Beatrice Harrison Doppelkonzert A-Moll Op
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Harrison, Beatrice Beatrice Harrison Doppelkonzert a-Moll op. 102 von Johannes Brahms auf; die Doppelkonzerte von Frederick Delius und Cyril Scott * 9. Dezember 1892 in Roorkäa, Indien (verschollen) wurden eigens für das Geschwisterpaar ge- † 10. März 1965 in Smallfield (Sussex), England schrieben. Einem breiteren Publikum wurde Beatrice Harrison auch durch Rundfunkkonzerte und -aufnah- Cellistin, Solistin, Kammermusikerin men für die BBC sowie durch ihre Aufnahmen für das La- bel „His Master's Voice“ bekannt. „Miss Beatrice Harrison […] is a musician through and Orte und Länder through. […] In the first place, she has a keen sensitive- ness to rhythm that enables her to keep up the slow, swin- Beatrice Harrsion wurde in Roorkäa (Indien) geboren, ging stride of an andante with just as much precision as kam aber bereits als Kind zurück nach England. Wäh- the hurried measures of a tarantelle; in the second place rend ihrer Kindheit lebte die Familie einige Jahre in she has a strong sense of colour, and uses her tone, Chatham, bevor sie London als Hauptwohnsitz wählte. which is remarkably full and mellow, with an artist’s eco- Beatrice Harrison studierte in London und setzte ihr Stu- nomy and feeling for ‘Niceness’ of effect; and finally, she dium ab 1908 in Frankfurt a. M. und Berlin fort. Im Jahr has the self-control of a practised musician, for not once 1911 kehrte sie nach London zurück und behielt dort ih- in the evening did she show the slightest tendency to- ren Wohnsitz bei, bis sie sich Mitte der 1930er Jahre auf wards hurry of nervous deliberation. After so successful ihr Landhaus „Foyle Riding“ in Oxted/Surrey zurückzog. a commencement Miss Harrison ought to have a brilliant Nach dem zweiten Weltkrieg zog sie gemeinsam mit ih- career before her.“ rer Schwester Margaret Harrison nach South Nutfield, „Miss Beatrice Harrison ist durch und durch Musikerin. Surrey, wo sie ein Landhaus „Nutfield Ridge” kaufte. An erster Stelle hat sie ein ausgeprägtes Rhythmusge- Biografie fühl, das sie befähigt, den langsamen, schwingenden Sch- ritt eines Andante mit ebensolcher Präzision durchzuhal- Beatrice Harrison wurde am 9. Dezember 1892 in Roor- ten, wie die eiligen Takte einer Tarantella; zweitens hat käa (Indien) geboren, wo ihr Vater J. H. C. Harrison als sie einen starken Sinn für Klangfarbe und gestaltet ihren Colonel der Royal Engineers stationiert war; wenige Mo- Ton, der bemerkenswert voll und weich ist, mit der Öko- nate nach ihrer Geburt kehrte die Familie nach England nomie einer Künstlerin und einem Gefühl für die Feinhei- zurück. Die Mutter Anne Harrison, selbst Sängerin und ten des Ausdrucks. Schließlich hat sie die Selbstbeherr- Pianistin, sorgte für eine fundierte musikalische Ausbil- schung einer ausübenden Musikerin, denn kein einziges dung ihrer vier Töchter, von denen drei professionelle Mal zeigte sie an diesem Abend die geringste Neigung, Musikerinnen wurden: Margaret Harrison und May Har- aus Nervosität zu eilen. Nach einem so erfolgreichen Be- rison als Violinistinnen und Pianistinnen, Beatrice Harri- ginn sollte Miss Harrison eine brillante Karriere vor sich son als Cellistin. Wie alle Kinder der Familie wurde auch haben.“ Beatrice Harrison zunächst in Klavier und Violine in Lon- („The Times London“ vom 30. Mai 1907, S. 9) don und Chatham ausgebildet und bestand mit sieben Jahren das „Associated Board Examination“ – eine noch Profil heute von den Royal Schools of Music abgenommene Beatrice Harrison gehörte in den ersten Jahrzehnten des Prüfung – in beiden Instrumenten. Mit acht Jahren er- 20. Jahrhunderts zu den führenden internationalen Solo- hielt sie auf ihren eigenen Wunsch hin in Rochester ih- Cellistinnen. Sie arbeitete mit zeitgenössischen Kompo- ren ersten Violoncello-Unterricht und bestand bereits nisten zusammen, u. a. mit Edward Elgar, Frederick De- ein halbes Jahr später auch auf diesem Instrument das lius und Cyril Scott und machte deren Cellokonzerte in- „Associated Board Examination“. ternational bekannt. Konzertreisen führten sie durch Die Familie zog nach London und Beatrice Harrison wur- mehrere europäische Länder sowie durch die USA. Beat- de zunächst privat von dem Cellisten William Edward rice Harrison trat häufig mit zwei ihrer Geschwister, den Whitehouse unterrichtet, der zu dieser Zeit bereits Pro- Violinistinnen Margaret und May Harrison auf. Beson- fessor am Royal College of Music und an der Royal Aca- ders May Harrison und Beatrice Harrison waren für ihre demy of Music in London war. Bereits eineinhalb Jahre Interpretationen von Doppelkonzerten berühmt. Mehr später gewann Beatrice Harrison die „Associated Board’s als 95 Mal traten sie bereits zu Studienzeiten mit dem Gold Medal“ in der „Senior Devision“ und begann im Al- – 1 – Harrison, Beatrice ter von elf Jahren mit einem Stipendium am Londoner jungen Cellistin Beatrice Harrison [...]