Montréal Canadiens, die »Ro- Maple Leafs, , Bos- ten«, andererseits diejenigen der To- ton Bruins, New York Rangers und Chi- ronto Maple Leafs, die »Blauen«. Seit cago Blackhawks. Gründung der NHL liefern sich diese beiden Teams packende Duelle, und bis in die Sechziger hinein galten die Leafs Legendäre Mannschaften neben den Detroit Red Wings als die Allein den Namen Montréal Canadiens einzigen ernst zu nehmenden Gegner lässt sich jeder Eishockeyfan mit Ge- der Canadiens. Während letztere im- nuss auf der Zunge zergehen. Keine mer wieder Grund zum Feiern hatten, andere Mannschaft hat über Jahr- müssen die Fans der Leafs schon wei- zehnte derart hochklassiges Eishockey ter zurückdenken, um sich an den letz- geboten, kein Verein im Berufssport so ten Erfolg zu erinnern: 1967 war der viele Titel gewonnen – 23-mal ging der vorläufig letzte der insgesamt 13 Titel- in die frankokanadische Metropole – und kein Club hat Super- stars in so großer Zahl hervorge- Die Toronto Maple Leafs – hier Stürmerstar Phil Kessel – gehören bracht. In jedem Jahrzehnt seit der zu den traditionsreichen und Gründung der NHL finden sich die legendären Mannschaften der NHL.

86 Eishockey – Traumland Nordamerika

gewinne gelungen. Die Duelle sind zwar die Mannschaft aus der »Stadt der immer noch prestigeträchtig, aber Brüderlichen Liebe« nicht zimperlich schon lange haben die beiden Teams mit ihren Gegnern um. nicht mehr um Meisterehren gespielt. Den europäisch-orientierten Spielfluss Eishockey bemüht sich im Mutterland führten die Edmonton Oilers in der des Sports um Anschluss, während es NHL ein. 1978 sorgte dort ein 17-jäh- beim südlichen Nachbarn boomt. riger blonder Junge erstmals für Auf- Neben Detroit sind die »Big Bad sehen, Wayne Gretzky. Der damalige Bruins« aus Boston ein Traditionsclub. Manager Glen Sather baute in den Mit Härte, Schnelligkeit und Durchset- 1980ern um den bedeutendsten Eis- zungsvermögen strebte man nach Er- hockeyspieler aller Zeiten eine als le- folg, genauso wie die seit den 1970ern gendär geltende Mannschaft auf. gefürchteten »Broad Street Bullies« Schnelles, pass- und offensiv-orientier- aus Philadelphia. Die Flyers waren es tes Eishockey galt als Markenzeichen auch, die den damals übermächtigen der Oilers, eine perfekte Mischung aus Russen mit ihrer Spielweise Angst und kanadischen und europäischen Eigen- Schrecken einflößten. Bis heute geht schaften. Die glanzvolle Vorstellung der

Inzwischen mischen auch die Senators (weiß) aus Kanadas Hauptstadt Ottawa in den kanadischen NHL-Duellen munter mit. Eishockey-Mekka New York 87

Stehen sich die NHL-Traditionsmannschaften Montréal (rot) und Toronto gegenüber, fiebert ganz Kanada mit.

Oilers in den 1980ern zeigt bis heute Ruhm und Ehre in der NHL: die New Auswirkungen, viele Mannschaften ver- York Rangers, die suchen immer noch das Erfolgsrezept und die New Jersey Devils. Da alle des Meisters von 1984, 1985, 1987, drei schon den Stanley Cup gewonnen 1988 und 1990 zu kopieren. haben, darf sich New York zu Recht als »Mekka des Eishockeys« fühlen, zu- Eishockey-Mekka New York mal hier auch das NHL-Büro zu Hause ist. Wenn die Teams aufeinandertref- Was treibt das Adrenalin der Fans auf fen, werden scheinbar gesittete Büro- den höchsten Pegel? Lokalderbys! Sie angestellten zu fanatischen Raudis sind in jeder Sportart das Salz in der und feine Damen zu Furien. Vom Ma- Suppe, gehorchen ihren eigenen Ge- dison Square Garden, dem Tempel setzen und Regeln. Im Großraum New des Eishockeys, sind es nur wenige York streiten sich gleich drei Klubs um S-Bahn-Stationen zur neuen Prudential 88 Eishockey – Traumland Nordamerika

Arena, wo die Devils zu Hause sind, 2014), Philadelphia Flyers, Pittsburgh und die New York Islanders sind seit Penguins und die St. Louis Blues noch ihrem Umzug 2015 nach Brooklyn nur immer dabei sind. Ein weiterer Meilen- noch wenige U-Bahn-Stationen von stein war das Jahr 1979, als vier den Rangers entfernt. Teams der Konkurrenzliga WHA (World Hockey Association) – die Edmonton Oilers, Hartford (heute Carolina Hurri- Von Küste zu Küste canes), Quebec (heute Colorado Avalan- Bis 1967 war die NHL-Tabelle über- che) und Winnipeg (heute Phoenix sichtlich: Meistens spielten nur die »Ori- Coyotes) dazustießen. Ihren Abschluss ginal Six« – Boston, Chicago, Detroit, erlebte die NHL-Expansion dann in den Montreal, New York und Toron to – um späten 1990ern, als man vermehrt Meisterehren. Doch dann begann die Teams im so genannten Sun Belt ansie- Ausbreitung der Liga über den ganzen delte: die Florida Panthers, Tampa Bay nordamerikanischen Kontinent: 1967 Lightning, (seit kamen sechs neue Teams dazu, von de- 2011 in Winnipeg), Nashville Preda- nen die derzeit sehr erfolgreichen Los tors, Dallas Stars, San Jose Sharks Angeles Kings (NHL-Meister 2012 und und die Anaheim Mighty Ducks.

Immer wenn sich die Teams aus dem Groß raum New York – hier Rangers (blaue Trikots) und Devils – gegenüberstehen, fliegen die Fetzen. Aufbruch in eine neue Ära 89

Deutsche in der NHL

Uwe Krupp galt lange Zeit als das Aushängeschild des deutschen Eis- hockeys in der NHL. Inzwischen tum- melt sich eine ganze Reihe deutscher Talente in der besten Liga der Welt und in seiner Aufbauliga AHL (Ameri- can Hockey League). So gehört Den- nis Seidenberg längst zu den Leis- tungsträgern bei den Boston Bruins. Zwei deutsche Spieler tragen das Tri- kot der : Verteidi- ger sowie Torhüter Thomas Greiss, und Marcel Goc stürmt bei den St. Louis Blues. Aber auch Talente wie Leon Draisaitl, Phi- lipp Grubauer, Korbinian Holzer oder Tobias Rieder sind auf dem Sprung, sich in der NHL dauerhaft zu etablie- ren, und weitere Cracks hoffen ihnen bald folgen zu können.

Aufbruch in eine neue Ära Die Jahre 2004/05 werden in den An- Marcel Goc, hier im Trikot der St. Louis nalen der NHL einen besonderen Platz Blues, ist einer von zahlreichen deutschen erhalten, denn erstmals in der Ge- Cracks, die sich in der NHL einen Stammplatz sichern konnten. schichte der Liga wurde kein einziges Spiel ausgetragen und kein Meister er- mittelt. 301 Tage dauerte der Arbeits- men auf, immerhin waren die Eintritts- kampf zwischen den Vereinsbossen und preise gesenkt worden und lockten be- der Spielergewerkschaft um einen sondere Aktionen wie z. B. Freikarten neuen Arbeitsvertrag. Diesem längsten für Kinder in Boston. Hinzu kommt, Arbeitskampf in der Geschichte des Be- dass die Teams gehörig abspeckten – rufssports fiel eine komplette Saison erstmals trat eine Gehaltsobergrenze zum Opfer und viele Kritiker prognosti- für jede Mannschaft von 69 Millionen zierten den Exodus der NHL, die jedoch Dollar in Kraft, was finanziell für mehr im Herbst 2005 überraschend moti- Ausgeglichenheit sorgt. Was da im viert aus der Krise hervorging. Herbst 2005 aufs Eis zurückkehrte, Nach der Zwangspause nahmen die war nicht mehr die »altehrwürdige Fans die Liga wieder mit offenen Ar- Dame« unter den Profiligen von Ameri-