. Diese zarte junge Royal College of Music bei William Edward Whitehouse Künstlerin vereinigt in sich Vorzüge, die manch berühm- das Fach Violoncello zu studieren; zusätzlich erhielt sie ter Vertreter ihres Instruments nicht aufzuweisen hat. Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt. Ein großer, innerlich belebter Ton, zündendes Tempera- Noch vor Beendigung ihres Studiums gab Beatrice Harri- ment in Verbindung mit einem technischen Können, das son ihr Debütkonzert in der Londoner Queen’s Hall un- kaum je versagt, verhalfen ihr zu einem Siege auf der gan- ter der Leitung von Henry Wood. Am 29. Mai 1907 trat zen Linie. Nach der schwungvollen Wiedergabe des d sie dort u. a. mit dem Cellokonzert a-Moll op. 33 von Ca- moll-Konzertes von Lalo spielte sie Tschaikowskys Roko- mille Saint-Saëns auf; die Musikkritik reagierte begeis- ko-Variationen mit so viel Grazie und Charme, daß man tert. an der prächtigen Leistung seine helle Freude haben konnte. Man wird nicht fehlgehen, wenn man der jungen Auf Anraten von Enrique Arbós – dem damaligen Violin- Künstlerin eine glänzende Zukunft prophezeit.“ („Neue Professor der Schwester May Harrison, die zeitgleich am Zeitschrift für Musik“ 77/1910, S. 444) Ebenfalls im Jahr Royal College studiert hatte – entschloss sich die Fami- 1910 gewann Beatrice Harrison als erste Cellistin und ver- lie, Beatrice Harrison bei dem deutschen Cellisten Hugo mutlich mit 17 Jahren jüngste Studentin den begehrten Becker weiter studieren zu lassen. Mitte 1908 kam Beatri- Mendelssohn-Preis. Sie verließ Ostern 1911 die Königli- ce Harrison nach Frankfurt a. M., wo sie in einer Mäd- che Hochschule für Musik in Berlin (Jahresbericht chenschule, dem Taunus Institut in Königstein, unterge- 1910/1911) und kehrte zunächst nach London zurück. bracht wurde. Sie begann ein Privat-Studium bei Hugo Dort spielte sie Anfang April 1911 in den Queen’s Hall Becker und widmete sich in dieser Zeit vorrangig dem Symphony Concerts unter der Leitung von Sir Henry Violoncello-Konzert von Antonín Dvořák. Als Hugo Be- Wood das Cello-Konzert d-Moll von Edouard Lalo sowie cker 1909 einen Ruf an die Königliche Hochschule für am gleichen Abend das Doppelkonzert a-Moll op. 102 Musik in Berlin erhielt, folgte ihm Beatrice Harrison und von Johannes Brahms – wiederum gemeinsam mit May setzte dort als eingeschriebene Studentin ab 1909 ihr Stu- Harrison (vgl. „The Times London“ vom 3. April 1911, S. dium fort (vgl. Jahresbericht 1909/1910). Innerhalb kür- 10). zester Zeit konnte sie sich auch im Berliner Musikleben als Cellistin etablieren. Bereits in ihrem ersten Berliner Nach Beendigung ihres Studiums ging Beatrice Harrison Studienjahr, am 17. März 1910, debütierte sie mit dem gemeinsam mit ihrer Schwester May Harrison auf Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Os- Tournee und konnte sich innerhalb kürzester Zeit im in- kar Noë mit dem Doppelkonzert für Violine und Violon- ternationalen Musikleben etablieren. Eine erste große cello von Johannes Brahms a-Moll op. 102; den Violin- Konzertreise führte das Geschwisterpaar in den Jahren part übernahm ihre Schwester May Harrison (vgl. Muck 1911/1912 durch Deutschland, Frankreich und Österreich- 1982, S. 126). Am 1. Juli des selben Jahres trat Beatrice Ungarn mit Konzerten u. a. in Dresden, Bremerhaven, Harrsion bei einem Unterhaltungsabend im Theatersaal Metz, Wien und Budapest. Von dort reisten May und der Königlichen Hochschule für Musik mit Gabriel Fau- Beatrice Harrison weiter nach Warschau, Lemberg, Kra- rés „Elégie“ und Hamilton Hartys „Papillons“ auf und kau sowie nach Norwegen, Schweden und Dänemark. spielte gemeinsam mit Paul Scholz (Klavier) und August Nach kurzen Aufenthalten in Berlin und London folgte ei- Hewers (Violine) das Klaviertrio a-Moll von Piotr I. ne weitere Tournee durch Deutschland und Russland Tschaikowsky (vgl. Jahresbericht 1909/1910). Am 18. Ok- mit Konzerten in Leipzig, Berlin und St. Petersburg. Al- tober 1910 gab Beatrice Harrison ein Solokonzert im Ber- lein auf diesen beiden Reisen spielten May und Beatrice liner Bechstein-Saal und im Dezember 1910 folgte ein Harrison das Doppelkonzert op. 102 von Johannes Auftritt in der Berliner Singakademie unter der Leitung Brahms ungefähr 95 Mal (zu dieser Tournee vgl. Harri- ihres Lehrers Hugo Becker; Publikum und Musikkritik re- son 1985, S. 76-92). Zwischen 1913 und 1917 unternahm agierten begeistert: „Aufrichtig freuen kann sich der fach- Beatrice Harrison mehrere kleinere Tourneen durch die liche Beurteiler, wenn er im Konzertsaale einem Talente USA – teilweise in Begleitung ihrer Schwestern May und begegnet, dessen Begabung musikalisch und technisch Margaret Harrison –, wo Beatrice Harrison u. a. in der so zweifelsfrei ist,